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GesteinsPerspektiven 04/18

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SORTIERUNG<br />

FARBSORTIERUNG VON KIES. Linkes Foto: links aussortierter weißer Quarz, rechts der<br />

Rest, rechtes Foto: links hellgraues Gestein, rechts der Rest. In beiden Fällen ging es darum,<br />

möglichst helle Fraktionen zu erzeugen. Möglich wäre in einem weiteren Schritt aus<br />

dem Rest von „Hellgrau“ noch z. B. ein rotes Produkt auszusortieren. Fotos: Autor<br />

nische Klappen vorgenommen, wobei<br />

derzeit fast alle Hersteller auf Druckluftdüsen<br />

setzen. Prinzipiell ist nach der Detektion<br />

auch eine Sortierung eines gesamten<br />

Materialstroms zum Beispiel<br />

durch Umlenkklappen oder Reversierbänder<br />

möglich („Bulk-Sorting“). Eine<br />

mögliche Anwendung für Bulk-Sorting<br />

wäre z. B. das Ausschleusen von mürbsteinhaltigen<br />

Partien.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Z WECK DER<br />

SENSORSORTIERUNG<br />

Einsätze für<br />

verschiedene Aufgabenstellungen<br />

Abtrennung von verunreinigtem Material<br />

vor der weiteren Aufbereitung<br />

Produktherstellung bzw. Herstellung unterschiedlicher<br />

Qualitäten<br />

Wiederaufbereitung alter Halden mit (groben)<br />

Anteilen von Wertmineral bzw. Wertgestein<br />

Abtrennung von schadstoffhaltigen Haufwerksbestandteilen<br />

(z. B. alkalireaktives<br />

Material)<br />

Zuweisung von Material zu spezifischen<br />

Aufbereitungslinien oder Verwendungszwecken<br />

(nach unterschiedlicher mineralogischer<br />

Zusammensetzung, Gesteinsqualität<br />

bzw. Störstoffgehalt)<br />

Die sensorgestützte Sortierung hat eine<br />

Reihe von Vorteilen, die ihren Einsatz besonders<br />

flexibel und umweltfreundlich<br />

machen. Sie ist, mit Ausnahme eventuell<br />

notwendiger Waschvorgänge, die meist<br />

deutlich weniger Wasser benötigen, als<br />

wenn Wasser als Trennmedium eingesetzt<br />

wird, grundsätzlich ein trocken arbeitendes<br />

Verfahren.<br />

Anlagen zur sensorgestützten Sortierung<br />

können vorteilhafterweise als Bypass<br />

zu bestehenden Anlagen platzsparend,<br />

z. B. in Containerbauweise, mobil oder semimobil<br />

errichtet und betrieben werden.<br />

Die denkbaren Einsatzmöglichkeiten<br />

der Sensorsortierung in der Steine- und<br />

Erdenindustrie sind vielfältig. Klassischerweise<br />

werden solche Verfahren derzeit<br />

hier angewandt, um aus farblich heterogenen<br />

Materialaufgaben aus Kies oder Naturstein<br />

farblich sortierte, homogene Produkte<br />

zu generieren. Ziel ist dabei stets die<br />

Erreichung einer höheren Wertschöpfung<br />

durch die Weiterverarbeitung besonders<br />

reiner Gesteinsfraktionen für höherwertige<br />

Anwendungen. Dazu gehört beispielsweise<br />

die Erzeugung weißer Quarzkiesfraktionen<br />

für metallurgische Anwendungen,<br />

die Herstellung von Aufhellermaterial oder<br />

auch die Trennung von Kalkstein und Dolomitanteilen.<br />

Gleichermaßen kann die Abtrennung<br />

von Störstoffen, wie etwa die Beseitigung<br />

mürber oder angewitterter Gesteinsanteile,<br />

schwerer Holzteile (die mit Dichtesortierung<br />

nicht entfernbar sind) oder von eisenoxidhaltigen<br />

Beimengungen beziehungsweise<br />

Tonklumpen den Impuls für die Integration<br />

sensorgestützter Sortierverfahren liefern.<br />

Eine Trendanalyse zeigt, dass das Potenzial<br />

der sensorgestützten Sortierung bei<br />

Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Bei<br />

der Weiterentwicklung der bestehenden<br />

Systeme wurde bislang der Fokus stark auf<br />

die Auswahl und Anpassung geeigneter<br />

Sensoren gelegt. Nach den vorliegenden<br />

Betriebserfahrungen wurde jedoch deutlich,<br />

dass Effizienzeinbußen und Stillstände<br />

oftmals nicht von der Sensorik, sondern vor<br />

allem durch mechanische Probleme wie<br />

Verschmutzungen, Staubentwicklung,<br />

Austragsfehler und Verschleiß verursacht<br />

wurden. Demzufolge werden bei Maschinenherstellern,<br />

Betreibern und Forschungseinrichtungen<br />

alle vier Sub-Prozesse in die<br />

Weiterentwicklung und Verbesserung des<br />

Gesamtsystems einbezogen: Materialvorbereitung,<br />

Zuführung und Vereinzelung,<br />

Detektion und Evaluation sowie die mechanische<br />

Ausschleusung der Partikel.<br />

Die Entwicklung der sensorgestützten<br />

Sortierung bei den Maschinenherstellern<br />

ist markt- bzw. bedarfsgetrieben, das<br />

heißt, es werden Lösungen entwickelt,<br />

wenn es eine Nachfrage für eine bestimmte<br />

Sortieraufgabe gibt und entsprechende<br />

Verkaufszahlen zu erwarten sind. Die auf<br />

der Hand liegenden Vorteile einer Anwendung<br />

der sensorgestützten Sortierung im<br />

Hinblick auf Ressourceneffizienz, Produktqualität<br />

und Wirtschaftlichkeit werden<br />

– nach dem Erfolg dieser Technik in<br />

der Sekundärrohstoffaufbereitung – inzwischen<br />

auch von immer mehr Betrieben der<br />

Mineralstoffindustrie erkannt und die Absatzzahlen<br />

steigen stetig, was von einem<br />

zunehmenden Vertrauen in die Robustheit<br />

und Betriebstauglichkeit der Technik<br />

zeugt. Auch die Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Technologie im Bereich der Steineund<br />

Erdenrohstoffe sind vielfältig. Da hier<br />

im Gegensatz zur Sparte der Industrieminerale<br />

die Wertschöpfung im Schnitt geringer<br />

ist, wird der Wille zum Einstieg in<br />

erweiterte, margenstärkere Vermarktungswege<br />

letztlich die Schlüsselgröße<br />

dafür sein, ob eine Investition in derartige<br />

Sortiereinheiten getätigt werden soll.<br />

Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Hermann<br />

Wotruba, Leiter des Lehr- und Forschungsgebietes<br />

Aufbereitung mineralischer<br />

Rohstoffe an der RWTH Aachen<br />

University<br />

amr.rwth-aachen.de<br />

REFERENZEN & LITERATUR<br />

1 Wotruba, H.; Harbeck, H. (2011):<br />

Sensor-Based Sorting, Ullmann’s Encyclopedia<br />

of Industrial Chemistry,<br />

7th Edition, DOI: 10.1002/14356007.<br />

b02_<strong>18</strong>.pub2<br />

2 Pretz, T.; Wotruba, H.; Nienhaus, K.<br />

(2011): Applications of Sensor-based<br />

Sorting in the Raw Material Industry;<br />

Shaker Verlag ISBN-10: 3844005854<br />

3 Wotruba, H.: Sensortechnik: Stand<br />

der Technik und Ausblick, EUMICON<br />

2012<br />

4 Wotruba, H.; Robben, M.: Near-infrared<br />

Sorting for Minerals, SBS Conference<br />

Aachen 2010<br />

GESTEINS PERSPEKTIVEN 4/20<strong>18</strong>

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