Berliner Zeitung 13.11.2018
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Die Problemspende: Die AfD und das Geld – Politik Seite 4<br />
Wie man<br />
ein Video<br />
manipuliert<br />
Seite 24<br />
8°/12°<br />
Endlich Regen<br />
Wetter Seite 2<br />
Merkel: Wirbrauchen<br />
mehr Frauen im Bundestag<br />
Tagesthema Seite2,Leitartikel Seite 8<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Fotos von 1918: Nachtleben<br />
und Straßenkampf<br />
Feuilleton Seite 21<br />
Dienstag,13. November 2018 Nr.265 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Schulinspektion: Nachhilfe<br />
für die Polizeiakademie<br />
Berlin Seite 9<br />
KaDeWe<br />
Zurück in die<br />
Zukunft im<br />
Luxussegment<br />
VonAnnika Leister<br />
Von der einen Luxus-Baustelle<br />
gleich zur nächsten: Timo Weber<br />
hat an diesem Dienstag seinen ersten<br />
Tagals Store-Manager des Ka-<br />
DeWe.Trotz seiner Größe und der legendären<br />
Vergangenheit ist die<br />
Übernahme des <strong>Berliner</strong> Kaufhauses<br />
für den gerade einmal 34-Jährigen<br />
kein Meilenstein seiner Karriere.<br />
Weber ist in Münster aufgewachsen,<br />
hat dortsein<br />
Timo Weber, 34,<br />
ist der neue<br />
KaDeWe-Chef.<br />
Abitur gemacht<br />
und BWL studiert.<br />
Im Anschluss<br />
war er<br />
Trainee bei Karstadt.<br />
Schon hier<br />
arbeitete er als<br />
Assistent der Geschäftsführung<br />
für André Maeder,<br />
der heute<br />
Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der KaDeWe-<br />
Group ist. Eine wichtige Verbindung<br />
für Weber – danach wechselte er<br />
ohne große Umwege ins KaDeWe-<br />
Reich, besetzte einige Führungspositionen<br />
und übernahm vordreiJahrendie<br />
Geschäftsführung des Alsterhauses<br />
in Hamburg. Das <strong>Berliner</strong><br />
Warenhaus, die Schwester in der<br />
Hansestadt und das Oberpollinger in<br />
München bilden zusammen die Ka-<br />
DeWe-Gruppe.<br />
In Hamburg hat Weber begleitet,<br />
was dem KaDeWe zum großen Teil<br />
noch bevorsteht: den kompletten<br />
Umbau des Hauses, den sich die<br />
Gruppe an allen drei Standorten insgesamt<br />
300 Millionen Euro kosten<br />
lässt. Noch mehr Luxus soll es geben,<br />
noch mehr Marken, und, so hofft<br />
man natürlich, noch mehr Umsatz.<br />
Von „Wow-Effekt“ und „Glory“<br />
sprach Weber in Hamburg. Das<br />
klingt jung, international, ein bisschen<br />
verrückt.<br />
Tatsächlich aber rief der Senkrechtstarter<br />
Weber nicht die Revolution<br />
aus, imGegenteil. Die Neuausrichtung<br />
in Hamburg war eher ein<br />
Rückbesinnen auf alte Stärken: Renoviert<br />
wurde nach historischem<br />
Vorbild, um die Räume auf die ehemalige<br />
verschwenderische Höhe zu<br />
bringen. Damit einher ging eine Erweiterung<br />
des Sortiments: UnterWebers<br />
Leitung wurden neue Marken<br />
eingekauft, die Freunde des Luxus<br />
sonst nur online finden.<br />
Die Strategie ist aufgegangen. Allein<br />
im umgebauten Erdgeschoss sei<br />
der Umsatz nach anderthalb Jahren<br />
um 50 Prozent gestiegen, gab Weber<br />
2017 bekannt. Es sei eines der besten<br />
Jahredes Alsterhauses gewesen.<br />
In der vor sich hin siechenden<br />
Welt des Einzelhandels, der Onlinehändler<br />
die Kunden absaugen, sind<br />
das fast unglaubliche Worte. Wenig<br />
wundert es da, dass die KaDeWe-<br />
Gruppe Weber in Berlin gleich mit<br />
dem nächsten Großprojekt betraut.<br />
Hier soll das gesamte Haus modernisiert<br />
werden. Welche Ideen er genau<br />
für die Hauptstadt hat, will Weber<br />
vorab aber noch nicht preisgeben –<br />
Presseanfragen bleiben vorerst noch<br />
unbeantwortet.<br />
Die Thälmann-Restauration<br />
Seehofer geht –nicht ganz<br />
Das Amt des CSU-Vorsitzenden will er abgeben. Mehr aber nicht. Einige in der Partei sind überrascht<br />
VonDaniela Vates<br />
Eine Rückzugserklärung<br />
steht an, aber Horst Seehofer<br />
lässt sich noch ein wenig<br />
Zeit. Und dann wartet<br />
er mit einer Erklärung auf, die auch<br />
seine Parteifreunde überrascht. Der<br />
CSU-Chef und Bundesinnenminister<br />
ist am Montag ins sächsische<br />
Bautzen gefahren. Um 40 Minuten<br />
verzögert sich die Pressekonferenz,<br />
dann spricht erst mal der Landesinnenminister,<br />
über Fahndungsdruck<br />
im Grenzbereich und die Aufteilung<br />
vonAutobahnabschnitten innerhalb<br />
der Polizei. Seehofer blickt ein wenig<br />
um sich.<br />
Er hat am Vorabend der CSU-<br />
Führung seinen Rücktritt als Parteichef<br />
angekündigt. Nicht wenige in<br />
der Parteispitze haben seine Worte<br />
so verstanden, dass er auch als Minister<br />
nicht mehr lange im Amt sein<br />
wird. Seehofer hat einen gefalteten<br />
Zettel vor sich, er stopft ihn in seine<br />
Jackettinnentasche. Dann ist er an<br />
der Reihe: „Es ist kein einziger kritischer<br />
Satz gefallen“, sagt er zufrieden.<br />
Vielleicht hat es deswegen so<br />
lange gedauert mit der Pressekonferenz:<br />
die Polizei als Wohlfühlbad für<br />
den Minister. AmAbend vorher hat<br />
es in der CSU-Zentrale ziemlich viele<br />
kritische Sätze gegeben, und es hat<br />
eine gute Stunde gedauert, bis die<br />
Parteispitze ihrem Chef noch eine<br />
letzte Frist im Amt bis Januar gewährthat.<br />
Seehofer wählt die Polizeikulisse,<br />
um diesen Rückzug zu bestätigen:<br />
„Ich werdedas Amt des Parteivorsitzenden<br />
der CSU niederlegen“, sagt<br />
er. „Diese Entscheidung steht fest.“<br />
Er wolle schließlich die Erneuerung<br />
der CSU ermöglichen. „Der Wechsel<br />
gehört zum Leben –auch für mich.“<br />
Ganz selbstverständlich kommt das<br />
daher, als habe Seehofer nicht wieder<br />
und wieder seinen Rückzug herausgezögert.<br />
Das schlechte Ergebnis<br />
bei der bayerischen Landtagswahl<br />
habe mit seiner Entscheidung<br />
im Übrigen nichts zu tun, fügt Seehofer<br />
noch hinzu. Es ist eine Abschiedsbotschaft<br />
an Söder: Für den<br />
Absturz bei der Wahl will Seehofer<br />
nicht alleine verantwortlich gemacht<br />
werden.<br />
So weit, so absehbar. Aber es<br />
kommt dann noch ein Satz, bei dem<br />
sie in der CSU dann wieder das Staunen<br />
kriegen. „Ich bin Bundesinnenminister,und<br />
ich werdedas Amt weiter<br />
ausüben“, sagt Seehofer. Kein<br />
Aufbau statt Abriss: Das Denkmal an der<br />
Greifswalder Straße, das an den KPD-Chef Ernst<br />
Thälmann erinnert, wird nun doch saniert.<br />
Rückzug aus dem Kabinett also, obwohl<br />
Seehofer nach Angaben von<br />
Teilnehmern der CSU am Sonntagabend<br />
noch erklärt hat, dass er das<br />
Ministeramt ohne die Machtposition<br />
als Parteichef nicht führen kann<br />
oder will. „Das wird ernicht durchhalten<br />
können“, heißtesinder CSU-<br />
Spitze. So seltsam das erneute Hin<br />
und Her Seehofers sein mag, für die<br />
CSU kann es praktisch sein, mit ei-<br />
„Ich bin Bundesinnenminister,<br />
und ich werde<br />
das Amt weiter ausüben.“<br />
Horst Seehofer,<br />
CSU-Vorsitzender und Bundesinnenminister<br />
nem Personalkarussell in Berlin erst<br />
einmal abzuwarten, werneuer CDU-<br />
Chef wird und wie die SPD darauf<br />
reagiert.<br />
Sicher ist jedenfalls: Seehofer hat<br />
am Montagmittag erst mal die<br />
Schlagzeilen für sich. Es mag Zufall<br />
sein: Ausgerechnet zur selben Zeit beginnt<br />
in München eine CSU-Fraktionssitzung.<br />
Seehofers wahrscheinlicher<br />
Nachfolger Markus Söder gibt<br />
dort als Ministerpräsident die neuen<br />
CSU-Kabinettsmitglieder bekannt<br />
und will damit auch punkten. Weniger<br />
Ministerposten als bisher hat er<br />
Berlin Seite 10<br />
zu verteilen gehabt, weil die CSU<br />
nach dem Absturz bei der Landtagswahl<br />
einen Koalitionspartner<br />
brauchte.DreiMinisterposten haben<br />
die Freien Wähler bekommen. Söder<br />
hat mehr Frauen und einige Jüngere<br />
geholt, ein paar Altgediente leer ausgehen<br />
lassen, wie den bisherigen<br />
Umweltminister Marcel Huber. Auch<br />
Wissenschaftsministerin Marion<br />
Kiechle verliert nach nur einem halben<br />
Jahr wieder ihr Amt.<br />
Seinen Posten als Innenminister<br />
behält Joachim Herrmann, der immer<br />
wieder auch als Bundesinnenminister<br />
gehandelt wird. Bei den CSU-<br />
Bundestagsabgeordneten allerdings<br />
heißt es, wenn Seehofer als Minister<br />
gehe, werde man diesen Posten mit<br />
einem CSU-Bundespolitiker besetzen.<br />
Innenstaatssekretär Stephan<br />
Mayerläge nahe.Inder CSU heißt es<br />
allerdings, dass das riesige Ministerium,<br />
das Seehofer um die Bereiche<br />
Bau und Heimat erweitern ließ, jemanden<br />
an der Spitze brauche, der<br />
Kabinettserfahrung habe. Landesgruppenchef<br />
Alexander Dobrindt<br />
käme dann dafür in Frage –der ehemalige<br />
Verkehrsminister aber wird<br />
den mächtigeren Posten an derSpitze<br />
der CSU-Abgeordneten wohl nicht<br />
aufgeben. Als Alternative könnte<br />
dann der derzeitige Verkehrsminister<br />
Andreas Scheuer in Frage kommen,<br />
der allerdings erst knapp ein Jahr Minister<br />
ist. Aber im Innenministerium<br />
ist wenigstens der Diesel-Skandal etwas<br />
weiter weg. Kommentar Seite 8<br />
IMAGO<br />
Parlamentsbau<br />
wird<br />
immer teurer<br />
Pfusch bei der Erweiterung<br />
des Lüders-Hauses<br />
VonUlrich Paul<br />
Der Deutsche Bundestag steht<br />
voreinem Bau-Debakel. Wegen<br />
Pfuschs bei den Betonarbeiten wird<br />
die Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />
im Parlamentsviertel<br />
nicht nur sehr viel später fertig<br />
als gedacht –die Kosten steigen<br />
zudem auf eine bislang noch nicht<br />
bezifferte Höhe.<br />
Das geht aus einem internen Bericht<br />
des Bundesamtes für Bauwesen<br />
und Raumordnung (BBR) an die<br />
Bundestags-Baukommission hervor,<br />
der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Immerhin:<br />
DasBundesamt geht in dem<br />
Papier davon aus, dass der Anbau<br />
fertiggestellt werden kann. Bundestags-VizepräsidentWolfgang<br />
Kubicki<br />
(FDP) hatte in der Frankfurter Allgemeinen<br />
Sonntagszeitung noch dafür<br />
plädiert, den Bau imZweifel lieber<br />
abzureißen.<br />
Laut dem BBR-Bericht kann der<br />
Erweiterungsbau nicht wie von den<br />
Parlamentariern gewünscht im ersten<br />
Halbjahr 2021, sondernerst Ende<br />
des dritten Quartals 2021 an den<br />
Bundestag übergeben werden –sieben<br />
Jahre nach dem zu Baubeginn<br />
im Jahr 2010 avisierten Termin.<br />
Die Kosten, die zwischenzeitlich<br />
von 190 Millionen auf 223 Millionen<br />
Euro gestiegen waren, belaufen sich<br />
laut dem Berichtbereits auf rund 249<br />
Millionen Euro.Und es ist schon jetzt<br />
klar, dass die Ausgaben weiter steigen.<br />
Derzeit werde ein „erforderlicher<br />
3. Nachtrag“ aufgestellt, heißt<br />
es in dem Papier, das aus dem September<br />
stammt. Notwendig werde<br />
der 3. Nachtrag wegen Planungsänderungen,<br />
zusätzlicher Kosten aus<br />
der Bauzeitverlängerung und Schadensersatzansprüchen<br />
von Firmen<br />
sowie wegen einer Anpassung an<br />
den Stand der Technik. Weitere Kosten<br />
entstehen durch eine EU-Verordnung,<br />
die schärfere Grenzwerte<br />
für den Schadstoffausstoß vonHeizanlagen<br />
vorsieht, die nach dem 20.<br />
Dezember 2018 in Betrieb gehen.<br />
„Dazu wird voraussichtlich ein<br />
4. Nachtrag erforderlich“, heißt es.<br />
Wie hoch die erwarteten Nachträge<br />
ausfallen, wird nicht beziffert.<br />
Hauptgrund für die Bauverzögerungen<br />
ist, wie berichtet, eine undichte<br />
Bodenplatte. Sie muss noch saniert<br />
werden. Berlin Seite11<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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194050<br />
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21046
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Beim Festakt „100 Jahre<br />
Frauenwahlrecht“ im <strong>Berliner</strong><br />
Zeughaushof wirddie<br />
neuseeländische Premierministerin<br />
Jacinda Ardern per Video<br />
zugeschaltet. Eine ihrer Botschaften:<br />
„Nur fünf Prozent der Staatschefs auf<br />
der Welt sind weiblich. Sie in<br />
Deutschland gehören dazu. Herzlichen<br />
Glückwunsch!“ Angela Merkel<br />
sitzt in der ersten Reihe und lächelt.<br />
Am 12. November 1918 hatte die<br />
Revolutionsregierung aus SPD und<br />
USPD,der Ratder Volksbeauftragten,<br />
das allgemeine und gleiche Wahlrecht<br />
für Männer und Frauen im<br />
Deutschen Reich verkündet.Weltweit<br />
führten zuerst die Neuseeländer 1893<br />
das Frauenwahlrecht ein.<br />
Merkel, die sich nicht zu den Feministinnen<br />
zählt, kann aufzählen,<br />
was in ihrer 13-jährigen Amtszeit im<br />
Sinne der Gleichberechtigung geschehen<br />
ist: Zwölf Prozent mehr<br />
Frauen sind erwerbstätig, es gibt den<br />
Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz<br />
und die Elternzeit. „Wenn wir bei der<br />
Gleichberechtigung vorankommen<br />
wollen“, sagt sie,„muss man jedoch<br />
Frauen und Männer im Blick haben.“<br />
Afrika als Vorbild<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkelwünscht sich mehr weibliche Mitglieder im Parlament –wie sie das angehen will, verrät sie nicht.<br />
Frauenwahlrecht in Europa<br />
In diesen Jahren erhielten Frauen das volle<br />
nationale Wahlrecht (Auswahl)<br />
Island<br />
1920<br />
Irland<br />
1928<br />
Großbritannien<br />
1928<br />
Portugal<br />
1976<br />
Belgien<br />
1948<br />
Frankreich<br />
1944<br />
Spanien<br />
1931<br />
100 Jahre Frauenwahlrecht<br />
Wege zu mehr Gleichberechtigung auch im Parlament<br />
Eine Frauenquote für den Bundestag?<br />
Dänemark<br />
1915<br />
Deutschland<br />
Nieder-<br />
1918<br />
lande<br />
1919<br />
Luxemburg<br />
1919<br />
Schweiz<br />
1971<br />
Liechtenstein<br />
1984<br />
Österreich<br />
1918<br />
Italien<br />
1945<br />
Malta<br />
1947<br />
Norwegen<br />
1913<br />
Schweden<br />
1921 Finnland<br />
1906<br />
Polen<br />
1918<br />
Tschechien<br />
1920<br />
Slowenien<br />
1945<br />
Litauen<br />
1919<br />
Slowakei<br />
1920<br />
Estland<br />
1918<br />
Ukraine<br />
1919<br />
Lettland<br />
1918<br />
Russland<br />
Weißrussland<br />
1918<br />
1919<br />
Ungarn<br />
1918<br />
Rumänien<br />
1946<br />
Kroatien Bulgarien<br />
1945 1944<br />
Serbien*<br />
Bosnien- 1945<br />
Herzeg.<br />
1949<br />
Montenegro<br />
1946<br />
Mazedonien<br />
Albanien 1946<br />
1920 Griechenland<br />
1952<br />
VonThoralf Cleven<br />
vor 1910<br />
1910–1919<br />
1920–1929<br />
1930–1939<br />
1940–1949<br />
1950–1959<br />
nach 1959<br />
*Jugoslawien<br />
Türkei<br />
1930<br />
DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />
Abgeordnete im Deutschen Bundestag<br />
Anzahl weiblicher und männlicher Abgeordneter<br />
Männer Frauen<br />
*mit 144 Volkskammerabgeordneten im geeinten Parlament<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1945 1955 1965 1975 1985 '90* 1995 2005 2015<br />
Sonntagsfrage November 2018<br />
So würden Frauen wählen ... So würden Männer wählen ...<br />
CDU/CSU<br />
SPD<br />
Grüne<br />
FDP<br />
Linke<br />
AfD<br />
Sonstige<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: UN WOMAN, DPA, EMNID BILD AM SONNTAG, ZFP, BUNDESTAG<br />
Die Regierungschefin fordert von<br />
Frauen, gesellschaftliche Rückschläge<br />
nicht einfach hinzunehmen.<br />
Dazu zählt Merkel auch den<br />
auf knapp 31 Prozent geschmolzenen<br />
Anteil weiblicher Bundestagsabgeordneter<br />
im aktuellen Parlament.<br />
Für die Demokratie und die<br />
Zukunftsfähigkeit eines Landes sei<br />
es elementar, dass Frauen –die die<br />
Hälfte der deutschen Bevölkerung<br />
ausmachten –auch mit entscheiden.<br />
Sie nennt Afrika als Vorbild.<br />
DerFrauenanteil im Parlament von<br />
Sudan sei so hoch wie in Deutschland,<br />
in Ruanda würde er gar bei 61<br />
Prozent liegen und in der afrikanischen<br />
Union seien die Kommissionen<br />
paritätisch mit Männern und<br />
Frauen besetzt.<br />
Wie das in Deutschland entwickelt<br />
werden könnte, darauf hat die<br />
Kanzlerin keine Antwort. Den Vorschlag<br />
von Justizministerin Katarina<br />
Barley (SPD), zur Erhöhung des<br />
Frauenanteils im Bundestag das<br />
Wahlrecht zu verändern, kommentierte<br />
Merkel nicht. Es müssten<br />
neue Formate gefunden werden,<br />
damit sich mehr junge Leute und<br />
Frauen an Politik beteiligten. Sie<br />
formuliert das Ziel deutlich: „Wir<br />
dürfen nicht drumherum reden:<br />
Quoten waren wichtig, Ziel muss<br />
Parität sein.“<br />
Bundesfamilienministerin Franziska<br />
Giffey (SPD) spricht sich wie<br />
Barley für eine Frauenquote im<br />
Bundestag aus. Dass die Hälfte der<br />
Bevölkerung weiblich sei, solle sich<br />
auch im Parlament widerspiegeln.<br />
Dass es unter Zwang ginge, bewiesen<br />
die Zahlen weiblicher Aufsichtsräte<br />
in börsennotierten Konzernen.<br />
„Wer nichts will, der kriegt auch<br />
nichts“, so Giffey. „Gemischte<br />
Teams führen zum Erfolg, reine<br />
Männerklubs sind nicht mehr zeitgemäß.“<br />
BessereBezahlung<br />
Doch auch Giffey hält die Quote<br />
nicht für ein Allheilmittel. Vonden<br />
5,7 Millionen Menschen, die in sozialen<br />
Berufen arbeiteten, seien 80<br />
Prozent Frauen. Verbesserungen<br />
erreiche man nur über bessere Bezahlung,<br />
bessere Bedingungen zur<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
sowie den Wegfall vonSchulgeld<br />
wie bei den Pflegeberufen ab 2020.<br />
Dies würde die Jobs endlich auch<br />
für Männer attraktiver machen.<br />
„Und“, fügt Giffey spitz hinzu,<br />
„diese Jobs sind digitalisierungsfest“.<br />
Das Bild, wie Giffey und Merkel<br />
hier unter dem Dach des Deutschen<br />
Historischen Museums für die<br />
Gleichberechtigung streiten, hat<br />
Symbolik. Die eine, die 40-jährige<br />
Giffey, gilt als Hoffnungsträgerin ihrerPartei.<br />
Die24JahreältereKanzlerinselbst<br />
warnt davor,dass eine Frau<br />
in ihrem Amt als Kanzlerin schnell<br />
zum Alibi fehlender Gleichberechtigung<br />
werden könne.„Eine Schwalbe<br />
macht noch keinen Sommer“, so<br />
Merkel. Andererseits: „Es soll schon<br />
Fragen geben, ob es denn auch ein<br />
Mann sein darf.“<br />
Thoralf Cleven findet die<br />
Fähigkeit Merkels zur<br />
Selbstironie erfrischend.<br />
Frau Domscheit-Berg, vor100 Jahren<br />
haben die Suffragetten das Wahlrecht<br />
für Frauen erstritten. Sind nicht unsere<br />
Mütter, sondern unsere Großund<br />
Urgroßmütter die wahren Heldinnen<br />
der Frauenbefreiung?<br />
DieFrage ist etwas unfair.Aber:Es<br />
stimmt. Verglichen mit dem, wie die<br />
Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
um ihr Recht gekämpft haben, war<br />
selbst BH-Verbrennen wie Kuchenbacken.<br />
Unter Einsatz von Leib und<br />
Leben haben die Suffragetten das<br />
Frauenwahlrecht erstritten. Besonders<br />
rabiat in Großbritannien. Sie<br />
haben, in ihren Sonntagskleidern, in<br />
Londons feinsten Einkaufsstraßen<br />
Scheiben eingeschmissen, haben<br />
versucht, das Parlament zu stürmen;<br />
„Wir geben uns zu leicht mit zu wenig zufrieden“<br />
viele traten in Hungerstreik, landeten<br />
im Gefängnis. Man müsste das<br />
Wissen darüber, wie hart diese<br />
Frauen kämpften, viel mehr im Bewusstsein<br />
halten. Heute sind wir,<br />
glaube ich, etwas zu sanft im Erstreiten<br />
unserer eigenen Rechte.<br />
Sollen Feministinnen wieder Scheiben<br />
einschlagen?<br />
Bestimmt nicht. Aber wir müssen<br />
mehr tun, als ab und an zu sagen, wir<br />
hätten gerne etwas mehr Gleichberechtigung.<br />
Wir geben uns zu leicht<br />
mit zu wenig zufrieden. Gerade in<br />
der Politik.<br />
Wirhaben immerhin eine Kanzlerin,<br />
eine Verteidigungsministerin...<br />
Erfahrungen einer Abgeordneten<br />
Das reicht aber nicht! Viel Politik<br />
passiert auf kommunaler Ebene,<br />
aber in Kreistagen sitzen nur zehn<br />
Prozent Frauen. Unter hauptamtlichen<br />
Bürgermeistern gibt<br />
es weniger Frauen als in<br />
Dax-30-Vorständen. Dass<br />
wir aktuell einen Bundestag<br />
haben, in dem nur 31<br />
Prozent Frauen sitzen,<br />
finde ich absolut unerträglich.<br />
Das ist weniger<br />
als in Burundi, halb Europa<br />
oder Lateinamerika.<br />
Selbst wenn es um Leben<br />
und Gesundheit von Frauen geht,<br />
entscheiden zu 70 Prozent Männer<br />
darüber,etwa ob wir Informationen<br />
zu Schwangerschaftsabbrüchen,<br />
AnkeDomscheit-<br />
Berg,Linke<br />
die nur Frauen betreffen, bekommen<br />
oder nicht.<br />
Ist essymptomatisch, dass jüngst die<br />
Debatte um Parität im<br />
Bundestag, also gleiche<br />
Vertretung der Geschlechter,<br />
mitten in der Nacht geführtwurde?<br />
Ich glaube schon. Die<br />
Parlamentarischen Geschäftsführer<br />
entscheiden<br />
DPA<br />
untereinander, welches<br />
Thema wie platziert wird.<br />
Aber: Unter diesen ist nur<br />
eine Frau. Männernsind offenbar andere<br />
Themen wichtiger. Unsere Lebenswelten<br />
sind nun mal nicht geschlechtsneutral.<br />
Nicht in der Sozialisierung,<br />
nicht bei Gehältern, nicht in<br />
der Biologie. Dazu kommt: Einfluss<br />
und Macht werden seltenst freiwillig<br />
geteilt. Wenn wir einen Bundestag<br />
wollen, der dem Anteil der Frauen an<br />
der Bevölkerung entspricht, müssen<br />
viele Männer teilen. Nur, da ist es in<br />
der Politik wie in der Wirtschaft:<br />
Macht, Geld und Einfluss muss man<br />
sich gegen Widerstand erkämpfen.<br />
Liegt die Bringschuld bei den Frauen?<br />
Ichhöreoft, der geringe Frauenanteil<br />
in der Politik liege an der schlechten<br />
Vereinbarkeit. Aber erstens müssen<br />
dann eben Väter mehr Familienarbeit<br />
übernehmen, und zweitens ist<br />
der Hauptgrund immer noch das<br />
„alte Kumpel-Netzwerk“, weil Männer<br />
eben Männer wählen, auch auf<br />
aussichtsreiche Plätze. Männer merken<br />
das nicht mal, weil man die eigenen<br />
Privilegien nicht wahrnimmt,<br />
man ist dafür blind. So sind auch<br />
weiße Frauen mehrheitlich blind für<br />
Benachteiligungen vonFrauen anderer<br />
Hautfarbe. Und das macht es<br />
schwer.WeilMänner der festen Überzeugung<br />
sind,sie diskriminieren niemanden<br />
und Kompetenz würde sich<br />
immer durchsetzen. Dasist natürlich<br />
Quatsch. Faktisch wirkt die sogenannte<br />
homosoziale Reproduktion,<br />
die Auswahl nach dem Ähnlichkeitsprinzip.<br />
Dasind Frauen imNachteil,<br />
nurweilsie eben keine Männer sind.<br />
DasGespräch führte Susanne Iden.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute bestimmen meist dichte Regenwolken den Himmel. Dabei reicht<br />
die Temperaturspanne von 11 bis 16Grad, und der Wind weht mäßig, in<br />
Böen frisch aus westlichen Richtungen. In der Nacht liefern Quellwolken<br />
teilweise Regenschauer. Eswerden Tiefstwertevon 5bis 3Grad gemessen.<br />
Biowetter: Schlafstörungen ziehen<br />
eine erhöhte Müdigkeit imAlltag<br />
nach sich. Einige Menschen klagen<br />
über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle<br />
und Migräne. Insgesamt fühlt<br />
man sich oftmals nicht so wohl.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 14 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 41 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 29 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 70%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 12Grad.<br />
Wind: schwach aus West.<br />
Wittenberge<br />
9°/12°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
7°/13° 8°/12°<br />
Luckenwalde<br />
7°/13°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
stark bewölkt heiter wolkig<br />
6°/11° 4°/10° 3°/9°<br />
Prenzlau<br />
8°/11°<br />
Cottbus<br />
9°/16°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
8°/15°<br />
Der hohe Luftdruck bleibt über dem östlichen Europa bestehen und nimmt Verbindung<br />
zum Azorenhoch auf. Allerdings sorgen Tiefs über Nordeuropa noch für<br />
unbeständiges Wetter imzentralen Mitteleuropa. So reicht ein Regenband vom<br />
Baltikum über die Ostsee bis nach Ostfrankreich. Über der Nordsee folgen zum<br />
Teil gewittrige Schauer.<br />
Sylt<br />
8°/11°<br />
Hannover<br />
9°/12°<br />
Köln<br />
8°/12°<br />
Saarbrücken<br />
6°/12°<br />
Konstanz<br />
7°/13°<br />
Hamburg<br />
7°/12°<br />
Erfurt<br />
7°/12°<br />
Frankfurt/Main<br />
8°/13°<br />
Stuttgart<br />
7°/13°<br />
Rostock<br />
8°/12°<br />
Magdeburg<br />
8°/14°<br />
Nürnberg<br />
6°/12°<br />
München<br />
6°/16°<br />
Rügen<br />
7°/10°<br />
Dresden<br />
8°/15°<br />
Deutschland: Heute gibt es viele<br />
Wolken, etwas Sonne sowie schauerartige<br />
Regenfälle, und die Temperaturen<br />
klettern amTage auf 10bis<br />
16 Grad. Nachts gehen die Werte<br />
dann auf 7bis 3Grad zurück. Der<br />
Wind weht mäßig bis frisch und böig<br />
aus Südwest. Morgen betragen die<br />
Temperaturen maximal 9bis<br />
13 Grad. Dazu ist es wechselnd bis<br />
stark bewölkt. Gebietsweise scheint<br />
auch die Sonne. Der Wind weht nur<br />
schwach aus südlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 10°-13°<br />
Nordsee: 11°-14°<br />
Mittelmeer: 17°-25°<br />
Ost-Atlantik: 11°-17°<br />
Mondphasen: 15.11. 23.11. 30.11. 07.12.<br />
Sonnenaufgang: 07:24 Uhr Sonnenuntergang: 16:16 Uhr Mondaufgang: 12:33 Uhr Monduntergang: 20:58 Uhr<br />
Lissabon<br />
18°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
20°<br />
Reykjavik<br />
4°<br />
Dublin<br />
12°<br />
London<br />
14°<br />
Paris<br />
14°<br />
Bordeaux<br />
15°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
23°<br />
Nizza<br />
21°<br />
Trondheim<br />
8°<br />
Oslo<br />
10°<br />
Stockholm<br />
9°<br />
Kopenhagen<br />
11°<br />
Berlin<br />
12°<br />
Mailand<br />
18°<br />
Tunis<br />
23°<br />
Rom<br />
19°<br />
Warschau<br />
15°<br />
Wien<br />
14° Budapest<br />
16°<br />
Palermo<br />
22°<br />
Kiruna<br />
1°<br />
Oulu<br />
7°<br />
Dubrovnik<br />
19°<br />
Athen<br />
18°<br />
St. Petersburg<br />
7°<br />
Wilna<br />
7°<br />
Kiew<br />
0°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
11°<br />
Istanbul<br />
16°<br />
Iraklio<br />
19°<br />
Archangelsk<br />
2°<br />
Moskau<br />
-1°<br />
Ankara<br />
10°<br />
Antalya<br />
23°<br />
Acapulco 33° sonnig<br />
Bali 37° wolkig<br />
Bangkok 34° wolkig<br />
Barbados 30° heiter<br />
Buenos Aires 24° Schauer<br />
Casablanca 16° Schauer<br />
Chicago -1° wolkig<br />
Dakar 29° wolkig<br />
Dubai 32° heiter<br />
Hongkong 27° heiter<br />
Jerusalem 19° wolkig<br />
Johannesburg 31° heiter<br />
Kairo 23° wolkig<br />
Kapstadt 25° bewölkt<br />
Los Angeles 23° wolkig<br />
Manila 32° heiter<br />
Miami 30° Gewitter<br />
Nairobi 29° wolkig<br />
Neu Delhi 30° heiter<br />
New York 15° Regen<br />
Peking 13° sonnig<br />
Perth 25° sonnig<br />
Phuket 33° wolkig<br />
Rio de Janeiro 32° Schauer<br />
San Francisco 19° bewölkt<br />
Santo Domingo 29° wolkig<br />
Seychellen 28° heiter<br />
Singapur 29° wolkig<br />
Sydney 27° wolkig<br />
Tokio 18° bedeckt<br />
Toronto 4° bewölkt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Eine Frage der Sehnsucht<br />
Mossul im November 2018<br />
AFP/ZAID AL-OBEIDI<br />
Der Christ Mohanad Hanna Yousif<br />
aus Karakosch kauft seine Ware<br />
am liebsten dort, wo das IS-Kalifat<br />
seine Vertreibung plante. Er<br />
steigt rund 30 Kilometer von seiner christlichen<br />
Heimatstadt entfernt im Osten Mossuls<br />
in ein Auto.„Guten Tag, wie geht es Ihnen?“,<br />
sagt er auf Deutsch. Und lenkt das Auto aus<br />
der Stadt heraus in Richtung Karakosch.<br />
Mossul war vordem Krieg die Hauptstadt<br />
der irakischen Provinz Ninive. Dort liegt das<br />
Stammland der Christen im Irak. DerIShatte<br />
es von Mossul nicht weit, um es 2014 fast<br />
vollständig zu entvölkern.<br />
GanzeParks vonRäumfahrzeugen stehen<br />
drei Jahre später in der zerstörten IS-Hauptstadt<br />
am Straßenrand und rotten vor sich<br />
hin. Ihre Schilde schoben vor einem<br />
Dreivierteljahr in der westlichen Altstadt Leichen<br />
der Dschihad-Kämpfer in die Bombenkrater<br />
und füllten sie mit Schutt. DieWiederaufbauteams<br />
haben später Teer auf die<br />
Trümmer und die Toten gekippt, damit der<br />
Verkehr wieder rollen kann.<br />
Yousif fährt auf dem Wegvom Einkaufen<br />
auf Straßen herum, unter denen die Knochen<br />
seiner Peiniger liegen.<br />
DerIraker ist guter Laune.Erhat heute in<br />
Mossul gute Geschäfte gemacht. Daswirder<br />
seiner Frau am Telefon erzählen. Sie ist mit<br />
dem Sohn noch in Deutschland, und dort<br />
würde sie am liebsten bleiben.<br />
DasKreuz und die Flagge<br />
Mohanad Hanna Yousif, der irakische Christ<br />
und Familienvater, hat vor einigen Monaten<br />
etwas Verrücktes getan. Dasfindet jedenfalls<br />
seine Frau, das fanden auch die Mitarbeiter<br />
der Asylbehörde im bayerischen Landkreis<br />
Garmisch-Partenkirchen.<br />
Sein Recht auf Aufenthalt in Deutschland<br />
als Christ aus dem ehemaligen Kalifatsland<br />
schien so sicher zu sein wie die nächste Krise<br />
im Irak. Und dapackt Yousif seinen Koffer,<br />
leiht sich Geld von der Familie im Irak und<br />
küsst Frau und Kind zum Abschied. „Die beiden<br />
werden nachkommen, wenn ich sie<br />
überzeugt habe“, sagt er.<br />
DieFahrtgeht weiter auf dem Highway in<br />
Richtung Osten. Eine Ausfahrt führt zueinem<br />
Checkpoint. Dort wird die Stadt Karakosch<br />
bewacht. Soldaten der Ninive Protection<br />
Unit (NPU), einer christlichen Miliz, verbergen<br />
sich mit ihren Maschinengewehren<br />
hinter Sandsäcken, als würde der IS jeden<br />
Moment aus seinen Gräbern inMossul steigen.<br />
Sieerkennen Yousif, winken ihn durch.<br />
Der Blick fällt auf ein riesiges Holzkreuz<br />
einige Hundert Meter hinter dem Wachposten<br />
an einer Kreuzung. Dahinter weht an einem<br />
etwa doppelt so hohen Mast die rotweiß-schwarze<br />
Trikolore des Irak. Bauscht<br />
ein Windzug die Flagge zu voller Größe auf,<br />
steht das Kreuz unter dem Schriftzug auf der<br />
Fahne: Allahu Akbar, Gott ist am größten.<br />
Vielleicht ist es ein Zufall. Die Christen im<br />
Vorvier Jahren hat die Terrormiliz IS die Christen aus dem Irak<br />
vertrieben. Nun kehren viele von ihnen in ihr Stammland rund um Mossul<br />
zurück. Auch Mohanad Hanna Yousif, der mit seiner Familie nach Bayern<br />
geflohen war –und jetzt, zurück im Irak, einen weiteren Anfang wagt<br />
VonCedric Rehman, Mossul und Karakosch<br />
Irak verwenden die Takbir genannte Formel<br />
allerdings genauso häufig wie die Schiiten<br />
und Sunniten.<br />
DasAuto hält voreinem Modegeschäft im<br />
Zentrum von Karakosch. In einem benachbarten<br />
Haus gähnen die Fenster rußverschmiert<br />
und leer in der Fassade. Der IS hat<br />
die Christenstadt geplündert und gebrandschatzt,<br />
bevor die neunte Division der irakischen<br />
Armee die Terroristen im Oktober<br />
2016 vonhier vertrieben hat.<br />
„Auch meine Geschäfte haben sie angezündet.<br />
Ich war mal reich“, sagt Yousif, der<br />
Christ. Er schiebt den Rollladen hoch und<br />
schließt das Geschäft auf. Es ist wieder erstanden.<br />
Jacketts aus feinem Stoff hängen an<br />
den Kleiderstangen. Yousif führt mit einer<br />
Handbewegung in den Laden, als wolle er„Et<br />
voilà“ sagen.<br />
Eigentlich seien es deutsche Freunde gewesen,<br />
die ihn auf den Gedanken der Rückkehr<br />
in den Irak gebracht haben, meint er.<br />
„Wir saßen mal abends zusammen, und sie<br />
haben vom Zweiten Weltkrieg erzählt. Wie<br />
Deutschland damals in Trümmern lag und<br />
die Deutschen das Land wieder aufgebaut<br />
haben. DieDeutschen sind damals nicht abgehauen,<br />
habe ich mir gesagt.“<br />
Er könne die schlimmen Folgen der Massenflucht<br />
für den Irak ganz einfach erklären.<br />
Bisher sei rund die Hälfte der Bevölkerung<br />
nach Karakosch zurückgekehrt, die 2014 vor<br />
den IS-Kämpferngeflohen ist und sich dann<br />
in alle Welt verstreut hat. „Wenn die Hälfte<br />
der Stadt fehlt, wird sich mein Geschäft hier<br />
nicht lohnen. Dann wirdsich überhaupt kein<br />
Geschäft in Karakosch lohnen.“<br />
Dieirakischen Christen würden in drei bis<br />
fünf Jahren sehen, was das Exil bei den Glaubensbrüdern<br />
in Europa aus ihnen macht,<br />
meint Yousif. „Ich bin ein gebildeter Mann,<br />
ich hatte Geld, und in Deutschland hätte ich<br />
in meinem Alter vielleicht noch putzen gehen<br />
können“, sagt er.Ermöchte nicht falsch<br />
verstanden werden, betont er. „Ich bin<br />
Deutschland dankbar für das,was es 2014 für<br />
die Iraker getan hat“. Die irakischen Christen,<br />
die nach der Vertreibung des IS mit der<br />
Rückkehr zögern, zerstörten ihreeigene Kultur.Das<br />
wichtigste Band, das die Christen im<br />
Irak verbinde,sei die Familie,sagt er.„DieElterninDeutschland,<br />
das eine Kind in Australien,<br />
das andere inAmerika, das macht uns<br />
kaputt“, sagt er.<br />
DerISwurde im Juni 2014 vonden Sunniten<br />
in der Provinzhauptstadt Mossul beklatscht,<br />
als er die Stadt erorberte. Ernahm<br />
zwei Monate später das zu über 90 Prozent<br />
vonsyrisch-katholischen und syrisch-orthodoxen<br />
Christen bewohnte Zentrum der Ninive-Ebene,<br />
die 50 000 Einwohner zählende<br />
Stadt Karakosch, ein. Insgesamt 120 000<br />
Christen flohen damals aus ihrem Stammland<br />
in die kurdischen Gebiete im Nordosten.<br />
Darunter war Yousifs Familie. Circa die<br />
Hälfte der Flüchtlinge ist laut Schätzungen<br />
der Kirchen vorOrt wieder in der Heimat.<br />
„Freunde haben erzählt,<br />
wie Deutschland nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg<br />
in Trümmernlag und die<br />
Deutschen das Land<br />
wieder aufgebaut haben.<br />
Die Deutschen sind damals<br />
nicht abgehauen,<br />
habe ich mir gesagt.“<br />
Mohanad Hanna Yousif<br />
ging zurück in seine Heimat, den Irak.<br />
Die Flucht in das Autonome Kurdengebiet<br />
oder von dort weiter in ein westliches<br />
Land ersparte Christen in den Jahren 2014<br />
bis 2017 die Rechtlosigkeit im Kalifat. DerIS<br />
säuberte sein Herrschaftsgebiet nach religiösen<br />
Kriterien. Für Jesiden und Schiiten<br />
bedeutete das: Genozid. Christen wurden<br />
nicht systematisch ermordet, sie konnten<br />
konvertieren oder ihre völlige Entrechtung<br />
hinnehmen.<br />
Wenn der Christ Yousif von den Verbrechen<br />
des IS spricht, hört ersich an wie ein<br />
Sunnit aus Mossul. Er rechtfertigt das Verhalten<br />
der Bevölkerung, als gehöreerdazu. Den<br />
Beifall der lokalen Sunniten für dieTerrormiliz<br />
habe es 2014 nur gegeben, weil die schiitische<br />
Regierung in Bagdad die Sunniten so schlecht<br />
behandelt habe,meint er zumBeispiel. Dabei<br />
geht der Hass zwischen Sunniten und Schiiten<br />
schon auf die Gründerzeit des Islam zurück.<br />
Er weigere sich, jetzt die Sunniten über<br />
einen Kamm zu scheren, sagt er.Yousif nimmt<br />
ein Jackett aus besonders feinem Stoff vom<br />
Kleiderbügel.„Als sich herumgesprochen hat,<br />
dass ich aus Deutschland zurückkehre, haben<br />
mir meine Freunde in Mossul ihrebeste Ware<br />
für meinen neuen Laden geschickt, obwohl es<br />
ihnen selbst schlechtgeht. Dassindalles Muslime“,<br />
sagt er.<br />
PaterDuraidBarber Arihbula zeigt auf die<br />
Einschusslöcher an den Wänden Karakoschs,<br />
umzuzeigen, was er von den irakischen<br />
Muslimen hält. „Das macht der Islam“,<br />
sagt der syrisch-katholische Priester.Er<br />
würde seinen Glaubensbruder Yousif sicher<br />
einen naiven Laien nennen.<br />
Der Pater ist unterwegs auf den von<br />
Kämpfen gezeichneten Straßen der Stadt,<br />
kümmertsichumdie Alten. Er besucht Häuser,indenen<br />
die Stimmen hallen. Denn es leben<br />
dort nur noch alte Ehepaare und keine<br />
Großfamilien mehr. Die alten Leute schweigen<br />
sich meist an und denken an ihreandie<br />
Diaspora verlorenen Kinder und Enkel.<br />
Der Pater gibt den Alten von Karakosch<br />
die Kommunion, wenn sie nicht mehr zur<br />
Messe gehen können. Als Theologe wisse er,<br />
was im Koranstehe,und dassei nichts Gutes.<br />
Die Christen könnten im Irak überleben.<br />
„Aber nur, wenn sie die Lehren aus der Vergangenheit<br />
ziehen“, sagt er.<br />
Nach den Sunniten und dem IS bereite<br />
jetzt die schiitischeVolksgruppe der Schabak<br />
Probleme. „Sie sagen, die Schiiten aus Bagdad<br />
hätten uns befreit. Deshalb sollen wir ihnen<br />
nun unser Land verkaufen.“<br />
Soldaten der NPU stehen mit dem Maschinengewehr<br />
im Anschlag vor dem Büro<br />
des Bischofs in Karakosch. Anschläge hat es<br />
seit dem Fall von Mossul im Juli 2017 in der<br />
Stadt nicht mehr gegeben. Aber der syrischkatholische<br />
Bischof Boutros Moshe ist einer<br />
der wichtigsten christlichen Religionsführer<br />
des Irak. Die Anzahl der Christen hat sich<br />
vomJahrder US-Invasion, das war 2003, von<br />
rund 1,3 Millionen auf circa 250 000 verringert.<br />
Boutros Moshe lädt in den Salon und<br />
nimmt Platz unter einem Bild von Papst<br />
Franziskus. Der Bischof lässt einen Rosenkranz<br />
durch seine Finger gleiten. Ohne Kreuz<br />
und Kollar, den weißen Stehkragen, könnte<br />
er auch als Muslim durchgehen, der seine<br />
Gebetskette keinen Moment aus der Hand<br />
legt. Bischof Moshe würde sich an dem Vergleich<br />
wohl nicht stören. Er spricht von der<br />
gemeinsamen Kultur aller Iraker und klingt<br />
eher wie der Modeverkäufer Yousif. Angesprochen<br />
auf die Äußerungen seines Priesters,<br />
winkt er ab und spricht von Einzelmeinungen.<br />
Dieanderen Religionsführer und er<br />
wollten die Jugend mobilisieren, aufeinanderzuzugehen,<br />
erzählt er. Esklingt nach einer<br />
schönenVision in einem Land, in dem eigentlich<br />
jede Volks- und Religionsgruppe die<br />
anderezumindest des Verrats verdächtigt.<br />
Der Bischof ist stolz darauf, dass fast jeden<br />
TagChristen aus westlichen Ländern in<br />
Karakosch und anderen Städten der Ninive-<br />
Ebene ankommen. Offenbar fürchtet er,dass<br />
seine Schäfchen besonders in Europa dem<br />
Säkularismus anheimfallen könnten. „Es<br />
gibt dort viele Gefahren. Die Menschen gehen<br />
nicht mehr in die Kirche“, sagt er.<br />
Politiker,die Intrigen spinnen<br />
Solange er Einfluss auf den Machtklüngel in<br />
Bagdad nehmen könne, werde er dafür<br />
kämpfen, dass den Christen ihre Rechte gewährt<br />
werden, versichert der Bischof. Doch<br />
weder er noch der Heilige Geist haben es<br />
leicht mit den Intrigen spinnenden Politikern<br />
inder Hauptstadt. „Einige nutzen unsereNotlage<br />
aus,ummit viel Geld und Druck<br />
an unser Land zu kommen“, sagt er.<br />
Das ist seine Antwort auf die Frage nach<br />
der Kauflaune der Schiiten, die sich für<br />
Grundbesitz von Christen interessieren.<br />
Notlage –damit meint der Bischof die halb<br />
entvölkerte Stadt und Region. Kämen alle<br />
Haus- und Landbesitzer zurück, gebe es ja<br />
nichts,was die Schiiten kaufen könnten.<br />
Am Abend läutet die Glocke über derMar-<br />
Benham-Kirche. Sie kündigt die Abendmesse<br />
an. Die ersten Gläubigen stehen zurechtgemacht<br />
auf dem Innenhof der Kirche<br />
undtratschen. DerIShat im Hofund im Kirchenraum<br />
sämtliche Abbildungen heruntergerissen<br />
und Statuen zerschossen. Ein<br />
Sprengkörper halbierte den Kirchturm. Das<br />
Gotteshaus gleicht einer Ruine.<br />
DieGläubigen vonKarakosch haben sich<br />
dennoch herausgeputzt oder vielleicht<br />
auch deshalb. Ihr Kreuz steht wieder –auf<br />
den Trümmern des Kalifats. Sie beten, dass<br />
es so bleibt.<br />
Cedric Rehman erfuhr im Irak wieder<br />
einmal: Menschlichkeit beginnt<br />
jenseits der religiösen Zuordnungen.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Deutschlandweite<br />
Grenzkontrollen gefordert<br />
BayernsInnenminister Joachim<br />
Herrmann (CSU) bringt Grenzkontrollen<br />
an allen deutschen Außengrenzen<br />
ins Spiel. „Deutschland<br />
könnte das Migrationsproblem noch<br />
besser in den Griff bekommen, wenn<br />
die bayerische Lösung auch an allen<br />
anderen deutschen Außengrenzen<br />
zur Anwendung käme“, sagte Herrmann<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RND).<br />
Laut Herrmann werden in Bayern<br />
ständig Schleuser und illegal Eingereiste<br />
aufgegriffen. „Viele Schleuser<br />
machen daher jetzt einen Bogen um<br />
Bayern.Dadurch wächst der Druck<br />
auf andereAbschnitte der deutschen<br />
Außengrenzen, etwa zu denen nach<br />
Polen, Frankreich, den Niederlanden<br />
oder Belgien“, sagte er. (köp.)<br />
Studie: Kirche für viele junge<br />
Menschen bedeutungslos<br />
Kirche und Glauben sind für viele<br />
junge Menschen nach einer Studie<br />
der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland inzwischen weitgehend<br />
bedeutungslos.Zwar gehören<br />
noch 61 Prozent der jungen Menschen<br />
einer der großen Kirchen an,<br />
ergab die am Montag vonder EKD in<br />
Würzburgvorgestellte Untersuchung.<br />
Gott oder die Kirchengemeinde<br />
spielen aber nur für fünf<br />
Prozent der 19- bis 27-Jährigen noch<br />
eine Rolle. (dpa)<br />
Haldenwang soll Chef des<br />
Verfassungsschutzes werden<br />
Derbisherige Vizepräsident des<br />
Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />
Thomas Haldenwang, soll neuer<br />
Chef der Behörde werden. Innenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) werde<br />
ihn dem Kabinett als Nachfolger von<br />
Hans-GeorgMaaßen vorschlagen,<br />
hieß es in einer Mitteilung vomMontag.<br />
Maaßen war vergangene Woche<br />
in den einstweiligen Ruhestand versetzt<br />
worden. Haldenwang ist seit<br />
2009 Mitarbeiter im Verfassungsschutz-Amt.<br />
(dpa)<br />
Gewalt im Gazastreifen<br />
eskalierterneut<br />
An der Grenze zum Gazastreifen kommt<br />
es wieder zu gewaltsamen Protesten. AFP<br />
Nach dem tödlichen Einsatz einer israelischen<br />
Spezialeinheit im Gazastreifen<br />
ist der Konflikt mit der Hamas<br />
gefährlich eskaliert. Palästinenser<br />
feuerten massenhaft Raketen in<br />
Richtung Israel ab.Israelische<br />
Kampfjets griffen daraufhin mehr als<br />
70 militärische Ziele an. Dabei wurden<br />
nach palästinensischen Angaben<br />
mindestens drei Menschen getötet.<br />
Beidem Einsatz der Spezialeinheit,<br />
der die Eskalation ausgelöst<br />
hatte,waren am Sonntag sieben militante<br />
Palästinenser und ein israelischer<br />
Offizier getötet worden. (dpa)<br />
Deutschland rügt Umgang<br />
Chinas mit Uiguren<br />
Außenminister Heiko Maas hat von<br />
der chinesischen Regierung mehr<br />
Transparenz im Konflikt um die<br />
Menschenrechte der Uiguren verlangt.<br />
ZumAuftakt seines zweitägigen<br />
Besuchs in Peking betonte der<br />
SPD-Politiker am Montag: „Mit Umerziehungslagernkönnen<br />
wir uns<br />
nicht abfinden.“ (dpa)<br />
Alice Weidel schließt persönliche Konsequenzen aus.<br />
Betreff: Wahlkampf Alice Weidel<br />
Gestückelte Parteispenden aus der Schweiz bringen die AfD-Bundestagsfraktion in Erklärungsnot<br />
VonJörg Köpkeund JanSternberg<br />
Die Alternative für<br />
Deutschland (AfD) gerät<br />
wegen angeblich illegaler<br />
Parteispenden aus<br />
der Schweiz unter Druck. Der Bundesverband<br />
der Partei sei „heute um<br />
eine Stellungnahme gebeten worden“,<br />
erklärte die für Parteispenden<br />
zuständige Bundestagsverwaltung<br />
am Montag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />
Parteispenden aus Nicht-EU-<br />
Ländern dürfen grundsätzlich nicht<br />
angenommen werden. „Die Bagatellgrenze<br />
liegt bei 1000 Euro je<br />
Spender und Jahr. Unzulässige Parteispenden<br />
müssen entweder unverzüglich<br />
zurückgeleitet oder an den<br />
Bundestagspräsidenten abgeführt<br />
werden“, so ein Sprecher der Bundestagsverwaltung.<br />
Der AfD-Kreisverband Bodensee<br />
hatte laut Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>,<br />
NDR und WDR zwischen Juli und<br />
September 2017 mehrere Spenden<br />
über insgesamt rund 130 000 Euro<br />
erhalten. Der Zweck wurde mit<br />
„Wahlkampfspende Alice Weidel“<br />
angegeben. Weidel ist Ko-Vorsitzende<br />
der AfD im Bundestag und<br />
wohnt zeitweise in der Schweiz. Sie<br />
trat im WahlbezirkBodensee an.<br />
Absender der Spenden war angeblich<br />
das Unternehmen Pharma<br />
Whole Sale International AG (PWS)<br />
aus Zürich. Wie die Schweizer <strong>Zeitung</strong><br />
Blick berichtete,soll es sich um<br />
eine „Tarnfirma ohne operatives Geschäft“<br />
handeln, um die wahre Herkunft<br />
zu verschleiern. Die Familie,<br />
die das Unternehmen aufgebaut<br />
habe, habe sich schon seit einiger<br />
Zeit aus dem Verwaltungsrat zurückgezogen.<br />
Die Geschäfte führe ein<br />
Treuhänder. Der verwalte neben<br />
PWS noch eine Apotheke und die Investmentgesellschaft<br />
Union. Letzterebetreibt<br />
laut Handelsregister die<br />
„Verwaltung von Kapitalanlagen aller<br />
Art auf eigene und fremde Rechnung“.<br />
Einziger Verwaltungsrat von<br />
PWS sei Balz Jegge. Der erklärte am<br />
Montag auf Nachfrage: „Von einer<br />
Spende an die AfD weiß ich nichts.“<br />
Sollte der tatsächliche Spender<br />
aus Deutschland stammen, wärelaut<br />
Bundestagsverwaltung die Herkunft<br />
des Geldes legal. Offen bliebe aber<br />
selbst dann die Frage, warum das<br />
Geld in Tranchen zu jeweils 9000<br />
Schweizer Franken auf das Sparkassenkonto<br />
des Kreisverbands überwiesen<br />
wurde. Spenden über 50 000<br />
Euro müssen unverzüglich gemeldet<br />
werden. „Nur dann, wenn drei unterschiedliche<br />
Spender jeweils unterhalb<br />
dieser Grenze geblieben wären,<br />
könnte alles legal gewesen sein“, erklärtdie<br />
Bundestagsverwaltung. Weidel<br />
ließ ihren Sprecher ausrichten, sie<br />
kenne den Spender persönlich nicht.<br />
In der AfD herrscht Unsicherheit.<br />
Bereits am 10. August 2017 schrieb<br />
die Schatzmeisterin des Kreisverbands<br />
eine Mail an den badenwürttembergischen<br />
Landesschatzmeister<br />
Frank Kral: „Ein Gönner aus<br />
der Schweiz unterstützt Alice wöchentlich<br />
mit mehreren tausend<br />
„Bei dem Konto, auf dem die Spende einging,<br />
handelt es sich um das ordentliche Konto des<br />
Kreisverbandes des Bodenseekreises. Die<br />
Spende ist nicht an meine Person gegangen.“<br />
Alice Weidel, AfD-Fraktionschefin im Bundestag<br />
CHF. Was ist dabei zu beachten?<br />
Muss ich diese Beträge irgendwo<br />
melden oder bekannt geben?“ Kral<br />
antwortete erst drei Tage später. Es<br />
handele sich um „ganz normale<br />
Spenden“. Wenn „Wahlkampf Alice<br />
Weidel“ als Betreff angegeben<br />
werde, müsse das Geld genau dafür<br />
ausgegeben werden.<br />
Erst Anfang 2018 wandte sich die<br />
Kreisschatzmeisterin direkt an Weidel.<br />
Im Aprilwurde das Geld zurückgezahlt,<br />
jedoch nicht die ganze<br />
Summe: 6000 Euro fehlten angeb-<br />
Das große Nahles-Rätsel<br />
lich. Die Kreisschatzmeisterin ist<br />
sich sicher, die ganze Summe zurückgeschickt<br />
zu haben. Weidel erklärte<br />
am Montag, die Spende sei der<br />
Partei zugeflossen und nicht an sie<br />
gegangen. Persönliche Konsequenzenschloss<br />
sie aus.<br />
Baden-Württembergs AfD-Landeschef<br />
Ralf Özkara versprach, „die<br />
ganze Geschichte intern aufarbeiten“<br />
zu wollen. Schon am Sonntag<br />
hatte er erklärt, wenn die Spende illegal<br />
sei, erwarte er, dass Weidel von<br />
allen Ämternund Mandaten zurücktrete.<br />
Özkara und Weidel sind Konkurrenten:<br />
2017 schlug er Weidel in<br />
der Stichwahl um den Landesvorsitz.<br />
Nunsoll Özkaranach neuen Ämtern<br />
streben. Angeblich will er ins Europaparlament.<br />
Zweifel an der Rechnungslegung<br />
Die AfD hatte schon öfter Probleme<br />
wegen ihres Finanzgebarens: Ein<br />
Wirtschaftsprüfer im Auftrag der<br />
Fraktion stellte kürzlich fest, dass „erhebliche<br />
Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit<br />
der Rechnungslegung“ im<br />
ersten Bundestagsjahr bestünden.<br />
Weidel ließ den kommissarischen<br />
Aufbauleiter der Fraktion fristlos entlassen.<br />
Sein Name: Frank Kral.<br />
Und auch die potenziellen Spitzenkandidaten<br />
der AfD für das Europaparlament,<br />
Jörg Meuthen und<br />
Guido Reil, hatten bereits Probleme<br />
wegen Spenden aus der Schweiz.<br />
Auch hier ist der Bundestag eingeschaltet.<br />
„Die Prüfung läuft“, sagte<br />
ein Sprecher. Sie werde inwenigen<br />
Wochen abgeschlossen sein.<br />
Es ist unklar,was die SPD-Chefin mit der Abkehr von Hartz IV meint. Experten warnen vor drastischen Änderungen<br />
VonTobias Peter<br />
Essind Worte, auf die viele in der<br />
SPD fast sehnsüchtig gewartet<br />
haben. „Wir werden Hartz IVhinter<br />
uns lassen“, hat Parteichefin Andrea<br />
Nahles auf dem Debattencamp der<br />
Partei in Berlin gesagt. Nahles hat<br />
„eine große, umfassende, tiefgreifende<br />
Sozialstaatsreform“ gefordert.<br />
Doch bislang ist unklar, welche Veränderungen<br />
Nahles tatsächlich anstrebt.<br />
„Wer fordert, Hartz IV zu überwinden,<br />
muss sagen, was er damit<br />
eigentlich meint“, sagt der Arbeitsmarktforscher<br />
Holger Bonin vomInstitut<br />
zur Zukunft der Arbeit in Bonn<br />
im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland).<br />
Er verweist darauf, dass es bei<br />
der Hartz-IV-Reform zwei grundlegende<br />
Prinzipien gegeben habe.Das<br />
eine sei die Zusammenlegung von<br />
Arbeitslosen- und Sozialhilfe gewesen.<br />
Eine Rückkehr zum Zustand vor<br />
der Reform könne niemand wollen,<br />
sagt Bonin. „Damals wurden Sozialhilfeempfänger<br />
für den Arbeitsmarkt<br />
komplett abgeschrieben“, sagt er.<br />
Dies ist mit Sicherheit nicht die<br />
Stoßrichtung von Andrea Nahles –<br />
hat die SPD doch gerade erst ein Gesetz<br />
für einen sozialen Arbeitsmarkt<br />
auf den Weg gebracht, mit dem<br />
Langzeitarbeitslosen neue Chancen<br />
eröffnet werden sollen.<br />
Nicht erfüllbareErwartungen<br />
Die Frage ist also, inwieweit Nahles<br />
das zweite Prinzip der Hartz-IV-Reform<br />
angreifen will: Fordern und<br />
Fördern. Schließlich hat sie gesagt,<br />
der Sozialstaat solle sich an denen<br />
ausrichten, die ihn brauchen –und<br />
nicht nur auf die schauen, die ihn<br />
missbrauchen. Die SPD-Chefin hat<br />
sich in der Vergangenheit für Korrekturen<br />
bei den Sanktionen ausgesprochen<br />
– etwa dafür, dass jüngere<br />
Hartz-IV-Empfänger hier nicht härter<br />
behandelt werden als ältere. Ein<br />
Bruch mit den Prinzipien von Hartz<br />
IV wäredas jedoch nicht.<br />
Bonin warnt voreiner kompletten<br />
Abkehr vom Prinzip des Forderns<br />
und Förderns.Dieses brächte „riesige<br />
Probleme mit sich“, sagt er.Die meisten<br />
Sanktionen gegen Hartz-Empfänger<br />
würden ausgesprochen, weil sie<br />
sich beispielsweise nicht melden.<br />
„Nichts ist aber schlimmer, als wenn<br />
der Kontakt zwischen der Arbeitsagentur<br />
und dem Arbeitslosen vollkommen<br />
verloren geht.“<br />
In der SPD gehen viele davon aus,<br />
dass Nahles sich mit der plakativen<br />
Forderung nach einem Ende von<br />
HartzIVimUmfragetief Rückhalt bei<br />
DPA/GREGOR FISCHER<br />
der Parteibasis sichern will. Klar ist<br />
aber auch: In der großen Koalition<br />
mit der Union sind tiefgreifende Veränderungen<br />
ohnehin nicht machbar.<br />
Damit weckt der Ruf nach einer<br />
Abkehr vonHartz IV Erwartungen in<br />
der Partei und in der Bevölkerung,<br />
die Nahles mindestens aktuell gar<br />
nicht erfüllen kann.<br />
Hinzu kommt: Nicht nur Arbeitsmarktforscher,<br />
sondern auch Sozialdemokraten<br />
wie der Chef der Bundesagentur<br />
für Arbeit, Detlef Scheele,<br />
sagen, HartzIVsei besser als sein Ruf.<br />
Und die Kommunen mahnen, entscheidend<br />
sei, dass der Sozialstaat<br />
dauerhaft finanzierbar bleibe.„Dabei<br />
muss man auch vor der Illusion warnen,<br />
der Staat könne quasi ein All-inclusive-Paket<br />
für jedermann anbieten“,<br />
sagte der Hauptgeschäftsführer<br />
des Deutschen Städte- und Gemeindebundes,GerdLandsberg.<br />
Die Folgen<br />
einer<br />
Fehlgeburt<br />
Michelle Obama spricht über<br />
künstliche Befruchtung<br />
VonStefan Koch, Washington<br />
Das neue Buch von Michelle<br />
Obama erscheint am Dienstag –<br />
und bereits im Vorfeld löste die frühere<br />
First Lady eine amerikaweite<br />
Debatte aus. Neben ihrer Arbeit im<br />
Weißen Haus und ihrem ungewöhnlichen<br />
Lebensweg spricht die 54-Jährige<br />
erstmals offen über Fehlgeburt<br />
und künstliche Befruchtung.<br />
„Ich hatte das Gefühl, versagt zu<br />
haben, weil ich nicht wusste, wie<br />
häufig Fehlgeburten waren, weil wir<br />
nicht über sie gesprochen haben“,<br />
sagte Obama in einem Interview mit<br />
dem Sender ABC. Damals habe sie<br />
sich verloren und allein gefühlt. Ihre<br />
beiden Kinder Malia und Sasha seien<br />
schließlich mit Hilfe künstlicher Befruchtung<br />
gezeugt worden. Auseigener<br />
Erfahrung könne sie Frauen daher<br />
nur ermuntern, offen über Fehlgeburten<br />
und Unfruchtbarkeit zu<br />
sprechen.<br />
Obamas Appell findet auch im<br />
politischen Washington starken Widerhall.<br />
So hatte die demokratische<br />
Abgeordnete Rosa DeLauro imMai<br />
einen Gesetzesvorschlag im Parlament<br />
eingebracht, um die Kosten für<br />
künstliche Befruchtungen von den<br />
Krankenkassen decken zu lassen.<br />
Angesichts der bisherigen republikanischen<br />
Mehrheit im Repräsentantenhaus<br />
versandete ihre Initiative.<br />
Wie esamMontag im Umfeld von<br />
DeLaurohieß, soll es im neu gewählten<br />
Parlament möglichst zügig einen<br />
weiteren Vorstoß geben. Bisher würden<br />
die Krankenkassen nur in 15<br />
Bundesstaaten einen Teil der Behandlungskosten<br />
tragen, während in<br />
35 Bundesstaaten die Betroffenen<br />
auf sich allein gestellt seien.<br />
Michelle Obama spricht in ihrem neuen<br />
Buch Tabu-Themen an.<br />
AFP/SAUL LOEB<br />
Richard Paulson, früherer Präsident<br />
der US-Gesellschaft für Reproduktionsmedizin,<br />
zählt zu den Fachleuten,<br />
die Obamas Vorstoß ausdrücklich<br />
unterstützen: „Ich fühle<br />
mich an die Zeit erinnert, als es niemand<br />
wagte,über Brustkrebs zu sprechen.<br />
Erst als sich einige Prominente<br />
offen zu ihrer Krankheit bekannten,<br />
normalisierte sich der Umgang mit<br />
dem Thema.“ Über Unfruchtbarkeit<br />
sollte wie über jede andereKrankheit<br />
gesprochen werden. Da immer mehr<br />
Frauen und Männer den Zeitpunkt<br />
verschieben, um sich ihren Kinderwunsch<br />
zu erfüllen, würden auch die<br />
Unfruchtbarkeitsraten ansteigen.<br />
Ohnehin würde die Familiengründung<br />
durch eine hohe Zahl vonFehlgeburten<br />
erschwert.<br />
In ihrem Buch „Becoming“ beschreibt<br />
Obama ihren Lebensweg,<br />
der als Arbeiterkind in der berüchtigten<br />
„South Side“ vonChicago begann<br />
und über die Eliteuniversitäten<br />
Princeton und Harvard ins Weiße<br />
Haus führte. Für Aufsehen sorgte in<br />
den vergangenen Tagen nicht zuletzt<br />
ihre scharfe Kritik an Donald Trump.<br />
Obama wirft dem Präsidenten eine<br />
scheinheilige Kampagne gegen ihre<br />
Familie vor. So erinnertObama an die<br />
üblen Methoden, mit denen der damalige<br />
Geschäftsmann gegen ihren<br />
Ehemann Barack hetzte, umdessen<br />
Legitimität als Präsident zu untergraben.<br />
Daswerde sie dem heutigen Präsidenten<br />
nie verzeihen, so Obama.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Die Lösung in seinem Kopf<br />
Als griechischer Finanzminister scheiterte Yanis Varoufakis. Nun wagt er ein Comeback und tritt bei den Wahlen zum EU-Parlament mit einer europaweiten Bewegung an<br />
VonNico Schmolke, Heraklion<br />
Merkel muss weg. Und<br />
Macron. Und Juncker.<br />
Und mit ihnen gleich<br />
das ganze EU-<br />
Establishment. Wersoetwas fordert,<br />
wird gemeinhin Europa-Kritiker genannt<br />
und gehört zum neuen nationalistischen<br />
Mainstream. Doch was<br />
ist, wenn man zwar das Ende der europäischen<br />
Elite fordert, aber gleichzeitig<br />
einen europäischen Frühling<br />
einleiten möchte?<br />
In einer Hotel-Lobby auf Kreta,<br />
weiße Sessel, Blick zum Meer,<br />
herrscht Müßiggang. Die Feriensaison<br />
vorüber, kein Urlauber weit und<br />
breit, die Rezeptionisten gelangweilt.<br />
Da kommt Yanis Varoufakis<br />
aus seinem Zimmer geschossen und<br />
sagt:„Let‘sdothe business.“ Eben einen<br />
<strong>Zeitung</strong>skommentar geschrieben,<br />
gleich die Pressekonferenz für<br />
sein italienisches Wahlbündnis vorbereiten,<br />
jetzt schnell ein Interview.<br />
Dieser Mann hat keine Zeit zu verlieren.<br />
Denn der ehemalige griechische<br />
Finanzminister,2015 mit seinemWiderstand<br />
gegen die europäische<br />
Sparpolitik gescheitert, startet nun<br />
einen zweiten Versuch. Mit seiner<br />
europaweiten Bewegung DiEM25<br />
will er ins Europaparlament einziehen.<br />
Wenn im Mai 2019 gewählt wird,<br />
steht das„Democracy in Europe Movement“,<br />
die Bewegung für ein demokratisches<br />
Europa, in mindestens<br />
acht Ländern auf dem Wahlzettel.<br />
Darunter auch Deutschland, wo ein<br />
Bündnis mit der bereits bestehenden<br />
Kleinstpartei„Demokratie in Bewegung“<br />
geschmiedet wurde.<br />
Doch in Deutschland, da sollen<br />
dann nicht nur Deutsche kandidieren.<br />
„Wir werden die nationalen Barrieren<br />
durchbrechen.“ Also treten<br />
auch Griechen in Deutschland an.<br />
UndDeutsche wiederum auf der Listen<br />
in Griechenland. Rechtlich möglich,<br />
wenn man als EU-Bürger einen<br />
Wohnsitz im entsprechenden Land<br />
hat. Und ein Novum, weil das EU-<br />
Parlament bislang ein Sammelsurium<br />
nationaler Parteigruppen ist,<br />
ohne gemeinsames Programm.<br />
Varoufakis selbst lässt offen, in<br />
welchem Land er kandidiert. „Die<br />
Mitglieder sollen entscheiden“, antwortet<br />
er grinsend. Es ist längst kein<br />
Geheimnis mehr, dass er aus dem<br />
Epizentrum der Krise ins Epizentrum<br />
der europäischen Politik vorstoßen<br />
möchte. Und das ist sicherlich<br />
weniger Malta als vielmehr<br />
Frankreich, oder Italien, oder<br />
Deutschland.<br />
Immerhin nahm DiEM25 seinen<br />
Anfang in Berlin. Im Februar 2016<br />
rief Varoufakis in der Volksbühne am<br />
Rosa-Luxemburg-Platz seine Bewegung<br />
aus, gemeinsam mit anderen<br />
Intellektuellen. Für die deutsche<br />
Linke ist er ein Popstar,seit er als Minister<br />
mit Lederjacke und Motorrad<br />
am griechischen Finanzministerium<br />
vorfuhr, inden EU-Pressekonferenzen<br />
seine Partner mit klaren Statements<br />
düpierte und ordentlich Wind<br />
in den lahmen Laden der Eurogruppe<br />
brachte.<br />
Seine härtesten Gegenspieler<br />
waren Wolfgang Schäuble und Angela<br />
Merkel, denen er vergeblich ein<br />
Ende des aufgezwungenen Sparkurses<br />
abzuringen versuchte. Umso<br />
härtere Worte hat Varoufakis heute<br />
für die bald scheidende Kanzlerin:<br />
„Die AfD wurde von Angela Merkel<br />
erschaffen“, sagt er,ohne jede Polemik.<br />
„Sie hat Deutschland mit einem<br />
Fiskalpakt umzäunt, statt eine<br />
europäische Antwort auf die Krise<br />
zu finden. Um den Euro zu retten,<br />
musste die EZB Staatsanleihen kaufen<br />
und den Zinssatz drücken. Damit<br />
hat Merkel die schwäbische<br />
Hausfrau verloren, die ihre Altersvorsorge<br />
schrumpfen sah. Es gibt<br />
nichts Schlimmeres als Deflation<br />
und das Schrumpfen vonSpareinlagen.<br />
Deflation erschafft politische<br />
Monster, wie in den 30ern. Frau<br />
Merkel, nicht absichtlich, aber idiotischerweise,hat<br />
alle Möglichkeiten<br />
verpasst, es anders zu machen. Die<br />
AfD ist das Ergebnis dieses Prozesses.“<br />
Er will die Alternativesein<br />
Ähnlich seine Diagnose für das restliche<br />
Europa: Das Establishment<br />
und die Rechtspopulisten seien zwei<br />
Seiten einer Medaille. „Sie bekämpfen<br />
sich angeblich, aber sie brauchen<br />
einander. Die Junckers und die Merkels<br />
und die Macrons der Welt sagen<br />
den Wählern: ‚Ich weiß, dass Siesehr<br />
wütend auf mich sind. Aber wenn<br />
ich weg bin, kommen nach mir<br />
Leute wie Salvini.‘ Salvini ist für das<br />
Überleben der Oligarchie unerlässlich.<br />
Und Salvini wiederum braucht<br />
das Establishment. Denn es sind die<br />
Sparpolitik und der Sozialismus für<br />
die Banker, die die Unzufriedenheit<br />
schaffen, die Salvini nährt. Wenn du<br />
für einen stimmst, stimmst du auch<br />
für den anderen.“ Unddamit müsse<br />
nun Schluss sein. Varoufakis möchte<br />
die Alternative sein zu diesem<br />
Scheinkonflikt. Und einen europäischen<br />
Frühling einleiten.<br />
Kern des Alternativvorschlags ist<br />
ein Investitionsprogramm, das man<br />
nicht anders als gigantisch nennen<br />
Yanis Varoufakis will Europa erneuern.<br />
DPA/PETER KLAUNZER<br />
„Die griechische Tragödie ist, dass wir unsere<br />
Jugend verlieren. In Scharen wandert sie ab.<br />
Werbleibt, lernt mit niedrigen Erwartungen<br />
zu leben. Wasdas Schlimmste ist, was man<br />
als Jugendlicher tun kann.“<br />
Yanis Varoufakis, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger griechischer Finanzminister<br />
kann. 500 Milliarden Euro soll die EU<br />
jedes Jahr investieren, in grüne Energien<br />
und Technologien. Eine Summe<br />
größer als der deutsche Haushalt.<br />
Undfünf Prozent der jährlichenWirtschaftsleistung<br />
der Eurozone. Kommen<br />
soll das Geld von EU-Anleihen,<br />
gegen die sich insbesonderedie deutsche<br />
Regierung beständig wehrt.<br />
Doch viele Ökonomen sehen wie Varoufakis,<br />
dass EU-Anleihen, abgesichertdurch<br />
die Europäische Zentralbank<br />
bei weltweit steigenden Vermögen,<br />
eine gefragte und sichereAnlage<br />
wären.Wenn die EU erst einmal solch<br />
große Summen in die Hand nimmt<br />
und in Infrastruktur und Energie investiert,<br />
könnten die Mitgliedsstaaten<br />
ohne Probleme die Defizitgrenzeneinhalten,<br />
soVaroufakis.<br />
Weranders denkt,denkt falsch<br />
Der andere zentrale Gedanke seiner<br />
Bewegung steckt in der 25 von<br />
DiEM25. Varoufakis will bis 2025 eine<br />
verfassungsgebende Versammlung,<br />
die aus der EU eine europäische Republik<br />
macht, eine Demokratie.„Das<br />
Europäische Parlament ist das einzige<br />
Parlament in der Geschichte der<br />
Menschheit, das kein Recht zur Gesetzgebung<br />
hat. Das muss man einmal<br />
so sagen. Unddann erkennt man<br />
das Ausmaß der Farce.“<br />
Wenn man so neben Varoufakis<br />
sitzt, kommt man sich vor wie ein<br />
kleiner Schuljunge. ImKopf vonVaroufakis<br />
ist das neue Europa längst<br />
entworfen. Ja nicht nur entworfen,<br />
sogar durchgespielt. Anleihen ausgegeben,<br />
Zinssätze berechnet, die<br />
europäische Verfassung reformiert.<br />
Und alles geht auf. Simpel, logisch,<br />
richtig. Wer anders denkt, denkt<br />
falsch.<br />
Doch das restliche Europa denkt<br />
eben anders, sieht Varoufakis daher<br />
als Chaoten. Als einen, der alles umschmeißen<br />
will. Und man denkt zurück<br />
an den Mittelfinger,den Varoufakis<br />
gezeigt haben soll, der letztlich<br />
gefälscht war, aber doch so gut<br />
passte in das Bild des bösen Griechen,<br />
der an deutsches Geld will.Wie<br />
soll Varoufakis jetzt vermitteln, dass<br />
er es ist, der Ordnung schaffen will,<br />
die Idee Europas vollenden? Dass<br />
nicht Merkel die wahre Europäerin<br />
ist, sonderner, Varoufakis?<br />
„Wir müssen bei Null anfangen,<br />
vonStadt zu Stadt gehen.“ Also auch<br />
nach Heraklion, Kretas Hauptstadt.<br />
Am Abend vor dem Interview<br />
kommt Varoufakis dort inein weiteres<br />
Hotel –Hotels, das sind halt die<br />
öffentlichen Orte, die eine Ferieninsel<br />
so hat. Hundert Menschen sind<br />
da, in der Hotel-Lobby Fernsehteams,ein<br />
paar Verehrer wollen Selfies,dann<br />
hoch in den Saal und Mikro<br />
in die Hand.<br />
Ohne Zettel geht es los, eine<br />
Stunde die Krise erklären und wie<br />
Varoufakis Griechenland und Europa<br />
retten wird. Es geht um privatisierte<br />
Züge, Häfen und archäologische<br />
Stätten, um bargeldloses Bezahlen<br />
und um ausgeloste Aufsichtsräte<br />
staatlicher Unternehmen. Kein<br />
Applaus, sondern konzentriertes<br />
Grübeln und Nicken, dann laute Diskussion,<br />
gesittete Zwischenrufe.<br />
Eher eine Vorlesung, denn eine politische<br />
Rede. Varoufakis ist Wirtschaftsprofessor.<br />
Doch im Publikum keine Studenten,<br />
sondern fast nur graue Haare.<br />
Wo ist die Jugend? Keine Lust mehr<br />
auf ein neues Europa? „Junge Menschen<br />
in Griechenland sind echte<br />
Europäer, aber sie haben die abstoßende<br />
Härte und Autorität der EU<br />
erleben müssen. Die griechische<br />
Tragödie ist, dass wir unsere Jugend<br />
verlieren. In Scharen wandertsie ab.<br />
Und wer bleibt, lernt mit niedrigen<br />
Erwartungen zu leben. Was das<br />
Schlimmste ist, was man als Jugendlicher<br />
tun kann.“<br />
Dass Varoufakis Talent hat, daran<br />
besteht kein Zweifel. Er selbst sieht<br />
sich bloß als zufälligen Politiker, der<br />
vom historischen Unfall der Finanzkrise<br />
ins griechische Finanzministerium<br />
gespült wurde. „Dadurch entstand<br />
ein gewisses politisches Kapital.<br />
Ich glaube nicht, dass ich es verdient<br />
habe. Esist in meinem Schoß<br />
gelandet.“ Und jetzt sei es seine<br />
Pflicht, dieses Kapital zu nutzen, um<br />
das Auseinanderbrechen der Eurozone<br />
zu verhindern.<br />
Doch auf Dauer nach Brüssel zu<br />
gehen, das kommt für Varoufakis<br />
nicht infrage.„Es wäregut, begrenzte<br />
Amtszeiten zu haben, also im Parlament<br />
zu rotieren. Der Gedanke, den<br />
Rest meines Lebens im Parlament zu<br />
verbringen, ist ein Albtraum.“ Sollte<br />
Varoufakis gewählt werden, könnte<br />
er sein Mandat schon bald an einen<br />
Nachrücker weitergeben.<br />
Seine Kandidatur,als Spitzenkandidat,<br />
die sei vor allem symbolisch.<br />
Da ist derzeit keiner, der seiner Popularität<br />
nahekommen kann. Wird<br />
er also wieder das Image des Anti-<br />
Establishment-Politikers aufbauen?<br />
„Ich habe keine Strategie. Ich habe<br />
keine Image-Maker. Und mir ist das<br />
echt scheißegal. Ich bin, wer ich<br />
bin.“<br />
Nico Schmolke<br />
reiste quer durch Europa zu<br />
Akteuren der DiEM.<br />
Den Nachbarn in der Wüste helfen<br />
In Mali führt die Bundeswehr ihren derzeit wohl gefährlichsten Einsatz aus. Sie trainiert regionale Streitkräfte, die südlich der Sahara gegen islamistische Terroristen kämpfen sollen<br />
VonCarsten Hoffmann, Bamako<br />
Auf den Straßen von Bamako, der<br />
Hauptstadt Malis, pulsiert das<br />
Leben. Mit schwer bewaffneter Eskorte<br />
pflügt sich der Konvoi vonVerteidigungsministerin<br />
Ursula von der<br />
Leyen am Montag durch denVerkehr<br />
in dem westafrikanischen Land, vorbei<br />
an Straßenhändlern, Mopedfahrern<br />
und bunt gekleideten Frauen.<br />
Ist das schon ein beginnender wirtschaftlicher<br />
Aufschwung?<br />
Die Ministerin hat für ihre Gesprächspartner<br />
eine Botschaft im<br />
Gepäck: Sie erwartet mehr Engagement<br />
von der Regierung in Bamako.<br />
Europäische Soldaten und deutsche<br />
Entwicklungshelfer unternehmen<br />
erhebliche Anstrengungen, um Mali<br />
zu stabilisieren. Seit 2013 wurden 2,3<br />
Milliarden Euro bereitgestellt.<br />
Die Sahelzone ist ein Rückzugsgebiet<br />
für islamistische Terroristen,<br />
Menschenschmuggler und andere<br />
Kriminelle.Aber erst die Flüchtlingskrise<br />
2015 hat das Thema für viele<br />
europäische Regierungen richtig aktuell<br />
werden lassen. DerNorden Malis<br />
war 2012 nach einem Militärputsch<br />
vorübergehend in die Hände<br />
islamistischer und anderer Rebellengruppen<br />
geraten. Nachbarn befürchten<br />
ein Überschwappen.<br />
„Der Niger ebenso wie Mali und<br />
die anderen Länder der Sahel-Region<br />
sind Teil der europäischen<br />
Nachbarschaft, einer Nachbarschaft,<br />
die vorunendlich großen Herausforderungen<br />
steht“, sagt von der Leyen<br />
auf der ersten Station ihrer Reise in<br />
Niamey,der Hauptstadt des Nigers.<br />
Hinter ihr stehen die ersten von<br />
insgesamt 53 deutschen Militärlastwagen,<br />
die der nigrischen Armee bei<br />
Sicherungsaufgaben, aber auch der<br />
Rettung von Flüchtlingen aus der<br />
Wüste helfen sollen, wenn vor den<br />
Soldaten flüchtende Schlepperbanden<br />
diese zurücklassen. DerNiger sei<br />
ein wertvoller und entschlossener<br />
Partner im Kampf gegen Terrorismus,<br />
organisierte Kriminalität und illegale<br />
Migration, so vonder Leyen.<br />
DieEUund arabische Staaten unterstützen<br />
den Aufbau einer gemein-<br />
UN-Friedensmission<br />
Mandats-Obergrenze: MALI<br />
1100 Soldaten<br />
aktuell* vor Ort:<br />
850 Soldaten<br />
Timbuktu<br />
Gao<br />
SENE-<br />
GAL<br />
Koulikoro<br />
BURKINA<br />
BamakoB<br />
FASO<br />
200 km<br />
GUINEA<br />
Bundeswehrmissionen<br />
*Stand Nov 2018<br />
EUTM<br />
EU-Mission zur<br />
Ausbildung malischer<br />
Soldaten<br />
Mandats-Obergrenze:<br />
350 Soldaten<br />
aktuell* vor Ort:<br />
150 Soldaten<br />
MINUSMA<br />
Minusma: Die Stabilisierungsmission in Mali<br />
dient der Friedenssicherung des Landes. Minusma<br />
soll dabei helfen, die 2015 geschlossene<br />
Waffenruhe einzuhalten und Vertrauen<br />
zwischen den Konfliktparteien aufzubauen.<br />
MAURETANIEN<br />
MISSIONEN IN MALI<br />
ALGERIEN<br />
NIGER<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: DPA, BUNDESWEHR<br />
EUTM: Zur EU-Ausbildungsmission gehören<br />
die Unterstützung und die Beratung der malischen<br />
Armee. Sie soll in die Lageversetzt<br />
werden, die Souveränität, Sicherheit und<br />
Stabilität des Landes zu gewährleisten.<br />
samen Militärtruppe der G5-Staatengruppe<br />
(Mauretanien, Mali, Niger,<br />
Burkina Faso, Tschad) für den<br />
Kampf gegen Islamisten. Deutschland<br />
übernahm am Montag erneut<br />
das Kommando über die Europäische<br />
Trainingsmission (EUTM).<br />
Es geht um Stabilität als Voraussetzung<br />
für wirtschaftliche Entwicklung:<br />
Die Bevölkerung Afrikas soll<br />
sich UN-Prognosen zufolge bis 2050<br />
auf rund 2,5 Milliarden Menschen<br />
verdoppeln. In den kommenden<br />
Jahrzehnten werden Hunderte Millionen<br />
junge Afrikaner mehr als nur<br />
überleben wollen, sie suchen Arbeitsplätze,<br />
etwas Wohlstand und<br />
Bildung.<br />
Schon jetzt gibt es Spannungen,<br />
die einen Vorgeschmack auf Konflikte<br />
geben, die Regionen mit stark<br />
wachsender Bevölkerung womöglich<br />
erleben werden. In Zentral-<br />
Mali kommt es zu heftigen Konflikten<br />
zwischen halbnomadisch lebenden<br />
Viehhirten und Ackerbauern.<br />
Islamisten versuchen, die<br />
Viehhirten anzustacheln. Die Ausbreitung<br />
des radikalen Islams in<br />
der Sahelzone könnte wie ein<br />
Brandsatz wirken.<br />
Im Juni wurden die Jäger zu Gejagten.<br />
Bei einem von mutmaßlich<br />
islamistischen Terroristen verübten<br />
Anschlag auf das Hauptquartier der<br />
regionalen G5-Eingreiftruppe<br />
wurde die Zentrale in Sévaré im<br />
Zentrum des Landes zum Großteil<br />
zerstört. Es gab vier Tote. Trotzdem<br />
sah der UN-Sicherheitsrat im Oktober<br />
Grund zu vorsichtiger Hoffnung<br />
in dem Land.<br />
Gefährdete Menschenrechte<br />
Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen<br />
durch malische<br />
Streitkräfte sieht von der Leyen mit<br />
großer Sorge. „Wir erwarten, dass die<br />
von uns ausgebildeten Soldaten die<br />
Hüter der Menschenrechte sind und<br />
sich voll und ganz ihrem Schutz verschreiben“,<br />
sagt sie. Die Regierung<br />
Malis wisse,was auf dem Spiel stehe,<br />
wenn sie in diesem Punkt das Vertrauen<br />
der internationalen Gemeinschaft<br />
verliert. (dpa)
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
13.8.18<br />
13.8.18<br />
MÄRKTE<br />
▼ 11325,44 (–1,77 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
13.8.18<br />
Stand der Daten:12.11.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
12.11.18<br />
▼ 69,13 (–0,95 %)<br />
12.11.18<br />
▼ 1,1265 (–0,71 %)<br />
Quelle:<br />
12.11.18<br />
aus DAXund MDAX vom12.11.zum Vortag<br />
ProSiebenSat.1 17,35 +2,24 WWWW<br />
RTL Group 52,95 +1,53 WWW<br />
MTU Aero Engines 184,90<br />
+1,26 WWW<br />
Dt. Wohnen Inh. 41,75 +1,02 WW<br />
Alstria Office 12,58 +0,64 WW<br />
Vonovia NA 42,17 +0,50 WW<br />
Verlierer<br />
aus DAXund MDAX vom12.11.zum Vortag<br />
Infineon NA 16,77 WWWWWWWWWWW –7,83<br />
Sartorius Vz. 124,80 WWWWWWWWW –5,95<br />
Wacker Chemie 84,62 WWWWWWWW –5,68<br />
MorphoSys 100,20 WWWWWWWW –5,65<br />
SAP 89,80 WWWWWWWW –5,64<br />
Siltronic NA 77,34 WWWWWWWW –5,61<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 12.11. ±% z. 09.11.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –1,10<br />
3687/3091 3194,08<br />
CAC 40(FR) – 0,93<br />
5657/4897 5059,09<br />
S&P UK(UK) – 0,69<br />
1590/1374 1424,59<br />
RTS (RU) – 0,59<br />
1339/1039 1114,75<br />
IBEX (ES) –0,64<br />
10643/8628 9076,30<br />
Dow Jones (US) –2,26<br />
26952/23243 25401,55<br />
Bovespa (BR) –0,71<br />
89598/69069 85030,94<br />
Nikkei (JP) +0,09<br />
24448/20347 22269,88<br />
Hang Seng (HK) +0,05<br />
33484/24541 25608,63<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,47<br />
1583/1350 1418,93<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */ **<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
RaboDirect **<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
VTB Direktbank */**<br />
vtbdirekt.de 0,61 0,61 0,61<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,60 0,60 0,01<br />
ING-DiBa *<br />
ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,05 0,05 0,05<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,16 0,17 0,16<br />
*Neukunden<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
FinanzministerGiovanni Tria hofft weiter aufVerständnis derFinanzmärkte.<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Lospread“ –die Bezeichnung<br />
war in Italien bis vorKurzem<br />
nur Bankerngeläufig. Inzwischen<br />
kommt sie in beinahe<br />
jeder Nachrichtensendung vor. Am<br />
Montag ist der Spread wieder leicht<br />
gestiegen und zeugt davon, dass die<br />
AkteureamFinanzmarkt wachsende<br />
Risiken sehen. An diesem Dienstag<br />
wird die italienische Regierung ihre<br />
Antwortauf einen blauen Brief nach<br />
Brüssel schicken –und ihre heftig kritisierten<br />
Schuldenpläne bekräftigen.<br />
Die EU-Kommission müsste dann<br />
milliardenschwere Sanktionen verhängen,<br />
und eine neue europäische<br />
Finanzkrise könnte die Folge sein. Es<br />
ist ein Spiel mit dem Feuer.<br />
DieFinanzmärkte stellen sich auf<br />
eine Eskalation ein, auch am Montag<br />
wurden italienische Staatsanleihen<br />
verkauft. Das treibt deren Rendite<br />
hoch, während sie bei solideren Titeln<br />
zuletzt eher gesunken ist. Diese<br />
Differenz zu deutschen Staatsanleihen,<br />
der sogenannte Spread, lag am<br />
Montagnachmittag knapp über der<br />
Drei-Prozent-Marke. Der Spread ist<br />
so etwas wie die Fieberkurve im Streit<br />
um das italienische Staatsbudget.<br />
Noch im Frühjahr,vor dem Startder<br />
neuen Regierung, hatte er deutlich<br />
unter 1,5 Prozent gelegen.<br />
Eigentlich war vereinbart, dass es<br />
nur eine Nettoneuverschuldung im<br />
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) von0,8 Prozent geben sollte.<br />
Vor allem weil die Gesamtver-<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Die eingetrübten Konjunkturaussichten<br />
machen Chiphersteller<br />
Infineon nicht nervös.„Anders als einige<br />
Wettbewerber sehen wir keinen<br />
Anlass zu größerer Sorge“, sagte Konzernchef<br />
Reinhard Ploss zur Bilanzvorlage<br />
in Neubiberg bei München.<br />
Deshalb würden jetzt rund 1000 neue<br />
Jobs allein in Deutschland geschaffen,<br />
ein neues Werk in Österreich gebaut<br />
und ein Dresdner Start-up gekauft.<br />
Ploss erwartet, dass es künftig sogar<br />
noch besser läuft als im Ende September<br />
abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
2017/18. Der Umsatz hat umacht<br />
Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zugelegt,der<br />
Gewinn sprang sogar um gut<br />
ein Drittel auf knapp 1,1 Milliarden<br />
Spiel mit dem Feuer<br />
Rom und Brüssel suchengesichtswahrendeKompromisse im Haushaltsstreit<br />
Der Schuldner: Anleihen<br />
sind Wertpapiere, mit deren<br />
Ausgabe sich vorallem<br />
Staaten, aber auch Unternehmen<br />
Geld leihen. Sie haben<br />
eine festgelegte Laufzeit<br />
–oft zehn Jahre –, an deren<br />
Ende ihr Nennwertanden<br />
dann aktuellen Besitzer ausgezahlt<br />
wird. Während der<br />
Laufzeit zahlt der Schuldner<br />
jährlich den für die jeweilige<br />
Anleihe festgelegten Zins.<br />
STAATSANLEIHEN<br />
Der Gläubiger: Werden die<br />
Anleihen ausgegeben, bekommt<br />
der Emittent, also<br />
der Schuldner,dieses Geld<br />
in die Kasse. Danach wird<br />
das Papier wie eine Aktie an<br />
der Börse gehandelt und<br />
wechselt während der Laufzeit<br />
ungezählte Male den Besitzer.Gegen<br />
Ende der Laufzeit<br />
nähertsichder Preis immer<br />
weiter dem Nennwert<br />
an.<br />
Infineon wächst ungebrochen<br />
Auto, Fabrik, Haushalt: Der Chipherstellerist überall dabei, wo Geräte vernetztwerden<br />
Die Rendite: Während der<br />
aktuelle Preis einer Anleihe<br />
schwankt, bleibt die jährliche<br />
Zinszahlung konstant.<br />
Werdie Anleihe besonders<br />
billig kauft, hat deshalb bezogen<br />
auf seine geringere Investition<br />
eine höhere Rendite.<br />
Die Rendite zeigt damit<br />
an, welchen Zins der Schuldner<br />
aktuell bieten müsste,<br />
um Anleger vomKauf seiner<br />
Anleihen zu überzeugen.<br />
Euro. Die Dividende wurde deshalb<br />
um zwei auf 27 Cent je Aktie erhöht.<br />
Infineon profitiertwie sonst wenige<br />
Dax-Konzerne vonDigitalisierung<br />
und Elektrifizierung weiter Teile des<br />
täglichen Lebens.Die Münchner liefern<br />
Halbleiter für Elektroautos und<br />
Fahrerassistenzsysteme, vernetzte<br />
Fabriken und Haushaltsgeräte.Auch<br />
die aktuelle Schwäche der Autoindustrie,<br />
die als Abnehmer für fast<br />
dieHälftedesUmsatzessteht,bremst<br />
Infineonbishernicht,weildiezunehmende<br />
Zahl von Chips im Auto das<br />
mehr als kompensiert. Während in<br />
jedem Auto mit Verbrennungsmotor<br />
im Schnitt Halbleiter für 375 Dollar<br />
stecken, ist es bei Elektromobilen das<br />
Doppelte dieses Werts.<br />
Um auch in der Fertigung vorn zu<br />
bleiben, hat Infineon für 124 Millionen<br />
Euro das Dresdner Startup Siltectra<br />
erworben, das eine Technologie<br />
zur Verarbeitung des Rohstoffs Siliciumkarbid<br />
entwickelt hat. Dadurch<br />
könnten doppelt so viele Chips<br />
aus einer Waferscheibe geschnitten<br />
werden, erklärte Ploss. Die Technik<br />
sei branchenweit einzigartig. Zudem<br />
entsteht im österreichischen Villach<br />
gerade eine neue Chipfabrik, und in<br />
Dresden wirdein Entwicklungszentrumfür<br />
Auto- und Leistungselektronik<br />
sowie künstliche Intelligenz gebaut.<br />
Insgesamt sollen hierzulande<br />
1000 neue Hightech-Jobs entstehen.<br />
Seit fünf Jahren wachsen die<br />
Münchner nun ungebrochen, und es<br />
wird wohl ein sechstes Wachstumsjahr<br />
folgen. Für das Geschäftsjahr<br />
2018/19 sagt Ploss gut ein Zehntel<br />
Umsatzzuwachs voraus, während<br />
DPA/ANTIMIANI<br />
schuldung des italienischen Staates<br />
mit rund 2300 Milliarden Euro in absoluten<br />
Zahlen und im Verhältnis zur<br />
Wirtschaftskraft extrem hoch ist.<br />
Doch die Koalition aus Fünf-Sterne-<br />
Bewegung und der rechtsextremen<br />
Lega fühlt sich an Zusagen der Vorgängerregierung<br />
nicht gebunden.<br />
2,4 Prozent neue Schulden sollen es<br />
im nächsten Jahr werden.<br />
DerStaat will sich Geld leihen, um<br />
unter anderem eine Grundsicherung<br />
für Arme und einen früheren Renteneintritt<br />
zu finanzieren. Das soll den<br />
privaten Konsum und damit das<br />
Wirtschaftswachstum ankurbeln,<br />
um dann wiederum die Staatsverschuldung<br />
zu senken. Am Wochenende<br />
betonten mehrereVertreter der<br />
Regierung, dass an den Grundpfeilern<br />
des Budgetplans nicht gerüttelt<br />
werde. Wirtschafts- und Finanzminister<br />
Giovanni Tria sagte, erhoffe,<br />
dass bald auch an den Finanzmärkten<br />
seine Strategie verstanden und<br />
der Spread dann sinken werde.<br />
Voraussetzung ist allerdings,dass<br />
der Streit mit Brüssel nicht vollends<br />
eskaliert. In erster Linie geht es um<br />
ein Kräftemessen, bei dem beide SeitenihrGesichtnichtverlierenwollen.<br />
Knickt die Regierung ein, würde sie<br />
viele ihrer Wähler enttäuschen. Die<br />
Fünf-Sterne-Bewegung ist im armen<br />
Süd-Italien mit dem Versprechen der<br />
Grundsicherung zur stärksten politischen<br />
Macht geworden. Die EU-<br />
Kommission wiederum kann sich<br />
nicht leisten, dass ein Mitglied der<br />
Währungsunion völlig aus der Reihe<br />
tanzt.<br />
Medienberichten zufolge wird<br />
deshalb an einem Kompromiss gebastelt.<br />
So ist dieRegierung offenbar<br />
bereit, ihre Wachstumsprognose für<br />
2019 von bislang 1,5 Prozent leicht<br />
nach unten zu korrigieren, um damit<br />
auf den Kurs der EU-Kommission<br />
einzuschwenken. Dann müsste aber<br />
an anderen Stellschrauben im Etatentwurfgedreht<br />
werden, um 2,4 Prozent<br />
Neuverschuldung zu halten.<br />
Helfen könnten ironischerweise<br />
die Folgen der heftigen Unwetter in<br />
zahlreichen Regionen. Für deren Beseitigung<br />
ließen sich zum Beispiel<br />
spezielle Ausgabenprogramme<br />
außerhalb des Etats auflegen. Für Beobachteristjedenfallsklar,dassBrüssel<br />
sich scheut, es bis zum Äußersten<br />
zu treiben. Dann müsste nämlich<br />
schon in der nächsten Woche über<br />
Sanktionen beraten werden, die zu<br />
Jahresbeginn greifen würden. Italiens<br />
Regierung könnte zur Zahlung<br />
von bis zu 3,5 Milliarden Euro verdonnert<br />
werden. Mutmaßlich wird<br />
Romsich aber weigern.<br />
Solch eine Eskalation würde die<br />
Kurse vonStaatsanleihen weiter drücken,<br />
wodurch deren Renditen und<br />
damit die Spreads weiter steigen. Die<br />
Folgen: Für den Staat verteuert sich<br />
das Schuldenmachen noch stärker,<br />
und italienische Banken geraten in<br />
große Gefahr.<br />
der Marktinsgesamt deutlich schwächer<br />
wachse.<br />
Infineon produziere derzeit vielfach<br />
an der Kapazitätsgrenzemit teils<br />
auf 26 Wochen verdoppelten Lieferzeiten,<br />
berichtete Ploss. Schwächere<br />
Nachfrage würde man erst einmal<br />
nutzen, um Kapazitätsreserven zu<br />
schaffen. Falls die Konjunktur noch<br />
mehr eintrübt, würden Ausbaupläne<br />
zeitlich gestreckt.<br />
Auch Handelskonflikte sind für<br />
Infineon kaum ein Problem, weil<br />
eigene Chips oft nahe zum Produktionsort<br />
von Abnehmerindustrien<br />
verbaut werden. Die Münchner verfügen<br />
über ein globales Produktionsnetzwerk.<br />
„Im Vergleich zu Wettbewerbern<br />
können wir die steigende<br />
Nachfrage besser bedienen“, sagt<br />
Ploss.<br />
SAP greift<br />
Rivalen mit<br />
Zukauf an<br />
SiebenMilliarden Euro<br />
schwere ÜbernahmeinUSA<br />
Von Bernd Zeberl<br />
SAP ist auf großer Einkaufstour.<br />
Für das US-Unternehmen Qualtrics<br />
legt Europas größter Softwarehersteller<br />
acht Milliarden Dollar<br />
(rund sieben Milliarden Euro) auf<br />
den Tisch.Mit derinEurogerechnet<br />
teuersten Übernahme in der Geschichte<br />
des Unternehmenswill sich<br />
SAP stärken, um den schnell wachsenden<br />
US-Konkurrenten Salesforce<br />
in Schach zu halten und ihn in seinem<br />
Stammgeschäft anzugreifen.<br />
Salesforce hattesicherstvor Kurzem<br />
den Hersteller Mulesoft für rund<br />
6,5 Milliarden Dollar gesichert.<br />
KleinereSchritte geplant<br />
SAP hatte erst Anfang des Jahres den<br />
Salesforce-Konkurrenten Callidus<br />
für 2,4 Milliarden Dollar gekauft.<br />
Vorstandschef Bill McDermott hatte<br />
eigentlich angekündigt, vorerst nur<br />
kleinere Ergänzungskäufe anzupeilen.<br />
Jetzt hat der seit 2014 allein amtierende<br />
Unternehmenschef aber<br />
doch erneut größer zugeschlagen. In<br />
einer Telefonkonferenz mit Analystensprach<br />
der Amerikaner am Montag<br />
von einem „mutigen Schritt“ für<br />
den wertvollsten Dax-Konzern.<br />
Qualtrics zählezuden weltweiten<br />
Pionieren im Softwarebereich Experience<br />
Management, hieß es. Qualtrics<br />
sammeltDaten zu Kunden, Mitarbeitern,<br />
Produkten und Marken.<br />
Unter anderem sollen Besucher von<br />
Internetseiten so schneller wiedererkannt<br />
werden, um ihnen gezielt<br />
Produkteanbietenzukönnen.<br />
Diezugekaufte Firmaerwarte für<br />
das Gesamtjahr 2018 gut400 Millionen<br />
Dollar Umsatz (350,5 Millionen<br />
Euro)und zukünftige Wachstumsraten<br />
vonüber 40 Prozent. DasUnternehmen<br />
aus dem US-Bundesstaat<br />
Utah wollteeigentlichbald selbst an<br />
dieBörse gehen.<br />
Salesforce führtinder Cloud<br />
Mit acht Milliarden ist Qualtrics in<br />
Dollar gemessen nur etwas billiger<br />
als der 2014 gekaufte Hersteller von<br />
Reisekostensoftware Concur. Dieser<br />
hatte SAP 8,3 Milliarden Dollar inklusive<br />
Schulden gekostet. Da der<br />
Euro damals aber mehr wert war,lag<br />
der umgerechnete Kaufpreis unter<br />
den jetzigen sieben Milliarden Euro.<br />
Diesen will SAP in bar zahlen.<br />
Mit der Übernahme will SAP vor<br />
allem das Geschäft mit Unternehmenssoftware<br />
in der sogenannten<br />
Cloud–also online –stärken. Dortist<br />
derzeit der Rivale Salesforce Branchenprimus.<br />
SAP ist der größte Anbieter<br />
von Unternehmenssoftware<br />
insgesamt, will den Kaliforniern aber<br />
auch in der Cloudzusetzen.<br />
Salesforce wächst in diesem Bereichaber–unteranderemgetrieben<br />
vonÜbernahmen–weiterrasant,sodass<br />
das 1999 vonKonzernchefMarc<br />
Benioff gegründete Unternehmen<br />
SAP auch künftig beim Gesamtumsatz<br />
angreifen könnte. McDermott<br />
hat in den vergangenen Jahren zunehmend<br />
auf das stark wachsende<br />
Cloudgeschäftgesetzt und die Erfolge<br />
mit Softwarefür das Management<br />
von Kundenbeziehungen und für<br />
den Vertrieb betont. (dpa)<br />
SAP-Chef Bill McDermott will die Konkurrenz<br />
in Schachhalten.<br />
DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Jeder Vierte<br />
macht zu<br />
wenig Pausen<br />
Neue Zahlen des<br />
Arbeitsministeriums<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Bei 28 Prozent der Beschäftigten in<br />
Deutschland fallen regelmäßig<br />
Arbeitspausen aus. Bei jüngeren Beschäftigten<br />
zwischen 15 und 29 Jahren<br />
liegt der Anteil mit 31 Prozent<br />
noch etwas höher. Das geht aus der<br />
Antwort des Bundesarbeitsministeriums<br />
auf eine Anfrage der Linksfraktion<br />
im Bundestag hervor, die dieser<br />
<strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />
Das Ministerium verweist in diesem<br />
Zusammenhang auf Daten aus<br />
der „Arbeitszeitbefragung 2017“ der<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin (BAuA). Als Grund<br />
für den Ausfall hätten 63 Prozent der<br />
Beschäftigten zuletzt „zu viel Arbeit“<br />
sowie „Pause passt nicht in den<br />
Arbeitsablauf“ angegeben. 26 Prozent<br />
gaben an: „Möchte keine Pause<br />
machen“. 14 Prozent verzichteten<br />
auf Pausen, „um früher Feierabend<br />
zu haben“. 24 Prozent nannten sonstige<br />
Gründe.Unter Verweis auf Daten<br />
ausdem Jahr2015erklärtdas Arbeitsministerium,<br />
dass Beschäftigte im<br />
Gastgewerbe sowie im Gesundheitsund<br />
Sozialwesen am häufigsten von<br />
einem Pausenausfall betroffen seien.<br />
DieLinksfraktion sieht erhebliche<br />
Defizite auf Seiten der Arbeitgeber.<br />
„Die Zahlen sind alarmierend. Viele<br />
Arbeitgeber ignorieren offensichtlich<br />
ihre gesetzlichen Schutz- und<br />
Sorgfaltspflichten und nehmen damit<br />
Gesundheitsgefährdungen ihrer<br />
Beschäftigten in Kauf“, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete<br />
Jessica<br />
Tatti. „Wenn Beschäftigte die Arbeit<br />
in ihrer Arbeitszeit nicht schaffen,<br />
dann muss mehr Personal eingestellt<br />
werden.“ Insbesondere im Erziehungs-<br />
und Pflegebereich würden<br />
viele bereits seit Jahren am Limit<br />
arbeiten.<br />
BesondersPflegekräfte sind von der<br />
Mehrarbeit betroffen.<br />
DPA/CHARISIUS<br />
„Neuen Kräften Luft lassen“<br />
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer gratuliert Angela Merkel und fordert schnell ein Zuwanderungsgesetz<br />
Als Mittelständler kennt<br />
sich BDA-Chef Ingo Kramer<br />
mit Generationswechseln<br />
aus.Der vonAngela<br />
Merkel könne gelingen, meint er.<br />
Es sei allerdings auch Zeit, einige<br />
Themen anzupacken.<br />
Herr Kramer, Angela Merkel tritt als<br />
CDU-Chefin ab.Ist das eine politische<br />
Zeitenwende – auch in der Wirtschafts-,<br />
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?<br />
Wirleben in einer Zeit der großen<br />
Umbrüche –von dernationalen über<br />
die internationale Politik bis hin zur<br />
Wirtschaft. Wasdie CDU gerade erlebt,<br />
gibt es in jedem mittelständischen<br />
Unternehmen. Ich bin dieses<br />
Jahr 65 Jahre alt geworden, habe die<br />
Geschäftsführung niedergelegt und<br />
die Führung des Unternehmens an<br />
meinen Sohn übergeben, der es nun<br />
mit seinen Kollegen in der Geschäftsführung<br />
leitet.<br />
Also gar nichts Besonderes?<br />
Angela Merkel ist die Erste an der<br />
Spitze einer deutschen Regierung,<br />
die einen solchen Wechsel selber initiiert<br />
und organisiert. Da sage ich:<br />
Chapeau!Auchwennmanselbstsehr<br />
erfolgreich war,ist es wichtig, neuen<br />
Kräften die Luft zu lassen, damit sie<br />
mit frischen Ideen kommen.<br />
Das wirtschaftliche Wachstum lässt<br />
nach. Ist jetzt der Boom am Arbeitsmarkt<br />
vorbei?<br />
Es gibt keine Anhaltspunkte,dass<br />
die Arbeitslosigkeit zunehmen könnte.Die<br />
deutsche Wirtschaft wird2019<br />
rund 500 000 neue Arbeitsplätze<br />
schaffen. Aber es ist richtig: Die<br />
Wachstumsprognosen gehen zurück.<br />
EinGrund dafür ist bereits jetzt<br />
derFachkräftemangel.Wirhabenihn<br />
nicht in allen Regionen gleichermaßen,<br />
aber in fast allen Branchen. Der<br />
Lagerarbeiter fehlt genauso wie der<br />
Informatiker. Der Fachkräftemangel<br />
ist das größte langfristige Risiko für<br />
unsereWirtschaft, dem wir selbst begegnen<br />
können, im Gegensatz zu vielen<br />
externen Risiken.<br />
Wie schnell muss die Bundesregierung<br />
beim Zuwanderungsgesetz jetzt<br />
liefern?<br />
Ich rechne mit einem Kabinettsbeschluss<br />
noch im Dezember oder<br />
spätestens im Januar 2019. Wichtig<br />
dabei ist: Es geht uns eben nicht nur<br />
ausschließlich darum, den Akademiker<br />
oder bereits ausgebildeten Fachmann<br />
ins Land zu holen. DasGesetz<br />
muss auch ermöglichen, Menschen<br />
anzuwerben, die wir in Deutschland<br />
erst zu Fachkräften weiterbilden, da<br />
es weltweit keine vergleichbare Berufsausbildung<br />
gibt, wohl aber Berufserfahrung.<br />
„Zu Fachkräften weiterbilden“: DieArbeitgeber fordernBleiberecht fürFlüchtlinge,<br />
die sichimJob bewähren.<br />
DPA/SCHMIDT<br />
ZUR PERSON<br />
IngoKramer ist 1953 in Bremerhavengeboren und führtdortdie Industriegruppe J. Heinr.Kramer<br />
mit rund 300 festangestellten Mitarbeitern. Jüngst hat der Vater vonvier Kinderndie operativeFührung<br />
abgegeben. Kramer saß von1987 bis 1992 für die FDP in der Bremerhavener<br />
Stadtverordnetenversammlung und bekleidete zahlreiche Ämter in Wirtschaftsverbänden. Seit<br />
2013 ist er Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).<br />
Der Streit über einen „Spurwechsel“<br />
für abgelehnte Asylbewerber ist für Sie<br />
nur ein Nebenkriegsschauplatz?<br />
Dasist ein politisch hoch aufgeladener<br />
Begriff. Die meisten, die gekommen<br />
sind, sind unter 25 Jahren<br />
und lernen relativ schnell die deutsche<br />
Sprache. Und wenn sie sich in<br />
der Ausbildung und den ersten Berufsjahren<br />
bewähren, haben sie bereits<br />
heute die Chance, auf Dauer in<br />
Deutschland zu bleiben. Ich appelliere<br />
anjede Ausländerbehörde, die<br />
bestehenden Regelungen für gut integrierte<br />
Beschäftigte anzuwenden.<br />
Wichtig ist, für diese dann rechtzeitig<br />
eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.<br />
Mitder bestehenden Rechtslage<br />
ist das möglich.<br />
Mit der Parität bei den Krankenkassenbeiträgen<br />
und dem höheren Pflegebeitrag<br />
werden die Unternehmen<br />
um Milliarden-Beträge belastet. Welche<br />
Folgen wirddas haben?<br />
Wir Arbeitgeber kritisieren in der<br />
Sozialpolitik, dass ein langfristiges<br />
Konzept fehlt. Wasdie große Koalition<br />
macht, ist das Prinzip ‚Nach mir<br />
die Sintflut‘. Aufgrund der Demografie<br />
droht zwischen 2020 und 2025 das<br />
System zu kippen. Wirbrauchen deshalb<br />
zukunftsweisende Lösungen für<br />
unsere Sozialsysteme, die trotz der<br />
demografischenEntwicklungtragen.<br />
Dasistabernurmöglich,wennwiralles<br />
daran setzen, um auch in zehn<br />
und mehr Jahren 45 Millionen Erwerbstätige<br />
in Deutschland zu haben.<br />
Insgesamt gilt, dass die Sozialbeiträge<br />
langfristig unter 40 Prozent<br />
bleiben, sonst sind Arbeitsplätzeund<br />
Wachstum in Gefahr.<br />
Das Kabinett trifft sich am Mittwoch<br />
zu einer Digital-Klausurtagung. Hat<br />
die Politik das Thema verschlafen?<br />
Nein, das würde ich so nicht sagen.<br />
Es gibt keinen Mangel an Erkenntnissen,<br />
aber es braucht endlich<br />
den Mut zur Umsetzung. Digitale<br />
Arbeitsplätze sind nicht mehr an<br />
Raum und Zeit gebunden. Dasist das<br />
Wesen dieser Technik.<br />
Wasfolgt daraus?<br />
Wirmüssen die Chancen der Digitalisierung<br />
nutzen. Aber dafür brauchen<br />
wir die notwendigen Spielräume:<br />
Andrea Nahles hat vor anderthalb<br />
Jahren mal den Satz gesagt, dass<br />
man in der Industrie 4.0 nicht mit der<br />
Arbeitsordnung vonIndustrie 2.0 gewinnen<br />
kann. Recht hat sie! Bedenkenträgerei<br />
und die ständig wiederholten<br />
Warnungen vor Veränderungen<br />
führen nicht weiter, verhindern<br />
aber die Nutzung der Chancen für<br />
unsereVolkswirtschaft.<br />
DasGespräch führten Rasmus<br />
Buchsteiner und Tobias Peter.<br />
NACHRICHTEN<br />
Viele Metaller wollen lieber<br />
mehr Freizeit als mehr Geld<br />
Acht freie Tage statt mehr Lohn –diese<br />
Option ist für Zehntausende Beschäftigte<br />
der Metall- und Elektroindustrie<br />
offenbar attraktiv.Nach<br />
Angaben der IG Metall haben bereits<br />
rund 190 000 Arbeitnehmer in ihren<br />
Betrieben für 2019 eine entsprechende<br />
Freistellung beantragt, die<br />
beim jüngsten Tarifabschluss verabredet<br />
wurde.„Wirhaben den Nerv<br />
der Zeit getroffen“, sagte der Vorsitzende<br />
der IG Metall, JörgHofmann<br />
Miteiner Zustimmungsquote zwischen<br />
70 und 80 Prozent sei die<br />
Arbeitszeitverkürzung vorallem bei<br />
Schichtarbeiternbeliebt. (dpa)<br />
Deutsche Börse setzt<br />
auf „grüne Anleihen“<br />
DieDeutsche Börsekommt Anlegern,<br />
die in umweltbezogene Projekte<br />
investieren wollen, entgegen. Der<br />
Konzernhat ein neues Handelssegment<br />
für „grüne Anleihen“ gegründet.<br />
Darinsind 150 Anleihen gebündelt,<br />
mit denen Förderbanken,<br />
Unternehmen, Städte und Staaten<br />
Klima- und Umweltschutzprojekte<br />
finanzieren. Siesind an verschiedenen<br />
europäischen Börsen notiert.<br />
Maßgeblich sind die Prinzipien für<br />
„grüne Anleihen“ des Branchenverbandes<br />
International Capital Markets<br />
Association. (dpa)<br />
Kunststoffbranche<br />
erwartet Zuwachs<br />
VorallemPET-Flaschen gibt es immer<br />
häufiger.<br />
DPA<br />
Trotz aller Bemühungen um Plastikvermeidung<br />
erwartet die Kunststoffbranche,dass<br />
in diesem Jahr hierzulande<br />
deutlich mehr Verpackungen<br />
hergestellt werden als im Vorjahr.<br />
DieIndustrievereinigung Kunststoffverpackungen<br />
(IK) rechnet mit<br />
einem Zuwachs vonknapp vier Prozent<br />
auf 4,5 Millionen Tonnen, erklärte<br />
die IK am Montag. DerUmsatz<br />
soll sogarum5,1 Prozent auf<br />
rund 15,5 Milliarden Euro steigen.<br />
Besonders starke Mengenzuwächse<br />
gibt es demnach bei Beuteln, Tragetaschen<br />
und Säcken sowie bei PET-<br />
Flaschen. (dpa)<br />
BERLIN MESSEN www.berlinmessen.de<br />
Fotos: Markus Wächter/Waechter Berlin<br />
Reise &Gesundheit<br />
Dein Marktfür Urlaub,Fitness &Ernährung<br />
Auch 2018 warein toller Messe-Erfolg.<br />
Es gingumReisedestinationenvon Brandenburg bisPanama,<br />
mitdem Schiff,dem Bus, derBahn, demRad oder per pedes.<br />
BeimThema Gesundheit, vonZellwerten über Vitalwerte<br />
hinzu Ernährung &Bewegung,auchbarrierefrei, bliebkeine<br />
Frageunbeantwortet.<br />
Ein besonderer Dank geht an unsere<br />
Aussteller &Messepartner,wir freuen<br />
uns auf2019 gemeinsam mit Ihnen.<br />
Kooperationspartner:<br />
Messepartner:<br />
Unteranderem präsentieren sich:<br />
HÖRGERÄTE<br />
EoS
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
CSU<br />
ZITAT<br />
Seehofers Abschied<br />
auf Raten<br />
Rasmus Buchsteiner<br />
meint, dass der Nachfolger des<br />
Parteichefs ein schweres Erbe antritt.<br />
Politik ist wie eine Droge. Und derjenige,<br />
der das einmal gesagt hat, übrigens<br />
sehr frühzeitig in seiner Karriere,<br />
heißt: Horst Seehofer. Seit fast 50 Jahren<br />
ist er in der CSU, mehr als 20 Jahre inRegierungsämtern,<br />
gut zehn Jahre an der<br />
Parteispitze –natürlich fällt es da schwer,<br />
vonder Droge Politik loszukommen.<br />
Dem Neuanfang an der CSU-Spitze<br />
will er nicht imWege stehen –wovon er allerdings<br />
erst in einer denkwürdigen Sitzung<br />
der Parteiführung überzeugt werden<br />
musste.„DerWechsel gehörtzum Leben“,<br />
sagt Seehofer jetzt zwar. Umso irritierender<br />
ist allerdings,dass er Bundesinnenminister<br />
bleiben will. Da scheint sich jemand<br />
an den verbliebenen Rest der<br />
Macht zu klammern. Einer, der nicht loslassen<br />
kann, auch wenn er oft mit seinem<br />
Abschied kokettiert.<br />
Seehofer hat hinter verschlossenen<br />
Türen selbst eingestanden, dass es schwer<br />
wird, ohne die Macht des Parteivorsitzes<br />
Innenminister zu bleiben. Dass es ihm da<br />
ähnlich geht wie Angela Merkel mit ihrer<br />
Kanzlerschaft, gab er gleich mit zu Protokoll.<br />
Dass er dennoch versucht, Innenminister<br />
zu bleiben, hat Gründe. Zunächst<br />
persönliche.Der Merkel-Widersacher aus<br />
Ingolstadt-Gerolfing mag angesichts der<br />
Geschichte, die er mit der Kanzlerin hat,<br />
wohl nicht vor ihr abtreten. Alles andere<br />
würde er als Niederlage empfinden. Und<br />
es mag auch politisch-praktische Erwägungen<br />
geben, die Seehofer im Innenministerium<br />
halten. Anders als in der CSU<br />
wird es für diese Bundesregierung womöglich<br />
keinen Neuanfang mehr geben.<br />
Anders als in der CSU<br />
wird esfür diese<br />
Bundesregierung<br />
womöglich keinen<br />
Neuanfang mehr<br />
geben.<br />
Platzt die große Koalition, braucht es<br />
auch keine Nachfolge-Regelung für das<br />
Innenressort. Einem aufgeblähten Haus,<br />
dessen Struktur ohnehin voll auf Seehofer<br />
zugeschnitten ist. In der CSU jemanden<br />
zu finden, der bereit ist, das Ministerium<br />
nur für eine kurze Übergangsphase zu<br />
führen, wärenicht einfach.<br />
Seehofer, der neben Merkel und Wolfgang<br />
Schäuble einzige verbliebende aktive<br />
Politiker, der noch in der Ära Helmut<br />
Kohl am Kabinettstisch gesessen hat,<br />
kämpft um einen Abschied in Würde. Einen,<br />
bei dem auch gewürdigt wird, was er<br />
geleistet hat für seine Partei und für das<br />
Land. Doch wirkt er in diesen Tagen getrieben<br />
von rein egoistischen Motiven,<br />
wie jemand, dem es immer noch um<br />
Recht haben und Recht bekommen geht.<br />
Wenn Markus Söder nun tatsächlich<br />
den Parteivorsitz übernimmt, wofür fast<br />
alles spricht, wartet eine kaum lösbare<br />
Aufgabe auf ihn. Er hat gerade sein neues<br />
Kabinett präsentiert. Er müsste nun eigentlich<br />
erst einmal als bayerischer Regierungschef<br />
Tritt fassen –was an sich schon<br />
Herausforderung genug wäre. Söders Aufgabe<br />
wäre es, einen neuen konstruktiven<br />
Konservatismus bayerischer Spielart zu<br />
entwickeln, das Profil der Christsozialen<br />
zu erweitern und den Krawallmodus des<br />
ewigen „Bayern first“ auf bundespolitischer<br />
Ebene zu überwinden.VonSeehofer<br />
trennen den bayerischen Ministerpräsidenten<br />
zwar fast 20 Jahre Lebenszeit. In<br />
ihrem bisweilen krachledernen Politikansatz<br />
ähneln sie sich aber.<br />
Die viel wichtigere Aufgabe für ihn ist<br />
aber die auf der bundespolitischen<br />
Bühne: Im Fall eines raschen Bruchs der<br />
großen Koalition müsste er die tief verunsicherte<br />
CSU schnell wieder auf Wahlkampf-Betriebstemperatur<br />
bringen. Geht<br />
es weiter, wäre er in völlig veränderter<br />
personeller Konstellation am <strong>Berliner</strong> Koalitionstisch<br />
gefragt. Man muss kein Prophet<br />
sein, um vorherzusagen, dass Seehofers<br />
Erbe sich für Söder schnell als Mission<br />
impossible erweisen könnte.<br />
Seine letzten Pirouetten?<br />
Neulich habe ich mich mit einer<br />
jungen Politikerin unterhalten.<br />
Sie ist Mitte zwanzig und wurde<br />
vor einem Jahr in ihr erstes und<br />
hoffentlich nicht letztes wichtiges Amt gewählt.<br />
Sieerzählte einiges darüber,wie es ist,<br />
auf einmal in der Öffentlichkeit zu stehen<br />
und komplett bewertet zu werden. Die Frisur,die<br />
Figur,die Stimme.Manchmal ging es<br />
auch um ihre inhaltlichen Aussagen, gerne<br />
aber auch dann in Verbindung mit Bewertungen<br />
zu Frisur,Figur und Stimme.<br />
Deutschland 2018.<br />
Seit einem Jahrhundertdürfen wir Frauen<br />
in Deutschland wählen. Und gewählt werden!<br />
Es hat dazu einen Weltkrieg gebraucht<br />
und die Zerschlagung des bisherigen politischen<br />
Systems.1895 hatte die SPD bereits einen<br />
Gesetzentwurf inden Reichstag eingebracht,<br />
in dem das allgemeine Wahl- und<br />
Stimmrecht „aller über 20 Jahrealten Reichsangehörigen<br />
ohne Unterschied des Geschlechts“<br />
gefordert wurde. Der Vorschlag<br />
wurde von der Männermehrheit abgelehnt.<br />
Mit Gelächter, wie es heißt. 1919 dann war<br />
das preußische Dreiklassenrecht, das Militär<br />
und die Monarchie sang- und klanglos untergegangen<br />
und man hat ein bisschen den<br />
Eindruck, dass es im allgemeinen Chaos damals<br />
wohl auch schon egal war, ob die<br />
Frauen nun mitwählen dürfen oder nicht.<br />
Und das „Schlimmste“ konnte ja auch verhindert<br />
werden. Ganze 37Frauen zogen damals<br />
in den ersten frei und gleich gewählten<br />
Reichstag ein. Bei einer Gesamtzahl von 423<br />
Abgeordneten war das ein Frauenanteil von<br />
8,7 Prozent. Er konnte in den nächsten Jahrzehnten<br />
stetig gedrückt werden –bis es 1933<br />
dann nur noch 3,8 Prozent waren.<br />
Heute sitzen knapp über 30 Prozent<br />
Frauen im Bundestag. Nach hundert Jahren<br />
In den vergangenen 50 Jahren habe ich<br />
keine Partei so oft gewählt wie die SPD.<br />
Aber warum sollte ich das weiterhin tun,<br />
sieht man einmal von vereinzelten Bürgermeistern<br />
und Politikerinnen wie Franziska<br />
Giffey ab,die für mich jedoch nirgendwo zur<br />
Wahl stehen? Am Wochenende hat die von<br />
Andrea Nahles geführte SPD nun in Berlin-<br />
Köpenick ihr großes Debattencamp durchgeführt<br />
und dabei zu diesen Kernforderungen<br />
gefunden: „Wir wollen Hartz IVhinter<br />
uns lassen“; „Wir brauchen eine große, eine<br />
tiefgreifende, eine umfassende Sozialstaatsreform!“.<br />
Natürlich brauchen „wir“ auch<br />
mehr Rente, „wir“ brauchen mehr Urlaub<br />
und kürzere Lebensarbeitszeit, „wir“ wollen<br />
„Brückenteilzeit“, „wir“ fänden es eben geil,<br />
von allem einfach viel, viel mehr zu haben.<br />
Gleichzeitig behauptet die SPD ständig, es<br />
würde „uns“ immer schlechter gehen. Mit<br />
solchen Schlachtrufen sind Wahlen offenbar<br />
nicht zu gewinnen.<br />
Dasliegt erstens an der infolge guterWirtschafts-<br />
und Sozialpolitik immer größer gewordenen<br />
klassischen Mittelschicht. Dazu<br />
zählen in Deutschland 48 Prozent der Bevölkerung.<br />
Eng benachbart folgt die einkommensstarke<br />
obereMittelschicht mit monatlichen<br />
Nettoeinkommen pro Arbeitnehmer<br />
zwischen 2600 und 4350 Euro. Dazu gehören17Prozent<br />
der Deutschen, gefolgt von3,5<br />
Prozent Erwerbstätigen, Rentnern und Pensionären,<br />
die monatlich mehr Geld zur Verfügung<br />
haben. Wirleben nicht in einem „sozial<br />
tief gespaltenen Land“, wie die SPD be-<br />
100 Jahre Frauenwahlrecht<br />
Quote?<br />
Nein, danke<br />
Christine Dankbar<br />
hat für diesen Leitartikel begeistertinden Reden älterer<br />
Politikerinnen gelesen.<br />
KOLUMNE<br />
Warum<br />
die SPD<br />
untergeht<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
hauptet, sondernineinem Land, das weiterhin<br />
jedem Einzelnen erhebliche Chancen<br />
zum sozialen Aufstieg bietet. Die allermeisten<br />
Politiker der SPD, die aktiven Mitglieder<br />
der Ortsgruppen, die meisten festangestellten<br />
Beschäftigten beiVW gehören dieser Mittelschicht<br />
an. Weder die Kreuzschifffahrt<br />
(mit Balkonkabine) noch der SUV oder das<br />
schnittige Carbon-Bike sind Privilegien irgendwelcher<br />
Superreichen. Wirhaben auch,<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
haben wir Frauen es also auf ein Drittel der<br />
Abgeordneten gebracht. Ichweiß nicht, wie es<br />
Ihnen geht, aber ich gerate angesichts dieser<br />
Zahl nicht gerade in Ekstase. Fairerweise<br />
muss man hinzufügen, dass es in den Fraktionen<br />
sehr unterschiedlich aussieht. Grüne und<br />
Linkspartei haben mehr als die Hälfte weibliche<br />
Abgeordnete. Bei der SPD sind es noch<br />
41,8 Prozent, bei Union und FDP gerade mal<br />
so um die 20 Prozent, während die AfD mit<br />
10,8 Prozent auf dem letzten Platz liegt.<br />
Es ist wohl nicht allzu gewagt, wenn man<br />
davon ausgeht, dass gerade jene Parteien mit<br />
dem größten weiblichen Nachholbedarf<br />
nichts mit der Quote im Sinn haben. Man<br />
kennt das aus der Wirtschaft: Überlässt man<br />
die Förderung vonFrauen der puren Freiwilligkeit,<br />
dann kann man auch gleich beten.<br />
WerErgebnisse will, muss anders verfahren.<br />
Justizministerin Katharina Barley hat nun<br />
ein Paritätsgesetz ins Spiel gebracht, um den<br />
Frauenanteil im Parlament zu erhöhen. Danach<br />
werden Parteien zum Beispiel dazu verpflichtet,<br />
auf ihreWahllisten gleichermaßen<br />
Frauen und Männer zu setzen. In Frankreich<br />
existiertein solches Gesetz schon –und biete<br />
vielfältige Möglichkeiten, es zu umgehen,<br />
wie Kritiker umgehend bemängelten.<br />
In Deutschland, genauer gesagt in München,<br />
gibt es dazu bereits seit drei Jahren ein<br />
Aktionsbündnis „Parité in den Parlamenten“,<br />
dessen Webseite man schon deshalb aufsuchen<br />
sollte, weil man dann dieses Zitat von<br />
Elisabeth Selbert lesen darf:„Die mangelnde<br />
Heranziehung von Frauen zu öffentlichen<br />
Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den<br />
Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in<br />
Permanenz.“ Elisabeth Selbert ist eine der<br />
Mütter unseres Grundgesetzes, und dieser<br />
Satz stammt aus dem Jahr 1981. Da war sie 85<br />
Jahre alt und hatte nichts von ihrer Zielstrebigkeit<br />
verloren. EinAnspornfür uns alle.<br />
Es gibt aber noch einen Grund, für die Paritätinden<br />
Parlamenten zu sein:Wirmüssen<br />
dann das Wort Quote nicht mehr in den<br />
Mund nehmen. Malehrlich, die meisten hören<br />
doch weg, wenn sie es hören. Übrigens<br />
auch die Frauen. Soerklärte mir unlängst<br />
eine weitere sehr junge Politikerin, sie wolle<br />
keine Quotenfrau sein. Ja, dieser Satz stirbt<br />
nicht aus.Vielleicht, weil Quote nach Barmherzigkeit<br />
klingt? ParitätdagegenfordertGerechtigkeit.<br />
Auch die CDU-Politikerin Rita<br />
Süssmuth hat da einen Sinneswandel hinter<br />
sich. „Ich bin nicht mehr für die Quote“,<br />
sagte sie jüngst. „Die Quote ist viel zu<br />
schwach. Ichbin jetztfür Parität.“Wir sollten<br />
diesen Satz aufT-Shirtsdrucken.<br />
wenn es ernst wird, keine Zweiklassenmedizin:<br />
Eine krebskranke Rentnerin mit Grundsicherung<br />
wird prinzipiell nicht schlechter<br />
behandelt als eine Leidensgenossin mit derselben<br />
Krankheit, die nicht weiß, wie sie ihr<br />
vieles Geld ausgeben soll.<br />
Zumzweiten hat die SPD mit einem Paradoxzukämpfen.<br />
Eben weil es den Leuten im<br />
Durchschnitt so gut wie nie zuvor geht, ahnen<br />
sie,dass die fetten Jahrenicht ewig währen.<br />
Das macht nicht wenige skeptisch gegenüber<br />
der hauptsächlich auf Umverteilung<br />
im Hier und Jetzt angelegten Sozialpolitik<br />
der SPD.Kein vernünftiger Mensch glaubt<br />
an die „doppelte Haltelinie“, die der sozialdemokratische<br />
Arbeitsminister Heil anlässlich<br />
großzügiger Rentenversprechen regelmäßig<br />
heraustutet. Sie besagt, unsere Rentner<br />
könnten ohne weiteres mehr Geld bekommen,<br />
ohne dass die Jüngeren darunter<br />
leiden müssten. Dasglaubt kein Mensch, jedenfalls<br />
keiner,der bis drei zählen kann. Wie<br />
kommt ausgerechnet die SPD dazu, die in ihrer150-jährigen,<br />
insgesamt höchst respektablen<br />
Geschichte so viel für die Bildung der<br />
einst kaum alphabetisierten proletarischen<br />
Massen getan hat, dass ihnen dieWähler von<br />
heute diese Halbwahrheiten und Lügen<br />
glauben?<br />
Wir verdanken auch den sozialdemokratischen<br />
Bundeskanzlern Willy Brandt, Helmut<br />
Schmidt und GerhardSchröder viel. Sie<br />
errangen ihre Erfolge mit Standfestigkeit,<br />
Realismus und Verantwortungsbereitschaft<br />
–nicht mit ungedeckten Schecks.<br />
„Mir tut es um jeden leid,<br />
der unglücklich ist. Aber<br />
der beste Weg, übermäßigen<br />
Druck zu vermeiden,<br />
ist, sich ihm nicht länger<br />
auszusetzen.“<br />
Jeremy Corbyn, Chef der britischen Labour-Partei, über<br />
Premierministerin Theresa May und ihre bisher wenig<br />
erfolgreiche Brexit-Politik<br />
AUSLESE<br />
Grüne<br />
Welle<br />
Die Grünen haben auf ihrem Bundesparteitag<br />
in Leipzig den Wahlkampf<br />
fürs Europaparlament begonnen.<br />
Dazu kommentiertdie Rheinpfalz:<br />
„Es reicht den Grünen nicht mehr, sich<br />
einfach nur als die besseren Europäer<br />
zu präsentieren. In ihrem sehr umfangreichen<br />
Wahlprogramm machen sie<br />
konkrete Vorschläge bis in den Alltag<br />
hinein.“ Einiges wie ein europäisches<br />
Basiskindergeld mute eher utopisch<br />
an. „Andererseits: Wie lange ist es her,<br />
dass eine deutsche Partei aus vollem<br />
Herzen Visionen für die Weiterentwicklung<br />
der Europäischen Union vorgelegt<br />
hat? Eben.“<br />
Die Freie Presse aus Chemnitz befasst<br />
sich mit dem Höhenflug der Partei in den<br />
jüngsten Umfragen. „Die Partei scheint<br />
dem Hype zu misstrauen. Zu Recht.<br />
Schon mehrfach hat sich gezeigt, dass<br />
eine grüne Welle rasch abebben kann. Im<br />
Osten ist ohnehin fraglich, ob es eine solche<br />
Welle bei den Landtagswahlen 2019<br />
geben wird. ... Für die grüne Abschlussparty<br />
ist es zu früh.“ Christine Dankbar<br />
KORREKTUR<br />
Im Bericht über den zurückgetretenen Landeschef der<br />
Jungen Alternativen Liste Sachsen, Matthias Scholz,<br />
vom10. 11. 2018 zeigten wir das falsche Bild. Zu sehen<br />
war UweWurlitzer aus Leipzig,ehemals AfD,jetzt<br />
Blaue Partei. Wirbitten um Entschuldigung.<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Scheinbarer Wahnsinn:<br />
Immunattackeauf<br />
das eigene Gehirn<br />
Seite 16<br />
Arm dran –aus dem Leben von Kindern mit wenig Geld Seite 13<br />
Kohle weg –Inder Lausitz werden Fachkräfte gesucht Seite 15<br />
Stadtbild<br />
Schluss<br />
mit Salat<br />
Lutz Schnedelbach<br />
freut sich über Gänse<br />
in jeder Form.<br />
Brust oder Keule? Oder gar komplett?<br />
Seit Sonntag ist Ganssaison.<br />
Die startet ja immer am Tag<br />
des Heiligen Martin, der jährlich am<br />
11. November deutschlandweit begangen<br />
wird. Ein offizieller Feiertag<br />
ist das freilich nicht. Aber für mich<br />
gibt es seit Sonntag einen Grund<br />
zum Feiern: Denn an diesem Tagendete<br />
für viele Gastronomen, die sich<br />
der deutschen Küche verschrieben<br />
haben, die Zeit der sommerlichen<br />
Kost. Anstatt Nudeln und Salatvariationen<br />
erobern nun Rotkohl und<br />
Klöße die Speisekarte. Endlich<br />
kommt wieder Deftiges auf den<br />
Tisch. DerMartinstag war sozusagen<br />
der Start für die kulinarische Saison<br />
bis kurzvor Ostern. Einfach herrlich!<br />
In meinem Stammlokal lagen natürlich<br />
auch schon zu St. Martin die<br />
Gänse komplett und zerlegt in Einzelteilen<br />
zum Braten bereit. Der Bedarf<br />
war groß. Für Sonntag waren<br />
alle Plätzevorbestellt. Undeswirdin<br />
den nächstenWochen mit Sicherheit<br />
weitere köstliche Gänsebraten geben!<br />
DasFedervieh stammt aus einem<br />
kleinen Dorf inThüringen. Bis noch<br />
vor kurzem schnatterte es auf den<br />
Wiesen rund um die Ortschaft. Der<br />
Wirt des Restaurants kommt auch<br />
aus Thüringen. Er kennt den Lieferanten<br />
vonfrüher.Der wiederum hat<br />
einen Schwager, der die weißen Vögel<br />
hegte und pflegte und mästete,<br />
bis Ende Oktober. Jetzt dürfen wir<br />
<strong>Berliner</strong> uns über sie freuen.<br />
Was haben aber Gänse verbrochen,<br />
dass sie ab 11. November mit<br />
Genuss verspeist werden? Sie sollen<br />
den Heiligen Martin von Tours<br />
verraten haben. Der wollte nach<br />
seinem Dienst in der römischen<br />
Armee nach Hause. Doch das Volk<br />
wollte ihn als Bischof haben, und<br />
Martin war zu bescheiden, das<br />
hohe Amt anzunehmen. Er versteckte<br />
sich in einem Dorfineinem<br />
Gänsestall. Und sokam es, wie es<br />
kommen musste. Mit ohrenbetäubendem<br />
Schnattern verriet das Federvieh<br />
den Mann. Seitdem geht es<br />
Gänsen wegen des Verrats an den<br />
Hals.<br />
In der aktuellen Diskussion in der<br />
Stadt um einen zusätzlichen Feiertag<br />
bietet sich aus meiner Sicht der Martinstag<br />
am 11. 11. als besonders gelungene<br />
Variante an. Zwei Fliegen<br />
würden dann mit einer Klappe geschlagen.<br />
Am Vormittag um<br />
11.11 Uhr beginnt nämlich die Faschingssaison,<br />
und wenn es dunkel<br />
wird, kommen dann die Gänse auf<br />
den Tisch –und die Gänsebratensaison<br />
beginnt. DerTag wäremit Feiern<br />
ausgefüllt. Im wahrsten Sinne des<br />
Wortes.<br />
Schluss mit Schonkost: Ab jetzt wird’s<br />
deftig,gernmit Gans.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Am Ende der Polizeiausbildung steht die Vereidigung als Beamte auf Probe.<br />
Alles soll besser werden<br />
Nach mehreren Skandalen an der Polizeischule wird die Ausbildung nun gründlich umgekrempelt<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Emotional und deutlich angefasst<br />
leitete Innensenator Andreas Geisel<br />
(SPD) seine Worte zur Polizeiakademie<br />
ein: An der Polizeiakademie<br />
habe sich eine Menge getan, auch<br />
wenn die öffentliche Berichterstattung<br />
ein anderes Bild zeichne. „Ich<br />
halte es auch nicht für zielführend,<br />
wenn sich Polizeischüler anonym an<br />
die Öffentlichkeit wenden.“<br />
Nach den Berichten über angeblich<br />
lernunwillige Schüler, mangelnde<br />
Disziplin und schlechte<br />
Deutschkenntnisse wird die Ausbildung<br />
an der Einrichtung in Ruhleben<br />
gründlich umgekrempelt. So kamen<br />
unter anderem zwölf zusätzliche Ausbilder<br />
hinzu. Da passt es Geisel und<br />
der Polizeiführung nicht ins Bild, dass<br />
sich Polizeischüler in mehreren Medien<br />
anonym zu Wort meldeten wegen<br />
Unterrichtsausfall und mangelhaften<br />
Strukturen.<br />
Seit Juni führt die frühere Leiterin<br />
des Kreuzberger Abschnitts 53, Tanja<br />
Knapp, die Akademie mit fast 2500<br />
Schülern. Nach den aktuellen Vorwürfen<br />
hatte sie die Kritiker aufgefordert,<br />
ihre „Kapuzen abzunehmen“<br />
und offen mit ihr zu sprechen.<br />
Im Innenausschuss gab es nun am<br />
Montag eine Bestandsaufnahme: Der<br />
ehemalige Polizeidirektor Josef Strobl<br />
hatte als externer Berater die Zustände<br />
an der Schule untersucht.<br />
Seine Empfehlungen für Sofortmaßnahmen<br />
seien alle umgesetzt worden,<br />
sagte er denAbgeordneten. Weitere<br />
Schritte würden folgen. „Ich<br />
glaube, dass sich die Stimmung gebesserthat.<br />
Aber Siewerden in keiner<br />
Institution hundert Prozent gute<br />
Stimmung finden“, so Strobl. Laut<br />
Knapp sind Unterstützung und Fördermaßnahmen<br />
besonders im<br />
Deutschunterricht geplant, dazu<br />
DPA/BERND VON JUTRCZENKA<br />
Polizeiakademie braucht Förderlehrer<br />
Schulinspektoren aus der Bildungsverwaltung sollen die Einrichtung überprüfen. Das sorgt für Widerspruch<br />
VonMartin Klesmann<br />
und Andreas Kopietz<br />
Das neue Projekt, das am<br />
Montag im Innenausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses<br />
debattiert<br />
wurde, soll die in Verruf geratene<br />
<strong>Berliner</strong> Polizeiakademie wieder in<br />
die Spur bringen. Allerdings stoßen<br />
bei diesem Vorhaben gewissermaßen<br />
zwei Welten aufeinander: Denn<br />
ausgerechnet Schulinspektoren aus<br />
der Bildungsverwaltung sollen dem<br />
Lehrpersonal an der deutlich straffer<br />
organisierten Polizeiakademie<br />
Nachhilfe geben. Inspektoren also,<br />
die sonst an den allgemeinbildenden<br />
<strong>Berliner</strong> Schulen eher auf ein<br />
positives Schulklima achten, darauf,<br />
dass möglichst alle gehört und an<br />
den Entscheidungsprozessen beteiligt<br />
werden, müssen jetzt für Zucht<br />
und Ordnung eintreten.<br />
Seit neuestem sind die Polizeischüler<br />
sogar wieder dazu verpflichtet,<br />
am Morgen anzutreten und müssen<br />
zum Beispiel eine tadellos sitzende<br />
Uniform präsentieren. Droht<br />
den Schulinspektoren womöglich<br />
ein Kulturschock? Die Ausgangslage<br />
ist unbestritten unschön. Es geht um<br />
Disziplinlosigkeit und um schlechte<br />
Deutschkenntnisse vonPolizeischülern,<br />
aber auch um die pädagogische<br />
Eignung der dort eingesetzten Ausbilder.<br />
Immer wieder hatten Polizeischüler<br />
selbst von unhaltbaren Zuständen<br />
berichtet. Nun sollen die<br />
Schul-Tester der Bildungsverwaltung<br />
die dort tätigen Dozenten und<br />
Ausbilder genauer unter die Lupe<br />
nehmen und bald einen Abschlussbericht<br />
vorlegen. „Wir freuen uns,<br />
dass auf das Fachwissen unserer<br />
Schulinspektion zurückgegriffen<br />
wird“, sagte Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD). Die Führungsrolle<br />
der Polizisten werde stärker<br />
betont werden.<br />
Doch das über mindestens acht<br />
Monate ausgehandelte Vorhaben<br />
stieß am Montag im Innenausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses auf erhebliche<br />
Kritik. „Ich halte eine Kooperation<br />
mit der <strong>Berliner</strong> Schulverwaltung<br />
für nicht zielführend“, sagte der<br />
pensionierte bayerische Polizeidirektor<br />
Josef Strobl, den der Innensenator<br />
als Sonderermittler eingesetzt<br />
hatte,umdie Abläufe an der Polizeiakademie<br />
zu untersuchen. Strobl begründete<br />
seine Auffassung damit,<br />
dass die Akademie sich in einer<br />
wichtigen Umbruchphase befände.<br />
Jetzt wieder etwas „von der Seite<br />
reinschieben mit neuen Ideen“ hält<br />
er nach eigenem Bekunden im Augenblick<br />
für falsch. „Die Polizeiakademie<br />
ist auch mit einer normalen<br />
Schule wenig vergleichbar.“<br />
Gemeinsam mit der Polizeiakademie<br />
sollen die Lehrkräfteausbilder<br />
der Bildungsverwaltung nämlich zudem<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
entwickeln und die Ausbilder an der<br />
Polizeiakademie acht Monate lang<br />
didaktisch und methodisch schulen.<br />
Es gehe dabei auch um Wissensvermittlung<br />
für Erwachsene, führte die<br />
Bildungsverwaltung aus.<br />
Kritik vonder CDU<br />
Der CDU-Fraktionsvorsitzende BurkardDregger<br />
hielt am Montag nichts<br />
davon, „dass ausgerechnet diese<br />
Schulverwaltung“ an der Polizeiakademie<br />
beteilig werden soll. „Seit<br />
zehn Jahren erzielen die <strong>Berliner</strong><br />
Schulen im bundesweiten Vergleich<br />
die schlechtesten Ergebnisse!“ sagte<br />
Dregger.<br />
Der damalige Bildungssenator<br />
Jürgen Zöllner hatte die Schulinspektion<br />
vor gut zehn Jahren gegründet,<br />
um die Unterrichtsqualität<br />
an allgemeinbildenden Schulen zu<br />
überprüfen und zu verbessern. Seither<br />
besuchen die meist fünfköpfigen<br />
Inspektorenteams alle fünf<br />
Jahre die <strong>Berliner</strong> Schulen. Sie bewerten<br />
auf einer vierstufigen Skala<br />
die Schulleitung, die Unterrichtsqualität<br />
oder das Schulklima. Fällt<br />
eine Schule durch, kommen die<br />
Prüfer schon nach zwei Jahren wieder<br />
und prüfen, ob es eine positive<br />
Entwicklung gibt. Seit ein paar Jahrensind<br />
die Inspektionsberichte öffentlich<br />
auf den Schulporträt-Seiten<br />
der Bildungsverwaltung nachzulesen.<br />
Dasdient vielen Eltern,die eine<br />
Schule für ihr Kind suchen, als Orientierung.<br />
Auf der anderen Seite<br />
sorgen die Berichte immer wieder<br />
für Streit.<br />
Im Sommer fiel etwa die Bergius-<br />
Sekundarschule in Friedenau durch<br />
die Schulinspektion. Obwohl die<br />
Schule deutlich mehr Anmeldungen<br />
als Plätzehat und bisher einen guten<br />
Ruf genoss. Die Schul-Tester aber<br />
kritisierten, dass der Schulleiter „zu<br />
autoritär“ sei, eigenmächtige Entscheidungen<br />
treffe und keine erweiterte<br />
Schulleitung etabliert habe. In<br />
der Tendenz straff organisiert ist<br />
auch die Polizeiakademie.<br />
würden auch zusätzliche Lehrer eingestellt.<br />
„Wenn die Hälfte der Azubis eine<br />
Prüfung nicht schafft, macht auch die<br />
Akademie etwas falsch. Damit müssen<br />
wir uns beschäftigen“, räumte die<br />
Schulleiterin ein. Laut Strobl und<br />
Knapp liegen die Gründe unter anderemdarin,<br />
dass die Schüler wegen der<br />
Berufspraktika nur wenig Zeit hatten,<br />
sich auf Prüfungen vorzubereiten.<br />
Um die Disziplin stärker zu betonen,<br />
gibt es auch wieder morgens einen<br />
gemeinsamen Dienstantritt. Wiederholte<br />
Verspätungen sollen strenger<br />
geahndet werden.<br />
NACHRICHTEN<br />
BVGerhält<br />
Inklusionspreis<br />
Die<strong>Berliner</strong>Verkehrsbetriebe (BVG)<br />
sind mit dem <strong>Berliner</strong> Inklusionspreis<br />
ausgezeichnet worden. DasGroßunternehmen<br />
mit einem Schwerbehinderten-Anteil<br />
von11,6 Prozent habe<br />
sich der Chancengleichheit undVielfalt<br />
verpflichtet, teilte das Landesamt<br />
für Gesundheit und Soziales (Lageso)<br />
am Montag mit. In der Kategorie mittelständisches<br />
Unternehmen ging<br />
der Preisandie Carl Kühne KG,bei<br />
denKleinunternehmen an die<br />
Dienstleistungsagentur Michael Görner<br />
ServiceGroup.Der Inklusionspreis<br />
wirdjährlich verliehen und ist<br />
mit je 10 000 Euro dotiert. (dpa)<br />
Tagebücher von John<br />
Lennon: Anklage erhoben<br />
Mehr als zwölf Jahrenach dem Diebstahl<br />
vonTagebücherndes Beatles<br />
John Lennon ist in Berlin ein 59-Jähriger<br />
wegen Hehlerei und Betruges<br />
angeklagt worden. Laut Staatsanwaltschaft<br />
soll er im Oktober 2014<br />
persönliche Gegenstände aus dem<br />
Nachlass Lennons einem Auktionshaus<br />
in Berlin gegen eine Vorschusszahlung<br />
in Höhe von785 150 Euro<br />
zur Versteigerung übergeben haben.<br />
DasDiebesgut war im Sommer 2006<br />
aus der Wohnung vonLennons<br />
WitweYoko OnoinNew York gestohlen<br />
worden. (dpa)<br />
Replikat einer Auszeichnung<br />
für Willy Brandt gestohlen<br />
Das Original der Goldmedaille, die Brandt<br />
1971 überreicht bekam. FORUM WILL BRANDT<br />
Unbekannte sind am Wochenende<br />
in das ForumWilly Brandt Berlin in<br />
Mitte eingebrochen. Ausder Dauerausstellung<br />
in dem Haus an der<br />
Straße Unter den Linden wurde ein<br />
Replikat der Goldmedaille,die Willy<br />
Brandt 1971 zur Auszeichnung mit<br />
dem Friedensnobelpreis überreicht<br />
bekam, gestohlen. Eine Stiftungsmitarbeiterin<br />
hatte am Montag um<br />
7.30 Uhrdie Polizei alarmiert, nachdem<br />
sie den Einbruch entdeckt<br />
hatte.„DerSchreck sitzt uns noch<br />
gehörig in den Gliedern“, erklärte<br />
Wolfram Hoppenstedt, Geschäftsführer<br />
der Bundeskanzler-Willy-<br />
Brandt-Stiftung. (lex.)<br />
Lebensgefährte soll<br />
77-Jährige getötet haben<br />
In Spandau ist eine 77 Jahrealte Frau<br />
tot aufgefunden worden. Alarmierte<br />
Polizisten fanden ihreLeiche am<br />
Montag gegen 5Uhr in derWohnung<br />
an der Zweibrückstraße im Falkenhagener<br />
Feld. Dorttrafen sie auch<br />
den Lebensgefährten an. Er ist dringend<br />
tatverdächtig. Wiedie Polizei<br />
mitteilte,würden Verletzungen am<br />
Oberkörper und am Hals auf ein Tötungsdelikt<br />
hindeuten. DerVerdächtige<br />
wurde festgenommen. DieHintergründe<br />
sind noch unklar. (lex.)
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Gas gegeben.<br />
In Neukölln ist ein 17-jähriger Autofahrer<br />
vorder Polizei geflüchtet. Beamten<br />
war der Jugendliche am<br />
Sonntagnachmittag auf der Erkstraße<br />
in einem Mercedes mit abgelaufenen<br />
Kurzzeitkennzeichen aufgefallen.<br />
Als die Polizisten den Fahrerüberprüfen<br />
wollten, gab dieser<br />
Gasund flüchtete.Ermissachtete<br />
mehrererote Ampeln. Fußgänger<br />
mussten sich durch Sprünge zur<br />
Seite retten. Aufdem Columbiadamm<br />
kollidierte der 17-Jährige mit<br />
einem Ampelmast und blieb stehen.<br />
Daraufhin flüchtete er zu Fußweiter.<br />
Nach wenigen hundertMeternholten<br />
die Polizisten ihn ein, nahmen<br />
ihn fest und brachten ihn in eine Gefangenensammelstelle.<br />
Einsatzkräfte bedrängt.<br />
Beider Überprüfung vonFlohmarktständen<br />
sind in ReinickendorfPolizisten<br />
und Mitarbeiter des Ordnungsamtes<br />
bedrängt worden. Die<br />
rund 40 Einsatzkräfte hatten am<br />
Sonntagvormittag mehrereVerkaufsstände<br />
rund um die Markstraße<br />
kontrolliert. Aufeinem Parkplatz<br />
wurden sie dann vonmehreren<br />
Personen umringt, die sie vonden<br />
Ständen abdrängten. Erst weitere<br />
Einsatzkräfte konnte die Situation<br />
beruhigen. Beiden Kontrollen wurden<br />
gefälschte Textilien und Accessoires<br />
im Wert vonmehreren zehntausend<br />
Euro beschlagnahmt. Darüber<br />
hinaus bestand gegen eine<br />
30-jährige Kosmetikhändlerin ein<br />
gültiger Haftbefehl.<br />
Lieferdienst überfallen.<br />
EinMaskierter hat in Lichtenrade einen<br />
Pizzalieferdienst überfallen. Der<br />
Täter hatte am Sonntagabend gegen<br />
21.30 Uhrein Geschäft am Mariendorfer<br />
Damm betreten. Er soll den<br />
49-jährigen Geschäftsführer mit einer<br />
Schusswaffe bedroht und Geld<br />
geforderthaben. DerLadeninhaber<br />
überreichte ihm die Tageseinnahmen.<br />
Dann flüchtete der Räuber in<br />
Richtung Schlierbacher Straße.<br />
Automat gesprengt.<br />
Unbekannte haben in der Nacht zu<br />
Montag in Buch einen Parkscheinautomaten<br />
gesprengt. DieFeuerwehr<br />
wurde um 0.45 Uhrzueiner<br />
ausgelösten Brandmeldeanlage in<br />
einem Parkhaus an der Wiltbergstraße<br />
alarmiert. DieEinsatzkräfte<br />
stellten dorteinen aufgebrochenen<br />
Parkkartenautomaten fest und riefen<br />
die Polizei dazu. Nach ersten Ermittlungen<br />
hatten Unbekannte mit<br />
Gaseine Explosion herbeigeführt.<br />
DieTäter entkamen mit einer Beute<br />
in unbekannter Höhe.<br />
Kind angefahren.<br />
Beieinem Verkehrsunfall in Kreuzbergist<br />
am Sonntagnachmittag ein<br />
Kleinkind schwer verletzt worden.<br />
Eine 25-jährige Autofahrerin war auf<br />
der Straße Am Tempelhofer Berg unterwegs,als<br />
sie mehrereKinder bemerkte,die<br />
vonlinks nach rechts die<br />
Straße überquerten. DieFrausoll<br />
ihreFahrtdaraufhin bis auf Schrittgeschwindigkeit<br />
verlangsamt haben,<br />
um die Kinderschar passieren zu lassen.<br />
Als sie wieder beschleunigen<br />
wollte,kam vonlinks ein dreijähriges<br />
Kind zwischen parkenden Autos hervor,<br />
um ebenfalls rennend die Fahrbahn<br />
zu überqueren. DieAutofahrerinerfasste<br />
den Jungen, der daraufhin<br />
stürzte und sich schwer an einem<br />
Bein verletzte.<br />
Scheiben eingeschlagen.<br />
Bundespolizisten haben am Sonntagabend<br />
einen Randalierer festgenommen.<br />
Um 22.30 Uhrhatte der<br />
32-Jährige einen Nothammer in einer<br />
S-Bahn aus der Halterung gerissen.<br />
Sein gleichaltriger Begleiter zerschlug<br />
damit zwei Windfangscheiben<br />
in der Bahn. Am Bahnhof Zoologischer<br />
Garten verließen die Männer<br />
die S-Bahn. Bundespolizisten nahmen<br />
sie kurzdarauf in der Bahnhofmission<br />
fest. DerPole,der die Scheiben<br />
zerstörthatte,zog sich dabei<br />
Schnittwunden am Oberschenkel<br />
zu. Er kam zur Behandlung in ein<br />
Krankenhaus.Beide Männer waren<br />
zur Tatzeit alkoholisiert. (lex.)<br />
1986 errichtet: Das 13 Meter hohe Bronzestandbild Ernst Thälmanns in Prenzlauer Berg.Metallrestauratoren hatten es im vergangenen Juni schon mal untersucht. SABINE GUDATH<br />
Thälmann soll schöner werden<br />
Jahrelang rostete der Koloss in Prenzlauer Berg vor sich hin. Jetzt will der Senat das Denkmal sanieren<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Erich Honecker persönlich<br />
hatte es vor 32Jahren mit<br />
einem großen Staatsakt<br />
eingeweiht: Inzwischen befindet<br />
sich das Ernst-Thälmann-<br />
Denkmal an der Greifswalder Straße<br />
in einem beklagenswerten Zustand.<br />
Der Granitsockel wird ständig von<br />
Jugendlichen mit Graffiti beschmiert.<br />
Viel schlimmer ist allerdings<br />
die vonExperten jüngst festgestellte<br />
Tatsache,dass sich Rost durch<br />
die Stahlkonstruktion frisst. Diese<br />
stützt im Innern das Bronze-Monument,<br />
das den 1944 von den Nationalsozialisten<br />
ermordeten KPD-<br />
Chef Ernst Thälmann mit Fahne und<br />
erhobener Faust darstellt. Jahrelang<br />
kümmerte sich das Land Berlin<br />
kaum um den Erhalt des Denkmals<br />
aus DDR-Zeiten. Politisch wurde um<br />
einen Abriss gestritten. 2014 stellte<br />
der Senat die komplette Wohnsiedlung<br />
und den Thälmann-Kopf unter<br />
Denkmalschutz, das Wohngebiet sei<br />
„eine Leistungsschau des real existierenden<br />
Sozialismus“, hieß es zur<br />
Begründung. Jetzt wirdder Senat das<br />
Thälmann-Denkmal sanieren, wie<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erfuhr.<br />
Das Landesdenkmalamt hat sich<br />
der Sache angenommen, es gehört<br />
zur Senatskulturverwaltung. „Im Ergebnis<br />
einer Untersuchung des<br />
Thälmann-Denkmals soll der Granitsockel<br />
und die Bronzebüste ab<br />
2020 saniert werden“, sagte Daniel<br />
Bartsch, Sprecher von Kultursenator<br />
Klaus Lederer (Die Linke), der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
Bereits vor Monaten sorgte sich<br />
das Landesdenkmalamt um den Zustand<br />
des Monuments. Die Behörde<br />
beauftragte den <strong>Berliner</strong> Diplom-<br />
Restaurator Mario Jehle, der vor allem<br />
die Standsicherheit des Denkmals<br />
überprüfen sollte. Tagelang<br />
suchte Jehle zusammen mit Kollegen<br />
voneiner Hebebühne aus das 13 Meter<br />
hohe Denkmal nach Schäden ab.<br />
DerFachmann stieg dabei über eine<br />
Wartungsluke in das 500 Tonnen<br />
schwereMonument.<br />
Sie prägen noch immer das Stadtbild –politische Denkmäler der DDR: Die Büste von<br />
KarlMarx am Strausberger Platz in Friedrichshain, der „Bauarbeiter“ an der Karl-<br />
Liebknecht-Straße in Mitte, das Marx Engels ForuminMitte (von oben nach unten).<br />
Der sowjetische Bildhauers Lew<br />
Kerbel hatte es aus über 200 Einzelteilen<br />
aufgebaut. Am 15. April 1986,<br />
zum 100. Geburtstag vonThälmann,<br />
wurde eingeweiht.<br />
Im Innern des Thälmann-Kopfes<br />
sieht es aus wie in einer Höhle.Viele<br />
Stahlträger befinden sich dort. Sie<br />
stützen den Koloss.Restaurator Jehle<br />
hat entdeckt, dass die Konstruktion<br />
wegen der hohen Luftfeuchtigkeit an<br />
vielen Stellen rostet. „Zwar besteht<br />
nicht die Gefahr, dass das System<br />
gleich einzustürzt, aber damit sich<br />
der Rost nicht weiter ausbreitet und<br />
die Schäden am Gerüst nicht größer<br />
werden, sollte etwas dagegen unternommen<br />
werden“, empfahl Jehle<br />
dem Landesdenkmalamt. Auch<br />
könnten die Kosten steigen, sollte<br />
man eine Sanierung länger hinausschieben.<br />
Belüftung im Innern<br />
Das Landesdenkmalamt arbeitet<br />
derzeit an einem Sanierungsplan.<br />
Laut Auskunft der Behörde sei geplant,<br />
die Stahlträger im Innernvom<br />
Rost zu befreien und die Stützen mit<br />
einer Schutzschicht zu versehen.<br />
Um zu verhindern, dass weiter zu<br />
viel Feuchtigkeit in den Hohlraum<br />
eindringt, soll die Belüftung des<br />
Denkmal-Inneren verbessert werden.<br />
Weiterhin ist vorgesehen, dass<br />
an dem riesigen Thälmann-Kopf<br />
Risse und der jahrelange Dreck beseitigt<br />
werden. Zudem erhält der<br />
Kopf eine Schicht ausWachs,umden<br />
neuen Bronzeglanz zu schützen.<br />
Die Arbeiten sollen laut Landesdenkmalamt<br />
zwischen 100000 und<br />
150000 Euro kosten. Im Zuge der Sanierung<br />
wird auch der beschmierte<br />
Granitsockel gereinigt. Fraglich ist,<br />
wie lange dieser danach unbeschmiertbleibt.<br />
Eine farbabweisende<br />
Schutzschicht ist offenbar nicht geplant.<br />
Fest steht aber, dass die bröckelnde<br />
Treppe, die zum Denkmal<br />
führt, ebenfalls saniertwird. Diedort<br />
bereits provisorisch eingesetzten Zement-Platten<br />
sollen durch schönere<br />
Granit-Platten ersetzt werden.<br />
DDR-Denkmäler im VolksparkFriedrichshain: Der „Spanienkämpfer“ steht für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg.Das polnische Ehrenmal sollte an den Kampf des<br />
polnischen kommunistischen Untergrunds und des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die Nazis erinnern. IMAGO (2)<br />
IMAGO (3)<br />
Wegen<br />
Überfüllung<br />
kein Halt<br />
Mehr Zugreserven an<br />
Feiertagen gefordert<br />
VonMikeWilms<br />
P<br />
assagiere des ICE 640 von Berlin<br />
nach Düsseldorf waren verärgert.<br />
IhrZug hielt am Sonnabend um<br />
11.02 Uhr nicht wie geplant am<br />
Bahnhof Spandau. Er rauschte einfach<br />
durch. Die Deutsche Bahn äußerte<br />
sich am Montag auf Anfrage zu<br />
dem Vorfall. DerZug sei überfüllt gewesen.<br />
„Beim ICE 640 trat eine technische<br />
Störung auf, so dass dieser<br />
nur einteilig fahren konnte“, so ein<br />
Bahnsprecher.„Somit wurde die Kapazität<br />
um die Hälfte gesenkt.“<br />
Bei sehr vollen Zügen müsse ein<br />
Teil der Fahrgäste wieder aussteigen,<br />
um freie Fluchtwege zu gewährleisten,<br />
hieß es. Dader ICE 640 bereits<br />
am <strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof ausgelastet<br />
gewesen sei, habe man sich<br />
entschieden, den Zug in Spandau<br />
nicht mehr anhalten zu lassen.<br />
Die zurückgelassenen Fahrgäste<br />
am Bahnsteig, alleinreisende Kinder<br />
eingeschlossen, waren nicht erfreut.<br />
Sie mussten den nachfolgenden ICE<br />
940 eine Stunde später nehmen. Verständnis<br />
für die Entscheidung der<br />
Bahn äußerte Jens Wieseke, Vize-<br />
Chef des <strong>Berliner</strong> Fahrgastverbands<br />
Igeb, am Montag. „Ich kann mir<br />
durchaus vorstellen, dass die Begründung<br />
Überfüllung wahrheitsgemäß<br />
ist“, sagte er.Wieseke weist darauf<br />
hin, dass die Bundespolizei am<br />
2. November den überfüllten ICE<br />
1511 (Berlin–München) am Bahnhof<br />
Südkreuz überprüfen musste. Zugbegleiter<br />
und Polizisten baten überzählige<br />
Passagiere, auszusteigen und<br />
den nächsten Zug zunehmen. Wieseke:„Die<br />
Bahn stößt an ihreKapazitätsgrenzen<br />
und bräuchte gerade an<br />
Feiertagen mehr Zugreserven.“<br />
Wenn es aber zu einer drohenden<br />
Überfüllung komme, sei es aus Sicherheitsgründen<br />
richtig, einen Halt<br />
auszulassen und nicht noch mehr<br />
Passagiere aufzunehmen. Im Unglücksfall,<br />
wie zuletzt bei dem ICE-<br />
Brand bei Montabaur im Oktober,<br />
müssten die Fluchtwege frei sein.<br />
Teile der <strong>Berliner</strong><br />
Mauer stehen jetzt<br />
in Bangkok<br />
Bemaltes Kunstwerk in der<br />
Deutschen Botschaft<br />
VonChristoph Sator<br />
Nun hat auch Thailands Hauptstadt<br />
Bangkok ein Kunstwerk<br />
aus originalen Mauerstücken. 29<br />
Jahre nach dem Fall der <strong>Berliner</strong><br />
Mauer. Die beiden Teile wurden von<br />
der deutschen Künstlerin Julia Benz,<br />
der Französin Kashink und dem<br />
Thailänder MueBon gemeinsam bemalt.<br />
Sie stehen jetzt im Garten der<br />
deutschen Botschaft auf dem Rasen.<br />
Für Thailand sind die Mauerstücke<br />
neu. In zahlreichen anderen Städten<br />
rund um die Welt finden sich aber<br />
schon länger Überbleibsel des DDR-<br />
Baus, der Berlin von 1961 bis 1989<br />
teilte.<br />
Die drei Künstler durften jeweils<br />
eine Seite selbst bemalen. Die vierte<br />
Seite teilten sie sich dann. Benz, die<br />
in Berlin lebt, sagte bei der Enthüllung<br />
der Segmente am Montag: „Wir<br />
haben das alles am vergangenenWochenende<br />
gemacht, ohne größere<br />
Absprachen. Jeder konnte machen,<br />
was er will.“ Die 33-Jährige selbst<br />
malte auf das Mauerstück andere<br />
Mauerstücke, die zusammenstürzen,<br />
umrankt vonPflanzen.<br />
Gestiftet wurden die Segmente<br />
von dem aus Berlin stammenden<br />
Geschäftsmann Axel Brauer, der in<br />
Thailand lebt. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 11 *<br />
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Berlin<br />
Bereits 60 Millionen Euro teurer<br />
Pfusch, alte Technik und neue Gesetze: Der Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses wird noch vor der Eröffnung zum Millionengrab<br />
VonUlrich Paul<br />
Eigentlich sollte der Erweiterungsbau<br />
des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses<br />
im<br />
Jahr 2014 fertig werden. So<br />
hieß es jedenfalls zum Baubeginn im<br />
Jahr 2010. Doch daraus wurde nichts.<br />
Ähnlich wie beim Pannen-Flughafen<br />
BER verschiebt sich die Eröffnung des<br />
Parlamentsgebäudes immer weiter –<br />
und die Kosten steigen.<br />
Das geht aus einem Bericht des<br />
Bundesamtes für Bauwesen und<br />
Raumordnung (BBR) an die Bundestags-Baukommission<br />
hervor, der der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Erst verschob<br />
sich die geplante Fertigstellung<br />
auf das Jahr 2015, dann auf 2016 und<br />
schließlich auf die Legislaturperiode<br />
von2017 bis 2021. Laut dem BBR-Bericht<br />
wird nun mit der Übergabe des<br />
Erweiterungsbaus zum Ende des dritten<br />
Quartals 2021 gerechnet.<br />
„Der Bau steht für jahrelange<br />
Misswirtschaft“, kritisiertdie <strong>Berliner</strong><br />
Bundestagsabgeordnete Gesine<br />
Lötzsch (Linke). Der Abriss des Gebäudes,wie<br />
vonBundestags-Vizepräsident<br />
Wolfgang Kubicki (FDP) ins<br />
Gespräch gebracht, sei ihres Wissens<br />
aber „nicht nötig“. Dadurch würde<br />
das grundlegende Problem auch<br />
nicht gelöst. „Die Qualität in der Bauwirtschaft<br />
sinkt und gleichzeitig ist<br />
der Staat in vielen Bereichen nicht<br />
mehr in der Lage, ausreichend Kontrolle<br />
auszuüben“, kritisiert Lötzsch.<br />
„Der Staat wurde in den letzten zehn<br />
Jahren kaputtgespart.“ Es fehle an allen<br />
Ecken und Enden qualifiziertes<br />
Personal.<br />
Zunächst war ein Streit um die<br />
Auftragsvergabe der Grund für die<br />
Verzögerung, dann kam Pfusch am<br />
Bau dazu. Die Bodenplatte ist undicht,<br />
Feuchtigkeit dringt ein. Das<br />
Haus ist deswegen noch vor Fertigstellung<br />
ein Sanierungsfall. Wer die<br />
Verantwortung für die undichte Bodenplatte<br />
trägt, soll im Zuge eines Beweissicherungsverfahren<br />
festgestellt<br />
werden. Laut dem Bericht liegt das<br />
Gutachten aber noch nicht vor.<br />
Technik ist mittlerweile veraltet<br />
Eine Dauerbaustelle: Der Anbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses.<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Klar ist unterdessen, dass die ursprünglich<br />
angesetzten Kosten von<br />
190 Millionen Euro nicht mehr zu<br />
halten sind. Nach Bekanntwerden<br />
der Bauschäden war der Betrag bereits<br />
auf 223 Millionen Euro erhöht<br />
worden. Doch laut dem Bericht belaufen<br />
sich die Kosten bereits jetzt auf<br />
rund 249 Millionen Euro. Dabei ist<br />
schon jetzt klar, dass die Ausgaben<br />
weiter steigen. So werde derzeit ein<br />
„erforderlicher 3. Nachtrag“ aufgestellt,<br />
heißt es in dem Bericht, der aus<br />
dem September 2018 stammt. Der 3.<br />
Nachtrag werde wegen Planungsänderungen,<br />
zusätzlicher Kosten aus<br />
der Bauzeitverlängerung und Schadensersatzansprüchen<br />
von Firmen<br />
sowie einer Anpassung an den Stand<br />
der Technik nötig. Doch dabei bleibt<br />
es nicht. Für weitereKosten sorgt eine<br />
EU-Verordnung, die schärfere Regelungen<br />
beim Schadstoff-Ausstoß für<br />
Anlagen vorsieht, die nach dem 20.<br />
Dezember 2018 in Betrieb gehen. Die<br />
bereits eingebauten Energieerzeugungsanlagen,<br />
zu denen drei Blockheizkraftwerke<br />
gehören, erfüllen die<br />
neuen Vorgaben nicht. Laut dem Bericht<br />
werde esdeswegen nötig, „die<br />
Abgasanlagen erheblich zu modifizieren“.<br />
Gegebenenfalls würden auch<br />
„zusätzliche Anlagenkomponenten<br />
auf dem Dach erforderlich“. DieUmplanungen<br />
sind dabei nicht nur reine<br />
Formsache. Sie müssen bei der Bauaufsichtsbehörde<br />
zunächst zur Genehmigung<br />
eingereicht werden.<br />
Neue Räume für den Bundestag<br />
Im Lüders-Haus befindet sich die<br />
Bundestags-Bibliothek, die in einer<br />
großen Rotunde untergebracht ist,<br />
und das Parlamentsarchiv.Außerdem<br />
sind dortSitzungsräume und 600 Bürossowie<br />
eine Sporthalle zu finden. In<br />
dem Erweiterungsbau sollen weitere<br />
300 Büros, ein Bereich für Kunstausstellungen,<br />
ein Bistround Flächen für<br />
das Parlamentsarchiv entstehen.<br />
Blickfang des Gebäudes soll ein 36<br />
Meter hoher Turm sein. Mitdem Projekt<br />
soll die Hauptstadt-Planung aus<br />
den 90er-Jahren vollendet werden.<br />
Siesieht vor, dass das Kanzleramt, das<br />
Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus<br />
in einem „Band<br />
des Bundes“ vom Moabiter Werder<br />
aus quer durch den Spreebogen bis<br />
zur Luisenstraße errichtet werden.<br />
Ein Plattenbau-Wohnhaus an der<br />
Luisenstraße stand der Verwirklichung<br />
der Pläne in den 90er-Jahren<br />
zunächst im Weg. Von1998 bis 2003<br />
wurde deswegen nur ein Teil des Lüders-Hauses<br />
realisiert. Nachdem das<br />
Wohnhaus später doch abgerissen<br />
wurde, konnte im Jahr 2010 die Vollendung<br />
des Lüders-Hauses in Angriff<br />
genommen werden.<br />
Derzeit ist offen, ob der vom BBR<br />
genannte Zeitplan bis zur Übergabe<br />
des Gebäudes im dritten Quartal 2021<br />
einzuhalten ist. Grund: DieSanierung<br />
der undichten Bodenplatte hätte<br />
längst beginnen sollen, doch bei der<br />
Auftragsvergabe gibt es Probleme.So<br />
entschied das Oberlandesgericht<br />
(OLG) Düsseldorf, dass die Baufirma,<br />
die die Bodenplatte errichtet hat,<br />
nicht vonder Sanierung ausgeschlossen<br />
werden darf, wie vomBBR getan.<br />
Begründung: Es könne nicht mit der<br />
erforderlichen Gewissheit davon ausgegangen<br />
werden, dass die Firma für<br />
die undichte Bodenplatte verantwortlich<br />
sei. Neben etwaigen Mängeln<br />
bei der Bauausführung kämen<br />
auch Planungsfehler als Mängelursache<br />
in Betracht. Da sich laut BBR der<br />
Umfang der Sanierungsarbeiten reduzierthat,<br />
wurde das bereits gestarteteVergabeverfahren<br />
für den Auftrag<br />
unabhängig von der OLG-Entscheidung<br />
gestoppt. Der Auftrag sollte<br />
dem Bericht zufolge noch im Oktober<br />
2018 erteilt werden. VomBBR waren<br />
am Montag bis Redaktionsschluss<br />
keine Angaben zum Stand der Dinge<br />
zu erhalten.<br />
Ein Altenheim für<br />
Lesben und Schwule<br />
<strong>Berliner</strong> Zentrum bekommt Siegel für sensible Pflege<br />
VonGisela Gross<br />
Das Piktogramm am Aufzug zeigt<br />
es an: Männer, Frauen und<br />
auch weitere, mit *-Zeichen gekennzeichnete<br />
Menschen können hier<br />
hoch- und runterfahren. Auf der Tafel<br />
daneben muss aber nachgebessert<br />
werden: „Bewohnerzimmer“<br />
steht da. Daswerde noch geändert–<br />
in „Bewohner*innenzimmer“, sagt<br />
Heimleiter Ralf Schäfer. Denn das<br />
Immanuel Seniorenzentrum Schönebergineinem<br />
Kiez mit einer Community<br />
aus Lesben, Schwulen, Bisexuellen,<br />
Trans*- und Inter*-Personen<br />
(LSBTI*) verspricht eine passgenaue<br />
Pflege für diese Zielgruppe. Diesen<br />
Mittwoch bekommt es als erstes<br />
Heim bundesweit ein Qualitätssiegel<br />
für LSBTI*-sensible Pflege.<br />
120 Kriterien umfasst der Katalog,<br />
den die Schwulenberatung mit Menschen<br />
aus der Community erarbeitet<br />
hat. Heime, die das neue Siegel „LebensortVielfalt“<br />
haben wollen, müssen<br />
einen Großteil erfüllen.<br />
Eines der Kriterien lautet: „Es<br />
werden Begriffe der sexuellen Orientierung<br />
(etwa „frauenliebend“ oder<br />
„schwul“) verwendet, mit denen sich<br />
die Bewohner*innen identifizieren.“<br />
Oder:„Es besteht Konsens, dass alle<br />
Bewohner*innen ein Recht auf Praktizierung<br />
ihrer Sexualität haben.“<br />
Spricht man mit Pflegekräften in<br />
Schöneberg, so betonen sie, dass<br />
Aufzug für alle: Symbol für Männer,Frauen<br />
und Menschen mit Sternchen. DPA/ZINKEN<br />
viele Kriterien für sie schon vor den<br />
nun absolvierten Fortbildungen<br />
selbstverständlich gewesen seien.<br />
Manche von ihnen sind selbst nicht<br />
heterosexuell und schätzen ein Umfeld,<br />
das explizit frei von Diskriminierung<br />
sein soll.<br />
Altenpflegerin Theresa Rahm erzählt<br />
von einem Bewohner, dessen<br />
Fetisch es war, nachts eine Gummihose<br />
zu tragen. Auch Geräusche von<br />
Pornofilmen seien auf dem Flur<br />
manchmal zu hören. Die Bewohner<br />
geben sich offen. Derzeit ist der<br />
LSBTI*-Anteil in dem Heim überschaubar:<br />
4von rund 60 Menschen.<br />
EinHeim allein für die Regenbogen-<br />
Community wolle man auch nicht<br />
werden, sagt Schäfer.Eine Mischung<br />
sei gut.<br />
Schätzungen besagen, dass in<br />
Deutschland etwa 8800 LSBTI*-Personen<br />
in Heimen gepflegt werden<br />
und mehr als 40 000 ambulant.<br />
Darüber hinaus herrsche noch<br />
viel Unwissen in der Branche, sagt<br />
der Altersforscher und Soziologe Ralf<br />
Lottmann. Oft würden unter dem<br />
Thema nur sexuelle Praktiken verstanden,<br />
dabei gehe es für die Menschen<br />
selbst um mehr:ihreIdentität.<br />
„LSBT-Personen wollen keine Extrawurst,<br />
sie wollen nur –wie alle –individuell<br />
und mit Blick auf ihre Lebensgeschichte<br />
gepflegt werden“,<br />
sagt Lottmann.<br />
Altenpflegerin Rahm erinnert<br />
sich an ihre Ausbildung vor rund 20<br />
Jahren und an Berührungsängste<br />
von Kolleginnen bei einer lesbischen<br />
Bewohnerin: „Ausgrenzende<br />
Pflege“, nennt sie das. Und wenn es<br />
einmal doch Probleme gäbe, etwa<br />
mit Vorlieben wie der Gummihose?<br />
Im Team würden dann Absprachen<br />
getroffen, so dass zum Beispiel andere<br />
Kollegen den Bewohner übernehmen,<br />
sagt Rahms Kollege Nils<br />
Orsinger.<br />
Ralf Schäfer jedenfalls sieht erste<br />
Vorteile, bevor sein Haus das Siegel<br />
offiziell überhaupt erhalten hat. Seit<br />
es den Hinweis darauf im Internet<br />
gebe, bekomme er mehr Bewerbungen<br />
vonPflegekräften. (dpa)
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Deutsch lernen mit dem Morgenmagazin<br />
NIK XHELILAJ<br />
ritt als Titelheld Winnetou 2016 mit<br />
freiem Oberkörper durch den Dreiteiler<br />
von Regisseur Philipp Stölzl.<br />
Seitdem lernt er intensiv Deutsch<br />
und freut sich über jede Rolle,inder<br />
er vollständig bekleidet bleiben darf.<br />
In „Milk &Honey“ darf ernicht. Im<br />
Gegenteil! DerAlbaner lacht: „Gleich<br />
die erste Szene am ersten Drehtag<br />
habe ich nackt gespielt.“<br />
In der neuen Serie, die am Mittwoch<br />
aufVoxstartet, gehörterzuden<br />
jungen Männern, die ihre Imkerei<br />
vor dem Ruin retten wollen, indem<br />
sie einen männlichen Escort-Service<br />
auf dem Land gründen. Das passte<br />
gut, denn gedreht wurde im heißen<br />
Sommer 2018, in dem jedes Kleidungsstück<br />
weniger Erleichterung<br />
brachte.Erselbst könne es sich übrigens<br />
nicht vorstellen, als Escort-<br />
Mann zu arbeiten. Er erklärt esmit<br />
einem Witz: „Sex zu Hause käme mir<br />
wie Schwarzarbeit vor.“<br />
Die Rolle in „Milk & Honey“<br />
wurde dem Darsteller angepasst.<br />
Auch der Arian, den Nik spielt, ist<br />
nach einer Änderung am Drehbuch<br />
ein Albaner. „Wie ich hatte er Probleme<br />
mit der Aufenthaltsgenehmigung.<br />
Arian schlief deshalb mit einer<br />
Anwältin, ich habe mich um 3Uhr<br />
früh an der <strong>Berliner</strong> Ausländerbehörde<br />
angestellt.“<br />
Das Wort, das der Schauspieler<br />
während unseres Gesprächs am<br />
häufigsten benutzt, ist Geduld. In<br />
der muss er sich üben, weil sich eine<br />
Karriere, wegen der er in Berlin geblieben<br />
ist, nicht mit der Brechstange<br />
machen lässt. Undweil es einem<br />
in Berlin wahnsinnig schwer<br />
gemacht wird, Deutsch zu lernen:<br />
„Jeder, der merkt, dass du nicht von<br />
hier bist, redet sofort Englisch mit<br />
dir. Das ist freundlich gemeint,<br />
bringt mich aber nicht weiter, wenn<br />
ich die deutsche Sprache lernen will.<br />
Nik Xhelilaj<br />
freut sich<br />
über jede<br />
Rolle, in der<br />
er vollständig<br />
bekleidet<br />
sein darf.<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
TV-Star Nik Xhelilaj war Winnetou<br />
und spielt jetzt einen Escort-Mann<br />
Laden in den Palazzo: Kolja Kleeberg (l.) und Hans-Peter Wodarz. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />
Nur echt mit Hut und Pfeife: Walter Kreye als Kommissar Maigret.<br />
THOMAS KIEROK<br />
Ich habe also jeden gezwungen, mit<br />
mir Deutsch zu reden.“ Außerdem<br />
hilft ihm das Fernsehen beim Perfektionieren<br />
seiner schon erstaunlichen<br />
Sprachkenntnisse: „Ich schaue dafür<br />
,Gute Zeiten – schlechte Zeiten’,<br />
Nachrichten und das ZDF-Morgenmagazin.“<br />
Die Grundlagen hat er<br />
freilich auf der Volkshochschule gelegt:<br />
„Diese sechs Monate haben mir<br />
bei der Grammatik sehr geholfen.“<br />
Wir sitzen bei unserem Gespräch<br />
in einem Café am Rosa-Luxemburg-<br />
Platz. Nicht weit entfernt, am Alexanderplatz,<br />
hat Nik Xhelilaj seine<br />
Wohnung. In der Charlottenstraße<br />
befindet sich der Barber-Shop mit<br />
angeschlossener Bar, den der Schauspieler<br />
möglichst einmal proWoche<br />
besucht, wenn er in Berlin ist, weil<br />
der sich zu einem seiner Lieblingsplätzeinder<br />
Stadt entwickelt hat.<br />
Der 35-Jährige setzt sich stets<br />
neue Ziele.InAlbanien war er schon<br />
TV- und Kinostar. In Deutschland<br />
muss er sich alles neu erarbeiten:<br />
„Ich fühle mich bereit, im deutschen<br />
Kino zu spielen.“ Gerade hat er in Istanbul<br />
gedreht. Und für eine Folge<br />
der Serie„Alarmfür Cobra11“ stand<br />
er auch vorder Kamera. „Vollständig<br />
angezogen.“ Er lacht:„Sogar vordem<br />
Gesichthatte ich eine Maske.“<br />
WALTER KREYE<br />
hat etwas in Angriff genommen, von<br />
dem man vermuten konnte,dass das<br />
vor ihm längst jemand erledigt hat.<br />
Kreye, der zuletzt das Publikum im<br />
Renaissance-Theater als Kaiser in<br />
„Im Weißen Rössl“ amüsierte, liest<br />
sämtliche Romane und langen Erzählungen<br />
über Kommissar Maigret<br />
für eine Hörbuch-Edition. Insgesamt<br />
81! Gerade ist der erste<br />
Schwung bei DAV(DerAudio Verlag)<br />
erschienen. Im Frühjahr soll es weitergehen.<br />
ZurFeier der Premieregibt<br />
es am Mittwochabend im Pfefferberg-Theater<br />
eine besondereVeranstaltung<br />
der Reihe Literatur live:Walter<br />
Kreye liest Maigret, und John<br />
Simenon, der Sohn des 1989 verstorbenen<br />
Schriftstellers und Maigret-<br />
Schöpfers Georges Simenon, wird<br />
über die Arbeit seines Vaters sprechen.<br />
KOLJA KLEEBERG &<br />
HANS-PETER WODARZ<br />
machen das leckereDutzend voll. Ihr<br />
Restauranttheater Palazzoist gerade<br />
in seine zwölfte Spielzeit in Berlin gestartet.<br />
Zur Premiere kamen prominente<br />
Gäste wie Showmasterlegende<br />
MaxSchautzer gratulieren.<br />
Schautzer hat gerade in Potsdam<br />
beim Überraschungserfolg der ersten<br />
„Jedermann“-Inszenierung in<br />
Brandenburgs Landeshauptstadt<br />
Gott gespielt. Und nebenbei ein gutes<br />
Gedächtnis bewiesen: „Ich kenne<br />
Wodarz seit seiner Zeit in München<br />
und Wiesbaden. In seinem Restaurant<br />
Ente vom Lehel in Wiesbaden<br />
haben wir uns immer nach dem Ball<br />
des Sports getroffen.“<br />
Schautzer fühlte sich von der<br />
neuen Palazzo-Show gut unterhalten<br />
und dabei mit dem Menü von<br />
Kolja Kleeberg angenehm bewirtet:<br />
„Toll, wie sich das entwickelt hat.“<br />
Wodarz ist ein durch und durch<br />
positiver Mensch, der anderen das<br />
Beste wünscht. Vielleicht mit einer<br />
Ausnahme: Wenn es nach ihm geht,<br />
müssen die Bauvorhaben für das<br />
Grundstück am Zoo (Stichwort Riesenrad),<br />
auf dem sein Palazzo auch<br />
in dieser Saison wieder steht, nicht<br />
so rasant vorankommen. Wenn sich<br />
dort erst mal die Baukräne drehen,<br />
wird esfür ihn schwer, eine ebenso<br />
gut gelegene Stellfläche zu finden. Er<br />
hält auch sein Spiegelzelt schon für<br />
einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung<br />
der Gegend: „Der Aufbau<br />
West hatendlich begonnen…“<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Irritationen um<br />
Bewertung<br />
einer Klinik<br />
Hedwigshöhe wehrt sich<br />
gegen falsche Statistik<br />
VonGerhard Lehrke<br />
Das Treptower Krankenhaus<br />
Hedwigshöhe steht in der Kritik:<br />
Laut einer aktuellen Qualitätsuntersuchung<br />
ist es eine von bundesweit<br />
73 Kliniken, die 2017 eine unzureichende<br />
Behandlungsqualität im<br />
Bereich gynäkologischer und Brustkrebs-Operationen<br />
sowie Geburtshilfe<br />
aufgewiesen haben. Dafür wurden<br />
Daten von bundesweit 1084<br />
Krankenhäusern ausgewertet. Doch<br />
die Statistik führtindie Irre.<br />
Der Mangel, den das <strong>Berliner</strong> Institut<br />
für Qualität und Transparenz<br />
im Gesundheitswesen (IQTIG) vorfand,<br />
war folgender: Bei 50 Prozent<br />
der gynäkologischen Operationen<br />
an Eierstöcken wurde in dem Krankenhaus<br />
die vorgeschriebene Gewebeuntersuchung<br />
nicht durchgeführt.<br />
Das hört sich viel an, es handelt<br />
sich jedoch um eine von zwei<br />
Operationen. Denn, so sagt Alexander<br />
Grafe, Regionalgeschäftsführer<br />
des Betreiberbetriebes Alexianer:<br />
„Hedwigshöhe hat gar keine Gynäkologie.“<br />
Wie konnte einer Klinik ohne<br />
Frauenheilkunde ein gynäkologischer<br />
Fehler attestiertwerden? Grafe<br />
erklärt: „Eine Frau kam mit Bauchschmerzen<br />
indie Rettungsstelle. Es<br />
gab den Verdacht auf eine Erkrankung<br />
im Bauchraum, sie wurde operiert.“<br />
Dabei stellte sich heraus,dass<br />
eine Zyste an einem Eierstock geplatzt<br />
war. Diese Wunde sei gespült<br />
worden, die Frau konnte nicht lange<br />
nach dem Eingriff wieder gehen.<br />
Der Fehler geschah danach. Der<br />
behandelnde Arzt habe laut Grafe in<br />
seinem OP-Bericht einen Code für<br />
eine gynäkologische OP eingetragen,<br />
die es nicht gewesen sei. Den<br />
Prüfern fiel anhand des falschen<br />
Codes auf, dass die Gewebeuntersuchung<br />
fehlte. Nachfragen des Instituts<br />
wurden nicht befriedigend<br />
beantwortet, wie Grafe selbstkritisch<br />
bemerkt. Stattdessen wurde<br />
behauptet, alles richtig gemacht zu<br />
haben. So bekam Hedwigshöhe das<br />
Prädikat unzureichend. „Aber wir<br />
haben keinen Behandlungsfehler<br />
gemacht“, sagt Grafe.<br />
An den Kriterien zur Qualitätsfeststellung,<br />
2016 vonVertreternder<br />
Kassen, der Krankenhäuser und<br />
Ärztevertretungen festgelegt, sei<br />
nichts zu bemängeln.<br />
Das Stigma<br />
Jedes dritte Kind in Berlin wächst in Armut auf. Eine neue Studie nimmt ihr Leben unter die Lupe<br />
VonSilvia Perdoni<br />
An ihre Ausreden erinnert<br />
sich Angelina Wunsch<br />
noch gut, immer dann,<br />
wenn sie zu einer Geburtstagsfeier<br />
eingeladen war oder<br />
Freunde ins Kino gingen. „Statt zu<br />
sagen, dass ich kein Geld für ein Geschenk<br />
habe oder mir die Eintrittskarte<br />
nicht leisten kann, habe ich<br />
Gründe erfunden, warum ich nicht<br />
mitkommen kann“, sagt die 19-jährige<br />
Abiturientin. „Niemand gibt<br />
gern zu, dass er arm ist.“ Angelina<br />
Wunsch hat erlebt, was für jedes<br />
dritte Kind in Berlin gilt und was<br />
doch immer noch ein Stigma ist: Sie<br />
ist mit wenig Geld groß geworden.<br />
„Ich habe doppelt gekämpft, um<br />
bis in die zwölfte Klasse zu kommen“,<br />
sagt die Schülerin aus Pankow.<br />
„Jedes Buch für den Leistungskurs,<br />
das nicht zum Anfang des<br />
Schuljahres, sondern erst nach ein<br />
paar Monaten angeschafft wird,<br />
muss ich mir absparen. Während<br />
meine Klassenkameraden mit der<br />
ersten Liebe oder ihren Noten beschäftigt<br />
sind, lese ich mich in Gesetzezum<br />
Unterhaltsvorschuss ein.“<br />
So einer Belastung hält nicht jedes<br />
Kind stand. Studien belegen, dass in<br />
Deutschland die soziale Herkunft<br />
großen Einfluss auf den Bildungserfolg<br />
hat, dass aus Familien ohne Geld<br />
also besonders häufig Kinder ohne<br />
Chancen kommen. Um das zu ändern,<br />
trat in Berlin vorgut zwei Jahren<br />
die Landeskommission gegen Kinderarmut<br />
an. Für sie gilt als arm, wer<br />
auf Transferleistungen angewiesen<br />
ist. Am Montag stellte sie auf einer Tagung<br />
eine Studie vor, die die Lebenswelt<br />
vonarmen Kindernund Jugendlichen<br />
unter die Lupe nimmt.<br />
Berlin wirdzum Kessel<br />
Demnach fühlen sich junge Menschen<br />
aus prekären Verhältnissen in<br />
besonderem Maße durch Phänomene<br />
belastet, die viele <strong>Berliner</strong> als<br />
störend empfinden: Lärm, Schmutz,<br />
Kriminalität, Obdachlosigkeit und<br />
Drogen. „Aber die Jugendlichen fühlen<br />
sich gezwungen, ihren Alltag in<br />
diesen Strukturen zu verbringen“,<br />
sagt Davide Torrente vonder Goethe-<br />
Universität in FrankfurtamMain. Die<br />
Hochschule führte die Studie durch.<br />
Viele Jugendliche erlebten Berlin<br />
als Kessel: LangeWege,unübersichtliche<br />
Kieze, aber auch Schmutz in der<br />
Wohnung und wenig Freizeitmöglichkeiten<br />
sorgten für das Gefühl, sich<br />
nicht zurückziehen oder dem Alltag<br />
auch einmal entweichen zu können.<br />
Angelina Wunsch sucht eine eigene Wohnung –für wenig Geld. BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />
„Statt zu sagen, dass ich kein Geld für<br />
die Kinokarte habe, habe ich früher Gründe<br />
erfunden, warum ich nicht mitkommen kann.<br />
Niemand gibt gern zu, dass er arm ist.“<br />
Das kennt auch Angelina<br />
Wunsch.„Bei mir um die Ecke gibt es<br />
einen Mädchentreff für Jugendliche<br />
bis 16 Jahre–aber das war’s.Wosollen<br />
die Älteren hin? Ihnen bleibt<br />
nichts anderes übrig, als im Park abzuhängen“,<br />
sagt die Schülerin, deren<br />
Mutter als Erzieherin arbeitet<br />
und lange allein für ihre Tochter<br />
Schülerin Angelina Wunsch,<br />
lebt von 416 Euro im Monat<br />
und die zwei Halbgeschwister<br />
sorgte. Heute lebt Angelina Wunsch<br />
in einer betreutenWohneinrichtung<br />
in Pankow und bezieht 416 Euro im<br />
Monat vom Jugendamt. Auch sie ist<br />
am Montag zur Tagung in die<br />
Räume des SOS-Kinderdorfs in die<br />
Lehrter Straße in Moabit gekommen,<br />
denn sie war eine von 50Jugendlichen,<br />
die das Forscherteam<br />
für die Studie interviewte.<br />
Jugendsenatorin Sandra Scheeres<br />
(SPD) dankte Angelina Wunsch<br />
für ihr Kommen. Es sei wichtig,<br />
nicht über die jungen Leute zu reden,<br />
sondern mit ihnen. Scheeres<br />
betonte, Berlin habe im Kampf gegen<br />
Armut schon einiges erreicht.<br />
So habe sich das Land im Bund für<br />
die Ausweitung des Unterhaltsvorschusses<br />
für Alleinerziehende starkgemacht,<br />
die besonders häufig von<br />
Armut betroffen sind. Zahlt ein Elternteil<br />
keinen Unterhalt, springt<br />
nun der Staat bis zum 18. Lebensjahr<br />
ein. Auch habe man Familienzentren<br />
ausgebaut und die Kitagebühren<br />
komplett abgeschafft.<br />
Geld für jedes Kind<br />
Die Opposition im Abgeordnetenhaus<br />
bemängelt hingegen, der Senat<br />
bekämpfe eher die Symptome als die<br />
Ursachen. „Kitaplätze grundsätzlich<br />
kostenfrei zu machen, auch für Bezieher<br />
höherer Einkommen, ist nicht<br />
sozial –zumal kostenfreie Kitaplätze<br />
nichts nutzen, wenn sie nicht vorhanden<br />
sind“, sagt Maik Penn, sozialpolitischer<br />
Sprecher der CDU-<br />
Fraktion, zur <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Eine Forderung teilten am Montag<br />
im SOS-Kinderdorfviele der rund 200<br />
Vertreter von Wohlfahrtsverbänden<br />
und Hilfseinrichtungen mit SenatorinScheeres:<br />
eine Kindergrundsicherung,<br />
eine feste Summe Geld für jedes<br />
Kind. „Ich werde weiter dafür kämpfen,<br />
auch wenn die Idee bisher im<br />
Bund keine Mehrheit findet“, sagte<br />
Scheeres. Auch will sie dafür sorgen,<br />
dass bestehende Angebote noch bekannter<br />
werden und sich niemand<br />
mehr für seine Lage geniert. „Es darf<br />
nicht sein, dass Menschen nicht zum<br />
Amt gehen und Wohngeld beantragen,<br />
weil sie sich dafür schämen.“<br />
Das tut auch Angelina Wunsch<br />
heute nicht mehr.„Meine Mutter hat<br />
mir oft erklärt, das mir nichts peinlich<br />
sein braucht“, sagt sie. Einige<br />
Freunde habe sie verloren, weil sie<br />
sich nicht im gleichen Fitnessstudio<br />
anmelden kann, weil sie nicht das<br />
Geld hat, deren Hobbys zu teilen. Sie<br />
hat sich andere Freizeitaktivitäten<br />
gesucht, engagiertsich in der Kirche,<br />
bei der freiwilligen Feuerwehr und in<br />
einer Suppenküche.„Unddie echten<br />
Freunde verstehen mich“, sagt sie.<br />
Ihre Haltung versucht sie auch an<br />
ihre Geschwister weiterzugeben. Die<br />
kleine Schwester habe auch schon erlebt,<br />
dass Freundinnen nicht zu ihr<br />
nach Hause sollten.„Die Elternließen<br />
sie nicht zu uns.Weil wir armsind.“<br />
Bezirke sollen<br />
Klimaschutz<br />
beschleunigen<br />
Stelle für einen Manager in<br />
jeder Behörde gefordert<br />
VonStefan Kruse<br />
Der Grünen-Politiker GeorgKössler<br />
fordert mehr Anstrengungen<br />
der Bezirke beim Klimaschutz.„Es tut<br />
sich was auf kommunaler Ebene,<br />
aber viel zu langsam“, sagte der Sprecher<br />
für Klima- und Umweltschutz<br />
der Grünen-Fraktion. Berlin hat ehrgeizige<br />
Ziele beim Klimaschutz. Bis<br />
2050 soll die Stadt klimaneutral sein,<br />
was einen grundlegendenWandel bei<br />
Energienutzung, Verkehr oder Konsum<br />
voraussetzt. Den Bezirken<br />
kommt dabei eine wichtige Aufgabe<br />
zu. „Einige sind immer noch nicht<br />
aufgewacht“, sagt Kössler.<br />
In allen Bezirken müsse eine ausschließlich<br />
für Klimaschutz zuständige<br />
Stelle existieren, forderte er.„Nur<br />
so kann dieses Querschnittsthema<br />
angemessen vorangetrieben werden.“<br />
Eine parlamentarische Anfrage<br />
Kösslers in der Umweltverwaltung ergab,dass<br />
dem Klimaschutz in den Bezirken<br />
noch höchst unterschiedlicher<br />
Stellenwertbeigemessen wird. So gibt<br />
es in einigen Bezirken Klimaschutzkonzepte<br />
oder Programme für mehr<br />
Energieeffizienz, in anderen sind<br />
nicht einmal welche in Planung. Fünf<br />
Bezirke haben eigene Klimaschutzmanager,<br />
drei zumindest für den Bereich<br />
zuständiges Personal. Auch die<br />
für den Klimaschutz eingesetzten<br />
Geldbeträge schwanken stark.<br />
Kössler forderte,die Finanzierung<br />
des Klimaschutzes in den Bezirken<br />
auf neue Füße zu stellen. Besser als<br />
immer neue Sonderprogramme sei<br />
es,die Gelder mit dem nächsten Doppelhaushalt<br />
„in den Regelstrukturen<br />
der Bezirke zu verankern“, sagte er.<br />
„Das Landesziel einer CO2-neutralen<br />
Verwaltung wirdsich ohne starke Bezirke<br />
wohl nicht realisieren lassen.“<br />
Die Möglichkeiten, auf lokaler<br />
Ebene für mehr Klimaschutz zu sorgen,<br />
sind vielfältig. Dazu gehören Mobilitätskonzepte,<br />
die Umsetzung höherer<br />
Energiestandards etwa an<br />
Schulen, mehr Abstellplätzeund Verleihstationen<br />
für Fahrräder,neue Beleuchtungssysteme<br />
für öffentliche<br />
Gebäude oder Beratungsangebote.<br />
In einem Ranking der Grünen-<br />
Fraktion, das solche Maßnahmen<br />
auswertet, ist der Bezirk Lichtenberg<br />
<strong>Berliner</strong> „Klimaschutz-Meister“. Auf<br />
dem zweiten Platz folgt Steglitz-Zehlendorf,<br />
gefolgt von Neukölln, Pankowund<br />
Reinickendorf. (dpa)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 15 *<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Zwei Tote bei Unfällen<br />
am Wochenende<br />
Ein52Jahrealter Autofahrer ist bei<br />
einem Unfall in Kasel-Golzig<br />
(Dahme-Spreewald) ums Leben gekommen.<br />
DerMann sei mit seinem<br />
Wagen am Sonntagnachmittag von<br />
der Straße abgekommen, sagte ein<br />
Sprecher des Lagezentrums in Potsdam<br />
am Montag. Er prallte gegen einen<br />
Baum und starb noch an der Unfallstelle.AmWochenende<br />
starben<br />
bei 446 Unfällen zwei Männer,esgab<br />
67 Verletzte. (dpa)<br />
Land fördertProjekte zum<br />
autonomen Verkehr<br />
DasWirtschaftsministerium unterstützt<br />
die Entwicklung autonomer<br />
Verkehrssysteme im Kreis Dahme-<br />
Spreewald mit 400 000 Euro.Ziel sei<br />
es,Unternehmen bei ihren Aktivitäten<br />
im Bereich autonomer Verkehrssysteme<br />
für Schiene,Straße,Luftfahrtund<br />
Schifffahrtzuvernetzen<br />
und zu unterstützen, teilte das Ministerium<br />
am Montag mit. DerFörderbescheid<br />
wurde dem Landkreis<br />
und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
Dahme-Spreewald übergeben.<br />
(dpa)<br />
Polizei kooperiertmit<br />
privaten Sicherheitsfirmen<br />
DieBrandenburger Polizei und Unternehmen<br />
aus der privaten Sicherheitswirtschaft<br />
wollen künftig enger<br />
kooperieren. Wiedie Polizei mitteilte,wurde<br />
in einer Vereinbarung<br />
festgelegt, dass eine zentrale Informations-<br />
und Ansprechstelle,die<br />
rund um die Uhrbesetzt ist, geschaffen<br />
wird. Zudem sollen beide Seiten<br />
feste Ansprechpartner benennen.<br />
DieKooperationsvereinbarung<br />
wurde vonPolizeipräsident Hans-<br />
Jürgen Mörke und dem Chef der<br />
Landesgruppe des Bundesverbandes<br />
der Sicherheitswirtschaft, Matthias<br />
Schulze, unterzeichnet. Laut<br />
Bundesverband ist es bereits die<br />
achte derartige Vereinbarung in einem<br />
Bundesland. (dpa)<br />
Polizei bemängelt schlechte<br />
Beleuchtung an Autos<br />
Gerade im Herbst und Winter ist eine<br />
gute Beleuchtung wichtig.<br />
IMAGO<br />
DieBeleuchtung vieler Fahrzeuge<br />
weist zu Beginn der dunklen Jahreszeit<br />
Mängel auf. Allein die Polizeidirektion<br />
West kontrollierte im Oktober<br />
4820 Autos,Lastwagen, Motorräder<br />
und Fahrräder.Dabei wurden<br />
bei einem Viertel –1236 Fahrzeugen<br />
–Beleuchtungsmängel festgestellt<br />
und geahndet. DiePolizei kündigte<br />
weitereKontrollen an. (dpa)<br />
Deutlich weniger Fälle von<br />
Keuchhusten<br />
DieZahl der Keuchhustenfälle ist<br />
landesweit nach einem Höhepunkt<br />
im Vorjahr starkrückläufig. BisEnde<br />
Oktober wurden 459 Erkrankungen<br />
gezählt, das sind 38 Prozent weniger<br />
als im Vorjahreszeitraum. Wiedas<br />
Gesundheitsministerium mitteilte,<br />
wurden hingegen im Nachbarland<br />
Sachsen-Anhalt mit 836 Fällen bis<br />
Ende Oktober bereits mehr Erkrankungen<br />
als im gesamten Vorjahr registriert.<br />
2017 wurden in Brandenburg835<br />
Fälle erfasst –der höchste<br />
Stand seit 2012. (dpa)<br />
Aufgegeben: Das Örtchen Karlsfeld zerfällt, weil vor vier Jahren beschlossen wurde, einen Tagebau zu erweitern. Ob es so kommt, wird aber erst 2020 entschieden.<br />
VonJens Blankennagel, Cottbus<br />
Die Lausitz – diese<br />
150 Jahre alte<br />
Braunkohleregion in<br />
Südbrandenburg und<br />
Nordsachsen – steht vor dem<br />
nächsten großen Umbruch. Der<br />
erste vollzog sich nach dem Ende<br />
der DDR, als von den 70 000 Arbeitsplätzen<br />
in den Braunkohlegruben<br />
und Kraftwerken nur<br />
knapp 20 000 übrig blieben. Inzwischen<br />
sind es nicht mal mehr halb<br />
so viele.<br />
Doch in nicht allzu ferner Zukunft<br />
sollen es gar keine Kohlegruben und<br />
Kraftwerke mehr geben. Denn der<br />
Ausstieg aus der Kohleverstromung<br />
ist so gut wie beschlossen, jetzt verhandelt<br />
die von der Bundesregierung<br />
eingesetzte Kohlekommission<br />
mit den betroffenen Bundesländern<br />
der vier deutschen Kohleregionen<br />
noch über das Wieund Wann. Vorallem<br />
geht es darum, wie viel Geld ausgegeben<br />
wird, um den strukturellen<br />
Umbruch zu managen und alternativeJobs<br />
zu schaffen.<br />
Zahlen aus zehn Jahren ausgewertet<br />
Immer wieder ist davon die Rede,<br />
dass knapp 9000 direkte Arbeitsplätzeauf<br />
dem Spiel stehen und dass<br />
die Region massiv absteigen könnte.<br />
Doch bei allen berechtigten Befürchtungen<br />
spielt die gesamtgesellschaftliche<br />
Entwicklung eher eine<br />
positiveRolle.Gemeint ist, dass auch<br />
in der Lausitz nicht Massenarbeitslosigkeit<br />
droht, sondern eher massiverFachkräftemangel.<br />
Das legen Zahlen der Bundesagentur<br />
für Arbeit nahe, deren Institut<br />
für Arbeitsmarkt und Berufsforschung<br />
(IAB) zu dem Ergebnis<br />
kommt, dass die 8825 Arbeitnehmer<br />
der Energiebranche gerade einmal<br />
Jobs nach der Kohle<br />
In der Lausitz werden nach dem Ende der Tagebaue viele Fachkräfte gesucht<br />
2,1<br />
Prozent aller Beschäftigten in<br />
der Lausitz arbeiten in Kohlegruben<br />
und Kraftwerken.<br />
2,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten in der<br />
Lausitz ausmachen. „Wir haben die<br />
Zahlen der vergangenen zehn Jahre<br />
untersucht und waren doch ein wenig<br />
überrascht“, sagt Doris Wiethölter<br />
vom IAB der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Denn wer den Begriff Lausitz höre,<br />
denke zuerst an Kohlegruben und<br />
Kraftwerke.„Doch die Zahlen zeigen,<br />
dass der Strukturwandel bereits seit<br />
einigen Jahren im vollen Gange ist.“<br />
Die Energiewirtschaft spiele natürlich<br />
für die Wirtschaftsleistung der<br />
Region weiter eine große Rolle, aber<br />
bei den Beschäftigtenzahlen ist die<br />
Branche längst nicht Platz 1.<br />
Dort stehen die 75 000 Arbeitsplätze<br />
imverarbeitenden Gewerbe.<br />
ZumBeispiel sind allein 12 000 Menschen<br />
in der Ernährungswirtschaft<br />
tätig – mehr als in der Kohle. Auf<br />
Platz 2steht die Gesundheitsbranche<br />
mit 68 000 Jobs, gefolgt von<br />
50 000 in Handel und bei Instandsetzungsbetrieben.<br />
Das Wesentliche daran ist, dass<br />
die Zahl der Jobs in der Kohle in den<br />
vergangenen zehn Jahren stabil geblieben<br />
ist, aber die Zahlen im Gesundheitsbereich<br />
um 30 Prozent<br />
stiegen, im verarbeitenden Gewerbe<br />
um 11 Prozent. „Das heißt: Beim<br />
Angriff auf Polizisten<br />
Ermittler werfen Jugendlichen Tötungsversuch vor<br />
Gegen zwei Jugendliche wurden<br />
am Sonntag Haftbefehle erlassen,<br />
weil sie mit einem besonders<br />
perfiden Trick versucht haben sollen,<br />
zwei Polizisten zu töten. DerFall<br />
ereignete sich am Sonnabend in<br />
Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark).<br />
Nach Angaben der Polizei hatten<br />
dort Zeugen mitbekommen, dass in<br />
einem noch nicht fertigen Neubau<br />
jemand in die Baustelle eingebrochen<br />
war. Die Zeugen alarmierten<br />
die Polizei. Zwei Beamte fuhren zum<br />
Tatort, durchsuchten um 21.57 Uhr<br />
die Baustelle,fanden aber keine Einbrecher.<br />
„Im Haus stellten sie mehrere<br />
umherliegende Gasflaschen<br />
fest, wobei aus einer Flasche Gas<br />
austrat“, sagte Polizeisprecherin Juliane<br />
Mutschischk. Während die Polizisten<br />
das Ventil der Gasflaschen<br />
schlossen, bemerkten sie ein brennendes<br />
Stück Papier, das jemand<br />
vom Dach zu den Gasflaschen herunterfallen<br />
ließ.<br />
„Zueiner Entzündung des Gasgemisches<br />
kam es nicht“, sagte die Polizeisprecherin.<br />
Die Polizisten nahmen<br />
zwei Jugendliche fest, die aber<br />
zu den Tatvorwürfen nichts sagten.<br />
„Die Tatwurde als versuchtes Tötungsdelikt<br />
eingestuft“, sagte Sigrid<br />
Komor von der Staatsanwaltschaft.<br />
Die Haftbefehle wurde unter Auflagen<br />
außer Vollzug gesetzt. Details zu<br />
den Verdächtigen werden wegen des<br />
Persönlichkeitsschutzes bei Jugendlichen<br />
nicht genannt. (bla.)<br />
ENERGIEBRANCHE<br />
21270<br />
Beschäftigte arbeiten<br />
in der ostdeutschen<br />
Energiewirtschaft.<br />
42<br />
Prozent der Beschäftigten der<br />
ostdeutschenEnergiebranche<br />
sind in der Lausitztätig.<br />
IMAGO<br />
Strukturwandel in einem der wichtigsten<br />
Industriestandorte in der<br />
Metropolregion Berlin-Brandenburg<br />
sind in den letzten zehn Jahrebereits<br />
die meisten neuen Arbeitsplätze außerhalb<br />
der Energiewirtschaft entstanden“,<br />
sagte Doris Wiethölter.<br />
Zu dieser positiven Entwicklung<br />
auf dem Arbeitsmarkt kommen weitere<br />
gesamtgesellschaftliche Faktoren,<br />
die den schwierigen Umbruch in<br />
der Lausitz zusätzlich erleichtern. So<br />
haben die Forscher die Abwanderung<br />
von Arbeitskräften untersucht und<br />
festgestellt, dass der Bevölkerungsrückgang<br />
in der Lausitz deutlich größer<br />
ist als in anderen Gebieten. Er lag<br />
von1995 bis 2015 bei fast 19 Prozent.<br />
Damit sank auch die Zahl der erwerbsfähigen<br />
Bevölkerung um 26<br />
Prozent. „Der Bevölkerungsrückgang<br />
ist damit deutlich kräftiger –teilweise<br />
doppelt so hoch –als in anderen Regionen<br />
Brandenburgs oder Sachsens“,<br />
sagte Doris Wiethölter.Zudem<br />
rechnen die Forscher damit, dass sich<br />
diese Entwicklung fortsetzen wird,<br />
dass bis 2035 die Zahl der Menschen<br />
im Alter von15bis 65 Jahreummehr<br />
als ein Drittel zurückgehen wird.<br />
EinVorteil ist, dass in der Energiewirtschaft<br />
überdurchschnittlich viele<br />
gut ausgebildete Spezialisten arbeiten,<br />
die meist schon älter sind. Viele<br />
von ihnen können in Ruhestand gehen,<br />
wenn in 10 oder 20 Jahren die<br />
Kohlverstromung endet. Das Problem<br />
ist allerdings, dass vor allem<br />
junge Leute in andere Regionen ziehen.<br />
„Wegen der Abwanderung und<br />
wegen des Geburtendefizits gibt es<br />
schon jetzt einen Fachkräftemangel“,<br />
sagte DorisWiethölter.<br />
Da die Überalterung nicht aufgehalten<br />
werden kann, sehen die Forscher<br />
die Hauptaufgabe für die Politik<br />
darin, die Abwanderung der Fachkräfte<br />
und der Jugend aufzuhalten<br />
oder wenigstens zu verringern. Dafür<br />
sollte es noch mehr Initiativen geben.<br />
Siesollen Leute,die bereits gegangen<br />
sind, wieder in ihreHeimat zurückzuholen.<br />
Oder man muss Leuten, die<br />
heute zur Arbeit nach Dresden oder<br />
Berlin pendeln, gut bezahlte Jobs in<br />
der Lausitz bieten. Das ist natürlich<br />
eine Herausforderung, da die Lausitz<br />
allgemein nicht gerade als der<br />
schönste und idyllischste Landstrich<br />
gilt.<br />
Auch die Forscher sehen, dass<br />
dies nur durch einen massiven Modernisierungsschub<br />
gelingen kann.<br />
„Das ist nur machbar mit einer guten<br />
modernen Infrastruktur –sowohl digital<br />
als auch verkehrstechnisch“,<br />
sagte Doris Wiethölter. „Gemeint<br />
sind regelmäßige schnelle Züge in<br />
die Region und schnelles Internet.“<br />
Zudem muss verhindert werden,<br />
dass weitere Berufsschulen schließen.<br />
Sonst ist die Jugend vonAnfang<br />
an weg. Unddie Cottbuser Universität<br />
muss sich besser mit Hochschulen<br />
in Dresden und Berlin vernetzen,<br />
damit in der Lausitz hochmoderne<br />
Firmen aus der Uni ausgegründet<br />
werden können. „Erfolgsbestimmend<br />
wirdsein, ob es eine leistungsfähige<br />
Bildungsstruktur gibt“, sagt<br />
Doris Wiethölter.<br />
Für mehr Frauen im Parlament<br />
Festveranstaltung zu 100 Jahren Frauenwahlrecht<br />
Landtagspräsidentin Britta Stark<br />
(SPD) stützt die Forderung nach<br />
einer gleichberechtigten Beteiligung<br />
von Frauen in den Parlamenten.<br />
„Wenn wir Parität politisch wollen,<br />
dann werden uns rechtliche Hürden<br />
nicht aufhalten“, erklärte Stark am<br />
Montag anlässlich einer Festveranstaltung<br />
im Landtag zu 100 Jahren<br />
Frauenwahlrecht. „Voraussetzung<br />
ist, dass wir, soweit erforderlich, auf<br />
Bundes- und auf Landesebene die<br />
verfassungsrechtliche Basis für Geschlechterparität<br />
schaffen. Dafür<br />
lohnt es sich zu kämpfen.“<br />
Die Grünen hatten einen Gesetzesvorschlag<br />
in den Landtag eingebracht,<br />
wonach die Listenplätze der<br />
Parteien abwechselnd mit Männern<br />
und Frauen besetzt werden sollen.<br />
DieAfD hatte ein Gutachten des Parlamentarischen<br />
Beratungsdienstes<br />
anfertigen lassen. Das kommt zum<br />
Ergebnis, dass dies nicht mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar sei. Auch auf<br />
Bundesebene gibt es Forderungen<br />
nach Änderungen des Wahlrechts.<br />
Bei der Veranstaltung sagte Frauenministerin<br />
Susanna Karawanskij<br />
(Linke): „Wir müssen Hürden überwinden,<br />
wir müssen aber auch selbst<br />
aktiv werden. Frauen, nehmt euren<br />
ganzen Mut zusammen und stellt<br />
euch zur Wahl. Geht hin, macht mit.<br />
Wir dürfen nicht sorglos mit dem<br />
Wahlrecht umgehen. Unsere Ur-Ur-<br />
Großmütter haben dafür jahrelang<br />
gekämpft.“ (dpa, BLZ)<br />
Kein Deal im<br />
Prozess um<br />
Brandstiftung<br />
Ex-NPD-Politiker Schneider<br />
lehnt Einigung ab<br />
VonKlaus Peters, Potsdam<br />
Im Revisionsprozess um den<br />
Brandanschlag auf eine geplante<br />
Flüchtlingsunterkunft in Nauen wird<br />
es vorerst keinen Deal zur Abkürzung<br />
des Verfahrens geben. Der frühere<br />
NPD-Politiker Maik Schneider<br />
lehnte die vom Gericht in Aussicht<br />
gestellten Maximalstrafen bei einem<br />
reuigen Geständnis als viel zu hoch<br />
ab. Das sagte sein Verteidiger Sven-<br />
Oliver Milke am Montag in einer Prozesspause<br />
am Landgericht Potsdam.<br />
Daher werde das bis kurz vor<br />
Weihnachten terminierte Verfahren<br />
nun wie geplant fortgesetzt. Schneider<br />
werde sich im Prozess zunächst<br />
nicht äußern.<br />
Schneider war im ersten Prozess<br />
wegen schwerer Brandstiftung und<br />
anderer Delikte zu neuneinhalb Jahren<br />
Haft verurteilt worden. Dieses<br />
Urteil hatte der Bundesgerichtshof<br />
wegen der Befangenheit eines Schöffen<br />
aufgehoben. Daher muss der<br />
Prozess komplett neu verhandelt<br />
werden.<br />
Schneider und fünf anderen Neonazis<br />
wurde zur Last gelegt, eine<br />
frisch renovierte Sporthalle in<br />
Nauen, die für ein paar Monate als<br />
Flüchtlingsunterkunft gedacht war,<br />
in der Nacht zum 25. August 2015<br />
niedergebrannt zu haben. Sachschaden:<br />
3,5 Millionen Euro. Schneider<br />
hatte den Brand als„Unfall“ bezeichnet.<br />
Die Tat war Brandstiftung und<br />
Höhepunkt einer Reihe rechtsextremistischer<br />
und ausländerfeindlich<br />
motivierter Taten in Nauen.<br />
25. August 2015: Die frisch renovierte<br />
Sporthalle brennt nieder. DPA/PÖRSCHMANN<br />
Nach Angaben von Schneiders<br />
Anwalt hatte das Gericht nun für die<br />
Brandstiftung eine Freiheitsstrafe<br />
zwischen sechs Jahren und sechs<br />
Jahren und neun Monaten in Aussicht<br />
gestellt. Für die Störung einer<br />
Stadtverordnetenversammlung<br />
könne eine Strafe zwischen einem<br />
Jahr und eineinhalb Jahren hinzukommen.<br />
AusSicht der Verteidigung<br />
sei dagegen eine Gesamtstrafe von<br />
fünf Jahren vorstellbar, sagte Milke.<br />
Die Staatsanwaltschaft bestehe auf<br />
mindestens sieben Jahren Haft.<br />
In dem Prozess wurde am Montag<br />
die Stadtverordnete Monika Hartmann<br />
(Ländliche Wählergemeinschaft<br />
Nauen und Bauern) als Zeugin<br />
zu den Vorgängen bei einer Stadtverordnetenversammlung<br />
im Jahr 2015<br />
gehört. Laut Anklage soll Schneider<br />
als Rädelsführer diese Versammlung<br />
massiv von außen gestört haben.<br />
Schneider wird vorgeworfen, eine<br />
aufgebrachte Menge dazu angestachelt<br />
zu haben, gegen die Scheiben<br />
des Versammlungssaals zu trommeln.<br />
Dagegen erklärte Hartmann,<br />
die Bürgerfragestunde zu einem geplanten<br />
Asylbewerberheim sei abgebrochen<br />
worden, weil es vor allem<br />
im Saal zu unruhig geworden sei.<br />
Im Fall eines Komplizen von<br />
Schneider hatte der Bundesgerichtshof<br />
nur die Höhe der Gesamtstrafe<br />
vonsieben Jahren gerügt. In dem Revisionsverfahren<br />
hatte die Staatsanwaltschaft<br />
vergangene Woche nun<br />
eine Haftstrafe von sechseinhalb<br />
Jahren beantragt. Am Freitag soll das<br />
Urteil gegen den 31-Jährigen gesprochen<br />
werden. (dpa, BLZ)
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
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Wissenschaft<br />
WieAmeise und<br />
Pflanze sich<br />
arrangierten<br />
Ihre Formen der Symbiose<br />
sind teilweise schon sehr alt<br />
Räuberische Ameisen nahmen<br />
vor Millionen von Jahren enge<br />
Beziehungen zu Pflanzen auf und<br />
nutzten sie als Nahrungsquelle. Erst<br />
später entstanden bei Pflanzen spezielle<br />
Merkmale,umdie Ameisen gezielt<br />
anzulocken oder bei sich zu halten<br />
–etwa als Kampftruppe gegen<br />
Fressfeinde. Das berichten US-Forscher<br />
nach der detaillierten Untersuchung<br />
der stammesgeschichtlichen<br />
Entwicklung beider Gruppen.„Diese<br />
stufenweise Verschiebung hin zu einer<br />
zunehmenden Abhängigkeit von<br />
Pflanzen mag intuitiv erscheinen, für<br />
uns war es dennoch überraschend“,<br />
sagt Matthew Nelsen vom Field Museum<br />
of Natural HistoryinChicago.<br />
Einige heutige Ameisenarten leben<br />
eng mit bestimmten Pflanzen<br />
zusammen: Sie nutzen zum Beispiel<br />
Dornen als Verstecke oder trinken<br />
Nektar und andere Pflanzensäfte.<br />
Vonder Beziehung profitieren beide<br />
Seiten: Die Pflanzen wehren mit<br />
Hilfe der Ameisen Schädlinge ab<br />
oder lassen ihreSamen vonden kleinen<br />
Insekten verteilen.<br />
Beginn vor145 Millionen Jahren<br />
Wann aber entstand diese symbiotische<br />
Beziehung, fragten sich dieWissenschaftler<br />
vom Field-Museum.<br />
Um diese Frage zu beantworten,<br />
schauten sich die Forscher die Entwicklungsgeschichte<br />
von mehr als<br />
1730 Ameisenarten und mehr als<br />
10 000 Pflanzengattungen genau an.<br />
Sie dröselten auf, wann bestimmte<br />
Merkmale in Ameisen und Pflanzen<br />
auftauchten.<br />
DieAnalyse zeigte,dass zunächst<br />
räuberische, am Boden lebende<br />
Ameisen begannen, in die Höhe zu<br />
klettern und Pflanzen als Lebensraum<br />
zu erobern. Dann fingen einige<br />
Arten an, Pflanzen auch als Nahrungsquelle<br />
zu nutzen. Das geschah<br />
in der Unterkreide, dem Abschnitt<br />
der Erdgeschichte, der vor 145 Millionen<br />
Jahren begann und vor gut<br />
100 Millionen Jahren endete.<br />
Später, gegen Ende der Oberkreide,<br />
verlegten einige Arten ihren<br />
Lebensmittelpunkt ganz auf Pflanzenund<br />
legten dortauch ihreNester<br />
an. Diemeisten dieser Anpassungen<br />
seien jedoch später entstanden, in<br />
der Erdneuzeit, schreiben die Wissenschaftler.<br />
Die begann vor 66Millionen<br />
Jahren, als die Dinosaurier<br />
ausstarben, und dauertbis heute an.<br />
Die Untersuchung ergab weiter,<br />
dass die Pflanzen die speziellen<br />
Merkmale, von denen Ameisen profitieren,<br />
erst später entwickelten.<br />
Nektardrüsen tauchten demnach in<br />
der späteren Kreidezeit auf, vor allem<br />
aber in der darauffolgenden<br />
Erdneuzeit. Spezielle Verstecke für<br />
Ameisen –Domatia –entstanden etwas<br />
verzögertzuletzt.<br />
Zu einer verstärkten Artbildung<br />
unter den Ameisen habe die Nutzung<br />
von Pflanzen nicht oder nur<br />
vorübergehend geführt, schreiben<br />
die Wissenschaftler. Nelsen: „Wir sehen<br />
keinen Teil des Ameisenstammbaumes<br />
mit Arten, die auf Pflanzen<br />
für Nahrung oder Lebensraum angewiesen<br />
sind, der schneller wächst<br />
oder sich schneller auffächert als<br />
Teile des Stammbaumes ohne solche<br />
Arten.“ (dpa)<br />
Blatt als Brunnen –einige Ameisenarten<br />
haben sogar ihre Nester auf Pflanzen. DPA<br />
Gehirnentzündung als Folge von Autoimmunprozessen. Bei der NMDA-Rezeptor-Enzephalitis ist vor allem das Hirnareal Hippocampus betroffen. Die Entzündung wird durch körpereigene<br />
Antikörper verursacht, die sich an das Hirngewebe binden (hellgrün). HARALD PRÜSS (2)<br />
Doch nicht schizophren<br />
Hinter psychiatrischen Symptomen steckt mitunter eine Immunattacke auf körpereigenes Gewebe<br />
VonMichael Brendler<br />
Simone (Name geändert)<br />
stand kurz vor dem Abitur.<br />
Deshalb wunderte sich zunächst<br />
auch keiner, als immer<br />
wieder Hand und Gesicht der<br />
18-Jährigen einschliefen. Auch die<br />
unruhigen Nächte schob die Mutter<br />
auf die Nervosität angesichts der bevorstehenden<br />
Prüfung. Aber als die<br />
Tochter sagte: „Mama, ich hab das<br />
Gefühl, ich stehe neben mir. Ich<br />
kann auf mich runtersehen“, bekam<br />
Andrea Huber dann doch Angst. Ein<br />
paar Stunden später konnte ihre<br />
Tochter nicht mehr 25 und 17 zusammenzählen<br />
und schrieb wirre<br />
Dinge. Auf dem Weg ins Krankenhaus<br />
hatte die junge Frau sogar epileptische<br />
Krämpfe.<br />
Simones Immunsystem, so stellte<br />
sich auf der Intensivstation heraus,<br />
hatte das eigene Gehirnangegriffen.<br />
Fast ein Jahr brauchten die Ärzte,um<br />
es wieder zu beruhigen: Für die Familie<br />
waren es zwölf Monate des<br />
Hoffens und Bangens. Eine Zeit, in<br />
der die Tochter von Engeln und<br />
Morddrohungen halluzinierte,keine<br />
Hemmungen mehr zu kennen<br />
schien und mit Metallstangen auf<br />
Pfleger losging.<br />
Gestörte Kommunikation<br />
Patientinnen wie Simone, sagt Stephan<br />
Rüegg vom Universitätsspital<br />
Basel, seien früher immer wieder in<br />
psychiatrischen Kliniken gelandet.<br />
Heute weiß es die Medizin zum<br />
Glück besser. Der scheinbareWahnsinn,<br />
erklärt der Neurologe des Basler<br />
Universitätsspitals, sei die Folge<br />
einer Attacke der eigenen Antikörper<br />
auf das Nervensystem. Statt sich gegen<br />
Krankheitserreger zu richten,<br />
greifen die Abwehrproteine Rezeptorenauf<br />
den Nervenzellen an, mit denen<br />
diese Signale benachbarter Neurone<br />
wahrnehmen. Dadurch stören<br />
sie die Kommunikation im Gehirn.<br />
Wird das Geschehen rechtzeitig<br />
erkannt, ist Heilung möglich. Mit<br />
Medikamenten kann man das autoaggressive<br />
Immunsystem bändigen.<br />
Häufig sind die Schäden nur vorübergehend.<br />
Richtig behandelt, erholt<br />
sich das Nervensystem wieder.<br />
Voraussetzung ist aber die richtige<br />
Diagnose –und das ist selbst heute<br />
vielerorts noch ein Problem.<br />
Kürzlich haben sich französische<br />
Wissenschaftler 111 Fälle von Patienten<br />
wie Simone genauer angesehen.<br />
Fast jeder zweite vonihnen war<br />
zunächst fälschlicherweise mit Verdacht<br />
auf Schizophrenie,Depression<br />
oder eine ähnliche Krankheit in einer<br />
Psychiatrie gelandet. Auch der<br />
Neurologe Harald Prüß von der <strong>Berliner</strong><br />
Universitätsklinik Charité kann<br />
von Fällen erzählen, bei denen erst<br />
nach einer langen Odyssee durch<br />
Nervenheilanstalten, nach Zwangsfixierungen<br />
und der Gabe von Neuroleptika<br />
auffiel, dass der Patient<br />
dort nicht hingehörte. Eine Studie<br />
der Universität Magdeburg, in der<br />
Blutproben von Schizophrenie-Patienten<br />
der Einrichtung untersucht<br />
wurden, zeigte: In jeder zehnten<br />
Probe fanden sich sogenannte<br />
NMDA-Antikörper wie bei Simone.<br />
„Ich bin überzeugt davon, dass es<br />
in den psychiatrischen Krankenhäusern<br />
noch mehr solcher Fälle gibt“,<br />
sagt der Nervenarzt. Gerade kleineren<br />
Kliniken mangele es oft an den<br />
notwendigen diagnostischen<br />
Werkzeugen.<br />
Womöglich<br />
spielten Autoimmunleiden<br />
bei der<br />
Mehrzahl der psychiatrischen<br />
Krankheitsfälle<br />
zumindest<br />
eine Nebenrolle.<br />
Auf alle Fälle hat<br />
die Bedeutung der<br />
Autoimmun-Enzephalitiden,<br />
wie sich<br />
Kernspinbilder enthüllen Entzündungsherde<br />
im Gehirn.<br />
diese Gehirnentzündungen<br />
nennen,<br />
seit ihrer Entdeckung<br />
im Jahr 2005<br />
stark zugenommen. „Inzwischen<br />
kennen wir fünfzehn Antikörper,die<br />
beteiligt sind“, sagt der Basler Experte<br />
Rüegg. Jedes Jahr kämen ein<br />
bis zwei neue dazu. Ähnlich wie bei<br />
der Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis,soder<br />
offizielle Name vonSimones<br />
Leiden, sind stets Rezeptoren im<br />
Gehirndas Ziel.<br />
Gaba ist zum Beispiel eine Substanz,<br />
mit der sich Nervenzellen gegenseitig<br />
ausbremsen. Werden die<br />
entsprechenden Rezeptoren durch<br />
Antikörper zerstört, kann das zum<br />
völligen Rückzug der Betroffenen<br />
führen, zu einer Artinnerem Einfrieren.<br />
Aber auch das Dopamin- und<br />
Glutamatsystem, zwei andere wichtige<br />
Neurotransmitter, werden vom<br />
Immunsystem attackiert.<br />
Die Gründe dafür sind weitestgehend<br />
ein Rätsel. Die NMDA-Enzephalitis,soviel<br />
weiß man zumindest,<br />
tritt besonders oft bei jungen Frauen<br />
auf. In etwa der Hälfte der Fälle ist sie<br />
bei ihnen mit einem gutartigen Tumor<br />
aus Keimzellen verbunden. In<br />
diesem Teratom wachsen die verschiedensten<br />
körpereigenen Gewebe<br />
und Strukturen, darunter<br />
manchmal auch NMDA-Rezeptoren.<br />
Die Abwehrzellen lernen sie als<br />
potenziellen Feind kennen und attackieren<br />
sie auch an anderer Stelle.<br />
Bei anderen scheint eine virale<br />
Entzündung am Anfang zu stehen.<br />
Zerstören Herpes-Erreger die Neuronen<br />
im Gehirn, dann führen die Zelltrümmer<br />
das Immunsystem manchmal<br />
ebenfalls in die Irre. Eine Enzephalitis<br />
durch den Erreger flammt<br />
wahrscheinlich deshalb oft ein zweites<br />
Malals Autoimmunleiden auf.<br />
Aber gilt Ähnliches auch für andereViren,<br />
womöglich schon bei banalen<br />
Erkältungskrankheiten? „Ich<br />
befürchte ja“, sagt Charitéforscher<br />
Prüß. Und manchen Menschen<br />
muss man die Attacken auf die eigenen<br />
Rezeptoren womöglich gar nicht<br />
erst beibringen. Sietragen dieVeranlagung<br />
dazu schon<br />
in ihren Genen.Werden<br />
ihre Abwehrzellen<br />
durch eine virale<br />
Infektion aufgeputscht,<br />
könne dass<br />
die fatale Reaktion<br />
in Gang setzen, vermutet<br />
der Neurologe.<br />
Noch interessanter<br />
werden solche<br />
Fragen, wenn man<br />
auf ein anderes<br />
Krankheitsbild<br />
blickt. Sogenannte<br />
TPO-Antikörper<br />
schleppen sogar jeder siebte Mann<br />
und fast jede dritte Frau mit sich<br />
herum. Sie verursachen eine Entzündung<br />
der Schilddrüse, Hashimoto-Thyreoiditis.<br />
Aber damit<br />
könnte es nicht getan sein, vermutet<br />
Ludger Tebartz van Elst. Im vergangenen<br />
Jahr hat der Psychiater an der<br />
Uniklinik Freiburgeine Patientin mit<br />
ungewöhnlichen Symptomen behandelt.<br />
Eigentlich deutete bei der<br />
41-jährigen Lehrerin alles auf eine<br />
Schizophrenie hin.<br />
Zu den eingebildeten Stimmen<br />
gesellte sich zum Beispiel ein merkwürdiger<br />
Wahn. Jede Geste, die man<br />
vor der Frau machte, deutete sie in<br />
sexuelle Avancen um. „Fasste man<br />
sich an die Nase, meinte die Patientin,<br />
man wolle mit ihr schlafen, ein<br />
Griff ans Ohrläppchen stand für analen<br />
Geschlechtsverkehr“ erzählt van<br />
Elst. „Mein armer Stationsarzt<br />
wusste gar nicht mehr wohin mit<br />
den Händen“, ergänzt er. Sieben<br />
Jahrelang versuchten Mediziner vergeblich,<br />
dem Wahn mit Medikamenten<br />
beizukommen.<br />
Beim dritten Stationsaufenthalt<br />
entschlossen sich die Ärzte, esmit<br />
Kortison zu probieren. Sie vermuteten<br />
das sogenannte Sreat-Syndrom,<br />
bei dem Hashimoto-Antikörper und<br />
psychische Symptome aus rätselhaftem<br />
Grund zusammenkommen.<br />
Kortison ist nicht nur eines der effektivsten<br />
Mittel, um das Immunsystem<br />
zu bremsen, es hilft auch regelmäßig<br />
den von diesem Syndrom Betroffenen.<br />
Bei der Freiburger Patientin<br />
schlug es ebenfalls an.<br />
Dass Menschen mit derartigen<br />
Schilddrüsenerkrankungen psychische<br />
Symptome haben, ist gar nicht<br />
so selten, wie eine vor kurzem erschienene<br />
Studie in der Fachzeitung<br />
Jama Psychiatry zeigte. Demnach<br />
sind Angsterkrankungen bei ihnen<br />
doppelt so häufig, Depressionen sogar<br />
viermal häufiger als in der Normalbevölkerung.<br />
Kortison könnte demnach so einigen<br />
Menschen helfen. Das Problem<br />
ist jedoch: Unter den verdächtigen<br />
psychiatrischen Problemen leidet<br />
mindestens jeder sechste Deutsche.<br />
Und allein schon angesichts<br />
ihrer Häufigkeit werden sich rund<br />
bei jedem fünften von ihnen Hashimoto-Antikörper<br />
finden. Soll man<br />
ihnen demnächst allen auf Verdacht<br />
Kortison spritzen? Das wären fast<br />
drei Millionen Menschen. Zumal<br />
Kortison selbst die Nebenwirkung<br />
haben kann, echte psychische<br />
Krankheiten massiv zu verstärken.<br />
Seltenes Syndrom<br />
Stephan Rüegg ist daher eher zurückhaltend:<br />
„Ein Sreat-Syndrom ist<br />
außerordentlich selten“, sagt er.„Ich<br />
sehe in Basel gerade mal alle zwei<br />
Jahre soeinen Patienten.“ Womöglich<br />
seien die Schilddrüsen-Antikörper<br />
auch gar nicht die Ursache von<br />
Depression und Psychose, sondern<br />
nur ein Anzeichen für ein paralleles,<br />
noch unbekanntes Autoimmunleiden.<br />
Denn es ist bekannt, dass sich<br />
bei Autoimmunleiden der Körper oft<br />
an mehr als einer Stelle gegen sich<br />
selbst richtet.<br />
Für Mediziner bleibt trotzdem die<br />
Frage, wie sie zum Beispiel mit einem<br />
Schizophreniekranken verfahren<br />
sollen, in dessen Blut sich auch<br />
Antikörper finden. Oder mit einem<br />
Depressiven, der Morbus Hashimoto<br />
hat. „Wenn die Symptome<br />
plötzlich aufgetreten sind, sollte das<br />
ein Anlass sein, genauer hinzusehen“,<br />
sagt Rüegg. Einweiteres Warnzeichen<br />
seien auch zusätzliche neurologische<br />
Krankheitszeichen wie<br />
epileptische Anfälle.Für Simone war<br />
die Kortisontherapie genau das<br />
Richtige: „Ich bin wieder ganz die<br />
Alte“, sagt sie. Demnächst wird sie<br />
mit dem Studium beginnen.<br />
Resistente<br />
Bakterien<br />
im Salat<br />
Funde bei Kräutern und in<br />
Fertigmischungen<br />
Salate und andere vorgeschnittene<br />
Produkte zum Sofortverzehr<br />
sind offenbar regelmäßig mit resistenten<br />
Bakterien verunreinigt. In einer<br />
Studie enthielten alle 24 untersuchten<br />
Produkte aus deutschen Supermärkten<br />
Kolibakterien mit Resistenzgenen<br />
gegen das Antibiotikum<br />
Tetrazyklin. Zwar kamen die meisten<br />
Keime nur in geringer Konzentration<br />
vor. Siekönnten aber nach dem Verzehr<br />
ihreResistenzgene im Darm auf<br />
andere Mikroorganismen übertragen,<br />
auch auf Krankheitserreger,<br />
mahnt ein Team um Kornelia Smalla<br />
vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig<br />
im Fachblatt mBio.<br />
„Der Konsum von Salaten wird<br />
trotz des Nutzens für die menschliche<br />
Gesundheit zunehmend als Quelle<br />
vonBakterien erkannt, die Krankheiten<br />
verursachen, gegen Antibiotika<br />
resistent sind oder Gene für Antibiotika-Resistenzen<br />
tragen“, schreiben<br />
die Forscher mit Verweis auf Ausbrüche<br />
wie die EHEC-Epidemie im Jahr<br />
2011 in Deutschland. Die Kontaminierung<br />
der Salate könne schon auf<br />
den Feldern erfolgen, etwa durch organische<br />
Dünger oder Bewässerung.<br />
Für die Studie kauften die Forscher<br />
24 Packungen Mischsalat, Rucola<br />
und Koriander in Supermärkten<br />
in Braunschweig und Magdeburg.<br />
Anschließend analysierten sie die<br />
Produkte auf Bakterien der Art<br />
Escherichia coli. Diese Keime sind<br />
zwar meist harmlos, können aber<br />
übertragbare Resistenzgene gegen<br />
Antibiotika tragen. In allen Proben<br />
fanden sich Kolibakterien, die gegen<br />
Tetrazyklin resistent waren, das in<br />
der Tierhaltung viel genutzt wird.<br />
Experten raten: Generell sollte<br />
man Rohkost, Blattsalate und frische<br />
Kräuter vor dem Verzehr gründlich<br />
mitTrinkwasser waschen, um das Risiko<br />
der Aufnahme von Krankheitserregern<br />
oder resistenten Bakterien<br />
zu minimieren. (dpa/fwt)<br />
Zehn<br />
Sternschnuppen<br />
pro Stunde<br />
Höhepunkt des Stroms der<br />
Leoniden am Sonnabend<br />
Gute Nachrichten für Sternschnuppenfans:<br />
Die Leoniden<br />
sind vom heutigen Dienstag an wieder<br />
aktiv.Der Sternschnuppenstrom<br />
erreicht sein Maximum in der Nacht<br />
von Sonnabend auf Sonntag. Dieses<br />
Malrechnen Experten allerdings mit<br />
einer geringeren Aktivität als in den<br />
Vorjahren.<br />
„Erwartet werden bis zu zehn<br />
Sternschnuppen pro Stunde“, sagt<br />
der Leiter des Potsdamer Urania-<br />
Planetariums, Simon Plate. Ambesten<br />
seien sie in den frühen Morgenstunden<br />
in dunkler Umgebung zu<br />
sehen –und zwar in Richtung Nordosten.<br />
Die Leoniden sind nach dem<br />
Sternbild Löwe (lateinisch Leo) benannt,<br />
aus dessen Richtung sie<br />
scheinbar auftauchen. Ihren Ursprung<br />
haben die Meteore in der<br />
Trümmerwolke des Kometen<br />
55P/Tempel-Tuttle. Sobald Bruchstücke<br />
des Kometen in die Erdatmosphäre<br />
eintreten, verglühen sie und<br />
werden zu Sternschnuppen.<br />
„Die Leoniden gehören zu den<br />
schnellsten Sternschnuppen, die wir<br />
beobachten können. Sie haben eine<br />
Geschwindigkeit von bis zu 70 Kilometern<br />
pro Sekunde“, sagt Simon<br />
Plate. Inder Nacht vom 13. auf den<br />
14. Dezember geht es weiter mit den<br />
nächsten Sternschnuppen – dann<br />
wird das Maximum der Geminiden<br />
erwartet. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 17 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Eine lang<br />
ersehnte<br />
Option<br />
Fabian Wiede steht bei den<br />
Füchsen vor der Rückkehr<br />
Die Personalsituation bei den<br />
Füchsen Berlin ist angespannt,<br />
den Handball-Bundesligisten plagen<br />
Verletzungsprobleme,doch jetzt<br />
steht immerhin schon Fabian Wiede<br />
vor der Rückkehr ins Team. Der 24-<br />
Jährige kann vermutlich an diesem<br />
Donnerstag beim Heimspiel in der<br />
Max-Schmeling-Halle sein Comeback<br />
geben. Der Rückraumspieler<br />
hatte sich bei der bei der inoffiziellen<br />
Vereins-WM in Katar einen Schienbeinanbruch<br />
zugezogen und fehlte<br />
seitdem den <strong>Berliner</strong>n.<br />
Für Wiede war es die zweite Verletzung<br />
in dieser Saison. Während<br />
der Vorbereitung hatte er im rechten<br />
Fußeine Knochenquetschung sowie<br />
einen Plantarfaszien-Einriss erlitten<br />
und erst seit Mitte September wieder<br />
spielen können. Gerade einmal vier<br />
Wochen konnte der Linkshänder<br />
den Füchsen helfen, dann verletzte<br />
er sich Katar erneut.<br />
Velimir Petkovic ist froh, dass<br />
Wiede vor der Rückkehr steht. Der<br />
Trainer der Füchse muss den Ausfall<br />
von neun Spielern kompensieren.<br />
MitWiede verfügt er über eine wertvolle<br />
zusätzliche Option. „Wenn er<br />
auf dem Feld ist, können wir einen<br />
ganz anderen Handball spielen, bekommen<br />
schnell viel mehr Qualität“,<br />
sagt Coach Petkovic.<br />
In einem Internet-Video ist Fabian<br />
Wiede auf einem Fahrradergometer<br />
zu sehen. Neben ihm schwitzt<br />
Christoph Reißky bei Sit-ups, Paul<br />
Drux trainiert seine Oberschenkel.<br />
Im Hintergrund dehnen sich Kevin<br />
Struck und Simon Ernst. Auch sie<br />
sind angeschlagen. Drux könnte<br />
ebenfalls bald zurückkehren. Anfang<br />
Dezember werden dann die anderen<br />
Linkshänder Christoph Reißky und<br />
Mattias Zachrisson zurückerwartet.<br />
Auf den Rest muss Trainer Petkovic<br />
allerdings noch bis zum kommenden<br />
Jahr warten. (cap.)<br />
Ankunft der Schmetterlinge<br />
Die Niederlage von Tennisprofi Roger Federer zum Auftakt in London gegen Kei Nishikori gibt Rätsel auf<br />
VonDoris Henkel, London<br />
Manchmal dauertes, bis<br />
Roger nach einem<br />
Spiel in der Pressekonferenz<br />
erscheint,<br />
manchmal taucht er schon nach fünf<br />
Minuten auf, und daraus lässt sich<br />
ansatzweise schließen, wie es ihm<br />
geht. Nach der Niederlage im ersten<br />
Gruppenspiel des Saisonfinales in<br />
London gegen KeiNishikori(6:7, 3:6)<br />
saß er schon auf dem Podium, als der<br />
Japaner noch auf dem Platz beim<br />
Siegerinterview stand; man fragte<br />
sich, wie er es geschafft hatte, inder<br />
extrem kurzen Zeit das T-Shirt zu<br />
wechseln. Als Erklärung für die maximale<br />
Eile ließ er wissen, er wolle<br />
diesen Abend so schnell wie möglich<br />
abhaken, um sich in Gedanken auf<br />
die nächste Aufgabe einzustimmen.<br />
Falls er auf der Suche nach einem<br />
positiven Ansatz gewesen sein sollte,<br />
gab es zumindest einen: Viel<br />
schlechter als in der ersten Partie<br />
wird er in der zweiten an diesem<br />
Dienstagabend gegen Dominic<br />
Thiem aus Österreich kaum spielen<br />
können.<br />
Es schwirrten allerlei Deutungen<br />
durch die riesige Londoner Arena,<br />
wie das Geschehen nun einzuordnen<br />
sei. Dabei ging es weniger um<br />
die Niederlage an sich als vielmehr<br />
um die Art. Auf der nach oben himmelweit<br />
offenen Federer-Skala lag<br />
derWert diesmal deutlich unter Null.<br />
Da Nishikori nicht viel besser in<br />
Form war, erlebten die 20 000 Zuschauer<br />
einen ernüchternden<br />
Abend voller Fehler. Beim kuriosesten<br />
der Sammlung schoss sich Federerbeinahe<br />
selbst ab,als der Ball bei<br />
einem Return vom Schläger absprang<br />
und an seinem Kinn landete.<br />
Manchmal wirkte er unwirsch, dann<br />
hochgradig nervös, und Momente<br />
der relativen Sicherheit währten nie<br />
allzu lange.<br />
Sieg dringend benötigt<br />
Nun sollte man einerseits daran erinnern,<br />
dass selbst die besten Spieler<br />
bisweilen neben sich stehen, dass es<br />
auch nicht Roger Federers erste Niederlage<br />
in diesem Jahr war, sondern<br />
bereits die neunte. Andererseits gehört<br />
dieses Turnier der Besten am<br />
Ende des Jahres zu seinen Lieblingsterminen.<br />
Seit seinem ersten Start<br />
anno 2002 verlor er nur dreimal ein<br />
Auftaktspiel, aber noch nie eines vergleichsweise<br />
glatt in zwei Sätzen,<br />
und er braucht nun dringend einen<br />
Im Stress: Roger Federer steht in London unter Druck.<br />
AP/IRELAND<br />
Sieg gegen den Österreicher Thiem.<br />
Nach wie vor ist alles möglich, wie<br />
die Geschichte der drei missglückten<br />
ersten Spiele zeigt: 2007 gewann er<br />
nach einer Niederlage gegen den<br />
Chilenen Fernando Gonzalez am<br />
Ende in überragender Form den Titel;<br />
im Jahr danach schied er zum<br />
einzigen Mal inseiner Karriere nach<br />
der Vorrunde aus; und nach einer<br />
Auftakt-Niederlage 2013 gegen Novak<br />
Djokovic landete er im Halbfinale.<br />
Als er beim Turnier in Basel vor<br />
ein paar Wochen den 99. Titel seiner<br />
Karrieregewann, war es trotz der erfolgreichen<br />
Woche nicht ganz einfach,<br />
seine Form einzuordnen. Beim<br />
Start danach in Paris schied er zwar<br />
im Halbfinale gegen Djokovic aus,<br />
aber in einem der besten Spiele des<br />
Jahres wirkte er so stark, voller Angriffslust<br />
und sicher wie seit Monaten<br />
nicht mehr.Als er vorBeginn der<br />
ATPFinals gefragt wurde,obihm die<br />
positiven Schwingungen aus Parisin<br />
London beflügeln könnten, da<br />
meinte er,Paris garantieregar nichts<br />
für London; die Puzzleteile könnten<br />
in dem Turnier zusammenkommen,<br />
aber er werde dafür kämpfen müssen.<br />
SchmerzenimHandgelenk<br />
Wie viel Nervosität war im Spiel gegen<br />
Kei Nishikori? Die Anwesenheit<br />
der gleichermaßen gefürchteten wie<br />
geliebten Schmetterlinge ist ja nicht<br />
leicht zu erklären. Federer hat schon<br />
oft erzählt, die seien selbst bei vergleichsweise<br />
kleinen Spielen manchmal<br />
einfach da, dagegen fühle er sich<br />
vor großen Finals manchmal sicher<br />
und ruhig. Aber möglich ist natürlich<br />
auch, dass ihm etwas fehlt. Kürzlich<br />
hatte er zugegeben, während des<br />
ganzen Sommers mit Schmerzenim<br />
Handgelenk gespielt zu haben, wovon<br />
außerhalb des inneren Zirkels<br />
keiner eine Ahnung gehabt hatte.<br />
Gibt es auch diesmal ein gravierendes<br />
Problem, wird man das sicher<br />
nicht vor seinem letzten Auftritt in<br />
der Londoner Arena erfahren, wenn<br />
überhaupt.<br />
Am Tagnach seiner verwirrenden<br />
Niederlage gegen Kei Nishikori und<br />
vor dem nicht ganz unwichtigen<br />
Spiel gegen Dominic Thiem sagte<br />
Roger Federer ein geplantes Training<br />
im Londoner Queen“sClub ab.Möglich,<br />
dass er anderswo unbeobachtet<br />
spielen wollte; möglich, dass es ihm<br />
nicht gut ging. Zu diesem Thema<br />
demnächst mehr.<br />
NACHRICHTEN<br />
Santiago Solari ist neuer<br />
Cheftrainer bei Real Madrid<br />
FUSSBALL. DerArgentinier Santiago<br />
Solariwurde vomInterims- zum<br />
Chefcoach vonChampions-League-<br />
Sieger Real Madrid befördert. Die<br />
Königlichen hatten 14 Tage Zeit, Solarinach<br />
der Trennung vonJulen Lopetegui<br />
auf Probe zu testen. Am<br />
Montag lief diese Frist, die in Spanien<br />
für alle Klubs gilt, ab.Entweder<br />
wirdder Trainer dann zur Dauerlösung<br />
oder ein neuer Coach verpflichtet.<br />
Vier Siege sprachen für Solari.<br />
1. FC Magdeburg entlässt<br />
Trainer Jens Härtel<br />
FUSSBALL. Der1.FCMagdeburg,<br />
noch ohne Heimsieg und mit nur<br />
neun Punkten aus 13 Spielen Tabellenvorletzter<br />
der Zweiten Liga,<br />
trennt sich vonAufstiegstrainer Jens<br />
Härtel, 49. Auch Härtels Assitent<br />
Ronny Thielemann muss gehen.<br />
Amateur-Verband kämpft<br />
um Olympia-Teilnahme<br />
BOXEN. Derkriselnde Amateur-<br />
Weltverband (Aiba) reichte einen Bericht<br />
zu Themen wie Finanzen, Ethik<br />
und Doping ein. Aufder Basis dieses<br />
Reports will die Exekutivedes IOC<br />
über einen möglichen Ausschluss<br />
der Aiba vonden Sommerspielen<br />
2020 in Tokio entscheiden.<br />
St. Brown und Green Bay<br />
besiegen Miami Dolphins<br />
FOOTBALL. DieGreen BayPackers<br />
mit dem deutschen Passempfänger<br />
Equanimeous St.Brown hielten mit<br />
31:12 gegen die Miami Dolphins ihre<br />
Play-off-Hoffnungen am Leben. Der<br />
22-jährige St. Brown stand in der<br />
Startformation, wurde vonQuarterback<br />
Aaron Rodgers aber nur selten<br />
in Szene gesetzt.<br />
18-Jähriger verunglückt<br />
tödlich bei Weltcup in Rio<br />
SKATEBOARD.Das Weltcup-Finale<br />
in Rio de Janeiro ist von einem<br />
tödlichen Unfall überschattet worden.<br />
Bei der Abfahrt imTijuca-<br />
Stadtwald stieß der 18-jährige Brasilianer<br />
Allyson Pastrana frontal<br />
mit einem entgegenkommenden<br />
Motorrad der Organisation zusammen<br />
und erlag wenig später<br />
seinenVerletzungen.<br />
Comeback: Fabian Wiede könnte gegen<br />
Melsungen wieder auflaufen.<br />
DPA<br />
Großer Umbruch<br />
im deutschen<br />
Eishockey<br />
Auch Verbandschef Reindl<br />
steht vor dem Abschied<br />
D<br />
er Deutsche Eishockey-Bund<br />
steht nach dem Abgang seines<br />
erfolgreichsten Bundestrainers vor<br />
einem noch größeren Umbruch als<br />
gedacht. Nach Marco Sturm dürfte<br />
auch DEB-Präsident Franz Reindl<br />
den Verband bald verlassen. Damit<br />
würde das deutsche Eishockey die<br />
beiden prägendsten Köpfe des Aufschwungs<br />
nach der Silber-Medaille<br />
bei Olympia 2018 verlieren. Beim<br />
Abschied von Bundestrainer Sturm<br />
beim Deutschland Cup in Krefeld<br />
ließ Reindl durchblicken, dass er sich<br />
eine Kandidatur um den Vorsitz<br />
beim Weltverband (IIHF) vorstellen<br />
kann. Als Favorit für die Nachfolge<br />
von Sturm als Bundestrainer wird<br />
derweil Harold Kreis vonder Düsseldorfer<br />
EG gehandelt. (dpa)<br />
Aufbruch aus dem Neandertal<br />
Fußball-Zweitligist 1. FC Union verdankt seinen Sieg gegen Fürth auch dem Einsatz von technischen Hilfsmitteln<br />
VonMathias Bunkus<br />
Dass Fußball ein einfaches Spiel<br />
sei, ist eine der Thesen, denen<br />
Unions Cheftrainer Urs Fischer vehement<br />
widersprechen würde. Für<br />
den 52-Jährigen ist es ein sehr komplexer<br />
Sport, bei dem es zahlreiche<br />
Variablen gibt und in dem viele<br />
Dinge miteinander harmonieren<br />
müssen, um zum Erfolg zu kommen.<br />
Folglich steht er allen Hilfsmitteln<br />
aufgeschlossen gegenüber, die ihm<br />
das Arbeiten erleichtern. DenVideobeweis<br />
etwa würde er gerne schon<br />
jetzt in Liga zwei eingesetzt wissen.<br />
„Wie viele falsche Entscheidungen<br />
wurden damit denn korrigiert? Es ist<br />
gut, dass es ihn gibt. Man muss nur<br />
genauer definieren, wo er greifen<br />
soll“, sagte der Schweizer.<br />
Am Sonntag gegen Fürth war es<br />
aber eher eine andere technische<br />
Neuerung, die dazu beitrug, den 4:0-<br />
Sieg am Ende sicher nach Hause zu<br />
fahren. Denn die Höhe des Erfolges<br />
täuscht ein wenig über die Art und<br />
Weise hinweg, wie er zustande kam.<br />
Beim Treffer 1:0 waren die Franken<br />
noch durch die starkblutende Platzwunde<br />
ihres Verteidigers Maximilian<br />
Wittek geschockt und standen nach<br />
Fischer-Technik: Unions Assistenzcoach Markus Hoffmann hat Funkkontakt. MATTHIAS KOCH<br />
der Auswechslung einen Moment<br />
unsortiert. Was Jushua Mees nach<br />
gefühlvollem Zuspiel von Marcel<br />
Hartel bestrafte (4. Minute). Wenig<br />
später war Union kurz inder Überzahl,<br />
und Mees nutzedie zweite sich<br />
ihm bietenden Gelegenheit (10.).<br />
Doch: „Danach meinen wir,dass wir<br />
hier 6:0 in die Halbzeit gehen müssen,<br />
oder jeder glaubt, er müsse ein<br />
Tormachen, und wir vernachlässigen<br />
dann die Defensive“, sagte RobertZulj.<br />
Es war eines jener vonFischer geschätzten<br />
Hilfsmittel, das für Abhilfe<br />
sorgte. Eswar der Funkkontakt, den<br />
Unions Videoanalyst Adrian Wittman<br />
mit Aisstenztrainer Markus<br />
Hoffmann während des Spiel ständig<br />
hält. „Unten vom Spielfeldrand<br />
aus sieht man manche Punkte aus<br />
unserer Optik nicht so genau. Darüber<br />
informiertuns Adrian während<br />
des Spiels, und wir können es dann<br />
an die Mannschaft weitergeben “, erläuterte<br />
Fischer. Ob die Abstände<br />
stimmen, die Spieler ihrePositionen<br />
richtig halten. „Das ist ein Hilfsmittel,<br />
das ich sehr begrüße. ImAmerican<br />
Football, wie lange machen die<br />
das schon? Im Fußball sind wir da<br />
eher die Neandertaler“, meinte Fischer.<br />
Dieneue Funkausrichtung führte<br />
dazu, dass Union Stück für Stück die<br />
Spielidee der Franken besser dechiffrieren<br />
konnte. Was auch nötig war,<br />
trotz des zwischenzeitlichen 3:0<br />
durch Mittelstürmer Sebastian Polter<br />
(29.). „Die erste Halbzeit hat mir<br />
nicht so gut gefallen, da haben wir<br />
keinen Zugriff bekommen. Fürth<br />
war die bessere Mannschaft. Nach<br />
der Pause war das deutlich besser“,<br />
sagte Technikfan Fischer.<br />
Allerdings muss dabei noch angemerkt<br />
werden, dass ein altmodisches,schon<br />
immer zum Spiel gehöriges<br />
Element den Ausschlag ab.Das<br />
vierte Union-Tor nämlich – wiederum<br />
von Sebastian Polter nach<br />
Vorarbeit von Suleiman Abdullahi<br />
(56.). Spätestens in diesem Moment<br />
wurde den Gästen klar, dass an diesem<br />
Tagnichts mehr zu holen sein<br />
würde in Köpenick. Folglich erlahmte<br />
ihr Elan etwas und Union<br />
konnte es lockerer angehen lassen.<br />
ZAHLEN<br />
Tennis<br />
ATP-World Tour Finals in London<br />
Männer,Einzel, Vorrunde, Gruppe A: Alexander<br />
Zverev(Hamburg) -Marin Cilic (Kroatien) 7:6<br />
(7:5), 7:6 (7:1)<br />
Gruppe B: Kevin Anderson (Südafrika) -Dominic<br />
Thiem (Österreich) 6:3, 7:6 (12:10); Kei Nishikori<br />
(Japan) -Roger Federer (Schweiz) 7:6 (7:4), 6:3<br />
Doppel: Oliver Marach/Mate Pavic (Österreich/Kroatien)<br />
-Pierre-Hugues Herbert/Nicolas<br />
Mahut (Frankreich) 6:4, 7:6 (7:3)<br />
Fußball<br />
2. Bundesliga<br />
VfL Bochum −Darmstadt 98 1:0<br />
1Hamburger SV 13 17: 12 27<br />
2 1. FC Köln 13 32: 18 24<br />
3 Union Berlin 13 19: 8 23<br />
4 FC St. Pauli 13 19: 18 23<br />
5 VfL Bochum 13 22: 15 20<br />
6 Heidenheim 13 20: 14 20<br />
7 Regensburg 13 24: 20 20<br />
8 Gr.Fürth 13 18: 18 20<br />
9 SC Paderborn 13 26: 24 18<br />
10 Kiel 13 22: 21 18<br />
11 Dyn. Dresden 13 17: 20 18<br />
12 Darmstadt 98 13 17: 18 17<br />
13 Erzg.Aue 13 13: 18 14<br />
14 Arm. Bielefeld 13 16: 21 13<br />
15 Sandhausen 13 13: 20 10<br />
16 Duisburg 13 12: 20 10<br />
17 Magdeburg 13 16: 24 9<br />
18 Ingolstadt 13 13: 27 8
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Formel 1<br />
Sozialstunden<br />
für den Rüpel<br />
Elmar Brümmer<br />
empfiehlt Max Verstappen<br />
eine Benimmschule.<br />
Das Gejammer geht schon seit<br />
Jahren so, egal wie heftig oder<br />
spannend die Auseinandersetzungen<br />
an der Spitze zwischen Abo-<br />
Champion Lewis Hamilton und den<br />
besten deutschen Rennfahrernsind:<br />
DerFormel 1fehlen die Typen. Wirklich?<br />
Beim Großen Preis von Brasilien<br />
sorgte Max Verstappen wieder<br />
einmal für Aufsehen. Schon im Rennen<br />
gehörte nicht dem späteren Sieger<br />
Hamilton, sondern Verstappen<br />
die Aufmerksamkeit. In der 44. der 71<br />
Runden kollidiert der grundsätzlich<br />
kontaktfreudige Niederländer mit<br />
Hinterbänkler Esteban Ocon. Der<br />
anschließende Dreher kostete ihn<br />
den möglichen Sieg. Unddie Contenance.<br />
Was nun das Interesse der<br />
Wettbewerbshüter weckte, waren<br />
aber die Szenen bei der finalen Wiegezeremonie.Verstappen<br />
ging Ocon<br />
verbal an, schubste ihn, die Rennkommissaregingen<br />
dazwischen.<br />
Mildernde Umstände könnten<br />
das Alter sein, er ist erst 21, und die<br />
Enttäuschung.Vielleicht auch die Erziehung<br />
durch Papa Jos, der jede Eislaufmutti<br />
in den Schatten stellen<br />
würde. Aber den Frust so auszuleben,<br />
zeigt, dass er sich nicht im Griff<br />
hat. Und dass er bei den etablierten<br />
Piloten kein Mitgefühl bekommt,<br />
versteht sich, so oft, wie er denen die<br />
Rennen schon im Harakiri-Stil kaputtmachte.<br />
Seine Manöver zwangen<br />
Sebastian Vettel dazu, Entschuldigungsbriefe<br />
zu schreiben; er hatte<br />
Renndirektor Charlie Whiting über<br />
Boxenfunk mit ein paar „Fuck off“<br />
bedachte,weil Verstappens Attacken<br />
nicht bestraft wurden. Lewis Hamilton<br />
sagte dem fluchenden Holländer<br />
ins Gesicht: „Esteban hatte nichts zu<br />
verlieren, du alles. Und er hatte das<br />
Recht, sich zurückzurunden.“<br />
Salomonisches Urteil<br />
Der Emotions-Sünder kam in Interlagos<br />
glimpflich davon. Salomonisch<br />
urteilte das Schnellgericht, dass bei<br />
aller Aufregung die Sportlichkeit<br />
nicht auf der Strecke bleiben dürfe.<br />
Zwei Tage Sozialdienst im Auftrag<br />
des Automobilweltverbandes (Fia)<br />
muss Verstappen leisten. Ob die<br />
Strafaktion aber auch eine gute Idee<br />
für die Allgemeinheit ist? Nicht, dass<br />
sich einer die Ausraster noch zum<br />
Vorbild nimmt. Denn zum reuigen<br />
Sünder taugt Verstappen kaum.<br />
Dasmilde Urteil dürfte den Trotzkopf<br />
eher bestätigen, denn Unrechtsbewusstsein<br />
hat er schon bei<br />
früheren Taten nicht gekannt: „Mir<br />
ist egal, was die Leute sagen. Ich bin<br />
ein Sieger.Und Esteban die Hand zu<br />
schütteln, wäre komisch gewesen.<br />
Meine richtige Strafe ist, dass ich den<br />
Sieg verloren habe.In15Jahren kann<br />
ich vielleicht darüber lachen.“ Aber<br />
was passiertbis dahin noch alles?<br />
Besser wärees, Respekt zu lernen.<br />
Den haben die echten Typen in der<br />
Formel 1nämlich, die richtig guten.<br />
Offene Worte: Max Verstappen hörtLewis<br />
Hamilton aufmerksam zu. GETTY/THOMPSON<br />
Spot an! Joachim Löw steht am Donnerstag in Leipzig beim Testspiel gegen Russland wieder unter Beobachtung.<br />
Abstieg mit Auflagen<br />
Darum sollte Bundestrainer Löw in den letzten Länderspielen des Jahres erfrischende Ansätze anbieten<br />
VonFrank Hellmann<br />
Joachim Löw ist keiner,der jede<br />
Statistik sofort auswendig<br />
lernt. Deswegen hatte der Bundestrainer<br />
am besagten 29. August<br />
einige Mühe, als er seine mit<br />
Spannung erwartete WM-Analyse<br />
im Presseraum der Münchner Arena<br />
vortrug, ohne Sehhilfe die per Teleprompter<br />
auf einen Monitor geworfenen<br />
Zahlen und Daten abzulesen.<br />
Zumindest kam damals die Botschaft<br />
noch rüber, dass der deutschen<br />
Nationalmannschaft vor allem<br />
die Geschwindigkeit in allen<br />
Richtungen fehlt. Dummerweise<br />
dauerte es noch drei weitereLänderspiele,bis<br />
der 58-Jährige wirklich die<br />
nötigen Schlüsse zog. Erst im Rückspiel<br />
der Nations League gegen<br />
Frankreich (1:2) standen im Stade de<br />
France sechs Akteure auf dem Feld,<br />
die 23 Jahre und jünger waren –und<br />
tempomäßig mithalten konnten.<br />
Schneller, mutiger, frischer: Genau<br />
diese Attribute wollen Löw und<br />
die Öffentlichkeit nicht mehr missen,<br />
wenn mit dem Freundschaftsspiel<br />
gegen Russland in Leipzig an<br />
diesem Donnerstag (20.45 Uhr/RTL)<br />
und dem Nations-League-Duell gegen<br />
die Niederlande in Gelsenkirchen<br />
am 19. November (20.45<br />
Uhr/ARD) das schon jetzt völlig unbefriedigende<br />
Länderspieljahr endet.<br />
Immerhin: Eine Ablösung hat<br />
der seit 2006 in der Chefrolle agierende<br />
Fußballlehrer von Verbandsseite<br />
nicht mehr zu befürchten; es sei<br />
denn, seine Auswahl bietet zwei fürwahr<br />
gruselige Auftritte an.<br />
Inzwischen soll sich die DFB-<br />
Führungsspitze auch darauf verständigt<br />
haben, dass ein Abstieg aus<br />
dem neuen Wettkampfformat namens<br />
Nations League folgenlos<br />
bliebe, zumal dieser schon vor der<br />
letzten Partie auf Schalke besiegelt<br />
wäre, sollten die Niederländer gegen<br />
Frankreich am Freitag in Amsterdam<br />
gewinnen. „Natürlich wollen wir alles<br />
tun, um in der Liga Azubleiben,<br />
aber wir haben es nicht mehr allein<br />
Gesprächsbedarf beim Länderspiel in Paris: Bundestrainer Joachim Löw unterweist<br />
Julian Draxler,LeroySané befragt Assistentscoach Marcus Sorg .<br />
DPA/INA FASSBENDER<br />
„Ich bin ganz sicher, dass es bis 2020 noch<br />
viele Veränderungen geben wird.“<br />
Joachim Löw will Reformen am Kader und am Spielstil der deutschen<br />
Fußball-Nationalmannschaft dosiert umsetzen.<br />
in der Hand“, sagt Löw.„Unser Blick<br />
geht über den Tellerrand der Nations<br />
League hinaus.“ Zwangsläufig. Am 2.<br />
Dezember werden in Dublin die EM-<br />
Qualifikationsgruppen ausgelost.<br />
Löw-Doktrin: Schritt für Schritt<br />
Der mit dem Verzicht auf Jérôme<br />
Boateng eingeleitete Verjüngungsprozess<br />
erfolgt aber weiter höchst<br />
behutsam. In Löw-Doktrin: „Ich bin<br />
ganz sicher, dass es bis 2020 noch<br />
viele Veränderungen geben wird,<br />
aber eben wohldosiert und Schritt<br />
für Schritt und nicht überhastet.“<br />
Seinen gezügelten Reformeifer<br />
erklärt der Coach mit einem begrenzten<br />
Pool an Nachrückern. Er<br />
habe eben nicht das Gefühl wie 2009,<br />
als sieben, acht U21-Europameister<br />
direkt in der Lage waren, sich auf<br />
höchstem Niveau zu etablieren.<br />
„Diese Schwemme von guten Spielern<br />
haben wir im Moment nicht.“<br />
Ergo könne man eine neue Mannschaft<br />
„nicht auf Knopfdruck aus<br />
dem Boden stampfen“.<br />
Gleichwohl: Es gibt keinen<br />
Grund, Serge Gnabry und Leroy<br />
Sané, aber auch Niklas Süle oder<br />
Thilo Kehrer nicht weitere Lernfortschritte<br />
zuzutrauen. Löw ist gefordert,<br />
diese Akteure zufördern; sei es<br />
durch praktische Erfahrung in Länderspielen,<br />
aber auch theoretische<br />
Unterweisung. Dass sich der Südbadener<br />
am Sonntag vor einer Woche<br />
in Mainz blicken ließ, um sich ein<br />
Bild vom noch unfertigen Bremer<br />
Maximilian Eggestein zu machen<br />
oder nun einen Tagvor dem Treffpunkt<br />
bereits in Leipzig weilte,ist zumindest<br />
der richtige Ansatz. Und<br />
hätte sich Löw beim Spiel Dortmund<br />
gegen Bayern nicht leicht erkältet,<br />
hätte er auch am Sonntag noch beim<br />
Kräftemessen Leipzig gegen Leverkusen<br />
auf der Tribüne gesessen, wo<br />
sich nach Ansicht von RB-Allesmacher<br />
Ralf Rangnick Akteure wie Lukas<br />
Klostermann, Marcel Halstenbergoder<br />
Diego Demme empfahlen.<br />
Einziger Lokalmatador wirdbeim<br />
Länderspiel in Leipzig Timo Werner<br />
sein, der die Vorzüge des bei Bedarf<br />
hermetisch abgeriegelten Trainingsgeländes<br />
am Cottaweg bestens<br />
kennt. Öffentliches Training wird in<br />
der Messestadt zwar nicht arrangiert,<br />
aber dafür zum einen am<br />
Dienstag eine Pressekonferenz in einer<br />
Oberschule, zum anderen drei<br />
Trainingsbesuche bei örtlichen Vereinen.<br />
Maßnahmen, die auch Interesse<br />
wecken sollen, denn es sind<br />
erst 29 000 Ticketsabgesetzt.<br />
DasVertrauen fehlt<br />
IMAGO<br />
Generell scheint der Vertrauensverlust<br />
nach dem WM-Desaster noch<br />
nicht repariertzusein, denn auch im<br />
Revier regiert bislang Zurückhaltung:<br />
Für den Jahresabschluss gegen<br />
die Niederlande auf Schalke steht die<br />
Verkaufszahl bei 36 000 Karten.<br />
Erst dann stößt auch Toni Kroos<br />
zur Mannschaft, was ein weiteres Indiz<br />
für die Wertigkeit des Freundschaftsspiels<br />
gegen denWM-Gastgeber<br />
darstellt, der mit Nationaltrainer<br />
Stanislaw Tschertschessow eine in<br />
Sachsen gut bekannte Kultfigur mitbringt,<br />
den Löw selbst aus Innsbrucker<br />
Zeiten als Spieler gut kennt. Ihm<br />
sollte es bereits am Donnerstag ums<br />
Ergebnis gegen den russischen Kollegen<br />
gehen: Diedeutsche Elfhat im<br />
Kalenderjahr 2018 sechsmal verloren<br />
und gerade dreimal gewonnen –<br />
jeweils mit Ach und Krach 2:1 gegen<br />
Saudi-Arabien, Schweden und Peru.<br />
Dieselbe Erfolgsbilanz weist Stand<br />
jetzt auch Gibraltar auf. Eine Statistik,<br />
die Löw vielleicht nicht interessieren,<br />
aber die ja trotzdem nicht<br />
weiter bestehen muss.<br />
Frank Hellmann<br />
sieht Joachim Löw und seinen<br />
Stab in der Pflicht.<br />
Abschied<br />
am<br />
Steigerwald<br />
WieHorst Hrubesch dem<br />
Frauenfußball geholfen hat<br />
VonFrank Hellmann<br />
Horst Hrubesch, 67, hätte sich<br />
das früher sicher nicht vorstellen<br />
können. Dass er sich als Sportdirektor<br />
des Deutschen Fußball-Bundes<br />
am Jahresende nun endgültig in<br />
den Ruhestand verabschiedet. Dass<br />
ein Frauen-Länderspiel Deutschland<br />
gegen Spanien im Steigerwald-<br />
Stadion zu Erfurt andiesem Dienstag<br />
(16 Uhr/ZDF) sein letzter Trainer-Auftritt<br />
sein würde. Doch als<br />
Steffi Jones zu Jahresanfang ihre<br />
Überforderung nicht mehr verbergen<br />
konnte,war mal wieder die DFB-<br />
Allzweckwaffe gefragt. Heute gesteht<br />
sich die Übergangslösung ein:<br />
„Wenn ich 60 wäre, hätte ich selber<br />
weitergemacht.“<br />
Nachfolgerin Martina Voss-Tecklenburg<br />
übergibt Hrubesch zwar<br />
nicht „ein bestelltes Feld“, wie er<br />
sagt, aber „einen Rahmen, auf den<br />
man aufbauen kann“. Das Einstellungsgespräch<br />
mit der 50-Jährigen<br />
habe er selbst geführt, „drei Stunden<br />
lang, und wir waren uns schnell einig,<br />
dass es passt.“ Voss-Tecklenburg,<br />
versichert Hrubesch, könne<br />
das deutscheTeam nahtlos übernehmen.<br />
„Die Mädels haben wieder<br />
Selbstvertrauen.“ Sieben überzeugende<br />
Siege –zuletzt ein 5:2 gegen<br />
Italien –haben dazu beigetragen.<br />
Appell an die Eigenverantwortung<br />
Es sind dieselben Schlüsselreize, die<br />
Hrubesch vor zwei Jahren einer zusammengewürfelten<br />
Männer-Auswahl<br />
verordnete, die bei den Olympia<br />
2016 im Finale beinahe Gold gegen<br />
das mit Neymar verstärkte Brasilien<br />
gewonnen hätte: Er appellierte<br />
an Eigenverantwortung, sprach klare<br />
Vorgaben aus. Die Hierarchie hat<br />
Hrubesch bewusst breit gemacht,<br />
dazu schnell erkannt, welches System,<br />
welche Philosophie am besten<br />
passt. DerSpaß kam vonalleine.<br />
Dass ein Fachmann an der Linie<br />
stand, der als Aktiver selbst alles erlebt<br />
hatte, hat die Akzeptanz vom<br />
ersten Taganbefördert. „Er hat das<br />
richtige Fingerspitzengefühl, das<br />
macht ihn aus“, sagt Svenja Huth,<br />
die unter seiner Anleitung zur Leistungsträgerin<br />
reifte: „Die Balance<br />
aus Lockerheit und Konzentration<br />
stimmt.“ Hrubesch selbst möchte<br />
die Erfahrung als Frauen-Bundestrainer<br />
nicht missen. Ausseiner Sicht<br />
hätten die Frauen-Bundesliga und<br />
die Frauen-Nationalelf wieder mehr<br />
Präsenz, mehr Zuschauer und damit<br />
mehr Wahrnehmung verdient.<br />
Vorallem, weil dieses Metier bodenständig<br />
ist. Vieles habe ihn an<br />
seine Anfangszeit als Fußballer bei<br />
Rot-Weiss Essen oder dem HSV erinnert.<br />
„Da ist Ehrlichkeit drin, ich<br />
brauchte nichts anzuschieben. Da<br />
ist noch ein Miteinander zu spüren.“<br />
In ErfurtwirdHrubeschmit einer<br />
Zeremonie verabschiedet. Und vielleicht<br />
wird ihm dann richtig bewusst,<br />
dass sein Trainerdasein endet.<br />
Stille Trauer:Horst Hrubesch nimmt<br />
Abschied vom Trainerleben. DPA/GENTSCH
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 19 *<br />
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Feuilleton<br />
Bei Bach bekam Nigel<br />
Kennedy plötzlich<br />
heftiges Nasenbluten<br />
Seite 21<br />
„Sie schaut auf die Weltgeschichte vom Urknall bis in die Zukunft.“<br />
Sabine Rohlf über Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“ Seite 20<br />
Angela<br />
Wo die Liebe<br />
hinfällt<br />
Arno Widmann<br />
freut sich an Martin Walsers<br />
Freude an der Kanzlerin.<br />
Keiner schwärmt schöner als<br />
Martin Walser.Seit Märzist er 91<br />
Jahre alt und immer noch begeisterungsfähiger,<br />
leidenschaftlicher als<br />
die meisten seiner Kollegen. Wie es<br />
bei der Liebe so ist, verstehen die anderen<br />
meist nicht, wo sie hinfällt.<br />
Im neuesten Spiegel schwärmt<br />
Walser:„Ichkann immer zu dem Bild<br />
der Kanzlerin fliehen, pilgern, wandern,<br />
es nimmt mich sofort inBeschlag.“<br />
Dasist nur der Anfang. Walser<br />
steigert und steigert sich. „Sie<br />
weiß nicht schon vorher, was sie<br />
nachher sagen wird. Sie lässt uns erleben,<br />
wie die Sätzeinihr entstehen.<br />
Das wirkt, als prüfe sie selbst, ob sie<br />
das,was sie jetzt sagt, wirklich sagen<br />
darf, sagten soll, sagen muss.“ Und<br />
dann: „Wir nehmen teil an dieser<br />
Entstehung einer Aussage zur Politik.<br />
Ihrem Gesicht ist so gut wie nie<br />
anzusehen, was sie jetzt wieder zu<br />
sagen hat.“Wasdenn nun: Sieht man<br />
ihr beim Denken zu oder sieht man<br />
ihr nicht an, was sie denkt?<br />
Beides. Merkel sieht sich selbst<br />
bei der Verfertigung ihrer Gedanken<br />
zu, meint Walser. „Wir sollen und<br />
dürfen erleben, was diese Frau gerade<br />
denkt oder will. Wir sollen und<br />
wir dürfen erleben, was diese Frau<br />
gerade erlebt. Sie ist ununterbrochen<br />
dabei, ihre Gedanken kennenzulernen.<br />
Daran lässt sie uns teilhaben.<br />
Das ist spannend. Wir erleben<br />
es mit ihr, und nichts kann schöner<br />
sein als die Absichtslosigkeit dieser<br />
Vorgänge.“<br />
Martin Walser entdeckt in Angela<br />
Merkel fast die Schönheit der Kunst,<br />
die ja in ihren höchsten Momenten<br />
nichts anderes ist als das Vermögen,<br />
den Betrachter,den Leser,den Hörer<br />
teilhaben zu lassen an der Schönheit<br />
des Schöpfung und –wichtiger noch<br />
–ander des Schaffens. Angela Merkel<br />
ist schön, weil sie uns zu Zeugen<br />
macht eines Prozesses, indem Geist<br />
und Natur zusammenfinden, sagt<br />
Walser, und er sagt es so, dass seine<br />
Leser Zeugen eines ebensolchen<br />
Prozesses werden. Das aber ist die<br />
Schönheit des Absichtlichen, die<br />
Schönheit der Kunst.<br />
Peter Kurth(links) ist der Mutterplanet, um den das Ensemble kreist (hinten: Bozidar Kocevski)<br />
Textkerne auf Umlaufbahnen<br />
Armin Petras inszeniert Erzählungen aus „Die stillen Trabanten“ von Clemens Meyer im Deutschen Theater<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Ja, es stimmt, was der Autor Clemens<br />
Meyer über die Inszenierungen<br />
von Armin Petras sagt:<br />
„Es arbeitet“ darin unaufhörlich,<br />
unterschwellig. Und andiesem<br />
Abend in den Kammerspielen arbeitet<br />
es besonders im Kopf des Zuschauers.Vor<br />
allem, wenn es schwarz<br />
wirdzwischen den Einzelszenen und<br />
etwas Neues beginnt −aber doch nie<br />
richtig neu wird dabei –wie in den<br />
dunkel leuchtenden Kurzgeschichten<br />
vonClemens Meyerauch, aus dessen<br />
jüngstem Band „Die stillen Trabanten“<br />
Petras hier fünf (plus eine frühere<br />
Geschichte) inszeniert hat. Sie<br />
alle beschreiben sehr eigene,einsame<br />
Leben, die in ihrer Melancholie irgendwie<br />
miteinander verbunden<br />
scheinen. Undesdoch nicht sind.Wie<br />
Trabanten eben, die um ein ungreifbares<br />
Zentrum kreisen, das vielleicht<br />
die innere Zeitverlorenheit seiner Figuren<br />
ist, bei Petras in jedem Fall die<br />
leere Bühnenmitte, die beständig im<br />
Drehgang ist.<br />
Es dreht und dreht sich − und<br />
obenauf werden zuweilen noch fünf<br />
Holzwände um die eigene Achse geschwungen<br />
(Bühne: Olaf Altmann).<br />
Sie stehen für vieles: für die Hochhäuser<br />
der ostdeutschen Trabantenstädte,<br />
die Meyer mit großer Liebe<br />
als wiederkehrende Orte seiner Erzählungen<br />
wählt, oder für Bahnhöfe.<br />
Hiersein und Wegsein<br />
Siegeben aber auch ein Bild vonden<br />
sich unaufhörlich wendenden Zeiten:<br />
den öffentlichen und den ganz<br />
anderen, privaten Lebensrhythmen,<br />
die sich mehr im ungefährenVorund<br />
Zurück bewegen als im klaren Jetzt.<br />
„Was ist schon gegenwärtig?“, fragt<br />
der Imbissbudenbesitzer der Titelgeschichte<br />
immer wieder: „Nichts.<br />
Ein völlig falscher Begriff.“ Denn<br />
schon befinden wir uns woanders.<br />
Dieses Hier- und doch Wegsein −in<br />
der Vergangenheit, in Wünschen, in<br />
einer anderen Zukunft −das sind die<br />
Lebenswelten der Meyer’schen Protagonisten.<br />
Ist es ein Wunder, dass Armin<br />
Petras, Meister der Luftigkeit, die<br />
Pantomime zum zentralen Spielelement<br />
dieses Abends macht?<br />
Schön, wie gleich zu Beginn Peter<br />
Kurth als Wachmann im „Objekt<br />
95“, aufgerieben zwischen seiner<br />
Sehnsuchtsliebe voneinst und ausländerfeindlichen<br />
Übergriffen<br />
heute, erst einmal zehn Minuten<br />
lang unsichtbaren Teekocht.<br />
Bei aller thematischen Nähe<br />
klappt Petras den intimen, monologischen<br />
Erzählstil Meyers in die<br />
ganz eigene, greifbare Welt des<br />
Spiels um. Peter Kurth, den man<br />
lange in Berlin vermisste, ist der<br />
Fels in der Brandung dabei. Oder<br />
auch – sieht man ihn als „dicke<br />
Nachbarin“ stumm die Arbeitslosen-Geschichte<br />
„Der kleine Tod“<br />
durchsitzen – der Mutterplanet,<br />
um den die Trabanten-Mitspieler<br />
wonnig kreisen: Anja Schneider,<br />
die so traurig-fröhlich sein kann<br />
und hier als Friseurin Christa die<br />
verhärmt-ruppige Zugreinigungskraft<br />
Birgitt von Katrin Wichmann<br />
trifft. Die beiden −auch zwei Ausderzeitgefallene<br />
−lernen sich in der<br />
Bahnhofskneipe lieben. Alexander<br />
Khuon, der zappelige Schwabe mit<br />
leerem Laptop-Koffer, brabbelt<br />
sich eine Karriere schön. Bozidar<br />
Kocevski und Maike Knirsch geben<br />
leider immer nur radebrechende<br />
Ausländerschemen ab.<br />
Obwohl der Abend drei Stunden<br />
dauert, hat Armin Petras die sechs<br />
Geschichten auf kleinste Textkerne<br />
reduziert und das Gewicht auf die<br />
Erschaffung atmosphärisch-gestischer<br />
Vorstellungswelten gelegt.<br />
Festes in Bewegung<br />
IMAGO<br />
Nichts wird einfach nachgespielt,<br />
vielmehr die Innenwelt der Texte<br />
nach außen und auf viele Figuren<br />
verlegt. Wo man Intimität erwartet,<br />
etwa in der heimlichen Liebesgeschichte<br />
eines Imbissbudenbesitzers<br />
(Kurth) und einer Muslima<br />
(Knirsch), findet die Erzählung<br />
plötzlich im ganzen Ensemble statt –<br />
als werde aus einer noch anderen<br />
Zeit stückchenweise, vielperspektivisch<br />
zurück ins Heute erzählt. Das<br />
irritiert zunächst, und es zerfasert<br />
auch manches. Doch sticht eseben<br />
auch an, bringt Festes in Bewegung,<br />
vorallem, ja: „Es arbeitet!“<br />
Diestillen Trabanten 14.,24., 29. 11.; 3., 22.<br />
12.,20Uhr,DeutschesTheater (Kammerspiele),<br />
Tel.: 28441225 oder:www.deutschestheater.de<br />
NACHRICHTEN<br />
Kerstin Gleba wird Chefin<br />
von Kiepenheuer &Witsch<br />
WiederVerlag Kiepenheuer &Witsch<br />
in Köln informiert, übernimmt zum<br />
1. Januar Kerstin Gleba (49) die verlegerische<br />
Geschäftsführung des Hauses.Sie<br />
folgt auf Helge Malchow(68),<br />
der seit 1983 beim Verlag ist und<br />
auch zukünftig ausgewählte Autoren<br />
betreuen werde. JoergPfuhl, CEO<br />
der Holtzbrinck Buchverlage,teilt<br />
mit: „Selten erlebt man eine vonso<br />
langer Hand geplante Nachfolgeregelung<br />
–bereits seit 23 Jahren arbeiten<br />
Kerstin Gleba und Helge Malchowbei<br />
Kiepenheuer &Witsch zusammen.“<br />
Pfuhl stand vorwenigen<br />
Wochen wegen desVerlegerwechsels<br />
bei Rowohlt in der Kritik. (BLZ)<br />
Wieder zu sehen: Noldes<br />
„Begonien (Rot und Gelb)“<br />
Besucher des Erfurter Angermuseums<br />
können künftig wieder Emil<br />
Noldes „Begonien (Rot und Gelb)“<br />
bestaunen. 1930 erstmals erworben,<br />
war das Bild 1937 im Zuge der NS-<br />
Diffamierungsaktion „Entartete<br />
Kunst“ entfernt worden. Als es im<br />
Frühjahr 2017 wieder auf dem Kunstmarkt<br />
auftauchte,war die Stadt in einer<br />
Auktion zunächst überboten<br />
worden, konnte es jetzt aber für 1,433<br />
Millionen Euro doch noch kaufen.<br />
DerFreistaat Thüringen, die Ernst<br />
vonSiemens Kunststiftung, der Bund<br />
und die Kulturstiftung der Länder<br />
unterstützten den Kauf. (dpa)<br />
Kulturmarken- Award<br />
in Berlin vergeben<br />
DieJurydes Europäischen Kulturmarken-Awards<br />
hat Berlinale-Chef<br />
Dieter Kosslick den Sonderpreis für<br />
sein Lebenswerkzugesprochen. Der<br />
Preis Europäische Kulturmanagerin<br />
geht 2018 nach Hamburgandie<br />
Kampnagel-Intendantin Amelie<br />
Deuflhard. DieStaatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden wurden zur<br />
Kulturmarke des Jahres gewählt. Das<br />
Musikmagazin Crescendo ist der Sieger<br />
in der Kategorie Medienkultur.<br />
Insgesamtehrte die 39-köpfige Expertenjuryaus<br />
Wirtschaft, Politik,<br />
Kultur und Medien neun Personen.<br />
Derundotierte Award, den es seit<br />
2006 gibt, wurde am Montag im <strong>Berliner</strong><br />
Radialsystem verliehen. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Genau genommen<br />
Der listige<br />
Blumenkohl<br />
VonMartin Z. Schröder<br />
Wir saßen zu Tische. Als nun meine beiden<br />
Patenkinder keinen Blumenkohl<br />
nicht vertilgen wollten, hatte ich dieWahl der<br />
bequemen Drohung: „Kinners, entweder ihr<br />
verzehrt nun auftragsgemäß und fisimatentenfrei<br />
das eurer ungeübten Zungen wegen<br />
fast ungewürzte Lebensmittel, das mich in<br />
seiner krausen Langweiligkeit so trübe aus<br />
dem Topf heraus anstarrt, oder es gibt keinen<br />
antipädagogischen Medienmissbrauch in<br />
Form des von euch unverständlicherweise<br />
goutierten Kinderfernsehens und ihr geht<br />
hoppediho in die Heia“ oder meinem Ehrgeiz<br />
folgend die Kleinen derartaufs Kreuz zu<br />
legen, dass sie gar nicht merken, wie sie ihr<br />
Gemüse vertilgen, und den Eltern leere<br />
Töpfe zu präsentieren, auf dass sie den alten<br />
Kinderhüter preisen.<br />
Dievorherige Blockade der Nahrungsaufnahme<br />
hatten wir überwunden im Spiel,<br />
dass die mundgerechten Stücke einer Stulle<br />
auf dem Teller Schlange standen, voneinem<br />
Riesen verzehrt zuwerden, sich in Dispute<br />
darüber vertiefend, wer zuerst hinein dürfe<br />
und in Mahnungen, nicht vorzudrängeln,<br />
und das Kind fasziniert von den blödsinnigen<br />
Diskussionen der wartenden Meute einen<br />
nörgelnden Happen nach dem anderen<br />
vertilgte, bis auf dem Teller Ruhe herrschte.<br />
Ich finde aber, wir haben schon genug Dakapo<br />
in unseren Spielen, so dass ich bei der<br />
Anregung des Appetits variiere.<br />
Diesmal schien ich zu akzeptieren, dass<br />
die Kinderlein fertig gespeist hatten und<br />
legte mir selbst vom Gemüse auf die Gabel.<br />
Ich stutzte. Ein Wispern? Ich hielt die Gabel<br />
ans Ohr. Ach, der Kohl fürchtete, von den<br />
Kindern gebissen zu werden. „Nein, sorge<br />
MARTIN Z. SCHRÖDER<br />
dich nicht!“, sprach ich zum Stückchen auf<br />
der Gabel. „Weder Hannibal noch Jonathan<br />
können dich jetzt noch kriegen. Aufmeinem<br />
Teller bist du sicher. Dukannst in meinen<br />
Bauch kommen. Setz dich brav hin, dann<br />
piekse ich dich auf und befördere dich wie<br />
gewünscht zwischen meine Kauleisten.“<br />
Die Kinder schauten mir zu wie einem<br />
Kasperle im Theater, versessen darauf, mir<br />
zu beweisen, dass ich mich irrte in der Annahme,<br />
mir sei kein Bissen zu entreißen.<br />
Sobald ich zum linken Kind sprach, stibitzte<br />
das rechte,dann vice versa. Jedesmal<br />
starrte ich, wie vom Donner gerührt, die<br />
Augen aufgerissen wie Louis de Funès, die<br />
Gabel ins Leere stechend, auf den beraubten<br />
Teller, worauf die Buben in ein so frohes<br />
Gelächter ausbrachen, dass es mich<br />
beinahe zu Tränen rührte. Bis einer sagte,<br />
er würde gleich platzen, und der Blumenkohltopf<br />
leer war.<br />
Eine gute Manipulation macht Freude,<br />
zumal wenn man die Gabe des Kindes nutzt,<br />
alles zu animieren, also nicht nur Plüschbären<br />
ein Leben einzuhauchen, sondern auch<br />
Brot und Gemüse. Doch bald werden die<br />
Omas, Opas, Onkel, Tanten Konkurrenz bekommen:<br />
Werunter künstlicher Intelligenz<br />
bloß palavernde Bildschirme versteht oder<br />
Nahrung ordernde Kühlschränke, hat sie<br />
nicht verstanden. Es wirdwie folgt ablaufen:<br />
Sobald Siedie Küche für einen Moment verlassen,<br />
wird die sprechende Tiefkühlpizza,<br />
die Sie Ihrem Kind soeben erhitzten, hinter<br />
Ihrem Rücken Ihren Erziehungsstil kritisierenund,<br />
zu Recht!,Ihren allzu geringen Aufwand<br />
für eine Mahlzeit. Brauchen wir<br />
künstliche Intelligenz? Oder wird die Pizza<br />
sich bald fragen, ob sie uns noch braucht?<br />
Observieren Sie schon mal Ihre Lebensmittel,<br />
auch mit den Ohren. Ihre Kinder zeigen<br />
Ihnen, wie das geht.
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
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Feuilleton<br />
Wegist weg. Oder nicht?<br />
Judith Schalansky erkundet Verschwundenes von Sapphos Liebeslyrik bis zum Palast der Republik: „Verzeichnis einiger Verluste“<br />
VonSabine Rohlf<br />
Wer ein launig-nostalgisches<br />
Kompendium<br />
ausgestorbener Berufe,<br />
Elektrogeräte<br />
und DDR-Produkte erwartet oder<br />
ein zorniges Manifest gegen Umweltzerstörung,<br />
ist hier im falschen<br />
Buch. Zwar finden sich im„Verzeichnis<br />
einigerVerluste“ durchaus ausgerottete<br />
Tierarten, eine Kindheit in<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Mondkartenzeichner<br />
oder im Meer versunkene<br />
Inseln, aber Judith Schalansky<br />
geht ihr Thema ein bisschen<br />
grundsätzlicher an. Sie bespricht<br />
nicht Verluste am Übergang vom<br />
zweiten zum dritten Jahrtausend,<br />
Alltagsbedauern und Gesellschaftskritik,<br />
sondern schaut auf die Weltgeschichte<br />
vom Urknall bis in die<br />
ferne Zukunft, in der einst unsere<br />
Erde verglühen wird. Immerhin konzentriertsie<br />
sich dabei auf die letzten<br />
paar Jahrtausende.<br />
In zwölf Kapiteln lesen wir etwa<br />
vom Beginn des Ackerbaus an Euphrat<br />
und Tigris, als Menschen ihr<br />
Nomadenleben vermissten, von rollenden<br />
Köpfen während der Französischen<br />
Revolution, wir lesen voneiner<br />
längst vergessenen Weltreligion,<br />
von Greta Garbos schwindender<br />
Schönheit, vonEinhörnern, Bücherverbrennungen,<br />
bröselnden Archiven,<br />
zerstörten Kunstschätzen oder<br />
vomausgestorbenen Kaspischen Tiger.<br />
Der prächtigen Raubkatze ist<br />
keine umweltpolitische Anklage gewidmet,<br />
sondern eine herzzerreißende<br />
Schilderung der Tierkämpfe<br />
in Römischen Arenen. Sie zeigt eindrucksvoll,<br />
dass die Menschen „früher“<br />
weder netter noch weniger zerstörerisch<br />
waren als heute.<br />
Zwei Kapitel über eine dörfliche<br />
DDR-Kindheit, die Schalanskys eigene<br />
sein könnte, beschwören eine<br />
untergegangene Welt zwischen Palast<br />
der Republik, Gutshausruine<br />
und Plattenbauten, erzählen von<br />
ersten Erinnerungen, der Frage eines<br />
Kindes nach dem Tod, einem untreuen<br />
Vater. Dieses Erzählen wirkt<br />
sehr persönlich, wirdaber mit Fragezeichen<br />
versehen.Wareswirklich so?<br />
Lässt sich das überhaupt sagen?<br />
Lässt sich überhaupt etwas fixieren?<br />
Manchmal auch Poesie<br />
Stärker noch als in ihrem „Atlas der<br />
abgelegenen Inseln“, der die Sehnsucht<br />
nach paradiesischen Eilanden<br />
mit höllengleichen Robinsonaden<br />
konfrontiert und so jeder Projektion<br />
den Boden entzieht, reflektiert ihr<br />
neues Buch den Akt des Erzählens in<br />
Bezug auf sein stets abwesendes Sujet<br />
und führtihn gleichzeitig vor.<br />
Schalansky erkundet Verluste sowie<br />
die Mittel, ihnen zu begegnen, ja<br />
die Lücken womöglich zu schließen.<br />
Sieuntersucht sie in Ruinen, Gemälden<br />
und Landschaften, vor allem<br />
aber Büchern, Gedichten, Archiven<br />
und immer wieder in den Geschichten<br />
Verstorbener, die sie gern inder<br />
ersten Person erzählt.<br />
Sie liefert keine trockene Reflektion,<br />
sondernein Spiel mit der Kunst,<br />
etwas mit Worten zum Atmen,<br />
Judith Schalansky, Schriftstellerin und Buchgestalterin<br />
Schwingen, Vibrieren zu bringen,<br />
kurz, es lebendig werden, ja wiederauferstehen<br />
zu lassen. Und zwar<br />
während sie gleichzeitig darüber<br />
nachdenkt, was dabei eigentlich geschieht.<br />
Man kann dieses Schreiben<br />
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />
essayistisch nennen, aber tatsächlich<br />
entstehen dabei Erzählungen,<br />
manchmal auch Poesie.<br />
Anlässlich der größtenteils verschollenen<br />
Liebeslieder Sapphos<br />
geht es auch um die,glaubt man Sigmund<br />
Freud, ultimative Leerstelle<br />
(kein Penis!) des menschlichen Körpers:<br />
die weibliche genitale Anatomie.<br />
Neben dem von Patriarchen aller<br />
Jahrhunderte beharrlich geleugneten<br />
weiblichen Begehren, seinen<br />
gleichgeschlechtlichen Möglichkeiten<br />
und kreativen Implikationen<br />
widmet sich das Sappho-Kapitel außerdem<br />
der Schwierigkeit, dass<br />
Sprache auch in der freiesten Kultur<br />
nie alles sagen kann. Versagt sie<br />
doch, sobald sich heftige Körperimpulse<br />
und das Unbewusste regen.<br />
Wasbedeuten diese Lücken der Signifikation,<br />
diese Leerstellen, wenn<br />
Zeichen doch alles sind, was wir haben,<br />
um Vergangenes, Gegangenes<br />
zu bezeugen?<br />
Schalansky weiß um diese Unsicherheit<br />
wie um die manischen,<br />
meist wissenschaftlichen Versuche,<br />
alles festzuschreiben. Sieergeht sich<br />
mit ansteckendem Enthusiasmus in<br />
langen Aufzählungen biologischer,<br />
geologischer, astronomischer, kulturhistorischer,<br />
manchmal auch<br />
phantastischer Verluste und ihrer<br />
Details. Scheinbar mühelos verknüpft<br />
sie diese Wissensbeschwörungen<br />
mit erzählenden Passagen,<br />
die uns die Gefühle eines Försters<br />
um 1830 ebenso nahebringen wie<br />
den Geräuschpegel im Circus Maximus<br />
oder den Gestank neben geplünderten<br />
Heiligengräbern.<br />
Diese Schilderungen sind zuweilen<br />
fast ein bisschen pathetisch,<br />
manchmal auch lustig. Vorallem das<br />
letzte Kapitel über einen mondsüchtigen<br />
Botaniker zelebriert diesen<br />
Witz wie den Ernst, mit dem dieses<br />
Buch geschrieben wurde. Schön gestaltet<br />
ist es, wie alle Veröffentlichungen<br />
der preisgekrönten Buchgestalterin<br />
Schalansky,sowieso.<br />
Mit schwarzen Blättern zwischen<br />
den Kapiteln, deren Farbnuancen<br />
erst bei genauerem Hinsehen etwas<br />
längst Verschwundenes zeigen. Von<br />
außen sieht die Schwärze ein bisschen<br />
düster oder streng aus, wie<br />
Trauerränder oder ordnende Pappdeckel,<br />
während innen im Buch<br />
Geschichten liegen, die sich Kategorisierungen<br />
entziehen und die<br />
Lust am Text ebenso nähren wie den<br />
Intellekt.<br />
Erfreuliche Vermehrung<br />
Schon vorseinem Erscheinen wurde<br />
dem „Verzeichnis einiger Verluste“<br />
der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis<br />
zugesprochen. Undbestimmt folgen<br />
weitereEhrungen, auch Schalanskys<br />
„Atlas der abgelegenen Inseln“ oder<br />
ihr„Hals der Giraffe“ wurden mit Auszeichnungen<br />
und Lob überhäuft. Wie<br />
eine es schaffen kann, nicht nur ein<br />
gefeiertes Buch nach dem anderen zu<br />
schreiben, und zugleich eine ihrerseits<br />
höchst erfolgreiche Buchreihe<br />
(„Naturkunden“ bei Matthes &Seitz)<br />
herauszugeben, ist das Geheimnis Judith<br />
Schalanskys.Was ihre Arbeit betrifft,<br />
sind jedenfalls nicht Verlustezu<br />
beobachten, sondern eher eine erfreuliche<br />
Vermehrung ganz wunderbarer<br />
Bücher.<br />
JudithSchalansky: Verzeichniseiniger Verluste<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Auch brave<br />
Gymnasiasten<br />
haben Gefühle<br />
Karies aus Stuttgart spielten<br />
im Zukunft am Ostkreuz<br />
VonJohannnes von Weizsäcker<br />
Erhabe eine Stimme wie ein Nasenbär,<br />
so Max Nosek, Bassist<br />
und Sänger der Stuttgarter Post-<br />
Punk-Gruppe Karies,zuBeginn des<br />
Konzerts,das dieBand am Sonntagabend<br />
im Kulturzentrum Zukunft<br />
am Ostkreuz gab. DieNebenhöhlen<br />
seien schuld, aber auch das viele<br />
Rauchen!<br />
Ja, das Touren ist ein bisschen<br />
ungesund, macht aber auch ziemlich<br />
Spaß; ähnlich oberschülerhaft<br />
wie diese Einsicht war auch die<br />
Bühnenpräsenz des Quartetts,als es<br />
im Zukunft durchaus fachgerecht<br />
verhallte Garagenrock-Linien und<br />
passend schmuckfreie Beats emittierte<br />
und dazu Entfremdungstexte<br />
sang; keiner warf sich hier ohne<br />
Rücksicht auf Selbstzerstörung umher<br />
oder hackte auf die Gitarre ein,<br />
eher wurde schüchtern gewippt<br />
und geschrummelt. Eigentlich auch<br />
sehr sympathisch!<br />
Außerdem wurde für die aktuelle<br />
Tournee, welche das dritte Album<br />
der Band namens „Alice“ bewirbt,<br />
der eigentliche Karies-Schlagzeuger<br />
Kevin Kuhn, den Fans der vitalen<br />
Stuttgarter Punk-Szene als prügelfreudigen<br />
Animal-Verschnitt bei der<br />
Band Die Nerven kennen, durch<br />
den an sich sehr guten, doch ein wenigzarter<br />
prügelnden Paul Schwarz<br />
vom grandiosen Nihilismus-Musikprojekt<br />
Human Abfall ersetzt.<br />
So verwundertesvielleicht nicht,<br />
dass viele potenzielle Konzertbesucher<br />
die Konkurrenzveranstaltung<br />
im SO 36 in Form der aktuellen Polit-Punk-Stars<br />
Idles aus Bristol vorgezogen<br />
hatten (die hauen nämlich<br />
live tierisch rein), und das Karies-<br />
Konzert vom größeren Lido ins Zukunft<br />
verlegt worden war. Aber die<br />
verhaltenere Spielart schadete dem<br />
Karies-Material eigentlich gar nicht,<br />
vielmehr bekam es bei den verhallteren<br />
Stückeneine beinahe psychedelische<br />
Qualität, die an so einem<br />
verregneten Sonntagabend warmin<br />
Körper und Seele tropfte.<br />
Feinsinniger Leidensdruck –hier bei<br />
Benjamin Klaus Schröter ROLAND OWSNITZKI<br />
Im Kontrast hierzu erlangten so<br />
aber auch die immer wieder besungenen<br />
Isolationsgefühle eine beklemmende<br />
Kälte, die sich womöglich<br />
unter mehr Druck und Feuer<br />
nicht eingestellt hätte, nirgendwo<br />
mehr als bei den Zeilen „Den Kopf<br />
an meiner Schulter/bist du immer<br />
noch allein/den Kopf an deiner<br />
Schulter/bin ich immer noch allein“,<br />
die Gitarrist Benjamin Klaus<br />
Schröter im Stück „Misere“ intonierte.<br />
Trotzdem gewann das Konzert<br />
zum Ende hin durchaus an Dynamik,<br />
ein einsamer Stage-Diver<br />
wurde in der Zugabe sogar auch gesichtet.<br />
Zwar produzierten Karies<br />
kein prickelnd verstörendes Aggro-<br />
Theater wie die Hauptband ihres<br />
Leihschlagzeugers, auch nicht den<br />
traditionsbewussten Rockmusik-<br />
Druck der Hauptband ihres eigentlichen<br />
Schlagzeugers, dafür aber<br />
ventilierten sie einen feinsinnigeren<br />
Leidensdruck. Auch wohlerzogene<br />
Gymnasiasten haben Gefühle und<br />
spüren die stumme Verzweiflung!<br />
Undden Druckder Nebenhöhlen.<br />
<strong>Zeitung</strong>en zu Barrikaden: Willy Römer,<strong>Berliner</strong> Chronist der Stunde, fotografierte den Straßenkampf der Spartakisten, Schützenstraße, 11. 1. 1919.<br />
Fox-Trot macabre<br />
Das Museum für Fotografie zeigt Berlin in der Revolution 1918/19 –Straßenkampf und schrilles Nachtleben<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Die Wand im Entrée, auf<br />
der die Straßenkampf-<br />
Fotos hängen, ist rosarot<br />
gestrichen. Farbe der Euphorie.<br />
Man guckt im Ausstellungssaal<br />
des <strong>Berliner</strong> Museums für Fotografie<br />
auf die kontrastharten<br />
Schwarz-Weiß-Szenen der Revolution:<br />
November,Dezember 1918.<br />
Vorm zerschossenen Eingang des<br />
Stadtschlosses stehen Marineposten.<br />
Pulverrauch hängt über den Linden.<br />
Weihnachten marschieren General<br />
Lequis’ Garde-Jäger durchs<br />
Brandenburger Tor, wider die Unruhen<br />
der Kommunisten. DieOrdnung<br />
soll wiederhergestellt werden. Aber<br />
viele der Soldaten laufen lieber nach<br />
Hause.Kriegsmüdigkeit allerorten.<br />
Dann wechselt das Rosarot der<br />
Stellwände in graugedämpftes Weiß.<br />
Ernüchterung für den Blick: Zu Jahresbeginn<br />
1919 werden Möbelwagen<br />
zu Barrikaden. Oder, wie in einem<br />
der vielen Willy-Römer-Motive, damals<br />
der <strong>Berliner</strong> Chronist der<br />
Stunde, dienen im <strong>Zeitung</strong>sviertel<br />
vorm Mossehaus in der Schützenstraße<br />
riesige Remittenden-Stapel.<br />
Wehrhafte Prellböcke gegen die MG-<br />
Garben der Regierungstruppen.<br />
Hinter diesem Schutzwall aus Gedrucktem<br />
sieht man eine abenteuerliche,<br />
jaobskure Männer-Mischung<br />
in Soldatenuniform, mit Käppi, Hut,<br />
Proletenmützeoder Stahlhelm. Seite<br />
an Seite für die Revolution, fürs Ende<br />
der Monarchie,für die Republik. Für<br />
die Freiheit, welche auch immer.<br />
Auf dem fast menschenleeren<br />
Kampffeld Alexanderplatz baumeln<br />
Plakat zur Premiere des Lubitsch-Films<br />
von RobertL.Leonhard. SMB/KUNSTBIBLIOTHEK<br />
im März 1919 die zerschossenen<br />
Oberleitungen der Straßenbahn<br />
überm Pflaster und über den Schienen.<br />
Ausnahmezustand vor dem<br />
Vorwärts-Gebäude, Regierungstruppen<br />
haben auf Streikende und Demonstranten<br />
geschossen.<br />
Die Revolution vor hundert Jahrenentschied<br />
sich in den Straßen der<br />
Reichshauptstadt, erzählt diese Ausstellung,<br />
die von dem <strong>Berliner</strong> Fotohistoriker<br />
Enno Kaufhold und der<br />
Sängerin Evelin Förster (zuständig<br />
für den Bereich Unterhaltung) zusammen<br />
mit dem Leiter der Fotografiesammlungen<br />
Ludger Derenthal<br />
kuratiert wurde. Und als Zeitzeugen<br />
mit dabei waren damals Pressefotografen<br />
wie Willy Römer, Walter Gircke,Otto<br />
oder GeorgHaeckel.<br />
Gerade Römers sperrige Plattenkamera–nicht<br />
umsonst nannte man<br />
den nach 1936 von den Nazis ver-<br />
Mariposa Fox-Trot (Fuchstanz), Plakat:<br />
Paul Telemann PRIVATCOLL./DREI MASKEN VERLAG<br />
Nasenbluten bei g-moll<br />
femten Fotografen später „das Auge<br />
der Weimarer Republik“ –hat in dieser<br />
aufregenden Umbruchszeit<br />
nichts verpasst. Er war mit ihr immer<br />
zur rechten Zeit am rechten Ort. Er<br />
dokumentierte die Rede Karl Liebknechts<br />
vordem Ministerium des Inneren<br />
bei der Demonstration für die<br />
sofortige Demobilisierung der Soldaten,<br />
den Trauerzug auf der Frankfurter<br />
Allee zur Beisetzung Rosa Luxemburgs<br />
wie auch den Wahlkampf<br />
für die „Liste 4“ und die Spieltische<br />
der wartenden Arbeitslosen in der<br />
Gormannstraße nebst gespendetem<br />
Kuchen auf den Tischen.<br />
Zwischen den Aufnahmen vom<br />
Nachkriegselend und dem pragmatischen<br />
Alltagsleben in der von den<br />
Kämpfen malträtierten Stadt und ihren<br />
leidenden, aber zähen Bewohnern,<br />
berichten Plakate und Filme<br />
von den gleichzeitig wiedererwachten<br />
Lebensgeistern, der Sehnsucht<br />
nach Kultur, vor allem der leichten,<br />
der Unterhaltung, dem Tingeltangel.<br />
Undsohängen neben den Fotos von<br />
Schlangen vor Suppenküchen, bettelnden<br />
Kindern, Obdachlosen und<br />
Kriegsinvaliden, der Demonstrationen,<br />
Kundgebungen, Schießereien<br />
und Trauerzüge auch die schrillen<br />
Plakate des <strong>Berliner</strong> Nachtlebens.<br />
Die Lebenslust, ja Lebensgier erwachte<br />
in den Bars, Varietés, Kabaretts<br />
und Kinos, etwa für den<br />
Lubitsch-Film „Rauch“ mit Asta<br />
Nielsen. In den Nachtbars, auf den<br />
Dielen, tanzen die Jüngeren, sozusagen<br />
auf dem Vulkan, Fox-Trot.<br />
Alles wirdbesser.Aber nichts wird<br />
gut. Die Sektkorken knallten zwischen<br />
politischem Straßenkampf,<br />
Raub- und Lustmord: „Berlin, dein<br />
Tänzer ist der Tod“ –von Streik zu<br />
Streik, von Bett zu Bett, so hört sich<br />
Friedrich Hollaenders sarkastischer<br />
„Fox macabre“ an.<br />
Sie saugt einen ein, diese Bildgeschichte<br />
der Revolution, der die Weimarer<br />
Republik, als eine <strong>Berliner</strong> Republik,<br />
nachfolgte. Eine Demokratieform,<br />
vonder es damals keine besseregab,die<br />
der Hass vonrechts und<br />
links, die Weltwirtschaftskrise,<br />
schließlich der sieg-heilversprechende<br />
Diktator Hitler umbrachten.<br />
Museum für Fotografie Jebenstr.2(Bhf. Zoo).<br />
Bis 3. 3., Di, Mi, Fr,Sa+So 11–19/Di bis20Uhr.<br />
Als gelte es, jemanden ans Kreuz zu nageln: Nigel Kennedys schonungsloser Auftritt in der Philharmonie<br />
VonClemens Haustein<br />
Wenn man annimmt, dass es<br />
dem Star-und Popgeiger Nigel<br />
Kennedy bei seinem Wirken unter<br />
anderem darum geht, die tief klaffende<br />
Lücke zwischen der Welt des<br />
Sportes und der der klassischen Musik<br />
zu überbrücken, dann kam er<br />
diesem Ziel bei seinem Auftritt am<br />
Sonntagabend in der Philharmonie<br />
denkbar nahe. Kennedy sah nach<br />
dem Konzert zwar nicht ganz so aus<br />
wie Bastian Schweinsteiger nach<br />
dem heldenhaft durchlittenen WM-<br />
Finale von Rio, aber am Hals hinunter<br />
war doch eine lange, getrocknete<br />
Blutspur auszumachen, und blutrot<br />
leuchtete es auch vomKorpus seines<br />
Intstrumentes.Dass die nasse Fläche<br />
auf seinem T-Shirt nicht vonWasser<br />
herrührte, durfte man sich zum<br />
Glück bloß zusammenreimen, da es<br />
zu Kennedys Gewohnheiten gehört,<br />
bei seinen Auftritten das dunkelrote<br />
Trikot seines Lieblingsclubs Aston<br />
Villa zu tragen.<br />
Bei Nigel Kennedy war<br />
Nasenbluten aufgetreten<br />
schon gleich gegen Ende<br />
des ersten Stückes, der<br />
Fuge aus der g-moll-Sonate<br />
vonJohann Sebastian<br />
Bach. Hatte sich der Geiger<br />
übernommen, als er diesen<br />
Satz mit wild hämmerndem<br />
Puls exerzierte,<br />
unterstützt von Fußtritten<br />
aufs Podium, als gelte es, jemanden<br />
ans Kreuz zu nageln? Hatte er sich<br />
bei der Begrüßung des Publikums,<br />
beim Recken und Herumschwingen<br />
seiner rechten Faust selbst auf die<br />
Nase geschlagen? Oder hatte ihm der<br />
Harter Arbeiter:<br />
Nigel Kennedy<br />
Ätherleib des verstorbenen Komponisten<br />
einen Nasenstüber oder<br />
Schlimmeres verpasst?<br />
Wie auch immer: Das Konzert<br />
wurde für eine halbe<br />
Stunde unterbrochen, ein<br />
Reinigungstrupp wischte –<br />
es war wie beim Boxen –<br />
den befleckten Bühnenboden<br />
sauber und Nigel Kennedy<br />
kehrte danach gut<br />
IMAGO<br />
gelaunt zurück, um den<br />
Abend mit einem ins linke<br />
Nasenloch gestopften Papiertaschentuch<br />
bei nicht<br />
ganz gestilltem Blutfluss<br />
zu Ende zu bringen.<br />
Vonder „strengen Arbeitsmoral“<br />
des Geigers war bereits auf dem Programmzettel<br />
zu lesen, ebenso von<br />
seinem Dasein als „Aktivist“: „Er<br />
kämpft für die Unterprivilegierten<br />
SMB/KUNSTB./PHOTOTHEK WILLY RÖMER<br />
Ingeborg Ruthe sieht Bilder<br />
der Revolution auch als<br />
Panorama der Unterhaltung<br />
und Verarmten (…) und leiht denen<br />
eine Stimme, die sonst nicht gehört<br />
werden“. Dervolle,dem Vernehmen<br />
nach nicht vonMax Goldt ersonnene<br />
Titel des Abends lautete deshalb<br />
auch: „Galakonzert am100. Jahrestag<br />
der polnischen Unabhängigkeit,<br />
um zwei der Lieblingsländer Nigel<br />
Kennedys und die Lebensenergie<br />
vonMusik an sich zu feiern“.<br />
Ein eigenes, ostjüdische Melodik<br />
verwendendes Stück von Nigel<br />
Kennedy wurde aufgeführt, danach<br />
Stücke von George Gershwin. Interessant<br />
wurde es stets, wenn die<br />
beiden fabelhaften Gitarristen Rolf<br />
Bussalb und Doug Boyle ins Geschehen<br />
eingriffen. IhrSpiel sprüht<br />
vorüberraschenden Einfällen, dem<br />
überschaubar inspirierten Dauerfiedler<br />
Kennedy klauen sie die Butter<br />
vomBrot.<br />
Für immer<br />
ein<br />
Superheld<br />
Comicautor Stan Lee<br />
mit 95 Jahren gestorben<br />
Vielleicht kam der Moment, als Comics<br />
endgültig im Mainstream<br />
angekommen waren, im November<br />
2008. Stan Lee trat im Weißen Haus<br />
auf ein Podium, um sich vomdamaligen<br />
Präsidenten George W. Bush die<br />
National Medal of Arts um den Hals<br />
hängen zu lassen, die höchste Kunstauszeichnung<br />
der US-Regierung. Lee,<br />
der Schöpfer von „Spider-Man“,<br />
„Hulk“ und den „X-Men“, hat das Comic-Genre<br />
geprägt. Nun ist er im Alter<br />
von95Jahrengestorben.<br />
„Heute haben wir einen wahrhaften<br />
Superhelden verloren“, zollte die<br />
Oscar-Akademie am Montag auf<br />
Twitter Tribut. „Stan Lee, danke für<br />
alles.“Auchder KomikerSeth Rogen<br />
bedankte sich bei Lee: Er habe Menschen,<br />
die sich anders fühlten, das<br />
Gefühl gegeben, sie seien etwas Besonderes.<br />
„Du warst und wirst für<br />
immer ein Superheld sein“, schrieb<br />
die Schauspielerin JamieLee Curtis.<br />
Der 1922 in New York geborene<br />
StanleyMartinLieber,Sohn rumänischer<br />
Einwanderer, war noch ein<br />
Teenager, als er 1939 als Assistent<br />
beim Verlag Timely Comics begann,<br />
der später Marvel heißen sollte. Insgesamt<br />
schuf Lee, wie er sich bald<br />
nannte, mit Kollegen zusammen<br />
rund 350 Comicfiguren. Er setzte anders<br />
als die Konkurrenz auf menschliche,<br />
natürliche Seiten der übernatürlichen<br />
Superhelden: „Daredevil“<br />
ist blind, „Hulk“ hat unkontrollierte<br />
Wutausbrüche. Auch die „X-Men“-<br />
Figuren haben Schwächen. Und<br />
Streber Peter Parker, der als „Spider-<br />
Man“ die Wände von Hochhäusern<br />
erklimmt, sollte als „durchschnittlicher,<br />
schludriger Junge“ erscheinen.<br />
„Ich habe versucht, Figuren als<br />
menschliche Wesen zu schreiben,<br />
die auch übernatürliche Kräfte haben“,<br />
sagte Lee.<br />
Lees eigene Schwäche war ihm<br />
zufolge,dass er mit seinen Erfindungen<br />
nicht viel Geld verdiente, auch<br />
nicht als Marvel-Verleger und Chefredakteur<br />
von 1972 an. „Ich war geschäftlich<br />
gesehen dumm. Ich hätte<br />
gieriger sein sollen“, sagte er 2017 –<br />
sein Vermögen wird allerdings auf<br />
rund 50 Millionen Dollar geschätzt.<br />
Stan Lee wirkte bis zuletzt an den<br />
Blockbuster-Filmen zu den jeweiligen<br />
Helden mit und hatte in vielen<br />
dieser Filme kurze Gastauftritte.<br />
Gern ließ er sich auch mit Mitte<br />
neunzig noch bei Comic-Messen blicken<br />
und bejubeln. (dpa)<br />
Mit Sinn für große Posen: Stan Lee, Erfinder<br />
der Marvel-Superhelden. AP/MATT SAYLES<br />
TOP 10<br />
Sonntag,11. November<br />
1 Polizeiruf 110 ARD 7,74 22 %<br />
2 Tagesschau ARD 7,35 22 %<br />
3 heute/Wetter ZDF 4,44 16 %<br />
4 Formel 1Brasilien RTL 4,43 16 %<br />
5 Marie fängt Feuer ZDF 4,25 12 %<br />
6 heute journal ZDF 4,24 13 %<br />
7 Formel 1Vorber. RTL 4,05 17 %<br />
8 Terra X ZDF 3,94 12 %<br />
9 Berlindirekt ZDF 3,65 12 %<br />
10 Anne Will ARD 3,38 12 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Phädra<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: Draufgängerinnen (Junges DT)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: DieTanzstunde<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Außer sich<br />
Monbijou-Theater (✆ 288 86 69 99)<br />
19.00: Rotkäppchen /Hase und Igel<br />
19.30: Fischer und sin Fru/Der gestiefelte Kater<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
19.30: Theater der Dinge2018: Safírová hlava –<br />
Saphir-Kopf (Handa GoteResearch &Development,<br />
Prag)<br />
21.00: Theater der Dinge2018: Flug Nr.745 (Pouppe<br />
Theater,Teheran)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30 Studio: Voyage<br />
20.30 Saal B: Im Herzen der Gewalt<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Paul Abraham –Operettenkönig vonBerlin<br />
(Susanne Bard und Jörg Schüttauf)<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
17.00, 21.00: Save Your Soul: Total Therapy(Interrobang)<br />
20.00: Save Your Soul: Angstpiece (Meding/Recke)<br />
TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (✆ 50 56 70 00)<br />
20.00: Anziehungskräfte (Gastspiel)<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: Michael Kohlhaas<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00 3. Stock: Die Fahrtzum Leuchtturm<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Tour 2018 (Emmi &Willnowsky)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />
(Timo Wopp)<br />
KLASSIK<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(✆ 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />
Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />
Indische Botschaft (✆ 25 79 50)<br />
18.00 Saal: Manoj Baruah &SumanSarkar,Nordindische<br />
klassische Violinenmusik mit Tabla-Begleitung<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble,<br />
Solist*innen: Katja Stuber,Marion Eckstein,<br />
Jan Petryka, Reinhard Mayr,Ltg.Thomas Hengelbrock,<br />
Johann Kaspar Kerll: „Missa superba“ für zwei Chöre<br />
und Orchester; Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem<br />
für Soli, Chor und Orchester d-Moll<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
19.00 Salon: Orania.Classical: Camille Thomas<br />
(Violoncello), Julien Quentin (Klavier), Franck: Sonate<br />
A-Dur;Schostakowitsch: Sonate d-Moll op. 40<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
19.15: Einführung (Staatskapelle Berlin)<br />
20.00: Staatskapelle Berlin, Chor der Staatsoper<br />
Unter den Linden, Iwona Sobotka, Anna Lapkovskaja,<br />
Simon O’Neill, Jan Martiník, Ltg.Sir Simon Rattle,<br />
Giovanni Gabrieli: Canzon septimi et octavi toni a12<br />
voci; Joseph Haydn: Symphonie Nr.86D-Dur;Leoš<br />
Janácek: Glagolitische Messe<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(✆ 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Coro e<br />
Orchestra Ghislieri)<br />
20.00: Coro eOrchestra Ghislieri, Ltg.Giulio Prandi,<br />
Marlis Petersen (Sopran), Theater für die Seele,<br />
Joseph Haydn: Missa brevis sancti Joannis de Deo<br />
B-Dur,„Kleine Orgelmesse“; Wolfgang Amadeus<br />
Mozart: Vesperae solennes de Confessore C-Dur;<br />
Giovanni Battista Pergolesi: Messe D-Dur<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: Yulianna Avdeeva (Klavier), Dmitri Schostakowitsch:<br />
Sonate Nr.1D-Dur op. 12; Johann<br />
Sebastian Bach: Ouvertüre, Partita nach französischer<br />
Arth-Moll, Clavier-Übung II; NikosSkalkottas: Suite<br />
Nr.3für Klavier;Franz Liszt: Sonate h-Moll<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
20.00: Staatskapelle Berlin, Staatsopernchor,<br />
Solist*innen: Iwona Sobotka, Anna Lapkovskaja,<br />
Simon O’Neill, Jan Martiník, Ltg.Sir Simon Rattle,<br />
AbonnementkonzertII, Giovanni Gabrieli: Canzon<br />
septimi et octavi toni a12; Joseph Haydn: Sinfoie Nr.<br />
86 D-Dur;Leos Janácek: Glagolitische Messe für Soli,<br />
Chor und Orchester<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />
19.30: Vortragsabend Flötenklasse Prof. Christina<br />
Fassbender<br />
Villa Elisabeth (✆ 44 04 36 44)<br />
19.00: Sing-Akademie mit den BesucherInnen,<br />
Ltg.Dirigierende des Instituts für Kirchenmusik,<br />
Sing-Akademie: Oratorio, Giacomo Rossini: Petite<br />
Messe Solennelle<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />
10.30: Emil und die Detektive(ab 6bis 12 J.)<br />
Brotfabrik (✆ 47 14 00 1/ 02)<br />
14.00: Das fliegende Märchenorchester,Musikshow<br />
(ab 4bis 7J.)<br />
Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />
10.30: Der kleine Angsthase, Scuraluna Schattenbühne<br />
(ab 3bis 6J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt (ab<br />
3J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00: Die Zeitdiebe, (ab 3J.)<br />
11.00: Fox,<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Ei-Pad, Affe und Giraffe,Theater Rafael Zwischenraum,<br />
iPad-Theater (ab 3J.)<br />
Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />
10.30: Dunkelmunkel. Novemberlieder,mimicus, die<br />
Kinderliedermacher,(ab 3bis 8J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außer das Einhorn(ab 11 J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
Lesung<br />
Ein Buch,<br />
das erst noch<br />
entsteht<br />
Die Schriftstellerin und Verlegerin<br />
des Bübül-Verlags<br />
Tanja Langer reist seit einigen<br />
Jahren regelmäßig in den Libanon.<br />
In der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
schrieb sie bereits von ihren<br />
Begegnungen mit Armenieren,<br />
die dort vor hundert Jahren<br />
eine neue Heimat fanden und<br />
sich inzwischen selbst für andere<br />
Neuankömmlinge einsetzen<br />
–für Palästinenser, Syrer<br />
und Eritreer. Doch nicht nur<br />
Reportagen und Fotos sind das<br />
Ergebnis dieser Reisen, sie arbeitet<br />
auch an einem Roman.<br />
Erste Auszüge daraus stellt<br />
Tanja Langer heute in der Lawrence<br />
Leselounge vor. Sie wird<br />
bei einer Live-Schaltung ins<br />
armenische Kulturzentrum in<br />
Beirut Badguèr mit dem Sänger<br />
und Gitarristen Monsieur<br />
Jean sprechen. Der voraussichtlich<br />
anregende Abend gehört<br />
zum Rahmenprogramm<br />
der Ausstellung „Facing Syria“.<br />
Cornelia Geißler<br />
Vortrag, Lesung und Gespräch mit<br />
Tanja Langer,19Uhr,Lawrence, OranienburgerStr.69,<br />
7Euro<br />
Wieso bist du so<br />
gemein?<br />
Die Künstler der Woche führen uns auf die<br />
geheimnisvollen Wege und Gebiete<br />
Touch Me,I’m Sick“ ist einer<br />
der besten Titel der Rockgeschichte,<br />
erstammt von<br />
der Seattler Band Mudhoney,<br />
die ihn vor genau 30 Jahren,<br />
1988, veröffentlichten. Schon damals<br />
fiel er so auf, dass die Zeitgeist-<br />
Hymniker Sonic Youth ihn sofortauf<br />
einer Splitsingle mit den Protogrungern<br />
coverten. Heute sind sie etwas<br />
amtlich rockiger geworden, aber in<br />
den frühen Grungezeiten waren sie<br />
in ihrer drahtigen Explosivität attraktiver<br />
als die späteren Mainacts wie<br />
Nirvana. Courtney Love meinte: „Ich<br />
war total depressiv, dachte, ich<br />
würde mein ganzes Leben als Stripperin<br />
arbeiten müssen –dann habe<br />
ich eines Nachts ’Touch Me,I’m Sick’<br />
gehörtund war gerettet.“<br />
Mit schüchternen und fragilen<br />
Klängen beschäftigen sich die<br />
Künstler, die sich zum letzten Kontraklangabend<br />
dieses Jahres im Heimathafen<br />
versammeln. „Wann wird<br />
Klang zur Musik?“, fragen die Klangkünstlerin<br />
Christina Kubisch und die<br />
Schlagzeugerin Katharina Ernst fürsorglich.<br />
Sie loten das Problem mit<br />
allerhand einerseits quasi traditionalperkussiven<br />
Sounds und solchen<br />
von Klang und Bewusstsein.<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt die Grungepioniere Mudhoney,<br />
mikrotonale Kontraklänge, die<br />
Großindustrialen Psychic TV sowie den<br />
wunderbaren Balladeur John Grant und<br />
den fiesen Rapper Yung Hurn.<br />
Der Wiener Cloudrapper Yung Hurntraute sich scho<br />
aus elektromagnetischen Feldern<br />
aus.Für letztereverdrahten sie indes<br />
nicht Surrealistenhirne, sondern<br />
nehmen das Brutzeln vonLichtquellen<br />
und Transformatoren und sowas<br />
auf. Fein. Auch dabei ist dasVokalensemble<br />
Maulwerker (was so ein bisschen<br />
ungesund klingt), dessen vier<br />
Sprecher räumlichePositionen eines<br />
Containers beschreiben. Komponiert<br />
ist „auspacken“ von Serge<br />
Baghdassarins und Boris Baltschun,<br />
den ich immerhin aus dem mikround<br />
brummtonalen Bereich kenne.<br />
Clou der Performance scheint mir allerdings<br />
das versprochene „rotierende<br />
Publikum“, das die frontale<br />
Konzertsituation aufbrechen soll.<br />
PsychicTVsind –wie jeder weiß –<br />
die Gruppe vonGenesis Breyer P. Orridge,<br />
dem „pandrogynen Doppelwesen“,<br />
bestehend aus dem Gründer<br />
der Industrial-Pionierband<br />
Throbbing Gristle und seinem Gegenüber<br />
Lady Jaye Breyer, die sich<br />
über Jahrehinweg –auchchirurgisch<br />
–einander anglichen und miteinander<br />
verschmelzen wollten, bis Lady<br />
Jaye sich 2009 in die immaterielle<br />
Welt verabschiedete und Genesis die<br />
gemeinsame Repräsentanz in der<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Vorname<br />
15.30, 17.45; Ballett aus dem Royal Opera House<br />
London: La Bayadere 20.15<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Der Vorname 15.50,<br />
20.30<br />
DelphiFilmpalast (✆ 3121026) Bohemian Rhapsody<br />
14.00, 17.00; Ballett aus dem Royal Opera<br />
House London: La Bayadere 20.15<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Der Trafikant 15.00,<br />
17.45, 20.30; Bohemian Rhapsody (OF) 18.00;<br />
Bohemian Rhapsody (OmU) 20.50; #Female Pleasure<br />
15.30,18.20; Leto 15.30; Leto (OmU) 20.45;<br />
The Cakemaker (OmU) 15.00,20.30; AStarIsBorn<br />
(OmU) 17.30; InMyRoom 13.40, 16.15; Berlin<br />
Rebel High School 16.00; Werk ohne Autor 19.30;<br />
Girl 14.00; Der Affront 19.00; Bad Times at the El<br />
Royale (OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) #Female Pleasure<br />
(OmU) 18.00; Leto 20.00; Nanouk 17.45; Intrigo:<br />
Tod einesAutors 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Aufbruch zum Mond<br />
14.15, 17.20, 20.30; 25 km/h 15.10, 17.50,<br />
20.30, 21.00; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 14.40; Book Club –Das Beste kommt noch<br />
18.40; BlacKkKlansman 21.00; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 15.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.15; Ballon 20.00; Smallfoot – Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 14.00; Die Unglaublichen II<br />
16.15;The Guilty 16.40, 19.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.20; Bohemian Rhapsody<br />
16.40,19.45; Die Unglaublichen II 14.20; AStar Is<br />
Born 17.15;25km/h20.15; Halloween 23.00; Der<br />
Nussknackerund die vier Reiche 15.20, 17.50;3D:<br />
DerNussknackerund die vier Reiche20.20;Nur ein<br />
kleiner Gefallen 22.50; Bohemian Rhapsody14.45;<br />
Nur ein kleiner Gefallen 17.45; Halloween 20.30;<br />
3D: Venom 23.10; 25 km/h 14.30, 17.10; AStar<br />
Is Born 19.50; Abgeschnitten 22.50; Wuff 15.00;<br />
Halloween 17.30; Nur ein kleiner Gefallen 20.00;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 22.40; Ballon<br />
15.30;Johnny English: Man lebt nur dreimal18.15,<br />
20.30,22.50<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Verliebt in<br />
meine Frau 11.00, 12.45; Unser Saatgut: Wir ernten,<br />
was wir säen –Seed: The Untold Story (OmU)<br />
14.15; Die Unglaublichen II 16.00; Gundermann<br />
18.00; 25km/h 20.15; Dogman (OmU) 22.15;<br />
303 (OmU) 11.00; Der Affront –L‘insulte (OmU)<br />
13.25; Ballon 15.35; Girl (OmU) 17.35;<br />
Werk ohne Autor 19.20; Bad Times at the El<br />
Royale(OmU) 22.30; Hamburger Gitter –Der G20-<br />
Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
11.00; Blue My Mind 12.20; Shut Upand Play the<br />
Piano (OmU) 14.00; Pettersson und Findus: Findus<br />
zieht um 15.20; Why Are We Creative? (OmU)<br />
16.40; The Man Who Killed Don Quixote (OmU)<br />
18.00; BlacKkKlansman (OmU) 20.30; Mandy<br />
22.45<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Ballon 16.45; AStar<br />
Is Born (OmU) 19.00; Bad Times atthe El Royale<br />
(OmU) 21.15; Eins, zwei,drei (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm 17.30; Leto (OmU)<br />
20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.30;Why Are We<br />
Creative? (OmU) 16.00; Der marktgerechte Patient<br />
18.00; Familie Brasch 19.45; Die Gentrifizierung<br />
bin ich.Beichte eines Finsterlings 21.45<br />
Zukunft (✆ 01 76/57861079) Girl (OmU) 18.00;<br />
Gundermann 20.00; You Are Everything (OmenglU)<br />
22.30; Nur ein TaginBerlin 18.30; Dogman (OmU)<br />
20.00; Mandy (OmU) 22.00<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 0200) Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 13.40; Bohemian Rhapsody<br />
13.50, 16.40, 19.50, 22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.00; 25 km/h 14.00, 20.00;<br />
Die Unglaublichen II 14.10, 17.10; AStar Is Born<br />
14.10;Johnny English: Manlebt nurdreimal 14.20,<br />
16.50; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
16.40, 20.20; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche<br />
Reise der Silberrücken 17.00; Der Vorname<br />
17.15, 19.50; 3D: Smallfoot – Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 17.20; Halloween 19.30, 23.00; Abgeschnitten<br />
19.45; Nur ein kleiner Gefallen 20.10,<br />
23.00; Ballon 22.30; 3D: Venom 22.50; Hunter<br />
Killer 22.50; 3D,Preview: PhantastischeTierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />
Kino Kiste (✆ 9987481) DerVorname 14.00; Die<br />
Abenteuer vonWolfsblut 15.45; Grüner wirdís nicht<br />
17.45; BlacKkKlansman 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Wuff 14.15;<br />
Bohemian Rhapsody 14.15, 16.50, 19.50; Wildhexe<br />
14.20; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.20, 17.00, 19.40; Die Unglaublichen II 14.30;<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.40; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.00, 18.30; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 15.00; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 15.10; AStar Is Born 16.45;<br />
Operation: Overlord 16.50, 20.30; Nur ein kleiner<br />
Gefallen 17.20, 20.10;<br />
3D: Der Nussknacker und die vier Reiche 17.20;<br />
Halloween 17.30, 20.10; 25 km/h 17.30, 20.15;<br />
Abgeschnitten 19.30; Venom 19.50; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.30, 19.30, 22.30; B BlacKkKlansman<br />
(OmU) 16.10,19.00,21.50<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Girl (OmU)<br />
17.30; Leto (OmU) 18.00, 20.30; In My Room<br />
(OmU) 19.30; Touch MeNot (OmU) 21.45<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) #Female Pleasure<br />
(OmU) 13.15, 15.30, 17.45, 20.00; Gundermann<br />
22.15; Elliot, das kleinste Rentier 10.15, 12.15;<br />
Wildhexe 14.15; Elternschule 16.30; Amers Geschichte<br />
/Unerhört –Stimmenaus Neukölln 19.00;<br />
#Female Pleasure (OmU) 22.30; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um10.00; Luis und die Aliens<br />
12.00; The Cakemaker (OmU) 14.00,18.15; Elliot,<br />
das kleinste Rentier 16.15; Touch Me Not (OmU)<br />
20.45<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Kindeswohl –The Children<br />
Act (OmU) 17.00;AStar Is Born (OmU) 20.00;<br />
Dogman (OmU) 22.30; Der Klang der Stimme<br />
17.00; Why Are We Creative? (OmU) 18.30; I, Olga<br />
–Ja, Olga Hepnarova (OmenglU) 20.00; Bad Times<br />
at the ElRoyale 21.45; Kinobar im Sputnik Filmclub<br />
–Filmclub (OmU) 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) 25km/h 15.00, 18.00,<br />
20.40; New Der Trafikant 15.20, 20.00; #Female<br />
Pleasure 17.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Die Unglaublichen<br />
II 15.00;BohemianRhapsody15.00, 17.15, 20.15;<br />
Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer 15.15; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.15, 18.00; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 15.30; 25 km/h<br />
17.30, 20.15; DerVorname 17.45,20.00; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vierReiche17.45, 20.30; Halloween<br />
20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Intrigo: Tod<br />
eines Autors 13.00, 17.45; Der Vorname 13.00,<br />
18.30; Bohemian Rhapsody 13.00, 20.15; Die Unglaublichen<br />
II 15.15; Der Klang der Stimme 15.15;<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 15.45,<br />
17.15; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />
La Bayadere 20.15; Hunter Killer 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 14.00; Bohemian<br />
Rhapsody 14.00,16.30, 19.45; Die Unglaublichen<br />
II 14.10, 16.50; Gänsehaut 2 14.15; 25 km/h<br />
14.15, 17.15, 20.00; Smallfoot 14.20; Johnny<br />
English 14.30,16.45; Hotel Transsilvanien314.30;<br />
Nurein kleiner Gefallen 17.00, 20.05; Gold 17.00;<br />
Halloween 17.15, 20.00; 3D: Der Nussknacker<br />
17.30, 20.00; Operation: Overlord 20.00; Ballett<br />
aus dem Royal Opera House London 20.15; Sneak<br />
Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Liliane Susewind 17.00;<br />
Familie Brasch 19.00; Gundermann 21.00; Unser<br />
Saatgut (OmU) 18.00; Ava(OmU)19.45; TheGuilty<br />
(OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69) LenaLove (m. Diskussion)<br />
9.00; Marcello il Bello: Der Fremde –LoStraniero<br />
(OmenglU) 17.30; Marcello ilBello: Privatleben –<br />
Vie privee (OmenglU) 18.00; Albatross (OV; m.<br />
Gast u.Gespräch) 18.00; Mackie Messer –Brechts<br />
Dreigroschenfilm 19.30;MarcelloilBello: Schwarze<br />
Augen –Oci Ciornie (OmenglU) 20.00; Marcello il<br />
Bello: Pret-a-Porter (OmU) 20.00; Marcello ilBello:<br />
Affentraum –Ciao maschio (OmU) 22.00; Wildes<br />
Herz 22.15; Marcello il Bello: Blutfehde –Fatto di<br />
sangue fra due uomini per causa di una vedova. Si<br />
sospettano moventi politici (OmenglU) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Kinderfilm<br />
des Monats: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer<br />
10.00; The Cakemaker (OmU) 13.00,<br />
18.15; Bad Times atthe El Royale (OmU) 15.15;<br />
AStar Is Born (OmU) 20.45; Rico, Oskar und die<br />
Tieferschatten 10.15; Elliot, das kleinste Rentier<br />
13.15, 15.00; Wildhexe 16.45; Back tothe Fatherland<br />
(OmU) 19.00;The Cakemaker (OmU) 21.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />
II 11.00, 13.30; Der Vorname 11.00,<br />
16.40, 19.00; Wildhexe 11.10; Smallfoot – Ein<br />
eisigartigesAbenteuer 11.15, 13.50; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 11.15, 14.30; Wuff 11.30;<br />
Ballon 11.30; Elliot, das kleinste Rentier 11.40,<br />
14.10; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 12.20;<br />
Bohemian Rhapsody 13.40, 17.20, 19.10, 22.30;<br />
Aufbruch zum Mond 14.00, 16.50, 19.40, 22.50;<br />
25 km/h 14.00, 16.30; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.20, 16.40; 3D: Venom 14.50,<br />
20.20, 23.15; AStar Is Born 16.20; Nur ein kleiner<br />
Gefallen 17.00, 20.15; 3D: Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 17.15, 19.20; Halloween 17.40,<br />
20.30, 23.10; Operation: Overlord 20.00, 23.15;<br />
3D: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden<br />
sind 21.15; Abgeschnitten 21.20; APrayer Before<br />
Dawn 22.00; 3D,Preview: PhantastischeTierwesen:<br />
GrindelwaldsVerbrechen 0.01<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />
(Omdt+englU) 14.30; Aufbruch zum Mond (OmU)<br />
16.30, 19.30, 22.30; Moritz Daniel Oppenheim<br />
(OmU) 15.00; Blue My Mind 17.15; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 19.30, 22.15; #Female Pleasure<br />
(OmU) 14.30, 19.00; Nanouk (OmU) 16.45;<br />
Dogman (OmU) 21.15; Die Gentrifizierung bin ich.<br />
Beichte eines Finsterlings (OmU) 14.45; Touch Me<br />
Not (OmU) 17.00; InMyRoom (DFmenglU) 19.45,<br />
22.15; Girl (OmU) 15.00, 20.00; AStar Is Born<br />
(OmU) 17.45, 22.15<br />
International (✆ 24 75 60 11) Bohemian Rhapsody<br />
16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 19.00,<br />
22.00<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) Eckhart Schmidt: Der<br />
Fan (m. Gast u. Gespräch) 19.30; Eckhart Schmidt:<br />
Mein schönster Sommer (m. Gast u. Gespräch)<br />
21.45<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Kennwort: Reiher<br />
20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal14.00, 17.15;<br />
Bohemian Rhapsody 14.00, 16.20, 19.30; YolArkadasimII(OmU)<br />
14.15, 17.10, 19.45; Gänsehaut2:<br />
Gruseliges Halloween 14.20, 17.10; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 14.20, 16.50, 20.00; 25<br />
km/h 14.25,16.50, 19.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 14.30, 17.30; Die Unglaublichen II<br />
14.35, 16.55; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 14.40; Halloween 17.10, 20.00; Nur ein<br />
kleiner Gefallen 19.30; Bohemian Rhapsody (OF)<br />
19.50; Operation: Overlord 19.55; Cakallarla Dans<br />
V(OmU) 20.10<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Der Affront –L‘insulte<br />
(OmU)15.45; Dogman (OmU) 17.45;Glücklich wie<br />
Lazzaro –Lazzaro felice (OmU) 19.45; Girl (OmU)<br />
22.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50)Aufbruch zum Mond –<br />
First Man (OmU) 17.20, 20.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18)Anden Rändern der Welt<br />
(OmU) 15.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 17.30,<br />
20.30; Sneak Preview 22.30; Werk ohne Autor<br />
15.15, 19.30; Der Vorname 15.40, 17.50, 20.00;<br />
Der Affront 15.45; Gundermann 18.15; Bad Times<br />
at the El Royale (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Aufbruch zum Mond<br />
–First Man (OF) 18.00, 21.00, 22.00; Bohemian<br />
Rhapsody (OF) 17.45, 20.45; Offenes Geheimnis<br />
–Todos lo saben (OmU) 16.45; Dogman (OmU)<br />
19.40; Leto (OmenglU) 16.15, 19.00, 21.45; A<br />
Star Is Born (OmU) 18.30, 21.30<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Bohemian Rhapsody 14.00, 16.45, 19.45; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 14.20, 20.00; Die<br />
Unglaublichen II 14.40; Halloween 17.05, 20.15;<br />
Venom 17.30<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />
Touch Me Not(OmU) 10.30;Glücklich wie Lazzaro –<br />
Lazzaro felice (Omdt+englU)12.10; Dogman (OmU)<br />
14.40; InMyRoom 16.40; Das kleine Gespenst<br />
17.00; Touch Me Not (OmU) 18.40; Leto 21.00;<br />
Girl (OmU) 21.10<br />
PANKOW<br />
BlauerSternPankow (✆ 47 61 18 98) Smallfoot–<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 15.30; Elliot, das kleinste<br />
Rentier 15.30; DerVorname 17.45; Der Trafikant<br />
17.45,20.30; 25 km/h 20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Aufbruch<br />
zum Mond–First Man (OmU) 14.15, 17.20, 20.30;<br />
25 km/h 15.40, 18.15, 20.50; #Female Pleasure<br />
17.50; Die Unglaublichen II 14.45; AStar IsBorn<br />
(OmU) 17.30, 20.30; Elliot, das kleinste Rentier<br />
(OmU) 14.00; Der Vorname 15.40, 18.50; Leto<br />
16.00; Leto (OmU) 21.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Bohemian Rhapsody 13.30, 16.40, 19.45; Aufbruch<br />
zum Mond 13.30, 16.15, 19.30; Die Unglaublichen<br />
II 13.40; Smallfoot –Ein eisigartiges<br />
Abenteuer 13.45; Gundermann 13.45; Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 13.50; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal –Johnny English StrikesAgain<br />
(OmU) 14.00; 25 km/h 14.10,17.00,19.50; Ballon16.10;<br />
3D: Smallfoot–Ein eisigartigesAbenteuer<br />
16.30; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
16.30, 19.00; Der Vorname 16.40, 19.30; Der<br />
Trafikant 16.40, 19.30; #Female Pleasure 19.00;<br />
Free Ride Festival 20.00; Werk ohne Autor 21.30;<br />
Leto 21.30; Aufbruch zum Mond –First Man (OmU)<br />
22.15; Bohemian Rhapsody (OmU) 22.30; Nur ein<br />
kleiner Gefallen –ASimpleFavor (OmU) 23.00; Preview:<br />
Phantastische Tierwesen:Grindelwalds Verbrechen<br />
–Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald<br />
(OmU) 0.01; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 0.01
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
n nach Potsdam –Berlin wird seine kaputte Botschaft noch besser verstehen.<br />
POP<br />
Mudhoney 13. 11., 20 Uhr,Festsaal<br />
Kreuzberg,AmFlutgraben 2<br />
Yung Hurn 14. 11., 20 Uhr,<br />
Columbiahalle, Columbiadamm 13–21<br />
John Grant 14. 11., 20 Uhr,Astra,<br />
Revaler Str.99<br />
Kontraklang 15. 11., 20 Uhr,Heimathafen<br />
Neukölln, Karl-Marx-Str.141<br />
Psychic TV 15. 11., 20 Uhr,Astra<br />
IMAGO<br />
materiellen anvertraute. Diesen<br />
schönen Mythos schildert übrigens<br />
der 2014 erschienene,ganz außergewöhnliche<br />
Film„The Ballad of Genesis<br />
and Lady Jaye“. Breyer P. Orridge<br />
und Psychic TV treten nur noch selten<br />
auf; die Musik hört sich noch<br />
psychedelischer und befreiter an als<br />
die Geschichte, wobei sie sich gerne<br />
den Sounds ihrer experimentierfreudigen<br />
Jugend widmen. Immer empfehlenswert<br />
die 18-minütige Version<br />
vonHawkwinds „Silver Machine“.<br />
John Grant aus Colorado gehört<br />
mit seinem melodischen Bariton zu<br />
den tollsten Croonern imIndiepop.<br />
Seine frühen Jahre bis 2004 verbrachte<br />
er in der Rockband The<br />
Czars, danach arbeitete er unter anderem<br />
als medizinischer Dolmetscher<br />
für russisch –erspricht außerdem<br />
akzentfrei deutsch, spanisch<br />
und isländisch, weil er vor ein paar<br />
Jahren dorthin gezogen ist. 2012 gelang<br />
ihm mit dem zweiten und vielleicht<br />
besten seiner mittlerweile vier<br />
Solo-Alben, mit„Pale GreenGhosts“,<br />
ein mittlerer Durchbruch. Musikalisch<br />
widmet er sich einer betörend<br />
warmen Balladenkunst, die er immer<br />
stärker popelektronisch ausstattet;<br />
mit einem sehr wandelbaren<br />
Tonfall singt er vonLiebe,Vertrauen,<br />
Angst und Zorn und ringt mit der<br />
schwulen Identität und seiner HIV-<br />
Infektion, die er 2012 vonder Bühne<br />
herab outete. Zugezogen hat ersie<br />
sich, sagt er, inZeiten, in denen er<br />
der Alkoholsucht durch Sexexzesse<br />
und Drogenzuentraten suchte.<br />
Sex und Drogen beschäftigen<br />
auch den Wiener Cloudrapper Yung<br />
Hurn.Erlässt verschwommene Keyboards<br />
durchdie Tracks schwappen,<br />
schläfrige Claps und unterdrücktes<br />
Rasseln. Darüber rappt er authentisch<br />
bedröhnt von kalten Blow Jobs<br />
und schneeweißen Linien, was in<br />
seinem österreichischen Tonfall<br />
noch eine Spur haltloser und maulwerkender<br />
klingt, als es eben der Natur<br />
des Zustands entspricht. „Yung<br />
Hurn, wieso bist du so?/ Wieso bist<br />
du so gemein?/ Wieso ziehst du<br />
Koks?/ Ichgeh gleich zur Polizei“. Im<br />
März ist er in Potsdam, der gated<br />
community vor unseren westlichen<br />
Stadttoren, aufgetreten, was ich<br />
ziemlich mutig fand. Berlin wird die<br />
kaputte Botschaft Hurns schon verstehen:<br />
Fass mich an –ich bin ein<br />
weißer heterosexueller Mann.<br />
Vortrag<br />
Nichts ist,<br />
wie es<br />
scheint<br />
Glaube nur der Statistik, die<br />
du selbst gefälscht hast“ –<br />
das war im Publizistik-Studium<br />
in den 80er-Jahren im<br />
Westen ungefähr die erste Lektion.<br />
Dass jede Aussage danach<br />
zu beurteilen ist, wer sie<br />
wann gegenüber wemund mit<br />
welcher Absicht trifft, die erste<br />
im taz-Praktikum. Heute, da<br />
Nachrichten im Minutentakt<br />
online gestellt werden müssen,<br />
bleibt keine Zeit für Gegencheck<br />
und Kontextualisierung,<br />
und vor dem Algorithmus<br />
sind alle Informationen<br />
gleich. DerTübinger Amerikanist<br />
Michael Butter ruft dennoch<br />
tapfer in den Wald, dass<br />
„Nichts ist wie es scheint“<br />
(Suhrkamp, 2018) und erläutert<br />
heute aus immer gegebenem<br />
Anlass im Deutschen<br />
Theater den Zusammenhang<br />
zwischen Falschinformationen,<br />
der Sehnsucht nach Erklärungsmodellen,<br />
Verschwörungstheorien,<br />
Populismus<br />
und Internet. PetraKohse<br />
MichaelButter 19 Uhr, Saal des DeutschenTheaters,<br />
Schumannstr.13a<br />
MACHmit! Museum fürKinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont –Indianische Kulturen &<br />
die Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung<br />
(ab 3bis 12 J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
10.00: Kasper heiratet (ab 3J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
10.00: Hänsel und Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Die Prinzessin in der Drachenburg,Johannes<br />
Gahl (ab 6bis 8J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00 Bühne 3: Die BieneimKopf (ab 7bis 11 J.)<br />
10.00: Die Schöne und das Biest, Theresa Rose,<br />
Gabriella Weber (ab 8J.)<br />
Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />
(✆ 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Das Trollkind, (ab 7J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Rita, das Raubschaf (ab 5J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
9.30: Sonne, Mond &Sterne (ab 4J.)<br />
11.00 Planetariumssaal: VonJahreszeiten zu kosmischen<br />
Weiten, Planetariumsshow(ab 9J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Acud (✆ 44 35 94 97)<br />
20.00: KOOKread, Inger-Maria Mahlke, Verena<br />
Stauffer,SebastianUnger und Nichtseattle<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Ostfriesenfluch, Klaus-Peter Wolf, Autor/in:<br />
Klaus-Peter Wolf, musikal. Begl.: Bettina Göschl<br />
Brotfabrik (✆ 47 14 00 1/ 02)<br />
20.00: Türkland, multimediale Leseperformance<br />
Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />
20.00: Theaterkritik Theodor Fontanes, mit Gabriele<br />
Radecke, Debora Helmer<br />
Dante Connection (✆ 615 76 58)<br />
20.15: Bücherklatsch mitOlgaGrjasnowa<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Meinen Hassbekommt ihrnicht, Antoine Leiris<br />
mit Helmut Mooshammer<br />
Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />
20.00: Zu geil für diese Welt, Joachim Hentschel<br />
Geistesblüten (Walter-Benjamin-Platz 2)<br />
19.00: Verwirrnis, Christoph Hein<br />
Georg Büchner Buchladen (✆ 442 13 01)<br />
20.00: Nordisches Literaturfest:Die Legende vom<br />
goldenen Ei, Morten Ramsland, Mod.: Ulrich Sonnenberg.Anm.erf.<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.30: Peace, Love &Poetry–Der Ponyhof unter den<br />
PoetrySlams!, Sarah Bosetti, Daniel Hoth<br />
Kulturbrauerei/Palais (✆ 405 04 73 10)<br />
20.00: Armageddon im Orient, Michael Lüders<br />
Lehmanns Fachbuchhandlung (✆ 450 57 80 37)<br />
19.30: Nordisches Literaturfest: Nach Seepferdchen<br />
tauchen. Ein Buch über das Gedächtnis, Hilde Ostby,<br />
YlvaOstby, mit Gespräch. Anm. erf.<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
20.00 Veranstaltungsraum: Der Lehrer und der Derwisch,<br />
Atilla Oener,Dela Dabulamanzi, Sabrina Amali,<br />
Ali Bulgan, Carsten Zoltan<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />
20.00: Werwir sind. Die Erfahrung,ostdeutsch zu<br />
sein., Jana Hensel, Wolfgang Engler<br />
Nordische Botschaften –Felleshus (✆ 50 50 -0)<br />
19.00: Nordisches Literaturfest: Wege,die sich<br />
kreuzen, Tommi Kinnunen, mit Gespräch. Anm. erf.<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00: Der Fall YonkoK., Sascha Behringer,Doris<br />
Bewernitz, Gerald Stitz<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00 Bruckner-Foyer: Nollendorfstr.17–Christopher<br />
Isherwood und Sally Bowles, mit Hans-Jürgen<br />
Schatz, Ausschnitte aus Isherwoods Buch und Songs<br />
aus dem Musical, Gesang: Sophia Euskirchen und<br />
Mathias Reiser,amKlavier:Nikolai Orloff<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
19.00 Großer Salon: Krimilesung: Der Totenversteher,<br />
Sue und Wilfried Schwerin vonKrosigk, Lesung Mod.:<br />
Dr.RobertZagolla<br />
Tucholsky-Buchhandlung (✆ 27 57 76 63)<br />
20.00: Nordisches Literaturfest: Lillehammer –Palermo.<br />
Oder:Suite für eine Viertel Kuh, Stig Saeterbakken,<br />
Nino Vetri. Anm. erf.<br />
Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien<br />
(Mohrenstr.60) 19.00: Privateigentum in Russland:<br />
Zwischen Individualrecht und staatlicher Kontrolle,<br />
Maxim Trudoljubow, Buchvorstellung und Diskussion<br />
mit Eugenia Kurzynsky-Singer,Philipp Meuser,Mod.:<br />
Julia Langbein<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
20.00: Rakete 2000 rockt Pankow<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: The Great HarryHillman<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Berlin Cool Jazz Project<br />
BadenscherHof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Ringmasters, Tonight, tonight!<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
21.00: White Denim, B.C. Camplight<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Malina Moye &Band<br />
Café Lietze (✆ 321 10 94)<br />
20.00: Paul Tiernan<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Svetlana Loboda<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />
20.00: Mudhoney<br />
Funkhaus Berlin (✆ 12 08 54 16)<br />
20.00: Curtis Harding<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
20.30: Songslam<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Lil Dicky,Life Lessons<br />
KlanGalerie (Greifswalder Str.224)<br />
14.00: Andreas Paolo Perger (Gitarre), KlanGalerie<br />
Mittagskultur<br />
17.00: Klaus Janek (Kontrabass&Elektronik),<br />
KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />
21.00: Klaus Janek (Kontrabass &Elektronik),<br />
KlanGalerie SolistInnen-Konzerte<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: Oscar and the Wolf<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
21.00: Kikagaku Moyo<br />
Madame CLAUDE (✆ 84 11 08 59)<br />
21.30: Dane Joe<br />
Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />
20.00: U2<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Blackout Problems<br />
20.00: Toska<br />
Nocti Vagus Dunkelrestaurant (✆ 74 74 91 23)<br />
19.00: Stars in the Dark: Bianca (Gesang) und<br />
William Aycliffe (Klavier)<br />
Prachtwerk Berlin (Ganghoferstr.2)<br />
20.00: Opera on TapPresents: Trinklieder<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Körner<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17)<br />
20.00: Charlottes klandestine Zauberkiste<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Groove Yard Bandits<br />
vabali spa Berlin (✆ 911 48 60)<br />
17.00 Am Innenpool: Naftali<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
KINO<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Touch MeNot (OmU)<br />
18.00; Nachspiel DOK Leipzig: Svideteli Putina –<br />
Putin‘s Witnesses (OmenglU; m. Vorfilm) 20.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Gundermann<br />
18.00;Fonko(OmenglU) 20.15;Betty: They SayI‘m<br />
Different (OF) 22.30<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Smallfoot–Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 14.15; Dasschönste<br />
Mädchen der Welt 14.15; Bohemian Rhapsody<br />
14.15, 17.05, 20.15, 22.35; Johnny English: Man<br />
lebt nur dreimal 14.25,16.50; Die Unglaublichen II<br />
14.30;Der Nussknacker und dievier Reiche 14.30;<br />
Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 14.35;<br />
Elliot, das kleinste Rentier 14.40; Gänsehaut 2:<br />
Gruseliges Halloween 14.45; Der Vorname 15.00,<br />
19.55; Aufbruch zum Mond 16.45, 20.00, 22.30;<br />
Abgeschnitten 16.45, 22.50; Take The Ball Pass<br />
The Ball –Das Geheimnis des perfekten Fußballs<br />
17.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.00; Nur ein kleiner Gefallen 17.05, 20.00,<br />
22.55; Venom 17.20; Halloween 17.20, 20.00; 25<br />
km/h 17.20, 20.05; Ballon 19.35; AStar IsBorn<br />
19.45; Operation: Overlord 19.50, 22.40; Ballett<br />
aus dem Royal Opera House London: La Bayadere<br />
20.15; BadTimes atthe El Royale 22.55<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Die Unglaublichen<br />
II 13.30,16.40;Aufbruch zum Mond 13.35,<br />
16.45, 19.50, 23.15; 25 km/h 13.35, 17.00,<br />
19.40;JohnnyEnglish: Man lebt nur dreimal13.40;<br />
Bohemian Rhapsody 13.55, 16.10, 19.30, 23.10;<br />
Elliot, das kleinste Rentier 14.10; Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 14.20; Gänsehaut 2: Gruseliges<br />
Halloween 14.20; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 14.55; AStar IsBorn 16.35; Klassentreffen<br />
1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
17.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.00; Der Vorname 17.15, 20.00; Halloween<br />
17.35, 20.25, 23.20; Abgeschnitten 19.50; Nurein<br />
kleiner Gefallen 20.00, 23.05; Operation: Overlord<br />
20.15,23.15; 3D: Phantastische Tierwesen und wo<br />
sie zu finden sind 21.15; Hunter Killer 22.40; 3D:<br />
Venom 22.55; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 15.00; Ballon<br />
17.30, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Der Vorname 18.00,<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Aufbruch zum Mond –First<br />
Man (OmU) 17.20, 20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Girl (OmU) 18.00; The<br />
Cakemaker (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Smallfoot<br />
– Ein eisigartiges Abenteuer 10.00, 12.10,<br />
14.50; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
10.00; Der Nussknacker und die vier Reiche 10.00,<br />
12.15, 14.45, 17.20; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 12.15, 17.40, 19.45; Wildhexe 12.20;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 12.40;<br />
Die Unglaublichen II 14.35; Bohemian Rhapsody<br />
14.40, 16.50, 19.50; Der Vorname 17.20; Halloween<br />
17.30,20.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Grüner<br />
wirdís nicht 12.45; Offenes Geheimnis 15.15;<br />
Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm 17.45;<br />
Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise der Silberrücken<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Der Vorname 15.00,<br />
17.30, 20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer 10.00,<br />
12.10, 14.25; Pettersson und Findus: Findus zieht<br />
um 10.00, 12.00; Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 10.00, 11.50, 14.00; Die Unglaublichen II<br />
10.00, 12.45, 15.20, 16.50; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 10.00, 12.10, 14.40, 17.15; Das<br />
Haus der geheimnisvollen Uhren 10.00; Bohemian<br />
Rhapsody 10.00, 14.20, 16.20, 19.30, 22.40;<br />
Wildhexe 12.15; Das schönste Mädchen der Welt<br />
12.35; 25 km/h 14.00, 17.10, 20.00; Gänsehaut<br />
2: Gruseliges Halloween 14.50;Aufbruchzum Mond<br />
17.10, 19.50, 23.00; Halloween 17.30, 20.15,<br />
23.00; Ballett ausdem Royal OperaHouse London:<br />
La Bayadere 20.15; 3D: Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 20.25, 23.00; 3D: Phantastische Tierwesen<br />
und wosie zu finden sind /3D, Preview:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
21.00; The Nun 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Die Unglaublichen<br />
II 15.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
15.30, 20.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
15.45; JohnnyEnglish: Manlebtnur dreimal16.00;<br />
Bohemian Rhapsody 17.45, 20.30; Ballon 17.45,<br />
20.30; Der Vorname 18.15; 3D: Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 18.15; Operation: Overlord<br />
20.30; Halloween 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Afrikamera: The Mercy<br />
of the Jungle (OmenglU; m. Gast) 19.30; Eugene<br />
Green: Faire la parole–Makingthe Word (OmenglU)<br />
20.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Smallfoot–Ein eisigartiges Abenteuer 12.30, 14.30;<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 12.30, 15.10,<br />
17.40, 20.30; Elliot, das kleinste Rentier 12.30,<br />
14.10; Die Unglaublichen II12.50, 14.00, 16.00;<br />
Hotel Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 13.10,<br />
15.30; Aufbruch zum Mond 13.10, 16.30, 19.50,<br />
22.50; DasHausder geheimnisvollenUhren13.20;<br />
Bohemian Rhapsody 13.30, 17.00, 19.15, 22.30;<br />
Pettersson und Findus: Findus zieht um 13.50; Venom<br />
14.00,16.40,19.20; 25 km/h 14.00, 16.50,<br />
20.00,22.15; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.10, 19.30; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.15; Das schönste Mädchen derWelt 15.00; Der<br />
Vorname 15.10, 17.40, 20.10; Werk ohne Autor<br />
15.30; Klassentreffen 1.0 –Die unglaubliche Reise<br />
der Silberrücken 16.15; Halloween 16.20, 20.30,<br />
23.10; Operation: Overlord 16.40, 20.00, 22.50;<br />
Nur ein kleiner Gefallen 16.40, 19.50, 22.50; 3D:<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 16.50, 22.40;<br />
3D: Die Unglaublichen II 17.00; Wuff 17.10; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 17.35; Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 18.00; AStar IsBorn 19.20; A<br />
Prayer Before Dawn 19.20, 22.40; Ballon 19.40;<br />
DerTrafikant 19.45; 3D: Venom 19.50,22.10; Mission:<br />
Impossible –Fallout 20.10; Cakallarla Dans<br />
V(OmU) 20.30, 23.00; 3D: Phantastische Tierwesen<br />
und wo sie zu finden sind 21.00; Hunter Killer<br />
22.30; The Nun 22.40; The Equalizer II 22.40; Searching<br />
23.00; Abgeschnitten 23.00<br />
CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />
Bohemian Rhapsody (OF) 20.30; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen und wo sie zu finden sind –Fantastic<br />
Beasts and Where to Find Them (OF) 21.15; Aufbruch<br />
zum Mond –First Man (OF) 22.20; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche –The Nutcracker<br />
and the Four Realms (OF) 22.30; Nur ein kleiner<br />
Gefallen –ASimple Favor (OF) 22.45; Operation:<br />
Overlord (OF) 23.00; APrayer Before Dawn (OF)<br />
23.15; 3D, Preview: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen –Fantastic Beasts:The Crimes<br />
of Grindelwald (OF) 0.01<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />
Giganten der Meere 11.00; Aufbruch zum<br />
Mond –First Man (OF) 12.20, 15.45,19.15,22.45<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Nachlass 17.45;<br />
Dogman (OmU) 20.00; Mandy (OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Johnny English: Man lebt nur<br />
dreimal 14.00; Elliot, das kleinste Rentier 14.00,<br />
16.00; Bohemian Rhapsody 14.00, 17.00, 20.15;<br />
Die Unglaublichen II 15.00; Der Nussknacker und<br />
die vier Reiche 15.00, 17.30; Gänsehaut 2:Gruseliges<br />
Halloween 16.00; 25 km/h 17.30, 22.30;<br />
Halloween 18.00, 22.30; Der Vorname 18.00,<br />
20.15; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
20.00; Operation: Overlord 20.15, 22.30; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind<br />
/Preview: Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />
Verbrechen 21.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Familie Brasch 16.30;<br />
WaldheimsWalzer 18.30; DerVorname 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Bohemian Rhapsody 14.00, 17.10, 20.00, 22.45;<br />
Der Nussknacker und die vier Reiche 14.05; Wuff<br />
14.15; Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.20; Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.20;<br />
25 km/h 14.20, 20.20; Johnny English: Man lebt<br />
nur dreimal 14.30, 17.15; Elliot, das kleinste Rentier<br />
14.30; DieUnglaublichen II 14.30, 17.00;Nur<br />
ein kleiner Gefallen 16.45, 19.45, 23.10; Ballon<br />
16.45; 3D: Venom 16.50, 19.45, 22.40; Der Vorname<br />
17.00, 20.00; Halloween 17.15, 20.15,<br />
23.00; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.35, 19.45; AStar Is Born 19.40; Operation:<br />
Overlord 19.55, 22.35; Abgeschnitten 22.30;<br />
Hunter Killer 22.55; The Nun 23.15; 3D, Preview:<br />
Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen<br />
0.01<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Bohemian<br />
Rhapsody 14.00, 17.10, 19.30; Smallfoot –<br />
Ein eisigartiges Abenteuer 14.10; 25 km/h 14.10,<br />
17.00, 20.10; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.20, 17.00, 19.40;Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween<br />
14.30, 17.50; Die Unglaublichen II 14.45,<br />
17.10; JohnnyEnglish: Man lebtnur dreimal 14.50,<br />
17.00; Halloween 16.40, 20.15; Venom 19.30;<br />
Cakallarla Dans V(OmU) 19.50; Yol Arkadasim II<br />
(OmU) 20.20<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Hamburger<br />
Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />
Polizeiarbeit“ 19.30; Sneak Preview (OmU)<br />
21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Berlin-Film-Katalog:<br />
Gejagtbis zum Morgen 18.00; Blue My Mind(OmU)<br />
19.30; I, Olga (OmU) 21.30<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 12.30;Aufbruch zum Mond<br />
14.30; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />
Mayerling 18.00; Elliot, das kleinste Rentier 10.45,<br />
15.00;Wildhexe 12.45; Aufbruch zum Mond17.00,<br />
20.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Das Prinzip<br />
Montessori: DieLust am Selber-Lernen 16.00; Gundermann<br />
18.00; Offenes Geheimnis 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der Trafikant<br />
15.15, 20.15; Mackie Messer –Brechts Dreigroschenfilm<br />
17.45<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Gundermann 18.00; Ballon<br />
20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Der Trafikant 15.00,17.45;<br />
25 km/h 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 8112) Eine<br />
Perle inder Krone (m. Vortrag) 18.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderWagenKino:<br />
25km/h 10.30; 25km/h 13.00,18.15;<br />
Elliot, das kleinste Rentier 13.45; Werk ohne Autor<br />
14.30; #Female Pleasure (teilw.OmU) 14.45,<br />
18.45; Projekt: Antarktis 15.15; In My Room<br />
15.45; Der Vorname 16.45, 20.45; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 17.15, 20.45; Leto 18.15; Gundermann<br />
18.15; Elternschule 20.00; Der Trafikant<br />
20.45<br />
UCI KinoweltPotsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 13.40; Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 13.40; Die<br />
Unglaublichen II 14.00, 17.00; Smallfoot –Ein<br />
eisigartiges Abenteuer 14.15; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 14.30, 17.15; Bohemian<br />
Rhapsody 16.15, 19.35; Aufbruch zum Mond<br />
16.15,19.50;3D: DerNussknacker unddie vier<br />
Reiche 17.15, 20.00; Halloween 20.00; Ballett<br />
aus dem Royal Opera House London: La Bayadere<br />
20.15<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 15.00; Johnny English:<br />
Man lebt nur dreimal 17.15; AStar Is Born 19.30<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 03375/46 97 77)<br />
AStarIsBorn17.15; Champagner &Macarons: Ein<br />
unvergessliches Gartenfest 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Elliot,<br />
das kleinste Rentier 14.20; Die Unglaublichen II<br />
14.20, 17.15; Bohemian Rhapsody 14.20, 17.00,<br />
20.05, 22.50; Smallfoot –Ein eisigartiges Abenteuer<br />
14.30; Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
14.30;Das Hausder geheimnisvollen Uhren 14.35;<br />
Aufbruch zum Mond 14.40, 17.00, 19.40, 22.45;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.45;<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.50; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.30, 17.50; 25<br />
km/h 17.00, 19.50; 3D: Venom 17.10, 23.20;<br />
Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der<br />
Silberrücken 17.10, 20.15; AStar IsBorn 17.15,<br />
22.20; 3D: Der Nussknacker und die vier Reiche<br />
17.20, 20.10; Der Vorname 17.50, 20.00; Halloween<br />
20.10,23.15; Nur ein kleiner Gefallen 20.15,<br />
23.00; Operation: Overlord 20.30, 23.15; 3D:<br />
Phantastische Tierwesen und wo sie zufinden sind<br />
21.15; The Nun 22.50; 3D, Preview: Phantastische<br />
Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen 0.01<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 15.15; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 15.15; Die Unglaublichen<br />
II 15.30; Bohemian Rhapsody17.30, 20.30;<br />
Ballon 17.45; 3D: Der Nussknacker und die vier<br />
Reiche 18.00, 20.30; Der Vorname 18.15; Halloween<br />
20.30; Offenes Geheimnis 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Gänsehaut 2: Gruseliges Halloween 14.00; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 14.15; Die Unglaublichen<br />
II 14.45; Der Nussknacker und die<br />
vier Reiche 15.30, 17.45; Klassentreffen 1.0 –Die<br />
unglaubliche Reise der Silberrücken 16.00; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 16.15; Bohemian<br />
Rhapsody 17.30, 20.00; Operation: Overlord<br />
18.15, 20.30; Halloween 18.20, 20.40; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 20.15<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Johnny English: Man lebt nur dreimal 17.00; Ballon<br />
19.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Der Nussknacker<br />
und die vier Reiche 15.00, 20.30; Smallfoot<br />
–Ein eisigartiges Abenteuer 16.15; 3D: Der<br />
Nussknacker und die vier Reiche 17.30; Johnny<br />
English: Man lebt nur dreimal 18.30; AStar IsBorn<br />
20.00
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Kochen, lesen<br />
–das ist ein<br />
guter Abend“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Kenner<br />
der digitalen Welt zu Wort.Ömer Atiker<br />
hat das „Survival-Handbuch digitale<br />
Transformation“ (Verlag Campus)<br />
veröffentlicht. Ihm geht es<br />
darum, Unternehmen fit zu machen<br />
für die Zukunft.<br />
Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />
Welt am Morgen?<br />
Hängt vom Tag ab. Oft mit dem<br />
Kindle, umetwas zu lesen. Manchmal<br />
am Handy mit LinkedIn –oder<br />
einer Runde Sudoku, um das Gehirn<br />
in Bewegung zu bekommen.<br />
Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />
zurzeit. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Sehr viel selbstverständlicher.<br />
Wir mussten noch mühsam Programmiersprachen<br />
und kryptische<br />
Befehle lernen. Später konnte<br />
man klicken und wischen. Unsere<br />
Kinder lernen, dass man mit Maschinen<br />
sprechen kann. Dadurch<br />
werden Maschinen Teil unseres<br />
Lebens. Wir werden administrativen<br />
Unsinn delegieren können.<br />
Der Rechner wird zum Assistenten<br />
und Partner in der Arbeit und Freizeit.<br />
Wird es eines Tages eine Lösung<br />
geben, damit wir über unsere Daten<br />
wirklich selbst verfügen können?<br />
Das erwarte ich nicht. Schon allein<br />
deshalb nicht, weil es viel zu viel<br />
Mühe macht. Wir können unsere<br />
Daten gar nicht sinnvoll lesen oder<br />
auswerten. Wenn jemand anderes<br />
damit etwas anfangen kann und uns<br />
das Leben leichter macht, bleibt das<br />
ein attraktiver Deal. Was wir vielleicht<br />
hinkriegen werden, das ist<br />
mehr Bewusstsein, was alles erfasst<br />
und verarbeitet wird.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt?<br />
Was mir nicht gefällt, sind Menschen,<br />
die in der scheinbaren Anonymität<br />
des Netzes die Hemmungen<br />
fallen lassen und sich in Hass,<br />
Dummheit und Vulgarität ergehen.<br />
Darauf kann ich sehr gut verzichten.<br />
Welchen Science-Fiction-Film<br />
haben Sienicht nur einmal gesehen?<br />
„Star Wars“, „Terminator“, „Das<br />
fünfte Element“, „WALL-E“, „2001“,<br />
„District 9“ …–esgibt so viele interessante<br />
Ansätze. Ich mag Filme von<br />
Luc Besson, wie „Valerian“ und<br />
„Lucy“, weil er als Franzose ein wenig<br />
abweicht vom amerikanischen<br />
Popocorn-Kino, aber trotzdem<br />
spannend inszeniert.<br />
DieZukunft macht vielen Angst.Welcher<br />
Podcast macht Ihnen Mut?<br />
Da kann ich nicht helfen, ich höre<br />
keine.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Nur wenn ich abends konzentriert<br />
gearbeitet habe. Ansonsten<br />
nicht. Ich kann recht gut ohne<br />
Handy leben. Kochen, reden, lesen<br />
oder noch ein Spaziergang mit der<br />
Gattin, manchmal ein Film, das ist<br />
für mich ein guter Abend.<br />
Ömer Atiker ist Redner<br />
und Berater und angeblich<br />
seit der Steinzeit online.<br />
Einige gute Fotos und stundenlanges Filmmaterial genügen inzwischen, um Videos manipulieren zu können.<br />
Wasist schon echt?<br />
Trumps Team sollein Video manipuliert haben. Bald wirdsoetwasganz leicht möglich sein, sagen Experten<br />
VonBastian Hosan<br />
und Jörg Hunke<br />
Der Vorwurf war für Donald<br />
Trump dann doch<br />
so bedeutend, dass er<br />
sich persönlich äußerte.<br />
Bevor der US-Präsident zu den Gedenkfeiern<br />
nach Paris abhob, erklärte<br />
er, dass niemand im Weißen<br />
Haus ein Video manipulierthabe.Es<br />
ging um die tumultartige Pressekonferenz<br />
in der vergangenenWoche,als<br />
eine Praktikantin dem CNN-Reporter<br />
Jim Acosta das Mikrofon aus der<br />
Hand nehmen wollte, ersich aber<br />
weigerte,esabzugeben.<br />
Entschuldigung weggelassen<br />
Historie: Die Geschichteder<br />
Bildmanipulation war zunächst<br />
mit der Fotografieverbunden.<br />
Bereits im 19. Jahrhundert,<br />
als es technisch<br />
möglich wurde, Bilder chemischzufixieren,<br />
versuchten<br />
Fotografen, Fotos zu verändern.<br />
Ihr Ziel war es, Bilder einerWirklichkeit<br />
zu erzeugen,<br />
dieessonichtgab.<br />
Ein Video, das Sarah Sanders, die<br />
Sprecherin im Weißen Haus,zudem<br />
Vorfall veröffentlichte, weckte den<br />
Verdacht, dass die Bilder der Rangelei<br />
bearbeitet worden seien. US-Medien<br />
sprachen von Manipulation. In<br />
dem Video sieht es so aus, als würde<br />
Acosta der jungen Frau in dem Moment,<br />
in dem sie ihm das Mikrofon<br />
abnehmen will, rasch mit der Hand<br />
auf den Arm schlagen. Originalaufnahmen<br />
der Szenen zeigen jedoch,<br />
dass Acosta eher sacht den Arm der<br />
Praktikantin berührt und sich auch<br />
sofort bei ihr entschuldigt –die Entschuldigung<br />
ist in dem von der<br />
Trump-Sprecherin verbreiteten Video<br />
weggelassen worden.<br />
Eine Manipulation wie zum Beispiel<br />
das Hinzufügen von bearbeiteten<br />
Einzelbildern lässt sich auf<br />
Grundlage des Materials bisher nicht<br />
eindeutig beweisen, schrieb die<br />
Deutsche Presseagentur später.Eine<br />
videotechnische Analyse der britischen<br />
<strong>Zeitung</strong> Independent kam zu<br />
dem Schluss, dass in der entscheidenden<br />
Szene der Sanders-Version<br />
ein Einzelbild minimal länger gezeigt<br />
wird.<br />
Wasauch immer im Hintergrund<br />
beim Erstellen desVideos genau passierte,<br />
es ist aus technischer Sicht<br />
nicht sonderlich aufwendig gewesen.<br />
Inzwischen gibt es Methoden,<br />
bei denen der ungeschulte Betrachter<br />
nicht so leicht herausfinden<br />
kann, ob an einem Video herumgedoktertworden<br />
ist.<br />
Im Aprilhielt der ehemalige Google-Mitarbeiter<br />
Supasorn Suwajanakorn<br />
einen Vortrag inVancouver bei<br />
einer der renommierten Ted-Konferenzen.<br />
Nach acht Minuten war er<br />
fertig mit seiner Präsentation –und<br />
die Zuschauer sprachlos. Suwajanakorn<br />
berichtete von dem Auftrag,<br />
den er erhalten hatte: Er sollte anhand<br />
vonfreiverfügbaren Fotos und<br />
Videos ein Computer-Model erstellen,<br />
das so aussieht, so spricht und so<br />
reagiert wie sein menschliches Vorbild.<br />
Zu Beginn zeigte der Wissenschaftler<br />
vier Videos von Barack<br />
Obama, in denen der US-Präsident<br />
sich zur politischen Entwicklung äußert.<br />
Anschließend fragte Suwajanakorn<br />
die Zuschauer, welches Video<br />
echt sei. Keine einfache Frage, denn<br />
alle vier wirkten authentisch. Aber<br />
alle waren gefälscht. DerDaten-Wis-<br />
DIE GESCHICHTE DER TRICKSEREI<br />
Strategie: Machthaber nutzen<br />
gernedie Tatsache, dass<br />
der durchschnittliche Betrachter<br />
dazu neigt, die<br />
Glaubwürdigkeit vonFotos<br />
zu überschätzen. Maos Ehefrau<br />
wurde nach dessen Tod<br />
aus Fotos entfernt, um zu<br />
verhindern, dass der Kult um<br />
Mao mit seiner Frau in Verbindung<br />
gebracht wurde.<br />
Fehler: Aufihrer Webseite<br />
veröffentlichte die abgesetzte<br />
katalanische Regionalregierung<br />
im Vorjahr ein<br />
Foto der „Mitglieder der legitimen<br />
Regierung“, auf dem<br />
ein früherer Minister wegretuschiertworden<br />
war.Allerdings<br />
war vergessen worden,<br />
sein (noch sichtbares) linkes<br />
Bein zu entfernen.<br />
US-Präsident Trump, Reporter Jim Acosta und die Rangelei um das Mikrofon AP/EVAN VUCCI<br />
Bei „Babylon Berlin“ wurden Passanten für den Alexanderplatz künstlich erschaffen. DPA<br />
senschaftler aus den USA erzählte,<br />
dass er neuronale Computer-Netzwerkestundenlang<br />
mit Video-Material<br />
von Obama gefüttert hatte, so<br />
dass die Mundbewegungen sich problemlos<br />
in ein beliebiges Obama-Video<br />
implantieren ließen.<br />
Als er die Reaktion der Zuschauer<br />
bemerkte, sagte Suwajanakorn, dass<br />
auch er ein wenig Angst habe vor<br />
dem, was in Zukunft mit digitaler<br />
GETTY<br />
Technik möglich sei. Auch deshalb<br />
hat er mit Kollegen eine Software<br />
entwickelt, mit der angeblich Fake-<br />
Videos identifiziertwerden können.<br />
Aber nicht nur die Videos von<br />
prominenten Persönlichkeiten lassen<br />
sich drastisch verändern. In der<br />
Film-Industrie gehört die Bearbeitung<br />
des Bildmaterials zum Standard.<br />
Bei Marvel, dem Haus der<br />
Supermänner und Superfrauen, ist<br />
es üblich, dass jede Filmsequenz bearbeitet<br />
wird. Manchmal sind nur<br />
Farbkorrekturen notwendig, manchmal<br />
gibt es auch größere Veränderungen.<br />
So etwas kann das <strong>Berliner</strong><br />
Studio Rise.Eswar auch für die digitale<br />
Bearbeitung des Serien-Projekts<br />
„Babylon Berlin“ verantwortlich. In<br />
manchen Aufnahmen wurde der<br />
Fernsehturm wegretuschiert, denn<br />
den gab es damals noch nicht. Um in<br />
einer Szene den Alexanderplatz mit<br />
vielen Statisten zu füllen, genügte<br />
dem Team eine entsprechende Software.<br />
Und schon wurden Passanten<br />
generiert, die sich wie echte Schauspieler<br />
bewegten. Der Platz wirkte<br />
gut gefüllt.<br />
Aufwendige Bildanalyse<br />
Bilder zu manipulieren, das sagt<br />
Christian Malterer, Wissenschaftler<br />
an der <strong>Berliner</strong> Mediadesign-Hochschule,<br />
ist nicht mehr schwer und<br />
wird inZukunft noch leichter. Die<br />
Begründung: Rechner werden<br />
schneller und künstlerische Tools<br />
besser. Erselbst war daran beteiligt,<br />
als das Filmmaterial von „Metropolis“<br />
aufgearbeitet wurde. Zurzeit sei<br />
es noch so, dass bei Filmproduktionen<br />
wegen der großen Datenmengen<br />
und dem Wunsch nach Perfektion<br />
viel Zeit und Rechnerleistung<br />
notwendig seien. Qualität sei am<br />
Ende eine Frage des Geldes und des<br />
Aufwands. Aber bei Youtube-Videos<br />
mit geringer Auflösung sei die Bearbeitung<br />
oder auch Manipulation für<br />
Experten eigentlich Kleckerkram,<br />
also nicht sonderlich schwer.<br />
Und der Nachweis, obetwas gefälscht<br />
ist? Da sei eine aufwendige<br />
Bildanalyse notwendig, sagt Malterer.<br />
Unterschiedliche Bildschärfe sei<br />
ein Kriterium bei der Untersuchung.<br />
VorGericht ist es so, dass dem Richter<br />
eine wichtige Aufgabe zukommt,<br />
wenn ein Kläger sich gegen die Verletzung<br />
des Rechts am eigenen Bild<br />
wehrt. „Hält ein Gericht ein Video<br />
nach seiner Prüfung für echt, müsste<br />
der Kläger die Echtheit konkret in<br />
Zweifel ziehen“, sagt der <strong>Berliner</strong> Anwalt<br />
David Geßner, ein Experte für<br />
Medienrecht. „In der Regel wird<br />
dann ein gerichtliches Sachverständigengutachten<br />
eingeholt.“<br />
Barley will<br />
Kinder besser<br />
schützen<br />
Kampf gegen sexuellen<br />
Missbrauch im Internet<br />
VonMarkus Decker<br />
Die Union hat begrüßt, dass Bundesjustizministerin<br />
Katarina<br />
Barley (SPD) den Kampf gegen sexuellen<br />
Missbrauch im Internet –das<br />
sogenannte Cybergrooming – verstärken<br />
will, das Lob aber mit einem<br />
Tadel verbunden. Die rechts- und<br />
verbraucherpolitische Sprecherin<br />
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion,<br />
Elisabeth Winkelmeier-Becker,<br />
sagte: „Wir nehmen die Justizministerin<br />
beim Wort.“ Denn sie sei „nach<br />
all den Jahren des Stillstands“ erst<br />
auf Druck der Union aufgewacht.<br />
Noch Ende Juni, so die CDU-Politikerin,<br />
„haben wir die Bundesjustizministerin<br />
in einem Schreiben aufgefordert,<br />
endlich zu handeln“,<br />
nachdem „dieses wichtige Anliegen“<br />
bereits im Frühjahr im Koalitionsvertrag<br />
vereinbart worden sei. Man<br />
werde jetzt darauf achten, dass die<br />
Versuchsstrafbarkeit auch tatsächlich<br />
schnell eingeführtwerde.<br />
Künftig soll sich jeder Täter strafbar<br />
machen, der mit dem Ziel, ein<br />
Kind zu missbrauchen, Kontakte zu<br />
vermeintlichen Opfern anbahnt.<br />
Eine entsprechende Ankündigung<br />
Barleys wurde von einer Sprecherin<br />
ihres Hauses am Montag bestätigt.<br />
Allerdings nannte sie keinen konkreten<br />
Zeitpunkt, sondern erklärte lediglich,<br />
das Vorhaben solle zeitnah<br />
umgesetzt werden. Bislang gilt:<br />
Wenn ein Täter nur glaubt, mit einem<br />
Kind zu kommunizieren, tatsächlich<br />
aber mit verdeckten Ermittlern<br />
oder Eltern Kontakt hat, macht<br />
er sich nicht strafbar. „Das werden<br />
wir ändern und diese Fälle künftig<br />
auch erfassen“, sagte die Ministerin<br />
den <strong>Zeitung</strong>en der Funke-Mediengruppe.<br />
Die Ministerin Katarina Barleywill strenger<br />
gegen Täter vorgehen.<br />
DPA<br />
Johannes-Wilhelm Rörig, der Beauftragte<br />
der Bundesregierung für<br />
Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs,sagte<br />
dazu der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland):<br />
„Es ist absolut alarmierend,<br />
wie Pädosexuelle in Onlinespielen<br />
und Chats Jagd auf Kinder und Jugendliche<br />
machen und sie dazu bewegen,<br />
sich vor der Webcam auszuziehen<br />
oder sich mit ihnen zu treffen.<br />
Aktuell gibt es praktisch keinen<br />
Kinder- und Jugendschutz im Netz.<br />
Minderjährige agieren und kommunizieren<br />
dort ungeschützt und ohne<br />
Kontrolle der Eltern. Hierauf müssen<br />
wir reagieren, auch mit gesetzlichen<br />
Regelungen.“<br />
Rörig betonte überdies, ähnlich<br />
wie die Union, er fordereschon lange<br />
eine Versuchsstrafbarkeit von Cybergrooming<br />
und einen verbesserten<br />
Jugendmedienschutz. Darum<br />
befürworte er Barleys Vorstoß ausdrücklich.<br />
Die Bundesregierung<br />
müsse alle gesetzlichen, personellen<br />
und finanziellen Möglichkeiten ergreifen,<br />
um sexuelle Gewalt gegen<br />
Kinder und Jugendliche besser zu<br />
bekämpfen und die großen Lücken<br />
beim Kinder- und Jugendschutz im<br />
digitalen Raum zu schließen. Dazu<br />
gehöre auch, die IT-Wirtschaft zu<br />
Kinder- und Jugendschutz im Netz<br />
gesetzlich zu verpflichten.<br />
Bereits mehr als 15 Prozent der<br />
Kinder bis 14 Jahrehaben im Netz sexuelle<br />
Belästigung erfahren. Manchmal<br />
ist sexuelle Belästigung online<br />
zudem die Vorstufe für sexuellen<br />
Missbrauch offline.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 25<br />
· ·<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister desAlltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG)Tagesschau 12.15<br />
(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />
(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Camping<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />
Wissen vor acht –Zukunft 19.55 (für HG) Börse<br />
vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Die Kanzlei<br />
Absturz. Anwaltsserie<br />
Mit Sabine Postel, Herbert Knaup u.a.<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Freund und Helfer.Arztserie<br />
21.45 (für HG) Report München<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Fatale Geständnisse<br />
Unschuldig verurteilt<br />
Dokumentarfilm, D2018<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.35 (für HG) Die Kanzlei<br />
Absturz. Anwaltsserie<br />
RTL<br />
5.15 Der Nächste, bitte! 6.00 Guten Morgen<br />
Deutschland 8.30 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten 9.00 Unter uns. Daily Soap<br />
9.30 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
10.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 11.00 Der Nächste, bitte! 12.00<br />
Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 15.00 Hol dir die Kohle –5.000 €für<br />
deine Idee 16.00 Meine Geschichte –Mein Leben<br />
17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was<br />
zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 (für HG) Der Lehrer<br />
Ist es der Jagdtrieb,weil Säbelzahntiger<br />
ausgestorben sind? Comedyserie<br />
21.15 (für HG) Der Lehrer<br />
Das ist quasi eine Win-win-Situation...<br />
Comedyserie<br />
22.15 (für HG) Der Lehrer<br />
Ich bin vor allem besser imGehen als<br />
im Bleiben! Comedyserie<br />
23.15 Sekretärinnen –Überleben von 9bis<br />
5 Die Neue. Comedyserie<br />
23.35 Sekretärinnen –Überleben von 9bis<br />
5 Die perfekte Sekretärin. Comedyserie<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Mit dem Remake der Serie„Verliebtin<br />
eine Hexe“erhofft sichder abgehalfterte<br />
Schauspieler Jack Wyatt(Will Ferrell)<br />
sein großes Comeback. Um sich dasRampenlicht<br />
nichtteilen zu müssen, engagierter<br />
die völligunbekannte Schauspielerin Isabel<br />
Bigelow(Nicole Kidman) als seine Filmpart-<br />
MDR WDR nerin. Doch die Rechnunggehtnichtauf, Arte<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />
(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial<br />
20.15 (für HG) Umschau 20.45 (für HG)<br />
Schloss Reinhardsbrunn –Thüringens verlorenes<br />
Paradies 21.15 Echt 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.05 (für HG) DieVersteigerer 22.50 (für<br />
HG) Polizeiruf 110. Nachttresor.TV-Kriminalfilm<br />
1973 0.00 (für HG) Siebenpunkt. Drama,D<br />
2018 0.30 (für HG) Hauptstadtrevier 1.20 (für<br />
HG) Umschau 1.50 (für HG) Schloss Reinhardsbrunn<br />
–Thüringens verlorenes Paradies<br />
Bayern<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />
is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Tatort. Im Netz der Lügen. TV-Kriminalfilm,<br />
D2010 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Vogelwild<br />
–Georg Ringsgwandl 23.15 nacht:sicht<br />
23.45 BR-Klassik 0.30 67. Internationaler<br />
Musikwettbewerb der ARD 1.15 Rundschau<br />
Nacht 1.25 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 (für HG) Die Höhle der Löwen. Walkie<br />
aus Frankfurt /CAPS Air aus Hamburg /YFood<br />
aus München /Poolathlete /Painttablet aus<br />
Simbach am Inn /Aktimed aus Heidelberg /<br />
Es wird geistlich in der „Höhle der Löwen”<br />
22.55 Das Vorstellungsgespräch. Paprcuts<br />
23.50 nachrichten 0.10 (für HG) Medical Detectives<br />
–Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Tödliche Familienbande 1.10 (für HG) Medical<br />
Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Rendezvous mit dem Tod<br />
Super RTL<br />
13.35 Tomund Jerry 14.05 Angelo! 14.40<br />
Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.10 Bugs<br />
Bunny &LooneyTunes 15.45 Voll zu spät!<br />
16.15 Zig &Sharko –Meerjungfrauen frisst<br />
man nicht! 16.45 Hotel Transsilvanien –Die<br />
Serie 17.15 Zak Storm –Super Pirat 17.45<br />
Sally Bollywood 18.10 Bugs Bunny &Looney<br />
Tunes 18.45 Woozle Goozle 19.15 Tomund<br />
Jerry 19.45 Angelo! 20.15 Verliebt in eine<br />
Hexe. Liebeskomödie, USA 2005 22.15 Murder<br />
She Solved –Frauen auf Täterjagd 23.15<br />
Murder She Solved –Frauen auf Täterjagd<br />
Sport1<br />
15.00 Poker 16.00 Storage Hunters (2). Aliens<br />
und Anfänger 16.30 Container Wars.<br />
Schall und Rauch 17.00 Container Wars.<br />
Schmugglerware 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Auf neuen Pfaden 18.00 StorageWars<br />
–Geschäfte in Texas. Giftig 18.30<br />
Bundesliga aktuell. Die tägliche News-Sendung<br />
für Fußballfans 19.00 Hans Sarpei –Das T<br />
steht für Coach 20.00 Darts: Grand Slam of<br />
Darts. Gruppenspiele,1.Runde 0.00 Goooal!<br />
–Das internationale Fußball-Magazin<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin. Moderation:<br />
Susan Link, Till Nassif 9.00 heute Xpress<br />
9.05 Volle Kanne –Service täglich 10.30 (für<br />
HG) Notruf Hafenkante. Angst.Krimiserie<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Mord unter<br />
Freunden. Krimiserie 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute Xpress 14.05 Die Küchenschlacht<br />
14.50 (für HG) Bares für Rares 15.45<br />
(für HG) Fußball: Testspiel der Frauen.<br />
Deutschland –Spanien. Aus dem Steigerwaldstadion<br />
in Erfurt 18.00 (für HG) SOKO Köln.<br />
Nestbeschmutzer.Krimiserie 19.00 (für HG)<br />
heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Mord wie er im Buche steht. Krimiserie<br />
20.15 (für HG) Der unterschätzte<br />
Thronfolger<br />
Prinz Charles wird 70<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
Magazin. Mod.: Ilka Brecht<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Mutig,cool und<br />
unverschleiert<br />
Frauen gründen eine liberale Moschee<br />
22.45 (für HG) Markus Lanz<br />
0.00 heute+<br />
0.15 Neu im Kino<br />
„Juliet, Naked” von Jesse Peretz<br />
5.10 Auf Streife.Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen<br />
10.00 Alles oder Nichts.<br />
Soap 10.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella Schulien<br />
12.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf Streife.<br />
Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die Spezialisten.<br />
Reportagereihe 16.00 Klinik am Südring<br />
17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Schicksale –und plötzlich ist alles anders<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />
Annett Möller,Daniel Boschmann 18.30 Alles<br />
oder Nichts. Soap 19.00 Genial daneben –<br />
Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Gut zu Vögeln<br />
Komödie, D2016<br />
Mit Anja Knauer,Max vonThun, Max<br />
Giermann, Katharina Schlothauer,<br />
Ulrich Gebauer,Kai Wiesinger u.a.<br />
Regie: Mira Thiel<br />
22.15 akte 20.18<br />
23.10 Focus TV –Reportage<br />
Reportagereihe<br />
Erben gesucht! –Unterwegs mit<br />
Nachlasspflegern<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Leben am Limit: Großstadt-Gewalt<br />
14.05 (für HG) Morden im Norden 14.55 (für<br />
HG) Morden imNorden 15.45 Erlebnisreisen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Auf Leben undTod (5) 21.00<br />
(für HG) Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10<br />
(für HG) Kästner und der kleine Dienstag. TV-<br />
Drama, D/A 2016 23.50 (für HG) Rosa Luxemburg.<br />
Biografie, CS/D/PL 1986 1.45 Erlebnisreisen<br />
2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
17.10 (für HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00<br />
Ländermagazine 18.15 (für HG) NaturNah<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Visite 21.00 (für HG) Dr.Wimmer:Wie gerecht<br />
ist es beim Arzt? 21.15 (für HG) Panorama 3<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Das soll<br />
Recht sein? 22.45 (für HG) Tatort. Scheinwelten.<br />
TV-Kriminalfilm, D2013 0.15 (für HG)<br />
Weltbilder 0.45 Hudekamp –Ein Heimatfilm.<br />
Dokumentarfilm, D2012 1.50 (für HG) Tietjen<br />
und Bommes<br />
Kabel eins<br />
6.40 The Mentalist 7.35 EUReKA –Die geheime<br />
Stadt 8.30 EUReKA –Die geheime Stadt<br />
9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />
Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00 Castle<br />
13.55 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Spaceballs. Komödie,<br />
USA 1987 22.20 Demolition Man. Actionfilm,<br />
USA 1993 0.35 Spaceballs. Komödie,<br />
USA 1987 2.15 Late News<br />
RTL 2<br />
5.55 Infomercial 6.55 Die Straßencops –Jugend<br />
im Visier 7.55 Die Straßencops –Jugend<br />
im Visier 8.55 Frauentausch 10.55 Family Stories<br />
13.00 Hilf mir! Jung,pleite,verzweifelt ...<br />
14.00 Köln 50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht<br />
16.00 Leben.Lieben.Leipzig 17.00 News<br />
17.10 Leben.Lieben.Leipzig 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Hartz und herzlich –Die Plattenbauten von<br />
Bitterfeld-Wolfen 22.15 Hartz und herzlich –<br />
Tagfür TagBenz-Baracken 0.15 Autopsie Spezial:<br />
Die letzten Stunden von ...<br />
Eurosport 1<br />
8.35 Snooker: World Main Tour. Northern Ireland<br />
Open: 1. Tag 10.30 Tischtennis: WorldTour<br />
11.30 Olympische Spiele. Hall of Fame 12.30<br />
Snooker:World Main Tour 13.45 Snooker:World<br />
Main Tour. Northern Ireland Open: 2. Tag 18.45<br />
Motorsport: Porsche Supercup 19.15 Horse<br />
Excellence. Die Pferdesport-Highlights derWoche<br />
19.40 Eurosport News 19.45 Snooker:<br />
World Main Tour. Northern Ireland Open: 2. Tag<br />
23.55 Eurosport News 0.00 Motorsport: Porsche<br />
Supercup 0.30 Tischtennis: WorldTour<br />
SAT.1, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
Gut zu Vögeln<br />
Die Aufregunginder Männer-WGvon Simon istgroß, als dieser beschließt,<br />
dass seine Schwester Merlin (AnjaKnauer)einzieht. Diesewurde gerade<br />
vonihrem Verlobten vordem Traualtar stehen gelassenund versinktnun im<br />
Liebeskummer.Vor allem Frauenschwarm Jacob (Max vonThun), der nebenbei<br />
bemerkt noch der Erfinder des Sprühkondoms ist, istvon dem weiblichen WG-<br />
Zuwachswenig begeistert. Ihren Einzug kann er jedoch nicht verhindern und so<br />
machtergemeinsammit Mitbewohner Nuri ausder Noteine Tugend und versucht,<br />
Merlin wieder in die Spur zu bringen. Dasgehtseiner Meinungnach natürlich<br />
am besten mit einemOne-Night-Stand, und so machtsichder Schürzenjägerauf<br />
die Suche nach dem passenden Mann für seine neue Mitbewohnerin.<br />
Zotige Fernsehkomödie vonRegisseurin Mira Thiel, die keinen Gagauslässt.<br />
(Dtl./2016)<br />
Foto: Sat.1<br />
Anzeige<br />
SUPER RTL, 20.15 UHR LIEBESKOMÖDIE<br />
Verliebt in eine Hexe<br />
denn die Rolle der Hexe scheintIsabelwie<br />
aufden Leib geschrieben zu sein. DerGrund<br />
dafür istschnellklar:Sie istauchimwahrenLeben<br />
eine Hexe.Charmante Neuverfilmung<br />
des Serienklassikers „Verliebt in eine<br />
Hexe“, mit hoher Stardichte (u.a Michael<br />
Caine und ShirleyMacLaine).<br />
(USA/2005)<br />
Foto:SuperRTL<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
7 8 4<br />
6<br />
9 5<br />
9 7 1<br />
1 2 9 8<br />
5 8 4<br />
2 8<br />
6 5<br />
4 3<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
7 1<br />
1 8<br />
5 3<br />
2 7<br />
4<br />
9<br />
8 6 9<br />
2<br />
8 4<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom VOM 12.11.2018<br />
11. 2018<br />
MITTEL mittel<br />
7 5 9 3 1 4 6 8 2<br />
1 8 3 2 5 6 4 9 7<br />
6 2 4 9 8 7 1 3 5<br />
8 1 7 4 9 2 5 6 3<br />
5 9 6 7 3 8 2 1 4<br />
4 3 2 5 6 1 8 7 9<br />
3 4 8 6 2 9 7 5 1<br />
9 7 1 8 4 5 3 2 6<br />
2 6 5 1 7 3 9 4 8<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 12. 11. 2018<br />
vom 12.11.2018<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
1 7 3 4 9 8 6 5 2<br />
8 5 9 6 1 2 3 7 4<br />
2 6 4 5 3 7 1 9 8<br />
9 1 7 2 4 3 5 8 6<br />
3 4 8 1 6 5 7 2 9<br />
5 2 6 8 7 9 4 1 3<br />
7 3 5 9 2 6 8 4 1<br />
6 9 1 7 8 4 2 3 5<br />
4 8 2 3 5 1 9 6 7<br />
5.30 Zoobabies 6.20 Rote Rosen 7.10 Sturm<br />
der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
8.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
9.00 In aller Freundschaft 9.45 In aller<br />
Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35 Elefant,<br />
Tiger &Co. 11.25 Zoobabies 12.15 Auf der<br />
Jagd rund um den Globus 13.00 rbb24 13.10<br />
Verrückt nach Meer 14.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24 16.15 Gefragt<br />
–Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant,Tiger<br />
&Co., Reportagereihe 17.55 Sandmann<br />
18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />
zibb. zuhause in berlin &brandenburg 19.30<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau<br />
20.15 Geheimnisvolle Orte<br />
Das Schloss Bellevue –Ein Amtssitz<br />
mit Geschichte. Dokumentationsreihe<br />
21.00 Kaiser a. D. –Wilhelm II. im Exil<br />
Dokumentation<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Terror –Ihr Urteil<br />
TV-Drama, D2016<br />
Mit Burghart Klaußner,Martina<br />
Gedeck, Florian David Fitz u.a.<br />
23.25 Talk aus Berlin<br />
23.55 Terror –Ihr Urteil<br />
UrteilsverkündungDrama, D2016<br />
ProSieben<br />
8.20 Twoand aHalf Men 9.40 The Middle<br />
10.30 Mike &Molly 10.55 How IMet Your Mother<br />
11.50 2Broke Girls. Der Mietbetrug/Eher<br />
ungewöhnlich da unten.Comedyserie 12.40<br />
Mom. Die Ex und der sehr alte Hund/Krieg der<br />
Krankenpflegerinnen.Comedyserie 13.30 Two<br />
and aHalf Men. Lass dir die Zitrone schmecken/Pamela<br />
und Purzelchen/Der Todestoast.<br />
Comedyserie 14.45 The Middle. Die Mucki-<br />
Bude/Das allerletzte Ende. Comedyserie<br />
15.40 The Big Bang Theory. Der Proton-Ersatz/<br />
Juckreiz im Gehirn/Bier und Football. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die<br />
Simpsons. Homer,die Pfeife/Luca$. Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo<br />
20.15 Die Simpsons Krusty macht ernst<br />
Zeichentrickserie<br />
20.45 Die Simpsons Auf der Suche nach Mr.<br />
Goodbart<br />
21.15 Die Simpsons Grand Theft U-Bahn<br />
21.40 Die Simpsons Der gestohlene Kuss<br />
22.10 Family Guy<br />
Stille Post /Die neuen Abenteuer des<br />
alten Tom. Zeichentrickserie<br />
23.05 Mr.Griffin –Kein Bock auf Schule<br />
Ein Sohn für Miles /Dallas tränken<br />
0.00 Die Simpsons<br />
Bart wird ein Genie. Zeichentrickserie<br />
13.50 (für HG) Elizabeth. Drama, GB 1998<br />
15.50 Wasser ist Zukunft 16.45 (für HG)<br />
X:enius 17.10 Mit Kompass und Köpfchen auf<br />
hoher See 17.40 360° Geo Reportage 18.35<br />
(für HG) Das Schwarze Meer 19.20 Arte Journal<br />
19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) Die<br />
Hälfte der Welt gehört uns 21.05 (für HG) Die<br />
Hälfte der Welt gehört uns 22.00 Indiens verlorene<br />
Töchter 22.55 Sex: Tabu im Land des Kamasutra<br />
23.40 Virgin Tales –Jungfrauen-Märchen.<br />
Dokumentarfilm,F/CH/D 2012 1.10<br />
Arte Journal 1.30 Alles Karneval<br />
3Sat<br />
12.10 (für HG) Am Schauplatz 13.00 (für HG)<br />
ZIB 13.20 Die Inseln der Queen 17.00 Island<br />
–Weltspitze 17.45 Der Rhythmus des<br />
Eises –Ein Jahr bei den Inuit 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG)Tagesschau 20.15 (für HG) Mord in<br />
Ludwigslust. TV-Kriminalfilm, D2012 21.45<br />
kinokino 22.00 (für HG) ZIB 222.25 Homo<br />
Sapiens. Dokumentarfilm,CH/D/A 2016<br />
23.55 (für HG) Super Friede Liebe Love. Dokumentarfilm,<br />
D2017 1.25 Reporter 1.45<br />
10vor10 2.15 Die Inseln der Queen<br />
Phoenix<br />
10.00 phoenix vor ort 10.30 phoenix plus<br />
11.15 phoenix plus. Zukunft der Rente 12.00<br />
phoenix vor ort 12.45 phoenix plus 13.30<br />
phoenix plus. Eurokrise beendet? 14.00<br />
phoenix vor ort 14.45 Europaparlament live.<br />
Live 17.30 phoenix der tag 18.00 Teufelskraut<br />
oder Wunderblüte? 18.30 Wilde Inseln 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 Mythos oder Masterplan?<br />
21.00 ZDF-History 21.45 (für HG)<br />
heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Mythos<br />
oder Masterplan?<br />
Kika<br />
12.00 Tupu –Das wilde Mädchen aus dem<br />
Central Park 12.30 Garfield 12.50 Geronimo<br />
Stilton 13.15 Max &Maestro 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 Hank Zipzer<br />
15.25 Mirette ermittelt 15.45 (für HG) Mia<br />
and me–Abenteuer in Centopia 16.40 (für HG)<br />
Der kleine Prinz 17.25 Die Piraten von nebenan<br />
18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.10 (für<br />
HG) Sam 18.30 Inui 18.50 Sandmann 19.00<br />
(für HG)Yakari 19.25 (für HG) pur+ 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Ki.Ka Live 20.10 (für<br />
HG) Find me in Paris –Tanz durch die Zeit<br />
Dmax<br />
16.15 Texas Jail –Unter Arrest 16.45 Border<br />
Control –Spaniens Grenzschützer 17.15 Fang<br />
des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
18.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />
Alaskas 19.15 A2 –AbenteuerAutobahn<br />
20.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />
21.15 112: Feuerwehr im Einsatz 22.15 Im<br />
Angesicht des Feuers 23.15 Escobar: Die Jagd<br />
nach den Millionen 0.15 Steel Buddies –<br />
Stahlharte Geschäfte 1.10 112: Feuerwehr im<br />
Einsatz<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.30 7Tage ...<br />
10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.30 Teufelskraut<br />
oder Wunderblüte? 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.15 Der Antisemitismus-Report<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Hart aber fair 21.32<br />
Engelfragt 22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau<br />
–Vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />
ReportMünchen 0.00 Umschau 0.30 7Tage ...<br />
1.00 Nachtmagazin 1.20 Engel fragt 1.50 Abendschau<br />
2.20 Thüringen-Journal 2.50 Extra 3.02<br />
Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />
aktuell 4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
10.55 In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />
11.45 Verrückt nach Meer 12.35 Sturmder Liebe<br />
13.20 Sturm der Liebe 14.10 Weingut Wader –<br />
Das Familiengeheimnis. TV-Drama, D2018 15.40<br />
In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie<br />
17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 Doctor Who 21.00 Doctor Who 21.40 Hustle<br />
–Unehrlich währtamlängsten 22.35 Class<br />
23.20 Doctor Who 0.05 Doctor Who 0.45 Hustle –<br />
Unehrlich währtamlängsten 1.40 Class 2.25<br />
CloseUp2.50 Kino-Favoriten 3.05 Hartaber herzlich<br />
3.50 Lindenstraße 4.25 Verrückt nach Meer<br />
ZDF NEO<br />
12.15 DieRettungsflieger 13.00 DieRettungsflieger<br />
13.50 (für HG)Columbo. Mord in derBotschaft.<br />
TV-Kriminalfilm,USA 1975 15.00 Die Spezialisten<br />
–ImNamen derOpfer 15.45 DieRettungsflieger<br />
16.30 DieRettungsflieger 17.15 (für<br />
HG)Columbo. Mord in der Botschaft. TV-Kriminalfilm,<br />
USA1975 18.25 Bares für Rares 19.20 Baresfür<br />
Rares 20.15 (für HG)Kommissarin Heller.<br />
Hitzschlag.TV-Kriminalfilm,D2015 21.45 (für HG)<br />
Nachtschicht. Ladies First. TV-Kriminalfilm,D2016<br />
23.15 Lobbyistin 23.45 Lobbyistin 0.15 The Killer<br />
Inside 1.00 The Killer Inside 1.40 Jagd im Eis.<br />
Mysterythriller, ISL 2006 3.15 TerraXpress 3.45<br />
TerraX4.30 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
8.15 Überführt 9.00 Ermittler! 9.30 Mördern auf<br />
der Spur 12.00 Atatürk –Soldat, Rebell, Visionär<br />
12.45 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte 14.15<br />
(für HG) Das Jahrhundertwrack: Sensationsfund in<br />
der Ostsee 15.00 (für HG) Geisterschiff im Wattenmeer<br />
15.45 Aufgedeckt –Rätsel der Geschich<br />
te 18.00 Schätze des altenÄgypten 18.45 Ägypten<br />
von oben 19.30 Aufgedeckt: Geheimnisse des<br />
Altertums 20.15 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte<br />
21.00 (für HG) Deutschlands Supergrabungen<br />
22.30 Aufgedeckt: Geheimnisse desAltertums<br />
0.00 Aufgedeckt –Rätsel der Geschichte<br />
0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Aufgedeckt –<br />
Rätsel der Geschichte<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert „En passant” –musikalisches Flanieren<br />
mit Werken von Mussorgskij, Poulenc, Lourié,<br />
Mompou, Schleiermacher,Boulez, Satie,<br />
ca. 117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Die Oper „Die Zwillingsbrüder”.<br />
Franz Schuberts Opernversuche waren<br />
wenig erfolgreich,enthalten aber herrliche Musik.,<br />
ca. 56 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik „Nicht des Predigers wegen indie<br />
Kirche gekommen”. Die Leipziger Neukirchenmusik:<br />
eine Konkurrenz für den Thomaskantor?,<br />
ca. 30 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Über das Marionettentheater” Hörspiel<br />
nach dem gleichnamigen Text von Heinrich von<br />
Kleist. ,ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Judith Schalansky: „Verzeichnis einiger<br />
Verluste” (2/18), ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin „Ich hatte gedacht, sie wäre unverwundbar”.<br />
Schriftstellerinnen über den Verlust<br />
der Mutter., ca. 26 Minuten<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Kriegstriptychon. Die zwei Welten<br />
des Otto Dix. Von Ulrike Bajohr,ca. 45 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Musikszene Neue Erfahrungen mit alten Originalen.<br />
Die Sammlung historischer Tasteninstrumente<br />
in Bad Krozingen., ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Vietnam Tapes. Die Kriegsaufzeichnungen<br />
des Michael A. Baronowski. Mit Michael<br />
A. Baronowski, Alex Baronowski, Lorraine<br />
Meckley-Criss, Tim Duffie, Raymond Barowski,<br />
Fabian Sattler, Bernhard Schütz, Claudia Fenner,Ronald<br />
Nitschke, Thomas Meinhardt. Von<br />
Alan Hall, ca.55Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Teresa Bergman, ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Weltmusik-Pioniere. Mit<br />
Peter Rixen, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Pablo Held Quartett. Mit Pablo Held<br />
(Piano), Percy Pursglove (Trompete, Flügelhorn),<br />
Kit Downes (Orgel), Sean Carpio<br />
(Schlagzeug), ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Nicki Minaj (35) hat beim People’s<br />
Choice Awards in Los Angeles ordentlich<br />
abgeräumt und trotzdem einen<br />
klaren Kopf behalten. So bekam die<br />
Rapperin gleich zwei der begehrten<br />
Publikumspreise –für ihr neues Album„Queen“<br />
und als beste Künstlerin.<br />
Allerdings war sich Minaj nur zu<br />
bewusst, dass rings um die glamourösen<br />
Feierlichkeiten in Südkalifornien<br />
die Brände wüteten. Undsodankte<br />
sie den Rettungskräften für ihren heldenhaften<br />
Einsatz. So wie viele andereStars<br />
auch:Victoria Beckham<br />
(44) freute sich auf der Gala nicht nur<br />
über den Ehrenpreis als Mode-Ikone,<br />
sondernpries die„unglaubliche Arbeit“<br />
der Feuerwehr,die Hollywood-<br />
Komikerin Melissa McCarthy (48) rief<br />
dazu auf,„an die Opfer,Helfer und<br />
Feuerwehrleute zu denken und zu<br />
spenden“. DasReality-Sternchen<br />
KimKardashian (38) sowie die Schauspielerin<br />
Mila Kunis (35) waren ebenfalls<br />
voll des Dankes.<br />
Möchte wegvon<br />
Kalifornien<br />
DPA<br />
Uschi Obermaier<br />
(72) ist vorden<br />
kalifornischen<br />
Feuerngeflüchtet.<br />
DasEx-Model<br />
bangt immer<br />
noch um ihr<br />
Haus am Rand<br />
der Santa-Monica-Berge.<br />
Obermaier,eines<br />
der bekanntesten Gesichter der<br />
1968er-Bewegung in Deutschland,<br />
will jetzt eine neue Bleibe an der portugiesischen<br />
Algarve suchen.<br />
Cornelia Funke (59) ist wegen der<br />
Feuer vonihrer Farm in Malibu geflohen.<br />
DieKinderbuchautorin war<br />
2005 mit ihrer Familie vonHamburg<br />
nach Kalifornien gezogen. Besonders<br />
bedrückt Funke,dass sie ihrebeiden<br />
Esel Zorround Esperanza sowie sechs<br />
Enten zurücklassen musste.„Ich<br />
fühlte mich wie eineVerräterin“,<br />
sagte sie über ihreFlucht.<br />
Thomas Gottschalk (68) hat bei den<br />
Bränden in Kalifornien sein Haus<br />
verloren. Aber der Show-Dino reißt<br />
seine Witze: „Dass mein Herz für<br />
Thea brennt, weiß jeder –aber dass<br />
zum Hochzeitstag auch noch unser<br />
Haus brennt, muss nicht sein“, sagte<br />
er jetzt der Bild-<strong>Zeitung</strong>. Gottschalks<br />
Frau war zu Hause,als die Flammen<br />
sich näherten –und entkam der Feuerhölle.<br />
(schl./mit dpa, AFP)<br />
TIERE<br />
Eine Nilgans auf einer Liegewiese.<br />
Nicht jeder mag das. DPA/ARNE DEDERT<br />
Da geht sie hin,ein gerngesehener<br />
Gast ist die Nilgans indes auf heimischen<br />
Wiesen eher nicht. DerVogel<br />
kommt eigentlich aus,wie es der<br />
Name schon sagt, Ägypten und breitet<br />
sich seit geraumer Zeit entlang<br />
des Rheins in Mitteleuropa aus.Die<br />
Gans ist an sich ein harmloser Geselle,doch<br />
wirdsie aufgrund ihrer rasanten<br />
Verbreitung vielerorts als<br />
Plage betrachtet, denn die Nilgans<br />
(Alopochen aegyptiaca) ist nicht zimperlich,<br />
wenn es darum geht, im urbanen<br />
und suburbanen Raum Liegewiesen<br />
und Radwege zu okkupieren.<br />
Daswärenicht schlimm, aber die<br />
Gans verrichtet ihr Geschäftchen<br />
auch gerne da, wo Leute so rumliegen.<br />
Dasgeht nicht! (mpw.)<br />
Sir RodStewart(73) verspätet<br />
sich um anderthalb Stunden.<br />
Der Sänger mit der<br />
Reibeisenstimme und<br />
Strubbelfrisur zog esvor, mit seiner<br />
Tochter Renee (26) in Berlin shoppen<br />
zu gehen. „Ich habe einen schönen<br />
Mantel für 135 Euro für meinen<br />
Tourmanager gekauft, dazu noch<br />
Kleinkram“, erzählt er von seiner<br />
Ausbeute. Amkommenden Freitag<br />
wirdRod Stewartbei der Bambi-Verleihung<br />
in der Kategorie „Legende“<br />
geehrt. Im Interview erzählt er von<br />
seinem Verhältnis zu Frauen und<br />
Männern. UndDonald Trump.<br />
Mr. Stewart, 2016 wurden Sie von<br />
Prince William zum Ritter geschlagen.<br />
Ist esnicht sonderbar, vor einem<br />
anderen Mann niederzuknien?<br />
Nein, das fühlte sich überhaupt<br />
nicht komisch an. Daswar ein denkwürdiger<br />
Tag. DieSache hat mein Leben<br />
zwar nicht großartig verändert,<br />
ehrlich gesagt sogar überhaupt<br />
nicht. Aber es ist schon toll, wenn ich<br />
in ein Hotel komme und mit „Sir<br />
Rod“ begrüßt werde. Wemwürde das<br />
nicht Spaß machen?<br />
Am Freitag werden Sie mit dem<br />
Bambi als „Legende“ ausgezeichnet.<br />
Waskommt denn als nächstes: Ihr eigenes<br />
Biopic?<br />
So wie bei Freddie Mercury und<br />
bald auch bei Elton John? Ichglaube,<br />
der Film über mich muss warten, bis<br />
ich im Himmel bin. Es gab mal eine<br />
Zeit, da wollte ich mit Freddie und<br />
Elton eine Supergroup gründen –<br />
wussten Siedas?<br />
Nein.<br />
Daswar in einer feuchtfröhlichen<br />
Nacht, es muss in den späten Achtzigern<br />
gewesen sein. Wir tranken und<br />
kamen auf die Idee, uns zu einer<br />
Band namens Hair, Nose and Teeth<br />
zusammenzuschließen. Es gibt auch<br />
eine Aufnahme des Queen-Songs<br />
„Let Me Live“ mit meinem Gesang.<br />
In dem Moment meinten wir das jedenfalls<br />
echt ernst. Ich sollte die<br />
Nase sein, Freddie die Zähne und Elton<br />
die Haare.<br />
Sind Sie sich da sicher mit den Haaren?<br />
Manhätte ja noch überlegen können,<br />
ob Elton besser die Nase gibt.<br />
Wieist denn die Stimmung zwischen<br />
Elton John und Ihnen, nachdem Sie<br />
seine Abschiedstour als PR-Trick kritisierthaben?<br />
Wir sind noch nicht wieder<br />
Freunde geworden, aber die Zeit<br />
läuft uns ja nicht weg. Elton ist nun<br />
erst mal beschäftigt und für ein paar<br />
Jahreauf Pensionstour.<br />
Siewissen nie, wie viel Zeit bleibt.<br />
Dassagt meine Frau auch immer!<br />
Es ist schon traurig, wie viele Legenden<br />
uns in den letzten Jahren verlassen<br />
haben. Da ist so viel Mysterium<br />
um die Tode. Obder Abschied von<br />
der Bühne oder der Abschied vom<br />
Leben –bei mir wird esjedenfalls<br />
keine großartigen Inszenierungen<br />
geben. Meine Asche soll die Toilette<br />
runtergespült werden. Das ist nett<br />
und geht schnell.<br />
Haben Sie bis dahin noch Wünsche,<br />
die Siesich erfüllen möchten?<br />
Ich hatte ein wundervolles Leben.<br />
Ich kann mir nichts anderes<br />
wünschen als Gesundheit und<br />
Glück für meine Kids,und natürlich<br />
will ich auf der Erde bleiben, so<br />
lange ich kann. Okay, ein Triple für<br />
den Celtic Glasgow wäre ein Fußballwunsch<br />
von mir. Und mehr Zusammenhalt<br />
auf der Welt und Verständnis<br />
füreinander wären schön,<br />
denn momentan scheint alles auseinanderzufallen.<br />
Ob ich das alles<br />
noch erleben werde, liegt bis zu einem<br />
gewissen Punkt auch in meinen<br />
Händen.<br />
„Ich finde, die<br />
MeToo-Debatte<br />
war überfällig“<br />
Rod Stewart wird am Freitag mit dem<br />
Bambi geehrt. Der Sänger ist ein wirklich<br />
ZUR PERSON<br />
Roderick David Stewart wird am<br />
10. 1. 1945 als Sohn einer Engländerin<br />
und eines schottischen Bauarbeiters in<br />
London geboren. Schon als kleiner Junge<br />
ist er fußballverrückt und wird tatsächlich<br />
für eine kurze Zeit Profikicker beim FC<br />
Brentford, aber nur mäßig erfolgreich.<br />
1969 wird er Leadsänger der Gruppe Faces.<br />
Mit seinem Solo-Hit „Sailing“, der<br />
sich 1975 ganze 17 Wochen in den bundesdeutschen<br />
Charts hält, schafft Stewartauch<br />
hierzulande den Durchbruch.<br />
1994 wird er in die Rock and Roll Hall of<br />
Fame aufgenommen, 2005 bekommt er<br />
einen Sternauf dem Hollywood Walk of<br />
Fame, 2016 wird er zum Ritter geschlagen.<br />
Mit weit über 100 Millionen verkauften<br />
Platten gehörtStewartzuden kommerziell<br />
erfolgreichsten Musikernseiner<br />
Generation und reichsten Briten. Er lebt<br />
in dritter Ehe mit PennyLancaster,die er<br />
2007 heiratete.<br />
Wiemeinen Siedas?<br />
Männer sind verschrien dafür,<br />
nicht zu Ärzten zu gehen und sich<br />
zu wenig um sich selbst zu kümmern.<br />
Ich bin genau das Gegenteil<br />
davon. Ich genieße alle Vorteile der<br />
modernen Medizin. Da gibt es so<br />
viel technisches Gerät, das du<br />
heutzutage dafür einsetzen kannst,<br />
um sicherzugehen, dass du okay<br />
bist. Ich gehe ständig zur Blutabnahme.<br />
Das ist fast schon ein Tick<br />
vonmir.<br />
überraschender Typ<br />
Er ist mit sich im Reinen. Mit der Politik des amerikanischen Präsidenten nicht. UNIVERSAL<br />
In den flamboyanten Siebzigern.<br />
IMAGO<br />
WarIhreSchilddrüsen-Krebserkrankung<br />
im Jahr 1999 ausschlaggebend<br />
dafür?<br />
Das war eine schlimme Zeit für<br />
mich. Ichdachte auch, ich würde nie<br />
wieder singen können. Aber ich habe<br />
immer schon sehr auf mich geachtet.<br />
Den Tumor haben die Ärzte ja<br />
überhaupt erst gefunden, weil ich<br />
damals bei der Vorsorgeuntersuchung<br />
war.<br />
Sie gelten als Frauenheld, aber Sie<br />
wirken nicht wie ein Macho ...<br />
Das bin ich auch nicht. Ich mag<br />
Mode, ich liebe es, shoppen zu gehen<br />
mit meiner Frau. Ich bin stolz<br />
auf meine feminine Seite. Aber genauso<br />
stolz bin ich, wenn ich auf<br />
dem Bolzplatz den Fußball kicke und<br />
danach mit meinen Kumpels einen<br />
trinken gehen kann. Ich stehe auf<br />
beide Enden der Skala und genieße<br />
das Beste der zwei Welten. Und die<br />
Schwulen lieben mich!<br />
Wieerklären Siesich das?<br />
Ich habe 1976 das Lied „The Killing<br />
Of Georgie“ geschrieben, in dem<br />
es um die wahre Geschichte eines<br />
Homosexuellen geht, der in New<br />
York umgebracht wurde und der ein<br />
Freund meiner früheren Band Faces<br />
war. Für die damalige Zeit war das<br />
Lied gewagt. Die BBC verbannte es<br />
aus ihrem Programm. Aber es ist mir<br />
schon oft passiertund gibt mir jedes<br />
Mal einen großen Kick, wenn<br />
Schwule zu mir kommen und sich<br />
für den Song bei mir bedanken. Jemandem<br />
damit geholfen zu haben,<br />
bedeutet mehr für mich als alles andere.<br />
Haben Sie sich jemals mit einem<br />
Mann ausprobiert?<br />
Denken Sie, wenn ich es ausprobiert<br />
hätte, würde ich es Ihnen sagen?<br />
(lacht)<br />
Aber Berührungsängste mit Männern<br />
haben Sieauch nicht.<br />
Überhaupt nicht. Ronnie Wood<br />
(Gitarrist der Rolling Stones, Anm. d.<br />
Red.) ist einer meiner besten Kumpels.Wenn<br />
wir uns sehen, gibt es immer<br />
Küsse und innige Umarmungen.<br />
Ichliebe ihn zutiefst.<br />
Ist der Macho Rod Stewart also eine<br />
Fehlinterpretation?<br />
Ja, absolut. Ich denke sogar, weil<br />
ich im Einklang mit meiner femininen<br />
Seite stehe,macht es aus mir einen<br />
viel besseren Partner. Es lässt<br />
mich Frauen verstehen.<br />
Mussten Siedennoch Beziehungen zu<br />
Frauen überdenken, nachdem die<br />
MeToo-Debatte aufkam?<br />
Ich habe mich nie auf eine Frau<br />
draufgeschmissen, mich nie aufgedrängt<br />
oder sie genötigt, etwas zu<br />
tun, was sie nicht will. Auf meiner<br />
neuen Platte gibt es sogar ein Lied<br />
darüber.Mit „Look In HerEyes“ sage<br />
ich den Typen: „Tretet einen Schritt<br />
zurück und nehmt euch Zeit. Nur<br />
weil eine Frau dir ein Augenzwinkernschenkt,<br />
heißt es nicht, dass Sex<br />
zwingend passieren muss. Esbedarf<br />
immer eines tiefen Blicks in die Augen<br />
einer Frau.“ Ich finde, die Me-<br />
Too-Debatte war lange überfällig.<br />
Sie haben in den letzten Tagen Ihren<br />
Unmut über Trumps herzlose Reaktion<br />
auf die Waldbrände in Kalifornien<br />
kundgetan. Aber eigentlich sind<br />
Siedoch befreundet, oder?<br />
Wir leben in derselben Straße in<br />
Palm Beach eine halbe Meile voneinander<br />
entfernt. Ich ging früher immer<br />
zu all seinen Partys. Aber momentan<br />
wird nicht mehr viel gefeiert:<br />
Er ist viel zu beschäftigt. Als<br />
Freund hat er mich immer mit größtem<br />
Respekt behandelt, ich kam sehr<br />
gut mit ihm klar. Als Präsident, nun,<br />
was soll ich da Neues erzählen? Wir<br />
wissen ja, was er so macht und dass<br />
er nicht wirklich agiert, wie es eines<br />
Präsidenten würdig wäre. Wir leben<br />
in Angst einflößenden, tragischen<br />
Zeiten –daist so viel Spaltung. Wir<br />
haben den Westen und wir haben<br />
China und Russland. Russland am<br />
einen Ende –das ist absolut spaltend<br />
für die Gesellschaft. Aber egal, ich<br />
will hier nicht den Politiker geben.<br />
Ich wurde auch schon so oft falsch<br />
zitiert, dass das in meinem Bewusstsein<br />
ist, wenn ich darüber rede.<br />
DasGespräch führte<br />
Katja Schwemmers.<br />
NACHRICHTEN<br />
31 Tote bei Bränden<br />
in Kalifornien<br />
Gewaltige Brände im Norden und Süden<br />
Kaliforniens haben Hunderte<br />
QuadratkilometerWald vernichtet<br />
und Tausende Häuser zerstört. Nach<br />
Angaben des kalifornischen Feuerwehrverbands<br />
CPF mussten rund<br />
250000 Menschen vorden Flammen<br />
fliehen. Im OrtParadise nördlich von<br />
Sacramento kamen laut der Polizei 29<br />
Menschen ums Leben, im südkalifornischen<br />
Malibu sind zwei Menschen<br />
in einem Auto verbrannt. Kaliforniens<br />
Gouverneur JerryBrown forderte<br />
inWashington rasche Bundeshilfe für<br />
die Opfer der Feuerkatastrophe an.<br />
Zugleich wies er die Kritik vonUS-<br />
Präsident Donald Trump zurück, der<br />
mit Blick auf die jüngsten Brände den<br />
Behörden Missmanagement vorgeworfen<br />
hatte.Auch Kaliforniens Feuerwehrverband<br />
bezogamMontag erbost<br />
Stellung gegen Trump: DieAussage<br />
des Präsidenten sei„fehlinformiert,<br />
schlecht getimt und<br />
demütigend sowohl für die,die leiden,<br />
als auch die Männer und Frauen<br />
an der Einsatzfront“, erklärte der CPF<br />
am Montag. DieBrände entstünden<br />
und verbreiteten sich nicht nur in<br />
Forstgebieten. Zudem seien fast 60<br />
Prozent der kalifornischenWälder<br />
und rund ein Drittel in privater Hand.<br />
Nicht Kalifornien, sonderndie Bundesregierung<br />
habe entschieden, der<br />
Forstverwaltung die Ressourcen so<br />
aus der Hand zu nehmen. (dpa)<br />
Abriss der BrückeinGenua<br />
soll im Dezember beginnen<br />
Bereit für den Abriss: die Reste der UnglücksbrückeinGenua.<br />
DPA/LUCA ZENNARO<br />
DerAbriss der Reste der Unglücksbrücke<br />
vonGenua soll am 15. Dezember<br />
beginnen. Wenn alles nach<br />
Plan laufe,solle dann mit dem westlichen<br />
Rumpf begonnen werden,<br />
sagte der Bürgermeister der italienischen<br />
Stadt, MarcoBucci, am Montag.<br />
DieArbeiten sollten beginnen,<br />
sobald die Beschlagnahmung der<br />
Brücke aufgehoben sei. DieMorandi-Autobahnbrücke<br />
war Mitte<br />
August eingestürzt, 43 Menschen kamen<br />
ums Leben. (dpa)<br />
Schulbusfahrer mit mehr als<br />
3Promille im Dienst<br />
Einen schwer betrunkenen Schulbusfahrer<br />
hat die Polizei am Montag<br />
im Raum Saarburg(Rheinland-<br />
Pfalz) aus dem Verkehr gezogen. Ein<br />
Atemalkoholtest habe 3,4 Promille<br />
ergeben, teilte die Polizei mit.Vorder<br />
Kontrolle am Morgen hatte der 56-<br />
Jährige demnach Kinder zu verschiedenen<br />
Schulen gefahren. Der<br />
Führerschein wurde dem Mann abgenommen<br />
und ein Ermittlungsverfahren<br />
wegen Verdachts auf Trunkenheit<br />
im Verkehr eingeleitet. (dpa)<br />
Japanische Walfänger<br />
starten Richtung Antarktis<br />
Ungeachtet aller internationalen<br />
Kritik sind wieder japanische Walfangboote<br />
in Richtung Antarktis gestartet.<br />
BisEnde Märzsollen „für<br />
wissenschaftliche Forschung“ im<br />
Südpolarmeer bis zu 333 Zwergwale<br />
gefangen werden, so das Ministerium<br />
für Fischerei. (dpa)