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Berliner Kurier 22.02.2019

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32 PANORAMA BERLINER KURIER, Freitag, 22. Februar 2019 **<br />

Missbrauch<br />

Willdie<br />

Die Spitzen der katholischen<br />

Kirche müssten „den Schrei<br />

der kleinen“ Opfer hören, „die<br />

Gerechtigkeit fordern“ sagte<br />

Papst Franziskus.<br />

Kirche<br />

wirklich<br />

aufklären?<br />

Nach vielen Skandalen hat der Papst eine Krisen-<br />

Konferenz einberufen –ohne Beteiligung der Opfer<br />

Rom –Die katholische Kirche<br />

wird seit Jahrzehnten von<br />

Missbrauchsskandalen erschüttert.<br />

Papst Franziskus hat<br />

deshalb einen Krisengipfel im<br />

Vatikan einberufen, den er gestern<br />

mit deutlichen Worten eröffnete.<br />

Von den versammelten<br />

Kirchenoberen forderte er<br />

„konkrete und wirksame Maßnahmen“.<br />

„Das Volk Gottes<br />

schaut auf uns und erwartet<br />

von uns keine einfachen und<br />

vorhersehbaren Verurteilungen“,<br />

sagte Franziskus. „Hören<br />

wir den Schrei der Kleinen, die<br />

Gerechtigkeit verlangen.“<br />

An dem historischen Treffen<br />

nehmen bis Sonntag neben den<br />

etwa 110 Chefs der nationalen<br />

Bischofskonferenzen auch Vertreter<br />

der römischen Kurie und<br />

von Orden teil. Schon in den<br />

1980er Jahren kamen erste<br />

Missbrauchsfälle durch Geistliche<br />

ans Licht. In den vergangenen<br />

Jahren wurde der Druck<br />

auf Kirche und Papst nach<br />

Skandalen in Deutschland, Irland,<br />

Chile und den USA immer<br />

größer. Viele Gläubige haben<br />

TimLennon voneinem US-Opferverband vor<br />

dem Vatikan. Er wurde mit zwölf Jahren von<br />

einem Priester vergewaltigt.Esther Hatfield<br />

Miller wurde mit15missbraucht.<br />

sich deshalb von der Kirche abgewandt,<br />

viele Opfer leiden zusätzlich<br />

an der Vertuschung<br />

Fotos: dpa<br />

nach dem Missbrauch. „Keiner<br />

hat mir zugehört, ... keiner hat<br />

mein Weinen gehört, ich frage<br />

mich, warum hat Gott mir nicht<br />

zugehört“, verlas der deutsche<br />

Pater Hans Zollner, der den<br />

Gipfel mit vorbereitet hat, zum<br />

Auftakt.<br />

Mit dem Treffen willder Papst<br />

das Bewusstsein der Bischöfe<br />

für das Problem des sexuellen<br />

Missbrauchs schärfen und die<br />

vielfach beklagte Kultur des<br />

Schweigens innerhalb der Kirche<br />

brechen. Dem Schweigekodex<br />

will der Papst die Prinzipien<br />

von Verantwortung, Haftung<br />

und Transparenz entgegensetzen.<br />

Sein Ziel ist es, die Bischöfe<br />

mit klaren Handlungsanleitungen<br />

in ihre Heimatländer zurückkehren<br />

zu lassen.<br />

Opferverbände verlangen,<br />

dass der Papst seine immer wieder<br />

angekündigte Null-Toleranz-Politik<br />

jetzt wirklich<br />

durchsetzt. Gefordert wird eine<br />

Änderung des Kirchenrechts<br />

dahingehend, dass pädophile<br />

Geistliche nicht mehr als Priester<br />

arbeiten dürfen. Kritische<br />

Theologen sprechen sich darüber<br />

hinaus für eine stärkere<br />

Zusammenarbeit mit staatlichen<br />

Ermittlern aus.<br />

Die Zeit der „salbungsvollen<br />

Worte“ sei vorbei, sagte Matthias<br />

Katsch vom deutschen<br />

Opferschutzverband Eckiger<br />

Tisch. Er war verärgert, dass<br />

der Papst bei einem Vorabtreffen<br />

zwischen Opfern und dem<br />

Vorbereitungskomitee am<br />

Mittwoch nicht dabei war. „Das<br />

Treffen selbst war enttäuschend,<br />

weil die Organisatoren<br />

eigentlich nicht recht sagen<br />

konnten, was der Zweck war.“<br />

Auch andere Opfer kritisierten,<br />

von der Konferenz ausgeschlossen<br />

zu werden.<br />

Bindende Beschlüsse können<br />

die etwa 190 Teilnehmer auf<br />

der Konferenz nicht fassen.<br />

Auch eine Abschlusserklärung<br />

steht nicht auf der Agenda.<br />

Sein Vorbild ist Massenmörder Breivik US-Nazi (49) plante Terroranschlag<br />

DasWaffenarsenal des<br />

Nazi-Offiziers: Er wollte<br />

offenbar Politiker und<br />

Journalisten töten.<br />

Washington – Christopher<br />

Paul Hasson ist Offizier bei der<br />

US-Küstenwache und bezeichnet<br />

sichselbst als „weißen Nationalisten“.<br />

Nun soll er Anschläge<br />

auf demokratische Politiker und<br />

Journalisten geplant haben.<br />

BereitsamFreitag zog dasFBI<br />

den 49-Jährigen aus dem Verkehr.<br />

In seiner Wohnung fanden<br />

die Ermittler mehrere halbautomatische<br />

Waffen und Munition.<br />

Er habe versucht ein „weißes<br />

Heimatland“ zu schaffen, heißt<br />

es in Gerichtsakten, aus denen<br />

die „Washington Post“ zitierte.<br />

Aufseiner Abschussliste standen<br />

unter anderem die demokratischen<br />

Politikerinnen Nancy Pelosi<br />

und Alexandria Ocasio-Cortez<br />

sowie die JournalistenChris<br />

Cuomo und Ari Melber.<br />

Offenbar diente der rechtsextremistische<br />

norwegische Massenmörder<br />

Anders Breivik, der<br />

2011 in Oslo und auf Utøya 77<br />

Menschen tötete, Hasson als<br />

Vorbild. So habe er neben prorussischer,<br />

neofaschistischer<br />

und neonazistischer Literatur<br />

auchimmer wiederBreiviks Manifest<br />

gelesen.<br />

Seit 2016 bei der US-Küstenwache<br />

tätig: Christopher Paul Hasson<br />

Fotos: AFP,Facebook

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