Berliner Kurier 07.11.2018
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REPORT<br />
Auch bei der<br />
#Unteilbar-Demo<br />
am 13. Oktober<br />
standen Herbert<br />
Grönemeyerund<br />
seine Band auf<br />
der Bühne an der<br />
Siegessäule.<br />
Der Sänger (62) liefert16neue Songs zur Liebe und zur Lage der Nation ab<br />
Herbert Grönemeyer geht<br />
eher ohne Konzept an ein<br />
neues Album. Erzählt er<br />
jedenfalls. Er klimpere<br />
vor sich hin, und wenn er fünf oder<br />
sechs sinnvolle Stücke beisammen<br />
habe, merke er: „Jetzt hast Du wieder<br />
Hunger, jetzt könntest Du wieder<br />
eine Platte machen.“ Der Hunger<br />
war zurück, und jetzt erscheint<br />
Grönemeyers neues Album „Tumult“,<br />
das er gestern im <strong>Berliner</strong><br />
Luxus-Hotel Stue feierte. Der<br />
Name „Tumult“ ist Programm. Inspiriert<br />
habe ihn „mein Leben, meine<br />
Gedanken, Deutschland natürlich<br />
und die Zeit, in der wir uns befinden,<br />
diese sehr nervöse, unruhige<br />
Zeit.“<br />
Ein Album zur Lage der Nation also.<br />
Das Erstarken von Rechts, das<br />
Hassgeschwätz im Netz, das Schüren<br />
von Ängsten, all das beschäftigt<br />
Grönemeyer. „Bist Du da, wenn zu<br />
viel Gestern droht, wenn wir verrohen,<br />
weil alte Geister kreisen“ fragt<br />
er in dem Widerstandslied „Bist Du<br />
da“. Und: „Kein Meter nach Rechts,<br />
Verständnis ist nie schlecht“, heißt<br />
es in „Fall der Fälle“.<br />
Natürlich mache man sich Sorgen,<br />
wo das alles hinführe, sagt Grönemeyer<br />
im Interview. Doch der 62-<br />
Jährige ist Optimist –und zuversichtlich:<br />
„Gleichzeitig glaube ich,<br />
sind wir auch stabil und erwachsen<br />
genug, uns dem zu stellen.“ Aufgewachsen<br />
in Bochum, als Kind des<br />
Ruhrgebiets, ist die Vielfalt für Grönemeyer<br />
schon immer normal gewesen.<br />
„Da waren wir stolz drauf!“ Er<br />
sei mit Kindern aus Griechenland,<br />
der Türkei oder Polen in die Schule<br />
gegangen oder habe Fußball gespielt,<br />
während die Väter die Kohle<br />
aus der Wand geholt, den Stahl gepresst<br />
und das Wirtschaftswunder<br />
vorangetrieben hätten.<br />
Das vielleicht überraschendste<br />
neue Stück ist „Doppelherz/Iki Gönlüm“,<br />
in dem Grönemeyer einige<br />
Passagen auf Türkisch singt. Darauf<br />
sei er bei einer Lesung für den damals<br />
noch inhaftierten Journalisten<br />
Deniz Yücel gekommen. „Da habe<br />
ich auch Türkisch gelesen. Und dann<br />
haben alle gesagt: Oh, das kannst Du<br />
ja recht ordentlich!“<br />
Der Song dreht sich um die Sehn-<br />
Seit fast 35 Jahren immer auf Platz 1mit<br />
seinen Alben: HerbertGrönemeyer.<br />
Fotos: dpa