Society 364 / 2012
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Russland<br />
Interview<br />
Es gibt seit neunzig Jahren<br />
diplomatische Beziehungen<br />
zwischen Russland<br />
und Österreich. Wie beschreiben<br />
Sie die gemeinsame<br />
Vergangenheit?<br />
Die ersten diplomatischen Kontakte<br />
zwischen den beiden Höfen in Wien und<br />
Moskau gab es im Jahr 1489. Damals regierte<br />
der russisch Zar Iwan III in Moskau und<br />
in diesem Sinne begehen wir nicht nur<br />
neunzig Jahre neue diplomatische Beziehungen,<br />
sondern 525 Jahre diplomatische<br />
Kontakte zwischen Moskau und Wien. Wir<br />
haben eine sehr interessante gemeinsame<br />
Geschichte, die natürlich nicht immer<br />
einfach war, aber mit der Gegenwart können<br />
wir sehr glücklich sein. Wir freuen<br />
uns über den regelmäßigen politischen<br />
Dialog, die Tatsache, dass es keine ernsthaften<br />
Probleme im bilateralen Verhältnis<br />
gibt sowie über die steigende Dynamik<br />
der wirtschaftlichen und auch kulturellen<br />
Beziehungen. Wir machen zurzeit die<br />
russisch-österreichischen Kultursaisonen,<br />
die mit den wichtigen historischen Daten<br />
unserer Beziehungen in Zusammenhang<br />
stehen. Wir sind zufrieden und hoffen darauf,<br />
dass diese ungetrübte Entwicklung<br />
auch weiter andauert.<br />
Was waren aus Ihrer Sicht die größten<br />
Höhepunkte in der Botschaft in den<br />
vergangenen neunzig Jahren?<br />
Es gab viele verschiedene bedeutende<br />
Ereignisse, wie beispielsweise den Staatsvertrag<br />
im Jahr 1955, der auch von sowjetischer,<br />
russischer, Seite unterzeichnet wurde.<br />
Am 13. April 1945 haben die russischen<br />
Truppen Wien befreit und dann kam es zu<br />
Verhandlungen. Folglich gab es verschiedene<br />
interessante Entwicklungen im bilateralen<br />
Verhältnis. Österreich ist unser ältester<br />
europäischer Partner in Energiefragen.<br />
Diese Beziehung verläuft seit 45 Jahren absolut<br />
perfekt. Wien hat als internationale<br />
diplomatische Metropole viele gute Leistungen<br />
angeboten, nämlich auch für Kontakte<br />
zwischen der früheren Sowjetunion<br />
mit anderen größeren Staaten wie den Vereinigten<br />
Staaten, wo es zu den berühmten<br />
zwei Gipfeltreffen 1961 und 1979 kam.<br />
Natürlich müssen hier auch wichtige<br />
Ereignisse der letzten Jahre erwähnt werden,<br />
wie der Besuch des Präsidenten Russlands,<br />
Wladimir Putin, in Österreich im<br />
April 2010 und der Besuch des Präsidenten<br />
Österreichs, Heinz Fischer, in Russland im<br />
Mai 2011. Die Ergebnisse dieser Besuche,<br />
die erzielten Abkommen gaben unseren<br />
partnerschaftlichen Beziehungen kräftige<br />
Impulse.<br />
Wolkenlose<br />
Beziehungen<br />
S.E. Sergej Netschajew, Botschafter der<br />
Russischen Föderation, im Interview über<br />
die vieljährigen diplomatischen Beziehungen<br />
zwischen Russland und Österreich,<br />
die olympischen Winterspiele in Sotschi<br />
und über die freundschaftlichen Beziehungen<br />
zu Georgien und der Ukraine.<br />
Interview: Gertrud Tauchhammer<br />
Sie hatten kürzlich in der Botschaft<br />
eine erfolgreiche Präsentation der Olympischen<br />
Winterspiele 2014 in Sotschi.<br />
Welche Synergien und Kooperationen<br />
gibt es zwischen Österreich und der Russischen<br />
Föderation bei den Winterspielen?<br />
Ich weiß, dass für die Österreicher<br />
der Wintersport sehr wichtig ist, und ich<br />
»Wir betrachten<br />
Visa als eine<br />
Art Relikt aus<br />
den Zeiten des<br />
Kalten Krieges<br />
und des Eisernen<br />
Vorhangs.<br />
«<br />
Sergej<br />
Netschajew<br />
freue mich daher umso mehr, dass diese<br />
Kooperation von Anfang an so erfreulich<br />
verlief. Die österreichischen Unternehmen<br />
sind sehr aktiv – sowohl in Sotschi<br />
als auch in der gesamten Region Krasnodar.<br />
Wir wollen natürlich nicht nur die<br />
Olympischen Spiele durchführen, sondern<br />
die ganze Region in Schwung bringen.<br />
Das ist uns ein wichtiges Anliegen.<br />
Olympische Spiele kommen und gehen,<br />
aber die russische Bevölkerung bleibt. Es<br />
liegt daher auf der Hand, dass wir anlässlich<br />
der Olympischen Winterspiele die<br />
gesamte Infrastruktur für die weiteren<br />
Generationen und die gesamte Bevölkerung<br />
des südlichen Russlands möglichst<br />
effizient nutzen und ausbauen. Wir danken<br />
den österreichischen Unternehmen<br />
und der ganzen Wirtschaft für die hohen<br />
Leistungen. Wir danken auch den österreichischen<br />
Sportlern und Experten, die<br />
sehr aktiv mitwirken. Selbstverständlich<br />
werden wir uns darauf freuen, die olympischen<br />
und paralympischen Teams aus<br />
Österreich in Sotschi begrüßen zu dürfen.<br />
Gibt es mehrere österreichische Firmen,<br />
die in Russland in diesem Zusammenhang<br />
tätig sind?<br />
Es sind fast vierzig österreichische Unternehmen<br />
vor Ort tätig. Ich möchte hier<br />
natürlich keine Werbung für einzelne Un-<br />
Fotos: SOCIETY/Svirak<br />
32 | SocietY 2_2013