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Berliner Zeitung 13.11.2018

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 265 · D ienstag, 13. November 2018 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Jeder Vierte<br />

macht zu<br />

wenig Pausen<br />

Neue Zahlen des<br />

Arbeitsministeriums<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Bei 28 Prozent der Beschäftigten in<br />

Deutschland fallen regelmäßig<br />

Arbeitspausen aus. Bei jüngeren Beschäftigten<br />

zwischen 15 und 29 Jahren<br />

liegt der Anteil mit 31 Prozent<br />

noch etwas höher. Das geht aus der<br />

Antwort des Bundesarbeitsministeriums<br />

auf eine Anfrage der Linksfraktion<br />

im Bundestag hervor, die dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Das Ministerium verweist in diesem<br />

Zusammenhang auf Daten aus<br />

der „Arbeitszeitbefragung 2017“ der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin (BAuA). Als Grund<br />

für den Ausfall hätten 63 Prozent der<br />

Beschäftigten zuletzt „zu viel Arbeit“<br />

sowie „Pause passt nicht in den<br />

Arbeitsablauf“ angegeben. 26 Prozent<br />

gaben an: „Möchte keine Pause<br />

machen“. 14 Prozent verzichteten<br />

auf Pausen, „um früher Feierabend<br />

zu haben“. 24 Prozent nannten sonstige<br />

Gründe.Unter Verweis auf Daten<br />

ausdem Jahr2015erklärtdas Arbeitsministerium,<br />

dass Beschäftigte im<br />

Gastgewerbe sowie im Gesundheitsund<br />

Sozialwesen am häufigsten von<br />

einem Pausenausfall betroffen seien.<br />

DieLinksfraktion sieht erhebliche<br />

Defizite auf Seiten der Arbeitgeber.<br />

„Die Zahlen sind alarmierend. Viele<br />

Arbeitgeber ignorieren offensichtlich<br />

ihre gesetzlichen Schutz- und<br />

Sorgfaltspflichten und nehmen damit<br />

Gesundheitsgefährdungen ihrer<br />

Beschäftigten in Kauf“, sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete<br />

Jessica<br />

Tatti. „Wenn Beschäftigte die Arbeit<br />

in ihrer Arbeitszeit nicht schaffen,<br />

dann muss mehr Personal eingestellt<br />

werden.“ Insbesondere im Erziehungs-<br />

und Pflegebereich würden<br />

viele bereits seit Jahren am Limit<br />

arbeiten.<br />

BesondersPflegekräfte sind von der<br />

Mehrarbeit betroffen.<br />

DPA/CHARISIUS<br />

„Neuen Kräften Luft lassen“<br />

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer gratuliert Angela Merkel und fordert schnell ein Zuwanderungsgesetz<br />

Als Mittelständler kennt<br />

sich BDA-Chef Ingo Kramer<br />

mit Generationswechseln<br />

aus.Der vonAngela<br />

Merkel könne gelingen, meint er.<br />

Es sei allerdings auch Zeit, einige<br />

Themen anzupacken.<br />

Herr Kramer, Angela Merkel tritt als<br />

CDU-Chefin ab.Ist das eine politische<br />

Zeitenwende – auch in der Wirtschafts-,<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik?<br />

Wirleben in einer Zeit der großen<br />

Umbrüche –von dernationalen über<br />

die internationale Politik bis hin zur<br />

Wirtschaft. Wasdie CDU gerade erlebt,<br />

gibt es in jedem mittelständischen<br />

Unternehmen. Ich bin dieses<br />

Jahr 65 Jahre alt geworden, habe die<br />

Geschäftsführung niedergelegt und<br />

die Führung des Unternehmens an<br />

meinen Sohn übergeben, der es nun<br />

mit seinen Kollegen in der Geschäftsführung<br />

leitet.<br />

Also gar nichts Besonderes?<br />

Angela Merkel ist die Erste an der<br />

Spitze einer deutschen Regierung,<br />

die einen solchen Wechsel selber initiiert<br />

und organisiert. Da sage ich:<br />

Chapeau!Auchwennmanselbstsehr<br />

erfolgreich war,ist es wichtig, neuen<br />

Kräften die Luft zu lassen, damit sie<br />

mit frischen Ideen kommen.<br />

Das wirtschaftliche Wachstum lässt<br />

nach. Ist jetzt der Boom am Arbeitsmarkt<br />

vorbei?<br />

Es gibt keine Anhaltspunkte,dass<br />

die Arbeitslosigkeit zunehmen könnte.Die<br />

deutsche Wirtschaft wird2019<br />

rund 500 000 neue Arbeitsplätze<br />

schaffen. Aber es ist richtig: Die<br />

Wachstumsprognosen gehen zurück.<br />

EinGrund dafür ist bereits jetzt<br />

derFachkräftemangel.Wirhabenihn<br />

nicht in allen Regionen gleichermaßen,<br />

aber in fast allen Branchen. Der<br />

Lagerarbeiter fehlt genauso wie der<br />

Informatiker. Der Fachkräftemangel<br />

ist das größte langfristige Risiko für<br />

unsereWirtschaft, dem wir selbst begegnen<br />

können, im Gegensatz zu vielen<br />

externen Risiken.<br />

Wie schnell muss die Bundesregierung<br />

beim Zuwanderungsgesetz jetzt<br />

liefern?<br />

Ich rechne mit einem Kabinettsbeschluss<br />

noch im Dezember oder<br />

spätestens im Januar 2019. Wichtig<br />

dabei ist: Es geht uns eben nicht nur<br />

ausschließlich darum, den Akademiker<br />

oder bereits ausgebildeten Fachmann<br />

ins Land zu holen. DasGesetz<br />

muss auch ermöglichen, Menschen<br />

anzuwerben, die wir in Deutschland<br />

erst zu Fachkräften weiterbilden, da<br />

es weltweit keine vergleichbare Berufsausbildung<br />

gibt, wohl aber Berufserfahrung.<br />

„Zu Fachkräften weiterbilden“: DieArbeitgeber fordernBleiberecht fürFlüchtlinge,<br />

die sichimJob bewähren.<br />

DPA/SCHMIDT<br />

ZUR PERSON<br />

IngoKramer ist 1953 in Bremerhavengeboren und führtdortdie Industriegruppe J. Heinr.Kramer<br />

mit rund 300 festangestellten Mitarbeitern. Jüngst hat der Vater vonvier Kinderndie operativeFührung<br />

abgegeben. Kramer saß von1987 bis 1992 für die FDP in der Bremerhavener<br />

Stadtverordnetenversammlung und bekleidete zahlreiche Ämter in Wirtschaftsverbänden. Seit<br />

2013 ist er Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).<br />

Der Streit über einen „Spurwechsel“<br />

für abgelehnte Asylbewerber ist für Sie<br />

nur ein Nebenkriegsschauplatz?<br />

Dasist ein politisch hoch aufgeladener<br />

Begriff. Die meisten, die gekommen<br />

sind, sind unter 25 Jahren<br />

und lernen relativ schnell die deutsche<br />

Sprache. Und wenn sie sich in<br />

der Ausbildung und den ersten Berufsjahren<br />

bewähren, haben sie bereits<br />

heute die Chance, auf Dauer in<br />

Deutschland zu bleiben. Ich appelliere<br />

anjede Ausländerbehörde, die<br />

bestehenden Regelungen für gut integrierte<br />

Beschäftigte anzuwenden.<br />

Wichtig ist, für diese dann rechtzeitig<br />

eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen.<br />

Mitder bestehenden Rechtslage<br />

ist das möglich.<br />

Mit der Parität bei den Krankenkassenbeiträgen<br />

und dem höheren Pflegebeitrag<br />

werden die Unternehmen<br />

um Milliarden-Beträge belastet. Welche<br />

Folgen wirddas haben?<br />

Wir Arbeitgeber kritisieren in der<br />

Sozialpolitik, dass ein langfristiges<br />

Konzept fehlt. Wasdie große Koalition<br />

macht, ist das Prinzip ‚Nach mir<br />

die Sintflut‘. Aufgrund der Demografie<br />

droht zwischen 2020 und 2025 das<br />

System zu kippen. Wirbrauchen deshalb<br />

zukunftsweisende Lösungen für<br />

unsere Sozialsysteme, die trotz der<br />

demografischenEntwicklungtragen.<br />

Dasistabernurmöglich,wennwiralles<br />

daran setzen, um auch in zehn<br />

und mehr Jahren 45 Millionen Erwerbstätige<br />

in Deutschland zu haben.<br />

Insgesamt gilt, dass die Sozialbeiträge<br />

langfristig unter 40 Prozent<br />

bleiben, sonst sind Arbeitsplätzeund<br />

Wachstum in Gefahr.<br />

Das Kabinett trifft sich am Mittwoch<br />

zu einer Digital-Klausurtagung. Hat<br />

die Politik das Thema verschlafen?<br />

Nein, das würde ich so nicht sagen.<br />

Es gibt keinen Mangel an Erkenntnissen,<br />

aber es braucht endlich<br />

den Mut zur Umsetzung. Digitale<br />

Arbeitsplätze sind nicht mehr an<br />

Raum und Zeit gebunden. Dasist das<br />

Wesen dieser Technik.<br />

Wasfolgt daraus?<br />

Wirmüssen die Chancen der Digitalisierung<br />

nutzen. Aber dafür brauchen<br />

wir die notwendigen Spielräume:<br />

Andrea Nahles hat vor anderthalb<br />

Jahren mal den Satz gesagt, dass<br />

man in der Industrie 4.0 nicht mit der<br />

Arbeitsordnung vonIndustrie 2.0 gewinnen<br />

kann. Recht hat sie! Bedenkenträgerei<br />

und die ständig wiederholten<br />

Warnungen vor Veränderungen<br />

führen nicht weiter, verhindern<br />

aber die Nutzung der Chancen für<br />

unsereVolkswirtschaft.<br />

DasGespräch führten Rasmus<br />

Buchsteiner und Tobias Peter.<br />

NACHRICHTEN<br />

Viele Metaller wollen lieber<br />

mehr Freizeit als mehr Geld<br />

Acht freie Tage statt mehr Lohn –diese<br />

Option ist für Zehntausende Beschäftigte<br />

der Metall- und Elektroindustrie<br />

offenbar attraktiv.Nach<br />

Angaben der IG Metall haben bereits<br />

rund 190 000 Arbeitnehmer in ihren<br />

Betrieben für 2019 eine entsprechende<br />

Freistellung beantragt, die<br />

beim jüngsten Tarifabschluss verabredet<br />

wurde.„Wirhaben den Nerv<br />

der Zeit getroffen“, sagte der Vorsitzende<br />

der IG Metall, JörgHofmann<br />

Miteiner Zustimmungsquote zwischen<br />

70 und 80 Prozent sei die<br />

Arbeitszeitverkürzung vorallem bei<br />

Schichtarbeiternbeliebt. (dpa)<br />

Deutsche Börse setzt<br />

auf „grüne Anleihen“<br />

DieDeutsche Börsekommt Anlegern,<br />

die in umweltbezogene Projekte<br />

investieren wollen, entgegen. Der<br />

Konzernhat ein neues Handelssegment<br />

für „grüne Anleihen“ gegründet.<br />

Darinsind 150 Anleihen gebündelt,<br />

mit denen Förderbanken,<br />

Unternehmen, Städte und Staaten<br />

Klima- und Umweltschutzprojekte<br />

finanzieren. Siesind an verschiedenen<br />

europäischen Börsen notiert.<br />

Maßgeblich sind die Prinzipien für<br />

„grüne Anleihen“ des Branchenverbandes<br />

International Capital Markets<br />

Association. (dpa)<br />

Kunststoffbranche<br />

erwartet Zuwachs<br />

VorallemPET-Flaschen gibt es immer<br />

häufiger.<br />

DPA<br />

Trotz aller Bemühungen um Plastikvermeidung<br />

erwartet die Kunststoffbranche,dass<br />

in diesem Jahr hierzulande<br />

deutlich mehr Verpackungen<br />

hergestellt werden als im Vorjahr.<br />

DieIndustrievereinigung Kunststoffverpackungen<br />

(IK) rechnet mit<br />

einem Zuwachs vonknapp vier Prozent<br />

auf 4,5 Millionen Tonnen, erklärte<br />

die IK am Montag. DerUmsatz<br />

soll sogarum5,1 Prozent auf<br />

rund 15,5 Milliarden Euro steigen.<br />

Besonders starke Mengenzuwächse<br />

gibt es demnach bei Beuteln, Tragetaschen<br />

und Säcken sowie bei PET-<br />

Flaschen. (dpa)<br />

BERLIN MESSEN www.berlinmessen.de<br />

Fotos: Markus Wächter/Waechter Berlin<br />

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Aussteller &Messepartner,wir freuen<br />

uns auf2019 gemeinsam mit Ihnen.<br />

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