GesteinsPerspektiven 04/18
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ANTRIEBSTECHNIK<br />
75<br />
Hybridtechnik<br />
ist praxisfähig<br />
BAUSATZ: Als einbaufertige Lösung hat<br />
Deutz den ersten Non-Road-Hybridantrieb<br />
konzipiert. Grafik: Deutz<br />
Hybridantriebe sind in der täglichen Praxis angekommen. Ob als Fahrzeugantrieb<br />
oder als Herz für Brecher sowie Förderbandsysteme: Energie, die<br />
früher nutzlos als Wärme abgeführt wurde, gilt es heute mittels Hybridlösungen<br />
zu rekuperieren. So sind auch in der mineralischen Rohstoffbranche<br />
Hybridantriebe inzwischen „zu Hause“.<br />
Hybridantriebe bestehen in der Regel<br />
aus einem Verbrennungsmotor, einem<br />
Energiespeichersystem sowie einem<br />
weiteren Antrieb, der die rekuperierte,<br />
also die gespeicherte Energie wieder<br />
in Form einer mechanischen Drehoder<br />
Hub-/Linearbewegung umsetzt.<br />
Insgesamt gibt es drei Rekuperationslösungen:<br />
elektrisch via Kondensatoren<br />
oder Akkus (meist Li-Ionen), fluidisch<br />
(Speicherung via Hydraulik/<br />
Pneumatik) sowie (eher seltener) mittels<br />
Schwungradtechnik. Fahrzeuge<br />
und Maschinen für die Rohstoffbranche<br />
nutzen die Hybridtechnik übrigens<br />
bereits seit Längerem.<br />
Der Kölner Motorenbauer Deutz hat<br />
sich seit Jahren im Segment als Taktgeber<br />
etabliert. Mit der Deutz-Variablen-<br />
Emission-Reduktions-Technologie,<br />
DVERT boten die Rheinländer bereits vor<br />
Jahren als Erste Stufe-V-Dieselmotoren<br />
an; verschiedene emissionsarme Gasmotoren<br />
gibt’s außerdem. Auf der Intermat<br />
20<strong>18</strong> in Paris stellten sie nun den<br />
ersten komplett einbaufertigen Non-<br />
Road-Hybridantrieb vor. Statt Dieselmotor<br />
und Energiespeicher-/Antriebssystem<br />
auf zahlreiche, entfernte Einbauorte<br />
zu verteilen, die über energiefressende<br />
und schaltfaule Leitungen miteinander<br />
verbunden sind, präsentierten die Kölner<br />
quasi eine One-Box-Lösung. Dazu<br />
wurde ein Vier-Zylinder-Turbo-Dieselmotor<br />
vom Typ TCD 2.9 (= Liter Hubraum)<br />
mit einem Elektromotor/-Generator<br />
sowie einer darauf abgestimmten Leistungselektronik<br />
sowie einem Li-Ionen-<br />
Akkupack als Hybridlösung kombiniert.<br />
Beides leistet jeweils 55 kW, sodass eine<br />
Systemleistung von maximal 110 kW zur<br />
Verfügung steht. Das Li-Ion-Akkupack<br />
verfügt über eine Kapazität von 40 kWh<br />
bei 400 Volt. Die mechanische Anbindung<br />
des Elektro-Motors/-Generators<br />
an den Dieselmotor erfolgt über ein Getriebe<br />
mit integrierter Trennkupplung.<br />
Der Dieselmotor lässt sich daher vom<br />
elektrischen System komplett abkoppeln<br />
und das Fahrzeug kann dann rein<br />
elektrisch betrieben werden. Der Vorteil<br />
der Hybridtechnik liegt darin, dass ein<br />
kleinerer Verbrennungsmotor gewählt<br />
werden kann, der zudem immer im optimalen<br />
Drehzahlbereich arbeitet, während<br />
das Gesamtpaket trotzdem eine<br />
hohe Leistung bietet. Kraftstoffeinsparungen<br />
bis 30 % und mehr lassen<br />
sich in der Praxis dadurch realisieren.<br />
Ein weiterer Vorteil der Hybridisierung ist<br />
die Möglichkeit, verbrauchssenkende<br />
Zusatzfunktionen wie Start-Stopp oder<br />
Kurbelwellenstart einzusetzen sowie Nebenantriebe<br />
rein elektrisch zu betreiben.<br />
Auch als Stand-alone-Lösung zum Antrieb<br />
von stationären Maschinen oder<br />
Förderbändern eignet sich dieses Hybridantriebspaket.<br />
Hybridlösungen bei<br />
Großgeräten und Anlagen<br />
Die Kombination von Dieselmotor plus<br />
Elektro-Motor/-Generator ist seit Jahrzehnten<br />
in großen Muldenkippern im<br />
Miningbereich üblich. Egal, ob Caterpillar<br />
795, Liebherr T282/T284 oder Komatsu<br />
960/980 – alle diese Skw fahren<br />
quasi mit einem Hybridantrieb. Doch<br />
erst die Kombination mit einem Rekuperations-/Energiespeichersystem<br />
macht die vollwertige Hybridantriebslösung<br />
aus.<br />
Mit seinem diesel-elektrischen Prallbrecher<br />
R3e präsentierte Keestrack auf<br />
der Intermat 20<strong>18</strong> die hybride Variante<br />
seiner konventionellen Mobilbrecher.<br />
Als Antrieb fungieren ein 235 kW starker<br />
Volvo-Dieselmotor (Emissionsgrenzwerte<br />
gemäß Stufe IV) sowie ein<br />
300-kVA-Generator und ein 132 kW<br />
(wahlweise 160 kW) starker Elektromotor.<br />
Der schwere 920-mm-Rotor und<br />
das Schwerlast-Vibrationsvorsieb arbeiten<br />
weiterhin diesel-hydraulisch,<br />
während die Versorgung aller Hydraulikkomponenten<br />
wie Fahrantrieb, Brechersteuerung,<br />
Hubhydraulik, Aufgeber/Nachsieb,<br />
Motorkühler ein 45-kW-<br />
Elektromotor mit zwei angeschlossenen<br />
Load-Sensing-Pumpen übernimmt.<br />
Dank der Elektrifizierung lässt<br />
sich der Dieselmotor bei verringerter,<br />
optimaler Betriebsdrehzahl betreiben,<br />
was schon Kraftstoff spart. Darüber<br />
hinaus entfallen diverse Hydromotoren<br />
und die dazugehörigen Verrohrungen/<br />
Schläuche und es sind beim Prallbrecher<br />
R3e nur noch 75 l Hydrauliköl an<br />
Bord. Das spart Kosten beim Service<br />
und später bei der Altöl-Entsorgung.<br />
Weitere Verbrauchseinsparungen und<br />
Betriebskostenreduzierungen lassen<br />
sich erzielen, wenn eine nachgeschaltete<br />
elektrische Siebanlage oder ein<br />
Haldenband zusätzlich vom R3e angetrieben<br />
wird. Dafür steht ein 63-A-Anschluss<br />
zur Verfügung. Die Energiekosten-Einsparungen<br />
gegenüber konventionellen<br />
diesel-hydraulischen Antrieben<br />
sollen bei dieser vollhybriden Lösung<br />
mit optionaler Plug-in-Netzversorgung<br />
bei 40 bis 70 % liegen, verspricht<br />
der Hersteller. Dass der R3e<br />
nicht das einzige Brechermodell mit<br />
Hybrid-Unterstützung im Programm<br />
des Herstellers ist, erfahren Interessenten<br />
bei einem Besuch der entsprechenden<br />
Internetseite.<br />
Das österreichische Unternehmen<br />
Rockster macht aus seinem Prall brecher<br />
R1100DE sogar eine Vollhybridvariante,<br />
indem es neben der Antriebskombi<br />
Diesel- plus Elektromotor sogenannte<br />
„Power-Caps“ einsetzt. Hierbei handelt<br />
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