Berliner Kurier 30.01.2019
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 30. Januar 2019*<br />
Am frühen Dienstagmorgen<br />
fuhr die Polizei an einem<br />
Wohnhaus in der<br />
Gneisenaustraße vor.<br />
Razzia beim Clan<br />
EineGroßfamilie<br />
wird kleingemacht,<br />
zweiter Teil<br />
180 Beamte suchen Mittäter eines Geldtransporter-Überfalls<br />
Berlin – Mehrals dreiMonate<br />
nach dem spektakulären<br />
Überfall auf einen Geldtransporter<br />
nahe dem Alexanderplatz<br />
haben Polizisten erneut<br />
Wohnungen von Verdächtigendurchsucht.<br />
Am Donnerstagmorgen drangen<br />
die Polizisten in insgesamt vier<br />
Wohnungen in Tempelhof, Steglitz<br />
und Kreuzberg ein. An dem<br />
Einsatz waren 180 Beamte, darunter<br />
das Spezialeinsatzkommando,<br />
beteiligt.<br />
Die Razzia richtete sich gegen<br />
zweiVerdächtige im Altervon 25<br />
und 38 Jahren, die in zwei Wohnungen<br />
an der Kreuzberger<br />
Gneisenaustraße angetroffen<br />
wurden. Einer gehört einer polizeibekannten<br />
libanesisch-kurdischen<br />
Großfamilie an, die auch<br />
die Wohnungen angemietet hat.<br />
Beide wurdenzur erkennungsdienstlichen<br />
Behandlung mitgenommen.<br />
Sie mussten unter anderem<br />
ihre Fingerabdrücke abgeben<br />
und sich für die Verbrecherkartei<br />
fotografieren lassen.<br />
Danach kamen sie wieder frei.<br />
„Die Männer werden mit der Tat<br />
in Verbindung gebracht“, sagte<br />
eine Polizeisprecherin. Inwiefernsie<br />
an dem Überfall beteiligt<br />
gewesen seien, sei Gegenstand<br />
der Ermittlungen. „Haftbefehle<br />
wurden nicht vollstreckt.“<br />
Im Anschluss seien noch drei<br />
weitere Objekte durchsucht<br />
worden, darunter ein Autohandel<br />
in Bohnsdorf und eine Shisha-Bar<br />
in Neukölln. Dort stellten<br />
die Beamten etliche Kilogramm<br />
unverzollten Shisha-Tabak sicher.<br />
An allen Orten beschlagnahmten<br />
die Polizisten Beweismittel,<br />
darunter Telefone und<br />
Datenträger.<br />
Der Überfall auf den Geldtransporter<br />
am Morgen des 19. Oktober<br />
2018 wirkte spektakulär: In<br />
der Schillingstraße bremste ein<br />
BMW den Transporter aus und<br />
brachte ihn zum Stehen. Ein R-<br />
Klasse-Mercedes setzte sich direkt<br />
dahinter. Ein Vermummter<br />
bedrohte die beiden Insassen des<br />
Transporters mit einer Kalaschnikow.<br />
Währenddessenhebelten<br />
die anderen mit Hydraulik-<br />
Werkzeug, das zuvor in einer<br />
Feuerwache in Brandenburg gestohlen<br />
wurde, die Tür des<br />
Transporters auf. Die Täter<br />
räumten mehrere Geldkisten in<br />
Polizisten befragen in einer Wohnung Familienmitglieder des Clans.<br />
den Mercedes und flüchteten<br />
dann mit beiden Autos. Die Besatzung<br />
eines Streifenwagens,<br />
die zufällig in der Nähe war,<br />
nahmdie Verfolgung auf. Es ging<br />
schnelldurch Mitte. In der Neuen<br />
Grünstraße, nahe Spittelmarkt,<br />
wurdendie Polizisten aus<br />
einem der Fluchtautos beschossen.<br />
Sie brachen die Verfolgung<br />
ab. Trotz der zunächstprofessionell<br />
anmutenden Aktion gingen<br />
die Täter ohne Beute aus. Sie<br />
mussten am Tatort eine große<br />
Geldkiste zurücklassen,weil diese<br />
nicht mehr ins vollgeladene zu<br />
kleine Auto passte.Nachdem die<br />
Polizei abgehängt war platzte am<br />
Mercedes auch noch ein Reifen.<br />
Die Täter stiegen in das zweite<br />
Auto um und ließendie erbeuteten<br />
Geldkisten im kaputten Wagen<br />
zurück.<br />
Sechs Wochen später, Anfang<br />
Dezember, fassten Polizisten einen<br />
der mutmaßlichen Täter.<br />
Der 38-Jährige aus Mariendorf<br />
sitzt seitdem in Untersuchungshaft.<br />
Dem Libanesen wird<br />
schwerer Raub und versuchter<br />
Mordwegen der Schüsse auf die<br />
Polizistenvorgeworfen. Weil ein