Berliner Zeitung 13.11.2018
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10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Gas gegeben.<br />
In Neukölln ist ein 17-jähriger Autofahrer<br />
vorder Polizei geflüchtet. Beamten<br />
war der Jugendliche am<br />
Sonntagnachmittag auf der Erkstraße<br />
in einem Mercedes mit abgelaufenen<br />
Kurzzeitkennzeichen aufgefallen.<br />
Als die Polizisten den Fahrerüberprüfen<br />
wollten, gab dieser<br />
Gasund flüchtete.Ermissachtete<br />
mehrererote Ampeln. Fußgänger<br />
mussten sich durch Sprünge zur<br />
Seite retten. Aufdem Columbiadamm<br />
kollidierte der 17-Jährige mit<br />
einem Ampelmast und blieb stehen.<br />
Daraufhin flüchtete er zu Fußweiter.<br />
Nach wenigen hundertMeternholten<br />
die Polizisten ihn ein, nahmen<br />
ihn fest und brachten ihn in eine Gefangenensammelstelle.<br />
Einsatzkräfte bedrängt.<br />
Beider Überprüfung vonFlohmarktständen<br />
sind in ReinickendorfPolizisten<br />
und Mitarbeiter des Ordnungsamtes<br />
bedrängt worden. Die<br />
rund 40 Einsatzkräfte hatten am<br />
Sonntagvormittag mehrereVerkaufsstände<br />
rund um die Markstraße<br />
kontrolliert. Aufeinem Parkplatz<br />
wurden sie dann vonmehreren<br />
Personen umringt, die sie vonden<br />
Ständen abdrängten. Erst weitere<br />
Einsatzkräfte konnte die Situation<br />
beruhigen. Beiden Kontrollen wurden<br />
gefälschte Textilien und Accessoires<br />
im Wert vonmehreren zehntausend<br />
Euro beschlagnahmt. Darüber<br />
hinaus bestand gegen eine<br />
30-jährige Kosmetikhändlerin ein<br />
gültiger Haftbefehl.<br />
Lieferdienst überfallen.<br />
EinMaskierter hat in Lichtenrade einen<br />
Pizzalieferdienst überfallen. Der<br />
Täter hatte am Sonntagabend gegen<br />
21.30 Uhrein Geschäft am Mariendorfer<br />
Damm betreten. Er soll den<br />
49-jährigen Geschäftsführer mit einer<br />
Schusswaffe bedroht und Geld<br />
geforderthaben. DerLadeninhaber<br />
überreichte ihm die Tageseinnahmen.<br />
Dann flüchtete der Räuber in<br />
Richtung Schlierbacher Straße.<br />
Automat gesprengt.<br />
Unbekannte haben in der Nacht zu<br />
Montag in Buch einen Parkscheinautomaten<br />
gesprengt. DieFeuerwehr<br />
wurde um 0.45 Uhrzueiner<br />
ausgelösten Brandmeldeanlage in<br />
einem Parkhaus an der Wiltbergstraße<br />
alarmiert. DieEinsatzkräfte<br />
stellten dorteinen aufgebrochenen<br />
Parkkartenautomaten fest und riefen<br />
die Polizei dazu. Nach ersten Ermittlungen<br />
hatten Unbekannte mit<br />
Gaseine Explosion herbeigeführt.<br />
DieTäter entkamen mit einer Beute<br />
in unbekannter Höhe.<br />
Kind angefahren.<br />
Beieinem Verkehrsunfall in Kreuzbergist<br />
am Sonntagnachmittag ein<br />
Kleinkind schwer verletzt worden.<br />
Eine 25-jährige Autofahrerin war auf<br />
der Straße Am Tempelhofer Berg unterwegs,als<br />
sie mehrereKinder bemerkte,die<br />
vonlinks nach rechts die<br />
Straße überquerten. DieFrausoll<br />
ihreFahrtdaraufhin bis auf Schrittgeschwindigkeit<br />
verlangsamt haben,<br />
um die Kinderschar passieren zu lassen.<br />
Als sie wieder beschleunigen<br />
wollte,kam vonlinks ein dreijähriges<br />
Kind zwischen parkenden Autos hervor,<br />
um ebenfalls rennend die Fahrbahn<br />
zu überqueren. DieAutofahrerinerfasste<br />
den Jungen, der daraufhin<br />
stürzte und sich schwer an einem<br />
Bein verletzte.<br />
Scheiben eingeschlagen.<br />
Bundespolizisten haben am Sonntagabend<br />
einen Randalierer festgenommen.<br />
Um 22.30 Uhrhatte der<br />
32-Jährige einen Nothammer in einer<br />
S-Bahn aus der Halterung gerissen.<br />
Sein gleichaltriger Begleiter zerschlug<br />
damit zwei Windfangscheiben<br />
in der Bahn. Am Bahnhof Zoologischer<br />
Garten verließen die Männer<br />
die S-Bahn. Bundespolizisten nahmen<br />
sie kurzdarauf in der Bahnhofmission<br />
fest. DerPole,der die Scheiben<br />
zerstörthatte,zog sich dabei<br />
Schnittwunden am Oberschenkel<br />
zu. Er kam zur Behandlung in ein<br />
Krankenhaus.Beide Männer waren<br />
zur Tatzeit alkoholisiert. (lex.)<br />
1986 errichtet: Das 13 Meter hohe Bronzestandbild Ernst Thälmanns in Prenzlauer Berg.Metallrestauratoren hatten es im vergangenen Juni schon mal untersucht. SABINE GUDATH<br />
Thälmann soll schöner werden<br />
Jahrelang rostete der Koloss in Prenzlauer Berg vor sich hin. Jetzt will der Senat das Denkmal sanieren<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Erich Honecker persönlich<br />
hatte es vor 32Jahren mit<br />
einem großen Staatsakt<br />
eingeweiht: Inzwischen befindet<br />
sich das Ernst-Thälmann-<br />
Denkmal an der Greifswalder Straße<br />
in einem beklagenswerten Zustand.<br />
Der Granitsockel wird ständig von<br />
Jugendlichen mit Graffiti beschmiert.<br />
Viel schlimmer ist allerdings<br />
die vonExperten jüngst festgestellte<br />
Tatsache,dass sich Rost durch<br />
die Stahlkonstruktion frisst. Diese<br />
stützt im Innern das Bronze-Monument,<br />
das den 1944 von den Nationalsozialisten<br />
ermordeten KPD-<br />
Chef Ernst Thälmann mit Fahne und<br />
erhobener Faust darstellt. Jahrelang<br />
kümmerte sich das Land Berlin<br />
kaum um den Erhalt des Denkmals<br />
aus DDR-Zeiten. Politisch wurde um<br />
einen Abriss gestritten. 2014 stellte<br />
der Senat die komplette Wohnsiedlung<br />
und den Thälmann-Kopf unter<br />
Denkmalschutz, das Wohngebiet sei<br />
„eine Leistungsschau des real existierenden<br />
Sozialismus“, hieß es zur<br />
Begründung. Jetzt wirdder Senat das<br />
Thälmann-Denkmal sanieren, wie<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erfuhr.<br />
Das Landesdenkmalamt hat sich<br />
der Sache angenommen, es gehört<br />
zur Senatskulturverwaltung. „Im Ergebnis<br />
einer Untersuchung des<br />
Thälmann-Denkmals soll der Granitsockel<br />
und die Bronzebüste ab<br />
2020 saniert werden“, sagte Daniel<br />
Bartsch, Sprecher von Kultursenator<br />
Klaus Lederer (Die Linke), der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
Bereits vor Monaten sorgte sich<br />
das Landesdenkmalamt um den Zustand<br />
des Monuments. Die Behörde<br />
beauftragte den <strong>Berliner</strong> Diplom-<br />
Restaurator Mario Jehle, der vor allem<br />
die Standsicherheit des Denkmals<br />
überprüfen sollte. Tagelang<br />
suchte Jehle zusammen mit Kollegen<br />
voneiner Hebebühne aus das 13 Meter<br />
hohe Denkmal nach Schäden ab.<br />
DerFachmann stieg dabei über eine<br />
Wartungsluke in das 500 Tonnen<br />
schwereMonument.<br />
Sie prägen noch immer das Stadtbild –politische Denkmäler der DDR: Die Büste von<br />
KarlMarx am Strausberger Platz in Friedrichshain, der „Bauarbeiter“ an der Karl-<br />
Liebknecht-Straße in Mitte, das Marx Engels ForuminMitte (von oben nach unten).<br />
Der sowjetische Bildhauers Lew<br />
Kerbel hatte es aus über 200 Einzelteilen<br />
aufgebaut. Am 15. April 1986,<br />
zum 100. Geburtstag vonThälmann,<br />
wurde eingeweiht.<br />
Im Innern des Thälmann-Kopfes<br />
sieht es aus wie in einer Höhle.Viele<br />
Stahlträger befinden sich dort. Sie<br />
stützen den Koloss.Restaurator Jehle<br />
hat entdeckt, dass die Konstruktion<br />
wegen der hohen Luftfeuchtigkeit an<br />
vielen Stellen rostet. „Zwar besteht<br />
nicht die Gefahr, dass das System<br />
gleich einzustürzt, aber damit sich<br />
der Rost nicht weiter ausbreitet und<br />
die Schäden am Gerüst nicht größer<br />
werden, sollte etwas dagegen unternommen<br />
werden“, empfahl Jehle<br />
dem Landesdenkmalamt. Auch<br />
könnten die Kosten steigen, sollte<br />
man eine Sanierung länger hinausschieben.<br />
Belüftung im Innern<br />
Das Landesdenkmalamt arbeitet<br />
derzeit an einem Sanierungsplan.<br />
Laut Auskunft der Behörde sei geplant,<br />
die Stahlträger im Innernvom<br />
Rost zu befreien und die Stützen mit<br />
einer Schutzschicht zu versehen.<br />
Um zu verhindern, dass weiter zu<br />
viel Feuchtigkeit in den Hohlraum<br />
eindringt, soll die Belüftung des<br />
Denkmal-Inneren verbessert werden.<br />
Weiterhin ist vorgesehen, dass<br />
an dem riesigen Thälmann-Kopf<br />
Risse und der jahrelange Dreck beseitigt<br />
werden. Zudem erhält der<br />
Kopf eine Schicht ausWachs,umden<br />
neuen Bronzeglanz zu schützen.<br />
Die Arbeiten sollen laut Landesdenkmalamt<br />
zwischen 100000 und<br />
150000 Euro kosten. Im Zuge der Sanierung<br />
wird auch der beschmierte<br />
Granitsockel gereinigt. Fraglich ist,<br />
wie lange dieser danach unbeschmiertbleibt.<br />
Eine farbabweisende<br />
Schutzschicht ist offenbar nicht geplant.<br />
Fest steht aber, dass die bröckelnde<br />
Treppe, die zum Denkmal<br />
führt, ebenfalls saniertwird. Diedort<br />
bereits provisorisch eingesetzten Zement-Platten<br />
sollen durch schönere<br />
Granit-Platten ersetzt werden.<br />
DDR-Denkmäler im VolksparkFriedrichshain: Der „Spanienkämpfer“ steht für die Interbrigadisten im Spanischen Bürgerkrieg.Das polnische Ehrenmal sollte an den Kampf des<br />
polnischen kommunistischen Untergrunds und des deutschen kommunistischen Widerstands gegen die Nazis erinnern. IMAGO (2)<br />
IMAGO (3)<br />
Wegen<br />
Überfüllung<br />
kein Halt<br />
Mehr Zugreserven an<br />
Feiertagen gefordert<br />
VonMikeWilms<br />
P<br />
assagiere des ICE 640 von Berlin<br />
nach Düsseldorf waren verärgert.<br />
IhrZug hielt am Sonnabend um<br />
11.02 Uhr nicht wie geplant am<br />
Bahnhof Spandau. Er rauschte einfach<br />
durch. Die Deutsche Bahn äußerte<br />
sich am Montag auf Anfrage zu<br />
dem Vorfall. DerZug sei überfüllt gewesen.<br />
„Beim ICE 640 trat eine technische<br />
Störung auf, so dass dieser<br />
nur einteilig fahren konnte“, so ein<br />
Bahnsprecher.„Somit wurde die Kapazität<br />
um die Hälfte gesenkt.“<br />
Bei sehr vollen Zügen müsse ein<br />
Teil der Fahrgäste wieder aussteigen,<br />
um freie Fluchtwege zu gewährleisten,<br />
hieß es. Dader ICE 640 bereits<br />
am <strong>Berliner</strong> Hauptbahnhof ausgelastet<br />
gewesen sei, habe man sich<br />
entschieden, den Zug in Spandau<br />
nicht mehr anhalten zu lassen.<br />
Die zurückgelassenen Fahrgäste<br />
am Bahnsteig, alleinreisende Kinder<br />
eingeschlossen, waren nicht erfreut.<br />
Sie mussten den nachfolgenden ICE<br />
940 eine Stunde später nehmen. Verständnis<br />
für die Entscheidung der<br />
Bahn äußerte Jens Wieseke, Vize-<br />
Chef des <strong>Berliner</strong> Fahrgastverbands<br />
Igeb, am Montag. „Ich kann mir<br />
durchaus vorstellen, dass die Begründung<br />
Überfüllung wahrheitsgemäß<br />
ist“, sagte er.Wieseke weist darauf<br />
hin, dass die Bundespolizei am<br />
2. November den überfüllten ICE<br />
1511 (Berlin–München) am Bahnhof<br />
Südkreuz überprüfen musste. Zugbegleiter<br />
und Polizisten baten überzählige<br />
Passagiere, auszusteigen und<br />
den nächsten Zug zunehmen. Wieseke:„Die<br />
Bahn stößt an ihreKapazitätsgrenzen<br />
und bräuchte gerade an<br />
Feiertagen mehr Zugreserven.“<br />
Wenn es aber zu einer drohenden<br />
Überfüllung komme, sei es aus Sicherheitsgründen<br />
richtig, einen Halt<br />
auszulassen und nicht noch mehr<br />
Passagiere aufzunehmen. Im Unglücksfall,<br />
wie zuletzt bei dem ICE-<br />
Brand bei Montabaur im Oktober,<br />
müssten die Fluchtwege frei sein.<br />
Teile der <strong>Berliner</strong><br />
Mauer stehen jetzt<br />
in Bangkok<br />
Bemaltes Kunstwerk in der<br />
Deutschen Botschaft<br />
VonChristoph Sator<br />
Nun hat auch Thailands Hauptstadt<br />
Bangkok ein Kunstwerk<br />
aus originalen Mauerstücken. 29<br />
Jahre nach dem Fall der <strong>Berliner</strong><br />
Mauer. Die beiden Teile wurden von<br />
der deutschen Künstlerin Julia Benz,<br />
der Französin Kashink und dem<br />
Thailänder MueBon gemeinsam bemalt.<br />
Sie stehen jetzt im Garten der<br />
deutschen Botschaft auf dem Rasen.<br />
Für Thailand sind die Mauerstücke<br />
neu. In zahlreichen anderen Städten<br />
rund um die Welt finden sich aber<br />
schon länger Überbleibsel des DDR-<br />
Baus, der Berlin von 1961 bis 1989<br />
teilte.<br />
Die drei Künstler durften jeweils<br />
eine Seite selbst bemalen. Die vierte<br />
Seite teilten sie sich dann. Benz, die<br />
in Berlin lebt, sagte bei der Enthüllung<br />
der Segmente am Montag: „Wir<br />
haben das alles am vergangenenWochenende<br />
gemacht, ohne größere<br />
Absprachen. Jeder konnte machen,<br />
was er will.“ Die 33-Jährige selbst<br />
malte auf das Mauerstück andere<br />
Mauerstücke, die zusammenstürzen,<br />
umrankt vonPflanzen.<br />
Gestiftet wurden die Segmente<br />
von dem aus Berlin stammenden<br />
Geschäftsmann Axel Brauer, der in<br />
Thailand lebt. (dpa)