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JOBTAUSCH<br />

Ab und zu landete Christian Lüthi einen Glückstreffer.<br />

Auch Roman Hugi fand Gefallen am Spiel.<br />

hen würde, fragten wir unterwegs die uns<br />

begleitende Praktikantin, wo denn das<br />

Baseball-Stadion liegen würde. Dies war<br />

natürlich ein Schuss ins Blaue, und die<br />

Praktikantin ging nicht darauf ein. Dafür<br />

wurden wir aufgefordert, immer wieder<br />

zu sagen, was wir gerade sehen.<br />

Irgendwann sind Sie dann doch angekommen<br />

und es war klar, dass es sich<br />

tatsächlich um Baseball handelt. Ging<br />

es dann gleich mit dem Training los?<br />

Lüthi: Nach unserer Ankunft mussten wir<br />

zuerst im Auto warten, weil der Crew<br />

noch nicht klar war, wie sie genau filmen<br />

wollten. Dann wurden wir vorgewarnt,<br />

weil in der Mannschaft, zu der wir die<br />

nächsten Tage gehören sollten, nicht klar<br />

war, dass es sich bei uns nicht um Baseball-Profis,<br />

sondern um Hornusser handelt.<br />

Dies bestätigte sich dann auch, als<br />

wir gefragt wurden, welche Positionen<br />

wir denn spielen würden. Wir erklärten<br />

dann anhand eines Buches, wie Hornussen<br />

funktioniert.<br />

Wie wurden Sie aufgenommen?<br />

Lüthi: Alle waren begeistert und auch<br />

sehr offen und neugierig. Das sind wir<br />

uns aus der Schweiz nicht so gewohnt.<br />

Dann sind Sie von der Mentalität der<br />

Amerikaner angetan.<br />

Lüthi: Von der Offenheit der Amerikaner<br />

könnten wir Schweizer durchaus lernen.<br />

Doch sie sind auch etwas oberflächlich.<br />

Zum Beispiel begrüssen sie einem immer<br />

mit «hello, how are you?». Aber es interessiert<br />

sie einen Scheiss, wie es einem geht.<br />

Die Kamera war auf Schritt und Tritt<br />

dabei.<br />

Hugi: Ja, wir wurden immer von der Kamera<br />

begleitet. Und alles war immer eine<br />

Überraschung für uns. Wir wussten nie,<br />

was in der nächsten Stunde passieren<br />

würde.<br />

Lüthi: Mühsam war, dass das Kamerateam<br />

sich immer wieder verspätete, und<br />

wir ohne diese Leute absolut nichts machen<br />

durften. Weil immer von allem der<br />

erste Eindruck eingefangen werden sollte,<br />

durften wir nicht einmal ein paar Bälle<br />

schiessen, während wir auf sie warteten.<br />

Dabei diente ihnen immer wieder als<br />

Ausrede, dass es in Detroit viel Verkehr<br />

habe. Aber wir hielten ihnen vor, dass dies<br />

absolut keine Entschuldigung sein könne,<br />

und dass sie wohl auch keine Freude<br />

daran hätten, wenn wir uns immer verspäten<br />

würden.<br />

«Unsere Gastfamilie<br />

lebt für diesen Sport.<br />

Sie hatten ein Zimmer,<br />

das voll war mit<br />

Baseball-Utensilien.»<br />

CHRISTIAN LÜTHI<br />

Wie war es, vor der Kamera zu stehen?<br />

Hugi: Zu Beginn wollten wir alles perfekt<br />

machen, möglichst gut in die Kamera blicken.<br />

Da musste jedes Haar perfekt sein.<br />

Mit der Zeit wurden wir diesbezüglich<br />

aber etwas gleichgültiger und damit auch<br />

lockerer.<br />

Wie waren die Trainings?<br />

Lüthi: Am ersten Trainingstag warfen wir<br />

ein paar Bälle. Geschlagen haben wir sie<br />

aber noch nicht. Am Abend besuchten wir<br />

dann mit dem Coach ein Spiel, wo er uns<br />

auch die Regeln erklärte.<br />

Wurde immer eins zu eins gedreht,<br />

oder mussten Drehs zuweilen wiederholt<br />

werden?<br />

Hugi: Die Crew hatte nur eine Kamera<br />

dabei. Und weil die Szenen aus unterschiedlichen<br />

Perspektiven aufgenommen<br />

werden mussten, mussten diese jeweils<br />

drei bis vier Mal wiederholt werden.<br />

Lüthi: Dafür wurde uns nie vorgeschrieben,<br />

was wir sagen sollten. Darin waren<br />

wir völlig frei.<br />

War es eine amerikanische Crew, die<br />

filmte?<br />

Hugi: Nein, das war eine deutsche Firma,<br />

welche für das Schweizer Fernsehen Sendungen<br />

produziert.<br />

Wird die Sendung am amerikanischen<br />

Fernsehen ebenfalls gezeigt?<br />

Hugi: Nein.<br />

Wie wurde trainiert? Trainierten Sie<br />

richtig mit, oder war dies nur ein lockeres<br />

Mitmachen?<br />

Lüthi: Wir trainierten richtig mit, mussten<br />

auch beim Einlaufen bereits voll mitmachen.<br />

Täglich trainierten wir gegen<br />

fünf Stunden.<br />

Hugi: Am Abend waren wir jeweils recht<br />

kaputt. Beim Baseball wird die Muskulatur<br />

völlig anders beansprucht als beim<br />

Hornussen. Der Schwung mit dem Schläger<br />

ist völlig anders. Es waren vor allem<br />

diese anderen Bewegungsabläufe, die uns<br />

an die Grenzen brachten.<br />

Lüthi: Am extremsten für uns war die Bewegung<br />

beim Wurf, die völlig entgegen<br />

der Natur ist. Das Werfen des Balles<br />

schlägt richtig in den Ellbogen. Mit der<br />

Zeit bekundeten wir beide Schwierigkeiten<br />

damit. Man sieht dies auch bei den<br />

Spielern. Jeder Dritte hat den Ellbogen<br />

operiert.<br />

Was hat Sie am meisten beeindruckt?<br />

Hugi: Eindrücklich ist, wie die Spieler<br />

dieser Mannschaft mit ihrer Situation<br />

umgehen. Alle sind zwischen 20 und 24<br />

Jahre alt, verdienen 600 Dollar im Monat,<br />

34 s’Positive <strong>11</strong>/ 2018

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