Berliner Kurier 06.12.2018
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8 BERLIN<br />
BERLINER KURIER, Donnerstag, 6. Dezember 2018<br />
NACHRICHTEN<br />
Ostkreuz fertig<br />
Foto: dpa<br />
Berlin –Nach zwölf Jahren<br />
Bauzeit ist das Ostkreuz<br />
fertig. Zum Fahrplanwechsel<br />
an diesem Sonntag wird<br />
ein neuer Regionalbahnsteig<br />
in Betrieb genommen,<br />
außerdem ein drittes und<br />
viertes S-Bahn-Gleis zwischen<br />
Ostkreuz und Ostbahnhof.<br />
Dadurch beseitigt<br />
das Unternehmen ein Nadelöhr<br />
an diesem Abschnitt<br />
der Stadtbahn, Parallelfahrten<br />
von zwei S-Bahnen<br />
sind nun möglich.<br />
FDP für Kitapflicht<br />
Berlin –Die <strong>Berliner</strong> FDP<br />
fordert eine Kita-Pflicht im<br />
letzten Jahr vor der Einschulung.<br />
Die Vorschularbeit<br />
müsse ausgebaut werden,<br />
um Kinder besser auf<br />
den Schulalltag vorzubereiten,<br />
so die Begründung.<br />
Azubi-Überstunden<br />
Berlin –Der DGB sieht<br />
Mängel bei der Arbeitszeit<br />
von Azubis in Berlin und<br />
Brandenburg. Laut Ausbildungsreport<br />
leisten 33 Prozent<br />
der über 2000 befragten<br />
Azubis regelmäßig<br />
Überstunden (2016: 26%).<br />
Bienen-Streit<br />
Berlin –Weil ein Teil seiner<br />
Bienen von einer Seuche<br />
betroffen ist, muss ein<br />
Hobby-Imker laut einem<br />
Beschluss des Verwaltungsgerichts<br />
all seine Völker töten.<br />
Demnach dürfe die zuständige<br />
Behörde grundsätzlich<br />
die Tötung seuchenkranker<br />
Bienenvölker<br />
anordnen. Der Imker kann<br />
noch Beschwerde einlegen.<br />
ARCHE NOAH<br />
Katerchen ... ist ein richtiger<br />
Schnurrweltmeister,<br />
der seinem Menschen nicht<br />
von der Seite weicht. Er<br />
wünscht sich liebevolle<br />
Zweibeiner, die Zeit für ihn<br />
haben. Freigang ist wichtig<br />
für den hübschen Kater.<br />
Vermittlungs-Nr. 18/2699<br />
Tierheim Berlin,<br />
Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />
Telefon: 030/768880,<br />
www.tierschutz-berlin.de<br />
Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />
Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />
Foto: Tierheim Berlin<br />
In diesen Keller<br />
soll Ali K. (43)<br />
mindestens zwei<br />
Mädchen gelockt<br />
haben, darunter<br />
Georgine Krüger.<br />
KURIER im Keller<br />
Hier soll Georgine ermordet worden sein. Während Polizisten Beweismittel aus dem<br />
Gruselhaus in der Stendaler Straße tragen, schweigt der mutmaßliche Killer eisern<br />
VonA.SCHMALZ<br />
und E. RICHARD<br />
Berlin – Weiß gestrichenes<br />
Mauerwerk gegen die Dunkelheit.<br />
Jede Gittertür verschließt<br />
einen Kellerverschlag.<br />
Was wie ein typischer<br />
<strong>Berliner</strong> Altbau-Keller<br />
aussieht, soll der<br />
Rückzugsort eines Killers<br />
sein. Den Zugang dorthin<br />
hat die Polizei jetzt mit einer<br />
Spanplatte versperrt.<br />
Dahinter stand ein Bett,<br />
das Kriminaltechniker gestern<br />
sicherstellten.<br />
Über eine Steintreppe soll<br />
der arbeitslose Familienvater<br />
Ali K. (43) die 14-jährige Georgine<br />
Krüger in den Kellerverschlag<br />
gelockt und getötet<br />
haben. Mittlerweile ist klar:<br />
Er soll mehrere Keller in dem<br />
Altbau angemietet haben.<br />
Über zwölf Jahre lang versuchten<br />
die Ermittler der 6.<br />
Mordkommission den rätselhaften<br />
Vermisstenfall zu lösen.<br />
Das richtige Gespür eines<br />
Polizisten und der Einsatz<br />
eines verdeckten Ermittlers<br />
brachten schließlich den<br />
Durchbruch (KURIER berichtete).<br />
Am Dienstag verhaftete das<br />
SEK den dreifachen Familienvater<br />
Ali K. in seiner Wohnung<br />
an der Stendaler Straße<br />
in Moabit. Der mutmaßliche<br />
Killer war ein Nachbar von<br />
Georgine Krüger,<br />
verschwand am<br />
25. September<br />
2006 im Alter<br />
von14Jahren.<br />
Die Schülerin soll<br />
kurzvor ihrem<br />
Zuhause in einen<br />
Keller gelockt<br />
worden sein.<br />
Re.: Die KURIER-<br />
Titelseite von<br />
Mittwoch.<br />
Georgine. Der Verhaftete<br />
und das Opfer lebten nicht<br />
mal 100 Meter auseinander.<br />
Brisant: Die Mordermittler<br />
hatten in dem Kiez über 300<br />
Anwohner als Zeugen befragt,<br />
darunter den Verdächtigen.<br />
Der hatte damals behauptet,<br />
das Mädchen noch<br />
nie gesehen zu haben. 2012<br />
wurde der 43-jährige<br />
Deutsch-Türke wegen einer<br />
Sexualstraftat verurteilt. Er<br />
hatte eine 15-Jährige in seinen<br />
Keller gelockt und sie<br />
dort begrapscht. Ein Ermittler<br />
wurde deshalb auf ihn<br />
aufmerksam.<br />
Bisher schweigt der Verdächtige<br />
in den Vernehmungen.<br />
Da Georgines Leiche bisher<br />
noch nicht gefunden<br />
wurde, könnte es schwierig<br />
werden, ihm den Mord nachzuweisen.<br />
Einem verdeckten<br />
Ermittler, der sich das Vertrauen<br />
des Verdächtigen erschlich,<br />
hatte er von der Tat<br />
erzählt. Der Polizist soll das<br />
Gespräch sogar aufgezeichnet<br />
haben. Aber die Aufnahmen<br />
dürfen vor Gericht nicht<br />
verwendet werden. Der Ermittler<br />
ist jedoch ein wichtiger<br />
Zeuge. Seine Aussagen<br />
dürften viel Gewicht haben.<br />
Der Zivilpolizist mit türkischen<br />
Wurzeln hatte monatelang<br />
versucht, sich mit Ali<br />
K. anzufreunden. Stammgäste<br />
eines Cafés an der Stendaler<br />
Straße bestätigen das.<br />
Dort ging der arbeitslose Verdächtige<br />
täglich ein und aus,<br />
um Karten zu spielen und am<br />
Automaten zu zocken. Genau<br />
dort hatte der Ermittler vor<br />
einem halben Jahr den Kontakt<br />
zu Ali K. aufgenommen.<br />
Der Polizist habe schnell einen<br />
Draht zu dem eher introvertierten<br />
Mann gehabt. Sie<br />
verbrachten sehr viel Zeit<br />
miteinander, heißt es.<br />
Um den verdeckten Ermittler<br />
zu unterstützen, soll die<br />
Polizei mit falschen Hinweisen<br />
an die Öffentlichkeit gegangen<br />
sein. Nach KURIER-<br />
Informationen wurden im<br />
Frühjahr dieses Jahres zwei<br />
Anrufe fingiert. Ein angeblich<br />
anonymer Anrufer soll<br />
der Polizei gesagt haben, dass<br />
Georgines Leiche in einem<br />
Wald bei Brieselang vergraben<br />
sei. Dies sei Taktik der<br />
Polizei gewesen, um für Gesprächsstoff<br />
zwischen dem<br />
Ermittler und dem Verdächtigen<br />
zu sorgen.<br />
Dass er ein Mörder sein soll,<br />
können sich viele Anwohner<br />
nicht vorstellen. Einer der<br />
Nachbarn, der anonym bleiben<br />
möchte: „Ich kenne ihn<br />
seit über 25 Jahren. Er wirkte<br />
immer hilfsbereit, höflich<br />
und zuvorkommend.“ Ein ruhiger<br />
Mann – der offenbar<br />
viel zu verbergen hatte.