Erfolgsfaktoren bei der Beratung - Wirtschaftspsychologie aktuell
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eDossier <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong><br />
Peter M., 49, leitet seit acht Jahren die Unternehmenskommunikation<br />
eines mittelständischen<br />
Unternehmens mit etwa 800<br />
Mitar<strong>bei</strong>tern. Er hat das Gefühl, in Routine<br />
zu ersticken und gleichzeitig in einer beruflichen<br />
Sackgasse zu stecken. Bei seinem<br />
Unternehmen, aber auch <strong>bei</strong> an<strong>der</strong>en Mittelständlern<br />
gibt es für ihn in <strong>der</strong> Unternehmenskommunikation<br />
nach eigener<br />
Einschätzung keine neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
mehr, und in einem Großunternehmen<br />
müsste er wohl wie<strong>der</strong> von unten anfangen,<br />
da man ihm als Mittelständler nicht<br />
zutraut, die Kommunikation eines Konzerns<br />
zu leiten. Das hat man ihn in mehreren Bewerbungsgesprächen<br />
spüren lassen. Die<br />
<strong>bei</strong>den Optionen, die M. offenbar zur Verfügung<br />
stehen, als er zur <strong>Beratung</strong> kommt,<br />
erscheinen ihm daher wenig verlockend:<br />
Er kann in seiner jetzigen Position „bis zur<br />
Rente“ bleiben o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> einem Großunternehmen<br />
wie<strong>der</strong> „von unten“ anfangen. Er<br />
sagt selbst, er sei ratlos, was seine Karriere<br />
und damit auch die Zufriedenheit mit <strong>der</strong><br />
beruflichen Tätigkeit betreffe.<br />
Werte herausar<strong>bei</strong>ten<br />
Der Berater bittet M., seine Berufsbiografie<br />
zu erzählen – mit den wichtigsten Stationen,<br />
den Erlebnissen und Ereignissen, die<br />
beson<strong>der</strong>s im Gedächtnis geblieben sind,<br />
den angenehmen ebenso wie den unangenehmen.<br />
Wenn <strong>der</strong> Klient mit seiner Erzählung<br />
zu Ende ist, wird darüber gesprochen,<br />
was ihm selbst <strong>bei</strong>m Erzählen und<br />
was dem Berater <strong>bei</strong>m Zuhören aufgefallen<br />
ist. M. findet es erstaunlich, dass er ziemlich<br />
ausführlich von seinem ersten Job erzählt<br />
hat, <strong>bei</strong> dem er in <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />
eines großen Unternehmens beschäftigt<br />
war. Er berichtete mit spürbarer Freude von<br />
Projekten, die er betreut, und Ideen, die er<br />
eingebracht hat. Er selbst hatte diese Pha-<br />
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se ganz aus seinem Fokus verdrängt, sah<br />
sich beruflich nur als Kommunikator. Aufbauend<br />
auf diesem Gespräch werden die<br />
Werte herausgear<strong>bei</strong>tet, die ihm beruflich<br />
wichtig sind, und dann in mehreren Stufen<br />
seine berufliche Core Story. Am Ende<br />
<strong>der</strong> etwa zweistündigen Sitzung haben wir<br />
folgende Formulierung gefunden: „Ich mache<br />
Menschen und Unternehmen erfolgreich,<br />
indem ich sie professionell <strong>bei</strong> ihrer<br />
Kommunikation und <strong>der</strong> Entwicklung ihrer<br />
Möglichkeiten unterstütze.“<br />
Feintuning für die Geschichte<br />
In den folgenden Sitzungen wird die Kerngeschichte<br />
einem Feintuning unterzogen<br />
und die sich daraus ergebenden konkreten<br />
Handlungsoptionen für M. erar<strong>bei</strong>tet: Welche<br />
Tätigkeitsfel<strong>der</strong> passen dazu und welche<br />
nicht? M. erlebt es als Befreiung, dass<br />
er einerseits nicht mehr nur im engen Feld<br />
<strong>der</strong> Unternehmenskommunikation suchen<br />
muss, an<strong>der</strong>erseits aber durch die Core Story<br />
eine Richtschnur hat, welche Voraussetzungen<br />
eine Stelle erfüllen muss, damit sie<br />
für ihn und seine Wünsche passt.<br />
Räume öffnen und Grenzen ziehen<br />
Die Entwicklung einer stimmigen Core Story<br />
nimmt we<strong>der</strong> <strong>bei</strong> Unternehmen noch<br />
<strong>bei</strong> Einzelpersonen den gesamten <strong>Beratung</strong>sprozess<br />
ein, steht aber an einer zentralen<br />
Stelle. Eine gut erar<strong>bei</strong>tete Geschichte<br />
öffnet einerseits Räume, setzt an<strong>der</strong>erseits<br />
aber auch Grenzen und bietet damit Orientierung.<br />
Einzelpersonen hilft sie, ihre Karriereplanung<br />
o<strong>der</strong> Jobsuche zu fokussieren.<br />
Peter M. etwa konnte sich mit seiner neuen<br />
Core Story von seiner Fixierung auf die<br />
Unternehmenskommunikation befreien. Er<br />
suchte fortan nach Aufgaben, die Personalentwicklung<br />
und Kommunikation mitein-<br />
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