akzent März '19 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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AKZENTE<br />
PREMIERE<br />
IM PROGRAMM<br />
DACH – Großstadt Bodensee | Von vielen<br />
wütenden Bürgern aus der Bodenseeregion<br />
lang ersehnt, feiert „Scala Adieu – Von Windeln<br />
verweht“, der Film um den Niedergang<br />
des Konstanzer Traditionskinos, Premiere<br />
in Konstanz und Kreuzlingen. Ein Blick rund<br />
um den See beweist aber: Kinosterben gibt<br />
es nicht.<br />
Als bekannt wurde, dass das beliebte Arthouse-Kino<br />
an der Konstanzer Marktstätte<br />
der fünften dm-Drogerie in der Stadt weichen<br />
soll, formierte sich der Widerstand. Durch einen<br />
Anstupser des Stadttheaterintendanten<br />
Christoph Nix entstand die „Scala-Initiative“,<br />
die sich für den Erhalt stark machte. Es wurde<br />
demonstriert, für einige Initianten vielleicht<br />
das erste Mal, dass sie mit Plakaten und Parolen<br />
durch die Straße zogen: Der Slogan<br />
„Wim Wenders statt Pampers“ sollte bald<br />
namensgebend werden, denn es wurde auch<br />
gefilmt. Der Regisseur Douglas Wolfsperger<br />
beschloss, die Ereignisse zu dokumentieren.<br />
„Mit dem Filmvorhaben musste ich mich auf<br />
eine Reise begeben. Das Ende war zum Zeitpunkt<br />
des Drehbeginns nicht voraussehbar“,<br />
sagt Wolfsperger.<br />
Boykott von Filmdreh<br />
Obwohl das Ende des „Scala“ im Laufe der<br />
Dreharbeiten bereits ersichtlich war und sich<br />
Kulturbürgermeister Andreas Osner sowie<br />
Detlef Rabe einem Interview für den Film verweigerten,<br />
ja sogar das Drehen im Kino selbst<br />
verboten wurde, und Wolfsperger laut eigener<br />
Aussage noch nie derartige Probleme hatte,<br />
Fördergelder zu bekommen, machte er weiter.<br />
Bei den Hofer-Filmtagen im Oktober 2018<br />
feierte der Film endlich Premiere, kurz darauf<br />
gewann er den Goldenen Doku-Biber beim<br />
Filmfestival Biberach. Lachen und Weinen –<br />
geht beides bei „Scala Adieu – Von Windeln<br />
verweht“.<br />
Die Trauer über das Sterben des Kinos, die<br />
von der Scala-Initiative mit einem Totenmarsch<br />
durch die Innenstadt, der im Film zu<br />
sehen ist, symbolisiert wurde, hätte vermieden<br />
werden können. Wolfsperger ist überzeugt:<br />
„Man muss die Leute über das Filmprogramm<br />
hinaus an das Kino binden.“ Mit mehr Engagement<br />
hätte man da schon was draus machen<br />
können.<br />
In Kreuzlingen und Konstanz aufgewachsen,<br />
sah der seit 15 Jahren in Berlin lebende Regisseur<br />
seinen ersten Kinofilm im „Scala“. Später<br />
dann hinter der Kamera, zeigte er seine frühen<br />
Super-8-Streifen im charmanten, 1938 eröffneten<br />
Lichtspielhaus.<br />
Trotz der Proteste gab Kino-Betreiber Detlef<br />
Rabe nicht nach. Ende 2016 war Schluss mit<br />
dem Kino im Stadtzentrum. Es habe sich wirtschaftlich<br />
nicht mehr rentiert.<br />
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