Top1000 Unternehmen in Nienderösterreich 2017
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unserem Land gute Arbeit geleistet. Natürlich<br />
lassen sich Rückschläge nicht vermeiden,<br />
wie bei der geplanten dritten Piste<br />
am Flughafen Schwechat. Aber der Kurs<br />
stimmt: Bei der Infrastruktur, bei der Forschung<br />
ebenso wie bei den Aus- und Weiterbildungs<strong>in</strong>itiativen<br />
geht etwas weiter. Klar<br />
können die Interessen nicht immer gleich<br />
gelagert se<strong>in</strong>, aber wenn es drauf ankommt,<br />
ziehen die Verantwortungsträger <strong>in</strong> Niederösterreich<br />
an e<strong>in</strong>em Strang.<br />
ECHO: Obwohl Niederösterreich als Wirtschaftsstandort<br />
im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />
nach wie vor e<strong>in</strong>e gute Position e<strong>in</strong>nimmt,<br />
s<strong>in</strong>d manche Branchen – vor allem <strong>in</strong> der<br />
Industrieproduktion – starkem Mitbewerb<br />
von Billiglohnländern ausgesetzt. Wie lässt<br />
sich diese Herausforderung meistern?<br />
Zwazl: Bestehen können wir nur mit Qualität<br />
– über die Billigschiene funktioniert es<br />
nicht. Mehr Qualität erfordert aber ständige<br />
Innovationen und Investitionen, <strong>in</strong> die Forschung<br />
und vor allem <strong>in</strong> unser Aus- und<br />
Weiterbildungssystem. Was wir brauchen,<br />
s<strong>in</strong>d wirtschaftsnahe, sprich praxisgerechte<br />
Qualifikationen. Die ganze Ausbildung<br />
muss noch viel stärker auf die Bedürfnisse<br />
der <strong>Unternehmen</strong> ausgerichtet se<strong>in</strong>.<br />
ECHO: Die Politik wird nicht müde, die<br />
Wichtigkeit von Bildung und Ausbildung<br />
für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts zu<br />
betonen. Konkret passiert aber eher wenig.<br />
Welche Maßnahmen s<strong>in</strong>d am dr<strong>in</strong>gendsten?<br />
Zwazl: Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach wird die bildungspolitische<br />
Diskussion <strong>in</strong> Österreich<br />
viel zu sehr von den Streitereien über Schulreformen<br />
überlagert. Die Lehre und das<br />
ganze berufliche Ausbildungswesen werden<br />
da ganz vergessen. Dabei passiert gerade da<br />
sehr viel. Deswegen klappt es ja auch sehr<br />
gut. Pisa h<strong>in</strong>, Pisa her – darüber, dass wir<br />
bei der dualen Ausbildung im absoluten<br />
<strong>in</strong>ternationalen Spitzenfeld s<strong>in</strong>d, hört, sieht<br />
oder liest man vergleichsweise wenig. In unseren<br />
Betrieben wird sehr gut ausgebildet,<br />
die Zusammenarbeit mit dem beruflichen<br />
Schulwesen funktioniert. Was fehlt, ist e<strong>in</strong>e<br />
verstärkte Berufsorientierung an den Schulen,<br />
um die Drop-out-Raten zu senken. Bei<br />
der Lehre liegt diese bei sechs Prozent, bei<br />
der AHS bei über 20 Prozent. Da gehört der<br />
Hebel angesetzt.<br />
„2016 belief sich unser<br />
gesamtes Exportvolumen,<br />
also Waren und<br />
Dienstleistungen zusammengefasst,<br />
auf fast<br />
28 Milliarden Euro.<br />
Damit werden sechs<br />
von zehn Euro im Ausland<br />
verdient.“<br />
ECHO: Forschung und Entwicklung ist e<strong>in</strong><br />
wichtiger Indikator für e<strong>in</strong>en Wirtschaftsstandort,<br />
bei dem Niederösterreich im Vergleich<br />
zu anderen Bundesländern h<strong>in</strong>terherh<strong>in</strong>kt.<br />
Was muss getan werden, um zum<strong>in</strong>dest<br />
die durchschnittliche Forschungsquote<br />
Österreichs zu erreichen?<br />
Zwazl: Die Forschungsquote alle<strong>in</strong> ist hier<br />
nicht aussagekräftig. Wenn Sie sich die Zahlen<br />
genauer anschauen, werden sie sehen, dass wir<br />
bei der betrieblichen Forschung ke<strong>in</strong>eswegs<br />
im H<strong>in</strong>tertreffen liegen. Im öffentlichen Bereich<br />
liegen traditionelle Hochschulstandorte,<br />
wie etwa Wien, klarerweise vorne. Aber dass<br />
seitens des Landes <strong>in</strong> den letzten Jahren hier<br />
enorm viel gemacht worden ist, wird wohl<br />
niemand bestreiten. Sei es das IST (Institute of<br />
Science and Technology Austria) <strong>in</strong> Klosterneuburg<br />
oder sei es bei MedAustron <strong>in</strong> Wiener<br />
Neustadt, um nur zwei große Projekte zu<br />
nennen. Da s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> Niederösterreich nicht<br />
nur auf dem richtigen Weg, sondern <strong>in</strong> vielerlei<br />
H<strong>in</strong>sicht sogar absolut wegweisend. Etwa<br />
bei den Technologie- und InnovationsPartnern,<br />
kurz TIP genannt. Um kle<strong>in</strong>e und mittlere<br />
Betriebe <strong>in</strong> Sachen Technologisierung zu<br />
unterstützen und ihnen für ihre Projekte e<strong>in</strong>en<br />
Zugang zu Forschungse<strong>in</strong>richtungen zu eröffnen,<br />
haben Land und Wirtschaftskammer geme<strong>in</strong>sam<br />
diese E<strong>in</strong>richtung schon vor über 20<br />
Jahren <strong>in</strong>s Leben gerufen.<br />
ECHO: Das Thema Digitalisierung wird oft<br />
als e<strong>in</strong>e der großen Herausforderungen für<br />
die Wirtschaft bezeichnet. Welche Chancen<br />
und Risiken ergeben sich aus diesem Thema?<br />
Zwazl: Die Digitalisierung f<strong>in</strong>det statt und<br />
verändert unser aller Leben, ob es e<strong>in</strong>em<br />
passt oder nicht. Das heißt jetzt aber nicht,<br />
dass jeder Betrieb bl<strong>in</strong>dwütig drauflosdigitalisieren<br />
soll. Von Digitalisierung ob der Digitalisierung<br />
willen halte ich nichts. Natürlich<br />
können Sie viel, sogar sehr, sehr viel digitalisieren.<br />
Produktionen genauso wie Dienstleistungen.<br />
Es gibt schon längst Automatenrestaurants,<br />
aber wollen Sie beim Heurigen<br />
von e<strong>in</strong>em Roboter bedient werden? Ich will<br />
damit sagen, dass man als Betrieb schon sehr<br />
genau h<strong>in</strong>schauen muss, wo die Digitalisierung<br />
für e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n macht und wo nicht.<br />
ECHO: Im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich s<strong>in</strong>d<br />
beim Thema Digitalisierung andere Wirt-<br />
ECHO TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2017</strong><br />
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