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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Besser keine<br />
Experimente<br />
Hauchdünnzwar, aber<br />
die CDUhat sich für<br />
Stabilität entschieden. Zumindest<br />
kurzfristig. Mit der<br />
Wahlvon AnnegretKramp-<br />
Karrenbauer zur Vorsitzenden<br />
gewinntdie Favoritin<br />
von Angela Merkel. Und die<br />
will noch zwei Jahre als<br />
Kanzlerin im Amt bleiben.<br />
Ihre Chancen sind gestern<br />
gestiegen.<br />
FriedrichMerz hätte als<br />
CDU-Chef vermutlich nicht<br />
nur Merkel vor sich her getrieben<br />
–ergilt auch dem<br />
GroKo-Partner SPD als absolute<br />
Reizfigur. AKKwird<br />
sich schnell ausMerkels<br />
Schatten herausarbeiten<br />
wollen.Aber siegehtes<br />
mutmaßlich wenigerbreitbeinig<br />
an, alsMerzesgetan<br />
hätte. Daserleichtert das<br />
Regieren. Diese Überlegung<br />
dürfte beivielen Delegierten<br />
eine Rolle gespielt haben.<br />
Denn im ersten Wahlgang<br />
kam AKK nur auf 45 Prozent,<br />
sie sah schon wie die<br />
sichere Verliererinaus. Aber<br />
letztlich wardas StabilitätsundMachterhaltungs-Gen<br />
in derCDU stärker alsder<br />
Wunsch nach demAufbruch<br />
in diegute alte Zeit,den<br />
Merz versprochen hatte.<br />
„Keine Experimente“ ist<br />
schließlich ein lange bewährtesMotto<br />
in derCDU.<br />
MANN DESTAGES<br />
Anton Hofreiter<br />
Anton Hofreiter, Grünen-<br />
Fraktionschef im Bundestag,<br />
hat höhere Steuern für Spitzenverdiener<br />
gefordert. Um<br />
das Auseinanderdriften<br />
der Einkommen<br />
zu<br />
verhindern,<br />
brauche es<br />
einen höheren<br />
Mindestlohn<br />
sowie<br />
eine<br />
stärkere Besteuerung<br />
der Einkommen im obersten<br />
Einkommensbereich, heißt<br />
es in einem Beitrag Hofreiters<br />
zum neuen Grundsatzprogramm<br />
der Grünen. Auch<br />
Erbschaften will er stärker<br />
steuerlich belasten.<br />
Foto: Sophia Kembowski/dpa<br />
Von<br />
Christian<br />
Burmeister<br />
Foto:ChristianCharisius/dpa<br />
Nach dem<br />
Sieg gab’s<br />
eine Umarmung<br />
AKK entscheidet Wahlkrimi um CDU-Chefposten knapp für sich<br />
Hamburg –Ihr Name ist ein<br />
Zungenbrecher: Aber an Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer,<br />
auch „AKK“ genannt, wird<br />
man sich gewöhnen müssen.<br />
Denkbar knapp hat die CDU<br />
die 56-Jährige amFreitag in<br />
Hamburg zu ihrer neuen Vorsitzenden<br />
und damit zur<br />
Nachfolgerin von Angela<br />
Merkel gewählt.<br />
Dramatischer hätte das Finale<br />
im wochenlangen Rennen um<br />
den CDU-Vorsitz kaum sein<br />
können. 517 zu 482 hieß es im<br />
zweiten Wahlgang: 35 Delegierte<br />
mehr als ihr Hauptkonkurrent<br />
Friedrich Merz hatte die<br />
bisherige CDU-Generalsekretärin<br />
auf ihrer Seite.<br />
Dabeisah es im ersten Wahlgangnichtsogut<br />
fürdie dreifache<br />
Mutter aus. Sie erhielt 45<br />
Prozent der Stimmen. Das war<br />
zwar das stärkste Einzelergebnis.<br />
Aber Merz (39,24 Prozent)<br />
und Jens Spahn (15,7 Prozent),<br />
die sichpolitischdeutlich näher<br />
stehen als AKK, kamen zusammen<br />
auf55Prozent.<br />
Foto: Mauersberger/imago<br />
Friedrich Merzzog bei der Wahl<br />
zum CDU-Chef den Kürzeren –allerdings<br />
fehlten nur wenige Stimmen<br />
zum Erfolg.<br />
Foto: Florian Gaertner/imago<br />
Jens Spahn bleibt Bundesgesundheitsminister,auf<br />
das höchste Parteiamt<br />
der CDU hatte er keine<br />
Chance.<br />
schung“ (AKK über AKK) auf<br />
den Chefsessel. Die Grundlage<br />
dafür hatte die ehemalige saarländische<br />
Ministerpräsidentin<br />
mit einer für CDU-Ohren mitreißenden<br />
Parteitagsrede gelegt.<br />
Mit ihr überzeugte sie<br />
Doch am Endefolgten die Delegierten<br />
demunausgesprochenen<br />
Wunsch von Merkel: Ihr<br />
Mädchen –sohatteschon HelmutKohl<br />
über Merkel geredet –<br />
sollteaufsteigen,und so hievten<br />
sie die „CDU-Promenadenmiwohl<br />
ausreichend Zweifler<br />
unter den Spahn-Anhängern,<br />
ihr wenigstens im zweiten<br />
Wahlgang die Stimme zu geben.<br />
Ihr Konkurrent Merz gilt<br />
eigentlich als der bessere Redner.Doch<br />
derhattevor allemim<br />
ersten Teil seines Auftritts<br />
staatsmännisch und detailreich<br />
über Außenpolitik doziert –<br />
nicht ganz das,was die 1001 Delegierten<br />
in dieser Situationhören<br />
wollten. AKK traf daschon<br />
eher den Ton. Mit Sätzen wie:<br />
„Die CDU muss Mut haben, sie<br />
darf nicht den Schwarzmalern<br />
hinterherrennen.“ Oder: „Wir<br />
müssen mit unseren Ideen eine<br />
Strahlkraft entwickeln und daraus<br />
unsere Stärke beziehen,<br />
nicht aus dem härteren Angrifff<br />
auf den politischen Gegner.Das<br />
ist für eine Volkspartei zu wenig.“<br />
CDU-Vize Volker Bouffier<br />
sagte später: „Sie hat die Partei<br />
angesprochen. Sie hat das Herz<br />
der Parteigetroffen.“<br />
Das Herz der Partei–darum<br />
sorgt sich AKK nach ihrer<br />
Wahl, die sie sichtlich rührte,<br />
wohl stärker als zuvor. Der