Berliner Kurier 08.11.2018
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*<br />
BERLIN<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Dezember 2017:<br />
Eisbärin Tonja in<br />
Wurfhöhle mit ihrer<br />
kleinen Tochter,die<br />
26 Tage nach der<br />
Geburtinfolge einer<br />
Lungenentzündung<br />
starb.<br />
Der Filmemacher<br />
Grig<br />
Richters ist<br />
31 Jahrealt.<br />
Foto: zvg<br />
Eine Million Schritte um<br />
auf das Leid von<br />
Flüchtlingskindern aufmerksam<br />
zu machen. Der<br />
Filmemacher Grigorij Richters<br />
läuft sie derzeit von Paris<br />
nach Berlin. Am ersten<br />
Dezember will er am Brandenburger<br />
Tor ankommen.<br />
„Ich will mit meiner Aktion<br />
auf die elternlosen Kinder<br />
aufmerksam machen, die<br />
derzeit in Flüchtlingslagern<br />
auf europäischem Boden<br />
feststecken“, sagt der 31-<br />
Jährige. Dafür hat er eine<br />
Petition verfasst, die er in<br />
Berlin der Bundesregierung<br />
überreichen möchte. Richters<br />
ruft die europäischen<br />
Regierungen darin auf, den<br />
Kindern Asyl zu gewähren<br />
und ihnen eine Chance zu<br />
bieten. „Diese Kinder werden<br />
teilweise vergewaltigt<br />
oder misshandelt. Ich hatte<br />
es satt, noch länger ein passiver<br />
Beobachter zu bleiben“,<br />
sagt Richters. Lange<br />
hat er sich auf diesen Protestmarsch<br />
vorbereitet, die<br />
Route geplant und trainiert.<br />
40 bis 70 Kilometer legt<br />
Richters nun täglich zurück.<br />
Morgen will er in Aachen<br />
seine erste deutsche<br />
Station erreichen. Im<br />
Schritttempo wird er von<br />
einem 40 Jahre alten VW<br />
Bulli begleitet, kunstvoll gestaltet<br />
vom französischen<br />
Künstlerteam Theo. Der<br />
wird am Ende für die Aktion<br />
versteigert.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Von<br />
NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />
Berlin – Im Tierpark bereitet<br />
man sich wieder auf bärigen<br />
Nachwuchs vor. Denn Eisbärin<br />
Tonja (8) ist offenbar erneut<br />
guter Hoffnung. Seit Tagen<br />
hat sie sich in die Wurfhöhle<br />
verkrochen –und diese<br />
auch nicht für einen winzigen<br />
Moment lang verlassen. „So<br />
wie es aussieht, bereitet sich<br />
Tonja auf eine Geburt vor“,<br />
sagt Tierpark-Kurator Dr.<br />
Florian Sicks (38) dem <strong>Berliner</strong><br />
KURIER.<br />
Alle Anzeichen sprechen dafür,<br />
dass die Eisbärin wieder trächtig<br />
ist. „Im März hat sich Tonja<br />
mehrmals mit Eisbär-Mann<br />
Wolodja gepaart“, sagt Sicks.<br />
Dr.Florian Sicks hofft,<br />
dassbald der Bären-<br />
Nachwuchs da ist.<br />
EisbärinTonja:Sieist<br />
wiederguterHoffnung<br />
Sie schläft schon in der Wurfhöhle –Tierpark rechnet jederzeit mit Na<br />
Dass ihre Liebe erfolgreich gewesen<br />
sein könnte, ist auch daran<br />
zu erkennen, dass sich die<br />
Eisbärin in den vergangenen<br />
Monaten viel Fett angefressen<br />
hat.<br />
„Mitte März wog Tonja noch<br />
230 Kilo, im September waren<br />
es bereits 390 Kilo“, sagt Sicks.<br />
So eine stattliche Gewichtszunahme<br />
brauchen trächtige Eisbärinnen,<br />
ob im Tierpark oder<br />
in der Wildnis, wenn sie sich im<br />
Herbst in Wurfhöhlen zurückziehen,<br />
um dort ihre Jungen zur<br />
Welt zu bringen. Denn in dieser<br />
Zeit nehmen die Muttertiere<br />
keine Nahrung mehr zu sich.<br />
Dies ist nun auch bei Tonja der<br />
Fall. „Nachdem die Eisbärin<br />
schon im Oktober einige Male<br />
für kurze Zeit die Wurfhöhle<br />
aufsuchte, ist sie nun seit vergangenen<br />
Freitag ständig dort“,<br />
sagt Sicks. „Sie schläft täglich 20<br />
statt bisher zehn bis zwölf Stunden.<br />
Und wenn Tonja wach ist,<br />
wälzt sie sich im Streu in ihrer<br />
Box, trinkt nur Wasser, nimmt<br />
keine Nahrung mehr zu sich“<br />
Um absolute Gewissheit zu<br />
haben, ob Tonja trächtig ist,<br />
könnte man sie auch per Ultraschall<br />
untersuchen. Doch das<br />
lehnt der Tierpark ab. Denn für<br />
die Untersuchung müsste Tonja<br />
in Vollnarkose versetzt werden,<br />
die nicht ganz unproblematisch<br />
für die Eisbärin wäre.<br />
Tonjas Verhalten und der<br />
Zeitpunkt ihres Einzuges in die<br />
Wurfhöhle sprechen dafür, dass<br />
sie sich nun in Ruhe auf eine Geburt<br />
vorbereitet, so Sicks.<br />
„Schließlich bekommen Eisbärinnen<br />
immer im November und<br />
im Dezember ihre Jungen“, sagt<br />
er. „Bei Tonja könnte es damit<br />
nun jederzeit so weit sein.“ Darum<br />
darf auch kein Pfleger mehr<br />
zu ihr, um das Tier nicht zu stören.<br />
Den Eisbär-Mann Wolodja<br />
(6), der auf der Anlage für Unruhe<br />
sorgen könnte, hatte der<br />
Tierpark bereits nach der Paarung<br />
vorsorglich in den Zoo<br />
bringen lassen. Das war im Mai.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass wir<br />
erneut Eisbärennachwuchs erwarten<br />
dürfen“, sagt Sicks. Allerdings<br />
ist diese Freude leicht<br />
verhalten. Der Tierpark hatte<br />
bisher kein Glück mit der Aufzucht<br />
von Eisbären-Babys.<br />
Nach der Freude über die Geburt<br />
der Kleinen herrschte bald<br />
Trauer. So war es bei Fritz, der<br />
am 3. November 2016 geboren<br />
wurde. Er war der erste Nachwuchs<br />
von Tonja und Wolodja.<br />
Fritz wurde nur vier Monate<br />
alt, starb im März 2017 an einer