09.12.2018 Aufrufe

Berliner Kurier 08.12.2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Besser keine<br />

Experimente<br />

Hauchdünnzwar, aber<br />

die CDUhat sich für<br />

Stabilität entschieden. Zumindest<br />

kurzfristig. Mit der<br />

Wahlvon AnnegretKramp-<br />

Karrenbauer zur Vorsitzenden<br />

gewinntdie Favoritin<br />

von Angela Merkel. Und die<br />

will noch zwei Jahre als<br />

Kanzlerin im Amt bleiben.<br />

Ihre Chancen sind gestern<br />

gestiegen.<br />

FriedrichMerz hätte als<br />

CDU-Chef vermutlich nicht<br />

nur Merkel vor sich her getrieben<br />

–ergilt auch dem<br />

GroKo-Partner SPD als absolute<br />

Reizfigur. AKKwird<br />

sich schnell ausMerkels<br />

Schatten herausarbeiten<br />

wollen.Aber siegehtes<br />

mutmaßlich wenigerbreitbeinig<br />

an, alsMerzesgetan<br />

hätte. Daserleichtert das<br />

Regieren. Diese Überlegung<br />

dürfte beivielen Delegierten<br />

eine Rolle gespielt haben.<br />

Denn im ersten Wahlgang<br />

kam AKK nur auf 45 Prozent,<br />

sie sah schon wie die<br />

sichere Verliererinaus. Aber<br />

letztlich wardas StabilitätsundMachterhaltungs-Gen<br />

in derCDU stärker alsder<br />

Wunsch nach demAufbruch<br />

in diegute alte Zeit,den<br />

Merz versprochen hatte.<br />

„Keine Experimente“ ist<br />

schließlich ein lange bewährtesMotto<br />

in derCDU.<br />

MANN DESTAGES<br />

Anton Hofreiter<br />

Anton Hofreiter, Grünen-<br />

Fraktionschef im Bundestag,<br />

hat höhere Steuern für Spitzenverdiener<br />

gefordert. Um<br />

das Auseinanderdriften<br />

der Einkommen<br />

zu<br />

verhindern,<br />

brauche es<br />

einen höheren<br />

Mindestlohn<br />

sowie<br />

eine<br />

stärkere Besteuerung<br />

der Einkommen im obersten<br />

Einkommensbereich, heißt<br />

es in einem Beitrag Hofreiters<br />

zum neuen Grundsatzprogramm<br />

der Grünen. Auch<br />

Erbschaften will er stärker<br />

steuerlich belasten.<br />

Foto: Sophia Kembowski/dpa<br />

Von<br />

Christian<br />

Burmeister<br />

Foto:ChristianCharisius/dpa<br />

Nach dem<br />

Sieg gab’s<br />

eine Umarmung<br />

AKK entscheidet Wahlkrimi um CDU-Chefposten knapp für sich<br />

Hamburg –Ihr Name ist ein<br />

Zungenbrecher: Aber an Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer,<br />

auch „AKK“ genannt, wird<br />

man sich gewöhnen müssen.<br />

Denkbar knapp hat die CDU<br />

die 56-Jährige amFreitag in<br />

Hamburg zu ihrer neuen Vorsitzenden<br />

und damit zur<br />

Nachfolgerin von Angela<br />

Merkel gewählt.<br />

Dramatischer hätte das Finale<br />

im wochenlangen Rennen um<br />

den CDU-Vorsitz kaum sein<br />

können. 517 zu 482 hieß es im<br />

zweiten Wahlgang: 35 Delegierte<br />

mehr als ihr Hauptkonkurrent<br />

Friedrich Merz hatte die<br />

bisherige CDU-Generalsekretärin<br />

auf ihrer Seite.<br />

Dabeisah es im ersten Wahlgangnichtsogut<br />

fürdie dreifache<br />

Mutter aus. Sie erhielt 45<br />

Prozent der Stimmen. Das war<br />

zwar das stärkste Einzelergebnis.<br />

Aber Merz (39,24 Prozent)<br />

und Jens Spahn (15,7 Prozent),<br />

die sichpolitischdeutlich näher<br />

stehen als AKK, kamen zusammen<br />

auf55Prozent.<br />

Foto: Mauersberger/imago<br />

Friedrich Merzzog bei der Wahl<br />

zum CDU-Chef den Kürzeren –allerdings<br />

fehlten nur wenige Stimmen<br />

zum Erfolg.<br />

Foto: Florian Gaertner/imago<br />

Jens Spahn bleibt Bundesgesundheitsminister,auf<br />

das höchste Parteiamt<br />

der CDU hatte er keine<br />

Chance.<br />

schung“ (AKK über AKK) auf<br />

den Chefsessel. Die Grundlage<br />

dafür hatte die ehemalige saarländische<br />

Ministerpräsidentin<br />

mit einer für CDU-Ohren mitreißenden<br />

Parteitagsrede gelegt.<br />

Mit ihr überzeugte sie<br />

Doch am Endefolgten die Delegierten<br />

demunausgesprochenen<br />

Wunsch von Merkel: Ihr<br />

Mädchen –sohatteschon HelmutKohl<br />

über Merkel geredet –<br />

sollteaufsteigen,und so hievten<br />

sie die „CDU-Promenadenmiwohl<br />

ausreichend Zweifler<br />

unter den Spahn-Anhängern,<br />

ihr wenigstens im zweiten<br />

Wahlgang die Stimme zu geben.<br />

Ihr Konkurrent Merz gilt<br />

eigentlich als der bessere Redner.Doch<br />

derhattevor allemim<br />

ersten Teil seines Auftritts<br />

staatsmännisch und detailreich<br />

über Außenpolitik doziert –<br />

nicht ganz das,was die 1001 Delegierten<br />

in dieser Situationhören<br />

wollten. AKK traf daschon<br />

eher den Ton. Mit Sätzen wie:<br />

„Die CDU muss Mut haben, sie<br />

darf nicht den Schwarzmalern<br />

hinterherrennen.“ Oder: „Wir<br />

müssen mit unseren Ideen eine<br />

Strahlkraft entwickeln und daraus<br />

unsere Stärke beziehen,<br />

nicht aus dem härteren Angrifff<br />

auf den politischen Gegner.Das<br />

ist für eine Volkspartei zu wenig.“<br />

CDU-Vize Volker Bouffier<br />

sagte später: „Sie hat die Partei<br />

angesprochen. Sie hat das Herz<br />

der Parteigetroffen.“<br />

Das Herz der Partei–darum<br />

sorgt sich AKK nach ihrer<br />

Wahl, die sie sichtlich rührte,<br />

wohl stärker als zuvor. Der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!