Berliner Kurier 12.11.2018
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 12. November 2018*<br />
Max (9)<br />
So klein<br />
und so<br />
ein großes<br />
Herz für Krebskranke<br />
Weil seine Großeltern und ein Freund erkrankten: Der Junge organisierteine Spendenaktion im Internet<br />
Von<br />
KERSTIN HENSE<br />
Friedenau – Mehr als 800 Euro<br />
sind für krebskranke Kinder<br />
zusammengekommen.<br />
Max Schmidt-Bink aus Friedenau<br />
ist erst neun Jahre alt<br />
und hat schon so ein großes<br />
Herz. Für seine Spendenaktion<br />
musste er auch selbst ein<br />
großes Opfer bringen –und<br />
seine zehn Zentimeter langen<br />
Haare abschneiden lassen.<br />
Max hat selbst schon viel Leid<br />
mit ansehen müssen. Erst erkrankten<br />
seine über alles geliebten<br />
Großeltern Ed (75) und<br />
Anneke (73) ,die in den Niederlanden<br />
leben, kurz hintereinander<br />
schwer an Krebs und dann<br />
starb auch noch sein Freund Ernie<br />
im vergangenen Jahr an der<br />
bösen Krankheit.<br />
„Das Schlimmste daran war,<br />
sie alle so leiden zu sehen. Sie<br />
waren so krank und schwach“,<br />
sagt der Junge, der die vierte<br />
Klasse der Fläming-Grund-<br />
schule in Friedenau besucht.<br />
Die Krebsdiagnose seines<br />
Großvaters Anfang des Jahres,<br />
ein bösartiger Tumor in der<br />
Lunge, löste in dem sehr sensiblen<br />
und einfühlsamen Schüler<br />
etwas aus: „Mama, jetzt müssen<br />
wir doch irgendetwas tun. Das<br />
geht doch nicht“, sagte er zu<br />
seiner Mutter Lonneke<br />
Schmidt-Bink (44). Beide entwickelten<br />
gemeinsam einen<br />
Plan. Auf dem Internetportal<br />
„gofundme“ riefen sie eine<br />
Spendenaktion für krebskranke<br />
Kinder ins Leben.<br />
Doch dazu musste Max ein<br />
Opfer bringen und das war für<br />
ihn kein leichtes. Die Idee: Er<br />
sollte sich von seinen zehn Zentimeter<br />
langen Haaren trennen.<br />
Die Hilfsaktion von Max funktionierte<br />
so: Für jeden abgeschnittenen<br />
Zentimeter konnte<br />
man auf dem Online-Portal<br />
Geld spenden.<br />
„Mein Sohn hatte sich mit der<br />
Frisur identifiziert und bei jedem<br />
Friseur-Besuch mussten<br />
wir früher kämpfen, das überhaupt<br />
die Spitzen geschnitten<br />
werden durften“, erzählt jetzt<br />
seine Mama.<br />
In der Nacht vor dem Friseur-<br />
Besuch konnte der Neunjährige<br />
kaum schlafen. Aber dann erinnerte<br />
er sich an seine Großeltern,<br />
die so tapfer mit der bösen<br />
Krankheit kämpften und an<br />
seinen Freund, der so qualvoll<br />
Max mit seinen Großeltern Ed und Annekevor der schlimmen Diagnose<br />
sterben musste. „Die Menschen,<br />
die eine Chemo-Therapie<br />
machen müssen, haben ja<br />
hinterher gar keine Haare<br />
mehr. Meine sind nur kürzer“,<br />
sagte sich Max dann.<br />
Sein Engagement beeindruckte<br />
dann sogar seine Friseurin,<br />
die ihm die fesche Kurzhaarfrisur<br />
kostenlos gab und sich an<br />
der Spendenaktion beteiligte.<br />
Mit seinem großen Herz hat<br />
Max mehr positive Resonanz<br />
erfahren, als er sich je hätte<br />
träumen lassen. Er sammelte<br />
mehr als 800 Euro ein und<br />
spendete den kompletten Betrag<br />
an den Verein Kolibri e.V.,<br />
der krebskranke Kindern finanziell<br />
und moralisch unterstützt.<br />
„Es ist das erste Mal, das wir<br />
von einem Kind Hilfe erfahren.<br />
Das ist wirklich einzigartig und<br />
ganz groß“, erklärt Mitarbeiter<br />
Andreas Landgraf dem <strong>Berliner</strong><br />
KURIER.<br />
Max hat nicht nur ein großes<br />
Herz –der kleine Mann ist auch<br />
sehr bescheiden und hat lange<br />
überlegt, ob er dieses Interview<br />
geben möchte. Der Neunjährige<br />
sagt: „Wenn das aber noch<br />
andere Menschen lesen, die<br />
dann auch helfen möchten, ist<br />
das doch eine gute Sache.“ Seine<br />
Großeltern Ed und Anneke,<br />
seine Schwester Jessie (11) und<br />
seine Mutter Lonneke können<br />
wahnsinnig stolz auf ihren kleinen<br />
Helden sein.