Nr. 22 (III-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 22 (III-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Schlagzeilen<br />
des Jahres 1950<br />
8. Februar<br />
In der DDR wird das Ministerium für<br />
Staatssicherheit gegründet.<br />
1. April<br />
Startschuss für die Neckermann Versand<br />
KG, die zu einem Zugpferd des Wirtschaftswunders<br />
wird.<br />
9. Juni<br />
BR, HR, RB, SDR, SWF und NWDR rufen<br />
unter Beratung von RIAS Berlin die ARD<br />
ins Leben.<br />
präsentiert: Osnabrück in den 50er und 60er Jahren<br />
In welchem Theater wurden Filme gezeigt?<br />
Vom 13. August 1949 bis zum 13. Januar 1950 entstand auf dem Trümmergrundstück an der<br />
Ecke Lotter Straße/Bergstraße ein Gebäude, das weit über Osnabrück hinaus für Schlagzeilen<br />
sorgte. Das neue „Ritz“ wollte kein simples Kino sein. Es präsentierte sich als gediegenes<br />
Filmtheater, bot 1.000 Zuschauern Platz und war schon am Premierenabend restlos ausverkauft.<br />
Ein bewachter Fahrradparkplatz, ein Kassenpavillon<br />
und fünf Glastüren; Blumen<br />
im Foyer, flauschige Teppiche, gediegene<br />
Gardinen und Ölgemälde; ein goldener<br />
Lorbeerkranz und weinrote Polstersessel:<br />
Das Team um den Architekten Fritz Stahlenburg<br />
hatte es an nichts fehlen lassen.<br />
Kein Wunder also, dass die <strong>Osnabrücker</strong><br />
am 13. Januar 1950 in Scharen zur Eröffnung<br />
des Kinos strömten, über dessen Gestalt<br />
und Inneneinrichtung seit Monaten<br />
Gerüchte kursierten. Auf dem Programm<br />
stand der englische Ballettfilm „Die roten<br />
Schuhe“, doch zunächst erklang die Ouvertüre<br />
zu Carl Maria von Webers Oper<br />
„Oberon“, gespielt vom städtischen Symphonieorchester.<br />
Anschließend wandte<br />
sich der Architekt an das Publikum, ehe<br />
Josef Struchtrup das Wort ergriff. „Ich<br />
habe es als mein Lebenswerk betrachtet,<br />
Osnabrück, meiner Heimatstadt, ein<br />
neuzeitliches Lichtspieltheater zu geben“,<br />
KINO-BOOM<br />
Josef Struchtrups Vorstoß kam<br />
zur rechten Zeit. 1950 existierten<br />
in Westdeutschland rund 4.000<br />
Kinos – etwa so viel wie vor dem<br />
Krieg. Bis zum Ende des Jahrzehnts<br />
sollte sich diese Zahl fast<br />
verdoppeln. Neue Formate spielten<br />
dabei eine wichtige Rolle.<br />
Am 7. September 1950 feierte<br />
„Schwarzwaldmädel“, eine Adaption<br />
der Operette von Leon<br />
Jessel, Premiere. Die erste Farbfilmproduktion<br />
nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg, in der Sonja Ziemann<br />
und Rudolf Prack die Hauptrollen<br />
spielten, löste eine ganze Welle<br />
von Heimatfilmen aus.<br />
Bilder © G. Bosselmann , Museum Industriekultur Osnabrück / Filmrolle © alexlmx, fotolia.de<br />
Gemaltes Filmplakat am Ritz<br />
erklärte der Kino-Pionier, der im „Ritz<br />
Cinema“ der englischen Besatzungsmacht<br />
bereits Film-Vorführungen organisiert<br />
hatte. Später übernahm er mit „Rosenhof“<br />
und „Roxy“ noch zwei Kino-„R“s.<br />
Nach Struchtrup gab es weitere Reden<br />
und musikalische Darbietungen, ehe das<br />
„Ritz“ seiner eigentlichen Bestimmung<br />
nachkam. Auch „Die roten Schuhe“ fanden<br />
ein begeistertes Echo, was sicher nicht<br />
für jedes Werk galt, das in den folgenden<br />
Jahrzehnten über die große Leinwand<br />
flimmerte. Trotzdem blieb das opulente<br />
Lichtspieltheater das repräsentativste und<br />
beliebteste Kino der Stadt, an das all jene,<br />
die es erlebt haben, bis heute gerne zurückdenken.<br />
Das „Ritz“ bot nicht nur große<br />
Premieren, sondern auch handfeste Skandale<br />
– etwa um den legendären Hildegard<br />
Knef-Film „Die Sünderin“ -, und obendrein<br />
nationale und internationale Stars,<br />
die dem Publikum ihre Filme persönlich<br />
präsentierten.<br />
Für die meisten<br />
<strong>Osnabrücker</strong> war<br />
es aber vor allem<br />
ein Symbol des<br />
Wiederaufbaus.<br />
Gut möglich,<br />
dass sie hier deshalb<br />
nicht ins Kino, sondern tatsächlich<br />
ins Theater gingen. Umso größer war die<br />
Wehmut, als das „Ritz“ im September<br />
1971 seine Tore schloss. Schon im Februar<br />
1972 wurde es abgerissen.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
21. Juli<br />
Ein Elefant namens „Tuffi“ springt aus der<br />
Wuppertaler Schwebebahn.<br />
8. Oktober<br />
Der Bundesgerichtshof nimmt in Karlsruhe<br />
seine Arbeit auf.<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
RASANTES WACHSTUM<br />
Zwischen 1950 und 1960 war<br />
die wirtschaftliche Entwicklung<br />
Deutschlands besonders dynamisch.<br />
Das Bruttoinlandsprodukt<br />
von zunächst 97 Milliarden DM<br />
konnte praktisch verdoppelt<br />
werden. Die durchschnittliche<br />
Wachstumsrate belief sich auf 8,2<br />
Prozent.<br />
Das „Wohnzimmer“ im <strong>Osnabrücker</strong> acrona LIVING,<br />
20 eingerichtet im original Stil der Wirtschaftswunderzeit.<br />
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