14.11.2018 Aufrufe

Berliner Zeitung 13.11.2018

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Die Problemspende: Die AfD und das Geld – Politik Seite 4<br />

Wie man<br />

ein Video<br />

manipuliert<br />

Seite 24<br />

8°/12°<br />

Endlich Regen<br />

Wetter Seite 2<br />

Merkel: Wirbrauchen<br />

mehr Frauen im Bundestag<br />

Tagesthema Seite2,Leitartikel Seite 8<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Fotos von 1918: Nachtleben<br />

und Straßenkampf<br />

Feuilleton Seite 21<br />

Dienstag,13. November 2018 Nr.265 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Schulinspektion: Nachhilfe<br />

für die Polizeiakademie<br />

Berlin Seite 9<br />

KaDeWe<br />

Zurück in die<br />

Zukunft im<br />

Luxussegment<br />

VonAnnika Leister<br />

Von der einen Luxus-Baustelle<br />

gleich zur nächsten: Timo Weber<br />

hat an diesem Dienstag seinen ersten<br />

Tagals Store-Manager des Ka-<br />

DeWe.Trotz seiner Größe und der legendären<br />

Vergangenheit ist die<br />

Übernahme des <strong>Berliner</strong> Kaufhauses<br />

für den gerade einmal 34-Jährigen<br />

kein Meilenstein seiner Karriere.<br />

Weber ist in Münster aufgewachsen,<br />

hat dortsein<br />

Timo Weber, 34,<br />

ist der neue<br />

KaDeWe-Chef.<br />

Abitur gemacht<br />

und BWL studiert.<br />

Im Anschluss<br />

war er<br />

Trainee bei Karstadt.<br />

Schon hier<br />

arbeitete er als<br />

Assistent der Geschäftsführung<br />

für André Maeder,<br />

der heute<br />

Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der KaDeWe-<br />

Group ist. Eine wichtige Verbindung<br />

für Weber – danach wechselte er<br />

ohne große Umwege ins KaDeWe-<br />

Reich, besetzte einige Führungspositionen<br />

und übernahm vordreiJahrendie<br />

Geschäftsführung des Alsterhauses<br />

in Hamburg. Das <strong>Berliner</strong><br />

Warenhaus, die Schwester in der<br />

Hansestadt und das Oberpollinger in<br />

München bilden zusammen die Ka-<br />

DeWe-Gruppe.<br />

In Hamburg hat Weber begleitet,<br />

was dem KaDeWe zum großen Teil<br />

noch bevorsteht: den kompletten<br />

Umbau des Hauses, den sich die<br />

Gruppe an allen drei Standorten insgesamt<br />

300 Millionen Euro kosten<br />

lässt. Noch mehr Luxus soll es geben,<br />

noch mehr Marken, und, so hofft<br />

man natürlich, noch mehr Umsatz.<br />

Von „Wow-Effekt“ und „Glory“<br />

sprach Weber in Hamburg. Das<br />

klingt jung, international, ein bisschen<br />

verrückt.<br />

Tatsächlich aber rief der Senkrechtstarter<br />

Weber nicht die Revolution<br />

aus, imGegenteil. Die Neuausrichtung<br />

in Hamburg war eher ein<br />

Rückbesinnen auf alte Stärken: Renoviert<br />

wurde nach historischem<br />

Vorbild, um die Räume auf die ehemalige<br />

verschwenderische Höhe zu<br />

bringen. Damit einher ging eine Erweiterung<br />

des Sortiments: UnterWebers<br />

Leitung wurden neue Marken<br />

eingekauft, die Freunde des Luxus<br />

sonst nur online finden.<br />

Die Strategie ist aufgegangen. Allein<br />

im umgebauten Erdgeschoss sei<br />

der Umsatz nach anderthalb Jahren<br />

um 50 Prozent gestiegen, gab Weber<br />

2017 bekannt. Es sei eines der besten<br />

Jahredes Alsterhauses gewesen.<br />

In der vor sich hin siechenden<br />

Welt des Einzelhandels, der Onlinehändler<br />

die Kunden absaugen, sind<br />

das fast unglaubliche Worte. Wenig<br />

wundert es da, dass die KaDeWe-<br />

Gruppe Weber in Berlin gleich mit<br />

dem nächsten Großprojekt betraut.<br />

Hier soll das gesamte Haus modernisiert<br />

werden. Welche Ideen er genau<br />

für die Hauptstadt hat, will Weber<br />

vorab aber noch nicht preisgeben –<br />

Presseanfragen bleiben vorerst noch<br />

unbeantwortet.<br />

Die Thälmann-Restauration<br />

Seehofer geht –nicht ganz<br />

Das Amt des CSU-Vorsitzenden will er abgeben. Mehr aber nicht. Einige in der Partei sind überrascht<br />

VonDaniela Vates<br />

Eine Rückzugserklärung<br />

steht an, aber Horst Seehofer<br />

lässt sich noch ein wenig<br />

Zeit. Und dann wartet<br />

er mit einer Erklärung auf, die auch<br />

seine Parteifreunde überrascht. Der<br />

CSU-Chef und Bundesinnenminister<br />

ist am Montag ins sächsische<br />

Bautzen gefahren. Um 40 Minuten<br />

verzögert sich die Pressekonferenz,<br />

dann spricht erst mal der Landesinnenminister,<br />

über Fahndungsdruck<br />

im Grenzbereich und die Aufteilung<br />

vonAutobahnabschnitten innerhalb<br />

der Polizei. Seehofer blickt ein wenig<br />

um sich.<br />

Er hat am Vorabend der CSU-<br />

Führung seinen Rücktritt als Parteichef<br />

angekündigt. Nicht wenige in<br />

der Parteispitze haben seine Worte<br />

so verstanden, dass er auch als Minister<br />

nicht mehr lange im Amt sein<br />

wird. Seehofer hat einen gefalteten<br />

Zettel vor sich, er stopft ihn in seine<br />

Jackettinnentasche. Dann ist er an<br />

der Reihe: „Es ist kein einziger kritischer<br />

Satz gefallen“, sagt er zufrieden.<br />

Vielleicht hat es deswegen so<br />

lange gedauert mit der Pressekonferenz:<br />

die Polizei als Wohlfühlbad für<br />

den Minister. AmAbend vorher hat<br />

es in der CSU-Zentrale ziemlich viele<br />

kritische Sätze gegeben, und es hat<br />

eine gute Stunde gedauert, bis die<br />

Parteispitze ihrem Chef noch eine<br />

letzte Frist im Amt bis Januar gewährthat.<br />

Seehofer wählt die Polizeikulisse,<br />

um diesen Rückzug zu bestätigen:<br />

„Ich werdedas Amt des Parteivorsitzenden<br />

der CSU niederlegen“, sagt<br />

er. „Diese Entscheidung steht fest.“<br />

Er wolle schließlich die Erneuerung<br />

der CSU ermöglichen. „Der Wechsel<br />

gehört zum Leben –auch für mich.“<br />

Ganz selbstverständlich kommt das<br />

daher, als habe Seehofer nicht wieder<br />

und wieder seinen Rückzug herausgezögert.<br />

Das schlechte Ergebnis<br />

bei der bayerischen Landtagswahl<br />

habe mit seiner Entscheidung<br />

im Übrigen nichts zu tun, fügt Seehofer<br />

noch hinzu. Es ist eine Abschiedsbotschaft<br />

an Söder: Für den<br />

Absturz bei der Wahl will Seehofer<br />

nicht alleine verantwortlich gemacht<br />

werden.<br />

So weit, so absehbar. Aber es<br />

kommt dann noch ein Satz, bei dem<br />

sie in der CSU dann wieder das Staunen<br />

kriegen. „Ich bin Bundesinnenminister,und<br />

ich werdedas Amt weiter<br />

ausüben“, sagt Seehofer. Kein<br />

Aufbau statt Abriss: Das Denkmal an der<br />

Greifswalder Straße, das an den KPD-Chef Ernst<br />

Thälmann erinnert, wird nun doch saniert.<br />

Rückzug aus dem Kabinett also, obwohl<br />

Seehofer nach Angaben von<br />

Teilnehmern der CSU am Sonntagabend<br />

noch erklärt hat, dass er das<br />

Ministeramt ohne die Machtposition<br />

als Parteichef nicht führen kann<br />

oder will. „Das wird ernicht durchhalten<br />

können“, heißtesinder CSU-<br />

Spitze. So seltsam das erneute Hin<br />

und Her Seehofers sein mag, für die<br />

CSU kann es praktisch sein, mit ei-<br />

„Ich bin Bundesinnenminister,<br />

und ich werde<br />

das Amt weiter ausüben.“<br />

Horst Seehofer,<br />

CSU-Vorsitzender und Bundesinnenminister<br />

nem Personalkarussell in Berlin erst<br />

einmal abzuwarten, werneuer CDU-<br />

Chef wird und wie die SPD darauf<br />

reagiert.<br />

Sicher ist jedenfalls: Seehofer hat<br />

am Montagmittag erst mal die<br />

Schlagzeilen für sich. Es mag Zufall<br />

sein: Ausgerechnet zur selben Zeit beginnt<br />

in München eine CSU-Fraktionssitzung.<br />

Seehofers wahrscheinlicher<br />

Nachfolger Markus Söder gibt<br />

dort als Ministerpräsident die neuen<br />

CSU-Kabinettsmitglieder bekannt<br />

und will damit auch punkten. Weniger<br />

Ministerposten als bisher hat er<br />

Berlin Seite 10<br />

zu verteilen gehabt, weil die CSU<br />

nach dem Absturz bei der Landtagswahl<br />

einen Koalitionspartner<br />

brauchte.DreiMinisterposten haben<br />

die Freien Wähler bekommen. Söder<br />

hat mehr Frauen und einige Jüngere<br />

geholt, ein paar Altgediente leer ausgehen<br />

lassen, wie den bisherigen<br />

Umweltminister Marcel Huber. Auch<br />

Wissenschaftsministerin Marion<br />

Kiechle verliert nach nur einem halben<br />

Jahr wieder ihr Amt.<br />

Seinen Posten als Innenminister<br />

behält Joachim Herrmann, der immer<br />

wieder auch als Bundesinnenminister<br />

gehandelt wird. Bei den CSU-<br />

Bundestagsabgeordneten allerdings<br />

heißt es, wenn Seehofer als Minister<br />

gehe, werde man diesen Posten mit<br />

einem CSU-Bundespolitiker besetzen.<br />

Innenstaatssekretär Stephan<br />

Mayerläge nahe.Inder CSU heißt es<br />

allerdings, dass das riesige Ministerium,<br />

das Seehofer um die Bereiche<br />

Bau und Heimat erweitern ließ, jemanden<br />

an der Spitze brauche, der<br />

Kabinettserfahrung habe. Landesgruppenchef<br />

Alexander Dobrindt<br />

käme dann dafür in Frage –der ehemalige<br />

Verkehrsminister aber wird<br />

den mächtigeren Posten an derSpitze<br />

der CSU-Abgeordneten wohl nicht<br />

aufgeben. Als Alternative könnte<br />

dann der derzeitige Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer in Frage kommen,<br />

der allerdings erst knapp ein Jahr Minister<br />

ist. Aber im Innenministerium<br />

ist wenigstens der Diesel-Skandal etwas<br />

weiter weg. Kommentar Seite 8<br />

IMAGO<br />

Parlamentsbau<br />

wird<br />

immer teurer<br />

Pfusch bei der Erweiterung<br />

des Lüders-Hauses<br />

VonUlrich Paul<br />

Der Deutsche Bundestag steht<br />

voreinem Bau-Debakel. Wegen<br />

Pfuschs bei den Betonarbeiten wird<br />

die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />

im Parlamentsviertel<br />

nicht nur sehr viel später fertig<br />

als gedacht –die Kosten steigen<br />

zudem auf eine bislang noch nicht<br />

bezifferte Höhe.<br />

Das geht aus einem internen Bericht<br />

des Bundesamtes für Bauwesen<br />

und Raumordnung (BBR) an die<br />

Bundestags-Baukommission hervor,<br />

der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Immerhin:<br />

DasBundesamt geht in dem<br />

Papier davon aus, dass der Anbau<br />

fertiggestellt werden kann. Bundestags-VizepräsidentWolfgang<br />

Kubicki<br />

(FDP) hatte in der Frankfurter Allgemeinen<br />

Sonntagszeitung noch dafür<br />

plädiert, den Bau imZweifel lieber<br />

abzureißen.<br />

Laut dem BBR-Bericht kann der<br />

Erweiterungsbau nicht wie von den<br />

Parlamentariern gewünscht im ersten<br />

Halbjahr 2021, sondernerst Ende<br />

des dritten Quartals 2021 an den<br />

Bundestag übergeben werden –sieben<br />

Jahre nach dem zu Baubeginn<br />

im Jahr 2010 avisierten Termin.<br />

Die Kosten, die zwischenzeitlich<br />

von 190 Millionen auf 223 Millionen<br />

Euro gestiegen waren, belaufen sich<br />

laut dem Berichtbereits auf rund 249<br />

Millionen Euro.Und es ist schon jetzt<br />

klar, dass die Ausgaben weiter steigen.<br />

Derzeit werde ein „erforderlicher<br />

3. Nachtrag“ aufgestellt, heißt<br />

es in dem Papier, das aus dem September<br />

stammt. Notwendig werde<br />

der 3. Nachtrag wegen Planungsänderungen,<br />

zusätzlicher Kosten aus<br />

der Bauzeitverlängerung und Schadensersatzansprüchen<br />

von Firmen<br />

sowie wegen einer Anpassung an<br />

den Stand der Technik. Weitere Kosten<br />

entstehen durch eine EU-Verordnung,<br />

die schärfere Grenzwerte<br />

für den Schadstoffausstoß vonHeizanlagen<br />

vorsieht, die nach dem 20.<br />

Dezember 2018 in Betrieb gehen.<br />

„Dazu wird voraussichtlich ein<br />

4. Nachtrag erforderlich“, heißt es.<br />

Wie hoch die erwarteten Nachträge<br />

ausfallen, wird nicht beziffert.<br />

Hauptgrund für die Bauverzögerungen<br />

ist, wie berichtet, eine undichte<br />

Bodenplatte. Sie muss noch saniert<br />

werden. Berlin Seite11<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Beim Festakt „100 Jahre<br />

Frauenwahlrecht“ im <strong>Berliner</strong><br />

Zeughaushof wirddie<br />

neuseeländische Premierministerin<br />

Jacinda Ardern per Video<br />

zugeschaltet. Eine ihrer Botschaften:<br />

„Nur fünf Prozent der Staatschefs auf<br />

der Welt sind weiblich. Sie in<br />

Deutschland gehören dazu. Herzlichen<br />

Glückwunsch!“ Angela Merkel<br />

sitzt in der ersten Reihe und lächelt.<br />

Am 12. November 1918 hatte die<br />

Revolutionsregierung aus SPD und<br />

USPD,der Ratder Volksbeauftragten,<br />

das allgemeine und gleiche Wahlrecht<br />

für Männer und Frauen im<br />

Deutschen Reich verkündet.Weltweit<br />

führten zuerst die Neuseeländer 1893<br />

das Frauenwahlrecht ein.<br />

Merkel, die sich nicht zu den Feministinnen<br />

zählt, kann aufzählen,<br />

was in ihrer 13-jährigen Amtszeit im<br />

Sinne der Gleichberechtigung geschehen<br />

ist: Zwölf Prozent mehr<br />

Frauen sind erwerbstätig, es gibt den<br />

Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz<br />

und die Elternzeit. „Wenn wir bei der<br />

Gleichberechtigung vorankommen<br />

wollen“, sagt sie,„muss man jedoch<br />

Frauen und Männer im Blick haben.“<br />

Afrika als Vorbild<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkelwünscht sich mehr weibliche Mitglieder im Parlament –wie sie das angehen will, verrät sie nicht.<br />

Frauenwahlrecht in Europa<br />

In diesen Jahren erhielten Frauen das volle<br />

nationale Wahlrecht (Auswahl)<br />

Island<br />

1920<br />

Irland<br />

1928<br />

Großbritannien<br />

1928<br />

Portugal<br />

1976<br />

Belgien<br />

1948<br />

Frankreich<br />

1944<br />

Spanien<br />

1931<br />

100 Jahre Frauenwahlrecht<br />

Wege zu mehr Gleichberechtigung auch im Parlament<br />

Eine Frauenquote für den Bundestag?<br />

Dänemark<br />

1915<br />

Deutschland<br />

Nieder-<br />

1918<br />

lande<br />

1919<br />

Luxemburg<br />

1919<br />

Schweiz<br />

1971<br />

Liechtenstein<br />

1984<br />

Österreich<br />

1918<br />

Italien<br />

1945<br />

Malta<br />

1947<br />

Norwegen<br />

1913<br />

Schweden<br />

1921 Finnland<br />

1906<br />

Polen<br />

1918<br />

Tschechien<br />

1920<br />

Slowenien<br />

1945<br />

Litauen<br />

1919<br />

Slowakei<br />

1920<br />

Estland<br />

1918<br />

Ukraine<br />

1919<br />

Lettland<br />

1918<br />

Russland<br />

Weißrussland<br />

1918<br />

1919<br />

Ungarn<br />

1918<br />

Rumänien<br />

1946<br />

Kroatien Bulgarien<br />

1945 1944<br />

Serbien*<br />

Bosnien- 1945<br />

Herzeg.<br />

1949<br />

Montenegro<br />

1946<br />

Mazedonien<br />

Albanien 1946<br />

1920 Griechenland<br />

1952<br />

VonThoralf Cleven<br />

vor 1910<br />

1910–1919<br />

1920–1929<br />

1930–1939<br />

1940–1949<br />

1950–1959<br />

nach 1959<br />

*Jugoslawien<br />

Türkei<br />

1930<br />

DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />

Abgeordnete im Deutschen Bundestag<br />

Anzahl weiblicher und männlicher Abgeordneter<br />

Männer Frauen<br />

*mit 144 Volkskammerabgeordneten im geeinten Parlament<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1945 1955 1965 1975 1985 '90* 1995 2005 2015<br />

Sonntagsfrage November 2018<br />

So würden Frauen wählen ... So würden Männer wählen ...<br />

CDU/CSU<br />

SPD<br />

Grüne<br />

FDP<br />

Linke<br />

AfD<br />

Sonstige<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: UN WOMAN, DPA, EMNID BILD AM SONNTAG, ZFP, BUNDESTAG<br />

Die Regierungschefin fordert von<br />

Frauen, gesellschaftliche Rückschläge<br />

nicht einfach hinzunehmen.<br />

Dazu zählt Merkel auch den<br />

auf knapp 31 Prozent geschmolzenen<br />

Anteil weiblicher Bundestagsabgeordneter<br />

im aktuellen Parlament.<br />

Für die Demokratie und die<br />

Zukunftsfähigkeit eines Landes sei<br />

es elementar, dass Frauen –die die<br />

Hälfte der deutschen Bevölkerung<br />

ausmachten –auch mit entscheiden.<br />

Sie nennt Afrika als Vorbild.<br />

DerFrauenanteil im Parlament von<br />

Sudan sei so hoch wie in Deutschland,<br />

in Ruanda würde er gar bei 61<br />

Prozent liegen und in der afrikanischen<br />

Union seien die Kommissionen<br />

paritätisch mit Männern und<br />

Frauen besetzt.<br />

Wie das in Deutschland entwickelt<br />

werden könnte, darauf hat die<br />

Kanzlerin keine Antwort. Den Vorschlag<br />

von Justizministerin Katarina<br />

Barley (SPD), zur Erhöhung des<br />

Frauenanteils im Bundestag das<br />

Wahlrecht zu verändern, kommentierte<br />

Merkel nicht. Es müssten<br />

neue Formate gefunden werden,<br />

damit sich mehr junge Leute und<br />

Frauen an Politik beteiligten. Sie<br />

formuliert das Ziel deutlich: „Wir<br />

dürfen nicht drumherum reden:<br />

Quoten waren wichtig, Ziel muss<br />

Parität sein.“<br />

Bundesfamilienministerin Franziska<br />

Giffey (SPD) spricht sich wie<br />

Barley für eine Frauenquote im<br />

Bundestag aus. Dass die Hälfte der<br />

Bevölkerung weiblich sei, solle sich<br />

auch im Parlament widerspiegeln.<br />

Dass es unter Zwang ginge, bewiesen<br />

die Zahlen weiblicher Aufsichtsräte<br />

in börsennotierten Konzernen.<br />

„Wer nichts will, der kriegt auch<br />

nichts“, so Giffey. „Gemischte<br />

Teams führen zum Erfolg, reine<br />

Männerklubs sind nicht mehr zeitgemäß.“<br />

BessereBezahlung<br />

Doch auch Giffey hält die Quote<br />

nicht für ein Allheilmittel. Vonden<br />

5,7 Millionen Menschen, die in sozialen<br />

Berufen arbeiteten, seien 80<br />

Prozent Frauen. Verbesserungen<br />

erreiche man nur über bessere Bezahlung,<br />

bessere Bedingungen zur<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

sowie den Wegfall vonSchulgeld<br />

wie bei den Pflegeberufen ab 2020.<br />

Dies würde die Jobs endlich auch<br />

für Männer attraktiver machen.<br />

„Und“, fügt Giffey spitz hinzu,<br />

„diese Jobs sind digitalisierungsfest“.<br />

Das Bild, wie Giffey und Merkel<br />

hier unter dem Dach des Deutschen<br />

Historischen Museums für die<br />

Gleichberechtigung streiten, hat<br />

Symbolik. Die eine, die 40-jährige<br />

Giffey, gilt als Hoffnungsträgerin ihrerPartei.<br />

Die24JahreältereKanzlerinselbst<br />

warnt davor,dass eine Frau<br />

in ihrem Amt als Kanzlerin schnell<br />

zum Alibi fehlender Gleichberechtigung<br />

werden könne.„Eine Schwalbe<br />

macht noch keinen Sommer“, so<br />

Merkel. Andererseits: „Es soll schon<br />

Fragen geben, ob es denn auch ein<br />

Mann sein darf.“<br />

Thoralf Cleven findet die<br />

Fähigkeit Merkels zur<br />

Selbstironie erfrischend.<br />

Frau Domscheit-Berg, vor100 Jahren<br />

haben die Suffragetten das Wahlrecht<br />

für Frauen erstritten. Sind nicht unsere<br />

Mütter, sondern unsere Großund<br />

Urgroßmütter die wahren Heldinnen<br />

der Frauenbefreiung?<br />

DieFrage ist etwas unfair.Aber:Es<br />

stimmt. Verglichen mit dem, wie die<br />

Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

um ihr Recht gekämpft haben, war<br />

selbst BH-Verbrennen wie Kuchenbacken.<br />

Unter Einsatz von Leib und<br />

Leben haben die Suffragetten das<br />

Frauenwahlrecht erstritten. Besonders<br />

rabiat in Großbritannien. Sie<br />

haben, in ihren Sonntagskleidern, in<br />

Londons feinsten Einkaufsstraßen<br />

Scheiben eingeschmissen, haben<br />

versucht, das Parlament zu stürmen;<br />

„Wir geben uns zu leicht mit zu wenig zufrieden“<br />

viele traten in Hungerstreik, landeten<br />

im Gefängnis. Man müsste das<br />

Wissen darüber, wie hart diese<br />

Frauen kämpften, viel mehr im Bewusstsein<br />

halten. Heute sind wir,<br />

glaube ich, etwas zu sanft im Erstreiten<br />

unserer eigenen Rechte.<br />

Sollen Feministinnen wieder Scheiben<br />

einschlagen?<br />

Bestimmt nicht. Aber wir müssen<br />

mehr tun, als ab und an zu sagen, wir<br />

hätten gerne etwas mehr Gleichberechtigung.<br />

Wir geben uns zu leicht<br />

mit zu wenig zufrieden. Gerade in<br />

der Politik.<br />

Wirhaben immerhin eine Kanzlerin,<br />

eine Verteidigungsministerin...<br />

Erfahrungen einer Abgeordneten<br />

Das reicht aber nicht! Viel Politik<br />

passiert auf kommunaler Ebene,<br />

aber in Kreistagen sitzen nur zehn<br />

Prozent Frauen. Unter hauptamtlichen<br />

Bürgermeistern gibt<br />

es weniger Frauen als in<br />

Dax-30-Vorständen. Dass<br />

wir aktuell einen Bundestag<br />

haben, in dem nur 31<br />

Prozent Frauen sitzen,<br />

finde ich absolut unerträglich.<br />

Das ist weniger<br />

als in Burundi, halb Europa<br />

oder Lateinamerika.<br />

Selbst wenn es um Leben<br />

und Gesundheit von Frauen geht,<br />

entscheiden zu 70 Prozent Männer<br />

darüber,etwa ob wir Informationen<br />

zu Schwangerschaftsabbrüchen,<br />

AnkeDomscheit-<br />

Berg,Linke<br />

die nur Frauen betreffen, bekommen<br />

oder nicht.<br />

Ist essymptomatisch, dass jüngst die<br />

Debatte um Parität im<br />

Bundestag, also gleiche<br />

Vertretung der Geschlechter,<br />

mitten in der Nacht geführtwurde?<br />

Ich glaube schon. Die<br />

Parlamentarischen Geschäftsführer<br />

entscheiden<br />

DPA<br />

untereinander, welches<br />

Thema wie platziert wird.<br />

Aber: Unter diesen ist nur<br />

eine Frau. Männernsind offenbar andere<br />

Themen wichtiger. Unsere Lebenswelten<br />

sind nun mal nicht geschlechtsneutral.<br />

Nicht in der Sozialisierung,<br />

nicht bei Gehältern, nicht in<br />

der Biologie. Dazu kommt: Einfluss<br />

und Macht werden seltenst freiwillig<br />

geteilt. Wenn wir einen Bundestag<br />

wollen, der dem Anteil der Frauen an<br />

der Bevölkerung entspricht, müssen<br />

viele Männer teilen. Nur, da ist es in<br />

der Politik wie in der Wirtschaft:<br />

Macht, Geld und Einfluss muss man<br />

sich gegen Widerstand erkämpfen.<br />

Liegt die Bringschuld bei den Frauen?<br />

Ichhöreoft, der geringe Frauenanteil<br />

in der Politik liege an der schlechten<br />

Vereinbarkeit. Aber erstens müssen<br />

dann eben Väter mehr Familienarbeit<br />

übernehmen, und zweitens ist<br />

der Hauptgrund immer noch das<br />

„alte Kumpel-Netzwerk“, weil Männer<br />

eben Männer wählen, auch auf<br />

aussichtsreiche Plätze. Männer merken<br />

das nicht mal, weil man die eigenen<br />

Privilegien nicht wahrnimmt,<br />

man ist dafür blind. So sind auch<br />

weiße Frauen mehrheitlich blind für<br />

Benachteiligungen vonFrauen anderer<br />

Hautfarbe. Und das macht es<br />

schwer.WeilMänner der festen Überzeugung<br />

sind,sie diskriminieren niemanden<br />

und Kompetenz würde sich<br />

immer durchsetzen. Dasist natürlich<br />

Quatsch. Faktisch wirkt die sogenannte<br />

homosoziale Reproduktion,<br />

die Auswahl nach dem Ähnlichkeitsprinzip.<br />

Dasind Frauen imNachteil,<br />

nurweilsie eben keine Männer sind.<br />

DasGespräch führte Susanne Iden.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute bestimmen meist dichte Regenwolken den Himmel. Dabei reicht<br />

die Temperaturspanne von 11 bis 16Grad, und der Wind weht mäßig, in<br />

Böen frisch aus westlichen Richtungen. In der Nacht liefern Quellwolken<br />

teilweise Regenschauer. Eswerden Tiefstwertevon 5bis 3Grad gemessen.<br />

Biowetter: Schlafstörungen ziehen<br />

eine erhöhte Müdigkeit imAlltag<br />

nach sich. Einige Menschen klagen<br />

über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle<br />

und Migräne. Insgesamt fühlt<br />

man sich oftmals nicht so wohl.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 14 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 41 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 29 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 70%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 12Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Wittenberge<br />

9°/12°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

7°/13° 8°/12°<br />

Luckenwalde<br />

7°/13°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

stark bewölkt heiter wolkig<br />

6°/11° 4°/10° 3°/9°<br />

Prenzlau<br />

8°/11°<br />

Cottbus<br />

9°/16°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

8°/15°<br />

Der hohe Luftdruck bleibt über dem östlichen Europa bestehen und nimmt Verbindung<br />

zum Azorenhoch auf. Allerdings sorgen Tiefs über Nordeuropa noch für<br />

unbeständiges Wetter imzentralen Mitteleuropa. So reicht ein Regenband vom<br />

Baltikum über die Ostsee bis nach Ostfrankreich. Über der Nordsee folgen zum<br />

Teil gewittrige Schauer.<br />

Sylt<br />

8°/11°<br />

Hannover<br />

9°/12°<br />

Köln<br />

8°/12°<br />

Saarbrücken<br />

6°/12°<br />

Konstanz<br />

7°/13°<br />

Hamburg<br />

7°/12°<br />

Erfurt<br />

7°/12°<br />

Frankfurt/Main<br />

8°/13°<br />

Stuttgart<br />

7°/13°<br />

Rostock<br />

8°/12°<br />

Magdeburg<br />

8°/14°<br />

Nürnberg<br />

6°/12°<br />

München<br />

6°/16°<br />

Rügen<br />

7°/10°<br />

Dresden<br />

8°/15°<br />

Deutschland: Heute gibt es viele<br />

Wolken, etwas Sonne sowie schauerartige<br />

Regenfälle, und die Temperaturen<br />

klettern amTage auf 10bis<br />

16 Grad. Nachts gehen die Werte<br />

dann auf 7bis 3Grad zurück. Der<br />

Wind weht mäßig bis frisch und böig<br />

aus Südwest. Morgen betragen die<br />

Temperaturen maximal 9bis<br />

13 Grad. Dazu ist es wechselnd bis<br />

stark bewölkt. Gebietsweise scheint<br />

auch die Sonne. Der Wind weht nur<br />

schwach aus südlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 10°-13°<br />

Nordsee: 11°-14°<br />

Mittelmeer: 17°-25°<br />

Ost-Atlantik: 11°-17°<br />

Mondphasen: 15.11. 23.11. 30.11. 07.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:24 Uhr Sonnenuntergang: 16:16 Uhr Mondaufgang: 12:33 Uhr Monduntergang: 20:58 Uhr<br />

Lissabon<br />

18°<br />

Las Palmas<br />

22°<br />

Madrid<br />

20°<br />

Reykjavik<br />

4°<br />

Dublin<br />

12°<br />

London<br />

14°<br />

Paris<br />

14°<br />

Bordeaux<br />

15°<br />

Palma<br />

23°<br />

Algier<br />

23°<br />

Nizza<br />

21°<br />

Trondheim<br />

8°<br />

Oslo<br />

10°<br />

Stockholm<br />

9°<br />

Kopenhagen<br />

11°<br />

Berlin<br />

12°<br />

Mailand<br />

18°<br />

Tunis<br />

23°<br />

Rom<br />

19°<br />

Warschau<br />

15°<br />

Wien<br />

14° Budapest<br />

16°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

1°<br />

Oulu<br />

7°<br />

Dubrovnik<br />

19°<br />

Athen<br />

18°<br />

St. Petersburg<br />

7°<br />

Wilna<br />

7°<br />

Kiew<br />

0°<br />

Odessa<br />

5°<br />

Varna<br />

11°<br />

Istanbul<br />

16°<br />

Iraklio<br />

19°<br />

Archangelsk<br />

2°<br />

Moskau<br />

-1°<br />

Ankara<br />

10°<br />

Antalya<br />

23°<br />

Acapulco 33° sonnig<br />

Bali 37° wolkig<br />

Bangkok 34° wolkig<br />

Barbados 30° heiter<br />

Buenos Aires 24° Schauer<br />

Casablanca 16° Schauer<br />

Chicago -1° wolkig<br />

Dakar 29° wolkig<br />

Dubai 32° heiter<br />

Hongkong 27° heiter<br />

Jerusalem 19° wolkig<br />

Johannesburg 31° heiter<br />

Kairo 23° wolkig<br />

Kapstadt 25° bewölkt<br />

Los Angeles 23° wolkig<br />

Manila 32° heiter<br />

Miami 30° Gewitter<br />

Nairobi 29° wolkig<br />

Neu Delhi 30° heiter<br />

New York 15° Regen<br />

Peking 13° sonnig<br />

Perth 25° sonnig<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 32° Schauer<br />

San Francisco 19° bewölkt<br />

Santo Domingo 29° wolkig<br />

Seychellen 28° heiter<br />

Singapur 29° wolkig<br />

Sydney 27° wolkig<br />

Tokio 18° bedeckt<br />

Toronto 4° bewölkt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 3 *<br />

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Seite 3<br />

Eine Frage der Sehnsucht<br />

Mossul im November 2018<br />

AFP/ZAID AL-OBEIDI<br />

Der Christ Mohanad Hanna Yousif<br />

aus Karakosch kauft seine Ware<br />

am liebsten dort, wo das IS-Kalifat<br />

seine Vertreibung plante. Er<br />

steigt rund 30 Kilometer von seiner christlichen<br />

Heimatstadt entfernt im Osten Mossuls<br />

in ein Auto.„Guten Tag, wie geht es Ihnen?“,<br />

sagt er auf Deutsch. Und lenkt das Auto aus<br />

der Stadt heraus in Richtung Karakosch.<br />

Mossul war vordem Krieg die Hauptstadt<br />

der irakischen Provinz Ninive. Dort liegt das<br />

Stammland der Christen im Irak. DerIShatte<br />

es von Mossul nicht weit, um es 2014 fast<br />

vollständig zu entvölkern.<br />

GanzeParks vonRäumfahrzeugen stehen<br />

drei Jahre später in der zerstörten IS-Hauptstadt<br />

am Straßenrand und rotten vor sich<br />

hin. Ihre Schilde schoben vor einem<br />

Dreivierteljahr in der westlichen Altstadt Leichen<br />

der Dschihad-Kämpfer in die Bombenkrater<br />

und füllten sie mit Schutt. DieWiederaufbauteams<br />

haben später Teer auf die<br />

Trümmer und die Toten gekippt, damit der<br />

Verkehr wieder rollen kann.<br />

Yousif fährt auf dem Wegvom Einkaufen<br />

auf Straßen herum, unter denen die Knochen<br />

seiner Peiniger liegen.<br />

DerIraker ist guter Laune.Erhat heute in<br />

Mossul gute Geschäfte gemacht. Daswirder<br />

seiner Frau am Telefon erzählen. Sie ist mit<br />

dem Sohn noch in Deutschland, und dort<br />

würde sie am liebsten bleiben.<br />

DasKreuz und die Flagge<br />

Mohanad Hanna Yousif, der irakische Christ<br />

und Familienvater, hat vor einigen Monaten<br />

etwas Verrücktes getan. Dasfindet jedenfalls<br />

seine Frau, das fanden auch die Mitarbeiter<br />

der Asylbehörde im bayerischen Landkreis<br />

Garmisch-Partenkirchen.<br />

Sein Recht auf Aufenthalt in Deutschland<br />

als Christ aus dem ehemaligen Kalifatsland<br />

schien so sicher zu sein wie die nächste Krise<br />

im Irak. Und dapackt Yousif seinen Koffer,<br />

leiht sich Geld von der Familie im Irak und<br />

küsst Frau und Kind zum Abschied. „Die beiden<br />

werden nachkommen, wenn ich sie<br />

überzeugt habe“, sagt er.<br />

DieFahrtgeht weiter auf dem Highway in<br />

Richtung Osten. Eine Ausfahrt führt zueinem<br />

Checkpoint. Dort wird die Stadt Karakosch<br />

bewacht. Soldaten der Ninive Protection<br />

Unit (NPU), einer christlichen Miliz, verbergen<br />

sich mit ihren Maschinengewehren<br />

hinter Sandsäcken, als würde der IS jeden<br />

Moment aus seinen Gräbern inMossul steigen.<br />

Sieerkennen Yousif, winken ihn durch.<br />

Der Blick fällt auf ein riesiges Holzkreuz<br />

einige Hundert Meter hinter dem Wachposten<br />

an einer Kreuzung. Dahinter weht an einem<br />

etwa doppelt so hohen Mast die rotweiß-schwarze<br />

Trikolore des Irak. Bauscht<br />

ein Windzug die Flagge zu voller Größe auf,<br />

steht das Kreuz unter dem Schriftzug auf der<br />

Fahne: Allahu Akbar, Gott ist am größten.<br />

Vielleicht ist es ein Zufall. Die Christen im<br />

Vorvier Jahren hat die Terrormiliz IS die Christen aus dem Irak<br />

vertrieben. Nun kehren viele von ihnen in ihr Stammland rund um Mossul<br />

zurück. Auch Mohanad Hanna Yousif, der mit seiner Familie nach Bayern<br />

geflohen war –und jetzt, zurück im Irak, einen weiteren Anfang wagt<br />

VonCedric Rehman, Mossul und Karakosch<br />

Irak verwenden die Takbir genannte Formel<br />

allerdings genauso häufig wie die Schiiten<br />

und Sunniten.<br />

DasAuto hält voreinem Modegeschäft im<br />

Zentrum von Karakosch. In einem benachbarten<br />

Haus gähnen die Fenster rußverschmiert<br />

und leer in der Fassade. Der IS hat<br />

die Christenstadt geplündert und gebrandschatzt,<br />

bevor die neunte Division der irakischen<br />

Armee die Terroristen im Oktober<br />

2016 vonhier vertrieben hat.<br />

„Auch meine Geschäfte haben sie angezündet.<br />

Ich war mal reich“, sagt Yousif, der<br />

Christ. Er schiebt den Rollladen hoch und<br />

schließt das Geschäft auf. Es ist wieder erstanden.<br />

Jacketts aus feinem Stoff hängen an<br />

den Kleiderstangen. Yousif führt mit einer<br />

Handbewegung in den Laden, als wolle er„Et<br />

voilà“ sagen.<br />

Eigentlich seien es deutsche Freunde gewesen,<br />

die ihn auf den Gedanken der Rückkehr<br />

in den Irak gebracht haben, meint er.<br />

„Wir saßen mal abends zusammen, und sie<br />

haben vom Zweiten Weltkrieg erzählt. Wie<br />

Deutschland damals in Trümmern lag und<br />

die Deutschen das Land wieder aufgebaut<br />

haben. DieDeutschen sind damals nicht abgehauen,<br />

habe ich mir gesagt.“<br />

Er könne die schlimmen Folgen der Massenflucht<br />

für den Irak ganz einfach erklären.<br />

Bisher sei rund die Hälfte der Bevölkerung<br />

nach Karakosch zurückgekehrt, die 2014 vor<br />

den IS-Kämpferngeflohen ist und sich dann<br />

in alle Welt verstreut hat. „Wenn die Hälfte<br />

der Stadt fehlt, wird sich mein Geschäft hier<br />

nicht lohnen. Dann wirdsich überhaupt kein<br />

Geschäft in Karakosch lohnen.“<br />

Dieirakischen Christen würden in drei bis<br />

fünf Jahren sehen, was das Exil bei den Glaubensbrüdern<br />

in Europa aus ihnen macht,<br />

meint Yousif. „Ich bin ein gebildeter Mann,<br />

ich hatte Geld, und in Deutschland hätte ich<br />

in meinem Alter vielleicht noch putzen gehen<br />

können“, sagt er.Ermöchte nicht falsch<br />

verstanden werden, betont er. „Ich bin<br />

Deutschland dankbar für das,was es 2014 für<br />

die Iraker getan hat“. Die irakischen Christen,<br />

die nach der Vertreibung des IS mit der<br />

Rückkehr zögern, zerstörten ihreeigene Kultur.Das<br />

wichtigste Band, das die Christen im<br />

Irak verbinde,sei die Familie,sagt er.„DieElterninDeutschland,<br />

das eine Kind in Australien,<br />

das andere inAmerika, das macht uns<br />

kaputt“, sagt er.<br />

DerISwurde im Juni 2014 vonden Sunniten<br />

in der Provinzhauptstadt Mossul beklatscht,<br />

als er die Stadt erorberte. Ernahm<br />

zwei Monate später das zu über 90 Prozent<br />

vonsyrisch-katholischen und syrisch-orthodoxen<br />

Christen bewohnte Zentrum der Ninive-Ebene,<br />

die 50 000 Einwohner zählende<br />

Stadt Karakosch, ein. Insgesamt 120 000<br />

Christen flohen damals aus ihrem Stammland<br />

in die kurdischen Gebiete im Nordosten.<br />

Darunter war Yousifs Familie. Circa die<br />

Hälfte der Flüchtlinge ist laut Schätzungen<br />

der Kirchen vorOrt wieder in der Heimat.<br />

„Freunde haben erzählt,<br />

wie Deutschland nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg<br />

in Trümmernlag und die<br />

Deutschen das Land<br />

wieder aufgebaut haben.<br />

Die Deutschen sind damals<br />

nicht abgehauen,<br />

habe ich mir gesagt.“<br />

Mohanad Hanna Yousif<br />

ging zurück in seine Heimat, den Irak.<br />

Die Flucht in das Autonome Kurdengebiet<br />

oder von dort weiter in ein westliches<br />

Land ersparte Christen in den Jahren 2014<br />

bis 2017 die Rechtlosigkeit im Kalifat. DerIS<br />

säuberte sein Herrschaftsgebiet nach religiösen<br />

Kriterien. Für Jesiden und Schiiten<br />

bedeutete das: Genozid. Christen wurden<br />

nicht systematisch ermordet, sie konnten<br />

konvertieren oder ihre völlige Entrechtung<br />

hinnehmen.<br />

Wenn der Christ Yousif von den Verbrechen<br />

des IS spricht, hört ersich an wie ein<br />

Sunnit aus Mossul. Er rechtfertigt das Verhalten<br />

der Bevölkerung, als gehöreerdazu. Den<br />

Beifall der lokalen Sunniten für dieTerrormiliz<br />

habe es 2014 nur gegeben, weil die schiitische<br />

Regierung in Bagdad die Sunniten so schlecht<br />

behandelt habe,meint er zumBeispiel. Dabei<br />

geht der Hass zwischen Sunniten und Schiiten<br />

schon auf die Gründerzeit des Islam zurück.<br />

Er weigere sich, jetzt die Sunniten über<br />

einen Kamm zu scheren, sagt er.Yousif nimmt<br />

ein Jackett aus besonders feinem Stoff vom<br />

Kleiderbügel.„Als sich herumgesprochen hat,<br />

dass ich aus Deutschland zurückkehre, haben<br />

mir meine Freunde in Mossul ihrebeste Ware<br />

für meinen neuen Laden geschickt, obwohl es<br />

ihnen selbst schlechtgeht. Dassindalles Muslime“,<br />

sagt er.<br />

PaterDuraidBarber Arihbula zeigt auf die<br />

Einschusslöcher an den Wänden Karakoschs,<br />

umzuzeigen, was er von den irakischen<br />

Muslimen hält. „Das macht der Islam“,<br />

sagt der syrisch-katholische Priester.Er<br />

würde seinen Glaubensbruder Yousif sicher<br />

einen naiven Laien nennen.<br />

Der Pater ist unterwegs auf den von<br />

Kämpfen gezeichneten Straßen der Stadt,<br />

kümmertsichumdie Alten. Er besucht Häuser,indenen<br />

die Stimmen hallen. Denn es leben<br />

dort nur noch alte Ehepaare und keine<br />

Großfamilien mehr. Die alten Leute schweigen<br />

sich meist an und denken an ihreandie<br />

Diaspora verlorenen Kinder und Enkel.<br />

Der Pater gibt den Alten von Karakosch<br />

die Kommunion, wenn sie nicht mehr zur<br />

Messe gehen können. Als Theologe wisse er,<br />

was im Koranstehe,und dassei nichts Gutes.<br />

Die Christen könnten im Irak überleben.<br />

„Aber nur, wenn sie die Lehren aus der Vergangenheit<br />

ziehen“, sagt er.<br />

Nach den Sunniten und dem IS bereite<br />

jetzt die schiitischeVolksgruppe der Schabak<br />

Probleme. „Sie sagen, die Schiiten aus Bagdad<br />

hätten uns befreit. Deshalb sollen wir ihnen<br />

nun unser Land verkaufen.“<br />

Soldaten der NPU stehen mit dem Maschinengewehr<br />

im Anschlag vor dem Büro<br />

des Bischofs in Karakosch. Anschläge hat es<br />

seit dem Fall von Mossul im Juli 2017 in der<br />

Stadt nicht mehr gegeben. Aber der syrischkatholische<br />

Bischof Boutros Moshe ist einer<br />

der wichtigsten christlichen Religionsführer<br />

des Irak. Die Anzahl der Christen hat sich<br />

vomJahrder US-Invasion, das war 2003, von<br />

rund 1,3 Millionen auf circa 250 000 verringert.<br />

Boutros Moshe lädt in den Salon und<br />

nimmt Platz unter einem Bild von Papst<br />

Franziskus. Der Bischof lässt einen Rosenkranz<br />

durch seine Finger gleiten. Ohne Kreuz<br />

und Kollar, den weißen Stehkragen, könnte<br />

er auch als Muslim durchgehen, der seine<br />

Gebetskette keinen Moment aus der Hand<br />

legt. Bischof Moshe würde sich an dem Vergleich<br />

wohl nicht stören. Er spricht von der<br />

gemeinsamen Kultur aller Iraker und klingt<br />

eher wie der Modeverkäufer Yousif. Angesprochen<br />

auf die Äußerungen seines Priesters,<br />

winkt er ab und spricht von Einzelmeinungen.<br />

Dieanderen Religionsführer und er<br />

wollten die Jugend mobilisieren, aufeinanderzuzugehen,<br />

erzählt er. Esklingt nach einer<br />

schönenVision in einem Land, in dem eigentlich<br />

jede Volks- und Religionsgruppe die<br />

anderezumindest des Verrats verdächtigt.<br />

Der Bischof ist stolz darauf, dass fast jeden<br />

TagChristen aus westlichen Ländern in<br />

Karakosch und anderen Städten der Ninive-<br />

Ebene ankommen. Offenbar fürchtet er,dass<br />

seine Schäfchen besonders in Europa dem<br />

Säkularismus anheimfallen könnten. „Es<br />

gibt dort viele Gefahren. Die Menschen gehen<br />

nicht mehr in die Kirche“, sagt er.<br />

Politiker,die Intrigen spinnen<br />

Solange er Einfluss auf den Machtklüngel in<br />

Bagdad nehmen könne, werde er dafür<br />

kämpfen, dass den Christen ihre Rechte gewährt<br />

werden, versichert der Bischof. Doch<br />

weder er noch der Heilige Geist haben es<br />

leicht mit den Intrigen spinnenden Politikern<br />

inder Hauptstadt. „Einige nutzen unsereNotlage<br />

aus,ummit viel Geld und Druck<br />

an unser Land zu kommen“, sagt er.<br />

Das ist seine Antwort auf die Frage nach<br />

der Kauflaune der Schiiten, die sich für<br />

Grundbesitz von Christen interessieren.<br />

Notlage –damit meint der Bischof die halb<br />

entvölkerte Stadt und Region. Kämen alle<br />

Haus- und Landbesitzer zurück, gebe es ja<br />

nichts,was die Schiiten kaufen könnten.<br />

Am Abend läutet die Glocke über derMar-<br />

Benham-Kirche. Sie kündigt die Abendmesse<br />

an. Die ersten Gläubigen stehen zurechtgemacht<br />

auf dem Innenhof der Kirche<br />

undtratschen. DerIShat im Hofund im Kirchenraum<br />

sämtliche Abbildungen heruntergerissen<br />

und Statuen zerschossen. Ein<br />

Sprengkörper halbierte den Kirchturm. Das<br />

Gotteshaus gleicht einer Ruine.<br />

DieGläubigen vonKarakosch haben sich<br />

dennoch herausgeputzt oder vielleicht<br />

auch deshalb. Ihr Kreuz steht wieder –auf<br />

den Trümmern des Kalifats. Sie beten, dass<br />

es so bleibt.<br />

Cedric Rehman erfuhr im Irak wieder<br />

einmal: Menschlichkeit beginnt<br />

jenseits der religiösen Zuordnungen.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutschlandweite<br />

Grenzkontrollen gefordert<br />

BayernsInnenminister Joachim<br />

Herrmann (CSU) bringt Grenzkontrollen<br />

an allen deutschen Außengrenzen<br />

ins Spiel. „Deutschland<br />

könnte das Migrationsproblem noch<br />

besser in den Griff bekommen, wenn<br />

die bayerische Lösung auch an allen<br />

anderen deutschen Außengrenzen<br />

zur Anwendung käme“, sagte Herrmann<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RND).<br />

Laut Herrmann werden in Bayern<br />

ständig Schleuser und illegal Eingereiste<br />

aufgegriffen. „Viele Schleuser<br />

machen daher jetzt einen Bogen um<br />

Bayern.Dadurch wächst der Druck<br />

auf andereAbschnitte der deutschen<br />

Außengrenzen, etwa zu denen nach<br />

Polen, Frankreich, den Niederlanden<br />

oder Belgien“, sagte er. (köp.)<br />

Studie: Kirche für viele junge<br />

Menschen bedeutungslos<br />

Kirche und Glauben sind für viele<br />

junge Menschen nach einer Studie<br />

der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland inzwischen weitgehend<br />

bedeutungslos.Zwar gehören<br />

noch 61 Prozent der jungen Menschen<br />

einer der großen Kirchen an,<br />

ergab die am Montag vonder EKD in<br />

Würzburgvorgestellte Untersuchung.<br />

Gott oder die Kirchengemeinde<br />

spielen aber nur für fünf<br />

Prozent der 19- bis 27-Jährigen noch<br />

eine Rolle. (dpa)<br />

Haldenwang soll Chef des<br />

Verfassungsschutzes werden<br />

Derbisherige Vizepräsident des<br />

Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />

Thomas Haldenwang, soll neuer<br />

Chef der Behörde werden. Innenminister<br />

Horst Seehofer (CSU) werde<br />

ihn dem Kabinett als Nachfolger von<br />

Hans-GeorgMaaßen vorschlagen,<br />

hieß es in einer Mitteilung vomMontag.<br />

Maaßen war vergangene Woche<br />

in den einstweiligen Ruhestand versetzt<br />

worden. Haldenwang ist seit<br />

2009 Mitarbeiter im Verfassungsschutz-Amt.<br />

(dpa)<br />

Gewalt im Gazastreifen<br />

eskalierterneut<br />

An der Grenze zum Gazastreifen kommt<br />

es wieder zu gewaltsamen Protesten. AFP<br />

Nach dem tödlichen Einsatz einer israelischen<br />

Spezialeinheit im Gazastreifen<br />

ist der Konflikt mit der Hamas<br />

gefährlich eskaliert. Palästinenser<br />

feuerten massenhaft Raketen in<br />

Richtung Israel ab.Israelische<br />

Kampfjets griffen daraufhin mehr als<br />

70 militärische Ziele an. Dabei wurden<br />

nach palästinensischen Angaben<br />

mindestens drei Menschen getötet.<br />

Beidem Einsatz der Spezialeinheit,<br />

der die Eskalation ausgelöst<br />

hatte,waren am Sonntag sieben militante<br />

Palästinenser und ein israelischer<br />

Offizier getötet worden. (dpa)<br />

Deutschland rügt Umgang<br />

Chinas mit Uiguren<br />

Außenminister Heiko Maas hat von<br />

der chinesischen Regierung mehr<br />

Transparenz im Konflikt um die<br />

Menschenrechte der Uiguren verlangt.<br />

ZumAuftakt seines zweitägigen<br />

Besuchs in Peking betonte der<br />

SPD-Politiker am Montag: „Mit Umerziehungslagernkönnen<br />

wir uns<br />

nicht abfinden.“ (dpa)<br />

Alice Weidel schließt persönliche Konsequenzen aus.<br />

Betreff: Wahlkampf Alice Weidel<br />

Gestückelte Parteispenden aus der Schweiz bringen die AfD-Bundestagsfraktion in Erklärungsnot<br />

VonJörg Köpkeund JanSternberg<br />

Die Alternative für<br />

Deutschland (AfD) gerät<br />

wegen angeblich illegaler<br />

Parteispenden aus<br />

der Schweiz unter Druck. Der Bundesverband<br />

der Partei sei „heute um<br />

eine Stellungnahme gebeten worden“,<br />

erklärte die für Parteispenden<br />

zuständige Bundestagsverwaltung<br />

am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

Parteispenden aus Nicht-EU-<br />

Ländern dürfen grundsätzlich nicht<br />

angenommen werden. „Die Bagatellgrenze<br />

liegt bei 1000 Euro je<br />

Spender und Jahr. Unzulässige Parteispenden<br />

müssen entweder unverzüglich<br />

zurückgeleitet oder an den<br />

Bundestagspräsidenten abgeführt<br />

werden“, so ein Sprecher der Bundestagsverwaltung.<br />

Der AfD-Kreisverband Bodensee<br />

hatte laut Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>,<br />

NDR und WDR zwischen Juli und<br />

September 2017 mehrere Spenden<br />

über insgesamt rund 130 000 Euro<br />

erhalten. Der Zweck wurde mit<br />

„Wahlkampfspende Alice Weidel“<br />

angegeben. Weidel ist Ko-Vorsitzende<br />

der AfD im Bundestag und<br />

wohnt zeitweise in der Schweiz. Sie<br />

trat im WahlbezirkBodensee an.<br />

Absender der Spenden war angeblich<br />

das Unternehmen Pharma<br />

Whole Sale International AG (PWS)<br />

aus Zürich. Wie die Schweizer <strong>Zeitung</strong><br />

Blick berichtete,soll es sich um<br />

eine „Tarnfirma ohne operatives Geschäft“<br />

handeln, um die wahre Herkunft<br />

zu verschleiern. Die Familie,<br />

die das Unternehmen aufgebaut<br />

habe, habe sich schon seit einiger<br />

Zeit aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen.<br />

Die Geschäfte führe ein<br />

Treuhänder. Der verwalte neben<br />

PWS noch eine Apotheke und die Investmentgesellschaft<br />

Union. Letzterebetreibt<br />

laut Handelsregister die<br />

„Verwaltung von Kapitalanlagen aller<br />

Art auf eigene und fremde Rechnung“.<br />

Einziger Verwaltungsrat von<br />

PWS sei Balz Jegge. Der erklärte am<br />

Montag auf Nachfrage: „Von einer<br />

Spende an die AfD weiß ich nichts.“<br />

Sollte der tatsächliche Spender<br />

aus Deutschland stammen, wärelaut<br />

Bundestagsverwaltung die Herkunft<br />

des Geldes legal. Offen bliebe aber<br />

selbst dann die Frage, warum das<br />

Geld in Tranchen zu jeweils 9000<br />

Schweizer Franken auf das Sparkassenkonto<br />

des Kreisverbands überwiesen<br />

wurde. Spenden über 50 000<br />

Euro müssen unverzüglich gemeldet<br />

werden. „Nur dann, wenn drei unterschiedliche<br />

Spender jeweils unterhalb<br />

dieser Grenze geblieben wären,<br />

könnte alles legal gewesen sein“, erklärtdie<br />

Bundestagsverwaltung. Weidel<br />

ließ ihren Sprecher ausrichten, sie<br />

kenne den Spender persönlich nicht.<br />

In der AfD herrscht Unsicherheit.<br />

Bereits am 10. August 2017 schrieb<br />

die Schatzmeisterin des Kreisverbands<br />

eine Mail an den badenwürttembergischen<br />

Landesschatzmeister<br />

Frank Kral: „Ein Gönner aus<br />

der Schweiz unterstützt Alice wöchentlich<br />

mit mehreren tausend<br />

„Bei dem Konto, auf dem die Spende einging,<br />

handelt es sich um das ordentliche Konto des<br />

Kreisverbandes des Bodenseekreises. Die<br />

Spende ist nicht an meine Person gegangen.“<br />

Alice Weidel, AfD-Fraktionschefin im Bundestag<br />

CHF. Was ist dabei zu beachten?<br />

Muss ich diese Beträge irgendwo<br />

melden oder bekannt geben?“ Kral<br />

antwortete erst drei Tage später. Es<br />

handele sich um „ganz normale<br />

Spenden“. Wenn „Wahlkampf Alice<br />

Weidel“ als Betreff angegeben<br />

werde, müsse das Geld genau dafür<br />

ausgegeben werden.<br />

Erst Anfang 2018 wandte sich die<br />

Kreisschatzmeisterin direkt an Weidel.<br />

Im Aprilwurde das Geld zurückgezahlt,<br />

jedoch nicht die ganze<br />

Summe: 6000 Euro fehlten angeb-<br />

Das große Nahles-Rätsel<br />

lich. Die Kreisschatzmeisterin ist<br />

sich sicher, die ganze Summe zurückgeschickt<br />

zu haben. Weidel erklärte<br />

am Montag, die Spende sei der<br />

Partei zugeflossen und nicht an sie<br />

gegangen. Persönliche Konsequenzenschloss<br />

sie aus.<br />

Baden-Württembergs AfD-Landeschef<br />

Ralf Özkara versprach, „die<br />

ganze Geschichte intern aufarbeiten“<br />

zu wollen. Schon am Sonntag<br />

hatte er erklärt, wenn die Spende illegal<br />

sei, erwarte er, dass Weidel von<br />

allen Ämternund Mandaten zurücktrete.<br />

Özkara und Weidel sind Konkurrenten:<br />

2017 schlug er Weidel in<br />

der Stichwahl um den Landesvorsitz.<br />

Nunsoll Özkaranach neuen Ämtern<br />

streben. Angeblich will er ins Europaparlament.<br />

Zweifel an der Rechnungslegung<br />

Die AfD hatte schon öfter Probleme<br />

wegen ihres Finanzgebarens: Ein<br />

Wirtschaftsprüfer im Auftrag der<br />

Fraktion stellte kürzlich fest, dass „erhebliche<br />

Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit<br />

der Rechnungslegung“ im<br />

ersten Bundestagsjahr bestünden.<br />

Weidel ließ den kommissarischen<br />

Aufbauleiter der Fraktion fristlos entlassen.<br />

Sein Name: Frank Kral.<br />

Und auch die potenziellen Spitzenkandidaten<br />

der AfD für das Europaparlament,<br />

Jörg Meuthen und<br />

Guido Reil, hatten bereits Probleme<br />

wegen Spenden aus der Schweiz.<br />

Auch hier ist der Bundestag eingeschaltet.<br />

„Die Prüfung läuft“, sagte<br />

ein Sprecher. Sie werde inwenigen<br />

Wochen abgeschlossen sein.<br />

Es ist unklar,was die SPD-Chefin mit der Abkehr von Hartz IV meint. Experten warnen vor drastischen Änderungen<br />

VonTobias Peter<br />

Essind Worte, auf die viele in der<br />

SPD fast sehnsüchtig gewartet<br />

haben. „Wir werden Hartz IVhinter<br />

uns lassen“, hat Parteichefin Andrea<br />

Nahles auf dem Debattencamp der<br />

Partei in Berlin gesagt. Nahles hat<br />

„eine große, umfassende, tiefgreifende<br />

Sozialstaatsreform“ gefordert.<br />

Doch bislang ist unklar, welche Veränderungen<br />

Nahles tatsächlich anstrebt.<br />

„Wer fordert, Hartz IV zu überwinden,<br />

muss sagen, was er damit<br />

eigentlich meint“, sagt der Arbeitsmarktforscher<br />

Holger Bonin vomInstitut<br />

zur Zukunft der Arbeit in Bonn<br />

im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />

Er verweist darauf, dass es bei<br />

der Hartz-IV-Reform zwei grundlegende<br />

Prinzipien gegeben habe.Das<br />

eine sei die Zusammenlegung von<br />

Arbeitslosen- und Sozialhilfe gewesen.<br />

Eine Rückkehr zum Zustand vor<br />

der Reform könne niemand wollen,<br />

sagt Bonin. „Damals wurden Sozialhilfeempfänger<br />

für den Arbeitsmarkt<br />

komplett abgeschrieben“, sagt er.<br />

Dies ist mit Sicherheit nicht die<br />

Stoßrichtung von Andrea Nahles –<br />

hat die SPD doch gerade erst ein Gesetz<br />

für einen sozialen Arbeitsmarkt<br />

auf den Weg gebracht, mit dem<br />

Langzeitarbeitslosen neue Chancen<br />

eröffnet werden sollen.<br />

Nicht erfüllbareErwartungen<br />

Die Frage ist also, inwieweit Nahles<br />

das zweite Prinzip der Hartz-IV-Reform<br />

angreifen will: Fordern und<br />

Fördern. Schließlich hat sie gesagt,<br />

der Sozialstaat solle sich an denen<br />

ausrichten, die ihn brauchen –und<br />

nicht nur auf die schauen, die ihn<br />

missbrauchen. Die SPD-Chefin hat<br />

sich in der Vergangenheit für Korrekturen<br />

bei den Sanktionen ausgesprochen<br />

– etwa dafür, dass jüngere<br />

Hartz-IV-Empfänger hier nicht härter<br />

behandelt werden als ältere. Ein<br />

Bruch mit den Prinzipien von Hartz<br />

IV wäredas jedoch nicht.<br />

Bonin warnt voreiner kompletten<br />

Abkehr vom Prinzip des Forderns<br />

und Förderns.Dieses brächte „riesige<br />

Probleme mit sich“, sagt er.Die meisten<br />

Sanktionen gegen Hartz-Empfänger<br />

würden ausgesprochen, weil sie<br />

sich beispielsweise nicht melden.<br />

„Nichts ist aber schlimmer, als wenn<br />

der Kontakt zwischen der Arbeitsagentur<br />

und dem Arbeitslosen vollkommen<br />

verloren geht.“<br />

In der SPD gehen viele davon aus,<br />

dass Nahles sich mit der plakativen<br />

Forderung nach einem Ende von<br />

HartzIVimUmfragetief Rückhalt bei<br />

DPA/GREGOR FISCHER<br />

der Parteibasis sichern will. Klar ist<br />

aber auch: In der großen Koalition<br />

mit der Union sind tiefgreifende Veränderungen<br />

ohnehin nicht machbar.<br />

Damit weckt der Ruf nach einer<br />

Abkehr vonHartz IV Erwartungen in<br />

der Partei und in der Bevölkerung,<br />

die Nahles mindestens aktuell gar<br />

nicht erfüllen kann.<br />

Hinzu kommt: Nicht nur Arbeitsmarktforscher,<br />

sondern auch Sozialdemokraten<br />

wie der Chef der Bundesagentur<br />

für Arbeit, Detlef Scheele,<br />

sagen, HartzIVsei besser als sein Ruf.<br />

Und die Kommunen mahnen, entscheidend<br />

sei, dass der Sozialstaat<br />

dauerhaft finanzierbar bleibe.„Dabei<br />

muss man auch vor der Illusion warnen,<br />

der Staat könne quasi ein All-inclusive-Paket<br />

für jedermann anbieten“,<br />

sagte der Hauptgeschäftsführer<br />

des Deutschen Städte- und Gemeindebundes,GerdLandsberg.<br />

Die Folgen<br />

einer<br />

Fehlgeburt<br />

Michelle Obama spricht über<br />

künstliche Befruchtung<br />

VonStefan Koch, Washington<br />

Das neue Buch von Michelle<br />

Obama erscheint am Dienstag –<br />

und bereits im Vorfeld löste die frühere<br />

First Lady eine amerikaweite<br />

Debatte aus. Neben ihrer Arbeit im<br />

Weißen Haus und ihrem ungewöhnlichen<br />

Lebensweg spricht die 54-Jährige<br />

erstmals offen über Fehlgeburt<br />

und künstliche Befruchtung.<br />

„Ich hatte das Gefühl, versagt zu<br />

haben, weil ich nicht wusste, wie<br />

häufig Fehlgeburten waren, weil wir<br />

nicht über sie gesprochen haben“,<br />

sagte Obama in einem Interview mit<br />

dem Sender ABC. Damals habe sie<br />

sich verloren und allein gefühlt. Ihre<br />

beiden Kinder Malia und Sasha seien<br />

schließlich mit Hilfe künstlicher Befruchtung<br />

gezeugt worden. Auseigener<br />

Erfahrung könne sie Frauen daher<br />

nur ermuntern, offen über Fehlgeburten<br />

und Unfruchtbarkeit zu<br />

sprechen.<br />

Obamas Appell findet auch im<br />

politischen Washington starken Widerhall.<br />

So hatte die demokratische<br />

Abgeordnete Rosa DeLauro imMai<br />

einen Gesetzesvorschlag im Parlament<br />

eingebracht, um die Kosten für<br />

künstliche Befruchtungen von den<br />

Krankenkassen decken zu lassen.<br />

Angesichts der bisherigen republikanischen<br />

Mehrheit im Repräsentantenhaus<br />

versandete ihre Initiative.<br />

Wie esamMontag im Umfeld von<br />

DeLaurohieß, soll es im neu gewählten<br />

Parlament möglichst zügig einen<br />

weiteren Vorstoß geben. Bisher würden<br />

die Krankenkassen nur in 15<br />

Bundesstaaten einen Teil der Behandlungskosten<br />

tragen, während in<br />

35 Bundesstaaten die Betroffenen<br />

auf sich allein gestellt seien.<br />

Michelle Obama spricht in ihrem neuen<br />

Buch Tabu-Themen an.<br />

AFP/SAUL LOEB<br />

Richard Paulson, früherer Präsident<br />

der US-Gesellschaft für Reproduktionsmedizin,<br />

zählt zu den Fachleuten,<br />

die Obamas Vorstoß ausdrücklich<br />

unterstützen: „Ich fühle<br />

mich an die Zeit erinnert, als es niemand<br />

wagte,über Brustkrebs zu sprechen.<br />

Erst als sich einige Prominente<br />

offen zu ihrer Krankheit bekannten,<br />

normalisierte sich der Umgang mit<br />

dem Thema.“ Über Unfruchtbarkeit<br />

sollte wie über jede andereKrankheit<br />

gesprochen werden. Da immer mehr<br />

Frauen und Männer den Zeitpunkt<br />

verschieben, um sich ihren Kinderwunsch<br />

zu erfüllen, würden auch die<br />

Unfruchtbarkeitsraten ansteigen.<br />

Ohnehin würde die Familiengründung<br />

durch eine hohe Zahl vonFehlgeburten<br />

erschwert.<br />

In ihrem Buch „Becoming“ beschreibt<br />

Obama ihren Lebensweg,<br />

der als Arbeiterkind in der berüchtigten<br />

„South Side“ vonChicago begann<br />

und über die Eliteuniversitäten<br />

Princeton und Harvard ins Weiße<br />

Haus führte. Für Aufsehen sorgte in<br />

den vergangenen Tagen nicht zuletzt<br />

ihre scharfe Kritik an Donald Trump.<br />

Obama wirft dem Präsidenten eine<br />

scheinheilige Kampagne gegen ihre<br />

Familie vor. So erinnertObama an die<br />

üblen Methoden, mit denen der damalige<br />

Geschäftsmann gegen ihren<br />

Ehemann Barack hetzte, umdessen<br />

Legitimität als Präsident zu untergraben.<br />

Daswerde sie dem heutigen Präsidenten<br />

nie verzeihen, so Obama.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 5 *<br />

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Politik<br />

Die Lösung in seinem Kopf<br />

Als griechischer Finanzminister scheiterte Yanis Varoufakis. Nun wagt er ein Comeback und tritt bei den Wahlen zum EU-Parlament mit einer europaweiten Bewegung an<br />

VonNico Schmolke, Heraklion<br />

Merkel muss weg. Und<br />

Macron. Und Juncker.<br />

Und mit ihnen gleich<br />

das ganze EU-<br />

Establishment. Wersoetwas fordert,<br />

wird gemeinhin Europa-Kritiker genannt<br />

und gehört zum neuen nationalistischen<br />

Mainstream. Doch was<br />

ist, wenn man zwar das Ende der europäischen<br />

Elite fordert, aber gleichzeitig<br />

einen europäischen Frühling<br />

einleiten möchte?<br />

In einer Hotel-Lobby auf Kreta,<br />

weiße Sessel, Blick zum Meer,<br />

herrscht Müßiggang. Die Feriensaison<br />

vorüber, kein Urlauber weit und<br />

breit, die Rezeptionisten gelangweilt.<br />

Da kommt Yanis Varoufakis<br />

aus seinem Zimmer geschossen und<br />

sagt:„Let‘sdothe business.“ Eben einen<br />

<strong>Zeitung</strong>skommentar geschrieben,<br />

gleich die Pressekonferenz für<br />

sein italienisches Wahlbündnis vorbereiten,<br />

jetzt schnell ein Interview.<br />

Dieser Mann hat keine Zeit zu verlieren.<br />

Denn der ehemalige griechische<br />

Finanzminister,2015 mit seinemWiderstand<br />

gegen die europäische<br />

Sparpolitik gescheitert, startet nun<br />

einen zweiten Versuch. Mit seiner<br />

europaweiten Bewegung DiEM25<br />

will er ins Europaparlament einziehen.<br />

Wenn im Mai 2019 gewählt wird,<br />

steht das„Democracy in Europe Movement“,<br />

die Bewegung für ein demokratisches<br />

Europa, in mindestens<br />

acht Ländern auf dem Wahlzettel.<br />

Darunter auch Deutschland, wo ein<br />

Bündnis mit der bereits bestehenden<br />

Kleinstpartei„Demokratie in Bewegung“<br />

geschmiedet wurde.<br />

Doch in Deutschland, da sollen<br />

dann nicht nur Deutsche kandidieren.<br />

„Wir werden die nationalen Barrieren<br />

durchbrechen.“ Also treten<br />

auch Griechen in Deutschland an.<br />

UndDeutsche wiederum auf der Listen<br />

in Griechenland. Rechtlich möglich,<br />

wenn man als EU-Bürger einen<br />

Wohnsitz im entsprechenden Land<br />

hat. Und ein Novum, weil das EU-<br />

Parlament bislang ein Sammelsurium<br />

nationaler Parteigruppen ist,<br />

ohne gemeinsames Programm.<br />

Varoufakis selbst lässt offen, in<br />

welchem Land er kandidiert. „Die<br />

Mitglieder sollen entscheiden“, antwortet<br />

er grinsend. Es ist längst kein<br />

Geheimnis mehr, dass er aus dem<br />

Epizentrum der Krise ins Epizentrum<br />

der europäischen Politik vorstoßen<br />

möchte. Und das ist sicherlich<br />

weniger Malta als vielmehr<br />

Frankreich, oder Italien, oder<br />

Deutschland.<br />

Immerhin nahm DiEM25 seinen<br />

Anfang in Berlin. Im Februar 2016<br />

rief Varoufakis in der Volksbühne am<br />

Rosa-Luxemburg-Platz seine Bewegung<br />

aus, gemeinsam mit anderen<br />

Intellektuellen. Für die deutsche<br />

Linke ist er ein Popstar,seit er als Minister<br />

mit Lederjacke und Motorrad<br />

am griechischen Finanzministerium<br />

vorfuhr, inden EU-Pressekonferenzen<br />

seine Partner mit klaren Statements<br />

düpierte und ordentlich Wind<br />

in den lahmen Laden der Eurogruppe<br />

brachte.<br />

Seine härtesten Gegenspieler<br />

waren Wolfgang Schäuble und Angela<br />

Merkel, denen er vergeblich ein<br />

Ende des aufgezwungenen Sparkurses<br />

abzuringen versuchte. Umso<br />

härtere Worte hat Varoufakis heute<br />

für die bald scheidende Kanzlerin:<br />

„Die AfD wurde von Angela Merkel<br />

erschaffen“, sagt er,ohne jede Polemik.<br />

„Sie hat Deutschland mit einem<br />

Fiskalpakt umzäunt, statt eine<br />

europäische Antwort auf die Krise<br />

zu finden. Um den Euro zu retten,<br />

musste die EZB Staatsanleihen kaufen<br />

und den Zinssatz drücken. Damit<br />

hat Merkel die schwäbische<br />

Hausfrau verloren, die ihre Altersvorsorge<br />

schrumpfen sah. Es gibt<br />

nichts Schlimmeres als Deflation<br />

und das Schrumpfen vonSpareinlagen.<br />

Deflation erschafft politische<br />

Monster, wie in den 30ern. Frau<br />

Merkel, nicht absichtlich, aber idiotischerweise,hat<br />

alle Möglichkeiten<br />

verpasst, es anders zu machen. Die<br />

AfD ist das Ergebnis dieses Prozesses.“<br />

Er will die Alternativesein<br />

Ähnlich seine Diagnose für das restliche<br />

Europa: Das Establishment<br />

und die Rechtspopulisten seien zwei<br />

Seiten einer Medaille. „Sie bekämpfen<br />

sich angeblich, aber sie brauchen<br />

einander. Die Junckers und die Merkels<br />

und die Macrons der Welt sagen<br />

den Wählern: ‚Ich weiß, dass Siesehr<br />

wütend auf mich sind. Aber wenn<br />

ich weg bin, kommen nach mir<br />

Leute wie Salvini.‘ Salvini ist für das<br />

Überleben der Oligarchie unerlässlich.<br />

Und Salvini wiederum braucht<br />

das Establishment. Denn es sind die<br />

Sparpolitik und der Sozialismus für<br />

die Banker, die die Unzufriedenheit<br />

schaffen, die Salvini nährt. Wenn du<br />

für einen stimmst, stimmst du auch<br />

für den anderen.“ Unddamit müsse<br />

nun Schluss sein. Varoufakis möchte<br />

die Alternative sein zu diesem<br />

Scheinkonflikt. Und einen europäischen<br />

Frühling einleiten.<br />

Kern des Alternativvorschlags ist<br />

ein Investitionsprogramm, das man<br />

nicht anders als gigantisch nennen<br />

Yanis Varoufakis will Europa erneuern.<br />

DPA/PETER KLAUNZER<br />

„Die griechische Tragödie ist, dass wir unsere<br />

Jugend verlieren. In Scharen wandert sie ab.<br />

Werbleibt, lernt mit niedrigen Erwartungen<br />

zu leben. Wasdas Schlimmste ist, was man<br />

als Jugendlicher tun kann.“<br />

Yanis Varoufakis, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger griechischer Finanzminister<br />

kann. 500 Milliarden Euro soll die EU<br />

jedes Jahr investieren, in grüne Energien<br />

und Technologien. Eine Summe<br />

größer als der deutsche Haushalt.<br />

Undfünf Prozent der jährlichenWirtschaftsleistung<br />

der Eurozone. Kommen<br />

soll das Geld von EU-Anleihen,<br />

gegen die sich insbesonderedie deutsche<br />

Regierung beständig wehrt.<br />

Doch viele Ökonomen sehen wie Varoufakis,<br />

dass EU-Anleihen, abgesichertdurch<br />

die Europäische Zentralbank<br />

bei weltweit steigenden Vermögen,<br />

eine gefragte und sichereAnlage<br />

wären.Wenn die EU erst einmal solch<br />

große Summen in die Hand nimmt<br />

und in Infrastruktur und Energie investiert,<br />

könnten die Mitgliedsstaaten<br />

ohne Probleme die Defizitgrenzeneinhalten,<br />

soVaroufakis.<br />

Weranders denkt,denkt falsch<br />

Der andere zentrale Gedanke seiner<br />

Bewegung steckt in der 25 von<br />

DiEM25. Varoufakis will bis 2025 eine<br />

verfassungsgebende Versammlung,<br />

die aus der EU eine europäische Republik<br />

macht, eine Demokratie.„Das<br />

Europäische Parlament ist das einzige<br />

Parlament in der Geschichte der<br />

Menschheit, das kein Recht zur Gesetzgebung<br />

hat. Das muss man einmal<br />

so sagen. Unddann erkennt man<br />

das Ausmaß der Farce.“<br />

Wenn man so neben Varoufakis<br />

sitzt, kommt man sich vor wie ein<br />

kleiner Schuljunge. ImKopf vonVaroufakis<br />

ist das neue Europa längst<br />

entworfen. Ja nicht nur entworfen,<br />

sogar durchgespielt. Anleihen ausgegeben,<br />

Zinssätze berechnet, die<br />

europäische Verfassung reformiert.<br />

Und alles geht auf. Simpel, logisch,<br />

richtig. Wer anders denkt, denkt<br />

falsch.<br />

Doch das restliche Europa denkt<br />

eben anders, sieht Varoufakis daher<br />

als Chaoten. Als einen, der alles umschmeißen<br />

will. Und man denkt zurück<br />

an den Mittelfinger,den Varoufakis<br />

gezeigt haben soll, der letztlich<br />

gefälscht war, aber doch so gut<br />

passte in das Bild des bösen Griechen,<br />

der an deutsches Geld will.Wie<br />

soll Varoufakis jetzt vermitteln, dass<br />

er es ist, der Ordnung schaffen will,<br />

die Idee Europas vollenden? Dass<br />

nicht Merkel die wahre Europäerin<br />

ist, sonderner, Varoufakis?<br />

„Wir müssen bei Null anfangen,<br />

vonStadt zu Stadt gehen.“ Also auch<br />

nach Heraklion, Kretas Hauptstadt.<br />

Am Abend vor dem Interview<br />

kommt Varoufakis dort inein weiteres<br />

Hotel –Hotels, das sind halt die<br />

öffentlichen Orte, die eine Ferieninsel<br />

so hat. Hundert Menschen sind<br />

da, in der Hotel-Lobby Fernsehteams,ein<br />

paar Verehrer wollen Selfies,dann<br />

hoch in den Saal und Mikro<br />

in die Hand.<br />

Ohne Zettel geht es los, eine<br />

Stunde die Krise erklären und wie<br />

Varoufakis Griechenland und Europa<br />

retten wird. Es geht um privatisierte<br />

Züge, Häfen und archäologische<br />

Stätten, um bargeldloses Bezahlen<br />

und um ausgeloste Aufsichtsräte<br />

staatlicher Unternehmen. Kein<br />

Applaus, sondern konzentriertes<br />

Grübeln und Nicken, dann laute Diskussion,<br />

gesittete Zwischenrufe.<br />

Eher eine Vorlesung, denn eine politische<br />

Rede. Varoufakis ist Wirtschaftsprofessor.<br />

Doch im Publikum keine Studenten,<br />

sondern fast nur graue Haare.<br />

Wo ist die Jugend? Keine Lust mehr<br />

auf ein neues Europa? „Junge Menschen<br />

in Griechenland sind echte<br />

Europäer, aber sie haben die abstoßende<br />

Härte und Autorität der EU<br />

erleben müssen. Die griechische<br />

Tragödie ist, dass wir unsere Jugend<br />

verlieren. In Scharen wandertsie ab.<br />

Und wer bleibt, lernt mit niedrigen<br />

Erwartungen zu leben. Was das<br />

Schlimmste ist, was man als Jugendlicher<br />

tun kann.“<br />

Dass Varoufakis Talent hat, daran<br />

besteht kein Zweifel. Er selbst sieht<br />

sich bloß als zufälligen Politiker, der<br />

vom historischen Unfall der Finanzkrise<br />

ins griechische Finanzministerium<br />

gespült wurde. „Dadurch entstand<br />

ein gewisses politisches Kapital.<br />

Ich glaube nicht, dass ich es verdient<br />

habe. Esist in meinem Schoß<br />

gelandet.“ Und jetzt sei es seine<br />

Pflicht, dieses Kapital zu nutzen, um<br />

das Auseinanderbrechen der Eurozone<br />

zu verhindern.<br />

Doch auf Dauer nach Brüssel zu<br />

gehen, das kommt für Varoufakis<br />

nicht infrage.„Es wäregut, begrenzte<br />

Amtszeiten zu haben, also im Parlament<br />

zu rotieren. Der Gedanke, den<br />

Rest meines Lebens im Parlament zu<br />

verbringen, ist ein Albtraum.“ Sollte<br />

Varoufakis gewählt werden, könnte<br />

er sein Mandat schon bald an einen<br />

Nachrücker weitergeben.<br />

Seine Kandidatur,als Spitzenkandidat,<br />

die sei vor allem symbolisch.<br />

Da ist derzeit keiner, der seiner Popularität<br />

nahekommen kann. Wird<br />

er also wieder das Image des Anti-<br />

Establishment-Politikers aufbauen?<br />

„Ich habe keine Strategie. Ich habe<br />

keine Image-Maker. Und mir ist das<br />

echt scheißegal. Ich bin, wer ich<br />

bin.“<br />

Nico Schmolke<br />

reiste quer durch Europa zu<br />

Akteuren der DiEM.<br />

Den Nachbarn in der Wüste helfen<br />

In Mali führt die Bundeswehr ihren derzeit wohl gefährlichsten Einsatz aus. Sie trainiert regionale Streitkräfte, die südlich der Sahara gegen islamistische Terroristen kämpfen sollen<br />

VonCarsten Hoffmann, Bamako<br />

Auf den Straßen von Bamako, der<br />

Hauptstadt Malis, pulsiert das<br />

Leben. Mit schwer bewaffneter Eskorte<br />

pflügt sich der Konvoi vonVerteidigungsministerin<br />

Ursula von der<br />

Leyen am Montag durch denVerkehr<br />

in dem westafrikanischen Land, vorbei<br />

an Straßenhändlern, Mopedfahrern<br />

und bunt gekleideten Frauen.<br />

Ist das schon ein beginnender wirtschaftlicher<br />

Aufschwung?<br />

Die Ministerin hat für ihre Gesprächspartner<br />

eine Botschaft im<br />

Gepäck: Sie erwartet mehr Engagement<br />

von der Regierung in Bamako.<br />

Europäische Soldaten und deutsche<br />

Entwicklungshelfer unternehmen<br />

erhebliche Anstrengungen, um Mali<br />

zu stabilisieren. Seit 2013 wurden 2,3<br />

Milliarden Euro bereitgestellt.<br />

Die Sahelzone ist ein Rückzugsgebiet<br />

für islamistische Terroristen,<br />

Menschenschmuggler und andere<br />

Kriminelle.Aber erst die Flüchtlingskrise<br />

2015 hat das Thema für viele<br />

europäische Regierungen richtig aktuell<br />

werden lassen. DerNorden Malis<br />

war 2012 nach einem Militärputsch<br />

vorübergehend in die Hände<br />

islamistischer und anderer Rebellengruppen<br />

geraten. Nachbarn befürchten<br />

ein Überschwappen.<br />

„Der Niger ebenso wie Mali und<br />

die anderen Länder der Sahel-Region<br />

sind Teil der europäischen<br />

Nachbarschaft, einer Nachbarschaft,<br />

die vorunendlich großen Herausforderungen<br />

steht“, sagt von der Leyen<br />

auf der ersten Station ihrer Reise in<br />

Niamey,der Hauptstadt des Nigers.<br />

Hinter ihr stehen die ersten von<br />

insgesamt 53 deutschen Militärlastwagen,<br />

die der nigrischen Armee bei<br />

Sicherungsaufgaben, aber auch der<br />

Rettung von Flüchtlingen aus der<br />

Wüste helfen sollen, wenn vor den<br />

Soldaten flüchtende Schlepperbanden<br />

diese zurücklassen. DerNiger sei<br />

ein wertvoller und entschlossener<br />

Partner im Kampf gegen Terrorismus,<br />

organisierte Kriminalität und illegale<br />

Migration, so vonder Leyen.<br />

DieEUund arabische Staaten unterstützen<br />

den Aufbau einer gemein-<br />

UN-Friedensmission<br />

Mandats-Obergrenze: MALI<br />

1100 Soldaten<br />

aktuell* vor Ort:<br />

850 Soldaten<br />

Timbuktu<br />

Gao<br />

SENE-<br />

GAL<br />

Koulikoro<br />

BURKINA<br />

BamakoB<br />

FASO<br />

200 km<br />

GUINEA<br />

Bundeswehrmissionen<br />

*Stand Nov 2018<br />

EUTM<br />

EU-Mission zur<br />

Ausbildung malischer<br />

Soldaten<br />

Mandats-Obergrenze:<br />

350 Soldaten<br />

aktuell* vor Ort:<br />

150 Soldaten<br />

MINUSMA<br />

Minusma: Die Stabilisierungsmission in Mali<br />

dient der Friedenssicherung des Landes. Minusma<br />

soll dabei helfen, die 2015 geschlossene<br />

Waffenruhe einzuhalten und Vertrauen<br />

zwischen den Konfliktparteien aufzubauen.<br />

MAURETANIEN<br />

MISSIONEN IN MALI<br />

ALGERIEN<br />

NIGER<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: DPA, BUNDESWEHR<br />

EUTM: Zur EU-Ausbildungsmission gehören<br />

die Unterstützung und die Beratung der malischen<br />

Armee. Sie soll in die Lageversetzt<br />

werden, die Souveränität, Sicherheit und<br />

Stabilität des Landes zu gewährleisten.<br />

samen Militärtruppe der G5-Staatengruppe<br />

(Mauretanien, Mali, Niger,<br />

Burkina Faso, Tschad) für den<br />

Kampf gegen Islamisten. Deutschland<br />

übernahm am Montag erneut<br />

das Kommando über die Europäische<br />

Trainingsmission (EUTM).<br />

Es geht um Stabilität als Voraussetzung<br />

für wirtschaftliche Entwicklung:<br />

Die Bevölkerung Afrikas soll<br />

sich UN-Prognosen zufolge bis 2050<br />

auf rund 2,5 Milliarden Menschen<br />

verdoppeln. In den kommenden<br />

Jahrzehnten werden Hunderte Millionen<br />

junge Afrikaner mehr als nur<br />

überleben wollen, sie suchen Arbeitsplätze,<br />

etwas Wohlstand und<br />

Bildung.<br />

Schon jetzt gibt es Spannungen,<br />

die einen Vorgeschmack auf Konflikte<br />

geben, die Regionen mit stark<br />

wachsender Bevölkerung womöglich<br />

erleben werden. In Zentral-<br />

Mali kommt es zu heftigen Konflikten<br />

zwischen halbnomadisch lebenden<br />

Viehhirten und Ackerbauern.<br />

Islamisten versuchen, die<br />

Viehhirten anzustacheln. Die Ausbreitung<br />

des radikalen Islams in<br />

der Sahelzone könnte wie ein<br />

Brandsatz wirken.<br />

Im Juni wurden die Jäger zu Gejagten.<br />

Bei einem von mutmaßlich<br />

islamistischen Terroristen verübten<br />

Anschlag auf das Hauptquartier der<br />

regionalen G5-Eingreiftruppe<br />

wurde die Zentrale in Sévaré im<br />

Zentrum des Landes zum Großteil<br />

zerstört. Es gab vier Tote. Trotzdem<br />

sah der UN-Sicherheitsrat im Oktober<br />

Grund zu vorsichtiger Hoffnung<br />

in dem Land.<br />

Gefährdete Menschenrechte<br />

Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen<br />

durch malische<br />

Streitkräfte sieht von der Leyen mit<br />

großer Sorge. „Wir erwarten, dass die<br />

von uns ausgebildeten Soldaten die<br />

Hüter der Menschenrechte sind und<br />

sich voll und ganz ihrem Schutz verschreiben“,<br />

sagt sie. Die Regierung<br />

Malis wisse,was auf dem Spiel stehe,<br />

wenn sie in diesem Punkt das Vertrauen<br />

der internationalen Gemeinschaft<br />

verliert. (dpa)


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

13.8.18<br />

13.8.18<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11325,44 (–1,77 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

13.8.18<br />

Stand der Daten:12.11.2018 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

12.11.18<br />

▼ 69,13 (–0,95 %)<br />

12.11.18<br />

▼ 1,1265 (–0,71 %)<br />

Quelle:<br />

12.11.18<br />

aus DAXund MDAX vom12.11.zum Vortag<br />

ProSiebenSat.1 17,35 +2,24 WWWW<br />

RTL Group 52,95 +1,53 WWW<br />

MTU Aero Engines 184,90<br />

+1,26 WWW<br />

Dt. Wohnen Inh. 41,75 +1,02 WW<br />

Alstria Office 12,58 +0,64 WW<br />

Vonovia NA 42,17 +0,50 WW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom12.11.zum Vortag<br />

Infineon NA 16,77 WWWWWWWWWWW –7,83<br />

Sartorius Vz. 124,80 WWWWWWWWW –5,95<br />

Wacker Chemie 84,62 WWWWWWWW –5,68<br />

MorphoSys 100,20 WWWWWWWW –5,65<br />

SAP 89,80 WWWWWWWW –5,64<br />

Siltronic NA 77,34 WWWWWWWW –5,61<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 12.11. ±% z. 09.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –1,10<br />

3687/3091 3194,08<br />

CAC 40(FR) – 0,93<br />

5657/4897 5059,09<br />

S&P UK(UK) – 0,69<br />

1590/1374 1424,59<br />

RTS (RU) – 0,59<br />

1339/1039 1114,75<br />

IBEX (ES) –0,64<br />

10643/8628 9076,30<br />

Dow Jones (US) –2,26<br />

26952/23243 25401,55<br />

Bovespa (BR) –0,71<br />

89598/69069 85030,94<br />

Nikkei (JP) +0,09<br />

24448/20347 22269,88<br />

Hang Seng (HK) +0,05<br />

33484/24541 25608,63<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,47<br />

1583/1350 1418,93<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */ **<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

VTB Direktbank */**<br />

vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,60 0,60 0,01<br />

ING-DiBa *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,05 0,05 0,05<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,16 0,17 0,16<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

FinanzministerGiovanni Tria hofft weiter aufVerständnis derFinanzmärkte.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Lospread“ –die Bezeichnung<br />

war in Italien bis vorKurzem<br />

nur Bankerngeläufig. Inzwischen<br />

kommt sie in beinahe<br />

jeder Nachrichtensendung vor. Am<br />

Montag ist der Spread wieder leicht<br />

gestiegen und zeugt davon, dass die<br />

AkteureamFinanzmarkt wachsende<br />

Risiken sehen. An diesem Dienstag<br />

wird die italienische Regierung ihre<br />

Antwortauf einen blauen Brief nach<br />

Brüssel schicken –und ihre heftig kritisierten<br />

Schuldenpläne bekräftigen.<br />

Die EU-Kommission müsste dann<br />

milliardenschwere Sanktionen verhängen,<br />

und eine neue europäische<br />

Finanzkrise könnte die Folge sein. Es<br />

ist ein Spiel mit dem Feuer.<br />

DieFinanzmärkte stellen sich auf<br />

eine Eskalation ein, auch am Montag<br />

wurden italienische Staatsanleihen<br />

verkauft. Das treibt deren Rendite<br />

hoch, während sie bei solideren Titeln<br />

zuletzt eher gesunken ist. Diese<br />

Differenz zu deutschen Staatsanleihen,<br />

der sogenannte Spread, lag am<br />

Montagnachmittag knapp über der<br />

Drei-Prozent-Marke. Der Spread ist<br />

so etwas wie die Fieberkurve im Streit<br />

um das italienische Staatsbudget.<br />

Noch im Frühjahr,vor dem Startder<br />

neuen Regierung, hatte er deutlich<br />

unter 1,5 Prozent gelegen.<br />

Eigentlich war vereinbart, dass es<br />

nur eine Nettoneuverschuldung im<br />

Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) von0,8 Prozent geben sollte.<br />

Vor allem weil die Gesamtver-<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Die eingetrübten Konjunkturaussichten<br />

machen Chiphersteller<br />

Infineon nicht nervös.„Anders als einige<br />

Wettbewerber sehen wir keinen<br />

Anlass zu größerer Sorge“, sagte Konzernchef<br />

Reinhard Ploss zur Bilanzvorlage<br />

in Neubiberg bei München.<br />

Deshalb würden jetzt rund 1000 neue<br />

Jobs allein in Deutschland geschaffen,<br />

ein neues Werk in Österreich gebaut<br />

und ein Dresdner Start-up gekauft.<br />

Ploss erwartet, dass es künftig sogar<br />

noch besser läuft als im Ende September<br />

abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

2017/18. Der Umsatz hat umacht<br />

Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zugelegt,der<br />

Gewinn sprang sogar um gut<br />

ein Drittel auf knapp 1,1 Milliarden<br />

Spiel mit dem Feuer<br />

Rom und Brüssel suchengesichtswahrendeKompromisse im Haushaltsstreit<br />

Der Schuldner: Anleihen<br />

sind Wertpapiere, mit deren<br />

Ausgabe sich vorallem<br />

Staaten, aber auch Unternehmen<br />

Geld leihen. Sie haben<br />

eine festgelegte Laufzeit<br />

–oft zehn Jahre –, an deren<br />

Ende ihr Nennwertanden<br />

dann aktuellen Besitzer ausgezahlt<br />

wird. Während der<br />

Laufzeit zahlt der Schuldner<br />

jährlich den für die jeweilige<br />

Anleihe festgelegten Zins.<br />

STAATSANLEIHEN<br />

Der Gläubiger: Werden die<br />

Anleihen ausgegeben, bekommt<br />

der Emittent, also<br />

der Schuldner,dieses Geld<br />

in die Kasse. Danach wird<br />

das Papier wie eine Aktie an<br />

der Börse gehandelt und<br />

wechselt während der Laufzeit<br />

ungezählte Male den Besitzer.Gegen<br />

Ende der Laufzeit<br />

nähertsichder Preis immer<br />

weiter dem Nennwert<br />

an.<br />

Infineon wächst ungebrochen<br />

Auto, Fabrik, Haushalt: Der Chipherstellerist überall dabei, wo Geräte vernetztwerden<br />

Die Rendite: Während der<br />

aktuelle Preis einer Anleihe<br />

schwankt, bleibt die jährliche<br />

Zinszahlung konstant.<br />

Werdie Anleihe besonders<br />

billig kauft, hat deshalb bezogen<br />

auf seine geringere Investition<br />

eine höhere Rendite.<br />

Die Rendite zeigt damit<br />

an, welchen Zins der Schuldner<br />

aktuell bieten müsste,<br />

um Anleger vomKauf seiner<br />

Anleihen zu überzeugen.<br />

Euro. Die Dividende wurde deshalb<br />

um zwei auf 27 Cent je Aktie erhöht.<br />

Infineon profitiertwie sonst wenige<br />

Dax-Konzerne vonDigitalisierung<br />

und Elektrifizierung weiter Teile des<br />

täglichen Lebens.Die Münchner liefern<br />

Halbleiter für Elektroautos und<br />

Fahrerassistenzsysteme, vernetzte<br />

Fabriken und Haushaltsgeräte.Auch<br />

die aktuelle Schwäche der Autoindustrie,<br />

die als Abnehmer für fast<br />

dieHälftedesUmsatzessteht,bremst<br />

Infineonbishernicht,weildiezunehmende<br />

Zahl von Chips im Auto das<br />

mehr als kompensiert. Während in<br />

jedem Auto mit Verbrennungsmotor<br />

im Schnitt Halbleiter für 375 Dollar<br />

stecken, ist es bei Elektromobilen das<br />

Doppelte dieses Werts.<br />

Um auch in der Fertigung vorn zu<br />

bleiben, hat Infineon für 124 Millionen<br />

Euro das Dresdner Startup Siltectra<br />

erworben, das eine Technologie<br />

zur Verarbeitung des Rohstoffs Siliciumkarbid<br />

entwickelt hat. Dadurch<br />

könnten doppelt so viele Chips<br />

aus einer Waferscheibe geschnitten<br />

werden, erklärte Ploss. Die Technik<br />

sei branchenweit einzigartig. Zudem<br />

entsteht im österreichischen Villach<br />

gerade eine neue Chipfabrik, und in<br />

Dresden wirdein Entwicklungszentrumfür<br />

Auto- und Leistungselektronik<br />

sowie künstliche Intelligenz gebaut.<br />

Insgesamt sollen hierzulande<br />

1000 neue Hightech-Jobs entstehen.<br />

Seit fünf Jahren wachsen die<br />

Münchner nun ungebrochen, und es<br />

wird wohl ein sechstes Wachstumsjahr<br />

folgen. Für das Geschäftsjahr<br />

2018/19 sagt Ploss gut ein Zehntel<br />

Umsatzzuwachs voraus, während<br />

DPA/ANTIMIANI<br />

schuldung des italienischen Staates<br />

mit rund 2300 Milliarden Euro in absoluten<br />

Zahlen und im Verhältnis zur<br />

Wirtschaftskraft extrem hoch ist.<br />

Doch die Koalition aus Fünf-Sterne-<br />

Bewegung und der rechtsextremen<br />

Lega fühlt sich an Zusagen der Vorgängerregierung<br />

nicht gebunden.<br />

2,4 Prozent neue Schulden sollen es<br />

im nächsten Jahr werden.<br />

DerStaat will sich Geld leihen, um<br />

unter anderem eine Grundsicherung<br />

für Arme und einen früheren Renteneintritt<br />

zu finanzieren. Das soll den<br />

privaten Konsum und damit das<br />

Wirtschaftswachstum ankurbeln,<br />

um dann wiederum die Staatsverschuldung<br />

zu senken. Am Wochenende<br />

betonten mehrereVertreter der<br />

Regierung, dass an den Grundpfeilern<br />

des Budgetplans nicht gerüttelt<br />

werde. Wirtschafts- und Finanzminister<br />

Giovanni Tria sagte, erhoffe,<br />

dass bald auch an den Finanzmärkten<br />

seine Strategie verstanden und<br />

der Spread dann sinken werde.<br />

Voraussetzung ist allerdings,dass<br />

der Streit mit Brüssel nicht vollends<br />

eskaliert. In erster Linie geht es um<br />

ein Kräftemessen, bei dem beide SeitenihrGesichtnichtverlierenwollen.<br />

Knickt die Regierung ein, würde sie<br />

viele ihrer Wähler enttäuschen. Die<br />

Fünf-Sterne-Bewegung ist im armen<br />

Süd-Italien mit dem Versprechen der<br />

Grundsicherung zur stärksten politischen<br />

Macht geworden. Die EU-<br />

Kommission wiederum kann sich<br />

nicht leisten, dass ein Mitglied der<br />

Währungsunion völlig aus der Reihe<br />

tanzt.<br />

Medienberichten zufolge wird<br />

deshalb an einem Kompromiss gebastelt.<br />

So ist dieRegierung offenbar<br />

bereit, ihre Wachstumsprognose für<br />

2019 von bislang 1,5 Prozent leicht<br />

nach unten zu korrigieren, um damit<br />

auf den Kurs der EU-Kommission<br />

einzuschwenken. Dann müsste aber<br />

an anderen Stellschrauben im Etatentwurfgedreht<br />

werden, um 2,4 Prozent<br />

Neuverschuldung zu halten.<br />

Helfen könnten ironischerweise<br />

die Folgen der heftigen Unwetter in<br />

zahlreichen Regionen. Für deren Beseitigung<br />

ließen sich zum Beispiel<br />

spezielle Ausgabenprogramme<br />

außerhalb des Etats auflegen. Für Beobachteristjedenfallsklar,dassBrüssel<br />

sich scheut, es bis zum Äußersten<br />

zu treiben. Dann müsste nämlich<br />

schon in der nächsten Woche über<br />

Sanktionen beraten werden, die zu<br />

Jahresbeginn greifen würden. Italiens<br />

Regierung könnte zur Zahlung<br />

von bis zu 3,5 Milliarden Euro verdonnert<br />

werden. Mutmaßlich wird<br />

Romsich aber weigern.<br />

Solch eine Eskalation würde die<br />

Kurse vonStaatsanleihen weiter drücken,<br />

wodurch deren Renditen und<br />

damit die Spreads weiter steigen. Die<br />

Folgen: Für den Staat verteuert sich<br />

das Schuldenmachen noch stärker,<br />

und italienische Banken geraten in<br />

große Gefahr.<br />

der Marktinsgesamt deutlich schwächer<br />

wachse.<br />

Infineon produziere derzeit vielfach<br />

an der Kapazitätsgrenzemit teils<br />

auf 26 Wochen verdoppelten Lieferzeiten,<br />

berichtete Ploss. Schwächere<br />

Nachfrage würde man erst einmal<br />

nutzen, um Kapazitätsreserven zu<br />

schaffen. Falls die Konjunktur noch<br />

mehr eintrübt, würden Ausbaupläne<br />

zeitlich gestreckt.<br />

Auch Handelskonflikte sind für<br />

Infineon kaum ein Problem, weil<br />

eigene Chips oft nahe zum Produktionsort<br />

von Abnehmerindustrien<br />

verbaut werden. Die Münchner verfügen<br />

über ein globales Produktionsnetzwerk.<br />

„Im Vergleich zu Wettbewerbern<br />

können wir die steigende<br />

Nachfrage besser bedienen“, sagt<br />

Ploss.<br />

SAP greift<br />

Rivalen mit<br />

Zukauf an<br />

SiebenMilliarden Euro<br />

schwere ÜbernahmeinUSA<br />

Von Bernd Zeberl<br />

SAP ist auf großer Einkaufstour.<br />

Für das US-Unternehmen Qualtrics<br />

legt Europas größter Softwarehersteller<br />

acht Milliarden Dollar<br />

(rund sieben Milliarden Euro) auf<br />

den Tisch.Mit derinEurogerechnet<br />

teuersten Übernahme in der Geschichte<br />

des Unternehmenswill sich<br />

SAP stärken, um den schnell wachsenden<br />

US-Konkurrenten Salesforce<br />

in Schach zu halten und ihn in seinem<br />

Stammgeschäft anzugreifen.<br />

Salesforce hattesicherstvor Kurzem<br />

den Hersteller Mulesoft für rund<br />

6,5 Milliarden Dollar gesichert.<br />

KleinereSchritte geplant<br />

SAP hatte erst Anfang des Jahres den<br />

Salesforce-Konkurrenten Callidus<br />

für 2,4 Milliarden Dollar gekauft.<br />

Vorstandschef Bill McDermott hatte<br />

eigentlich angekündigt, vorerst nur<br />

kleinere Ergänzungskäufe anzupeilen.<br />

Jetzt hat der seit 2014 allein amtierende<br />

Unternehmenschef aber<br />

doch erneut größer zugeschlagen. In<br />

einer Telefonkonferenz mit Analystensprach<br />

der Amerikaner am Montag<br />

von einem „mutigen Schritt“ für<br />

den wertvollsten Dax-Konzern.<br />

Qualtrics zählezuden weltweiten<br />

Pionieren im Softwarebereich Experience<br />

Management, hieß es. Qualtrics<br />

sammeltDaten zu Kunden, Mitarbeitern,<br />

Produkten und Marken.<br />

Unter anderem sollen Besucher von<br />

Internetseiten so schneller wiedererkannt<br />

werden, um ihnen gezielt<br />

Produkteanbietenzukönnen.<br />

Diezugekaufte Firmaerwarte für<br />

das Gesamtjahr 2018 gut400 Millionen<br />

Dollar Umsatz (350,5 Millionen<br />

Euro)und zukünftige Wachstumsraten<br />

vonüber 40 Prozent. DasUnternehmen<br />

aus dem US-Bundesstaat<br />

Utah wollteeigentlichbald selbst an<br />

dieBörse gehen.<br />

Salesforce führtinder Cloud<br />

Mit acht Milliarden ist Qualtrics in<br />

Dollar gemessen nur etwas billiger<br />

als der 2014 gekaufte Hersteller von<br />

Reisekostensoftware Concur. Dieser<br />

hatte SAP 8,3 Milliarden Dollar inklusive<br />

Schulden gekostet. Da der<br />

Euro damals aber mehr wert war,lag<br />

der umgerechnete Kaufpreis unter<br />

den jetzigen sieben Milliarden Euro.<br />

Diesen will SAP in bar zahlen.<br />

Mit der Übernahme will SAP vor<br />

allem das Geschäft mit Unternehmenssoftware<br />

in der sogenannten<br />

Cloud–also online –stärken. Dortist<br />

derzeit der Rivale Salesforce Branchenprimus.<br />

SAP ist der größte Anbieter<br />

von Unternehmenssoftware<br />

insgesamt, will den Kaliforniern aber<br />

auch in der Cloudzusetzen.<br />

Salesforce wächst in diesem Bereichaber–unteranderemgetrieben<br />

vonÜbernahmen–weiterrasant,sodass<br />

das 1999 vonKonzernchefMarc<br />

Benioff gegründete Unternehmen<br />

SAP auch künftig beim Gesamtumsatz<br />

angreifen könnte. McDermott<br />

hat in den vergangenen Jahren zunehmend<br />

auf das stark wachsende<br />

Cloudgeschäftgesetzt und die Erfolge<br />

mit Softwarefür das Management<br />

von Kundenbeziehungen und für<br />

den Vertrieb betont. (dpa)<br />

SAP-Chef Bill McDermott will die Konkurrenz<br />

in Schachhalten.<br />

DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Jeder Vierte<br />

macht zu<br />

wenig Pausen<br />

Neue Zahlen des<br />

Arbeitsministeriums<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Bei 28 Prozent der Beschäftigten in<br />

Deutschland fallen regelmäßig<br />

Arbeitspausen aus. Bei jüngeren Beschäftigten<br />

zwischen 15 und 29 Jahren<br />

liegt der Anteil mit 31 Prozent<br />

noch etwas höher. Das geht aus der<br />

Antwort des Bundesarbeitsministeriums<br />

auf eine Anfrage der Linksfraktion<br />

im Bundestag hervor, die dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Das Ministerium verweist in diesem<br />

Zusammenhang auf Daten aus<br />

der „Arbeitszeitbefragung 2017“ der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin (BAuA). Als Grund<br />

für den Ausfall hätten 63 Prozent der<br />

Beschäftigten zuletzt „zu viel Arbeit“<br />

sowie „Pause passt nicht in den<br />

Arbeitsablauf“ angegeben. 26 Prozent<br />

gaben an: „Möchte keine Pause<br />

machen“. 14 Prozent verzichteten<br />

auf Pausen, „um früher Feierabend<br />

zu haben“. 24 Prozent nannten sonstige<br />

Gründe.Unter Verweis auf Daten<br />

ausdem Jahr2015erklärtdas Arbeitsministerium,<br />

dass Beschäftigte im<br />

Gastgewerbe sowie im Gesundheitsund<br />

Sozialwesen am häufigsten von<br />

einem Pausenausfall betroffen seien.<br />

DieLinksfraktion sieht erhebliche<br />

Defizite auf Seiten der Arbeitgeber.<br />

„Die Zahlen sind alarmierend. Viele<br />

Arbeitgeber ignorieren offensichtlich<br />

ihre gesetzlichen Schutz- und<br />

Sorgfaltspflichten und nehmen damit<br />

Gesundheitsgefährdungen ihrer<br />

Beschäftigten in Kauf“, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete<br />

Jessica<br />

Tatti. „Wenn Beschäftigte die Arbeit<br />

in ihrer Arbeitszeit nicht schaffen,<br />

dann muss mehr Personal eingestellt<br />

werden.“ Insbesondere im Erziehungs-<br />

und Pflegebereich würden<br />

viele bereits seit Jahren am Limit<br />

arbeiten.<br />

BesondersPflegekräfte sind von der<br />

Mehrarbeit betroffen.<br />

DPA/CHARISIUS<br />

„Neuen Kräften Luft lassen“<br />

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer gratuliert Angela Merkel und fordert schnell ein Zuwanderungsgesetz<br />

Als Mittelständler kennt<br />

sich BDA-Chef Ingo Kramer<br />

mit Generationswechseln<br />

aus.Der vonAngela<br />

Merkel könne gelingen, meint er.<br />

Es sei allerdings auch Zeit, einige<br />

Themen anzupacken.<br />

Herr Kramer, Angela Merkel tritt als<br />

CDU-Chefin ab.Ist das eine politische<br />

Zeitenwende – auch in der Wirtschafts-,<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?<br />

Wirleben in einer Zeit der großen<br />

Umbrüche –von dernationalen über<br />

die internationale Politik bis hin zur<br />

Wirtschaft. Wasdie CDU gerade erlebt,<br />

gibt es in jedem mittelständischen<br />

Unternehmen. Ich bin dieses<br />

Jahr 65 Jahre alt geworden, habe die<br />

Geschäftsführung niedergelegt und<br />

die Führung des Unternehmens an<br />

meinen Sohn übergeben, der es nun<br />

mit seinen Kollegen in der Geschäftsführung<br />

leitet.<br />

Also gar nichts Besonderes?<br />

Angela Merkel ist die Erste an der<br />

Spitze einer deutschen Regierung,<br />

die einen solchen Wechsel selber initiiert<br />

und organisiert. Da sage ich:<br />

Chapeau!Auchwennmanselbstsehr<br />

erfolgreich war,ist es wichtig, neuen<br />

Kräften die Luft zu lassen, damit sie<br />

mit frischen Ideen kommen.<br />

Das wirtschaftliche Wachstum lässt<br />

nach. Ist jetzt der Boom am Arbeitsmarkt<br />

vorbei?<br />

Es gibt keine Anhaltspunkte,dass<br />

die Arbeitslosigkeit zunehmen könnte.Die<br />

deutsche Wirtschaft wird2019<br />

rund 500 000 neue Arbeitsplätze<br />

schaffen. Aber es ist richtig: Die<br />

Wachstumsprognosen gehen zurück.<br />

EinGrund dafür ist bereits jetzt<br />

derFachkräftemangel.Wirhabenihn<br />

nicht in allen Regionen gleichermaßen,<br />

aber in fast allen Branchen. Der<br />

Lagerarbeiter fehlt genauso wie der<br />

Informatiker. Der Fachkräftemangel<br />

ist das größte langfristige Risiko für<br />

unsereWirtschaft, dem wir selbst begegnen<br />

können, im Gegensatz zu vielen<br />

externen Risiken.<br />

Wie schnell muss die Bundesregierung<br />

beim Zuwanderungsgesetz jetzt<br />

liefern?<br />

Ich rechne mit einem Kabinettsbeschluss<br />

noch im Dezember oder<br />

spätestens im Januar 2019. Wichtig<br />

dabei ist: Es geht uns eben nicht nur<br />

ausschließlich darum, den Akademiker<br />

oder bereits ausgebildeten Fachmann<br />

ins Land zu holen. DasGesetz<br />

muss auch ermöglichen, Menschen<br />

anzuwerben, die wir in Deutschland<br />

erst zu Fachkräften weiterbilden, da<br />

es weltweit keine vergleichbare Berufsausbildung<br />

gibt, wohl aber Berufserfahrung.<br />

„Zu Fachkräften weiterbilden“: DieArbeitgeber fordernBleiberecht fürFlüchtlinge,<br />

die sichimJob bewähren.<br />

DPA/SCHMIDT<br />

ZUR PERSON<br />

IngoKramer ist 1953 in Bremerhavengeboren und führtdortdie Industriegruppe J. Heinr.Kramer<br />

mit rund 300 festangestellten Mitarbeitern. Jüngst hat der Vater vonvier Kinderndie operativeFührung<br />

abgegeben. Kramer saß von1987 bis 1992 für die FDP in der Bremerhavener<br />

Stadtverordnetenversammlung und bekleidete zahlreiche Ämter in Wirtschaftsverbänden. Seit<br />

2013 ist er Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).<br />

Der Streit über einen „Spurwechsel“<br />

für abgelehnte Asylbewerber ist für Sie<br />

nur ein Nebenkriegsschauplatz?<br />

Dasist ein politisch hoch aufgeladener<br />

Begriff. Die meisten, die gekommen<br />

sind, sind unter 25 Jahren<br />

und lernen relativ schnell die deutsche<br />

Sprache. Und wenn sie sich in<br />

der Ausbildung und den ersten Berufsjahren<br />

bewähren, haben sie bereits<br />

heute die Chance, auf Dauer in<br />

Deutschland zu bleiben. Ich appelliere<br />

anjede Ausländerbehörde, die<br />

bestehenden Regelungen für gut integrierte<br />

Beschäftigte anzuwenden.<br />

Wichtig ist, für diese dann rechtzeitig<br />

eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.<br />

Mitder bestehenden Rechtslage<br />

ist das möglich.<br />

Mit der Parität bei den Krankenkassenbeiträgen<br />

und dem höheren Pflegebeitrag<br />

werden die Unternehmen<br />

um Milliarden-Beträge belastet. Welche<br />

Folgen wirddas haben?<br />

Wir Arbeitgeber kritisieren in der<br />

Sozialpolitik, dass ein langfristiges<br />

Konzept fehlt. Wasdie große Koalition<br />

macht, ist das Prinzip ‚Nach mir<br />

die Sintflut‘. Aufgrund der Demografie<br />

droht zwischen 2020 und 2025 das<br />

System zu kippen. Wirbrauchen deshalb<br />

zukunftsweisende Lösungen für<br />

unsere Sozialsysteme, die trotz der<br />

demografischenEntwicklungtragen.<br />

Dasistabernurmöglich,wennwiralles<br />

daran setzen, um auch in zehn<br />

und mehr Jahren 45 Millionen Erwerbstätige<br />

in Deutschland zu haben.<br />

Insgesamt gilt, dass die Sozialbeiträge<br />

langfristig unter 40 Prozent<br />

bleiben, sonst sind Arbeitsplätzeund<br />

Wachstum in Gefahr.<br />

Das Kabinett trifft sich am Mittwoch<br />

zu einer Digital-Klausurtagung. Hat<br />

die Politik das Thema verschlafen?<br />

Nein, das würde ich so nicht sagen.<br />

Es gibt keinen Mangel an Erkenntnissen,<br />

aber es braucht endlich<br />

den Mut zur Umsetzung. Digitale<br />

Arbeitsplätze sind nicht mehr an<br />

Raum und Zeit gebunden. Dasist das<br />

Wesen dieser Technik.<br />

Wasfolgt daraus?<br />

Wirmüssen die Chancen der Digitalisierung<br />

nutzen. Aber dafür brauchen<br />

wir die notwendigen Spielräume:<br />

Andrea Nahles hat vor anderthalb<br />

Jahren mal den Satz gesagt, dass<br />

man in der Industrie 4.0 nicht mit der<br />

Arbeitsordnung vonIndustrie 2.0 gewinnen<br />

kann. Recht hat sie! Bedenkenträgerei<br />

und die ständig wiederholten<br />

Warnungen vor Veränderungen<br />

führen nicht weiter, verhindern<br />

aber die Nutzung der Chancen für<br />

unsereVolkswirtschaft.<br />

DasGespräch führten Rasmus<br />

Buchsteiner und Tobias Peter.<br />

NACHRICHTEN<br />

Viele Metaller wollen lieber<br />

mehr Freizeit als mehr Geld<br />

Acht freie Tage statt mehr Lohn –diese<br />

Option ist für Zehntausende Beschäftigte<br />

der Metall- und Elektroindustrie<br />

offenbar attraktiv.Nach<br />

Angaben der IG Metall haben bereits<br />

rund 190 000 Arbeitnehmer in ihren<br />

Betrieben für 2019 eine entsprechende<br />

Freistellung beantragt, die<br />

beim jüngsten Tarifabschluss verabredet<br />

wurde.„Wirhaben den Nerv<br />

der Zeit getroffen“, sagte der Vorsitzende<br />

der IG Metall, JörgHofmann<br />

Miteiner Zustimmungsquote zwischen<br />

70 und 80 Prozent sei die<br />

Arbeitszeitverkürzung vorallem bei<br />

Schichtarbeiternbeliebt. (dpa)<br />

Deutsche Börse setzt<br />

auf „grüne Anleihen“<br />

DieDeutsche Börsekommt Anlegern,<br />

die in umweltbezogene Projekte<br />

investieren wollen, entgegen. Der<br />

Konzernhat ein neues Handelssegment<br />

für „grüne Anleihen“ gegründet.<br />

Darinsind 150 Anleihen gebündelt,<br />

mit denen Förderbanken,<br />

Unternehmen, Städte und Staaten<br />

Klima- und Umweltschutzprojekte<br />

finanzieren. Siesind an verschiedenen<br />

europäischen Börsen notiert.<br />

Maßgeblich sind die Prinzipien für<br />

„grüne Anleihen“ des Branchenverbandes<br />

International Capital Markets<br />

Association. (dpa)<br />

Kunststoffbranche<br />

erwartet Zuwachs<br />

VorallemPET-Flaschen gibt es immer<br />

häufiger.<br />

DPA<br />

Trotz aller Bemühungen um Plastikvermeidung<br />

erwartet die Kunststoffbranche,dass<br />

in diesem Jahr hierzulande<br />

deutlich mehr Verpackungen<br />

hergestellt werden als im Vorjahr.<br />

DieIndustrievereinigung Kunststoffverpackungen<br />

(IK) rechnet mit<br />

einem Zuwachs vonknapp vier Prozent<br />

auf 4,5 Millionen Tonnen, erklärte<br />

die IK am Montag. DerUmsatz<br />

soll sogarum5,1 Prozent auf<br />

rund 15,5 Milliarden Euro steigen.<br />

Besonders starke Mengenzuwächse<br />

gibt es demnach bei Beuteln, Tragetaschen<br />

und Säcken sowie bei PET-<br />

Flaschen. (dpa)<br />

BERLIN MESSEN www.berlinmessen.de<br />

Fotos: Markus Wächter/Waechter Berlin<br />

Reise &Gesundheit<br />

Dein Marktfür Urlaub,Fitness &Ernährung<br />

Auch 2018 warein toller Messe-Erfolg.<br />

Es gingumReisedestinationenvon Brandenburg bisPanama,<br />

mitdem Schiff,dem Bus, derBahn, demRad oder per pedes.<br />

BeimThema Gesundheit, vonZellwerten über Vitalwerte<br />

hinzu Ernährung &Bewegung,auchbarrierefrei, bliebkeine<br />

Frageunbeantwortet.<br />

Ein besonderer Dank geht an unsere<br />

Aussteller &Messepartner,wir freuen<br />

uns auf2019 gemeinsam mit Ihnen.<br />

Kooperationspartner:<br />

Messepartner:<br />

Unteranderem präsentieren sich:<br />

HÖRGERÄTE<br />

EoS


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

CSU<br />

ZITAT<br />

Seehofers Abschied<br />

auf Raten<br />

Rasmus Buchsteiner<br />

meint, dass der Nachfolger des<br />

Parteichefs ein schweres Erbe antritt.<br />

Politik ist wie eine Droge. Und derjenige,<br />

der das einmal gesagt hat, übrigens<br />

sehr frühzeitig in seiner Karriere,<br />

heißt: Horst Seehofer. Seit fast 50 Jahren<br />

ist er in der CSU, mehr als 20 Jahre inRegierungsämtern,<br />

gut zehn Jahre an der<br />

Parteispitze –natürlich fällt es da schwer,<br />

vonder Droge Politik loszukommen.<br />

Dem Neuanfang an der CSU-Spitze<br />

will er nicht imWege stehen –wovon er allerdings<br />

erst in einer denkwürdigen Sitzung<br />

der Parteiführung überzeugt werden<br />

musste.„DerWechsel gehörtzum Leben“,<br />

sagt Seehofer jetzt zwar. Umso irritierender<br />

ist allerdings,dass er Bundesinnenminister<br />

bleiben will. Da scheint sich jemand<br />

an den verbliebenen Rest der<br />

Macht zu klammern. Einer, der nicht loslassen<br />

kann, auch wenn er oft mit seinem<br />

Abschied kokettiert.<br />

Seehofer hat hinter verschlossenen<br />

Türen selbst eingestanden, dass es schwer<br />

wird, ohne die Macht des Parteivorsitzes<br />

Innenminister zu bleiben. Dass es ihm da<br />

ähnlich geht wie Angela Merkel mit ihrer<br />

Kanzlerschaft, gab er gleich mit zu Protokoll.<br />

Dass er dennoch versucht, Innenminister<br />

zu bleiben, hat Gründe. Zunächst<br />

persönliche.Der Merkel-Widersacher aus<br />

Ingolstadt-Gerolfing mag angesichts der<br />

Geschichte, die er mit der Kanzlerin hat,<br />

wohl nicht vor ihr abtreten. Alles andere<br />

würde er als Niederlage empfinden. Und<br />

es mag auch politisch-praktische Erwägungen<br />

geben, die Seehofer im Innenministerium<br />

halten. Anders als in der CSU<br />

wird es für diese Bundesregierung womöglich<br />

keinen Neuanfang mehr geben.<br />

Anders als in der CSU<br />

wird esfür diese<br />

Bundesregierung<br />

womöglich keinen<br />

Neuanfang mehr<br />

geben.<br />

Platzt die große Koalition, braucht es<br />

auch keine Nachfolge-Regelung für das<br />

Innenressort. Einem aufgeblähten Haus,<br />

dessen Struktur ohnehin voll auf Seehofer<br />

zugeschnitten ist. In der CSU jemanden<br />

zu finden, der bereit ist, das Ministerium<br />

nur für eine kurze Übergangsphase zu<br />

führen, wärenicht einfach.<br />

Seehofer, der neben Merkel und Wolfgang<br />

Schäuble einzige verbliebende aktive<br />

Politiker, der noch in der Ära Helmut<br />

Kohl am Kabinettstisch gesessen hat,<br />

kämpft um einen Abschied in Würde. Einen,<br />

bei dem auch gewürdigt wird, was er<br />

geleistet hat für seine Partei und für das<br />

Land. Doch wirkt er in diesen Tagen getrieben<br />

von rein egoistischen Motiven,<br />

wie jemand, dem es immer noch um<br />

Recht haben und Recht bekommen geht.<br />

Wenn Markus Söder nun tatsächlich<br />

den Parteivorsitz übernimmt, wofür fast<br />

alles spricht, wartet eine kaum lösbare<br />

Aufgabe auf ihn. Er hat gerade sein neues<br />

Kabinett präsentiert. Er müsste nun eigentlich<br />

erst einmal als bayerischer Regierungschef<br />

Tritt fassen –was an sich schon<br />

Herausforderung genug wäre. Söders Aufgabe<br />

wäre es, einen neuen konstruktiven<br />

Konservatismus bayerischer Spielart zu<br />

entwickeln, das Profil der Christsozialen<br />

zu erweitern und den Krawallmodus des<br />

ewigen „Bayern first“ auf bundespolitischer<br />

Ebene zu überwinden.VonSeehofer<br />

trennen den bayerischen Ministerpräsidenten<br />

zwar fast 20 Jahre Lebenszeit. In<br />

ihrem bisweilen krachledernen Politikansatz<br />

ähneln sie sich aber.<br />

Die viel wichtigere Aufgabe für ihn ist<br />

aber die auf der bundespolitischen<br />

Bühne: Im Fall eines raschen Bruchs der<br />

großen Koalition müsste er die tief verunsicherte<br />

CSU schnell wieder auf Wahlkampf-Betriebstemperatur<br />

bringen. Geht<br />

es weiter, wäre er in völlig veränderter<br />

personeller Konstellation am <strong>Berliner</strong> Koalitionstisch<br />

gefragt. Man muss kein Prophet<br />

sein, um vorherzusagen, dass Seehofers<br />

Erbe sich für Söder schnell als Mission<br />

impossible erweisen könnte.<br />

Seine letzten Pirouetten?<br />

Neulich habe ich mich mit einer<br />

jungen Politikerin unterhalten.<br />

Sie ist Mitte zwanzig und wurde<br />

vor einem Jahr in ihr erstes und<br />

hoffentlich nicht letztes wichtiges Amt gewählt.<br />

Sieerzählte einiges darüber,wie es ist,<br />

auf einmal in der Öffentlichkeit zu stehen<br />

und komplett bewertet zu werden. Die Frisur,die<br />

Figur,die Stimme.Manchmal ging es<br />

auch um ihre inhaltlichen Aussagen, gerne<br />

aber auch dann in Verbindung mit Bewertungen<br />

zu Frisur,Figur und Stimme.<br />

Deutschland 2018.<br />

Seit einem Jahrhundertdürfen wir Frauen<br />

in Deutschland wählen. Und gewählt werden!<br />

Es hat dazu einen Weltkrieg gebraucht<br />

und die Zerschlagung des bisherigen politischen<br />

Systems.1895 hatte die SPD bereits einen<br />

Gesetzentwurf inden Reichstag eingebracht,<br />

in dem das allgemeine Wahl- und<br />

Stimmrecht „aller über 20 Jahrealten Reichsangehörigen<br />

ohne Unterschied des Geschlechts“<br />

gefordert wurde. Der Vorschlag<br />

wurde von der Männermehrheit abgelehnt.<br />

Mit Gelächter, wie es heißt. 1919 dann war<br />

das preußische Dreiklassenrecht, das Militär<br />

und die Monarchie sang- und klanglos untergegangen<br />

und man hat ein bisschen den<br />

Eindruck, dass es im allgemeinen Chaos damals<br />

wohl auch schon egal war, ob die<br />

Frauen nun mitwählen dürfen oder nicht.<br />

Und das „Schlimmste“ konnte ja auch verhindert<br />

werden. Ganze 37Frauen zogen damals<br />

in den ersten frei und gleich gewählten<br />

Reichstag ein. Bei einer Gesamtzahl von 423<br />

Abgeordneten war das ein Frauenanteil von<br />

8,7 Prozent. Er konnte in den nächsten Jahrzehnten<br />

stetig gedrückt werden –bis es 1933<br />

dann nur noch 3,8 Prozent waren.<br />

Heute sitzen knapp über 30 Prozent<br />

Frauen im Bundestag. Nach hundert Jahren<br />

In den vergangenen 50 Jahren habe ich<br />

keine Partei so oft gewählt wie die SPD.<br />

Aber warum sollte ich das weiterhin tun,<br />

sieht man einmal von vereinzelten Bürgermeistern<br />

und Politikerinnen wie Franziska<br />

Giffey ab,die für mich jedoch nirgendwo zur<br />

Wahl stehen? Am Wochenende hat die von<br />

Andrea Nahles geführte SPD nun in Berlin-<br />

Köpenick ihr großes Debattencamp durchgeführt<br />

und dabei zu diesen Kernforderungen<br />

gefunden: „Wir wollen Hartz IVhinter<br />

uns lassen“; „Wir brauchen eine große, eine<br />

tiefgreifende, eine umfassende Sozialstaatsreform!“.<br />

Natürlich brauchen „wir“ auch<br />

mehr Rente, „wir“ brauchen mehr Urlaub<br />

und kürzere Lebensarbeitszeit, „wir“ wollen<br />

„Brückenteilzeit“, „wir“ fänden es eben geil,<br />

von allem einfach viel, viel mehr zu haben.<br />

Gleichzeitig behauptet die SPD ständig, es<br />

würde „uns“ immer schlechter gehen. Mit<br />

solchen Schlachtrufen sind Wahlen offenbar<br />

nicht zu gewinnen.<br />

Dasliegt erstens an der infolge guterWirtschafts-<br />

und Sozialpolitik immer größer gewordenen<br />

klassischen Mittelschicht. Dazu<br />

zählen in Deutschland 48 Prozent der Bevölkerung.<br />

Eng benachbart folgt die einkommensstarke<br />

obereMittelschicht mit monatlichen<br />

Nettoeinkommen pro Arbeitnehmer<br />

zwischen 2600 und 4350 Euro. Dazu gehören17Prozent<br />

der Deutschen, gefolgt von3,5<br />

Prozent Erwerbstätigen, Rentnern und Pensionären,<br />

die monatlich mehr Geld zur Verfügung<br />

haben. Wirleben nicht in einem „sozial<br />

tief gespaltenen Land“, wie die SPD be-<br />

100 Jahre Frauenwahlrecht<br />

Quote?<br />

Nein, danke<br />

Christine Dankbar<br />

hat für diesen Leitartikel begeistertinden Reden älterer<br />

Politikerinnen gelesen.<br />

KOLUMNE<br />

Warum<br />

die SPD<br />

untergeht<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

hauptet, sondernineinem Land, das weiterhin<br />

jedem Einzelnen erhebliche Chancen<br />

zum sozialen Aufstieg bietet. Die allermeisten<br />

Politiker der SPD, die aktiven Mitglieder<br />

der Ortsgruppen, die meisten festangestellten<br />

Beschäftigten beiVW gehören dieser Mittelschicht<br />

an. Weder die Kreuzschifffahrt<br />

(mit Balkonkabine) noch der SUV oder das<br />

schnittige Carbon-Bike sind Privilegien irgendwelcher<br />

Superreichen. Wirhaben auch,<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

haben wir Frauen es also auf ein Drittel der<br />

Abgeordneten gebracht. Ichweiß nicht, wie es<br />

Ihnen geht, aber ich gerate angesichts dieser<br />

Zahl nicht gerade in Ekstase. Fairerweise<br />

muss man hinzufügen, dass es in den Fraktionen<br />

sehr unterschiedlich aussieht. Grüne und<br />

Linkspartei haben mehr als die Hälfte weibliche<br />

Abgeordnete. Bei der SPD sind es noch<br />

41,8 Prozent, bei Union und FDP gerade mal<br />

so um die 20 Prozent, während die AfD mit<br />

10,8 Prozent auf dem letzten Platz liegt.<br />

Es ist wohl nicht allzu gewagt, wenn man<br />

davon ausgeht, dass gerade jene Parteien mit<br />

dem größten weiblichen Nachholbedarf<br />

nichts mit der Quote im Sinn haben. Man<br />

kennt das aus der Wirtschaft: Überlässt man<br />

die Förderung vonFrauen der puren Freiwilligkeit,<br />

dann kann man auch gleich beten.<br />

WerErgebnisse will, muss anders verfahren.<br />

Justizministerin Katharina Barley hat nun<br />

ein Paritätsgesetz ins Spiel gebracht, um den<br />

Frauenanteil im Parlament zu erhöhen. Danach<br />

werden Parteien zum Beispiel dazu verpflichtet,<br />

auf ihreWahllisten gleichermaßen<br />

Frauen und Männer zu setzen. In Frankreich<br />

existiertein solches Gesetz schon –und biete<br />

vielfältige Möglichkeiten, es zu umgehen,<br />

wie Kritiker umgehend bemängelten.<br />

In Deutschland, genauer gesagt in München,<br />

gibt es dazu bereits seit drei Jahren ein<br />

Aktionsbündnis „Parité in den Parlamenten“,<br />

dessen Webseite man schon deshalb aufsuchen<br />

sollte, weil man dann dieses Zitat von<br />

Elisabeth Selbert lesen darf:„Die mangelnde<br />

Heranziehung von Frauen zu öffentlichen<br />

Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den<br />

Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in<br />

Permanenz.“ Elisabeth Selbert ist eine der<br />

Mütter unseres Grundgesetzes, und dieser<br />

Satz stammt aus dem Jahr 1981. Da war sie 85<br />

Jahre alt und hatte nichts von ihrer Zielstrebigkeit<br />

verloren. EinAnspornfür uns alle.<br />

Es gibt aber noch einen Grund, für die Paritätinden<br />

Parlamenten zu sein:Wirmüssen<br />

dann das Wort Quote nicht mehr in den<br />

Mund nehmen. Malehrlich, die meisten hören<br />

doch weg, wenn sie es hören. Übrigens<br />

auch die Frauen. Soerklärte mir unlängst<br />

eine weitere sehr junge Politikerin, sie wolle<br />

keine Quotenfrau sein. Ja, dieser Satz stirbt<br />

nicht aus.Vielleicht, weil Quote nach Barmherzigkeit<br />

klingt? ParitätdagegenfordertGerechtigkeit.<br />

Auch die CDU-Politikerin Rita<br />

Süssmuth hat da einen Sinneswandel hinter<br />

sich. „Ich bin nicht mehr für die Quote“,<br />

sagte sie jüngst. „Die Quote ist viel zu<br />

schwach. Ichbin jetztfür Parität.“Wir sollten<br />

diesen Satz aufT-Shirtsdrucken.<br />

wenn es ernst wird, keine Zweiklassenmedizin:<br />

Eine krebskranke Rentnerin mit Grundsicherung<br />

wird prinzipiell nicht schlechter<br />

behandelt als eine Leidensgenossin mit derselben<br />

Krankheit, die nicht weiß, wie sie ihr<br />

vieles Geld ausgeben soll.<br />

Zumzweiten hat die SPD mit einem Paradoxzukämpfen.<br />

Eben weil es den Leuten im<br />

Durchschnitt so gut wie nie zuvor geht, ahnen<br />

sie,dass die fetten Jahrenicht ewig währen.<br />

Das macht nicht wenige skeptisch gegenüber<br />

der hauptsächlich auf Umverteilung<br />

im Hier und Jetzt angelegten Sozialpolitik<br />

der SPD.Kein vernünftiger Mensch glaubt<br />

an die „doppelte Haltelinie“, die der sozialdemokratische<br />

Arbeitsminister Heil anlässlich<br />

großzügiger Rentenversprechen regelmäßig<br />

heraustutet. Sie besagt, unsere Rentner<br />

könnten ohne weiteres mehr Geld bekommen,<br />

ohne dass die Jüngeren darunter<br />

leiden müssten. Dasglaubt kein Mensch, jedenfalls<br />

keiner,der bis drei zählen kann. Wie<br />

kommt ausgerechnet die SPD dazu, die in ihrer150-jährigen,<br />

insgesamt höchst respektablen<br />

Geschichte so viel für die Bildung der<br />

einst kaum alphabetisierten proletarischen<br />

Massen getan hat, dass ihnen dieWähler von<br />

heute diese Halbwahrheiten und Lügen<br />

glauben?<br />

Wir verdanken auch den sozialdemokratischen<br />

Bundeskanzlern Willy Brandt, Helmut<br />

Schmidt und GerhardSchröder viel. Sie<br />

errangen ihre Erfolge mit Standfestigkeit,<br />

Realismus und Verantwortungsbereitschaft<br />

–nicht mit ungedeckten Schecks.<br />

„Mir tut es um jeden leid,<br />

der unglücklich ist. Aber<br />

der beste Weg, übermäßigen<br />

Druck zu vermeiden,<br />

ist, sich ihm nicht länger<br />

auszusetzen.“<br />

Jeremy Corbyn, Chef der britischen Labour-Partei, über<br />

Premierministerin Theresa May und ihre bisher wenig<br />

erfolgreiche Brexit-Politik<br />

AUSLESE<br />

Grüne<br />

Welle<br />

Die Grünen haben auf ihrem Bundesparteitag<br />

in Leipzig den Wahlkampf<br />

fürs Europaparlament begonnen.<br />

Dazu kommentiertdie Rheinpfalz:<br />

„Es reicht den Grünen nicht mehr, sich<br />

einfach nur als die besseren Europäer<br />

zu präsentieren. In ihrem sehr umfangreichen<br />

Wahlprogramm machen sie<br />

konkrete Vorschläge bis in den Alltag<br />

hinein.“ Einiges wie ein europäisches<br />

Basiskindergeld mute eher utopisch<br />

an. „Andererseits: Wie lange ist es her,<br />

dass eine deutsche Partei aus vollem<br />

Herzen Visionen für die Weiterentwicklung<br />

der Europäischen Union vorgelegt<br />

hat? Eben.“<br />

Die Freie Presse aus Chemnitz befasst<br />

sich mit dem Höhenflug der Partei in den<br />

jüngsten Umfragen. „Die Partei scheint<br />

dem Hype zu misstrauen. Zu Recht.<br />

Schon mehrfach hat sich gezeigt, dass<br />

eine grüne Welle rasch abebben kann. Im<br />

Osten ist ohnehin fraglich, ob es eine solche<br />

Welle bei den Landtagswahlen 2019<br />

geben wird. ... Für die grüne Abschlussparty<br />

ist es zu früh.“ Christine Dankbar<br />

KORREKTUR<br />

Im Bericht über den zurückgetretenen Landeschef der<br />

Jungen Alternativen Liste Sachsen, Matthias Scholz,<br />

vom10. 11. 2018 zeigten wir das falsche Bild. Zu sehen<br />

war UweWurlitzer aus Leipzig,ehemals AfD,jetzt<br />

Blaue Partei. Wirbitten um Entschuldigung.<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

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Service: Klaus Kronsbein.<br />

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Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

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Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Scheinbarer Wahnsinn:<br />

Immunattackeauf<br />

das eigene Gehirn<br />

Seite 16<br />

Arm dran –aus dem Leben von Kindern mit wenig Geld Seite 13<br />

Kohle weg –Inder Lausitz werden Fachkräfte gesucht Seite 15<br />

Stadtbild<br />

Schluss<br />

mit Salat<br />

Lutz Schnedelbach<br />

freut sich über Gänse<br />

in jeder Form.<br />

Brust oder Keule? Oder gar komplett?<br />

Seit Sonntag ist Ganssaison.<br />

Die startet ja immer am Tag<br />

des Heiligen Martin, der jährlich am<br />

11. November deutschlandweit begangen<br />

wird. Ein offizieller Feiertag<br />

ist das freilich nicht. Aber für mich<br />

gibt es seit Sonntag einen Grund<br />

zum Feiern: Denn an diesem Tagendete<br />

für viele Gastronomen, die sich<br />

der deutschen Küche verschrieben<br />

haben, die Zeit der sommerlichen<br />

Kost. Anstatt Nudeln und Salatvariationen<br />

erobern nun Rotkohl und<br />

Klöße die Speisekarte. Endlich<br />

kommt wieder Deftiges auf den<br />

Tisch. DerMartinstag war sozusagen<br />

der Start für die kulinarische Saison<br />

bis kurzvor Ostern. Einfach herrlich!<br />

In meinem Stammlokal lagen natürlich<br />

auch schon zu St. Martin die<br />

Gänse komplett und zerlegt in Einzelteilen<br />

zum Braten bereit. Der Bedarf<br />

war groß. Für Sonntag waren<br />

alle Plätzevorbestellt. Undeswirdin<br />

den nächstenWochen mit Sicherheit<br />

weitere köstliche Gänsebraten geben!<br />

DasFedervieh stammt aus einem<br />

kleinen Dorf inThüringen. Bis noch<br />

vor kurzem schnatterte es auf den<br />

Wiesen rund um die Ortschaft. Der<br />

Wirt des Restaurants kommt auch<br />

aus Thüringen. Er kennt den Lieferanten<br />

vonfrüher.Der wiederum hat<br />

einen Schwager, der die weißen Vögel<br />

hegte und pflegte und mästete,<br />

bis Ende Oktober. Jetzt dürfen wir<br />

<strong>Berliner</strong> uns über sie freuen.<br />

Was haben aber Gänse verbrochen,<br />

dass sie ab 11. November mit<br />

Genuss verspeist werden? Sie sollen<br />

den Heiligen Martin von Tours<br />

verraten haben. Der wollte nach<br />

seinem Dienst in der römischen<br />

Armee nach Hause. Doch das Volk<br />

wollte ihn als Bischof haben, und<br />

Martin war zu bescheiden, das<br />

hohe Amt anzunehmen. Er versteckte<br />

sich in einem Dorfineinem<br />

Gänsestall. Und sokam es, wie es<br />

kommen musste. Mit ohrenbetäubendem<br />

Schnattern verriet das Federvieh<br />

den Mann. Seitdem geht es<br />

Gänsen wegen des Verrats an den<br />

Hals.<br />

In der aktuellen Diskussion in der<br />

Stadt um einen zusätzlichen Feiertag<br />

bietet sich aus meiner Sicht der Martinstag<br />

am 11. 11. als besonders gelungene<br />

Variante an. Zwei Fliegen<br />

würden dann mit einer Klappe geschlagen.<br />

Am Vormittag um<br />

11.11 Uhr beginnt nämlich die Faschingssaison,<br />

und wenn es dunkel<br />

wird, kommen dann die Gänse auf<br />

den Tisch –und die Gänsebratensaison<br />

beginnt. DerTag wäremit Feiern<br />

ausgefüllt. Im wahrsten Sinne des<br />

Wortes.<br />

Schluss mit Schonkost: Ab jetzt wird’s<br />

deftig,gernmit Gans.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

Am Ende der Polizeiausbildung steht die Vereidigung als Beamte auf Probe.<br />

Alles soll besser werden<br />

Nach mehreren Skandalen an der Polizeischule wird die Ausbildung nun gründlich umgekrempelt<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Emotional und deutlich angefasst<br />

leitete Innensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) seine Worte zur Polizeiakademie<br />

ein: An der Polizeiakademie<br />

habe sich eine Menge getan, auch<br />

wenn die öffentliche Berichterstattung<br />

ein anderes Bild zeichne. „Ich<br />

halte es auch nicht für zielführend,<br />

wenn sich Polizeischüler anonym an<br />

die Öffentlichkeit wenden.“<br />

Nach den Berichten über angeblich<br />

lernunwillige Schüler, mangelnde<br />

Disziplin und schlechte<br />

Deutschkenntnisse wird die Ausbildung<br />

an der Einrichtung in Ruhleben<br />

gründlich umgekrempelt. So kamen<br />

unter anderem zwölf zusätzliche Ausbilder<br />

hinzu. Da passt es Geisel und<br />

der Polizeiführung nicht ins Bild, dass<br />

sich Polizeischüler in mehreren Medien<br />

anonym zu Wort meldeten wegen<br />

Unterrichtsausfall und mangelhaften<br />

Strukturen.<br />

Seit Juni führt die frühere Leiterin<br />

des Kreuzberger Abschnitts 53, Tanja<br />

Knapp, die Akademie mit fast 2500<br />

Schülern. Nach den aktuellen Vorwürfen<br />

hatte sie die Kritiker aufgefordert,<br />

ihre „Kapuzen abzunehmen“<br />

und offen mit ihr zu sprechen.<br />

Im Innenausschuss gab es nun am<br />

Montag eine Bestandsaufnahme: Der<br />

ehemalige Polizeidirektor Josef Strobl<br />

hatte als externer Berater die Zustände<br />

an der Schule untersucht.<br />

Seine Empfehlungen für Sofortmaßnahmen<br />

seien alle umgesetzt worden,<br />

sagte er denAbgeordneten. Weitere<br />

Schritte würden folgen. „Ich<br />

glaube, dass sich die Stimmung gebesserthat.<br />

Aber Siewerden in keiner<br />

Institution hundert Prozent gute<br />

Stimmung finden“, so Strobl. Laut<br />

Knapp sind Unterstützung und Fördermaßnahmen<br />

besonders im<br />

Deutschunterricht geplant, dazu<br />

DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />

Polizeiakademie braucht Förderlehrer<br />

Schulinspektoren aus der Bildungsverwaltung sollen die Einrichtung überprüfen. Das sorgt für Widerspruch<br />

VonMartin Klesmann<br />

und Andreas Kopietz<br />

Das neue Projekt, das am<br />

Montag im Innenausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses<br />

debattiert<br />

wurde, soll die in Verruf geratene<br />

<strong>Berliner</strong> Polizeiakademie wieder in<br />

die Spur bringen. Allerdings stoßen<br />

bei diesem Vorhaben gewissermaßen<br />

zwei Welten aufeinander: Denn<br />

ausgerechnet Schulinspektoren aus<br />

der Bildungsverwaltung sollen dem<br />

Lehrpersonal an der deutlich straffer<br />

organisierten Polizeiakademie<br />

Nachhilfe geben. Inspektoren also,<br />

die sonst an den allgemeinbildenden<br />

<strong>Berliner</strong> Schulen eher auf ein<br />

positives Schulklima achten, darauf,<br />

dass möglichst alle gehört und an<br />

den Entscheidungsprozessen beteiligt<br />

werden, müssen jetzt für Zucht<br />

und Ordnung eintreten.<br />

Seit neuestem sind die Polizeischüler<br />

sogar wieder dazu verpflichtet,<br />

am Morgen anzutreten und müssen<br />

zum Beispiel eine tadellos sitzende<br />

Uniform präsentieren. Droht<br />

den Schulinspektoren womöglich<br />

ein Kulturschock? Die Ausgangslage<br />

ist unbestritten unschön. Es geht um<br />

Disziplinlosigkeit und um schlechte<br />

Deutschkenntnisse vonPolizeischülern,<br />

aber auch um die pädagogische<br />

Eignung der dort eingesetzten Ausbilder.<br />

Immer wieder hatten Polizeischüler<br />

selbst von unhaltbaren Zuständen<br />

berichtet. Nun sollen die<br />

Schul-Tester der Bildungsverwaltung<br />

die dort tätigen Dozenten und<br />

Ausbilder genauer unter die Lupe<br />

nehmen und bald einen Abschlussbericht<br />

vorlegen. „Wir freuen uns,<br />

dass auf das Fachwissen unserer<br />

Schulinspektion zurückgegriffen<br />

wird“, sagte Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD). Die Führungsrolle<br />

der Polizisten werde stärker<br />

betont werden.<br />

Doch das über mindestens acht<br />

Monate ausgehandelte Vorhaben<br />

stieß am Montag im Innenausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses auf erhebliche<br />

Kritik. „Ich halte eine Kooperation<br />

mit der <strong>Berliner</strong> Schulverwaltung<br />

für nicht zielführend“, sagte der<br />

pensionierte bayerische Polizeidirektor<br />

Josef Strobl, den der Innensenator<br />

als Sonderermittler eingesetzt<br />

hatte,umdie Abläufe an der Polizeiakademie<br />

zu untersuchen. Strobl begründete<br />

seine Auffassung damit,<br />

dass die Akademie sich in einer<br />

wichtigen Umbruchphase befände.<br />

Jetzt wieder etwas „von der Seite<br />

reinschieben mit neuen Ideen“ hält<br />

er nach eigenem Bekunden im Augenblick<br />

für falsch. „Die Polizeiakademie<br />

ist auch mit einer normalen<br />

Schule wenig vergleichbar.“<br />

Gemeinsam mit der Polizeiakademie<br />

sollen die Lehrkräfteausbilder<br />

der Bildungsverwaltung nämlich zudem<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

entwickeln und die Ausbilder an der<br />

Polizeiakademie acht Monate lang<br />

didaktisch und methodisch schulen.<br />

Es gehe dabei auch um Wissensvermittlung<br />

für Erwachsene, führte die<br />

Bildungsverwaltung aus.<br />

Kritik vonder CDU<br />

Der CDU-Fraktionsvorsitzende BurkardDregger<br />

hielt am Montag nichts<br />

davon, „dass ausgerechnet diese<br />

Schulverwaltung“ an der Polizeiakademie<br />

beteilig werden soll. „Seit<br />

zehn Jahren erzielen die <strong>Berliner</strong><br />

Schulen im bundesweiten Vergleich<br />

die schlechtesten Ergebnisse!“ sagte<br />

Dregger.<br />

Der damalige Bildungssenator<br />

Jürgen Zöllner hatte die Schulinspektion<br />

vor gut zehn Jahren gegründet,<br />

um die Unterrichtsqualität<br />

an allgemeinbildenden Schulen zu<br />

überprüfen und zu verbessern. Seither<br />

besuchen die meist fünfköpfigen<br />

Inspektorenteams alle fünf<br />

Jahre die <strong>Berliner</strong> Schulen. Sie bewerten<br />

auf einer vierstufigen Skala<br />

die Schulleitung, die Unterrichtsqualität<br />

oder das Schulklima. Fällt<br />

eine Schule durch, kommen die<br />

Prüfer schon nach zwei Jahren wieder<br />

und prüfen, ob es eine positive<br />

Entwicklung gibt. Seit ein paar Jahrensind<br />

die Inspektionsberichte öffentlich<br />

auf den Schulporträt-Seiten<br />

der Bildungsverwaltung nachzulesen.<br />

Dasdient vielen Eltern,die eine<br />

Schule für ihr Kind suchen, als Orientierung.<br />

Auf der anderen Seite<br />

sorgen die Berichte immer wieder<br />

für Streit.<br />

Im Sommer fiel etwa die Bergius-<br />

Sekundarschule in Friedenau durch<br />

die Schulinspektion. Obwohl die<br />

Schule deutlich mehr Anmeldungen<br />

als Plätzehat und bisher einen guten<br />

Ruf genoss. Die Schul-Tester aber<br />

kritisierten, dass der Schulleiter „zu<br />

autoritär“ sei, eigenmächtige Entscheidungen<br />

treffe und keine erweiterte<br />

Schulleitung etabliert habe. In<br />

der Tendenz straff organisiert ist<br />

auch die Polizeiakademie.<br />

würden auch zusätzliche Lehrer eingestellt.<br />

„Wenn die Hälfte der Azubis eine<br />

Prüfung nicht schafft, macht auch die<br />

Akademie etwas falsch. Damit müssen<br />

wir uns beschäftigen“, räumte die<br />

Schulleiterin ein. Laut Strobl und<br />

Knapp liegen die Gründe unter anderemdarin,<br />

dass die Schüler wegen der<br />

Berufspraktika nur wenig Zeit hatten,<br />

sich auf Prüfungen vorzubereiten.<br />

Um die Disziplin stärker zu betonen,<br />

gibt es auch wieder morgens einen<br />

gemeinsamen Dienstantritt. Wiederholte<br />

Verspätungen sollen strenger<br />

geahndet werden.<br />

NACHRICHTEN<br />

BVGerhält<br />

Inklusionspreis<br />

Die<strong>Berliner</strong>Verkehrsbetriebe (BVG)<br />

sind mit dem <strong>Berliner</strong> Inklusionspreis<br />

ausgezeichnet worden. DasGroßunternehmen<br />

mit einem Schwerbehinderten-Anteil<br />

von11,6 Prozent habe<br />

sich der Chancengleichheit undVielfalt<br />

verpflichtet, teilte das Landesamt<br />

für Gesundheit und Soziales (Lageso)<br />

am Montag mit. In der Kategorie mittelständisches<br />

Unternehmen ging<br />

der Preisandie Carl Kühne KG,bei<br />

denKleinunternehmen an die<br />

Dienstleistungsagentur Michael Görner<br />

ServiceGroup.Der Inklusionspreis<br />

wirdjährlich verliehen und ist<br />

mit je 10 000 Euro dotiert. (dpa)<br />

Tagebücher von John<br />

Lennon: Anklage erhoben<br />

Mehr als zwölf Jahrenach dem Diebstahl<br />

vonTagebücherndes Beatles<br />

John Lennon ist in Berlin ein 59-Jähriger<br />

wegen Hehlerei und Betruges<br />

angeklagt worden. Laut Staatsanwaltschaft<br />

soll er im Oktober 2014<br />

persönliche Gegenstände aus dem<br />

Nachlass Lennons einem Auktionshaus<br />

in Berlin gegen eine Vorschusszahlung<br />

in Höhe von785 150 Euro<br />

zur Versteigerung übergeben haben.<br />

DasDiebesgut war im Sommer 2006<br />

aus der Wohnung vonLennons<br />

WitweYoko OnoinNew York gestohlen<br />

worden. (dpa)<br />

Replikat einer Auszeichnung<br />

für Willy Brandt gestohlen<br />

Das Original der Goldmedaille, die Brandt<br />

1971 überreicht bekam. FORUM WILL BRANDT<br />

Unbekannte sind am Wochenende<br />

in das ForumWilly Brandt Berlin in<br />

Mitte eingebrochen. Ausder Dauerausstellung<br />

in dem Haus an der<br />

Straße Unter den Linden wurde ein<br />

Replikat der Goldmedaille,die Willy<br />

Brandt 1971 zur Auszeichnung mit<br />

dem Friedensnobelpreis überreicht<br />

bekam, gestohlen. Eine Stiftungsmitarbeiterin<br />

hatte am Montag um<br />

7.30 Uhrdie Polizei alarmiert, nachdem<br />

sie den Einbruch entdeckt<br />

hatte.„DerSchreck sitzt uns noch<br />

gehörig in den Gliedern“, erklärte<br />

Wolfram Hoppenstedt, Geschäftsführer<br />

der Bundeskanzler-Willy-<br />

Brandt-Stiftung. (lex.)<br />

Lebensgefährte soll<br />

77-Jährige getötet haben<br />

In Spandau ist eine 77 Jahrealte Frau<br />

tot aufgefunden worden. Alarmierte<br />

Polizisten fanden ihreLeiche am<br />

Montag gegen 5Uhr in derWohnung<br />

an der Zweibrückstraße im Falkenhagener<br />

Feld. Dorttrafen sie auch<br />

den Lebensgefährten an. Er ist dringend<br />

tatverdächtig. Wiedie Polizei<br />

mitteilte,würden Verletzungen am<br />

Oberkörper und am Hals auf ein Tötungsdelikt<br />

hindeuten. DerVerdächtige<br />

wurde festgenommen. DieHintergründe<br />

sind noch unklar. (lex.)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Gas gegeben.<br />

In Neukölln ist ein 17-jähriger Autofahrer<br />

vorder Polizei geflüchtet. Beamten<br />

war der Jugendliche am<br />

Sonntagnachmittag auf der Erkstraße<br />

in einem Mercedes mit abgelaufenen<br />

Kurzzeitkennzeichen aufgefallen.<br />

Als die Polizisten den Fahrerüberprüfen<br />

wollten, gab dieser<br />

Gasund flüchtete.Ermissachtete<br />

mehrererote Ampeln. Fußgänger<br />

mussten sich durch Sprünge zur<br />

Seite retten. Aufdem Columbiadamm<br />

kollidierte der 17-Jährige mit<br />

einem Ampelmast und blieb stehen.<br />

Daraufhin flüchtete er zu Fußweiter.<br />

Nach wenigen hundertMeternholten<br />

die Polizisten ihn ein, nahmen<br />

ihn fest und brachten ihn in eine Gefangenensammelstelle.<br />

Einsatzkräfte bedrängt.<br />

Beider Überprüfung vonFlohmarktständen<br />

sind in ReinickendorfPolizisten<br />

und Mitarbeiter des Ordnungsamtes<br />

bedrängt worden. Die<br />

rund 40 Einsatzkräfte hatten am<br />

Sonntagvormittag mehrereVerkaufsstände<br />

rund um die Markstraße<br />

kontrolliert. Aufeinem Parkplatz<br />

wurden sie dann vonmehreren<br />

Personen umringt, die sie vonden<br />

Ständen abdrängten. Erst weitere<br />

Einsatzkräfte konnte die Situation<br />

beruhigen. Beiden Kontrollen wurden<br />

gefälschte Textilien und Accessoires<br />

im Wert vonmehreren zehntausend<br />

Euro beschlagnahmt. Darüber<br />

hinaus bestand gegen eine<br />

30-jährige Kosmetikhändlerin ein<br />

gültiger Haftbefehl.<br />

Lieferdienst überfallen.<br />

EinMaskierter hat in Lichtenrade einen<br />

Pizzalieferdienst überfallen. Der<br />

Täter hatte am Sonntagabend gegen<br />

21.30 Uhrein Geschäft am Mariendorfer<br />

Damm betreten. Er soll den<br />

49-jährigen Geschäftsführer mit einer<br />

Schusswaffe bedroht und Geld<br />

geforderthaben. DerLadeninhaber<br />

überreichte ihm die Tageseinnahmen.<br />

Dann flüchtete der Räuber in<br />

Richtung Schlierbacher Straße.<br />

Automat gesprengt.<br />

Unbekannte haben in der Nacht zu<br />

Montag in Buch einen Parkscheinautomaten<br />

gesprengt. DieFeuerwehr<br />

wurde um 0.45 Uhrzueiner<br />

ausgelösten Brandmeldeanlage in<br />

einem Parkhaus an der Wiltbergstraße<br />

alarmiert. DieEinsatzkräfte<br />

stellten dorteinen aufgebrochenen<br />

Parkkartenautomaten fest und riefen<br />

die Polizei dazu. Nach ersten Ermittlungen<br />

hatten Unbekannte mit<br />

Gaseine Explosion herbeigeführt.<br />

DieTäter entkamen mit einer Beute<br />

in unbekannter Höhe.<br />

Kind angefahren.<br />

Beieinem Verkehrsunfall in Kreuzbergist<br />

am Sonntagnachmittag ein<br />

Kleinkind schwer verletzt worden.<br />

Eine 25-jährige Autofahrerin war auf<br />

der Straße Am Tempelhofer Berg unterwegs,als<br />

sie mehrereKinder bemerkte,die<br />

vonlinks nach rechts die<br />

Straße überquerten. DieFrausoll<br />

ihreFahrtdaraufhin bis auf Schrittgeschwindigkeit<br />

verlangsamt haben,<br />

um die Kinderschar passieren zu lassen.<br />

Als sie wieder beschleunigen<br />

wollte,kam vonlinks ein dreijähriges<br />

Kind zwischen parkenden Autos hervor,<br />

um ebenfalls rennend die Fahrbahn<br />

zu überqueren. DieAutofahrerinerfasste<br />

den Jungen, der daraufhin<br />

stürzte und sich schwer an einem<br />

Bein verletzte.<br />

Scheiben eingeschlagen.<br />

Bundespolizisten haben am Sonntagabend<br />

einen Randalierer festgenommen.<br />

Um 22.30 Uhrhatte der<br />

32-Jährige einen Nothammer in einer<br />

S-Bahn aus der Halterung gerissen.<br />

Sein gleichaltriger Begleiter zerschlug<br />

damit zwei Windfangscheiben<br />

in der Bahn. Am Bahnhof Zoologischer<br />

Garten verließen die Männer<br />

die S-Bahn. Bundespolizisten nahmen<br />

sie kurzdarauf in der Bahnhofmission<br />

fest. DerPole,der die Scheiben<br />

zerstörthatte,zog sich dabei<br />

Schnittwunden am Oberschenkel<br />

zu. Er kam zur Behandlung in ein<br />

Krankenhaus.Beide Männer waren<br />

zur Tatzeit alkoholisiert. (lex.)<br />

1986 errichtet: Das 13 Meter hohe Bronzestandbild Ernst Thälmanns in Prenzlauer Berg.Metallrestauratoren hatten es im vergangenen Juni schon mal untersucht. SABINE GUDATH<br />

Thälmann soll schöner werden<br />

Jahrelang rostete der Koloss in Prenzlauer Berg vor sich hin. Jetzt will der Senat das Denkmal sanieren<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Erich Honecker persönlich<br />

hatte es vor 32Jahren mit<br />

einem großen Staatsakt<br />

eingeweiht: Inzwischen befindet<br />

sich das Ernst-Thälmann-<br />

Denkmal an der Greifswalder Straße<br />

in einem beklagenswerten Zustand.<br />

Der Granitsockel wird ständig von<br />

Jugendlichen mit Graffiti beschmiert.<br />

Viel schlimmer ist allerdings<br />

die vonExperten jüngst festgestellte<br />

Tatsache,dass sich Rost durch<br />

die Stahlkonstruktion frisst. Diese<br />

stützt im Innern das Bronze-Monument,<br />

das den 1944 von den Nationalsozialisten<br />

ermordeten KPD-<br />

Chef Ernst Thälmann mit Fahne und<br />

erhobener Faust darstellt. Jahrelang<br />

kümmerte sich das Land Berlin<br />

kaum um den Erhalt des Denkmals<br />

aus DDR-Zeiten. Politisch wurde um<br />

einen Abriss gestritten. 2014 stellte<br />

der Senat die komplette Wohnsiedlung<br />

und den Thälmann-Kopf unter<br />

Denkmalschutz, das Wohngebiet sei<br />

„eine Leistungsschau des real existierenden<br />

Sozialismus“, hieß es zur<br />

Begründung. Jetzt wirdder Senat das<br />

Thälmann-Denkmal sanieren, wie<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erfuhr.<br />

Das Landesdenkmalamt hat sich<br />

der Sache angenommen, es gehört<br />

zur Senatskulturverwaltung. „Im Ergebnis<br />

einer Untersuchung des<br />

Thälmann-Denkmals soll der Granitsockel<br />

und die Bronzebüste ab<br />

2020 saniert werden“, sagte Daniel<br />

Bartsch, Sprecher von Kultursenator<br />

Klaus Lederer (Die Linke), der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Bereits vor Monaten sorgte sich<br />

das Landesdenkmalamt um den Zustand<br />

des Monuments. Die Behörde<br />

beauftragte den <strong>Berliner</strong> Diplom-<br />

Restaurator Mario Jehle, der vor allem<br />

die Standsicherheit des Denkmals<br />

überprüfen sollte. Tagelang<br />

suchte Jehle zusammen mit Kollegen<br />

voneiner Hebebühne aus das 13 Meter<br />

hohe Denkmal nach Schäden ab.<br />

DerFachmann stieg dabei über eine<br />

Wartungsluke in das 500 Tonnen<br />

schwereMonument.<br />

Sie prägen noch immer das Stadtbild –politische Denkmäler der DDR: Die Büste von<br />

KarlMarx am Strausberger Platz in Friedrichshain, der „Bauarbeiter“ an der Karl-<br />

Liebknecht-Straße in Mitte, das Marx Engels ForuminMitte (von oben nach unten).<br />

Der sowjetische Bildhauers Lew<br />

Kerbel hatte es aus über 200 Einzelteilen<br />

aufgebaut. Am 15. April 1986,<br />

zum 100. Geburtstag vonThälmann,<br />

wurde eingeweiht.<br />

Im Innern des Thälmann-Kopfes<br />

sieht es aus wie in einer Höhle.Viele<br />

Stahlträger befinden sich dort. Sie<br />

stützen den Koloss.Restaurator Jehle<br />

hat entdeckt, dass die Konstruktion<br />

wegen der hohen Luftfeuchtigkeit an<br />

vielen Stellen rostet. „Zwar besteht<br />

nicht die Gefahr, dass das System<br />

gleich einzustürzt, aber damit sich<br />

der Rost nicht weiter ausbreitet und<br />

die Schäden am Gerüst nicht größer<br />

werden, sollte etwas dagegen unternommen<br />

werden“, empfahl Jehle<br />

dem Landesdenkmalamt. Auch<br />

könnten die Kosten steigen, sollte<br />

man eine Sanierung länger hinausschieben.<br />

Belüftung im Innern<br />

Das Landesdenkmalamt arbeitet<br />

derzeit an einem Sanierungsplan.<br />

Laut Auskunft der Behörde sei geplant,<br />

die Stahlträger im Innernvom<br />

Rost zu befreien und die Stützen mit<br />

einer Schutzschicht zu versehen.<br />

Um zu verhindern, dass weiter zu<br />

viel Feuchtigkeit in den Hohlraum<br />

eindringt, soll die Belüftung des<br />

Denkmal-Inneren verbessert werden.<br />

Weiterhin ist vorgesehen, dass<br />

an dem riesigen Thälmann-Kopf<br />

Risse und der jahrelange Dreck beseitigt<br />

werden. Zudem erhält der<br />

Kopf eine Schicht ausWachs,umden<br />

neuen Bronzeglanz zu schützen.<br />

Die Arbeiten sollen laut Landesdenkmalamt<br />

zwischen 100000 und<br />

150000 Euro kosten. Im Zuge der Sanierung<br />

wird auch der beschmierte<br />

Granitsockel gereinigt. Fraglich ist,<br />

wie lange dieser danach unbeschmiertbleibt.<br />

Eine farbabweisende<br />

Schutzschicht ist offenbar nicht geplant.<br />

Fest steht aber, dass die bröckelnde<br />

Treppe, die zum Denkmal<br />

führt, ebenfalls saniertwird. Diedort<br />

bereits provisorisch eingesetzten Zement-Platten<br />

sollen durch schönere<br />

Granit-Platten ersetzt werden.<br />

DDR-Denkmäler im VolksparkFriedrichshain: Der „Spanienkämpfer“ steht für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg.Das polnische Ehrenmal sollte an den Kampf des<br />

polnischen kommunistischen Untergrunds und des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die Nazis erinnern. IMAGO (2)<br />

IMAGO (3)<br />

Wegen<br />

Überfüllung<br />

kein Halt<br />

Mehr Zugreserven an<br />

Feiertagen gefordert<br />

VonMikeWilms<br />

P<br />

assagiere des ICE 640 von Berlin<br />

nach Düsseldorf waren verärgert.<br />

IhrZug hielt am Sonnabend um<br />

11.02 Uhr nicht wie geplant am<br />

Bahnhof Spandau. Er rauschte einfach<br />

durch. Die Deutsche Bahn äußerte<br />

sich am Montag auf Anfrage zu<br />

dem Vorfall. DerZug sei überfüllt gewesen.<br />

„Beim ICE 640 trat eine technische<br />

Störung auf, so dass dieser<br />

nur einteilig fahren konnte“, so ein<br />

Bahnsprecher.„Somit wurde die Kapazität<br />

um die Hälfte gesenkt.“<br />

Bei sehr vollen Zügen müsse ein<br />

Teil der Fahrgäste wieder aussteigen,<br />

um freie Fluchtwege zu gewährleisten,<br />

hieß es. Dader ICE 640 bereits<br />

am <strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof ausgelastet<br />

gewesen sei, habe man sich<br />

entschieden, den Zug in Spandau<br />

nicht mehr anhalten zu lassen.<br />

Die zurückgelassenen Fahrgäste<br />

am Bahnsteig, alleinreisende Kinder<br />

eingeschlossen, waren nicht erfreut.<br />

Sie mussten den nachfolgenden ICE<br />

940 eine Stunde später nehmen. Verständnis<br />

für die Entscheidung der<br />

Bahn äußerte Jens Wieseke, Vize-<br />

Chef des <strong>Berliner</strong> Fahrgastverbands<br />

Igeb, am Montag. „Ich kann mir<br />

durchaus vorstellen, dass die Begründung<br />

Überfüllung wahrheitsgemäß<br />

ist“, sagte er.Wieseke weist darauf<br />

hin, dass die Bundespolizei am<br />

2. November den überfüllten ICE<br />

1511 (Berlin–München) am Bahnhof<br />

Südkreuz überprüfen musste. Zugbegleiter<br />

und Polizisten baten überzählige<br />

Passagiere, auszusteigen und<br />

den nächsten Zug zunehmen. Wieseke:„Die<br />

Bahn stößt an ihreKapazitätsgrenzen<br />

und bräuchte gerade an<br />

Feiertagen mehr Zugreserven.“<br />

Wenn es aber zu einer drohenden<br />

Überfüllung komme, sei es aus Sicherheitsgründen<br />

richtig, einen Halt<br />

auszulassen und nicht noch mehr<br />

Passagiere aufzunehmen. Im Unglücksfall,<br />

wie zuletzt bei dem ICE-<br />

Brand bei Montabaur im Oktober,<br />

müssten die Fluchtwege frei sein.<br />

Teile der <strong>Berliner</strong><br />

Mauer stehen jetzt<br />

in Bangkok<br />

Bemaltes Kunstwerk in der<br />

Deutschen Botschaft<br />

VonChristoph Sator<br />

Nun hat auch Thailands Hauptstadt<br />

Bangkok ein Kunstwerk<br />

aus originalen Mauerstücken. 29<br />

Jahre nach dem Fall der <strong>Berliner</strong><br />

Mauer. Die beiden Teile wurden von<br />

der deutschen Künstlerin Julia Benz,<br />

der Französin Kashink und dem<br />

Thailänder MueBon gemeinsam bemalt.<br />

Sie stehen jetzt im Garten der<br />

deutschen Botschaft auf dem Rasen.<br />

Für Thailand sind die Mauerstücke<br />

neu. In zahlreichen anderen Städten<br />

rund um die Welt finden sich aber<br />

schon länger Überbleibsel des DDR-<br />

Baus, der Berlin von 1961 bis 1989<br />

teilte.<br />

Die drei Künstler durften jeweils<br />

eine Seite selbst bemalen. Die vierte<br />

Seite teilten sie sich dann. Benz, die<br />

in Berlin lebt, sagte bei der Enthüllung<br />

der Segmente am Montag: „Wir<br />

haben das alles am vergangenenWochenende<br />

gemacht, ohne größere<br />

Absprachen. Jeder konnte machen,<br />

was er will.“ Die 33-Jährige selbst<br />

malte auf das Mauerstück andere<br />

Mauerstücke, die zusammenstürzen,<br />

umrankt vonPflanzen.<br />

Gestiftet wurden die Segmente<br />

von dem aus Berlin stammenden<br />

Geschäftsmann Axel Brauer, der in<br />

Thailand lebt. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 11 *<br />

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Berlin<br />

Bereits 60 Millionen Euro teurer<br />

Pfusch, alte Technik und neue Gesetze: Der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses wird noch vor der Eröffnung zum Millionengrab<br />

VonUlrich Paul<br />

Eigentlich sollte der Erweiterungsbau<br />

des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />

im<br />

Jahr 2014 fertig werden. So<br />

hieß es jedenfalls zum Baubeginn im<br />

Jahr 2010. Doch daraus wurde nichts.<br />

Ähnlich wie beim Pannen-Flughafen<br />

BER verschiebt sich die Eröffnung des<br />

Parlamentsgebäudes immer weiter –<br />

und die Kosten steigen.<br />

Das geht aus einem Bericht des<br />

Bundesamtes für Bauwesen und<br />

Raumordnung (BBR) an die Bundestags-Baukommission<br />

hervor, der der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Erst verschob<br />

sich die geplante Fertigstellung<br />

auf das Jahr 2015, dann auf 2016 und<br />

schließlich auf die Legislaturperiode<br />

von2017 bis 2021. Laut dem BBR-Bericht<br />

wird nun mit der Übergabe des<br />

Erweiterungsbaus zum Ende des dritten<br />

Quartals 2021 gerechnet.<br />

„Der Bau steht für jahrelange<br />

Misswirtschaft“, kritisiertdie <strong>Berliner</strong><br />

Bundestagsabgeordnete Gesine<br />

Lötzsch (Linke). Der Abriss des Gebäudes,wie<br />

vonBundestags-Vizepräsident<br />

Wolfgang Kubicki (FDP) ins<br />

Gespräch gebracht, sei ihres Wissens<br />

aber „nicht nötig“. Dadurch würde<br />

das grundlegende Problem auch<br />

nicht gelöst. „Die Qualität in der Bauwirtschaft<br />

sinkt und gleichzeitig ist<br />

der Staat in vielen Bereichen nicht<br />

mehr in der Lage, ausreichend Kontrolle<br />

auszuüben“, kritisiert Lötzsch.<br />

„Der Staat wurde in den letzten zehn<br />

Jahren kaputtgespart.“ Es fehle an allen<br />

Ecken und Enden qualifiziertes<br />

Personal.<br />

Zunächst war ein Streit um die<br />

Auftragsvergabe der Grund für die<br />

Verzögerung, dann kam Pfusch am<br />

Bau dazu. Die Bodenplatte ist undicht,<br />

Feuchtigkeit dringt ein. Das<br />

Haus ist deswegen noch vor Fertigstellung<br />

ein Sanierungsfall. Wer die<br />

Verantwortung für die undichte Bodenplatte<br />

trägt, soll im Zuge eines Beweissicherungsverfahren<br />

festgestellt<br />

werden. Laut dem Bericht liegt das<br />

Gutachten aber noch nicht vor.<br />

Technik ist mittlerweile veraltet<br />

Eine Dauerbaustelle: Der Anbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Klar ist unterdessen, dass die ursprünglich<br />

angesetzten Kosten von<br />

190 Millionen Euro nicht mehr zu<br />

halten sind. Nach Bekanntwerden<br />

der Bauschäden war der Betrag bereits<br />

auf 223 Millionen Euro erhöht<br />

worden. Doch laut dem Bericht belaufen<br />

sich die Kosten bereits jetzt auf<br />

rund 249 Millionen Euro. Dabei ist<br />

schon jetzt klar, dass die Ausgaben<br />

weiter steigen. So werde derzeit ein<br />

„erforderlicher 3. Nachtrag“ aufgestellt,<br />

heißt es in dem Bericht, der aus<br />

dem September 2018 stammt. Der 3.<br />

Nachtrag werde wegen Planungsänderungen,<br />

zusätzlicher Kosten aus<br />

der Bauzeitverlängerung und Schadensersatzansprüchen<br />

von Firmen<br />

sowie einer Anpassung an den Stand<br />

der Technik nötig. Doch dabei bleibt<br />

es nicht. Für weitereKosten sorgt eine<br />

EU-Verordnung, die schärfere Regelungen<br />

beim Schadstoff-Ausstoß für<br />

Anlagen vorsieht, die nach dem 20.<br />

Dezember 2018 in Betrieb gehen. Die<br />

bereits eingebauten Energieerzeugungsanlagen,<br />

zu denen drei Blockheizkraftwerke<br />

gehören, erfüllen die<br />

neuen Vorgaben nicht. Laut dem Bericht<br />

werde esdeswegen nötig, „die<br />

Abgasanlagen erheblich zu modifizieren“.<br />

Gegebenenfalls würden auch<br />

„zusätzliche Anlagenkomponenten<br />

auf dem Dach erforderlich“. DieUmplanungen<br />

sind dabei nicht nur reine<br />

Formsache. Sie müssen bei der Bauaufsichtsbehörde<br />

zunächst zur Genehmigung<br />

eingereicht werden.<br />

Neue Räume für den Bundestag<br />

Im Lüders-Haus befindet sich die<br />

Bundestags-Bibliothek, die in einer<br />

großen Rotunde untergebracht ist,<br />

und das Parlamentsarchiv.Außerdem<br />

sind dortSitzungsräume und 600 Bürossowie<br />

eine Sporthalle zu finden. In<br />

dem Erweiterungsbau sollen weitere<br />

300 Büros, ein Bereich für Kunstausstellungen,<br />

ein Bistround Flächen für<br />

das Parlamentsarchiv entstehen.<br />

Blickfang des Gebäudes soll ein 36<br />

Meter hoher Turm sein. Mitdem Projekt<br />

soll die Hauptstadt-Planung aus<br />

den 90er-Jahren vollendet werden.<br />

Siesieht vor, dass das Kanzleramt, das<br />

Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />

in einem „Band<br />

des Bundes“ vom Moabiter Werder<br />

aus quer durch den Spreebogen bis<br />

zur Luisenstraße errichtet werden.<br />

Ein Plattenbau-Wohnhaus an der<br />

Luisenstraße stand der Verwirklichung<br />

der Pläne in den 90er-Jahren<br />

zunächst im Weg. Von1998 bis 2003<br />

wurde deswegen nur ein Teil des Lüders-Hauses<br />

realisiert. Nachdem das<br />

Wohnhaus später doch abgerissen<br />

wurde, konnte im Jahr 2010 die Vollendung<br />

des Lüders-Hauses in Angriff<br />

genommen werden.<br />

Derzeit ist offen, ob der vom BBR<br />

genannte Zeitplan bis zur Übergabe<br />

des Gebäudes im dritten Quartal 2021<br />

einzuhalten ist. Grund: DieSanierung<br />

der undichten Bodenplatte hätte<br />

längst beginnen sollen, doch bei der<br />

Auftragsvergabe gibt es Probleme.So<br />

entschied das Oberlandesgericht<br />

(OLG) Düsseldorf, dass die Baufirma,<br />

die die Bodenplatte errichtet hat,<br />

nicht vonder Sanierung ausgeschlossen<br />

werden darf, wie vomBBR getan.<br />

Begründung: Es könne nicht mit der<br />

erforderlichen Gewissheit davon ausgegangen<br />

werden, dass die Firma für<br />

die undichte Bodenplatte verantwortlich<br />

sei. Neben etwaigen Mängeln<br />

bei der Bauausführung kämen<br />

auch Planungsfehler als Mängelursache<br />

in Betracht. Da sich laut BBR der<br />

Umfang der Sanierungsarbeiten reduzierthat,<br />

wurde das bereits gestarteteVergabeverfahren<br />

für den Auftrag<br />

unabhängig von der OLG-Entscheidung<br />

gestoppt. Der Auftrag sollte<br />

dem Bericht zufolge noch im Oktober<br />

2018 erteilt werden. VomBBR waren<br />

am Montag bis Redaktionsschluss<br />

keine Angaben zum Stand der Dinge<br />

zu erhalten.<br />

Ein Altenheim für<br />

Lesben und Schwule<br />

<strong>Berliner</strong> Zentrum bekommt Siegel für sensible Pflege<br />

VonGisela Gross<br />

Das Piktogramm am Aufzug zeigt<br />

es an: Männer, Frauen und<br />

auch weitere, mit *-Zeichen gekennzeichnete<br />

Menschen können hier<br />

hoch- und runterfahren. Auf der Tafel<br />

daneben muss aber nachgebessert<br />

werden: „Bewohnerzimmer“<br />

steht da. Daswerde noch geändert–<br />

in „Bewohner*innenzimmer“, sagt<br />

Heimleiter Ralf Schäfer. Denn das<br />

Immanuel Seniorenzentrum Schönebergineinem<br />

Kiez mit einer Community<br />

aus Lesben, Schwulen, Bisexuellen,<br />

Trans*- und Inter*-Personen<br />

(LSBTI*) verspricht eine passgenaue<br />

Pflege für diese Zielgruppe. Diesen<br />

Mittwoch bekommt es als erstes<br />

Heim bundesweit ein Qualitätssiegel<br />

für LSBTI*-sensible Pflege.<br />

120 Kriterien umfasst der Katalog,<br />

den die Schwulenberatung mit Menschen<br />

aus der Community erarbeitet<br />

hat. Heime, die das neue Siegel „LebensortVielfalt“<br />

haben wollen, müssen<br />

einen Großteil erfüllen.<br />

Eines der Kriterien lautet: „Es<br />

werden Begriffe der sexuellen Orientierung<br />

(etwa „frauenliebend“ oder<br />

„schwul“) verwendet, mit denen sich<br />

die Bewohner*innen identifizieren.“<br />

Oder:„Es besteht Konsens, dass alle<br />

Bewohner*innen ein Recht auf Praktizierung<br />

ihrer Sexualität haben.“<br />

Spricht man mit Pflegekräften in<br />

Schöneberg, so betonen sie, dass<br />

Aufzug für alle: Symbol für Männer,Frauen<br />

und Menschen mit Sternchen. DPA/ZINKEN<br />

viele Kriterien für sie schon vor den<br />

nun absolvierten Fortbildungen<br />

selbstverständlich gewesen seien.<br />

Manche von ihnen sind selbst nicht<br />

heterosexuell und schätzen ein Umfeld,<br />

das explizit frei von Diskriminierung<br />

sein soll.<br />

Altenpflegerin Theresa Rahm erzählt<br />

von einem Bewohner, dessen<br />

Fetisch es war, nachts eine Gummihose<br />

zu tragen. Auch Geräusche von<br />

Pornofilmen seien auf dem Flur<br />

manchmal zu hören. Die Bewohner<br />

geben sich offen. Derzeit ist der<br />

LSBTI*-Anteil in dem Heim überschaubar:<br />

4von rund 60 Menschen.<br />

EinHeim allein für die Regenbogen-<br />

Community wolle man auch nicht<br />

werden, sagt Schäfer.Eine Mischung<br />

sei gut.<br />

Schätzungen besagen, dass in<br />

Deutschland etwa 8800 LSBTI*-Personen<br />

in Heimen gepflegt werden<br />

und mehr als 40 000 ambulant.<br />

Darüber hinaus herrsche noch<br />

viel Unwissen in der Branche, sagt<br />

der Altersforscher und Soziologe Ralf<br />

Lottmann. Oft würden unter dem<br />

Thema nur sexuelle Praktiken verstanden,<br />

dabei gehe es für die Menschen<br />

selbst um mehr:ihreIdentität.<br />

„LSBT-Personen wollen keine Extrawurst,<br />

sie wollen nur –wie alle –individuell<br />

und mit Blick auf ihre Lebensgeschichte<br />

gepflegt werden“,<br />

sagt Lottmann.<br />

Altenpflegerin Rahm erinnert<br />

sich an ihre Ausbildung vor rund 20<br />

Jahren und an Berührungsängste<br />

von Kolleginnen bei einer lesbischen<br />

Bewohnerin: „Ausgrenzende<br />

Pflege“, nennt sie das. Und wenn es<br />

einmal doch Probleme gäbe, etwa<br />

mit Vorlieben wie der Gummihose?<br />

Im Team würden dann Absprachen<br />

getroffen, so dass zum Beispiel andere<br />

Kollegen den Bewohner übernehmen,<br />

sagt Rahms Kollege Nils<br />

Orsinger.<br />

Ralf Schäfer jedenfalls sieht erste<br />

Vorteile, bevor sein Haus das Siegel<br />

offiziell überhaupt erhalten hat. Seit<br />

es den Hinweis darauf im Internet<br />

gebe, bekomme er mehr Bewerbungen<br />

vonPflegekräften. (dpa)


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Deutsch lernen mit dem Morgenmagazin<br />

NIK XHELILAJ<br />

ritt als Titelheld Winnetou 2016 mit<br />

freiem Oberkörper durch den Dreiteiler<br />

von Regisseur Philipp Stölzl.<br />

Seitdem lernt er intensiv Deutsch<br />

und freut sich über jede Rolle,inder<br />

er vollständig bekleidet bleiben darf.<br />

In „Milk &Honey“ darf ernicht. Im<br />

Gegenteil! DerAlbaner lacht: „Gleich<br />

die erste Szene am ersten Drehtag<br />

habe ich nackt gespielt.“<br />

In der neuen Serie, die am Mittwoch<br />

aufVoxstartet, gehörterzuden<br />

jungen Männern, die ihre Imkerei<br />

vor dem Ruin retten wollen, indem<br />

sie einen männlichen Escort-Service<br />

auf dem Land gründen. Das passte<br />

gut, denn gedreht wurde im heißen<br />

Sommer 2018, in dem jedes Kleidungsstück<br />

weniger Erleichterung<br />

brachte.Erselbst könne es sich übrigens<br />

nicht vorstellen, als Escort-<br />

Mann zu arbeiten. Er erklärt esmit<br />

einem Witz: „Sex zu Hause käme mir<br />

wie Schwarzarbeit vor.“<br />

Die Rolle in „Milk & Honey“<br />

wurde dem Darsteller angepasst.<br />

Auch der Arian, den Nik spielt, ist<br />

nach einer Änderung am Drehbuch<br />

ein Albaner. „Wie ich hatte er Probleme<br />

mit der Aufenthaltsgenehmigung.<br />

Arian schlief deshalb mit einer<br />

Anwältin, ich habe mich um 3Uhr<br />

früh an der <strong>Berliner</strong> Ausländerbehörde<br />

angestellt.“<br />

Das Wort, das der Schauspieler<br />

während unseres Gesprächs am<br />

häufigsten benutzt, ist Geduld. In<br />

der muss er sich üben, weil sich eine<br />

Karriere, wegen der er in Berlin geblieben<br />

ist, nicht mit der Brechstange<br />

machen lässt. Undweil es einem<br />

in Berlin wahnsinnig schwer<br />

gemacht wird, Deutsch zu lernen:<br />

„Jeder, der merkt, dass du nicht von<br />

hier bist, redet sofort Englisch mit<br />

dir. Das ist freundlich gemeint,<br />

bringt mich aber nicht weiter, wenn<br />

ich die deutsche Sprache lernen will.<br />

Nik Xhelilaj<br />

freut sich<br />

über jede<br />

Rolle, in der<br />

er vollständig<br />

bekleidet<br />

sein darf.<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

TV-Star Nik Xhelilaj war Winnetou<br />

und spielt jetzt einen Escort-Mann<br />

Laden in den Palazzo: Kolja Kleeberg (l.) und Hans-Peter Wodarz. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

Nur echt mit Hut und Pfeife: Walter Kreye als Kommissar Maigret.<br />

THOMAS KIEROK<br />

Ich habe also jeden gezwungen, mit<br />

mir Deutsch zu reden.“ Außerdem<br />

hilft ihm das Fernsehen beim Perfektionieren<br />

seiner schon erstaunlichen<br />

Sprachkenntnisse: „Ich schaue dafür<br />

,Gute Zeiten – schlechte Zeiten’,<br />

Nachrichten und das ZDF-Morgenmagazin.“<br />

Die Grundlagen hat er<br />

freilich auf der Volkshochschule gelegt:<br />

„Diese sechs Monate haben mir<br />

bei der Grammatik sehr geholfen.“<br />

Wir sitzen bei unserem Gespräch<br />

in einem Café am Rosa-Luxemburg-<br />

Platz. Nicht weit entfernt, am Alexanderplatz,<br />

hat Nik Xhelilaj seine<br />

Wohnung. In der Charlottenstraße<br />

befindet sich der Barber-Shop mit<br />

angeschlossener Bar, den der Schauspieler<br />

möglichst einmal proWoche<br />

besucht, wenn er in Berlin ist, weil<br />

der sich zu einem seiner Lieblingsplätzeinder<br />

Stadt entwickelt hat.<br />

Der 35-Jährige setzt sich stets<br />

neue Ziele.InAlbanien war er schon<br />

TV- und Kinostar. In Deutschland<br />

muss er sich alles neu erarbeiten:<br />

„Ich fühle mich bereit, im deutschen<br />

Kino zu spielen.“ Gerade hat er in Istanbul<br />

gedreht. Und für eine Folge<br />

der Serie„Alarmfür Cobra11“ stand<br />

er auch vorder Kamera. „Vollständig<br />

angezogen.“ Er lacht:„Sogar vordem<br />

Gesichthatte ich eine Maske.“<br />

WALTER KREYE<br />

hat etwas in Angriff genommen, von<br />

dem man vermuten konnte,dass das<br />

vor ihm längst jemand erledigt hat.<br />

Kreye, der zuletzt das Publikum im<br />

Renaissance-Theater als Kaiser in<br />

„Im Weißen Rössl“ amüsierte, liest<br />

sämtliche Romane und langen Erzählungen<br />

über Kommissar Maigret<br />

für eine Hörbuch-Edition. Insgesamt<br />

81! Gerade ist der erste<br />

Schwung bei DAV(DerAudio Verlag)<br />

erschienen. Im Frühjahr soll es weitergehen.<br />

ZurFeier der Premieregibt<br />

es am Mittwochabend im Pfefferberg-Theater<br />

eine besondereVeranstaltung<br />

der Reihe Literatur live:Walter<br />

Kreye liest Maigret, und John<br />

Simenon, der Sohn des 1989 verstorbenen<br />

Schriftstellers und Maigret-<br />

Schöpfers Georges Simenon, wird<br />

über die Arbeit seines Vaters sprechen.<br />

KOLJA KLEEBERG &<br />

HANS-PETER WODARZ<br />

machen das leckereDutzend voll. Ihr<br />

Restauranttheater Palazzoist gerade<br />

in seine zwölfte Spielzeit in Berlin gestartet.<br />

Zur Premiere kamen prominente<br />

Gäste wie Showmasterlegende<br />

MaxSchautzer gratulieren.<br />

Schautzer hat gerade in Potsdam<br />

beim Überraschungserfolg der ersten<br />

„Jedermann“-Inszenierung in<br />

Brandenburgs Landeshauptstadt<br />

Gott gespielt. Und nebenbei ein gutes<br />

Gedächtnis bewiesen: „Ich kenne<br />

Wodarz seit seiner Zeit in München<br />

und Wiesbaden. In seinem Restaurant<br />

Ente vom Lehel in Wiesbaden<br />

haben wir uns immer nach dem Ball<br />

des Sports getroffen.“<br />

Schautzer fühlte sich von der<br />

neuen Palazzo-Show gut unterhalten<br />

und dabei mit dem Menü von<br />

Kolja Kleeberg angenehm bewirtet:<br />

„Toll, wie sich das entwickelt hat.“<br />

Wodarz ist ein durch und durch<br />

positiver Mensch, der anderen das<br />

Beste wünscht. Vielleicht mit einer<br />

Ausnahme: Wenn es nach ihm geht,<br />

müssen die Bauvorhaben für das<br />

Grundstück am Zoo (Stichwort Riesenrad),<br />

auf dem sein Palazzo auch<br />

in dieser Saison wieder steht, nicht<br />

so rasant vorankommen. Wenn sich<br />

dort erst mal die Baukräne drehen,<br />

wird esfür ihn schwer, eine ebenso<br />

gut gelegene Stellfläche zu finden. Er<br />

hält auch sein Spiegelzelt schon für<br />

einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung<br />

der Gegend: „Der Aufbau<br />

West hatendlich begonnen…“<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Irritationen um<br />

Bewertung<br />

einer Klinik<br />

Hedwigshöhe wehrt sich<br />

gegen falsche Statistik<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Das Treptower Krankenhaus<br />

Hedwigshöhe steht in der Kritik:<br />

Laut einer aktuellen Qualitätsuntersuchung<br />

ist es eine von bundesweit<br />

73 Kliniken, die 2017 eine unzureichende<br />

Behandlungsqualität im<br />

Bereich gynäkologischer und Brustkrebs-Operationen<br />

sowie Geburtshilfe<br />

aufgewiesen haben. Dafür wurden<br />

Daten von bundesweit 1084<br />

Krankenhäusern ausgewertet. Doch<br />

die Statistik führtindie Irre.<br />

Der Mangel, den das <strong>Berliner</strong> Institut<br />

für Qualität und Transparenz<br />

im Gesundheitswesen (IQTIG) vorfand,<br />

war folgender: Bei 50 Prozent<br />

der gynäkologischen Operationen<br />

an Eierstöcken wurde in dem Krankenhaus<br />

die vorgeschriebene Gewebeuntersuchung<br />

nicht durchgeführt.<br />

Das hört sich viel an, es handelt<br />

sich jedoch um eine von zwei<br />

Operationen. Denn, so sagt Alexander<br />

Grafe, Regionalgeschäftsführer<br />

des Betreiberbetriebes Alexianer:<br />

„Hedwigshöhe hat gar keine Gynäkologie.“<br />

Wie konnte einer Klinik ohne<br />

Frauenheilkunde ein gynäkologischer<br />

Fehler attestiertwerden? Grafe<br />

erklärt: „Eine Frau kam mit Bauchschmerzen<br />

indie Rettungsstelle. Es<br />

gab den Verdacht auf eine Erkrankung<br />

im Bauchraum, sie wurde operiert.“<br />

Dabei stellte sich heraus,dass<br />

eine Zyste an einem Eierstock geplatzt<br />

war. Diese Wunde sei gespült<br />

worden, die Frau konnte nicht lange<br />

nach dem Eingriff wieder gehen.<br />

Der Fehler geschah danach. Der<br />

behandelnde Arzt habe laut Grafe in<br />

seinem OP-Bericht einen Code für<br />

eine gynäkologische OP eingetragen,<br />

die es nicht gewesen sei. Den<br />

Prüfern fiel anhand des falschen<br />

Codes auf, dass die Gewebeuntersuchung<br />

fehlte. Nachfragen des Instituts<br />

wurden nicht befriedigend<br />

beantwortet, wie Grafe selbstkritisch<br />

bemerkt. Stattdessen wurde<br />

behauptet, alles richtig gemacht zu<br />

haben. So bekam Hedwigshöhe das<br />

Prädikat unzureichend. „Aber wir<br />

haben keinen Behandlungsfehler<br />

gemacht“, sagt Grafe.<br />

An den Kriterien zur Qualitätsfeststellung,<br />

2016 vonVertreternder<br />

Kassen, der Krankenhäuser und<br />

Ärztevertretungen festgelegt, sei<br />

nichts zu bemängeln.<br />

Das Stigma<br />

Jedes dritte Kind in Berlin wächst in Armut auf. Eine neue Studie nimmt ihr Leben unter die Lupe<br />

VonSilvia Perdoni<br />

An ihre Ausreden erinnert<br />

sich Angelina Wunsch<br />

noch gut, immer dann,<br />

wenn sie zu einer Geburtstagsfeier<br />

eingeladen war oder<br />

Freunde ins Kino gingen. „Statt zu<br />

sagen, dass ich kein Geld für ein Geschenk<br />

habe oder mir die Eintrittskarte<br />

nicht leisten kann, habe ich<br />

Gründe erfunden, warum ich nicht<br />

mitkommen kann“, sagt die 19-jährige<br />

Abiturientin. „Niemand gibt<br />

gern zu, dass er arm ist.“ Angelina<br />

Wunsch hat erlebt, was für jedes<br />

dritte Kind in Berlin gilt und was<br />

doch immer noch ein Stigma ist: Sie<br />

ist mit wenig Geld groß geworden.<br />

„Ich habe doppelt gekämpft, um<br />

bis in die zwölfte Klasse zu kommen“,<br />

sagt die Schülerin aus Pankow.<br />

„Jedes Buch für den Leistungskurs,<br />

das nicht zum Anfang des<br />

Schuljahres, sondern erst nach ein<br />

paar Monaten angeschafft wird,<br />

muss ich mir absparen. Während<br />

meine Klassenkameraden mit der<br />

ersten Liebe oder ihren Noten beschäftigt<br />

sind, lese ich mich in Gesetzezum<br />

Unterhaltsvorschuss ein.“<br />

So einer Belastung hält nicht jedes<br />

Kind stand. Studien belegen, dass in<br />

Deutschland die soziale Herkunft<br />

großen Einfluss auf den Bildungserfolg<br />

hat, dass aus Familien ohne Geld<br />

also besonders häufig Kinder ohne<br />

Chancen kommen. Um das zu ändern,<br />

trat in Berlin vorgut zwei Jahren<br />

die Landeskommission gegen Kinderarmut<br />

an. Für sie gilt als arm, wer<br />

auf Transferleistungen angewiesen<br />

ist. Am Montag stellte sie auf einer Tagung<br />

eine Studie vor, die die Lebenswelt<br />

vonarmen Kindernund Jugendlichen<br />

unter die Lupe nimmt.<br />

Berlin wirdzum Kessel<br />

Demnach fühlen sich junge Menschen<br />

aus prekären Verhältnissen in<br />

besonderem Maße durch Phänomene<br />

belastet, die viele <strong>Berliner</strong> als<br />

störend empfinden: Lärm, Schmutz,<br />

Kriminalität, Obdachlosigkeit und<br />

Drogen. „Aber die Jugendlichen fühlen<br />

sich gezwungen, ihren Alltag in<br />

diesen Strukturen zu verbringen“,<br />

sagt Davide Torrente vonder Goethe-<br />

Universität in FrankfurtamMain. Die<br />

Hochschule führte die Studie durch.<br />

Viele Jugendliche erlebten Berlin<br />

als Kessel: LangeWege,unübersichtliche<br />

Kieze, aber auch Schmutz in der<br />

Wohnung und wenig Freizeitmöglichkeiten<br />

sorgten für das Gefühl, sich<br />

nicht zurückziehen oder dem Alltag<br />

auch einmal entweichen zu können.<br />

Angelina Wunsch sucht eine eigene Wohnung –für wenig Geld. BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />

„Statt zu sagen, dass ich kein Geld für<br />

die Kinokarte habe, habe ich früher Gründe<br />

erfunden, warum ich nicht mitkommen kann.<br />

Niemand gibt gern zu, dass er arm ist.“<br />

Das kennt auch Angelina<br />

Wunsch.„Bei mir um die Ecke gibt es<br />

einen Mädchentreff für Jugendliche<br />

bis 16 Jahre–aber das war’s.Wosollen<br />

die Älteren hin? Ihnen bleibt<br />

nichts anderes übrig, als im Park abzuhängen“,<br />

sagt die Schülerin, deren<br />

Mutter als Erzieherin arbeitet<br />

und lange allein für ihre Tochter<br />

Schülerin Angelina Wunsch,<br />

lebt von 416 Euro im Monat<br />

und die zwei Halbgeschwister<br />

sorgte. Heute lebt Angelina Wunsch<br />

in einer betreutenWohneinrichtung<br />

in Pankow und bezieht 416 Euro im<br />

Monat vom Jugendamt. Auch sie ist<br />

am Montag zur Tagung in die<br />

Räume des SOS-Kinderdorfs in die<br />

Lehrter Straße in Moabit gekommen,<br />

denn sie war eine von 50Jugendlichen,<br />

die das Forscherteam<br />

für die Studie interviewte.<br />

Jugendsenatorin Sandra Scheeres<br />

(SPD) dankte Angelina Wunsch<br />

für ihr Kommen. Es sei wichtig,<br />

nicht über die jungen Leute zu reden,<br />

sondern mit ihnen. Scheeres<br />

betonte, Berlin habe im Kampf gegen<br />

Armut schon einiges erreicht.<br />

So habe sich das Land im Bund für<br />

die Ausweitung des Unterhaltsvorschusses<br />

für Alleinerziehende starkgemacht,<br />

die besonders häufig von<br />

Armut betroffen sind. Zahlt ein Elternteil<br />

keinen Unterhalt, springt<br />

nun der Staat bis zum 18. Lebensjahr<br />

ein. Auch habe man Familienzentren<br />

ausgebaut und die Kitagebühren<br />

komplett abgeschafft.<br />

Geld für jedes Kind<br />

Die Opposition im Abgeordnetenhaus<br />

bemängelt hingegen, der Senat<br />

bekämpfe eher die Symptome als die<br />

Ursachen. „Kitaplätze grundsätzlich<br />

kostenfrei zu machen, auch für Bezieher<br />

höherer Einkommen, ist nicht<br />

sozial –zumal kostenfreie Kitaplätze<br />

nichts nutzen, wenn sie nicht vorhanden<br />

sind“, sagt Maik Penn, sozialpolitischer<br />

Sprecher der CDU-<br />

Fraktion, zur <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Eine Forderung teilten am Montag<br />

im SOS-Kinderdorfviele der rund 200<br />

Vertreter von Wohlfahrtsverbänden<br />

und Hilfseinrichtungen mit SenatorinScheeres:<br />

eine Kindergrundsicherung,<br />

eine feste Summe Geld für jedes<br />

Kind. „Ich werde weiter dafür kämpfen,<br />

auch wenn die Idee bisher im<br />

Bund keine Mehrheit findet“, sagte<br />

Scheeres. Auch will sie dafür sorgen,<br />

dass bestehende Angebote noch bekannter<br />

werden und sich niemand<br />

mehr für seine Lage geniert. „Es darf<br />

nicht sein, dass Menschen nicht zum<br />

Amt gehen und Wohngeld beantragen,<br />

weil sie sich dafür schämen.“<br />

Das tut auch Angelina Wunsch<br />

heute nicht mehr.„Meine Mutter hat<br />

mir oft erklärt, das mir nichts peinlich<br />

sein braucht“, sagt sie. Einige<br />

Freunde habe sie verloren, weil sie<br />

sich nicht im gleichen Fitnessstudio<br />

anmelden kann, weil sie nicht das<br />

Geld hat, deren Hobbys zu teilen. Sie<br />

hat sich andere Freizeitaktivitäten<br />

gesucht, engagiertsich in der Kirche,<br />

bei der freiwilligen Feuerwehr und in<br />

einer Suppenküche.„Unddie echten<br />

Freunde verstehen mich“, sagt sie.<br />

Ihre Haltung versucht sie auch an<br />

ihre Geschwister weiterzugeben. Die<br />

kleine Schwester habe auch schon erlebt,<br />

dass Freundinnen nicht zu ihr<br />

nach Hause sollten.„Die Elternließen<br />

sie nicht zu uns.Weil wir armsind.“<br />

Bezirke sollen<br />

Klimaschutz<br />

beschleunigen<br />

Stelle für einen Manager in<br />

jeder Behörde gefordert<br />

VonStefan Kruse<br />

Der Grünen-Politiker GeorgKössler<br />

fordert mehr Anstrengungen<br />

der Bezirke beim Klimaschutz.„Es tut<br />

sich was auf kommunaler Ebene,<br />

aber viel zu langsam“, sagte der Sprecher<br />

für Klima- und Umweltschutz<br />

der Grünen-Fraktion. Berlin hat ehrgeizige<br />

Ziele beim Klimaschutz. Bis<br />

2050 soll die Stadt klimaneutral sein,<br />

was einen grundlegendenWandel bei<br />

Energienutzung, Verkehr oder Konsum<br />

voraussetzt. Den Bezirken<br />

kommt dabei eine wichtige Aufgabe<br />

zu. „Einige sind immer noch nicht<br />

aufgewacht“, sagt Kössler.<br />

In allen Bezirken müsse eine ausschließlich<br />

für Klimaschutz zuständige<br />

Stelle existieren, forderte er.„Nur<br />

so kann dieses Querschnittsthema<br />

angemessen vorangetrieben werden.“<br />

Eine parlamentarische Anfrage<br />

Kösslers in der Umweltverwaltung ergab,dass<br />

dem Klimaschutz in den Bezirken<br />

noch höchst unterschiedlicher<br />

Stellenwertbeigemessen wird. So gibt<br />

es in einigen Bezirken Klimaschutzkonzepte<br />

oder Programme für mehr<br />

Energieeffizienz, in anderen sind<br />

nicht einmal welche in Planung. Fünf<br />

Bezirke haben eigene Klimaschutzmanager,<br />

drei zumindest für den Bereich<br />

zuständiges Personal. Auch die<br />

für den Klimaschutz eingesetzten<br />

Geldbeträge schwanken stark.<br />

Kössler forderte,die Finanzierung<br />

des Klimaschutzes in den Bezirken<br />

auf neue Füße zu stellen. Besser als<br />

immer neue Sonderprogramme sei<br />

es,die Gelder mit dem nächsten Doppelhaushalt<br />

„in den Regelstrukturen<br />

der Bezirke zu verankern“, sagte er.<br />

„Das Landesziel einer CO2-neutralen<br />

Verwaltung wirdsich ohne starke Bezirke<br />

wohl nicht realisieren lassen.“<br />

Die Möglichkeiten, auf lokaler<br />

Ebene für mehr Klimaschutz zu sorgen,<br />

sind vielfältig. Dazu gehören Mobilitätskonzepte,<br />

die Umsetzung höherer<br />

Energiestandards etwa an<br />

Schulen, mehr Abstellplätzeund Verleihstationen<br />

für Fahrräder,neue Beleuchtungssysteme<br />

für öffentliche<br />

Gebäude oder Beratungsangebote.<br />

In einem Ranking der Grünen-<br />

Fraktion, das solche Maßnahmen<br />

auswertet, ist der Bezirk Lichtenberg<br />

<strong>Berliner</strong> „Klimaschutz-Meister“. Auf<br />

dem zweiten Platz folgt Steglitz-Zehlendorf,<br />

gefolgt von Neukölln, Pankowund<br />

Reinickendorf. (dpa)<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 15 *<br />

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Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Zwei Tote bei Unfällen<br />

am Wochenende<br />

Ein52Jahrealter Autofahrer ist bei<br />

einem Unfall in Kasel-Golzig<br />

(Dahme-Spreewald) ums Leben gekommen.<br />

DerMann sei mit seinem<br />

Wagen am Sonntagnachmittag von<br />

der Straße abgekommen, sagte ein<br />

Sprecher des Lagezentrums in Potsdam<br />

am Montag. Er prallte gegen einen<br />

Baum und starb noch an der Unfallstelle.AmWochenende<br />

starben<br />

bei 446 Unfällen zwei Männer,esgab<br />

67 Verletzte. (dpa)<br />

Land fördertProjekte zum<br />

autonomen Verkehr<br />

DasWirtschaftsministerium unterstützt<br />

die Entwicklung autonomer<br />

Verkehrssysteme im Kreis Dahme-<br />

Spreewald mit 400 000 Euro.Ziel sei<br />

es,Unternehmen bei ihren Aktivitäten<br />

im Bereich autonomer Verkehrssysteme<br />

für Schiene,Straße,Luftfahrtund<br />

Schifffahrtzuvernetzen<br />

und zu unterstützen, teilte das Ministerium<br />

am Montag mit. DerFörderbescheid<br />

wurde dem Landkreis<br />

und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

Dahme-Spreewald übergeben.<br />

(dpa)<br />

Polizei kooperiertmit<br />

privaten Sicherheitsfirmen<br />

DieBrandenburger Polizei und Unternehmen<br />

aus der privaten Sicherheitswirtschaft<br />

wollen künftig enger<br />

kooperieren. Wiedie Polizei mitteilte,wurde<br />

in einer Vereinbarung<br />

festgelegt, dass eine zentrale Informations-<br />

und Ansprechstelle,die<br />

rund um die Uhrbesetzt ist, geschaffen<br />

wird. Zudem sollen beide Seiten<br />

feste Ansprechpartner benennen.<br />

DieKooperationsvereinbarung<br />

wurde vonPolizeipräsident Hans-<br />

Jürgen Mörke und dem Chef der<br />

Landesgruppe des Bundesverbandes<br />

der Sicherheitswirtschaft, Matthias<br />

Schulze, unterzeichnet. Laut<br />

Bundesverband ist es bereits die<br />

achte derartige Vereinbarung in einem<br />

Bundesland. (dpa)<br />

Polizei bemängelt schlechte<br />

Beleuchtung an Autos<br />

Gerade im Herbst und Winter ist eine<br />

gute Beleuchtung wichtig.<br />

IMAGO<br />

DieBeleuchtung vieler Fahrzeuge<br />

weist zu Beginn der dunklen Jahreszeit<br />

Mängel auf. Allein die Polizeidirektion<br />

West kontrollierte im Oktober<br />

4820 Autos,Lastwagen, Motorräder<br />

und Fahrräder.Dabei wurden<br />

bei einem Viertel –1236 Fahrzeugen<br />

–Beleuchtungsmängel festgestellt<br />

und geahndet. DiePolizei kündigte<br />

weitereKontrollen an. (dpa)<br />

Deutlich weniger Fälle von<br />

Keuchhusten<br />

DieZahl der Keuchhustenfälle ist<br />

landesweit nach einem Höhepunkt<br />

im Vorjahr starkrückläufig. BisEnde<br />

Oktober wurden 459 Erkrankungen<br />

gezählt, das sind 38 Prozent weniger<br />

als im Vorjahreszeitraum. Wiedas<br />

Gesundheitsministerium mitteilte,<br />

wurden hingegen im Nachbarland<br />

Sachsen-Anhalt mit 836 Fällen bis<br />

Ende Oktober bereits mehr Erkrankungen<br />

als im gesamten Vorjahr registriert.<br />

2017 wurden in Brandenburg835<br />

Fälle erfasst –der höchste<br />

Stand seit 2012. (dpa)<br />

Aufgegeben: Das Örtchen Karlsfeld zerfällt, weil vor vier Jahren beschlossen wurde, einen Tagebau zu erweitern. Ob es so kommt, wird aber erst 2020 entschieden.<br />

VonJens Blankennagel, Cottbus<br />

Die Lausitz – diese<br />

150 Jahre alte<br />

Braunkohleregion in<br />

Südbrandenburg und<br />

Nordsachsen – steht vor dem<br />

nächsten großen Umbruch. Der<br />

erste vollzog sich nach dem Ende<br />

der DDR, als von den 70 000 Arbeitsplätzen<br />

in den Braunkohlegruben<br />

und Kraftwerken nur<br />

knapp 20 000 übrig blieben. Inzwischen<br />

sind es nicht mal mehr halb<br />

so viele.<br />

Doch in nicht allzu ferner Zukunft<br />

sollen es gar keine Kohlegruben und<br />

Kraftwerke mehr geben. Denn der<br />

Ausstieg aus der Kohleverstromung<br />

ist so gut wie beschlossen, jetzt verhandelt<br />

die von der Bundesregierung<br />

eingesetzte Kohlekommission<br />

mit den betroffenen Bundesländern<br />

der vier deutschen Kohleregionen<br />

noch über das Wieund Wann. Vorallem<br />

geht es darum, wie viel Geld ausgegeben<br />

wird, um den strukturellen<br />

Umbruch zu managen und alternativeJobs<br />

zu schaffen.<br />

Zahlen aus zehn Jahren ausgewertet<br />

Immer wieder ist davon die Rede,<br />

dass knapp 9000 direkte Arbeitsplätzeauf<br />

dem Spiel stehen und dass<br />

die Region massiv absteigen könnte.<br />

Doch bei allen berechtigten Befürchtungen<br />

spielt die gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklung eher eine<br />

positiveRolle.Gemeint ist, dass auch<br />

in der Lausitz nicht Massenarbeitslosigkeit<br />

droht, sondern eher massiverFachkräftemangel.<br />

Das legen Zahlen der Bundesagentur<br />

für Arbeit nahe, deren Institut<br />

für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />

(IAB) zu dem Ergebnis<br />

kommt, dass die 8825 Arbeitnehmer<br />

der Energiebranche gerade einmal<br />

Jobs nach der Kohle<br />

In der Lausitz werden nach dem Ende der Tagebaue viele Fachkräfte gesucht<br />

2,1<br />

Prozent aller Beschäftigten in<br />

der Lausitz arbeiten in Kohlegruben<br />

und Kraftwerken.<br />

2,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten in der<br />

Lausitz ausmachen. „Wir haben die<br />

Zahlen der vergangenen zehn Jahre<br />

untersucht und waren doch ein wenig<br />

überrascht“, sagt Doris Wiethölter<br />

vom IAB der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Denn wer den Begriff Lausitz höre,<br />

denke zuerst an Kohlegruben und<br />

Kraftwerke.„Doch die Zahlen zeigen,<br />

dass der Strukturwandel bereits seit<br />

einigen Jahren im vollen Gange ist.“<br />

Die Energiewirtschaft spiele natürlich<br />

für die Wirtschaftsleistung der<br />

Region weiter eine große Rolle, aber<br />

bei den Beschäftigtenzahlen ist die<br />

Branche längst nicht Platz 1.<br />

Dort stehen die 75 000 Arbeitsplätze<br />

imverarbeitenden Gewerbe.<br />

ZumBeispiel sind allein 12 000 Menschen<br />

in der Ernährungswirtschaft<br />

tätig – mehr als in der Kohle. Auf<br />

Platz 2steht die Gesundheitsbranche<br />

mit 68 000 Jobs, gefolgt von<br />

50 000 in Handel und bei Instandsetzungsbetrieben.<br />

Das Wesentliche daran ist, dass<br />

die Zahl der Jobs in der Kohle in den<br />

vergangenen zehn Jahren stabil geblieben<br />

ist, aber die Zahlen im Gesundheitsbereich<br />

um 30 Prozent<br />

stiegen, im verarbeitenden Gewerbe<br />

um 11 Prozent. „Das heißt: Beim<br />

Angriff auf Polizisten<br />

Ermittler werfen Jugendlichen Tötungsversuch vor<br />

Gegen zwei Jugendliche wurden<br />

am Sonntag Haftbefehle erlassen,<br />

weil sie mit einem besonders<br />

perfiden Trick versucht haben sollen,<br />

zwei Polizisten zu töten. DerFall<br />

ereignete sich am Sonnabend in<br />

Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark).<br />

Nach Angaben der Polizei hatten<br />

dort Zeugen mitbekommen, dass in<br />

einem noch nicht fertigen Neubau<br />

jemand in die Baustelle eingebrochen<br />

war. Die Zeugen alarmierten<br />

die Polizei. Zwei Beamte fuhren zum<br />

Tatort, durchsuchten um 21.57 Uhr<br />

die Baustelle,fanden aber keine Einbrecher.<br />

„Im Haus stellten sie mehrere<br />

umherliegende Gasflaschen<br />

fest, wobei aus einer Flasche Gas<br />

austrat“, sagte Polizeisprecherin Juliane<br />

Mutschischk. Während die Polizisten<br />

das Ventil der Gasflaschen<br />

schlossen, bemerkten sie ein brennendes<br />

Stück Papier, das jemand<br />

vom Dach zu den Gasflaschen herunterfallen<br />

ließ.<br />

„Zueiner Entzündung des Gasgemisches<br />

kam es nicht“, sagte die Polizeisprecherin.<br />

Die Polizisten nahmen<br />

zwei Jugendliche fest, die aber<br />

zu den Tatvorwürfen nichts sagten.<br />

„Die Tatwurde als versuchtes Tötungsdelikt<br />

eingestuft“, sagte Sigrid<br />

Komor von der Staatsanwaltschaft.<br />

Die Haftbefehle wurde unter Auflagen<br />

außer Vollzug gesetzt. Details zu<br />

den Verdächtigen werden wegen des<br />

Persönlichkeitsschutzes bei Jugendlichen<br />

nicht genannt. (bla.)<br />

ENERGIEBRANCHE<br />

21270<br />

Beschäftigte arbeiten<br />

in der ostdeutschen<br />

Energiewirtschaft.<br />

42<br />

Prozent der Beschäftigten der<br />

ostdeutschenEnergiebranche<br />

sind in der Lausitztätig.<br />

IMAGO<br />

Strukturwandel in einem der wichtigsten<br />

Industriestandorte in der<br />

Metropolregion Berlin-Brandenburg<br />

sind in den letzten zehn Jahrebereits<br />

die meisten neuen Arbeitsplätze außerhalb<br />

der Energiewirtschaft entstanden“,<br />

sagte Doris Wiethölter.<br />

Zu dieser positiven Entwicklung<br />

auf dem Arbeitsmarkt kommen weitere<br />

gesamtgesellschaftliche Faktoren,<br />

die den schwierigen Umbruch in<br />

der Lausitz zusätzlich erleichtern. So<br />

haben die Forscher die Abwanderung<br />

von Arbeitskräften untersucht und<br />

festgestellt, dass der Bevölkerungsrückgang<br />

in der Lausitz deutlich größer<br />

ist als in anderen Gebieten. Er lag<br />

von1995 bis 2015 bei fast 19 Prozent.<br />

Damit sank auch die Zahl der erwerbsfähigen<br />

Bevölkerung um 26<br />

Prozent. „Der Bevölkerungsrückgang<br />

ist damit deutlich kräftiger –teilweise<br />

doppelt so hoch –als in anderen Regionen<br />

Brandenburgs oder Sachsens“,<br />

sagte Doris Wiethölter.Zudem<br />

rechnen die Forscher damit, dass sich<br />

diese Entwicklung fortsetzen wird,<br />

dass bis 2035 die Zahl der Menschen<br />

im Alter von15bis 65 Jahreummehr<br />

als ein Drittel zurückgehen wird.<br />

EinVorteil ist, dass in der Energiewirtschaft<br />

überdurchschnittlich viele<br />

gut ausgebildete Spezialisten arbeiten,<br />

die meist schon älter sind. Viele<br />

von ihnen können in Ruhestand gehen,<br />

wenn in 10 oder 20 Jahren die<br />

Kohlverstromung endet. Das Problem<br />

ist allerdings, dass vor allem<br />

junge Leute in andere Regionen ziehen.<br />

„Wegen der Abwanderung und<br />

wegen des Geburtendefizits gibt es<br />

schon jetzt einen Fachkräftemangel“,<br />

sagte DorisWiethölter.<br />

Da die Überalterung nicht aufgehalten<br />

werden kann, sehen die Forscher<br />

die Hauptaufgabe für die Politik<br />

darin, die Abwanderung der Fachkräfte<br />

und der Jugend aufzuhalten<br />

oder wenigstens zu verringern. Dafür<br />

sollte es noch mehr Initiativen geben.<br />

Siesollen Leute,die bereits gegangen<br />

sind, wieder in ihreHeimat zurückzuholen.<br />

Oder man muss Leuten, die<br />

heute zur Arbeit nach Dresden oder<br />

Berlin pendeln, gut bezahlte Jobs in<br />

der Lausitz bieten. Das ist natürlich<br />

eine Herausforderung, da die Lausitz<br />

allgemein nicht gerade als der<br />

schönste und idyllischste Landstrich<br />

gilt.<br />

Auch die Forscher sehen, dass<br />

dies nur durch einen massiven Modernisierungsschub<br />

gelingen kann.<br />

„Das ist nur machbar mit einer guten<br />

modernen Infrastruktur –sowohl digital<br />

als auch verkehrstechnisch“,<br />

sagte Doris Wiethölter. „Gemeint<br />

sind regelmäßige schnelle Züge in<br />

die Region und schnelles Internet.“<br />

Zudem muss verhindert werden,<br />

dass weitere Berufsschulen schließen.<br />

Sonst ist die Jugend vonAnfang<br />

an weg. Unddie Cottbuser Universität<br />

muss sich besser mit Hochschulen<br />

in Dresden und Berlin vernetzen,<br />

damit in der Lausitz hochmoderne<br />

Firmen aus der Uni ausgegründet<br />

werden können. „Erfolgsbestimmend<br />

wirdsein, ob es eine leistungsfähige<br />

Bildungsstruktur gibt“, sagt<br />

Doris Wiethölter.<br />

Für mehr Frauen im Parlament<br />

Festveranstaltung zu 100 Jahren Frauenwahlrecht<br />

Landtagspräsidentin Britta Stark<br />

(SPD) stützt die Forderung nach<br />

einer gleichberechtigten Beteiligung<br />

von Frauen in den Parlamenten.<br />

„Wenn wir Parität politisch wollen,<br />

dann werden uns rechtliche Hürden<br />

nicht aufhalten“, erklärte Stark am<br />

Montag anlässlich einer Festveranstaltung<br />

im Landtag zu 100 Jahren<br />

Frauenwahlrecht. „Voraussetzung<br />

ist, dass wir, soweit erforderlich, auf<br />

Bundes- und auf Landesebene die<br />

verfassungsrechtliche Basis für Geschlechterparität<br />

schaffen. Dafür<br />

lohnt es sich zu kämpfen.“<br />

Die Grünen hatten einen Gesetzesvorschlag<br />

in den Landtag eingebracht,<br />

wonach die Listenplätze der<br />

Parteien abwechselnd mit Männern<br />

und Frauen besetzt werden sollen.<br />

DieAfD hatte ein Gutachten des Parlamentarischen<br />

Beratungsdienstes<br />

anfertigen lassen. Das kommt zum<br />

Ergebnis, dass dies nicht mit dem<br />

Grundgesetz vereinbar sei. Auch auf<br />

Bundesebene gibt es Forderungen<br />

nach Änderungen des Wahlrechts.<br />

Bei der Veranstaltung sagte Frauenministerin<br />

Susanna Karawanskij<br />

(Linke): „Wir müssen Hürden überwinden,<br />

wir müssen aber auch selbst<br />

aktiv werden. Frauen, nehmt euren<br />

ganzen Mut zusammen und stellt<br />

euch zur Wahl. Geht hin, macht mit.<br />

Wir dürfen nicht sorglos mit dem<br />

Wahlrecht umgehen. Unsere Ur-Ur-<br />

Großmütter haben dafür jahrelang<br />

gekämpft.“ (dpa, BLZ)<br />

Kein Deal im<br />

Prozess um<br />

Brandstiftung<br />

Ex-NPD-Politiker Schneider<br />

lehnt Einigung ab<br />

VonKlaus Peters, Potsdam<br />

Im Revisionsprozess um den<br />

Brandanschlag auf eine geplante<br />

Flüchtlingsunterkunft in Nauen wird<br />

es vorerst keinen Deal zur Abkürzung<br />

des Verfahrens geben. Der frühere<br />

NPD-Politiker Maik Schneider<br />

lehnte die vom Gericht in Aussicht<br />

gestellten Maximalstrafen bei einem<br />

reuigen Geständnis als viel zu hoch<br />

ab. Das sagte sein Verteidiger Sven-<br />

Oliver Milke am Montag in einer Prozesspause<br />

am Landgericht Potsdam.<br />

Daher werde das bis kurz vor<br />

Weihnachten terminierte Verfahren<br />

nun wie geplant fortgesetzt. Schneider<br />

werde sich im Prozess zunächst<br />

nicht äußern.<br />

Schneider war im ersten Prozess<br />

wegen schwerer Brandstiftung und<br />

anderer Delikte zu neuneinhalb Jahren<br />

Haft verurteilt worden. Dieses<br />

Urteil hatte der Bundesgerichtshof<br />

wegen der Befangenheit eines Schöffen<br />

aufgehoben. Daher muss der<br />

Prozess komplett neu verhandelt<br />

werden.<br />

Schneider und fünf anderen Neonazis<br />

wurde zur Last gelegt, eine<br />

frisch renovierte Sporthalle in<br />

Nauen, die für ein paar Monate als<br />

Flüchtlingsunterkunft gedacht war,<br />

in der Nacht zum 25. August 2015<br />

niedergebrannt zu haben. Sachschaden:<br />

3,5 Millionen Euro. Schneider<br />

hatte den Brand als„Unfall“ bezeichnet.<br />

Die Tat war Brandstiftung und<br />

Höhepunkt einer Reihe rechtsextremistischer<br />

und ausländerfeindlich<br />

motivierter Taten in Nauen.<br />

25. August 2015: Die frisch renovierte<br />

Sporthalle brennt nieder. DPA/PÖRSCHMANN<br />

Nach Angaben von Schneiders<br />

Anwalt hatte das Gericht nun für die<br />

Brandstiftung eine Freiheitsstrafe<br />

zwischen sechs Jahren und sechs<br />

Jahren und neun Monaten in Aussicht<br />

gestellt. Für die Störung einer<br />

Stadtverordnetenversammlung<br />

könne eine Strafe zwischen einem<br />

Jahr und eineinhalb Jahren hinzukommen.<br />

AusSicht der Verteidigung<br />

sei dagegen eine Gesamtstrafe von<br />

fünf Jahren vorstellbar, sagte Milke.<br />

Die Staatsanwaltschaft bestehe auf<br />

mindestens sieben Jahren Haft.<br />

In dem Prozess wurde am Montag<br />

die Stadtverordnete Monika Hartmann<br />

(Ländliche Wählergemeinschaft<br />

Nauen und Bauern) als Zeugin<br />

zu den Vorgängen bei einer Stadtverordnetenversammlung<br />

im Jahr 2015<br />

gehört. Laut Anklage soll Schneider<br />

als Rädelsführer diese Versammlung<br />

massiv von außen gestört haben.<br />

Schneider wird vorgeworfen, eine<br />

aufgebrachte Menge dazu angestachelt<br />

zu haben, gegen die Scheiben<br />

des Versammlungssaals zu trommeln.<br />

Dagegen erklärte Hartmann,<br />

die Bürgerfragestunde zu einem geplanten<br />

Asylbewerberheim sei abgebrochen<br />

worden, weil es vor allem<br />

im Saal zu unruhig geworden sei.<br />

Im Fall eines Komplizen von<br />

Schneider hatte der Bundesgerichtshof<br />

nur die Höhe der Gesamtstrafe<br />

vonsieben Jahren gerügt. In dem Revisionsverfahren<br />

hatte die Staatsanwaltschaft<br />

vergangene Woche nun<br />

eine Haftstrafe von sechseinhalb<br />

Jahren beantragt. Am Freitag soll das<br />

Urteil gegen den 31-Jährigen gesprochen<br />

werden. (dpa, BLZ)


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

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Wissenschaft<br />

WieAmeise und<br />

Pflanze sich<br />

arrangierten<br />

Ihre Formen der Symbiose<br />

sind teilweise schon sehr alt<br />

Räuberische Ameisen nahmen<br />

vor Millionen von Jahren enge<br />

Beziehungen zu Pflanzen auf und<br />

nutzten sie als Nahrungsquelle. Erst<br />

später entstanden bei Pflanzen spezielle<br />

Merkmale,umdie Ameisen gezielt<br />

anzulocken oder bei sich zu halten<br />

–etwa als Kampftruppe gegen<br />

Fressfeinde. Das berichten US-Forscher<br />

nach der detaillierten Untersuchung<br />

der stammesgeschichtlichen<br />

Entwicklung beider Gruppen.„Diese<br />

stufenweise Verschiebung hin zu einer<br />

zunehmenden Abhängigkeit von<br />

Pflanzen mag intuitiv erscheinen, für<br />

uns war es dennoch überraschend“,<br />

sagt Matthew Nelsen vom Field Museum<br />

of Natural HistoryinChicago.<br />

Einige heutige Ameisenarten leben<br />

eng mit bestimmten Pflanzen<br />

zusammen: Sie nutzen zum Beispiel<br />

Dornen als Verstecke oder trinken<br />

Nektar und andere Pflanzensäfte.<br />

Vonder Beziehung profitieren beide<br />

Seiten: Die Pflanzen wehren mit<br />

Hilfe der Ameisen Schädlinge ab<br />

oder lassen ihreSamen vonden kleinen<br />

Insekten verteilen.<br />

Beginn vor145 Millionen Jahren<br />

Wann aber entstand diese symbiotische<br />

Beziehung, fragten sich dieWissenschaftler<br />

vom Field-Museum.<br />

Um diese Frage zu beantworten,<br />

schauten sich die Forscher die Entwicklungsgeschichte<br />

von mehr als<br />

1730 Ameisenarten und mehr als<br />

10 000 Pflanzengattungen genau an.<br />

Sie dröselten auf, wann bestimmte<br />

Merkmale in Ameisen und Pflanzen<br />

auftauchten.<br />

DieAnalyse zeigte,dass zunächst<br />

räuberische, am Boden lebende<br />

Ameisen begannen, in die Höhe zu<br />

klettern und Pflanzen als Lebensraum<br />

zu erobern. Dann fingen einige<br />

Arten an, Pflanzen auch als Nahrungsquelle<br />

zu nutzen. Das geschah<br />

in der Unterkreide, dem Abschnitt<br />

der Erdgeschichte, der vor 145 Millionen<br />

Jahren begann und vor gut<br />

100 Millionen Jahren endete.<br />

Später, gegen Ende der Oberkreide,<br />

verlegten einige Arten ihren<br />

Lebensmittelpunkt ganz auf Pflanzenund<br />

legten dortauch ihreNester<br />

an. Diemeisten dieser Anpassungen<br />

seien jedoch später entstanden, in<br />

der Erdneuzeit, schreiben die Wissenschaftler.<br />

Die begann vor 66Millionen<br />

Jahren, als die Dinosaurier<br />

ausstarben, und dauertbis heute an.<br />

Die Untersuchung ergab weiter,<br />

dass die Pflanzen die speziellen<br />

Merkmale, von denen Ameisen profitieren,<br />

erst später entwickelten.<br />

Nektardrüsen tauchten demnach in<br />

der späteren Kreidezeit auf, vor allem<br />

aber in der darauffolgenden<br />

Erdneuzeit. Spezielle Verstecke für<br />

Ameisen –Domatia –entstanden etwas<br />

verzögertzuletzt.<br />

Zu einer verstärkten Artbildung<br />

unter den Ameisen habe die Nutzung<br />

von Pflanzen nicht oder nur<br />

vorübergehend geführt, schreiben<br />

die Wissenschaftler. Nelsen: „Wir sehen<br />

keinen Teil des Ameisenstammbaumes<br />

mit Arten, die auf Pflanzen<br />

für Nahrung oder Lebensraum angewiesen<br />

sind, der schneller wächst<br />

oder sich schneller auffächert als<br />

Teile des Stammbaumes ohne solche<br />

Arten.“ (dpa)<br />

Blatt als Brunnen –einige Ameisenarten<br />

haben sogar ihre Nester auf Pflanzen. DPA<br />

Gehirnentzündung als Folge von Autoimmunprozessen. Bei der NMDA-Rezeptor-Enzephalitis ist vor allem das Hirnareal Hippocampus betroffen. Die Entzündung wird durch körpereigene<br />

Antikörper verursacht, die sich an das Hirngewebe binden (hellgrün). HARALD PRÜSS (2)<br />

Doch nicht schizophren<br />

Hinter psychiatrischen Symptomen steckt mitunter eine Immunattacke auf körpereigenes Gewebe<br />

VonMichael Brendler<br />

Simone (Name geändert)<br />

stand kurz vor dem Abitur.<br />

Deshalb wunderte sich zunächst<br />

auch keiner, als immer<br />

wieder Hand und Gesicht der<br />

18-Jährigen einschliefen. Auch die<br />

unruhigen Nächte schob die Mutter<br />

auf die Nervosität angesichts der bevorstehenden<br />

Prüfung. Aber als die<br />

Tochter sagte: „Mama, ich hab das<br />

Gefühl, ich stehe neben mir. Ich<br />

kann auf mich runtersehen“, bekam<br />

Andrea Huber dann doch Angst. Ein<br />

paar Stunden später konnte ihre<br />

Tochter nicht mehr 25 und 17 zusammenzählen<br />

und schrieb wirre<br />

Dinge. Auf dem Weg ins Krankenhaus<br />

hatte die junge Frau sogar epileptische<br />

Krämpfe.<br />

Simones Immunsystem, so stellte<br />

sich auf der Intensivstation heraus,<br />

hatte das eigene Gehirnangegriffen.<br />

Fast ein Jahr brauchten die Ärzte,um<br />

es wieder zu beruhigen: Für die Familie<br />

waren es zwölf Monate des<br />

Hoffens und Bangens. Eine Zeit, in<br />

der die Tochter von Engeln und<br />

Morddrohungen halluzinierte,keine<br />

Hemmungen mehr zu kennen<br />

schien und mit Metallstangen auf<br />

Pfleger losging.<br />

Gestörte Kommunikation<br />

Patientinnen wie Simone, sagt Stephan<br />

Rüegg vom Universitätsspital<br />

Basel, seien früher immer wieder in<br />

psychiatrischen Kliniken gelandet.<br />

Heute weiß es die Medizin zum<br />

Glück besser. Der scheinbareWahnsinn,<br />

erklärt der Neurologe des Basler<br />

Universitätsspitals, sei die Folge<br />

einer Attacke der eigenen Antikörper<br />

auf das Nervensystem. Statt sich gegen<br />

Krankheitserreger zu richten,<br />

greifen die Abwehrproteine Rezeptorenauf<br />

den Nervenzellen an, mit denen<br />

diese Signale benachbarter Neurone<br />

wahrnehmen. Dadurch stören<br />

sie die Kommunikation im Gehirn.<br />

Wird das Geschehen rechtzeitig<br />

erkannt, ist Heilung möglich. Mit<br />

Medikamenten kann man das autoaggressive<br />

Immunsystem bändigen.<br />

Häufig sind die Schäden nur vorübergehend.<br />

Richtig behandelt, erholt<br />

sich das Nervensystem wieder.<br />

Voraussetzung ist aber die richtige<br />

Diagnose –und das ist selbst heute<br />

vielerorts noch ein Problem.<br />

Kürzlich haben sich französische<br />

Wissenschaftler 111 Fälle von Patienten<br />

wie Simone genauer angesehen.<br />

Fast jeder zweite vonihnen war<br />

zunächst fälschlicherweise mit Verdacht<br />

auf Schizophrenie,Depression<br />

oder eine ähnliche Krankheit in einer<br />

Psychiatrie gelandet. Auch der<br />

Neurologe Harald Prüß von der <strong>Berliner</strong><br />

Universitätsklinik Charité kann<br />

von Fällen erzählen, bei denen erst<br />

nach einer langen Odyssee durch<br />

Nervenheilanstalten, nach Zwangsfixierungen<br />

und der Gabe von Neuroleptika<br />

auffiel, dass der Patient<br />

dort nicht hingehörte. Eine Studie<br />

der Universität Magdeburg, in der<br />

Blutproben von Schizophrenie-Patienten<br />

der Einrichtung untersucht<br />

wurden, zeigte: In jeder zehnten<br />

Probe fanden sich sogenannte<br />

NMDA-Antikörper wie bei Simone.<br />

„Ich bin überzeugt davon, dass es<br />

in den psychiatrischen Krankenhäusern<br />

noch mehr solcher Fälle gibt“,<br />

sagt der Nervenarzt. Gerade kleineren<br />

Kliniken mangele es oft an den<br />

notwendigen diagnostischen<br />

Werkzeugen.<br />

Womöglich<br />

spielten Autoimmunleiden<br />

bei der<br />

Mehrzahl der psychiatrischen<br />

Krankheitsfälle<br />

zumindest<br />

eine Nebenrolle.<br />

Auf alle Fälle hat<br />

die Bedeutung der<br />

Autoimmun-Enzephalitiden,<br />

wie sich<br />

Kernspinbilder enthüllen Entzündungsherde<br />

im Gehirn.<br />

diese Gehirnentzündungen<br />

nennen,<br />

seit ihrer Entdeckung<br />

im Jahr 2005<br />

stark zugenommen. „Inzwischen<br />

kennen wir fünfzehn Antikörper,die<br />

beteiligt sind“, sagt der Basler Experte<br />

Rüegg. Jedes Jahr kämen ein<br />

bis zwei neue dazu. Ähnlich wie bei<br />

der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis,soder<br />

offizielle Name vonSimones<br />

Leiden, sind stets Rezeptoren im<br />

Gehirndas Ziel.<br />

Gaba ist zum Beispiel eine Substanz,<br />

mit der sich Nervenzellen gegenseitig<br />

ausbremsen. Werden die<br />

entsprechenden Rezeptoren durch<br />

Antikörper zerstört, kann das zum<br />

völligen Rückzug der Betroffenen<br />

führen, zu einer Artinnerem Einfrieren.<br />

Aber auch das Dopamin- und<br />

Glutamatsystem, zwei andere wichtige<br />

Neurotransmitter, werden vom<br />

Immunsystem attackiert.<br />

Die Gründe dafür sind weitestgehend<br />

ein Rätsel. Die NMDA-Enzephalitis,soviel<br />

weiß man zumindest,<br />

tritt besonders oft bei jungen Frauen<br />

auf. In etwa der Hälfte der Fälle ist sie<br />

bei ihnen mit einem gutartigen Tumor<br />

aus Keimzellen verbunden. In<br />

diesem Teratom wachsen die verschiedensten<br />

körpereigenen Gewebe<br />

und Strukturen, darunter<br />

manchmal auch NMDA-Rezeptoren.<br />

Die Abwehrzellen lernen sie als<br />

potenziellen Feind kennen und attackieren<br />

sie auch an anderer Stelle.<br />

Bei anderen scheint eine virale<br />

Entzündung am Anfang zu stehen.<br />

Zerstören Herpes-Erreger die Neuronen<br />

im Gehirn, dann führen die Zelltrümmer<br />

das Immunsystem manchmal<br />

ebenfalls in die Irre. Eine Enzephalitis<br />

durch den Erreger flammt<br />

wahrscheinlich deshalb oft ein zweites<br />

Malals Autoimmunleiden auf.<br />

Aber gilt Ähnliches auch für andereViren,<br />

womöglich schon bei banalen<br />

Erkältungskrankheiten? „Ich<br />

befürchte ja“, sagt Charitéforscher<br />

Prüß. Und manchen Menschen<br />

muss man die Attacken auf die eigenen<br />

Rezeptoren womöglich gar nicht<br />

erst beibringen. Sietragen dieVeranlagung<br />

dazu schon<br />

in ihren Genen.Werden<br />

ihre Abwehrzellen<br />

durch eine virale<br />

Infektion aufgeputscht,<br />

könne dass<br />

die fatale Reaktion<br />

in Gang setzen, vermutet<br />

der Neurologe.<br />

Noch interessanter<br />

werden solche<br />

Fragen, wenn man<br />

auf ein anderes<br />

Krankheitsbild<br />

blickt. Sogenannte<br />

TPO-Antikörper<br />

schleppen sogar jeder siebte Mann<br />

und fast jede dritte Frau mit sich<br />

herum. Sie verursachen eine Entzündung<br />

der Schilddrüse, Hashimoto-Thyreoiditis.<br />

Aber damit<br />

könnte es nicht getan sein, vermutet<br />

Ludger Tebartz van Elst. Im vergangenen<br />

Jahr hat der Psychiater an der<br />

Uniklinik Freiburgeine Patientin mit<br />

ungewöhnlichen Symptomen behandelt.<br />

Eigentlich deutete bei der<br />

41-jährigen Lehrerin alles auf eine<br />

Schizophrenie hin.<br />

Zu den eingebildeten Stimmen<br />

gesellte sich zum Beispiel ein merkwürdiger<br />

Wahn. Jede Geste, die man<br />

vor der Frau machte, deutete sie in<br />

sexuelle Avancen um. „Fasste man<br />

sich an die Nase, meinte die Patientin,<br />

man wolle mit ihr schlafen, ein<br />

Griff ans Ohrläppchen stand für analen<br />

Geschlechtsverkehr“ erzählt van<br />

Elst. „Mein armer Stationsarzt<br />

wusste gar nicht mehr wohin mit<br />

den Händen“, ergänzt er. Sieben<br />

Jahrelang versuchten Mediziner vergeblich,<br />

dem Wahn mit Medikamenten<br />

beizukommen.<br />

Beim dritten Stationsaufenthalt<br />

entschlossen sich die Ärzte, esmit<br />

Kortison zu probieren. Sie vermuteten<br />

das sogenannte Sreat-Syndrom,<br />

bei dem Hashimoto-Antikörper und<br />

psychische Symptome aus rätselhaftem<br />

Grund zusammenkommen.<br />

Kortison ist nicht nur eines der effektivsten<br />

Mittel, um das Immunsystem<br />

zu bremsen, es hilft auch regelmäßig<br />

den von diesem Syndrom Betroffenen.<br />

Bei der Freiburger Patientin<br />

schlug es ebenfalls an.<br />

Dass Menschen mit derartigen<br />

Schilddrüsenerkrankungen psychische<br />

Symptome haben, ist gar nicht<br />

so selten, wie eine vor kurzem erschienene<br />

Studie in der Fachzeitung<br />

Jama Psychiatry zeigte. Demnach<br />

sind Angsterkrankungen bei ihnen<br />

doppelt so häufig, Depressionen sogar<br />

viermal häufiger als in der Normalbevölkerung.<br />

Kortison könnte demnach so einigen<br />

Menschen helfen. Das Problem<br />

ist jedoch: Unter den verdächtigen<br />

psychiatrischen Problemen leidet<br />

mindestens jeder sechste Deutsche.<br />

Und allein schon angesichts<br />

ihrer Häufigkeit werden sich rund<br />

bei jedem fünften von ihnen Hashimoto-Antikörper<br />

finden. Soll man<br />

ihnen demnächst allen auf Verdacht<br />

Kortison spritzen? Das wären fast<br />

drei Millionen Menschen. Zumal<br />

Kortison selbst die Nebenwirkung<br />

haben kann, echte psychische<br />

Krankheiten massiv zu verstärken.<br />

Seltenes Syndrom<br />

Stephan Rüegg ist daher eher zurückhaltend:<br />

„Ein Sreat-Syndrom ist<br />

außerordentlich selten“, sagt er.„Ich<br />

sehe in Basel gerade mal alle zwei<br />

Jahre soeinen Patienten.“ Womöglich<br />

seien die Schilddrüsen-Antikörper<br />

auch gar nicht die Ursache von<br />

Depression und Psychose, sondern<br />

nur ein Anzeichen für ein paralleles,<br />

noch unbekanntes Autoimmunleiden.<br />

Denn es ist bekannt, dass sich<br />

bei Autoimmunleiden der Körper oft<br />

an mehr als einer Stelle gegen sich<br />

selbst richtet.<br />

Für Mediziner bleibt trotzdem die<br />

Frage, wie sie zum Beispiel mit einem<br />

Schizophreniekranken verfahren<br />

sollen, in dessen Blut sich auch<br />

Antikörper finden. Oder mit einem<br />

Depressiven, der Morbus Hashimoto<br />

hat. „Wenn die Symptome<br />

plötzlich aufgetreten sind, sollte das<br />

ein Anlass sein, genauer hinzusehen“,<br />

sagt Rüegg. Einweiteres Warnzeichen<br />

seien auch zusätzliche neurologische<br />

Krankheitszeichen wie<br />

epileptische Anfälle.Für Simone war<br />

die Kortisontherapie genau das<br />

Richtige: „Ich bin wieder ganz die<br />

Alte“, sagt sie. Demnächst wird sie<br />

mit dem Studium beginnen.<br />

Resistente<br />

Bakterien<br />

im Salat<br />

Funde bei Kräutern und in<br />

Fertigmischungen<br />

Salate und andere vorgeschnittene<br />

Produkte zum Sofortverzehr<br />

sind offenbar regelmäßig mit resistenten<br />

Bakterien verunreinigt. In einer<br />

Studie enthielten alle 24 untersuchten<br />

Produkte aus deutschen Supermärkten<br />

Kolibakterien mit Resistenzgenen<br />

gegen das Antibiotikum<br />

Tetrazyklin. Zwar kamen die meisten<br />

Keime nur in geringer Konzentration<br />

vor. Siekönnten aber nach dem Verzehr<br />

ihreResistenzgene im Darm auf<br />

andere Mikroorganismen übertragen,<br />

auch auf Krankheitserreger,<br />

mahnt ein Team um Kornelia Smalla<br />

vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig<br />

im Fachblatt mBio.<br />

„Der Konsum von Salaten wird<br />

trotz des Nutzens für die menschliche<br />

Gesundheit zunehmend als Quelle<br />

vonBakterien erkannt, die Krankheiten<br />

verursachen, gegen Antibiotika<br />

resistent sind oder Gene für Antibiotika-Resistenzen<br />

tragen“, schreiben<br />

die Forscher mit Verweis auf Ausbrüche<br />

wie die EHEC-Epidemie im Jahr<br />

2011 in Deutschland. Die Kontaminierung<br />

der Salate könne schon auf<br />

den Feldern erfolgen, etwa durch organische<br />

Dünger oder Bewässerung.<br />

Für die Studie kauften die Forscher<br />

24 Packungen Mischsalat, Rucola<br />

und Koriander in Supermärkten<br />

in Braunschweig und Magdeburg.<br />

Anschließend analysierten sie die<br />

Produkte auf Bakterien der Art<br />

Escherichia coli. Diese Keime sind<br />

zwar meist harmlos, können aber<br />

übertragbare Resistenzgene gegen<br />

Antibiotika tragen. In allen Proben<br />

fanden sich Kolibakterien, die gegen<br />

Tetrazyklin resistent waren, das in<br />

der Tierhaltung viel genutzt wird.<br />

Experten raten: Generell sollte<br />

man Rohkost, Blattsalate und frische<br />

Kräuter vor dem Verzehr gründlich<br />

mitTrinkwasser waschen, um das Risiko<br />

der Aufnahme von Krankheitserregern<br />

oder resistenten Bakterien<br />

zu minimieren. (dpa/fwt)<br />

Zehn<br />

Sternschnuppen<br />

pro Stunde<br />

Höhepunkt des Stroms der<br />

Leoniden am Sonnabend<br />

Gute Nachrichten für Sternschnuppenfans:<br />

Die Leoniden<br />

sind vom heutigen Dienstag an wieder<br />

aktiv.Der Sternschnuppenstrom<br />

erreicht sein Maximum in der Nacht<br />

von Sonnabend auf Sonntag. Dieses<br />

Malrechnen Experten allerdings mit<br />

einer geringeren Aktivität als in den<br />

Vorjahren.<br />

„Erwartet werden bis zu zehn<br />

Sternschnuppen pro Stunde“, sagt<br />

der Leiter des Potsdamer Urania-<br />

Planetariums, Simon Plate. Ambesten<br />

seien sie in den frühen Morgenstunden<br />

in dunkler Umgebung zu<br />

sehen –und zwar in Richtung Nordosten.<br />

Die Leoniden sind nach dem<br />

Sternbild Löwe (lateinisch Leo) benannt,<br />

aus dessen Richtung sie<br />

scheinbar auftauchen. Ihren Ursprung<br />

haben die Meteore in der<br />

Trümmerwolke des Kometen<br />

55P/Tempel-Tuttle. Sobald Bruchstücke<br />

des Kometen in die Erdatmosphäre<br />

eintreten, verglühen sie und<br />

werden zu Sternschnuppen.<br />

„Die Leoniden gehören zu den<br />

schnellsten Sternschnuppen, die wir<br />

beobachten können. Sie haben eine<br />

Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern<br />

pro Sekunde“, sagt Simon<br />

Plate. Inder Nacht vom 13. auf den<br />

14. Dezember geht es weiter mit den<br />

nächsten Sternschnuppen – dann<br />

wird das Maximum der Geminiden<br />

erwartet. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 17 *<br />

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Sport<br />

Eine lang<br />

ersehnte<br />

Option<br />

Fabian Wiede steht bei den<br />

Füchsen vor der Rückkehr<br />

Die Personalsituation bei den<br />

Füchsen Berlin ist angespannt,<br />

den Handball-Bundesligisten plagen<br />

Verletzungsprobleme,doch jetzt<br />

steht immerhin schon Fabian Wiede<br />

vor der Rückkehr ins Team. Der 24-<br />

Jährige kann vermutlich an diesem<br />

Donnerstag beim Heimspiel in der<br />

Max-Schmeling-Halle sein Comeback<br />

geben. Der Rückraumspieler<br />

hatte sich bei der bei der inoffiziellen<br />

Vereins-WM in Katar einen Schienbeinanbruch<br />

zugezogen und fehlte<br />

seitdem den <strong>Berliner</strong>n.<br />

Für Wiede war es die zweite Verletzung<br />

in dieser Saison. Während<br />

der Vorbereitung hatte er im rechten<br />

Fußeine Knochenquetschung sowie<br />

einen Plantarfaszien-Einriss erlitten<br />

und erst seit Mitte September wieder<br />

spielen können. Gerade einmal vier<br />

Wochen konnte der Linkshänder<br />

den Füchsen helfen, dann verletzte<br />

er sich Katar erneut.<br />

Velimir Petkovic ist froh, dass<br />

Wiede vor der Rückkehr steht. Der<br />

Trainer der Füchse muss den Ausfall<br />

von neun Spielern kompensieren.<br />

MitWiede verfügt er über eine wertvolle<br />

zusätzliche Option. „Wenn er<br />

auf dem Feld ist, können wir einen<br />

ganz anderen Handball spielen, bekommen<br />

schnell viel mehr Qualität“,<br />

sagt Coach Petkovic.<br />

In einem Internet-Video ist Fabian<br />

Wiede auf einem Fahrradergometer<br />

zu sehen. Neben ihm schwitzt<br />

Christoph Reißky bei Sit-ups, Paul<br />

Drux trainiert seine Oberschenkel.<br />

Im Hintergrund dehnen sich Kevin<br />

Struck und Simon Ernst. Auch sie<br />

sind angeschlagen. Drux könnte<br />

ebenfalls bald zurückkehren. Anfang<br />

Dezember werden dann die anderen<br />

Linkshänder Christoph Reißky und<br />

Mattias Zachrisson zurückerwartet.<br />

Auf den Rest muss Trainer Petkovic<br />

allerdings noch bis zum kommenden<br />

Jahr warten. (cap.)<br />

Ankunft der Schmetterlinge<br />

Die Niederlage von Tennisprofi Roger Federer zum Auftakt in London gegen Kei Nishikori gibt Rätsel auf<br />

VonDoris Henkel, London<br />

Manchmal dauertes, bis<br />

Roger nach einem<br />

Spiel in der Pressekonferenz<br />

erscheint,<br />

manchmal taucht er schon nach fünf<br />

Minuten auf, und daraus lässt sich<br />

ansatzweise schließen, wie es ihm<br />

geht. Nach der Niederlage im ersten<br />

Gruppenspiel des Saisonfinales in<br />

London gegen KeiNishikori(6:7, 3:6)<br />

saß er schon auf dem Podium, als der<br />

Japaner noch auf dem Platz beim<br />

Siegerinterview stand; man fragte<br />

sich, wie er es geschafft hatte, inder<br />

extrem kurzen Zeit das T-Shirt zu<br />

wechseln. Als Erklärung für die maximale<br />

Eile ließ er wissen, er wolle<br />

diesen Abend so schnell wie möglich<br />

abhaken, um sich in Gedanken auf<br />

die nächste Aufgabe einzustimmen.<br />

Falls er auf der Suche nach einem<br />

positiven Ansatz gewesen sein sollte,<br />

gab es zumindest einen: Viel<br />

schlechter als in der ersten Partie<br />

wird er in der zweiten an diesem<br />

Dienstagabend gegen Dominic<br />

Thiem aus Österreich kaum spielen<br />

können.<br />

Es schwirrten allerlei Deutungen<br />

durch die riesige Londoner Arena,<br />

wie das Geschehen nun einzuordnen<br />

sei. Dabei ging es weniger um<br />

die Niederlage an sich als vielmehr<br />

um die Art. Auf der nach oben himmelweit<br />

offenen Federer-Skala lag<br />

derWert diesmal deutlich unter Null.<br />

Da Nishikori nicht viel besser in<br />

Form war, erlebten die 20 000 Zuschauer<br />

einen ernüchternden<br />

Abend voller Fehler. Beim kuriosesten<br />

der Sammlung schoss sich Federerbeinahe<br />

selbst ab,als der Ball bei<br />

einem Return vom Schläger absprang<br />

und an seinem Kinn landete.<br />

Manchmal wirkte er unwirsch, dann<br />

hochgradig nervös, und Momente<br />

der relativen Sicherheit währten nie<br />

allzu lange.<br />

Sieg dringend benötigt<br />

Nun sollte man einerseits daran erinnern,<br />

dass selbst die besten Spieler<br />

bisweilen neben sich stehen, dass es<br />

auch nicht Roger Federers erste Niederlage<br />

in diesem Jahr war, sondern<br />

bereits die neunte. Andererseits gehört<br />

dieses Turnier der Besten am<br />

Ende des Jahres zu seinen Lieblingsterminen.<br />

Seit seinem ersten Start<br />

anno 2002 verlor er nur dreimal ein<br />

Auftaktspiel, aber noch nie eines vergleichsweise<br />

glatt in zwei Sätzen,<br />

und er braucht nun dringend einen<br />

Im Stress: Roger Federer steht in London unter Druck.<br />

AP/IRELAND<br />

Sieg gegen den Österreicher Thiem.<br />

Nach wie vor ist alles möglich, wie<br />

die Geschichte der drei missglückten<br />

ersten Spiele zeigt: 2007 gewann er<br />

nach einer Niederlage gegen den<br />

Chilenen Fernando Gonzalez am<br />

Ende in überragender Form den Titel;<br />

im Jahr danach schied er zum<br />

einzigen Mal inseiner Karriere nach<br />

der Vorrunde aus; und nach einer<br />

Auftakt-Niederlage 2013 gegen Novak<br />

Djokovic landete er im Halbfinale.<br />

Als er beim Turnier in Basel vor<br />

ein paar Wochen den 99. Titel seiner<br />

Karrieregewann, war es trotz der erfolgreichen<br />

Woche nicht ganz einfach,<br />

seine Form einzuordnen. Beim<br />

Start danach in Paris schied er zwar<br />

im Halbfinale gegen Djokovic aus,<br />

aber in einem der besten Spiele des<br />

Jahres wirkte er so stark, voller Angriffslust<br />

und sicher wie seit Monaten<br />

nicht mehr.Als er vorBeginn der<br />

ATPFinals gefragt wurde,obihm die<br />

positiven Schwingungen aus Parisin<br />

London beflügeln könnten, da<br />

meinte er,Paris garantieregar nichts<br />

für London; die Puzzleteile könnten<br />

in dem Turnier zusammenkommen,<br />

aber er werde dafür kämpfen müssen.<br />

SchmerzenimHandgelenk<br />

Wie viel Nervosität war im Spiel gegen<br />

Kei Nishikori? Die Anwesenheit<br />

der gleichermaßen gefürchteten wie<br />

geliebten Schmetterlinge ist ja nicht<br />

leicht zu erklären. Federer hat schon<br />

oft erzählt, die seien selbst bei vergleichsweise<br />

kleinen Spielen manchmal<br />

einfach da, dagegen fühle er sich<br />

vor großen Finals manchmal sicher<br />

und ruhig. Aber möglich ist natürlich<br />

auch, dass ihm etwas fehlt. Kürzlich<br />

hatte er zugegeben, während des<br />

ganzen Sommers mit Schmerzenim<br />

Handgelenk gespielt zu haben, wovon<br />

außerhalb des inneren Zirkels<br />

keiner eine Ahnung gehabt hatte.<br />

Gibt es auch diesmal ein gravierendes<br />

Problem, wird man das sicher<br />

nicht vor seinem letzten Auftritt in<br />

der Londoner Arena erfahren, wenn<br />

überhaupt.<br />

Am Tagnach seiner verwirrenden<br />

Niederlage gegen Kei Nishikori und<br />

vor dem nicht ganz unwichtigen<br />

Spiel gegen Dominic Thiem sagte<br />

Roger Federer ein geplantes Training<br />

im Londoner Queen“sClub ab.Möglich,<br />

dass er anderswo unbeobachtet<br />

spielen wollte; möglich, dass es ihm<br />

nicht gut ging. Zu diesem Thema<br />

demnächst mehr.<br />

NACHRICHTEN<br />

Santiago Solari ist neuer<br />

Cheftrainer bei Real Madrid<br />

FUSSBALL. DerArgentinier Santiago<br />

Solariwurde vomInterims- zum<br />

Chefcoach vonChampions-League-<br />

Sieger Real Madrid befördert. Die<br />

Königlichen hatten 14 Tage Zeit, Solarinach<br />

der Trennung vonJulen Lopetegui<br />

auf Probe zu testen. Am<br />

Montag lief diese Frist, die in Spanien<br />

für alle Klubs gilt, ab.Entweder<br />

wirdder Trainer dann zur Dauerlösung<br />

oder ein neuer Coach verpflichtet.<br />

Vier Siege sprachen für Solari.<br />

1. FC Magdeburg entlässt<br />

Trainer Jens Härtel<br />

FUSSBALL. Der1.FCMagdeburg,<br />

noch ohne Heimsieg und mit nur<br />

neun Punkten aus 13 Spielen Tabellenvorletzter<br />

der Zweiten Liga,<br />

trennt sich vonAufstiegstrainer Jens<br />

Härtel, 49. Auch Härtels Assitent<br />

Ronny Thielemann muss gehen.<br />

Amateur-Verband kämpft<br />

um Olympia-Teilnahme<br />

BOXEN. Derkriselnde Amateur-<br />

Weltverband (Aiba) reichte einen Bericht<br />

zu Themen wie Finanzen, Ethik<br />

und Doping ein. Aufder Basis dieses<br />

Reports will die Exekutivedes IOC<br />

über einen möglichen Ausschluss<br />

der Aiba vonden Sommerspielen<br />

2020 in Tokio entscheiden.<br />

St. Brown und Green Bay<br />

besiegen Miami Dolphins<br />

FOOTBALL. DieGreen BayPackers<br />

mit dem deutschen Passempfänger<br />

Equanimeous St.Brown hielten mit<br />

31:12 gegen die Miami Dolphins ihre<br />

Play-off-Hoffnungen am Leben. Der<br />

22-jährige St. Brown stand in der<br />

Startformation, wurde vonQuarterback<br />

Aaron Rodgers aber nur selten<br />

in Szene gesetzt.<br />

18-Jähriger verunglückt<br />

tödlich bei Weltcup in Rio<br />

SKATEBOARD.Das Weltcup-Finale<br />

in Rio de Janeiro ist von einem<br />

tödlichen Unfall überschattet worden.<br />

Bei der Abfahrt imTijuca-<br />

Stadtwald stieß der 18-jährige Brasilianer<br />

Allyson Pastrana frontal<br />

mit einem entgegenkommenden<br />

Motorrad der Organisation zusammen<br />

und erlag wenig später<br />

seinenVerletzungen.<br />

Comeback: Fabian Wiede könnte gegen<br />

Melsungen wieder auflaufen.<br />

DPA<br />

Großer Umbruch<br />

im deutschen<br />

Eishockey<br />

Auch Verbandschef Reindl<br />

steht vor dem Abschied<br />

D<br />

er Deutsche Eishockey-Bund<br />

steht nach dem Abgang seines<br />

erfolgreichsten Bundestrainers vor<br />

einem noch größeren Umbruch als<br />

gedacht. Nach Marco Sturm dürfte<br />

auch DEB-Präsident Franz Reindl<br />

den Verband bald verlassen. Damit<br />

würde das deutsche Eishockey die<br />

beiden prägendsten Köpfe des Aufschwungs<br />

nach der Silber-Medaille<br />

bei Olympia 2018 verlieren. Beim<br />

Abschied von Bundestrainer Sturm<br />

beim Deutschland Cup in Krefeld<br />

ließ Reindl durchblicken, dass er sich<br />

eine Kandidatur um den Vorsitz<br />

beim Weltverband (IIHF) vorstellen<br />

kann. Als Favorit für die Nachfolge<br />

von Sturm als Bundestrainer wird<br />

derweil Harold Kreis vonder Düsseldorfer<br />

EG gehandelt. (dpa)<br />

Aufbruch aus dem Neandertal<br />

Fußball-Zweitligist 1. FC Union verdankt seinen Sieg gegen Fürth auch dem Einsatz von technischen Hilfsmitteln<br />

VonMathias Bunkus<br />

Dass Fußball ein einfaches Spiel<br />

sei, ist eine der Thesen, denen<br />

Unions Cheftrainer Urs Fischer vehement<br />

widersprechen würde. Für<br />

den 52-Jährigen ist es ein sehr komplexer<br />

Sport, bei dem es zahlreiche<br />

Variablen gibt und in dem viele<br />

Dinge miteinander harmonieren<br />

müssen, um zum Erfolg zu kommen.<br />

Folglich steht er allen Hilfsmitteln<br />

aufgeschlossen gegenüber, die ihm<br />

das Arbeiten erleichtern. DenVideobeweis<br />

etwa würde er gerne schon<br />

jetzt in Liga zwei eingesetzt wissen.<br />

„Wie viele falsche Entscheidungen<br />

wurden damit denn korrigiert? Es ist<br />

gut, dass es ihn gibt. Man muss nur<br />

genauer definieren, wo er greifen<br />

soll“, sagte der Schweizer.<br />

Am Sonntag gegen Fürth war es<br />

aber eher eine andere technische<br />

Neuerung, die dazu beitrug, den 4:0-<br />

Sieg am Ende sicher nach Hause zu<br />

fahren. Denn die Höhe des Erfolges<br />

täuscht ein wenig über die Art und<br />

Weise hinweg, wie er zustande kam.<br />

Beim Treffer 1:0 waren die Franken<br />

noch durch die starkblutende Platzwunde<br />

ihres Verteidigers Maximilian<br />

Wittek geschockt und standen nach<br />

Fischer-Technik: Unions Assistenzcoach Markus Hoffmann hat Funkkontakt. MATTHIAS KOCH<br />

der Auswechslung einen Moment<br />

unsortiert. Was Jushua Mees nach<br />

gefühlvollem Zuspiel von Marcel<br />

Hartel bestrafte (4. Minute). Wenig<br />

später war Union kurz inder Überzahl,<br />

und Mees nutzedie zweite sich<br />

ihm bietenden Gelegenheit (10.).<br />

Doch: „Danach meinen wir,dass wir<br />

hier 6:0 in die Halbzeit gehen müssen,<br />

oder jeder glaubt, er müsse ein<br />

Tormachen, und wir vernachlässigen<br />

dann die Defensive“, sagte RobertZulj.<br />

Es war eines jener vonFischer geschätzten<br />

Hilfsmittel, das für Abhilfe<br />

sorgte. Eswar der Funkkontakt, den<br />

Unions Videoanalyst Adrian Wittman<br />

mit Aisstenztrainer Markus<br />

Hoffmann während des Spiel ständig<br />

hält. „Unten vom Spielfeldrand<br />

aus sieht man manche Punkte aus<br />

unserer Optik nicht so genau. Darüber<br />

informiertuns Adrian während<br />

des Spiels, und wir können es dann<br />

an die Mannschaft weitergeben “, erläuterte<br />

Fischer. Ob die Abstände<br />

stimmen, die Spieler ihrePositionen<br />

richtig halten. „Das ist ein Hilfsmittel,<br />

das ich sehr begrüße. ImAmerican<br />

Football, wie lange machen die<br />

das schon? Im Fußball sind wir da<br />

eher die Neandertaler“, meinte Fischer.<br />

Dieneue Funkausrichtung führte<br />

dazu, dass Union Stück für Stück die<br />

Spielidee der Franken besser dechiffrieren<br />

konnte. Was auch nötig war,<br />

trotz des zwischenzeitlichen 3:0<br />

durch Mittelstürmer Sebastian Polter<br />

(29.). „Die erste Halbzeit hat mir<br />

nicht so gut gefallen, da haben wir<br />

keinen Zugriff bekommen. Fürth<br />

war die bessere Mannschaft. Nach<br />

der Pause war das deutlich besser“,<br />

sagte Technikfan Fischer.<br />

Allerdings muss dabei noch angemerkt<br />

werden, dass ein altmodisches,schon<br />

immer zum Spiel gehöriges<br />

Element den Ausschlag ab.Das<br />

vierte Union-Tor nämlich – wiederum<br />

von Sebastian Polter nach<br />

Vorarbeit von Suleiman Abdullahi<br />

(56.). Spätestens in diesem Moment<br />

wurde den Gästen klar, dass an diesem<br />

Tagnichts mehr zu holen sein<br />

würde in Köpenick. Folglich erlahmte<br />

ihr Elan etwas und Union<br />

konnte es lockerer angehen lassen.<br />

ZAHLEN<br />

Tennis<br />

ATP-World Tour Finals in London<br />

Männer,Einzel, Vorrunde, Gruppe A: Alexander<br />

Zverev(Hamburg) -Marin Cilic (Kroatien) 7:6<br />

(7:5), 7:6 (7:1)<br />

Gruppe B: Kevin Anderson (Südafrika) -Dominic<br />

Thiem (Österreich) 6:3, 7:6 (12:10); Kei Nishikori<br />

(Japan) -Roger Federer (Schweiz) 7:6 (7:4), 6:3<br />

Doppel: Oliver Marach/Mate Pavic (Österreich/Kroatien)<br />

-Pierre-Hugues Herbert/Nicolas<br />

Mahut (Frankreich) 6:4, 7:6 (7:3)<br />

Fußball<br />

2. Bundesliga<br />

VfL Bochum −Darmstadt 98 1:0<br />

1Hamburger SV 13 17: 12 27<br />

2 1. FC Köln 13 32: 18 24<br />

3 Union Berlin 13 19: 8 23<br />

4 FC St. Pauli 13 19: 18 23<br />

5 VfL Bochum 13 22: 15 20<br />

6 Heidenheim 13 20: 14 20<br />

7 Regensburg 13 24: 20 20<br />

8 Gr.Fürth 13 18: 18 20<br />

9 SC Paderborn 13 26: 24 18<br />

10 Kiel 13 22: 21 18<br />

11 Dyn. Dresden 13 17: 20 18<br />

12 Darmstadt 98 13 17: 18 17<br />

13 Erzg.Aue 13 13: 18 14<br />

14 Arm. Bielefeld 13 16: 21 13<br />

15 Sandhausen 13 13: 20 10<br />

16 Duisburg 13 12: 20 10<br />

17 Magdeburg 13 16: 24 9<br />

18 Ingolstadt 13 13: 27 8


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Formel 1<br />

Sozialstunden<br />

für den Rüpel<br />

Elmar Brümmer<br />

empfiehlt Max Verstappen<br />

eine Benimmschule.<br />

Das Gejammer geht schon seit<br />

Jahren so, egal wie heftig oder<br />

spannend die Auseinandersetzungen<br />

an der Spitze zwischen Abo-<br />

Champion Lewis Hamilton und den<br />

besten deutschen Rennfahrernsind:<br />

DerFormel 1fehlen die Typen. Wirklich?<br />

Beim Großen Preis von Brasilien<br />

sorgte Max Verstappen wieder<br />

einmal für Aufsehen. Schon im Rennen<br />

gehörte nicht dem späteren Sieger<br />

Hamilton, sondern Verstappen<br />

die Aufmerksamkeit. In der 44. der 71<br />

Runden kollidiert der grundsätzlich<br />

kontaktfreudige Niederländer mit<br />

Hinterbänkler Esteban Ocon. Der<br />

anschließende Dreher kostete ihn<br />

den möglichen Sieg. Unddie Contenance.<br />

Was nun das Interesse der<br />

Wettbewerbshüter weckte, waren<br />

aber die Szenen bei der finalen Wiegezeremonie.Verstappen<br />

ging Ocon<br />

verbal an, schubste ihn, die Rennkommissaregingen<br />

dazwischen.<br />

Mildernde Umstände könnten<br />

das Alter sein, er ist erst 21, und die<br />

Enttäuschung.Vielleicht auch die Erziehung<br />

durch Papa Jos, der jede Eislaufmutti<br />

in den Schatten stellen<br />

würde. Aber den Frust so auszuleben,<br />

zeigt, dass er sich nicht im Griff<br />

hat. Und dass er bei den etablierten<br />

Piloten kein Mitgefühl bekommt,<br />

versteht sich, so oft, wie er denen die<br />

Rennen schon im Harakiri-Stil kaputtmachte.<br />

Seine Manöver zwangen<br />

Sebastian Vettel dazu, Entschuldigungsbriefe<br />

zu schreiben; er hatte<br />

Renndirektor Charlie Whiting über<br />

Boxenfunk mit ein paar „Fuck off“<br />

bedachte,weil Verstappens Attacken<br />

nicht bestraft wurden. Lewis Hamilton<br />

sagte dem fluchenden Holländer<br />

ins Gesicht: „Esteban hatte nichts zu<br />

verlieren, du alles. Und er hatte das<br />

Recht, sich zurückzurunden.“<br />

Salomonisches Urteil<br />

Der Emotions-Sünder kam in Interlagos<br />

glimpflich davon. Salomonisch<br />

urteilte das Schnellgericht, dass bei<br />

aller Aufregung die Sportlichkeit<br />

nicht auf der Strecke bleiben dürfe.<br />

Zwei Tage Sozialdienst im Auftrag<br />

des Automobilweltverbandes (Fia)<br />

muss Verstappen leisten. Ob die<br />

Strafaktion aber auch eine gute Idee<br />

für die Allgemeinheit ist? Nicht, dass<br />

sich einer die Ausraster noch zum<br />

Vorbild nimmt. Denn zum reuigen<br />

Sünder taugt Verstappen kaum.<br />

Dasmilde Urteil dürfte den Trotzkopf<br />

eher bestätigen, denn Unrechtsbewusstsein<br />

hat er schon bei<br />

früheren Taten nicht gekannt: „Mir<br />

ist egal, was die Leute sagen. Ich bin<br />

ein Sieger.Und Esteban die Hand zu<br />

schütteln, wäre komisch gewesen.<br />

Meine richtige Strafe ist, dass ich den<br />

Sieg verloren habe.In15Jahren kann<br />

ich vielleicht darüber lachen.“ Aber<br />

was passiertbis dahin noch alles?<br />

Besser wärees, Respekt zu lernen.<br />

Den haben die echten Typen in der<br />

Formel 1nämlich, die richtig guten.<br />

Offene Worte: Max Verstappen hörtLewis<br />

Hamilton aufmerksam zu. GETTY/THOMPSON<br />

Spot an! Joachim Löw steht am Donnerstag in Leipzig beim Testspiel gegen Russland wieder unter Beobachtung.<br />

Abstieg mit Auflagen<br />

Darum sollte Bundestrainer Löw in den letzten Länderspielen des Jahres erfrischende Ansätze anbieten<br />

VonFrank Hellmann<br />

Joachim Löw ist keiner,der jede<br />

Statistik sofort auswendig<br />

lernt. Deswegen hatte der Bundestrainer<br />

am besagten 29. August<br />

einige Mühe, als er seine mit<br />

Spannung erwartete WM-Analyse<br />

im Presseraum der Münchner Arena<br />

vortrug, ohne Sehhilfe die per Teleprompter<br />

auf einen Monitor geworfenen<br />

Zahlen und Daten abzulesen.<br />

Zumindest kam damals die Botschaft<br />

noch rüber, dass der deutschen<br />

Nationalmannschaft vor allem<br />

die Geschwindigkeit in allen<br />

Richtungen fehlt. Dummerweise<br />

dauerte es noch drei weitereLänderspiele,bis<br />

der 58-Jährige wirklich die<br />

nötigen Schlüsse zog. Erst im Rückspiel<br />

der Nations League gegen<br />

Frankreich (1:2) standen im Stade de<br />

France sechs Akteure auf dem Feld,<br />

die 23 Jahre und jünger waren –und<br />

tempomäßig mithalten konnten.<br />

Schneller, mutiger, frischer: Genau<br />

diese Attribute wollen Löw und<br />

die Öffentlichkeit nicht mehr missen,<br />

wenn mit dem Freundschaftsspiel<br />

gegen Russland in Leipzig an<br />

diesem Donnerstag (20.45 Uhr/RTL)<br />

und dem Nations-League-Duell gegen<br />

die Niederlande in Gelsenkirchen<br />

am 19. November (20.45<br />

Uhr/ARD) das schon jetzt völlig unbefriedigende<br />

Länderspieljahr endet.<br />

Immerhin: Eine Ablösung hat<br />

der seit 2006 in der Chefrolle agierende<br />

Fußballlehrer von Verbandsseite<br />

nicht mehr zu befürchten; es sei<br />

denn, seine Auswahl bietet zwei fürwahr<br />

gruselige Auftritte an.<br />

Inzwischen soll sich die DFB-<br />

Führungsspitze auch darauf verständigt<br />

haben, dass ein Abstieg aus<br />

dem neuen Wettkampfformat namens<br />

Nations League folgenlos<br />

bliebe, zumal dieser schon vor der<br />

letzten Partie auf Schalke besiegelt<br />

wäre, sollten die Niederländer gegen<br />

Frankreich am Freitag in Amsterdam<br />

gewinnen. „Natürlich wollen wir alles<br />

tun, um in der Liga Azubleiben,<br />

aber wir haben es nicht mehr allein<br />

Gesprächsbedarf beim Länderspiel in Paris: Bundestrainer Joachim Löw unterweist<br />

Julian Draxler,LeroySané befragt Assistentscoach Marcus Sorg .<br />

DPA/INA FASSBENDER<br />

„Ich bin ganz sicher, dass es bis 2020 noch<br />

viele Veränderungen geben wird.“<br />

Joachim Löw will Reformen am Kader und am Spielstil der deutschen<br />

Fußball-Nationalmannschaft dosiert umsetzen.<br />

in der Hand“, sagt Löw.„Unser Blick<br />

geht über den Tellerrand der Nations<br />

League hinaus.“ Zwangsläufig. Am 2.<br />

Dezember werden in Dublin die EM-<br />

Qualifikationsgruppen ausgelost.<br />

Löw-Doktrin: Schritt für Schritt<br />

Der mit dem Verzicht auf Jérôme<br />

Boateng eingeleitete Verjüngungsprozess<br />

erfolgt aber weiter höchst<br />

behutsam. In Löw-Doktrin: „Ich bin<br />

ganz sicher, dass es bis 2020 noch<br />

viele Veränderungen geben wird,<br />

aber eben wohldosiert und Schritt<br />

für Schritt und nicht überhastet.“<br />

Seinen gezügelten Reformeifer<br />

erklärt der Coach mit einem begrenzten<br />

Pool an Nachrückern. Er<br />

habe eben nicht das Gefühl wie 2009,<br />

als sieben, acht U21-Europameister<br />

direkt in der Lage waren, sich auf<br />

höchstem Niveau zu etablieren.<br />

„Diese Schwemme von guten Spielern<br />

haben wir im Moment nicht.“<br />

Ergo könne man eine neue Mannschaft<br />

„nicht auf Knopfdruck aus<br />

dem Boden stampfen“.<br />

Gleichwohl: Es gibt keinen<br />

Grund, Serge Gnabry und Leroy<br />

Sané, aber auch Niklas Süle oder<br />

Thilo Kehrer nicht weitere Lernfortschritte<br />

zuzutrauen. Löw ist gefordert,<br />

diese Akteure zufördern; sei es<br />

durch praktische Erfahrung in Länderspielen,<br />

aber auch theoretische<br />

Unterweisung. Dass sich der Südbadener<br />

am Sonntag vor einer Woche<br />

in Mainz blicken ließ, um sich ein<br />

Bild vom noch unfertigen Bremer<br />

Maximilian Eggestein zu machen<br />

oder nun einen Tagvor dem Treffpunkt<br />

bereits in Leipzig weilte,ist zumindest<br />

der richtige Ansatz. Und<br />

hätte sich Löw beim Spiel Dortmund<br />

gegen Bayern nicht leicht erkältet,<br />

hätte er auch am Sonntag noch beim<br />

Kräftemessen Leipzig gegen Leverkusen<br />

auf der Tribüne gesessen, wo<br />

sich nach Ansicht von RB-Allesmacher<br />

Ralf Rangnick Akteure wie Lukas<br />

Klostermann, Marcel Halstenbergoder<br />

Diego Demme empfahlen.<br />

Einziger Lokalmatador wirdbeim<br />

Länderspiel in Leipzig Timo Werner<br />

sein, der die Vorzüge des bei Bedarf<br />

hermetisch abgeriegelten Trainingsgeländes<br />

am Cottaweg bestens<br />

kennt. Öffentliches Training wird in<br />

der Messestadt zwar nicht arrangiert,<br />

aber dafür zum einen am<br />

Dienstag eine Pressekonferenz in einer<br />

Oberschule, zum anderen drei<br />

Trainingsbesuche bei örtlichen Vereinen.<br />

Maßnahmen, die auch Interesse<br />

wecken sollen, denn es sind<br />

erst 29 000 Ticketsabgesetzt.<br />

DasVertrauen fehlt<br />

IMAGO<br />

Generell scheint der Vertrauensverlust<br />

nach dem WM-Desaster noch<br />

nicht repariertzusein, denn auch im<br />

Revier regiert bislang Zurückhaltung:<br />

Für den Jahresabschluss gegen<br />

die Niederlande auf Schalke steht die<br />

Verkaufszahl bei 36 000 Karten.<br />

Erst dann stößt auch Toni Kroos<br />

zur Mannschaft, was ein weiteres Indiz<br />

für die Wertigkeit des Freundschaftsspiels<br />

gegen denWM-Gastgeber<br />

darstellt, der mit Nationaltrainer<br />

Stanislaw Tschertschessow eine in<br />

Sachsen gut bekannte Kultfigur mitbringt,<br />

den Löw selbst aus Innsbrucker<br />

Zeiten als Spieler gut kennt. Ihm<br />

sollte es bereits am Donnerstag ums<br />

Ergebnis gegen den russischen Kollegen<br />

gehen: Diedeutsche Elfhat im<br />

Kalenderjahr 2018 sechsmal verloren<br />

und gerade dreimal gewonnen –<br />

jeweils mit Ach und Krach 2:1 gegen<br />

Saudi-Arabien, Schweden und Peru.<br />

Dieselbe Erfolgsbilanz weist Stand<br />

jetzt auch Gibraltar auf. Eine Statistik,<br />

die Löw vielleicht nicht interessieren,<br />

aber die ja trotzdem nicht<br />

weiter bestehen muss.<br />

Frank Hellmann<br />

sieht Joachim Löw und seinen<br />

Stab in der Pflicht.<br />

Abschied<br />

am<br />

Steigerwald<br />

WieHorst Hrubesch dem<br />

Frauenfußball geholfen hat<br />

VonFrank Hellmann<br />

Horst Hrubesch, 67, hätte sich<br />

das früher sicher nicht vorstellen<br />

können. Dass er sich als Sportdirektor<br />

des Deutschen Fußball-Bundes<br />

am Jahresende nun endgültig in<br />

den Ruhestand verabschiedet. Dass<br />

ein Frauen-Länderspiel Deutschland<br />

gegen Spanien im Steigerwald-<br />

Stadion zu Erfurt andiesem Dienstag<br />

(16 Uhr/ZDF) sein letzter Trainer-Auftritt<br />

sein würde. Doch als<br />

Steffi Jones zu Jahresanfang ihre<br />

Überforderung nicht mehr verbergen<br />

konnte,war mal wieder die DFB-<br />

Allzweckwaffe gefragt. Heute gesteht<br />

sich die Übergangslösung ein:<br />

„Wenn ich 60 wäre, hätte ich selber<br />

weitergemacht.“<br />

Nachfolgerin Martina Voss-Tecklenburg<br />

übergibt Hrubesch zwar<br />

nicht „ein bestelltes Feld“, wie er<br />

sagt, aber „einen Rahmen, auf den<br />

man aufbauen kann“. Das Einstellungsgespräch<br />

mit der 50-Jährigen<br />

habe er selbst geführt, „drei Stunden<br />

lang, und wir waren uns schnell einig,<br />

dass es passt.“ Voss-Tecklenburg,<br />

versichert Hrubesch, könne<br />

das deutscheTeam nahtlos übernehmen.<br />

„Die Mädels haben wieder<br />

Selbstvertrauen.“ Sieben überzeugende<br />

Siege –zuletzt ein 5:2 gegen<br />

Italien –haben dazu beigetragen.<br />

Appell an die Eigenverantwortung<br />

Es sind dieselben Schlüsselreize, die<br />

Hrubesch vor zwei Jahren einer zusammengewürfelten<br />

Männer-Auswahl<br />

verordnete, die bei den Olympia<br />

2016 im Finale beinahe Gold gegen<br />

das mit Neymar verstärkte Brasilien<br />

gewonnen hätte: Er appellierte<br />

an Eigenverantwortung, sprach klare<br />

Vorgaben aus. Die Hierarchie hat<br />

Hrubesch bewusst breit gemacht,<br />

dazu schnell erkannt, welches System,<br />

welche Philosophie am besten<br />

passt. DerSpaß kam vonalleine.<br />

Dass ein Fachmann an der Linie<br />

stand, der als Aktiver selbst alles erlebt<br />

hatte, hat die Akzeptanz vom<br />

ersten Taganbefördert. „Er hat das<br />

richtige Fingerspitzengefühl, das<br />

macht ihn aus“, sagt Svenja Huth,<br />

die unter seiner Anleitung zur Leistungsträgerin<br />

reifte: „Die Balance<br />

aus Lockerheit und Konzentration<br />

stimmt.“ Hrubesch selbst möchte<br />

die Erfahrung als Frauen-Bundestrainer<br />

nicht missen. Ausseiner Sicht<br />

hätten die Frauen-Bundesliga und<br />

die Frauen-Nationalelf wieder mehr<br />

Präsenz, mehr Zuschauer und damit<br />

mehr Wahrnehmung verdient.<br />

Vorallem, weil dieses Metier bodenständig<br />

ist. Vieles habe ihn an<br />

seine Anfangszeit als Fußballer bei<br />

Rot-Weiss Essen oder dem HSV erinnert.<br />

„Da ist Ehrlichkeit drin, ich<br />

brauchte nichts anzuschieben. Da<br />

ist noch ein Miteinander zu spüren.“<br />

In ErfurtwirdHrubeschmit einer<br />

Zeremonie verabschiedet. Und vielleicht<br />

wird ihm dann richtig bewusst,<br />

dass sein Trainerdasein endet.<br />

Stille Trauer:Horst Hrubesch nimmt<br />

Abschied vom Trainerleben. DPA/GENTSCH


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Bei Bach bekam Nigel<br />

Kennedy plötzlich<br />

heftiges Nasenbluten<br />

Seite 21<br />

„Sie schaut auf die Weltgeschichte vom Urknall bis in die Zukunft.“<br />

Sabine Rohlf über Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“ Seite 20<br />

Angela<br />

Wo die Liebe<br />

hinfällt<br />

Arno Widmann<br />

freut sich an Martin Walsers<br />

Freude an der Kanzlerin.<br />

Keiner schwärmt schöner als<br />

Martin Walser.Seit Märzist er 91<br />

Jahre alt und immer noch begeisterungsfähiger,<br />

leidenschaftlicher als<br />

die meisten seiner Kollegen. Wie es<br />

bei der Liebe so ist, verstehen die anderen<br />

meist nicht, wo sie hinfällt.<br />

Im neuesten Spiegel schwärmt<br />

Walser:„Ichkann immer zu dem Bild<br />

der Kanzlerin fliehen, pilgern, wandern,<br />

es nimmt mich sofort inBeschlag.“<br />

Dasist nur der Anfang. Walser<br />

steigert und steigert sich. „Sie<br />

weiß nicht schon vorher, was sie<br />

nachher sagen wird. Sie lässt uns erleben,<br />

wie die Sätzeinihr entstehen.<br />

Das wirkt, als prüfe sie selbst, ob sie<br />

das,was sie jetzt sagt, wirklich sagen<br />

darf, sagten soll, sagen muss.“ Und<br />

dann: „Wir nehmen teil an dieser<br />

Entstehung einer Aussage zur Politik.<br />

Ihrem Gesicht ist so gut wie nie<br />

anzusehen, was sie jetzt wieder zu<br />

sagen hat.“Wasdenn nun: Sieht man<br />

ihr beim Denken zu oder sieht man<br />

ihr nicht an, was sie denkt?<br />

Beides. Merkel sieht sich selbst<br />

bei der Verfertigung ihrer Gedanken<br />

zu, meint Walser. „Wir sollen und<br />

dürfen erleben, was diese Frau gerade<br />

denkt oder will. Wir sollen und<br />

wir dürfen erleben, was diese Frau<br />

gerade erlebt. Sie ist ununterbrochen<br />

dabei, ihre Gedanken kennenzulernen.<br />

Daran lässt sie uns teilhaben.<br />

Das ist spannend. Wir erleben<br />

es mit ihr, und nichts kann schöner<br />

sein als die Absichtslosigkeit dieser<br />

Vorgänge.“<br />

Martin Walser entdeckt in Angela<br />

Merkel fast die Schönheit der Kunst,<br />

die ja in ihren höchsten Momenten<br />

nichts anderes ist als das Vermögen,<br />

den Betrachter,den Leser,den Hörer<br />

teilhaben zu lassen an der Schönheit<br />

des Schöpfung und –wichtiger noch<br />

–ander des Schaffens. Angela Merkel<br />

ist schön, weil sie uns zu Zeugen<br />

macht eines Prozesses, indem Geist<br />

und Natur zusammenfinden, sagt<br />

Walser, und er sagt es so, dass seine<br />

Leser Zeugen eines ebensolchen<br />

Prozesses werden. Das aber ist die<br />

Schönheit des Absichtlichen, die<br />

Schönheit der Kunst.<br />

Peter Kurth(links) ist der Mutterplanet, um den das Ensemble kreist (hinten: Bozidar Kocevski)<br />

Textkerne auf Umlaufbahnen<br />

Armin Petras inszeniert Erzählungen aus „Die stillen Trabanten“ von Clemens Meyer im Deutschen Theater<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Ja, es stimmt, was der Autor Clemens<br />

Meyer über die Inszenierungen<br />

von Armin Petras sagt:<br />

„Es arbeitet“ darin unaufhörlich,<br />

unterschwellig. Und andiesem<br />

Abend in den Kammerspielen arbeitet<br />

es besonders im Kopf des Zuschauers.Vor<br />

allem, wenn es schwarz<br />

wirdzwischen den Einzelszenen und<br />

etwas Neues beginnt −aber doch nie<br />

richtig neu wird dabei –wie in den<br />

dunkel leuchtenden Kurzgeschichten<br />

vonClemens Meyerauch, aus dessen<br />

jüngstem Band „Die stillen Trabanten“<br />

Petras hier fünf (plus eine frühere<br />

Geschichte) inszeniert hat. Sie<br />

alle beschreiben sehr eigene,einsame<br />

Leben, die in ihrer Melancholie irgendwie<br />

miteinander verbunden<br />

scheinen. Undesdoch nicht sind.Wie<br />

Trabanten eben, die um ein ungreifbares<br />

Zentrum kreisen, das vielleicht<br />

die innere Zeitverlorenheit seiner Figuren<br />

ist, bei Petras in jedem Fall die<br />

leere Bühnenmitte, die beständig im<br />

Drehgang ist.<br />

Es dreht und dreht sich − und<br />

obenauf werden zuweilen noch fünf<br />

Holzwände um die eigene Achse geschwungen<br />

(Bühne: Olaf Altmann).<br />

Sie stehen für vieles: für die Hochhäuser<br />

der ostdeutschen Trabantenstädte,<br />

die Meyer mit großer Liebe<br />

als wiederkehrende Orte seiner Erzählungen<br />

wählt, oder für Bahnhöfe.<br />

Hiersein und Wegsein<br />

Siegeben aber auch ein Bild vonden<br />

sich unaufhörlich wendenden Zeiten:<br />

den öffentlichen und den ganz<br />

anderen, privaten Lebensrhythmen,<br />

die sich mehr im ungefährenVorund<br />

Zurück bewegen als im klaren Jetzt.<br />

„Was ist schon gegenwärtig?“, fragt<br />

der Imbissbudenbesitzer der Titelgeschichte<br />

immer wieder: „Nichts.<br />

Ein völlig falscher Begriff.“ Denn<br />

schon befinden wir uns woanders.<br />

Dieses Hier- und doch Wegsein −in<br />

der Vergangenheit, in Wünschen, in<br />

einer anderen Zukunft −das sind die<br />

Lebenswelten der Meyer’schen Protagonisten.<br />

Ist es ein Wunder, dass Armin<br />

Petras, Meister der Luftigkeit, die<br />

Pantomime zum zentralen Spielelement<br />

dieses Abends macht?<br />

Schön, wie gleich zu Beginn Peter<br />

Kurth als Wachmann im „Objekt<br />

95“, aufgerieben zwischen seiner<br />

Sehnsuchtsliebe voneinst und ausländerfeindlichen<br />

Übergriffen<br />

heute, erst einmal zehn Minuten<br />

lang unsichtbaren Teekocht.<br />

Bei aller thematischen Nähe<br />

klappt Petras den intimen, monologischen<br />

Erzählstil Meyers in die<br />

ganz eigene, greifbare Welt des<br />

Spiels um. Peter Kurth, den man<br />

lange in Berlin vermisste, ist der<br />

Fels in der Brandung dabei. Oder<br />

auch – sieht man ihn als „dicke<br />

Nachbarin“ stumm die Arbeitslosen-Geschichte<br />

„Der kleine Tod“<br />

durchsitzen – der Mutterplanet,<br />

um den die Trabanten-Mitspieler<br />

wonnig kreisen: Anja Schneider,<br />

die so traurig-fröhlich sein kann<br />

und hier als Friseurin Christa die<br />

verhärmt-ruppige Zugreinigungskraft<br />

Birgitt von Katrin Wichmann<br />

trifft. Die beiden −auch zwei Ausderzeitgefallene<br />

−lernen sich in der<br />

Bahnhofskneipe lieben. Alexander<br />

Khuon, der zappelige Schwabe mit<br />

leerem Laptop-Koffer, brabbelt<br />

sich eine Karriere schön. Bozidar<br />

Kocevski und Maike Knirsch geben<br />

leider immer nur radebrechende<br />

Ausländerschemen ab.<br />

Obwohl der Abend drei Stunden<br />

dauert, hat Armin Petras die sechs<br />

Geschichten auf kleinste Textkerne<br />

reduziert und das Gewicht auf die<br />

Erschaffung atmosphärisch-gestischer<br />

Vorstellungswelten gelegt.<br />

Festes in Bewegung<br />

IMAGO<br />

Nichts wird einfach nachgespielt,<br />

vielmehr die Innenwelt der Texte<br />

nach außen und auf viele Figuren<br />

verlegt. Wo man Intimität erwartet,<br />

etwa in der heimlichen Liebesgeschichte<br />

eines Imbissbudenbesitzers<br />

(Kurth) und einer Muslima<br />

(Knirsch), findet die Erzählung<br />

plötzlich im ganzen Ensemble statt –<br />

als werde aus einer noch anderen<br />

Zeit stückchenweise, vielperspektivisch<br />

zurück ins Heute erzählt. Das<br />

irritiert zunächst, und es zerfasert<br />

auch manches. Doch sticht eseben<br />

auch an, bringt Festes in Bewegung,<br />

vorallem, ja: „Es arbeitet!“<br />

Diestillen Trabanten 14.,24., 29. 11.; 3., 22.<br />

12.,20Uhr,DeutschesTheater (Kammerspiele),<br />

Tel.: 28441225 oder:www.deutschestheater.de<br />

NACHRICHTEN<br />

Kerstin Gleba wird Chefin<br />

von Kiepenheuer &Witsch<br />

WiederVerlag Kiepenheuer &Witsch<br />

in Köln informiert, übernimmt zum<br />

1. Januar Kerstin Gleba (49) die verlegerische<br />

Geschäftsführung des Hauses.Sie<br />

folgt auf Helge Malchow(68),<br />

der seit 1983 beim Verlag ist und<br />

auch zukünftig ausgewählte Autoren<br />

betreuen werde. JoergPfuhl, CEO<br />

der Holtzbrinck Buchverlage,teilt<br />

mit: „Selten erlebt man eine vonso<br />

langer Hand geplante Nachfolgeregelung<br />

–bereits seit 23 Jahren arbeiten<br />

Kerstin Gleba und Helge Malchowbei<br />

Kiepenheuer &Witsch zusammen.“<br />

Pfuhl stand vorwenigen<br />

Wochen wegen desVerlegerwechsels<br />

bei Rowohlt in der Kritik. (BLZ)<br />

Wieder zu sehen: Noldes<br />

„Begonien (Rot und Gelb)“<br />

Besucher des Erfurter Angermuseums<br />

können künftig wieder Emil<br />

Noldes „Begonien (Rot und Gelb)“<br />

bestaunen. 1930 erstmals erworben,<br />

war das Bild 1937 im Zuge der NS-<br />

Diffamierungsaktion „Entartete<br />

Kunst“ entfernt worden. Als es im<br />

Frühjahr 2017 wieder auf dem Kunstmarkt<br />

auftauchte,war die Stadt in einer<br />

Auktion zunächst überboten<br />

worden, konnte es jetzt aber für 1,433<br />

Millionen Euro doch noch kaufen.<br />

DerFreistaat Thüringen, die Ernst<br />

vonSiemens Kunststiftung, der Bund<br />

und die Kulturstiftung der Länder<br />

unterstützten den Kauf. (dpa)<br />

Kulturmarken- Award<br />

in Berlin vergeben<br />

DieJurydes Europäischen Kulturmarken-Awards<br />

hat Berlinale-Chef<br />

Dieter Kosslick den Sonderpreis für<br />

sein Lebenswerkzugesprochen. Der<br />

Preis Europäische Kulturmanagerin<br />

geht 2018 nach Hamburgandie<br />

Kampnagel-Intendantin Amelie<br />

Deuflhard. DieStaatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden wurden zur<br />

Kulturmarke des Jahres gewählt. Das<br />

Musikmagazin Crescendo ist der Sieger<br />

in der Kategorie Medienkultur.<br />

Insgesamtehrte die 39-köpfige Expertenjuryaus<br />

Wirtschaft, Politik,<br />

Kultur und Medien neun Personen.<br />

Derundotierte Award, den es seit<br />

2006 gibt, wurde am Montag im <strong>Berliner</strong><br />

Radialsystem verliehen. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Genau genommen<br />

Der listige<br />

Blumenkohl<br />

VonMartin Z. Schröder<br />

Wir saßen zu Tische. Als nun meine beiden<br />

Patenkinder keinen Blumenkohl<br />

nicht vertilgen wollten, hatte ich dieWahl der<br />

bequemen Drohung: „Kinners, entweder ihr<br />

verzehrt nun auftragsgemäß und fisimatentenfrei<br />

das eurer ungeübten Zungen wegen<br />

fast ungewürzte Lebensmittel, das mich in<br />

seiner krausen Langweiligkeit so trübe aus<br />

dem Topf heraus anstarrt, oder es gibt keinen<br />

antipädagogischen Medienmissbrauch in<br />

Form des von euch unverständlicherweise<br />

goutierten Kinderfernsehens und ihr geht<br />

hoppediho in die Heia“ oder meinem Ehrgeiz<br />

folgend die Kleinen derartaufs Kreuz zu<br />

legen, dass sie gar nicht merken, wie sie ihr<br />

Gemüse vertilgen, und den Eltern leere<br />

Töpfe zu präsentieren, auf dass sie den alten<br />

Kinderhüter preisen.<br />

Dievorherige Blockade der Nahrungsaufnahme<br />

hatten wir überwunden im Spiel,<br />

dass die mundgerechten Stücke einer Stulle<br />

auf dem Teller Schlange standen, voneinem<br />

Riesen verzehrt zuwerden, sich in Dispute<br />

darüber vertiefend, wer zuerst hinein dürfe<br />

und in Mahnungen, nicht vorzudrängeln,<br />

und das Kind fasziniert von den blödsinnigen<br />

Diskussionen der wartenden Meute einen<br />

nörgelnden Happen nach dem anderen<br />

vertilgte, bis auf dem Teller Ruhe herrschte.<br />

Ich finde aber, wir haben schon genug Dakapo<br />

in unseren Spielen, so dass ich bei der<br />

Anregung des Appetits variiere.<br />

Diesmal schien ich zu akzeptieren, dass<br />

die Kinderlein fertig gespeist hatten und<br />

legte mir selbst vom Gemüse auf die Gabel.<br />

Ich stutzte. Ein Wispern? Ich hielt die Gabel<br />

ans Ohr. Ach, der Kohl fürchtete, von den<br />

Kindern gebissen zu werden. „Nein, sorge<br />

MARTIN Z. SCHRÖDER<br />

dich nicht!“, sprach ich zum Stückchen auf<br />

der Gabel. „Weder Hannibal noch Jonathan<br />

können dich jetzt noch kriegen. Aufmeinem<br />

Teller bist du sicher. Dukannst in meinen<br />

Bauch kommen. Setz dich brav hin, dann<br />

piekse ich dich auf und befördere dich wie<br />

gewünscht zwischen meine Kauleisten.“<br />

Die Kinder schauten mir zu wie einem<br />

Kasperle im Theater, versessen darauf, mir<br />

zu beweisen, dass ich mich irrte in der Annahme,<br />

mir sei kein Bissen zu entreißen.<br />

Sobald ich zum linken Kind sprach, stibitzte<br />

das rechte,dann vice versa. Jedesmal<br />

starrte ich, wie vom Donner gerührt, die<br />

Augen aufgerissen wie Louis de Funès, die<br />

Gabel ins Leere stechend, auf den beraubten<br />

Teller, worauf die Buben in ein so frohes<br />

Gelächter ausbrachen, dass es mich<br />

beinahe zu Tränen rührte. Bis einer sagte,<br />

er würde gleich platzen, und der Blumenkohltopf<br />

leer war.<br />

Eine gute Manipulation macht Freude,<br />

zumal wenn man die Gabe des Kindes nutzt,<br />

alles zu animieren, also nicht nur Plüschbären<br />

ein Leben einzuhauchen, sondern auch<br />

Brot und Gemüse. Doch bald werden die<br />

Omas, Opas, Onkel, Tanten Konkurrenz bekommen:<br />

Werunter künstlicher Intelligenz<br />

bloß palavernde Bildschirme versteht oder<br />

Nahrung ordernde Kühlschränke, hat sie<br />

nicht verstanden. Es wirdwie folgt ablaufen:<br />

Sobald Siedie Küche für einen Moment verlassen,<br />

wird die sprechende Tiefkühlpizza,<br />

die Sie Ihrem Kind soeben erhitzten, hinter<br />

Ihrem Rücken Ihren Erziehungsstil kritisierenund,<br />

zu Recht!,Ihren allzu geringen Aufwand<br />

für eine Mahlzeit. Brauchen wir<br />

künstliche Intelligenz? Oder wird die Pizza<br />

sich bald fragen, ob sie uns noch braucht?<br />

Observieren Sie schon mal Ihre Lebensmittel,<br />

auch mit den Ohren. Ihre Kinder zeigen<br />

Ihnen, wie das geht.


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

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Feuilleton<br />

Wegist weg. Oder nicht?<br />

Judith Schalansky erkundet Verschwundenes von Sapphos Liebeslyrik bis zum Palast der Republik: „Verzeichnis einiger Verluste“<br />

VonSabine Rohlf<br />

Wer ein launig-nostalgisches<br />

Kompendium<br />

ausgestorbener Berufe,<br />

Elektrogeräte<br />

und DDR-Produkte erwartet oder<br />

ein zorniges Manifest gegen Umweltzerstörung,<br />

ist hier im falschen<br />

Buch. Zwar finden sich im„Verzeichnis<br />

einigerVerluste“ durchaus ausgerottete<br />

Tierarten, eine Kindheit in<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Mondkartenzeichner<br />

oder im Meer versunkene<br />

Inseln, aber Judith Schalansky<br />

geht ihr Thema ein bisschen<br />

grundsätzlicher an. Sie bespricht<br />

nicht Verluste am Übergang vom<br />

zweiten zum dritten Jahrtausend,<br />

Alltagsbedauern und Gesellschaftskritik,<br />

sondern schaut auf die Weltgeschichte<br />

vom Urknall bis in die<br />

ferne Zukunft, in der einst unsere<br />

Erde verglühen wird. Immerhin konzentriertsie<br />

sich dabei auf die letzten<br />

paar Jahrtausende.<br />

In zwölf Kapiteln lesen wir etwa<br />

vom Beginn des Ackerbaus an Euphrat<br />

und Tigris, als Menschen ihr<br />

Nomadenleben vermissten, von rollenden<br />

Köpfen während der Französischen<br />

Revolution, wir lesen voneiner<br />

längst vergessenen Weltreligion,<br />

von Greta Garbos schwindender<br />

Schönheit, vonEinhörnern, Bücherverbrennungen,<br />

bröselnden Archiven,<br />

zerstörten Kunstschätzen oder<br />

vomausgestorbenen Kaspischen Tiger.<br />

Der prächtigen Raubkatze ist<br />

keine umweltpolitische Anklage gewidmet,<br />

sondern eine herzzerreißende<br />

Schilderung der Tierkämpfe<br />

in Römischen Arenen. Sie zeigt eindrucksvoll,<br />

dass die Menschen „früher“<br />

weder netter noch weniger zerstörerisch<br />

waren als heute.<br />

Zwei Kapitel über eine dörfliche<br />

DDR-Kindheit, die Schalanskys eigene<br />

sein könnte, beschwören eine<br />

untergegangene Welt zwischen Palast<br />

der Republik, Gutshausruine<br />

und Plattenbauten, erzählen von<br />

ersten Erinnerungen, der Frage eines<br />

Kindes nach dem Tod, einem untreuen<br />

Vater. Dieses Erzählen wirkt<br />

sehr persönlich, wirdaber mit Fragezeichen<br />

versehen.Wareswirklich so?<br />

Lässt sich das überhaupt sagen?<br />

Lässt sich überhaupt etwas fixieren?<br />

Manchmal auch Poesie<br />

Stärker noch als in ihrem „Atlas der<br />

abgelegenen Inseln“, der die Sehnsucht<br />

nach paradiesischen Eilanden<br />

mit höllengleichen Robinsonaden<br />

konfrontiert und so jeder Projektion<br />

den Boden entzieht, reflektiert ihr<br />

neues Buch den Akt des Erzählens in<br />

Bezug auf sein stets abwesendes Sujet<br />

und führtihn gleichzeitig vor.<br />

Schalansky erkundet Verluste sowie<br />

die Mittel, ihnen zu begegnen, ja<br />

die Lücken womöglich zu schließen.<br />

Sieuntersucht sie in Ruinen, Gemälden<br />

und Landschaften, vor allem<br />

aber Büchern, Gedichten, Archiven<br />

und immer wieder in den Geschichten<br />

Verstorbener, die sie gern inder<br />

ersten Person erzählt.<br />

Sie liefert keine trockene Reflektion,<br />

sondernein Spiel mit der Kunst,<br />

etwas mit Worten zum Atmen,<br />

Judith Schalansky, Schriftstellerin und Buchgestalterin<br />

Schwingen, Vibrieren zu bringen,<br />

kurz, es lebendig werden, ja wiederauferstehen<br />

zu lassen. Und zwar<br />

während sie gleichzeitig darüber<br />

nachdenkt, was dabei eigentlich geschieht.<br />

Man kann dieses Schreiben<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

essayistisch nennen, aber tatsächlich<br />

entstehen dabei Erzählungen,<br />

manchmal auch Poesie.<br />

Anlässlich der größtenteils verschollenen<br />

Liebeslieder Sapphos<br />

geht es auch um die,glaubt man Sigmund<br />

Freud, ultimative Leerstelle<br />

(kein Penis!) des menschlichen Körpers:<br />

die weibliche genitale Anatomie.<br />

Neben dem von Patriarchen aller<br />

Jahrhunderte beharrlich geleugneten<br />

weiblichen Begehren, seinen<br />

gleichgeschlechtlichen Möglichkeiten<br />

und kreativen Implikationen<br />

widmet sich das Sappho-Kapitel außerdem<br />

der Schwierigkeit, dass<br />

Sprache auch in der freiesten Kultur<br />

nie alles sagen kann. Versagt sie<br />

doch, sobald sich heftige Körperimpulse<br />

und das Unbewusste regen.<br />

Wasbedeuten diese Lücken der Signifikation,<br />

diese Leerstellen, wenn<br />

Zeichen doch alles sind, was wir haben,<br />

um Vergangenes, Gegangenes<br />

zu bezeugen?<br />

Schalansky weiß um diese Unsicherheit<br />

wie um die manischen,<br />

meist wissenschaftlichen Versuche,<br />

alles festzuschreiben. Sieergeht sich<br />

mit ansteckendem Enthusiasmus in<br />

langen Aufzählungen biologischer,<br />

geologischer, astronomischer, kulturhistorischer,<br />

manchmal auch<br />

phantastischer Verluste und ihrer<br />

Details. Scheinbar mühelos verknüpft<br />

sie diese Wissensbeschwörungen<br />

mit erzählenden Passagen,<br />

die uns die Gefühle eines Försters<br />

um 1830 ebenso nahebringen wie<br />

den Geräuschpegel im Circus Maximus<br />

oder den Gestank neben geplünderten<br />

Heiligengräbern.<br />

Diese Schilderungen sind zuweilen<br />

fast ein bisschen pathetisch,<br />

manchmal auch lustig. Vorallem das<br />

letzte Kapitel über einen mondsüchtigen<br />

Botaniker zelebriert diesen<br />

Witz wie den Ernst, mit dem dieses<br />

Buch geschrieben wurde. Schön gestaltet<br />

ist es, wie alle Veröffentlichungen<br />

der preisgekrönten Buchgestalterin<br />

Schalansky,sowieso.<br />

Mit schwarzen Blättern zwischen<br />

den Kapiteln, deren Farbnuancen<br />

erst bei genauerem Hinsehen etwas<br />

längst Verschwundenes zeigen. Von<br />

außen sieht die Schwärze ein bisschen<br />

düster oder streng aus, wie<br />

Trauerränder oder ordnende Pappdeckel,<br />

während innen im Buch<br />

Geschichten liegen, die sich Kategorisierungen<br />

entziehen und die<br />

Lust am Text ebenso nähren wie den<br />

Intellekt.<br />

Erfreuliche Vermehrung<br />

Schon vorseinem Erscheinen wurde<br />

dem „Verzeichnis einiger Verluste“<br />

der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis<br />

zugesprochen. Undbestimmt folgen<br />

weitereEhrungen, auch Schalanskys<br />

„Atlas der abgelegenen Inseln“ oder<br />

ihr„Hals der Giraffe“ wurden mit Auszeichnungen<br />

und Lob überhäuft. Wie<br />

eine es schaffen kann, nicht nur ein<br />

gefeiertes Buch nach dem anderen zu<br />

schreiben, und zugleich eine ihrerseits<br />

höchst erfolgreiche Buchreihe<br />

(„Naturkunden“ bei Matthes &Seitz)<br />

herauszugeben, ist das Geheimnis Judith<br />

Schalanskys.Was ihre Arbeit betrifft,<br />

sind jedenfalls nicht Verlustezu<br />

beobachten, sondern eher eine erfreuliche<br />

Vermehrung ganz wunderbarer<br />

Bücher.<br />

JudithSchalansky: Verzeichniseiniger Verluste<br />

Suhrkamp, Berlin2018,252 S.,24Euro<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Auch brave<br />

Gymnasiasten<br />

haben Gefühle<br />

Karies aus Stuttgart spielten<br />

im Zukunft am Ostkreuz<br />

VonJohannnes von Weizsäcker<br />

Erhabe eine Stimme wie ein Nasenbär,<br />

so Max Nosek, Bassist<br />

und Sänger der Stuttgarter Post-<br />

Punk-Gruppe Karies,zuBeginn des<br />

Konzerts,das dieBand am Sonntagabend<br />

im Kulturzentrum Zukunft<br />

am Ostkreuz gab. DieNebenhöhlen<br />

seien schuld, aber auch das viele<br />

Rauchen!<br />

Ja, das Touren ist ein bisschen<br />

ungesund, macht aber auch ziemlich<br />

Spaß; ähnlich oberschülerhaft<br />

wie diese Einsicht war auch die<br />

Bühnenpräsenz des Quartetts,als es<br />

im Zukunft durchaus fachgerecht<br />

verhallte Garagenrock-Linien und<br />

passend schmuckfreie Beats emittierte<br />

und dazu Entfremdungstexte<br />

sang; keiner warf sich hier ohne<br />

Rücksicht auf Selbstzerstörung umher<br />

oder hackte auf die Gitarre ein,<br />

eher wurde schüchtern gewippt<br />

und geschrummelt. Eigentlich auch<br />

sehr sympathisch!<br />

Außerdem wurde für die aktuelle<br />

Tournee, welche das dritte Album<br />

der Band namens „Alice“ bewirbt,<br />

der eigentliche Karies-Schlagzeuger<br />

Kevin Kuhn, den Fans der vitalen<br />

Stuttgarter Punk-Szene als prügelfreudigen<br />

Animal-Verschnitt bei der<br />

Band Die Nerven kennen, durch<br />

den an sich sehr guten, doch ein wenigzarter<br />

prügelnden Paul Schwarz<br />

vom grandiosen Nihilismus-Musikprojekt<br />

Human Abfall ersetzt.<br />

So verwundertesvielleicht nicht,<br />

dass viele potenzielle Konzertbesucher<br />

die Konkurrenzveranstaltung<br />

im SO 36 in Form der aktuellen Polit-Punk-Stars<br />

Idles aus Bristol vorgezogen<br />

hatten (die hauen nämlich<br />

live tierisch rein), und das Karies-<br />

Konzert vom größeren Lido ins Zukunft<br />

verlegt worden war. Aber die<br />

verhaltenere Spielart schadete dem<br />

Karies-Material eigentlich gar nicht,<br />

vielmehr bekam es bei den verhallteren<br />

Stückeneine beinahe psychedelische<br />

Qualität, die an so einem<br />

verregneten Sonntagabend warmin<br />

Körper und Seele tropfte.<br />

Feinsinniger Leidensdruck –hier bei<br />

Benjamin Klaus Schröter ROLAND OWSNITZKI<br />

Im Kontrast hierzu erlangten so<br />

aber auch die immer wieder besungenen<br />

Isolationsgefühle eine beklemmende<br />

Kälte, die sich womöglich<br />

unter mehr Druck und Feuer<br />

nicht eingestellt hätte, nirgendwo<br />

mehr als bei den Zeilen „Den Kopf<br />

an meiner Schulter/bist du immer<br />

noch allein/den Kopf an deiner<br />

Schulter/bin ich immer noch allein“,<br />

die Gitarrist Benjamin Klaus<br />

Schröter im Stück „Misere“ intonierte.<br />

Trotzdem gewann das Konzert<br />

zum Ende hin durchaus an Dynamik,<br />

ein einsamer Stage-Diver<br />

wurde in der Zugabe sogar auch gesichtet.<br />

Zwar produzierten Karies<br />

kein prickelnd verstörendes Aggro-<br />

Theater wie die Hauptband ihres<br />

Leihschlagzeugers, auch nicht den<br />

traditionsbewussten Rockmusik-<br />

Druck der Hauptband ihres eigentlichen<br />

Schlagzeugers, dafür aber<br />

ventilierten sie einen feinsinnigeren<br />

Leidensdruck. Auch wohlerzogene<br />

Gymnasiasten haben Gefühle und<br />

spüren die stumme Verzweiflung!<br />

Undden Druckder Nebenhöhlen.<br />

<strong>Zeitung</strong>en zu Barrikaden: Willy Römer,<strong>Berliner</strong> Chronist der Stunde, fotografierte den Straßenkampf der Spartakisten, Schützenstraße, 11. 1. 1919.<br />

Fox-Trot macabre<br />

Das Museum für Fotografie zeigt Berlin in der Revolution 1918/19 –Straßenkampf und schrilles Nachtleben<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Die Wand im Entrée, auf<br />

der die Straßenkampf-<br />

Fotos hängen, ist rosarot<br />

gestrichen. Farbe der Euphorie.<br />

Man guckt im Ausstellungssaal<br />

des <strong>Berliner</strong> Museums für Fotografie<br />

auf die kontrastharten<br />

Schwarz-Weiß-Szenen der Revolution:<br />

November,Dezember 1918.<br />

Vorm zerschossenen Eingang des<br />

Stadtschlosses stehen Marineposten.<br />

Pulverrauch hängt über den Linden.<br />

Weihnachten marschieren General<br />

Lequis’ Garde-Jäger durchs<br />

Brandenburger Tor, wider die Unruhen<br />

der Kommunisten. DieOrdnung<br />

soll wiederhergestellt werden. Aber<br />

viele der Soldaten laufen lieber nach<br />

Hause.Kriegsmüdigkeit allerorten.<br />

Dann wechselt das Rosarot der<br />

Stellwände in graugedämpftes Weiß.<br />

Ernüchterung für den Blick: Zu Jahresbeginn<br />

1919 werden Möbelwagen<br />

zu Barrikaden. Oder, wie in einem<br />

der vielen Willy-Römer-Motive, damals<br />

der <strong>Berliner</strong> Chronist der<br />

Stunde, dienen im <strong>Zeitung</strong>sviertel<br />

vorm Mossehaus in der Schützenstraße<br />

riesige Remittenden-Stapel.<br />

Wehrhafte Prellböcke gegen die MG-<br />

Garben der Regierungstruppen.<br />

Hinter diesem Schutzwall aus Gedrucktem<br />

sieht man eine abenteuerliche,<br />

jaobskure Männer-Mischung<br />

in Soldatenuniform, mit Käppi, Hut,<br />

Proletenmützeoder Stahlhelm. Seite<br />

an Seite für die Revolution, fürs Ende<br />

der Monarchie,für die Republik. Für<br />

die Freiheit, welche auch immer.<br />

Auf dem fast menschenleeren<br />

Kampffeld Alexanderplatz baumeln<br />

Plakat zur Premiere des Lubitsch-Films<br />

von RobertL.Leonhard. SMB/KUNSTBIBLIOTHEK<br />

im März 1919 die zerschossenen<br />

Oberleitungen der Straßenbahn<br />

überm Pflaster und über den Schienen.<br />

Ausnahmezustand vor dem<br />

Vorwärts-Gebäude, Regierungstruppen<br />

haben auf Streikende und Demonstranten<br />

geschossen.<br />

Die Revolution vor hundert Jahrenentschied<br />

sich in den Straßen der<br />

Reichshauptstadt, erzählt diese Ausstellung,<br />

die von dem <strong>Berliner</strong> Fotohistoriker<br />

Enno Kaufhold und der<br />

Sängerin Evelin Förster (zuständig<br />

für den Bereich Unterhaltung) zusammen<br />

mit dem Leiter der Fotografiesammlungen<br />

Ludger Derenthal<br />

kuratiert wurde. Und als Zeitzeugen<br />

mit dabei waren damals Pressefotografen<br />

wie Willy Römer, Walter Gircke,Otto<br />

oder GeorgHaeckel.<br />

Gerade Römers sperrige Plattenkamera–nicht<br />

umsonst nannte man<br />

den nach 1936 von den Nazis ver-<br />

Mariposa Fox-Trot (Fuchstanz), Plakat:<br />

Paul Telemann PRIVATCOLL./DREI MASKEN VERLAG<br />

Nasenbluten bei g-moll<br />

femten Fotografen später „das Auge<br />

der Weimarer Republik“ –hat in dieser<br />

aufregenden Umbruchszeit<br />

nichts verpasst. Er war mit ihr immer<br />

zur rechten Zeit am rechten Ort. Er<br />

dokumentierte die Rede Karl Liebknechts<br />

vordem Ministerium des Inneren<br />

bei der Demonstration für die<br />

sofortige Demobilisierung der Soldaten,<br />

den Trauerzug auf der Frankfurter<br />

Allee zur Beisetzung Rosa Luxemburgs<br />

wie auch den Wahlkampf<br />

für die „Liste 4“ und die Spieltische<br />

der wartenden Arbeitslosen in der<br />

Gormannstraße nebst gespendetem<br />

Kuchen auf den Tischen.<br />

Zwischen den Aufnahmen vom<br />

Nachkriegselend und dem pragmatischen<br />

Alltagsleben in der von den<br />

Kämpfen malträtierten Stadt und ihren<br />

leidenden, aber zähen Bewohnern,<br />

berichten Plakate und Filme<br />

von den gleichzeitig wiedererwachten<br />

Lebensgeistern, der Sehnsucht<br />

nach Kultur, vor allem der leichten,<br />

der Unterhaltung, dem Tingeltangel.<br />

Undsohängen neben den Fotos von<br />

Schlangen vor Suppenküchen, bettelnden<br />

Kindern, Obdachlosen und<br />

Kriegsinvaliden, der Demonstrationen,<br />

Kundgebungen, Schießereien<br />

und Trauerzüge auch die schrillen<br />

Plakate des <strong>Berliner</strong> Nachtlebens.<br />

Die Lebenslust, ja Lebensgier erwachte<br />

in den Bars, Varietés, Kabaretts<br />

und Kinos, etwa für den<br />

Lubitsch-Film „Rauch“ mit Asta<br />

Nielsen. In den Nachtbars, auf den<br />

Dielen, tanzen die Jüngeren, sozusagen<br />

auf dem Vulkan, Fox-Trot.<br />

Alles wirdbesser.Aber nichts wird<br />

gut. Die Sektkorken knallten zwischen<br />

politischem Straßenkampf,<br />

Raub- und Lustmord: „Berlin, dein<br />

Tänzer ist der Tod“ –von Streik zu<br />

Streik, von Bett zu Bett, so hört sich<br />

Friedrich Hollaenders sarkastischer<br />

„Fox macabre“ an.<br />

Sie saugt einen ein, diese Bildgeschichte<br />

der Revolution, der die Weimarer<br />

Republik, als eine <strong>Berliner</strong> Republik,<br />

nachfolgte. Eine Demokratieform,<br />

vonder es damals keine besseregab,die<br />

der Hass vonrechts und<br />

links, die Weltwirtschaftskrise,<br />

schließlich der sieg-heilversprechende<br />

Diktator Hitler umbrachten.<br />

Museum für Fotografie Jebenstr.2(Bhf. Zoo).<br />

Bis 3. 3., Di, Mi, Fr,Sa+So 11–19/Di bis20Uhr.<br />

Als gelte es, jemanden ans Kreuz zu nageln: Nigel Kennedys schonungsloser Auftritt in der Philharmonie<br />

VonClemens Haustein<br />

Wenn man annimmt, dass es<br />

dem Star-und Popgeiger Nigel<br />

Kennedy bei seinem Wirken unter<br />

anderem darum geht, die tief klaffende<br />

Lücke zwischen der Welt des<br />

Sportes und der der klassischen Musik<br />

zu überbrücken, dann kam er<br />

diesem Ziel bei seinem Auftritt am<br />

Sonntagabend in der Philharmonie<br />

denkbar nahe. Kennedy sah nach<br />

dem Konzert zwar nicht ganz so aus<br />

wie Bastian Schweinsteiger nach<br />

dem heldenhaft durchlittenen WM-<br />

Finale von Rio, aber am Hals hinunter<br />

war doch eine lange, getrocknete<br />

Blutspur auszumachen, und blutrot<br />

leuchtete es auch vomKorpus seines<br />

Intstrumentes.Dass die nasse Fläche<br />

auf seinem T-Shirt nicht vonWasser<br />

herrührte, durfte man sich zum<br />

Glück bloß zusammenreimen, da es<br />

zu Kennedys Gewohnheiten gehört,<br />

bei seinen Auftritten das dunkelrote<br />

Trikot seines Lieblingsclubs Aston<br />

Villa zu tragen.<br />

Bei Nigel Kennedy war<br />

Nasenbluten aufgetreten<br />

schon gleich gegen Ende<br />

des ersten Stückes, der<br />

Fuge aus der g-moll-Sonate<br />

vonJohann Sebastian<br />

Bach. Hatte sich der Geiger<br />

übernommen, als er diesen<br />

Satz mit wild hämmerndem<br />

Puls exerzierte,<br />

unterstützt von Fußtritten<br />

aufs Podium, als gelte es, jemanden<br />

ans Kreuz zu nageln? Hatte er sich<br />

bei der Begrüßung des Publikums,<br />

beim Recken und Herumschwingen<br />

seiner rechten Faust selbst auf die<br />

Nase geschlagen? Oder hatte ihm der<br />

Harter Arbeiter:<br />

Nigel Kennedy<br />

Ätherleib des verstorbenen Komponisten<br />

einen Nasenstüber oder<br />

Schlimmeres verpasst?<br />

Wie auch immer: Das Konzert<br />

wurde für eine halbe<br />

Stunde unterbrochen, ein<br />

Reinigungstrupp wischte –<br />

es war wie beim Boxen –<br />

den befleckten Bühnenboden<br />

sauber und Nigel Kennedy<br />

kehrte danach gut<br />

IMAGO<br />

gelaunt zurück, um den<br />

Abend mit einem ins linke<br />

Nasenloch gestopften Papiertaschentuch<br />

bei nicht<br />

ganz gestilltem Blutfluss<br />

zu Ende zu bringen.<br />

Vonder „strengen Arbeitsmoral“<br />

des Geigers war bereits auf dem Programmzettel<br />

zu lesen, ebenso von<br />

seinem Dasein als „Aktivist“: „Er<br />

kämpft für die Unterprivilegierten<br />

SMB/KUNSTB./PHOTOTHEK WILLY RÖMER<br />

Ingeborg Ruthe sieht Bilder<br />

der Revolution auch als<br />

Panorama der Unterhaltung<br />

und Verarmten (…) und leiht denen<br />

eine Stimme, die sonst nicht gehört<br />

werden“. Dervolle,dem Vernehmen<br />

nach nicht vonMax Goldt ersonnene<br />

Titel des Abends lautete deshalb<br />

auch: „Galakonzert am100. Jahrestag<br />

der polnischen Unabhängigkeit,<br />

um zwei der Lieblingsländer Nigel<br />

Kennedys und die Lebensenergie<br />

vonMusik an sich zu feiern“.<br />

Ein eigenes, ostjüdische Melodik<br />

verwendendes Stück von Nigel<br />

Kennedy wurde aufgeführt, danach<br />

Stücke von George Gershwin. Interessant<br />

wurde es stets, wenn die<br />

beiden fabelhaften Gitarristen Rolf<br />

Bussalb und Doug Boyle ins Geschehen<br />

eingriffen. IhrSpiel sprüht<br />

vorüberraschenden Einfällen, dem<br />

überschaubar inspirierten Dauerfiedler<br />

Kennedy klauen sie die Butter<br />

vomBrot.<br />

Für immer<br />

ein<br />

Superheld<br />

Comicautor Stan Lee<br />

mit 95 Jahren gestorben<br />

Vielleicht kam der Moment, als Comics<br />

endgültig im Mainstream<br />

angekommen waren, im November<br />

2008. Stan Lee trat im Weißen Haus<br />

auf ein Podium, um sich vomdamaligen<br />

Präsidenten George W. Bush die<br />

National Medal of Arts um den Hals<br />

hängen zu lassen, die höchste Kunstauszeichnung<br />

der US-Regierung. Lee,<br />

der Schöpfer von „Spider-Man“,<br />

„Hulk“ und den „X-Men“, hat das Comic-Genre<br />

geprägt. Nun ist er im Alter<br />

von95Jahrengestorben.<br />

„Heute haben wir einen wahrhaften<br />

Superhelden verloren“, zollte die<br />

Oscar-Akademie am Montag auf<br />

Twitter Tribut. „Stan Lee, danke für<br />

alles.“Auchder KomikerSeth Rogen<br />

bedankte sich bei Lee: Er habe Menschen,<br />

die sich anders fühlten, das<br />

Gefühl gegeben, sie seien etwas Besonderes.<br />

„Du warst und wirst für<br />

immer ein Superheld sein“, schrieb<br />

die Schauspielerin JamieLee Curtis.<br />

Der 1922 in New York geborene<br />

StanleyMartinLieber,Sohn rumänischer<br />

Einwanderer, war noch ein<br />

Teenager, als er 1939 als Assistent<br />

beim Verlag Timely Comics begann,<br />

der später Marvel heißen sollte. Insgesamt<br />

schuf Lee, wie er sich bald<br />

nannte, mit Kollegen zusammen<br />

rund 350 Comicfiguren. Er setzte anders<br />

als die Konkurrenz auf menschliche,<br />

natürliche Seiten der übernatürlichen<br />

Superhelden: „Daredevil“<br />

ist blind, „Hulk“ hat unkontrollierte<br />

Wutausbrüche. Auch die „X-Men“-<br />

Figuren haben Schwächen. Und<br />

Streber Peter Parker, der als „Spider-<br />

Man“ die Wände von Hochhäusern<br />

erklimmt, sollte als „durchschnittlicher,<br />

schludriger Junge“ erscheinen.<br />

„Ich habe versucht, Figuren als<br />

menschliche Wesen zu schreiben,<br />

die auch übernatürliche Kräfte haben“,<br />

sagte Lee.<br />

Lees eigene Schwäche war ihm<br />

zufolge,dass er mit seinen Erfindungen<br />

nicht viel Geld verdiente, auch<br />

nicht als Marvel-Verleger und Chefredakteur<br />

von 1972 an. „Ich war geschäftlich<br />

gesehen dumm. Ich hätte<br />

gieriger sein sollen“, sagte er 2017 –<br />

sein Vermögen wird allerdings auf<br />

rund 50 Millionen Dollar geschätzt.<br />

Stan Lee wirkte bis zuletzt an den<br />

Blockbuster-Filmen zu den jeweiligen<br />

Helden mit und hatte in vielen<br />

dieser Filme kurze Gastauftritte.<br />

Gern ließ er sich auch mit Mitte<br />

neunzig noch bei Comic-Messen blicken<br />

und bejubeln. (dpa)<br />

Mit Sinn für große Posen: Stan Lee, Erfinder<br />

der Marvel-Superhelden. AP/MATT SAYLES<br />

TOP 10<br />

Sonntag,11. November<br />

1 Polizeiruf 110 ARD 7,74 22 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,35 22 %<br />

3 heute/Wetter ZDF 4,44 16 %<br />

4 Formel 1Brasilien RTL 4,43 16 %<br />

5 Marie fängt Feuer ZDF 4,25 12 %<br />

6 heute journal ZDF 4,24 13 %<br />

7 Formel 1Vorber. RTL 4,05 17 %<br />

8 Terra X ZDF 3,94 12 %<br />

9 Berlindirekt ZDF 3,65 12 %<br />

10 Anne Will ARD 3,38 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Phädra<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Draufgängerinnen (Junges DT)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: DieTanzstunde<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Außer sich<br />

Monbijou-Theater (✆ 288 86 69 99)<br />

19.00: Rotkäppchen /Hase und Igel<br />

19.30: Fischer und sin Fru/Der gestiefelte Kater<br />

Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />

19.30: Theater der Dinge2018: Safírová hlava –<br />

Saphir-Kopf (Handa GoteResearch &Development,<br />

Prag)<br />

21.00: Theater der Dinge2018: Flug Nr.745 (Pouppe<br />

Theater,Teheran)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Studio: Voyage<br />

20.30 Saal B: Im Herzen der Gewalt<br />

Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Paul Abraham –Operettenkönig vonBerlin<br />

(Susanne Bard und Jörg Schüttauf)<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

17.00, 21.00: Save Your Soul: Total Therapy(Interrobang)<br />

20.00: Save Your Soul: Angstpiece (Meding/Recke)<br />

TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (✆ 50 56 70 00)<br />

20.00: Anziehungskräfte (Gastspiel)<br />

Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />

20.00: Michael Kohlhaas<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00 3. Stock: Die Fahrtzum Leuchtturm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Tour 2018 (Emmi &Willnowsky)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />

(Timo Wopp)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Indische Botschaft (✆ 25 79 50)<br />

18.00 Saal: Manoj Baruah &SumanSarkar,Nordindische<br />

klassische Violinenmusik mit Tabla-Begleitung<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble,<br />

Solist*innen: Katja Stuber,Marion Eckstein,<br />

Jan Petryka, Reinhard Mayr,Ltg.Thomas Hengelbrock,<br />

Johann Kaspar Kerll: „Missa superba“ für zwei Chöre<br />

und Orchester; Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem<br />

für Soli, Chor und Orchester d-Moll<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Camille Thomas<br />

(Violoncello), Julien Quentin (Klavier), Franck: Sonate<br />

A-Dur;Schostakowitsch: Sonate d-Moll op. 40<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />

20.00: Staatskapelle Berlin, Chor der Staatsoper<br />

Unter den Linden, Iwona Sobotka, Anna Lapkovskaja,<br />

Simon O’Neill, Jan Martiník, Ltg.Sir Simon Rattle,<br />

Giovanni Gabrieli: Canzon septimi et octavi toni a12<br />

voci; Joseph Haydn: Symphonie Nr.86D-Dur;Leoš<br />

Janácek: Glagolitische Messe<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(✆ 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Coro e<br />

Orchestra Ghislieri)<br />

20.00: Coro eOrchestra Ghislieri, Ltg.Giulio Prandi,<br />

Marlis Petersen (Sopran), Theater für die Seele,<br />

Joseph Haydn: Missa brevis sancti Joannis de Deo<br />

B-Dur,„Kleine Orgelmesse“; Wolfgang Amadeus<br />

Mozart: Vesperae solennes de Confessore C-Dur;<br />

Giovanni Battista Pergolesi: Messe D-Dur<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: Yulianna Avdeeva (Klavier), Dmitri Schostakowitsch:<br />

Sonate Nr.1D-Dur op. 12; Johann<br />

Sebastian Bach: Ouvertüre, Partita nach französischer<br />

Arth-Moll, Clavier-Übung II; NikosSkalkottas: Suite<br />

Nr.3für Klavier;Franz Liszt: Sonate h-Moll<br />

Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

20.00: Staatskapelle Berlin, Staatsopernchor,<br />

Solist*innen: Iwona Sobotka, Anna Lapkovskaja,<br />

Simon O’Neill, Jan Martiník, Ltg.Sir Simon Rattle,<br />

AbonnementkonzertII, Giovanni Gabrieli: Canzon<br />

septimi et octavi toni a12; Joseph Haydn: Sinfoie Nr.<br />

86 D-Dur;Leos Janácek: Glagolitische Messe für Soli,<br />

Chor und Orchester<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />

19.30: Vortragsabend Flötenklasse Prof. Christina<br />

Fassbender<br />

Villa Elisabeth (✆ 44 04 36 44)<br />

19.00: Sing-Akademie mit den BesucherInnen,<br />

Ltg.Dirigierende des Instituts für Kirchenmusik,<br />

Sing-Akademie: Oratorio, Giacomo Rossini: Petite<br />

Messe Solennelle<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />

10.30: Emil und die Detektive(ab 6bis 12 J.)<br />

Brotfabrik (✆ 47 14 00 1/ 02)<br />

14.00: Das fliegende Märchenorchester,Musikshow<br />

(ab 4bis 7J.)<br />

Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />

10.30: Der kleine Angsthase, Scuraluna Schattenbühne<br />

(ab 3bis 6J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt (ab<br />

3J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Die Zeitdiebe, (ab 3J.)<br />

11.00: Fox,<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Ei-Pad, Affe und Giraffe,Theater Rafael Zwischenraum,<br />

iPad-Theater (ab 3J.)<br />

Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />

10.30: Dunkelmunkel. Novemberlieder,mimicus, die<br />

Kinderliedermacher,(ab 3bis 8J.)<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außer das Einhorn(ab 11 J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

Lesung<br />

Ein Buch,<br />

das erst noch<br />

entsteht<br />

Die Schriftstellerin und Verlegerin<br />

des Bübül-Verlags<br />

Tanja Langer reist seit einigen<br />

Jahren regelmäßig in den Libanon.<br />

In der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

schrieb sie bereits von ihren<br />

Begegnungen mit Armenieren,<br />

die dort vor hundert Jahren<br />

eine neue Heimat fanden und<br />

sich inzwischen selbst für andere<br />

Neuankömmlinge einsetzen<br />

–für Palästinenser, Syrer<br />

und Eritreer. Doch nicht nur<br />

Reportagen und Fotos sind das<br />

Ergebnis dieser Reisen, sie arbeitet<br />

auch an einem Roman.<br />

Erste Auszüge daraus stellt<br />

Tanja Langer heute in der Lawrence<br />

Leselounge vor. Sie wird<br />

bei einer Live-Schaltung ins<br />

armenische Kulturzentrum in<br />

Beirut Badguèr mit dem Sänger<br />

und Gitarristen Monsieur<br />

Jean sprechen. Der voraussichtlich<br />

anregende Abend gehört<br />

zum Rahmenprogramm<br />

der Ausstellung „Facing Syria“.<br />

Cornelia Geißler<br />

Vortrag, Lesung und Gespräch mit<br />

Tanja Langer,19Uhr,Lawrence, OranienburgerStr.69,<br />

7Euro<br />

Wieso bist du so<br />

gemein?<br />

Die Künstler der Woche führen uns auf die<br />

geheimnisvollen Wege und Gebiete<br />

Touch Me,I’m Sick“ ist einer<br />

der besten Titel der Rockgeschichte,<br />

erstammt von<br />

der Seattler Band Mudhoney,<br />

die ihn vor genau 30 Jahren,<br />

1988, veröffentlichten. Schon damals<br />

fiel er so auf, dass die Zeitgeist-<br />

Hymniker Sonic Youth ihn sofortauf<br />

einer Splitsingle mit den Protogrungern<br />

coverten. Heute sind sie etwas<br />

amtlich rockiger geworden, aber in<br />

den frühen Grungezeiten waren sie<br />

in ihrer drahtigen Explosivität attraktiver<br />

als die späteren Mainacts wie<br />

Nirvana. Courtney Love meinte: „Ich<br />

war total depressiv, dachte, ich<br />

würde mein ganzes Leben als Stripperin<br />

arbeiten müssen –dann habe<br />

ich eines Nachts ’Touch Me,I’m Sick’<br />

gehörtund war gerettet.“<br />

Mit schüchternen und fragilen<br />

Klängen beschäftigen sich die<br />

Künstler, die sich zum letzten Kontraklangabend<br />

dieses Jahres im Heimathafen<br />

versammeln. „Wann wird<br />

Klang zur Musik?“, fragen die Klangkünstlerin<br />

Christina Kubisch und die<br />

Schlagzeugerin Katharina Ernst fürsorglich.<br />

Sie loten das Problem mit<br />

allerhand einerseits quasi traditionalperkussiven<br />

Sounds und solchen<br />

von Klang und Bewusstsein.<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt die Grungepioniere Mudhoney,<br />

mikrotonale Kontraklänge, die<br />

Großindustrialen Psychic TV sowie den<br />

wunderbaren Balladeur John Grant und<br />

den fiesen Rapper Yung Hurn.<br />

Der Wiener Cloudrapper Yung Hurntraute sich scho<br />

aus elektromagnetischen Feldern<br />

aus.Für letztereverdrahten sie indes<br />

nicht Surrealistenhirne, sondern<br />

nehmen das Brutzeln vonLichtquellen<br />

und Transformatoren und sowas<br />

auf. Fein. Auch dabei ist dasVokalensemble<br />

Maulwerker (was so ein bisschen<br />

ungesund klingt), dessen vier<br />

Sprecher räumlichePositionen eines<br />

Containers beschreiben. Komponiert<br />

ist „auspacken“ von Serge<br />

Baghdassarins und Boris Baltschun,<br />

den ich immerhin aus dem mikround<br />

brummtonalen Bereich kenne.<br />

Clou der Performance scheint mir allerdings<br />

das versprochene „rotierende<br />

Publikum“, das die frontale<br />

Konzertsituation aufbrechen soll.<br />

PsychicTVsind –wie jeder weiß –<br />

die Gruppe vonGenesis Breyer P. Orridge,<br />

dem „pandrogynen Doppelwesen“,<br />

bestehend aus dem Gründer<br />

der Industrial-Pionierband<br />

Throbbing Gristle und seinem Gegenüber<br />

Lady Jaye Breyer, die sich<br />

über Jahrehinweg –auchchirurgisch<br />

–einander anglichen und miteinander<br />

verschmelzen wollten, bis Lady<br />

Jaye sich 2009 in die immaterielle<br />

Welt verabschiedete und Genesis die<br />

gemeinsame Repräsentanz in der<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Vorname<br />

15.30, 17.45; Ballett aus dem Royal Opera House<br />

London: La Bayadere 20.15<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Der Vorname 15.50,<br />

20.30<br />

DelphiFilmpalast (✆ 3121026) Bohemian Rhapsody<br />

14.00, 17.00; Ballett aus dem Royal Opera<br />

House London: La Bayadere 20.15<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Der Trafikant 15.00,<br />

17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody (OF) 18.00;<br />

Bohemian Rhapsody (OmU) 20.50; #Female Pleasure<br />

15.30,18.20; Leto 15.30; Leto (OmU) 20.45;<br />

The Cakemaker (OmU) 15.00,20.30; AStarIsBorn<br />

(OmU) 17.30; InMyRoom 13.40, 16.15; Berlin<br />

Rebel High School 16.00; Werk ohne Autor 19.30;<br />

Girl 14.00; Der Affront 19.00; Bad Times at the El<br />

Royale (OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) #Female Pleasure<br />

(OmU) 18.00; Leto 20.00; Nanouk 17.45; Intrigo:<br />

Tod einesAutors 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Aufbruch zum Mond<br />

14.15, 17.20, 20.30; 25 km/h 15.10, 17.50,<br />

20.30, 21.00; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 14.40; Book Club –Das Beste kommt noch<br />

18.40; BlacKkKlansman 21.00; Elliot, das kleinste<br />

Rentier 15.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.15; Ballon 20.00; Smallfoot – Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.00; Die Unglaublichen II<br />

16.15;The Guilty 16.40, 19.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 14.20; Bohemian Rhapsody<br />

16.40,19.45; Die Unglaublichen II 14.20; AStar Is<br />

Born 17.15;25km/h20.15; Halloween 23.00; Der<br />

Nussknackerund die vier Reiche 15.20, 17.50;3D:<br />

DerNussknackerund die vier Reiche20.20;Nur ein<br />

kleiner Gefallen 22.50; Bohemian Rhapsody14.45;<br />

Nur ein kleiner Gefallen 17.45; Halloween 20.30;<br />

3D: Venom 23.10; 25 km/h 14.30, 17.10; AStar<br />

Is Born 19.50; Abgeschnitten 22.50; Wuff 15.00;<br />

Halloween 17.30; Nur ein kleiner Gefallen 20.00;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 22.40; Ballon<br />

15.30;Johnny English: Man lebt nur dreimal18.15,<br />

20.30,22.50<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Verliebt in<br />

meine Frau 11.00, 12.45; Unser Saatgut: Wir ernten,<br />

was wir säen –Seed: The Untold Story (OmU)<br />

14.15; Die Unglaublichen II 16.00; Gundermann<br />

18.00; 25km/h 20.15; Dogman (OmU) 22.15;<br />

303 (OmU) 11.00; Der Affront –L‘insulte (OmU)<br />

13.25; Ballon 15.35; Girl (OmU) 17.35;<br />

Werk ohne Autor 19.20; Bad Times at the El<br />

Royale(OmU) 22.30; Hamburger Gitter –Der G20-<br />

Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

11.00; Blue My Mind 12.20; Shut Upand Play the<br />

Piano (OmU) 14.00; Pettersson und Findus: Findus<br />

zieht um 15.20; Why Are We Creative? (OmU)<br />

16.40; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />

18.00; BlacKkKlansman (OmU) 20.30; Mandy<br />

22.45<br />

Intimes (✆ 29 77 76 40) Ballon 16.45; AStar<br />

Is Born (OmU) 19.00; Bad Times atthe El Royale<br />

(OmU) 21.15; Eins, zwei,drei (DFmenglU) 23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Mackie Messer<br />

–Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Leto (OmU)<br />

20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.30;Why Are We<br />

Creative? (OmU) 16.00; Der marktgerechte Patient<br />

18.00; Familie Brasch 19.45; Die Gentrifizierung<br />

bin ich.Beichte eines Finsterlings 21.45<br />

Zukunft (✆ 01 76/57861079) Girl (OmU) 18.00;<br />

Gundermann 20.00; You Are Everything (OmenglU)<br />

22.30; Nur ein TaginBerlin 18.30; Dogman (OmU)<br />

20.00; Mandy (OmU) 22.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 0200) Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 13.40; Bohemian Rhapsody<br />

13.50, 16.40, 19.50, 22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.00; 25 km/h 14.00, 20.00;<br />

Die Unglaublichen II 14.10, 17.10; AStar Is Born<br />

14.10;Johnny English: Manlebt nurdreimal 14.20,<br />

16.50; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

16.40, 20.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />

Reise der Silberrücken 17.00; Der Vorname<br />

17.15, 19.50; 3D: Smallfoot – Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 17.20; Halloween 19.30, 23.00; Abgeschnitten<br />

19.45; Nur ein kleiner Gefallen 20.10,<br />

23.00; Ballon 22.30; 3D: Venom 22.50; Hunter<br />

Killer 22.50; 3D,Preview: PhantastischeTierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />

Kino Kiste (✆ 9987481) DerVorname 14.00; Die<br />

Abenteuer vonWolfsblut 15.45; Grüner wirdís nicht<br />

17.45; BlacKkKlansman 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Wuff 14.15;<br />

Bohemian Rhapsody 14.15, 16.50, 19.50; Wildhexe<br />

14.20; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.20, 17.00, 19.40; Die Unglaublichen II 14.30;<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.40; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.00, 18.30; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 15.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 15.10; AStar Is Born 16.45;<br />

Operation: Overlord 16.50, 20.30; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 17.20, 20.10;<br />

3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.20;<br />

Halloween 17.30, 20.10; 25 km/h 17.30, 20.15;<br />

Abgeschnitten 19.30; Venom 19.50; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman<br />

(OmU) 16.10,19.00,21.50<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Girl (OmU)<br />

17.30; Leto (OmU) 18.00, 20.30; In My Room<br />

(OmU) 19.30; Touch MeNot (OmU) 21.45<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) #Female Pleasure<br />

(OmU) 13.15, 15.30, 17.45, 20.00; Gundermann<br />

22.15; Elliot, das kleinste Rentier 10.15, 12.15;<br />

Wildhexe 14.15; Elternschule 16.30; Amers Geschichte<br />

/Unerhört –Stimmenaus Neukölln 19.00;<br />

#Female Pleasure (OmU) 22.30; Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um10.00; Luis und die Aliens<br />

12.00; The Cakemaker (OmU) 14.00,18.15; Elliot,<br />

das kleinste Rentier 16.15; Touch Me Not (OmU)<br />

20.45<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Kindeswohl –The Children<br />

Act (OmU) 17.00;AStar Is Born (OmU) 20.00;<br />

Dogman (OmU) 22.30; Der Klang der Stimme<br />

17.00; Why Are We Creative? (OmU) 18.30; I, Olga<br />

–Ja, Olga Hepnarova (OmenglU) 20.00; Bad Times<br />

at the ElRoyale 21.45; Kinobar im Sputnik Filmclub<br />

–Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) 25km/h 15.00, 18.00,<br />

20.40; New Der Trafikant 15.20, 20.00; #Female<br />

Pleasure 17.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Die Unglaublichen<br />

II 15.00;BohemianRhapsody15.00, 17.15, 20.15;<br />

Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 15.15; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.15, 18.00; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 15.30; 25 km/h<br />

17.30, 20.15; DerVorname 17.45,20.00; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vierReiche17.45, 20.30; Halloween<br />

20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Intrigo: Tod<br />

eines Autors 13.00, 17.45; Der Vorname 13.00,<br />

18.30; Bohemian Rhapsody 13.00, 20.15; Die Unglaublichen<br />

II 15.15; Der Klang der Stimme 15.15;<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 15.45,<br />

17.15; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />

La Bayadere 20.15; Hunter Killer 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 14.00; Bohemian<br />

Rhapsody 14.00,16.30, 19.45; Die Unglaublichen<br />

II 14.10, 16.50; Gänsehaut 2 14.15; 25 km/h<br />

14.15, 17.15, 20.00; Smallfoot 14.20; Johnny<br />

English 14.30,16.45; Hotel Transsilvanien314.30;<br />

Nurein kleiner Gefallen 17.00, 20.05; Gold 17.00;<br />

Halloween 17.15, 20.00; 3D: Der Nussknacker<br />

17.30, 20.00; Operation: Overlord 20.00; Ballett<br />

aus dem Royal Opera House London 20.15; Sneak<br />

Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Liliane Susewind 17.00;<br />

Familie Brasch 19.00; Gundermann 21.00; Unser<br />

Saatgut (OmU) 18.00; Ava(OmU)19.45; TheGuilty<br />

(OmU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69) LenaLove (m. Diskussion)<br />

9.00; Marcello il Bello: Der Fremde –LoStraniero<br />

(OmenglU) 17.30; Marcello ilBello: Privatleben –<br />

Vie privee (OmenglU) 18.00; Albatross (OV; m.<br />

Gast u.Gespräch) 18.00; Mackie Messer –Brechts<br />

Dreigroschenfilm 19.30;MarcelloilBello: Schwarze<br />

Augen –Oci Ciornie (OmenglU) 20.00; Marcello il<br />

Bello: Pret-a-Porter (OmU) 20.00; Marcello ilBello:<br />

Affentraum –Ciao maschio (OmU) 22.00; Wildes<br />

Herz 22.15; Marcello il Bello: Blutfehde –Fatto di<br />

sangue fra due uomini per causa di una vedova. Si<br />

sospettano moventi politici (OmenglU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Kinderfilm<br />

des Monats: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer<br />

10.00; The Cakemaker (OmU) 13.00,<br />

18.15; Bad Times atthe El Royale (OmU) 15.15;<br />

AStar Is Born (OmU) 20.45; Rico, Oskar und die<br />

Tieferschatten 10.15; Elliot, das kleinste Rentier<br />

13.15, 15.00; Wildhexe 16.45; Back tothe Fatherland<br />

(OmU) 19.00;The Cakemaker (OmU) 21.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />

II 11.00, 13.30; Der Vorname 11.00,<br />

16.40, 19.00; Wildhexe 11.10; Smallfoot – Ein<br />

eisigartigesAbenteuer 11.15, 13.50; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 11.15, 14.30; Wuff 11.30;<br />

Ballon 11.30; Elliot, das kleinste Rentier 11.40,<br />

14.10; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 12.20;<br />

Bohemian Rhapsody 13.40, 17.20, 19.10, 22.30;<br />

Aufbruch zum Mond 14.00, 16.50, 19.40, 22.50;<br />

25 km/h 14.00, 16.30; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 14.20, 16.40; 3D: Venom 14.50,<br />

20.20, 23.15; AStar Is Born 16.20; Nur ein kleiner<br />

Gefallen 17.00, 20.15; 3D: Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 17.15, 19.20; Halloween 17.40,<br />

20.30, 23.10; Operation: Overlord 20.00, 23.15;<br />

3D: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden<br />

sind 21.15; Abgeschnitten 21.20; APrayer Before<br />

Dawn 22.00; 3D,Preview: PhantastischeTierwesen:<br />

GrindelwaldsVerbrechen 0.01<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />

(Omdt+englU) 14.30; Aufbruch zum Mond (OmU)<br />

16.30, 19.30, 22.30; Moritz Daniel Oppenheim<br />

(OmU) 15.00; Blue My Mind 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 19.30, 22.15; #Female Pleasure<br />

(OmU) 14.30, 19.00; Nanouk (OmU) 16.45;<br />

Dogman (OmU) 21.15; Die Gentrifizierung bin ich.<br />

Beichte eines Finsterlings (OmU) 14.45; Touch Me<br />

Not (OmU) 17.00; InMyRoom (DFmenglU) 19.45,<br />

22.15; Girl (OmU) 15.00, 20.00; AStar Is Born<br />

(OmU) 17.45, 22.15<br />

International (✆ 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />

16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />

22.00<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) Eckhart Schmidt: Der<br />

Fan (m. Gast u. Gespräch) 19.30; Eckhart Schmidt:<br />

Mein schönster Sommer (m. Gast u. Gespräch)<br />

21.45<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Kennwort: Reiher<br />

20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal14.00, 17.15;<br />

Bohemian Rhapsody 14.00, 16.20, 19.30; YolArkadasimII(OmU)<br />

14.15, 17.10, 19.45; Gänsehaut2:<br />

Gruseliges Halloween 14.20, 17.10; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 14.20, 16.50, 20.00; 25<br />

km/h 14.25,16.50, 19.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 14.30, 17.30; Die Unglaublichen II<br />

14.35, 16.55; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 14.40; Halloween 17.10, 20.00; Nur ein<br />

kleiner Gefallen 19.30; Bohemian Rhapsody (OF)<br />

19.50; Operation: Overlord 19.55; Cakallarla Dans<br />

V(OmU) 20.10<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Der Affront –L‘insulte<br />

(OmU)15.45; Dogman (OmU) 17.45;Glücklich wie<br />

Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 19.45; Girl (OmU)<br />

22.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50)Aufbruch zum Mond –<br />

First Man (OmU) 17.20, 20.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18)Anden Rändern der Welt<br />

(OmU) 15.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 17.30,<br />

20.30; Sneak Preview 22.30; Werk ohne Autor<br />

15.15, 19.30; Der Vorname 15.40, 17.50, 20.00;<br />

Der Affront 15.45; Gundermann 18.15; Bad Times<br />

at the El Royale (OmU) 21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Aufbruch zum Mond<br />

–First Man (OF) 18.00, 21.00, 22.00; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 17.45, 20.45; Offenes Geheimnis<br />

–Todos lo saben (OmU) 16.45; Dogman (OmU)<br />

19.40; Leto (OmenglU) 16.15, 19.00, 21.45; A<br />

Star Is Born (OmU) 18.30, 21.30<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Bohemian Rhapsody 14.00, 16.45, 19.45; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 14.20, 20.00; Die<br />

Unglaublichen II 14.40; Halloween 17.05, 20.15;<br />

Venom 17.30<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Touch Me Not(OmU) 10.30;Glücklich wie Lazzaro –<br />

Lazzaro felice (Omdt+englU)12.10; Dogman (OmU)<br />

14.40; InMyRoom 16.40; Das kleine Gespenst<br />

17.00; Touch Me Not (OmU) 18.40; Leto 21.00;<br />

Girl (OmU) 21.10<br />

PANKOW<br />

BlauerSternPankow (✆ 47 61 18 98) Smallfoot–<br />

Ein eisigartiges Abenteuer 15.30; Elliot, das kleinste<br />

Rentier 15.30; DerVorname 17.45; Der Trafikant<br />

17.45,20.30; 25 km/h 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Aufbruch<br />

zum Mond–First Man (OmU) 14.15, 17.20, 20.30;<br />

25 km/h 15.40, 18.15, 20.50; #Female Pleasure<br />

17.50; Die Unglaublichen II 14.45; AStar IsBorn<br />

(OmU) 17.30, 20.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />

(OmU) 14.00; Der Vorname 15.40, 18.50; Leto<br />

16.00; Leto (OmU) 21.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Bohemian Rhapsody 13.30, 16.40, 19.45; Aufbruch<br />

zum Mond 13.30, 16.15, 19.30; Die Unglaublichen<br />

II 13.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />

Abenteuer 13.45; Gundermann 13.45; Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 13.50; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal –Johnny English StrikesAgain<br />

(OmU) 14.00; 25 km/h 14.10,17.00,19.50; Ballon16.10;<br />

3D: Smallfoot–Ein eisigartigesAbenteuer<br />

16.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

16.30, 19.00; Der Vorname 16.40, 19.30; Der<br />

Trafikant 16.40, 19.30; #Female Pleasure 19.00;<br />

Free Ride Festival 20.00; Werk ohne Autor 21.30;<br />

Leto 21.30; Aufbruch zum Mond –First Man (OmU)<br />

22.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 22.30; Nur ein<br />

kleiner Gefallen –ASimpleFavor (OmU) 23.00; Preview:<br />

Phantastische Tierwesen:Grindelwalds Verbrechen<br />

–Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald<br />

(OmU) 0.01; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 0.01


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

n nach Potsdam –Berlin wird seine kaputte Botschaft noch besser verstehen.<br />

POP<br />

Mudhoney 13. 11., 20 Uhr,Festsaal<br />

Kreuzberg,AmFlutgraben 2<br />

Yung Hurn 14. 11., 20 Uhr,<br />

Columbiahalle, Columbiadamm 13–21<br />

John Grant 14. 11., 20 Uhr,Astra,<br />

Revaler Str.99<br />

Kontraklang 15. 11., 20 Uhr,Heimathafen<br />

Neukölln, Karl-Marx-Str.141<br />

Psychic TV 15. 11., 20 Uhr,Astra<br />

IMAGO<br />

materiellen anvertraute. Diesen<br />

schönen Mythos schildert übrigens<br />

der 2014 erschienene,ganz außergewöhnliche<br />

Film„The Ballad of Genesis<br />

and Lady Jaye“. Breyer P. Orridge<br />

und Psychic TV treten nur noch selten<br />

auf; die Musik hört sich noch<br />

psychedelischer und befreiter an als<br />

die Geschichte, wobei sie sich gerne<br />

den Sounds ihrer experimentierfreudigen<br />

Jugend widmen. Immer empfehlenswert<br />

die 18-minütige Version<br />

vonHawkwinds „Silver Machine“.<br />

John Grant aus Colorado gehört<br />

mit seinem melodischen Bariton zu<br />

den tollsten Croonern imIndiepop.<br />

Seine frühen Jahre bis 2004 verbrachte<br />

er in der Rockband The<br />

Czars, danach arbeitete er unter anderem<br />

als medizinischer Dolmetscher<br />

für russisch –erspricht außerdem<br />

akzentfrei deutsch, spanisch<br />

und isländisch, weil er vor ein paar<br />

Jahren dorthin gezogen ist. 2012 gelang<br />

ihm mit dem zweiten und vielleicht<br />

besten seiner mittlerweile vier<br />

Solo-Alben, mit„Pale GreenGhosts“,<br />

ein mittlerer Durchbruch. Musikalisch<br />

widmet er sich einer betörend<br />

warmen Balladenkunst, die er immer<br />

stärker popelektronisch ausstattet;<br />

mit einem sehr wandelbaren<br />

Tonfall singt er vonLiebe,Vertrauen,<br />

Angst und Zorn und ringt mit der<br />

schwulen Identität und seiner HIV-<br />

Infektion, die er 2012 vonder Bühne<br />

herab outete. Zugezogen hat ersie<br />

sich, sagt er, inZeiten, in denen er<br />

der Alkoholsucht durch Sexexzesse<br />

und Drogenzuentraten suchte.<br />

Sex und Drogen beschäftigen<br />

auch den Wiener Cloudrapper Yung<br />

Hurn.Erlässt verschwommene Keyboards<br />

durchdie Tracks schwappen,<br />

schläfrige Claps und unterdrücktes<br />

Rasseln. Darüber rappt er authentisch<br />

bedröhnt von kalten Blow Jobs<br />

und schneeweißen Linien, was in<br />

seinem österreichischen Tonfall<br />

noch eine Spur haltloser und maulwerkender<br />

klingt, als es eben der Natur<br />

des Zustands entspricht. „Yung<br />

Hurn, wieso bist du so?/ Wieso bist<br />

du so gemein?/ Wieso ziehst du<br />

Koks?/ Ichgeh gleich zur Polizei“. Im<br />

März ist er in Potsdam, der gated<br />

community vor unseren westlichen<br />

Stadttoren, aufgetreten, was ich<br />

ziemlich mutig fand. Berlin wird die<br />

kaputte Botschaft Hurns schon verstehen:<br />

Fass mich an –ich bin ein<br />

weißer heterosexueller Mann.<br />

Vortrag<br />

Nichts ist,<br />

wie es<br />

scheint<br />

Glaube nur der Statistik, die<br />

du selbst gefälscht hast“ –<br />

das war im Publizistik-Studium<br />

in den 80er-Jahren im<br />

Westen ungefähr die erste Lektion.<br />

Dass jede Aussage danach<br />

zu beurteilen ist, wer sie<br />

wann gegenüber wemund mit<br />

welcher Absicht trifft, die erste<br />

im taz-Praktikum. Heute, da<br />

Nachrichten im Minutentakt<br />

online gestellt werden müssen,<br />

bleibt keine Zeit für Gegencheck<br />

und Kontextualisierung,<br />

und vor dem Algorithmus<br />

sind alle Informationen<br />

gleich. DerTübinger Amerikanist<br />

Michael Butter ruft dennoch<br />

tapfer in den Wald, dass<br />

„Nichts ist wie es scheint“<br />

(Suhrkamp, 2018) und erläutert<br />

heute aus immer gegebenem<br />

Anlass im Deutschen<br />

Theater den Zusammenhang<br />

zwischen Falschinformationen,<br />

der Sehnsucht nach Erklärungsmodellen,<br />

Verschwörungstheorien,<br />

Populismus<br />

und Internet. PetraKohse<br />

MichaelButter 19 Uhr, Saal des DeutschenTheaters,<br />

Schumannstr.13a<br />

MACHmit! Museum fürKinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont –Indianische Kulturen &<br />

die Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung<br />

(ab 3bis 12 J.)<br />

Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />

10.00: Kasper heiratet (ab 3J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

10.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Die Prinzessin in der Drachenburg,Johannes<br />

Gahl (ab 6bis 8J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00 Bühne 3: Die BieneimKopf (ab 7bis 11 J.)<br />

10.00: Die Schöne und das Biest, Theresa Rose,<br />

Gabriella Weber (ab 8J.)<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(✆ 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Das Trollkind, (ab 7J.)<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Rita, das Raubschaf (ab 5J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

9.30: Sonne, Mond &Sterne (ab 4J.)<br />

11.00 Planetariumssaal: VonJahreszeiten zu kosmischen<br />

Weiten, Planetariumsshow(ab 9J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Acud (✆ 44 35 94 97)<br />

20.00: KOOKread, Inger-Maria Mahlke, Verena<br />

Stauffer,SebastianUnger und Nichtseattle<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Ostfriesenfluch, Klaus-Peter Wolf, Autor/in:<br />

Klaus-Peter Wolf, musikal. Begl.: Bettina Göschl<br />

Brotfabrik (✆ 47 14 00 1/ 02)<br />

20.00: Türkland, multimediale Leseperformance<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.00: Theaterkritik Theodor Fontanes, mit Gabriele<br />

Radecke, Debora Helmer<br />

Dante Connection (✆ 615 76 58)<br />

20.15: Bücherklatsch mitOlgaGrjasnowa<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Meinen Hassbekommt ihrnicht, Antoine Leiris<br />

mit Helmut Mooshammer<br />

Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />

20.00: Zu geil für diese Welt, Joachim Hentschel<br />

Geistesblüten (Walter-Benjamin-Platz 2)<br />

19.00: Verwirrnis, Christoph Hein<br />

Georg Büchner Buchladen (✆ 442 13 01)<br />

20.00: Nordisches Literaturfest:Die Legende vom<br />

goldenen Ei, Morten Ramsland, Mod.: Ulrich Sonnenberg.Anm.erf.<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.30: Peace, Love &Poetry–Der Ponyhof unter den<br />

PoetrySlams!, Sarah Bosetti, Daniel Hoth<br />

Kulturbrauerei/Palais (✆ 405 04 73 10)<br />

20.00: Armageddon im Orient, Michael Lüders<br />

Lehmanns Fachbuchhandlung (✆ 450 57 80 37)<br />

19.30: Nordisches Literaturfest: Nach Seepferdchen<br />

tauchen. Ein Buch über das Gedächtnis, Hilde Ostby,<br />

YlvaOstby, mit Gespräch. Anm. erf.<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00 Veranstaltungsraum: Der Lehrer und der Derwisch,<br />

Atilla Oener,Dela Dabulamanzi, Sabrina Amali,<br />

Ali Bulgan, Carsten Zoltan<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Werwir sind. Die Erfahrung,ostdeutsch zu<br />

sein., Jana Hensel, Wolfgang Engler<br />

Nordische Botschaften –Felleshus (✆ 50 50 -0)<br />

19.00: Nordisches Literaturfest: Wege,die sich<br />

kreuzen, Tommi Kinnunen, mit Gespräch. Anm. erf.<br />

Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />

20.00: Der Fall YonkoK., Sascha Behringer,Doris<br />

Bewernitz, Gerald Stitz<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00 Bruckner-Foyer: Nollendorfstr.17–Christopher<br />

Isherwood und Sally Bowles, mit Hans-Jürgen<br />

Schatz, Ausschnitte aus Isherwoods Buch und Songs<br />

aus dem Musical, Gesang: Sophia Euskirchen und<br />

Mathias Reiser,amKlavier:Nikolai Orloff<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

19.00 Großer Salon: Krimilesung: Der Totenversteher,<br />

Sue und Wilfried Schwerin vonKrosigk, Lesung Mod.:<br />

Dr.RobertZagolla<br />

Tucholsky-Buchhandlung (✆ 27 57 76 63)<br />

20.00: Nordisches Literaturfest: Lillehammer –Palermo.<br />

Oder:Suite für eine Viertel Kuh, Stig Saeterbakken,<br />

Nino Vetri. Anm. erf.<br />

Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien<br />

(Mohrenstr.60) 19.00: Privateigentum in Russland:<br />

Zwischen Individualrecht und staatlicher Kontrolle,<br />

Maxim Trudoljubow, Buchvorstellung und Diskussion<br />

mit Eugenia Kurzynsky-Singer,Philipp Meuser,Mod.:<br />

Julia Langbein<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: The Great HarryHillman<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Berlin Cool Jazz Project<br />

BadenscherHof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Ringmasters, Tonight, tonight!<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

21.00: White Denim, B.C. Camplight<br />

Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Malina Moye &Band<br />

Café Lietze (✆ 321 10 94)<br />

20.00: Paul Tiernan<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />

20.00: Svetlana Loboda<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />

20.00: Mudhoney<br />

Funkhaus Berlin (✆ 12 08 54 16)<br />

20.00: Curtis Harding<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

20.30: Songslam<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Lil Dicky,Life Lessons<br />

KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />

14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), KlanGalerie<br />

Mittagskultur<br />

17.00: Klaus Janek (Kontrabass&Elektronik),<br />

KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />

21.00: Klaus Janek (Kontrabass &Elektronik),<br />

KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: Oscar and the Wolf<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

21.00: Kikagaku Moyo<br />

Madame CLAUDE (✆ 84 11 08 59)<br />

21.30: Dane Joe<br />

Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />

20.00: U2<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Blackout Problems<br />

20.00: Toska<br />

Nocti Vagus Dunkelrestaurant (✆ 74 74 91 23)<br />

19.00: Stars in the Dark: Bianca (Gesang) und<br />

William Aycliffe (Klavier)<br />

Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />

20.00: Opera on TapPresents: Trinklieder<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Körner<br />

Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17)<br />

20.00: Charlottes klandestine Zauberkiste<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Groove Yard Bandits<br />

vabali spa Berlin (✆ 911 48 60)<br />

17.00 Am Innenpool: Naftali<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

KINO<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Touch MeNot (OmU)<br />

18.00; Nachspiel DOK Leipzig: Svideteli Putina –<br />

Putin‘s Witnesses (OmenglU; m. Vorfilm) 20.15<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Gundermann<br />

18.00;Fonko(OmenglU) 20.15;Betty: They SayI‘m<br />

Different (OF) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Smallfoot–Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.15; Dasschönste<br />

Mädchen der Welt 14.15; Bohemian Rhapsody<br />

14.15, 17.05, 20.15, 22.35; Johnny English: Man<br />

lebt nur dreimal 14.25,16.50; Die Unglaublichen II<br />

14.30;Der Nussknacker und dievier Reiche 14.30;<br />

Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 14.35;<br />

Elliot, das kleinste Rentier 14.40; Gänsehaut 2:<br />

Gruseliges Halloween 14.45; Der Vorname 15.00,<br />

19.55; Aufbruch zum Mond 16.45, 20.00, 22.30;<br />

Abgeschnitten 16.45, 22.50; Take The Ball Pass<br />

The Ball –Das Geheimnis des perfekten Fußballs<br />

17.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.00; Nur ein kleiner Gefallen 17.05, 20.00,<br />

22.55; Venom 17.20; Halloween 17.20, 20.00; 25<br />

km/h 17.20, 20.05; Ballon 19.35; AStar IsBorn<br />

19.45; Operation: Overlord 19.50, 22.40; Ballett<br />

aus dem Royal Opera House London: La Bayadere<br />

20.15; BadTimes atthe El Royale 22.55<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />

II 13.30,16.40;Aufbruch zum Mond 13.35,<br />

16.45, 19.50, 23.15; 25 km/h 13.35, 17.00,<br />

19.40;JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal13.40;<br />

Bohemian Rhapsody 13.55, 16.10, 19.30, 23.10;<br />

Elliot, das kleinste Rentier 14.10; Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.20; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />

Halloween 14.20; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 14.55; AStar IsBorn 16.35; Klassentreffen<br />

1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

17.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.00; Der Vorname 17.15, 20.00; Halloween<br />

17.35, 20.25, 23.20; Abgeschnitten 19.50; Nurein<br />

kleiner Gefallen 20.00, 23.05; Operation: Overlord<br />

20.15,23.15; 3D: Phantastische Tierwesen und wo<br />

sie zu finden sind 21.15; Hunter Killer 22.40; 3D:<br />

Venom 22.55; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 15.00; Ballon<br />

17.30, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Der Vorname 18.00,<br />

20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Aufbruch zum Mond –First<br />

Man (OmU) 17.20, 20.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Girl (OmU) 18.00; The<br />

Cakemaker (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Smallfoot<br />

– Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.10,<br />

14.50; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

10.00; Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00,<br />

12.15, 14.45, 17.20; Johnny English: Man lebt nur<br />

dreimal 12.15, 17.40, 19.45; Wildhexe 12.20;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 12.40;<br />

Die Unglaublichen II 14.35; Bohemian Rhapsody<br />

14.40, 16.50, 19.50; Der Vorname 17.20; Halloween<br />

17.30,20.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Grüner<br />

wirdís nicht 12.45; Offenes Geheimnis 15.15;<br />

Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.45;<br />

Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />

17.30, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />

12.10, 14.25; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />

um 10.00, 12.00; Johnny English: Man lebt nur<br />

dreimal 10.00, 11.50, 14.00; Die Unglaublichen II<br />

10.00, 12.45, 15.20, 16.50; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 10.00, 12.10, 14.40, 17.15; Das<br />

Haus der geheimnisvollen Uhren 10.00; Bohemian<br />

Rhapsody 10.00, 14.20, 16.20, 19.30, 22.40;<br />

Wildhexe 12.15; Das schönste Mädchen der Welt<br />

12.35; 25 km/h 14.00, 17.10, 20.00; Gänsehaut<br />

2: Gruseliges Halloween 14.50;Aufbruchzum Mond<br />

17.10, 19.50, 23.00; Halloween 17.30, 20.15,<br />

23.00; Ballett ausdem Royal OperaHouse London:<br />

La Bayadere 20.15; 3D: Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 20.25, 23.00; 3D: Phantastische Tierwesen<br />

und wosie zu finden sind /3D, Preview:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

21.00; The Nun 23.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Die Unglaublichen<br />

II 15.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

15.30, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

15.45; JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal16.00;<br />

Bohemian Rhapsody 17.45, 20.30; Ballon 17.45,<br />

20.30; Der Vorname 18.15; 3D: Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 18.15; Operation: Overlord<br />

20.30; Halloween 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Afrikamera: The Mercy<br />

of the Jungle (OmenglU; m. Gast) 19.30; Eugene<br />

Green: Faire la parole–Makingthe Word (OmenglU)<br />

20.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Smallfoot–Ein eisigartiges Abenteuer 12.30, 14.30;<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 12.30, 15.10,<br />

17.40, 20.30; Elliot, das kleinste Rentier 12.30,<br />

14.10; Die Unglaublichen II12.50, 14.00, 16.00;<br />

Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 13.10,<br />

15.30; Aufbruch zum Mond 13.10, 16.30, 19.50,<br />

22.50; DasHausder geheimnisvollenUhren13.20;<br />

Bohemian Rhapsody 13.30, 17.00, 19.15, 22.30;<br />

Pettersson und Findus: Findus zieht um 13.50; Venom<br />

14.00,16.40,19.20; 25 km/h 14.00, 16.50,<br />

20.00,22.15; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.10, 19.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

14.15; Das schönste Mädchen derWelt 15.00; Der<br />

Vorname 15.10, 17.40, 20.10; Werk ohne Autor<br />

15.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />

der Silberrücken 16.15; Halloween 16.20, 20.30,<br />

23.10; Operation: Overlord 16.40, 20.00, 22.50;<br />

Nur ein kleiner Gefallen 16.40, 19.50, 22.50; 3D:<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 16.50, 22.40;<br />

3D: Die Unglaublichen II 17.00; Wuff 17.10; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 17.35; Book Club –Das<br />

Beste kommt noch 18.00; AStar IsBorn 19.20; A<br />

Prayer Before Dawn 19.20, 22.40; Ballon 19.40;<br />

DerTrafikant 19.45; 3D: Venom 19.50,22.10; Mission:<br />

Impossible –Fallout 20.10; Cakallarla Dans<br />

V(OmU) 20.30, 23.00; 3D: Phantastische Tierwesen<br />

und wo sie zu finden sind 21.00; Hunter Killer<br />

22.30; The Nun 22.40; The Equalizer II 22.40; Searching<br />

23.00; Abgeschnitten 23.00<br />

CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

Bohemian Rhapsody (OF) 20.30; 3D: Phantastische<br />

Tierwesen und wo sie zu finden sind –Fantastic<br />

Beasts and Where to Find Them (OF) 21.15; Aufbruch<br />

zum Mond –First Man (OF) 22.20; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />

and the Four Realms (OF) 22.30; Nur ein kleiner<br />

Gefallen –ASimple Favor (OF) 22.45; Operation:<br />

Overlord (OF) 23.00; APrayer Before Dawn (OF)<br />

23.15; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen –Fantastic Beasts:The Crimes<br />

of Grindelwald (OF) 0.01<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />

Giganten der Meere 11.00; Aufbruch zum<br />

Mond –First Man (OF) 12.20, 15.45,19.15,22.45<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Nachlass 17.45;<br />

Dogman (OmU) 20.00; Mandy (OmU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 1650) Johnny English: Man lebt nur<br />

dreimal 14.00; Elliot, das kleinste Rentier 14.00,<br />

16.00; Bohemian Rhapsody 14.00, 17.00, 20.15;<br />

Die Unglaublichen II 15.00; Der Nussknacker und<br />

die vier Reiche 15.00, 17.30; Gänsehaut 2:Gruseliges<br />

Halloween 16.00; 25 km/h 17.30, 22.30;<br />

Halloween 18.00, 22.30; Der Vorname 18.00,<br />

20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

20.00; Operation: Overlord 20.15, 22.30; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind<br />

/Preview: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 21.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Familie Brasch 16.30;<br />

WaldheimsWalzer 18.30; DerVorname 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Bohemian Rhapsody 14.00, 17.10, 20.00, 22.45;<br />

Der Nussknacker und die vier Reiche 14.05; Wuff<br />

14.15; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.20; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.20;<br />

25 km/h 14.20, 20.20; Johnny English: Man lebt<br />

nur dreimal 14.30, 17.15; Elliot, das kleinste Rentier<br />

14.30; DieUnglaublichen II 14.30, 17.00;Nur<br />

ein kleiner Gefallen 16.45, 19.45, 23.10; Ballon<br />

16.45; 3D: Venom 16.50, 19.45, 22.40; Der Vorname<br />

17.00, 20.00; Halloween 17.15, 20.15,<br />

23.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.35, 19.45; AStar Is Born 19.40; Operation:<br />

Overlord 19.55, 22.35; Abgeschnitten 22.30;<br />

Hunter Killer 22.55; The Nun 23.15; 3D, Preview:<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />

0.01<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Bohemian<br />

Rhapsody 14.00, 17.10, 19.30; Smallfoot –<br />

Ein eisigartiges Abenteuer 14.10; 25 km/h 14.10,<br />

17.00, 20.10; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.20, 17.00, 19.40;Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />

14.30, 17.50; Die Unglaublichen II 14.45,<br />

17.10; JohnnyEnglish: Man lebtnur dreimal 14.50,<br />

17.00; Halloween 16.40, 20.15; Venom 19.30;<br />

Cakallarla Dans V(OmU) 19.50; Yol Arkadasim II<br />

(OmU) 20.20<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Hamburger<br />

Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />

Polizeiarbeit“ 19.30; Sneak Preview (OmU)<br />

21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Berlin-Film-Katalog:<br />

Gejagtbis zum Morgen 18.00; Blue My Mind(OmU)<br />

19.30; I, Olga (OmU) 21.30<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Pettersson und<br />

Findus: Findus zieht um 12.30;Aufbruch zum Mond<br />

14.30; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />

Mayerling 18.00; Elliot, das kleinste Rentier 10.45,<br />

15.00;Wildhexe 12.45; Aufbruch zum Mond17.00,<br />

20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Das Prinzip<br />

Montessori: DieLust am Selber-Lernen 16.00; Gundermann<br />

18.00; Offenes Geheimnis 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der Trafikant<br />

15.15, 20.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />

17.45<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Gundermann 18.00; Ballon<br />

20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Der Trafikant 15.00,17.45;<br />

25 km/h 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 8112) Eine<br />

Perle inder Krone (m. Vortrag) 18.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderWagenKino:<br />

25km/h 10.30; 25km/h 13.00,18.15;<br />

Elliot, das kleinste Rentier 13.45; Werk ohne Autor<br />

14.30; #Female Pleasure (teilw.OmU) 14.45,<br />

18.45; Projekt: Antarktis 15.15; In My Room<br />

15.45; Der Vorname 16.45, 20.45; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 17.15, 20.45; Leto 18.15; Gundermann<br />

18.15; Elternschule 20.00; Der Trafikant<br />

20.45<br />

UCI KinoweltPotsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 13.40; Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 13.40; Die<br />

Unglaublichen II 14.00, 17.00; Smallfoot –Ein<br />

eisigartiges Abenteuer 14.15; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 14.30, 17.15; Bohemian<br />

Rhapsody 16.15, 19.35; Aufbruch zum Mond<br />

16.15,19.50;3D: DerNussknacker unddie vier<br />

Reiche 17.15, 20.00; Halloween 20.00; Ballett<br />

aus dem Royal Opera House London: La Bayadere<br />

20.15<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 15.00; Johnny English:<br />

Man lebt nur dreimal 17.15; AStar Is Born 19.30<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 03375/46 97 77)<br />

AStarIsBorn17.15; Champagner &Macarons: Ein<br />

unvergessliches Gartenfest 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Elliot,<br />

das kleinste Rentier 14.20; Die Unglaublichen II<br />

14.20, 17.15; Bohemian Rhapsody 14.20, 17.00,<br />

20.05, 22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />

14.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

14.30;Das Hausder geheimnisvollen Uhren 14.35;<br />

Aufbruch zum Mond 14.40, 17.00, 19.40, 22.45;<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.45;<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.50; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.30, 17.50; 25<br />

km/h 17.00, 19.50; 3D: Venom 17.10, 23.20;<br />

Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der<br />

Silberrücken 17.10, 20.15; AStar IsBorn 17.15,<br />

22.20; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />

17.20, 20.10; Der Vorname 17.50, 20.00; Halloween<br />

20.10,23.15; Nur ein kleiner Gefallen 20.15,<br />

23.00; Operation: Overlord 20.30, 23.15; 3D:<br />

Phantastische Tierwesen und wo sie zufinden sind<br />

21.15; The Nun 22.50; 3D, Preview: Phantastische<br />

Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 15.15; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 15.15; Die Unglaublichen<br />

II 15.30; Bohemian Rhapsody17.30, 20.30;<br />

Ballon 17.45; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />

Reiche 18.00, 20.30; Der Vorname 18.15; Halloween<br />

20.30; Offenes Geheimnis 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 14.15; Die Unglaublichen<br />

II 14.45; Der Nussknacker und die<br />

vier Reiche 15.30, 17.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />

unglaubliche Reise der Silberrücken 16.00; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 16.15; Bohemian<br />

Rhapsody 17.30, 20.00; Operation: Overlord<br />

18.15, 20.30; Halloween 18.20, 20.40; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 20.15<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Johnny English: Man lebt nur dreimal 17.00; Ballon<br />

19.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Der Nussknacker<br />

und die vier Reiche 15.00, 20.30; Smallfoot<br />

–Ein eisigartiges Abenteuer 16.15; 3D: Der<br />

Nussknacker und die vier Reiche 17.30; Johnny<br />

English: Man lebt nur dreimal 18.30; AStar IsBorn<br />

20.00


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Kochen, lesen<br />

–das ist ein<br />

guter Abend“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Kenner<br />

der digitalen Welt zu Wort.Ömer Atiker<br />

hat das „Survival-Handbuch digitale<br />

Transformation“ (Verlag Campus)<br />

veröffentlicht. Ihm geht es<br />

darum, Unternehmen fit zu machen<br />

für die Zukunft.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Hängt vom Tag ab. Oft mit dem<br />

Kindle, umetwas zu lesen. Manchmal<br />

am Handy mit LinkedIn –oder<br />

einer Runde Sudoku, um das Gehirn<br />

in Bewegung zu bekommen.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Sehr viel selbstverständlicher.<br />

Wir mussten noch mühsam Programmiersprachen<br />

und kryptische<br />

Befehle lernen. Später konnte<br />

man klicken und wischen. Unsere<br />

Kinder lernen, dass man mit Maschinen<br />

sprechen kann. Dadurch<br />

werden Maschinen Teil unseres<br />

Lebens. Wir werden administrativen<br />

Unsinn delegieren können.<br />

Der Rechner wird zum Assistenten<br />

und Partner in der Arbeit und Freizeit.<br />

Wird es eines Tages eine Lösung<br />

geben, damit wir über unsere Daten<br />

wirklich selbst verfügen können?<br />

Das erwarte ich nicht. Schon allein<br />

deshalb nicht, weil es viel zu viel<br />

Mühe macht. Wir können unsere<br />

Daten gar nicht sinnvoll lesen oder<br />

auswerten. Wenn jemand anderes<br />

damit etwas anfangen kann und uns<br />

das Leben leichter macht, bleibt das<br />

ein attraktiver Deal. Was wir vielleicht<br />

hinkriegen werden, das ist<br />

mehr Bewusstsein, was alles erfasst<br />

und verarbeitet wird.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt?<br />

Was mir nicht gefällt, sind Menschen,<br />

die in der scheinbaren Anonymität<br />

des Netzes die Hemmungen<br />

fallen lassen und sich in Hass,<br />

Dummheit und Vulgarität ergehen.<br />

Darauf kann ich sehr gut verzichten.<br />

Welchen Science-Fiction-Film<br />

haben Sienicht nur einmal gesehen?<br />

„Star Wars“, „Terminator“, „Das<br />

fünfte Element“, „WALL-E“, „2001“,<br />

„District 9“ …–esgibt so viele interessante<br />

Ansätze. Ich mag Filme von<br />

Luc Besson, wie „Valerian“ und<br />

„Lucy“, weil er als Franzose ein wenig<br />

abweicht vom amerikanischen<br />

Popocorn-Kino, aber trotzdem<br />

spannend inszeniert.<br />

DieZukunft macht vielen Angst.Welcher<br />

Podcast macht Ihnen Mut?<br />

Da kann ich nicht helfen, ich höre<br />

keine.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nur wenn ich abends konzentriert<br />

gearbeitet habe. Ansonsten<br />

nicht. Ich kann recht gut ohne<br />

Handy leben. Kochen, reden, lesen<br />

oder noch ein Spaziergang mit der<br />

Gattin, manchmal ein Film, das ist<br />

für mich ein guter Abend.<br />

Ömer Atiker ist Redner<br />

und Berater und angeblich<br />

seit der Steinzeit online.<br />

Einige gute Fotos und stundenlanges Filmmaterial genügen inzwischen, um Videos manipulieren zu können.<br />

Wasist schon echt?<br />

Trumps Team sollein Video manipuliert haben. Bald wirdsoetwasganz leicht möglich sein, sagen Experten<br />

VonBastian Hosan<br />

und Jörg Hunke<br />

Der Vorwurf war für Donald<br />

Trump dann doch<br />

so bedeutend, dass er<br />

sich persönlich äußerte.<br />

Bevor der US-Präsident zu den Gedenkfeiern<br />

nach Paris abhob, erklärte<br />

er, dass niemand im Weißen<br />

Haus ein Video manipulierthabe.Es<br />

ging um die tumultartige Pressekonferenz<br />

in der vergangenenWoche,als<br />

eine Praktikantin dem CNN-Reporter<br />

Jim Acosta das Mikrofon aus der<br />

Hand nehmen wollte, ersich aber<br />

weigerte,esabzugeben.<br />

Entschuldigung weggelassen<br />

Historie: Die Geschichteder<br />

Bildmanipulation war zunächst<br />

mit der Fotografieverbunden.<br />

Bereits im 19. Jahrhundert,<br />

als es technisch<br />

möglich wurde, Bilder chemischzufixieren,<br />

versuchten<br />

Fotografen, Fotos zu verändern.<br />

Ihr Ziel war es, Bilder einerWirklichkeit<br />

zu erzeugen,<br />

dieessonichtgab.<br />

Ein Video, das Sarah Sanders, die<br />

Sprecherin im Weißen Haus,zudem<br />

Vorfall veröffentlichte, weckte den<br />

Verdacht, dass die Bilder der Rangelei<br />

bearbeitet worden seien. US-Medien<br />

sprachen von Manipulation. In<br />

dem Video sieht es so aus, als würde<br />

Acosta der jungen Frau in dem Moment,<br />

in dem sie ihm das Mikrofon<br />

abnehmen will, rasch mit der Hand<br />

auf den Arm schlagen. Originalaufnahmen<br />

der Szenen zeigen jedoch,<br />

dass Acosta eher sacht den Arm der<br />

Praktikantin berührt und sich auch<br />

sofort bei ihr entschuldigt –die Entschuldigung<br />

ist in dem von der<br />

Trump-Sprecherin verbreiteten Video<br />

weggelassen worden.<br />

Eine Manipulation wie zum Beispiel<br />

das Hinzufügen von bearbeiteten<br />

Einzelbildern lässt sich auf<br />

Grundlage des Materials bisher nicht<br />

eindeutig beweisen, schrieb die<br />

Deutsche Presseagentur später.Eine<br />

videotechnische Analyse der britischen<br />

<strong>Zeitung</strong> Independent kam zu<br />

dem Schluss, dass in der entscheidenden<br />

Szene der Sanders-Version<br />

ein Einzelbild minimal länger gezeigt<br />

wird.<br />

Wasauch immer im Hintergrund<br />

beim Erstellen desVideos genau passierte,<br />

es ist aus technischer Sicht<br />

nicht sonderlich aufwendig gewesen.<br />

Inzwischen gibt es Methoden,<br />

bei denen der ungeschulte Betrachter<br />

nicht so leicht herausfinden<br />

kann, ob an einem Video herumgedoktertworden<br />

ist.<br />

Im Aprilhielt der ehemalige Google-Mitarbeiter<br />

Supasorn Suwajanakorn<br />

einen Vortrag inVancouver bei<br />

einer der renommierten Ted-Konferenzen.<br />

Nach acht Minuten war er<br />

fertig mit seiner Präsentation –und<br />

die Zuschauer sprachlos. Suwajanakorn<br />

berichtete von dem Auftrag,<br />

den er erhalten hatte: Er sollte anhand<br />

vonfreiverfügbaren Fotos und<br />

Videos ein Computer-Model erstellen,<br />

das so aussieht, so spricht und so<br />

reagiert wie sein menschliches Vorbild.<br />

Zu Beginn zeigte der Wissenschaftler<br />

vier Videos von Barack<br />

Obama, in denen der US-Präsident<br />

sich zur politischen Entwicklung äußert.<br />

Anschließend fragte Suwajanakorn<br />

die Zuschauer, welches Video<br />

echt sei. Keine einfache Frage, denn<br />

alle vier wirkten authentisch. Aber<br />

alle waren gefälscht. DerDaten-Wis-<br />

DIE GESCHICHTE DER TRICKSEREI<br />

Strategie: Machthaber nutzen<br />

gernedie Tatsache, dass<br />

der durchschnittliche Betrachter<br />

dazu neigt, die<br />

Glaubwürdigkeit vonFotos<br />

zu überschätzen. Maos Ehefrau<br />

wurde nach dessen Tod<br />

aus Fotos entfernt, um zu<br />

verhindern, dass der Kult um<br />

Mao mit seiner Frau in Verbindung<br />

gebracht wurde.<br />

Fehler: Aufihrer Webseite<br />

veröffentlichte die abgesetzte<br />

katalanische Regionalregierung<br />

im Vorjahr ein<br />

Foto der „Mitglieder der legitimen<br />

Regierung“, auf dem<br />

ein früherer Minister wegretuschiertworden<br />

war.Allerdings<br />

war vergessen worden,<br />

sein (noch sichtbares) linkes<br />

Bein zu entfernen.<br />

US-Präsident Trump, Reporter Jim Acosta und die Rangelei um das Mikrofon AP/EVAN VUCCI<br />

Bei „Babylon Berlin“ wurden Passanten für den Alexanderplatz künstlich erschaffen. DPA<br />

senschaftler aus den USA erzählte,<br />

dass er neuronale Computer-Netzwerkestundenlang<br />

mit Video-Material<br />

von Obama gefüttert hatte, so<br />

dass die Mundbewegungen sich problemlos<br />

in ein beliebiges Obama-Video<br />

implantieren ließen.<br />

Als er die Reaktion der Zuschauer<br />

bemerkte, sagte Suwajanakorn, dass<br />

auch er ein wenig Angst habe vor<br />

dem, was in Zukunft mit digitaler<br />

GETTY<br />

Technik möglich sei. Auch deshalb<br />

hat er mit Kollegen eine Software<br />

entwickelt, mit der angeblich Fake-<br />

Videos identifiziertwerden können.<br />

Aber nicht nur die Videos von<br />

prominenten Persönlichkeiten lassen<br />

sich drastisch verändern. In der<br />

Film-Industrie gehört die Bearbeitung<br />

des Bildmaterials zum Standard.<br />

Bei Marvel, dem Haus der<br />

Supermänner und Superfrauen, ist<br />

es üblich, dass jede Filmsequenz bearbeitet<br />

wird. Manchmal sind nur<br />

Farbkorrekturen notwendig, manchmal<br />

gibt es auch größere Veränderungen.<br />

So etwas kann das <strong>Berliner</strong><br />

Studio Rise.Eswar auch für die digitale<br />

Bearbeitung des Serien-Projekts<br />

„Babylon Berlin“ verantwortlich. In<br />

manchen Aufnahmen wurde der<br />

Fernsehturm wegretuschiert, denn<br />

den gab es damals noch nicht. Um in<br />

einer Szene den Alexanderplatz mit<br />

vielen Statisten zu füllen, genügte<br />

dem Team eine entsprechende Software.<br />

Und schon wurden Passanten<br />

generiert, die sich wie echte Schauspieler<br />

bewegten. Der Platz wirkte<br />

gut gefüllt.<br />

Aufwendige Bildanalyse<br />

Bilder zu manipulieren, das sagt<br />

Christian Malterer, Wissenschaftler<br />

an der <strong>Berliner</strong> Mediadesign-Hochschule,<br />

ist nicht mehr schwer und<br />

wird inZukunft noch leichter. Die<br />

Begründung: Rechner werden<br />

schneller und künstlerische Tools<br />

besser. Erselbst war daran beteiligt,<br />

als das Filmmaterial von „Metropolis“<br />

aufgearbeitet wurde. Zurzeit sei<br />

es noch so, dass bei Filmproduktionen<br />

wegen der großen Datenmengen<br />

und dem Wunsch nach Perfektion<br />

viel Zeit und Rechnerleistung<br />

notwendig seien. Qualität sei am<br />

Ende eine Frage des Geldes und des<br />

Aufwands. Aber bei Youtube-Videos<br />

mit geringer Auflösung sei die Bearbeitung<br />

oder auch Manipulation für<br />

Experten eigentlich Kleckerkram,<br />

also nicht sonderlich schwer.<br />

Und der Nachweis, obetwas gefälscht<br />

ist? Da sei eine aufwendige<br />

Bildanalyse notwendig, sagt Malterer.<br />

Unterschiedliche Bildschärfe sei<br />

ein Kriterium bei der Untersuchung.<br />

VorGericht ist es so, dass dem Richter<br />

eine wichtige Aufgabe zukommt,<br />

wenn ein Kläger sich gegen die Verletzung<br />

des Rechts am eigenen Bild<br />

wehrt. „Hält ein Gericht ein Video<br />

nach seiner Prüfung für echt, müsste<br />

der Kläger die Echtheit konkret in<br />

Zweifel ziehen“, sagt der <strong>Berliner</strong> Anwalt<br />

David Geßner, ein Experte für<br />

Medienrecht. „In der Regel wird<br />

dann ein gerichtliches Sachverständigengutachten<br />

eingeholt.“<br />

Barley will<br />

Kinder besser<br />

schützen<br />

Kampf gegen sexuellen<br />

Missbrauch im Internet<br />

VonMarkus Decker<br />

Die Union hat begrüßt, dass Bundesjustizministerin<br />

Katarina<br />

Barley (SPD) den Kampf gegen sexuellen<br />

Missbrauch im Internet –das<br />

sogenannte Cybergrooming – verstärken<br />

will, das Lob aber mit einem<br />

Tadel verbunden. Die rechts- und<br />

verbraucherpolitische Sprecherin<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />

Elisabeth Winkelmeier-Becker,<br />

sagte: „Wir nehmen die Justizministerin<br />

beim Wort.“ Denn sie sei „nach<br />

all den Jahren des Stillstands“ erst<br />

auf Druck der Union aufgewacht.<br />

Noch Ende Juni, so die CDU-Politikerin,<br />

„haben wir die Bundesjustizministerin<br />

in einem Schreiben aufgefordert,<br />

endlich zu handeln“,<br />

nachdem „dieses wichtige Anliegen“<br />

bereits im Frühjahr im Koalitionsvertrag<br />

vereinbart worden sei. Man<br />

werde jetzt darauf achten, dass die<br />

Versuchsstrafbarkeit auch tatsächlich<br />

schnell eingeführtwerde.<br />

Künftig soll sich jeder Täter strafbar<br />

machen, der mit dem Ziel, ein<br />

Kind zu missbrauchen, Kontakte zu<br />

vermeintlichen Opfern anbahnt.<br />

Eine entsprechende Ankündigung<br />

Barleys wurde von einer Sprecherin<br />

ihres Hauses am Montag bestätigt.<br />

Allerdings nannte sie keinen konkreten<br />

Zeitpunkt, sondern erklärte lediglich,<br />

das Vorhaben solle zeitnah<br />

umgesetzt werden. Bislang gilt:<br />

Wenn ein Täter nur glaubt, mit einem<br />

Kind zu kommunizieren, tatsächlich<br />

aber mit verdeckten Ermittlern<br />

oder Eltern Kontakt hat, macht<br />

er sich nicht strafbar. „Das werden<br />

wir ändern und diese Fälle künftig<br />

auch erfassen“, sagte die Ministerin<br />

den <strong>Zeitung</strong>en der Funke-Mediengruppe.<br />

Die Ministerin Katarina Barleywill strenger<br />

gegen Täter vorgehen.<br />

DPA<br />

Johannes-Wilhelm Rörig, der Beauftragte<br />

der Bundesregierung für<br />

Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs,sagte<br />

dazu der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland):<br />

„Es ist absolut alarmierend,<br />

wie Pädosexuelle in Onlinespielen<br />

und Chats Jagd auf Kinder und Jugendliche<br />

machen und sie dazu bewegen,<br />

sich vor der Webcam auszuziehen<br />

oder sich mit ihnen zu treffen.<br />

Aktuell gibt es praktisch keinen<br />

Kinder- und Jugendschutz im Netz.<br />

Minderjährige agieren und kommunizieren<br />

dort ungeschützt und ohne<br />

Kontrolle der Eltern. Hierauf müssen<br />

wir reagieren, auch mit gesetzlichen<br />

Regelungen.“<br />

Rörig betonte überdies, ähnlich<br />

wie die Union, er fordereschon lange<br />

eine Versuchsstrafbarkeit von Cybergrooming<br />

und einen verbesserten<br />

Jugendmedienschutz. Darum<br />

befürworte er Barleys Vorstoß ausdrücklich.<br />

Die Bundesregierung<br />

müsse alle gesetzlichen, personellen<br />

und finanziellen Möglichkeiten ergreifen,<br />

um sexuelle Gewalt gegen<br />

Kinder und Jugendliche besser zu<br />

bekämpfen und die großen Lücken<br />

beim Kinder- und Jugendschutz im<br />

digitalen Raum zu schließen. Dazu<br />

gehöre auch, die IT-Wirtschaft zu<br />

Kinder- und Jugendschutz im Netz<br />

gesetzlich zu verpflichten.<br />

Bereits mehr als 15 Prozent der<br />

Kinder bis 14 Jahrehaben im Netz sexuelle<br />

Belästigung erfahren. Manchmal<br />

ist sexuelle Belästigung online<br />

zudem die Vorstufe für sexuellen<br />

Missbrauch offline.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 25<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister desAlltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG)Tagesschau 12.15<br />

(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />

(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Camping<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen vor acht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse<br />

vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />

Absturz. Anwaltsserie<br />

Mit Sabine Postel, Herbert Knaup u.a.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Freund und Helfer.Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report München<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Fatale Geständnisse<br />

Unschuldig verurteilt<br />

Dokumentarfilm, D2018<br />

0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.35 (für HG) Die Kanzlei<br />

Absturz. Anwaltsserie<br />

RTL<br />

5.15 Der Nächste, bitte! 6.00 Guten Morgen<br />

Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />

9.30 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

10.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 11.00 Der Nächste, bitte! 12.00<br />

Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 15.00 Hol dir die Kohle –5.000 €für<br />

deine Idee 16.00 Meine Geschichte –Mein Leben<br />

17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />

18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was<br />

zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Ist es der Jagdtrieb,weil Säbelzahntiger<br />

ausgestorben sind? Comedyserie<br />

21.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Das ist quasi eine Win-win-Situation...<br />

Comedyserie<br />

22.15 (für HG) Der Lehrer<br />

Ich bin vor allem besser imGehen als<br />

im Bleiben! Comedyserie<br />

23.15 Sekretärinnen –Überleben von 9bis<br />

5 Die Neue. Comedyserie<br />

23.35 Sekretärinnen –Überleben von 9bis<br />

5 Die perfekte Sekretärin. Comedyserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

Mit dem Remake der Serie„Verliebtin<br />

eine Hexe“erhofft sichder abgehalfterte<br />

Schauspieler Jack Wyatt(Will Ferrell)<br />

sein großes Comeback. Um sich dasRampenlicht<br />

nichtteilen zu müssen, engagierter<br />

die völligunbekannte Schauspielerin Isabel<br />

Bigelow(Nicole Kidman) als seine Filmpart-<br />

MDR WDR nerin. Doch die Rechnunggehtnichtauf, Arte<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />

(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial<br />

20.15 (für HG) Umschau 20.45 (für HG)<br />

Schloss Reinhardsbrunn –Thüringens verlorenes<br />

Paradies 21.15 Echt 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.05 (für HG) DieVersteigerer 22.50 (für<br />

HG) Polizeiruf 110. Nachttresor.TV-Kriminalfilm<br />

1973 0.00 (für HG) Siebenpunkt. Drama,D<br />

2018 0.30 (für HG) Hauptstadtrevier 1.20 (für<br />

HG) Umschau 1.50 (für HG) Schloss Reinhardsbrunn<br />

–Thüringens verlorenes Paradies<br />

Bayern<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />

is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Tatort. Im Netz der Lügen. TV-Kriminalfilm,<br />

D2010 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Vogelwild<br />

–Georg Ringsgwandl 23.15 nacht:sicht<br />

23.45 BR-Klassik 0.30 67. Internationaler<br />

Musikwettbewerb der ARD 1.15 Rundschau<br />

Nacht 1.25 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 (für HG) Die Höhle der Löwen. Walkie<br />

aus Frankfurt /CAPS Air aus Hamburg /YFood<br />

aus München /Poolathlete /Painttablet aus<br />

Simbach am Inn /Aktimed aus Heidelberg /<br />

Es wird geistlich in der „Höhle der Löwen”<br />

22.55 Das Vorstellungsgespräch. Paprcuts<br />

23.50 nachrichten 0.10 (für HG) Medical Detectives<br />

–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Tödliche Familienbande 1.10 (für HG) Medical<br />

Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Rendezvous mit dem Tod<br />

Super RTL<br />

13.35 Tomund Jerry 14.05 Angelo! 14.40<br />

Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10 Bugs<br />

Bunny &LooneyTunes 15.45 Voll zu spät!<br />

16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen frisst<br />

man nicht! 16.45 Hotel Transsilvanien –Die<br />

Serie 17.15 Zak Storm –Super Pirat 17.45<br />

Sally Bollywood 18.10 Bugs Bunny &Looney<br />

Tunes 18.45 Woozle Goozle 19.15 Tomund<br />

Jerry 19.45 Angelo! 20.15 Verliebt in eine<br />

Hexe. Liebeskomödie, USA 2005 22.15 Murder<br />

She Solved –Frauen auf Täterjagd 23.15<br />

Murder She Solved –Frauen auf Täterjagd<br />

Sport1<br />

15.00 Poker 16.00 Storage Hunters (2). Aliens<br />

und Anfänger 16.30 Container Wars.<br />

Schall und Rauch 17.00 Container Wars.<br />

Schmugglerware 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />

in Texas. Auf neuen Pfaden 18.00 StorageWars<br />

–Geschäfte in Texas. Giftig 18.30<br />

Bundesliga aktuell. Die tägliche News-Sendung<br />

für Fußballfans 19.00 Hans Sarpei –Das T<br />

steht für Coach 20.00 Darts: Grand Slam of<br />

Darts. Gruppenspiele,1.Runde 0.00 Goooal!<br />

–Das internationale Fußball-Magazin<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin. Moderation:<br />

Susan Link, Till Nassif 9.00 heute Xpress<br />

9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30 (für<br />

HG) Notruf Hafenkante. Angst.Krimiserie<br />

11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Mord unter<br />

Freunden. Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute Xpress 14.05 Die Küchenschlacht<br />

14.50 (für HG) Bares für Rares 15.45<br />

(für HG) Fußball: Testspiel der Frauen.<br />

Deutschland –Spanien. Aus dem Steigerwaldstadion<br />

in Erfurt 18.00 (für HG) SOKO Köln.<br />

Nestbeschmutzer.Krimiserie 19.00 (für HG)<br />

heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Mord wie er im Buche steht. Krimiserie<br />

20.15 (für HG) Der unterschätzte<br />

Thronfolger<br />

Prinz Charles wird 70<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Magazin. Mod.: Ilka Brecht<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Mutig,cool und<br />

unverschleiert<br />

Frauen gründen eine liberale Moschee<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 Neu im Kino<br />

„Juliet, Naked” von Jesse Peretz<br />

5.10 Auf Streife.Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen<br />

10.00 Alles oder Nichts.<br />

Soap 10.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />

12.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf Streife.<br />

Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die Spezialisten.<br />

Reportagereihe 16.00 Klinik am Südring<br />

17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />

18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />

Annett Möller,Daniel Boschmann 18.30 Alles<br />

oder Nichts. Soap 19.00 Genial daneben –<br />

Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Gut zu Vögeln<br />

Komödie, D2016<br />

Mit Anja Knauer,Max vonThun, Max<br />

Giermann, Katharina Schlothauer,<br />

Ulrich Gebauer,Kai Wiesinger u.a.<br />

Regie: Mira Thiel<br />

22.15 akte 20.18<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Reportagereihe<br />

Erben gesucht! –Unterwegs mit<br />

Nachlasspflegern<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Leben am Limit: Großstadt-Gewalt<br />

14.05 (für HG) Morden im Norden 14.55 (für<br />

HG) Morden imNorden 15.45 Erlebnisreisen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Auf Leben undTod (5) 21.00<br />

(für HG) Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10<br />

(für HG) Kästner und der kleine Dienstag. TV-<br />

Drama, D/A 2016 23.50 (für HG) Rosa Luxemburg.<br />

Biografie, CS/D/PL 1986 1.45 Erlebnisreisen<br />

2.00 Lokalzeit aus Köln<br />

NDR<br />

17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00<br />

Ländermagazine 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Visite 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wie gerecht<br />

ist es beim Arzt? 21.15 (für HG) Panorama 3<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Das soll<br />

Recht sein? 22.45 (für HG) Tatort. Scheinwelten.<br />

TV-Kriminalfilm, D2013 0.15 (für HG)<br />

Weltbilder 0.45 Hudekamp –Ein Heimatfilm.<br />

Dokumentarfilm, D2012 1.50 (für HG) Tietjen<br />

und Bommes<br />

Kabel eins<br />

6.40 The Mentalist 7.35 EUReKA –Die geheime<br />

Stadt 8.30 EUReKA –Die geheime Stadt<br />

9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />

Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle<br />

13.55 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Spaceballs. Komödie,<br />

USA 1987 22.20 Demolition Man. Actionfilm,<br />

USA 1993 0.35 Spaceballs. Komödie,<br />

USA 1987 2.15 Late News<br />

RTL 2<br />

5.55 Infomercial 6.55 Die Straßencops –Jugend<br />

im Visier 7.55 Die Straßencops –Jugend<br />

im Visier 8.55 Frauentausch 10.55 Family Stories<br />

13.00 Hilf mir! Jung,pleite,verzweifelt ...<br />

14.00 Köln 50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht<br />

16.00 Leben.Lieben.Leipzig 17.00 News<br />

17.10 Leben.Lieben.Leipzig 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

Hartz und herzlich –Die Plattenbauten von<br />

Bitterfeld-Wolfen 22.15 Hartz und herzlich –<br />

Tagfür TagBenz-Baracken 0.15 Autopsie Spezial:<br />

Die letzten Stunden von ...<br />

Eurosport 1<br />

8.35 Snooker: World Main Tour. Northern Ireland<br />

Open: 1. Tag 10.30 Tischtennis: WorldTour<br />

11.30 Olympische Spiele. Hall of Fame 12.30<br />

Snooker:World Main Tour 13.45 Snooker:World<br />

Main Tour. Northern Ireland Open: 2. Tag 18.45<br />

Motorsport: Porsche Supercup 19.15 Horse<br />

Excellence. Die Pferdesport-Highlights derWoche<br />

19.40 Eurosport News 19.45 Snooker:<br />

World Main Tour. Northern Ireland Open: 2. Tag<br />

23.55 Eurosport News 0.00 Motorsport: Porsche<br />

Supercup 0.30 Tischtennis: WorldTour<br />

SAT.1, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />

Gut zu Vögeln<br />

Die Aufregunginder Männer-WGvon Simon istgroß, als dieser beschließt,<br />

dass seine Schwester Merlin (AnjaKnauer)einzieht. Diesewurde gerade<br />

vonihrem Verlobten vordem Traualtar stehen gelassenund versinktnun im<br />

Liebeskummer.Vor allem Frauenschwarm Jacob (Max vonThun), der nebenbei<br />

bemerkt noch der Erfinder des Sprühkondoms ist, istvon dem weiblichen WG-<br />

Zuwachswenig begeistert. Ihren Einzug kann er jedoch nicht verhindern und so<br />

machtergemeinsammit Mitbewohner Nuri ausder Noteine Tugend und versucht,<br />

Merlin wieder in die Spur zu bringen. Dasgehtseiner Meinungnach natürlich<br />

am besten mit einemOne-Night-Stand, und so machtsichder Schürzenjägerauf<br />

die Suche nach dem passenden Mann für seine neue Mitbewohnerin.<br />

Zotige Fernsehkomödie vonRegisseurin Mira Thiel, die keinen Gagauslässt.<br />

(Dtl./2016)<br />

Foto: Sat.1<br />

Anzeige<br />

SUPER RTL, 20.15 UHR LIEBESKOMÖDIE<br />

Verliebt in eine Hexe<br />

denn die Rolle der Hexe scheintIsabelwie<br />

aufden Leib geschrieben zu sein. DerGrund<br />

dafür istschnellklar:Sie istauchimwahrenLeben<br />

eine Hexe.Charmante Neuverfilmung<br />

des Serienklassikers „Verliebt in eine<br />

Hexe“, mit hoher Stardichte (u.a Michael<br />

Caine und ShirleyMacLaine).<br />

(USA/2005)<br />

Foto:SuperRTL<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

7 8 4<br />

6<br />

9 5<br />

9 7 1<br />

1 2 9 8<br />

5 8 4<br />

2 8<br />

6 5<br />

4 3<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

7 1<br />

1 8<br />

5 3<br />

2 7<br />

4<br />

9<br />

8 6 9<br />

2<br />

8 4<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom VOM 12.11.2018<br />

11. 2018<br />

MITTEL mittel<br />

7 5 9 3 1 4 6 8 2<br />

1 8 3 2 5 6 4 9 7<br />

6 2 4 9 8 7 1 3 5<br />

8 1 7 4 9 2 5 6 3<br />

5 9 6 7 3 8 2 1 4<br />

4 3 2 5 6 1 8 7 9<br />

3 4 8 6 2 9 7 5 1<br />

9 7 1 8 4 5 3 2 6<br />

2 6 5 1 7 3 9 4 8<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 12. 11. 2018<br />

vom 12.11.2018<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

1 7 3 4 9 8 6 5 2<br />

8 5 9 6 1 2 3 7 4<br />

2 6 4 5 3 7 1 9 8<br />

9 1 7 2 4 3 5 8 6<br />

3 4 8 1 6 5 7 2 9<br />

5 2 6 8 7 9 4 1 3<br />

7 3 5 9 2 6 8 4 1<br />

6 9 1 7 8 4 2 3 5<br />

4 8 2 3 5 1 9 6 7<br />

5.30 Zoobabies 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm<br />

der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

8.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

9.00 In aller Freundschaft 9.45 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35 Elefant,<br />

Tiger &Co. 11.25 Zoobabies 12.15 Auf der<br />

Jagd rund um den Globus 13.00 rbb24 13.10<br />

Verrückt nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />

–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant,Tiger<br />

&Co., Reportagereihe 17.55 Sandmann<br />

18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />

zibb. zuhause in berlin &brandenburg 19.30<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Das Schloss Bellevue –Ein Amtssitz<br />

mit Geschichte. Dokumentationsreihe<br />

21.00 Kaiser a. D. –Wilhelm II. im Exil<br />

Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Terror –Ihr Urteil<br />

TV-Drama, D2016<br />

Mit Burghart Klaußner,Martina<br />

Gedeck, Florian David Fitz u.a.<br />

23.25 Talk aus Berlin<br />

23.55 Terror –Ihr Urteil<br />

UrteilsverkündungDrama, D2016<br />

ProSieben<br />

8.20 Twoand aHalf Men 9.40 The Middle<br />

10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother<br />

11.50 2Broke Girls. Der Mietbetrug/Eher<br />

ungewöhnlich da unten.Comedyserie 12.40<br />

Mom. Die Ex und der sehr alte Hund/Krieg der<br />

Krankenpflegerinnen.Comedyserie 13.30 Two<br />

and aHalf Men. Lass dir die Zitrone schmecken/Pamela<br />

und Purzelchen/Der Todestoast.<br />

Comedyserie 14.45 The Middle. Die Mucki-<br />

Bude/Das allerletzte Ende. Comedyserie<br />

15.40 The Big Bang Theory. Der Proton-Ersatz/<br />

Juckreiz im Gehirn/Bier und Football. Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />

Simpsons. Homer,die Pfeife/Luca$. Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo<br />

20.15 Die Simpsons Krusty macht ernst<br />

Zeichentrickserie<br />

20.45 Die Simpsons Auf der Suche nach Mr.<br />

Goodbart<br />

21.15 Die Simpsons Grand Theft U-Bahn<br />

21.40 Die Simpsons Der gestohlene Kuss<br />

22.10 Family Guy<br />

Stille Post /Die neuen Abenteuer des<br />

alten Tom. Zeichentrickserie<br />

23.05 Mr.Griffin –Kein Bock auf Schule<br />

Ein Sohn für Miles /Dallas tränken<br />

0.00 Die Simpsons<br />

Bart wird ein Genie. Zeichentrickserie<br />

13.50 (für HG) Elizabeth. Drama, GB 1998<br />

15.50 Wasser ist Zukunft 16.45 (für HG)<br />

X:enius 17.10 Mit Kompass und Köpfchen auf<br />

hoher See 17.40 360° Geo Reportage 18.35<br />

(für HG) Das Schwarze Meer 19.20 Arte Journal<br />

19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) Die<br />

Hälfte der Welt gehört uns 21.05 (für HG) Die<br />

Hälfte der Welt gehört uns 22.00 Indiens verlorene<br />

Töchter 22.55 Sex: Tabu im Land des Kamasutra<br />

23.40 Virgin Tales –Jungfrauen-Märchen.<br />

Dokumentarfilm,F/CH/D 2012 1.10<br />

Arte Journal 1.30 Alles Karneval<br />

3Sat<br />

12.10 (für HG) Am Schauplatz 13.00 (für HG)<br />

ZIB 13.20 Die Inseln der Queen 17.00 Island<br />

–Weltspitze 17.45 Der Rhythmus des<br />

Eises –Ein Jahr bei den Inuit 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />

(für HG)Tagesschau 20.15 (für HG) Mord in<br />

Ludwigslust. TV-Kriminalfilm, D2012 21.45<br />

kinokino 22.00 (für HG) ZIB 222.25 Homo<br />

Sapiens. Dokumentarfilm,CH/D/A 2016<br />

23.55 (für HG) Super Friede Liebe Love. Dokumentarfilm,<br />

D2017 1.25 Reporter 1.45<br />

10vor10 2.15 Die Inseln der Queen<br />

Phoenix<br />

10.00 phoenix vor ort 10.30 phoenix plus<br />

11.15 phoenix plus. Zukunft der Rente 12.00<br />

phoenix vor ort 12.45 phoenix plus 13.30<br />

phoenix plus. Eurokrise beendet? 14.00<br />

phoenix vor ort 14.45 Europaparlament live.<br />

Live 17.30 phoenix der tag 18.00 Teufelskraut<br />

oder Wunderblüte? 18.30 Wilde Inseln 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 Mythos oder Masterplan?<br />

21.00 ZDF-History 21.45 (für HG)<br />

heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Mythos<br />

oder Masterplan?<br />

Kika<br />

12.00 Tupu –Das wilde Mädchen aus dem<br />

Central Park 12.30 Garfield 12.50 Geronimo<br />

Stilton 13.15 Max &Maestro 13.40 Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 Hank Zipzer<br />

15.25 Mirette ermittelt 15.45 (für HG) Mia<br />

and me–Abenteuer in Centopia 16.40 (für HG)<br />

Der kleine Prinz 17.25 Die Piraten von nebenan<br />

18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.10 (für<br />

HG) Sam 18.30 Inui 18.50 Sandmann 19.00<br />

(für HG)Yakari 19.25 (für HG) pur+ 19.50 (für<br />

HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10 (für<br />

HG) Find me in Paris –Tanz durch die Zeit<br />

Dmax<br />

16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />

Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Fang<br />

des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />

18.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />

Alaskas 19.15 A2 –AbenteuerAutobahn<br />

20.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />

21.15 112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Im<br />

Angesicht des Feuers 23.15 Escobar: Die Jagd<br />

nach den Millionen 0.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 1.10 112: Feuerwehr im<br />

Einsatz<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 7Tage ...<br />

10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Teufelskraut<br />

oder Wunderblüte? 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.15 Der Antisemitismus-Report<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Hart aber fair 21.32<br />

Engelfragt 22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau<br />

–Vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />

ReportMünchen 0.00 Umschau 0.30 7Tage ...<br />

1.00 Nachtmagazin 1.20 Engel fragt 1.50 Abendschau<br />

2.20 Thüringen-Journal 2.50 Extra 3.02<br />

Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />

aktuell 4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

10.55 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

11.45 Verrückt nach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />

13.20 Sturm der Liebe 14.10 Weingut Wader –<br />

Das Familiengeheimnis. TV-Drama, D2018 15.40<br />

In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 Doctor Who 21.00 Doctor Who 21.40 Hustle<br />

–Unehrlich währtamlängsten 22.35 Class<br />

23.20 Doctor Who 0.05 Doctor Who 0.45 Hustle –<br />

Unehrlich währtamlängsten 1.40 Class 2.25<br />

CloseUp2.50 Kino-Favoriten 3.05 Hartaber herzlich<br />

3.50 Lindenstraße 4.25 Verrückt nach Meer<br />

ZDF NEO<br />

12.15 DieRettungsflieger 13.00 DieRettungsflieger<br />

13.50 (für HG)Columbo. Mord in derBotschaft.<br />

TV-Kriminalfilm,USA 1975 15.00 Die Spezialisten<br />

–ImNamen derOpfer 15.45 DieRettungsflieger<br />

16.30 DieRettungsflieger 17.15 (für<br />

HG)Columbo. Mord in der Botschaft. TV-Kriminalfilm,<br />

USA1975 18.25 Bares für Rares 19.20 Baresfür<br />

Rares 20.15 (für HG)Kommissarin Heller.<br />

Hitzschlag.TV-Kriminalfilm,D2015 21.45 (für HG)<br />

Nachtschicht. Ladies First. TV-Kriminalfilm,D2016<br />

23.15 Lobbyistin 23.45 Lobbyistin 0.15 The Killer<br />

Inside 1.00 The Killer Inside 1.40 Jagd im Eis.<br />

Mysterythriller, ISL 2006 3.15 TerraXpress 3.45<br />

TerraX4.30 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

8.15 Überführt 9.00 Ermittler! 9.30 Mördern auf<br />

der Spur 12.00 Atatürk –Soldat, Rebell, Visionär<br />

12.45 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte 14.15<br />

(für HG) Das Jahrhundertwrack: Sensationsfund in<br />

der Ostsee 15.00 (für HG) Geisterschiff im Wattenmeer<br />

15.45 Aufgedeckt –Rätsel der Geschich<br />

te 18.00 Schätze des altenÄgypten 18.45 Ägypten<br />

von oben 19.30 Aufgedeckt: Geheimnisse des<br />

Altertums 20.15 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte<br />

21.00 (für HG) Deutschlands Supergrabungen<br />

22.30 Aufgedeckt: Geheimnisse desAltertums<br />

0.00 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte<br />

0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Aufgedeckt –<br />

Rätsel der Geschichte<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert „En passant” –musikalisches Flanieren<br />

mit Werken von Mussorgskij, Poulenc, Lourié,<br />

Mompou, Schleiermacher,Boulez, Satie,<br />

ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Die Oper „Die Zwillingsbrüder”.<br />

Franz Schuberts Opernversuche waren<br />

wenig erfolgreich,enthalten aber herrliche Musik.,<br />

ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik „Nicht des Predigers wegen indie<br />

Kirche gekommen”. Die Leipziger Neukirchenmusik:<br />

eine Konkurrenz für den Thomaskantor?,<br />

ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Über das Marionettentheater” Hörspiel<br />

nach dem gleichnamigen Text von Heinrich von<br />

Kleist. ,ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Judith Schalansky: „Verzeichnis einiger<br />

Verluste” (2/18), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Ich hatte gedacht, sie wäre unverwundbar”.<br />

Schriftstellerinnen über den Verlust<br />

der Mutter., ca. 26 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Kriegstriptychon. Die zwei Welten<br />

des Otto Dix. Von Ulrike Bajohr,ca. 45 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Neue Erfahrungen mit alten Originalen.<br />

Die Sammlung historischer Tasteninstrumente<br />

in Bad Krozingen., ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Vietnam Tapes. Die Kriegsaufzeichnungen<br />

des Michael A. Baronowski. Mit Michael<br />

A. Baronowski, Alex Baronowski, Lorraine<br />

Meckley-Criss, Tim Duffie, Raymond Barowski,<br />

Fabian Sattler, Bernhard Schütz, Claudia Fenner,Ronald<br />

Nitschke, Thomas Meinhardt. Von<br />

Alan Hall, ca.55Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Teresa Bergman, ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Weltmusik-Pioniere. Mit<br />

Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Pablo Held Quartett. Mit Pablo Held<br />

(Piano), Percy Pursglove (Trompete, Flügelhorn),<br />

Kit Downes (Orgel), Sean Carpio<br />

(Schlagzeug), ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

Nicki Minaj (35) hat beim People’s<br />

Choice Awards in Los Angeles ordentlich<br />

abgeräumt und trotzdem einen<br />

klaren Kopf behalten. So bekam die<br />

Rapperin gleich zwei der begehrten<br />

Publikumspreise –für ihr neues Album„Queen“<br />

und als beste Künstlerin.<br />

Allerdings war sich Minaj nur zu<br />

bewusst, dass rings um die glamourösen<br />

Feierlichkeiten in Südkalifornien<br />

die Brände wüteten. Undsodankte<br />

sie den Rettungskräften für ihren heldenhaften<br />

Einsatz. So wie viele andereStars<br />

auch:Victoria Beckham<br />

(44) freute sich auf der Gala nicht nur<br />

über den Ehrenpreis als Mode-Ikone,<br />

sondernpries die„unglaubliche Arbeit“<br />

der Feuerwehr,die Hollywood-<br />

Komikerin Melissa McCarthy (48) rief<br />

dazu auf,„an die Opfer,Helfer und<br />

Feuerwehrleute zu denken und zu<br />

spenden“. DasReality-Sternchen<br />

KimKardashian (38) sowie die Schauspielerin<br />

Mila Kunis (35) waren ebenfalls<br />

voll des Dankes.<br />

Möchte wegvon<br />

Kalifornien<br />

DPA<br />

Uschi Obermaier<br />

(72) ist vorden<br />

kalifornischen<br />

Feuerngeflüchtet.<br />

DasEx-Model<br />

bangt immer<br />

noch um ihr<br />

Haus am Rand<br />

der Santa-Monica-Berge.<br />

Obermaier,eines<br />

der bekanntesten Gesichter der<br />

1968er-Bewegung in Deutschland,<br />

will jetzt eine neue Bleibe an der portugiesischen<br />

Algarve suchen.<br />

Cornelia Funke (59) ist wegen der<br />

Feuer vonihrer Farm in Malibu geflohen.<br />

DieKinderbuchautorin war<br />

2005 mit ihrer Familie vonHamburg<br />

nach Kalifornien gezogen. Besonders<br />

bedrückt Funke,dass sie ihrebeiden<br />

Esel Zorround Esperanza sowie sechs<br />

Enten zurücklassen musste.„Ich<br />

fühlte mich wie eineVerräterin“,<br />

sagte sie über ihreFlucht.<br />

Thomas Gottschalk (68) hat bei den<br />

Bränden in Kalifornien sein Haus<br />

verloren. Aber der Show-Dino reißt<br />

seine Witze: „Dass mein Herz für<br />

Thea brennt, weiß jeder –aber dass<br />

zum Hochzeitstag auch noch unser<br />

Haus brennt, muss nicht sein“, sagte<br />

er jetzt der Bild-<strong>Zeitung</strong>. Gottschalks<br />

Frau war zu Hause,als die Flammen<br />

sich näherten –und entkam der Feuerhölle.<br />

(schl./mit dpa, AFP)<br />

TIERE<br />

Eine Nilgans auf einer Liegewiese.<br />

Nicht jeder mag das. DPA/ARNE DEDERT<br />

Da geht sie hin,ein gerngesehener<br />

Gast ist die Nilgans indes auf heimischen<br />

Wiesen eher nicht. DerVogel<br />

kommt eigentlich aus,wie es der<br />

Name schon sagt, Ägypten und breitet<br />

sich seit geraumer Zeit entlang<br />

des Rheins in Mitteleuropa aus.Die<br />

Gans ist an sich ein harmloser Geselle,doch<br />

wirdsie aufgrund ihrer rasanten<br />

Verbreitung vielerorts als<br />

Plage betrachtet, denn die Nilgans<br />

(Alopochen aegyptiaca) ist nicht zimperlich,<br />

wenn es darum geht, im urbanen<br />

und suburbanen Raum Liegewiesen<br />

und Radwege zu okkupieren.<br />

Daswärenicht schlimm, aber die<br />

Gans verrichtet ihr Geschäftchen<br />

auch gerne da, wo Leute so rumliegen.<br />

Dasgeht nicht! (mpw.)<br />

Sir RodStewart(73) verspätet<br />

sich um anderthalb Stunden.<br />

Der Sänger mit der<br />

Reibeisenstimme und<br />

Strubbelfrisur zog esvor, mit seiner<br />

Tochter Renee (26) in Berlin shoppen<br />

zu gehen. „Ich habe einen schönen<br />

Mantel für 135 Euro für meinen<br />

Tourmanager gekauft, dazu noch<br />

Kleinkram“, erzählt er von seiner<br />

Ausbeute. Amkommenden Freitag<br />

wirdRod Stewartbei der Bambi-Verleihung<br />

in der Kategorie „Legende“<br />

geehrt. Im Interview erzählt er von<br />

seinem Verhältnis zu Frauen und<br />

Männern. UndDonald Trump.<br />

Mr. Stewart, 2016 wurden Sie von<br />

Prince William zum Ritter geschlagen.<br />

Ist esnicht sonderbar, vor einem<br />

anderen Mann niederzuknien?<br />

Nein, das fühlte sich überhaupt<br />

nicht komisch an. Daswar ein denkwürdiger<br />

Tag. DieSache hat mein Leben<br />

zwar nicht großartig verändert,<br />

ehrlich gesagt sogar überhaupt<br />

nicht. Aber es ist schon toll, wenn ich<br />

in ein Hotel komme und mit „Sir<br />

Rod“ begrüßt werde. Wemwürde das<br />

nicht Spaß machen?<br />

Am Freitag werden Sie mit dem<br />

Bambi als „Legende“ ausgezeichnet.<br />

Waskommt denn als nächstes: Ihr eigenes<br />

Biopic?<br />

So wie bei Freddie Mercury und<br />

bald auch bei Elton John? Ichglaube,<br />

der Film über mich muss warten, bis<br />

ich im Himmel bin. Es gab mal eine<br />

Zeit, da wollte ich mit Freddie und<br />

Elton eine Supergroup gründen –<br />

wussten Siedas?<br />

Nein.<br />

Daswar in einer feuchtfröhlichen<br />

Nacht, es muss in den späten Achtzigern<br />

gewesen sein. Wir tranken und<br />

kamen auf die Idee, uns zu einer<br />

Band namens Hair, Nose and Teeth<br />

zusammenzuschließen. Es gibt auch<br />

eine Aufnahme des Queen-Songs<br />

„Let Me Live“ mit meinem Gesang.<br />

In dem Moment meinten wir das jedenfalls<br />

echt ernst. Ich sollte die<br />

Nase sein, Freddie die Zähne und Elton<br />

die Haare.<br />

Sind Sie sich da sicher mit den Haaren?<br />

Manhätte ja noch überlegen können,<br />

ob Elton besser die Nase gibt.<br />

Wieist denn die Stimmung zwischen<br />

Elton John und Ihnen, nachdem Sie<br />

seine Abschiedstour als PR-Trick kritisierthaben?<br />

Wir sind noch nicht wieder<br />

Freunde geworden, aber die Zeit<br />

läuft uns ja nicht weg. Elton ist nun<br />

erst mal beschäftigt und für ein paar<br />

Jahreauf Pensionstour.<br />

Siewissen nie, wie viel Zeit bleibt.<br />

Dassagt meine Frau auch immer!<br />

Es ist schon traurig, wie viele Legenden<br />

uns in den letzten Jahren verlassen<br />

haben. Da ist so viel Mysterium<br />

um die Tode. Obder Abschied von<br />

der Bühne oder der Abschied vom<br />

Leben –bei mir wird esjedenfalls<br />

keine großartigen Inszenierungen<br />

geben. Meine Asche soll die Toilette<br />

runtergespült werden. Das ist nett<br />

und geht schnell.<br />

Haben Sie bis dahin noch Wünsche,<br />

die Siesich erfüllen möchten?<br />

Ich hatte ein wundervolles Leben.<br />

Ich kann mir nichts anderes<br />

wünschen als Gesundheit und<br />

Glück für meine Kids,und natürlich<br />

will ich auf der Erde bleiben, so<br />

lange ich kann. Okay, ein Triple für<br />

den Celtic Glasgow wäre ein Fußballwunsch<br />

von mir. Und mehr Zusammenhalt<br />

auf der Welt und Verständnis<br />

füreinander wären schön,<br />

denn momentan scheint alles auseinanderzufallen.<br />

Ob ich das alles<br />

noch erleben werde, liegt bis zu einem<br />

gewissen Punkt auch in meinen<br />

Händen.<br />

„Ich finde, die<br />

MeToo-Debatte<br />

war überfällig“<br />

Rod Stewart wird am Freitag mit dem<br />

Bambi geehrt. Der Sänger ist ein wirklich<br />

ZUR PERSON<br />

Roderick David Stewart wird am<br />

10. 1. 1945 als Sohn einer Engländerin<br />

und eines schottischen Bauarbeiters in<br />

London geboren. Schon als kleiner Junge<br />

ist er fußballverrückt und wird tatsächlich<br />

für eine kurze Zeit Profikicker beim FC<br />

Brentford, aber nur mäßig erfolgreich.<br />

1969 wird er Leadsänger der Gruppe Faces.<br />

Mit seinem Solo-Hit „Sailing“, der<br />

sich 1975 ganze 17 Wochen in den bundesdeutschen<br />

Charts hält, schafft Stewartauch<br />

hierzulande den Durchbruch.<br />

1994 wird er in die Rock and Roll Hall of<br />

Fame aufgenommen, 2005 bekommt er<br />

einen Sternauf dem Hollywood Walk of<br />

Fame, 2016 wird er zum Ritter geschlagen.<br />

Mit weit über 100 Millionen verkauften<br />

Platten gehörtStewartzuden kommerziell<br />

erfolgreichsten Musikernseiner<br />

Generation und reichsten Briten. Er lebt<br />

in dritter Ehe mit PennyLancaster,die er<br />

2007 heiratete.<br />

Wiemeinen Siedas?<br />

Männer sind verschrien dafür,<br />

nicht zu Ärzten zu gehen und sich<br />

zu wenig um sich selbst zu kümmern.<br />

Ich bin genau das Gegenteil<br />

davon. Ich genieße alle Vorteile der<br />

modernen Medizin. Da gibt es so<br />

viel technisches Gerät, das du<br />

heutzutage dafür einsetzen kannst,<br />

um sicherzugehen, dass du okay<br />

bist. Ich gehe ständig zur Blutabnahme.<br />

Das ist fast schon ein Tick<br />

vonmir.<br />

überraschender Typ<br />

Er ist mit sich im Reinen. Mit der Politik des amerikanischen Präsidenten nicht. UNIVERSAL<br />

In den flamboyanten Siebzigern.<br />

IMAGO<br />

WarIhreSchilddrüsen-Krebserkrankung<br />

im Jahr 1999 ausschlaggebend<br />

dafür?<br />

Das war eine schlimme Zeit für<br />

mich. Ichdachte auch, ich würde nie<br />

wieder singen können. Aber ich habe<br />

immer schon sehr auf mich geachtet.<br />

Den Tumor haben die Ärzte ja<br />

überhaupt erst gefunden, weil ich<br />

damals bei der Vorsorgeuntersuchung<br />

war.<br />

Sie gelten als Frauenheld, aber Sie<br />

wirken nicht wie ein Macho ...<br />

Das bin ich auch nicht. Ich mag<br />

Mode, ich liebe es, shoppen zu gehen<br />

mit meiner Frau. Ich bin stolz<br />

auf meine feminine Seite. Aber genauso<br />

stolz bin ich, wenn ich auf<br />

dem Bolzplatz den Fußball kicke und<br />

danach mit meinen Kumpels einen<br />

trinken gehen kann. Ich stehe auf<br />

beide Enden der Skala und genieße<br />

das Beste der zwei Welten. Und die<br />

Schwulen lieben mich!<br />

Wieerklären Siesich das?<br />

Ich habe 1976 das Lied „The Killing<br />

Of Georgie“ geschrieben, in dem<br />

es um die wahre Geschichte eines<br />

Homosexuellen geht, der in New<br />

York umgebracht wurde und der ein<br />

Freund meiner früheren Band Faces<br />

war. Für die damalige Zeit war das<br />

Lied gewagt. Die BBC verbannte es<br />

aus ihrem Programm. Aber es ist mir<br />

schon oft passiertund gibt mir jedes<br />

Mal einen großen Kick, wenn<br />

Schwule zu mir kommen und sich<br />

für den Song bei mir bedanken. Jemandem<br />

damit geholfen zu haben,<br />

bedeutet mehr für mich als alles andere.<br />

Haben Sie sich jemals mit einem<br />

Mann ausprobiert?<br />

Denken Sie, wenn ich es ausprobiert<br />

hätte, würde ich es Ihnen sagen?<br />

(lacht)<br />

Aber Berührungsängste mit Männern<br />

haben Sieauch nicht.<br />

Überhaupt nicht. Ronnie Wood<br />

(Gitarrist der Rolling Stones, Anm. d.<br />

Red.) ist einer meiner besten Kumpels.Wenn<br />

wir uns sehen, gibt es immer<br />

Küsse und innige Umarmungen.<br />

Ichliebe ihn zutiefst.<br />

Ist der Macho Rod Stewart also eine<br />

Fehlinterpretation?<br />

Ja, absolut. Ich denke sogar, weil<br />

ich im Einklang mit meiner femininen<br />

Seite stehe,macht es aus mir einen<br />

viel besseren Partner. Es lässt<br />

mich Frauen verstehen.<br />

Mussten Siedennoch Beziehungen zu<br />

Frauen überdenken, nachdem die<br />

MeToo-Debatte aufkam?<br />

Ich habe mich nie auf eine Frau<br />

draufgeschmissen, mich nie aufgedrängt<br />

oder sie genötigt, etwas zu<br />

tun, was sie nicht will. Auf meiner<br />

neuen Platte gibt es sogar ein Lied<br />

darüber.Mit „Look In HerEyes“ sage<br />

ich den Typen: „Tretet einen Schritt<br />

zurück und nehmt euch Zeit. Nur<br />

weil eine Frau dir ein Augenzwinkernschenkt,<br />

heißt es nicht, dass Sex<br />

zwingend passieren muss. Esbedarf<br />

immer eines tiefen Blicks in die Augen<br />

einer Frau.“ Ich finde, die Me-<br />

Too-Debatte war lange überfällig.<br />

Sie haben in den letzten Tagen Ihren<br />

Unmut über Trumps herzlose Reaktion<br />

auf die Waldbrände in Kalifornien<br />

kundgetan. Aber eigentlich sind<br />

Siedoch befreundet, oder?<br />

Wir leben in derselben Straße in<br />

Palm Beach eine halbe Meile voneinander<br />

entfernt. Ich ging früher immer<br />

zu all seinen Partys. Aber momentan<br />

wird nicht mehr viel gefeiert:<br />

Er ist viel zu beschäftigt. Als<br />

Freund hat er mich immer mit größtem<br />

Respekt behandelt, ich kam sehr<br />

gut mit ihm klar. Als Präsident, nun,<br />

was soll ich da Neues erzählen? Wir<br />

wissen ja, was er so macht und dass<br />

er nicht wirklich agiert, wie es eines<br />

Präsidenten würdig wäre. Wir leben<br />

in Angst einflößenden, tragischen<br />

Zeiten –daist so viel Spaltung. Wir<br />

haben den Westen und wir haben<br />

China und Russland. Russland am<br />

einen Ende –das ist absolut spaltend<br />

für die Gesellschaft. Aber egal, ich<br />

will hier nicht den Politiker geben.<br />

Ich wurde auch schon so oft falsch<br />

zitiert, dass das in meinem Bewusstsein<br />

ist, wenn ich darüber rede.<br />

DasGespräch führte<br />

Katja Schwemmers.<br />

NACHRICHTEN<br />

31 Tote bei Bränden<br />

in Kalifornien<br />

Gewaltige Brände im Norden und Süden<br />

Kaliforniens haben Hunderte<br />

QuadratkilometerWald vernichtet<br />

und Tausende Häuser zerstört. Nach<br />

Angaben des kalifornischen Feuerwehrverbands<br />

CPF mussten rund<br />

250000 Menschen vorden Flammen<br />

fliehen. Im OrtParadise nördlich von<br />

Sacramento kamen laut der Polizei 29<br />

Menschen ums Leben, im südkalifornischen<br />

Malibu sind zwei Menschen<br />

in einem Auto verbrannt. Kaliforniens<br />

Gouverneur JerryBrown forderte<br />

inWashington rasche Bundeshilfe für<br />

die Opfer der Feuerkatastrophe an.<br />

Zugleich wies er die Kritik vonUS-<br />

Präsident Donald Trump zurück, der<br />

mit Blick auf die jüngsten Brände den<br />

Behörden Missmanagement vorgeworfen<br />

hatte.Auch Kaliforniens Feuerwehrverband<br />

bezogamMontag erbost<br />

Stellung gegen Trump: DieAussage<br />

des Präsidenten sei„fehlinformiert,<br />

schlecht getimt und<br />

demütigend sowohl für die,die leiden,<br />

als auch die Männer und Frauen<br />

an der Einsatzfront“, erklärte der CPF<br />

am Montag. DieBrände entstünden<br />

und verbreiteten sich nicht nur in<br />

Forstgebieten. Zudem seien fast 60<br />

Prozent der kalifornischenWälder<br />

und rund ein Drittel in privater Hand.<br />

Nicht Kalifornien, sonderndie Bundesregierung<br />

habe entschieden, der<br />

Forstverwaltung die Ressourcen so<br />

aus der Hand zu nehmen. (dpa)<br />

Abriss der BrückeinGenua<br />

soll im Dezember beginnen<br />

Bereit für den Abriss: die Reste der UnglücksbrückeinGenua.<br />

DPA/LUCA ZENNARO<br />

DerAbriss der Reste der Unglücksbrücke<br />

vonGenua soll am 15. Dezember<br />

beginnen. Wenn alles nach<br />

Plan laufe,solle dann mit dem westlichen<br />

Rumpf begonnen werden,<br />

sagte der Bürgermeister der italienischen<br />

Stadt, MarcoBucci, am Montag.<br />

DieArbeiten sollten beginnen,<br />

sobald die Beschlagnahmung der<br />

Brücke aufgehoben sei. DieMorandi-Autobahnbrücke<br />

war Mitte<br />

August eingestürzt, 43 Menschen kamen<br />

ums Leben. (dpa)<br />

Schulbusfahrer mit mehr als<br />

3Promille im Dienst<br />

Einen schwer betrunkenen Schulbusfahrer<br />

hat die Polizei am Montag<br />

im Raum Saarburg(Rheinland-<br />

Pfalz) aus dem Verkehr gezogen. Ein<br />

Atemalkoholtest habe 3,4 Promille<br />

ergeben, teilte die Polizei mit.Vorder<br />

Kontrolle am Morgen hatte der 56-<br />

Jährige demnach Kinder zu verschiedenen<br />

Schulen gefahren. Der<br />

Führerschein wurde dem Mann abgenommen<br />

und ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen Verdachts auf Trunkenheit<br />

im Verkehr eingeleitet. (dpa)<br />

Japanische Walfänger<br />

starten Richtung Antarktis<br />

Ungeachtet aller internationalen<br />

Kritik sind wieder japanische Walfangboote<br />

in Richtung Antarktis gestartet.<br />

BisEnde Märzsollen „für<br />

wissenschaftliche Forschung“ im<br />

Südpolarmeer bis zu 333 Zwergwale<br />

gefangen werden, so das Ministerium<br />

für Fischerei. (dpa)

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