Top-Physio Kursprogramm Hamburg 2008
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Viszerale Osteopathie<br />
Die osteopathische Behandlung der inneren Organe ist eine therapeutische Methode, die in Deutschland bisher<br />
nur von Wenigen ausgeübt wird. Dies liegt vor allem daran, dass die ›nor male‹ <strong>Physio</strong>therapie sich seltsamerweise<br />
meist in Form einer freiwilligen Selbstbeschränkung auf Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke reduziert. Dies<br />
ist seltsam, da jedem erfahrenen <strong>Physio</strong>the rapeuten immer wieder von seinen Patienten die unerwarteten<br />
positiven Nebenwirkungen einer erfolgreichen Behandlung des Bewegungssystems auf organische Prozesse wie<br />
Verdauung, Kreis lauf, Atmung oder hormonelles Geschehen geschildert werden.<br />
Der Umkehrschluss, also gezielt osteopathisch mit der Wechselwirkung zwischen Bindegewebe des<br />
Bewegungssystems und des Organsystems zu arbeiten, liegt nahe. Denn: die Viszerale Osteopathie fördert über<br />
die manuelle Behandlung der Organe deren eigene physiologische Funktion im Sinne einer manuellen Inneren<br />
Medizin und darüber hinaus die Gesundung des Bewegungsapparats. Wer Erfahrungen mit ihr sammelt, stellt<br />
fest: Viszerale Osteopathie wirkt – und zwar tief.<br />
Ein anschauliches Beispiel: wer als BehandlerIn einer chronifizierten Schulter gelenkssymptomatik nicht weiter<br />
kommt, sollte sich dringend um eine effiziente viszerale Behandlung der Leber küm mern. Wer an einem<br />
therapieresistenten Bandscheibenvorfall eines Patienten fast verzweifelt, hat möglicherweise die »Rechnung«<br />
ohne den Dickdarm bzw. den Urogenitaltrakt gemacht. Über ihre Faszien, Ligamente, ihr Mesenchym und die<br />
Mesenterien sind die inneren Organe so unmittelbar mit der Gesamtheit des bindegewebigen Bewegungsapparats<br />
gekoppelt, wie ein Iliosakralgelenk oder ein Fuß.<br />
Die Eigenbewegung von Magen, Dickdarm, Galle oder<br />
Herz ist lebendiger Ausdruck der kranken wie auch der<br />
gesunden Funktionalität dieser Organe und des Zustands des<br />
Bewegungsapparats. Über sanfte osteopathische Kontaktnahme<br />
kann zu ihrer Ent spannung oder Tonisierung beigetragen werden<br />
und damit einer der zentralen Schlüssel zur ganzheitlichen Heilung<br />
bewegt werden.<br />
Jedem offensichtlich ist die Notwendigkeit der Be handlung<br />
narbiger »Verklebungen« und Adhäsionen nach Unfällen oder<br />
größeren OPs – wie z.B. der Nachsorge von Krebspatienten nach<br />
Lymphaden ektomien. Doch Viszerale Osteopathie ist genauso wertvoll bei klassisch neurologischen Indika tionen<br />
oder – wie oben erwähnt – in der Orthopädie. Jeder Patient wird auch von innen her bewegt und von diesem<br />
viszeralen Bewegungsraum her nach außen ausgerichtet.<br />
Das viszerale Bindegewebe ist sozusagen unsere innere Verwurzelung, die in die Peripherie hinein wirkt und<br />
genauso Impulse von der orthopädischen Peripherie nach zentral hin erfährt, die auf die Organe wirken.<br />
Offensichtlich wird dies z.B. in der Resonanz von Atemmuster und Körper haltung. Die Spannungsverhältnisse um<br />
den Solarplexus herum, die Funktionalität der Bauchein geweide und die Verankerung des Herzens im Perikard<br />
orientieren und spiegeln unser gesamtes »Verhalten«, bzw. den Umgang mit Gefühlen und Emotionen. Deshalb<br />
eignet sich die Methode auch hervorragend für die Behandlung von Spannungs- und Stresspatienten sowie dem<br />
breiten Feld der psychosomatischen und Angst-Erkrankungen.<br />
Mittels dieser Methodik gezielt zu behandeln, will gelernt sein. Die meisten anatomisch-physiolo gischen<br />
und biomechanischen Zusammenhänge sind bei der Viszeralen Osteopathie im wahrsten Sinne des Wortes<br />
verborgener als an der Oberfläche des Muskel-Skelettsystems. Die Techniken für die Bauch-, Becken- und<br />
Brustorgane ähneln sich jedoch auch immer wieder: es geht um geeigneten Zugang, das stimmige Verfolgen<br />
der inneren Bewegungen, das Erspüren von Bewegungs- und Spannungsmustern und deren Umsetzung in<br />
eine physiologischere Freisetzung. So wird die eine Bewegungsphase intensiviert – eine andere beruhigt – eine<br />
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