Berliner Zeitung 29.10.2018
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Nation ohne Hoffnung –die USA nach dem Massaker von Pittsburgh – Seiten 5und 8<br />
Berlin aus<br />
der Luft<br />
Seite 10<br />
4°/10°<br />
Meist bedeckt<br />
Wetter Seite 28<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Montag,29. Oktober 2018 Nr.252 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Hertha, Tore<br />
und Gewalt<br />
Seiten 8und 20<br />
38,3 %<br />
Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen<br />
27,0 %<br />
30,7 %<br />
ARD-Hochrechnung 23.10 Uhr<br />
20,1 %<br />
19,6 %<br />
11,1 % 13,1 %<br />
7,7% 5,0 % 6,2% 9,7 %<br />
5,2 %<br />
6,3%<br />
–<br />
2018 2013 2018 2013 2018 2013 2018 2013 2018 2013 2018 2013 2018 2013<br />
CDU SPD GRÜNE FDP LINKE<br />
AFD<br />
SONSTIGE<br />
Nur mit Kostüm:<br />
Halloween naht<br />
Seiten 8und 15<br />
Äthiopien<br />
Die Frau, die<br />
über Frauen<br />
redet<br />
VonJohannes Dieterich<br />
Sahle-Work Zewde braucht nicht<br />
lange,umzuihrer Sache zu kommen.<br />
„Wenn Ihrdenkt, ich hätte jetzt<br />
genug über Frauen geredet, dann<br />
habt ihr Euch getäuscht“, sagte die<br />
68-Jährige bei ihrer Antrittsrede als<br />
Präsidentin vonÄthiopien.„Ich habe<br />
nämlich gerade erst begonnen.“<br />
DerAnlass ihrer Rede war ein historischer:Zum<br />
ersten Malinder jüngeren<br />
Geschichte<br />
Äthiopiens<br />
wurde eine<br />
Frau zur Chefin<br />
des zweitbevölkerungsreichsten<br />
Staates Afrikas<br />
gewählt.<br />
Sahle-WorkZewde,<br />
erste Präsidentin<br />
Äthiopiens<br />
Dass Sahle-<br />
Work –inÄthiopien<br />
werden Personen<br />
stets bei<br />
ihrem ersten Namen<br />
genannt –nur das zeremonielle<br />
Oberhaupt ihrer Heimat ist, während<br />
Premierminister Abiy Ahmed<br />
die Regierungsgeschäfte führt,<br />
schränkt die Begeisterung der fast 60<br />
Millionen Äthiopierinnen nur unwesentlich<br />
ein. „Dies ist ein bedeutender<br />
symbolischer Erfolg“, meint die<br />
äthiopische Frauenrechtlerin Selam<br />
Musse.„Eine Frau als Staatschefin zu<br />
haben, wirdhier alle wachrütteln.“<br />
Sahle-Workist das einzige weibliche<br />
Staatsoberhaupt Afrikas; überhaupt<br />
gab es bisher nur drei davon<br />
seit der Entkolonialisierung. Nach<br />
dem Studium der Naturwissenschaften<br />
im französischen Montpellier<br />
diente die Berufsdiplomatin ihrem<br />
Land zunächst als Botschafterin in<br />
Dschibuti, dem Senegal und Frankreich.<br />
Später wurde sie an dieVereinten<br />
Nationen „ausgeliehen“, für die<br />
sie erst als Krisenmanagerin in der<br />
Zentralafrikanischen Republik,<br />
dann alsVerbindungsfrau zur Afrikanischen<br />
Union tätig war.Mangelnde<br />
politische Erfahrung wird man ihr<br />
also nicht vorwerfen können.<br />
Allerdings wird sie sich dagegen<br />
wehren müssen, im Schatten eines<br />
Mannes zu stehen: Denn ihre Berufung<br />
ist dem neuen starken Mann<br />
des Landes, Premierminister Abiy,<br />
zuzuschreiben. Er hatte erst vorzwei<br />
Wochen wieder für Schlagzeilen gesorgt,<br />
als er zehn der zwanzig Sitze<br />
seines Kabinetts mit Frauen besetzte.<br />
Eine Sensation in dem hochmilitarisierten<br />
Staat.<br />
Innerhalb eines halben Jahres<br />
krempelte Abiy das autoritär geführte<br />
Äthiopien um: Er beendete<br />
den kalten Krieg mit Eritrea, entließ<br />
Tausende von politischen Gefangene<br />
und entfesselte die staatlich<br />
kontrollierte Wirtschaft. Dass er den<br />
bisherigen Präsidenten Mulatu Teshome<br />
zum Rücktritt bewegte, hat<br />
damit zu tun, dass er politische<br />
Freunde wie Sahle-Work Zewde<br />
braucht, die seinen Kurs unterstützen.<br />
„Ich bin ein Produkt der Menschen,<br />
die in diesem Land für Gleichheit<br />
und politische Freiheit gefochten<br />
haben“, bestärkte ihn die neue<br />
Präsidentin in ihrer Rede. „Daran<br />
werdeich weiterhin hartarbeiten.“<br />
Abgestraft<br />
Die Botschaft der Hessen-Wahl: Volksparteien sind passé. CDU und SPD verlieren deutlich,<br />
die Grünen gewinnen dazu. Waswird nun aus der GroKo in Berlin? Wasaus Angela Merkel?<br />
VonSteven Geyer<br />
Aus der hessischen Landtagswahl<br />
sind CDU und<br />
SPD am Sonntag als klare<br />
Verlierer hervorgegangen –<br />
und die Grünen als eindeutige Gewinner.<br />
Spitzenpolitiker aller Parteien<br />
waren sich darin einig, dass dahinter<br />
vor allem ein Protestsignal an<br />
die Bundesregierung steckt.<br />
In Hessen büßten die früheren<br />
Volksparteien gegenüber den Landtagswahlen<br />
von 2013 beide rund<br />
zehn Prozentpunkte ein. Gewinner<br />
sind dagegen die Grünen, die ihren<br />
derzeitigen Umfragen-Höhenflug<br />
nun in Stimmen umwandeln und ihr<br />
bislang bestes Ergebnis in Hessen erringen<br />
konnten –nahezu auf Augenhöhe<br />
mit der SPD, für die die Ökopartei<br />
damit auch bundesweit zur<br />
echten Konkurrenz wird.<br />
DieAfD erreichte ihrWahlziel, mit<br />
einem klar zweistelligen Ergebnis in<br />
den Landtag einzuziehen und damit<br />
im Bundes- und Europarlament und<br />
auch in allen deutschen Landesparlamenten<br />
zu sitzen.<br />
Aufruf, den Streit zu beenden<br />
Als Lehre aus den Stimmverlusten<br />
von Union und SPD in Hessen kündigten<br />
deren Spitzen auch im Bund<br />
Konsequenzen an. CDU-Generalsekretärin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
rief die große Koalition dazu<br />
auf, den internen Streit zu beenden<br />
und rasch zu erklären, „welche drei<br />
Projekte gemeinsam und geschlossen<br />
vorangetrieben werden sollten“.<br />
Die Personal-Spekulationen in<br />
der Union beendete Kramp-Karrenbauer<br />
allerdings nicht eindeutig: Zur<br />
Zukunft von Parteichefin und Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel sagte die<br />
Generalsekretärin, die CDU müsse<br />
„in Loyalität gemeinsam die Weichen<br />
stellen“. Sieselbst gehe „bis zur<br />
Stunde“ davon aus, dass Merkel im<br />
Dezember erneut für den CDU-Vorsitz<br />
kandidiere.<br />
Der CDU-Gesundheitsminister<br />
und Merkel-Kritiker Jens Spahn erklärte<br />
am Abend, man müsse in den<br />
nächsten Tagen und Wochen über<br />
Personalfragen erst noch beraten.<br />
„Wir müssen Debatten führen, über<br />
die Fragen, die anstehen, und dann<br />
entscheiden. Undnicht Debatten für<br />
beendet erklären“, sagte er in Anspielung<br />
auf eine Wahlkampf-Aussage<br />
vonMerkel.<br />
Sitzverteilung in Klammern Ergebnis 2013<br />
ARD-Hochrechnung 23.10 Uhr<br />
SPD<br />
26 (37)<br />
CDU<br />
35 (47)<br />
Folgen aus der Hessen-Wahl für<br />
die schwarz-rote Koalition forderte<br />
auch SPD-Chefin Andrea Nahles:<br />
Ihre Partei müsse schnell klären, wofür<br />
sie jenseits der Regierungspolitik<br />
stehe, soNahles. Die Bundesregierung<br />
müsse nun einen „klaren, verbindlichen<br />
Fahrplan vorlegen für<br />
eine Politik im Interesse der Bürgerinnen<br />
und Bürger“, sagte sie. „An<br />
der Umsetzung dieses Fahrplans bis<br />
zur vereinbarten Halbzeitbilanz<br />
können wir dann klar ablesen, ob wir<br />
in dieser Regierung noch richtig aufgehoben<br />
sind.“<br />
Damit wollte die Parteivorsitzende<br />
offenbar eine akute Debatte<br />
über den Verbleib ihrer Partei in der<br />
Koalition vermeiden –und über ihre<br />
eigene Position an der SPD-Spitze.<br />
Auch die Grünen räumten ein,<br />
dass ihrer Partei neben den eigenen<br />
Themen auch das schlechte Bild der<br />
Koalition im Bund geholfen habe,wie<br />
etwa Bundeschefin Annalena Baerbock<br />
erklärte.Die Grünen hätten aber<br />
zudem gerade in Hessen gezeigt, dass<br />
sie Antworten lieferten und nicht Probleme<br />
herbeiredeten. Als Beispiel<br />
nannte sie die gute Anbindung von<br />
Busund Bahn im ländlichen Raum.<br />
Im Landtag vonWiesbaden sitzen<br />
durch den Einzug der AfD in den<br />
nächsten fünf Jahren nun sechs<br />
Grüne<br />
25 (13)<br />
121<br />
Sitze<br />
Linke<br />
8 (13)<br />
FDP<br />
10 (6)<br />
AfD<br />
17 (–)<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: ARD<br />
Fraktionen. Im Verlauf des Abends<br />
legten die Hochrechnungen zunehmend<br />
ein Dreierbündnis unter der<br />
Führung des bisherigen Ministerpräsidenten<br />
Volker Bouffier (CDU)<br />
nahe.<br />
Sowohl der Amtsinhaber als auch<br />
die bislang oppositionelle FDP hatten<br />
für den Fall, dass eine Fortsetzung<br />
der Landesregierung aus CDU<br />
und Grünen nicht möglich wäre, für<br />
eine Jamaika-Koalition plädiert.<br />
Allerdings betonte Hessens FDP-<br />
Chef René Rock, die Liberalen müssten<br />
darin auch inhaltlich und personell<br />
Akzente setzen können –etwa<br />
durch Besetzung des Wirtschaftsministeriums.Das<br />
deutet auf harte Verhandlungen<br />
vor allem mit den Grünen<br />
hin, deren Landesvorsitzender<br />
und Spitzenkandidat Tarek Al-Wazir<br />
dieses Amt bislang innehatte.<br />
Dass hinter dem Hessen-Ergebnis<br />
ein Denkzettel für Berlin steckt,<br />
wiegt umso schwerer, als nach der<br />
Bayern-Wahl sowohl die Spitzen von<br />
CDU/CSU als auch die der Sozialdemokraten<br />
aus Rücksicht auf die hessischen<br />
Wahlkämpfer noch keine<br />
Konsequenzen gezogen hatten.<br />
Ob SPD-Chefin Nahles diese Debatte<br />
mit ihrem Ultimatum vertagen<br />
konnte, ist nun abzuwarten. Am<br />
Sonntagabend mussten die Sozialdemokraten<br />
lange zittern, ob ihr Ergebnis<br />
vorden Grünen liegen würde<br />
–und ob die SPD nicht unter die 20-<br />
Prozent-Marke fallen würde. Bereits<br />
nach dem einstelligen Ergebnis der<br />
Genossen in Bayern hatte es Stimmen<br />
aus der Partei gegeben, die den<br />
Ausstieg aus dem schwarz-roten<br />
Bündnis in Berlin geforderthatten.<br />
DerDruck ist geblieben<br />
So lässt auch der Druck auf Merkel<br />
nach der Hessen-Wahl nicht nach.<br />
Erstens kann ihr der Frust über die<br />
anhaltenden Verluste der Union in<br />
den Ländernsowie im Bund –wosie<br />
in einer Umfrage vom Sonntag gerade<br />
auf ein Allzeit-Tief von 24Prozent<br />
fiel –nach wie vor die angestrebte<br />
Wiederwahl zur Parteivorsitzenden<br />
beim Bundesparteitag im<br />
Dezember in Hamburg verhageln.<br />
Zweitens muss Merkel, selbst wenn<br />
sich Volker Bouffier nun dank gestärkter<br />
Grüner und regierungswilliger<br />
Liberaler in ein Jamaika-Bündnis<br />
retten kann, noch immer hoffen,<br />
dass die SPD tatsächlich in der großen<br />
Koalition bleibt.<br />
Denn dass die CDU bei Neuwahlen<br />
für den Bundestag Merkel noch<br />
einmal zur Spitzenkandidatin<br />
macht, gilt weithin als unwahrscheinlich.<br />
Seiten 2und 3, Leitartikel Seite 8<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Mieterproteste<br />
werden<br />
schärfer<br />
<strong>Berliner</strong> Initiativen wollen<br />
große Vermieterenteignen<br />
VonUlrich Paul<br />
ImStreit um steigende Wohnkosten<br />
setzen sich Mieterinitiativen in<br />
Berlin auf ungewöhnliche Weise zur<br />
Wehr. Sie wollen den Senat per<br />
Volksentscheid dazu bringen, Privatvermieter,<br />
die mehr als 3000 Wohnungen<br />
besitzen, zu enteignen. Ziel<br />
des Vorstoßes seien große Unternehmen<br />
wie die Deutsche Wohnen, Vonovia,<br />
Akelius, ADO Properties und<br />
Grand City Properties, sagt Rouzbeh<br />
Taheri, Sprecher der Initiative Mietenvolksentscheid,<br />
die die Kampagne<br />
„Deutsche Wohnen und Co.enteignen“<br />
unterstützt.<br />
Taheri begründet die Forderung<br />
nach Enteignung damit, dass die privaten<br />
Wohnungsunternehmen „ihre<br />
marktmächtige Stellung ausnutzen,<br />
um die Mieten hochzutreiben“.<br />
Ohne Rückführung der Wohnungen<br />
in öffentlichen Besitz sei das Ziel<br />
nicht zu erreichen, Menschen mit<br />
angemessenem Wohnraum zu versorgen,<br />
das in der Verfassung des<br />
Landes Berlin verankert sei. Bei der<br />
Forderung nach Enteignung berufen<br />
sich die Initiativen auf Artikel 15 des<br />
Grundgesetzes. Darin ist formuliert,<br />
dass „Grund und Boden, Naturschätze<br />
und Produktionsmittel“<br />
zum Zwecke der Vergesellschaftung<br />
durch ein Gesetz in Gemeineigentum<br />
oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft<br />
überführt werden<br />
können. Das entsprechende Gesetz<br />
soll vom <strong>Berliner</strong> Senat erarbeitet<br />
werden. Die privaten Vermieter sollen<br />
entschädigt werden, aber nicht<br />
zum Marktwert, sagt Taheri. Dieser<br />
belaufe sich auf etwa 30 Milliarden<br />
Euro. Zwar stehe eine Kostenschätzung<br />
noch aus, doch rechne er mit<br />
einer Entschädigungshöhe vonzehn<br />
bis 15 Milliarden Euro,sagt Taheri.<br />
Der Verband Berlin-Brandenburgischer<br />
Wohnungsunternehmen<br />
(BBU) kritisiertdie Pläne.„DieKampagne<br />
ist populistische Stimmungsmache,<br />
durch die nicht eine einzige<br />
Wohnung zusätzlich entsteht“, sagt<br />
BBU-Sprecher David Eberhart. „Die<br />
Ziele dürften sowohl unvereinbar<br />
mit der Verfassung als auch unfinanzierbar<br />
sein.“ Statt weiterer Polarisierung<br />
werde eine Strategie für mehr<br />
Wohnungen benötigt. Aus der Linken<br />
gibt es indes Zustimmung.<br />
Berlin Seite14<br />
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11044
2** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
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·<br />
Landtagswahl in Hessen<br />
Unter<br />
den<br />
Erwartungen<br />
Die Linke hadert mit<br />
ihrem Wahlergebnis<br />
VonMarkus Decker<br />
Bei der Linken gibt es im Lichte der Hessen-Wahl<br />
ein lachendes und ein weinendes<br />
Auge. Das lachende Auge blickt auf die<br />
Tatsache, dass es die Partei unter der Spitzenkandidatin<br />
Janine Wissler nach 2008 und<br />
2013 nun ein drittes Malinden Landtag von<br />
Wiesbaden geschafft und sich dabei auch<br />
noch verbesserthat. Dasist im Westen nicht<br />
selbstverständlich.<br />
Nach Gründung der Linken als Reaktion<br />
auf die Agenda 2010 des SPD-Kanzlers Gerhard<br />
Schröder zog sie ja in mehrere West-<br />
Landtage ein. Später fiel sie aus mehreren<br />
dieser Landtage wieder heraus. Bei der bayerischen<br />
Landtagswahl vor 14 Tagen verfehlte<br />
die Linke den Einzug ins Landesparlament<br />
abermals deutlich. Die Westausdehnung<br />
stockt also –mit Ausnahme der Stadtstaaten<br />
Bremen und Hamburg sowie des<br />
kleinen Saarlandes und eben Hessens.<br />
Das weinende Auge vergleicht die Umfragen,<br />
die monatelang recht stabil bei acht Prozent<br />
lagen, mit dem Ergebnis, das etwas bescheidener<br />
ausfällt als erhofft. Entsprechend<br />
äußerte sich am Sonntag die Parteivorsitzende<br />
Katja Kipping. „Man wünscht sich immer<br />
mehr“, sagte sie. Für die Bundespolitik<br />
sieht Kipping gleichwohl ein klares Signal.<br />
„Diese Wahl heute war eine Denkzettelwahl<br />
für die große Koalition.“ Im Übrigen sei die<br />
Linke „immer die Lobby für alle“ gewesen,<br />
„die sich keine Lobbyisten leisten konnten“.<br />
Der relative Erfolg in Hessen hat fraglos<br />
mit den linken Milieus zu tun, die es dortseit<br />
jeher gibt, in Frankfurt amMain, in Offenbach<br />
oder in Marburg. Er hat mit der Spitzenkandidatin<br />
Wissler zu tun, die ebenso<br />
professionell wie profiliertagiert. In anderen<br />
westdeutschen Landesverbänden ist das<br />
Personal meist entweder unbekannt oder<br />
zerstritten. Letzteres trifft seit einiger Zeit<br />
auch auf den saarländischen Landesverband<br />
zu, der mit Parteigründer Oskar Lafontaine<br />
bis heute eine Ausnahmeerscheinung darstellt,<br />
aber bei der letzten Landtagswahl<br />
schlechter abschnitt als zuvor.<br />
Dass die Hessen-Linke am Ende doch<br />
hinter den Umfragen zurück blieb, dürfte<br />
wiederum viel mit den Grünen zu tun haben.<br />
Denn vonden großen Verlusten der SPD hat<br />
die Linke kaum profitiert. Nicht wenige in<br />
der Linken-Spitzeärgertdas.Und sie führen<br />
es unter anderen auf die Linksfraktionsvorsitzende<br />
Sahra Wagenknecht zurück. Sie, so<br />
heißt es, erzeuge den Eindruck einer flüchtlingskritischen<br />
Haltung der Partei, während<br />
die Grünen mit weißerWeste dastünden. Dabei<br />
sei es die Linke, die im Bundestag alle<br />
Asylrechtsverschärfungen abgelehnt habe.<br />
Kritik an Wagenknecht<br />
Tatsache ist, dass die Partei neuen Herausforderungen<br />
entgegensieht. Die nächsten<br />
Landtagswahlen finden nämlich in Brandenburg,<br />
Sachsen und Thüringen statt.<br />
Lange Zeit hatte die Linke dort nichts zu<br />
fürchten. In Brandenburgund Thüringen regiert<br />
sie mit. In Erfurt stellt sie mit Bodo Ramelowgar<br />
den Ministerpräsidenten.<br />
Doch seit einiger Zeit gräbt die AfD der<br />
Ost-Linken mehr und mehr das Wasser ab.<br />
Und die tut sich schwer, dagegen ein Mittel<br />
zu finden.<br />
Die anhaltende Zerstrittenheit zwischen<br />
Partei- und Fraktionsführung tut ein Übriges.<br />
Während die Grünen von Triumph zu<br />
Triumph eilen und als Gegenpol zur AfD<br />
wahrgenommen werden, verhält es sich bei<br />
den Linken nicht so. Hier streiten sich<br />
Bernd Riexinger und seine Co-Vorsitzende<br />
Katja Kipping mit der Fraktionsvorsitzenden<br />
Sahra Wagenknecht darüber, ob und<br />
wie man der AfD entgegen kommen sollte.<br />
Eine Lösung des Konflikts ist nicht in Sicht.<br />
„Ich fände es gut, wenn diese Partei in<br />
Hessen an der Regierung beteiligt wäre“<br />
in Prozent, in KlammernVergleich zu 2013<br />
Grüne<br />
FDP<br />
Linke<br />
38 (+6)<br />
31 (+8)<br />
75 (+17)<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: INFRATEST<br />
Lädiert: Volker Bouffier (CDU) und Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD)<br />
Andrea Nahles geht mit schnellem,<br />
entschlossenem Schritt auf das<br />
Rednerpult zu. Auf dem Wegringt<br />
sich die SPD-Parteichefin sogar ein<br />
kleines Lächeln ab.Dann präsentiertsie sich<br />
ernst. Nüchtern trägt sie vor, zu den Verlusten<br />
der SPD in Hessen habe die Bundespolitik<br />
erheblich beigetragen. Jetzt müsse sich in<br />
der SPD etwas ändern–die Partei müsse klar<br />
machen, wofür sie auch jenseits der Regierungspolitik<br />
stehe.„Wir haben uns für diese<br />
Klärung mehr Zeit nehmen wollen“, sagt<br />
Nahles. Und sie setzt hinzu: „Ich stelle fest,<br />
diese Zeit haben wir nicht.“<br />
Nahles sagt noch etwas,was vielen in der<br />
SPD wichtig ist. Der Zustand der Regierung<br />
sei „nicht akzeptabel“. DieUnion müsse ihre<br />
inhaltlichen und personellen Konflikte<br />
schnell lösen. „Wir legen unser Schicksal<br />
aber nicht einfach in die Hände unseres Koalitionspartners“,<br />
betont Nahles. „Deshalb<br />
bestehen wir darauf, dass sich diese Koalition<br />
einen klaren und verbindlichen Fahrplan<br />
gibt.“ An dem wolle sie in den kommenden<br />
Monaten bis zur Halbzeit der Regierung<br />
klar ablesen können, „ob wir in dieser Regierung<br />
wirklich gut aufgehoben sind“. Nahles<br />
will zusammen mit Generalsekretär Lars<br />
Klingbeil dem Parteivorstand an diesem<br />
Montag ein Papier dazu vorlegen.<br />
Wie bei einem Fußball-Trainer<br />
DieSPD-Parteichefin will also in prekärer Situation<br />
in die Offensivekommen. DasErgebnis<br />
in Hessen ist ein herber Schlag. Nahles<br />
hat es ja selber vorabgesagt: Thorsten Schäfer-Gümbel<br />
hat in Hessen aus ihrer Sicht einen<br />
gutenWahlkampf ohne Fehler hingelegt.<br />
Damit war vorhersehbar: Jeschlechter das<br />
Ergebnis der SPD ausfallen würde,desto härter<br />
dürfte die Debatte über das bundespolitische<br />
Erscheinungsbild der Sozialdemokraten<br />
ausfallen. Undüber die große Koalition.<br />
Für die SPD-Vorsitzende gilt dabei dasselbe<br />
wie für einen Trainer in der Fußball-<br />
Bundesliga: Das schlechte Ergebnis ist ein<br />
umso größeres Problem, wenn das Team in<br />
Spielen zuvor bereits eine Klatsche bekommen<br />
hat. Das Ergebnis der Bayern-Wahl vor<br />
zwei Wochen war vernichtend für die Sozialdemokraten:<br />
weniger als zehn Prozent, nur<br />
Angekommen<br />
AFP/DOLIVER DIETZE<br />
In Hessen wurde die AfD 2013 gegründet. Nun zieht sie in Wiesbaden ins Parlament ein –und sitzt damit in allen Landesparlamenten der Republik<br />
VonJan Sternberg<br />
Die AfD hat die Runde vollendet. In Hessen<br />
kandidierte sie 2013 erstmals für ein Landesparlament,<br />
noch erfolglos.Nun zieht sie sicher<br />
und mit großem Abstand vorder FDP und<br />
der Linken in den Landtag ein. Damit die AfD<br />
in allen Landesparlamenten vertreten.<br />
Neben den Grünen ist die AfD der große<br />
Stimmengewinner –und kündigt gleich eine<br />
harte Oppositionsarbeit an. „Wir werden die<br />
Themen ansprechen, über die die anderen<br />
Parteien nicht so gerne reden“, sagt Landeschef<br />
Robert Lambrou. „Wir machen konservative<br />
Politik. Denn eine CDU, die mit den<br />
Grünen koaliert, ist nicht mehr konservativ.“<br />
Die Hessen-AfD verfehlte zwar das selbst gesetzte<br />
Ziel von „15 Prozent plus x“, dennoch<br />
feiertsie das Ergebnis als Erfolg.<br />
Todesängste einer<br />
Volkspartei<br />
Die Verluste der Landes-SPD gehen zum Großteil auf das Konto<br />
der Bundespartei. Das räumt die SPD-Chefin Andrea Nahles ein.<br />
Sie kündigt Konsequenzen für die große Koalition an<br />
VonTobias Peter<br />
Landtagswahlen in Hessen<br />
Stimmanteile in Prozent, ARD-Hochrechnung 23.10 Uhr<br />
*1946 noch als LDP<br />
**Gesamtergebnis der Grünen-Vorläuferparteien GAZ, GLH und GLU<br />
50<br />
42,7<br />
40<br />
30<br />
30,9<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: LANDESWAHLLEITER; DPA<br />
DieAfD hat sich binnen fünf Jahren überall<br />
in Deutschland etabliert.Wiestarksich die Partei<br />
in ihrer kurzenGeschichte veränderthat, ist<br />
nirgends so gut zu erkennen wie in Hessen. Am<br />
6. Februar 2013 versammelten sich 18 Männer<br />
und Frauen im Gemeindesaal der Christuskirche<br />
in Oberursel, um das zu gründen, was<br />
schnell als „eurokritische Professorenpartei“<br />
bekannt wurde. Konrad Adam, früherer Journalist<br />
von FAZ und Welt, organisierte den<br />
Raum. Zusammen mit Bernd Lucke stand<br />
Adam bis 2015 an der Spitze der Partei, auch<br />
den hessischen Landesverband führte er einige<br />
Monate lang. Zuletzt gehörte Adam zu<br />
den Mahnern vor einer Radikalisierung der<br />
AfD. Ersitzt heute im Vorstand der Parteistiftung<br />
–auch das eine Hessen-Connection. Geleitet<br />
wirdsie vonder Frankfurterin Erika Steinbach.<br />
Die langjährige Vertriebenenfunktionärin<br />
und CDU-Bundestagsabgeordnete ist bis<br />
heute kein Parteimitglied, hielt aber auf dem<br />
Bundesparteitag der AfD in Augsburgeine umjubelte<br />
Rede.<br />
Chef und Pate<br />
27,0 %<br />
20,1 %<br />
19,6 %<br />
20<br />
11,1<br />
10 15,7*<br />
5,2<br />
13,1 %<br />
7,7 %<br />
0<br />
5,1 4,1 5,0<br />
2,0**<br />
6,2 %<br />
1946 '50 '54 '58 '62 '66 '70 '74 '78 '82 '83 '87 '91 '95 '99 '03 '08 '09 '13 '18<br />
38,3<br />
30,7<br />
Eine Woche nach ihrer Gründung präsentierte<br />
sich die AfD in der überfüllten Stadthalle<br />
von Oberursel erstmals der Öffentlichkeit.<br />
Einer, der damals auf dem Podium saß<br />
und prägende Jahreseines Lebens in Hessen<br />
verbrachte,ist inzwischen Chef und Pate der<br />
Partei: Alexander Gauland machte in seinem<br />
ersten politischen Leben in der hessischen<br />
CDU Karriere und leitete in Wiesbaden die<br />
Staatskanzlei des Ministerpräsidenten Walter<br />
Wallmann. Inzwischen raunt Gauland<br />
von einer „neuen friedlichen Revolution“<br />
und agitiertgegen das „Establishment“.<br />
noch Platz fünf. Dieschlechten Umfragewerte<br />
in den vergangenen Wochen haben nun zumindest<br />
den Effekt gehabt, dass die SPD auf<br />
einen deutlichen Verlust mehr als vorbereitet<br />
war.Eine psychologisch wichtige Frage für die<br />
Sozialdemokraten war, obsie in Hessen vor<br />
den Grünen liegen würden. Am Wahlabend<br />
lagen beide Parteien nah beieinander.Das ist<br />
nicht gut für die SPD –aber nicht so verheerend<br />
wie bei der Bayern-Wahl. Die Frage, ob<br />
die SPD noch eine Volkspartei ist, stellt sich<br />
dennoch immer drängender.<br />
Mehr als ein Jahr nach der Bundestagswahl<br />
befinden sich die Sozialdemokraten in<br />
einer überaus schwierigen Lage. Sie haben<br />
zwar wichtige sozialdemokratische Inhalte<br />
im Koalitionsvertrag verankert: vom Rückkehrrecht<br />
vonTeilzeit inVollzeit bis hin zu einem<br />
Rentenpaket, das die Handschrift der<br />
Parteivorsitzenden Nahles trägt. Doch all das<br />
ist bisher vomStreit über die Flüchtlingspolitik<br />
und aggressiven Auseinandersetzungen<br />
zwischen CDU und CSU überlagertworden.<br />
Beschädigt durch das Maaßen-Debakel<br />
Nahles’ eigene Autorität in der Partei ist seit<br />
der Koalitionskrise um den Verfassungsschutzpräsidenten<br />
Hans-Georg Maaßen<br />
schwer angeschlagen. Bei einem Krisengipfel<br />
mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und<br />
CSU-Chef Horst Seehofer hatte sich Nahles<br />
auf einen Deal eingelassen, bei dem Maaßen<br />
zwar an der Spitze der Behörde weichen<br />
sollte, Seehofer ihn aber zugleich zum<br />
Staatssekretär befördern wollte. Partei und<br />
Öffentlichkeit waren entsetzt.<br />
In der Partei gibt es insbesondereimgrößten<br />
Landesverband Nordrhein-Westfalen<br />
starke Kräfte,die ihren Frieden mit der großen<br />
Koalition im Bund nicht gemacht haben. Und<br />
in der Bundestagsfraktion ist der Unmut über<br />
Nahles zuletzt gewachsen. Juso-Chef Kevin<br />
Kühnert, einer der wichtigsten Kritiker der<br />
großen Koalition erklärt, ihm gehe es nicht<br />
um Personalfragen. Es sei „nachrangig, wer<br />
im fünften Stock im Willy-Brandt-Haus sein<br />
Büro habe“. Die Mitglieder wollten vielmehr<br />
wissen, wann, wie und nach welchen Kriterien<br />
die SPD ihr Urteil über die große Koalition<br />
fällen werde. Insofern sei er auf Nahles’<br />
Vorlage für den Parteivorstand gespannt.<br />
Das sind Formulierungen, bei denen der<br />
heutige hessische Landeschef RobertLambrou<br />
vermutlich innerlich zusammenzuckt.<br />
Seine Wortwahl sei das nicht, sagt er,ein früherer<br />
Sozialdemokrat. Die Hessen-AfD gibt<br />
sich bürgerlich und konservativ. „Wir sind<br />
die CDU vonvor 20 Jahren“, sagt ihr Spitzenkandidat<br />
Rainer Rahn, ein Zahnarzt. Die radikalen<br />
Töne aus dem Osten, die Diskussion<br />
um eine Beobachtung der Partei durch den<br />
Verfassungsschutz – in Hessen versuchen<br />
sie,sich davor zu schützen.<br />
Dabei ist auch der Thüringer Landeschef<br />
Björn Höcke eng mit Hessen verbunden. In<br />
Bad Sooden-Allendorf inNordhessen unterrichtete<br />
er bis zu seinem Einzug in den Thüringer<br />
Landtag Sport und Geschichte. Erlebt<br />
direkt hinter der Landesgrenze und trat in<br />
Nordhessen imWahlkampf auf.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 3 **<br />
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Landtagswahl in Hessen<br />
Man wird<br />
doch träumen<br />
dürfen<br />
Die FDP zieht sicher in den<br />
Landtag ein –und hofft auf mehr<br />
Froh: Die grünen Spitzenkandidaten Priska Hinz (links) und Tarek Al-Wazir mit der Bundesvorsitzenden der Partei, Annalena Baerbock.<br />
Es geht abwärts für die CDU in Hessen,<br />
zweistellig sogar, ein Absturz<br />
wie noch nie. Aber in der Parteizentrale<br />
in Berlin gibt es erstmal<br />
Applaus. Kanzleramtsminister Helge Braun<br />
steht entspannt lächelnd im Foyer und betrachtet<br />
die ersten Ergebnisse. Die CDU ist<br />
stärkste Kraft, Volker Bouffier wird wohl Ministerpräsident<br />
bleiben. Notfalls mit Jamaika,<br />
einem Dreierbündnis mit Grünen<br />
und FDP. Möglicherweise reicht es aber sogar<br />
für die Fortsetzung von Schwarz-Grün.<br />
„Wichtig ist, dass es keine linke Mehrheit im<br />
hessischen Landtag gibt“, sagt Braun. Under<br />
wirkt wirklich entspannt.<br />
Es sind die so starkwie noch nie gewordenen<br />
hessischen Grünen, die an diesem<br />
Abend nicht nur Bouffier an der Macht gehalten<br />
haben. Indirekt haben sie auch der in<br />
jüngster Zeit parteiintern unter Druck geratenen<br />
Angela Merkel zumindest eine Verschnaufpause<br />
verschafft. Das aus Sicht des<br />
Kanzleramts schlimmste Szenario ist abgewendet:<br />
Wäre Bouffier durch eine linke<br />
Mehrheit aus der Staatskanzlei vertrieben<br />
worden, hätte Merkel mit ihrer schnellen<br />
Entmachtung rechnen müssen. EinJamaika-<br />
Bündnis aber, wie in Kiel, wäre eine Nachricht,<br />
mit der Merkel leben könnte.Auch eine<br />
Fortsetzung von Schwarz-Grün hätte keine<br />
destabilisierende Wirkung.<br />
Aber kann Merkel nun aufatmen? Als Gewinnerin<br />
jedenfalls steht sie nicht da. Die<br />
Forschungsgruppe Wahlen ermittelte, dass<br />
auch innerhalb der CDU-Anhänger nur eine<br />
Minderheit Merkel als„hilfreich“ empfand in<br />
diesem zurückliegenden Wahlkampf. Die<br />
meisten fanden eher, dass Merkel „schadet“<br />
oder „keine Rolle spielt“.<br />
Al-Wazir bleibt besonnen im Erfolg<br />
Während die Union ihren Absturz betrachtet,<br />
feiern die Grünen einen Aufstieg, wie es<br />
ihn noch nie gegeben hat. Niemand passt<br />
mehr rein in den Fraktionssaal im hessischen<br />
Landtag. Minuten vor Bekanntgabe<br />
der ersten Prognose recken Dutzende Anhänger<br />
ihreSmartphones in die Höhe.Soein<br />
Triumph will gut dokumentiert sein. Doch<br />
das klappt nicht so recht. Denn als der grüne<br />
Balken in die Höhe schießt, geht ein euphorisches<br />
Beben durch den Saal. DieGrünen liegen<br />
sich lieber in den Armen als zu filmen.<br />
„Es ist ein wunderbarer Tagfür uns Grüne“,<br />
sagt derVize-Ministerpräsident und Spitzenkandidat<br />
Tarek Al-Wazir. Das Wahlergebnis<br />
sei ein Auftrag zum Weitermachen, so der<br />
Wirtschaftsminister.<br />
Selbst im Moment seines größten Triumphs<br />
bleibt Al-Wazir seinem Politikstil<br />
treu: stets sachlich bleiben, sich bloß nicht<br />
von Emotionen, gar Pathos hinfortreißen<br />
lassen. Vor zwei Wochen, als die Grünen<br />
zweitstärkste Kraft in Bayern geworden waren<br />
und dies in einer Münchener Konzerthalle<br />
feierten, sprangen Parteichef Robert<br />
Habeck und Spitzenkandidat Ludwig Hartmann<br />
vonder Bühne und ließen sich vonder<br />
Menge auf Händen tragen, wie Rockstars.<br />
Undenkbar bei Al-Wazir.<br />
Vorknapp fünf Jahren war er es,der gegen<br />
großen Widerstand in seiner Partei das erste<br />
schwarz-grüne Regierungsbündnis in einem<br />
Flächenland schmiedete. Al-Wazir glaubte,<br />
dass ausgerechnet die von der politischen<br />
Linken lange als „Stahlhelm-Fraktion“ bezeichnete<br />
stramm-konservative hessische<br />
CDU mit den als „Fundis“ geziehenen Grünen<br />
eine Regierung bilden könnte.Ein Experiment<br />
mit ungewissem Ausgang – einem<br />
Nur eine kleine<br />
Verschnaufpause<br />
Während die Grünen feiern, bringen sich in der CDU<br />
mögliche Nachfolger für<br />
Regierungschefin Angela Merkel in Position<br />
schlechten, wie viele meinten. Doch CDU<br />
und Grüne hielten es miteinander aus,mehr<br />
noch: Ihre Arbeit wird über die eigene Anhängerschaft<br />
hinaus als erfolgreich gewertet.<br />
DieWirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit ist<br />
gering, die Zufriedenheit im Land ist groß.<br />
Al-Wazir und seine Ko-Spitzenkandidatin<br />
Priska Hinz würden gern weitermachen mit<br />
der CDU. Am späten Abend erfuhr Al-Wazir<br />
dann auch, dass er in seiner Heimatstadt Offenbach<br />
das landesweit erste Direktmandat<br />
für seine Partei überhaupt gewonnen hatte.<br />
Die hessischen Wähler haben etwas Verblüffendes<br />
vollbracht:Während sie dem kleineren<br />
Regierungspartner ein Rekordergebnis<br />
bescherten, straften sie den größeren ab.<br />
CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier<br />
mochte noch so oft seine und die Verdienste<br />
der hessischen CDU herausgestrichen haben<br />
–die Integration der Flüchtlinge, den<br />
Ausbau der Universitäten, die niedrige Kri-<br />
VonMarina Kormbaki, Wiesbaden,<br />
und Daniela Vates, Berlin<br />
Ungewisse Zukunft: Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
„Die Landtagswahl ist eine gute Gelegenheit,<br />
um der Bundesregierung einen<br />
Denkzettel zu verpassen“ in Prozent<br />
Alle Wähler<br />
abgewanderte CDU-Wähler<br />
abgewanderte SPD-Wähler<br />
50<br />
53<br />
73<br />
Wählerwanderung CDU<br />
abgegeben an ...<br />
SPD<br />
Grüne –92 000<br />
Linke<br />
FDP<br />
–5 000<br />
–38 000<br />
AfD –94 000<br />
Nichtwähler –58 000<br />
Sonstige –29 000<br />
AP/PETR DAVID JOSEK<br />
bekommen<br />
von ...<br />
27 000<br />
BLZ/HECHER; QUELLE (2): INFRATEST<br />
minalitätsrate. AnBouffier entlud sich aber<br />
die Unzufriedenheit über den Kurs und die<br />
Arbeit der Union im Bund.<br />
„Der heutige Abend ist ein Abend sehr<br />
zwiespältiger Gefühle“, sagt Bouffier unter<br />
trotzigem Applaus im hessischen Landtag.<br />
Er spricht von „schmerzhaften Verlusten“,<br />
kündigt Sondierungsgespräche mit den Grünen,<br />
aber auch mit der SPD und der FDP an.<br />
Bouffier, dem einst als Innenminister unter<br />
Roland Koch der Ruf des „Schwarzen Scheriffs“<br />
anhaftete,wirkt ein wenig ermattet.<br />
Rund 570 Kilometer liegen zwischen<br />
Wiesbaden und Berlin. Bouffier versuchte im<br />
Wahlkampf, diese Entfernung zu vergrößern.<br />
Er mühte sich um maximale Distanz<br />
zur <strong>Berliner</strong> Koalition –seltsamerweise mit<br />
Hilfe aus Berlin. Sämtliche Parteigrößen<br />
sprangen ihm zur Seite und betonten, dass<br />
es am 28. Oktober um Hessen gehe: Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn, Julia<br />
DPA/UWE ANSPACH<br />
Klöckner,Paul Ziemiak, Carsten Linnemann.<br />
Und die Kanzlerin. Auf einem ihrer zahlreichenWahlkampftermine<br />
wandte sich Angela<br />
Merkel mit dem Ratans Publikum:„Wenn Sie<br />
Wut haben auf das, was in Berlin läuft,<br />
schreiben Siemir einen Brief –aber jetzt geht<br />
es um Ihre Heimat.“<br />
Merkel legte sich sehr ins Zeug für ihren<br />
Vertrauten Bouffier. So sehr, dass seine<br />
Schwächung nun auch ihre ist. Das unprofessionelle<br />
Hin und Her inder Diesel-Frage<br />
dürfte daran großen Anteil haben. Merkel<br />
und Bouffier wollten Fahrverbote in FrankfurtamMain<br />
abwenden, sie wollten den DieselfahrernSicherheit<br />
vermitteln –und stifteten<br />
mit ihrem schlecht abgestimmtem Vorgehen<br />
in den Tagen vor der Wahl doch nur<br />
Chaos. Nach dem Debakel um die Zukunft<br />
von Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg<br />
Maaßen drängte sich binnen kurzer Zeit<br />
erneut der Eindruck auf, dass der Kanzlerin<br />
die Dinge entgleiten.<br />
Seit 13 Jahren ist Merkel Kanzlerin, und<br />
noch nie stand sie politisch so unter Druck<br />
wie jetzt. Diehessische hat wie zuvor die bayerische<br />
Landtagswahl den Nimbus der Union<br />
als Garant von Stabilität beschädigt. Mindestens<br />
ebenso stark, wie Berlin in die beiden<br />
Landtagswahlen ausgestrahlt hat, strahlt deren<br />
Ausgang nun zurück nach Berlin. Angela<br />
Merkel hat am Wahlwochenende den Blick<br />
schon mal weit in die Zukunft gerichtet, auf<br />
das Jahr der nächsten Bundestagswahl. Sie<br />
sei sicher, dass „wir in drei Jahren ein gutes<br />
Stück weiter sein werden“, sagte sie in ihrer<br />
wöchentlichen Videobotschaft. Sie spricht<br />
von der Integration von Flüchtlingen. Die<br />
Terminlage will es,Zufall oder nicht, dass die<br />
Kanzlerin am Montag einen Integrationspreis<br />
verleiht.<br />
Kramp-Karrenbauers brisanter Satz<br />
Es wirkt wie eine ArtvorsorglichesVermächtnis<br />
in Tagen, da alles möglich scheint in Berlin:<br />
der Bruch der Koalition, ein Aufstand in<br />
der CDU, der Rückzug Merkels aus ihren<br />
Ämtern. Nach dem großen Stimmenverlust<br />
wirdMerkel um eine Debatte um ihrepolitische<br />
Zukunft wohl nicht umhinkommen.<br />
Mögliche Nachfolger bringen sich in Stellung:<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn schaltete<br />
sich fleißig in den hessischen Wahlkampf<br />
ein –ein Wahlkampf auch in eigener<br />
Sache. Wolfgang Schäuble, Ex-Finanzminister<br />
und jetzt Bundestagspräsident, brachte<br />
sich in Interviews in Erinnerung als möglicher<br />
Übergangskandidat für eine Regierung<br />
ohne Merkel.<br />
Und dann ist da noch Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer. Die CDU-Generalsekretärin<br />
platzte jüngst mit einer deutlichen Aussage<br />
heraus. „Sollte die Regierung jetzt auseinanderbrechen,<br />
wird esauf Neuwahlen herauslaufen“,<br />
verkündete sie.Eswar eine Absage an<br />
alle Spekulationen über Jamaika- und Minderheitsregierungen,<br />
mithin wohl auch an<br />
Schäuble. Die CDU-Generalsekretärin ist zuständig<br />
für die Deutung des Wahlergebnisses.<br />
Am Wahlabend spricht sie über die „gute Arbeit“<br />
der GroKo,beklagt aber, diese werde zu<br />
oft durch Streit verdeckt. Unddann folgt ein<br />
brisanter Satz. Beider Frage nach der Zukunft<br />
der Kanzlerin windet sie sich. DieCDU müsse<br />
„in Loyalität gemeinsam dieWeichen stellen“,<br />
sagt sie.Esist eine Ermahnung an alle,die sich<br />
oder andere nach vorne schieben wollen. Sie<br />
ergänzt: „Die Bundesvorsitzende hat klar erklärt,<br />
dass sie auf dem Parteitag noch mal antritt.<br />
Biszur Stunde habe ich keine anderen Signale.“<br />
Biszur Stunde.<br />
VonTobias Peter und Steven Geyer<br />
Diesen einen Wahlsonntag lang konnte<br />
sich die FDP noch fühlen wie früher.<br />
Schon in ihren großen Zeiten in der alten<br />
Bonner Republik waren die Liberalen oft<br />
eine kleine Partei, manchmal nah an der<br />
Fünf-Prozent-Grenze. Aber sie waren auch<br />
das„Waagscheißerle“, das zwischen zwei Lagern<br />
den Ausschlag bei der Regierungsbildung<br />
gab –und so die politische Richtung im<br />
Land entscheidend mitbestimmt hat.<br />
Das Parteiensystem in Deutschland ist<br />
seitdem viel komplizierter geworden, in den<br />
Parlamenten sitzen immer mehr Parteien, in<br />
Hessen werden es künftig sechs Fraktionen<br />
sein. Und doch konnte sich die FDP am<br />
Sonntag nach der Landtagswahl in Hessen<br />
noch einmal diese Hoffnung machen: dass<br />
ihr mit etwas Glück wieder die Rolle der Königsmacherin<br />
wieder zukommen könnte.<br />
Auch wenn sie im Bund die Option gerade<br />
ausgeschlagen hatten, in Hessen konnte sie<br />
mit der Aussicht auf eine Jamaika-Koalition<br />
Wahlkampf machen.<br />
Das lag daran, dass die Liberalen in Umfragen<br />
zwischen sieben und neun Prozent lagen<br />
und es klar war,dass es für das schwarzgrüne<br />
Regierungsbündnis knapp würde,<br />
seine Mehrheit zu behalten.<br />
Regelrecht erleichtert<br />
Gegenüber der in Umfragen lange rechnerisch<br />
möglichen Option einer Ampel-Koalition<br />
aus SPD,Grünen und FDP hatte sich die<br />
FDP stets skeptisch gezeigt. Und die Frage,<br />
ob sie einen grünen Ministerpräsidenten<br />
mitwählen würde oder nicht, musste sich die<br />
FDP am frühen Wahlabend dann nicht mehr<br />
stellen. Auch eine klassische Ampel-Koalition<br />
unter SPD-Spitzenkandidat Thorsten<br />
Schäfer-Gümbel war rechnerisch schnell<br />
nicht mehr möglich.<br />
Der FDP-Bundesvorsitzende Christian<br />
Lindner wirkte am Sonntagabend denn auch<br />
regelrecht erleichtert, als er sich einfach nur<br />
über den klaren Einzug seiner Partei ins hessische<br />
Landesparlament freuen konnte.<br />
Während die FDP bei der Bayern-Wahl<br />
vorzweiWochen hatte zitternmüssen, ob sie<br />
es über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft<br />
hat, sei es den hessischen Wahlkämpferngelungen,<br />
die Partei gestärkt wieder in den<br />
Landtag in Wiesbaden zu bringen. „Heute<br />
Abend gibt es große Gewinner und große<br />
Verlierer“, sagte Lindner. „Wir sind ein kleiner<br />
Gewinner, und darüber freuen wir uns<br />
genauso.“<br />
Zu diesem Zeitpunkt bestand rechnerisch<br />
noch die Möglichkeit, dass die Ergebnisse<br />
am Ende keine schwarz-grüne Mehrheit hergeben<br />
würden. Der hessische FDP-Spitzenkandidat<br />
René Koch zeigte sich deshalb offen<br />
für eine Beteiligung an einer Jamaika-Koalition<br />
mit CDU und Grünen.<br />
Bundeschef Lindner hatte im Wahlkampf<br />
vorab fast nur auf diese Option gesetzt: um<br />
konservative Wähler zu gewinnen, die mit<br />
Schwarz-Grün unglücklich sind, aber nicht<br />
von den Sozialdemokraten regiert werden<br />
wollen.<br />
Am Sonntagabend schoss er nun erneut<br />
gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel: Das<br />
Hessen-Ergebnis sei ein Misstrauensvotum<br />
gegen Stil und Inhalte der großen Koalition<br />
in Berlin, erklärte er –„und auch gegen die<br />
Person der Bundeskanzlerin selbst“. Das<br />
zeigt, womit Lindner im Bund derzeit plant.<br />
Der Traum des Hessen-FDP-Chefs Rock,<br />
in ein Bündnis auf Augenhöhe mit den anderen<br />
Partnern gehen zu können und nicht als<br />
eindeutig kleinste Partei in eine potenzielle<br />
Koalition –dieser Traum platzte am Sonntag<br />
auf jeden Fall.<br />
„Unzufriedene“ mit der Bundesregierung<br />
kritisieren in erster Linie ...<br />
in Prozent<br />
den Umgang der Regierungsparteien miteinander<br />
38<br />
die sachpolitische Arbeit der Bundesregierung<br />
34<br />
die Personen<br />
8<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: INFRATEST
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Dulig bleibt sächsischer<br />
SPD-Chef<br />
Sachsens SPD hat ihren Parteichef<br />
Martin Dulig im Amt bestätigt. Der<br />
44 Jahrealte Wirtschaftsminister des<br />
Freistaats erhielt am Sonnabend auf<br />
einem Parteitag in Dresden 110 von<br />
131 Stimmen. Miteiner Zustimmung<br />
vonknapp 84 Prozent kam<br />
Dulig seinem bisher besten Wahlergebnis<br />
aus dem Jahr 2016 (84,7) damit<br />
nahe.Erführtdie sächsische<br />
SPD seit 2009. DiePartei bildet mit<br />
der CDU im Freistaat eine schwarzrote<br />
Koalition. (dpa)<br />
Rechtspopulist Bolsonaro<br />
gewinnt Wahl in Brasilien<br />
DerRechtspopulist Jair Bolsonaro<br />
hat die Präsidentenwahl in Brasilien<br />
gewonnen. Dasgeht aus einer auf<br />
Basis vonNachwahlbefragungen erstellten<br />
Prognose vomSonntag hervor.<br />
Nach Auszählung von88Prozent<br />
der Stimmen lag er uneinholbar mit<br />
knapp 56 Prozent vorseinem linken<br />
Stichwahlgegner Fernando Haddad.<br />
DerWahlsieg des ultrarechten Politikers<br />
könnte einen radikalen Politikwechsel<br />
in Brasilien nach sich ziehen.<br />
(dpaAFP)<br />
Polen will von Deutschland<br />
weiter Reparationszahlungen<br />
Polen erwartet nach Darstellung seines<br />
Präsidenten AndrzejDuda weiterhin<br />
deutsche Reparationszahlungen<br />
für die Schäden des Zweiten<br />
Weltkriegs.Nach seiner Auffassung<br />
seien solche Entschädigungen „kein<br />
erledigtes Thema“, sagte Duda der<br />
Bild am Sonntag. Er verwies auf Gutachten<br />
des früheren Präsidenten<br />
Lech Kaczynski. Diese belegten,<br />
„dass die angerichteten Kriegsschäden<br />
in Polen nie ausgeglichen wurden“.<br />
(dpa)<br />
Adil Yigit soll Deutschland<br />
verlassen<br />
Adil Yigit forderte die Freilassung in der<br />
Türkeiinhaftierter Journalisten.<br />
DPA<br />
Demtürkischen Exil-Journalisten<br />
Adil Yigit (60) droht die Ausweisung.<br />
Yigit lebt seit mehr als 35 Jahren in<br />
Hamburg. Seine Aufenthaltsgenehmigung<br />
wurde Ende 2017 nicht mehr<br />
verlängert. Nunsoll Yigit bis Ende Januar<br />
das Land verlassen. Gegenüber<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland)<br />
vermutet Yigit,<br />
dass die erneute Aufforderung etwas<br />
mit seinem Protest bei der Pressekonferenz<br />
mit dem türkischen<br />
Präsidenten Erdogan und Bundeskanzlerin<br />
Merkel voreinem Monat<br />
zu tun hat. DorthatteYigit ein T-Shirt<br />
getragen, auf dem er die Freilassung<br />
in der Türkei inhaftierter Journalisten<br />
forderte.Erwar daraufhin aus<br />
dem Saal geführtworden. (BLZ)<br />
Brexit: Großbritannien plant<br />
Fiskalrücklage<br />
Großbritannien legt nach Regierungsangaben<br />
Mittel für den Fall eines<br />
chaotischen EU-Austritts zurück.<br />
DieRegierung plane in ihrem Haushaltsentwurfeine„Fiskalrücklage“<br />
ein, sagte Finanzminister Philip<br />
Hammond am Sonntag der BBC. Ziel<br />
sei es,derWirtschaft des Landes nach<br />
einem möglichen Brexit ohne Austrittsvertrag<br />
oder nach„anderen unvorhergesehenen<br />
Ereignissen“ unter<br />
die Arme greifen zu können. (AFP)<br />
Interviewtermin im Mainzer<br />
Rathaus: Michael Ebling präsentiert<br />
sich gut gelaunt. Er<br />
lacht viel. Dabei muss der<br />
Oberbürgermeister ein sehr ernstes<br />
Problem lösen. Seiner Stadt droht<br />
ein Diesel-Fahrverbot im nächsten<br />
Jahr. Ebling will das unter anderem<br />
mit zusätzlichen Katalysatoren für<br />
Stadtbusse verhindern. Zudem fordertder<br />
SPD-Politiker,dass die Bundesregierung<br />
eine Hardware-Nachrüstung<br />
durch die Autobauer durchsetzt,<br />
und zwar bundesweit für ältere<br />
Diesel-Pkw und auf Kosten der Konzerne.<br />
Herr Ebling, bereuen Sie heute, dass<br />
Sienicht schon bei Ihrem Amtsantritt<br />
2012 damit begonnen haben, für bessere<br />
Luft in Mainz zu sorgen? Denn<br />
nun drohen Fahrverbote, weil die<br />
Stickoxid-Belastung noch immer zu<br />
hoch ist, obwohl die Grenzwerte<br />
schon seit 2010 gelten und seither<br />
überschritten werden.<br />
Nein. Ichbereue nichts.Denn die<br />
Stickoxid-Belastung verringert sich<br />
kontinuierlich. Seit 2010 ist der StickoxidwertinMainz<br />
um 25 Prozent gesunken<br />
und wird in den nächsten<br />
Jahren weiter sinken. Einerheblicher<br />
Teil dieser Reduktion ist schon kommunal<br />
beeinflusst. Wir haben ein<br />
Straßenbahn-Projekt erfolgreich<br />
umgesetzt. Viele andere Vorhaben<br />
kommen hinzu. So konnten wir uns<br />
dem Grenzwert Stück für Stück nähern.<br />
Das Mainzer Verwaltungsgericht fordert<br />
nun von Ihnen, diesen Grenzwert<br />
von 40 Mikrogramm Stickoxid<br />
proKubikmeter Luft bis Mitte 2019 zu<br />
erreichen. Ansonsten soll’s Fahrverbote<br />
geben. Kann die Stadt Mainz das<br />
schaffen? Derzeit sind es noch 48 Mikrogramm.<br />
Das Gericht sagt aber auch, dass<br />
wir nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />
über Fahrverbote entscheiden<br />
müssen. Es gibt also ein<br />
großes Stück Gestaltungsspielraum<br />
für die Kommune. Das Gericht hat<br />
im Prinzip gesagt, das Fahrverbot<br />
muss zum Instrumentenkasten gehören<br />
und wir müssen ein Konzept<br />
dafür entwickeln, weil das Gericht<br />
vermutet, dass wir den Grenzwert<br />
bis Mitte nächsten Jahres nicht erreichen.<br />
Wirselbst haben schon vorher<br />
gesagt, dass wir es bis Ende 2019<br />
schaffen können.<br />
DemGericht ist das aber zu langsam.<br />
Wir sind uns sicher, dass wir mit<br />
unseren Maßnahmen bis Ende 2019<br />
in jeden Fall eine Reduktion um sieben<br />
bis acht Mikrogramm schaffen<br />
können. Gerade werden 100 Omnibusse<br />
mit Katalysatoren so umgerüstet,<br />
dass deren Stickoxid-Emissionen<br />
um 90 Prozent reduziertwerden. Wir<br />
ziehen die Beschaffung 23 neuer<br />
Dieselbusse der Euro-6-Norm vor.<br />
Darüber hinaus werden im kommenden<br />
Jahr vier batterieelektrische<br />
und vier wasserstoffbetriebene<br />
Busse in Mainz in der ÖPNV-Flotte<br />
fahren. Wenn jetzt noch die flächendeckende<br />
Hardware-Nachrüstung<br />
für Diesel-Pkw käme, weil in Berlin<br />
jemand auf den Tisch haut, dann<br />
würden wir noch einmal drei bis vier<br />
Mikrogramm schaffen. Unser Ziel ist<br />
ambitioniert, aber nicht unerreichbar.<br />
Was raten Sie anderen Kommunen<br />
und deren Stadtwerken, wo jetzt weitereFahrverbote<br />
drohen?<br />
Jeder Fall ist individuell. Es fällt<br />
aber auf, dass im Gerichtsurteil über<br />
das Frankfurter Fahrverbot bemängelt<br />
wird, dass die Stadt Frankfurt<br />
ihreBusse nicht mit modernen Katalysatoren<br />
nachgerüstet hat. Deshalb<br />
ist es wichtig, erst einmal vor der eigenen<br />
Haustür zu kehren. Aber zugleich<br />
müssen wir den Druck beibehalten,<br />
dass die Pkw vonden Straßen<br />
verschwinden, die mit falschen Werten<br />
zugelassen wurden. Das ist die<br />
Nagelprobe für die Bundesregierung,<br />
dass sie die Kommunen jetzt<br />
nicht im Stich lässt.<br />
„Es fehlt an<br />
Entschiedenheit“<br />
Glauben Siedaran?<br />
Bislang fehlt es in der Bundesregierung<br />
an Entschiedenheit undWillen,<br />
die Hardware-Nachrüstung für<br />
Diesel-Pkw gegenüber den Autobauern<br />
durchzusetzen. Die juristischen<br />
Bedenken, die immer wieder erwähnt<br />
werden, halte ich für vorgeschoben.<br />
Es fehlt an Entschiedenheit<br />
und Willen. Es gibt in den USA Parkplätze,<br />
auf denen 300 000 VW-Fahrzeuge<br />
stehen, die alle zurückgenommen<br />
werden mussten, weil die Halter<br />
geltend machen konnten, dass<br />
die Werte, die die Autobauer angegeben<br />
haben, mit den tatsächlichen<br />
Emissionen nicht übereinstimmen.<br />
Da gab es keinerlei Diskussion. Die<br />
Hardware-Nachrüstung muss her,<br />
weil dies auch mit Gerechtigkeit und<br />
Gerechtigkeitsempfinden zu tun hat.<br />
Zumal die große Koalition Verbrau-<br />
Die Autobauer sollen eine<br />
Hardware-Nachrüstung für ältere Diesel-Pkw<br />
endlich bezahlen –fordert der Mainzer<br />
Oberbürgermeister Michael Ebling<br />
ZUR PERSON<br />
Michael Ebling, Jahrgang 1967, wurde im März 2012 zum Oberbürgermeister vonMainz gewählt.<br />
Seit Anfang 2016 steht er zudem als Präsident an der Spitze des Verbandes kommunaler<br />
Unternehmen (VKU).<br />
Der Jurist startete seine Karriere 2001 im Grundsatzreferat des rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministeriums.<br />
Er wechselte danach für vier Jahre als Beigeordneter ins Mainzer Rathaus,<br />
um von2006 bis 2012 als Staatssekretär im Bildungsministerium seines Bundeslandes<br />
tätig zu sein.<br />
In der SPD ist er seit 1983 Mitglied. Der VKU ist die Interessenvertretung der Stadtwerke. Ihm<br />
gehören 1400 kommunale Unternehmen mit 245 000 Beschäftigten an.<br />
cherrechte nun in Klassen eingeteilt<br />
hat. In Darmstadt soll der Verbraucher<br />
das Recht auf eine Nachrüstung<br />
haben, im 40 Kilometer entfernten<br />
Mainz nicht. Da hörtmein Verständnis<br />
auf.<br />
Also ein Recht auf eine Hardwarenachrüstung<br />
bundesweit?<br />
Spätestens als die Kanzlerin<br />
nachträglich die Nachrüstung für<br />
Frankfurt avisierte, wurde klar, dass<br />
es so nicht geht. Entweder ich habe<br />
ein Recht auf eine Hardwarenachrüstung,<br />
oder ich habe es nicht. Das<br />
GETTY IMAGES/ISTOCKPHOTO<br />
muss für alle auf die gleiche Weise<br />
geregelt werden. Deshalb: Es kann<br />
nur eine bundesweit einheitliche<br />
Nachrüstung für alle betroffenen<br />
Dieselfahrzeuge geben. Die Kosten<br />
dafür müssen die Autobauer tragen.<br />
Warum ist das so wichtig?<br />
Wir haben jetzt ein Urteil für<br />
Frankfurt und eins für Mainz. Wir<br />
werden Urteile für Darmstadt und<br />
Wiesbaden bekommen. Wenn wir<br />
am Ende im Rhein-Main-Gebiet auf<br />
engsten Raum einen Flickenteppich<br />
mit unterschiedlichen Dieselfahrverboten<br />
bekommen, dann möchte<br />
ich nicht wissen, wie schädigend das<br />
für die Wirtschaft in einer der wichtigsten<br />
Regionen Deutschlands ist.<br />
Das alles nur, weil die Bundesregierung<br />
eine bundeseinheitliche Regelung<br />
nicht schafft.<br />
Wie sollen Fahrverbote überhaupt<br />
überprüft werden?<br />
Darauf haben wir bislang keine<br />
richtigen Antworten. Diegroße Koalition<br />
hat beschlossen, dass über das<br />
Nummernschild die Fahrverbote<br />
überprüft werden. Dasist zwar keine<br />
James-Bond-Verrücktheit, aber es ist<br />
nicht geklärt, ob es tatsächlich so<br />
einfach zulässig ist, die Daten der<br />
Zulassungsakte abzufragen. DerLeiter<br />
unseres Ordnungsamtes denkt<br />
derzeit intensiv darüber nach, ob wir<br />
anhand eines Auto-Kennzeichens<br />
die Zulassungsdaten auslesen dürfen.<br />
Daskönnte gegen Datenschutzbestimmungen<br />
verstoßen. Denn wir<br />
würden –anders als beim Falschparken<br />
–Daten abrufen, obwohl wir gar<br />
nicht wissen, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit<br />
handelt oder nicht.<br />
Diese Probleme haben schon zu der<br />
Einschätzung geführt, dass die geplante<br />
Regelung der Regierung als<br />
Aufforderung zu verstehen ist, Verstöße<br />
nicht zu kontrollieren.<br />
Das ist ein Nebenaspekt der Angelegenheit,<br />
der mich sehr beunruhigt.<br />
Da schwingt immer mit, dass<br />
wir die Sache selbst nicht wirklich<br />
ernst nehmen. Das gilt auch für die<br />
Idee der Kanzlerin, das Immissionsschutzgesetz<br />
zu ändern, um für<br />
Städte mit einer geringeren Überschreitung<br />
der Grenzwerte Fahrverbote<br />
auszuschließen. Ich werfe der<br />
Bundesregierung vor, dass sie hier<br />
nicht zu Ende gedacht hat. Das tut<br />
unserer Gesellschaft nicht gut.<br />
Weil Glaubwürdigkeit verloren geht?<br />
Genau. Der Kardinalfehler ist,<br />
dass die Verursacher nicht zur Rechenschaft<br />
gezogen werden. DieAutobauer<br />
haben ihre Kunden getäuscht,<br />
weil die Abgasreinigung<br />
nicht so funktioniert, wie sie es behauptet<br />
haben. Das muss im Interesse<br />
der Getäuschten klargezogen<br />
werden. Ich halte es für eklatant,<br />
dass dieses Prinzip nicht mehr greift.<br />
Genau so empfinden das die Menschen.<br />
So erodiert ein Grundverständnis<br />
in dieser Gesellschaft. Und<br />
das tut weh. Der Stammtisch-Vorwurf,<br />
die machen da oben, was sie<br />
wollen, wird dadurch nur verstärkt.<br />
Und das müsste der Bundesregierung<br />
und den Konzernzentralen unserer<br />
Autobauer zu denken geben.<br />
Wurde das Thema Stickoxidbelastung<br />
generell zu lange von Bund,<br />
Ländern und Kommunen unterschätzt?<br />
Die Grenzwerte müssen schon<br />
seit Jahren eingehalten werden. Das<br />
war auf allen Ebenen nicht so präsent,<br />
wie es notwendig gewesen<br />
wäre. Das Bewusstsein dafür, was<br />
Fahrverbote tatsächlich bedeuten<br />
und welche Einschränkungen sie<br />
bringen, ist erst sehr spät gekommen.<br />
Auch vonden Kommunen?<br />
DieKommunen wissen schon seit<br />
langem, dass sie letztlich Fahrverbote<br />
umsetzen und gegenüber den<br />
Bürgern vor Ort rechtfertigen müssen.<br />
Aber Oberbürgermeister sind<br />
nicht allmächtig. Sie können nicht<br />
über das Angebot an Elektrobussen<br />
entscheiden, und sie können auch<br />
nicht entscheiden, welche Autos unter<br />
welchen Bedingungen zugelassen<br />
werden.<br />
DasGespräch führte<br />
Frank-Thomas Wenzel.<br />
Über<br />
Stunden<br />
vergewaltigt<br />
Freiburg: Acht Männer nach<br />
Tatfestgenommen<br />
VonTatjana Bojic und<br />
SönkeMöhl, Freiburg<br />
Nachdem der stundenlangen Vergewaltigung<br />
einer 18 Jahrealten<br />
Frau in Freiburg wertet die Polizei<br />
Spuren aus und sucht nach weiteren<br />
Verdächtigen. Die 13-köpfige „Ermittlungsgruppe<br />
Club“ arbeite mit<br />
dem Landeskriminalamt (LKA) in<br />
Stuttgart zusammen, sagte eine Polizeisprecherin<br />
amWochenende.Essei<br />
möglich, dass es weitere Täter gebe.<br />
Über am Tatortund am Opfer gefundene<br />
Körperspuren könnten diese ermittelt<br />
werden. Acht Verdächtige sitzenbereits<br />
in Untersuchungshaft.<br />
Unbekannte Substanz<br />
Tübingens grüner Oberbürgermeister<br />
BorisPalmer forderte am Sonntag,<br />
die Bewegungsfreiheit von gewaltbereiten<br />
Asylbewerbern mit einer<br />
Wohnsitzauflage in entlegenen und<br />
„sicheren Landeseinrichtungen“<br />
weitgehend einzuschränken. Der<br />
„Spurwechsel raus aus den Städten“<br />
greife dann, wenn Polizei, Ordnungsbehörden<br />
und Sozialarbeiter vor Ort<br />
Kenntnis vonFlüchtlingen haben, die<br />
wiederholt Gewaltbereitschaft zeigten.<br />
„Dann kann die jeweilige Kommune<br />
einen Antrag beim Land auf Erlass<br />
einer Wohnsitzauflage in einer<br />
staatlichen Einrichtung stellen. Das<br />
Instrument existiertbereits,das erfordert<br />
also keine Gesetzesänderung“,<br />
sagte Palmer.<br />
DieamTatortinFreiburgund am<br />
Opfer gefundenen Spuren werden<br />
derzeit im Labor in Stuttgart untersucht.<br />
Die Beamten hoffen auf Hinweise<br />
aus der Bevölkerung. Mögliche<br />
Zeugen derTatnacht zum 14. Oktober<br />
sollten sich melden. Gegen sieben<br />
Syrer im Alter von 19 bis 29<br />
Jahren und einen 25 Jahre alten<br />
Deutschen bestehe dringender Tatverdacht.<br />
Ihnen wird vorgeworfen,<br />
die Studentin vergewaltigt zu haben.<br />
Die Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtete am<br />
Sonnabend, dass bis zu 15 Täter beteiligt<br />
gewesen sein könnten und der<br />
Hauptverdächtige bereits mit einem<br />
Haftbefehl gesucht worden sei. Die<br />
Polizei machte dazu am Sonntag<br />
keine Angaben. EinSprecher verwies<br />
auf die laufenden Ermittlungen.<br />
Das 18-jährige Opfer hatte den<br />
Angaben zufolge in einer Freiburger<br />
Diskothek mit einer Freundin gefeiertund<br />
ein Getränk voneinem unbekannten<br />
Mann erhalten. Gegen Mitternacht<br />
habe die Frau den Club mit<br />
dem Mann verlassen. Durch eine<br />
unbekannte Substanz, die dem Getränk<br />
beigemischt wurde, sei sie<br />
wehrlos gewesen, berichtete die Polizei.<br />
In einem Gebüsch kam es dann<br />
nach Angaben des Opfers zu einem<br />
sexuellen Übergriff durch einen der<br />
mutmaßlichen Täter. Nach ihm sollen<br />
sich auch die anderen Männer an<br />
der Frau vergangen haben.<br />
Mord an Studentin<br />
Die amOpfer gefunden Körperspuren,<br />
Vernehmungen und verdeckte<br />
Maßnahmen führten die Ermittler<br />
zur Festnahme der acht Männer.<br />
Diese waren den Behörden wegen<br />
anderer Straftaten bereits bekannt,<br />
hieß es. Die meisten lebten in<br />
Flüchtlingsunterkünften in und um<br />
Freiburg. Ob sie sich zu den Vorwürfen<br />
geäußert haben, wollten die Ermittler<br />
der „EG Club“ nicht sagen.<br />
Baden-Württembergs Innenminister<br />
Thomas Strobl (CDU) sagte:<br />
„Wenn sich die Tatvorwürfe auch<br />
nur ansatzweise bestätigen, haben<br />
wir es mit einer abscheulichen Tatzu<br />
tun, die niemanden kalt lässt.“ Freiburg<br />
war schon nach dem Mord an<br />
einer Studentin vorrund zwei Jahren<br />
in die Schlagzeilen geraten. Ein junger<br />
Flüchtling war daraufhin festgenommen<br />
und im März verurteilt<br />
worden. Diedamalige Tatsowie weitereVerbrechen<br />
in der Region hatten<br />
eine Debatte über die deutsche<br />
Flüchtlingspolitik ausgelöst. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 5 *<br />
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Politik<br />
Am Abend nach dem Anschlag auf die Besucher einer Synagoge versammelten sich die Menschen in Pittsburgh zu Gedenkgottesdiensten. Präsident Trump trat derweil lieber bei einem Wahlkampftermin in Illinois vor seinen Anhängernauf.<br />
AP/GENE J. PUSKAR<br />
Tödlicher Hass auf Juden<br />
Nach dem antisemitischen Massaker in Pittsburgh steht die Nation unter Schock. Präsident Trump indessen sieht keinen Grund, seinen Tonzumäßigen<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Die Fahnen auf öffentlichen<br />
Gebäuden wehen<br />
auf halbmast. Dieamerikanische<br />
Nation ist geschockt.<br />
Aber das Leben soll weiter<br />
seinen normalen Gang gehen, postulierte<br />
Donald Trump nach dem antisemitischen<br />
Anschlag auf eine Synagoge<br />
in Pittsburgh, bei dem am<br />
Sonnabend elf Menschen starben<br />
und sechs weitereverletzt wurden.<br />
„Wir dürfen diese kranken, verrückten,<br />
bösen Menschen nicht bedeutsam<br />
machen, indem wir unsere<br />
Termine ändern“, sagte der US-Präsident<br />
wenige Stunden nach dem<br />
Massaker, bestieg die Präsidentenmaschine<br />
und hielt in Illinois wie geplant<br />
eine Wahlkundgebung ab.<br />
EinSturmgewehr,dreiPistolen<br />
In einer Woche wird inden USA ein<br />
neuer Kongress gewählt, und das gesellschaftliche<br />
Klima im Land<br />
scheint immer stärker vergiftet. Am<br />
Sonnabend hatte ein 46-jähriger<br />
weißer Amerikaner mit einem automatischen<br />
Sturmgewehr und drei<br />
Pistolen die „Lebensbaum“-Synagoge<br />
im historischen Viertel<br />
Squirrel Hill in Pittsburgh gestürmt.<br />
Minutenlang feuerte er auf die Gäste<br />
einer Namensgebungszeremonie<br />
und lieferte sich ein Feuergefecht<br />
mit der Polizei, bevor er überwältigt<br />
und festgenommen werden konnte.<br />
Beiseinem Angriff soll er Medienberichten<br />
zufolge „Alle Juden müssen<br />
sterben!“ gebrüllt haben.<br />
Dembislang schlimmsten antisemitischen<br />
Massaker auf amerikanischem<br />
Boden war eine ebenfalls politisch<br />
motivierte Serie von vereitelten<br />
Rohrbomben-Attacken auf Ex-<br />
Präsident Barack Obama und zwölf<br />
andere Gegner von US-Präsident<br />
Trump vorausgegangen. In allen Fällen<br />
konnten die Sicherheitskräfte die<br />
Sprengsätzerechtzeitig aus dem Verkehr<br />
ziehen und entschärfen. Am<br />
Freitag wurde in Florida der mutmaßliche<br />
Briefbomber, ein 56-jähriger<br />
Mann, festgenommen.<br />
Beide Terrorverdächtige scheinen<br />
Einzelgänger mit extrem rechtem<br />
Gedankengut zu sein. Der56-jährige<br />
Cesar S. ist ein fanatischer Trump-<br />
Anhänger, der seinen Lieferwagen<br />
mit Pro-Trump-Aufklebern und<br />
Schmähungen von dessen Opponenten<br />
zugekleisterthatte.Unter anderem<br />
klebten auf den Scheiben des<br />
Fahrzeugs Bilder mit den Gesichtern<br />
von Obama, Ex-Präsidentschaftskandidatin<br />
Hillary Clinton und einem<br />
CNN-Moderator mit Zielscheiben.<br />
Tatsächlich soll er dorthin Rohrbomben<br />
verschickt haben. BeiFacebook<br />
posierte der vorbestrafte<br />
Ex-Pizzabote und Gelegenheits-<br />
Stripper stolz mit roter Fan-Kappe<br />
bei einer Trump-Kundgebung.<br />
„Man steht da als Präsident und macht einen<br />
guten Job–ich würde sagen: den besten –und<br />
dann sieht man so etwas und fragt sich:<br />
Wie kann das passieren?“<br />
US-Präsident Donald Trump bei einer Wahlkundgebung vor Anhängern inIllinois,<br />
wenige Stunden nach dem Massaker in der Synagoge inPittsburgh<br />
Wie der mutmaßliche Briefbomber<br />
hegte auch der Synagogen-Mörder<br />
Robert B.einen Hass auf Juden,<br />
Ausländer und Schwarze. Bei ihm<br />
scheint die Fanatisierung aber noch<br />
weiter fortgeschritten zu sein. Der<br />
46-Jährige ist nach Angaben der Behörden<br />
nicht vorbestraft. In Online-<br />
Netzen äußerte er sich massiv antisemitisch<br />
und verbreitete Verschwörungstheorien.<br />
Die Zuwanderer in<br />
den USA nannte er wie Trump„Invasoren“,<br />
die Juden diffamierte er als<br />
„Feinde des Volkes“ –eine Schmähung,<br />
die Trump für die Presse bereithält.<br />
Doch war der Präsident dem<br />
Attentäter nicht radikal genug. Offensichtlich<br />
verärgert soll er Trump<br />
im Netz als„Globalisten“ beschimpft<br />
und gepostet haben: „Es gibt kein<br />
MAGA, solange es die jüdische Verseuchung<br />
gibt.“ Das Akronym bezieht<br />
sich auf Trumps Slogan Make<br />
America Great Again.<br />
Trump verurteilte das Blutbad in<br />
der Synagoge aentschieden. Es dürfe<br />
„keine Toleranz für den Antisemitismus“<br />
geben, forderte der Präsident,<br />
dessen Tochter Ivanka vorder Hochzeit<br />
mit Jared Kushner zum Judentum<br />
konvertierte.<br />
Anstieg antijüdischer Gewalt<br />
Tatsächlich hat sich der Präsident<br />
selbst nie antisemitisch geäußert. Er<br />
hat nach Meinung vonKritikernaber<br />
wenig bis nichts getan, Ressentiments<br />
bei seinen Anhängern und<br />
den Ultrarechten zu bekämpfen. So<br />
erklärte er nach einer gewalttätigen<br />
Neonazi-Demonstration in Charlottesville<br />
im vergangenen Jahr,esgebe<br />
gute Menschen auf beiden Seiten.<br />
Nach einer Statistik der auf die<br />
Bekämpfung des Antisemitismus<br />
spezialisierten US-Organisation<br />
Anti-Defamation League (ADL) ist<br />
die Zahl der Gewalttaten mit anti-jüdischem<br />
Hintergrund 2017 um<br />
57 Prozent gestiegen. Trotzdem hat<br />
Trump das Problem nie thematisiert<br />
und weigert sich, von politischem<br />
Terror zu sprechen, den er bei mutmaßlich<br />
islamischen Täternstets eilfertig<br />
unterstellt.<br />
Auch hatte Trump indirekt die antisemitische<br />
Hetzegegen George Soros<br />
befeuert, der als Jude die Nazi-<br />
Zeit in Ungarn überlebte. Er hatte<br />
dem Milliardär die Finanzierung einer<br />
Kampagne gegen Brett Kavanaugh<br />
unterstellt, der trotz gravierender<br />
Missbrauchsvorwürfe mehrererFrauenals<br />
Richter am Obersten<br />
Gerichtdurchgesetztwurde.<br />
Auf die Frage, obangesichts des<br />
Massakers in der Synagoge nicht<br />
endlich über schärfere Waffengesetze<br />
gesprochen werden müsse,<br />
konterte Trump, bewaffnetes Sicherheitspersonal<br />
hätte den Blutzoll verringern<br />
können. Tatsächlich wurden<br />
auch vier Polizisten angeschossen.<br />
Statt Empathie für die Opfer offenbarte<br />
der Präsident eine besondere<br />
Form der eigenen Betroffenheit:<br />
„Man steht da als Präsident und<br />
macht einen guten Job –ich würde<br />
sagen: den besten –und dann sieht<br />
man so etwas und fragt sich: Wie<br />
kann das passieren?“ Bei der Kundgebung<br />
in Illinois am Abend fragte<br />
Trumpseine Anhänger,obesinOrdnung<br />
sei, wenn er seinen Tonandiesem<br />
Tagmäßige. Ein lautes „Buh“-<br />
Konzertwar die Antwort.<br />
Karl Doemens vermisst<br />
eine klare AntwortTrumps<br />
auf den rechten Terror.<br />
Leise Hoffnung<br />
Am Ende eines Gipfels der Staats- und Regierungschefs aus der Türkei, aus Russland, Frankreich und Deutschland stehen konkrete Pläne für den Friedensprozess in Syrien<br />
Ein Gipfeltreffen mit Beteiligung<br />
Deutschlands hat in Istanbul einen<br />
Neustart des festgefahrenen<br />
Friedensprozesses für Syrien geplant.<br />
Bis Ende des Jahres solle das<br />
seit langem geplante Verfassungskomitee<br />
endlich seine Arbeit aufnehmen,<br />
sagte Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel am Sonnabend nach dem<br />
Treffen mit dem türkischen Präsidenten<br />
Recep Tayyip Erdogan,<br />
Frankreichs Staatschef Emmanuel<br />
Macron und Kreml-Chef Wladimir<br />
Putin. Der politische Prozess in Syrien<br />
steht seit langem still, alle bisherigen<br />
Friedensgespräche unter Leitung<br />
der UN sind gescheitert.<br />
„Ich bin sehr zufrieden, dass wir<br />
dem politischen Prozess ein bestimmtes<br />
Momentum, eine bestimmte<br />
Beschleunigung geben<br />
konnten“, sagte Merkel. Das Verfassungskomitee<br />
soll eine neue Verfassung<br />
ausarbeiten und so den seit<br />
mehr als sieben Jahren tobenden<br />
Bürgerkrieg beenden.Wiedie staatliche<br />
türkische Agentur Anadolu meldete,soll<br />
der Ausschuss,der mit Vertretern<br />
der syrischen Regierung von<br />
Präsident Baschar al-Assad, der Opposition<br />
sowie neutraler Gruppen<br />
besetzt werden soll, in Genf zusammentreten.<br />
Damaskus hatte eine neue Verfassung<br />
am Mittwoch allerdings als<br />
souveräne Angelegenheit des<br />
Landes bezeichnet und erklärt, Fragen<br />
dazu würden von den Syrern<br />
ohne ausländische Einmischung<br />
entschieden.<br />
Politische Lösung des Konflikts<br />
Die vier Spitzenpolitiker bekräftigten<br />
auch ihre Unterstützung für die<br />
fragile Waffenruhe in Syriens letzter<br />
großen Rebellenhochburg Idlib.<br />
„Wir haben uns verpflichtet, alles<br />
dafür zu tun, dass daraus ein dauerhafter<br />
und nachhaltigerer Waffenstillstand<br />
wird“, sagte Merkel. Die<br />
Lösung des Konflikts könne nicht<br />
militärisch, sondern nur politisch<br />
unter der Ägide der UN gelingen.<br />
Am Ende müssten freie Wahlen stehen,<br />
an denen alle Syrerteilnehmen<br />
könnten.<br />
Vier für den Frieden in Syrien<br />
In Idlib im Nordwesten Syriens<br />
hatten Russland als Verbündeter<br />
der syrischen Regierung und die<br />
Türkei als Unterstützer der Rebellen<br />
eine entmilitarisierte Pufferzone<br />
errichtet. Sie wollen so eine<br />
Offensive der Regierung und eine<br />
neue Massenflucht Richtung Türkei<br />
verhindern.<br />
AFP/MAXIM SHIPENKOV<br />
Merkel war in Istanbul zunächst<br />
zu Einzelgesprächen mit Erdogan,<br />
Macron und Putin zusammengekommen.<br />
MitPräsident Erdogan diskutierte<br />
sie auch über den Fall Patrick<br />
K. Der junge Mann aus Gießen<br />
war in der Türkei am Freitag wegen<br />
angeblicher Mitgliedschaft in einer<br />
Terrororganisation zu mehr als sechs<br />
Jahren Haft verurteilt worden. K. ist<br />
einer von fünf Deutschen, die laut<br />
Auswärtigem Amt aus „politischen<br />
Gründen“ in der Türkei inhaftiert<br />
sind. Die Fälle belasten die bilateralen<br />
Beziehungen schwer.<br />
Während der Pressekonferenz<br />
sagte Merkel: „Ich habe gesagt, dass<br />
wir eine gute konsularische Betreuung<br />
des Verurteilten haben möchten<br />
und dass wir auch auf eine faire Behandlung<br />
setzen.“ Erdogan wiederum<br />
forderte Respekt für das Urteil.<br />
„Das Gericht hat ihn bestraft“, sagte<br />
er. K. könne ja Berufung einlegen.<br />
Aber alle sollten „die Entscheidung<br />
der türkischen Justiz respektieren“.<br />
Neue Kämpfe im Osten des Landes<br />
Merkel nahm zum ersten Mal aneinem<br />
Syrien-Gipfel teil. Deutschland<br />
hat lange Zeit kaum eine Rolle bei<br />
der Konfliktlösung gespielt, obwohl<br />
es in Europa mit Abstand die meisten<br />
Flüchtlinge aufgenommen hat.<br />
Seit dem Frühjahr ist Deutschland<br />
außerdem Teil einer Verhandlungsgruppe,<br />
zuder auch die USA, Großbritannien,<br />
Frankreich, Saudi-Arabien<br />
und Jordaniengehören.<br />
Der Bürgerkrieg war im Frühjahr<br />
2011 mit Protesten gegen die Regierung<br />
ausgebrochen. Seitdem kamen<br />
in dem Konflikt mehr als 400 000<br />
Menschen ums Leben, Millionen<br />
sind ins Ausland geflüchtet. Syriens<br />
Führung und Opposition liegen in<br />
zentralen Punkten weit auseinander.<br />
Während die Assad-Gegner auf einem<br />
Rücktritt des Machthabers beharren,<br />
wollen dessen Anhänger darüber<br />
nicht reden.<br />
Gleichzeitig gehen in Syrien die<br />
Kämpfe gegen die Terrormiliz Islamischer<br />
Staat (IS) weiter. Die hatte<br />
erst am Sonnabend im Osten des<br />
Landes 68 Kämpfer der Syrischen<br />
Demokratischen Kräfte (SDF) getötet,<br />
wie die Syrische Beobachtungsstelle<br />
für Menschenrechte berichtete.Die<br />
SDF werden vonkurdischen<br />
Einheiten angeführt und von den<br />
USA unterstützt. Mitseinenjüngsten<br />
Offensiven habe der IS wieder größere<br />
Gebiete östlich des Flusses Euphrat<br />
einnehmen können. (dpa)
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Erster privater Raketenstart<br />
in China fehlgeschlagen<br />
Dieerste Satellitenmission eines privaten<br />
chinesischen Raumfahrtunternehmens<br />
ist fehlgeschlagen.<br />
DieRakete „Zhuque-1“ des Unternehmens<br />
Landspace schaffte es<br />
nach dem StartamWochenende<br />
nicht in die Erdumlaufbahn. Das<br />
teilte Landspace mit. Die19Meter<br />
langeRakete hatte einen Satelliten<br />
an Bord und hob erfolgreich vom<br />
Raumfahrtzentrum Jiuquan in der<br />
Wüste Gobi ab.Die Probleme begannen,<br />
als die dritte Raketenstufe<br />
gezündet wurde. (dpa)<br />
IBM schnappt sich<br />
Software-Hersteller Red Hat<br />
DerIT-Branchenriese IBM hat die<br />
Übernahme des Softwareherstellers<br />
RedHat angekündigt. IBM bietet<br />
demnach 190 US-Dollar je Aktie in<br />
bar und bewertet RedHat so mit<br />
34 Milliarden US-Dollar.Das teilten<br />
beide Unternehmen mit. Am Freitag<br />
war die Red-Hat-Aktie bei 116,68<br />
Dollar aus dem Handel gegangen,<br />
der Aufschlag liegt also bei fast zwei<br />
Drittel. „Die Übernahme macht IBM<br />
zum weltweiten Nummer-Eins-<br />
Hybrid-Cloud-Anbieter“, sagte IBM-<br />
Chefin Ginni Rometty.<br />
1700 Tonnen Süßes<br />
für Halloween<br />
Naschwerk für zehn MillionenEurowechseltbundesweit<br />
den Besitzer.DPA/ARMIN WEIGEL<br />
DieVerbraucher in Deutschland geben<br />
Millionen für Halloweensüßigkeiten<br />
aus.2017 kauften sie für das<br />
Gruselfest rund 1700 Tonnen<br />
Fruchtgummivampire, Schokoladenglubschaugen<br />
und Schaumzuckergebisse<br />
und zahlten dafür<br />
knapp zehn Millionen Euro.Jedoch<br />
sitzt das Geld nicht mehr so locker<br />
wie früher.GemessenamVorjahr<br />
entspricht das einem Minus von<br />
20 Prozent, zeigt eine Studie des<br />
Marktforschers Nielsen. (dpa)<br />
Italiens Finanzminister<br />
verteidigt Draghi<br />
Daspolitische Klima in Italien verursacht<br />
nach Ansicht des italienischen<br />
Finanzministers die Verunsicherung<br />
an den Märkten. Grund für die Nervosität<br />
seien nicht die Fundamente<br />
der Wirtschaft oderdie Zahlen im<br />
Haushalt,sonderndie „politische<br />
Unsicherheit, wohin das Land geht“,<br />
sagte der parteilose Giovanni Tria<br />
am Wochenende.Zudem verteidigte<br />
er den Chef der Europäischen Zentralbank,<br />
MarioDraghi, den die regierende<br />
Fünf-Sterne-Bewegung angegriffen<br />
hatte.Draghi hatte der Regierung<br />
nahegelegt, ihren Ton<br />
gegenüber der EU zu mäßigen. (dpa)<br />
Spontanstreik am<br />
Brüsseler Flughafen<br />
Gepäckarbeiter am Brüsseler Flughafen<br />
haben auch am Sonntag wieder<br />
gestreikt. Erneut fielen rund 150<br />
von550 Verbindungen aus,wie eine<br />
Sprecherin sagte.Gewerkschaftern<br />
zufolge richtet sich der Streik unter<br />
anderem gegen hohe Belastung am<br />
Arbeitsplatz. Konkret geht es etwa<br />
um unklarePausenregeln. DerAusstand<br />
hatte am Donnerstagabend<br />
spontan begonnen. Zu Beginn der<br />
Ferienwoche rund um Allerheiligen<br />
in Belgien trifft er auch viele Urlauber.<br />
(dpa)<br />
Kassensturz zum Weltspartag<br />
Die EZB will frühestens im Herbst 2019 die Zinswende einleiten. Wasist jetzt die beste Strategie für Sparer?<br />
Von Theresa Dräbing<br />
Traditionell gilt der 30. Oktober<br />
als Weltspartag. Das ist<br />
schonseit91Jahrenso.1924<br />
hatte das Weltinstitut der<br />
Sparkassen auf dem ersten internationalen<br />
Sparkassenkongress in Mailand<br />
die Einführung beschlossen, ein<br />
Jahr später bereits wurde der Tagin<br />
vielen Ländern weltweit begangen.<br />
DieBürger sollten Sparen als Tugend<br />
begreifen.Und gleichzeitigwares natürlich<br />
auch damals schon eine Werbeaktion<br />
der Banken, um insbesondere<br />
junge Menschen dafür zu gewinnen,<br />
Kunde bei der Sparkasse zu<br />
werden und ein Sparkonto zu eröffnen.<br />
Im Gegenzug gab es Luftballons,<br />
Spielsachen –und Zinsen.<br />
Das ist heute anders. Zum einen<br />
werdenAktionenanlässlichdesWeltspartags<br />
seit ein paar Jahren immer<br />
seltener. Bei vielen Instituten sucht<br />
man vergeblich nach solchen Angeboten<br />
zum 30. Oktober –egal, ob in<br />
Deutschland oder anderen Ländern.<br />
Nur vereinzelte Institute, wie etwa<br />
die Sparkasse,haben den Tagmittlerweile<br />
zu einer ganzen Woche ausgeweitet<br />
und bewerben ihn mit exklusiven<br />
Angeboten. Doch viel mehr als<br />
die mickrigen durchschnittlichen<br />
Zinsen vonweitunter einem Prozent<br />
für Sparprodukte wirdauch die Sparkasse<br />
ihren Kunden nicht bieten können.<br />
Auf sichere Anlagen wie Tagesgeld,<br />
Festgeld oder Sparbriefe gibt es<br />
kaum Zinsen. Der Grund dafür liegt<br />
in der Niedrigzinspolitik der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB). Nun<br />
will sie ihre umstrittenen Wertpapierkäufe<br />
zum Ende des Jahres<br />
einstellen. Erst am vergangenen<br />
Donnerstag bestätigte die Notenbank<br />
ihr Vorhaben, auch wenn die<br />
Währungshüter einen formalen Beschluss<br />
schuldig blieben. Einige Experten<br />
liebäugeln trotzdem schon<br />
mit einer kommenden Zinswende.<br />
Kein großerSprung<br />
„Es wird nicht bei der Ankündigung<br />
der EZB, die Anleiheläufe einzustellen,<br />
bleiben“, sagt Max Herbst von<br />
der FMH-Finanzberatung. „Es ist davon<br />
auszugehen, dass sie im Zuge<br />
dessen auch die Strafzinsen von<br />
0,4 Prozent reduzieren oder ganz aufheben<br />
wird. Wenn die Banken für das<br />
Geld, das sie bei der EZB bunkern,<br />
keine Strafzinsen mehr bezahlen<br />
müssen, dann sind sie natürlich auch<br />
wieder bereit, dem Kunden höhere<br />
Anlagezinsen zu versprechen.“ Laut<br />
EZB soll das frühestens im Herbst<br />
2019 der Fall sein. „Wir reden dann<br />
von ungefähr 0,5 Prozent“, lautet<br />
Herbsts Einschätzung.<br />
Umgerechnet macht das für Verbraucher<br />
aber immer noch wenig<br />
aus. Laut einer aktuellen Erhebung<br />
der Stiftung Warentest liegt der<br />
höchste Zinssatz für ein zwölfmonatiges<br />
Festgeld, das unter die deutsche<br />
Einlagensicherung fällt, derzeit bei<br />
0,75 Prozent, aber auch nur, wenn<br />
man dieses online abschließt. Das<br />
Angebot stammt von der Akbank,<br />
einem türkischen Institut, bei dem<br />
trotzdem die deutsche Einlagensi-<br />
In Deutschland: Hierzulande gilt die sogenannte<br />
Einlagensicherung.Danach ist festgelegt,<br />
dass Guthaben von100 000 Euro abgesichertsind–je<br />
Bank und Sparer.Wenn eine<br />
Bank pleitegeht, muss der Staat für die privaten<br />
Einlagen aufkommen. Auch in anderen<br />
Ländernder EU gilt eine solche Regel.<br />
EINLAGENSICHERUNG<br />
In der EU: Es gibt (noch) keinen europäischen<br />
Sicherungstopf. Jeder Nationalstaat<br />
muss einzeln aufkommen. Über einen gemeinsamen<br />
Sicherungstopf wird derzeit diskutiert.<br />
Legen Sparer ihr Geld im Ausland an,<br />
noch dazu in einem Staat mit schlechter Bonität,<br />
ist das Risikoalsohöher.<br />
Faltbarer Flitzer gegen Parkplatzmangel<br />
SASCHA JAECK<br />
cherung sowie zusätzlich der Einlagensicherungsfonds<br />
des Bundesverbands<br />
deutscher Banken greift. Die<br />
Zinsen vonausländischen Instituten<br />
gehen bei den empfehlenswerten<br />
Produkten der Stiftung Warentest<br />
derzeit nicht höher als ein Prozent,<br />
dieMehrheitliegtweitunter0,75Prozent.<br />
Festgeld für maximalzweiJahre<br />
Beim Tagesgeld sieht es noch<br />
schlechter aus.Dortliegen die besten<br />
Renditen gerade einmal knapp über<br />
einem halben Prozentpunkt. „Wer<br />
kurzfristig auf das Geld zugreifen<br />
muss,dem bleibt trotzdem nicht viel<br />
mehr als die schlecht verzinsten Anlagen“,<br />
sagt Dirk Ulbricht, Direktor<br />
des Instituts für Finanzdienstleistungen<br />
in Hamburg. Sein Erspartes länger<br />
als ein oder zwei JahreinFestgeld<br />
anzulegen, davon rät er aber ab.Dafürnennt<br />
er zwei Gründe: Erstens sei<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann<br />
wieder eine Zinswende<br />
gibt, größer,als dass es auf dem derzeitigen<br />
Niveau bleibt. Liegt das Geld<br />
aber erst einmal in einem mehrjährigen<br />
Festgeldvertrag, kann man von<br />
den besseren Zinsen nicht profitieren.<br />
Zweitens zahlen die Banken für<br />
mehrjähriges Festgeld zwar mehr<br />
Zinsen als für kurze Anlagezeiträume.Der<br />
Unterschied ist aber gering.<br />
Demschließtsich Herbst vonder<br />
FMH-Finanzberatung an und nennt<br />
ein Beispiel: Bei dem derzeit besten<br />
Angebot mit deutscher Einlagensicherung<br />
von der Akbank würde ein<br />
Sparer,der sein Geld ein Jahr fest anlegt,<br />
0,75 Prozent Zinsen bekommen,<br />
für zwei Jahre 0,85 Prozent und für<br />
drei Jahre 1,05 Prozent. „Wenn ich<br />
10000 Euro für ein Jahr anlege,kriege<br />
ich am Ende 75 Euro.Bei zwei Jahren<br />
85 Euro pro Jahr und bei drei Jahren<br />
105 Euro pro Jahr. Der Unterschied<br />
von einem zu drei Jahren, in denen<br />
ich nichtauf dasGeldzugreifenkann,<br />
während die Zinsen womöglich gestiegen<br />
sind, beträgt nur eine Summe<br />
von 30 Euro“, rechnet Herbst vor.<br />
„Das lohnt sich nicht.“<br />
„Da ist man wahrscheinlich besser<br />
dran, wenn man sich überlegt,<br />
wie man günstiger U-Bahn fahren<br />
kann“, sagt auch Ulbricht. Vorallem<br />
vor dem Hintergrund, dass das Geld<br />
auf dem Konto trotz Zinsen real nicht<br />
mehr,sondernweniger wird.Die Inflationsrate<br />
liegt derzeit in Deutschland<br />
bei über zwei Prozent. Diepreisbereinigten<br />
Zinsen sind also negativ.<br />
„Das war in Deutschland aber nie anders,<br />
durch die Negativzinsen wird<br />
das nur deutlicher sichtbar“, sagt Ulbricht<br />
und verweist auf eigene Erhebungen.<br />
Wann die Zinsen so hoch sind,<br />
dass sie die Inflationsrate übersteigen,<br />
dazu mögen sich selbst die mutigsten<br />
Prognostiker nicht äußern.<br />
„Wer zwei bis drei Monatsgehälter<br />
angespart hat und sein Geld zehn,<br />
besser zwanzig Jahre anlegen kann,<br />
ohne zwischenzeitlich darauf zugreifen<br />
zu müssen, dem empfehle ich,<br />
längerfristig in ETFs, also börsengehandelten<br />
Indexfonds, anzulegen“,<br />
sagt Ulbricht.<br />
Der City Transformer eines jungen israelischen Unternehmens soll Städtern künftig dasLeben erleichtern<br />
Von Sarah Sendner und Sara Lemel<br />
Umdas Problem des Parkplatzmangels<br />
in Städten zu lösen, hat<br />
einjungesisraelischesUnternehmen<br />
ein faltbares Elektroauto entwickelt.<br />
Der City Transformer verfügt über<br />
einen Unterbau, der sich per Knopfdruck<br />
ein- und ausfahren lässt. Eingeklappt<br />
ist das Fahrzeug nur noch<br />
einen Meter breit –und passt problemlos<br />
in einen Motorradparkplatz.<br />
Ausgefahren hat das Gefährt eine<br />
Breite von 1,40 Metern und damit<br />
dieselben Proportionen wie ein normales<br />
Auto.Und das Tempo? DerCity<br />
Der Unterbau des CityTransformerswird<br />
zum Parken schmaler.<br />
DPA/SMIRNOV GLEB<br />
Transformer fährtnach Angaben des<br />
Herstellers bis zu 90 Kilometer pro<br />
Stunde. Zurzeit schafft der Wagen<br />
mit einer Batterieladung eine Reichweite<br />
von 150 Kilometern. „Wir gehen<br />
aber davon aus, dass es bis zur<br />
Massenproduktion bessere und effizientere<br />
Batterien geben wird“, sagt<br />
UdiMeridor,InnovationschefvonCity<br />
Transformer. Bei der Entwicklung<br />
hat unter anderem das japanische<br />
Unternehmen Yamaha mitgewirkt.<br />
Der finale Prototyp des Autos soll<br />
in den nächsten zehn Monaten vorgestelltwerden.Dannwerdeauchdie<br />
offizielle Vorbestellkampagne starten.<br />
Nach 10000 Vorbestellungen soll<br />
das Auto vom Band rollen, etwa im<br />
Jahr 2020, zum Preis von umgerechnet<br />
etwa 8785 Euro. Auch Deutschland<br />
gehörezuden anvisierten Märkten.<br />
DasFahrzeug wäreinder EU als<br />
Vierrad zugelassen. Das Start-up<br />
plant drei verschiedene Modelle für<br />
den Privatgebrauch.<br />
Das Konzept könnte nach Einschätzung<br />
eines Autoexperten auf<br />
dem deutschen Markt Erfolg haben.<br />
„Besonders in Großstädten wird das<br />
Parkraumproblem wachsen“, sagt<br />
Stefan Bratzel von der FH Bergisch<br />
Gladbach.<br />
Ein Frühstart<br />
nach großen<br />
Hindernissen<br />
Erdogan eröffnetden neuen<br />
Istanbuler Flughafen<br />
Von Gerd Höhler<br />
Noch bevölkern Bauarbeiter und<br />
Handwerker das Gelände des<br />
neuen Istanbuler Flughafens. Die<br />
Passagiere müssen sich einige Wochen<br />
gedulden. Dennoch will Staatschef<br />
Recep Tayyip Erdogan den Airport<br />
andiesem Montag, dem türkischen<br />
Nationalfeiertag, eröffnen.<br />
Viele Projekte hat Erdogan in seinen<br />
mehr als 15 Regierungsjahren<br />
eingeweiht –Brücken, Tunnel, Autobahnen.<br />
Aber diese Eröffnung stellt<br />
alles in den Schatten: Auf einer Fläche<br />
von8Quadratkilometernhaben<br />
rund 35000 Arbeiter nordwestlich<br />
von Istanbul in nur etwas mehr als<br />
vier Jahren einen Riesenflughafen<br />
aus dem Boden gestampft. Die Baukosten<br />
werden auf umgerechnet<br />
11 Milliarden Euro veranschlagt. Am<br />
Ende soll der Airportübersechs Landebahnen<br />
und eine Kapazität von<br />
200 Millionen Passagieren jährlich<br />
verfügen. Derheute weltgrößte Flughafen<br />
in Atlanta (USA) fertigte zuletzt<br />
104 Millionen Reisende ab.<br />
Derneue Airportlöst den Istanbuler<br />
Atatürk-Flughafen ab,der seit Jahren<br />
amRand der Kapazitätsgrenze<br />
operiert. DerWechsel wirdsich allerdings<br />
verzögern, weil die Bauarbeiten<br />
noch laufen. Zunächst wird nur<br />
Turkish Airlines vonder neuen Basis<br />
wenige Flüge anbieten. „Wir werden<br />
eine sanfte Inbetriebnahme haben“,<br />
sagt Kadri Samsunlu, Generaldirektor<br />
der Flughafengesellschaft. Der<br />
große Umzug ist auf den 31. Dezember<br />
verschoben.<br />
„Sklavencamp“ für Bauarbeiter<br />
Auch mit der zweimonatigen Verspätung<br />
ist die Bauzeit vonnur 44 Monaten<br />
rekordverdächtig. Die Arbeiten<br />
standen unter einem brutalen Termindruck.<br />
Dasspürten vorallem die<br />
rund 30000 Arbeiter.Etwa die Hälfte<br />
von ihnen lebte in einer Containersiedlung<br />
– einem „Sklavencamp“,<br />
wie ein Funktionär der Bauarbeitergewerkschaft<br />
Dev-Insaat-Issagt. Die<br />
Arbeiter klagten über schmutzige<br />
Unterkünfte, schlechtes Essen, verspätete<br />
Bezahlung und Missachtung<br />
der Sicherheitsvorschriften. Nach<br />
Angaben der Regierung kamen beim<br />
Bau27Menschen ums Leben. Dieregierungskritische<br />
<strong>Zeitung</strong> „Cumhuriyet“<br />
schrieb vonfast 400 Toten.<br />
Im September ging die Polizei mit<br />
Tränengas, Wasserwerfern und<br />
Gummigeschossen gegen streikende<br />
Arbeiter vor und nahm über 500 angebliche<br />
Rädelsführer fest. 24 sitzen<br />
immer noch in Untersuchungshaft.<br />
Nicht nur wegen der Arbeitsbedingungen<br />
steht das Projekt in der Kritik.<br />
Rund zwei Millionen Bäume mussten<br />
fallen. Bauernwurden enteignet,<br />
Feuchtgebiete trockengelegt, Wildtiereund<br />
Vögel vertrieben. Ökologen<br />
befürchten unabsehbare Folgen für<br />
den Grundwasserhaushalt und das<br />
Mikroklima der Region.<br />
Dass Erdogan am Eröffnungstermin<br />
festhält, obwohl die Arbeiten<br />
noch nicht abgeschlossen sind, soll<br />
wohl auch ein politisches Signal sein.<br />
Seine Botschaft lautet: DieTürkei ist<br />
stark,esgibtkeineKrise.Offenist,wie<br />
der neue Flughafen heißen soll. Die<br />
Entscheidung liegt bei Erdogan.<br />
Der IstanbulerAirportsollder größte<br />
Flughafender Welt werden.<br />
IMAGO
31.10. |8:00 UHR<br />
TECHNIK<br />
TRIFFTKIEZ<br />
NEUERÖFFNUNGEASTSIDEMALL<br />
WARSCHAUER STR.| TAMARA-DANZ-STR.11<br />
Ausm BVGrin ins Technikerlebnis +++ Kannstestaunen +++ Servicebis zumAbwinken
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Pittsburgh<br />
ZITAT<br />
Eine Nation<br />
ohne Hoffnung<br />
KarlDoemens<br />
sieht niemanden, der Hass und Gewalt<br />
in den USA stoppen könnte.<br />
„Irgendwann<br />
gibt es den Punkt, an dem<br />
man glaubt,<br />
der Hund versteht einen.“<br />
Was kommt als Nächstes? Am Mittwoch<br />
schickte ein fanatischer<br />
Trump-Fan Ex-Präsident Barack Obama<br />
und zwölf weiteren Kritikern des Präsidenten<br />
potenziell tödliche Rohrbomben<br />
zu. Am Sonnabend schlachtete ein rechtsextremer<br />
Antisemit, dem Trump nicht radikal<br />
genug ist, während eines jüdischen<br />
Gottesdienstes elf Menschen ab.Der Hass<br />
und die Gewalt in den USA scheinen<br />
keine Grenzen mehr zu kennen. Undnirgendwo<br />
ist ein Versöhner zu sehen, der<br />
das tief zerrissene Land zumindest in der<br />
Trauer und im Entsetzen eint.<br />
Amerika hat seine Mitte verloren. Kurz<br />
nach den vereitelten Rohrbomben-Anschlägen<br />
verbreiteten rechte Medien Verschwörungstheorien<br />
und machten die<br />
Demokraten für die Mordversuche verantwortlich.<br />
Präsident Donald Trump beklagte<br />
sich in einem Tweet über die„Bomben-Sache“,<br />
die seinen Wahlkampf stört.<br />
Nach dem Massaker in der Synagoge verurteilte<br />
er zwar die Tat, schob aber schnell<br />
den Medien die Schuld für die vergiftete<br />
Stimmung im Land zu und setzte seine<br />
Kampagne fort.<br />
Anteilnahme, Trost oder Orientierung<br />
darfman vondem selbst ernannten„Nationalisten“<br />
nicht erwarten. Im Gegenteil: Er<br />
selber lebt vor, wie demokratische Grundwerterelativiert,<br />
die politische Toleranz verhöhnt<br />
und selbst einfachste zivilisierte Umgangsformen<br />
mit den Füßen getreten werden.<br />
So polarisiert die Gesellschaft immer<br />
weiter, die Normalität verschiebt sich ins<br />
Extreme. Indiesem Reizklima des Hasses<br />
bricht nun der rechte weiße Terror aus.<br />
Trump nennt ihn natürlich nicht beim Namen.<br />
Stattdessen hetzt er weiter gegen<br />
Linke und Migranten. Wenn er das Weiße<br />
Haus in zwei oder sechs Jahren verlässt,<br />
wirdAmerika ein anderes Land sein.<br />
Fußball<br />
Sinnlose<br />
Provokationen<br />
Christine Dankbar<br />
schreibt über die Ausschreitungen<br />
beim Hertha-Spiel in Dortmund.<br />
Eshätte ein richtiger Triumph werden<br />
können. Hertha BSC stoppt die Siegesserie<br />
von Borussia Dortmund und<br />
nimmt einen Punkt mit in die Hauptstadt.<br />
Oleoleoleole.Heeertha BSC.<br />
Leider ist die Party schiefgegangen.<br />
Natürlich ist das Abbrennen von Pyrotechnik<br />
in Stadien nicht ohne Grund verboten.<br />
Doch Tatsache ist nun mal, dass es<br />
immer wieder passiert. Ohne Verletzte<br />
übrigens.AmSonnabend waren es die Ultras<br />
von der sogenannten „Hauptstadtmafia“,<br />
die ihren Jahrestag begehen wollten.<br />
Sicher waren sie einem Händel mit<br />
der Polizei nicht abgeneigt. Doch dass es<br />
zur Eskalation kam, müssen sich die Polizisten<br />
erst einmal selbst zuschreiben. Das<br />
Banner, das sie konfiszierten, diente da<br />
schon nicht mehr als Sichtschutz für die<br />
Bengalo-Abfackler. Auch musste jedem<br />
klar sein, dass der Verlust eines solchen<br />
Banners persönlich genommen wird. Zurückhaltend<br />
ausgedrückt.<br />
DieReaktion auf die sinnlose Provokation<br />
erfolgte umgehend. Doch die Fans,<br />
die sich da in Dortmund vermummten,<br />
sind keine Waisenknaben. Im Stadion<br />
hatte sich die Lage schon weitgehend beruhigt,<br />
da ging die Schlägerei in der Halbzeitpause<br />
weiter. Während Waschbecken<br />
und Toiletten zerschlagen wurden, hatten<br />
die Hertha-Spieler zwei dicke Torchancen.<br />
Dasinteressierte aber leider nicht jeden<br />
der „Fans“. Da feierten einige lieber<br />
einen sehr seltsamen Geburtstag.<br />
Das Ganze wird das übliche Nachspiel<br />
haben. Die Polizei will die Schuldigen ermitteln<br />
und anzeigen. Es wird wohl wieder<br />
ein paar Stadionverbote geben. Vielleicht<br />
denkt aber mal jemand daran, dass<br />
eine klügere Polizeistrategie auch keine<br />
schlechte Idee wäre.<br />
Händchenhalten für Syrien<br />
Und wieder ist eine dieser scheinbar<br />
ehernen Regeln des bundesdeutschen<br />
Politikbetriebs gebrochen:<br />
Dass in Koalitionen immer<br />
der stärkerePartner gewinnt, weil die Erfolge<br />
beim Regierungschef einzahlen. So hat Angela<br />
Merkel viele Jahre ihre Macht gesichert.<br />
Nun haben die Grünen in Hessen gezeigt,<br />
dass es auch anders geht: DerKoch hat verloren,<br />
der Kellner gewonnen, um es einmal mit<br />
einem Bild von Gerhard Schröder zu beschreiben.<br />
Und siehe da, schon wankt auch<br />
die Stellung der Kanzlerin in Berlin.<br />
Hessen ist ein Beispiel dafür,dass Landespolitik<br />
nichts gilt, wenn gerade eine übermächtige<br />
politische Stimmung die öffentliche<br />
Meinung prägt. Viele Wähler haben das<br />
lange herrschende Grundvertrauen in die alten<br />
Volksparteien Union und SPD verloren,<br />
die seit Gründung der Bundesrepublik immer<br />
das politische Geschehen geprägt haben.<br />
DieCDU hat so etwas schon einmal erlebt,<br />
im Jahr 2000, als die Schwarzgeldaffäre<br />
um Helmut Kohl das Ansehen der Partei als<br />
seriöse Kraft so zerstört hatte, dass sie eine<br />
sicher geglaubte Landtagswahl nach der anderen<br />
verlor. Gerettet hat die CDU dann das<br />
beherzte Zupacken einer gewissen Angela<br />
Merkel, indem sie die alten Gewissheiten<br />
und die erprobten Seilschaften ignorierte.<br />
Heute ist es kein einzelner Skandal, der<br />
CDU und SPD so zu schaffen macht. Es ist<br />
die Auszehrung ihrer politischen Gestaltungsmacht,<br />
dazu der völlige Verlust des Gespürs<br />
für die Stimmung der Menschen im<br />
Land. Das augenfälligste Beispiel dafür ist<br />
der Umgang mit dem Dieselskandal, und die<br />
Affäre umden Verfassungsschutzpräsidenten<br />
Hans-Georg Maaßen setzte einen bizarren<br />
Höhepunkt. Der Mann ist allem Gezerre<br />
zum Trotz übrigens immer noch im Amt.<br />
Halloween steht vor der Tür und damit<br />
meiner Meinung nach das beste Fest für<br />
diese Stadt. Seit sich Halloween-Bräuche aus<br />
den USA in den Neunzigerjahren in<br />
Deutschland verbreitet haben, wurde es ja<br />
gerne als sicheres Anzeichen für den Untergang<br />
des europäischen Abendlandes gehalten.<br />
Da es uns aber immer noch gibt, können<br />
wir jetzt vielleicht ein bisschen entspannter<br />
an die Sache gehen.<br />
Allerheiligen ist in Berlin leider kein Feiertag,<br />
natürlich nicht. Feiertage sind in Berlin<br />
ja mehr so ein urbaner Mythos.Wir haben im<br />
Gegensatz zum Rest der Republik quasi nur<br />
Weihnachten frei und auch nur dann, wenn<br />
es auf ein Wochenende fällt. Trotzdem ist<br />
Halloween mittlerweile ein verbreiteter Spaß<br />
für Kinder,die Lust auf Süßigkeiten undVandalismus<br />
haben. Also alle. Abends ziehen<br />
kleine Gespenster, Vampire und Hexen um<br />
die Häuser, und wem das nicht ans Herz<br />
geht, der hat doch keins.<br />
Ich finde aber auch, dass Halloween ein<br />
großartiges Fest für Erwachsene ist, vor allem<br />
wenn man es mit den herkömmlichen<br />
Feiertagen vergleicht. Das einzig Gute an<br />
Weihnachten in Berlin sind doch die vielen<br />
freien Parkplätze, wenn wir ehrlich sind.<br />
Ansonsten müssen wir überfüllte Geschäfte,<br />
Konsumstress, Familienstreitigkeiten<br />
und Würstchen mit Kartoffelsalat ertragen.<br />
Silvester ist noch schlimmer. Ich bin<br />
mittlerweile so weit, jede Partei zu wählen,<br />
die ein striktes Böllerverbot in der Stadt<br />
durchsetzen möchte. Und es hat auch sei-<br />
Hessen-Wahl<br />
Bewegung,<br />
bitte<br />
Holger Schmale<br />
sehnt sich nach mehr Kühnheit und Mut –auch<br />
und vorallem in der Bundespolitik.<br />
All das schreit nach einer Veränderung<br />
der politischen Kräfteverhältnisse an der<br />
Spitze der Bundesrepublik. Sie braucht frischen<br />
Wind, einen neuen Atem, Energie für<br />
einen Aufbruch aus der Lethargie. Aber wo<br />
soll das herkommen? Nach dem für die CDU<br />
nicht ganz so desaströs wie befürchtet ausgefallenen<br />
Resultat steht sogar zu befürchten,<br />
dass sie erst einmal einfach so weitermacht.<br />
Immerhin stellt sie weiter den Ministerpräsidenten,<br />
was soll da das ganzeGerede<br />
vonDemut?<br />
Dabei hat die CDU nur noch eine Chance<br />
für einen geordneten Übergang auf eine<br />
neue Generation. Angela Merkel muss auf<br />
dem Parteitag im Dezember denWegfreimachen,<br />
erst an der Spitze der Partei, dann im<br />
KOLUMNE<br />
Halloween<br />
und die sexy<br />
Wanderbaustelle<br />
Katja Berlin<br />
Autorin<br />
nen Grund, weshalb wir an anderen Tagen<br />
nie Fondue essen.<br />
Osternverbindet die Nachteile vonWeihnachten<br />
mit denen vom1.Mai: Überall sind<br />
die Hotels überteuertund dann gibt es noch<br />
nicht einmal Geschenke. Jedenfalls, wenn<br />
man volljährig ist. Außerdem ist Ostern viel<br />
zu christlich für Berlin, wo weit mehr als die<br />
Hälfte der Einwohner konfessionslos ist.<br />
Weihnachten geht da schon eher. Das ist<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Laufe des neuen Jahres auch im Kanzleramt,<br />
was den WegzuNeuwahlen mit Aussichten<br />
für die neue Riege eröffnen würde.<br />
DieLage der SPD ist so viel verheerender.<br />
Sie war vor einem Jahr nach dem heute fast<br />
milde erscheinenden Wahldebakel ja schon<br />
auf dem richtigen Weg: Raus aus der Umklammerung<br />
der Koalition mit der Union,<br />
die Rolle als Oppositionsführerin im Bundestag<br />
annehmen, das eigene Programm<br />
und Auftreten schärfen. Daswäreein wahrer<br />
Dienst an unserer Demokratie gewesen, der<br />
eine lebendige, mutige Sozialdemokratie<br />
noch immer gutgetan hat. Sie hat sich aus<br />
Staatsraison von diesem Wegabbringen lassen,<br />
weil Deutschland doch eine stabile,<br />
handlungsfähige Regierung brauchte, wie<br />
nicht zuletzt der Bundespräsident mahnte.<br />
Wasfür eine Fehlentscheidung.Wirsehen<br />
heute, wie instabil und handlungsunfähig<br />
diese Regierung ist und in welch fatale Lage<br />
die SPD sich manövrierthat. Jetzt ist es sogar<br />
zu spät, die Koalition zu beenden. Bei einer<br />
baldigen Neuwahl würden die Sozialdemokraten<br />
wohl völlig unter die Räder kommen.<br />
Sie müssen nun hoffen, dass die Regierung<br />
doch noch ein wenig hält und sich die Stimmungslage<br />
wieder mehr zu ihren Gunsten<br />
dreht, wenn sie es endlich verstehen, ihre ja<br />
durchaus beachtlichen Erfolge in der Regierungsarbeit<br />
überhaupt bekanntzumachen.<br />
Den einzig denkbaren Ausbruch aus dieser<br />
schlimmen Lage haben die hessischen<br />
Wähler der SPD verbaut. Mitein wenig mehr<br />
Rückhalt hätte sie einmal allen Mut zusammennehmen<br />
und versuchen können, eine<br />
rot-grün-rote Koalition zu schmieden. Das<br />
wäreein Aufbruchsignal für die ganzePartei<br />
und alle Wähler links der Union gewesen.<br />
Doch im Konjunktiv lässt sich keine Politik<br />
machen.<br />
mittlerweile so kommerziell, dass es reicht,<br />
an die Zuverlässigkeit der DHL-Sendungsverfolgung<br />
zu glauben.<br />
Halloween ist dagegen eine gute Gelegenheit,<br />
um endlich mal seine Nachbarn kennenzulernen,<br />
und der Geschenke-Stress<br />
bleibt überschaubar. Ein paar Tüten Süßigkeiten<br />
kaufen reicht da schon. Kein Familienmitglied<br />
wartet mit Kaffee und Kuchen auf<br />
unseren Besuch, und wenn wir nur Zierkürbisse<br />
als Deko nehmen, kommen wir sogar<br />
um die obligatorische Kürbissuppe herum.<br />
Weil Halloween als Fest bei uns importiert<br />
wurde, ist es für fast alle Kulturen und Glaubensrichtungen<br />
in Berlin gleichermaßen<br />
neu und damit nicht exklusiv. Mit dem November<br />
bricht auch langsam der <strong>Berliner</strong><br />
Winter herein, der Gruselfaktor der Stadt ist<br />
also für jeden hoch.<br />
Für mich aber das beste Argument: Dank<br />
Halloween können wir Verkleidungspartys feiern,<br />
ohne uns an den westdeutschen Karneval<br />
ranzuwanzen. Da kann das Kreativpotenzial<br />
der Stadt mal ausgelebt werden, und es müssen<br />
dafür nicht einmal Häuserwände besprüht<br />
werden. Gruselige Halloween-Kostüme für<br />
<strong>Berliner</strong> wären etwa Fahrkartenkontrolleur,<br />
Wanderbaustelle, Lehrermangel oder Bürgeramt<br />
Mitte. Weil zu Halloween die Kostüme<br />
für Frauen bekanntermaßen immer<br />
sexy sein müssen, würde sich für <strong>Berliner</strong>innen<br />
also dementsprechend sexy Fahrkartenkontrolleurin,<br />
sexy Wanderbaustelle, sexy<br />
Lehrermangel und sexy Bürgeramt Mitte eignen.<br />
Ichwünsche viel Vergnügen!<br />
Detlev Buck, Regisseur, hatte in seiner Jugend<br />
drei Hunde und sprach im hr3-Sonntagstalk<br />
über sein Verhältnis zu Tieren.<br />
Bucks neuer Film heißt „Wuff –Folge dem Hund“.<br />
AUSLESE<br />
Aus einer<br />
anderen Zeit<br />
Eine Stunde länger schlafen: Am Sonntag<br />
wurde die Uhr einmal mehr von<br />
Sommer- auf Winterzeit umgestellt, vielleicht<br />
zum letzten Mal. Die entsprechenden<br />
Brüssler Pläne wurden in vielen <strong>Zeitung</strong>en<br />
kommentiert: „Die vorgeschlagene<br />
Abschaffung der Zeitumstellung, die<br />
von Bundeskanzlerin Merkel und EU-<br />
Kommissionspräsident Juncker nach einer<br />
fadenscheinigen Online-Abstimmung<br />
gutgeheißen wurde –sie würde das<br />
Leben in Europa komplizierter machen.<br />
Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der<br />
EU“, befindet die Frankfurter Allgemeine<br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
„Endet das Ganzeineinem Flickenteppich?“,<br />
fragt die <strong>Zeitung</strong> Die Welt unter<br />
Verweis darauf, dass laut EU-Kommission<br />
jeder Staat selbst entscheiden soll, ob er<br />
dauerhaft zu Sommer-oder zu Winterzeit<br />
zurückkehren möchte. „Lästig dürften<br />
unterschiedliche Zeitzonen allemal sein.“<br />
Auch die <strong>Berliner</strong> Morgenpost sieht das<br />
Unterfangen skeptisch: „Es wird immer<br />
unwahrscheinlicher, dass bis zum Frühjahr<br />
die notwendige Einstimmigkeit der<br />
Mitgliedsländer steht“, schreibt Egbert<br />
Nießler. Die EU-Kommission möchte die<br />
Zeitumstellung am liebsten bis Mai<br />
nächsten Jahres abschaffen.<br />
„Lasst abstimmen!“, fordert dagegen<br />
Roman Eichinger in der Bild am Sonntag.<br />
„Am besten wäre es, wenn zur Europawahl<br />
im nächsten Mai der Weg frei gemacht<br />
wird für eine Volksabstimmung“,<br />
ob künftig Sommer- oder Winterzeit gelten<br />
soll, schreibt er. Der Wahlbeteiligung<br />
könne das nur guttun. Susanne Rost<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Vorher –nachher:<br />
Luftbilder von Berlin<br />
ohne Kriegswunden<br />
Seite 10<br />
Balkan-Mafia –Wie eine Frau bei einem Schusswechsel starb Seite 11<br />
Rammstein-Shop –Warum die Musiker ihre Bühnentechnik ausstellen Seite 13<br />
Stadtbild<br />
NACHRICHTEN<br />
Nur für<br />
Gepflegte<br />
BER soll weiterhin<br />
2020 eröffnet werden<br />
BarbaraWeitzel<br />
ärgertsich beim Shoppen<br />
über ein Kaufhaus<br />
Natürlich kann man in ein Lokal<br />
gehen und fragen. Ob man mal<br />
das WC benutzen dürfe. Man würde<br />
ja auch zahlen …Oft darfman, häufig<br />
werden die angebotenen Münzen<br />
sogar freundlich abgewehrt. Doch<br />
nicht jeder macht das gern, mit einem<br />
Bedürfnis ein Restaurant betreten,<br />
in dem man gar nichts verzehrenwill.<br />
Kurz:Wenn man lange in der<br />
Stadt unterwegs ist und keine Münzendabei<br />
hat, hat man, je nach Konstitution,<br />
schnell oder nach einer<br />
Weile ein Problem.<br />
Nahezu alle öffentlichen Toiletten<br />
kosten Geld. In Bahnhöfen bekommt<br />
man zwar meistens einen sogenannten<br />
Einkaufs-Bon, was aber,<br />
wenn man gar nichts einkaufen will?<br />
Dasnur so am Rande.<br />
Nicht damit gerechnet, 70 Cent<br />
bereithalten zu müssen, habe ich in<br />
einem großen Bekleidungsgeschäft<br />
am Kudamm.Vonvereinzelten Besuchen<br />
in Kaufhäusern weiß ich, dass<br />
es immer eine Toilette in solchen<br />
Riesenläden gibt. Oft ganz oben, weil<br />
dort das Restaurant ist. Oder weil<br />
man so lange Rolltreppen fahren<br />
muss, dass wirklich nur diejenigen<br />
dort hingehen, die es wirklich nötig<br />
haben? Nein, ich möchte freundlich<br />
davon ausgehen, dass es ganz praktische<br />
Gründe hat. Aber.<br />
Dort amKurfürstendamm befindet<br />
sich die Toilette also im Untergeschoss,<br />
und es handelt sich um eine<br />
Anlage mit Drehkreuz und Münzeinwurf.<br />
Mit der drückenden Blase<br />
kämpfend frage ich die Reinigungsfrau,<br />
ob man wechseln könne. „Nur<br />
Münzen“, blafft sie mich an. Da will<br />
ich eigentlich gehen. Ganz raus.Aber<br />
da ich verabredet bin, laufe ich wieder<br />
hoch ins Erdgeschoss,zur Kasse.<br />
Neben der Kassiererin steht ein<br />
junges Mädchen, ein Schildchen<br />
weist sie als Auszubildende aus. Als<br />
ich meinen Zehn-Euro-Schein heraushole<br />
und um Münzen für die Toilette<br />
bitte,schüttelt sie mit dem Kopf<br />
und will gerade den Mund öffnen, da<br />
fährt ihr die ältere Kollegin sanft in<br />
die Parade: „Schon gut. Bei solchen<br />
Kundinnen machen wir eine Ausnahme.“<br />
Dann wendet sie sich an<br />
mich und erklärthonigsüß:„Normalerweise<br />
wechseln wir nicht“, und<br />
streckt die Hand aus, um meinen<br />
Schein entgegenzunehmen. „Übrigens<br />
wird der WC-Bon mit Ihrem<br />
Einkauf bei uns verrechnet.“<br />
Ich trage einen schönen Mantel<br />
an dem Tagund die guten Stiefel,<br />
weil ich mich auf die seltene Verabredung<br />
zum „Shoppen“, wie man so<br />
sagt, gefreut habe.Jetzt ist die Freude<br />
futsch. Ichnehme zwar die Münzen,<br />
dem Druck des Bedürfnisses folgend,<br />
jedoch nicht ohne der Frau mit<br />
vorWut heißen Wangen zu erklären,<br />
dass ich es als „so eine Kundin“ unsäglich<br />
finde, dass andere Kunden<br />
kein Wechselgeld bekommen. Die<br />
vielleicht keinen so guten Mantel<br />
tragen. Nicht aussehen, als ob sie<br />
noch etwas kaufen. Denn dass der<br />
Halbwüchsige in Jogginghosen oder<br />
einer mit ungepflegtem Bart oder ein<br />
schlecht geschminktes Mädchen mit<br />
ihrem Bedürfnis weggeschickt worden<br />
wären, liegt auf der Hand.<br />
Vielleicht kommen die aber auch<br />
gar nicht in dieses Geschäft. Besser<br />
so. Ich gehe auch nicht mehr dorthin.<br />
Nicht mal mehr,umzupinkeln.<br />
Bier trinken und Gutes tun: Lisa Wiedemuth und Peter EckertimTreppenhaus eines alten Bürogebäudes in der Oranienstraße.<br />
Geil oder bescheuert. Das<br />
sind die häufigsten Antworten,<br />
die Peter Eckert<br />
bekommt, wenn er seine<br />
Gesprächspartner fragt, wie sie das<br />
Konzept seiner Firma finden. Seit<br />
acht Jahren verkaufen der 33-jährige<br />
Geschäftsführer und seine zehn Mitarbeiter<br />
die Kreuzberger Biermarke<br />
Quartiermeister –mit wachsendem<br />
Erfolg, steigendem Umsatz und einem<br />
sozialpolitischen Anspruch.<br />
Mitihrem Bier mischen sie sich in<br />
die Gender-Debatte ein, schreiben<br />
auf ihre Etiketten „Quartiermeister*in“<br />
–und fördernmit Teilen ihres<br />
Gewinns auch noch soziale Projekte.<br />
Peter Eckert und David Griedelbach<br />
sind die Geschäftsführer.Eckert<br />
hat Politikwissenschaften und Non-<br />
Profit-Management studiert, Griedelbach<br />
wäre nach seinem Studium bei<br />
der Deutschen Bank wohl Banker geworden.<br />
Doch die beiden Freunde<br />
hatten andereIdeen. „Wir wollten etwas<br />
Sinnvolles und Soziales machen“,<br />
sagt Eckert. „Etwas, was unsereGesellschaft<br />
verändert.“<br />
120 000 Euro für 120 Projekte<br />
Von Anfang an war klar, dass die<br />
Firma einen festen Betrag ihres Gewinns<br />
an soziale Projekte verschenken<br />
will: zehn Cent pro Liter. Dieser<br />
Grundsatz gilt bis heute. Vom Umsatz<br />
finanziertder Betrieb seine Kosten<br />
für Personal und Verwaltung.<br />
„Alles, was übrig bleibt, bekommen<br />
soziale Projekte“, sagt Lisa Wiedemuth,<br />
die Kulturarbeit studiert hat<br />
und sich seit 2014 um das Marketing<br />
kümmert.<br />
Damals gingen 16 500 Euro an soziale<br />
Projekte. Nächstes Jahr sind es<br />
45 000 Euro.Insgesamt hat Quartiermeister<br />
bisher 120 000 Euro an mehr<br />
als 120 Projekte verschenkt. Meist<br />
sind es Beträge zwischen 500 und<br />
2500 Euro. Die Prinzessinnengärten<br />
in Kreuzbergbekamen Geld, ebenso<br />
Fahrradwerkstätten und Selbsthilfeläden,<br />
Flüchtlings- und Kulturprojekte<br />
wie die Traumdisco,ein Projekt<br />
für Menschen mit und ohne Behinderung.<br />
Auch in die Genderdebatte mischen<br />
sie sich ein. Neuerdings ist auf<br />
den Bierflaschen nicht mehr nur der<br />
Kopf eines Mannes abgebildet, auch<br />
eine Frau ist jetzt zu sehen –ein Bekenntnis<br />
gegen Diskriminierung und<br />
stereotype Bierwerbung. Das Bier in<br />
Die Erfinder der Kreuzberger Biermarke<br />
Quartiermeister machen alles anders:<br />
Sie lehnen Kredite und Investoren ab,<br />
fördern soziale Projekte und<br />
gendern das Etikett auf den Flaschen<br />
Klassisch: Normalerweise<br />
ist es das Ziel vonFirmeneigentümern,<br />
mit ihren Produkten<br />
möglichst viel Gewinn<br />
zu erzielen. Dieser Gewinn<br />
wird in der Regel für<br />
neue Investitionen oder für<br />
private Zweckeausgegeben.<br />
Trinken<br />
hilft doch<br />
VonStefan Strauß<br />
Bio und auch<br />
gendergerecht.<br />
SOZIALER MEHRWERT<br />
Sozial: Andere Firmen streben<br />
einen sozialen Mehrwert<br />
an. Diese sozialen Unternehmen<br />
wollen helfen, gesellschaftliche<br />
Missstände unternehmerisch<br />
zu lösen oder<br />
sie unterstützen Projekte, die<br />
sich darum kümmern.<br />
Ausgezeichnet: Die Bewegung<br />
entstand 1980 durch<br />
die Ashoka-Initiative. 2006<br />
erhielt der bengalische Wirtschaftswissenschaftler<br />
Muhammad<br />
Yunusden Friedensnobelpreis<br />
für seine<br />
Idee der Sozialunternehmen.<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
den Flaschen aber unterscheidet sich<br />
nicht. „Für uns gibt es kein Frauenbier“,<br />
sagt LisaWiedemuth.<br />
Die Kreuzberger Sozialunternehmer<br />
stehen mit diesem Geschäftsmodell<br />
nicht allein da. Social Business<br />
heißt das Weltverbesserungskonzept,<br />
bei dem Verbraucher ganz<br />
einfach Gutes tun können. Das<strong>Berliner</strong><br />
Start-up „Share“ verkauft Mineralwasser,<br />
Seife und Nussriegel. Für<br />
jedes verkaufte Produkt wird einem<br />
Menschen in Not mit einem gleichwertigen<br />
Produkt geholfen. Auch<br />
„Lemonaid“ und „Charitea“ finanzieren<br />
weltweit Hilfsprojekte.<br />
Bier trinken und Gutes tun –nicht<br />
nur in Berlin funktioniertdiese Kombination.<br />
Mittlerweile wird das Bier<br />
auch in Dresden, München und Leipzig<br />
verkauft. Regionale, privat geführte<br />
mittelständische Brauereien<br />
produzieren es. Das Bier für Berlin<br />
stellt die StadtbrauereiWittichenau in<br />
der Lausitz her.Denn in Berlin hatten<br />
die Firmengründer keine Brauerei gefunden,<br />
die ihren Kriterien für korrekten<br />
Konsum entsprach.<br />
Der Firma kommt zugute, dass<br />
immer mehr Konsumenten neue<br />
Biersorten ausprobieren, abseits des<br />
Massengeschmacks. „Bier ist heute<br />
nicht mehr nur ein Durstlöscher“,<br />
sagt Frank-Jürgen Methner,Professor<br />
am Fachbereich Brauwesen der TU.<br />
„Es ist längst ein Genussmittel, das<br />
demWein ebenbürtig geworden ist.“<br />
Unabhängig bleiben<br />
DieGründer haben ganz bewusst alles<br />
ganz anders gemacht, als man es<br />
vonjungen, erfolgreichen Unternehmen<br />
kennt. Ohne Investoren und<br />
ohne Kredite haben Eckert undGriedelbach<br />
vor acht Jahren ihre Firma<br />
gegründet. Sie verzichten auf Werbung<br />
und Sponsoring. Sie blieben<br />
unabhängig. Vorallem auch in der<br />
Frage, welche Projekte gefördert<br />
werden.<br />
Im dafür gegründeten Verein entscheiden<br />
die 50 Mitglieder jedes<br />
Quartal über die Vergabe. „Wir sind<br />
flexibel und schnell, wir fordern<br />
keine Rechnungen“, sagt Lisa Wiedemuth.<br />
Alle Geschäftszahlen werden<br />
im Internet veröffentlicht, der<br />
Betrieb wird auf Grundlage einer<br />
Gemeinwohlökonomie bilanziert.<br />
„Ohne Transparenz funktioniert soziales<br />
Unternehmertum nicht“, sagt<br />
Peter Eckert.<br />
BER-Chef EngelbertLütke Daldrup<br />
sieht die geplante Eröffnung des<br />
Hauptstadtflughafens im Herbst<br />
2020 nicht in Gefahr.„Nein, diesmal<br />
schaffen wir es“, sagte er der Welt am<br />
Sonntag auf die Frage,obeserneut<br />
Verzögerungen geben werde. „Es<br />
gibt einen klaren Zeitplan, wir haben<br />
für verschiedene Risiken Vorsorge<br />
getroffen, auch was zeitliche Verzögerungen<br />
angeht.“ Aufder Baustelle<br />
des Flughafens komme es nun darauf<br />
an, „letzte Mängel“ zu beseitigen<br />
und das Zusammenspielder technischen<br />
Anlagen zu testen, sagte Lütke<br />
Daldrup.Der Flughafenchef hatte<br />
bereits in den vergangenen Monaten<br />
betont, dass man im Zeitplan liege<br />
und dass Geduld nötig sei. Es sei besser,diesen<br />
Stress auszuhalten, als<br />
noch einmal einen Eröffnungstermin<br />
abzusagen. Zurfinanziellen Situation<br />
sagte Lütke Daldrup,esgebe<br />
„einen verabschiedeten Businessplan<br />
und auch eine klareFinanzierung<br />
der aufgelaufenen zusätzlichen<br />
Baukosten“. Ab 2020 werdedie Flughafengesellschaft<br />
mit dem BER<br />
„deutlich mehr Geld verdienen und<br />
auch aus eigener Kraft neue Kredite<br />
stemmen können“. Einem Bericht<br />
zufolge machte die Flughafengesellschaft,<br />
an der das Land Berlin zu einem<br />
Drittel beteiligt ist, 2017 rund 84<br />
Millionen Euro Verlust. Wegen<br />
schwerwiegender Technikprobleme<br />
musste die Inbetriebnahme des BER<br />
immer wieder verschoben werden.<br />
Ausder Regierungskoalition kamen<br />
im September Zweifel an einem Start<br />
des FlughafensimHerbst 2020.<br />
(dpa)<br />
Demo der Bienenfreunde<br />
ohne Vorkommnisse<br />
Etwa 1000 Menschen haben nach<br />
Angaben der Veranstalter in Berlin<br />
für eine bienenfreundliche Landwirtschaft<br />
protestiert. Wiedie Polizei<br />
mitteilte,verlief die Kundgebung am<br />
Sonnabendmittag am Brandenburger<br />
Tor„ohneVorkommnisse“. Angaben<br />
zu den Teilnehmerzahlen machten<br />
die Polizisten nicht. Anlässlich<br />
der europaweiten Aktionstage<br />
„Good Food Good Farming“ hatte<br />
das Bündnis „Wir haben es satt!“ zu<br />
der Aktion aufgerufen. (dpa)<br />
Der goldene Herbst kommt<br />
noch mal zurück<br />
Nach einem kleinen Durchhänger<br />
meldet sich der goldene Herbst in<br />
Berlin und Brandenburgzurück. Am<br />
Dienstag erwartet der DeutscheWetterdienst<br />
Temperaturen bis 21 Grad<br />
und Sonne.Und auch am Mittwoch<br />
bleibt es bei 17 Grad heiter und trocken.<br />
Am Montag wirdesaber nochmal<br />
kalt: DieWetterexperten sagten<br />
Temperaturen vonmaximal 8Grad,<br />
Wolken und Regen voraus.Esweht<br />
ein böiger Wind. (dpa)<br />
Am Dienstag soll es bis zu 21 Grad warm<br />
werden. Da leuchtet die Gold-Else. DPA
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
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Stadtgeschichte<br />
Alte Mitte –Rathausforum<br />
Wären da nicht die Marienkirche und das<br />
Rote Rathaus (am unteren Bildrand), fiele<br />
es schwer zu erkennen, was wir im linken<br />
Bild sehen –nämlich die alte Mitte Berlins.<br />
Die Aufnahme entstand im Jahr 1928. Wer<br />
nichts als die Brache zu Füßen des Fernsehturms<br />
kennt, den wird die dichte Wohnbebauung<br />
rund um die Kirche (entstanden<br />
um 1270) erstaunen. Das Bild zeigt auch<br />
andere verlorene Gebäude und Plätze. Zuerst<br />
sei der Neue Markt genannt, vordem<br />
Hauptportal der Kirche gut zu erkennen. Er<br />
war nach dem Olde Markt (Alter Markt, später<br />
Molkenmarkt) der nächstwichtigste der<br />
Stadt, die mit der Entstehung des Marienviertels<br />
ihre erste Ausweitung über die ursprüngliche<br />
Siedlung am Spreeübergang<br />
mit der Nikolaikirche erlebt hatte. Wasnoch<br />
verschwand: die an der Verengung der<br />
Spandauer Straße liegende Garnisonkirche<br />
(links, im Krieg zerstört, 1962 abgerissen,<br />
heute Litfaß-Platz) und rechts das große<br />
Areal der städtischen Markthallen am<br />
Alexanderplatz.<br />
LANDESARCHIV BERLIN (2) DIRK LAUBNER (2)<br />
Manche architektonische<br />
oder stadtplanerische<br />
Idee kann man<br />
nur aus der Höhe erkennen,<br />
gewissermaßen aus der<br />
Götterperspektive: Das 1970 geschaffene<br />
Ensemble Leninplatz ist so<br />
ein Beispiel. Das im Zentrum stehende<br />
Lenin-Monument erschloss<br />
sich direkt. Das dahinter stehende<br />
dreistufige Hochhaus ließ sich als<br />
Lenin vergrößernde Fahne verstehen<br />
–das war mit etwas Kenntnis der<br />
damaligen Herrschergedanken<br />
nicht schwer. Aber wer wusste um<br />
die Symbolik der flankierenden Plattenbauten?<br />
Es ist nämlich so: Der<br />
eine Teil an der Mollstraße schlängelt<br />
sich zum „S“, der andere formt ein<br />
„U“. SU, Sowjetunion, „Vaterland aller<br />
Werktätigen“. Dieses ging an sich<br />
selbst zugrunde, Lenin liegt auf einem<br />
Ohr inder Spandauer Zitadelle<br />
und der Platz heißt nach den Vereinten<br />
Nationen. S&Uaber stehen da.<br />
Weil man ja nicht immerzu auf<br />
der Wolke über die Welt segelt und<br />
Rundflüge über die Stadt, die man<br />
mal zum Geburtstag geschenkt bekommt,<br />
recht kurz sind, helfen Bücher<br />
mit Luftbildaufnahmen wie das<br />
VomHimmel<br />
hoch,<br />
da seh ich her<br />
Stadtbilder aus der Vogelperspektive helfen zu<br />
verstehen, wie die Metropole in ihren jetzigen<br />
Zustand geriet. Sie zeigen, was verloren ging.<br />
Ein Rundflug per Buch<br />
VonMaritta Tkalec<br />
soeben im Verlag Elsengold erschienene<br />
„Berlin. Luftaufnahmen gesternund<br />
heute“. DenLeninplatz haben<br />
die Autoren zwar nicht in ihre<br />
Auswahl aufgenommen, aber jedes<br />
der abgebildeten 49 Bildpaare erzählt<br />
eine eigene Geschichte. Zusehen<br />
sind, jeweils aus gleicher Perspektive,<br />
eine historische Aufnahme<br />
und eine aus jüngster Zeit.<br />
Luftbilder faszinieren den Betrachter,<br />
seit es sie gibt. Die ersten<br />
deutschen Aufnahmen dieser Artentstanden<br />
1886 in Berlin, als Hugo von<br />
Hagen, Leutnant bei der <strong>Berliner</strong><br />
Luftschiffer-Abteilung, vonFesselballons<br />
herab fotografierte.Eines der ältesten<br />
Fotos im vorliegenden Band<br />
zeigt den Lehrter Bahnhof an einem<br />
offenbar besonderen Tag im Jahr<br />
1914. Schaut man genau hin, sieht<br />
man vor dem Haupteingang viele<br />
wartende Autos, Menschen säumen<br />
Straße und Brücke –dawar wohl hoher<br />
Besuch zu empfangen. Auch ein<br />
heute vergessenes rundes Gebäude<br />
ist zu entdecken: das Marine-Panorama,<br />
in dem bis 1915 das<br />
Kolonialmuseum untergebracht war.<br />
Man vertiefte und vertieft sich in<br />
die Bilder,weil alles ganz anders aussieht<br />
als aus der Bodenperspektive.<br />
Daserklärtwohl auch die Beliebtheit<br />
der Drohnen, die den Aktionsradius<br />
von Hobbyluftfotografen erheblich<br />
erweitern. Im Falle dieses Buches<br />
kommt der Vorher-Nachher-Effekt<br />
hinzu –und funktioniertvorzüglich.<br />
Beim Vergleichen entdeckt man,<br />
wo die Stadtplaner und Architekten<br />
des umsturzfreudigen 20. Jahrhunderts<br />
am heftigsten ihre Lieblingstätigkeit<br />
ausüben konnten: Tabula rasa<br />
machen. Was kein Krieg zerstört<br />
hatte, räumten sie ab, umUtopien<br />
umzusetzen. Das Rathausforum ist<br />
ein berühmtes Beispiel Ost, der Mehringplatz<br />
zeigt sich als Exempel West:<br />
Der1732 bis 1734 angelegte Belle-Alliance-Platz<br />
(Rondell), Fluchtpunkt<br />
der neuen Friedrichstadt, lag nach<br />
den Krieg so starkentleertda, dass die<br />
Stadtplaner Raum fanden, sich mit<br />
neuen Stadtkonzepten zu verwirklichen.<br />
Entstanden sind sozial schwierige<br />
Quartiere. Man lernt: In den<br />
Kopfgeburten lebte es sich durchaus<br />
nicht besser als in gewachsenen städtischen<br />
Organismen.<br />
Als anders geartetes Beispiel zeigt<br />
sich der Bülowplatz, der zwar je nach<br />
politischenVerhältnissen die Namen<br />
und Akteure wechselte (Horst-Wessel-Platz,<br />
Rosa-Luxemburg-Platz),<br />
aber doch seine Grundformen seit<br />
den 1920ern behielt –dahatte er allerdings<br />
seine große Renovierung<br />
schon hinter sich.<br />
Natürlich gehören in Berlin auch<br />
die Trümmerbilder dazu –als eindrucksvolles<br />
Beispiel sei der Werdersche<br />
Marktmit Schinkels Friedrichswerderscher<br />
Kirche genannt, die hier<br />
auch mit ihrer überaus beengenden<br />
Neubebauung zu sehen ist.<br />
Naturgemäß ist das Buch klar<br />
bilddominiert, die Einleitung ist<br />
kurz, fast karg –wie auch die Bildtexte.<br />
Aber jeder darf weitersuchen.<br />
Was war doch gleich die Garnisonkirche<br />
– nicht nur Potsdam hatte<br />
eine, natürlich auch die Garnisonsstadt<br />
Berlin. Und wieso waren die<br />
Markthallen am Alexanderplatz so<br />
riesig?<br />
Berlin –Luftaufnahmen<br />
gestern<br />
und heute. Dirk<br />
Laubner/Dirk<br />
Palm, Elsengoldverlag<br />
Berlin 2018,<br />
25 Euro<br />
Der Tauentzien<br />
mit seinem Prachtstück Kaiser-Wilhelm-<br />
Gedächtniskirche im Jahr 1914: eine repräsentativeWohnstraße,<br />
so wie sie um<br />
1890 angelegt worden war –mit geschlossener<br />
Bebauung in kleinen Parzellen<br />
breitem Boulevard nach Pariser Vorbild<br />
und Grünstreifen. Zentraler Teil des<br />
„Neuen Westens“. Mit dem Bau des Kaufhauses<br />
des Westens begann um 1907<br />
die Wandlung zur Einkaufs- und Geschäftsstraße.<br />
Doch in den hinter der ersten<br />
Reihe stehenden Hinterhöfen, oft<br />
mehrere in Folge, befanden sich noch immer<br />
Tausende vonWohnungen. 1920<br />
wurde das teils in Charlottenburg,teils in<br />
Schöneberg liegende Areal in die Großgemeinde<br />
Berlin integriert. Im Zweiten Weltkrieg<br />
litt der Tauentzien schwer.Nur wenigeGebäude,<br />
darunter das KaDeWe,<br />
wurden wieder hergestellt. Wiedie aktuelle<br />
Aufnahme zeigt, ist die moderne Bebauung<br />
lockerer.Geschäftsbauten, die<br />
mehrere Parzellen belegen, dominieren.<br />
Die Kirche steckt zwischen Hochhäusern.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Schicksale 1918<br />
Tresor –imKeller des Kaufhauses Wertheim<br />
StadtHochDrei<br />
Vier Schülerteams aus Deutschland und Polen haben<br />
sich mit dem Kriegsende 1918 in ihrer jeweiligen Heimatstadt<br />
auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist eine Ausstellung,<br />
die unter dem Titel „Kriegsende –1918 –Koniec<br />
Wojny“ im Brandenburg-Preußen-Museum zu sehen ist.<br />
Sie ergänzt eine größere Sonderausstellung zum Kriegsende.Die<br />
Schüler haben sich mit individuellen Schicksalen<br />
beschäftigt, erzählen Familiengeschichten. Die Geschehnisse<br />
im Osten und die Heimkehr der geschlagenen<br />
deutschen Soldaten werden erfahrbar.<br />
„Kriegsende –1918 –Koniec Wojny“, bis 9. Dezember im Brandenburg-<br />
Preußen-Museum, Di–So, 10–16 Uhr,Wustrau, Eichenallee 7a<br />
Eine Stahltür als Symbol für die Freiräume der Stadt soll<br />
eines der Exponate werden, die die Berlin-Ausstellung im<br />
künftigen Humboldt Forum zeigen wird. Durch die Tür<br />
hindurch betraten von 1991 bis 2005 etwa eine Million<br />
Partygäste den zu Weltruhm gelangten Techno-Club Tresor<br />
im ehemaligen Wertheim-Kaufhaus nahe dem Leipziger<br />
Platz. Dort lag die ursprüngliche Bestimmung des<br />
schweren Teils –sie hatte das Gegenteil eines Freiraums<br />
zu sichern, denn die Stahltür verschloss sehr robust den<br />
im Zuge einer Kaufhauserweiterung 1926 errichteten<br />
Tresorraum der Wertheim-Bank im Untergeschoss.Dort<br />
lagerten die Einnahmen des Kaufhauses und befanden<br />
sich Hunderte Schließfächer für Wertgegenstände. Die<br />
dicken Betonwände dämmten später den martialischen<br />
Techno-Lärm. Dergesamte Besitz derWertheims,darunter<br />
auch das größte Kaufhaus Europas,wurden 1937„arisiert“<br />
–obwohl Georg Wertheim 1934 seiner nichtjüdischen<br />
Frau Ursula das gesamte Vermögen per Schenkung<br />
übertragen hatte.1944 wurde das Haus an der Leipziger<br />
Straße durch alliierte Bomber zerstört. Auch<br />
bedingt durch die Lage nahe der Grenze blieb das Areal<br />
nach dem Krieg weitgehend unverändert –soentdeckten<br />
es die Gründer des Clubs Tresor. Der Abriss des Tresors<br />
mit dem restlichen Gebäude des Wertheim-Kaufhauses<br />
erfolgte Ende Mai 2005. Auf dem Gelände entstanden<br />
Bürogebäude und die Mall of Berlin. (mtk.)<br />
„StadtHochDrei –Berlin Mitte“ ist ein experimentelles<br />
Projekt der Stadtarchitektur, das an sechs Grundstücken<br />
in Mitte das Thema einer lebendigen Stadt exemplarisch<br />
aufzeigt. Die gleichnamige Ausstellung stellt anhand der<br />
sechs Orte vor, wie mit hoher baulicher Ausnutzung eines<br />
Grundstücks verschiedene Nutzungen sinnfällig kombiniert<br />
werden können –zum Vorteil urbanen Lebens. Am<br />
7. November diskutieren über das Thema der Architekt<br />
Klaus Theo Brenner mit Ephraim Gothe, Baustadtrat von<br />
Mitte,und dem Kunsthistoriker Peter Stephan.<br />
Ausstellung im Aufbau Haus am Moritzplatz ,vom 1. bis 29. November,<br />
Di–Do,14–19 Uhr,Diskussionsabend 7. November,19Uhr
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 11<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Poker-Streit eskaliert: Junge Frau vor Lokal erschossen<br />
Eine Spur der Mordermittler führt ins frühere Jugoslawien. Dort ist der Handel mit illegalen Waffen gängige Praxis<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Eine Auseinandersetzung<br />
mit einem Schwerverletzten<br />
und einer Toten hält die<br />
Mordermittler der <strong>Berliner</strong><br />
Polizei weiter auf Trab. Inder Nacht<br />
zu Sonnabend war in einem Café in<br />
der Prinzenallee in Wedding ein<br />
Streit um ein verlorenes Pokerspiel<br />
eskaliert. Für eine 23-Jährige kam<br />
jede Hilfe zu spät: Die Frau aus Bosnien-Herzegowina<br />
starb durch mindestens<br />
eine Schussverletzung. Zudem<br />
soll ein Auto mit serbischem<br />
Kennzeichen eine Rolle spielen.<br />
Viel ist es nicht, was die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei bisher über den brutalen Vorfall<br />
in der Prinzenallee weiß. Dem<br />
Vernehmen nach sollen mehrere<br />
Teilnehmer einer illegalen Pokerrunde<br />
über ein verlorenes Spiel in<br />
dem kleinen Café in Streit geraten<br />
sein. In der Folge seien sie mit „Äxten,<br />
Hämmern und Baseballschlägern<br />
aufeinander losgegangen“, wie<br />
die Polizei mitteilte.<br />
Brutale Balkan-Banden<br />
Dann fielen mehrere Schüsse. Mindestens<br />
einer davon traf die 23-Jährige,<br />
die zu einer der beiden Gruppen<br />
gehörte. Als die Polizei wenig<br />
später am Tatort eintraf, fand sie die<br />
Frau mit lebensgefährlichen Verletzungen<br />
vor der Tür des Cafés. Weil<br />
die Lage zunächst völlig unübersichtlich<br />
war, rüsteten sich die Einsatzkräfte<br />
mit Maschinenpistolen,<br />
um das Lokal zu durchsuchen. Im<br />
Café fanden die Beamten zudem einen<br />
schwer verletzten 39-Jährigen.<br />
Er wurde in ein Krankenhaus gebracht.Wann<br />
er vernommen werden<br />
kann, ist nicht bekannt.<br />
Ob die 23-Jährige gezielt oder versehentlich<br />
erschossen wurde, dazu<br />
sagen die Ermittlungsbehörden<br />
nichts.Auch darüber,obesmögliche<br />
Tatverdächtige gibt, schweigen Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft bislang.<br />
Wasmöglicherweise daran liegt, dass<br />
sie dieTäter tatsächlich nicht kennen.<br />
„Leute, die aus den Balkan-Staaten<br />
kommen, haben oft eine enge<br />
Verbindung in ihreHeimatländer,wo<br />
sie sofort untertauchen können,<br />
wenn es nötig wird“, sagt ein hochrangiger<br />
LKA-Beamter.<br />
Egal ob sie aus Serbien, dem Kosovo,<br />
Kroatien oder auch Albanien<br />
stammten, die Familien-Bande seien<br />
„fast noch enger als bei den hiesigen<br />
Araber-Clans“.<br />
Nicht nur darin unterscheiden<br />
sich die Balkan-Banden von den in<br />
jüngster Zeit in den Fokus der Öffentlichkeit<br />
geratenen <strong>Berliner</strong><br />
Clans.Ineinem Dossier attestiertdas<br />
Deutsche Institut für Internationale<br />
Politik und Sicherheit den „hartgesottenen<br />
Gruppen“ aus dem Kosovo,<br />
Mazedonien und Montenegro eine<br />
ausgeprägte „Neigung zur Gewalt<br />
und Brutalität“.<br />
Zudem ließen sich diese Gruppen<br />
nicht „von üblichen polizeilichen<br />
Methoden“ abschrecken. „Diese<br />
Einsatzkräfte kurz nach dem tödlichen Vorfall am Tatortinder Prinzenallee.<br />
MVH<br />
Leute haben häufig in einem der Balkan-Kriege<br />
gekämpft“, weiß der <strong>Berliner</strong><br />
Ermittler.„Diehaben Dinge gesehen<br />
oder auch getan, die wir uns<br />
hier gar nicht vorstellen möchten.“<br />
Und egal ob Drogen- oder Menschenhandel,<br />
Schutzgelderpressung<br />
oder, wie im aktuellen Fall, illegales<br />
Glücksspiel: Die Balkan-Banden mischen<br />
laut BKA in nahezu allen „Geschäftsfeldern“<br />
der organisierten<br />
Kriminalität kräftig mit.<br />
In der jüngeren Geschichte des<br />
Balkans liegt nach Ansicht von Experten<br />
eine weitere Gefahr: Die riesige<br />
Zahl an Waffen. Mehr als vier<br />
Millionen Schusswaffen lagern laut<br />
Interpol seit den 90er-Jahren in den<br />
Staaten des ehemaligen Jugoslawiens.<br />
Christoph Becker, der beim<br />
Bundeskriminalamt im Referat zur<br />
Bekämpfung der Waffen- und<br />
Sprengstoffkriminalität sitzt, bestätigt:<br />
„Der Bestand an Waffen, auch<br />
ehemaligen Kriegswaffen auf dem<br />
West-Balkan ist sehr hoch.“ Sieseien<br />
zum Großteil zwar noch unter staatlicher<br />
Aufsicht der Balkanländer.<br />
„Wenn aber diese Bestände nicht<br />
überwacht oder vernichtet werden,<br />
könnten sie in den illegalen Kreislauf<br />
gelangen.“ Allein in Albanien seien<br />
bei dem als „Lotterieaufstand“ bekannt<br />
gewordenen Konflikt Ende der<br />
90er-Jahren Lager mit bis zu 700 000<br />
Waffen geplündertworden.<br />
Manche dieser Waffen haben offenbar<br />
ihren Wegnach Berlin gefunden<br />
– und werden hier mitunter<br />
skrupellos eingesetzt. So kam es im<br />
Mai 2017 in der Groninger Straße in<br />
Wedding zu einer Schießerei mit automatischen<br />
Sturmgewehren zwischen<br />
einer tschetschenisch-mazedonischen<br />
sowie einer albanischen<br />
Gang. Es soll um Streit im Drogenhandel<br />
gegangen sein. Auch im noch<br />
ungeklärten Fall eines überfallenen<br />
Geldtransporters in der Schillingstraße<br />
in Mitte benutzten die Täter<br />
russische Sturmgewehre des Typs<br />
Kalaschnikow AK47, die vermutlich<br />
aus Ex-Jugoslawien stammen.<br />
Überwachen oder vernichten<br />
„Zahlreiche Studien kommen zu<br />
dem übereinstimmenden Ergebnis,<br />
dass die weit überwiegende Mehrheit<br />
der Lagereinrichtungen für Munition<br />
und Waffen in den Nachfolgestaaten<br />
Jugoslawiens und Albaniens<br />
bisher nicht den hohen Sicherheitsstandards<br />
entsprechen und dadurch<br />
eine latente Gefahr für illegale Verbringung<br />
darstellen“, hieß es auch in<br />
einer vorwenigenWochen veröffentlichten<br />
Regierungsantwort auf eine<br />
Bundestagsanfrage der Grünen.<br />
Das Bundeskriminalamt hat jetzt<br />
nach eigenen Angaben „über die europäische<br />
Polizeizusammenarbeit<br />
angeregt, ob man nicht seitens<br />
Deutschlands und europäischer<br />
Partnerstaaten eine Initiative zueinem<br />
Ankaufprogramm ergreift.“ Er<br />
drängt vor allem auf Überwachung<br />
der Lager beziehungesweise Vernichtung<br />
der Bestände.<br />
Immer weniger<br />
Schwarzfahrer<br />
Nur noch knapp drei Prozent ohne Ticket unterwegs<br />
VonPeter Neumann<br />
Hoher Aufwand –wenig Ertrag.<br />
Mehrere Hundert Fahrscheinkontrolleuregibt<br />
es in Berlin, täglich<br />
gibt es viele Kontrollen. Doch imVorjahr<br />
war der Anteil der Schwarzfahrer<br />
soniedrig wie nie. Und wer erwischt<br />
wird, bleibt oft die verlangten<br />
60 Euro schuldig. So wurden bei der<br />
S-Bahn dieses Jahr bis 30. September<br />
nur 40 Prozent der Forderungen beglichen.<br />
Das teilte die Justiz-Staatssekretärin<br />
Martina Gerlach auf Anfrage<br />
des Abgeordneten Sebastian<br />
Schlüsselburg (Linke) mit. 60 Prozent<br />
der erhöhten Beförderungsentgelte<br />
wurden nicht gezahlt.<br />
Am Wochenende hat Schlüsselburg<br />
seine Forderung bekräftigt, das<br />
Vorgehen zu überdenken –und das<br />
Schwarzfahren rasch zu entkriminalisieren.<br />
„Fahren ohne Fahrschein<br />
darfnicht mehr als Straftat geahndet<br />
werden“, sagte der Rechtspolitiker.<br />
„Der Unrechtsgehalt ist vergleichbar<br />
mit dem Parken ohne Parkschein.“<br />
Wiegroßder Aufwand ist, den die<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG)und<br />
die S-Bahn Berlin treiben, zeigen offizielle<br />
Zahlen für die Zeit vonJanuar<br />
bis Ende September 2018. In dieser<br />
Zeit wurden bei der BVGfast 7,1 Millionen<br />
Fahrgäste nach ihren Tickets<br />
gefragt, bei der S-Bahn sogar 10,4<br />
Millionen. Doch die Kontrolleureerwischten<br />
immer weniger Schwarzfahrer,die<br />
Quoten sind auf ein Zehn-<br />
Jahres-Tief gefallen, hieß es.<br />
150 Euro proTag im Gefängnis<br />
Beider BVGwurden 3,14 Prozent der<br />
Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein<br />
angetroffen, bei der S-Bahn 2,59 Prozent,<br />
teilte Martina Gerlach mit. Seit<br />
2008 gab es viel höhere Schwarzfahrerquoten:<br />
bei der BVG bis 8,48 Prozent,<br />
bei der S-Bahn bis 5,54 Prozent.<br />
Dass die Zahlen zurückgingen,<br />
erklären einige Beobachter damit,<br />
dass die „Kontrolldichte“ zugenommen<br />
habe,und das schrecke manche<br />
ab.Eskönnte noch weitereFaktoren<br />
geben. So sinkt die Arbeitslosenquote,<strong>Berliner</strong><br />
haben mehr Geld.<br />
Mehr Druck als die BVG entfaltet<br />
die S-Bahn auch bei Strafanträgen.<br />
Wer innerhalb von zwölf Monaten<br />
mindestens dreimal ohne gültiges<br />
Ticket ertappt wird, gilt als Mehrfachtäter.<br />
Gegen sie wird Strafantrag<br />
gestellt –was bis Ende September<br />
insgesamt fast 18 700-mal geschah.<br />
Dagegen stellte die BVG nur 3171<br />
Strafanträge wegen des „Erschleichens<br />
vonLeistungen“.<br />
Schwarzfahrer verursachen weitere<br />
Kosten –wenn sie eine Ersatzfreiheitsstrafe<br />
verbüßen, weil sie die<br />
Geldstrafe nicht zahlen können. Die<br />
Justiz ließ ermitteln, wie viele „Leistungserschleicher“<br />
am Stichtag 9.<br />
Oktober 2018 im Gefängnis saßen: in<br />
Plötzensee 41, in der Justizvollzugsanstalt<br />
für Frauen zwölf, in Tegel<br />
neun und in Heidering drei Gefangene.Imvergangenen<br />
Jahr fielen pro<br />
Hafttag und Gefangenem Kosten<br />
von150,48 Euro an –Steuergeld.<br />
„Unsere erfolgreichen Programme<br />
zur Vermeidung der Ersatzfreiheitsstrafe<br />
zeigen, dass für sehr<br />
viele Ersatzstrafler die Haft der falsche<br />
Weg ist“, sagte Sebastian<br />
Schlüsselburg. Oft handele es sich<br />
um Menschen mit Suchtproblemen,<br />
Obdachlose oder psychisch Kranke,<br />
die den Lebensalltag nicht allein bewältigen<br />
können. „Es bringt nichts,<br />
sie immer wieder kurzzeitig wegzusperren.<br />
Siebrauchen professionelle<br />
Unterstützung und kein Gefängnis“,<br />
sagte der Linke-Abgeordnete. „Deswegen<br />
schlage ich vor, dass Rot-Rot-<br />
Grün eine Bundesratsinitiative ergreift<br />
und hoffe, dass die SPD den<br />
Weg dafür frei macht. Darüber<br />
möchten wir mit Experten und allen<br />
interessierten <strong>Berliner</strong>n ins Gespräch<br />
kommen.“<br />
Für Mittwoch, 18 Uhr, hat Schlüsselburg<br />
Justizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne) und Innensenator Andreas<br />
Geisel (SPD) zu einem öffentlichen<br />
Fachgespräch ins Abgeordnetenhaus<br />
geladen. Wer dabei sein will,<br />
sollte sich per Mail bei ihm anmelden.<br />
Gutmöglich, dass am 31. Oktober<br />
bereits ein Textvorschlag für die<br />
Bundesratsinitiativevorliegt.<br />
freu<br />
dir<br />
ERÖFFNUNG: 31. OKTOBER<br />
Warschauer Straße
12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Gastbeitrag<br />
Warum nur haben wir Google das Weite suchen lassen?<br />
FDP-Chef Christoph Meyer über den Streit um den Internet-Giganten –und warum Wirtschaftsfeindlichkeit in Berlin Methode hat<br />
Eigentlich schien alles klar.<br />
Google wollte sich im Herzen<br />
Berlins niederlassen<br />
und einen Campus eröffnen.<br />
Es gibt sie in dieser Artunter anderem<br />
bereits in London, TelAviv,<br />
Seoul und in Warschau. So weit, so<br />
klar, doch im Herzen Berlins stören<br />
sie sich am US-Konzern. Dabei<br />
wollte der doch nur ein bisschen<br />
Werbung machen.<br />
Die Proteste, denen sich Google<br />
ausgesetzt sah, loderten nicht erst<br />
seit gestern. Bereits 2016 hatte das<br />
Unternehmen angekündigt, sich in<br />
Berlin zu engagieren. DieGegner der<br />
Suchmaschine fanden sich schnell<br />
und firmierten fortan unter „Fuckoff<br />
Google“.<br />
Googelt man nach den Gegnern<br />
des Campus,findet man die Positionen<br />
ziemlich schnell. DasUnternehmen<br />
entziehe sich EU-Recht, zahle<br />
keine Steuern, sei dazu an massenhafter<br />
Überwachung beteiligt und<br />
sorge vorallem für noch höhereMieten.<br />
Natürlich seien die von Google<br />
nicht die Guten, sondern die Bösen,<br />
weil sie ihr Geschäftsmodell dafür<br />
benutzen, Gewinne zu erzielen. Für<br />
so viel Verständnis von Unternehmergeist<br />
scheint kein Platz in Kreuzbergzusein.<br />
BizarreKreuzberger Realität<br />
Leider wird dabei das gesamte Dilemma<br />
der Causa Google deutlich.<br />
Diepolitisch Verantwortlichen sowie<br />
das Unternehmen haben es nicht geschafft,<br />
die Menschen in Kreuzberg<br />
mitzunehmen und sie für den Google<br />
Campus zu begeistern. Der<br />
Kreuzberger Baustadtrat Florian<br />
Schmidt (Grüne) verbuchte die Google-Absage<br />
sogar noch als Erfolg. Andere<br />
große und mittlere Unternehmen<br />
könnten es Google doch bitte<br />
gleichtun, schickte er sodann noch<br />
hinterher –bizarre Realität im Grünen-Kernland.<br />
Schmidt spricht für eine radikale<br />
Minderheit. Diejenigen, die von<br />
MATTHIAS HEYDE<br />
„Wieso sollte sich ein weltweit erfolgreiches<br />
Unternehmen in einer Stadt engagieren,<br />
in der der Nachbar hinterm Gartenzaun steht<br />
und dir alles Schlechte der Welt<br />
an den Hals wünscht?“<br />
Christoph Meyer, Landesvorsitzender der FDP<br />
Google profitiert hätten, sind zweifelsfrei<br />
in der Mehrheit. Siesind eben<br />
vielleicht nur nicht so laut und eben<br />
zumeist nicht radikal.<br />
Trauriger Höhepunkt übrigens:<br />
DieBesetzung des Hauses Mitte September.<br />
Hausbesetzungen scheinen<br />
ohnehin wieder salonfähig zu werden.<br />
Besonders die Grünen scheinen<br />
Gefallen am rechtsfreien Aufbegehren<br />
zu entwickeln, obschon sie in<br />
Berlin die Regierung stellen. Zwei<br />
Beispiele. Die Gerhart-Hauptmann-<br />
Schule: fünf Jahre besetzt. Hausbesetzung<br />
in Neukölln im Mai2018: für<br />
die Grünen alles ganz normal.<br />
Ohnehin spielt Friedrichshain-<br />
Kreuzberg schon lange eine bizarre<br />
Rolle in puncto Google. Eslavierte<br />
sich in den Verhandlungen mit dem<br />
Online-Riesen mehr oder minder<br />
durch. Die Baugenehmigungen<br />
drohten gestrichen zu werden. Zu<br />
laut, zu eng, aber inWahrheit zu neu?<br />
Leider hat in Berlin diese Verweigerungshaltung<br />
bereits Tradition.<br />
Neues bekommt oft einen roten<br />
Stempel aufgedrückt: hochgefährlich!<br />
Dabei könnte man dies zunächst<br />
als eine Chance für uns alle<br />
begreifen und nicht als Bedrohung<br />
für Partikularinteressen.<br />
Was seit 2016 schwelte und eigentlich<br />
über der gesamten Google-<br />
Debatte thront, war und ist vorallem<br />
die diffuse Angst vor noch höheren<br />
Mieten. Seit mehr als 20 Jahren geht<br />
das mit der SPD,der Linken und den<br />
Grünen in der Stadt schon so. Das<br />
Kapitel Google dieser desaströsen<br />
Berlin-Geschichte ist vor allem eine<br />
ziemlich spießige. Nur nichts verändernimschönen<br />
Kreuzberg.<br />
Besonders die Mietfurcht ist vor<br />
allem eins: ziemlich pythisch. Wer<br />
sagt denn, dass aus KreuzbergGoogleland<br />
geworden wäre, in dem die<br />
Loft-Dichte besonders hoch ist? Tatsächlich<br />
leben Gründer besonders<br />
zu Beginn ihrer Unternehmung selten<br />
in Saus und Braus. Schauen Sie<br />
sich die Biografien der Google-Gründer<br />
Larry Page und Sergey Brin an.<br />
Diebeiden haben das Unternehmen<br />
vor mehr als 20 Jahren in einer Garage<br />
gegründet.<br />
Die Gründer, die in Berlin ihre<br />
Unternehmung starten, haben vielleicht<br />
die Google-Biografie gelesen.<br />
Genau für diese Menschen, die noch<br />
ganz am Anfang stehen, wollte Google<br />
nach Berlin kommen. Der Campus<br />
ist vor allem eins, eine ziemlich<br />
teure Marketing-Kampagne des Unternehmens.<br />
Mit dem Campus wollte das Unternehmen<br />
Gründern ein gutes Gefühl<br />
und die reelle Chance der Erreichbarkeit<br />
ermöglichen. Google<br />
lebt maßgeblich vonder Digitalwirtschaft.<br />
Jedes <strong>Berliner</strong> Start-up, dessen<br />
geschäftliche Spielwiese das Internet<br />
im Allgemeinen und Google<br />
im Besonderen ist, wird sich irgendwann<br />
mit AdSense, AdWords oder<br />
Rankings beschäftigen müssen. So<br />
verdient Google Geld. Das Unternehmen<br />
hat also ein vitales Interesse<br />
daran, dass die klugen Ideen der <strong>Berliner</strong><br />
Gründer in einem Unternehmen<br />
münden.<br />
Eine Frage der Mentalität<br />
Dass Google nun doch nicht in Berlin<br />
reüssiert, ist weniger eine Kapitulation<br />
als vielmehr eine Mentalitätsfrage.<br />
Im amerikanischen Narrativ<br />
des Tellerwäschers, der zum Millionär<br />
wird, geht es sodann auch um<br />
Bewunderung und die Rolle als Vorbild,<br />
es ihm gleichzutun.<br />
Wieso sollte sich ein weltweit erfolgreiches<br />
Unternehmen in einer<br />
Stadt engagieren, in der der Nachbar<br />
hintermGartenzaun steht und dir alles<br />
Schlechte der Welt an den Hals<br />
wünscht?<br />
VomGoogle-Effekt hätten zudem<br />
auch viele Zulieferer und deren<br />
Dienstleister profitiert. Wirtschaft ist<br />
nämlich vor allem eines nicht: monokausal.<br />
Ein potentes Unternehmen<br />
hat zumeist eine ungeahnte<br />
Strahlkraft, die auf Zulieferer sofort<br />
und auf ähnliche Branchen mittelbar<br />
Anziehungskraft ausübt. Hier<br />
hätte Berlin quasi doppelt und dreifach<br />
profitiert.<br />
Die Geschichte der Probleme<br />
Berlins mit neuen Ideen ist lang. Beispiel<br />
gefällig? Bereits mit Siemens<br />
waren die Verhandlungen über einen<br />
Campus in Siemensstadt zäh.<br />
Fast wäre der dortige Innovationscampus<br />
gescheitert, bevor er überhaupt<br />
in eine konkrete Planungsphase<br />
getreten wäre. Und imSommer<br />
teilte die Lufthansa mit, sie<br />
werde ihr Engagement in Tegel begrenzt<br />
halten, weil die Stadt einfach<br />
zu schwach für ein Wirtschaftszentrumsei.<br />
Das Prädikat Start-up-Hauptstadt<br />
hat Berlin übrigens nicht bis in<br />
alle Ewigkeit gepachtet. Frankfurt<br />
am Main, München und Nordrhein-<br />
Westfalen bemühen sich bereits intensiv<br />
um Gründer.Esist zu bezweifeln,<br />
ob in München Google auf ähnlichen<br />
Protest gestoßen wäre.<br />
An der vertanen Chance des Google<br />
Campus können die Entscheider<br />
in Bezirk und Senat allerdings auch<br />
wachsen und lernen. Es geht mitunter<br />
nicht nur darum, dass jemandem<br />
etwas weggenommen wird. Vielmehr<br />
ist es die Fähigkeit, sich voneiner<br />
Idee begeistern zulassen –ohne<br />
dabei unkritisch zu werden.<br />
Christoph Meyer, 33 Jahre alt, sitztseit dieser Legislaturperiodefür<br />
die FDP-Fraktion im Bundestag.Von<br />
2009 bis 2011 war er Fraktionsvorsitzender<br />
der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus.Seit<br />
Märzdieses Jahres ist MeyerLandesvorsitzender<br />
der FDP–dieses Amthatte der gebürtige<strong>Berliner</strong><br />
bereitsvon 2010 bis 2012 inne.LautAbgeordnetenhandbuchdes<br />
DeutschenBundestags war der<br />
Rechtsanwaltvon 2012bis 2017 für die DeutscheRockwool,<br />
einen Herstellervon Steinwolle-<br />
Dämmungen, tätig,zuletzt als Prokurist und Direktor.Seit<br />
2016 istMeyer einer der Köpfe von<br />
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mit Schwerpunkt auf Miet- und Wohneigentumsrecht<br />
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für junge Künstler – doch<br />
derzeit sieht die Zukunft für die<br />
„Scheinbar“ in Schönebergnicht unbedingt<br />
vielversprechend aus. Der<br />
Grund dafür war ausgerechnet der<br />
Hitzesommer: Weil in der heißen<br />
Zeit zu wenig Gäste in das Mini-<br />
Theater kamen, kämpft es ums<br />
Überleben. Nun sollen auch Promi-<br />
Komiker bei der Rettung helfen.<br />
Seit 1984 existiert die Bühne in<br />
der Monumentenstraße nun schon –<br />
ganz ohne Förderung. Gegründet<br />
wurde das Haus von zwei Artisten,<br />
die eine Möglichkeit schaffen wollten,<br />
sich auszuprobieren. Heute<br />
kommen in der Scheinbar meist<br />
Solo-Programme auf die Bühne.Der<br />
Renner sind aber die „Open Stage“-<br />
Abende. Die Idee: Jeder kann auftreten,<br />
ob Comedian oder Zauberer,<br />
Jongleur oder Artist. Wersich auf die<br />
Bühne traut, hat dann sieben Minuten<br />
lang Zeit, seine Kunst zu präsentieren.<br />
Gage gibt es nicht, dafür Freigetränke.<br />
„Bei uns haben junge<br />
Künstler die Möglichkeit zu spielen,<br />
auch wenn sie noch nicht gebucht<br />
werden“, sagt die künstlerische Leiterin<br />
Daniela Schäfer.„Siekönnen so<br />
an ihren Darbietungen feilen.“<br />
Das funktioniert gut, dennoch<br />
gibt es nun Probleme. „Schon seit<br />
Jahren kommen im Sommer weniger<br />
Daniela Schäfer und Werner Krejnyvor<br />
der „Scheinbar“. CAMCOP MEDIA/ANDREAS KLUG<br />
Gäste“, sagt Werner Krejny, der seit<br />
2004 der Chef der Scheinbar ist.<br />
„Also führten wir Theaterferien ein.<br />
Dieses Jahr war der Sommer aber so<br />
heiß, dass drei Monate lang die Gäste<br />
ausblieben.“ In den Vorjahren<br />
stopfte Krejny das finanzielle Loch<br />
aus eigener Tasche,doch nun –erist<br />
im Ruhestand – wird es schwerer.<br />
„Ich wollte den Laden schließen,<br />
auch wenn mir das Herz blutet.“<br />
Krömer,Barth und Hirschhausen<br />
Seine Kollegen kamen auf die rettende<br />
Idee: Siesammeln Spenden im<br />
Internet –und viele öffnen ihreGeldbörsen.<br />
Denn auch Promis begannen<br />
hier ihre Laufbahn. Comedians<br />
wie Kurt Krömer, Mario Barth und<br />
Michael Mittermeier standen hier<br />
einst auf der Bühne. Auch Sascha<br />
Grammel, heute Bauchredner-Star,<br />
nutzte das Theater als Probenbühne.<br />
„Das Konzept der Scheinbar ist grandios,und<br />
sie ist ein Ortvoller Kreativität“,<br />
sagt er. Auch Comedy-Star<br />
Eckartvon Hirschhausen ging an der<br />
Monumentenstraße seine ersten<br />
Schritte. „Das Geheimnis von allen<br />
Leuten, die man so kennt: Sie waren<br />
auch mal unbekannt“, sagt er.„Und<br />
haben sich ausprobiert. Ganz viele in<br />
der Scheinbar.“<br />
Krejny freut sich über solche Stars<br />
–„und darüber, dass sie uns jetzt<br />
nicht im Regen stehen lassen“, sagt<br />
er. Viele spendeten bereits, umden<br />
Laden zu retten. „Das Geld können<br />
wir gebrauchen, denn neben dem Finanzloch<br />
stehen auch noch wichtige<br />
Reparaturen an, beispielsweise an<br />
der Heizungstherme.“ Und der<br />
nächste kalte Winter kommt bestimmt.<br />
Infos im Internet unter:<br />
www.scheinbar.de<br />
Einmal ein Engel sein: Silvia Kischkel ist aus Hamburg angereist, um den Laden von Rammstein zu besuchen. CAMCOP MEDIA /ANDREAS KLUG (4)<br />
Die Musiker der <strong>Berliner</strong><br />
Band Rammstein haben<br />
sich ein Museum eingerichtet.<br />
Ziemlich abgelegen,<br />
auf dem früheren Industriegelände<br />
des VEB Bergmann-Borsig im<br />
Pankower Ortsteil Wilhelmsruh, haben<br />
sie einen Teil einer alten Industriehalle<br />
zu einem Ausstellungs- und<br />
Verkaufsraum umgebaut.<br />
Zufällig kommt dort niemand<br />
vorbei. „Die Fans reisen gezielt an“,<br />
sagt Rammstein-Manager Stefan<br />
Mehnert. Undtatsächlich kurvenam<br />
Sonnabendvormittag etliche Autos<br />
mit auswärtigen Kennzeichen und<br />
Rammstein-Aufklebern durch das<br />
ruhige Wohngebiet im Pankower<br />
Norden. Schon vor der Ladenöffnung<br />
um 10 Uhr warten die Fans in<br />
einer geordneten Schlange an der<br />
Eingangstür.Dortbrennt eine Feuertonne.<br />
Sie passt gut zur pyromanen<br />
Veranlagung der Musiker.<br />
Die Band ist bekannt für Feuerund<br />
Rauchfontänen, die sie bei ihren<br />
Konzerten zündet. Es brennt und<br />
qualmt aus den Instrumenten und<br />
aus der Kleidung der Musiker. Alles<br />
ist gigantisch: 50 Tonnen wog die<br />
Bühnenausstattung bei der Tour<br />
durch die USA und Kanada im Jahr<br />
2012, verteilt auf 24 Trucks. Die Musikanlage<br />
hatte 380 000 Watt.<br />
Einige dieser Instrumente und<br />
Requisiten haben Rammstein in<br />
dem Laden ausgestellt, sie sind<br />
hübsch ramponiert. Etwa der kleine<br />
Synthesizer von Keyboarder Flake:<br />
DieTasten sind verrußt und von der<br />
Hitze der Flammen verformt. In einer<br />
Vitrine liegen sogenannte Pimmelleuchten,<br />
es sind verkabelte Penismodelle,große<br />
Dinger;Sänger Till<br />
Lindemann trägt sie auf der Bühne.<br />
Ausgestellt sind auch Flammenwerfer<br />
und eine Sprengstoffweste.<br />
Für Rammstein-Fans ist der Laden<br />
eine Freude. Sie kommen von<br />
weit her.Alex Leubacher etwa lebt in<br />
Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens<br />
(USA), seine Begleiterin Ellen<br />
Vandenbruwaene in Belgien. Sie<br />
singt den Rammstein-Song „Mein<br />
Land“ mit, der gerade im Laden gespielt<br />
wird. „Wohin gehst du, wohin?“<br />
Die 22-Jährige kennt den Text.<br />
Die Band zum Mitnehmen: Sänger Till Lindemann in Bühnenpose fürsRegal.<br />
Willkommen<br />
in der Dunkelheit<br />
Die Band Rammstein eröffnet in Wilhelmsruh<br />
einen Laden für Fanartikel und zeigt Teile ihrer<br />
Bühnenshows –die Leute reisen aus aller Welt an<br />
VonStefan Strauß<br />
Berühmte Bühnendekoration: Riesenlüfter im Industriedesign.<br />
„Mit Rammstein habe ich Deutsch<br />
gelernt“, erzählt Ellen Vandenbruwaene.Auf<br />
dem Rücken trägt sie den<br />
Schriftzug der Band als Tattoo. Auch<br />
im Laden ist das Logo überall zu sehen:<br />
auf T-Shirts und Pullovern,<br />
Kochschürzen und Fahrradsatteln.<br />
Babyschnuller und Lätzchen sind damit<br />
bedruckt, Fahrräder,Tequila- und<br />
Weinflaschen. Es gibt einen Rammstein-Rosé.<br />
Auf einer Fußmatte steht<br />
„Willkommen in der Dunkelheit“. Ein<br />
düsterer Gruß an Gäste.<br />
Vor sieben Jahren kauften die<br />
Rammstein-Musiker die Fabrikhalle<br />
und bauten sie denkmalgerecht um.<br />
Auf dem Werksgelände lagert ihre<br />
Bühnentechnik. Gute Freunde und<br />
Kollegen der Technikverleihfirma<br />
Black Box Music arbeiten auch dort.<br />
Man kennt sich gut. Rammstein<br />
wollten auf dem Gelände bleiben.<br />
„Es war ein großerWunsch der Band,<br />
einen eigenen Rammstein Store zu<br />
betreiben“, sagt Manager Mehnert.<br />
Im Januar 2018 verlieh Kultursenator<br />
Klaus Lederer (Linke) Rammstein<br />
für die „gelungene Wiederherstellung“<br />
dieser Halle den <strong>Berliner</strong><br />
Denkmalpreis. Rammstein haben<br />
das Areal vor dem weiteren Verfall<br />
gerettet, lobt der Senat. Heute hat<br />
das Management der Band darin<br />
seine Büros,imLager liegen Fanartikel<br />
für den Verkauf.<br />
Die Besucher im Rammstein-Laden<br />
wollen nicht nur einkaufen, sie<br />
fotografieren sich vor den Requisiten,<br />
an den Raketenwerfern, den riesigen<br />
Engelsflügeln aus Stahl. Aufder<br />
Bühne werfen sie Flammen.<br />
Silvia Kischkel breitet die Arme<br />
aus, ihr Freund Matthias Lübcke fotografiert.<br />
„Ich bin ein Megafan seit<br />
meiner Teenagerzeit“, erzählt die<br />
31-Jährige. Aus Hamburg sind die<br />
beiden gekommen, um den Laden in<br />
Wilhelmsruh zu sehen.<br />
Vorerst vier Stunden hat der neue<br />
Laden jeden zweiten Sonnabend geöffnet.<br />
Und irgendwann werden<br />
auch die Musiker dort mal auftauchen,<br />
versichertManager Mehnert.<br />
Rammstein Store, Hertzstraße 63b,13158 Berlin,geöffnet:<br />
10. und 24.November; 8. und<br />
15. Dezember,jeweils 10–14Uhr<br />
Ende einer heißen Show: Die Flammen haben das Keyboard von Flakedemoliert.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Gebrannt.<br />
Beieinem Wohnungsbrand in Neukölln<br />
sind in der Nacht zu Sonntag<br />
vier Menschen verletzt worden.<br />
Rund 100 Rettungskräfte rückten gegen<br />
22 Uhrindie Sonnenallee aus.<br />
Als das Feuer im zweiten Stock gelöscht<br />
schien, brannte es eine Etage<br />
darüber.Auch diese Wohnung stand<br />
innerhalb kürzester Zeit in Vollbrand.<br />
Sechs Menschen wurden gerettet,<br />
darunter ein Kind.Vier der Geretteten<br />
kamen mit leichten Verletzzungen<br />
in ein Krankenhaus.<br />
Verletzt.<br />
In Kreuzbergkam es Sonnabend an<br />
in der Falckensteinstraße am GörlitzerParkzueiner<br />
Auseinandersetzung.<br />
Laut Polizei geriet gegen 4.15<br />
Uhrein 23 Jahrealter Mann mit einer<br />
Gruppe vonacht MännerninStreit.<br />
Dabei erlitt er Stichverletzungen. Als<br />
sich ein 18-Jähriger eingemischt haben<br />
soll, wurde auch er verletzt. Die<br />
beiden jungen Männer wurden in<br />
ein Krankenhaus gebracht und operiert.<br />
DieTätergruppe flüchtete,eine<br />
Mordkommission ermittelt.<br />
Überfallen.<br />
Zwei Maskierte haben in der Nacht<br />
zu Sonntag eineTankstelle in Hermsdorfüberfallen.<br />
Der17-jährige Angestellte<br />
war dabei die Tankstelle am<br />
Hermsdorfer Damm zu schließen,<br />
als die Maskierten denVerkaufsraum<br />
mit einer Schusswaffe betraten und<br />
Geld forderten. DerAngestellte<br />
übergab Bargeld und Zigaretten, bevorihn<br />
die Männer in einem Hinterzimmer<br />
einschlossen und flüchteten.<br />
Der17-Jährige konnte sich befreien<br />
und alarmierte die Polizei.<br />
Ausgeraubt.<br />
EinAngestellter eines Spielcasinos<br />
rief in der Nacht zu Sonntag die Polizeinach<br />
Moabit. Der25-Jährige gab<br />
an, dass gegen 1.30 Uhrjemand an<br />
der Tür zur Spielhalle in der Wiclefstraße<br />
klingelte –eröffnete.Zwei<br />
Maskierte seien in das Casino gestürmt.<br />
DerAngestellte wurde geschlagen,<br />
mit einem Messer bedroht<br />
und mit Reizgas besprüht. Dann hätten<br />
die Täter Geld entwendet und<br />
seien geflohen. (pde.)<br />
TelAviv –Berlin<br />
im<br />
Pfefferberg<br />
Lesung mit Yael Nachshon<br />
und Anja Reich<br />
Liebe Yael, ich sitze inmeiner leerenWohnung<br />
im Prenzlauer Berg<br />
und weiß nicht, wo mir der Kopf<br />
steht. Morgen ziehen wir nach Tel<br />
Aviv. Mit diesen Sätzen beginnt ein<br />
Briefwechsel zwischen Anja Reich,<br />
Israel-Korrespondentin der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, und Yael Nachshon, einer<br />
Israelin, die nach Berlin gezogen ist<br />
und einen Musiksalon gegründet<br />
hat. Zwei Frauen, zwei Länder, zwei<br />
Geschichten –über das Leben in der<br />
Fremde, ihre Familien, zwei Arten<br />
von Hummus und Weihnachten in<br />
einem echten Winter.<br />
Seit März schreiben sich Anja<br />
Reich und Yael Nachshon in der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>Woche fürWoche einen<br />
Brief, „Berlin –Tel Aviv“ heißt die Kolumne.Nun<br />
lesen die beiden im Pfefferberg-Theater<br />
aus ihrem Briefwechsel.<br />
DieLesung am 31. Oktober<br />
ist bereits ausverkauft, für den 1. November<br />
gibt es noch Karten. Dazu<br />
singt Yael Nachshon Lieder aus ihremneuen<br />
Album „Close your eyes“.<br />
Begleitet wird sie dabei vonThomas<br />
Moked Blum. (BLZ)<br />
Lesung: Anja Reichund Yael Nachshon lesen am<br />
Donnerstag,den 1. November,imPfefferberg-<br />
Theater,Schönhauser Allee 176 in Prenzlauer<br />
Berg,aus ihrenBriefen in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.Die<br />
Lesungbeginnt um 20 Uhr,Einlass ist ab 19.30<br />
Uhr.Kartenkostenander Abendkasse 13,50<br />
Euro. Infornationen im Internet unter<br />
www.literatur-live-berlin.de
14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Volksentscheid<br />
zielt gegen<br />
Mietwucher<br />
Vorbereitungen für die<br />
erste Phase laufen<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Pläne zur Enteignung der<br />
Deutschen Wohnen und andererGroßvermieter<br />
werden konkreter.<br />
Ziel sei es, imApril nächsten Jahres<br />
die Unterschriftensammlung für<br />
den Volksentscheid zu starten, sagt<br />
Rouzbeh Taheri, Sprecher der Initiative<br />
Mietenvolksentscheid, die die<br />
Kampagne unterstützt.<br />
In der ersten Phase sind 20 000<br />
Unterschriften zu sammeln. Damit<br />
es zu einem Volksentscheid kommt,<br />
müssen in einem zweiten Schritt innerhalb<br />
von vier Monaten sieben<br />
Prozent der Stimmberechtigten das<br />
Anliegen unterstützen. Das waren<br />
zuletzt im Streit über den Weiterbetrieb<br />
des Flughafens Tegel etwa<br />
174 000 <strong>Berliner</strong>. Ziel der Kampagne<br />
ist es, die Immobilien aller privaten<br />
Unternehmen zu vergesellschaften,<br />
die mehr als 3000 Wohnungen besitzen.Wieviele<br />
der 1,9 MillionenWohnungen<br />
in Berlin davon betroffen<br />
wären, ist laut Taheri nicht genau zu<br />
beziffern. Er schätzt die Zahl auf<br />
180 000 bis 200 000 Wohnungen.<br />
Die privaten Eigentümer sollen<br />
entschädigt werden. Taheri rechnet<br />
dafür mit einem niedrigen zweistelligen<br />
Milliardenbetrag, schätzungsweise<br />
in Höhe von 10bis 15 Milliarden<br />
Euro. Die enteigneten Wohnungen<br />
sollen voneiner Anstalt öffentlichen<br />
Rechts übernommen werden.<br />
Ausgenommen von den Enteignungen<br />
sollen Unternehmen bleiben,<br />
die bereits kollektives Eigentum der<br />
Bewohner sind, also beispielsweise<br />
Genossenschaften. Unternehmen,<br />
die mehrheitlich der öffentlichen<br />
Hand gehören, sollen ebenfalls nicht<br />
enteignet werden.<br />
Die Linken-Abgeordnete Katalin<br />
Gennburg unterstützt die Pläne der<br />
Initiative. Große Vermietungskonzerne<br />
würden seit Jahren die Mieter<br />
„über Mietwucher enteignen“, sagt<br />
sie. Die Unternehmen spekulierten<br />
dabei mit dem Grundrecht auf Wohnen.<br />
Dergeplante Volksentscheid sei<br />
eine Reaktion auf die „systematische<br />
Missachtung“ der Mieterrechte. Soziale<br />
Wohnraumversorgung sei ein<br />
Regierungsauftrag.<br />
An dieser Stelle berichten<br />
montags <strong>Berliner</strong> über ihren<br />
Berufsalltag. Heute:<br />
Matthias Dressel. Er ist<br />
Schulbusfahrer, hat also sehr junge<br />
Passagiere –und behält trotz Lärm,<br />
Trubel und immer dichterem Verkehr<br />
die Nerven und die Übersicht.<br />
Matthias Dressel arbeitet nicht als<br />
Lehrer.Trotzdem hat auch er Ferien,<br />
wenn Schüler und Schülerinnen zu<br />
Hause bleiben können –denn er ist<br />
Schulbusfahrer. Noch eine Woche<br />
lang kann er etwas später aufstehen,<br />
tagsüber Termine erledigen oder<br />
Dinge machen, für die er sonst keine<br />
Zeit hat. Am kommenden Montag<br />
aber geht es dann wieder los.<br />
Sein Tagfängt in der Regel früh an.<br />
Kurz vor sechs muss er am Betriebshof<br />
in Rummelsburg sein, wo sein<br />
Bussteht. Er schaut in seinen Einsatzplan,<br />
überprüft sein Fahrzeug und<br />
bricht gegen 7.30 Uhrzur ersten Tour<br />
auf. Sein Einsatzgebiet liegt in Mariendorf,<br />
Pankow und Prenzlauer<br />
Berg sowie Reinickendorf. In seinem<br />
Bus bringt er Schüler der 2. und<br />
3. Klassen von ihren Schulen zum<br />
Schwimmunterricht und fährt sie<br />
wieder zurück. Bei anderen Touren<br />
transportierterKlassen in Ausweichquartiere,<br />
weil deren Klassenzimmer<br />
im besten Fall renoviert werden bzw.<br />
weil sie wegen eines Schadens nicht<br />
nutzbar sind. Oder er fährt Kinder<br />
vonihrer Schule zum Hort.<br />
KlareAnsage für lärmende Schüler<br />
Sieben bis elf Fahrten macht er am<br />
Tag, und legt dabei in der Stadt rund<br />
150 Kilometer zurück. Sein Bus ist<br />
ein früheres Ferienlinien-Fahrzeug<br />
mit mehr als 60 Plätzen und einfacher<br />
Ausstattung.<br />
Fahrten mit Schülerndurchs Verkehrsgewühl<br />
zu Spitzenzeiten –das<br />
klingt nach einem nervenaufreibenden<br />
Arbeitsalltag und enormer Verantwortung.<br />
Matthias Dressel macht<br />
jedoch einen sehr gemütlichen Eindruck,<br />
was durch seinen leicht sächsischen<br />
Dialekt („Nein, vogtländisch“,<br />
insistiert er) noch verstärkt<br />
wird. „Natürlich sind die Schüler oft<br />
aufgekratzt und laut“, erzählt er.<br />
„Aber sobald sie auf ihren Plätzen<br />
sitzen, beruhigen sie sich wieder.<br />
Und wenn nicht, dann reicht meist<br />
eine klare Ansage.“ Große Probleme<br />
habe er jedenfalls noch nicht gehabt.<br />
Anders verhält es sich mit dem<br />
Verkehr.Seit etwa zehn Jahren macht<br />
er diesen Job und konstatiert, dass<br />
nicht nur die Zahl der Autos,Lkw sowie<br />
der Fahrradfahrer auf den <strong>Berliner</strong><br />
Straßen enorm zugenommen<br />
hat. „Ich muss pünktlich vorfahren,<br />
„Nervosität ist<br />
fehl am Platz“<br />
Matthias Dressel fährt gerne seinen<br />
Schulbus. Doch er erlebt wachsende<br />
Aggressivität im Straßenverkehr<br />
Busfahrer Matthias Dressel: „Jeder denkt, die Straße gehörtihm.“<br />
Beruf: Schulbusfahrer<br />
VonMartina Doering<br />
MEINE WOCHE<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Wasverdient man in dem Beruf? Mit guter Haushaltsführung reicht der Verdienst vonmir<br />
und meiner Frau<br />
Wiewar Ihre Ausbildung? Hochschulstudium, IHK-Abschluss zum Berufskraftfahrer (Bus)<br />
Wielangearbeiten Sie pro Woche? etwa 45 Stunden<br />
Würden Sie diese Berufswahl wieder treffen: Es hat sich so ergeben. Nun will ich es bis zur<br />
Rente machen<br />
aber wegen Stau oder Unfällen gibt<br />
es immer wieder und leider öfter als<br />
früher Verspätungen“ sagt er.Vor allem<br />
aber habe die Aggressivität der<br />
Verkehrsteilnehmer extrem zugenommen.<br />
Davon ist viel die Rede in <strong>Zeitung</strong>en,<br />
im Fernsehen, in den sozialen<br />
Netzwerken. Schulbusfahrer Matthias<br />
Dressel aber erlebt es jeden Tag,<br />
macht sich darüber Gedanken und<br />
teilt in Leserbriefen an <strong>Zeitung</strong>en<br />
auch häufig seine Meinung mit.<br />
„Rücksicht nehmen scheint altmodisch<br />
geworden zu sein“, meint er.<br />
Aber er will nicht lamentieren und<br />
sagt: „Ich mache meinen Job sehr<br />
gern, jeden Tagaufs Neue.“<br />
Dabei war dieser Beruf nicht<br />
seine erste Wahl. Er stammt aus Rodewisch<br />
im Vogtland, wo er 1959 geboren<br />
wurde. Nach dem Abitur ging<br />
er zur Armee, weil er nach einem<br />
Studium der Militärwissenschaften<br />
noch ein Studium zum Kfz-Ingenieur<br />
aufnehmen wollte. 1980 kam<br />
er zum Wachregiment nach Berlin,<br />
diente beim Objektschutz –aber mit<br />
dem Kfz-Ingenieurstudium wurde es<br />
nichts.1984 bat er um Entlassung.<br />
Lange Jobsuche nach der Wende<br />
Bis zur Wende 1989 war im Gesundheitswesen<br />
für die Versorgung der<br />
Krankenhäuser, Polikliniken und<br />
Praxen mit medizintechnischem Gerät<br />
verantwortlich. Die DDR verschwand,<br />
seine Einrichtung wurde<br />
abgewickelt. Er ging auf Jobsuche –<br />
las Anzeigen, bewarb sich und trudelte<br />
voneinem Jobzum anderen. So<br />
war er Möbelverkäufer und Außendienstmitarbeiter<br />
für den Vertrieb<br />
von Fruchtsäften, Verkaufsfahrer für<br />
Blumen an Tankstellen und auch<br />
Verkäufer im Elektronik-Fachhandel.<br />
Dann landete er bei HartzIV.<br />
Da war er 50 Jahre. Mit Hilfe des<br />
Arbeitsamtes machte er den Busfahrerschein,<br />
legte 2009 die Prüfung für<br />
Klasse Dund DE ab und fuhr für ein<br />
Unternehmen fortan einen Bus, erst<br />
einmal mit befristetem Vertrag. Seit<br />
2010 hat er eine Festanstellung als<br />
Schulbusfahrer, geregelte Arbeitszeiten<br />
und die Hoffnung, dass das bis zur<br />
Rente so bleibt. Es macht ihm Spaß.<br />
Die Schüler fragen manchmal nach<br />
den Knöpfen und Hebeln im Bus,<br />
oder auch zu seiner Herkunft. Wenn<br />
es der Verkehr erlaubt, antwortet er<br />
gleich oder bei einem Ampelhalt.<br />
Denn er muss sich aufs Fahren konzentrieren.<br />
„Nervosität habe ich mir<br />
abgewöhnt“, sagt Matthias Dressel.<br />
„Andernfalls würde es wohl mal knallen<br />
–aber seit 2012 hatte ich keinen<br />
selbstverschuldeten Unfall, und noch<br />
nie einen mit Personenschaden.“<br />
Forscher im<br />
Kampf gegen<br />
Ambrosia<br />
Allergene Pflanze wächst in<br />
Adlershof auf 327 Flächen<br />
VonChristopher Draemer<br />
Nach dem Start seines Pilotprojekts<br />
im Juni melden Forscher<br />
nun Fortschritte im Kampf gegen die<br />
hochallergene PflanzeAmbrosia. Ein<br />
Brennpunkt ist in Adlershof, in der<br />
Nähe des Campus der Humboldt-<br />
Uni. Das Areal wurde systematisch<br />
durchkämmt, sagt Thomas Dümmel,<br />
Meteorologe der Freien Universität<br />
(FU). Es gäbe 327 befallene Flächen<br />
mit einer Größe von8400 Quadratmetern.<br />
Viele Funde wurden in<br />
den Ambrosia-Atlas eingetragen. Bis<br />
zum Frühjahr sollen die Pflanzen<br />
ausgerissen und die Flächen bearbeitet<br />
und werden.<br />
Ambrosia hat eines der aggressivsten<br />
Pflanzenallergene. Besonders<br />
sind die mehrjährigen Stauden<br />
in Südbrandenburg und im Osten<br />
Berlin anzutreffen. Betroffen sind<br />
vor allem die Bezirke Lichtenberg<br />
und Treptow-Köpenick. In Adlershof<br />
gibt es regelrechte „Plantagen“ mit<br />
100 000 Pflanzen. Wohl durch die<br />
rege Bautätigkeit wurden Pollen und<br />
Wurzeln der Pflanze mit dem Transport<br />
von Erde weiträumig verteilt –<br />
vor etwa zwei Jahren gelangte Ambrosia<br />
so auch in den Westen Berlins.<br />
Im Juni startete ein FU-Pilotprojekt.<br />
Neben einer Kartierung der Flächen<br />
werden Methoden erprobt, wie<br />
der Pflanze am besten beizukommen<br />
ist. DasProjekt wirdmit 300 000<br />
Euro gefördert. „Wenn uns die Beseitigung<br />
in Adlershof gelingt, dann<br />
werden wir uns um die anderen Bezirke<br />
kümmern“, sagt Dümmel.<br />
Um die Verschleppung von Wurzeln<br />
und Samen zu vermeiden, will<br />
das Institut für Meteorologie ein<br />
Konzept entwickeln. Beteiligt werden<br />
sollen auch Baufirmen sowie öffentliche<br />
und private Auftraggeber.<br />
Zudem soll die Brandenburger<br />
Ambrosia-App auf Berlin erweitert<br />
werden. Damit können Spaziergänger<br />
Pflanzen online melden.<br />
Bereits etwa zehn Ambrosia-Pollen<br />
proKubikmeter Luft können eine<br />
Allergie oder Asthma auslösen. FU-<br />
Wissenschaftler haben in Berlin<br />
schon Werte von 158 Pollen pro Kubikmeter<br />
Luft gemessen. (dpa)<br />
BERLIN<br />
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www.berliner-zeitung.de/sonderbeilagen<br />
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Die Themen in dieser Beilage<br />
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Sind Dieselfahrverbotedie Lösung? Ein Blick über denTellerrand<br />
Auf neuen Wegen 16<br />
Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 39 | 30. Oktober 2018
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Schaulustige<br />
bei den Peitzer<br />
Fischern<br />
Die Karpfenernte für<br />
Silvester beginnt<br />
Tausende Besucher haben am<br />
Wochenende den Peitzer Karpfenfischern<br />
bei der Arbeit zugeschaut.<br />
Allein am Sonnabend holten<br />
die Mitarbeiter bis zum Nachmittag<br />
etwa 30 Tonnen Karpfen aus den Teichen.<br />
Das sagte Mitveranstalter<br />
Dietrich Kunkel. Beim traditionellen<br />
Schaufischen gab es auch ein Bühnenprogramm<br />
und Karpfenspezialitäten<br />
konnten probiert werden.<br />
Auch am Sonntag gingen Fest und<br />
Fischerei weiter.<br />
Die Peitzer Fischteiche nördlich<br />
von Cottbus sind nicht nur die<br />
größte Fischzucht im Land Brandenburg,<br />
diese Binnenfischerei gilt mit<br />
1000 Hektar Wasserfläche als das<br />
größte zusammenhängende Teichgebiet<br />
in ganz Deutschland. Das<br />
Wasser wirdvon der Spreezugeführt.<br />
Es werden zum einen Peitzer<br />
Karpfen gezüchtet, aber auch sogenannten<br />
Nebenfische wie Hecht,<br />
Wels,Zander und Barsch. DieTeiche<br />
wurden Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
rund um die damalige Festung angelegt<br />
–womöglich aus Verteidigungsgründen.<br />
Ende des 19. Jahrhunderts<br />
wurde von Peitz aus jährlich die<br />
Cottbuser Karpfenbörse organisiert<br />
–damals der wichtigste Marktplatz<br />
für Karpfenhandel in Europa.<br />
In diesem Jahr erwarten die Fischer,<br />
bis zu 520 Tonnen Karpfen<br />
verkaufen zu können. Dasentspricht<br />
etwa 300 000 Fischen.<br />
Die mit den Netzen gefangenen<br />
Karpfen werden nun zunächst in<br />
großen Betonbecken gehalten, damit<br />
die Fische ihren mitunter modrigen<br />
Geschmack verlieren. Dann gehen<br />
sie vor allem vor Weihnachten<br />
oder Silvester in den Handel –etwa<br />
jeder 20. in ganz Deutschland verzehrte<br />
Karpfen stammt übrigens aus<br />
Peitz. (dpa, BLZ)<br />
Bei der Arbeit: Peitzer Fischer beim<br />
Karpfenfang<br />
DPA/ARNE BÄNSCH<br />
Handgemacht: Die Mitarbeiter füllen die flüssige Seife in eine Form.Bei der FirmaMara Kosmetik ist alles bio und zertifiziert.<br />
Die Seifen-Expansion<br />
Mit einem Produkt aus Omas Zeiten geht das Start-up Mara Kosmetik auf Erfolgskurs<br />
VonJeanette Bederke, Bernau<br />
Der Anblick lässt Beobachter<br />
das Gesicht<br />
verziehen: Patrick Gansen<br />
leckt an einem Stück<br />
Seife. Dann nickt der 35-Jährige zufrieden.<br />
„Das ist der Kusstest. Wenn<br />
es an der Zungenspitze brennt, ist<br />
der Verseifungsprozess noch nicht<br />
abgeschlossen, die Seife damit noch<br />
zu sauer“, sagt der Chef der Start-up-<br />
Firma Mara Kosmetik aus Bernau<br />
(Barnim). Der gebürtige <strong>Berliner</strong><br />
muss es wissen. Hat ersich doch in<br />
den vergangenen Jahren intensiv mit<br />
der Seifenherstellung beschäftigt.<br />
Öle vonRaps, Olive, Sonnenblume<br />
„Mein Anspruch sind hautfreundliche,umweltverträgliche<br />
Seifen<br />
ohne chemische Zusätze, die<br />
pflegen“, sagt er. Die sieben Mitarbeiter<br />
fertigen inzwischen 13 unterschiedliche<br />
Hand- und Körperseifen<br />
im Kaltsiedeverfahren.<br />
Verwendet werden erwärmte Lebensmittelöle<br />
vonRaps ,Sonnenblumen<br />
oder Oliven. Dazu kommt eine<br />
Lauge aus Ätznatron und Wasser.<br />
Das Ganze wird mit einem Riesen-<br />
Pürierstab in einem Edelstahltopf<br />
verrührt und in Holzkästen gegossen.<br />
„Holz speichert die Wärme, die<br />
für die 24 Stunden dauernde Verseifung<br />
notwendig ist“, sagt Gansen.<br />
Die Zutaten sind nach Angaben<br />
der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) Ostbrandenburg biozertifiziert.<br />
Alle Rezepturen seien von einem<br />
unabhängigen Labor sicherheitsbewertet<br />
worden, bestätigt die<br />
Kammer, die das Start-up in diesem<br />
Jahr mit dem Gründerpreis Barnim-<br />
Uckermark ausgezeichnet hat. „Die<br />
Firmakonnte sich dank hoher Qualität<br />
der gut durchdachten Produkte<br />
schnell am Marktetablieren. Gansen<br />
hat als Gründer und Geschäftsführer<br />
zudem in Rekordzeit ein eigenes<br />
bundesweites Logistiknetz aufgebaut“,<br />
sagt Steffen Bartz, IHK-Referent<br />
Unternehmensbetreuung.<br />
Für das Land Brandenburg sind<br />
solche jungen Firmen mit innovativer<br />
Geschäftsidee eine Ausnahme.<br />
Nach dem jüngst in Berlin vorgestellten<br />
Start-up-Monitor 2018 des Bundesverbandes<br />
Deutsche Start-ups<br />
werden in Brandenburg besonders<br />
wenige Start-ups gegründet. Von<br />
etwa 1500 untersuchten Neugründungen<br />
bundesweit hatten zuletzt<br />
gerade einmal ein Prozent ihren Sitz<br />
in Brandenburg –das sind genauso<br />
viele wie im bevölkerungsmäßig<br />
zweieinhalb Malkleineren Saarland.<br />
„Wir sehen da leider auch keinen<br />
steigenden Trend, verglichen mit der<br />
Dichte junger Firmen in anderen<br />
Bundesländern“, sagtVerbandssprecher<br />
Paul Wolter.Zum Vergleich: Der<br />
Anteil von Nordrhein-Westfalen lag<br />
zuletzt bei 19 Prozent, auf Berlin entfielen<br />
15,8 Prozent.<br />
25 000 Stück Seife am Tag<br />
Deutlich positiver schätzt die Wirtschaftsförderung<br />
des Landes Brandenburg<br />
die Lage ein. Die Szene sei<br />
„dynamisch“, auch dank der dichten<br />
Wissenschafts- und Forschungslandschaft<br />
im Land, sagt Geschäftsführer<br />
Sebastian Saule –ohne konkrete<br />
Zahlen zu Start-ups vorweisen<br />
zu können. „Im vergangenen Jahr<br />
haben wir 72 insbesondere technologieorientierte<br />
Existenzgründungen<br />
begleitet. Und auch in diesem<br />
Jahr läuft es gut“, sagt er.<br />
Sebastian Saule verweist darauf,<br />
dass die Zahl der Gründerstipendien<br />
im Verhältnis zur Zahl der Studenten<br />
bundesweit im Land Brandenburg<br />
am höchsten ist. „Das Interesse an<br />
der Gründung von Start-ups wächst<br />
vor allem im Hochschul-Umfeld,<br />
insbesondere inder IT- und der Gesundheitswirtschaft“,<br />
sagt er.<br />
Dass sich die Produkte der Bernauer<br />
Firma Mara Kosmetik so<br />
schnell am Marktetablieren, ist wohl<br />
vor allem der beruflichen Vorgeschichte<br />
des Gründers zu verdanken.<br />
Der gelernte Kellner und Flughafen-<br />
Servicemitarbeiter hat einige Jahre<br />
im Vertrieb, später bundesweit als<br />
Handelsvertreter großer Firmen gearbeitet<br />
und dabei zahlreiche Kontakte<br />
geknüpft.<br />
Kürzlich ist die Firmaineine größere<br />
Halle in einem Bernauer Gewerbegebiet<br />
gezogen. „Wir expandieren,<br />
da wir bei einer großen Supermarktkette<br />
gelistet sind und höhere<br />
Stückzahlen brauchen“, sagt<br />
Gansen, der für dieses Jahr einen<br />
Umsatz von einer knappen halben<br />
Million Euro erwartet. Handgemacht<br />
soll die Seifenherstellung<br />
aber bleiben, betont er. Allerdings<br />
können nun bis zu 25 000 Stück Seife<br />
täglich hergestellt werden, die dann<br />
per Hand verpackt werden. (dpa)<br />
Halloween auch in Brandenburg immer beliebter<br />
Die Kirche sieht kaum Konkurrenz zum Reformationstag –invielen Städten und Dörfern gibt es nun Umzüge<br />
DPA/PATRICK PLEUL<br />
NACHRICHTEN<br />
Polizei testet Drohnen für<br />
den Einsatz an Tatorten<br />
DieLandespolizei in Brandenburg<br />
testet derzeit Drohnen bei ihren Einsätzen.<br />
DerTest begann Anfang Juli<br />
und läuft aktuell noch, wie das Polizeipräsidium<br />
mitteilte.Eine Entscheidung,<br />
ob Drohnen künftig als<br />
Einsatzmittel vonder Landespolizei<br />
genutzt werden sollen, sei noch<br />
nicht getroffen worden. „Wir sind<br />
mit dem bisherigen Testlauf sehr zufrieden“,<br />
hieß es.Die Drohnen würden<br />
im täglichen Dienst „in allen Facetten“<br />
getestet, um ein umfassendes<br />
Gesamtbild zu erhalten. Zum<br />
Beispiel liefernDrohnen Übersichtsaufnahmen<br />
vongrößeren Tatorten,<br />
unübersichtlichen Unfallstellen<br />
oder sie helfen dabei, Besucherströme<br />
bei Veranstaltungen zu überwachen.<br />
Laut Polizeipräsidium sind<br />
Drohnen auch ein bewährtes Einsatzmittel<br />
bei Waldbränden. Ebenfalls<br />
können sie die Einhaltung von<br />
Abstandsregeln auf Autobahnen<br />
überwachen. (dpa)<br />
Rettungskräfte bei<br />
Einsatz angegriffen<br />
In Perleberg(Prignitz) sind zwei Mitarbeiter<br />
des Rettungsdienstes angegriffen<br />
worden. Wiedie Polizei am<br />
Sonntag mitteilte,war ein Rettungswagen<br />
am Samstagmorgen zu einem<br />
starkalkoholisierten Mann in der Innenstadt<br />
gerufen worden. Während<br />
der Erste-Hilfe-Maßnahmen begann<br />
der 22-Jährige plötzlich, sich zu wehrenund<br />
versuchte,die Sanitäter zu<br />
beißen. Einer der beiden Helfer erlitt<br />
eine Wunde an der Hand. MitHilfe<br />
der hinzugerufenen Polizei wurde<br />
der Mann schließlich ins Krankenhaus<br />
Perleberggebracht. (dpa)<br />
80-Jähriger rammt beim<br />
Einparkenvier Autos<br />
Ein80Jahrealter Autofahrer hat<br />
beim Einparken in Wittstock/Dosse<br />
(Ostprignitz-Ruppin )gleich vier Autos<br />
beschädigt. Wiedie Polizei am<br />
Sonntag mitteilte,fuhr der Mann<br />
vorwärts in eine Parklücke.Als er<br />
merkte,dass der Platz nicht reichte,<br />
wollte er wieder aus der Lücke fahren–verwechselte<br />
aber den Vorwärts-<br />
mit dem Rückwärtsgang. Er<br />
prallte gegen ein parkendes Auto<br />
und schob dieses auf ein drittes<br />
Fahrzeug. Als er dann eine andere<br />
Parklücke ansteuernwollte,prallte<br />
er gegen ein vorbeifahrendes,viertes<br />
Auto.Verletzt wurde glücklicherweise<br />
niemand. (dpa)<br />
200 alte<br />
Obstsorten im<br />
Schlosspark<br />
Land fördert Projekt<br />
mit 12000 Euro<br />
I<br />
m Schlosspark Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz<br />
)soll ein Garten<br />
mit historischen Obstsorten entstehen.<br />
Etwa 200 Obstsorten aus dem<br />
18. Jahrhundert, darunter Äpfel, Birnen,<br />
Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche<br />
und Aprikosen, sollen in den kommenden<br />
Jahren auf einer Streuobstwiese<br />
in dem etwa 50 Hektar großen<br />
Park angepflanzt werden. „Das wird<br />
ein Schlaraffenland für Obstliebhaber“,<br />
sagte Regierungschef Dietmar<br />
Woidke (SPD).<br />
DieRegierung fördertdie „Heineken<br />
Gesellschaft“ mit 12 000 Euro<br />
Lotto-Geld. „Wenn es dem Verein gelingt,<br />
die alten Obstsorten zurückzuholen,<br />
haben wir im Herzen der Niederlausitz<br />
einen echten Schatz“,<br />
sagte Woidke.Die Region werdetouristisch<br />
aufgewertet und es werdeein<br />
wichtiger Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt<br />
geleistet. (dpa)<br />
VonChristian Bark, Potsdam<br />
Die Halloween-Feiern greifen<br />
auch in Brandenburgweiter um<br />
sich. „Süßes,sonst gibt’s Saures!“ Mit<br />
dem Spruch ziehen Kinder am<br />
31. Oktober vonHaustür zu Haustür,<br />
denn es ist Halloween, eine Tradition,<br />
die aus den USA stammt und<br />
nun auch in Brandenburgimmer beliebter<br />
wird. Inzwischen ist es sogar<br />
ein Veranstaltungsmagnet im Großen<br />
und Kleinen –mit Umzügen in<br />
einigen Städten oder Dörfern.<br />
Filmparkoder Museumsbahn<br />
„Das Fest ist über die Jahre immer<br />
umfangreicher geworden“, sagt<br />
Maika Ziehl vom Spargelhof Klaistow<br />
(Potsdam-Mittelmark). Dort<br />
wird Halloween seit mehr als zehn<br />
Jahren im Rahmen der Kürbisausstellung<br />
gefeiert. Das Programm locke<br />
immer mehr <strong>Berliner</strong> und Brandenburger<br />
an. „Überall auf dem Hof<br />
sind mittlerweile schaurig-schöne<br />
Halloween-Dekorationen im Oktober<br />
zu sehen“, sagt Ziehl.<br />
Inzwischen hat Halloween sogar<br />
einen touristischen Effekt. „Die Qualität<br />
solcherVeranstaltungen hat sich<br />
stetig verbessert“, sagt Patrick Kastner<br />
von der Tourismus Marketing<br />
Brandenburg(TMB).<br />
Ob die Gruselparty in den Kulissen<br />
des Filmparks Babelsberg oder<br />
Süßes oder Saures: Nur jeder<br />
Zweite ist bereit, den an<br />
der Haustür klingelnden KindernSüßigkeiten<br />
zu geben,<br />
wie eine aktuelle YouGov-<br />
Umfragezeigt. Besonders<br />
spendabel (57 Prozent) sind<br />
Leute über 55 Jahre.<br />
die Halloween-Fahrt mit der Museumsbahn<br />
in Gramzow (Uckermark)<br />
–Gastronomen, Touristiker und Vereine<br />
ließen sich immer mehr rund<br />
um das Fest einfallen. Zu einem echten<br />
Gruselerlebnis für Erwachsene<br />
komme es beispielsweise in derWesternstadt<br />
„El Dorado“ in Templin<br />
(Uckermark). „The walking Dead experience“,<br />
heißt dorteine Veranstaltung,<br />
bei der Besucher den Ansturm<br />
von„Untoten“ abwehren müssten.<br />
Mehr als 30 Veranstaltungen in<br />
Verbindung mit Halloween in Brandenburg<br />
führt die TMB derzeit auf<br />
ihrem Wochenplan. „Sie alle können<br />
mit ihrer Besonderheit punkten und<br />
locken sicher auch Gäste überregional<br />
an“, sagt Kastner.<br />
DER HANDEL FREUT SICH<br />
Gute Geschäfte: Für den<br />
Handel ist Halloween mittlerweile<br />
ein wichtiges Datum.<br />
„Der Verkauf läuft seit Beginn<br />
der Nuller-Jahre auf Hochtouren“,<br />
sagt Günter Päts,<br />
Vize-Chef des Einzelhandelsverbandes.<br />
Besonders beliebt: Kostüme<br />
vonZombies, Hexen,<br />
Teufeln, Nonnen und Mönchen<br />
sind beliebt oder solche,<br />
die einen Bezug zu Horrorfilmen<br />
haben –aber auch<br />
Schminke, aufklebbare Narben,<br />
bunte Kontaktlinsen.<br />
Auch in Dörfern wird der Brauch<br />
wohlwollend aufgenommen. In Sewekow(Ostprignitz-Ruppin)<br />
lädt der<br />
Heimatverein schon seit 22 Jahren<br />
zum Halloween-Umzug. „Ein kanadisches<br />
Pärchen, das hergezogen<br />
war, hatte uns damals dazu animiert“,<br />
sagt Vereinsvorsitzende<br />
Heidi Schäfer. ZuDDR-Zeiten und<br />
Anfang der 90er-Jahre habe man<br />
Halloween in Sewekownur aus amerikanischen<br />
Horrorfilmen gekannt.<br />
Den ersten Umzügen hätten sich<br />
noch zahlreiche Kinder und Eltern<br />
aus den umliegenden Dörfernangeschlossen.<br />
„Heute macht fast jeder<br />
Ort seine eigene Halloween-Party“,<br />
sagt Schäfer.Doch es habe nicht nur<br />
Zuspruch gegeben.<br />
Damals hätten sich kirchliche Institutionen<br />
über die Zelebrierung<br />
des ursprünglich heidnischen Brauches<br />
aufgeregt.„Mittlerweile hat sich<br />
das gelegt, wir machen das schließlich<br />
nur zur Vergnügung“, sagt sie.<br />
Hat das Spektakel dem Reformationstag<br />
den Rang abgelaufen? Aus<br />
kirchlicher Sicht ist Halloween kaum<br />
etwas anderes als ein Verkaufsrummel,<br />
der aber jedes Jahr mit dem Reformationstag<br />
zusammenfällt. Eine<br />
Konkurrenz zu den kirchlichen Feierlichkeiten<br />
sieht die Evangelische<br />
Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz (Ekbo) nicht.<br />
Doch nur ein Kinderspaß<br />
Mit Konzerten und Gottesdiensten<br />
finde der Reformationstag wachsendes<br />
Interesse,sagte Ekbo-Sprecherin<br />
Heike Krohn-Bräuer. Man solle Halloween<br />
als das sehen, was es sei: ein<br />
Kinderspaß mit gruseligen Verkleidungen<br />
und Süßigkeiten. Der Reformationstag<br />
stehe hingegen für das<br />
prägende Wirken Martin Luthers.<br />
Anders als in anderen Bundesländernist<br />
der TaginBerlin kein arbeitsfreier<br />
gesetzlicher Feiertag.<br />
Auch der Handel steigt gern auf<br />
den Gruselspaß ein. „Spürbar ist,<br />
dass der Marktfür Halloween-Artikel<br />
Jahr für Jahr wächst“, sagt Phillip Haverkamp<br />
vom Handelsverband Berlin-Brandenburg.<br />
GEWINNZAHLEN<br />
Lottozahlen: 8-30-35-38-40-47<br />
Superzahl: 2<br />
Spiel 77: 2987847<br />
Landeslotterie Super 6: 590616<br />
Glücksspirale: (Gewinner nach Endziffern)<br />
8=10Euro<br />
61 =25Euro<br />
512 =100 Euro<br />
0057 =1000 Euro<br />
56 607 =10000 Euro<br />
046 609 =100 000 Euro<br />
639 305 =100 000 Euro<br />
Prämie: Monatliche „Sofortrente“ in Höhe von<br />
10 000 Euro auf die Nummer 1437 386.<br />
ARD-Fernsehlotterie:<br />
6138 202 gewinnt Audi A3<br />
7579 208 gewinnt Audi Q2<br />
0446 792 gewinnt Reise ins Allgäu<br />
3184 933 gewinnt Reise nach Rügen<br />
4615 693 gewinnt 100 000 Euro<br />
Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
9350 152 gewinnt 1000 000 Euro<br />
124 087 gewinnt 100 000 Euro<br />
29 583 gewinnt 10 000 Euro<br />
9988 gewinnt 1000 Euro<br />
77 gewinnt 10 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Nach einer Schaffenspause wieder für Deutschland im Einsatz: Hannes Schulz (rechts) hier bei der EM im Duell mit dem Italiener Pietro Figlioli<br />
IAMGO/EIBNER/KLEINDL<br />
Aufgetaucht aus dem Kreativtief<br />
Warum Wasserball-Nationalspieler Hannes Schulz lieber seinen Potsdamer Heimatverein anführt, als mit Spandau um Titel zu kämpfen<br />
VonChristian Kattner<br />
Auf der Internetseite der<br />
Deutschen Wasserball-<br />
Liga wird Hannes Schulz<br />
als Nationalspieler aufgeführt.<br />
So weit, so gut, so richtig. Und<br />
doch gibt es bei den weiteren Angaben<br />
zu seiner Person einen gravierenden<br />
Fehler: den Verein. Dort gehört<br />
der 28-Jährige angeblich zum<br />
Kader der Wasserfreunde Spandau.<br />
Aufeinen gewissen Teil der Nationalmannschaft<br />
trifft das zu, auf Hannes<br />
Schulz aber eben nicht. „Ich bin<br />
Potsdamer“, sagt er, als er von diesem<br />
Fehler hört. Darum kümmern,<br />
dass es geändert wird, wolle er sich,<br />
denn nicht erst seit wenigen Tagen<br />
trägt Schulz die Badehose und<br />
Kappe des OSC Potsdam.<br />
Hier hat er mit dem Wasserball<br />
angefangen, hier wurde er im September<br />
2014 wieder aufgenommen.<br />
Denn, und vielleicht kommt die falsche<br />
Information ja daher, zwischenzeitlich<br />
spielte Schulz für die<br />
Wasserfreunde Spandau. Dort<br />
wurde er Deutscher Meister, Deutscher<br />
Pokalsieger und Nationalspieler.<br />
Dort steckte er aber irgendwann<br />
in einer Phase, die er im Rückblick<br />
als „Kreativtief“ bezeichnet. Das hat<br />
er längst überwunden, ist erneut<br />
zum Nationalspieler geworden.<br />
Auch als Spieler des OSC Potsdam.<br />
Dortträgt er die Kappennummer elf,<br />
ist der älteste Spieler im Kader des<br />
Erstligisten und Kapitän. Natürlich<br />
auch im Duell mit Aufsteiger Duisburger<br />
SV 98. Beim Mannschaftskreis<br />
im Wasser gibt er den Motivator.<br />
Einen Sieg gegen den Aufsteiger<br />
hat er gefordert. Selbstbewusst, aber<br />
nicht überheblich.<br />
Dasklappt dann auch ganz gut, im<br />
zweiten Saisonspiel gelingt mit dem<br />
15:8 der erste Sieg. Hannes Schulz<br />
geht voran, erzielt im ersten Viertel<br />
ein Tor, sein Team führt mit 4:1. Im<br />
zweitenViertel kann aber auch er den<br />
kleinen Einbruch nicht verhindern.<br />
VonSchulz wird viel erwartet. Als<br />
Nationalspieler soll er die jungen<br />
Mitspieler an die Hand nehmen,<br />
Führungsspieler und Leistungsträger<br />
sein. „Ich sehe das als Ehre und<br />
Auszeichnung und nehme das nicht<br />
als zusätzlichen Druck wahr“, sagt<br />
er. Gerade im Umgang mit den jüngeren<br />
Spielern profitiere ervon seinem<br />
fast abgeschlossenen Lehramtsstudium.<br />
Scheinfrei sei er da<br />
mittlerweile, lediglich die Masterarbeit<br />
muss er noch schreiben. Das<br />
Studium und die Familie waren die<br />
Gründe, warum er nach seinem<br />
Wechsel zurück nach Potsdam eine<br />
Pause im Nationalteam eingelegt<br />
und seinen Status als Profispieler<br />
niedergelegt hatte.<br />
In seinem letzten halben Jahr bei<br />
den Wasserfreunden steckte er in einer<br />
Krise.Irgendwie war ihm alles etwas<br />
zu viel geworden. Unddann bekommt<br />
man als Spieler bei den<br />
Spandauern eben auch nur punktuelle<br />
Einsätze inden Partien. Hannes<br />
Schulz aber möchte so viel wie möglich<br />
im Becken sein. „Hier spiele ich<br />
teilweise durch“, sagt er mit Blick auf<br />
seinen aktuellen Status bei den Potsdamern.<br />
In Spielen wie am Sonnabend<br />
gegen Duisburg kann er sich<br />
aber auch mal eine Pause und anderenSpielerndie<br />
Chance auf Minuten<br />
im Wasser geben.<br />
Mit einer 8:6-Führung geht es in<br />
die Halbzeitpause. „Früher sind wir<br />
im dritten Viertel eingebrochen“,<br />
heißt es unter den Fans auf der Tribüne.<br />
Doch in der zweiten Hälfte<br />
„Ich dachte,<br />
dass wir in unserem Reifeprozess<br />
schon weiter sind.“<br />
Hannes Schulz sieht trotzdem keinen Grund, den OSC Potsdam zu verlassen und wieder<br />
mit den Wasserfreunden Spandau durchs Becken zu toben.<br />
wirdeswieder souveräner.Trotzdem<br />
ist Schulz nach dem Spiel, das er in<br />
den letzten Sekunden entspannt von<br />
einem Stuhl am Beckenrand beobachten<br />
kann, nicht zufrieden. „Ich<br />
dachte, dass wir in unserem Reifeprozess<br />
schon weiter sind“, sagt der<br />
Nationalspieler, „wir sind noch zu<br />
schwankend, leisten uns zu viele<br />
Fehler.“<br />
Der 28-Jährige, der seit zehn Monaten<br />
Vater einer Tochter ist, weiß,<br />
dass er mit den Potsdamern nicht<br />
um Titel spielen wird. Hinter den<br />
Überteams Waspo 98 Hannover und<br />
Potsdams Kooperationspartner<br />
Wasserfreunde Spandau, möchte<br />
sich der OSC am Saisonende zwischen<br />
den Rängen drei und sechs<br />
einfinden. Um die Playoffs zu erreichen<br />
und mit dem Abstieg nichts zu<br />
tun zu haben. Für den Nationalspieler<br />
Schulz ist das kein Grund, den<br />
Verein zu verlassen. „Potsdam ist<br />
mein Heimatverein, dem habe ich<br />
sehr viel zu verdanken“, sagt er,„hier<br />
wurde ich in meinem Kreativtief aufgenommen<br />
und wieder zum Nationalspieler.“<br />
Denn die wieder ansteigende<br />
sportliche Form blieb auch dem<br />
Bundestrainer nicht verborgen. Mit<br />
dem war er immer in Kontakt und im<br />
April 2017 entschloss sich Schulz zu<br />
einer Rückkehr, ist mittlerweile wieder<br />
Sportsoldat bei der Bundeswehr<br />
und damit Profi-Wasserballer. Und<br />
als solcher war er mit dem Nationalteam<br />
in den vergangenen Wochen<br />
mehrfach gefordert. Beider Europameisterschaft<br />
wurde der angestrebte<br />
neunte Platz belegt –Schulz erzielte<br />
im Entscheidungsspiel gegen die<br />
Niederlande sogar ein Tor. Beim<br />
Weltcup in Berlin im September<br />
wurde Schulz mit der Mannschaft<br />
nicht nur Vierter, sondern schaffte<br />
auch die Qualifikation für die Weltmeisterschaft<br />
2019. „Das war fantastisch“,<br />
sagt er,„ich würde es jederzeit<br />
wieder so machen.“<br />
Ein anderes Großereignis hat er<br />
ebenfalls schon ins Visier genommen:<br />
die Olympischen Sommerspiele<br />
2020 in Tokio. „Das steht bei<br />
mir auf der Agenda“, sagt Hannes<br />
Schulz. Neben der Familie, der Masterarbeit<br />
seines Lehramtsstudiums<br />
und dem nun auch noch aufgenommenen<br />
Sportmanagement-Studium.<br />
„Manchmal wünsche ich mir,<br />
dass die Woche einen Tagmehr hat“,<br />
sagt er und lacht.<br />
Zumindest in der Liga ist erstmal<br />
eine Pause angesagt. Am 17. November<br />
muss er mit dem OSC bei den<br />
Wasserfreunden Spandau antreten.<br />
„Das ist für mich immer ein spezielles<br />
Spiel“, sagt der 28-Jährige, „wir<br />
kennen uns ja in- und auswendig.“<br />
Noch immer springt er zweimal in<br />
der Woche mit den Spandauernzum<br />
Vormittagstraining ins Becken. Und<br />
vielleicht −bei aller Heimatliebe −<br />
auch wieder irgendwann bei Punktspielen?<br />
„Man sollte niemals nie sagen,<br />
vorallem nicht mit der PerspektiveOlympia“,<br />
sagt er.<br />
Wenn der Abc-Schütze dem Oberstufenschüler das Pausenbrot klaut<br />
Der BFC Dynamo schafft es nicht, gegen Union Fürstenwalde ein Torzuerzielen und beklagt zudem den Verlust von Marc Brasnic<br />
VonMathias Bunkus<br />
Hätte er es wissen können? Sich<br />
womöglich anders verhalten?<br />
„Wir haben zehn Monate lang zusammen<br />
beim Fußballlehrer nebeneinandergesessen.<br />
Er hat immer bei<br />
mir abgeschrieben“, scherzte BFC-<br />
Trainer René Rydlewicz nach dem<br />
torlosen Remis zwischen seinem<br />
BFC Dynamo und dem FSV Union<br />
Fürstenwalde. Er, das war André<br />
Meyer, der Übungsleiter beim Gast<br />
und in der Eigenschaft offenbar erfahren<br />
darin, die Handschrift des<br />
Dynamo-Coaches zu entziffern–neben<br />
und auf dem Platz.<br />
Fakt ist, dass es dem BFC vor 507<br />
Zuschauern imJahnsportpark nicht<br />
gelang, den Aufschwung der Gäste<br />
zu stoppen. Die hatten zuvor eine<br />
beeindruckende Serievon fünf Ligasiegen<br />
in Folge hingelegt. DasBemühen,<br />
das zu ändern, war zwar deutlich<br />
zu sehen. Aber Fürstenwalde<br />
war eben nicht Bischofswerda, wo<br />
Dynamo zuletzt mit einer Sechs-<br />
Tore-Gala und einer Fünf-Treffer-<br />
Show von Marc Brasnic brilliert<br />
hatte. Der 22-Jährige ging gestern<br />
leer aus.<br />
Schlimmer wiegt jedoch die Tatsache,<br />
dass der Deutsch-Kroate, der<br />
acht Tore in neun Spielen erzielt hat,<br />
nach 38 Minuten rausmusste,weil er<br />
sich am Knie verletzte. „Genaueres<br />
können wir erst am Montag sagen,<br />
da wird eruntersucht. Wir hoffen,<br />
dass es nicht so schlimm ist“, erklärte<br />
Rydlewicz. Sein Tonfall dabei<br />
ließ aber Übles befürchten. DasWort<br />
Kreuzbandriss machte die Runde.<br />
Doch nicht nur das ließ die Weinroten<br />
mit dem Schicksal hadern.<br />
„Wir haben viel Ballbesitz gehabt,<br />
sind viel außen durchgekommen.<br />
Ich freue mich über das Spiel, aber<br />
nicht über das Ergebnis“, resümierte<br />
Rydlewicz und zeigte, dass er nicht<br />
nur abschreiben lässt, sondernauch<br />
eine Ahnung hatte, was der frühere<br />
Banknachbar als Plan notiert hat.<br />
„Schwerpunkt unter der Woche war<br />
es natürlich, die eigenen Angriffe abzusichern,<br />
weil das gegen diesen<br />
Gegner eminent wichtig ist, weil<br />
Fürstenwalde sehr gut steht und<br />
auch schnell kontert. Wir müssen<br />
nur das Tormachen, dann wäre ich<br />
heute sehr zufrieden. So kann man<br />
nur sagen, dass die Mannschaft sich<br />
entwickelt und wir auf einem guten<br />
Wegsind“, so der 45-Jährige.<br />
Agiler Cihan Kahraman<br />
BFC-Trainer René Rydlewicz (l.) mit Fürstenwalde-Kollege<br />
André Meyer. SKRZIPEK<br />
tensiven Minuten, in denen die<br />
Hausherren vor der Pause dem Tor<br />
viel näher waren. „Wir freuen uns<br />
über den Punkt, den haben wir uns<br />
erarbeitet, auch wenn wir in der ersten<br />
Halbzeit nicht so ins Spiel gekommen<br />
sind. Da waren wir extrem<br />
defensiv gefragt “, gab Meyerzu. Fast<br />
minütlich habe er mit dem Gegentor<br />
gerechnet. „Wenn man die Chancen<br />
nimmt, ist das ein klarer Sieg für den<br />
BFC, aber am Ende zählen nicht die<br />
Chancen, sonderndie Bälle,die drin<br />
sind“, so der 38-Jährige.<br />
Ähnlich sahen das die BFC-Akteure.<br />
DieBlicke in den Katakomben<br />
des Jahnsportparks sprachen eine<br />
deutliche Sprache. Die Jungs in<br />
Neongrün strahlten wie bei einem<br />
Einser-Abi. Die Weinroten hingegen<br />
wirkten so,als habe ein Abc-Schütze<br />
dem Oberstufenschüler auf dem<br />
Schulhof das Pausenbrot geklaut.<br />
„Wir hatten jedenfalls viele, viele<br />
Chancen, aber uns einfach nicht belohnt<br />
mit einem Tor“, sagte Abwehr-<br />
Anschließend nahm er seinen ehemaligen<br />
Mitschüler noch auf die<br />
Schippe.„Unsist ein bisschen gelungen,<br />
die Serie des Gegners zu unterbrechen.<br />
Das haben ja zuletzt auch<br />
nicht so viele geschafft“, erklärte Dynamos<br />
Chefcoach. Manchmal muss<br />
man sich an den kleinen Lernfortschritten<br />
erfreuen.<br />
Widerspruch erntete er nicht.<br />
„Zumindest war das Spiel nicht so,<br />
dass man frieren musste als Zuschauer“,<br />
urteilte Meyer nach 90 inhüne<br />
David Malembana, der es mit<br />
Kopfbällen (23./60.) hätte selber<br />
richten können. Gute Chancen hatten<br />
auch Chris Reher,dessen Schuss<br />
im Strafraum geblockt wurde (67.),<br />
und Björn Lambach, der an einer<br />
Hereingabe vorbeirutschte (79.).<br />
Verschwiegen werden sollte dabei<br />
aber nicht, dass auch die Gäste ihr<br />
Heil nicht nur in der Defensivesuchten.<br />
„Dynamo hätte zwar ein Torverdient<br />
gehabt. Vor allem vor der<br />
Pause. AmEnde hätte es aber auch<br />
zu uns kippen können“, hat Fürstenwaldes<br />
Cihan Kahraman erkannt.<br />
Der 20Jahre alte Leihspieler vom<br />
1. FC Union machte einen agilen<br />
Eindruck. Offenbar hat Dynamos<br />
neuer Chefscout Danny Kukulies als<br />
Kaderplaner in Fürstenwalde zuvor<br />
gute Arbeit geleistet. Wenn man also<br />
einen Schuldigen sucht, könnte man<br />
durchaus den 38-Jährigen nehmen,<br />
der Rydlewicz anscheinend nicht die<br />
nötigen Infos über seinen vormaligen<br />
Arbeitgeber zukommen ließ.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 17 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Was<br />
folgt<br />
daraus?<br />
Erneut unterliegen die Volleys<br />
Friedrichshafen im Supercup<br />
W<br />
enn es im Volleyball ein Omen<br />
gibt, brauchen sich die Spieler<br />
der BR Volleys nicht weiter zu grämen,<br />
dass ihnen der Supercup an<br />
diesem Wochenende erneut durch<br />
die Finger geflutscht ist. So wie im<br />
vergangenen Jahr. Und im vorvergangenen.<br />
Da gewann jeweils der<br />
VfB Friedrichshafen den ersten Titel<br />
der Volleyball-Saison. Genau wie an<br />
diesem Sonntag, als die <strong>Berliner</strong> vor<br />
5175 Zuschauern inHannover dem<br />
Team vonBodensee beim 1:3 (25:16,<br />
18:25, 22:25, 20:25) nur im ersten<br />
Satz ihr Spiel aufzwingen konnten.<br />
Im vorigen Jahr wurde Berlin daraufhin<br />
Deutscher Meister. Im vorvergangenen<br />
Jahr ebenfalls. Also? Was<br />
folgt daraus?<br />
„Am Ende ist es immer schade,einen<br />
Titel nicht zu gewinnen. Aber es<br />
war hoffentlich nicht unsere letzte<br />
Chance in dieser Saison“, sagte Berlins<br />
Außenangreifer Egor Bogachev,<br />
21, dem Trainer Cedric Enard viel<br />
Einsatzzeit zugestand. So viel zum<br />
Omen.„Wir haben verdient verloren.<br />
Nach dem sehr guten Starthaben wir<br />
in allen Elementen abgebaut. Es warenschlussendlich<br />
zu viele Eigenfehler“,<br />
analysierte der Youngster.<br />
„Die Annahme war in Ordnung,<br />
aber daraus haben wir als Team zu<br />
wenig gemacht“, fand Trainer Enard.<br />
„Es war mein erstes Spiel gegen<br />
Friedrichshafen und sie waren erwartet<br />
stark. Deshalb Gratulation<br />
zum Sieg. Ihr Level in der Block-Abwehr<br />
ist klasse. Wir werden weiter<br />
hart arbeiten, um diesem Druck<br />
über die gesamte Dauer eines Spiels<br />
standzuhalten.“<br />
Im ersten Satz zeigten die <strong>Berliner</strong>,<br />
wie gut ihr Spiel funktionieren<br />
kann. Mit druckvollen Aufschlägen<br />
setzten Jan Zimmermann, Jeff Jendrykoder<br />
Kyle Russell Friedrichshafen<br />
unter Druck, Samuel Tuia glänzte,<br />
Nicolas Le Goff war spektakulär zur<br />
Stelle.VfB-Coach Vital Heynen fragte<br />
seine Spieler in der Auszeit: „Warum<br />
macht ihr Fehler über Fehler?“<br />
Die stellte sein Team in der Folge<br />
ab,derVfB wurde aggressiver,wehrte<br />
unerbittlich ab, Angreifer Bartlomiej<br />
Boladz drehte auf, die <strong>Berliner</strong> bauten<br />
ab. Inwiefern der Supercup ihnen<br />
beim Start indie Saison behilflich<br />
gewesen ist, können sie nun am<br />
Donnerstag beim Heimspiel gegen<br />
Herrsching (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle)<br />
zeigen. (kah.)<br />
Der Pate, Teil II<br />
Beim Großen Preis von Mexiko holt Lewis Hamilton zum fünften Mal den WM-Titel in der Formel 1<br />
VonElmar Brümmer,Mexiko-Stadt<br />
Lewis Hamilton ist stolz darauf,<br />
ein Kind der Arbeiterklasse<br />
zu sein. Was dem<br />
Stolz darauf, nun absolute<br />
Weltklasse im Motorsport zu sein,<br />
keinen Abbruch tut. Zum zweiten<br />
Mal hintereinander hat er im<br />
Autódromo Hermanos Rodríguez<br />
vorzeitig die WM für sich entschieden,<br />
mit dem zweiten Matchball und<br />
Platz vier den fünften Fahrertitel in<br />
der Formel 1geholt. Er ist auf einer<br />
Stufe mit Juan-Manuel Fangio, den<br />
er als Paten aller Rennfahrer bezeichnet.<br />
Fünf Titel. Zuletzt noch<br />
eine verrückteVorstellung für Hamilton,<br />
mit dem legendären Argentinier<br />
auf einer Stufe zu stehen, jetzt Realität:<br />
„Juan-Manuel Fangio war immer<br />
der Pate für uns Rennfahrer.“<br />
Das nächste Ziel für Hamilton<br />
dürfte klar sein: Michael Schumachers<br />
sieben Titel und 91 Siege zumindest<br />
zu egalisieren. Gleichziehen<br />
mit dem Unvergleichlichen. Sein<br />
Vertragmit Mercedes läuft noch zwei<br />
Jahre, so lange gilt auch die Hybrid-<br />
Ära. Es scheint tatsächlich machbar<br />
zu sein, auch wenn er sagt:„Das fühlt<br />
sich sehr seltsam an.“ Noch. Denn<br />
nicht nur Formel-1-Geschäftsführer<br />
Ross Brawn glaubt, dass sein ehemaliger<br />
Schützling das schaffen kann:<br />
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das<br />
eines Tages sagen würde, aber Lewis<br />
ist derjenige, der Michaels Rekorde<br />
brechen kann. Er hat alles unter Kontrolle.“<br />
DerKönigsklassenbeste<br />
Die Erklärung, warum Lewis Hamilton<br />
in diesem Jahr bereits Epochales<br />
erreicht hat, liefert erselbst: „Wenn<br />
man an Muhammad Ali, an Mike Tyson<br />
denkt, die kamen vonder Straße.<br />
Sie kamen aus einfachsten Verhältnissen,<br />
mussten alles geben, sich<br />
durchschlagen, Schmerzenerleiden.<br />
Diesen rohen, natürlichen Hunger<br />
kannst du nicht schlagen.“ Genau jener<br />
Appetit ist es, den der Brite mit<br />
seinem Silberpfeil stillt.<br />
Derneuerliche Triumph ist die logische<br />
Folge einer ungeheuren Leistungssteigerung<br />
in der zweiten<br />
Hälfte der Saison, ein Phänomen,<br />
das er zuverlässig wiederholt in seiner<br />
Karriere, auf Basis seines ungeheuren<br />
Vertrauens in die eigenen<br />
technischen und mentalen Fähigkeiten.„Lewis<br />
ist sowohl auf der Strecke<br />
als auch abseits davon ein kompletterer<br />
Fahrer denn je zuvor. Er<br />
zeigt im Auto überlegene Leistungen<br />
und fordert gleichzeitig das gesamte<br />
„Alles unter Kontrolle“: Lewis Hamilton ist vorzeitig Weltmeister.<br />
Fiesta: Platz vier in Mexiko<br />
reichte zur WM-Fiesta: Lewis<br />
Hamilton hat sich mit einem<br />
lahmenden Silberpfeil seinen<br />
fünften Weltmeistertitel<br />
gesichert. Dem Mercedes-<br />
Star ist die WM-Krone im Duell<br />
mit Sebastian Vettel bereits<br />
zwei Rennen vorSaisonende<br />
nicht mehr zu nehmen.<br />
VERSTAPPEN SIEGT VOR VETTEL<br />
Funk: Der Brite konnte seine<br />
Krönungsfahrtnicht genießen<br />
–ermeckerte während<br />
des Rennens am Funk immer<br />
wieder über seine Reifen.<br />
Sein Rivale Vettel im Ferrari<br />
wurde beim Großen Preis<br />
vonMexikonach einer guten<br />
Leistung Zweiter hinter Max<br />
Verstappen im Red Bull.<br />
AFP/RODRIGO ARANGUA<br />
Folge: Vorjahressieger Verstappen<br />
übernahm schnell<br />
die Führung und gabsie<br />
nicht mehr her.Sein Teamkollegeund<br />
Polesetter Daniel<br />
Ricciardo fiel zehn Runden<br />
vorSchluss mit einem<br />
technischen Defekt aus.<br />
Kimi Räikkönen im zweiten<br />
Ferrari wurde Dritter.<br />
Team, um das Niveau noch weiter<br />
anzuheben“, analysiertsein Verbündeter,<br />
Mercedes-Motorsportchef<br />
Toto Wolff. DerWandel vomgnadenlosen<br />
Egoisten zum engagierten<br />
Mannschaftsspieler, dass ist die<br />
Rolle, die er in dieser Saison nicht<br />
bloß spielt –sondern angenommen<br />
hat. DerKönigsklassenbeste.<br />
Selbstkritik inbegriffen. Wolff berichtet<br />
aus Briefings mit den Ingenieuren,<br />
dass der 33-Jährige zu den<br />
wenigen Rennfahrern zähle, die<br />
selbstkritisch und souverän genug<br />
seien, zuerst auf die eigenen Defizite<br />
zu blicken und dann nach den Daten<br />
zu gucken. Daserstaunt selbst einen<br />
erfahrenen Motorsportmanager immer<br />
wieder: „Ich erlebe diese ständige<br />
Suche nach Perfektion bei ihm<br />
jedes Jahr. Das ist meiner Meinung<br />
nach einer der Gründe,warum er ein<br />
so kompletter Pilot ist.“ Hamilton<br />
und Mercedes betreiben mehr als<br />
eine Zweckehe. ImZeugnis für 2018<br />
ist für den Chauffeur notiert: „Lewis<br />
hat sich bei der Entwicklung des Autos<br />
und innerhalb des Teams zu seiner<br />
sehr soliden und verlässlichen<br />
Säule entwickelt.“ Er ist zum Mannschaftskapitän<br />
geworden, jene Rolle,<br />
die Vettel bei Ferrariverweigertwird.<br />
Mitgutem Riecher<br />
Führungskraft Lewis Hamilton kann<br />
sich auch selbst dazu gratulieren,<br />
Ende 2012 von McLaren zu Mercedes<br />
gezogen zu sein, gegen den erklärten<br />
Willen der britischen Medien.<br />
Heute kann er über die Widerstände<br />
schmunzeln, für ihn war die<br />
Abnabelung damals klar: „Ich habe<br />
einen guten Riecher. Zum Beispiel<br />
beim Wechsel zu diesem Team. Das<br />
war kein Zufall, dass wir so erfolgreich<br />
sind. Es war Teil eines Plans.“<br />
Sechs McLaren-Jahre brachten ihm<br />
einen Titel, sechs Mercedes-Jahre<br />
deren vier.Fünf Championate in Serie<br />
verhinderte nur einer der seltenen<br />
Motorschäden an seinem Auto,<br />
davon profitierte 2016 sein langjähriger<br />
Gegenspieler Nico Rosberg. Gemeinsam<br />
macht sich die Silberpfeil-<br />
Fraktion nun auf den Weg, die Ära<br />
von Ferrari und Michael Schumacher<br />
zu Anfang des Jahrtausends zu<br />
egalisieren.<br />
Seinen großen Motivationstrick<br />
hat Lewis Hamilton bereits zu Beginn<br />
der Saison preisgegeben: „Ich<br />
habe nie das Gefühl, etwas zu verteidigen.<br />
Das wäre für mich ein viel zu<br />
negativer Ansatz.“ Er denkt einfach<br />
immer nur voraus,soauch jetzt: „Ich<br />
glaube fest daran, dass ich das Beste<br />
noch vormir habe.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Rebensburg wird Vierte,<br />
Neureuther muss warten<br />
SKI ALPIN. Beischwierigen Bedingungen<br />
hat Viktoria Rebensburgzu<br />
Beginn des WM-Winters den vierten<br />
Rang beim Riesenslalom in Sölden<br />
belegt. Nur0,05 Sekunden fehlten<br />
ihr zu Olympiasiegerin Mikaela<br />
Shiffrin (USA) auf Rang drei, 0,99 Sekunden<br />
zu Tessa Worley.Die Weltmeisterin<br />
übernahm durch den ersten<br />
Sieg einer Französin beim Saisonauftakt<br />
das Rote Trikot. Felix<br />
Neureuther dagegen weiß erst mal<br />
nicht, wo er steht: DerRiesenslalom<br />
der Männer am Sonntag wurde wegen<br />
Schneefall und Sturmabgesagt.<br />
Eisbären besiegen Nürnberg<br />
in einer turbulenten Partie<br />
EISHOCKEY. DieEisbären haben am<br />
Sonntag den zweiten Sieg hintereinander<br />
in der DEL gefeiertund ihren<br />
sechsten Tabellenplatz gefestigt. Vor<br />
11 816 Zuschauerngewannen sie gegen<br />
Nürnbergmit 5:4 (2:0, 1:3, 2:1).<br />
In einer turbulenten Begegnung gelangen<br />
Brendan RanfordzweiTore<br />
für die <strong>Berliner</strong>,die weiteren Treffer<br />
erzielten James Sheppard, Mark<br />
Cundariund André Rankel.<br />
FC Barcelona demütigt<br />
Real Madrid mit 5:1<br />
FUSSBALL. DerFCBarcelona hat<br />
Real Madrid im 238. Clásico tiefer in<br />
die Krise geschossen. Angeführtvom<br />
dreifachen Torschützen Luis Suárez<br />
bezwangen die Katalanen den Rivalen<br />
vor93265 Zuschauernmit 5:1<br />
(2:0) und festigten ihreTabellenführung.<br />
Real rutschte auf Rang neun<br />
ab.Imersten Clásico ohne Cristiano<br />
Ronaldo und Lionel Messi seit elf<br />
Jahren trumpfte der Uruguayer<br />
Suárez mit einem Dreierpack<br />
(30./Foulelfmeter,75., 83.) auf. Zudem<br />
trafen Philippe Coutinho (11.)<br />
und ArtúroVidal (87.) zum höchsten<br />
Clásico-Sieg seit acht Jahren.<br />
Deutsche Handballer<br />
fertigen Kosovo ab<br />
HANDBALL. Diedeutschen Handballer<br />
haben ihr letztes Pflichtspiel<br />
vorder Heim-WM gewonnen. 74<br />
Tage vordem Anpfiff in Berlin gewannen<br />
sie ihr EM-Qualifikationsspiel<br />
im Kosovo mit 30:14 (15:5).<br />
Beste deutsche Torschützen waren<br />
UweGensheimer,Franz Semper und<br />
Niclas Pieczkowski mit je vier Toren.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Zweite Liga, 11. Spieltag<br />
Darmstadt 98 −Gr. Fürth 2:0 (1:0)<br />
Magdeburg −Hamburger SV 0:1 (0:0)<br />
1. FC Köln−Heidenheim 1:1 (0:1)<br />
Erzg.Aue −Arm.Bielefeld 1:0 (0:0)<br />
SC Paderborn−Sandhausen 3:3 (1:2)<br />
Union Berlin−Dyn. Dresden 0:0<br />
Ingolstadt −Duisburg 1:1 (0:0)<br />
FC St. Pauli −Kiel 0:1 (0:0)<br />
VfL Bochum−Regensburg Mo., 20.30<br />
1 1. FC Köln 11 24: 16 21<br />
2 Hamburger SV 11 13: 11 21<br />
3 Union Berlin 11 14: 7 19<br />
4 Gr.Fürth 11 16: 12 19<br />
5 FC St. Pauli 11 16: 16 19<br />
6 SC Paderborn 11 22: 18 17<br />
7 Heidenheim 11 18: 13 16<br />
8 Kiel 11 16: 15 16<br />
9 VfL Bochum 10 16: 10 15<br />
10 Regensburg 10 17: 14 15<br />
11 Dyn. Dresden 11 13: 11 15<br />
12 Darmstadt 98 11 14: 16 14<br />
13 Erzg.Aue 11 12: 14 14<br />
14 Arm. Bielefeld 11 14: 18 12<br />
15 Magdeburg 11 13: 18 9<br />
16 Sandhausen 11 12: 17 9<br />
17 Duisburg 11 10: 20 6<br />
18 Ingolstadt 11 10: 24 6<br />
3. Liga, 13. Spieltag<br />
KFC Uerdingen −SFLotte 0:2<br />
Würzb.Kickers−Hallescher FC 1:2<br />
Unterhaching −Karlsruher SC 0:0<br />
SV Wehen−FSV Zwickau 0:0<br />
Hansa Rostock −Fortuna Köln 3:1<br />
Cottbus −FCCZJena 2:1<br />
München−Großaspach 2:2<br />
SV Meppen −Pr. Münster 1:2<br />
VfR Aalen −Kaiserslautern Mo., 19.00<br />
1 VfL Osnabrück 13 18: 8 26<br />
2Pr.Münster 13 23: 15 25<br />
3 KFC Uerdingen 13 15: 16 22<br />
4 Hansa Rostock 13 19: 21 21<br />
5 Unterhaching 13 19: 13 20<br />
6 SV Wehen 13 23: 20 20<br />
7 Karlsruher SC 13 15: 13 20<br />
7 Hallescher FC 13 15: 13 20<br />
9 Würzb.Kickers 13 19: 15 18<br />
10 München 13 22: 15 17<br />
11 Kaiserslautern 12 18: 16 17<br />
12 Fortuna Köln 13 17: 18 17<br />
13 SF Lotte 13 14: 16 16<br />
14 Großaspach 13 10: 10 15<br />
15 Cottbus 13 15: 20 15<br />
16 FSV Zwickau 13 15: 16 14<br />
17 FC CZ Jena 13 13: 21 13<br />
18 VfR Aalen 12 14: 18 12<br />
19 SV Meppen 13 15: 22 12<br />
20 Braunschweig 13 16: 29 8<br />
RegionalligaNordost, 14. Spieltag<br />
Auerbach −Viktoria 1:0 (1:0)<br />
Babelsberg −Altglienicke 2:0 (0:0)<br />
Lok Leipzig−Rathenow 1:0 (0:0)<br />
Bautzen−Nordhausen 1:0 (1:0)<br />
Dynamo−Fürstenwalde 0:0<br />
RW Erfurt−Bischofswerda 3:0 (2:0)<br />
Chemnitzer FC−Oberlausitz 4:0 (3:0)<br />
Halberstadt −Meuselwitz 3:1 (2:0)<br />
<strong>Berliner</strong> AK−Hertha II 0:2 (0:2)<br />
1Chemnitzer FC 14 38: 10 42<br />
2 <strong>Berliner</strong> AK 14 25: 15 29<br />
3 Hertha II 14 29: 17 27<br />
4 RW Erfurt 14 22: 11 26<br />
5 Nordhausen 14 15: 13 23<br />
6 Babelsberg 14 21: 17 20<br />
7 Dynamo 14 19: 22 19<br />
8 Viktoria 14 18: 17 18<br />
9 Auerbach 14 16: 19 18<br />
10 Oberlausitz 14 17: 22 18<br />
11 Halberstadt 14 19: 17 17<br />
12 Fürstenwalde 14 16: 21 17<br />
13 Bautzen 14 10: 19 17<br />
14 Lok Leipzig 14 16: 20 15<br />
15 Altglienicke 14 21: 27 15<br />
16 Bischofswerda 14 11: 23 14<br />
17 Meuselwitz 14 24: 29 13<br />
18 Rathenow 14 13: 31 7<br />
PrimieraDivision, 10. Spieltag<br />
Real Valladolid−Espanyol 1:1<br />
Girona −RayoVallecano 2:1<br />
Bilbao −Valencia 0:0<br />
Vigo −Eibar 4:0<br />
Levante −Leganes 2:0<br />
Atlético −S.Sebastian 2:0<br />
Getafe −Betis 2:0<br />
Barcelona −Real Madrid 5:1<br />
Alaves−Villarreal 2:1<br />
Sevilla−SDHuesca So., 20.45<br />
1 Barcelona 10 28: 12 21<br />
2 Alaves 10 14: 9 20<br />
3 Atlético 10 12: 5 19<br />
4 Espanyol 10 14: 8 18<br />
5 Sevilla 9 20: 12 16<br />
6 Real Valladolid 10 9: 7 16<br />
Premier League, 10. Spieltag<br />
Brighton−Wolverhampton Wanderers 1:0<br />
FC Fulham −B'mouth 0:3<br />
Liverpool −Cardiff City 4:1<br />
S'ampton −Newcastle 0:0<br />
Watford −Huddersfield 3:0<br />
Leicester−West Ham 1:1<br />
Burnley−Chelsea 0:4<br />
Crys. Pal.−Arsenal 2:2<br />
ManUtd−Everton 2:1<br />
Tottenham −ManCity Mo., 21.00<br />
1 Liverpool 10 20: 4 26<br />
2 Chelsea 10 24: 7 24<br />
3 ManCity 9 26: 3 23<br />
4 Arsenal 10 24: 13 22<br />
5 Tottenham 9 16: 7 21<br />
6 B'mouth 10 19: 12 20<br />
Tennis<br />
WTAFinals in Singapur<br />
Finale: Jelena Switolina (Ukraine/Nr.6)-Sloane<br />
Stephens (USA/Nr.5)3:6, 6:2, 6:2<br />
ATP-Turnier in Basel<br />
Finale: Roger Federer (Schweiz/Nr.1)-Marius<br />
Copil (Rumänien) 7:6 (7:5, 6:4<br />
Halbfinale: Copil -Alexander Zverev(Hamburg/Nr.2)6:3,<br />
6:7 (6:8), 6:4<br />
Basketball<br />
Alba −Ludwigsburg 86:80<br />
Ulm −Gießen 91:92<br />
Bamberg −MBC 88:73<br />
Jena −Bonn 82:70<br />
Oldenburg−Frankfurt 91:69<br />
Bremerhaven−Bayern 72:89<br />
Vechta −Braunschweig 87:79<br />
Göttingen−Crailsheim Merlins 93:80<br />
Würzburg −Bayreuth So., 18.00<br />
1 Bayern 5 440: 367 10: 0<br />
2 Alba 4 405: 285 8: 0<br />
3 Oldenburg 4 379: 299 8: 0<br />
4 Bamberg 4 358: 332 8: 0<br />
5 Göttingen 5 440: 380 8: 2<br />
6 Gießen 5 447: 435 8: 2<br />
7 Bonn 5 416: 416 6: 4<br />
8 Bayreuth 3 245: 238 4: 2<br />
9 Jena 4 296: 347 4: 4<br />
10 Vechta 5 409: 429 4: 6<br />
11 Ludwigsburg 5 396: 398 4: 6<br />
12 Bremerhaven 5 400: 424 4: 6<br />
13 Frankfurt 4 297: 329 2: 6<br />
14 Crailsheim Merlins 5 427: 471 2: 8<br />
15 Würzburg 3 248: 260 0: 6<br />
16 Ulm 4 341: 370 0: 8<br />
17 Braunschweig 5 350: 427 0:10<br />
18 MBC 5 384: 471 0:10<br />
Eishockey<br />
Wolfsburg −Bre'haven 3:6<br />
München−Iserlohn 6:2<br />
Mannheim −Straubing 6:1<br />
DEG−Schwen'gen 4:0<br />
Krefeld−Ingolstadt 4:7<br />
Eisbären −Nürnberg 5:4<br />
Augsburg −Köln 4:1<br />
1. Adler Mannheim 15 56:32 36<br />
2. ERC Ingolstadt 15 53:32 31<br />
3. Red Bull München 15 49:38 30<br />
4. Düsseldorfer EG 15 51:37 29<br />
5. Augsburger Panther 15 40:33 28<br />
6. Eisbären Berlin 15 42:40 24<br />
7. Bremerhaven 15 45:46 22<br />
8. Straubing Tigers 15 40:46 21<br />
9. Iserlohn Roosters 15 58:60 20<br />
10. Krefeld Pinguine 14 45:50 20<br />
11. Kölner Haie 14 31:36 19<br />
12. Nürnberg Ice Tigers 15 44:52 13<br />
13. Grizzlys Wolfsburg 15 30:54 12<br />
14. Schwenningen 15 21:49 7<br />
Handball<br />
EM-Qualifikation, Gruppe 1, 2. Spieltag<br />
Israel -Polen 25:24 (12:12)<br />
Kosovo -Deutschland 14:30 ( 5:15)<br />
Leichtathletik<br />
Deutsche Meisterschaft, Marathon<br />
Frauen: 1. Katharina Heinig (Frankfurt/M.)<br />
2:29:55 Std.; 2. Stefanie Doll (Kirchzarten)<br />
2:37:59; 3. Nora Kusterer (Oberreichenbach)<br />
2:40:11<br />
Männer: 1. Arne Gabius (Stuttgart) 2:11:45 Std.;<br />
2. Lorenz Baum (Tübingen) 2:21:40; 3. Jochen<br />
Uhrig (Weinheim) 2:23:03
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
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Sport<br />
Plötzlich<br />
ist der Beste<br />
weg<br />
Rippenverletzung von Siva<br />
wird für Alba zum Problem<br />
VonChristian Kattner<br />
Der Trainer hatte bereits nach<br />
dem Spiel so eine Vorahnung.<br />
„Ich hoffe nur, dass die Rippenverletzung<br />
bei Peyton Siva nicht allzu<br />
schlimm ist“, sagte Aito Garcia Reneses,umnoch<br />
einen Nebensatz anzufügen:<br />
„Ansonsten haben wir ein<br />
Problem.“ Nun kann man darüber<br />
diskutieren, ob eine gebrochene<br />
Rippe und leicht verletzte Lunge, so<br />
lautet die offizielle Diagnose,<br />
schwere Verletzungen sind. Fakt ist,<br />
dass Peyton Siva mehrere Wochen<br />
ausfallen und Alba Berlin damit ein<br />
Problem haben wird.„Erwar in einer<br />
super Form“, sagte Marco Baldi, „er<br />
ist für uns ein zentraler Spieler, sein<br />
Ausfall ist schwer zu kompensieren.“<br />
Der Alba-Geschäftsführer spricht<br />
mit Blick auf dieVerletzung des Alba-<br />
Regisseurs aber auch von etwas<br />
Glück, denn die Lunge hätte auch<br />
noch stärker in Mitleidenschaft gezogen<br />
werden können. Beim harterkämpften<br />
86:80-Sieg am Freitagabend<br />
gegen Ludwigsburghatte Siva<br />
ein Knie von Malcom Hill abgekommen<br />
und wurde unter Schmerzendirekt<br />
ins Krankenhaus gebracht. Jonas<br />
Mattisseck erhielt daraufhin<br />
seine erste Saisonminuten und<br />
machte seine Sache ordentlich. Unaufgeregt<br />
agierte der 18-Jährige in<br />
seinen am Ende knapp acht Minuten<br />
Einsatzzeit, verfehlte zwar seine drei<br />
Würfe aus dem Feld, zeigte allerdings<br />
an der Freiwurflinie keine Nerven<br />
und traf alle vier Versuche.„Das<br />
ist jetzt auch eine Chance für Jonas.<br />
Er kann es, das hat er schon gezeigt.<br />
Mitder Verantwortung kann er auch<br />
weiter wachsen“, sagt MarcoBaldi.<br />
In überragender Form,aber vorerst nicht<br />
spielfähig: Peyton Siva DPA/MAURIZIO GAMBARINI<br />
Neben Mattisseck sollen Stefan<br />
Peno und Martin Hermannsson das<br />
Fehlen von Peyton Siva auffangen.<br />
Eine Nachverpflichtung schließt der<br />
Geschäftsführer aber aus. Auch<br />
wenn die Ärzte gedämpft optimistisch<br />
sind, so sei bei einer solchen<br />
Verletzung die Rückkehr doch absehbar.<br />
Vier Verletzte<br />
Siva ist bereits der vierte Ausfall.<br />
Noch in der Vorbereitung hatte sich<br />
Dennis Clifford verletzt, woraufhin<br />
Clint Chapman nachverpflichtet<br />
wurde.Nach dem ersten Saisonspiel<br />
erwischte es Sommerzugang Johannes<br />
Thiemann, auch Joshiko Saibou<br />
hat lediglich die ersten beiden Saisonspiele<br />
absolviert und musste danach<br />
rausgenommen werden. Bislang<br />
konnte Alba Berlin die Ausfälle<br />
mit Spielern wie Tim Schneider,<br />
FranzWagner und Kenneth Ogbe aus<br />
den eigenen Reihen kompensieren.<br />
Alle vier Spiele in der BBL wurden gewonnen,<br />
im Euro Cup drei von vier<br />
Partien und im BBL-Pokal wurde das<br />
Viertelfinale erreicht. Sportlich lief es<br />
bislang fast überraschend gut, auch<br />
weil Peyton Siva in überragender<br />
Form war.<br />
Hoffnung auf eine baldige Rückkehr<br />
besteht bei Joshiko Saibou, aber<br />
er muss erst wieder seine Form aufbauen.<br />
Bis dahin beschwört Baldi<br />
das Team. „Dafür haben wir die<br />
Breite im Kader“. WeitereVerletzungen<br />
darfesaber nicht geben.<br />
Verbissener Kampf reicht Union am Ende nicht zum Sieg gegen Dynamo.<br />
Mutlos, langsam, sieglos<br />
Das 0:0 gegen zehn passive Dresdner zeigt: Der 1. FC Union kann nur gewinnen, wenn der Gegner mitspielt<br />
VonMax Ohlertund Mathias Bunkus<br />
Der 1. FC Union ist weiterhin<br />
die einzige ungeschlagene<br />
Mannschaft<br />
der zweiten Bundesliga.<br />
Doch beim 0:0 der Eisernen gegen<br />
Dynamo Dresden legten die Gäste<br />
auf beinahe erschreckende Art und<br />
Weise offen, was den Köpenickern<br />
auch nach zehn Spieltagen schmerzlich<br />
fehlt: Die Fähigkeit, ein Spiel<br />
selbst aufzuziehen, wenn der Gegner<br />
kein Interesse daran hat, die Partie<br />
zu gestalten und lieber kontert.<br />
Neun Abwehrspieler und Koné<br />
VonDoris Henkel, Singapur<br />
Tordes Monats: Vordem Spiel gegen<br />
Dynamo Dresden wurde Stürmer Sebastian<br />
Polter für seinen Treffer gegenHolstein Kiel<br />
geehrt. Beim ersten Pflichtspieleinsatz nach<br />
seiner langen Verletzung hatte Polter in der<br />
letzten Sekunde des Spiels per Fallrückzieher<br />
zum 2:0-Endstand getroffen. Das letzte eiserne<br />
Tordes Monats ging 2011 an Silvio.<br />
So erlebte Unions Trainer Urs Fischer,der<br />
Joshua Mees und KenReichel<br />
für Marcel Hartel und Christopher<br />
Lenz aufgeboten hatte,von Beginn<br />
an tief stehende Dresdner, die<br />
sich bereits in den Anfangsminuten<br />
mit fünf Abwehrspielern und phasenweise<br />
vier Mittelfeldspielern am<br />
eigenen Strafraum verschanzten. Lediglich<br />
Stürmer Moussa Koné lauerte<br />
ein wenig abseits des Geschehens<br />
auf Zuspiele.<br />
So sah sich Akaki Gogia in Ballbesitz<br />
plötzlich vonfünf Gegenspielern<br />
umstellt, so suchte Grischa Prömel<br />
sein Heil im Rückpass auf den Hintermann,<br />
weil der Weg nach vorne<br />
konsequent blockiert war. Und so<br />
hatte Union im gesamten Spielverlauf<br />
große Probleme mit den früh anlaufenden<br />
Gästen, die jeden Ansatz<br />
eines Köpenicker Spielaufbaus im<br />
Keim erstickten.<br />
Hätte man den 22 012 Zuschauern<br />
in der Alten Försterei einen Tipp gegeben,<br />
dass zwei Distanzschüsse (10.,<br />
15.), die jeweils nach einem Eckball<br />
das Tordeutlich verfehlten, die auf<br />
lange Zeit besten Chancen bleiben<br />
würden, wäre der eine oder andere<br />
womöglich schon früher nach Hause<br />
gefahren, hätte den grauen Sonntag<br />
bei Frau und Kind verbracht.<br />
Doch die Fans blieben eisernund<br />
durften nach 34 zähen Minuten auf<br />
etwas Bewegung im Spiel hoffen, als<br />
Schiedsrichter Sven Jablonski Dresdens<br />
Jannis Nikolaou Gelb-Rot<br />
zeigte und die Gäste nur noch zu<br />
zehnt mauernkonnten.<br />
DOPPELTE EHRUNG<br />
Ex-Mitarbeiter des Monats: In der<br />
Halbzeitpause bekam der frühere Unioner<br />
Toni Leistner,mittlerweile Kapitän des<br />
Londoner Zweitligisten Queens Park Rangers,<br />
noch eine gebührende Verabschiedung.In<br />
der Vorsaison war diese aufgrund der prekären<br />
sportlichen Lageder Eisernen zunächst<br />
ausgefallen.<br />
Doch es wurde noch schlimmer.Dynamo<br />
schloss den eigenen Strafraum<br />
endgültig zu und die Unioner versammelten<br />
sich vor dem sächsischen<br />
Abwehrwall, ohne aber Ideen<br />
zu finden, die Festung zu stürmen.<br />
Immer wieder animierte Mittelfeldmotor<br />
Felix Kroos verzweifelt seine<br />
Mitspieler, bei Dresdner Ballbesitz<br />
aggressiver aufzurücken, um die<br />
Gäste zu Fehlern zudrängen −erfolglos.„Wenn<br />
wir zuhause in Überzahl<br />
spielen, müsste es eigentlich<br />
eine Torchance nach der anderen geben“,<br />
klagte Abwehrmann Marvin<br />
Friedrich nach dem Spiel.<br />
Fast eine Stunde lang ließ Trainer<br />
Urs Fischer das offensive Elend zu,<br />
ehe er reagierte und mit Suleiman<br />
Abdullahi und Robert Zulj für Mees<br />
Das Jahr der lang gehegten Träume<br />
Der Sieg von Jelena Switolina bei den WTAFinals fügt sich perfekt in diese Tennissaison<br />
Normalerweise sind ihre Freudenschreie<br />
nach einem Sieg<br />
nicht zu überhören, diesmal ging sie<br />
still zu Boden. Mit einem hart erkämpften<br />
Sieg in drei Sätzen gegen<br />
Sloane Stephens (3:6, 6:2, 6:2) gewann<br />
Jelena Switolina aus der<br />
Ukraine bei denWTAFinals in Singapur<br />
den bisher größten Titel ihrer<br />
Karriere. Die besiegte Amerikanerin<br />
hatte völlig recht, als sie bei der Siegerehrung<br />
meinte, Switolina sei<br />
nicht nur eine großartige Spielerin,<br />
sondern vor allem eine tolle Wettkämpferin.<br />
Sie setzte sich in vier ihrerfünf<br />
Spiele in dieserWoche in drei<br />
Sätzen durch, darunter in den beiden<br />
längsten und härtesten Partien<br />
des Turniers.<br />
Und sie ist offenbar die Frau für<br />
die entscheidenden Momente. Von<br />
15 Finals ihrer Karriere gewann sie<br />
13, davon allein vier in diesem Jahr,<br />
in Brisbane, Dubai, Rom und nun<br />
zum Schluss mit Gold- und Silberkonfetti<br />
beregnet in Singapur. Stephens<br />
und Switolina waren ohne<br />
Niederlage in der Vorrunde im Halbfinale<br />
gelandet, beide wurden am<br />
Samstag in drei Sätzen getestet, und<br />
wer das am Ende einer langen, harten<br />
Saison in großer Form übersteht,<br />
der gehörtinder Tatzuden<br />
allerbesten Athletinnen.<br />
Was Jelena Switolina<br />
jetzt noch fehlt, das ist ein<br />
Triumph bei einem Grand-<br />
Slam-Turnier, aber vielleicht<br />
läuft die Sache ja<br />
ähnlich wie bei Caroline<br />
Wozniacki, die im vergangenen<br />
Jahr in Singapur gewann<br />
und dann zu Beginn<br />
des neuen Jahres auch bei<br />
den Australian Open.<br />
Es war ein Jahr, indem sich lang<br />
gehegte Träume erfüllten, vor allem<br />
auf der ganz großen Bühne. InMelbourne<br />
kehrte Wozniacki mit ihrem<br />
langersehnten ersten Grand-Slam-<br />
Titel an die Spitze der Weltrangliste<br />
zurück, und in Paris bewies Simona<br />
Halep sich und der Welt, dass sie die<br />
Rückschläge der Vergangenheit<br />
überwunden hatte. In Wimbledon<br />
lag Angelique Kerber platt vor<br />
Freude auf dem Rasen, und in New<br />
York war Naomi Osaka selbst voneinem<br />
gestressten Gewitter namens<br />
Serena Williams nicht zu<br />
stoppen. Eine Ebene darunter<br />
gewann Sloane Stephens<br />
den Titel bei den<br />
Miami Open bei der letzten<br />
Auflage in Key Biscayne,<br />
Switolina siegte in<br />
DPA/PAUL MILLER<br />
Dubai, Brisbane und Rom.<br />
Die Spielerinnen und<br />
Am allerbesten:<br />
Jelena Switolina<br />
erst recht alle ehemaligen<br />
Stars wie Billie Jean King,<br />
Martina Navratilova oder<br />
Chris Evert, die als Repräsentantinnen<br />
in das Turnier eingebunden<br />
sind, wären auch im kommenden<br />
Jahr gernnach Singapur gekommen,<br />
die vielleicht westlichste Stadt des<br />
Fernen Ostens. Doch die WTA<br />
konnte dem laut vernehmbaren Ruf<br />
des Geldes aus China nicht widerste-<br />
und Schmiedebach frische Offensivkräfte<br />
brachte. 18 Minuten später<br />
durfte dann mit Sebastian Polter<br />
auch der Spieler ran, der über den<br />
Matchplan hinaus stets seine eigene<br />
Spielweise einbringt und den Gegner<br />
mit unberechenbarem Stil immer<br />
vorProbleme stellen kann.<br />
Zwölf Minuten Gefahr<br />
BERND KÖNIG<br />
Zwölf Minuten vor Schluss, mit nun<br />
drei zentralen Stürmern, fanden die<br />
Köpenicker so noch etwas Courage.<br />
Undbeinahe hätte sich die Partie gegen<br />
Holstein Kiel wiederholt, als<br />
Last-Minute-Knipser Grischa Prömel<br />
–wer sonst –inder 83. Minute<br />
aus dem Nichts an den Pfosten<br />
schoss. Der folgende Kopfball von<br />
Abduhallhi wurde per Glanzparade<br />
von Dynamo-Keeper Schubert gehalten.<br />
In der 90+3. Minute schoss<br />
Gogia an denselben Pfosten. Es<br />
sollte einfach nicht sein.<br />
Vielleicht war es aber auch gut so,<br />
der Augenöffner zum rechten Zeitpunkt.<br />
Denn wie schon in den Spielen<br />
gegen Kiel oder auch Duisburg,<br />
hätten am Ende wohl wieder die drei<br />
Punkte von der Tatsache abgelenkt,<br />
dass Union im Spielaufbau gegen<br />
Konterteams seit Saisonbeginn<br />
echte Schwierigkeiten hat. Entsprechend<br />
geknickt zeigte sich auch Trainer<br />
Fischer: „Ich bin wirklich enttäuscht<br />
über die Artund Weise unseresAuftritts.“<br />
Nicht nur er ...<br />
hen, wo nun in Shenzhen zehn Jahre<br />
lang um den Titel gespielt werden<br />
soll. Ob das Publikum in China zahlreicher<br />
erscheinen und engagierter<br />
mitgehen wirdals die in Grenzen leidenschaftlichen<br />
Gäste in Singapur?<br />
Bei den meisten Spielen war die<br />
Halle auch in diesem Jahr nicht annähernd<br />
so gut besucht wie während<br />
des Finales, und das Ganze hält keinem<br />
Vergleich mit dem ATP-Tour-Finale<br />
in London im November stand,<br />
wo die deutlich größere O2 Arena<br />
fast bei jeder Session ausverkauft ist.<br />
Irgendwie wäre eslogisch, wenn<br />
das Tennisjahr der Frauen mit den<br />
WTA Finals abgeschlossen wäre,<br />
aber das wirderst ab 2019 so sein. Ab<br />
Dienstag wirdnoch fünf Tage lang in<br />
Zhuhai (China) um die WTA Elite<br />
Trophy gespielt, für die Spielerinnen<br />
der Weltranglistenplätzeneun bis 19<br />
qualifiziert sind. Dazu gehört auch<br />
Julia Görges,die mit den besten Erinnerungen<br />
nach China flog −imvergangenen<br />
Jahr gewann sie den allerletzten<br />
Titel der Saison.<br />
Kaderprämie<br />
ist erst der<br />
Anfang<br />
Der Staat zahlt den Athleten<br />
mindestens 3000 Euro<br />
Deutschlands Spitzenathleten erhalten<br />
erstmals breit angelegte<br />
direkte Finanzhilfe vom Staat. Nach<br />
monatelangen Beratungen mit Institutionen<br />
aus dem Sportgab das Bundesinnenministerium<br />
(BMI) grünes<br />
Licht für die Zahlung von 3,5 Millionen<br />
Euro zur direkten Athletenförderung<br />
aus dem Bundeshaushalt<br />
2018. Empfangsberechtigte Kaderathleten<br />
erhalten vorbehaltlich der<br />
noch ausstehenden Genehmigung<br />
des Finanzministeriums bis Jahresfrist<br />
über die Deutsche Sporthilfe<br />
eine Einmalzahlung in Höhe von<br />
mindestens 3000 Euro.<br />
Max Hartung, Vorsitzender der<br />
DOSB-Athletenkommission und<br />
Präsident des Vereins Athleten<br />
Deutschland, begrüßt die sogenannte<br />
„Kaderprämie 2018“. „Viele<br />
von uns Athleten können sich bislang<br />
nicht ohne finanzielle Sorgen<br />
auf ihren Sport konzentrieren. Die<br />
zusätzliche Förderung ist ein ganz<br />
wichtiges Signal in unsereRichtung –<br />
es bewegt sich etwas. Eszeigt auch,<br />
dass es lohnt, sich zu engagieren“,<br />
sagte Hartung. „Wir sind sehr froh,<br />
dass nach zwei Jahren Überzeugungsarbeit<br />
erstmals eine solche<br />
Förderung möglich geworden ist.“<br />
Monatelange Diskussion<br />
Bezugsberechtigt sind die Athleten<br />
im Olympiakader und Perspektivkader<br />
der Spitzenverbände des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes<br />
(DOSB) sowie des Deutschen Behindertensportverbandes<br />
(DBS) im A-<br />
und B-Kader.Allerdings lediglich nur<br />
Sportler, die nicht Inhaber von<br />
Sportförderstellen bei Bundeswehr<br />
oder Bundespolizei sind und deren<br />
Vorerst zufrieden: Athletensprecher Max<br />
Hartung will weiterkämpfen. DPA/HENNING KAISER<br />
Gesamteinkünfte 2018 nicht 45 000<br />
Euro übersteigen. Athleten aus<br />
nicht-olympischen Sportarten erhalten<br />
kein Geld.<br />
Vorallem wegen des eng gefassten<br />
Kreises der Empfänger hatte es<br />
über die Prämie monatelange Diskussionen<br />
zwischen Vertretern aus<br />
Sportund BMI gegeben. Dienun erzielte<br />
Einigung für das Jahr 2018 sei<br />
„Chance und Herausforderung zugleich,<br />
um die Athletenförderung<br />
aus staatlichen Mitteln fest zu verankern“,<br />
hieß es in einem von Sporthilfe-Chef<br />
Michael Ilgner,der DOSB-<br />
Vorstandsvorsitzenden Veronika Rücker<br />
und Hartung unterschriebenen<br />
Brief an Athleten- und Verbandsvertreter.<br />
Die gemeinsamen Bemühungen<br />
um den „Mittelaufwuchs für die direkte<br />
Athletenförderung haben sich<br />
als erfolgversprechender Wegerwiesen,<br />
der konzeptionell gemeinsam<br />
mit dem BMI weiterentwickelt werden<br />
soll“, hieß es in dem Brief weiter.<br />
DerDOSB hatte für den Haushalt<br />
2019 eine Aufstockung der direkten<br />
Athletenförderung auf 7,8 Millionen<br />
Euro gefordert. „Ziel muss es nun<br />
sein, die direkte Zuwendungen an<br />
die Athleten durch den Bund dauerhaft<br />
in die Förderung der Sporthilfe<br />
zu integrieren“, sagte Hartung.<br />
Die Höhe der Einmalzahlung für<br />
2018 richtet sich nach der Zahl der<br />
Antragsteller. Alle antragsberechtigten<br />
Athleten sollen dieselbe Summe<br />
erhalten.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 19 *<br />
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Sport<br />
Fortuna Düsseldorf<br />
BUNDESLIGA<br />
VfB Stuttgart<br />
Es ist noch kein Zauberer<br />
vom Himmel gefallen<br />
Würde Friedhelm Funkel<br />
in einem Western mitspielen,<br />
dann wäre erder alternde<br />
Revolverheld. Etwa so<br />
wie Clint Eastwood in „Erbarmungslos“,<br />
am Anfang,<br />
als er ahnt, dass seine beste<br />
Zeit vorbei ist.<br />
Dazu passt die<br />
Aussage von Fortuna<br />
Düsseldorfs<br />
Klubchef Robert<br />
Schäfer: „Der Trainer<br />
sitzt fest im<br />
Sattel.“ Klingt gefährlich,<br />
und natürlich<br />
weiß das<br />
auch Funkel aus<br />
seiner reichhaltigen<br />
Erfahrung mit sechs<br />
Bundesligaaufstiegen (Rekord)<br />
und fünf Abstiegen.<br />
Dass er die sechsteVersetzung<br />
ins Unterhaus von der<br />
Bank aus erleben wird,<br />
scheint unwahrscheinlich,<br />
schaut er doch schon jetzt<br />
meist drein wie Gary Cooper<br />
kurzvor dem Mittagessen.<br />
Dabei kann man dem 64-<br />
Jährigen kaum etwas vorwerfen,<br />
und dass die Lage mit einem<br />
anderen Coach besser<br />
werden könnte, glauben<br />
nicht einmal die größten Op-<br />
Friedhelm Funkel<br />
hofft auf Hilfe. GETTY<br />
timisten in der Stadt des Aufsteigers,<br />
dem schlicht die<br />
Qualität für die Bundesliga<br />
zu fehlen scheint. Die Situation<br />
sei ja nicht vomHimmel<br />
gefallen, sagt Funkel und<br />
klingt wie 2009, als er bei<br />
Hertha BSC eine<br />
ähnliche Lage vorfand.<br />
„Der Gegner<br />
muss spüren, dass<br />
wir da sind“, verlangte<br />
er nach dem<br />
desaströsen 1:7 in<br />
Frankfurt, doch am<br />
Sonnabend spürte<br />
der auch nicht gerade<br />
baumausreißende<br />
VfL Wolfsburg<br />
bei seinem 3:0-Sieg in<br />
Düsseldorf höchstens ein<br />
laues Lüftchen.<br />
„Wir sind in einer Phase,<br />
wo es nicht gut läuft, wir<br />
nicht die richtigen Entscheidungen<br />
treffen und kein<br />
Spielglück haben“, analysierte<br />
der Trainer. Besser<br />
kann man Abstieg nicht definieren.<br />
„Wir sind keine Zauberer“,<br />
sagte Funkel noch.<br />
Wobei −einen passablen Albus<br />
Dumbledore in einem<br />
Harry-Potter-Remake würde<br />
er zur Notabgeben. (mali.)<br />
Verein Sp S U N Tore Punkte<br />
1 Bor.Dortmund 9 6 3 0 29: 10 21<br />
2 München 9 6 1 2 17: 10 19<br />
3 M'gladbach 9 5 2 2 20: 12 17<br />
4 SV Werder Bremen 9 5 2 2 17: 14 17<br />
5 RB Leipzig 9 4 4 1 16: 9 16<br />
6 Hertha BSC 9 4 4 1 15: 10 16<br />
7 Eintr.Frankfurt 9 4 2 3 20: 13 14<br />
8 Hoffenheim 9 4 1 4 18: 13 13<br />
9 FC Augsburg 9 3 3 3 16: 14 12<br />
10 VfL Wolfsburg 9 3 3 3 14: 14 12<br />
11 SC Freiburg 9 3 3 3 13: 15 12<br />
12 Leverkusen 9 3 2 4 15: 17 11<br />
13 Mainz 05 9 2 3 4 5: 10 9<br />
14 Nürnberg 9 2 3 4 9: 20 9<br />
15 FC Schalke04 9 2 1 6 5: 11 7<br />
16 Hannover96 9 1 3 5 11: 18 6<br />
17 VfB Stuttgart 9 1 2 6 6: 21 5<br />
17 Düsseldorf 9 1 2 6 6: 21 5<br />
10. Spieltag,2.bis 4. November<br />
VfB Stuttgart-Frankfurt Fr.,20.30<br />
München -SCFreiburg Sa., 15.30<br />
FC Schalke04-Hannover96Sa., 15.30<br />
Leverkusen -Hoffenheim Sa., 15.30<br />
FC Augsburg -Nürnberg Sa., 15.30<br />
VfL Wolfsburg -Dortmund Sa., 15.30<br />
Hertha BSC -RBLeipzig Sa., 18.30<br />
M’gladbach -Düsseldorf So., 15.30<br />
Mainz 05 -Werder Bremen So., 18.00<br />
Torjäger:<br />
7Tore: Alcácer (Dortmund), Jovic (Frankfurt)<br />
6Tore: Duda (Hertha), Haller (Frankfurt)<br />
5Tore: Finnbogason (Augsburg), Hazard<br />
(M’gladbach), Lewandowski (FC Bayern),<br />
Pléa (M’gladbach), Reus (Dortmund)<br />
4Tore: u. a. Ibisevic (Hertha), Eggstein<br />
(Bremen), Hofmann (M’gladbach)<br />
Fußhöhe<br />
gleich Tragweite<br />
Dass die TSGHoffenheim<br />
gut Fußball spielen<br />
kann, ist inzwischen sogar in<br />
Manchester bekannt, und<br />
dass der VfB Stuttgart mehr<br />
Probleme als Spieler im Kader<br />
hat, ist ebenfalls kein Geheimnis.<br />
Deshalb hatte Markus<br />
Weinzierl für das Vorgehen<br />
von Frank Willenborg<br />
überhaupt kein Verständnis.<br />
„Der Schiedsrichter muss<br />
sich über die Tragweite seiner<br />
Entscheidung bewusst<br />
sein“, polterte der Stuttgarter<br />
Trainer los, weil: „Schon mit<br />
elf Mann ist es brutal gegen<br />
die TSG.“ Ach, du ungerechte<br />
Fußballwelt.<br />
Anstatt dem Schiedsrichter<br />
hätte der 43-Jährige diesen<br />
Hinweis jedoch besser<br />
seinem Linksverteidiger<br />
Emiliano Insua zugeflüstert.<br />
Der Argentinier wurde nach<br />
einem rüden Einsteigen mit<br />
einer Roten Karte indie Kabine<br />
verabschiedet.<br />
Zu zehnt gab es dann<br />
richtig auf die Mütze, was<br />
aber nicht Willenborg anzulasten<br />
ist, der mit Hilfe der<br />
aufmerksamen Videostudenten<br />
Bibiana Steinhaus<br />
und Robert Kempter seinen<br />
Job machte. Dass Insua zuvor<br />
noch nie durch ähnliche<br />
Macht es dem Schiedsrichter<br />
einfach: Emiliano Insua IMAGO<br />
Kampftechnik aufgefallen<br />
war, sein bis dato einziger<br />
Platzverweis (Gelb-rot) sieben<br />
Jahre zurückliegt und es<br />
sein erstes Foul in der Partie<br />
war, dient genauso wenig als<br />
Entschuldigung wie die Tatsache,dass<br />
noch 82 Minuten<br />
zu spielen waren, als er Pavel<br />
Kaderabek seine Stollen vor<br />
das Gesicht hielt.<br />
WasWeinzierl anders sah:<br />
„Ich hätte die Rote Karte<br />
nicht gegeben“, sagte er.Das<br />
ist denn auch der Grund,<br />
weshalb er nicht Schiedsrichter<br />
ist, sondern Coach.<br />
Undzwar einer mit zwei 0:4-<br />
Pleiten seit der Amtsübernahme<br />
beim VfB.(mbo.)<br />
Borussia Mönchengladbach<br />
Effizientester Verlierer<br />
aller Zeiten<br />
Genau 93 Minuten und 45<br />
Sekunden lang war<br />
Mönchengladbachs Torhüter<br />
Yann Sommer beim SC<br />
Freiburg hervorragend. In<br />
den restlichen 15 Sekunden<br />
hat er die Partie verloren.<br />
Zehn Sekunden nach<br />
dem Anpfiff holte er Luca<br />
Waldschmidt von den Beinen,<br />
Nils Petersen traf per<br />
Strafstoß zum 1:0. Und als<br />
die Gladbacher in der Nachspielzeit<br />
nach Thorgan Hazards<br />
Elfmeter und Waldschmidts<br />
− unhaltbarem –<br />
Effetschuss zum 2:1 wild auf<br />
den Ausgleich drängten,<br />
Yann Sommer lässt Luca Waldschmidt fliegen.<br />
spielte Sommer den Ball genau<br />
in die Füße von Lukas<br />
Höler, der aus 47,5 Metern<br />
flach zum 3:1 ins verlassene<br />
Tortraf.<br />
Den Blitzelfmeter-Rekord<br />
hat sich Sommer trotzdem<br />
nicht geholt. Den hält in der<br />
Bundesliga mit acht Sekunden<br />
seit Februar 2015 der Paderborner<br />
Patrick Ziegler.<br />
Und in England hat Blaine<br />
Hudson von Witton Albion<br />
schon mal nach 6,18 Sekunden<br />
zugelangt. Dafür ist der<br />
15-Sekunden-Sommer jetzt<br />
der effizienteste Loser der<br />
Fußballgeschichte. (mali.)<br />
DPA/PATRICK SEEGER<br />
Herrlich beflügelt<br />
Ist Bellarabi nicht ein herrlicher Vogel? Mitseinen<br />
Tattoo-Flügeln auf den Armen hat er<br />
Bayer Leverkusen in Bremen zum Höhenflug<br />
verholfen. Denn der Werksklub,der zuletzt öfter<br />
Bruchlandungen hinlegte, siegte bei den Überfliegernmit<br />
6:2 und fügte den Grün-Weißen, die<br />
vogelwild agierten, die erste Heimniederlage seit<br />
GETTY<br />
einem Jahr zu. Trainer Heiko Herrlich brachte<br />
den gebürtigen <strong>Berliner</strong> Karim Bellarabi erstmals<br />
von Beginn an. Der bereitete das erste Tor<br />
vor, am 2:0 war er beteiligt, das 3:0 besorgte er<br />
selbst. Werder hoffte nach einem Doppelschlag.<br />
Aber Leverkusen flog auf und davon. Das 6:2<br />
passierte Sebastian Langkamp; ein Eigentor.<br />
FC Bayern München<br />
„Eins, zwei oder drei, letzte<br />
Chance...“<br />
Jahrelang waren die Bayern<br />
die unangefochtene Nummer<br />
eins im deutschen Fußball.<br />
IhrSpiel war erstklassig.<br />
ihre Mannschaft mit Nationalspielern<br />
gespickt, die ihrerseits<br />
die „Nummer eins<br />
der Welt“ prägten.<br />
Doch trotz des 2:1-Sieges<br />
beim FSV Mainz 05 und dem<br />
wenigstens vorübergehenden<br />
Sprung auf den zweiten<br />
Tabellenrang, offenbarten<br />
die Münchner auch beim<br />
dritten Sieg im dritten Spiel<br />
nach der verheerenden Menschenrechts-Pressekonferenz<br />
ihrer Führungsetage,<br />
dass sie aktuell −bei allem<br />
Respekt − bestenfalls mit<br />
eben dieser Schulnote drei<br />
zu bewerten sind: Befriedigend.<br />
„Befriedigend“ ist das<br />
perfekte Prädikat für das<br />
Spiel des FCB im Herbst<br />
2018. Nicht spektakulär, wie<br />
unter Pep Guardiola. Nicht<br />
zielstrebig und fokussiert,<br />
wie unter Jupp Heynckes.<br />
Nicht sehr gut, nicht gut −<br />
befriedigend.<br />
Die Spieler von Trainer Niko<br />
Kovac tun weitestgehend,<br />
wie von ihnen erwartet.<br />
Pflichtsieg gegen AEK Athen<br />
in der Champions League?<br />
Erledigt. Auswärtsdreier in<br />
Mainz? Wird gemacht. Dass<br />
keines dieser Spiele jemals<br />
im kollektiven Gedächtnis<br />
der beeindruckenden bajuwarischen<br />
Fußballgeschichte<br />
hängen bleiben<br />
wird−geschenkt. Oder?<br />
Aber wie lange kann der<br />
Rekordmeister dem eigenen<br />
Anspruch auf den Status als<br />
Nummer eins in Deutschland<br />
mit solch pragmatischem<br />
Fußball gerecht werden?<br />
Vorallem in Anbetracht<br />
dessen, dass rund 600 Kilometer<br />
nordwestlich von<br />
München, in Dortmund, der<br />
Angriffsfußball schon wieder<br />
neu erfunden wird.<br />
Wie soll die Saison und<br />
das Spiel des FC Bayern<br />
München am Ende bewertet<br />
werden? Sehr gut, gut −oder<br />
eben doch nur befriedigend?<br />
„Eins, zwei oder drei, letzte<br />
Chance ...“ (moh.)<br />
NEUNTER SPIELTAG<br />
1:2 (0:1)<br />
MAINZ– BAYERN<br />
1:2 (0:1)<br />
HANNOVER–AUGSBURG<br />
2:2 (1:1)<br />
DORTMUND–HERTHA BSC<br />
2:6 (0:3)<br />
BREMEN–LEVERKUSEN<br />
0:3 (0:1)<br />
DÜSSELDORF–WOLFSBURG<br />
3:1 (1:1)<br />
FREIBURG–GLADBACH<br />
1:1 (0:0)<br />
NÜRNBERG–FRANKFURT<br />
4:0 (0:0)<br />
HOFFENHEIM–STUTTGART<br />
0:0 (0:0)<br />
LEIPZIG–SCHALKE 04<br />
Mainz: Florian Müller -Brosinski,<br />
Bell, Niakhate, Martin -<br />
Kunde (68. Quaison) -Gbamin,<br />
Latza (83. Maxim -Öztunali,<br />
Mateta (69. Ujah), Boetius<br />
Bayern München: Neuer -Kimmich,<br />
Süle, Jerome Boateng,<br />
Alaba -Martinez -Goretzka (55.<br />
Sanches), Thiago-Thomas Müller<br />
(84. Rafinha), Lewandowski,<br />
Gnabry(57. Ribery)<br />
SR: Osmers (Hannover)<br />
ZS: 33 305 (ausverkauft)<br />
Tore: 0:1 Goretzka (39.), 1:1<br />
Boetius (48.), 1:2 Thiago(62.)<br />
Gelbe Karten: Martin (2), Öztunali<br />
(2), Ujah -Martinez<br />
Hannover: Esser -Elez (65. Weydandt),Anton,Wimmer<br />
-Bebou,<br />
Schwegler (46. Muslija), Walace,<br />
Albornoz -Haraguchi -<br />
Wood, Füllkrug<br />
Augsburg: Luthe -Schmid, Gouweleeuw,Hinteregger,Max<br />
-<br />
Khedira, Baier -Richter (46.<br />
Gregoritsch), Koo (68. Jensen),<br />
Hahn -Finnbogason (75.<br />
Danso)<br />
Schiedsrichter:Kampka (Mainz)<br />
Zuschauer:37600<br />
Tore: 0:1 Khedira (8.), 0:2 Finnbogason<br />
(63., Handelfmeter<br />
nach Videobeweis), 1:2 Bebou<br />
(72.)<br />
Gelbe Karten: Haraguchi, Muslija<br />
-Richter,Baier (3), Danso<br />
Dortmund: Bürki -Piszczek<br />
(90.+2 Toprak), Diallo, Zagadou,<br />
Hakimi -Witsel, Dahoud -<br />
Sancho (72. Pulisic), Reus, Guerreiro<br />
(80. Larsen) -Götze.<br />
Hertha BSC: Jarstein -Stark,<br />
Lustenberger,Rekik -Lazaro,<br />
Arne Maier,Mittelstädt -Skjelbred<br />
(46. Darida), Duda (71.<br />
Dilrosun) -Ibisevic (57. Selke),<br />
Kalou.<br />
Schiedsrichter:Stegemann<br />
(Niederkassel)<br />
Zuschauer:81000<br />
Tore: 1:0 Sancho (27.), 1:1 Kalou<br />
(41.), 2:1 Sancho (61.), 2:2<br />
Kalou (90.+1, Foulelfmeter)<br />
Gelbe Karten: Hakimi, Zagadou<br />
-Ibisevic (2), Lazaro (2), Lustenberger<br />
Bremen: Pavlenka -Veljkovic,<br />
Langkamp, Friedl (46. Pizarro) -<br />
Gebre Selassie, Sahin (70. Rashica),Augustinsson<br />
-Maximilian<br />
Eggestein, Klaassen -Osako(79.<br />
Möhwald), Kruse.<br />
Leverkusen: Hradecky -Tah, Sven<br />
Bender,Dragovic -Weiser,Havertz<br />
(81.Alario), Lars Bender (59.<br />
Kohr),Wendell -Bellarabi (52.<br />
Bailey),Volland, Brandt.<br />
SR: M. Fritz (Korb), ZS: 40 400<br />
Tore: 0:1Volland (8.), 0:2 Brandt<br />
(38.), 0:3 Bellarabi (45.), 1:3 Pizarro<br />
(60.), 2:3 Osako(62.), 2:4<br />
Havertz(67.), 2:5 Dragovic (72.),<br />
2:6 Langkamp (77., Eigentor)<br />
Gelbe Karten: Langkamp,Veljkovic<br />
(2) -Volland,Tah<br />
Düsseldorf: Rensing -Zimmer,Ayhan,<br />
Bormuth, Gießelmann -Bodzek<br />
(66. Ducksch) -Matthias Zimmermann,<br />
Morales (78. Barkok) -<br />
Lukebakio (78. Usami), Hennings,<br />
Raman<br />
Wolfsburg: Casteels -William,Tisserand,<br />
Brooks, Roussillon (87. Itter)<br />
-Arnold (84. Rexhbecaj), Gerhardt<br />
-Steffen (84. Malli), Brekalo<br />
-Weghorst, Ginczek<br />
SR: Schlager (Hügelsheim)<br />
Zuschauer:38043<br />
Tore: 0:1Weghorst (41., Handelfmeter),<br />
0:2 Brekalo (73.), 0:3<br />
Ginczek (80.)<br />
GK: Morales (3), Hennings (2),<br />
Gießelmann (2) -William (3),Arnold<br />
(2),Weghorst (3), Brooks<br />
(3), Ginczek (3), Steffen (2)<br />
Freiburg: Schwolow-Kübler,<br />
Gulde, Heintz, Günter -Koch,<br />
Höfler -Haberer (89. Höler),<br />
Frantz (70. Sallai) -Petersen,<br />
Waldschmidt (90.+2 Lienhart)<br />
Mönchengladbach: Sommer -<br />
Lang (79. Traore), Ginter,Elvedi,<br />
Wendt -Strobl (65. Neuhaus) -<br />
Hofmann, Zakaria -Hazard,<br />
Stindl, Plea (46. Herrmann)<br />
Schiedsrichter:Hartmann<br />
(Wangen)<br />
Zuschauer:24000 (ausverkauft)<br />
Tore: 1:0 Petersen (1., Foulelfmeter),<br />
1:1 Hazard (20., Foulelfmeter),<br />
2:1 Waldschmidt<br />
(57.), 3:1 Höler (90.+4)<br />
Gelbe Karten: Frantz -Zakaria<br />
(3)<br />
Nürnberg: Mathenia -Bauer,<br />
Margreitter,Mühl, Leibold -Behrens,<br />
Rhein -Misidjan, Kubo<br />
(88. Erras), Knöll (76. Zrelak) -<br />
Kerk (69. Palacios)<br />
Frankfurt: Trapp -Abraham, Hasebe,<br />
Ndicka -Fernandes -da<br />
Costa, de Guzman (80. Stendera),<br />
Gacinovic (68. Allan),<br />
Kostic -Jovic, Rebic (69. Haller)<br />
Schiedsrichter:Schröder (Hannover)<br />
Zuschauer:42154<br />
Tore: 1:0 Zrelak (78.), 1:1 Haller<br />
(90.+2)<br />
Gelbe Karten: Rhein, Zrelak -<br />
Ndicka, Rebic, Trapp<br />
Hoffenheim: Baumann -Kaderabek<br />
(62. Nordtveit), Vogt, Bicakcic,<br />
Brenet -Grillitsch (40.<br />
Demirbay) -Nelson, Kramaric<br />
(61. Grifo), Zuber -Belfodil, Joelinton<br />
Stuttgart: Zieler -Baumgartl,<br />
Badstuber,Pavard -Gentner,<br />
Ascacibar -Maffeo (75. Beck),<br />
Emiliano Insua -Thommy (85.<br />
BerkayÖzcan) -Gomez (56.<br />
Sarpei), Gonzalez<br />
SR: Willenborg (Osnabrück)<br />
ZS: 30 150 (ausverkauft)<br />
Tore: 1:0 Brenet (48.), 2:0 Joelinton<br />
(51.) 3:0 Belfodil (57.),<br />
4:0 Belfodil (60.)<br />
Rote Karte nach Videobeweis:<br />
Insua wg.groben Foulspiels (8.)<br />
GK: Demirbay-Ascacibar (3)<br />
Leipzig: Gulacsi -Mukiele, Orban,<br />
Upamecano, Halstenberg -<br />
Ilsanker (68. Kampl) -Laimer<br />
(80. Bruma), Demme -Sabitzer<br />
-Poulsen, Timo Werner (80. Augustin)<br />
Schalke: Nübel -Stambouli, Salif<br />
Sane, Nastasic -Bentaleb -<br />
Caligiuri, McKennie, Serdar,<br />
Mendyl (57. Schöpf) -Embolo<br />
(89. Burgstaller), Uth (85.<br />
Skrzybski)<br />
SR: Felix Brych (München)<br />
ZS: 41 939 (ausverkauft)<br />
Tore: Fehlanzeige<br />
Gelbe Karten: Laimer,Timo Werner,Demme<br />
(2) -McKennie (2),<br />
Mendyl (5)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 – S eite 20 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Einen Punkt erkämpft: Fabian Lustenberger,Davie Selke, Salomon Kalou, Arne Maier,Vladimir Darida, und Javairo Dilrosun (v.l.) bejubeln das 2:2 in der Nachspielzeit.<br />
OTTMAR WINTER<br />
„Eine Katastrophe für Hertha BSC“<br />
Manager Michael Preetz und Trainer Pal Dardai verurteilen die Ausschreitungen. Dass ihre Spieler auf dem Rasen glänzen, gerät beinahe zur Nebensache<br />
VonPatrick Berger,Dortmund<br />
Irgendwie war Pal Dardai auch<br />
am Tagdanach noch hin- und<br />
hergerissen. Einerseits war der<br />
Übungsleiter in Diensten von<br />
Hertha BSC natürlich mächtig stolz<br />
auf die Leistung seiner Mannschaft.<br />
In Dortmund, beim turmhohen Favoriten,<br />
erspielten sich die Blau-Weißen<br />
ein 2:2. Ein Resultat mit Nachhall,<br />
das die ohnehin schon breite<br />
Brust des Trainers noch mehr anschwellen<br />
ließ. „Dickes Lob an die<br />
Mannschaft! Respekt! Das war toll!“<br />
Überschwängliches Lob von Dardai<br />
für seine Profis.Doch es gab da auch<br />
diese scheußlichen Szenen, die die<br />
großartige Arbeit vonDardai und Co.<br />
an diesem leider denkwürdigen<br />
Sonnabend in den Hintergrund rücken<br />
ließen.„Ich war so glücklich vor<br />
dem Spiel“, verriet der 42-jährige<br />
Ungar,„weil so viele Fans mitgereist<br />
sind. 4000. Wow! Eine tolle Zahl.<br />
Statt aber über den großen Erfolg,<br />
lese ich leider überall nur von den<br />
Vorfällen. Dasist schade.“<br />
Kurz vordem Anpfiff hatten so genannte<br />
Fans anlässlich des 15-jährigen<br />
Bestehens der linksorientierten<br />
Ultra-Gruppierung „Hauptstadtmafia“<br />
auf der Nordtribüne des Westfalenstadions<br />
Pyrotechnik entzündet<br />
und das Stadion regelrecht vernebelt.<br />
Die Polizei schritt in der zwölften<br />
Minute des Spiels ein, um ein<br />
großes Banner mit der Aufschrift<br />
„Ultras für immer –15Jahre Hauptstadtmafia“<br />
zu entfernen. DieBeamten<br />
vermuteten, dass unter der<br />
Fahne weiteres Pyro-Material versteckt<br />
war. Eskam zu wüsten Schlägereien.<br />
Etwa 30 vermummte Chaoten<br />
gerieten in den Innenraum,<br />
schlugen mit Fahnenstangen auf die<br />
Beamten ein, wollten ihreFlagge zurückgewinnen.<br />
Pfefferspray wurde<br />
eingesetzt. Schlimmer noch: In der<br />
Halbzeitpause gingen die Auseinandersetzungen<br />
unter dem Tribünendach<br />
weiter.Dortwurden zwei große<br />
Sanitäranlagen durch maskierte<br />
Herthaner komplett zerstört und<br />
einschreitende Polizeikräfte mit abgetretenen<br />
Toilettentüren und Sanitärkeramik<br />
angegriffen.<br />
Insgesamt ist es laut Polizei zu 45<br />
verletzten Personen gekommen, 35<br />
mussten nach Pfefferspray-Einsatz<br />
behandelt werden. Einige Personen<br />
wurden zur Behandlung ins Krankenhaus<br />
gebracht.<br />
Manager Michael Preetz wurde<br />
wohltuend deutlich, verurteilte die<br />
Exzesse zutiefst. Der 51-Jährige<br />
sprach von einer „Katastrophe für<br />
den Fußball und für Hertha BSC“.<br />
Man wolle nun dazu beitragen, gemeinsam<br />
mit einer extra einberufenen<br />
Ermittlungskommission die Täter<br />
zu identifizieren.<br />
„Gewalt gehört nicht ins Stadion“,<br />
betonte auch Dardai. „Es geht<br />
um alle Fans, esgeht um Fußball.“<br />
Bereits das Zünden vonPyrosei eine<br />
„sehr grenzwertige Sache. Wenn sie<br />
sich selbst anzünden, ist es ihre eigene<br />
Sache.Aber es gehen auch Kinder<br />
und Familien ins Stadion.“<br />
„Wenn sie sich selbst anzünden,<br />
ist es ihre eigene Sache.<br />
Aber es gehen auch Kinder und Familien<br />
ins Stadion.“<br />
Pal Dardai findet, dass Pyrotechnik und Gewalt<br />
seiner Hertha schaden<br />
Es ist schon ein Jammer aus <strong>Berliner</strong><br />
Sicht. Die Verantwortlichen des<br />
Erstligisten tun alles dafür,umihren<br />
Klub attraktiver zu machen und vor<br />
allem auch junge Fans zu gewinnen.<br />
Mehr als 53 000 Fans kamen vorige<br />
Woche gegen einen mittelklassigen<br />
Klub wie Freiburg ins Olympiasta-<br />
dion. Dank einer regelrechten Digitaloffensive<br />
hat der Hauptstadtklub<br />
seine Reichweite und Bekanntheit<br />
über die Grenzen Berlins und Brandenburghinaus<br />
gesteigert. Dazu hat<br />
freilich auch die Mannschaft ihren<br />
nicht ganz unerheblichen Teil beigetragen,<br />
spielt momentan den vielleicht<br />
attraktivsten Fußball der letzten<br />
fünfzehn Jahre. Doch Aktionen<br />
wie solche der Chaoten führen dazu,<br />
dass potenzielle Neu-Anhänger abgeschreckt<br />
werden, sich gar vonHertha<br />
distanzieren. Werwill schon zu<br />
einem Verein halten, der beinahe<br />
wöchentlich Pyrotechnik abfackelt<br />
und sich nun auch wüste Schlägereien<br />
mit der Polizei liefert?<br />
Gut, dass Hertha auch sportlich<br />
für Schlagzeilen sorgt. Miteinem leidenschaftlichen<br />
Auftritt hat das Dardai-Team<br />
am Sonnabend wieder mal<br />
einen Favoriten geärgert. Nach<br />
Schalke (2:0), Gladbach (4:2) und<br />
Bayern (2:0) war Ligaprimus Dortmund<br />
dran.<br />
Lange lag Hertha allerdings vor<br />
81 000 Fans im Ruhrgebiet nach den<br />
beiden Treffern des erst 18-jährigen<br />
Genies Jordan Sancho zurück<br />
(27./61). „Wir haben aber bis zum<br />
Ende an uns geglaubt und nicht aufgegeben“,<br />
sagte Salomon Kalou, der<br />
für Hertha zunächst den 1:1-Ausgleich<br />
machte (41.) und später per<br />
Elfmeter (90.+1), den der eingewechselte<br />
Davie Selke herausgeholt hatte,<br />
den Punktgewinn sicherte.<br />
Für Hertha geht es schon morgen<br />
um halb sieben in der zweiten Runde<br />
des DFB-Pokals bei Zweitligisten SV<br />
Darmstadt 98 weiter.Ohne PerSkjelbred<br />
allerdings. Der Norweger hat<br />
sich gegen Dortmund eine Oberschenkelprellung<br />
zugezogen.<br />
Mit 16Punkten bleibt Hertha an<br />
der Spitzengruppe der Bundesliga<br />
dran. „Für uns ist wichtig: Wirhaben<br />
bislang nur einmal verloren, das ist<br />
ein gutes Gefühl“, sagt Dardai. „Wir<br />
wollen dieses tolle Unentschieden<br />
jetzt vergolden. Das bedeutet: Am<br />
Dienstag erst mal im Pokal in Darmstadt<br />
weitergehen. Unddann hast du<br />
hier zu Hause gegen Leipzig wieder<br />
ein Topspiel. Viele Zuschauer werden<br />
da sein, die Erwartungen sind<br />
groß.“ Wäre schön, wenn Dardai<br />
dann ausschließlich über den Sport<br />
sprechen könnte.<br />
Randale in Block 61 und auf den Toiletten<br />
Während Herthas Auswärtsspiel beim BVB kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen <strong>Berliner</strong> Ultras und der Dortmunder Polizei<br />
VonChristine Dankbar,Dortmund<br />
Die mitgereisten Fans vonHertha<br />
BSC haben am Sonnabend ein<br />
denkwürdiges Auswärtsspiel in<br />
Dortmund erlebt. Leider ging es dabei<br />
nicht nur um das 2:2 auf dem Rasen.<br />
Noch vor dem Anpfiff ging es<br />
schon auf den Rängen los.Die Ultragruppe<br />
„Hauptstadtmafia“ feierte<br />
Geburtstag, den 15. –statt Geburtstagskerzengab<br />
es Bengalos.Das sind<br />
Handfackeln, die eine Menge Qualm<br />
verursachen und wegen der großen<br />
Hitze, mit der sie abbrennen, gefährlich<br />
sind. Es ist daher eine Ordnungswidrigkeit,<br />
Bengalos und<br />
sonstige Pyrotechnik mit ins Stadion<br />
zu bringen. Eigentlich werden die<br />
Fans beim Eintritt von Ordnern<br />
durchsucht, um das Einschmuggeln<br />
zu verhindern. In Dortmund zeigte<br />
sich an diesem Sonnabend, dass das<br />
wie so oft vergebliche Liebesmüh<br />
war. Esist schwer zu sagen, wieviele<br />
Bengalos zu Beginn des Spiels abgefackelt<br />
wurden, jedenfalls entwickelten<br />
sie genug Qualm, um den Anpfiff<br />
des Spiels um einige Minuten zu verhindern.<br />
Die Sichtbehinderung hat<br />
auch viele Hertha-Fans im Auswärtsblock<br />
genervt. Sie nahmen es aber<br />
hin. Es dauerte ohnehin nicht lange.<br />
Es gab weder Panik, noch Unruhe.<br />
Das Spiel wurde angepfiffen. Danach<br />
standen noch ein paar Ultras<br />
mit kleineren Fackeln herum und<br />
zündeten sie ebenfalls an. Kleinere<br />
Fackeln, weniger Qualm, keine<br />
Sichtbehinderung.<br />
In diesem Moment marschierten<br />
behelmte Bereitschaftspolizisten vor<br />
dem Fanblock auf und begannen das<br />
Banner der „Hauptstadtmafia“ wegzuzerren.<br />
Die offizielle Begründung<br />
der Polizei lautete später, dass man<br />
verhindern wollte, dass sich Ultras<br />
hinter dem Banner vermummen<br />
und weiter Pyrotechnik zünden. Dabei<br />
sei man von den Fans angriffen<br />
Mit Plastikstangen in den Händen: Hertha-Fans greifen Polizisten an.<br />
vereinzelt kleinere Fackeln brannten,<br />
marschierten sie vor dem Block<br />
auf. Sie wirkten dabei erst ziemlich<br />
unentschlossen. Einige Polizisten<br />
rückten dann doch vor, zerrten am<br />
Banner und begannen auf Fans einworden.<br />
Für die Fans im Block 61<br />
stellte sich die Situation allerdings<br />
etwas anders dar.Die Beamten standen<br />
schon länger aufgereiht neben<br />
dem Fanblock. Nachdem die Bengalos<br />
abgebrannt waren und nur noch<br />
M. KOCH/MICHAEL HUNDT<br />
zuschlagen und setzten sofort Tränengas<br />
ein. Die Fans im gesamten<br />
Fanblock reagierten mit Pfiffen.<br />
Ziemlich schnell begannen die Ultras<br />
damit, die Kunststoffstangen, an<br />
denen zuvor Fahnen befestigt waren,<br />
auf die Beamten zu werfen. Einige<br />
vermummte Ultras sprangen<br />
über den Zaun, drohten mit den<br />
Stangen, warfen sie in Richtung Polizei.<br />
Die zog sich zurück, mit dem<br />
Banner der Ultras.<br />
Vermummte Ultras rückten nach,<br />
es gab ein Handgemenge mit einem<br />
Dortmunder Ordner, der sehr aggressiv<br />
agierte. Und auch weitgehend<br />
allein: Die Polizei hatte sich zu<br />
diesem Zeitpunkt schon weiter zurückgezogen.<br />
Ausdem Fanblock flogen<br />
weiter Stangen. Es kamen weitereOrdner,aber<br />
die Situation beruhigte<br />
sich. Nach ein paar Minuten<br />
kamen Sanitäter und kümmerten<br />
sich um die Tränengas- oder Pfefferspray-Opfer.<br />
Einige hatten auch<br />
durch die Schläge der Polizei kleinere<br />
Wunden und blaue Augen davongetragen.<br />
Die Ultras zogen sich nach oben<br />
in den Fanblock zurück. In der Halbzeitpause<br />
und danach verlagerte<br />
sich die Auseinandersetzung zwischen<br />
Polizei und Ultras in die Bereiche<br />
der Herrentoiletten. Dort wurden<br />
Becken demoliert, ein Sanitärbereich<br />
komplett verwüstet.<br />
So absurd esklingt: Während der<br />
Pause standen BVB- und Hertha-<br />
Fans einträchtig an den Kiosken an<br />
und vor den (noch intakten) Toiletten<br />
Schlange. Auch nach dem Spiel<br />
gingen die Anhänger beider Vereine<br />
gemeinsam aus dem Stadion –ohne<br />
jeglichen Zwischenfall. Sowohl Hertha-Fans<br />
als auch BVB-Anhänger<br />
stellten während des Spiels die Unterstützung<br />
für ihre jeweilige Mannschaften<br />
ein. Fangesänge gab es nur<br />
vereinzelt. AufBVB-Seite wurden die<br />
Fahnen eingeholt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Ein Kraftpaket auf<br />
der Bühne:<br />
Thomas Thieme wird 70.<br />
Seite 23<br />
„Ein Film, so teuer wie eine Perücke“<br />
Christine Dankbar über Low-Budget-Produktionen bei den Hofer Filmtagen Seite 22<br />
Büchner-Preis<br />
Lachen<br />
und Weinen<br />
Judith von Sternburg<br />
hat eine politische<br />
Preisverleihung gesehen.<br />
Früher habe sie sagen können,<br />
hetzerisches Reden finde in<br />
Deutschland wenigstens nicht auf<br />
Regierungsebene statt. „Das kann<br />
ich so nicht mehr“, sagte die Schrifttellerin<br />
Terézia Móramit einer deutlichen<br />
politischen Note in ihrer<br />
Preisrede zur Verleihung des diesjährigen<br />
Büchner-Preises, der am<br />
Sonnabend in Darmstadt an die in<br />
Berlin lebende Autorin verliehen<br />
wurde. Und der in demselben Rahmen<br />
mit dem Heinrich-Merck-Essay-Preis<br />
ausgezeichnete österreichische<br />
Autor Martin Pollack zitierte<br />
passend dazu ein polnisches<br />
Sprichwort aus Sowjetzeiten. „Die<br />
Fakten sind anders? Umso schlimmer<br />
für die Fakten.“<br />
Die Verleihung der Akademiepreise<br />
im Staatstheater Darmstadt<br />
war unterdessen ein „Text ohne Werbepause“<br />
(eine Móra-Wendung, die<br />
ihre Laudatorin Daniela Strigl zitierte).<br />
Terézia Móra zog es dann<br />
aber doch vor, auch über die Bedingungen<br />
ihres Schreibens zu sprechen<br />
sowie den Selbstanspruch, den<br />
sie daran formuliert. „Wie immer<br />
beim Schreiben und auch sonst:<br />
Manmuss es machen, so gut es eben<br />
geht“, sagte Móra ohne Bescheidenheitsrhetorik,<br />
denn etwas so gut zu<br />
machen, wie es eben geht, ist wirklich<br />
nicht wenig. In der Form eines<br />
privaten Briefes –„um so einfach wie<br />
möglich zu sprechen. Das, hauptsächlich,<br />
habe ich mir vorgenommen“<br />
–ging sie auf Texte ein, die ihr<br />
als Studentin in Deutschland„unterkamen“:<br />
Büchners „Woyzeck“, Schillers<br />
„Räuber“, Übersetzungen von<br />
Alfred Jarrys „König Ubu“ und Ionescos<br />
„Die kahle Sängerin“. „Das war<br />
mein Einstand in Berlin. Es hätte<br />
schlimmer kommen können.“<br />
Dieals Angehörige der deutschen<br />
Minderheit in Ungarn aufgewachsene<br />
Móra sprach auch über die<br />
üblichen Kategorisierungen in der<br />
Berichterstattung vor der Preisverleihung,<br />
„dass ich Ausländer und<br />
eine Frau sei, also Ausländerin“. Das<br />
sei offenkundig nicht böse gemeint,<br />
und doch werfe es ein „spezielles<br />
(um nicht zu sagen: seltsames) Licht<br />
auf den schönen, freien Menschen.<br />
Er sieht anders geworden darin aus,<br />
und das ist im eigentlichen Sinne des<br />
Wortes: merkwürdig.“<br />
MitBefremden blickte Mora auch<br />
nach Ungarn, wo gegenwärtig, so<br />
Móra, eine Kampagne gegen den<br />
2016 gestorbenen Schriftsteller Péter<br />
Esterházy laufe.Inseinen Romanen,<br />
so Móra, „da stehen doch nur Wörter<br />
drin, eines nach dem anderen“.<br />
„Und wir lachen und weinen zur<br />
gleichen Zeit …“<br />
Büchner-Preisträgerin Terézia Móra am<br />
Darmstädter Stadttheater<br />
DPA<br />
Eine Trauben-Eiche (Quercus petraea) mit knorrigem Baumstamm im Naturschutzgebiet Kahle Hardt in Hessen<br />
Im Land der Riesen<br />
Mit seinem Roman „Die Wurzeln des Lebens“ führt Richard Powers Menschen und Bäume innig zusammen<br />
VonCornelia Geißler<br />
Als der ehemalige Sergeant<br />
Douglas Pavlicek auf seiner<br />
Fahrtdurch die Wälder<br />
des US-Staats Idaho feststellt,<br />
dass die Bäume nur zum Highway<br />
hin noch eng stehen, hat er den<br />
Punkt erreicht, an dem sich sein Leben<br />
zum zweiten Mal grundsätzlich<br />
verändert. Keine Lichtung sieht er<br />
da, „eher eine Mondlandschaft“, der<br />
Boden erscheint wie ein gerupfter<br />
Vogel. In seinem Buch „Die Wurzeln<br />
des Lebens“ schreibt RichardPowers<br />
über diesen Douglas Pavlicek: „In<br />
seiner Erinnerung gibt es nur eine<br />
Erfahrung, die sich annähernd damit<br />
vergleichen lässt: die dschungelbedeckten<br />
Landstriche, an deren<br />
Zerstörung er gemeinsam mit Dow<br />
Chemical und Monsanto mitgewirkt<br />
hat. Aber hier wurde noch gründlichere<br />
Arbeit geleistet.“ Die Holzindustrie<br />
hat in den einheimischen<br />
Wäldern schlimmer gewütet als die<br />
US-Army in Vietnam?<br />
Der Kriegsveteran will fortan die<br />
Wunden des Kahlschlags heilen, bewirbt<br />
sich als Pflanzer. Die Stecklinge,<br />
die er in den Boden setzt, heißen<br />
wie er,essind Douglasien, Amerikas<br />
wichtigstes Nutzholz. „Jeder,<br />
dem er hier zu einem Anfang verhilft,<br />
könnte sechshundert Jahre lang<br />
wachsen, könnte so groß werden,<br />
dass selbst der höchste Fabrikschornstein<br />
daneben klein aussähe.“<br />
Aber Richard Powers erzählt keine<br />
Geschichten zur Erbauung. Douglas<br />
wird noch erkennen, dass er selbst<br />
als Pflanzer der Zerstörung dient.<br />
Powers, 1957 geboren, ist ein Autor,der<br />
seine Leser tief hineinzieht in<br />
die Widersprüche des Lebens,indas<br />
Ringen zwischen Fortschritt und Beharren.<br />
Er lockt sie mit überraschenden<br />
Fakten und Emotionen in das<br />
Abenteuer des Denkens. In „Der<br />
Klang der Zeit“ nahm er ein Brüderpaar<br />
als Helden, um die Emanzipation<br />
der schwarzen US-Bevölkerung<br />
mit der Musikgeschichte und Ereignissen<br />
des 20. Jahrhunderts zu verschmelzen.<br />
Sein Roman „Das Echo<br />
der Erinnerung“ bringt im Porträt einer<br />
Familie Naturbeobachtung und<br />
Neurowissenschaften zusammen. In<br />
„Das größere Glück“ sucht er dem<br />
Streben nach größtmöglicher Erfüllung<br />
auf den Grund zu kommen.<br />
Für „Die Wurzeln des Lebens“, einen<br />
Roman, der von Menschen und<br />
Bäumen erzählt, könnte der Erscheinungstermin<br />
der deutschen Übersetzung<br />
nicht besser gewählt sein.<br />
Erst hatte der Förster Peter Wohlleben<br />
einen regelrechten Baum-Buch-<br />
Boom ausgelöst. Dann brachte das<br />
Drama im Hambacher Forst den<br />
Wald, seine Roder und seine Retter<br />
eine Zeit lang fast täglich in die<br />
Nachrichten. Auch am zurückliegendenWochenende<br />
brandeten die Proteste<br />
wieder auf.<br />
Richard Powers gliedert seinen<br />
Roman in vier unterschiedlich lange<br />
Teile. Der erste heißt „Wurzeln“ und<br />
stellt neun Protagonisten in Kapiteln<br />
vor, stets auf eine andere Weise erzählt.<br />
Adam zum Beispiel fühlt sich<br />
mit einem Ahorn verbunden, weil<br />
seine Elternfür die Geburtjedes Kindes<br />
einen Baum pflanzten, je nach<br />
DAS BUCH<br />
Angebot in der Baumschule, die tiefere<br />
Bedeutung dichteten sie selbst<br />
dazu. Adam aber sucht Sinn in allem,<br />
er wird Psychologe. An Forscherdrang<br />
übertroffen wird ervon Patricia<br />
Westerford. Ihre Erkenntnisse<br />
über Bäume revolutionieren zunächst<br />
die Biologie,dann wirdsie als<br />
Scharlatanin verstoßen.<br />
Ein anderer Held, Nick Hoel,<br />
stammt von einem norwegischen<br />
Einwanderer ab, der seinen Esskastanienbaum<br />
im Wandel der Jahres-<br />
Richard Powers:<br />
„Die Wurzeln des Lebens“<br />
Roman. Ausdem Amerikanischen vonGabriele Kempf-Allié und Manfred Allié.<br />
S. Fischer,FrankfurtamMain 2018.<br />
624 Seiten, 26 Euro<br />
zeiten und im Lauf seines Wachstums<br />
fotografierte und den Auftrag<br />
zur Dokumentation an die Söhne<br />
weitergegeben hatte.Ihm ist vonder<br />
Familie nichts geblieben als dieses<br />
Baum-Daumenkino. Erwird auf die<br />
Aussteigerin Olivia treffen, die nach<br />
einem Stromschlag klinisch tot war<br />
und ihr neues Leben sucht.<br />
Das ist dann im zweiten Teil des<br />
Romans,„Stamm“, zu lesen, in dem<br />
Richard Powers seine Figuren zu<br />
dem einen großen Thema führt: Zur<br />
Rettung der belaubten Ureinwohner<br />
Amerikas, die den Menschen die<br />
Atemluft reinigen, die Tausenden<br />
Tieren Nahrung und Heimat geben,<br />
IMAGO/FREDERIK BROKER<br />
die das Bild der Landschaft prägen.<br />
Einige der Helden aus dem ersten<br />
Teil werden nun gemeinsam demonstrieren,<br />
vor Gericht ziehen,<br />
sich gar anketten oder in Baumhäusern<br />
festsetzen. Sie kämpfen gegen<br />
die industrielle Abholzung, gegen<br />
Waldbrände, gegen Monokultur –<br />
und damit gegen Polizisten, Behörden,<br />
Wirtschaftsbosse.<br />
Richard Powers lenkt seine Figuren<br />
gemäß ihrer zuvor skizzierten<br />
Charakteristik impulsiv oder vorsichtig.<br />
Nach dramatischen Szenen<br />
wagt er auch mal einen Witz: „,Was?‘,<br />
fragt er den Baum. ,Was?‘ Der Baum<br />
hält es nicht für nötig zu antworten.“<br />
Mit den Sprachbildern übertreibt er<br />
zuweilen: „Die Winter hier sind länger<br />
als der Geduldsfaden der Zivilisation“,<br />
„Der Mann strahlt Verwirrung<br />
aus wie ein Kaminfeuer Wärme.“<br />
Die Wissenschaftlerin Patricia<br />
Westerford plant eine Gendatenbank<br />
für alle noch vorhanden Arten.<br />
IhrEngagement wirdsich noch über<br />
die Buchteile namens „Krone“ und<br />
„Samen“ fortsetzen. Der Roman<br />
führtvon der Waldromantik zu Ökoterrorismus,<br />
mit aufwühlenden,<br />
aber auch misslungen Szenen, wie<br />
jener,inder vomBaumretter derWeg<br />
zu Jesus geschlagen wird: „Den haben<br />
sie auch ans Kreuz geschlagen.“<br />
Richard Powers hat Physik studiert<br />
und als Programmierer gearbeitet,<br />
er ist an den Rätseln der Wissenschaft<br />
ebenso interessiert wie<br />
am Wesen der Kunst. „Es heißt ja,<br />
die Wahrheit solle uns befreien.<br />
Doch ein immer größeres Wissen<br />
erweist sich auch als immer größere<br />
Leine“, schrieb er einmal, in einem<br />
früheren Buch. „Die Wurzeln des<br />
Lebens“ steckt voller gut verpackter<br />
Fakten über Bäume und Wälder,<br />
verfügtauch über überzeugende Figuren,<br />
und doch knirscht es diesmal<br />
zuweilen unangenehm im Erzählwerk.<br />
Und zwar immer dann, wenn<br />
er das Wesen der Bäume und die Bedeutung<br />
des Waldes für die Menschen<br />
zu stark überhöht und zur<br />
Glaubenssache erklärt.<br />
NACHRICHTEN<br />
6,3 Millionen Euro bei<br />
Auktion für Exilmuseum<br />
Beieiner Kunstauktion der Sammlung<br />
vonBernd Schultz, Patron des<br />
<strong>Berliner</strong> Auktionshauses Villa Grisebach,<br />
für die Gründung eines privaten<br />
Exilmuseums in Berlin sind 6,3<br />
Millionen Euro erzielt worden; angestrebt<br />
waren mindestens fünf Millionen.<br />
Mehr als 5000 Interessierte besuchten<br />
die Versteigerungen seit<br />
Donnerstag .Bei drei Auktionen warenwertvolle<br />
und selten gezeigte Gemälde<br />
und vorallem Papierarbeiten<br />
aus der Privatsammlung des Kunsthändlers<br />
Schultz unter den Hammer<br />
gekommen, darunter Blätter vonPi-<br />
casso,Matisse,Degas,Toulouse-<br />
Lautrec, Kokoschka und Käthe Kollwitz.<br />
Dasikonische Blatt „Abschied“<br />
vonKollwitz aus dem Jahr 1910 erzielte<br />
mit 437 000 Euro den höchsten<br />
Zuschlag. Für das bedeutende<br />
Selbstbildnis vonKokoschka wurden<br />
362 500 Euro erreicht. Dergesamte<br />
Erlös soll laut Schultz dem geplanten<br />
Museum zugutekommen. DasHaus,<br />
das laut Plan am Anhalter Bahnhof<br />
erbaut werden soll, will an die rund<br />
500 000 Menschen erinnern, die unter<br />
dem Druck der Nazis Deutschland<br />
verlassen mussten. Schirmherrindes<br />
Projekts ist die Literaturnobelpreisträgerin<br />
HertaMüller. (BLZ)<br />
Syrisches Nationalmuseum<br />
wiedereröffnet<br />
Sieben Jahrenach seiner Schließung<br />
hat das syrische Nationalmuseum in<br />
Damaskus am Sonntag wieder seine<br />
Türen für die Öffentlichkeit geöffnet.<br />
„Einige archäologische Stätten sind<br />
durch Terroristen zum Teil schwer<br />
zerstörtworden“, sagte Syriens Kulturminister<br />
Mohammad al-Ahmad<br />
der Deutschen Presse-Agentur.Die<br />
Eröffnung solle auch ein Zeichen dafür<br />
sein, dass die Sicherheit in der syrischen<br />
Hauptstadt wiederhergestellt<br />
sei. DasMuseum war kurznach<br />
Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges<br />
geschlossen worden, aus Angst<br />
vorPlünderungen und Zerstörungen.<br />
Mehr als 300 000 Artefakte seien<br />
an sicheren Orten versteckt worden,<br />
sagte der damalige Leiter des Museums,<br />
Mamun Abdel Karim, zur Wiedereröffnung.<br />
DasHaus zählt zu den<br />
bedeutendsten Museen des Orients.<br />
Zu den Exponaten zählt eines der ältesten<br />
Alphabete der Welt auf einer<br />
Tontafel aus dem 14. Jahrhundertvor<br />
Christus.Die Terrormiliz Islamischer<br />
Staat (IS) hatte zahlreiche historische<br />
Stätten in Syrien zerstörtoder<br />
geplündert, wie etwa die Oasenstadt<br />
Palmyramit Ruinen aus der römischen<br />
Zeit. (dpa)<br />
Motown-Gitarrist<br />
WahWah Watson gestorben<br />
Der Gitarrist WahWah Watson, der<br />
neben anderen Marvin Gaye und<br />
Michael Jackson begleitete, ist tot.<br />
Watson sei bereits am Mittwoch<br />
im Alter von 67Jahren gestorben,<br />
berichteten US-Medien unter Berufung<br />
auf seine Ehefrau Itsuko<br />
Aono.Watson, der mit bürgerlichem<br />
Namen Melvin Ragin hieß,<br />
hatte seine Karriere als Studiomusiker<br />
für die Plattenfirma Motwon<br />
begonnen. Der Benutzung des<br />
Wah-Wah-Pedals beim Gitarrenspiel<br />
verdankte er seinen Künstlernamen.<br />
Vorallem in den 70erund<br />
80er-Jahren feierte er als Solist<br />
und auch als Begleitung für<br />
Soulgruppen wie The Temptations<br />
und The Supremes Erfolge. (dpa)
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Wuttkes Perücke<br />
Auf den Hofer Filmtagen wurde in diesem Jahr viel über Budgets und Kinochancen diskutiert. Der Hauptpreis ging an die <strong>Berliner</strong> Regisseurin Luzie Loose<br />
VonChristine Dankbar<br />
Vom jungen deutschen Film<br />
gibt es eine gute und eine<br />
schlechte Nachricht. Die<br />
gute: Es gibt sie noch, die<br />
leidenschaftlichen Regisseure und<br />
Regisseurinnen, die das Publikum<br />
mit ihren Werken rühren, aufregen<br />
und gelegentlich auch mitreißen.<br />
Hof war wie in jedem Jahr ein gastlicher<br />
Ort, wenn auch mit schlechtem<br />
Wetter.Mehr als 100 neue Filme wurden<br />
hier gezeigt, viele von ihnen<br />
Erstlingswerke wie „Schwimmen“<br />
von der <strong>Berliner</strong> Regisseurin Luzie<br />
Loose, deren Debüt mit dem Hofer<br />
Goldpreis ausgezeichnet wurde.<br />
Leider kommt jetzt auch schon<br />
die schlechte Nachricht: Kaum einer<br />
dieser Filme wird den Wegins Kino<br />
finden. Oder ins Fernsehen. Oder bei<br />
Streamingdiensten ausgestrahlt<br />
werden. Denn in diesem Jahr waren<br />
mehr noch als in den Vorjahren<br />
Werkezusehen, die ohne Filmförderung,<br />
ohne Sender und ohne Verleih<br />
realisiert wurden. Manch einem<br />
Film kam der Sender auf dem Weg<br />
der Entstehung abhanden, wie etwa<br />
Matthias Wilferts Dokumentarfilm<br />
„Raus“. Was sein sperriger Heimatfilm<br />
jedoch nicht (mehr) hat, ist ein<br />
Platz beim Bayerischen Rundfunk.<br />
„Der fiel einer Programmstrukturreformzum<br />
Opfer“, erzählteWilfertbei<br />
einer Diskussion. Dennoch darf er<br />
ihn nur dreimal zeigen, weil die<br />
Rechte für fünf Jahre beim Sender<br />
verbleiben, der den preisgekrönten<br />
Film nun vermutlich archiviert. Was<br />
man hat, hat man.<br />
Völlig unklar ist, was mit Gernot<br />
Erlers Actionfilm „Der letzte Mieter“<br />
passieren wird. Erler hat den Film, in<br />
Der Schauspieler Martin Wuttkeals Familienvater Stefan Frey in Anna Miruna Lazarescus Film „Glück ist wasfür Weicheier“<br />
dem eine Wohnungsräumung völlig<br />
eskaliert, gemeinsam mit seinem<br />
Hauptdarsteller Matthias Ziesing<br />
produziert.„Wir hatten so eine große<br />
Lust auf den Dreh, dass wir uns nicht<br />
mit Förderanträgen aufhalten wollten“,<br />
erzählte Erler dem Kinopublikum.<br />
„Nun stecken wir alle in tiefroten<br />
Zahlen, aber immerhin gehört<br />
der Film uns.“<br />
Über Geld wurde sehr viel geredet<br />
in Hof. Denn auch, wer Filmförderung,<br />
Senderunterstützung und sogar<br />
schon einen Verleih für sein Werk<br />
hat, muss derart stark aufs Geld<br />
schauen, dass es auch schon mal<br />
groteske Züge annimmt. Eine solche<br />
Geschichte hatte Anna Miruna Lazarescu<br />
zu erzählen. IhrFilm „Glück ist<br />
was für Weicheier“ eröffnete die Hofer<br />
Filmtage und ermöglichte dem<br />
Premierenpublikum die Schauspielentdeckung<br />
des Jahres: Die 14-jährige<br />
Ella Freybrilliertinder Rolle der<br />
Jessica, die gegen ihre vielen Ticks<br />
ankämpfen muss und dabei auch<br />
noch versucht, das Leben ihrer<br />
schwer kranken Schwester Sabrina<br />
zu retten. Ihr Vater Stefan ist im Familienleben<br />
nur bedingt eine Hilfe.<br />
Gespielt wird ervon Martin Wuttke,<br />
dem eine auffällige Perücke verpasst<br />
wurde .Die allerdings war ein echter<br />
Kostenfaktor und musste als solcher<br />
erst mal genehmigt werden, eröffnete<br />
Lazarescu dem Hofer Publikum<br />
CONCORDE<br />
im Klubgespräch. 4000 Euro sind<br />
selbst in einer 1,2 Millionen-Euro-<br />
Produktion kein geringer Posten.<br />
Über derartige Summen kann das<br />
Regiekollektiv Lisa Ossowski, Julia<br />
Rabe, Yann Larry und Vincent Lenk<br />
nur staunen. Ihrgesamter Episodenfilm<br />
„Zweisam. Gemeinsam. Einsam“<br />
hat nicht viel mehr gekostet als<br />
die Perücke für Martin Wuttke. Die<br />
vier Autodidakten haben 3300 Euro<br />
per Crowdfunding bei Familie und<br />
Freunden eingeworben und dann<br />
noch eine Preisprämie draufgelegt,<br />
die sie für einen ihrer Kurzfilme erhielten,<br />
mit denen sie sich bisher auf<br />
Festivals vorstellten. Dann hatten sie<br />
um die 5000 Euro zusammen, um<br />
ihren ersten Langspielfilm zu drehen,<br />
für den sie sich mit ihrer Crew<br />
für zwei Wochen in ein altes Haus in<br />
Brandenburg einquartierten. „Sieben<br />
Drehtage,mehr war nicht drin“,<br />
erzählt Vincent Lenk, der als einziger<br />
der vier sein Studium an der Hochschule<br />
der Medien in Stuttgart bereits<br />
abgeschlossen hat. Dieanderen<br />
vier studieren noch –alle irgendwas<br />
mit Medien, aber keiner an einer<br />
Filmhochschule.<br />
„Dort muss man sich schon mit<br />
einem Filmprojekt bewerben“, sagt<br />
Lisa Ossowski. „Wir aber haben erst<br />
mit dem Filmen angefangen, als<br />
wir schon studierten.“ Und nun<br />
habe keiner Lust, noch einmal fünf<br />
Jahre dranzuhängen. Dass im Zeitalter<br />
digitaler Technik auch Autodidakten<br />
professionelle Filme realisieren,<br />
beweisen die vier mit„Zweisam.<br />
Gemeinsam. Einsam“, in dem<br />
erzählt wird, wie unterschiedlich<br />
Geschichten enden können, wenn<br />
es sich jeweils nur kleine Details<br />
ändern. Das ist effektvoll in Szene<br />
gesetzt, dennoch staunt das Quartett<br />
noch immer, dass sein Film in<br />
Hof angenommen wurde. Wo sie<br />
ihren Film noch zeigen können,<br />
wissen die vier noch nicht.<br />
Da hat Anna Miruna Lazarescu<br />
mehr Glück. „Glück ist was für Weicheier“<br />
kommt voraussichtlich im<br />
Februar in die Kinos.Immerhin, ein<br />
Erstling kam durch.<br />
Wemdas nicht reicht, der kommt<br />
nächstes Jahr wieder nach Hof.<br />
Die Diener des Luxushotels „Grand Busch“<br />
Bei der Eröffnung des neuen Gebäudes der Schauspielschule „Ernst Busch“ sparen die Studenten nicht mit harten Ansagen an die Politik<br />
VonBirgit Walter<br />
Zur Eröffnung der neuen Schauspielschule<br />
„Ernst Busch“ am<br />
Freitag gab es Performances jeder<br />
Couleur in zahllosen Räumen, auf allen<br />
Etagen, mit Tausenden Besuchern,<br />
alle gut gelaunt. Im Nu war<br />
das Haus in der Zinnowitzer Straße<br />
in Berlin-Mitte überfüllt. Aber den<br />
Auftakt mit Reden von Politik und<br />
Hochschule, den konnte man sich<br />
doch schenken, oder?<br />
Nein. Falscher Impuls. Das war<br />
gerade keine Wohlfühlveranstaltung<br />
mit lieblichen Danksagungen. Studenten<br />
und Lehrer nahmen das Gebäude<br />
mit Selbstverständlichkeit in<br />
Betrieb, neigten aber zu keinerlei<br />
Ehrerbietung. Höchstens für die Architekten<br />
Ortner &Ortner, die hier<br />
einen wunderbar kommunikativen<br />
Ortaus der alten Opernwerkstatt gemacht<br />
haben – schroff, einladend,<br />
großzügig. Aber sonst?<br />
Sonst läuft die Eröffnung auf eine<br />
harte Abrechnung mit der Politik<br />
hinaus. Rektor Holger Zebu Kluth<br />
verweist darauf, dass heutige Studenten<br />
gerade geboren waren, als<br />
den sollte, wonach es zeitweilig aussah?<br />
Die ersten Gäste empfingen sie<br />
wie Diener eines Luxushotels:<br />
„Grand Busch“. Denn die Leistung<br />
ihrer Vorgänger haben sie verinnerlicht.<br />
Die sorgten 2012 mit einem<br />
Streik dafür, dass die Schule heute<br />
steht, wo sie steht. Dass Politiker den<br />
Baunach 15 Jahren Planung nicht in<br />
einem selbstherrlichen Piratenakt<br />
für ein Hotel kippen konnten. Und<br />
sie erinnern daran, dass der Protest<br />
damals als „illegal“ verunglimpft<br />
wurde.Aber was,wenn sie die Grenzen<br />
des Legalen nicht überschritten<br />
die Planung für einen gemeinsamen<br />
Standort der dezentralen Hochschule<br />
begann. Dazu zeichnet er das<br />
Bild von einer Gesellschaft, die in<br />
den Abgrund eilt, während die<br />
Schule Ensemblespieler für eine Ich-<br />
Gesellschaft ausbildet.<br />
Die Empörung der Studenten ist<br />
noch unverbraucht, doch auch sie<br />
fragen nach Grundsätzlichem, nach<br />
der übergriffigen Ökonomisierung<br />
des Lebens: Wem gehört die Stadt,<br />
wenn der teuerste Boden Berlins<br />
nicht einer Kulturstätte, sondern einem<br />
Hotel-Investor überlassen werhätten?<br />
DasMachtgehabe der Politik<br />
erlebte Widerstand. Dem lässt sich<br />
nicht mit der Replik von Bausenatorin<br />
Katrin Lompscher begegnen, es<br />
gebe nicht „die Politik“, sondernnur<br />
Politiker verschiedener Ambitionen.<br />
Politiker wechseln, schlechte Politik<br />
bleibt. Es war ihre Bauverwaltung,<br />
die wieder so plante,dass die Kosten<br />
für die „Ernst Busch“ galoppierten.<br />
Lompscher sagt: „Aber die 45 Millionen<br />
Euro sind gut angelegtes Geld.“<br />
Nicht, wenn man dasselbe billiger<br />
bekommen hätte. ImFoyer steht Stefan<br />
Rosinski, damals Generaldirektor<br />
der Opernstiftung, von dem die Idee<br />
des Schauspielstandorts in der Opernwerkstatt<br />
stammt. Er hält ein Gutachten<br />
von 2009 in der Hand. Die Schule<br />
sollte ein Campus werden, 24 Millionen<br />
kosten, bezahlt vomVerkauf weniger<br />
Randgrundstücke. Das Konzept<br />
überzeugte, bis Investoren mit anderen<br />
Vorschlägen kamen. Heute fehlt<br />
der Schule nicht nur der Campus.<br />
Sie ist trotzdem toll. Undauf Studenten<br />
mit diesem politischen Verstand<br />
kann man setzen, auf ihreKreativität<br />
sowieso.Die will keinesfalls nur<br />
Unterhaltung oder Erbauung.<br />
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Nein, keine Türkenwitze mehr!<br />
Kaya Yanar schlägt sich selbst<br />
mit der Hand ins Gesicht, als er vorführt,<br />
dass er natürlich auch Erdogan<br />
parodieren könnte. Aber er hat<br />
keinen Bock darauf, dort ins Gefängnis<br />
zu gehen. Auch auf Episoden<br />
aus seiner Kindheit als Sohn<br />
türkischer Einwanderer baut er<br />
kaum noch, obwohl sie oft komisch<br />
sind. So erzählt er, dass sein Vater,<br />
der mit ihm nur Deutsch sprach,<br />
sich darüber wunderte, dass in<br />
Deutschland Menschen in Armut<br />
leben – Armut heißt auf Türkisch<br />
Birne. „Was guckst Du!“ hieß das<br />
Motto,dass ihn ab 2001 in Deutschland<br />
bekannt gemacht hatte, seine<br />
Figuren wie Hakan und Ranjid sind<br />
bis heute populär,Yanar gilt als Vorreiter<br />
der „Ethno-Comedy“ .<br />
Sein aktuelles Programm hat er<br />
„Ausrasten für Anfänger“ genannt,<br />
was die Frage aufwirft, ob er sich<br />
selbst über bestimmte Dinge empört<br />
– oder ob er sich am verbreiteten<br />
Hang reibt, sich über alles aufzuregen<br />
und jeden Andersdenkenden<br />
niederzubrüllen. Doch Kaya Yanar<br />
besitzt nicht die politische oder satirische<br />
Schärfe vonLeuten wie Serdar<br />
Somuncu. Sein politischster Ausraster<br />
gilt der Massenvergewaltigung in<br />
Freiburg, wobei ihn besonders aufregt,<br />
dass solche Täter nie hartgenug<br />
bestraft würden. Hier bekommt er<br />
vomPublikum im Tempodrom mehr<br />
Beifall als für die meisten Gags.<br />
Kaya Yanar aber sieht die Ursachen<br />
seines Ausrastens im Privaten,<br />
im Älterwerden. Er spielt sich selbst<br />
als tattrigen Meckergreis, der die Jugend<br />
nicht mehr versteht. Dabei ist<br />
er erst 45. Er ist wütend über<br />
„Smombies“, die sich lieber überfahren<br />
lassen, als den Blick vom Smartphone<br />
zu heben. Genervt ist er auch<br />
vonFlughäfen, wo er einen endlosen<br />
Parcours durch Shoppingmeilen absolvieren<br />
muss.Beifall vonden Autofahrernbekommt<br />
er,als er Langsamfahrer<br />
auf der linken Spur der Autobahn<br />
verhöhnt –erwünscht sich hier<br />
Mindesttempo 160. Schon die Ziele<br />
Bloß keine Türkenwitze mehr:<br />
der Komiker Kaya Yanar.<br />
IMAGO<br />
seines Ausrastens sind recht beliebig<br />
–viele Episoden seines Programms<br />
haben mit dem Motto gar nichts zu<br />
tun. So widmet er sich mit Hingabe<br />
den Gefahren beim Tauchkurs in<br />
Australien oder den Unterschieden<br />
zwischen deutschen, französischen<br />
und amerikanischen Filmen. Seine<br />
Stärke sind spielerische Sprachimitationen,<br />
absurde Geräusche und<br />
wilde Grimassen. Als neuen Dialekt<br />
hat er das Schweizerdeutsche seiner<br />
neuen Heimat in Zürich entdeckt –<br />
die Übersiedlung in die Schweiz vergleicht<br />
er sogar mit einer neuerlichen<br />
Migration. Dabei unterscheidet<br />
sich die Schweizer Art, Altpapier<br />
und Pappe akkurat zu trennen, nur<br />
graduell vom deutschen Müllsortieren.<br />
Seine Qualitäten als Stand-up-<br />
Comedian packt Kaya Yanar erst in<br />
der Zugabe aus, als er die via Facebook<br />
eingereichten Ausraster des<br />
<strong>Berliner</strong> Publikums nicht nur vorträgt,<br />
sondern witzig kommentiert<br />
und immer wieder mit Elementen<br />
aus seinem Programm verbindet.<br />
Ein Souverän der Entgrenzung<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Zuletzt sah man Thomas<br />
Thieme auf einer <strong>Berliner</strong><br />
Theaterbühne an einem<br />
Maisonntagmorgen des<br />
Jahres 2013. Er stand dort nicht als<br />
Schauspieler, sondern als Juror der<br />
<strong>Berliner</strong> Festspiele, der aus den<br />
zehn Einladungen zum Theatertreffen<br />
den besten Nachwuchsschauspieler<br />
des Jahres küren sollte. Er<br />
wählte –große Überraschung –die<br />
junge Julia Häusermann vom Zürcher<br />
Theater Hora, eine bis dahin<br />
unbekannte Schauspielerin mit<br />
Downsyndrom, die dank ihrer Kraft<br />
und Raffinesse plötzlich alle Bühnenformen<br />
sprengte.<br />
Fenster auf und „Luft ran andas<br />
Material!“, forderte Thieme damals<br />
kurzund knapp,den alles Schulische<br />
schon immer reizte – zum Widerspruch.<br />
Undwie er dann den „anarchischen<br />
Humor“ dieser jungen Kollegin<br />
beschrieb,die im „Spiel mit ihrer<br />
Wut und mit sich selbst“ jede<br />
Bühnensekunde zu einem existenziellen<br />
Augenblick mache, ließ unmissverständlich<br />
werden, wie sehr er<br />
in ihr auch eine ArtSpiegel fand.<br />
Das äußerlich Groteske dieses<br />
Spiegelbilds dürfte Thieme besonders<br />
gefallen haben: das Theaterschlachtross<br />
hier, das die größten,<br />
unverdaulichsten Schlachten der<br />
jüngeren Bühnengeschichte durchkämpft<br />
hat. Und die schmächtige<br />
junge Frau dort. Doch wer Thomas<br />
Thieme nicht mehr nur von seinen<br />
zahlreichen Fernsehauftritten der<br />
jüngsten Zeit kennt, wer ihn je auf<br />
den Bühnen in Frankfurt, Wien oder<br />
Berlin erlebt hat, weiß sofort, wie<br />
sehr dieser anarchische, alles erschütternde<br />
Moment, das existenzielle<br />
Spiel „gegen und mit sich selbst“<br />
Thieme selbst am tiefsten trifft.<br />
Ein Verwandlungskünstler ist er<br />
nie gewesen, sondernein König zwischen<br />
den Welten. Ein Souverän der<br />
künstlerischen Entgrenzung. Wenn<br />
ihn nichts mehr hält, beben die Bretter:<br />
Als „Dirty Rich Modderfucker“<br />
Richard III. zum Beispiel, der das<br />
grandios zerfetzte Finale der zwölfstündigen<br />
Shakespeare-„Schlachten“<br />
vonTom Lanoye und LucPerceval<br />
1999 zum Höhepunkt machte.<br />
Oder als stammelnder Alzheimerpatient<br />
„King of Pain“, vormals „Lear“,<br />
der auch unter Percevals Regie 2002<br />
die bestallten Shakespeareverwalter<br />
erschaudernließ.<br />
Zum 70. Geburtstag des Schauspielers Thomas Thieme<br />
Findet in seinen Figuren immer nur sich selbst: der Schauspieler Thomas Thieme<br />
Stimmen, Glockenklänge, Vogelflöten<br />
DPA<br />
Thomas Thieme,Sohn der Klassikerstadt<br />
Weimar, war und ist kein<br />
Schauspieler der klassischen Art, obwohl<br />
er in den frühen 70er-Jahren an<br />
der staatlichen Schauspielschule<br />
Berlin brav das Handwerk lernte.<br />
„Meine künstlerische Heimat bin ich<br />
selbst“, betont er immer wieder und<br />
holt das abgehoben Theatralische<br />
damit auf den Boden greifbarer<br />
Schauspielerrealität zurück. Es ist<br />
keine Eitelkeit, wenn er gesteht, in<br />
eine Figur doch immer nur sich<br />
selbst zu finden, sondern ehrlich.<br />
Und Liebe zur jenem existenziellen<br />
Spiel, das weder diffus psychologisiert<br />
noch antrainiert werden kann,<br />
sonderninHaltungen zu suchen ist.<br />
Dass ein solcher Suchender,<br />
Querdenker es in der ostdeutschen<br />
Provinz, Magdeburg, Halle, nicht<br />
lange aushielt, ist verständlich. Anfang<br />
der Achtziger betrieb er ganz offiziell<br />
die Ausreise gen Westen: nicht<br />
aus politischen Gründen, sondern<br />
der ganz alltäglichen, miefigen<br />
Trostlosigkeit wegen. Und weil ihm<br />
die BRD dabei nie das verheißene<br />
Land war, allenfalls das kleinere<br />
Übel, gehört Thieme bis heute zu<br />
den wohltuenden Realisten unter<br />
den deutsch-deutschen Kommentatoren.<br />
„Ein Thüringer!“ eben, was er,<br />
wie sein Mentor Einar Schleef es tat,<br />
als Adelstitel trägt. Beide verband ab<br />
1984 in Frankfurt amMain eine innige,<br />
für Thieme die beglückendste,<br />
künstlerische Bindung.<br />
Wirklich freigelegt aber hat den<br />
inneren Koloss Thieme –die schlummernde,<br />
widerspenstige, verzweifelt<br />
liebende Kraft in ihm –erst der Belgier<br />
Luc Perceval mit seinen Shakespeare-Helden<br />
Richard, Lear,<br />
Othello, auch einem All-in-one-Molière<br />
2007. In diesen zerrütteten, zutiefst<br />
menschlichen Figuren konnte<br />
Thieme das Hochgebirgsmassiv seines<br />
eigenen,„Selbst“, abkletternund<br />
jeden Abend zu einer Tour de Force<br />
zwischen Gefahr und Erlösung<br />
schrauben. Seitdem entfaltet er in allen<br />
Figuren –sei es der groß denkende<br />
Faust, den er 2002 in Weimar<br />
spielte, oder der kleingeistige Willy<br />
Loman im „Tod eines Handlungsreisenden“,<br />
2008 in der Schaubühne –<br />
jemanden, der durch alle Text-Sicherheiten<br />
hindurch die Kraft hat,<br />
auszubrechen in pure Energie. Nein<br />
nicht „pure“, sondern dämonische<br />
und zugleich menschliche.Zugerne<br />
würde man Thomas Thieme wieder<br />
auf der Bühne sehen.<br />
Musik, die einfach da zu sein scheint: Teodor Currentzis und MusicAeterna im Kammermusiksaal<br />
VonMartin Wilkening<br />
Der griechische Dirigent Teodor Currentzis<br />
Seit dieser Spielzeit ist Teodor Currentzis<br />
Chefdirigent des SWR-<br />
Symphonieorchesters. Und zwischen<br />
Stuttgart, Freiburg und Baden-Baden<br />
herrscht bereits eine Art<br />
Teo-Kult. Kaum zu glauben, dass der<br />
jünglingshafte 46-Jährige sich dem<br />
Alltag eines deutschen Rundfunkorchesters<br />
auszusetzen vermag. Eilte<br />
ihm doch gerade noch der märchenhaft-mythische<br />
Ruf eines allmächtigen<br />
Musik-Zauberers vom Rande<br />
des Ural-Gebirges voraus,eines musikalischen<br />
Alleinherrschers in der<br />
fernen russischen Stadt Perm, dem<br />
Musiker und Sänger rund um die<br />
Uhr für Proben zur Verfügung stehen,<br />
um musikalische Wunder zu<br />
vollbringen.<br />
MitChor und Orchester der Oper<br />
aus Perm,die unter dem Namen musicAeterna<br />
durch die Welt touren, arbeitet<br />
Currentzis auch weiterhin. Bei<br />
Sony ist gerade eine Einspielung der<br />
6. Symphonie von Mahler erschienen.<br />
Auf der aktuellen Konzertreise<br />
wechseln sich Verdis „La Traviata“<br />
und der abendfüllender Chorzyklus<br />
„Tristia“ ab, den der französische<br />
Komponist Philippe Hersant für Currentzis<br />
schrieb und der jetzt im Kammermusiksaal<br />
zur enthusiastisch bejubelten<br />
Aufführung kam.<br />
Es war ein Abend von einer staunenswerten<br />
Intensität, fern abvon<br />
aller Routine, obwohl der Chor das<br />
Stück bereits seit der Uraufführung<br />
2016 im Repertoire hat. Schon die<br />
Präzision, mit der Currentzis und<br />
seine Mitarbeiter den Kammermusiksaal<br />
als Raum bespielen, erzeugt<br />
eine Aura des Einmaligen, Unver-<br />
DPA<br />
wechselbaren, die Empfindung eines<br />
erfüllten Jetzt, mit der keine Tonaufnahme<br />
konkurrieren könnte.<br />
Es gibt keine simple blockartige<br />
Aufstellung des Chores, sondern<br />
eine beständige Transformation, die<br />
Sänger sind viel in Bewegung, überwiegend<br />
in Kreisen, die sowohl den<br />
Ausdruck von Sammlung als auch<br />
von Eingeschlossensein ausdrücken.<br />
Ein einziger kreuzförmiger Ausbruch<br />
steht dagegen. Und es gibt<br />
Stimmen, Glockenklänge, Vogelflöten,<br />
die aus der Fernedes Saales,wie<br />
von außen her die Mauern dieser<br />
Kreise durchdringen.<br />
Hersants Zyklus spiegelt in 33 Gesängen<br />
die erzwungene Einsamkeit<br />
eines Lebens hinter Gefängnismauerninder<br />
Abgeschiedenheit eremitischer<br />
Meditation. Gedichte der russischen<br />
Gulag-Gefangenen Ossip<br />
Mandelstam und Warlam Schalamow<br />
werden verbunden mit denen<br />
von französischen Gefängnis-Insassen<br />
aus Clairvaux, wo aktueller Justiz-Vollzug<br />
und klösterliche Tradition<br />
aufeinander treffen. Dass die<br />
emotionale Aussage so stark wirkt,<br />
liegt zum einen an der gleichzeitig<br />
bescheiden auftretenden und trotzdem<br />
einfallsreichen Musik von Hersant,<br />
die einfach da zu sein scheint<br />
wie Natur, ohne jeden Kunst-Konkurrenz-Charakter.<br />
Und damit verhilft<br />
sie dem Universum der Stimmen<br />
zu jener eindringlichen Präsenz,<br />
die den Chor aus Perm tatsächlich<br />
unvergleichbar macht, selbst in<br />
Kitsch-verdächtigen Momenten<br />
noch heraushebt aus all dem beleidigenden<br />
Musik-Müll der uns im Alltag<br />
umgibt.<br />
Es<br />
war der<br />
Böhmermann<br />
Der TV-Komödiant<br />
und der Antisemitismus<br />
VonHarry Nutt<br />
Der TV-Komödiant Jan Böhmermann<br />
ist in den Mittelpunkt einer<br />
Antisemitismus-Affäre geraten.<br />
In der Wochenzeitung Der Freitag<br />
hat der Medienjournalist Stefan Niggemeier<br />
ihn als Akteur einer Szene<br />
geoutet, die der Komiker und Autor<br />
Oliver Polak in seinem Buch „Gegen<br />
Judenhass“ schildert. Darin berichtet<br />
Polak, wie er bei einem Sketch<br />
von drei Kollegen als Jude von der<br />
Bühne geworfen wurde. Einer der<br />
drei holte dabei ein Desinfektionsmittel<br />
hervor<br />
und fragte die<br />
Zuschauer:<br />
„Habt ihr ihm<br />
die Hand gegeben?“<br />
Polak hat<br />
in seiner Beschreibung<br />
des<br />
Vorgangs, der<br />
sich 2010 zugetragen<br />
hat, dar-<br />
Jan Böhmermann,<br />
Entertainer<br />
DPA/SVEN HOPPE<br />
auf verzichtet,<br />
Böhmermann namentlich zu nennen.<br />
Polak sei es dabei vorallem um<br />
das Charakteristische eines sich im<br />
Alltag breitmachenden Antisemitismus<br />
gegangen.<br />
Später war Polak als Gast einer<br />
Talkshow Böhmermanns geladen.<br />
Seine Bitte, seine jüdische Herkunft<br />
nicht allzu sehr in den Mittelpunkt<br />
der Sendung zu stellen, sei vonBöhmermann<br />
konterkariertworden. Bereits<br />
vor der Sendung habe er Polak<br />
auf Twitter mit der Bemerkung angekündigt,<br />
der israelische Geheimdienst<br />
habe ihn zum Auftritt Polaks<br />
gezwungen. Fragen wirft auch die<br />
Rolle des Verlags Kiepenheuer &<br />
Witsch auf, in dem Polaks Buch zunächst<br />
erscheinen sollte, wegen der<br />
fraglichen Passage aber nicht erschienen<br />
sei, weil Böhmermann Autor<br />
des Kölner Verlages ist. Gegenüber<br />
derWelt am Sonntag wiesVerleger<br />
Helge Malchowdiese Vermutung<br />
als „absolut gegenstandslose Unterstellung“<br />
zurück. Polaks Buch ist bei<br />
Suhrkamp erschienen.<br />
Antisemitismus oder bloß geschmacklos?<br />
Einmal mehr befindet<br />
sich Jan Böhmermann inmitten einer<br />
Auseinandersetzung um die<br />
Grenzen der Satire. Darinerfolgt alsbald<br />
der Hinweis, dass die Methode<br />
Böhmermann eben ein Spiel mit Geschmacklosigkeiten<br />
sei. Es gehe also<br />
weniger um die Frage, oberAntisemit<br />
ist. Zweifelsfrei aber darf man<br />
den geschilderten Sketch als antisemitisch<br />
bezeichnen. Böhmermanns<br />
Reaktion auf das Outing ist nicht witzig,<br />
sondernkläglich. Er könne leider<br />
nicht mitwirken an der „Umdeutung<br />
von ultrakrassen Ficki-Ficki-Comedykarrieren<br />
in schillernde, sensible<br />
Intellektuellenbiografien“, ließ er<br />
mitteilen. Das Klägliche besteht<br />
darin, dass der Hauptdarsteller des<br />
Systems Böhmermann nicht einsehen<br />
kann, dass er zu weit gegangen<br />
ist bei der Gier nach Lachern auf<br />
Kosten anderer.Eswürde ein Rollenmodell<br />
zerstören, für das antisemitische<br />
Stereotypen leicht aus dem Hut<br />
zu zaubernde Spielmarken sind.<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 27. Oktober<br />
1 Tagesschau ARD 6,69 24 %<br />
2 Schwartz &… ZDF 5,86 19 %<br />
3 Sportschau ARD 5,19 22 %<br />
4 Die Protokollantin ZDF 4,04 14 %<br />
5 Verstehen Sie... ARD 3,96 14 %<br />
6 Das Supertalent RTL 3,94 13 %<br />
7 heute ZDF 3,35 14 %<br />
8 Sportschau ARD 3,09 17 %<br />
9 heute-journal ZDF 2,98 12 %<br />
10 Die Bergretter ZDF 2,75 10 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Passagier 23<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30 Box +Bar:Das Mädchen mit dem Fingerhut<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Aufzeichnungen aus derUnruhe<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (✆ 939 35 85 55)<br />
19.30: One Night Stand –Ein Shakespeariment: Wie<br />
es euch gefällt<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Yesbut No<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Champignol wider Willen<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Die Wahrheit<br />
Tanzfabrik Wedding in den Uferstudios<br />
(✆ 20 05 92 70) 19.00 Studio 13: Open Spaces<br />
#3-2018: Studio 13-Spezial: Remembering the<br />
Future (Jacopo Lanteri &Peter Stamer)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />
20.30: Cosmic ComedyOpen-Mic –English Comedy<br />
(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />
Barjeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Mein erstes Mal (Florian Wagner)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Wirhaben genug (Ruwe&Valenske)<br />
20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: DieSuper 8Show(Thommi Baake)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: #SocialMediaBitch (Oliver Pocher)<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: HintermOfen sitzt ne Maus<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
19.45: Die große radioeins Satireshow(Florian<br />
Schroeder &Gäste)<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Hypochondria (Tricky Niki)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Wiener Philharmoniker,Ltg.Rainer<br />
Honeck, Moderation: Wilhelm Matejka, 360 Grad,<br />
Johannes Maria Staud: „Scattered Light“ für unbalanciertes<br />
Orchester,dt. EA; John Cage: „Sixty-Eight“;<br />
Arnold Schönberg: „Verklärte Nacht“ op. 4<br />
20.00 Werner-Otto-Saal: AsyaFateyeva (Saxophon),<br />
ValeriyaMyrosh (Klavier), Christian Jost (Moderation),<br />
2xhören zeitgenössisch, Edison Denissow: Sonate<br />
für Saxophon und Klavier<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
20.00: Japan Festival Orchester,Maki Nakamura,<br />
Kazusa Tachikawa, Shuhei Itoga, Yosuke Takahashi,<br />
Japanisch-deutscher Festival Chor,Ltg.YuichiTakubo,<br />
Giuseppe Verdi: Messa da Requiem<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
16.00 Kinderbibliothek: Ferienprogramm: e-kids<br />
Sprechstunde (ab 3J.)<br />
Atelier Bunter Jakobinder Berlinischen Galerie<br />
(Alte Jakobstr.124-128) 10.00: Technowälder –<br />
Inklusiver Ferienkurs mitKunst und neuenIdentitäten<br />
(ab 8bis 12 J.). Anm. erf.<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Zeltbühne: Aufdem Spielplatz, Liederprogramm<br />
(ab 3J.)<br />
10.00 Studio: Oh wie schön ist Panama (ab 4bis<br />
8J.)<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: Ferienworkshop: Technowälder (ab 8J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
11.00: Herbstferien-Programm: Forscher und Entdecker.Alexander<br />
und Wilhelm vonHumboldt<br />
14.00: Familienprogramm: Klabautermann –<br />
Geschichten vomMeer<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
11.00: Pippi Langstrumpf (ab 5bis 11 J.)<br />
FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />
10.00: HUAHHH –die Geister sind los! Schöner<br />
Gruseln auf Burg Eckstein –schaurig schöne<br />
Herbstferien<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.30: AufWeltreise mit den Millibillies(ab 5J.)<br />
Humboldt-Box (Schlosspl. 5)<br />
9.00: Das istauch unsereBaustelle!<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau undAktionsraum<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (✆ 34 74 53 46)<br />
10.00: BesonderRaum, KreativeStadtforschung<br />
für die Umwelt: Gemeinsam mitden Initiatorender<br />
Besondermüll-Projekte,Gemeinschaftsarbeiten aus<br />
der Krippe<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />
10.30 Planetariumssaal: Das kleine 1x1 der Sterne<br />
(ab 5J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
16.00: Die Zauberflöte, Oper vonMozartals Marionettentheater<br />
(ab 6J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Rapunzel, Vera Pachale (ab 3J.)<br />
Tempelhof Museum (✆ 902 77 61 63)<br />
13.00: Herbstferien: Töpfern, Weben, Flechten –<br />
Workshop zu alten Handwerksberufen (ab 8bis 12<br />
J.). Anm. erf.<br />
Theater Lichterfelde (✆ 84 31 46 46)<br />
10.00: Thobias schrecktvor nichts zurück, Die kleine<br />
Märchentüte, Kindertheater (ab 4bis 10 J.). Anm. erf.<br />
Ökowerk (✆ 300 00 5- 12)<br />
9.00: Herbstferien im Ökowerk –Zeit für kunterbunte<br />
Waldabenteuer (ab 7bis 12 J.). Anm. erf.<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: 11 Freunde Kneipenquiz<br />
Der Zauberberg (✆ 56 73 90 91)<br />
20.00: Julia Mann, die Mutter vonHeinrich und<br />
Thomas Mann, Dagmar vonGersdorf<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
20.00 Lettrétage: Babel undPolyzephalie, Ian de<br />
Toffoli, Jeff Schinker<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />
21.00: Wortservierung: Über die Unsterblichkeit der<br />
Seele, David Hume mit Richard Burger<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: It’sAHardcore Night, mit John<br />
Niven, Annika Line Trost, Thorsten Nagelschmidt, Mimi<br />
Erhardt, mit Musik<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
Urania (✆ 218 90 91)<br />
19.30: Die AfD im Wandel, Franziska Schreiber<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: Montagslesung –Streifzüge durch das literarische<br />
Berlin: Des Vetters Eckfenster,E.T.A. Hoffmann,<br />
mit Reinhard Scheunemann<br />
FÜHRUNG<br />
Alter Fritz (✆ 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />
Schloss in denReichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />
Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />
Pop<br />
Immer<br />
noch<br />
Entertainment<br />
Als die wilde Zeit des Punk<br />
in die Jahre gekommen<br />
war, traten die Gang of Four<br />
hübsch gescheitelt und mit<br />
uniformen, fein gebügelten<br />
Hemden in Erscheinung, um<br />
beschädigte Waren anzupreisen.<br />
Ihr Song „Damaged<br />
Goods“ war geprägt voneinem<br />
treibenden Bass,der zum Charakteristikum<br />
der 1977 im britischen<br />
Leeds gegründeten<br />
Band wurde. Ohne nachhaltig<br />
erfolgreiche Chartshits herausgebracht<br />
zu haben, wurden<br />
die Gang of Four durch ihren<br />
minimalistischen Postpunk,<br />
der deutlich Anleihen<br />
beim Funk aufnahm, zumVorbild<br />
für Bands wie Interpol<br />
oder auch die später groß gefeierten<br />
R.E.M um Michael<br />
Stipe.Und selbst F.S.K. um den<br />
Schriftsteller Thomas Meinecke<br />
würden eine gewisse Ehrerbietung<br />
für Gang of Four<br />
nicht verleugnen. DasSO36 ist<br />
der angemessene Ort für ein<br />
Wiedersehen. Heinz Demuth<br />
Gang of Four SO36,20Uhr,Oranienstraße190,<br />
T.:61401306<br />
Christian Berkelerzählt von seinen Elternund<br />
deren Schicksal.<br />
IMAGO/SVEN SIMON<br />
Marcus Weingärtner<br />
war sehr überrascht, wie gut ihm Christian<br />
Berkels Familiengeschichte gefallen hat.<br />
In der Regel sind ihm schreibende Schauspieler<br />
ein Graus. Doch Berkel ist ein ganz<br />
famoser Schriftsteller,dessen spätes Debüt<br />
eine Empfehlung ist.<br />
Schauspieler, die Bücher<br />
schreiben, gar ihre Autobiografien,<br />
lösen bei mir zu allererst<br />
einen Fluchtreflex<br />
aus. Oft klingen die Erinnerungen<br />
der Darsteller so überzogen und außergewöhnlich,<br />
dass man beim Lesen<br />
das Gefühl nicht loswird, selbst<br />
ein Leben am Rande des nicht mehr<br />
Wahrzunehmenden zu führen. Vielleicht<br />
ist es ja auch so.<br />
Als ich Christian Berkels biografischen<br />
Roman mit dem prätentiös<br />
schlichten Titel „Der Apfelbaum“ für<br />
diese Kolumne zur Hand nahm, erwartete<br />
ich also nicht zu viel gute<br />
Unterhaltung, zumal mir Berkel als<br />
Schauspieler zwar bekannt ist, ich<br />
aber so gut wie nie fernsehe.Ich erinnerte<br />
mich aber an seine eindringliche<br />
Darstellung des Nazi-Arztes<br />
Ernst Günther Schenck in Oliver<br />
Hirschbiegels Bunker-Drama „Der<br />
Untergang“. Ansonsten muss ich bei<br />
Christian Berkel immer direkt an das<br />
wahnsinnig große Lächeln seiner<br />
Frau Andrea Sawatzki denken.<br />
Der Umschlag zu „Der Apfelbaum“<br />
wirbt mit Daniel Kehlmanns<br />
Worten: „Wenn wieder einmal jemand<br />
fragt, wo es denn bleibt, das lebensgesättigte,<br />
große Epos über<br />
deutsche Geschichte, dann ist von<br />
jetzt an die Antwort: hier ist es,Christian<br />
Berkel hat es geschrieben.“ Ich<br />
schaute nach, ob sich Kehlmann und<br />
Berkel ganz zufällig denselbenVerlag<br />
teilen, sie tun es nicht. Undich muss<br />
sagen, Kehlmanns Lob mag etwas zu<br />
blumig geraten sein, aber Berkels<br />
Roman ist ein den Leser so in Beschlag<br />
nehmender, fesselnder Roman<br />
über eine deutsche,seine Familie,<br />
wie ich es nicht erwartet hätte.<br />
Berkel erzählt, als ob er nur darauf<br />
gewartet hätte,den Berufdes Schauspielers<br />
endlich einmal für einige<br />
Zeit gegen den des Schriftstellers<br />
einzutauschen, um endlich zu tun,<br />
was ihn umtreibt.<br />
Da hat jemand eine Familiengeschichte<br />
geschrieben, die herausmusste,<br />
endlich Form und Gestalt<br />
finden musste in den Beschreibungen<br />
eines untergegangen Berlins,<br />
das bei Berkel oft an Ernst Haffners<br />
grandiosen <strong>Berliner</strong> Cliquenroman<br />
„Blutsbrüder“ erinnert und trotz einiger<br />
zu zille-heimeliger Momente<br />
in seinen besten Passagen den beschreibenden<br />
Kapiteln eines Walter<br />
Kempowski kaum in etwas nach-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Vorname<br />
15.30, 17.45, 20.15<br />
Cinema Paris (✆ 881 3119) Der Vorname 15.50,<br />
18.10,20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) Werk ohneAutor<br />
15.15,19.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Girl 14.00,19.00;<br />
Girl (OmU) 16.30; BlacKkKlansman (OmU) 21.20;<br />
Halloween (OmU) 14.00, 19.00; Halloween (OF)<br />
16.30, 21.30;Preview:Touch Me Not (m.Gästen u.<br />
Gespräch) 20.00; Der Affront 15.30,20.45; Sorry<br />
Angel –Plaire, aimer et courir vite (OmU) 18.00;<br />
Alles ist gut 14.45; Offenes Geheimnis 17.00; Die<br />
defekte Katze 15.00; Gundermann 17.15, 20.15;<br />
Ex Libris: Die Public Library von New York –ExLibris:<br />
New York Public Library (OmU) 14.00; Mario<br />
18.15;AStar IsBorn (OF) 21.00; Dogman 14.20,<br />
16.40, 19.00; Bad Times at the El Royale (OmU)<br />
21.20<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Der Affront 18.00;<br />
Intrigo: Tod eines Autors 20.15; Moritz Daniel Oppenheim<br />
17.00<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Ballon 14.00, 17.45,<br />
20.30;Wildhexe 15.30;Die UnglaublichenII13.45,<br />
16.20; The Guilty 16.40, 19.00, 21.00; Book Club<br />
–Das Beste kommt noch 18.40; BlacKkKlansman<br />
21.00; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
15.30; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.45, 20.30; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 15.00; AStar IsBorn 17.00, 20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 11.10, 13.25, 15.45,<br />
18.10; Halloween 20.30, 23.10; AStar IsBorn<br />
11.40,17.10,20.10;Venom 14.35; 3D: Venom<br />
23.15; Die Unglaublichen II 12.10, 15.00; Halloween<br />
17.50; Johnny English: Manlebtnur dreimal<br />
20.20; AStar IsBorn 22.40; Wuff 12.00,<br />
14.40, 17.20; Ballon 20.00; Johnny English:<br />
Man lebt nurdreimal22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.00, 14.30; Abgeschnitten<br />
16.50, 19.50, 22.45; Book Club –Das Beste<br />
kommt noch 12.30; Ballon 14.45; Die Unglaublichen<br />
II 17.30; Wuff 20.15, 22.50; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
12.15, 15.10; Venom 18.00, 20.40; The<br />
Nun 23.15<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Durch die<br />
Wand –The Dawn Wall (OmU) 11.00; Unser Saatgut:<br />
Wir ernten, was wir säen –Seed: The Untold<br />
Story (OmU) 12.45, 14.45; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 16.15; Gundermann<br />
18.00; Bad Times at the El Royale (OmU) 20.15; A<br />
Beautiful Day –You Were Never Really Here (OmU)<br />
22.35; 303 (DFmenglU) 11.00; Offenes Geheimnis<br />
13.30; Verliebt in meine Frau –Amoureux dema<br />
femme (OmU) 15.45; Projekt: Antarktis 17.15;<br />
Girl 19.00; Dogman 20.45; Der Affront –L‘insulte<br />
(OmU) 22.30; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel<br />
als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 11.00;<br />
Ploey –Du fliegst niemals allein 12.20; Shut Up<br />
and Play the Piano (OmU) 13.45; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 15.10; Ballon 16.30; Why<br />
Are WeCreative? (OmU) 18.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 20.00; 3D:Venom 22.15<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Käpt‘n Sharky 13.00;<br />
Christopher Robin 15.00; Alles ist gut 16.45; Wuff<br />
19.00; Ballon 21.15; Herr Lehmann (OmenglU)<br />
23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Fly Rocket Fly<br />
16.00; Gundermann 17.45; Nanouk (OmU) 20.15;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 22.15; Waldheims Walzer<br />
16.15; Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines<br />
Finsterlings 18.00; Familie Brasch 20.00; Welcome<br />
to Sodom –Dein Smartphone ist schon hier (OmU)<br />
22.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Styx 18.00; Gundermann<br />
19.45; Wackersdorf 22.15; AWomanCaptured<br />
–Eine gefangene Frau (OmU) 18.15; Sorry<br />
Angel –Plaire, aimer etcourir vite (OmU) 20.00;<br />
Sweet Country (OmU) 22.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 0200) Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 13.40; Der Vorname 13.50,<br />
16.40, 19.50; Ballon 13.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.00; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.00, 16.50, 20.00; Die Unglaublichen<br />
II14.10, 17.00; Wuff 14.15, 20.10; AStar Is<br />
Born 16.40; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
17.00; Wildhexe 17.15; Halloween 17.20,<br />
20.15; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 19.40; Abgeschnitten 19.50; 3D:<br />
Venom 20.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Wackersdorf 14.35;<br />
Christopher Robin 16.15; Grüner wirdís nicht<br />
18.10; Gundermann 20.15<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 12.00, 15.10, 17.40;<br />
Ploey – Du fliegst niemals allein 12.10; Käpt‘n<br />
Sharky 12.10; Die Unglaublichen II12.15, 14.30,<br />
16.15; Wildhexe 12.20, 14.50, 17.15; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 12.30; Gänsehaut 2:<br />
Gruseliges Halloween 12.40, 15.00, 17.20; Hotel<br />
Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 12.45; 3D:<br />
Die Unglaublichen II 12.50; Klassentreffen 1.0<br />
–Die unglaubliche Reise der Silberrücken 14.15,<br />
19.40; Ballon 14.20; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 14.40, 17.50, 19.45; Wuff 15.10, 17.20,<br />
20.00; Venom 17.00, 19.50; Intrigo: Tod eines Autors<br />
17.10, 19.50; Halloween 17.30,20.10; Abgeschnitten<br />
19.30;AStar Is Born 20.00; Hunter Killer<br />
20.15<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Bad Timesatthe El Royale<br />
(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman<br />
(OmU) 16.00, 19.00, 22.00<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Girl (OmU)<br />
17.45; The Guilty (OmU) 18.00; Der Affront –<br />
L‘insulte (OmU) 19.45; Ex Libris: Die Public Library<br />
von New York (OmU) 20.00; Offenes Geheimnis –<br />
Todos losaben (OmU) 22.00<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Wackersdorf 12.30;<br />
Gundermann 15.15; Elternschule 18.00; Pornfilmfestival:<br />
Las Hijas del Fuego (OmenglU) 20.30;<br />
Loving Vincent 12.45; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen – Le maitre est l‘enfant<br />
(OmU) 15.00; Nanouk (OmU) 17.15; Das Wunder<br />
von Mals 19.30; Gundermann 22.00; Why Are We<br />
Creative? (OmU) 14.15, 19.00; Wackersdorf16.15;<br />
The ManWho Killed Don Quixote (OmU) 21.00<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) Gespenster<br />
20.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Mein Freund Knerten<br />
15.00; Ava (OmU) 16.15; Durch die Wand –The<br />
Dawn Wall (OmU) 18.15; Projekt: Antarktis 20.00;<br />
Kindeswohl –The Children Act (OmU) 21.45; Christopher<br />
Robin 15.00; Moritz Daniel Oppenheim<br />
16.45; Die defekte Katze (OmU) 18.30; Offenes<br />
Geheimnis –Todos lo saben (OmU) 20.15; Shut Up<br />
andPlaythe Piano (OmU) 22.30; Kinobar im Sputnik<br />
White Shadow 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) DerVorname15.00, 17.45,<br />
20.00;The Guilty 22.15; New Wildhexe 15.30; Der<br />
Affront 17.15;Werk ohne Autor 19.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 9590) Thilda &die beste<br />
Band der Welt 10.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 10.00, 12.45, 14.45; Ploey –Dufliegst<br />
niemals allein 10.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um10.00, 15.45; Die Unglaublichen II<br />
10.00, 13.00, 15.00, 17.15; Wuff 12.15, 15.00,<br />
17.30, 20.15; JohnnyEnglish: Man lebt nurdreimal<br />
12.45, 15.30, 17.45, 20.00; Das Hausder geheimnisvollen<br />
Uhren 13.15; Halloween 17.30, 20.30;<br />
3D: Venom 17.45, 20.15;AStar Is Born 20.00<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Wuff 13.00,<br />
15.30, 20.15; Nanouk 13.00, 20.30; Wildhexe<br />
13.30,15.45, 18.00; 3D: Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />
15.30;AStar Is Born 17.45,20.45;<br />
Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer 18.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 11.30; DieUnglaublichen<br />
II 11.30, 14.10, 16.55; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 11.30; Ballon 11.30; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 11.40, 14.30; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 12.00,14.30, 17.00,<br />
19.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
12.00; Wuff 14.15, 17.00, 20.00; 3D: Venom<br />
14.15,17.10;Das Hausder geheimnisvollenUhren<br />
14.15; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.30,<br />
17.00;Der Vorname14.30, 17.15, 20.15; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
16.45,19.55; Halloween 17.15,20.15; AStar<br />
Is Born 19.40; Abgeschnitten 19.50;Venom 20.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Thilda &die beste Band<br />
der Welt 17.00; Afabrica denada (OmU) 18.45;<br />
Waldheims Walzer 18.00; Familie Brasch (OmenglU)<br />
19.45; Symphony ofNow 21.30<br />
Babylon (✆ 242 59 69) BlacKkKlansman (OmU)<br />
17.00; Lifeboat, no Human is Illegal and the Hostage<br />
(OmenglU; m.Vorfilm) 18.15; Premiere: Rams<br />
(OmenglU; m.Gespräch u. Gästen) 19.30; Feierabendbier<br />
(m. Gespräch u. Gästen) 19.30; Refugees<br />
Welcome Film Festival: Forget Winnetou! Loving<br />
inthe Wrong Way (OmenglU; m. Vorfilm) 20.00;<br />
Rams (OmenglU; m. Gespräch u. Gästen) 21.30;<br />
Refugees Welcome Film Festival: Dfor Dostojewski<br />
(u.a) 22.00; Marcello ilBello: Casanova ‚70<br />
(OmenglU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Wildhexe 11.00,13.00, 15.00, 17.00; French Connection:<br />
Corniche Kennedy (OmenglU) 19.00; Bad<br />
Times atthe El Royale (OmU) 21.15; AStar Is Born<br />
(OmU) 16.15,21.30; Projekt: Antarktis 19.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 11.00, 14.00; Die<br />
Unglaublichen II 11.00, 13.50, 17.00; Das Haus<br />
der geheimnisvollen Uhren 11.10; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 11.20; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 11.20; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 11.40, 15.30, 17.55, 20.30, 23.10; Wildhexe<br />
12.10,16.50; 3D:Die Unglaublichen II 12.20;<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 12.30, 15.00,<br />
17.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 13.30, 16.40; Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 14.00; Wuff 14.10, 19.30;<br />
3D: Venom 14.30, 17.00, 20.20, 23.15; Der Vorname<br />
14.45, 17.20, 19.50; AStar IsBorn 16.30,<br />
19.45, 22.30; Halloween 17.30, 20.00, 22.50;<br />
Abgeschnitten 19.40, 23.00; Ballon 19.50; Intrigo:<br />
Tod eines Autors 20.10; Bad Times at the ElRoyale<br />
22.20; The Happytime Murders 23.00; The Nun<br />
23.10; Hunter Killer 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 15.00; AStar IsBorn (OmU) 17.00,<br />
19.45; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice (OmU)<br />
22.30; Wackersdorf 14.30; Moritz Daniel Oppenheim<br />
(OmU) 17.00; Offenes Geheimnis –Todos lo<br />
saben (OmU) 19.15, 22.00; Ex Libris: Die Public<br />
Library von NewYork (OmU) 15.00; Nanouk (OmU)<br />
19.00; Mackie Messer 21.15; Gundermann 14.45;<br />
Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings<br />
(OmenglU) 17.30; Dogman (OmU) 19.45,<br />
22.00; Verliebt in meine Frau –Amoureux dema<br />
femme (OmU) 15.45; Girl (OmU) 17.45, 20.00;<br />
BlacKkKlansman (OmU) 22.15<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Wildhexe 12.00, 14.25; Venom 12.00, 14.40,<br />
16.50, 19.55; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
12.00, 14.30, 17.25; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um12.00; Meine teuflisch gute Freundin<br />
12.00; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
12.00, 14.55, 16.45; Hotel Transsilvanien 3:Ein<br />
Monster Urlaub 12.00, 14.00; Die Unglaublichen<br />
II 12.00, 14.15, 16.50, 19.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 12.00,14.20; YolArkadasim II<br />
(OmU) 14.20, 17.00, 19.45; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 14.20, 17.15; Wuff 16.45, 19.30;<br />
Kler – Klerus (OmU) 17.00; Halloween 17.20,<br />
20.00; Hunter Killer 19.45; Halloween (OF) 20.15<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Offenes Geheimnis –Todos<br />
losaben (OmU) 15.30; Dogman (OmU) 18.00;<br />
Der Affront –L‘insulte (OmU) 20.10; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 22.15<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) AStar Is Born (OmU)<br />
17.00, 20.00<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Der Affront 15.30,<br />
20.30; Der Affront –L‘insulte (OmU) 18.00; Werk<br />
ohne Autor 15.15,19.30;Alles ist gut 15.00; Gundermann<br />
17.15, 20.00; The Guilty 15.00, 17.00;<br />
The Guilty –Den skyldige (OmU) 19.00; Bad Times<br />
at the ElRoyale (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Halloween (OmU)<br />
17.30, 20.00, 22.30; Halloween (OF) 16.30,<br />
19.00, 21.30; Sorry Angel –Plaire, aimer et courir<br />
vite (OmU) 18.00; BlacKkKlansman (OF) 21.00;<br />
Offenes Geheimnis –Todos lo saben (OmU) 17.45;<br />
AStar IsBorn (OF) 20.45; Sweet Country (OmU)<br />
17.00; Dogman (OmU) 19.30; Bad Times atthe El<br />
Royale (OF) 21.45<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆<br />
66 68 12 34) Die Unglaublichen II14.20; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 14.35; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.10, 17.45,<br />
20.15; Venom 17.00; Halloween 17.25, 19.45;<br />
Sneak Preview 20.15<br />
Wolf (✆ 921 039333) Dogman (OmU) 12.00,<br />
21.10; Funeral Parade of Roses –Bara no soretsu<br />
(OmU) 12.20; Leave NoTrace (OmU) 14.00; Afabrica<br />
denada (OmU) 15.20; Glücklich wie Lazzaro<br />
–Lazzaro felice (OmU) 18.40; Ava (OmU) 19.00;<br />
Girl (OmU) 21.10<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Wildhexe<br />
14.30; Die Unglaublichen II15.30; Ballon<br />
16.45; Der Vorname 18.15, 20.30; Werk ohne<br />
Autor 19.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Wildhexe<br />
15.00; Halloween (OmU) 18.30, 21.00; Sneak<br />
Preview 22.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 13.45; AStar IsBorn (OmU) 17.30,<br />
20.30; Die Unglaublichen II 14.45, 15.45; Der<br />
Affront 17.15; Werk ohne Autor 19.40; Gundermann<br />
14.30, 20.15; Mackie Messer – Brechts<br />
Dreigroschenfilm 17.15; Der Vorname 15.30,<br />
17.45, 20.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
steht.<br />
Berkel erzählt von seinen Eltern<br />
Sala und Otto,die sich im Teenager-<br />
Alter verlieben. Er stammt aus der<br />
<strong>Berliner</strong> Arbeiterklasse, prügelnden<br />
Vater, Ringerverein und Kleinkriminellen-Milieu<br />
inklusive, sie aus einer<br />
intellektuellen jüdischen Familie.<br />
Im Dritten Reich muss Sala<br />
Deutschland verlassen, die Wirren<br />
des Zweiten Weltkrieges und der<br />
Nachkriegsjahre verschlagen sie bis<br />
in die argentinische Hauptstadt.<br />
Berkels Vater gerät in russische<br />
Kriegsgefangenschaft, aus der er<br />
1950 wieder ins zerstörte Berlin zurückkehrt.<br />
Auch Berkels Mutter kommt gescheitert<br />
aus Buenos Aires zurück in<br />
die zerbombte Stadt, zehn Jahre hat<br />
sich das Paar nicht mehr gesehen undoch<br />
findet es wieder zueinander.<br />
Das ist eine ganz unglaubliche Geschichte,<br />
die nun förmlich der Stoff<br />
für ein großes Buch ist,und Christian<br />
Berkel hat sie mit großer Fertigkeit<br />
aufgeschrieben, man kann Daniel<br />
Kehlmann eigentlich nur recht geben,<br />
wenn er sagt, dass Berkel mitnichten<br />
nur ein schreibender Schauspieler<br />
sei, sondern ein Schriftsteller<br />
Dringliches<br />
Debüt<br />
Der Schauspieler Christian Berkel hat die<br />
Geschichte seiner Familie aufgeschrieben –<br />
„Der Apfelbaum“ ist ein großer Wurf<br />
DIE TERMINE<br />
Christian Berkel liest aus „Der Apfelbaum“,<br />
am Montag,29. Oktober,20Uhr.<br />
Sendesaal RBB,Masurenallee 8–14. Eintritt<br />
ab 12 Euro<br />
„It’saHardcore Night“, 29. Oktober,20<br />
Uhr.Pfefferbergtheater,Schönhauser Allee<br />
176. Der Eintritt beträgt 15 Euro an<br />
der Abendkasse.<br />
durchund durch.<br />
Einen Literaturabend ganz anderer<br />
Art erwartet einen unter dem etwas<br />
sehr an die Jungleser ranwanzenden<br />
Titel „Heyne Hardcore“. Unter<br />
diesem Label versammelt der Verlag<br />
Literatur, die ihm für den Mainstream-Buchmarkt<br />
zu – ja, was eigentlich?<br />
subversiv? – vorkommt.<br />
Darunter sind echte Perlen wie Irvine<br />
Welsh oder Hunter S.Thompson, also<br />
Autoren, die die Literatur nachweislich<br />
schonlängst geprägt haben.<br />
Seit ein paar Jahren gibt es eine<br />
schöne begleitende Veranstaltungsreihe,bei<br />
derder Verlag seine Bücher,<br />
seine Autorenund Freunde des Hauses<br />
vorstellt und zusammenbringt.<br />
Gäste lesen aus ihren jeweiligen<br />
„Hardcore“-Lieblingsbüchern, dazu<br />
gibt es Livemusik und der „Hardcore“-Verlagsleiter<br />
Markus Naegele<br />
moderiertden Abend persönlich. Mit<br />
dabei sind der britische Autor John<br />
Niven, hauptsächlich bekannt durch<br />
seine bitterböse Satireauf die Musikindustrie<br />
„Kill Your Friends“ und die<br />
<strong>Berliner</strong> Electro-Punk-Ikone Annika<br />
Line Trost, Teil des Duos Cobra Killer<br />
und Pop-Kolumnistin. Hingehen!<br />
Daswirdein Spaß.<br />
Diskussion<br />
Die<br />
Macht<br />
der Vögel<br />
Der Journalist und Eigentümer<br />
der Wochenzeitung<br />
Der Freitag, Jakob Augstein,<br />
hat Cord Riechelmann einmal<br />
als einzigen „Tierjournalisten,<br />
den wir haben“ bezeichnet.<br />
Und vom bei Matthes &Seitz<br />
erschienenem Buch über Krähen<br />
schwärmt die Kollegin Susanne<br />
Kippenberger in der gebotenen<br />
Distanz: „Soklug und<br />
elegant erzählt Cord Riechelmann<br />
über die Krähe in diesem<br />
fein illustrierten Buch,<br />
dass man den krächzenden<br />
Stadtbewohner vielleicht nicht<br />
lieben, aber respektieren<br />
lernt.“ Dass der Biologe Cord<br />
Riechelmann in den Journalismus<br />
fand, verdankenwir übrigens<br />
dem 2006 verstorbenen<br />
taz-Redakteur Harald Fricke,<br />
der Riechelmann immer wieder<br />
mit journalistischen Aufträgen<br />
bedachte. ImGespräch<br />
mit dem Soziologen Heinz<br />
Bude spricht Riechelmann<br />
nun über das weite Feld von<br />
Politik und Natur. HarryNutt<br />
Schaubühne 19.30 Uhr,Kurfürstendamm<br />
153, T.:890020<br />
<strong>Berliner</strong> Unterwelten (✆ 49 91 05 17)<br />
12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />
Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
14.00: Kurator*innenführung: Julian Charrière, Guido<br />
Faßbender<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
16.00: Sparen –Geschichteeiner deutschen Tugend,<br />
Öffentliche Führung durch die Ausstellung<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
13.00: Drei berühmte Dreieckplätze zum Prenzlauer<br />
Berg –Rosa-Luxemburg-, Senefelder-, Kollwitzplatz.,<br />
Bernd S. Meyer, Treff: Eing.Volksbühne<br />
Schloss Charlottenburg (✆ 32 09 14 40)<br />
15.30: Der Neue Flügel und dieFestsäle Friedrichs<br />
des Großen, Treff: Gruppenkasse im Ehrenhof,<br />
Führung für blinde und sehbehinderte Besucher<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
10.00: Zwischen Schlange und Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr, Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />
Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Harold López-Nussa Trio<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: b-flat Jazz Orchestra<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
20.00: Flasher,Plattenbau<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: Matt Simons<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
20.00: BigBand der Deutschen Oper feat.Tom Gaebel<br />
(voc), Ltg.Manfred Honetschläger,Sinatra meets<br />
Basie<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Jesper Munk<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), Mittagskultur<br />
17.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), SolistInnen-Konzerte<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Stephen Malkmus &The Jicks, support:<br />
Spinning Coin<br />
Madame CLAUDE (✆ 84 11 08 59)<br />
21.30: ExtraNerves, Ansgar Wilken, Experimontag<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
19.00: AndyShauf, support: Farao<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
19.30: The Bones of J.R. Jones, Ones to keep close<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Mother’s Cake<br />
20.00: MiCLowry<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Christian vander Goltz<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.30: Mourn<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00:Parallel Society<br />
Schokoladen Mitte (✆ 2826527)<br />
19.00: TheNightingales +Kettenkasten<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
20.00: Gang of Four<br />
Toast Hawaii (Danziger Str.1)<br />
20.00: Po-Zart+AuaAua<br />
CLUB<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday–Halloween Special, Robert<br />
Owens, Ricardo Rodriguez, Snoid<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, Zissa<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 Globus: House of Waxx –Moodmusic,Sasse,<br />
Dahu, Flexonaut<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: Kunst in Berlin 1880–1980<br />
10.00: GASAGKunstpreis 2018: Julian Charrière<br />
10.00: European Month of Photography: Little AmericaHeinz<br />
vonPerckhammer,Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
Botanisches Museum (✆ 83 85 01 00)<br />
9.00: European Month of Photography: Zenkeri, Yana<br />
Wernicke&Jonas Feige, tgl. 9-19 Uhr<br />
Brücke-Museum (✆ 831 20 29)<br />
11.00: 1913: Die Brückeund Berlin,<br />
Mi-Mo 11-17 Uhr<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer Platz,<br />
tgl. 12-20 Uhr<br />
DDR Museum Berlin (✆ 847 12 37 31)<br />
10.00: Geschichte zum Anfassen, tgl. 10-20<br />
10.00 Eingangsbereich: Liebe, Sex &Sozialismus, tgl.<br />
10-20, Sa 10-22 Uhr<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
10.00: Sparen –Geschichte einer deutschen Tugend<br />
10.00: Europa und das Meer<br />
10.00: Rückansicht. Die verborgene Geschichte eines<br />
Gemäldes vonAdolph Menzel,tgl. 10-18 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
EhemaligeStaatliche Münze (Molkenmarkt 2)<br />
10.00: nineties berlin, Mo-So 10-20 Uhr<br />
Ephraim-Palais (✆ 240 02 -1 62)<br />
10.00: Geschichte, Kultur und Kunst Berlins, Di-So<br />
10-18, Mi 12-20 Uhr<br />
Georg Kolbe Museum (✆ 304 21 44)<br />
10.00: ZarteMänner in der Skulpturder Moderne,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
10.00: Welcome to Jerusalem<br />
10.00: Ganzfeld „Aural“, James Turrell<br />
10.00: res.o.nant, Mischa Kuball, tgl. 10-20 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-MuseumsBerlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />
11-18 Uhr<br />
Museum für Film und Fernsehen (✆ 300 90 30)<br />
10.00: European Month of Photography: Zwischen<br />
den Filmen. Eine Fotogeschichte derBerlinale, Mi-<br />
Mo/Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: DieFarben des Sindh, tgl./Feiert. 10-18, Do<br />
10-20 Uhr<br />
Sportmuseum Berlin (✆ /30 58 3- 00)<br />
10.00: StändigeAusstellung desSportmuseums,<br />
Mo-Fr 10-14 Uhr<br />
KINO<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 14.00; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal –Johnny EnglishStrikes<br />
Again (OmU) 14.00, 17.10, 22.40; Gundermann<br />
14.00; Die Unglaublichen II (OmU) 14.00, 17.10;<br />
Mackie Messer 14.15; Die Unglaublichen II 14.15,<br />
17.00; Wuff 14.20, 19.30; Der Vorname 14.30,<br />
16.45, 20.00; Halloween (OmU) 16.20, 20.00,<br />
23.00; 3D: Smallfoot 16.30; Wildhexe 17.00; Werk<br />
ohne Autor 17.00, 19.00, 21.00; Intrigo: Tod eines<br />
Autors 19.00; AStar Is Born (OmU) 19.30, 22.30;<br />
Sneak Preview 20.00; The Guilty – Den skyldige<br />
(OmU) 21.30; Dogman (OmU) 22.15; Bad Times at<br />
the ElRoyale (OmU) 22.30; Ballon 22.45<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Kolyma: Straße derKnochen<br />
(OmU) 18.00; Nanouk (OmU) 21.15; Familie<br />
Brasch 21.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79)Afabrica de nada<br />
(OmU) 17.30;Wackersdorf 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Wuff<br />
14.15, 17.00; Venom 14.15, 20.15; Smallfoot<br />
14.15; Das schönste Mädchen der Welt 14.15; Die<br />
Unglaublichen II 14.20, 17.15; Hotel Transsilvanien<br />
314.30; Halloween 14.30, 17.15, 20.00, 23.00;<br />
Der Vorname 14.30, 17.00, 19.45; Gänsehaut 2<br />
14.35,17.00; JohnnyEnglish 15.00, 17.30, 20.00,<br />
22.30;AStar IsBorn 16.40,19.45; Abgeschnitten<br />
16.45, 19.45, 22.50; 3D: Venom 17.00, 23.00;<br />
Klassentreffen 1.0 17.00; Intrigo: Tod eines Autors<br />
19.45, 22.30; Hunter Killer 19.45, 22.45; Johnny<br />
English (OF) 20.00; Bad Times atthe El Royale<br />
20.10; Mission: Impossible –Fallout 22.30; The<br />
Nun 23.00<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />
Unglaublichen II 11.00; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 11.00; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 11.15; Wildhexe 11.20, 14.20; Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 11.20, 14.10; Die<br />
Unglaublichen II11.30, 14.00, 17.10; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 11.40; Christopher<br />
Robin 12.00; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 12.30; Wuff 13.45, 20.00; 3D: Venom 14.00,<br />
16.40, 19.45; Der Vorname 14.15, 17.00, 20.00;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 14.30, 17.10,<br />
20.15; Gänsehaut 2:Gruseliges Halloween 14.45,<br />
17.20; Book Club –Das Beste kommt noch 14.45;<br />
Ballon 16.45; 3D: Smallfoot–Ein eisigartigesAbenteuer<br />
16.50; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00; Halloween 17.30,<br />
20.20;AStar Is Born 19.30;Abgeschnitten 19.40;<br />
Hunter Killer 19.50; Intrigo:Tod eines Autors 20.10<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 15.00, 17.40;<br />
Bad Times atthe El Royale 20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Kindeswohl 18.00; Gundermann<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) AStar Is Born (OmU)<br />
17.30, 20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Mario(OmU) 18.00; Sorry<br />
Angel –Plaire,aimer et courir vite (OmU) 20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Wildhexe<br />
10.00, 12.20, 14.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 10.00, 12.10, 14.35; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 10.00, 12.20, 14.50, 17.10,<br />
20.00; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
10.00; Die Unglaublichen II 10.00, 12.10, 14.30,<br />
17.20; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
12.40; Der Vorname 14.45, 17.10, 19.40; Halloween<br />
17.00, 20.20; Venom 17.15; AStar Is Born<br />
19.40; Sneak Preview 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Grüner wirdís nicht 13.15; Das Prinzip Montessori:<br />
Die Lust am Selber-Lernen 15.30; Mackie Messer<br />
– Brechts Dreigroschenfilm 17.45; Gundermann<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />
17.30, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />
Wildhexe 10.00, 12.15, 14.35; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 10.00, 12.10, 14.30, 17.15;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 10.00,<br />
12.30; JohnnyEnglish: Man lebt nurdreimal10.00,<br />
12.20, 14.45, 17.00, 19.45, 22.55; GansimGlück<br />
10.00; Die Unglaublichen II 10.00, 12.00, 14.20,<br />
16.45; DasHaus der geheimnisvollen Uhren 10.00,<br />
14.30; Käpt‘n Sharky 12.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 12.15; Venom 14.00, 17.20, 23.00;<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.45, 17.10;<br />
AStar Is Born 16.50, 19.50; Halloween 17.15,<br />
20.10, 23.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 19.30; Kler –Klerus<br />
(OmU) 19.45; National Theatre London: Frankenstein<br />
(OmU) 20.00; Ballon 20.00, 22.20; The Nun<br />
22.40; Sneak Preview (OF) 23.00; Sneak Preview<br />
23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Die Unglaublichen<br />
II 13.30, 15.45; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 13.45; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 13.45, 16.15, 18.30, 20.30; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 13.45, 15.45; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 15.45; Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 17.45; AStar Is Born<br />
17.45; Halloween 18.15, 20.30;Wuff 20.30; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Abel Ferrara: Body<br />
Snatchers –Angriff der Körperfresser (OF) 20.00;<br />
Magical History Tour: Die Ratten (m. Einführung u.<br />
Vorfilm) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 806969)<br />
Wildhexe 12.30, 15.00; Gänsehaut 2:Gruseliges<br />
Halloween 12.30, 15.00, 17.30; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 12.50, 14.20, 17.00, 19.40,<br />
22.30; Die Unglaublichen II 12.50, 14.20, 17.20;<br />
Christopher Robin 13.10; 3D: Die Unglaublichen II<br />
13.30,16.30,19.30; AStar IsBorn 13.30,16.10,<br />
19.30, 22.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 13.40; Wuff 14.00, 16.50, 19.40; Venom<br />
14.00; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.00, 16.50; Halloween 14.00, 17.20, 20.10,<br />
23.00; Pettersson und Findus: Findus zieht um<br />
14.20; Das Hausder geheimnisvollen Uhren 14.30,<br />
16.00; Der Vorname 14.40, 17.20, 20.30; Mamma<br />
Mia! Here WeGoAgain 15.40; Abgeschnitten<br />
16.10, 19.20, 22.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 16.20, 19.20;<br />
3D: Venom 16.40, 19.30, 22.40; The Nun 16.40,<br />
20.30, 23.00; Ballon 16.50, 19.50; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 17.00; Intrigo: Tod eines Autors<br />
17.30, 20.10, 23.00; Hunter Killer 17.30, 19.40,<br />
23.00; Werk ohne Autor 19.00; BlacKkKlansman<br />
19.10; Book Club –Das Beste kommt noch 19.30;<br />
Mission: Impossible –Fallout 19.40; Bad Times at<br />
the El Royale 19.50; Sneak Preview 20.00; Yol Arkadasim<br />
II (OmU) 22.30; The Happytime Murders<br />
22.30; The Equalizer II 22.30; The Guilty 23.00;<br />
Searching 23.10<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal – Johnny<br />
English Strikes Again (OF) 13.30, 17.30, 19.30; A<br />
Star IsBorn (OF) 13.40, 16.00, 19.20; Venom (OF)<br />
14.00; Gänsehaut 2:Gruseliges Halloween –Goosebumps2:Haunted<br />
Halloween (OF)14.00, 16.50;<br />
Die Unglaublichen II –Incredibles II (OF) 14.10,<br />
17.10; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer (OF)<br />
14.20; Halloween (OF) 14.30,17.40, 20.30;<br />
Book Club –Das Beste kommt noch (OF) 14.45;<br />
3D: Venom (OF) 16.30, 20.20; Crazy Rich –Crazy<br />
Rich Asians (OF) 17.00; 3D: Die Unglaublichen II<br />
–Incredibles II (OF) 19.30; BadTimes at the El Royale<br />
(OF) 19.50; Intrigo: Tod eines Autors –Intrigo:<br />
Death of an Author (OF) 20.10<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: ABeautiful<br />
Planet 12.00; 3D: Venom (OF) 13.50, 19.45;<br />
3D: Venom 16.45<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Grave –Raw<br />
(OmenglU) 18.00; Nachlass 20.00; Waldheims<br />
Walzer (OmenglU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um 10.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 10.00, 12.00, 14.00, 16.00,<br />
18.00, 20.15, 22.30; Die Unglaublichen II 10.00,<br />
12.30, 15.00, 17.30; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 10.00; Das schönste Mädchen der Welt<br />
12.00; Ballon 12.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.00, 16.00, 18.00, 22.30; Wuff 15.00,<br />
17.30, 20.00; Halloween 18.00, 20.00,22.30; 3D:<br />
Venom 20.00, 22.30; AStar Is Born 20.15<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Alfred Hitchcock: Die<br />
Vögel 18.15; Offenes Geheimnis 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Wuff 11.30, 17.00, 20.15; 3D: Die Unglaublichen II<br />
11.30; Das Hausder geheimnisvollenUhren11.30,<br />
14.00; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
11.35, 14.00; JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal<br />
11.45, 14.55, 17.35, 20.20; Hotel Transsilvanien 3:<br />
Ein Monster Urlaub 11.45; Pettersson und Findus:<br />
Findus zieht um 11.50; Jim Knopf und Lukas der<br />
Lokomotivführer12.00;Die Unglaublichen II 12.00,<br />
14.00, 17.00; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 14.10; Der Vorname<br />
14.15, 16.45, 19.45; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 14.15; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.45, 17.10; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
14.45; 3D: Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
16.30; Ballon 17.10; 3D: Venom 17.15, 19.45;<br />
Halloween 17.15, 20.15; AStar IsBorn 19.45; Intrigo:<br />
Tod eines Autors 20.00; Hunter Killer 20.00;<br />
Abgeschnitten 20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Wildhexe<br />
12.00, 14.40; Smallfoot – Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.00, 14.30, 17.00; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 12.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 12.00, 14.30, 17.00, 19.30;<br />
Die Unglaublichen II12.00, 13.30, 14.00, 16.30;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 12.15;<br />
Das Haus der geheimnisvollen Uhren 14.25; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 14.40, 17.10; Yol<br />
Arkadasim II (OmU) 17.00; Venom 17.00, 19.50;<br />
Halloween 17.00; Kler –Klerus (OmU) 19.30<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Moritz Daniel Oppenheim<br />
18.00; Mi gran noche – My Big Night<br />
(OmU) 20.00; Funeral Parade of Roses –Bara no<br />
soretsu (OmU) 22.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Bibi &Tina: Voll verhext!<br />
10.00; Wildhexe 12.30, 14.30, 16.30; Wuff<br />
18.30, 21.00; Rico, Oskar und die Tieferschatten<br />
10.00; Wuff 13.00, 15.30; Ballon 18.00; Gundermann<br />
20.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Waldheims<br />
Walzer 16.00; Familie Brasch 18.00; Offenes Geheimnis<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Wildhexe 13.00;<br />
Champagner &Macarons: Ein unvergessliches Gartenfest<br />
15.00; Ballon 17.30; AStar IsBorn 20.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Glücklich wie Lazzaro 18.00;<br />
Grüner wirdís nicht 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 14.15; Der Affront 17.00; Werk<br />
ohne Autor 19.30<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Ploey –Du<br />
fliegst niemals allein 14.00; Der Vorname 14.00,<br />
16.30, 18.45, 20.45; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um14.30; Die Unglaublichen II14.45,<br />
16.00; Wildhexe 16.00; Gundermann 17.30; Girl<br />
(OmU) 18.15; The Guilty – Den skyldige (OmU)<br />
18.30;Werk ohne Autor 20.15; Bad Times at the El<br />
Royale (OmU) 20.30; AStar IsBorn (OmU) 20.30<br />
UCI Kinowelt PotsdamCenter (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 13.50; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 13.50; Die Unglaublichen<br />
II 14.00; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.15; Johnny English: Man lebt nur dreimal<br />
14.30, 17.15, 20.00; Klassentreffen 1.0 – Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 16.30; Venom<br />
16.40; 3D: Die Unglaublichen II 16.45; Halloween<br />
17.00, 20.10; AStar IsBorn 19.30; Ballon 19.40;<br />
3D: Venom 19.50<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 13.15; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 15.30, 17.45, 20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 03375/46 97 77)<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
17.15; Offenes Geheimnis 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Wuff<br />
12.00, 14.40, 19.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 12.00, 14.20; Christopher Robin 12.00;<br />
Gans imGlück 12.10; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 12.15; Die Unglaublichen II 12.15, 14.30,<br />
16.50; Die Abenteuer von Wolfsblut 12.20; Käpt‘n<br />
Sharky 12.30; Gänsehaut 2:Gruseliges Halloween<br />
12.35, 15.10, 17.50; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 12.45; Book Club –Das Beste kommt<br />
noch 14.05; HotelTranssilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30;Das schönste Mädchen der Welt 14.45;<br />
Der Vorname 14.50, 17.40, 20.10; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 15.00; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 15.15, 17.30, 20.00; AStar Is<br />
Born 16.45, 19.50; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00, 19.45;<br />
Wildhexe 17.15; Ballon 17.15; 3D: Venom 17.20,<br />
20.15; Halloween 17.30, 20.15; Abgeschnitten<br />
19.50; Intrigo: Todeines Autors 20.00; Hunter Killer<br />
20.00<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um12.45; Die<br />
Unglaublichen II 13.00, 14.45; Das Haus der geheimnisvollen<br />
Uhren 13.30; 3D: Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 15.45; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal16.00, 18.15, 20.30; Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Halloween<br />
18.00, 20.30; Wuff 20.30<br />
FilmpalastOranienburg (✆ 033 01/70 48 28) Die<br />
Unglaublichen II 12.00, 14.30, 17.30; Smallfoot –<br />
Ein eisigartigesAbenteuer 12.05, 14.05; Pettersson<br />
und Findus: Findus zieht um12.15; Das Haus der<br />
geheimnisvollen Uhren 12.45; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 14.00, 16.05, 20.00; Wuff 15.00,<br />
20.05; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 15.55,<br />
17.55; Ballon 17.00; Halloween 18.00, 20.15; Ein<br />
Dorf zieht blank 19.45<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />
Wildhexe 11.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
14.00; Die Unglaublichen II 14.30; Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 18.00, 20.00; Ballon 20.30
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Ungeschöntes ist<br />
nicht mehr tabu<br />
VonLaura Patz, 24 Jahre<br />
Anderen Menschen dabei zuzusehen,<br />
wie sie ihr Eigengewicht<br />
an Lidschatten auftragen oder Proteindrinks<br />
anrühren, ist für unsereGeneration<br />
völlig normal geworden. Es<br />
ist auch normal,<br />
Babys ohne ihr<br />
Einverständnis<br />
in die Kamera zu<br />
halten oder radikale<br />
Diät-Tipps<br />
online zu stellen.<br />
Nichts davon verfolgt<br />
einen Sinn,<br />
Laura gefällt die<br />
neue Social-Media-<br />
Normalität.<br />
PRIVAT<br />
der über Werbung,<br />
bestenfalls<br />
Unterhaltung, hinausgeht.<br />
Wenig<br />
entspricht der<br />
Lebenswelt der Rezipienten. Dennoch<br />
ist es das, was die Mehrheit<br />
sehen will.<br />
Der neue Trend „Selbstliebe“ hat<br />
es immerhin geschafft, dass auch<br />
Dehnungsstreifen, Akne-Narben<br />
und derlei ungeschönt Persönliches<br />
seinenWegindie sozialenNetzwerke<br />
findet.<br />
Endlich mal ein guter Netz-Trend<br />
Doch so sehr, wie sich die Mehrheit<br />
weiterhin nach Shopping-Hauls<br />
und Prank-Videos sehnt, so empört<br />
reagiertsie auf Themen, die tatsächlich<br />
von Bedeutung sind: „Du hast<br />
jetzt nicht wirklich über deine Menstruation<br />
geredet? Geht’s noch?“<br />
Oder: „Voll unangebracht“, urteilen<br />
Follower schon unter Instagram-<br />
Posts,die nur ganz subtil das Thema<br />
Periode ansprechen.<br />
Noch schwieriger wird es, wenn<br />
es um Erkrankungen geht –egal ob<br />
physischer oder psychischer Art. Zunehmend<br />
sprechen junge Betroffene<br />
auf YouTube und Instagram auch<br />
über Depressionen, Ängste, künstliche<br />
Darmausgänge oder Endometriose.Wer<br />
diesen Schritt wagt, muss<br />
allerdings mit härterer Kritik rechnen<br />
als bei jeder Produktplatzierung.<br />
Dabei könnte die Enttabuisierung<br />
alltäglicher Themen so maßgeblich<br />
angekurbelt werden.<br />
Dass Mitschnitte von Panikattacken<br />
für manche gefährliche Trigger<br />
sein können und Influencer keine<br />
Ärzte sind, denen man blind vertrauen<br />
sollte,steht außer Frage.Dennoch<br />
sind Erfahrungsberichte und<br />
das offene Ansprechen schwieriger<br />
Themen ausnahmsweise ein viraler<br />
Trend, dessen Boykott nicht lohnt.<br />
Von Nikita Vaillant, 22 Jahre<br />
Es ist eine Geschichte mit<br />
dem Potenzial zu inspirieren:<br />
Sie beginnt in einer<br />
Kleinstadt im Norden Serbiens,<br />
woEmilija Gagrcin in einer<br />
Arbeiterfamilie aufwächst. Und sie<br />
führt nach Berlin-Mitte, wo die<br />
25-Jährige bei der Stiftung der Deutschen<br />
Wirtschaft jungen Menschen<br />
hilft, trotz prekärer Voraussetzungen<br />
ein Studium aufzunehmen. Sieweiß<br />
nämlich, wie dasgeht.<br />
„Du musst studieren, damit du<br />
nicht schwer arbeiten musst“, war<br />
das Mantra, das ihr von der Familie<br />
eingebläut wurde. Die Eltern, er<br />
Elektriker, sie Kellnerin, wussten,<br />
wovonsie sprachen. DieGroßmutter<br />
half ihr bei den Hausaufgaben und<br />
schenkte ihr ein deutsches Wörterund<br />
Grammatikbuch.<br />
Die häufigsten Probleme von<br />
Studieninteressierten aus Nichtakademiker-Haushalten<br />
sind der Mangel<br />
an Informationen und Selbstvertrauen.<br />
Sie wissen nicht, wie ein<br />
Studium funktioniert –und wie sie<br />
es finanzieren sollen. Dabei gibt es<br />
in Deutschland 13 große Förderwerke.<br />
Doch bei denen bewerben<br />
sich vor allem junge Menschen mit<br />
Akademiker-Eltern.<br />
Raus aus der Opferrolle<br />
Emilija kommt aus Serbien, ihre Eltern haben nicht studiert. Doch das hielt sie davon nicht ab<br />
Emilija Gagrcin ist mittlerweile Referentin beim „Studienkompass“.<br />
Europäischer Monat der Fotografie –auf Spreewild-Art: Wir zeigen keine Stars, sondern Talente und ihre Lieblingswerke.<br />
MIRIAM KLINGL<br />
Emilija mangelte es nicht an<br />
Selbstvertrauen, es trotzdem zu versuchen.<br />
Das Schlimmste, was passieren<br />
konnte, war schließlich eine<br />
Absage, sagt sie. Inder 8. Klasse erhielt<br />
sie das serbische Staatsstipendium,<br />
später das Baden-Württemberg-Stipendium.<br />
Erst dadurch habe<br />
sie gelernt, dass es Förderung auch<br />
für „Leute wie sie“ gebe. Esmachte<br />
ihr Mut. Im Master erhielt sie ein Stipendium<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung.<br />
Als sie für ihren Bachelor in Publizistik-<br />
und Kommunikationswissenschaft<br />
an die FU Berlin kam, hatte sie<br />
allerdings kein Stipendium, musste<br />
jobben. Dieser Umstand, gepaart<br />
mit den Schwierigkeiten, die ein<br />
Studium in einer Fremdsprache mit<br />
sich bringt, hätte sie erst mal „ziemlich<br />
müde“ gemacht, sagt sie.<br />
Dabei verfällt sie trotzdem nicht<br />
in einen lamentierenden Ton. Sie<br />
klagt zwar über Ungerechtigkeit, was<br />
den Zugang zu universitärer Bildung<br />
betrifft. Sie hält es aber für fraglich,<br />
ob es wirklich solch einen Unterschied<br />
macht, aus welchem Milieu<br />
@KENNYFTGRF<br />
Studierende kommen, sobald sie es<br />
an die Uni geschafft haben. Bei einer<br />
Befragung von Arbeiterkindern<br />
zu ihrem Studium stellten Forscher<br />
der Uni Gießen fest, dass diese sich<br />
kaum fremd fühlten oder Diskriminierung<br />
erlebten. Ihre Benachteiligung<br />
an Hochschulen scheint ein<br />
Mythos zu sein. Sie müssen es nur<br />
erst einmal dorthin schaffen.<br />
Heute hilft sie Jugendlichen<br />
Emilija findet es deshalb wichtig,<br />
sich nicht in eine Opferrolle zu begeben.<br />
Ihre Herkunft habe schließlich<br />
sogar Vorteile gehabt: Während<br />
ihre Kommilitonen sich Wissen zur<br />
Situation von Arbeitern anlesen<br />
mussten, kannte Emilija vieles aus<br />
Erlebtem. Auch heute kann sie als<br />
Referentin beim Förderprogramm<br />
„Studienkompass“ der Stiftung der<br />
Deutschen Wirtschaft Jugendliche<br />
und deren Eltern ohne höheren<br />
Bildungsabschluss besonders kompetent<br />
beraten, wie sie es trotz aller<br />
Hindernisse an die Unischaffen.<br />
Emilijas eigene Inspiration war<br />
Tokio Hotel. Als 11-Jährige fing sie<br />
wegen der Band an, die deutsche<br />
„Bravo“ zulesen. Damit ihre Freunde<br />
teilhaben konnten, übersetzte sie<br />
die Artikel ins Serbische. Großmutters<br />
Wörterbuch sei Dank.<br />
Grau ingrau<br />
in grau<br />
Kenny ist 19. Gemessen an der<br />
Qualität, die er mit seinen Bildern<br />
liefert, ist das ein absolutes<br />
Novizenalter.Seine Leidenschaft<br />
begann früh, er hat von<br />
seinem Bruder die Grundlagen<br />
gelernt und seine Fähigkeiten<br />
über die Jahre ausgebaut. Aktuellmacht<br />
er eine Ausbildung<br />
zum Fotografen, steht also<br />
bald mit beiden Beinen im Berufsleben<br />
–wie immer hinter<br />
der Linse.Sein Portfolio glänzt<br />
durch Ästhetik, reduzierte Bildelemente<br />
und eine persönliche<br />
Note. Genau das Richtige,<br />
um Trends mitzubestimmen.<br />
Die Zukunft ist jung, und Kenny<br />
ist ein gutes Beispiel dafür.<br />
(Hannes Beyer,17Jahre)<br />
Verlockend:<br />
ein Buch in<br />
einer Stunde<br />
Doch die Technik „Speed<br />
Reading“ ist umstritten<br />
Von Jessica Schattenberg, 19 Jahre<br />
Das Studentenleben soll großartig<br />
sein. Aber nur, bis die Prüfungszeit<br />
beginnt, inder Studis das<br />
Unmögliche möglich machen und<br />
innerhalb weniger Tage den Stoff eines<br />
gesamten Semesters pauken.<br />
Wenn die Klausuren näher rücken,<br />
der Fachtext aber auch nach dem<br />
vierten Lesen einfach nicht im Kopf<br />
bleibt, bedeutet das …Stress!<br />
„Speed Reading“ soll Abhilfe<br />
schaffen. Dabei wird ein Text zweimal<br />
überflogen. Zuerst werden bekannte<br />
Wörter und Tatsachen erkannt,<br />
um sie im zweiten Durchgang<br />
mit neuen Informationen zu verknüpfen<br />
und vor allem zu behalten.<br />
Dassoll Zeit und besonders Frustration<br />
sparen. Werglaubt, nun das Geheimnis<br />
zu kennen und seine Uni-<br />
Probleme gelöst zuhaben, liegt jedoch<br />
vermutlich falsch. „Speed Reading“<br />
ist vielmehr eine Technik, die<br />
erlernt und vor allem immer wieder<br />
geübt werden muss, damit die alten<br />
Lesegewohnheiten abgelegt werden<br />
können. Studenten soll so ein Werkzeug<br />
an die Hand gegeben werden,<br />
um Materialsammlungen für Bachelor-<br />
und Masterarbeiten oder eben<br />
die Prüfungszeit zu vereinfachen.<br />
Wer das schnelle Lesen lernen<br />
möchte, hat eine Vielzahl an Möglichkeiten:<br />
vonAppsüber Bücher bis<br />
zu professionellen Coachings. Auch<br />
online sind Tipps und Tutorials zu<br />
finden, unter denen sich aber auch<br />
viel Kritik findet. Experten sind sich<br />
längst nicht einig, ob „Speed Reading“<br />
tatsächlich effektiv ist, Studien<br />
zeigen mal das eine,mal das andere.<br />
„Ein Buch in einer Stunde“ klingt<br />
verlockend, ist aber sicher kein gemütliches<br />
Romanlesenmehr.Obdie<br />
Technik funktioniert, ist wohl individuell<br />
verschieden. Undinvestiertein<br />
Student Geld und Zeit –Ressourcen,<br />
die er nicht hat –ins Lesenlernen,<br />
das er doch eigentlich längst kann?<br />
Leseprobe<br />
MELDUNG<br />
„Kind, mach doch besser was Vernünftiges“<br />
Diesen Satz haben Corinna und Viktor auch schon gehört. Jetzt machen sie eine Fotografie-Ausbildung<br />
Musik-Talente imHaus der<br />
<strong>Berliner</strong> Festspiele<br />
Vom7.bis 12. November veranstalten<br />
die <strong>Berliner</strong> Festspiele zum<br />
35. Maldas „Treffen junge Musik-<br />
Szene“. Beidem Abschluss des Bundeswettbewerbs<br />
für Pop-Talente im<br />
Alter von11bis 21 Jahren dürfen<br />
sich die Preisträgerinnen und Preisträger<br />
auf praktische Workshops,<br />
inspirierende Gespräche und<br />
abendliche JamSessions freuen.<br />
Eine Jury hat die 13 Solisten, Duos<br />
und Bands aus insgesamt 104 Einsendungen<br />
ausgewählt. Als Höhepunkt<br />
des fünftägigen Sieger-Treffens<br />
geben sie am am 8. November<br />
um 19 Uhrein gemeinsames öffentliches<br />
KonzertimHaus der <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele,der Eintritt kostet acht,<br />
ermäßigt sechs Euro. (Spreewild)<br />
VonMinou Becker, 18Jahre<br />
Fotografieren ist ein beliebtes<br />
Hobby. Mit Handykameras lassen<br />
sich heute wirklich gute Bilder<br />
knipsen, so gut wie jeder kann sich<br />
dadurch visuell ausdrücken. Aber<br />
mit den eigenen Fotos seinen Lebensunterhalt<br />
zu verdienen, scheint<br />
für die meisten völlig unrealistisch.<br />
Corinna Hopmann und Viktor<br />
Heekren sind Auszubildende am<br />
Lette-Verein. Sie lernen dort, wie<br />
man mit Passion und Ausdauer<br />
eben doch Schritt für Schritt Profi<br />
werden kann. Beide haben bereits<br />
früh die Fotografie für sich entdeckt<br />
–erdurch den Vater, einen Kameramann,<br />
sie durch ihren Großvater,der<br />
ihr analoge Kameras vererbte.Während<br />
Viktor schnell klar wurde, dass<br />
er auch langfristig hinter der Kamera<br />
stehen wollte, sah Corinna im Knipsen<br />
langeein reines Hobby.<br />
Nicht nur in Corinnas Umfeld<br />
wurde die Fotografie damals mit<br />
Gesang, Tanz oder Modeln gleichgesetzt<br />
–„brotlose Kunst“. Erst der<br />
Umzug aus NRW indie Hauptstadt<br />
zeigte ihr neue Möglichkeiten auf.<br />
Bei einem sechsmonatigen Praktikum<br />
bei einem Werbefotografen<br />
merkte sie, dass esmöglich ist, als<br />
Berufsfotograf gutes Geld zu verdienen<br />
und gleichzeitig seiner Leidenschaft<br />
nachzugehen. Unddurch den<br />
Fotografen stieß Corinna auf den<br />
Lette-Verein.WieViktor nahm sie die<br />
Herausforderung an und stellte sich<br />
miteinerselbst zusammengestellten<br />
Mappe –zwei vom Verein vorgegebene<br />
Themen, 15 bis 20 eigene Fotografien<br />
–bei der Berufsfachschule in<br />
Schöneberg vor.<br />
Die Fotografie-Ausbildung des<br />
Vereins dauert drei Jahre, in denen<br />
neben den technischen und gestalterischen<br />
Grundlagen auch viel an<br />
praktischen Projekten gearbeitet<br />
wird. Das Risiko des Fotografendaseins<br />
bleibt den Auszubildenden<br />
dabei stets bewusst: Bereits im ersten<br />
Ausbildungsjahr steigen viele<br />
aus,wenn sie sehen, dass sie als freischaffende<br />
Fotografen nicht wirklich<br />
mit einem geregelten Einkommen<br />
rechnen können.<br />
Ein bisschen BWL schadet nicht<br />
Corinna undViktor sind sichjedoch<br />
einig: Um ihren Traum zu verwirklichen,<br />
bedarf esvor allem Zielstrebigkeit,<br />
Fleiß und einer gehörigen<br />
Portion Eigeninitiative. Auch wenn<br />
eineAusbildung kein Muss ist,empfehlen<br />
die jungen Lette-Azubis das.<br />
Man lerne nicht nur, ein gewisses<br />
Auge für Ästhetik zu entwickeln,<br />
sondern erlebe die ganze Bandbreite<br />
des Fotografie-Business. Auch<br />
die Frage „Wie gehe ich einen Auftrag<br />
an?“. Ein bisschen BWLer-Sicht<br />
schadet ebennicht.<br />
Ambitionierten Fotografen raten<br />
sie, jede freie Minute zu nutzen,<br />
um ihrer Leidenschaft nachzugehen<br />
und den Alltag bewusst durch die<br />
Linse zu erleben. Praktika bei Fotografen<br />
können eine große Hilfe sein,<br />
den Berufund alles,was dazugehört,<br />
in der Praxis zu erleben. Letztlich<br />
sollte man aber auf sich selber hören<br />
und überlegen, ob die Leidenschaft<br />
größer ist als das Bedürfnis nach<br />
finanzieller Sicherheit. Ist dem so,<br />
muss der Wunsch, als Fotograf zu arbeiten,<br />
keineswegs mit einem Kopfschütteln<br />
abgetan werden.<br />
Angie Thomas –„The Hate UGive“<br />
Starr wird Zeugin, wie ihr Freund<br />
Khalil ohne ersichtlichen Grund<br />
von einem Polizisten erschossen<br />
wird. Es kommt zu Unruhen in der<br />
ganzen Stadt und Starr muss sich<br />
entscheiden, ob sie schweigen oder<br />
ihreStimmeerheben wird. Nicht nur<br />
in den USA ist Polizeigewalt, oftmals<br />
rassistisch motiviert, ein Thema,<br />
das unter den Tisch gekehrt wird.<br />
Angie Thomas legt mit ihrem Buch<br />
den Finger in die Wunde und gibt<br />
der diskriminierten Minderheit mit<br />
ihrer sympathischen Protagonistin<br />
eine Stimme. (LauraKrüger,23J.)<br />
Fazit: Ein tolles –spannendes! –Buch über<br />
ein ernstes Problem unserer Zeit.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
10171 Berlin<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
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twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 27<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />
(für HG)Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Verrückt nach Camping 17.00<br />
(für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />
18.00 (für HG)Wer weiß denn sowas? 18.50 (für<br />
HG) Morden im Norden 19.45 (für HG)Wissen<br />
voracht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse voracht<br />
20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Wildes Deutschland<br />
Das Erzgebirge<br />
Dokumentationsreihe<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Im Abwärtssog: Sind die Volksparteien<br />
am Ende?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Lindner und die FDP<br />
Aufbruch ins Abseits?<br />
Dokumentation<br />
23.30 (für HG) Die Versteigerer<br />
Profiteure des Holocaust<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Der<br />
Nächste,bitte! 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Hol dir<br />
die Kohle –5.000 €für deine Idee 16.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 17.00 Freundinnen<br />
–Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin.<br />
Moderation: Frauke Ludowig 18.45 aktuell<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Bauer sucht Frau<br />
Doku-Soap<br />
TV-Romanze mit Inka Bause<br />
Jeder Bauer lädt die Auserwählte zu<br />
einer gemeinsamen Woche auf den Hof<br />
ein, um ihr das Landleben zu zeigen.<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVThemen u.a.: +Abgezockt<br />
-Wie ein Hartz IV Empfänger eszum<br />
Immobilienmillionär brachte<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />
Deutschland Reportagereihe<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
LESERREISEN<br />
INFORMATIONEN UNTER:<br />
Der Vietnam-Veteran 030 –23276633<br />
John Rambo(Sylvester<br />
www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
Stallone) lebt einzurückgezogenes<br />
LebeninThailand, wo er seineBrötchen<br />
als Schlangenfängerverdient. Dochdas<br />
Abenteuer<br />
Reisen<br />
lauertüberallund<br />
mit dem<br />
so übernimmt<br />
Ramboden<br />
schwimmenden<br />
Auftrag, denMissionar<br />
Hotel<br />
Burnett<br />
undseineHelfergruppe Entdecken Sie unsere insBürgerkriegs-<br />
vielfältigen<br />
MDR WDR gebiet vonBurma Schiffsreisenzuonline begleiten. unter Die Missi-<br />
Arte<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um vier<br />
17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Mach dich ran! 20.15 (für HG) Tatort.<br />
Bomben für Ehrlicher.TV-Kriminalfilm, D1995<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.05 (für HG) Fakt ist!<br />
23.05 Muhi –Ein Kinderschicksal zwischen<br />
den Fronten. Dokumentarfilm, D/ISR 2017<br />
0.35 (für HG) Tilt. Drama, BUL/D 2011 2.05<br />
Weiber,Wodka, Wladimir. Kurzfilm, D2008<br />
Bayern<br />
15.30 Schnittgut. Alles aus dem Garten 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern<br />
17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für<br />
HG) Querbeet 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Landfrauenküche 21.00 (für HG) Die<br />
Erfindung Bayerns 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 (für HG) Lebenslinien 22.45<br />
(für HG) Die Schwester. TV-Drama, D2010<br />
0.15 Schlachthof 1.00 Rundschau Nacht 1.10<br />
Ringlstetter 1.55 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
20.15 Goodbye Deutschland! Viva Mallorca!<br />
Dennis Schadly,Odette Mundt und Alwin /<br />
Anja und Patrick Lorenz 21.15 Ein Sommer mit<br />
der Kelly Family. Jimmy Kelly 22.15 Künstler,<br />
die die Welt bewegten. Andrea Bocelli 23.10<br />
Goodbye Deutschland! Viva Mallorca! Tanja<br />
Brockmann /Matthias Distel alias Ikke Hüftgold<br />
/Mia Julia 0.05 nachrichten 0.25 (für<br />
HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Feinde im eigenen Haus 1.10<br />
(für HG) Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Mord auf Raten<br />
Super RTL<br />
14.40 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10<br />
Bugs Bunny &Looney Tunes 15.45 Voll zu<br />
spät! 16.15 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />
16.45 Hotel Transsilvanien –Die Serie<br />
17.15 Zak Storm –Super Pirat 17.45 Sally<br />
Bollywood 18.10 Bugs Bunny &LooneyTunes<br />
18.45 WOW Die Entdeckerzone 19.15 AL-<br />
VINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Angelo!<br />
20.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
21.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
22.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
23.15 On the Case –Unter Mordverdacht<br />
Sport1<br />
14.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />
Schlittenpartie 15.30 Texas Flip and Move. Ein<br />
halbfertiges Haus 16.30 StorageWars –Die<br />
Geschäftemacher. Spendabel 17.30 Storage<br />
Wars –Geschäfte in Texas. Erzfeind 18.30 StorageWars<br />
–Geschäfte in Miami. Fehldiagnose<br />
19.00 Volkswagen Pokalfieber 19.25 Goooal!<br />
19.55 Fußball: Regionalliga Bayern. Vorberichte<br />
20.15 Fußball: Regionalliga Bayern. 17.<br />
Spieltag 22.15 Die Premier League Highlights<br />
23.30 3. Liga pur<br />
5.15 Deutschland von oben 5.30 (für HG)<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05<br />
Volle Kanne –Service täglich 10.30 (für HG)<br />
Notruf Hafenkante. Endlich schlank 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart. Warte, bis es dunkel ist<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Diebstahl als<br />
Alibi 17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SOKO Potsdam. Das Geständnis<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Aufbruch in die Freiheit<br />
TV-Familiendrama, D2018<br />
Mit Anna Schudt, Christian Erdmann,<br />
Alwara Höfels u.a.<br />
Regie: Isabel Kleefeld<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Auftrag Rache<br />
Actionthriller, GB/USA 2010<br />
Mit Mel Gibson, Danny Huston, Ray<br />
Winstone u.a.<br />
0.00 heute+<br />
0.15 Enklave<br />
Drama,D/SRB 2015<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Marlene<br />
Lufen,Jochen Schropp 10.00 Total gesund!<br />
Mit Britt Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid<br />
10.30 Klinik am Südring 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Schicksale –und plötzlich ist<br />
alles anders 18.00 Endlich Feierabend! 18.30<br />
Alles oder Nichts. Soap 19.00 Genial daneben<br />
–Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Zwei vom selben Holz. Krimiserie<br />
Mit Mark Harmon, David McCallum,<br />
Pauley Perrette u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Trümmer im Wald. Krimiserie<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Die Spur des Geldes. Krimiserie<br />
23.15 Scorpion<br />
Der Fang des Jahrhunderts. Actionserie<br />
0.05 Hawaii Five-0<br />
Chicago.Krimiserie<br />
0.55 MacGyver Camping inKasachstan<br />
14.50 (für HG) Wunderschön! 15.35 (für HG)<br />
Zoo-Babies 16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Land und lecker 21.00 (für<br />
HG) Lecker an Bord –Eine kulinarische Sommerreise<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />
HG) Unterwegs im Westen 22.40 (für HG)<br />
Westart extra 0.00 (für HG) Zwei Tage,eine<br />
Nacht. Drama, B/F/I 2014 1.30 Erlebnisreisen<br />
2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG) Die<br />
Nordreportage 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Lebensmittel-Check<br />
mit Tim Mälzer 21.45 (für HG)<br />
aktuell 22.00 (für HG) Wie gefährlich sind<br />
Kampfhunde? 22.45 (für HG) Kulturjournal<br />
23.15 Straße der Hoffnung. Drama, ISL 2014<br />
1.15 (für HG) Anne Will 2.15 Rute raus, der<br />
Spaß beginnt!<br />
Kabel eins<br />
7.40 EUReKA –Die geheime Stadt 8.35 EURe-<br />
KA –Die geheime Stadt 9.30 Navy CIS 10.25<br />
Navy CIS 11.20 Without aTrace 12.15 Numb3rs<br />
13.10 Castle 14.00 The Mentalist 14.55<br />
Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS<br />
16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein<br />
Lokal, Dein Lokal –Spezial 18.55 Achtung Kontrolle!<br />
Wir kümmern uns drum 20.15 Running<br />
Man. Actionfilm, USA 1987 22.10 John Rambo.<br />
Actionfilm, USA/D 2008 23.45 Running Man.<br />
Actionfilm, USA 1987 1.30 Late News 1.35<br />
John Rambo. Actionfilm, USA/D 2008<br />
RTL 2<br />
7.55 Die Straßencops –Spezial 8.55 Frauentausch<br />
10.55 Family Stories 13.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 14.00 Köln 50667<br />
15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Krass Schule<br />
–Die jungen Lehrer 17.00 News 17.10<br />
Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />
Geissens –Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />
22.10 Naked Attraction –Dating hautnah<br />
23.15 exklusiv –Die Reportage 0.05 exklusiv<br />
–Die Reportage 1.05 exklusiv –Die Reportage<br />
1.50 exklusiv –Die Reportage<br />
Eurosport 1<br />
16.30 Snooker:World Main Tour 17.30 Eiskunstlauf:<br />
Grand Prix Serie. Skate Canada<br />
19.00 Halbmarathon: New-York-City-Halbmarathon<br />
20.00 EurosportNews 20.05 Olympische<br />
Spiele. Hall of Fame 21.00 Olympische Spiele.<br />
Hall of Fame –Barcelona 1992 22.00 Motorsport:<br />
Porsche Supercup 22.30 Drohnen Rennen.<br />
DR1 ChampionSeries 23.30 Eurosport<br />
News 23.35 WATTS. Die Eurosport-Clipshow<br />
23.50 Snooker:World Main Tour. International<br />
Championship: 2. Tag<br />
ZDF, 20.15 UHR TV-FAMILIENDRAMA<br />
Aufbruch in die Freiheit<br />
Das Jahr 1971: Die dreifache MutterErika (AnnaSchudt)hat mit ihrer Familie<br />
und ihrer ArbeitimFamilienbetrieballe Hände voll zu tun. Als sie erneut<br />
schwangerwird, entschließtsie sich zu einer heimlichen, illegalen Abtreibungin<br />
Köln, beider siebeinahe ihr Lebenverliert. Zurück in ihrem Dorf muss sie dann erfahren,<br />
dass Ehemann Kurt vonihrer Abtreibungwussteund stillschweigendzugesehen<br />
hat, wiesie ihr Leben riskiert. Enttäuscht packtErika ihre Koffer und ziehtzu<br />
ihrerSchwester.Erst hierwirdihr klar,inwelchem Abhängigkeitsverhältnis sie zu<br />
ihrem Mann steht, ohne den sieweder ein Kontoeröffnen, noch einen Mietvertrag<br />
unterschreiben darf. Vonwegen früherwar alles besser:Inihrem Gesellschaftsdrama<br />
widmet sichIsabel Kleefeld der Frauenbewegungder 1970er Jahreund ihrem<br />
Kampfgegen den Paragrafen 218, der bis heute Teil des Strafgesetzbuchsist.<br />
(Dtl./2018)<br />
Foto:ZDF<br />
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Kreuzfahrten &<br />
Flussreisen 2019<br />
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für 2019!<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
9 4<br />
3 5 7<br />
6 3<br />
4 8 9<br />
5 7 1<br />
2 6<br />
1 9 2<br />
6 7 5 8<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
8<br />
6 5<br />
2 7 9<br />
8 2<br />
7 3<br />
4<br />
4 8<br />
9 7<br />
1<br />
on gelingtund www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
Rambokehrtnach Thailand<br />
zurück.<br />
oder<br />
Als vonden<br />
unter: 030<br />
Missionaren<br />
–23276633.<br />
jedoch kein<br />
Lebenszeichen kommt, istder Einzelkämpfer<br />
gezwungen,erneut insKriegsgebietzureisen.<br />
Nach über zwanzig Jahren schlüpfte Sylvester<br />
Stallone erneut in die Rolle desRambo<br />
undübernahm auch gleich noch dieRegie.<br />
(USA/Dtl./2008)<br />
Foto: Kabeleins<br />
SUDOKU<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM vom27./28. 27.10.2018<br />
2018<br />
MITTEL mittel<br />
1 3 7 2 9 5 8 6 4<br />
2 9 4 8 1 6 7 3 5<br />
6 8 5 3 4 7 1 2 9<br />
3 4 2 5 7 8 9 1 6<br />
9 7 1 6 2 4 5 8 3<br />
8 5 6 9 3 1 4 7 2<br />
7 2 3 1 5 9 6 4 8<br />
4 6 9 7 8 2 3 5 1<br />
5 1 8 4 6 3 2 9 7<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 27./28. 10. 2018<br />
vom 27.10.2018<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
6 4 7 8 9 1 5 2 3<br />
1 5 9 3 2 4 6 8 7<br />
2 8 3 5 6 7 1 4 9<br />
3 2 4 1 8 5 9 7 6<br />
8 7 1 6 4 9 3 5 2<br />
5 9 6 7 3 2 8 1 4<br />
4 3 2 9 1 8 7 6 5<br />
7 6 8 4 5 3 2 9 1<br />
9 1 5 2 7 6 4 3 8<br />
5.50 Burgen in der Mark –Entdeckungen mit<br />
Flugzeug und Spaten 6.20 Rote Rosen 7.10<br />
Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35<br />
Elefant, Tiger &Co. 11.25 Zoobabies 12.15<br />
Expedition indie Heimat 13.00 rbb24 13.10<br />
Verrückt nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />
–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger<br />
&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />
Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />
berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />
Magazin<br />
Moderation: Janna Falkenstein<br />
21.00 Jede Antwort zählt<br />
Moderation: Sascha Hingst<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Tatort Wendehammer<br />
TV-Kriminalfilm, D2016<br />
Mit Margarita Broich, Wolfram Koch,<br />
Jan Krauter u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110 Auftrag per Post<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1981<br />
Mit Jürgen Frohriep, Bettina Mahr u.a.<br />
ProSieben<br />
10.55 How IMet Your Mother 11.50 2Broke<br />
Girls. Süß und superscharf/Das Model-Apartment.<br />
Comedyserie 12.40 Mom. Wenn zwei<br />
sich streiten, sträubt sich die Dritte/Falsch<br />
verbunden. Comedyserie 13.30 Twoand aHalf<br />
Men. Gib dir keine Mühe, Charlie/Ich verstehe/Die<br />
Industrielle-Revolutions-Show. Comedyserie<br />
14.45 The Middle. Die Heck-Suche/Der<br />
Augenblick im Rampenlicht. Comedyserie<br />
15.40 The Big Bang Theory. Sex auf der<br />
Waschmaschine?/Falscher Ort, falsche Frage/<br />
Fruchtzwerg fliegt ins All. Comedyserie 17.00<br />
taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Was animierte Frauen wollen/Apokalypse<br />
Springfield. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Der Hochzeitskleid-Hype<br />
20.45 Young Sheldon Ein Hund, ein Eichhörnchen<br />
und ein Fisch namens Fisch<br />
21.15 The Middle Die Zeitkapsel<br />
21.45 The Big Bang Theoryt<br />
22.15 The Big Bang Theory<br />
Weihnachtswunder mitTaube<br />
22.40 The Big Bang Theory<br />
Eine Nacht pro Woche. Comedyserie<br />
23.10 Late Night Berlin<br />
Moderation: Klaas Heufer-Umlauf<br />
0.05 The Big Bang Theory Comedyserie<br />
14.20 45 Years. Drama, GB 2015 15.50 Südkorea<br />
–Das Land der vielen Wunder 16.45 (für<br />
HG) X:enius 17.10 Mit Kompass und Köpfchen<br />
auf hoher See 17.40 360° Geo Reportage<br />
18.30 (für HG) Uruguay –Gauchos,Tango und<br />
Grandezza 19.20 Arte Journal 19.40 (für HG)<br />
Re: 20.15 Das China-Syndrom. Politthriller,<br />
USA 1979 22.10 Das Labyrinth. Thriller,USA<br />
1950 23.30 Shooting Stars. Drama, GB 1928<br />
1.10 Arte Journal 1.35 Mein süßer Kanarienvogel.<br />
Dokumentarfilm,ISR/GR/F/D/GBA<br />
2011 2.40 Deltas der Welt<br />
3Sat<br />
13.20 (für HG) Erlebnis Österreich 13.45 Über<br />
Österreich –Die zweite Erkundung 17.00 (für<br />
HG) Universum 17.45 (für HG) Universum 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Sardinien<br />
–Insel der Hirten 21.00 (für HG) Gondola<br />
–Eine venezianische Geschichte 21.45 (für<br />
HG) Universum 22.30 Ab 18! –Der Patriot<br />
23.05 Ab 18! –Anja undSerjoscha 23.35 Ab<br />
18! –Bella Palanka 0.20 kinokino extra 0.50<br />
(für HG)Mehr alssatt und sauber 1.20 10vor10<br />
1.50 (für HG) Willkommen Österreich<br />
Phoenix<br />
9.10 phoenix nachgefragt 16.00 Anne Will<br />
17.00 Aktuelle Reportage 17.30 phoenix der<br />
tag 18.00 Aktuelle Reportage 18.30 Aufgedeckt:<br />
Geheimnisse des Altertums 19.15 Aufgedeckt:<br />
Geheimnisse des Altertums 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Aufgedeckt: Geheimnisse<br />
des Altertums 21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 unter den linden. Diskussion<br />
zur Hessen-Wahl 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
unter den linden. Diskussion zur Hessen-Wahl<br />
0.45 Aufgedeckt: Geheimnisse desAltertums<br />
2.15 Amerikas Westküste<br />
Kika<br />
11.35 (für HG) Doki 12.00 Tom 12.25 (für<br />
HG) Die Maus 12.55 Käpt'n Flinn und die Dino-Piraten<br />
13.15 Max &Maestro 13.40 Die<br />
Pfefferkörner 14.10 Schloss Einstein 15.00<br />
(für HG) Hank Zipzer 15.30 Mirette ermittelt<br />
16.05 Peter Pan –Neue Abenteuer 16.50 Der<br />
kleine Prinz 17.35 Max &Maestro 18.00 Sesamstraße<br />
präsentiert: Eine Möhre für Zwei<br />
18.10 Sam 18.35 Elefantastisch! 18.50<br />
Sandmann 19.00 (für HG) Yakari 19.25 pur+<br />
19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live<br />
20.10 (für HG) Durch die Wildnis<br />
Dmax<br />
16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Highway<br />
Cops 17.15 Hardcore Pawn: Das härteste<br />
Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore Pawn: Das<br />
härteste Pfandhaus Detroits 18.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 19.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
20.15 Die Gebrauchtwagen-Profis 21.15<br />
Shifting Gears mitAaron Kaufman 22.15 Texas<br />
Custom Cars –Ein Job für Bill Carlton 23.15<br />
Die Auto-Messies 0.15 Die Gebrauchtwagen-<br />
Profis 1.15 Shifting Gears mitAaron Kaufman<br />
5.30 ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.30 Kampf denKaffeefahrten 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.30 Europamagazin<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />
Wie bleiben wir mobil? Die Zukunftohne Autos<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Anne Will 21.17 Extra<br />
21.30 Zeit Matinee 22.15 Markt 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 Kowalski &Schmidt 0.00 sportinside<br />
0.30 Europamagazin 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />
Tagesschau –Vor 20 Jahren 1.40 Schätze der Welt<br />
1.55 Abendschau 2.25 SachsenSpiegel 3.02 Aktuelle<br />
Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg aktuell<br />
4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
9.50 PartyofFive 10.35 Lindenstraße 11.05 In<br />
aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 11.55 Verrückt<br />
nachMeer 12.45 Sturmder Liebe 13.30<br />
Sturmder Liebe 14.20 Besserspätals nie. TV-<br />
Drama, D2015 15.50 In aller Freundschaft –Die<br />
jungenÄrzte 16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />
19.25 Sturm der Liebe 20.15 The HeartGuy<br />
21.00 TheHeart Guy 21.45 Olaf machtMut<br />
22.30 Mord auf Shetland. TV-Kriminalfilm, GB<br />
2014 0.25 TheHeart Guy 1.10 The HeartGuy<br />
2.00 Lindenstraße 2.30 Hustle–Unehrlich währt<br />
am längsten (1) 3.20 Hartaberherzlich 4.10 Lindenstraße<br />
4.40 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
9.00 Lafer! Lichter! Lecker! 9.40 Bares für Rares<br />
10.35 Bares fürRares 11.30 entweder –oder?<br />
12.10 DieRettungsflieger 13.45 (für HG)Columbo.<br />
Mord unter sechs Augen.TV-Kriminalfilm, USA<br />
1971 15.00 Heldt 15.40 DieRettungsflieger<br />
17.15 (für HG) Columbo. Mord unter sechs Augen.<br />
TV-Kriminalfilm, USA 1971 18.30 Bares für Rares<br />
19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Inspector<br />
Barnaby. Die Vögel. TV-Kriminalfilm, GB 2012<br />
21.45 (für HG) Inspector Barnaby. Du bist tot! TV-<br />
Kriminalfilm,GB2012 23.15 No Offence 0.50<br />
Spooks–Im Visier des MI5 1.40 heute-show 2.15<br />
Die Anstalt 3.00 NeuimKino 3.05 TerraXpress<br />
3.35 TerraX4.20 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
6.35 ZDF-History 7.05 Ewiger Aufruhr 7.50 Der<br />
gespaltene Islam 8.35 (für HG) Geheimes Katar –<br />
Ein Emirat auf WM-Kurs 9.20 Der Fall Joanna<br />
Yeates 10.05 Der Fall Carol Park 10.50 Der Fall<br />
Gemma McCluskie 11.35 Serienkiller 13.05 Ermittler!<br />
13.35 Geheimes Russland –Moskaus<br />
Unterwelten 14.20 (für HG) Superbauten 16.35<br />
Wolkenkratzer –Die spektakulärsten Hochhäuser<br />
der Welt 19.35 Geniale Rivalen 20.15 Mythos<br />
Concorde 21.40 Auf den Spuren genialer Forscher<br />
und Erfinder 23.05 (für HG) Der zündende<br />
Funke 23.50 Geniale Rivalen 0.35 heute-journal<br />
1.00 (für HG) Superbauten 3.15 Größenwahn in<br />
Beton 4.00 Time Scanners: Geheimnisse in 3D<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Händels Doubletten. Habe ich diese<br />
Melodie nicht schon einmal in einem anderen<br />
Stück gehört? –Sooder ähnlich fragt man<br />
sich häufig beim Hören eines Concerto grosso<br />
oder einer Arie von Georg Friedrich Händel.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Die amerikanische Mezzosopranistin<br />
Susan Graham. Sie wurde 1960 in<br />
Roswell im US-Staat New Mexiko geboren und<br />
hat sich seit Mitte der 90er Jahre vor allem<br />
durch Aufnahmen des französischen Repertoires<br />
Weltgeltung verschafft und mit zärtlichem<br />
Timbre, melancholischer Leidenschaft und gurrender<br />
Hingabe an die Spitze der internationalen<br />
Sängerszene gesungen., ca. 56 Min.<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Der Komponist Lothar<br />
Voigtländer.Mit Andreas Göbel Nach seiner<br />
Ausbildung,u.a. als Meisterschüler an der<br />
Akademie der Künste in Berlin (Ost), wurde<br />
Lothar Voigtländer ein wichtiger Vertreter der<br />
elektroakustischen Musik in der DDR und<br />
gründete in den 80er-Jahren eine Gesellschaft<br />
für diesen Zweig der zeitgenössischen Musik.<br />
Bis heute engagiert ersich auch in wichtigen<br />
Gremien, so u.a. im Deutschen Komponistenverband<br />
und in der GEMA. Der Komponist ist<br />
zu Gast im Studio., ca. 56 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Mehrfachbelichtungen. Der Komponist<br />
Ole Hübner.Musiktheater,Theatermusik,<br />
Hörtheater: Ole Hübners Kompositionen vereinen<br />
Mittel und Formen verschiedener darstellender<br />
Künste., ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Ein flücht'ger Tag” Mit Felix von Manteuffel,<br />
Monika Schwarz, Nana Spier,Christoph Zapatka,<br />
Steffen Laube, Katharina Palm. Regie: Robert<br />
Forrest, ca. 60 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Natascha Wodin: „Irgendwo in diesem<br />
Dunkel” (6/15), ca. 31 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Mississippi John Hurt. Mit Ortrun<br />
Schütz, ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert Jazzahead! Bremen. Grégory Privat<br />
Trio /Aca Seca Trio. Moderation: Matthias<br />
Wegner,ca. 87 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musik-Panorama Make Some Neues. 10 Jahre<br />
ON –Neue Musik Köln., ca. 105 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 252 · M ontag, 29. Oktober 2018 – S eite 28 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
David Garrett will an der Geige<br />
schlank bleiben. Der38-jährige Musiker<br />
lässt voreiner Nacht im Hotel<br />
die Minibar ausräumen. Nicht etwa,<br />
weil’s sich betrunken schwieriger fiedelt,<br />
sonderndamit er sich nicht an<br />
den Knabbereien vergeht. Nach einem<br />
Konzertsei eine Packung Chips<br />
im Hotel schon verlockend. „Aber<br />
das hörtdann auch nicht auf –bis die<br />
Minibar leer ist“, so Garrett streng.<br />
Erschlankt und<br />
schmeichelimmun<br />
DPA<br />
Moritz A. Sachs<br />
ist wie David<br />
Garrett dem<br />
Süßkram ebenfalls<br />
abhold. 40<br />
Kilo hat der<br />
ewige „Lindenstraßen“-Klausi<br />
abgenommen,<br />
Komplimente<br />
will er dafür nicht. Fast jeder fühle<br />
sich genötigt, sich bei dicken Menschen<br />
zu deren Bauch zu äußern,<br />
nach dem Motto „Duhast aber<br />
schön abgenommen“, beklagte der<br />
40-Jährige.Och, Mensch!<br />
Julia Flores Colque muss sich mit der<br />
Frage nach der schlanken Linie wirklich<br />
nicht mehr beschäftigen. Colque<br />
ist die wohl älteste Frau der Welt und<br />
wurde am Freitag sagenhafte 118<br />
Jahrealt. ZurFeier des Tages spielte<br />
die Bolivianerin auf dem Charango,<br />
einem kleinen Zupfinstrument, und<br />
ließ sich ihren Geburtstagskuchen<br />
schmecken. Es sei ihr vonHerzengegönnt!<br />
(mpw./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Yuki wird den Winter wohl wohlgenährtüberstehen.<br />
DPA<br />
Dieses Brummerchen hörtauf den<br />
Namen Yuki und ist der Star in den<br />
sozialen Medien Japans –auf der Insel<br />
steht man Kopf wegen der Ringelrobbe<br />
und ihrer,nennen wir es: gemütlichen<br />
Erscheinung. Dabei entsprechen<br />
die Maße der Ringelrobbe<br />
durchaus dem Standard, so die Betreiber<br />
des Aquariums in Osaka, in<br />
dem Yuki zu Hause ist. Einen Meter<br />
lang ist die Robbe und bringt dabei<br />
50 Kilogramm auf die Waage.Ihren<br />
Kopf ziehtYuki oft ein, um ihren Hals<br />
zu vorKälte zu schützen. Wasauch<br />
nicht schlanker wirken lässt. (mpw.)<br />
Dass TimothyOmotoso auf der Anlkagebank sitzt, scheint ihm wenig auszumachen.<br />
Im Namen Gottes<br />
Zum ersten Mal sagt in Südafrika eine Frau vor laufenden Kameras über ihre Vergewaltigung aus<br />
VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />
Sein Name hat es nur noch<br />
schlimmer gemacht. Peter<br />
Daubermann heißt der<br />
Anwalt, der jetzt zu Südafrikas<br />
Buhmann wurde: Daubermann<br />
wie Dobermann – jene<br />
Rasse besonders hartnäckiger<br />
Hunde, denen man unter keinen<br />
Umständen in die Fänge geraten<br />
sollte. Südafrikas Star-Karikaturist<br />
Zapiro hat Peter Daubermann bereits<br />
als Dobermann gezeichnet:<br />
lange Schnauze, scharfe Zähne,<br />
fieses Grinsen.<br />
In seinem Visier: Eine 22-jährige,<br />
auffallend hübsche Frau, die<br />
derzeit im Zeugenstand des Landesgerichts<br />
der Hafenstadt Port<br />
Elizabeth sitzt –die erste Frau am<br />
Kap der Guten Hoffnung, die vor<br />
laufenden Kameras über ihre Vergewaltigung<br />
aussagt.<br />
Genau genommen handelt es<br />
sich um keinen einzelnen Vorfall,<br />
sondern um eine lange Missbrauchskette:<br />
Über mehrere Jahre<br />
hinweg soll sich Timothy Omotoso<br />
über das zunächst 14-jährige<br />
Mädchen hergemacht haben.<br />
„Habe Erbarmen mit mir, mein<br />
Gott“, habe er nach vollbrachter<br />
Untat regelmäßig ausgerufen, berichtet<br />
Cheryl Zondi.<br />
Auch der Angeklagte Timothy<br />
Omotoso sitzt im Saal des Landgerichts:<br />
Jeden Taginimmer ausgefallenerer<br />
Kleidung. Mal in weißem<br />
Hemd mit riesigem Rüschenkragen,<br />
mal in grün schillernder<br />
Uniformjacke mit goldenen Brokat-Aufsätzen<br />
–Omotoso sieht aus<br />
wie ein Mitglied von Sgt. Peppers<br />
Lonely Hearts Club Band oder der<br />
verstorbene Musiker Prince.<br />
Stetiger Nachschub<br />
Omotoso ist aber kein Beatle, vielmehr<br />
der Gründer einer südafrikanischen<br />
Kirche, der „Jesus Dominion<br />
International Church“. Die<br />
fast ausschließlich von Frauen frequentierte<br />
Glaubensgemeinschaft<br />
hat der 60-jährige Nigerianer nicht<br />
etwa gegründet, um seine Schäflein<br />
dem Allmächtigen, sondern<br />
um sie sich selbst zuzuführen: Zuweilen<br />
scharte er in seinem Haus<br />
in Umhlanga bei Durban bis zu 50<br />
Mädchen um sich.<br />
Für den stetigen Nachschub an<br />
Novizinnen sorgten unterdessen<br />
zwei Südafrikanerinnen, die jetzt<br />
neben Omotoso auf der Anklagebank<br />
sitzen: DasTrio muss sich für<br />
insgesamt 97 Anklagepunkte verantworten<br />
– neben Vergewaltigung<br />
auch sexuelle Ausnützung,<br />
Menschenhandel, organisiertes<br />
Verbrechen und Betrug. Als Omotosos<br />
Treiben allmählich an die<br />
GETTY IMAGES/GALLO IMAGES<br />
Öffentlichkeit drang, suchte der<br />
Prediger im April des Vorjahres,<br />
außer Landes zu fliehen, wurde<br />
aber in letzter Minute auf dem<br />
Flughafen von Port Elizabeth festgenommen.<br />
Seitdem baute die<br />
Staatsanwaltschaft die Anklage gegen<br />
den Prediger auf –gestützt vor<br />
allem auf die Aussage von Cheryl<br />
Zondi. Sie ließ sich nicht einmal<br />
davon abbringen, vor laufenden<br />
Kameras in den Zeugenstand zu<br />
treten: Sie wolle ein Exempel statuieren,<br />
sagt die Studentin.<br />
Auftritt von Peter Daubermann,<br />
einem bislang unbekannten Strafverteidiger<br />
weißer Hautfarbe, den<br />
Omotoso beauftragt hatte. Man<br />
muss dem Anwalt wohl zugute halten,<br />
dass das südafrikanische<br />
Rechtswesen ein raues ist: Sowohl<br />
Anklage wie Verteidigung pflegen<br />
die gegnerischen Zeugen in gnadenlose<br />
Kreuzverhöre zu verwickeln.<br />
Dass Daubermann alias Dobermann<br />
Cheryl Zondi als Lügnerin<br />
bezeichnete, weil sie –14-jährig! –<br />
den Tätlichkeiten Omotomos offenbar<br />
nicht abgeneigt gewesen sei<br />
(„Warum haben Sie denn nicht geschrien<br />
oder es gleich Ihrer Mutter<br />
erzählt?“), kann man womöglich<br />
noch unter der Berufspflicht des<br />
Verteidigers verbuchen.<br />
Doch dass er sie fragte, wie weit<br />
der Kirchengründer in sie eingedrungen<br />
sei, ging selbst dem Richter<br />
zu weit. Der südafrikanischen Öffentlichkeit<br />
allemal.<br />
Über Nacht zur Heldin<br />
Mit dem Dobermannschen Kreuzverhöhr<br />
brach ein„Shitstorm“ in den<br />
sozialen Netzwerken aus:„Der ist genauso<br />
ein Monster wie sein Mandant“,<br />
erregte sich etwa„Malaka“ auf<br />
Twitter. Die „würdelose Erniedrigung“<br />
eines Vergewaltigungsopfers,<br />
wie sie in Südafrika leider gang und<br />
gäbe sei, twitterte eine Journalistin.<br />
Vor dem Gerichtsgebäude bewarf<br />
eine aufgebrachte Menge Daubermann<br />
mitWasserbomben: Er sah mit<br />
seiner Behandlung bereits das Gerichtswesen<br />
beschädigt.<br />
Cheryl Zondi, die auch die unverschämtesten<br />
Fragen Daubermanns<br />
souverän zu beantworten wusste,<br />
wurde unterdessen über Nacht zu einer<br />
Heldin. „Wir salutieren ihr“,<br />
sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft:<br />
„Wir hoffen, dass sich nun<br />
auch andere Vergewaltigungsopfer<br />
zur Aussage trauen.“<br />
Auf diese Weise hätte der Dobermann<br />
den Südafrikanerndoch noch<br />
einen Gefallen getan: Am Kap der<br />
Guten Hoffnung werden täglich<br />
rund 100 Vergewaltigungen zur Anzeige<br />
gebracht, weniger als zehn Prozent<br />
der Prozesse enden mit einer<br />
Verurteilung.<br />
Mann bei Polizeieinsatz in<br />
Braunschweig erschossen<br />
Beieinem Polizeieinsatz in Braunschweig<br />
ist ein 39-Jähriger in der<br />
Nacht zum Sonntag erschossen worden.<br />
Er war nach Polizeiangaben mit<br />
einer Schusswaffe in der Hand aus<br />
einem Haus gelaufen. DieBeamten<br />
forderten den Mann auf, die Waffe<br />
beiseite zu legen –das tat er aber<br />
nicht. Als er weiter auf die Polizisten<br />
zuging, schossen diese.Trotz sofort<br />
geleisteter Erster Hilfe der Beamten<br />
sowie eines Notarztes starb der 39-<br />
Jährige noch am Einsatzort. (dpa)<br />
Leicester-Besitzer stirbt<br />
bei Hubschrauber-Absturz<br />
DerBesitzer des englischen Fußballvereins<br />
Leicester City,Vichai Srivaddhanaprabha,<br />
ist bei einem HubschrauberabsturzamStadion<br />
tödlich<br />
verunglückt. Insgesamt seien bei<br />
dem AbsturzamSonnabend fünf<br />
Menschen ums Leben gekommen,<br />
teilte der Verein am Sonntagabend<br />
per Twitter mit. „Mit tiefstem Bedauernund<br />
gebrochenem Herzen bestätigen<br />
wir,dass unser Klubchef unter<br />
den Opfernist, die auf tragische<br />
Weise ihr Leben verloren haben“,<br />
hieß es.Der Hubschrauber war nach<br />
dem Heimspiel des Vereins neben<br />
dem Stadion abgestürzt. (AFP)<br />
Das Videostandbild zeigt den brennenden<br />
Hubschrauber auf einem Parkplatz. DPA<br />
Murenabgang am Brenner –<br />
Autobahn gesperrt<br />
Nach heftigen Unwetternist in Italien<br />
eine Mure auf die Brennerautobahn<br />
abgegangen. DieFahrbahnen<br />
seien wegen des Schlammstroms<br />
vonder Mautstelle Brenner Richtung<br />
Sterzing in Südtirol gesperrtworden,<br />
teilte der Autobahnbetreiber am<br />
Sonntagabend mit. DieMureerfasste<br />
sechs Fahrzeuge,esgab aber<br />
nur einen Leichtverletzten, wie das<br />
lokale Nachrichtenportal stol.it berichtete.Eine<br />
Schlechtwetterfront<br />
zieht derzeit über weite Teile Italiens.<br />
DieBehörden riefen für die Regionen<br />
vonNordbis Süd die höchste<br />
Alarmstufe aus,inKalabrien kamen<br />
vier Menschen bei einem Erdrutsch<br />
ums Leben. (dpa)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute ist esbedeckt, die Sonne kommt nur vereinzelt durch. Die Temperaturspanne<br />
umfasst 9bis 12 Grad, und der Wind weht inBöen frisch bis<br />
stark aus östlichen Richtungen. In der Nacht gibt esnur stellenweise klaren<br />
Himmel, sonst ist es stark bewölkt oder bedeckt, und die Temperaturen<br />
fallen auf Wertevon 9bis 6Grad.<br />
Biowetter: Das Wohlbefinden wird<br />
auf die Probe gestellt. Schwindelgefühle<br />
und Kopfschmerzen sind<br />
keine Seltenheit. Migräneattacken<br />
können des Öfteren zu schaffen<br />
machen.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 52 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 7µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 7µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 64%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />
Wind: mäßig aus Ost.<br />
Wittenberge<br />
4°/9°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
4°/9° 4°/10°<br />
Luckenwalde<br />
5°/11°<br />
Cottbus<br />
4°/12°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
wolkig heiter wolkig<br />
10°/19° 6°/14° 6°/15°<br />
Prenzlau<br />
4°/10°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
5°/11°<br />
Kalte Luft polaren Ursprungs ist über Westeuropa weit südwärts bis in den<br />
Nordwesten Afrikas vorgestoßen. Über Finnland hat sich ein kräftiges Hoch aufgebaut.<br />
Diesem steht ein intensives Tief über dem Golf von Genua entgegen.<br />
Auf seiner Ostflanke setzt sich subtropische Warmluft über die Alpen in Richtung<br />
Mitteleuropa in Bewegung.<br />
Köln<br />
4°/8°<br />
Sylt<br />
3°/8°<br />
Saarbrücken<br />
5°/9°<br />
Hannover<br />
3°/8°<br />
Konstanz<br />
3°/13°<br />
Hamburg<br />
3°/8°<br />
Erfurt<br />
3°/7°<br />
Frankfurt/Main<br />
5°/12°<br />
Stuttgart<br />
4°/12°<br />
Rostock<br />
4°/7°<br />
Magdeburg<br />
5°/9°<br />
Nürnberg<br />
4°/16°<br />
München<br />
4°/16°<br />
Rügen<br />
6°/8°<br />
Dresden<br />
5°/16°<br />
Deutschland: Heute breiten sich vielerortsreichlich<br />
Wolken mit einzelnen<br />
Regenfällen aus. Die<br />
Höchstwertebelaufen sich zumeist<br />
auf 7bis 16 Grad, die Tiefsttemperaturen<br />
auf 11bis 3Grad. Der Wind<br />
weht in Böen stark aus Ost. Morgen<br />
pendeln sich die Höchsttemperaturen<br />
bei 8bis 19 Grad ein. Dazu ist<br />
es wechselnd bewölkt. Mitunter regnet<br />
esbei bedecktem Himmel. Der<br />
Wind weht in Böen stark bis stürmisch<br />
aus südlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 8°-13°<br />
Nordsee: 10°-14°<br />
Mittelmeer: 18°-27°<br />
Ost-Atlantik: 11°-18°<br />
Mondphasen: 31.10. 07.11. 15.11. 23.11.<br />
Sonnenaufgang: 06:56 Uhr Sonnenuntergang: 16:42 Uhr Mondaufgang: 20:22 Uhr Monduntergang: 12:05 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
12°<br />
Reykjavik<br />
5°<br />
Dublin<br />
9°<br />
London<br />
11°<br />
Paris<br />
7°<br />
Bordeaux<br />
7°<br />
Palma<br />
16°<br />
Algier<br />
16°<br />
Nizza<br />
23°<br />
Trondheim<br />
3°<br />
Oslo<br />
2°<br />
Stockholm<br />
6°<br />
Kopenhagen<br />
8°<br />
Berlin<br />
10°<br />
Mailand<br />
19°<br />
Tunis<br />
28°<br />
Rom<br />
21°<br />
Warschau<br />
15°<br />
Wien<br />
22° Budapest<br />
24°<br />
Palermo<br />
25°<br />
Kiruna<br />
-6°<br />
Oulu<br />
-1°<br />
Dubrovnik<br />
21°<br />
Athen<br />
23°<br />
St. Petersburg<br />
4°<br />
Wilna<br />
6°<br />
Kiew<br />
19°<br />
Odessa<br />
18°<br />
Varna<br />
22°<br />
Istanbul<br />
22°<br />
Iraklio<br />
24°<br />
Archangelsk<br />
3°<br />
Moskau<br />
1°<br />
Ankara<br />
21°<br />
Antalya<br />
26°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 36° wolkig<br />
Bangkok 34° heiter<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 28° heiter<br />
Casablanca 14° Regen<br />
Chicago 12° sonnig<br />
Dakar 31° heiter<br />
Dubai 33° sonnig<br />
Hongkong 30° sonnig<br />
Jerusalem 20° sonnig<br />
Johannesburg 31° sonnig<br />
Kairo 31° sonnig<br />
Kapstadt 27° wolkig<br />
Los Angeles 23° heiter<br />
Manila 29° wolkig<br />
Miami 29° sonnig<br />
Nairobi 28° Schauer<br />
Neu Delhi 31° sonnig<br />
New York 16° heiter<br />
Peking 14° wolkig<br />
Perth 24° wolkig<br />
Phuket 35° heiter<br />
Rio de Janeiro 22° wolkig<br />
San Francisco 20° heiter<br />
Santo Domingo 31° heiter<br />
Seychellen 28° wolkig<br />
Singapur 33° wolkig<br />
Sydney 23° heiter<br />
Tokio 23° sonnig<br />
Toronto 9° bedeckt