top 1000 | export Exportmarkt Iran WKNÖ-Vizepräsident Christian Moser zum Exportmarkt Iran ECHO: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung dieses Exportmarkts e<strong>in</strong>? Christian Moser: Vor noch nicht so langer Zeit habe ich mir mit e<strong>in</strong>er niederösterreichischen Wirtschaftsdelegation selbst e<strong>in</strong> Bild an Ort und Stelle machen können. Da wird e<strong>in</strong>em schnell klar, dass es nach fünf Jahren Wirtschaftssanktionen sehr viel aufzuholen gibt. Nahezu <strong>in</strong> jedem Meet<strong>in</strong>g sprach uns die iranische Seite auf den Technologietransfer an. Aber auch bei ganz normalen Gebrauchsgütern gibt es e<strong>in</strong>en großen Nachholbedarf. ECHO: In der Geschäftsabwicklung mit dem Iran ist nach wie vor die Zahlungsabwicklung e<strong>in</strong> schwieriges Thema. S<strong>in</strong>d dafür Lösungen <strong>in</strong> Sicht? Moser: Banken s<strong>in</strong>d noch immer zögerlich aus Sorge vor US-Strafen, die zum Teil bereits unterzeichneten Abkommen mit europäischen <strong>Unternehmen</strong> zu f<strong>in</strong>anzieren. Aus diesem Grund liegen derzeit noch immer e<strong>in</strong>ige Geschäfte auf Eis. Der Wiederaufbau der Zahlungsabwicklungssysteme des Irans und die Integration <strong>in</strong> den <strong>in</strong>ternationalen Zahlungsverkehr brauchen ihre Zeit. Aus re<strong>in</strong> technischer Sicht ist dieses Problem aber auf jeden Fall lösbar. ECHO: Welche negativen Auswirkungen wären durch die e<strong>in</strong>seitige Aufkündigung des Atom-Abkommens durch die USA zu befürchten? Moser: Ich persönlich hielte dies für ganz schlecht, nicht nur, weil damit e<strong>in</strong> Hoffnungsmarkt für die europäische Wirtschaft wegfallen würde. Der Iran ist e<strong>in</strong> uraltes Kulturland und entspricht <strong>in</strong> vielerlei Weise nicht dem, was man sich hierzulande unter e<strong>in</strong>er islamischen Republik vorstellen mag. Im Grunde ist es e<strong>in</strong> tief gespaltenes Land, e<strong>in</strong>e Aufkündigung würde wahrsche<strong>in</strong>lich nur den politischen Hardl<strong>in</strong>ern im Iran nützen und jede Chance auf e<strong>in</strong>e weitere Tauwetterphase verbauen. macht. Vorzüge, die auch schon vor dem Ende der Sanktionen bekannt waren und von manchem niederösterreichischen <strong>Unternehmen</strong> geschätzt und für Handelsbeziehungen genutzt wurden. <strong>Unternehmen</strong> wie Aichel<strong>in</strong> <strong>in</strong> Mödl<strong>in</strong>g. Marktführer im Iran Für den Technologieführer im Bereich von Industrieanlagen und Komponenten zur thermischen und thermochemischen Behandlung metallischer Bauteile ist der Iran seit vielen Jahren e<strong>in</strong> attraktiver Markt. Aichel<strong>in</strong> ist im Iran Marktführer bei Industrieöfen für die Automobil<strong>in</strong>dustrie. Allerd<strong>in</strong>gs müsse das Geschäft nach den schwierigen Zeiten des Embargos jetzt wieder neu aufgebaut werden, erklärt Geschäftsführer Thomas Dopler: „95 Prozent der Exporte <strong>in</strong> den Iran s<strong>in</strong>d während der Embargozeit zum Erliegen gekommen. Seit der Aufhebung der Sanktionen nimmt das Geschäft wieder zu. Wir können die bereits bestehenden Anlagen wieder mit Ersatzteilen beliefern.“ Dopler hofft an die erfolgreichen Geschäfte der Vergangenheit anschließen zu können und darauf, dass <strong>in</strong> den nächsten Monaten das Neuanlagengeschäft wieder auflebt. Dopler schätzt am Handelspartner Iran den hohen Entwicklungsstand: „Der Iran ist e<strong>in</strong> sehr gutes Beispiel für e<strong>in</strong>en entwickelten Markt, mit e<strong>in</strong>er hohen Ausbildungsqualität, e<strong>in</strong>er hoher Geschäftskultur und treuen Kunden.“ Probleme beim Zahlungsverkehr E<strong>in</strong> nach wie vor schwieriges Kapitel ist die Abwicklung der Zahlungen bei Exportgeschäften, nachdem Irans Banken durch die Sanktionen vom <strong>in</strong>ternationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten waren. Auch seit dem Ende der Sanktionen nehmen europäische Banken aus Angst vor Nachteilen <strong>in</strong> den USA nur sehr zögerlich diese Verb<strong>in</strong>dungen wieder auf. In Österreich gab vor Kurzem die Oberbank bekannt, den Zahlungsverkehr mit iranischen Banken wieder aufzunehmen. Ob weitere österreichische Banken diesem Beispiel folgen „Der Iran ist e<strong>in</strong> sehr gutes Beispiel für e<strong>in</strong>en entwickelten Markt.“ Thomas Dopler, Aichel<strong>in</strong> werden, ist noch ungewiss. Weniger exotisch und geografisch ganz anders gelegen, aber ebenfalls e<strong>in</strong> Exportmarkt <strong>in</strong> den die heimische Wirtschaft große Hoffnung setzt, ist Kanada. Niederösterreich hat alle<strong>in</strong> 2015 Waren und Dienstleistungen im Wert von 97 Millionen Euro dorth<strong>in</strong> geliefert, Tendenz steigend. E<strong>in</strong> Exportmarkt aber auch, der <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durch das geplante Freihandelsabkommen CETA im Zentrum der Diskussion stand. Während Teile der Politik, der Arbeitnehmervertreter und des Verbraucherschutzes Österreichs wirtschaftliche Unabhängigkeit oder gar die Gesundheit der Konsumenten <strong>in</strong> Gefahr sehen, hofft die Wirtschaft auf die segensreiche Wirkung des Freihandels. Um über 50 Prozent würden Niederösterreichs Exporte nach Kanada <strong>in</strong> den nächsten acht Jahren zunehmen, hofft etwa IV NÖ- Präsident Thomas Salzer. E<strong>in</strong>e beachtliche Steigerung, die so manche Lücke, die sich jüngst aufgetan hat, zum<strong>in</strong>dest teilweise schließen könnte. Denn wo Licht ist, ist auch Schatten, berichteten die führenden Interessenvertreter von Niederösterreichs Wirtschaft, Sonja Zwazl und Thomas Salzer, kürzlich bei e<strong>in</strong>er Pressekonferenz von ihren Sorgen, <strong>in</strong>sbesondere die Wirtschaftssanktionen gegen Russland und die politische Lage <strong>in</strong> der Türkei betreffend.
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