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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Christian<br />
Burmester<br />
Ein klein bisschen<br />
mehrist zumutbar<br />
Esist so herrlich bequem:<br />
Ein paarKlicksimNetz<br />
und am nächsten Tag klingelt<br />
es an der Tür.Das bestellte<br />
Paket ist da! Und der Versand<br />
warsogar noch „kostenlos“.<br />
Dass derService in der Realitätmanchmalzuwünschen<br />
übrig lässt, tutdem Boom<br />
–vor allem im Onlinehandel<br />
–keinen Abbruch. Leider<br />
hat diePaketflut eine Kehrseite:<br />
Jeder dritte Paketzusteller<br />
erhält nichteinmal<br />
Mindestlohn,wie eine bundesweiteRazzia<br />
kürzlich gezeigt<br />
hat. Dass nun auchTeile<br />
der CDU schärfereKontrollenfordern,<br />
istrichtig. Denn<br />
davon profitieren Unternehmen,<br />
die ihre Angestellten gut<br />
bezahlen(weil es derBilligkonkurrenz<br />
das Leben<br />
schwerer macht), die Sozialkassen<br />
und nicht zuletztder<br />
innerstädtische Fachhandel,<br />
der unterkünstlich niedrig<br />
gehaltenen Versandkosten<br />
leidet.<br />
Weniger Dumpinglöhnewürden<br />
aberwohl auchbedeuten,<br />
dass die Versandkosten für<br />
Kunden um ein paar Cent<br />
steigen. Momentan kostetder<br />
Paketversand in Deutschland<br />
im Schnitt 7Euro.Anderswo<br />
ist er deutlich teurer. In Norwegen<br />
sind es fast 14 Euro.<br />
Einekleine Steigerungwäre<br />
alsodurchaus zumutbar.<br />
MANN DESTAGES<br />
Jean-Claude Juncker<br />
Er wird von Ungarns RechtsaußenpremierViktor<br />
Orbán attackiertund<br />
in Zusammenhang<br />
mit antisemitischen Verschwörungstheorien<br />
gebracht –<br />
doch Jean-<br />
Claude Juncker<br />
ficht das<br />
nicht an.<br />
Während<br />
Kanzlerin<br />
Merkel sich<br />
hinter den<br />
EU-Kommissionspräsidentenund<br />
gegen Orbán<br />
stellte,ging Junckereinfach<br />
seiner Arbeitnach. Und lobte<br />
die Schülerproteste gegen den<br />
Klimawandel: „Ich begrüße<br />
sehr, wasjunge Menschen zurzeit<br />
in Europa bewirken.“<br />
Foto: Virginia Mayo/AP<br />
CDU will mehr Lohn für<br />
Paketboten<br />
Razzia bei HundertenZustellerfirmen offenbart:<br />
Jedes dritte Unternehmen zahltzuwenig<br />
Berlin – Schnell, bequem,<br />
billig: Hunderttausende<br />
Bundesbürger lassen sich<br />
täglich Päckchen bis an die<br />
Haustür liefern. Tendenz<br />
steigend. Was viele nicht<br />
wissen: In der Paketzustellerbranche<br />
herrschen teilweise<br />
verheerende Zustände.<br />
Der CDU-Arbeitnehmerflügel<br />
will das nun ändern<br />
und gegen Dumpinglöhne<br />
vorgehen. Das könnte<br />
den Paketversand mittelfristig<br />
teurer machen.<br />
Am 8. Februar schlug der<br />
Zoll bundesweit zu: Die<br />
Beamten der Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit untersuchten<br />
HunderteZustellerfirmen.<br />
„Nach einer ersten<br />
Auswertung sieht es so aus,<br />
als würde imSchnitt jeder<br />
dritte Arbeitgeber in dem BereichzuwenigLohnzahlen“,<br />
erklärte jetzteine Sprecherin<br />
desHauptzollamts Duisburg.<br />
Vor allem Subunternehmer<br />
für Paketdienste wie Hermes,GLS,DPD<br />
und DHLfielen<br />
den Beamtennegativ auf.<br />
Sie zahlen ihren Fahrern oft<br />
deutlich weniger als den<br />
Mindestlohn, der aktuell 9,19<br />
Europro Stundebeträgt.<br />
Uwe Schummer (CDU),<br />
Chef der Arbeitnehmergruppe<br />
der Unionsfraktion,<br />
sagte dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland<br />
(RND): „Für einen fairen<br />
Wettbewerb und faire<br />
Arbeitsbedingungen ist<br />
eine Nachunternehmerhaftungder<br />
entscheidende<br />
Schritt.“ Die Auftraggeber<br />
würden auf diese<br />
Weise mit in die Pflicht<br />
genommen, faire Arbeitsbedingungenbei<br />
ihren Subunternehmen<br />
sicherzustellen.<br />
Bei der Nachunternehmerhaftunggeht<br />
es vor allem<br />
um Sozialversicherungsbeiträge.<br />
Auftraggeber werden<br />
dann juristisch belangt,<br />
wenn ihre Subunternehmer<br />
weniger als verlangt andie<br />
Sozialkassen überweisen. In<br />
der Baubranche und der<br />
Fleischindustrie habe ein<br />
solchesInstrument geholfen,<br />
rechtswidrige Zustände<br />
spürbar zurückzudrängen,<br />
so Schummer.<br />
„Die großen Paketdienstleister<br />
können sich allzu<br />
leicht aus der Verantwortung<br />
ziehen, weildie rechtliche<br />
Verantwortung bei den<br />
Subunternehmern liegt“,<br />
sagt Schummer. Es werde<br />
von den Unternehmen nicht<br />
hinterfragt, wie die „günstigen“<br />
Preise der Subunternehmer<br />
für die Paketzustellung<br />
zustande<br />
kämen.<br />
oto: privat<br />
„Nicht akzeptabel“: UweSchummer (CDU), Chef der<br />
Arbeitnehmergruppe der Unionsfraktion, kämpft gegen Lohndumping.<br />
Dabei sind die Tricks bei<br />
vielen Gewerkschaften<br />
durchaus bekannt: So werde<br />
beispielsweise acht Stunden<br />
am Tag Mindestlohngezahlt,<br />
aber tatsächlich zwölf Stunden<br />
gearbeitet. Zudem sind<br />
Paketfahrer nur schwach gewerkschaftlich<br />
organisiert.<br />
Viele kommen auch aus dem<br />
Ausland und verfügen beispielsweise<br />
über keine offizielle<br />
Arbeitserlaubnis. Auf<br />
solche Fälle stieß auch der<br />
Foto: Malte Christians/dpa<br />
Zoll bei seiner jüngsten Razzia.<br />
Aber auch Auftraggeber<br />
wie die Deutsche Post versuchen<br />
offenbar, die Preise so<br />
weit wie möglichzu drücken.<br />
Kürzlich sorgten bei Angestellten<br />
des teilstaatlichen<br />
Unternehmens Berichte für<br />
Aufruhr, wonach der klassische<br />
Zustellbetrieb mit der<br />
Billigtochter Delivery zusammengelegt<br />
werden soll.<br />
Bei der Billigtochter werden<br />
nur 12 statt20Euro pro Stunde<br />
gezahlt. Nun geht die<br />
Angst vor einer Angleichung<br />
nach unten um.<br />
Für Schummer sind aber<br />
vor allem die rechtswidrigen<br />
Niedriglöhne das Problem:<br />
„Die Versandkosten<br />
werden so künstlich<br />
niedrig gehalten.“<br />
Dadurch werde auch<br />
der Wettbewerb zwischen<br />
innerstädtischem<br />
Fachhandel<br />
und dem Onlinehandel<br />
verzerrt. Dem<br />
dürfe man nicht tatenlos<br />
zusehen:<br />
„Das ist nicht akzeptabel.“<br />
Viel Arbeit,wenig<br />
Lohn: Ein Paketbote<br />
der Post liefert<br />
Päckchen in<br />
Hamburgaus.