4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Ha- bilitations
4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Ha- bilitations
4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Ha- bilitations
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MEDIENSPIEGEL MEDIA REVIEW<br />
großen Teilen der Gattung ‚Exegese’ zuordnen“, also<br />
als Bibelauslegung. Koranzitate sind in transkribiertem<br />
Arabisch <strong>und</strong> in deutscher Übersetzung aufgeführt.<br />
Das Buch liest sich, auch für interessierte Laien,<br />
spannend. Es ist relativ verständlich geschrieben <strong>und</strong><br />
bringt eine Fülle von interessanten Fakten.<br />
Ein Mann spricht für die Frauen. At-tahir al-<br />
<strong>Ha</strong>ddad <strong>und</strong> seine Schrift „Die tunesische Frau in<br />
Gesetz <strong>und</strong> Gesellschaft“. Von Iman <strong>Ha</strong>jji. Klaus<br />
Schwarz Verlag, Berlin 2009. 120 Seiten mit einigen<br />
schwarzweißen Abbildungen.<br />
Vielleicht war der eine oder <strong>and</strong>ere Tunis-Besucher<br />
schon einmal bei einem Vortrag oder einer Ausstellung<br />
im Club Tahar <strong>Ha</strong>ddad in der Medina von Tunis.<br />
Aber weiß er auch, wer der Namensgeber dieser Lokalität<br />
war? Die Autorin dieser Studie, einer Diplomarbeit<br />
an der Universität Münster, widmet sich dem<br />
tunesischen Reformdenker Tahar <strong>Ha</strong>ddad (1899 –<br />
1935), dessen Ideen dazu beitrugen, dass das tunesische<br />
Frauenrecht seit der Unabhängigkeit des L<strong>and</strong>es<br />
das liberalste in der arabischen Welt ist. Die Autorin<br />
untersucht vor allem <strong>Ha</strong>ddads Schrift „Die tunesische<br />
Frau in Gesetz <strong>und</strong> Gesellschaft“ <strong>und</strong> analysiert die<br />
einzelnen Passagen. <strong>Ha</strong>ddads Schrift machte ihn über<br />
Tunesiens Grenzen hinaus bekannt, führte aber zu<br />
Hetzkampagnen gegen ihn, zu Berufsverbot <strong>und</strong> Isolation.<br />
Einige mutige Zeitgenossen richteten ihm dennoch<br />
eine Feier aus, bei der r<strong>und</strong> 100 Gäste im Kasino<br />
des Botanischen Gartens von Tunis mehreren Lobreden<br />
auf ihn zuhörten. – Im Anhang der Schrift sind<br />
einige Gedanken Tahar <strong>Ha</strong>ddads auf Arabisch <strong>und</strong> in<br />
deutscher Übersetzung aufgeführt.<br />
Bedrohung, Gastrecht, Integrationspflicht. Differenzkonstruk<strong>tionen</strong><br />
im deutschen Ausweisungsdiskurs.<br />
Von Tobias Schwarz. Transcript Verlag, Bielefeld<br />
2010. 311 Seiten.<br />
Zu unterscheiden ist zwischen „Abschiebung“ <strong>und</strong><br />
„Ausweisung“. Abgeschoben werden Menschen, die<br />
sich unrechtmäßig in Deutschl<strong>and</strong> aufhalten. Die<br />
Ausweisung dagegen ist eine Maßnahme, bei der<br />
Menschen das Aufenthaltsrecht entzogen wird. In<br />
dieser Dissertation an der Philosophischen Fakultät I<br />
der Berliner Humboldt-Universität geht es um Letzteres.<br />
Warum wird ausgewiesen <strong>und</strong> wie wird die Ausweisung<br />
von Politikern begründet? Von Januar 1991<br />
bis April 2007 wurden 270.000 Menschen aus<br />
Deutschl<strong>and</strong> ausgewiesen. Der Autor legt den<br />
Schwerpunkt auf die Ausweisungspraxis von 1996 bis<br />
2007, ein Zeitraum, in dem die Gesetze mehrmals<br />
verschärft wurden. Er belegt das anh<strong>and</strong> von Pressebeiträgen,<br />
Gesetzestexten <strong>und</strong> parlamentarischen Vorgängen.<br />
Mit Ausflügen zur Praxis im Deutschen<br />
Reich, zur Zeit des Nationalsozialismus <strong>und</strong> zur Zeit<br />
nach 1945 in der DDR <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esreplik stellt er<br />
Vergleichen an. In der B<strong>und</strong>esrepublik verwirkten das<br />
„Gastrecht“ zunächst Straftäter, dann auch Terrorismusverdächtige<br />
<strong>und</strong> schließlich Integrationsverweigerer.<br />
Obwohl inzwischen bei uns das liberalere EU-<br />
140<br />
Recht gilt, in dem Türken mit EU-Bürgern gleichgestellt<br />
sind, werden weiterhin populistische Rechtsverschärfungen<br />
gefordert.<br />
Fern von Afrika. Die Geschichte der nordafrikanischen<br />
„Gastarbeiter“ im französischen Industriegebiet<br />
von Longwy (1945 – 1990). Von Sarah Vanessa<br />
Losego. Böhlau Verlag, Köln 2009. 559 Seiten.<br />
Das Buch ist die überarbeitete Fassung einer Doktorarbeit<br />
am Fachbereich Neuere <strong>und</strong> Neueste Geschichte<br />
der Universität Trier. Die Autorin untersucht die<br />
Geschichte der maghrebinischen Arbeiter in einem<br />
früheren Industriegebiet, das in dem Zipfel liegt, wo<br />
die Grenzen von Frankreich, Belgien <strong>und</strong> Luxemburg<br />
zusammenstoßen. Der untersuchte Zeitraum erstreckt<br />
sich zwischen „Wirtschaftsblüte <strong>und</strong> Deindustrialisierung,<br />
zwischen Vollbeschäftigung <strong>und</strong> Massenarbeitslosigkeit,<br />
zwischen nationalen <strong>und</strong> regionalen<br />
Problemlösungsstrategien“. Kritisch dargestellt werden<br />
die Einbürgerungspraxis <strong>und</strong> die Integrationspolitik.<br />
„Erinnerungen“ spürt die Autorin anh<strong>and</strong> von<br />
Sendungen eines illegalen Radiosenders der Gewerkschaft<br />
auf. Dabei geht es vor allem auch um Gründe,<br />
die Absonderung oder Anschluss bewirkten, was das<br />
Verhältnis zur französischen Bevölkerung betrifft. Die<br />
Unterschiede der Integration von europäischen, vor<br />
allem italienischen, <strong>und</strong> nordafrikanischen Einw<strong>and</strong>erern<br />
werden aufgezeigt. Die Autorin konnte ein reichhaltiges<br />
Quellenmaterial auswerten <strong>und</strong> sich einem<br />
Thema widmen, das bisher in Frankreich noch nicht<br />
bearbeitet wurde.<br />
Der verschleierte Völkermord. Die Geschichte des<br />
muslimischen Sklavenh<strong>and</strong>els in Afrika. Von<br />
Tidiane N’Diaye. Aus dem Französischen von Christine<br />
<strong>und</strong> Radouane Belakhdar. Rowohlt Verlag,<br />
Reinbek bei <strong>Ha</strong>mburg 2010. 153 Seiten mit einigen<br />
Schwarzweißfotos.