Katalog-105_Galerie_Fach
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JOSEPH REBELL<br />
1787 Wien – Dresden 1828<br />
Heroische Landschaft mit Baumgruppen, Tempeln und Figuren.<br />
Feder in Schwarz, grau laviert, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />
rechts unten signiert und datiert „Js. Rebell 1809.“. 37,2:50,6 cm.<br />
Mit Bleistiftquadrierung in großem Maßstab.<br />
Entwurfszeichnung zu dem Gemälde „Classical Wooded Landscape<br />
with Temple and Figures in Ancient Dress“ von 1809<br />
(113:157,2 cm), das im Januar 2008 von einer <strong>Galerie</strong> in New York<br />
an ein Museum verkauft wurde.<br />
Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Drawn to the spot. Preceptions<br />
and Views in Old Master and Modern Drawings from<br />
the Muscarelle Museum of Art and the Herman Foundation<br />
Collections. Williamsburg, 1994, Nr. 16 mit Abb.<br />
Rebell orientiert sich in dieser Zeichnung am Landschaftsstil<br />
Claude Lorrains (eigentl. Claude Gellée, 1600-1682). Er richtete<br />
sich damit nach dem Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts.<br />
Die vorliegende Landschaftsidylle enthält alle Stilelemente, die<br />
für diese Bildgattung verbindlich sind: die komponierte Landschaft<br />
mit den seitlich rahmenden Kulissen (hier Bäume), die<br />
klassisch-ausgewogene Komposition, das erfundene Architekturmotiv,<br />
das auf antike Tempel anspielt und das in der für<br />
ein solches Capriccio typischen Weise in die ideale Landschaft<br />
integriert ist. Auch die Figurenstaffage erinnert an Claude<br />
Lorrain.<br />
An der Wiener Akademie studierte Rebell zunächst Architektur<br />
bei L.J. Montoyer (um 1749-1811), wechselte dann aber zur<br />
Landschaftsmalerei. M. Wutky (1739-1823), der „alte Italienfahrer“,<br />
wurde sein Lehrer. Bei ihm lernte er das „Effektstück“,<br />
etwa Nachtbilder oder Vesuvausbrüche, kennen.<br />
1809 ging Rebell in die Schweiz, von da nach Mailand und<br />
anschließend 1810 nach Oberitalien. Hier bewegte er sich im<br />
Gefolge um E. Beauharnais. Auf dessen Empfehlung malte er<br />
für J. Murat in Neapel 13 Ansichten von Neapel (1813-1815), die<br />
für Caroline Murat bestimmt waren. Er war auch erfolgreich<br />
mit Marinen, wandte sich dann aber doch nach Rom und lebte<br />
dort im Kreis der österreichischen Künstler bis 1824. Bei einem<br />
Besuch 1819 in Rom wurde Österreichs Kaiser Franz I. auf<br />
Rebell aufmerksam und berief ihn zum Direktor der kaiserlichen<br />
Gemäldegalerie nach Wien.<br />
1826 wurde er akademischer Rat und hatte mit seinen lichterfüllten,<br />
leuchtenden Arbeiten einen bedeutenden Einfluß auf<br />
die Entwicklung der Wiener Landschaftsmalerei (vgl. Ausst.<br />
<strong>Katalog</strong>: Das Jahrhundert des Wiener Aquarells 1780 - 1880.<br />
Wien, Albertina, Wien 1973, S. 14).<br />
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