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SEEZUNGE | STORY<br />

Weitere gute Ansätze:<br />

Reste-Restaurants. Hier kommt auf den Teller, was andere eigentlich<br />

wegwerfen wollten.<br />

in die Abfallwirtschaft, aber generell haben die Schweizer<br />

Gastwirte weitgehende Entscheidungsfreiheit bezüglich<br />

der organischen Abfallverwertung.<br />

In EU-Ländern wie Deutschland und Österreich gibt es<br />

dagegen klare Vorgaben: Küchenabfälle und Speisereste<br />

kommen in die Entsorgung, sprich: Biogasanlage. Diverse<br />

Unternehmen, darunter Pigfit für die Region zwischen<br />

Bodenseekreis und Oberallgäu, sammeln die entsprechenden<br />

Behälter bei den Gastronomiebetrieben ein und geben<br />

sie an Betreiber von Biogasanlagen weiter. Landwirt<br />

Franz Weiland, der einen Hof bei Kißlegg bewirtschaftet,<br />

ist einer von ihnen. Früher habe man einen Großteil der<br />

Abfälle in Deponien gelagert, da sei es schon ein großer<br />

Fortschritt, mit ihnen Energie zu gewinnen, meint Weiland.<br />

Das gepresste Restematerial aus der Anlage geht<br />

wiederum an Landwirte, die es auf Felder und Wiesen ausbringen.<br />

So bleibt laut Weiland „der Kreislauf gewahrt“.<br />

Aber Nahrungsmittelverschwendung bleibt Nahrungsmittelverschwendung<br />

und der Protest gegen die stetig<br />

wachsende Flut von organischen Abfällen – auch in der<br />

Gastronomie – wächst. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband<br />

DEHOGA versucht schon seit einiger Zeit,<br />

die Branche mit ihren mehr als 230.000 Betrieben und<br />

bundesweit fast 1,2 Millionen Beschäftigten für eine Reduzierung<br />

von Lebensmittelabfällen zu sensibilisieren, beispielsweise<br />

mit einer speziellen Checkliste zur Reduzierung<br />

von Lebensmittelabfällen (www.united-against-waste.de/<br />

downloads/dehoga-checkliste).<br />

Die Idee, verstärkt unterschiedliche Portionsgrößen anzubieten,<br />

hat Manfred Hölzle von den Konzilgaststätten in<br />

Konstanz auf seine Weise umgesetzt: „Wir versuchen, die<br />

Portionierungen nicht zu groß<br />

zu machen und<br />

lieber Nachschlag<br />

zu<br />

Das Projekt www.zugutfuerdietonne.de. Das Bundesministerium<br />

für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) animiert Köche zur kreativen<br />

Resteverwertung und fordert Rezepte für „beste Reste“ ein.<br />

www.umweltbundesamt.de/publikationen/<br />

leitfaden-zur-vermeidung-von-lebensmittelabfaellen.de<br />

Und noch eine gute Idee aus Vorarlberg: Die Landes-Initiative<br />

„Lebensmittel sind kostbar!“ hat ein Projekt gestartet, das Schülern<br />

erlaubt, übrig gebliebenes Essen aus der Schulkantine mitzunehmen.<br />

geben.“ Weitere Vorschläge Hölzls: frisch einkaufen und<br />

damit die Bevorratung einschränken, Abschnitte weiterverarbeiten,<br />

kleine Tageskarten für Aktuelles, beim Buffet<br />

eine umsichtige, chargenweise Ausgabe. Vor allem, so<br />

Hölzl, brauche man Leute, die gut kochen können und<br />

die wissen, wie man Lebensmittel richtig verwertet. Was,<br />

ebenso wie der Zeitdruck, heutzutage nicht einfach sei.<br />

Eine generell höhere Wertschätzung für nahrhafte Lebensmittel<br />

würde auch in der Gastronomie das Abfallproblem<br />

reduzieren, ist Eugen Bücheler, Inhaber von Eugens bio in<br />

Konstanz, überzeugt. Er bietet Gästen, die vor ihren Portionen<br />

kapitulieren, beschichtete Papp-Boxen zur Essensmitnahme<br />

an. Und wenn in seiner Patisserie etwas übrig<br />

bleibt, geht es am nächsten Tag für den halben Preis weg.<br />

Tatsächlich ist die Hemmschwelle der Gäste, ihr Essen<br />

„einpacken“ zu lassen, in den letzten Jahren niedriger geworden.<br />

In Zusammenarbeit von Land und Wirtschaftskammer<br />

Vorarlberg wurde zu diesem Zweck die Genuss<br />

Box entwickelt. Sie ist lebensmittelecht und besteht zu 100<br />

Prozent aus recycelbarem bzw. kompostierbarem Papier<br />

aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />

Da Restaurants ihre Reste nicht an Bedürftige verteilen<br />

dürfen, wurde vor zwei Jahren die App „Too Good To<br />

Go“ in Dänemark lanciert und verbreitet sich mittlerweile<br />

in ganz Europa. Mit der App können teilnehmende Restaurants<br />

ihre Speisen vergünstigt verkaufen, statt sie zu<br />

vernichten. Das Konzept dahinter ist einfach: Man registriert<br />

sich mit seiner E-Mail-Adresse und sieht dann auf<br />

einer Karte, welche Lokale (auch Bäckereien, Geschäfte<br />

etc.) etwas übrig haben. Als Kunde bestellt man via<br />

App und holt das Essen zur vereinbarten Zeit ab. In<br />

der Region gibt es einige Restaurants, die dabei sind,<br />

seit vier Monaten auch das Heinrich und das Ignaz<br />

in Konstanz. Für Inhaber Anselm Venedey eine gute<br />

Sache. Zwischen 2,90 und 3,90 Euro zahlten die<br />

App-Nutzer pro Paket, das sei etwa ein Drittel des<br />

wirklichen Wertes. Im Vordergrund steht also<br />

nicht das Geldverdienen, sondern: das Essen<br />

vor der Mülltonnen zu bewahren. Ein<br />

weiteres Beispiel für sinnvolle Resteverwertung<br />

im Heinrich ist das aus gepresstem<br />

Kaffeesatz hergestellte Kaffeegeschirr<br />

(www.kaffeeform.com).<br />

TEXT: CLAUDIA ANTES-BARISCH

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