4 Dissertationen und Habilita- tionen / Dissertations and Ha- bilitations
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DISSERTATIONEN UND HABILITATIONEN DISSERTATIONS AND HABILITATIONS<br />
schenstaatlichen H<strong>and</strong>elsbeziehungen, die sich aufgr<strong>und</strong><br />
des gespannten Verhältnisses erst spät entwickelten,<br />
den Unternehmenskoopera<strong>tionen</strong> in verschiedenen,<br />
oft strategisch bedeutsamen Sektoren (wie<br />
Telekommunikation, Finanzwesen oder Transportbereich)<br />
sowie der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Besondere Beachtung finden transstaatliche<br />
Ströme, die neben dem umfangreichen informellen<br />
Grenzh<strong>and</strong>el Waffen-, Drogen- <strong>und</strong> Zigarettenschmuggel<br />
umfassen. Aufgezeigt werden schließlich<br />
die weiteren regionalen Dimensionen der Verflechtungen,<br />
besonders in Hinblick auf marokkanische<br />
Wirtschaftsinteressen südlich der Sahara oder die<br />
Lage beider Staaten an interkontinentalen Schnittflächen<br />
im weltweiten Schmuggelverkehr.<br />
Das neunte Kapitel nimmt die Infrastrukturentwicklung<br />
als dritte thematische Achse auf. Hier reicht der<br />
Bogen vom Ausbau des Straßennetzes, der in den<br />
1960er Jahren begann, über die Planungen <strong>und</strong> den<br />
Bau der westlichen Transsahararoute bis zu Fragen<br />
territorialer Erschließung <strong>und</strong> regionaler Vernetzung.<br />
Analysiert werden auch bereits feststellbare wirtschaftliche<br />
Auswirkungen der neuen Straße sowie<br />
erneut die symbolische Rolle dieser Verkehrswege.<br />
Die Schlussbetrachtung beleuchtet nochmals die<br />
wichtigsten Mechanismen der marokkanisch-mauretanischen<br />
Beziehungen bezüglich Territorialisierung<br />
<strong>und</strong> Regionalisierung. Die <strong><strong>Ha</strong>bilita</strong>tionsschrift erschließt<br />
damit theoriegeleitet <strong>und</strong> mit weitem disziplinären<br />
Blick einen großen empirischen Korpus zu den<br />
wechselnden räumlichen Konfigura<strong>tionen</strong> der politischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Kontakte. Ein besonderes<br />
Anliegen des Verfassers war es, nicht-essentialistische<br />
<strong>und</strong> prozessorientierte Ansätze zu „Region“ <strong>und</strong><br />
„Raum“, die mit dem „spatial turn“ bereits in zahlreichen<br />
sozialwissenschaftlichen Disziplinen diskutiert<br />
werden, als zentrale Perspektive auch auf wirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> politische Verflechtungen, insbesondere auf<br />
Süd-Süd-Ebene, zu verankern. Zentral ist die Frage<br />
territorialer Kontrolle <strong>und</strong> Re-strukturierungen gegenüber<br />
der Entwicklung grenzüberschreitender Beziehungen<br />
<strong>und</strong> Bewegungen. Immer wieder hervorgehoben<br />
werden die vielfachen <strong>und</strong> überlappenden räumlichen<br />
Zusammenhänge, die sich um beide betrachteten<br />
Staaten konstituieren <strong>und</strong> sie jeweils zu Bindegliedern<br />
zu weiteren Weltregionen werden lassen. Gleichzeitig<br />
trägt die Arbeit zum Verständnis der Vielfalt <strong>und</strong><br />
Widersprüchlichkeit politischer <strong>und</strong> ökonomischer<br />
Raumbildungen im heutigen Afrika bei. Dabei wird<br />
der mehrfache Wechsel zwischen dem Primat von<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Politik in den Sahara überschreitenden<br />
Kontakten unterstrichen.<br />
Die Arbeit wurde mit dem <strong><strong>Ha</strong>bilita</strong>tionspreis des<br />
Universitätsb<strong>und</strong>es Erlangen-Nürnberg ausgezeichnet<br />
<strong>und</strong> wird im Verlag <strong>Ha</strong>ns Schiler veröffentlicht.<br />
5 Forschungsprojekte<br />
Research Schemes<br />
„Logics of Action in the Mediterranean“ (Prof. Dr.<br />
Annette Jünemann, <strong>Ha</strong>mburg)<br />
Im Rahmen eines Forschungsfreiraums von A. Jünemann<br />
entst<strong>and</strong> im Frühjahr 2010 das Forschungsprojekt<br />
unter dem Titel „Logics of Action in the<br />
Mediterranean“. Erstmals vorgestellt wurde das Projekt<br />
auf einer Fachkonferenz der British Academy in<br />
London zum Thema „Rethinking the Middle East?<br />
Values, interests, <strong>and</strong> security concerns in Western<br />
policies toward Iraq <strong>and</strong> the wider region, 1918 –<br />
2010”. Weitere Ergebnisse wurden auf dem World<br />
Congress of Middle Eastern Studies (WOCMES)<br />
Ende Juli 2010 in Barcelona auf insgesamt drei durch<br />
den Lehrstuhl von A. Jünemann organisierten Panels<br />
zur Diskussion gestellt.<br />
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit politischen<br />
Prozessen in der Euro-Mediterranen Region.<br />
Innerhalb der politischen Debatte über die Euro-<br />
Mediterranen Beziehungen haben sich eine Reihe<br />
stereotyper Vorstellungen herausgebildet, die zur<br />
Erklärung politischer Prozesse in der Region herangezogen<br />
werden. Diese Vorstellungen basieren meist auf<br />
einer simplifizierenden Dichotomisierung zwischen<br />
„dem Norden“ <strong>und</strong> „dem Süden“. Typische Erklärungen<br />
für inter-regionale Beziehungen greifen dementsprechend<br />
oft auf dichotome Kategorien zurück: Demokratie<br />
vs. Autokratie, Herrscher vs. Beherrschte<br />
oder „der Westen“ vs. „der Islam“. Viele Experten der<br />
Euro-Mediterranen Beziehungen kennen diese stereotypen<br />
Kategorien, die sich nicht zuletzt auch im akademischen<br />
Diskurs wiederfinden <strong>und</strong> dort zu langen<br />
aber doch meist fruchtlosen Debatten führen. Das Ziel<br />
des Forschungsprojektes ist die Entwicklung <strong>und</strong><br />
Anwendung eines gemeinsamen Analyserahmens, um<br />
die Untersuchung politischer Prozesse in der Euro-<br />
Mediterranen Region weiterzuentwickeln.<br />
Der dabei eingesetzte Analyserahmen gründet auf<br />
dem komplexen Zusammenspiel unterschiedlicher<br />
Parameter, aus denen sich spezifische „Logics of<br />
Action“ (LoA) zusammensetzen. Mit Hilfe des LoA-<br />
Ansatzes soll die hohe Komplexität politischer Prozesse<br />
in der Euro-Mediterranen Region ein Stück weit<br />
entflochten werden. Insofern zielt das Forschungsprojekt<br />
nicht auf die Suche nach universellen Kausalmechanismen,<br />
sondern auf die Erklärung spezifischer<br />
kontextbedingter politischer Prozesse <strong>und</strong> deren innerer<br />
Logiken.<br />
Im Rahmen dieses Forschungsprojektes f<strong>and</strong> am 10.<br />
Dezember 2010 ein Workshop an der Helmut-Schmidt<br />
Universität in <strong>Ha</strong>mburg statt. Ziel des Workshops war<br />
die weitere Verfeinerung des Analyserahmens <strong>und</strong> die<br />
Publikation der Forschungsergebnisse in einem referee<br />
journal. Darüber hinaus ist die Vorstellung der<br />
Ergebnisse des Forschungsprojektes auf der 4th Annual<br />
International Conference on Mediterranean Studies<br />
im April 2011 in Athen vorgesehen.<br />
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