Berliner Kurier 01.11.2018

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* HINTERGRUND Neue Arbeitsund Lebenswelt Siemens baut in Berlin einen großen Innovationscampus. Der Konzern kündigte an, „bis zu 600 Millionen Euro in eine neue Arbeits-und Lebenswelt“ zu investieren. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte vonSiemens in Berlin. Der Campus wird auf einem historischen Industriegelände in der Siemensstadt auf einer Fläche von700000 m 2 bis 2030 entstehen. Siemens: Das 600-Millionen- Bekenntnis zu Berlin Siemens-Campus SPANDAU Rohrdamm Schuckertdamm Paulsternstr. Alter Bahnhof Siemensstadt Paulsternstr. Nonnendammallee Schaltwerk Verwaltung Rohrdamm Blick auf die Siemensstadt: Hier will der Weltkonzern seinen Zukunftscampus errichten. Dynamowerk Foto: Grafik/Galanty,Reeg; Quelle: Siemens
* Zukunftscampus kommt nach Spandau. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Konzerns an der Spree Von ULRICH PAUL und JOCHEN KNOBLACH Für Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) ist es wahrscheinlich der wichtigste Erfolg seiner knapp vierjährigen Amtszeit. Der Technologie-Konzern Siemens hat sich entschieden, seinen geplanten Zukunftscampus in Berlin zu errichten –auf dem alten Industriegelände in der Spandauer Siemensstadt. Siemens will bis 2030 rund 600 Millionen Euro investieren, wie Vorstandschef Joe Kaeser am Mittwoch im Roten Rathaus sagte. Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Siemens in Berlin – und zugleich das versöhnliche Ende einer nicht immer konfliktfreien Beziehung zwischen dem Senat und dem Weltkonzern. Dass Berlin den Zuschlag für die Millionen-Investition erhalten hat, ist laut Kaeser auf den Einsatz der politisch Verantwortlichen in der Stadt zurückzuführen. Denn es waren auch andere Standorte im Gespräch. „Die Konkurrenz war ausgeprägt“, sagte der Siemens- Chef. „Mit welcher Konzentration und Ernsthaftigkeit“ die Stadt Berlin vorgegangen sei, habe ihn aber „beeindruckt“. Dabei ist es erst ziemlich genau ein Jahr her, dass Siemens- Mitarbeiter laut und wütend gegen Stellenstreichungen protestierten. Mehr als 1300 Siemensianer blockierten damals die Nonnendammallee. Das Dynamowerk sollte geschlossen werden, ein Traditionsbetrieb mit mehr als einem Jahrhundert Industriegeschichte. „Wir wollen Fortschritt statt Einschnitt“, war auf Plakaten zu lesen. Jetzt, so sieht es aus, bekommt das Herz der <strong>Berliner</strong> Industrie einen Schrittmacher. Damit steht Siemens vor einem Neuanfang. Ein Großprojekt, das im Kern dem 120 Jahre alten Gründungskonzept der Symbiose von Arbeit, Forschung und Wohnen folgt, die Idee aber ins Zeitalter von Industrie 4.0 adaptiert. Siemens will ein vernetztes Ökosystem mit flexiblen Arbeitsbedingungen, gesellschaftlicher Integration und Regierungschef Michael Müller (l.) und Siemens-Vorstand Cedrik Neikeunterschreiben die Vereinbarung. bezahlbarem Wohnraum schaffen. Das Projekt sieht vor, das Siemens-Areal auf 70 Hektar zum Technologiepark und Brutkasten für neue Ideen zu entwickeln. Dieindustrielle Architektur biete ein attraktives Umfeld für neue Modelle des Arbeitens und eine Basis für neue Produktionsanforderungen. Demnach sollen Büros, Forschungslabors und Hightech-Produktionsanlagen für Start-ups entstehen. Dafür hatte der Technologiekonzern vom Senat Zugeständnisse verlangt. Angeblich ging es auch um den Denkmalschutz sowie Baurechte auf dem Gelände, auf dem jetzt das alte Dynamowerk und das Schaltwerk stehen. Zudem solle die Verkehrsanbindung verbessert und die Versorgung mit superschnellem Internet sichergestellt werden – anders wären dezentrale Energiesysteme und Energiemanagement, Elektromobilität, Industrie 4.0, Machine Learning, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, Data Analytics, Blockchain sowie Additive Manufacturing auch nicht denkbar. Es geht um einen Technologiepark neuer Prägung, in dem Forschung und Produktion korrespondieren und neue Produkte entstehen können. Berlin kann somit auch als Produktionsstandort wieder wachsen, was wohl mit niemandem besser gelänge als mit Siemens. Siemens wurde in Berlin gegründet, hat sich abernachdem Zweiten Weltkrieg nach Münchenverabschiedet. Doch Berlin ist bis heute industrielles Zentrumdes Konzerns, der 83 Milliarden Euro umsetztund 372 000 Menschen beschäftigt. Berlin ist der weltweit größte Produktionsstandort von Siemens. Der Konzern ist dabei, sich neu erfinden. Gut, dass er dabei auf seinen Geburtsort setzt. In dem neuen Stadtviertel in der Siemensstadt sollen neben Forschungseinrichtungen, Büros und Wohnungen entstehen.
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