Tassilo, Ausgabe März/April 2019 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
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<strong>Weilheim</strong>er Jugendhaus „Come In“<br />
Treffpunkt im Zentr<strong>um</strong><br />
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30 | tassilo<br />
<strong>Weilheim</strong> | Es ist ein typischer<br />
Nachmittag im <strong>Weilheim</strong>er Jugendhaus<br />
„Come In“: Zwei Jungs, etwa<br />
15 Jahre alt, tragen im Erdgeschoss<br />
eine Partie Billard aus. Daneben<br />
sitzen an der großen Theke zwei<br />
Mädchen, gleiches Alter, <strong>die</strong> sich<br />
bei Cappuccino <strong>und</strong> Limonade mit<br />
Nina Hofmann, Leiterin des Hauses,<br />
unterhalten. Immer wieder kommen<br />
Jugendliche aus den Rä<strong>um</strong>lichkeiten<br />
des ersten Stockes, holen<br />
sich beispielsweise den Schlüssel<br />
für einen Ra<strong>um</strong>, <strong>um</strong> darin Play-<br />
Station zu spielen. Es ist ein reges<br />
Treiben an <strong>die</strong>sem Nachmittag,<br />
ein Kommen <strong>und</strong> Gehen von Teenagern.<br />
Eines fällt dabei besonders<br />
auf: alle grüßen fre<strong>und</strong>lich. „<strong>Das</strong> ist<br />
uns sehr wichtig. Genauso wie bitte<br />
<strong>und</strong> danke zu sagen oder in ganzen<br />
Sätzen zu sprechen“, sagt Martin<br />
Heinrich, der mit Nina Hofmann<br />
<strong>und</strong> Lorenza Kretschmer das hauptamtliche<br />
Team des Jugendhauses<br />
„Come In“ bildet, welches gemeinsam<br />
<strong>die</strong> Regeln vorgibt. Und <strong>die</strong>se<br />
sind klar definiert. Neben einer<br />
Hausordnung wird selbstredend<br />
der Jugendschutz penibel beachtet,<br />
hinzu kommt, dass Diskriminierungen<br />
nicht geduldet werden.<br />
Selbst in der Musikanlage läuft<br />
nichts, was irgendwie diskriminierend<br />
oder etwa vulgär gegenüber<br />
Frauen ist. „<strong>Das</strong> Jugendhaus ist<br />
kein Selbstläufer, keine Einbahnstraße“,<br />
sagt Heinrich. Bedeutet<br />
im Umkehrschluss: „Wir geben <strong>die</strong><br />
Regeln vor, haben <strong>die</strong> Vorbildfunktion,<br />
weswegen es manchmal auch<br />
besser ist, sich früher einzuschalten.“<br />
Die Jugendlichen scheinen<br />
<strong>die</strong>s zu akzeptieren, halten sich<br />
völlig selbstverständlich an <strong>die</strong><br />
G<strong>r<strong>und</strong></strong>sätze. Größere Probleme, <strong>die</strong><br />
über alltägliche Schulhof-Streitereien<br />
hinausgehen, kamen bisher<br />
höchst selten vor. War<strong>um</strong> das so<br />
ist? „Vielleicht, weil wir nicht <strong>die</strong><br />
Eltern sind, eher eine k<strong>um</strong>pelhafte<br />
Beziehung pflegen“, vermutet Nina<br />
Hofmann.<br />
Negatives Image?<br />
Genau das Gegenteil!<br />
Mittlerweile gibt es das „Come In“<br />
seit gut zehn Jahren, vergangenen<br />
November wurde das Jubilä<strong>um</strong> mit<br />
einer Party gebührend gefeiert.<br />
<strong>Weilheim</strong> hatte zwar auch in den<br />
Jahrzehnten zuvor immer ein Jugendzentr<strong>um</strong>,<br />
welches allerdings<br />
am Rand der Kreisstadt angesiedelt<br />
war. Der Wunsch wurde laut, eine<br />
Anlaufstelle im Zentr<strong>um</strong> zu haben –<br />
er wurde letztlich erhört. Von einem<br />
negativen Image, welches<br />
Jugendzentren früher gelegentlich<br />
anhaftete, dass dort – überspitzt<br />
formuliert – nur geraucht <strong>und</strong> gesoffen<br />
wird, kann längst keine Rede<br />
mehr sein. Ganz im Gegenteil:<br />
Heute ist das „Come In“ ein friedlicher<br />
Treffpunkt für <strong>die</strong> Jugend,<br />
wo <strong>die</strong>se ihre Freizeit aktiv mitgestaltet.<br />
Partizipation lautet das<br />
Fachwort hierfür. Die Jugendlichen<br />
dürfen mitbestimmen, sei es bei<br />
Veranstaltungen, wie <strong>die</strong> Rä<strong>um</strong>e<br />
eingerichtet werden oder welches<br />
Equipment als nächstes angeschafft<br />
wird. „Es entscheiden <strong>die</strong> mit, <strong>die</strong><br />
da sind“, sagt Nina Hofmann. Bei<br />
größeren Entscheidungen werden<br />
mittels Abstimmungskarten so viele<br />
wie möglich einbezogen. Erst<br />
kürzlich wurde beschlossen, was<br />
mit dem vorhandenen Platz im Hinterhof<br />
passieren soll. <strong>Das</strong> Ergebnis:<br />
Eine Graffiti-Wand, <strong>die</strong> neben einem<br />
Jubilä<strong>um</strong>sbild Flächen bietet,<br />
<strong>um</strong> sich im Sprayen auszuprobieren,<br />
da es in ganz <strong>Weilheim</strong> keine<br />
legal zu besprühenden Wände gibt.<br />
Ein weiterer Wunsch der ges<strong>und</strong>heitsbewussten<br />
Jugend ist <strong>die</strong> Anschaffung<br />
einer Callisthenics-Anlage.<br />
Vereinfacht formuliert ist das<br />
eine Art Parcours z<strong>um</strong> an seiner<br />
Fitness arbeiten.<br />
R<strong>und</strong> 40 bis 60 Jugendliche besuchen<br />
das Jugendhaus regelmäßig,<br />
schätzen Hofmann, Kretschmer <strong>und</strong><br />
Bei zahlreichen Aktionen können Jugendliche im Jugendhaus mitmachen.