stahlmarkt 7.2018 (Juli)

Steel international 9
Beispielsweise erklärte Finanzminister
Mnuchin nach einem Besuch in China im
Mai einen Stillstand im Handelskrieg zwischen
den beiden Ländern – ein scheinbarer
Erfolg der Handelstauben. Aber zwei
Wochen später kündigte das Weiße Haus
Gewinn für die Handelsfalken.
Aber der Star ist immer Präsident Trump
mit seinen impulsiven und oft widersprüchlichen
Entscheidungen. Als Businessman, der
Erfolge und Fehlschläge hatte, betrachtete
sich der New Yorker Baulöwe Trump als Meister
in der Kunst des Verhandelns. So verkaufte
er sich auch als Kandidat und so prägt er
heuer seine Handelspolitik. Trumps »Art of
the Deal« hatte immer ein einziges Ziel: Sieg
um jeden Preis. Im Wahlkampf versprach er,
dass er als Präsident für Amerika siegen werde
mit dem Motto »America First«. Das
scheint nun tagaus und tagein seine
Richtschnur – nicht nur in der Handelspolitik.
Jetzt könnten auch Automobilimporte
die nationale Sicherheit
der USA gefährden
Ein gutes Beispiel ist das seltsame Verhältnis
zwischen Trump und dem nordkoreanischen
Autokraten Kim Jong Un. Im rhetorischen
Schlagabtausch nannte Trump den Präsidenten
Un einen »rocket man« und drohte die
Vernichtung des Landes an. Als sich der
Nordkoreaner freundlich zeigte, Geiseln entließ
und Verhandlungsbereitschaft in Sachen
Nuklearwaffen signalisierte, war er für
Trump plötzlich »ehrenwert« und »transparent«.
Von den langjährigen Verbündeten in
Europa und Nordamerika erfuhr Trump nicht
die Ehrerbietung, die er bei seinen Empfängen
in Saudi-Arabien und China erfuhr. Lange
schwärmte er öffentlich, dass kein anderer
Präsident wie er in diesen Ländern geehrt
wurde. Loyalität verlangt er, aber seine Loyalität
den langjährigen Verbündeten gegenüber
gibt es nicht. Stattdessen verfolgt er
seine Handelsziele mit Drohungen und Konzessionsforderung.
Nach den Stahl- und Aluminiumzöllen
drohen drakonische Importschranken
gegen Automobile, was insbesondere
deutsche und japanische Unternehmen
treffen würde. Die angeordnete Untersuchung
soll feststellen, ob Automobilimporte
die nationale Sicherheit der USA
gefährden – wie bei den Zöllen auf Stahl und
Aluminium aus der EU und NAFTA eine
absurde Idee!
Im US-Rostgürtel wird Trump gefeiert
Weil Donald Trump Beifall und Bewunderung
braucht, spricht er auch als Präsident
regelmäßig auf Kundgebungen in Gegenden,
die ihn mehrheitlich unterstützen. In
Wahrheit ging für Trump der Wahlkampf
nie zu Ende. In diesem Jahr wirft er sich
besonders stark in die Wahlkampagne für
die Kongresswahlen im November mit
bevorzugten Auftritten im Rostgürtel des
Landes, der einst Hochburg für Stahl und
Kohle war. Dort wird er mit Jubel belohnt,
wenn er »seine« Strafzölle gegen Stahleinfuhren
lobt und neue Arbeitsplätze in den
alten Sektoren verspricht. Wenn es einen
Schlüssel zur Trumpschen Handelspolitik
gibt, findet man den in jenen Rostgürtelstaaten,
die ihm zum überraschenden
Wahlsieg verhalfen.
Letztendlich kann man einem hart kämpfenden
Gegner nur mit ebenso harter
Retourkutsche begegnen und ihn zur Aufgabe
zwingen. Angekündigte Zölle auf
US-Exporte verstärkten spontan die inländische
Opposition gegen die Ausweitung des
Handelskrieges. Sofort nach Verkündigung
der Zollentscheidung sagte Wilbur Ross:
»Wir sind gewillt, weitere Diskussionen mit
all den Parteien zu führen. Wir warten auf
ihre Reaktion.«
In der Tat werden die Reaktion oder besser
die Reaktionen der betroffenen Regierungen
den Verlauf und Ausgang der Handelsschlacht
beeinflussen.
(180706369)
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