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CARL GOTTLIEB PESCHEL<br />
1798 – Dresden – 1879<br />
Kopf einer jungen Frau mit Tuch und niedergeschlagenen Augen.<br />
Bleistift und Rötel, mit reicher Deckweißhöhung, auf bräunlichem Velin mit<br />
Fragment eines Wasserzeichens. 23,1:14,7 cm. – Mit leichtem Lichtrand.<br />
Provenienz: Sammlung Carl Heumann, Chemnitz, Lugt 555b,<br />
Lugt Suppl. 2841a.<br />
Die ganz auf den Kopf konzentrierte Darstellung mit den zart<br />
eingesetzten Lichtakzenten gibt Peschels Beherrschung zeichnerischer<br />
Mittel überzeugend wieder. Vermutlich handelt es<br />
sich um eine Figurenstudie für ein religiöses Motiv.<br />
Peschel studierte an der Dresdner Akademie 1811 bei Christian<br />
August Lindner (1772-1832) und 1815/25 bei Traugott Leberecht<br />
Pochmann (1762-1830). 1825/26 unternahm er eine Reise<br />
nach Rom, die zu enger Freundschaft mit Julius Schnorr von<br />
Carolsfeld (1794-1872) und Ludwig Richter (1803-1884) führte.<br />
Dort schloß er sich eng den Nazarenern, dem Kreis um Johann<br />
Friedrich Overbeck (1789-1869) an.<br />
Nach seiner Rückkehr nach Dresden gab er zunächst Zeichenunterricht<br />
und beschäftigte sich mit der Dosenmalerei. 1837<br />
wurde er Lehrer an der Dresdner Kunstakademie, 1846 Professor,<br />
1859 Mitglied der Akademie des Rates. Das auch nach seinem<br />
Italienaufenthalt fortgesetzte freundschaftliche Verhältnis<br />
zu Richter führte zu gemeinsamen Studienreisen. So reisten die<br />
beiden Künstlerfreunde 1841 und 1848 mit Ernst Ferdinand<br />
Oehme (1797-1855) nach Böhmen, 1857/1859 unternahmen sie<br />
eine Reise an den Bodensee, 1859 in die Schweiz und ins Rheintal,<br />
1862 wieder nach Böhmen.<br />
Werke besitzt u.a. das Kupferstichkabinett Dresden, das Graphische<br />
Kabinett Leipzig, die National <strong>Galerie</strong> Berlin.<br />
Vor seinem Rom-Aufenthalt meist Bildnisse und mythologische<br />
Darstellungen malend, wandte Peschel sich anschließend,<br />
außer Künstlerbildnissen, zunehmend biblisch-historischen<br />
Figurenbildern zu. Als Mitglied des Kreises um Overbeck entwickelte<br />
Peschel die charakteristische Handschrift der Nazarener<br />
mit der Betonung der Kontur, die Vorrang vor der Farbe<br />
hat. Auch die bei den Nazarenern anzutreffende Konzentration<br />
der Lichtführung, hier durch reiche Deckweißhöhungen gekennzeichnet,<br />
kam bei Peschel zum Einsatz, und nicht zuletzt<br />
ein weiteres Kennzeichen der nazarenischen Porträtkunst, der<br />
ernste und verinnerlichte Gesichtsausdruck.<br />
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