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Der Pädosexuelle und die Strafverfolgung - SCIP - Universität Bern

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Zusammenfassend ist aus der Stadtzürcher Optik festzuhalten,<br />

32<br />

• dass sie es in ihrer Arbeit mit verschiedenen Deliktstypen zu tun haben, dass ihnen<br />

aber auch Gemeinsamkeiten auffallen;<br />

• dass es vom Anzeigeverhalten der Bevölkerung, vom Milieu, von der urbanen Umgebung<br />

<strong>und</strong> von den polizeilichen Mitteln, <strong>die</strong> ihnen zur Verfügung stehen, abhängt, mit<br />

welcher Art Täterschaft sie in Kontakt kommen;<br />

• dass <strong>die</strong> Selektion sowohl auf Täter- als auch auf Opferseite eher unterprivilegierte<br />

Schichten betrifft <strong>und</strong><br />

• dass das Internet das Phänomen der Pädosexualität verändert hat.<br />

<strong>Der</strong> typisch städtischen Sicht soll des Weiteren <strong>die</strong> Polizeisicht aus eher ländlichen Regionen<br />

gegenüber gestellt werden.<br />

Die Vertreterinnen der Kantonspolizei <strong>Bern</strong> beginnen ihre Ausführungen mit theoretischem<br />

Wissen über verschiedene Typen von <strong>Pädosexuelle</strong>n, <strong>die</strong> sie aber auch in der Praxis antreffen:<br />

Ich habe ein Buch gef<strong>und</strong>en, dass differenziert Typen beschreibt <strong>und</strong> wir finden das in unserer<br />

Arbeit auch in der Art. Er (Jungjohann) unterscheidet Kernpädophilie, infantile Pädophilie,<br />

senile Pädophilie <strong>und</strong> Pädophilie im Beruf, also der Pädagoge, der das auch teilweise<br />

sublimieren kann, aber manchmal halt auch nicht. Und ich sehe das auch so, in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich gibt es relativ Viele.<br />

<strong>Der</strong> Kernpädophile ist einfach der, der nur mit Kindern als Geschlechtspartner etwas anfangen<br />

kann. Und <strong>die</strong> kennen wir auch, <strong>die</strong> gibt es. Wir erkennen <strong>die</strong>, weil sich jemand<br />

meldet, seien <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Betroffenen selber oder es kommt z.B. von KOBIK eine Meldung.<br />

Meldungen können durchaus auch aus dem sozialen Nahraum kommen, <strong>die</strong> suchen sich<br />

nicht nur fremde Kinder, er kann sich durchaus auch Kinder aus seinem Umfeld suchen.<br />

Sie suchen ja oft erst das Vertrauen der Mutter oder der Eltern.<br />

Er kann auch als Kinderpornografie-Konsument in Erscheinung treten, das muss aber<br />

nicht sein Wir haben auch schon festgestellt, dass <strong>die</strong> gar nichts Belastendes auf ihrem<br />

Computer haben. Wir denken, das ist auch eine Vorsichtsmassnahme, weil <strong>die</strong> denken,<br />

dass evt. der Vater des Kindes schauen kommen will, was <strong>die</strong> da zusammen am Computer<br />

spielen.<br />

Im Gegensatz zu den Stadtzürchern werden <strong>die</strong> Erfahrungen mit typischen F<strong>und</strong>en bei<br />

Hausdurchsuchungen nicht geteilt. In Bezug auf <strong>die</strong> intellektuellen Fähigkeiten <strong>und</strong> auch Berufsfelder<br />

sehen aber auch <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>erinnen Unterschiede:<br />

Uns fällt auf, dass <strong>die</strong> ein irrsinniges Gespür für Kinder haben, <strong>die</strong> wissen wirklich, was<br />

Kinder wollen <strong>und</strong> können sich da richtig einfühlen. Die sind aber nicht unbedingt in <strong>die</strong>sen<br />

pädagogischen Berufen, dass ist dann eher der andere Typus, der Pädagoge. Die in den<br />

typischen Berufen scheinen uns eher <strong>die</strong> Intellektuelleren zu sein. <strong>Der</strong> Kernpädophile ist<br />

nicht unbedingt sehr intelligent. Aber auch nicht der infantile Typus, wie er im Buch unterschieden<br />

wird, sondern einfach ein Handwerker, oder einer mit einem normalen, durchschnittlichen<br />

Beruf. Es gibt schon auch so ganz Einfache, <strong>die</strong> wie Kinder wirken. Ich denke<br />

da an einen, der fuhr immer mit einem Töffli rum mit Anhänger <strong>und</strong> hat immer Kinder rumgefahren.<br />

<strong>Der</strong> war sehr typisch, der konnte mit einer Frau gar nicht kommunizieren, der<br />

hatte da gar keinen Bezug. Wir wissen aber nicht, ob es so ist, weil er nicht an Frauen herankommt<br />

oder weil <strong>die</strong> Anziehung für Kinder stärker ist.<br />

Bei Kernpädophilen kippt es dann relativ schnell zum infantilen Typus, der dann wirklich<br />

zurückgeblieben ist. Das würde nie gehen mit einer erwachsenen Frau. Die können mit<br />

Erwachsenen keine Beziehung eingehen. Aber dennoch haben sie halt Körper von Erwachsenen.<br />

Das theoretische Wissen spiegelt sich insofern in den Gesprächsausschnitten, als in <strong>die</strong><br />

Schilderung der Begegnungen mit Delinquenten bereits Überlegungen zu Motiven <strong>und</strong> Ursachen<br />

einfliessen. Auch mit Extremfällen hat <strong>die</strong> Regionalfahndung <strong>Bern</strong> bereits Erfahrungen<br />

sammeln müssen. Auf <strong>die</strong> Frage, ob Gewaltanwendungen bei den sexuellen Übergriffen<br />

häufig seien:

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