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Berliner Zeitung 06.03.2019

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Nachruf auf einen Freund: Die Autorin Tanja Kinkel über den Politiker Klaus Kinkel – Politik Seite 6<br />

Wemgehört<br />

das <strong>Berliner</strong><br />

Stromnetz?<br />

Seite 2<br />

3°/13°<br />

Viele Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Halbzeit: Der <strong>Berliner</strong><br />

Senat lobt sich selbst<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Lustig? Die Reden zum<br />

Aschermittwoch<br />

Hauptstadt Seite 5<br />

Mittwoch, 6. März 2019 Nr.55HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

DFB-Elf künftig ohne Müller,<br />

Hummels und Boateng<br />

Sport Seite 20<br />

Der Bewahrer<br />

des<br />

Stadtgrüns<br />

VonTorsten Harmsen<br />

AmDonnerstag wirdGünter Landgraf<br />

im Landeskleingartenbeirat<br />

offiziell darüber informiert, wie sich<br />

der Senat die Entwicklung der <strong>Berliner</strong><br />

Kleingärten in den nächsten Jahrenvorstellt.<br />

Bisherigen Berichten zufolge<br />

sollen 15 Kleingartenanlagen<br />

komplett verschwinden. Aufden Flächen<br />

sollen Turnhallen, Schulen oder<br />

Kitas entstehen. Dies sei nur ein „verwaltungsinterner<br />

ersterVorschlag“,<br />

stellte die Senatsumweltverwaltung<br />

inzwischen<br />

klar, „keine endgültige,nicht<br />

einmal<br />

eine aktuelle<br />

Fassung“. Doch<br />

Günter Landgraf,<br />

Landesverband der<br />

Gartenfreunde<br />

Kleingärten<br />

die Kleingärtner<br />

sind alarmiert.<br />

Günter Landgraf,<br />

seit 2010<br />

Präsident des Landesverbandes Berlin<br />

der Gartenfreunde, geht davon<br />

aus, dass der Entwurf eines neuen<br />

Kleingartenentwicklungsplans mit<br />

den Verbänden besprochen werden<br />

muss.Imelfköpfigen Landeskleingartenbeirat<br />

sitzen neben Kleingärtnern<br />

auch Vertreter des Senats, der Bahn-<br />

Landwirtschaft, des Naturschutzes.<br />

Ein neuer Plan müsse Ergebnis der<br />

Beratung aller sein, so Landgraf. „Leider<br />

ist es in Berlin Praxis,dass Betroffene<br />

oft nicht einbezogen werden.“<br />

Landgraf wurde 1948 geboren. Er<br />

wuchs im sächsischen Rochlitz auf,<br />

lernte Werkzeugmacher und lebt seit<br />

1968 in Berlin. Er wirkt ruhig und besonnen.<br />

„Wenn eine Stadt wächst, ist<br />

es notwendig, die Infrastruktur in<br />

Ordnung zu bringen“, sagt er. Dazu<br />

gehöre auch, Flächen für Straßen<br />

oder Schulen freizumachen. Doch<br />

laut Gesetz müssten Kleingärtner in<br />

einem solchen Fall eine Ersatzfläche<br />

erhalten. „Das ist oft nicht so“, sagt<br />

Landgraf. Der Verband der Gartenfreunde<br />

hat bereits angekündigt, dass<br />

er ab jetzt auf der Bereitstellung von<br />

Ersatzflächen bestehen werde.<br />

Schon als Kind hat Landgraf im<br />

Bauerngarten seiner Großeltern erfahren,<br />

„was man alles mit der Erde<br />

machen kann“. Seit 1980 gärtnert er<br />

in Mahlow auf eigener Parzelle. Hier<br />

sind seine zwei Söhne großgeworden.<br />

ZurInfrastruktur einer Stadt gehörten<br />

Grünflächen, vor allem auch gepflegte<br />

Kleingärten sagt er. Messungen<br />

hätten gezeigt, dass es an heißen<br />

Sommerabenden in Kleingärten um<br />

vier bis sechs Grad kühler sei als in<br />

umliegenden Wohngebieten. Gärten<br />

seien für eine Stadt, die immer mehr<br />

zubetoniertwürde,lebenswichtig.<br />

Der UnglücksortamTag nach dem Todesrennen. Zeugen sprachen im Prozess von einem Trümmerfeld.<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Tödlicher Größenwahn<br />

Im Kudamm-Raser-Prozess sagt einer der Angeklagten, auch sein Leben sei ein<br />

Scherbenhaufen. Der Gutachter attestiert ihm Selbstüberschätzung als Autofahrer.<br />

Undander Anklage hat sich nichts geändert: Sie nennt es Mord<br />

Mit Spannung wurde sie<br />

erwartet, die erste Einlassung<br />

im Mordprozess<br />

gegen die beiden<br />

sogenannten Kudamm-Raser. Nach<br />

drei Jahren, in denen die beiden Angeklagten<br />

Marvin N. und Hamdi H.<br />

in der Untersuchungshaft auf ein<br />

rechtskräftiges Urteil warten.<br />

Marvin N., 27 Jahre alt, lässt am<br />

Dienstag vor dem <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />

über seinen Anwalt eine vierseitige<br />

Erklärung verlesen. Sie zeugt<br />

von einer zumindest einst bei ihm<br />

vorherrschenden Selbstüberschätzung<br />

als Autofahrer, als Raser. Größenerleben,<br />

nennt das der psychiatrische<br />

Gutachter wenig später.Größenwahn<br />

wohl der Volksmund.<br />

Marvin N. sagt, er sei davon überzeugt<br />

gewesen, „dass ich einer von<br />

wenigen im Straßenverkehr war, die<br />

das Steuern eines Pkw wirklich bis<br />

hin zur Perfektion beherrschten“. Er<br />

war stolz auf seinen 381 PS starken<br />

AMG-Mercedes, für den der Wachschutzmitarbeiter<br />

eine monatliche<br />

Leasingrate von650 Euro zahlte.Das<br />

Auto war, wie er nun bekennt, sein<br />

Statussymbol. Ein Fahrzeug, mit<br />

dem er öfter, meist nachts, sehr<br />

schnell, manchmal auch über rote<br />

Ampeln gefahren sei und sich in seinem<br />

angeblichen fahrerischen Können<br />

gesonnt habe.<br />

In der Nacht zum 1. Februar 2016<br />

sei er „vollständig und zutiefst davon<br />

überzeugt“ gewesen, dass durch<br />

seine Raserei niemals etwas passieren<br />

würde. „Weil ich einfach zu gut<br />

war und jede vorstellbare Situation<br />

im Griff hatte.“ Ein gravierender<br />

Trugschluss,wie er nun bekennt.<br />

In jener Nacht rasten Hamdi H. in<br />

seinem Audi und Marvin N. in seinem<br />

Mercedes bei einem illegalen<br />

Autorennen, einem sogenannten<br />

Stechen, auf dem Kudamm und der<br />

Tauentzienstraße mit dem Dreifachen<br />

des erlaubten Tempos einen<br />

unbeteiligten Autofahrer tot.<br />

Es ist das Revisionsverfahren, das<br />

das Landgericht derzeit gegen<br />

Hamdi H. und Marvin N. führt und<br />

„Ich war zutiefst davon überzeugt,<br />

dass ich einer vonwenigen im Straßenverkehr<br />

war, die das Steuern eines Pkw wirklich bis<br />

hin zur Perfektion beherrschten.“<br />

Marvin N.,<br />

Angeklagter im Mordprozess gegen die sogenannten Kudamm-Raser<br />

das dem Ende entgegengeht. Einerstes<br />

Urteil zu lebenslanger Haft wegen<br />

Mordes im Februar 2017 hatte<br />

der Bundesgerichtshof im vorigen<br />

Jahr aufgehoben und zurückverwiesen.<br />

An der Anklage hat sich nichts<br />

geändert, sie geht wieder von Mord<br />

aus. Marvin N. will mit seiner Erklärung<br />

weg von einer erneut drohenden<br />

lebenslangen Freiheitsstrafe.<br />

Er gibt zu, sich auf ein Rennen mit<br />

Hamdi H. eingelassen, dabei auch<br />

rote Ampeln überfahren zu haben.<br />

Obwohl er zunächst zu seiner Beifahrerin<br />

gesagt haben will: Wasrast<br />

der Idiot denn so weiter. Erbekennt<br />

auch, dass er vorder roten Ampel an<br />

der Nürnberger Straße „lieber aufs<br />

Gas“ gedrückt habe in der Hoffnung,<br />

es werde gleich Grün und es werde<br />

schon gut gehen. „Und dann nahm<br />

DPA/BRITTA PEDERSEN<br />

das Unheil seinen Lauf. Ichhabe den<br />

Jeep nicht gesehen“, bekennt er. Ein<br />

69-jähriger Arzt im Ruhestand wollte<br />

mit seinem Jeep aus der Nürnberger<br />

in die Tauentzienstraße einbiegen.<br />

Er durfte fahren, er hatte Grün. Er<br />

hatte keine Chance. Der Audi von<br />

Hamdi H. krachte in das Fahrzeug<br />

hinein und schleuderte dann in den<br />

Mercedes vonMarvin N.<br />

Der sagt nun, dass der Toddes<br />

Mannes auch aus seinem Leben einen<br />

Scherbenhaufen gemacht habe.<br />

Das habe nichts mit der Strafe zu<br />

tun, die ihn erwarte,vielmehr damit,<br />

dass er sein eigenes Ich hinterfragt<br />

und korrigierthabe.Marvin N. weist<br />

den Vorwurf zurück, ihm sei der Tod<br />

eines anderen Menschen gleichgültig<br />

gewesen.<br />

Maximiliam Warshitsky hält die<br />

Aussage sokurz vor Prozessende für<br />

eine rein taktische Erklärung. Warshitsky<br />

ist der Sohn des getöteten<br />

Autofahrers und Nebenkläger in<br />

dem Verfahren. Er hoffe, dass am<br />

Ende des Revisionsprozesses wieder<br />

ein Mordurteil stehen werde.<br />

Am kommenden Donnerstag<br />

werden der Staatsanwalt und die Nebenklagevertreter<br />

ihrePlädoyers halten.<br />

Später folgen die Anwälte der<br />

Angeklagten. Ein Urteil will die<br />

Schwurgerichtskammer am<br />

26. Märzverkünden.<br />

Macrons<br />

Appell an die<br />

Europäer<br />

Frankreichs Präsident warnt<br />

vor den Nationalisten<br />

Der französische Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron hat keine<br />

Angst vor Pathos: „Bürgerinnen und<br />

Bürger Europas“, beginnt sein Appell,<br />

mit dem er sich am Dienstag in<br />

<strong>Zeitung</strong>en in den 28-EU-Mitgliedsländern<br />

an die Menschen wandte,<br />

„wenn ich mir heute erlaube, mich<br />

direkt an Siezuwenden, dann tue ich<br />

das nicht nur im Namen der Geschichte<br />

und der Werte, die uns einen,<br />

sondern weil dringend gehandelt<br />

werden muss.“ Wasfolgt, ist ein<br />

leidenschaftlicher Aufruf für einen<br />

demokratischen Neubeginn in Europa.<br />

In Deutschland erschien der<br />

Gastbeitrag in der <strong>Berliner</strong> Tageszeitung<br />

DieWelt.<br />

Unterstützung aus Deutschland<br />

Mandürfe Europa nicht den Nationalisten,<br />

die keine Lösungen anzubieten<br />

hätten, überlassen, schreibt MacrondreiMonate<br />

vorder Europawahl.<br />

Entlang der Themen Freiheit, Schutz<br />

und Fortschritt müssten sich die Europäer<br />

einen Aktionsplan geben.<br />

Unterstützung bekam der 41-jährige<br />

Politiker aus Deutschland. „Emmanuel<br />

Macron hat ein entschlossenes<br />

Signal für den Zusammenhalt in<br />

Europa gesetzt. Ich finde, er hat<br />

recht: Nicht Skepsis, sondern Zuversicht<br />

sollte unser Handeln bestimmen“,<br />

sagte Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz (SPD). Der stellvertretende<br />

Vorsitzende der FDP im Bundestag,<br />

Alexander Graf Lambsdorff,<br />

sagte zu dem Gastbeitrag: „Auch<br />

wenn aus Sicht der FDP-Fraktion<br />

nicht in allen Punkten Einigkeit besteht,<br />

enthält der Beitrag viel Richtiges.“<br />

Kritik kam vonder AfD.„Je größer<br />

die Probleme in Frankreich werden,<br />

desto mehr gibt Macron den<br />

Weltstaatsmann“, erklärte Parteichef<br />

Alexander Gauland. (dpa)<br />

Politik Seite 4, Leitartikel Seite 8<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Kommunalisierung<br />

Das Landesunternehmen Berlin Energie soll die Konzession für das <strong>Berliner</strong> Stromnetz erhalten. Für die Übernahme müsste<br />

das Land mindestens 1,5 Milliarden Euro zahlen. Doch Vattenfall kann gegen die Entscheidung noch klagen.<br />

Wasserbetriebe<br />

Die <strong>Berliner</strong><br />

wollten ihr<br />

Wasser zurück<br />

Der Verkauf war ein wenig<br />

dem Zeitgeist geschuldet,<br />

der in der Privatisierung öffentlicher<br />

Leistungen das Allheilmittel<br />

gegen behäbige Bürokratie und<br />

Umständlichkeit sah, vor allem<br />

aber lag es an den leeren <strong>Berliner</strong><br />

Kassen. 1999 hat der Senat 49,9<br />

Prozent der <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe<br />

verkauft, für 1,7 Milliarden<br />

Euro. Käufer waren damals der<br />

Energiekonzern RWE und der<br />

französische Versorger Veolia.<br />

Stille Teilhaber sollten sie sein,<br />

damit die öffentliche Hand wenigstens<br />

noch ein bisschen Einfluss<br />

auf das Unternehmen hatte.<br />

Daswurde auf einem denkwürdigen<br />

SPD-Parteitag im Herbst 1997<br />

so entschieden. Regiertwurde die<br />

Stadt damals von einer schwarzroten<br />

Koalition.<br />

DerPreis für den stillen Teilhaber<br />

war allerdings eine Renditeformel<br />

in dem Kaufvertrag, die<br />

dafür sorgte, dass die Wasserpreise<br />

nach einer mehrjährigen<br />

Karenzzeit spürbar anstiegen.<br />

Dann erzwang die 2007 gegründete<br />

Initiative <strong>Berliner</strong> Wassertisch<br />

in einem Volksentscheid<br />

die Offenlegung der Verträge und<br />

die Rekommunalisierung. 2011<br />

gab es eine klare Mehrheit dafür.<br />

Es war der erste erfolgreiche<br />

Volksentscheid in Berlin. Fünf<br />

Jahre später war es so weit, 2013<br />

kaufte das Land Berlin die Anteile<br />

an den Wasserbetrieben zurück.<br />

Das Land zahlte rund 1,2 Milliarden<br />

Euro für die Anteile. Nach einem<br />

Kartellamtsurteil sanken<br />

dann kurze Zeit später die Wasserpreise<br />

um sechs Prozent. Die<br />

Wasserbetriebe sind das erste<br />

komplett rekommunalisierte<br />

Landesunternehmen. (tom.)<br />

Wasser:Hier hat die Verstaatlichung<br />

funktioniert.<br />

DPA<br />

Mehr als 35 000 Kilometer<br />

Kabel und Leitungen,<br />

79 Umspannwerke,<br />

11 000 Netzstationen<br />

und 16 700 Verteilerkästen.<br />

Dasist das Netzwerk, mit dem in Berlin<br />

über 2,3 Millionen Haushalte mit<br />

Stromversorgt werden. Seit etwa zwei<br />

Jahrzehnten garantiert das der<br />

schwedische EnergiekonzernVattenfall.<br />

Mitseiner 100-prozentigen Tochter<br />

Stromnetz Berlin betreibt er das<br />

hiesige Elektroenergiegeflecht. Doch<br />

das wirdsich nun ändern.<br />

DasLand Berlin nimmt die Stromversorgung<br />

in der Stadt wieder in eigene<br />

Hände. Wie die Senatskanzlei<br />

am Dienstag mitteilte, habe das landeseigene<br />

Unternehmen Berlin Energie<br />

im Konzessionsverfahren für das<br />

Stromnetz „das beste Angebot abgegeben“.<br />

Damit bekommt Berlin Energie<br />

den Zuschlag für den Betrieb des<br />

<strong>Berliner</strong> Stromnetzes in den nächsten<br />

20 Jahren.<br />

Die Vergabekammer des <strong>Berliner</strong><br />

Senats hatte die Konzession für das<br />

Stromnetz neu zu vergeben, die 2014<br />

ausgelaufen war und die zuletzt Vattenfall<br />

besaß. Hintergrund: DasLand<br />

Berlin hatte 1997 seine Anteile an der<br />

Bewag abgegeben, Vattenfall übernahm<br />

2001 die Mehrheit. Für die<br />

Neuvergabe der Konzession hatten<br />

sich das landeseigene Unternehmen<br />

Berlin Energie, Vattenfall sowie die<br />

Genossenschaft BürgerEnergie beworben.<br />

Mit der Entscheidung der<br />

Vergabekammer darf sich der <strong>Berliner</strong><br />

Senat nun bestätigt fühlen.<br />

Schließlich hatten die Regierungsparteien<br />

den Rückkauf des <strong>Berliner</strong><br />

Stromnetzes bereits in ihrem Koalitionsvertrag<br />

festgeschrieben:„Die Koalition<br />

strebt eine 100-prozentige Rekommunalisierung<br />

des Stromnetzes<br />

an.“ Allerdings steht es nun Vattenfall<br />

frei, gegen die Entscheidung der Vergabekammer<br />

zu klagen.<br />

„Rot-rot-grüner Fehlkauf“<br />

Beim Gewinner,dem 2012 gegründeten<br />

Unternehmen Berlin Energie, ist<br />

man dennoch hoffnungsvoll. „Das ist<br />

ein ganz wichtiger Etappensieg“,<br />

sagte Unternehmenschef Wolfgang<br />

Neldner am Dienstag der Deutschen<br />

Nachrichtenagentur. Und da Berlin<br />

Energie selbst nur zwölf Mitarbeiter<br />

hat, sicherte er zu, alle Stromnetz-<br />

Berlin-Beschäftigten zu übernehmen:<br />

„Das wird selbstverständlich<br />

eine Eins-zu-eins-Übernahme ohne<br />

Wenn und Aber.“ Umsonst gibt es die<br />

Kabel, Leitungen und Umspannwerke<br />

allerdings nicht. Neldner geht<br />

davon aus, dass Vattenfall etwa 1,5<br />

Milliarden Euro für das Netz verlangen<br />

kann.<br />

In der Opposition würde man die<br />

Übernahme indes am liebsten auf<br />

ewig verschieben. Der geplante Erwerb<br />

des Stromnetzes sei ein „Rotrot-grüner<br />

Fehlkauf“, der sich für die<br />

<strong>Berliner</strong> nicht rechnen werde, ließ<br />

etwa Christian Gräff, wirtschaftspoli-<br />

davon<br />

nach Berlin<br />

importiert<br />

4,53<br />

Öffentliches<br />

Netz<br />

Jahresstromverbrauch in Berlin<br />

in Terawattstunden, 2017<br />

1990 2000 '10 '15<br />

VonJochen Knoblach<br />

davon<br />

in Berlin<br />

produziert<br />

7,84<br />

Wer den Strom<br />

in Berlin verbraucht<br />

in Prozent, 2016<br />

7849 7203 4,9<br />

Gewerbe, Handel,<br />

48,5<br />

Dienstleistungen<br />

insgesamt<br />

12,37<br />

Terawattstunden<br />

31,4 Haushalte<br />

13,1 Industriebetriebe<br />

7,0 Verkehr<br />

Stromerzeugung in Berlin<br />

Anteile in Prozent, 2017<br />

Erdgas<br />

44,7<br />

<strong>Berliner</strong> CO 2 -Emission<br />

durch Stromverbrauch<br />

in 1000 Tonnen<br />

Steinkohle<br />

13 355<br />

43,1<br />

11 427<br />

Erneuerbare<br />

Braunkohle<br />

4,3<br />

37<br />

Prozent des hier verbrauchten<br />

Stroms werden außerhalb<br />

vonBerlin erzeugt.<br />

Heizöl, Abfall<br />

3,0<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: AMT FÜR STATISTIK BERLIN/BRANDENBURG, STROMNETZ BERLIN, VATTENFALL<br />

ENERGIE FÜR BERLIN<br />

34 707<br />

Kilometer lang sind die Kabel<br />

und Leitungen, die in der<br />

Stadt insgesamt verlegt sind.<br />

111<br />

Millionen Euro Gewinn wies<br />

die Vattenfall-Tochter<br />

Stromnetz Berlin 2017 aus.<br />

tischer Sprecher der <strong>Berliner</strong> CDU-<br />

Fraktion, verbreiten. „Der Senat betreibt<br />

eine Politik unter dem Motto:<br />

Verstaatlichen, koste es, was es<br />

wolle.“ Denn es bleibe die Frage offen,<br />

„was dieses Geschäft den <strong>Berliner</strong>nanVorteilen<br />

bringen und warum<br />

das Land der bessere Netzbetreiber<br />

sein soll.“ Auch bei der hiesigen Industrie-<br />

und Handelskammer ist man<br />

eher skeptisch: „Wer mit der Erwartung<br />

günstigerer Strompreise und<br />

mehr erneuerbarer Energien an die<br />

Rekommunalisierung geht, wirdenttäuscht<br />

werden.“<br />

Mehr Steuerungsmöglichkeiten<br />

Ist das so? Claudia Kemfert vom<br />

Deutschen Institut fürWirtschaftsforschung<br />

(DIW) inBerlin, kontert. Für<br />

die Umweltökonomin ist die Rekommunalisierung<br />

gerade hier „absolut<br />

sinnvoll“ und vielversprechend. Die<br />

Stadt habe sich zahlreiche Energiewendeziele<br />

vorgenommen, die um<br />

einiges konsequenter vorangetrieben<br />

werden können, wenn Berlin auch Eigentümer<br />

der Infrastruktur ist, sagte<br />

KemfertimGespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. Für sie biete die Rekommunalisierung<br />

zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten<br />

für die Energiewende.<br />

Etwa, wenn Berlin die Solarstromerzeugung<br />

radikal ausbauen und den<br />

Sonnenstromanteil auf ein Fünftel<br />

anheben will. Ein Milliardengrab erwartet<br />

die DIW-Energieexpertin hingegen<br />

nicht. „Unsere Studien zeigen,<br />

dass kommunal betriebene Stromnetze<br />

nicht weniger profitabel sind<br />

als privat geführte.“ Insofernsei auch<br />

keine Verteuerung des Stroms zu befürchten.<br />

DieStromnetzesind durchaus<br />

profitabel, wenn nicht teure<br />

Quersubventionierungen stattfinden.<br />

Kemfert: „Es spricht nichts gegen<br />

die Rekommunalisierung.“<br />

Tatsächlich ist das <strong>Berliner</strong> Stromnetz<br />

hochprofitabel. Mehr als 100<br />

Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet<br />

die Vattenfall-Tochter Stromnetz<br />

Berlin im Jahr.Zudem gilt es als zuverlässig.<br />

Abgesehen von dem jüngsten<br />

Stromausfall in Köpenick, der mit 30<br />

Stunden und mehr als 31 000 betroffenen<br />

Haushalten sowie fast 2000 Betrieben<br />

der größte der vergangenen<br />

Jahrzehnte in Berlin war,sind Stromausfälle<br />

vergleichsweise selten. Im<br />

Schnitt war im vergangenen Jahr jeder<br />

<strong>Berliner</strong> 13,7 Minuten ohne<br />

Strom. Daswaren vier Minuten weniger<br />

als im Jahr zuvor.<br />

Die Bundesnetzagentur bescheinigt<br />

dem aktuellen Betreiber sogar<br />

eine sogenannte Supereffizienz, die<br />

mit einem Innovationsbonus von<br />

jährlich drei Millionen Euro verbunden<br />

ist. Laut Stromnetz Berlin seien<br />

stabile Netzentgelte für die Kunden<br />

die Folge. Tatsächlich sind die <strong>Berliner</strong><br />

Netznutzungsentgelte im deutschen<br />

Vergleich besonders niedrig.<br />

Sieliegen genau 1,4 Cent je Kilowattstunde<br />

unter dem bundesdeutschen<br />

Durchschnitt.<br />

Gasag<br />

Wem<br />

gehören die<br />

Gasleitungen?<br />

Der <strong>Berliner</strong> Gasversorger<br />

Gasag ist vom Senat bereits<br />

vor gut 20 Jahren verkauft worden.<br />

Das Unternehmen wurde in<br />

drei Schritten (1994, 1995 und<br />

1998) vollständig privatisiert.<br />

Auch hier waren die leeren <strong>Berliner</strong><br />

Kassen der ausschlaggebende<br />

Grund für den Totalverkauf und<br />

wie bei den Wasserbetrieben gab<br />

es in den vergangenen Jahren den<br />

Versuch, auch die Gasag zurückzukaufen.<br />

Der ist gescheitert. Offen<br />

ist noch der Kampf ums Gasnetz.<br />

Für den Betrieb des Gasnetzes<br />

hat die Gasag im Jahr 2006 die<br />

Konzerntochter NBB Netzgesellschaft<br />

Berlin-Brandenburg gegründet.<br />

Der Konzessionsvertrag<br />

der NBB ist, wie auch der des<br />

Stromnetzes, bereits 2014 ausgelaufen.<br />

NBB betreibt das Netz so<br />

lange weiter, bis die Konzession<br />

neu vergeben wird.<br />

Die Vergabe läuft in einem<br />

mehrstufigen Verfahren. Im Rennen<br />

sind noch die NBB Netzgesellschaft<br />

der Gasag und –Berlin<br />

Energie. Das landeseigene Unternehmen,<br />

das nun die Konzession<br />

für das Stromnetz erhalten soll,<br />

will auch künftig das Gasnetz betreiben.<br />

Eine Vergabe an Berlin<br />

Energie hat die Gasag per Klage<br />

beim Landgericht bislang verhindert.<br />

Daraufhin wollte das Land<br />

die Mehrheit an der Gasag übernehmen.<br />

Man vereinbarte mit<br />

Eon, der Konzern hält 37 Prozent<br />

an der Gasag, eine enge Kooperation.<br />

Die anderen kooperierenden<br />

Unternehmen Vattenfall und<br />

Engie (je 31,6 Prozent Anteile an<br />

der Gasag) lehnten den Verkauf<br />

ihrer Anteile ab. (tom.)<br />

Gas: Die Entscheidung über das Gasnetz<br />

liegt beim Gericht.<br />

EPOXYDUDE<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute kommt trotz eines vielerorts bewölkten Himmels die Sonne hervor.<br />

Die Höchstwerteerreichen 9bis 14 Grad, und der Wind weht frisch aus<br />

Süd. In der Nacht ist mit Tiefstwerten von 9bis 7Grad zurechnen. Dazu<br />

ist es stark bewölkt, gebietsweise regnet es.<br />

Biowetter: Die Wetterlage bringt beschleunigten<br />

Stoffwechsel und erhöhten<br />

Blutdruck. Menschen, die zu<br />

rheumatischen Beschwerden neigen,<br />

müssen mit Beeinträchtigun-<br />

2°/12°<br />

Wittenberge<br />

gen des Wohlbefindens rechnen.<br />

Pollenflug: Der Flug von Erlen- und<br />

Haselpollen ist mäßig. Des Weiteren<br />

sind örtlich Weiden-, Pappelund<br />

Eichenpollen in der Luft.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 12Grad.<br />

Wind: frisch aus Süd.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

2°/13° 3°/13°<br />

Luckenwalde<br />

0°/14°<br />

Cottbus<br />

0°/13°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

stark bewölkt wolkig Regen<br />

9°/16° 5°/9° 3°/9°<br />

Prenzlau<br />

1°/9°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

1°/12°<br />

Tief Cornelius erreicht die Britischen Inseln und schiebt einen neuen Schwung<br />

sehr milder Luft aus Südwesten in Richtung Mitteleuropa. Über weiten Teilen<br />

Skandinaviens und Nordwestrusslands ist es hingegen spätwinterlich kalt. Im<br />

westlichen Mittelmeerraum macht sich derweil warme Frühlingsluft mit Werten<br />

oberhalb der 20-Grad-Marke bemerkbar.<br />

Sylt<br />

4°/10°<br />

Hannover<br />

4°/14°<br />

Köln<br />

5°/16°<br />

Saarbrücken<br />

3°/15°<br />

Konstanz<br />

2°/16°<br />

Hamburg<br />

2°/13°<br />

Erfurt<br />

2°/13°<br />

Frankfurt/Main<br />

4°/15°<br />

Stuttgart<br />

4°/16°<br />

Rostock<br />

2°/10°<br />

Magdeburg<br />

3°/15°<br />

Nürnberg<br />

2°/15°<br />

München<br />

2°/18°<br />

Rügen<br />

1°/8°<br />

Dresden<br />

2°/12°<br />

Deutschland: Heute sorgen regional<br />

viele Wolken für Regenfälle. Sonst<br />

kommt jedoch die Sonne durch.<br />

Dabei werden während des Tages<br />

8bis 18 Grad erreicht, nachts kühlt<br />

es dann auf 10 bis 5Grad ab. Der<br />

Wind weht frisch, inBöen stark bis<br />

stürmisch aus Süd. Morgen gibt es<br />

bei vielfach stark bewölktem Himmel<br />

zeitweilige Regenfälle, und es werden<br />

10bis 15 Grad gemessen. Der<br />

Wind weht stellenweise mit Sturmböen<br />

aus Südwest.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 70 cm<br />

Harz bis 50 cm<br />

Erzgebirge bis 110 cm<br />

Bayerische Alpen bis 360 cm<br />

Mondphasen: 06.03. 14.03. 21.03. 28.03.<br />

Sonnenaufgang: 06:42 Uhr Sonnenuntergang: 17:54 Uhr Mondaufgang: 07:05 Uhr Monduntergang: 17:35 Uhr<br />

Lissabon<br />

15°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

13°<br />

Reykjavik<br />

0°<br />

Dublin<br />

9°<br />

London<br />

13°<br />

Paris<br />

13°<br />

Bordeaux<br />

16°<br />

Palma<br />

19°<br />

Algier<br />

28°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

-2°<br />

Oslo<br />

1°<br />

Stockholm<br />

3°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

12°<br />

Mailand<br />

14°<br />

Tunis<br />

25°<br />

Rom<br />

19°<br />

Warschau<br />

9°<br />

Wien<br />

13° Budapest<br />

14°<br />

Palermo<br />

25°<br />

Kiruna<br />

-5°<br />

Oulu<br />

-6°<br />

Dubrovnik<br />

18°<br />

Athen<br />

21°<br />

St. Petersburg<br />

-5°<br />

Wilna<br />

3°<br />

Kiew<br />

9°<br />

Odessa<br />

13°<br />

Varna<br />

15°<br />

Istanbul<br />

15°<br />

Iraklio<br />

19°<br />

Archangelsk<br />

-9°<br />

Moskau<br />

4°<br />

Ankara<br />

12°<br />

Antalya<br />

17°<br />

Acapulco 35° heiter<br />

Bali 30° Gewitter<br />

Bangkok 36° sonnig<br />

Barbados 27° heiter<br />

Buenos Aires 36° heiter<br />

Casablanca 16° Schauer<br />

Chicago -2° wolkig<br />

Dakar 28° heiter<br />

Dubai 24° wolkig<br />

Hongkong 24° Schauer<br />

Jerusalem 14° sonnig<br />

Johannesburg 28° wolkig<br />

Kairo 20° sonnig<br />

Kapstadt 25° sonnig<br />

Los Angeles 14° Regen<br />

Manila 34° heiter<br />

Miami 23° heiter<br />

Nairobi 31° heiter<br />

Neu Delhi 26° sonnig<br />

New York -2° wolkig<br />

Peking 11° sonnig<br />

Perth 33° bewölkt<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 36° Gewitter<br />

San Francisco 14° Schauer<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 36° wolkig<br />

Sydney 37° heiter<br />

Tokio 17° bedeckt<br />

Toronto -6° Schnee


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 3· ·<br />

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Seite 3<br />

„Ach,<br />

Amerika“<br />

Die US-Kongressabgeordnete Rashida Tlaib sagt, ihre Ziele hätten immer auch mit ihrer palästinensischen Herkunft zu tun.<br />

AP/SUSAN WALSH<br />

Kurzvor ihrer Wahl zur ersten muslimischen<br />

US-Kongressabgeordneten<br />

schaffte es auch Rashida Tlaibs<br />

Großmutter zum ersten Mal indie<br />

Weltpolitik. Es war im Sommer 2018. Tlaib,42,<br />

Demokratin, Menschenrechtsaktivistin, gab<br />

ein Interview nach dem anderen, erklärte,<br />

warum sie Donald Trump einen „Motherfucker“<br />

nannte, prangerte die Gier großer Konzerneund<br />

die überfüllten Schulklassen in ihrer<br />

Heimatstadt Detroit an, aber am Ende landete<br />

sie meist in einem kleinen DorfimWestjordanland<br />

und sprach, mit Wutinder Stimme,über<br />

das Unrecht, das ihrer Großmutter Moftija dort<br />

geschehe. Kaum war sie gewählt, im November,<br />

kündigte sie an, mit einer Delegation ins<br />

Westjordanland zu reisen, um der Welt „die<br />

wahreSeite des Konflikts“ zu zeigen. Im Januar<br />

zurVereidigung trug sie ein traditionelles Kleid<br />

aus der Heimat ihrer Großmutter und schwor<br />

auf den Koran.<br />

Ein paar Wochen später tritt eine Frau in<br />

den Bergen von Jerusalem aus einem Haus<br />

und breitet zur Begrüßung die Arme aus. In<br />

ihr Gesicht haben sich tiefe Furchen geschnitten.<br />

Um den Kopf hat sie ein weißes<br />

Tuch gewickelt. Ihre Schultern werden von<br />

einer Strickjacke gewärmt, beim Laufen<br />

macht sie kleine Schritte. Das liegt an dem<br />

langen Kleid, das sie unter der Strickjacke<br />

trägt, ein tiefrotes bodenlanges Gewand mit<br />

gestickten Motiven darauf. Es sieht genauso<br />

aus wie das,was Rashida Tlaib zu ihrer Vereidigung<br />

im fernen Amerika trug.<br />

„Ach, Amerika“, sagt Moftija Tlaib. Sie sei<br />

dort gewesen, drei- oder viermal, es gefalle<br />

ihr nicht. „Nicht so gut wie hier, inmeiner<br />

Heimat.“<br />

Siesieht in den Garten, er liegt im Talzwischen<br />

den Bergen von Jerusalem, wo jetzt,<br />

im Frühling, die Mandelbäume blühen. Ein<br />

idyllischer Ort, eigentlich. Dreht man sich<br />

um, ergibt sich ein anderes Bild: ein Checkpoint<br />

links, ein Wachturm rechts, Soldaten,<br />

Warnschilder,Stacheldraht, gleich hinter der<br />

Einfahrt die israelische Fernverkehrsstraße<br />

443, die hier mitten durchs Westjordanland<br />

führt. Undals wäredas alles nicht genug, stehen<br />

oben auf dem Berg die weißen Häuser<br />

der Siedlung Beit Horon, vom Dorf getrennt<br />

durch eine hohe Mauer.Man hat das Gefühl,<br />

mitten in einem Hochsicherheitsgefängnis<br />

gelandet zu sein.<br />

Soldaten schossen auf den Großvater<br />

„Kommen Sie“, sagt die alte Frau im roten<br />

Kleid, und tippelt voran ins Haus, indem es<br />

kühl ist und das Rauschen der Straße ein wenig<br />

leiser. Sie setzt sich auf die Kante eines<br />

Sofas, still und aufrecht wie ein Mädchen in<br />

der Schule. Neben ihr nimmt ihr Sohn Bassam<br />

Platz, Rashida Tlaibs Onkel. Seine Frau<br />

serviertTee und gefüllte Teigtaschen.<br />

Beit Ur al-Fauqa ist ein Tausende Jahrealtes<br />

Dorf westlich von Ramallah und Jerusalem.<br />

DieHäuser sind aus Feldsteinen gebaut,<br />

die Bewohner hüten Ziegen und Schafe,ernten<br />

Oliven und Feigen, es gibt eine Schule<br />

und eine Moschee. Moftija, die Großmutter,<br />

wurde während der britischen Besatzung geboren.Wann<br />

genau, weiß niemand, Geburtstage<br />

wurden damals nicht registriert, sagt<br />

Bassam, ihr Sohn. Es sind andere Daten, die<br />

ihr Leben geprägt haben: die Geburt ihrer<br />

acht Kinder, das Jahr, indem ihre Tochter<br />

nach Amerika aufbrach, der erste Nahostkrieg<br />

1948, in dem Verwandte nach Jordanien<br />

flohen, der Sechs-Tage-Krieg 1967,<br />

nach dem Israel das Westjordanland einnahm<br />

und die Grenzen neu zog. Israel war<br />

auf einmal ganz dicht, das Militär baute einen<br />

Stützpunkt auf ihrem Land. Abdullah,<br />

der Großvater, forderte es zurück. Soldaten<br />

schossen auf ihn. Elfmal, in die Beine und in<br />

die Hüfte,soerzählt es die Familie.Überprüfen<br />

kann man es nicht. Die israelische Menschenrechtsorganisation<br />

B’Tselem, die<br />

heute jede Gewalttat im Westjordanland dokumentiert,<br />

sagt, damals habe sich noch niemand<br />

dafür interessiert.<br />

Verwandte in Amman boten der Familie<br />

an, zu ihnen zu ziehen. Das kam für den<br />

Großvater nicht infrage.Erblieb und wehrte<br />

sich auf seine Art: gab das alte Feldsteinhaus<br />

im Dorfauf und baute ein neues Haus im Tal,<br />

auf dem Land, das ihm geblieben war,inunmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum Militärstützpunkt.<br />

An ihrem Haus fuhren nun Militärfahrzeuge<br />

vorbei. Sonst aber war es ruhig, bis<br />

Mitte der 80er die Straße zwischen Ramallah<br />

und Gaza zur vierspurigen Autobahn Nummer<br />

443 ausgebaut wurde. „Sie kamen mit<br />

Bulldozern“, erinnert sich Bassam. „Es hieß,<br />

wir könnten die Straße benutzen, es wäre<br />

eine Verbesserung, auch für uns.“ Ein paar<br />

Jahrelang war das auch so,aber während der<br />

zweiten Intifada verübten Palästinenser Anschläge<br />

auf israelische Autofahrer auf der<br />

443. Fünf Zivilisten wurden getötet, die<br />

Straße für Palästinenser gesperrt.<br />

Davon sagt Bassam Tlaib nichts. Erredet<br />

nur von der Willkür der Besatzer, erzählt,<br />

dass er nun statt zehn 60 Minuten mit dem<br />

Auto braucht, um zu seinen Olivenhainen<br />

auf der anderen Seite der Straße zu kommen,<br />

und nach Ramallah muss er einen noch längeren<br />

Umweg fahren, genau wie die Kinder<br />

aus dem Dorf, die in der Stadt zur Schule gehen.<br />

Menschenrechtsaktivisten klagten gegen<br />

die Straßensperrung. Das Oberste Gericht<br />

Israels gab ihnen recht. Die Straße war<br />

wieder frei für Palästinenser.Nur wurde nun<br />

der alte Grenzübergang verlegt und damit<br />

das Gerichtsurteil zunichte gemacht. Bassam<br />

Tlaib darfjetzt zwar auf der 443 hin- und<br />

herfahren, aber für ihn, der keine Genehmigung<br />

hat, den Grenzübergang nach Ramallah<br />

zu benutzen, führtsie ins Nirgendwo.<br />

Es sind diese Erzählungen, die das Mädchen<br />

Rashida hörte, wenn es in den Sommerferien<br />

ihre Großeltern, Tanten, Onkel,<br />

Cousins und Cousinen besuchte. Sie wurde<br />

1976 in Detroit geboren, als erstes von 14<br />

Kindern. Ihre Mutter war schwanger mit ihr,<br />

als sie das Leben in den Hügeln von Jerusalem<br />

gegen das in der amerikanischen Industriestadt<br />

tauschte, inder Hoffnung auf eine<br />

bessere Zukunft. Rashidas Vater, ebenfalls<br />

Palästinenser, arbeitete in den Ford-Werken<br />

am Fließband, die Mutter versorgte die Familie,<br />

Rashida musste im Haushalt helfen,<br />

die Geschwister versorgen. Zu Hause wurde<br />

Rashida Tlaib ist die erste<br />

muslimische<br />

Kongressabgeordnete in<br />

den USA. Sie vertritt<br />

radikale Positionen<br />

gegenüber Israel und<br />

begründet sie mit der<br />

Situation ihrer<br />

Großmutter im<br />

Westjordanland.<br />

Ein Besuch im Dorf<br />

ihrer Familie<br />

VonAnja Reich<br />

Großmutter Moftija Tlaib wurde während der britischen<br />

Besatzungszeit geboren. LAIF/JONAS OPPERSKALSKI<br />

gebetet und Arabisch gesprochen, Englisch<br />

lernte sie erst in der Schule,wosie zwischen<br />

afro- und lateinamerikanischen Einwandererkindernsaß.<br />

Eine Außenseiterin zwischen<br />

Außenseitern, die ihre Situation als Herausforderung<br />

ansah und einmal über diese Zeit<br />

gesagt hat: „Weil ich ein Mensch war,der weder<br />

in der Schule noch im Viertel zu einer bestimmten<br />

Gruppe gehörthat, habe ich überall<br />

dazugehört.“<br />

Rashida Tlaib studierte Jura, wurde Sozialarbeiterin<br />

und Menschenrechtsanwältin,<br />

heiratete einen Mann aus Beit Ur al-Fauqa,<br />

der auch ein entfernter Verwandter der Familie<br />

ist. DieHochzeit fand im Dorfstatt, ein<br />

Jahr lang lebte sie mit ihm dort, erlebte selbst<br />

den Alltag in den besetzten Gebieten. Er erinnerte<br />

sie an die Erzählungen ihrer Detroiter<br />

Lehrerin über die Diskriminierung der<br />

Schwarzen inden USA. In einem Interview<br />

mit der amerikanischen NGO „Demokratie<br />

Jetzt“ sagte sie,ihreZiele hätten immer auch<br />

mit ihrer palästinensischen Herkunft zu tun.<br />

„Dumusst dafür kämpfen, werdubist“, habe<br />

Abdullah, ihr Großvater,ihr oft gesagt. Er lebt<br />

nicht mehr,aber seine Kraft trägt die Enkelin<br />

durchs Leben, in jedem ihrer Auftritte ist das<br />

zu spüren.<br />

Rashida Tlaib ist anders als andere Politiker,frischer,offener,kämpferischer.Sie<br />

sagt,<br />

was sie denkt, setzt sich für die kleinen Leute<br />

ein und weigert sich, Positionen ihrer Partei<br />

zu übernehmen, von denen sie selbst nicht<br />

überzeugt ist. Siesteht für eine neue Generation<br />

von Einwanderern inden USA, die für<br />

ihr Land kämpfen, aber ihre Herkunft nicht<br />

vergessen haben. Sie ist eine Hoffnung für<br />

Palästinenser und Muslime,aber unter jüdischen<br />

Amerikanern und Israelis löst sie<br />

große Verunsicherung aus.<br />

Unerwarteter Stimmungsumschwung<br />

Kaum ein Tagvergeht, an dem Tlaib in Israel<br />

keine Schlagzeilen macht: ihre Unterstützung<br />

für die antiisraelische Boykottbewegung<br />

BDS, ihre Ankündigung, mit einer<br />

hochrangigen US-Delegation ins Westjordanland<br />

zu reisen und nicht nach Israel, ihr<br />

unerwarteter Stimmungsumschwung zur<br />

Zwei-Staaten-Lösung. Vorihrer Wahl war sie<br />

dafür, nach der Wahl auf einmal dagegen.<br />

„Wir müssen uns viel ehrlicher eingestehen,<br />

dass Mauern nicht funktionieren“, sagte sie<br />

der Washington Post und erinnerte an die<br />

schwarze Bürgerrechtsbewegung in den<br />

USA. Die jüdische Lobby-Organisation J<br />

Street, die Tlaib im Wahlkampf unterstützte,<br />

hat sich von ihr distanziert. Eric H. Yoffie,<br />

Rabbi aus NewJersey,wirft ihr in der <strong>Zeitung</strong><br />

Ha’Aretz vor, den zionistischen Staat zerstören<br />

zu wollen, denn ohne eine jüdische<br />

Mehrheit werde esIsrael nicht mehr geben.<br />

Selbst Brian Reeves, Sprecher von Peace<br />

Now,einer besatzungskritischen Menschenrechtsorganisation,<br />

wundertsich. Nicht über<br />

Tlaibs Unterstützung für BDS. „Alle Palästinenser<br />

sind für BDS“, sagt er.„Aber wenn jemand<br />

gerade noch für eine Zwei-Staaten-Lösung<br />

war und dann so plötzlich seine Meinung<br />

ändert, muss man sich schon fragen,<br />

was er eigentlich von der Situation vor Ort<br />

weiß.“ Den Vergleich der Schwarzen inden<br />

USA mit den Palästinensernfindet er problematisch.<br />

„Theoretisch kann man natürlich<br />

alles mit allem vergleichen. Aber in Amerika<br />

ging es um Diskriminierung, hier geht es um<br />

die Existenz des jüdischen Volkes.“<br />

RashidaTlaib ist für ein Gespräch nicht zu<br />

erreichen. Die neue Kongress-Abgeordnete<br />

ist eine viel beschäftigte Frau, die zwischen<br />

ihrem Zuhause in Detroit und ihrem Arbeitsplatz<br />

in Washington pendelt. Ihre Familie im<br />

Westjordanland sieht sie nur noch im Fernsehen.<br />

Der Bildschirm hängt im Wohnzimmer<br />

des Hauses unter der Decke. Er ist neu<br />

und groß. In der Nacht, als in Amerika die<br />

Stimmen ausgezählt wurden, versammelte<br />

sich das halbe Dorf darum, sah zu, wie Rashida<br />

Tlaib, ineine palästinensische Fahne<br />

gewickelt, unter Tränen sagte, sie werde nie<br />

vergessen, wo sie herkomme und wersie sei.<br />

Es klang wie eine Botschaft an die Familie in<br />

Beit Ur al-Fauqa. Alle hier warten auf sie und<br />

ihre Delegation. Wann es so weit ist, wissen<br />

sie nicht, aber dass die Enkelin Geschichte<br />

schreiben wird, auch hier, davon sind sie<br />

überzeugt.<br />

„Sie war immer schon so kämpferisch“,<br />

sagt ihr Onkel. Als Kind hätten sie hier alle immer<br />

„Anwältin“ genannt. Er lacht. Die Großmutter<br />

lacht mit. Siehörtschwer und sagt wenig,<br />

aber sitzt die ganzeZeit dabei, mit durchgedrücktem<br />

Rücken, diszipliniert wie eine<br />

Soldatin. ZumSchluss zeigt Bassam noch, wo<br />

seine Mutter aufgewachsen ist, fährtmit dem<br />

Auto am Checkpoint vorbei, den Berg hinauf<br />

ins Dorf, hält voreinem Haus aus Feldsteinen,<br />

steigt aus, begrüßt den Nachbarn. Vordem<br />

Haus wachsen Obstbäume, Ziegen und<br />

Schafe weiden auf dem Hang ins Tal. Man<br />

sieht die Siedlung auf dem Berg, aber keine<br />

Wachtürme.Ein friedlicher Ort.<br />

Warumziehen sie nicht hierher zurück?<br />

Bassam Tlaib schüttelt entschieden den<br />

Kopf. Stehe das Haus im Tal einmal leer,<br />

werdeessofortabgerissen, und dann hätten<br />

sie wieder ein Stück Land verloren.„Es ist unser<br />

Land, wir verteidigen es“, sagt er.Ersteigt<br />

wieder ins Auto,fährt ein Stück weiter,auf einen<br />

Hügel, den höchsten Punkt im Ort. Es ist<br />

klar und sonnig. Man sieht weit über das<br />

Land bis nach Jerusalem, sogar die Skyline<br />

vonTel Aviv schimmertamHorizont.<br />

„Daist Jaffa“, sagt Bassam Tlaib.<br />

Jaffa? Das sind doch die Hochhäuser von<br />

TelAviv! DerOnkel schweigt. Er kennt nurdie<br />

alte arabische Hafenstadt und nicht die von<br />

Juden gegründete junge,aufstrebende Stadt.<br />

Es ist der Moment, indem man versteht,<br />

dass es ihm um mehr geht als um sein eigenes<br />

Land, dass sein Haus im Talselbstsoeine<br />

ArtCheckpoint ist, und die Großmutterinihrem<br />

roten Kleid ein Symbol. Der Kampf ist<br />

nicht vorbei. Jetztmussnur noch die Enkelin<br />

aus Amerika mit ihrer Delegation kommen.<br />

2006 war sie das letzte Malhier.Vor 13 Jahren.<br />

Anja Reich fährtauf der Schnellstraße<br />

443 oft direkt am Haus der Familie<br />

Tlaib vorbei, mit gemischten Gefühlen.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

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Politik<br />

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, 41, will Europa reformieren und warntvor Nationalisten.<br />

DPA/FRANK RUMPENHORST<br />

Frontal gegen Europas Feinde<br />

Innenpolitisch unter Druck stehend, startet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Offensive für eine Erneuerung der EU<br />

VonDamir Fras, Brüssel<br />

Emmanuel Macron geht die<br />

Gegner Europas frontal an.<br />

„Wir dürfen nicht zulassen,<br />

dass die Nationalisten, die<br />

keine Lösungen anzubieten haben,<br />

die Wut der Völker ausnutzen“,<br />

schreibt Frankreichs Staatspräsident<br />

in einem EU-weit veröffentlichten<br />

Essay an die Bürgerinnen und Bürger<br />

des ganzen Kontinents: „Wir dürfen<br />

nicht Schlafwandler in einem erschlafften<br />

Europa sein.“ DieEuropawahl<br />

im Maiwerde„über die Zukunft<br />

unseres Kontinents entscheiden“, so<br />

Macron weiter. Esmüsse dringend<br />

gehandelt werden, damit die Falle<br />

der „nationalistischen Abschottung“<br />

nicht zuschnappe. Diese Falle bedeute<br />

„Ablehnung ohne jegliche Perspektive“.<br />

Und sie bedrohe den gesamten<br />

Kontinent: „Jene, die mittels<br />

falscher Behauptungen die Wut der<br />

Menschen ausnutzen, versprechen<br />

alles Mögliche und sein Gegenteil.“<br />

Macrons Meinungsbeitrag, der in<br />

einer kraftvollen Sprache verfasst ist,<br />

kommt einer Mischung aus Wahlkampfrhetorik<br />

und konkreten Vorschlägen<br />

für eine Reform der EU<br />

gleich. Heftige Debatten stehen bevor.<br />

EinÜberblick über seine Thesen<br />

und die Chancen ihrer Umsetzung:<br />

Migration und innere Sicherheit<br />

Macron will eine gemeinsame<br />

Grenzpolizei und eine europäische<br />

Asylbehörde gründen. Der Schengen-Raum<br />

müsse „neu überdacht“<br />

werden. „Alle, die ihm angehören,<br />

müssen Bedingungen für Verantwortung<br />

(strenge Grenzkontrollen)<br />

und Solidarität (gemeinsame Asylpolitik<br />

mit einheitlichen Regeln für<br />

Anerkennung und Ablehnung) erfüllen.“<br />

Als Kontrollbehörde stellt sich<br />

Macron einen Europäischen Rat für<br />

innereSicherheit vor.<br />

Undjetzt? Macron greift damit eines<br />

der größten EU-Probleme auf.<br />

Wastheoretisch gut klingt, dürfte nur<br />

schwer in die Praxis umzusetzen sein.<br />

Denn jeder Mitgliedstaat müsste zusätzliche<br />

Kompetenzen an die EU abgeben.<br />

Gegen die Asylbehörde werden<br />

Staaten wie Ungarn und Polen<br />

mobilmachen, die sich einer Verteilung<br />

von Flüchtlingen in der EU verweigern.<br />

Die Grenzpolizei scheint in<br />

Italien und Griechenland kaum<br />

durchzusetzen. Schon der Vorschlag<br />

der EU-Kommission, die Grenzschutzagentur<br />

Frontex personell aufzustocken,<br />

wanderte in die Schublade.InDeutschland<br />

dürfte vorallem<br />

die CSU Alarm schlagen, wenn die<br />

Staaten das Recht abgeben sollten,<br />

die Grenzen selbst zu schützen.<br />

Präsidial: Emmanuel Macron<br />

hat seinen Gastbeitrag<br />

am Dienstag zeitgleich in der<br />

<strong>Zeitung</strong> Die Welt, in der französischen<br />

<strong>Zeitung</strong> Le Parisien<br />

sowie in führenden Tageszeitungen<br />

aller 28 Mitgliedsländer<br />

der EU veröffentlicht.<br />

Schutz der Demokratie<br />

Macron wünscht sich eine europäische<br />

Agentur zum Schutz der Demokratie.<br />

Sie soll in jedes Mitgliedsland<br />

Experten entsenden, die dabei<br />

helfen, vor Wahlen Hackerangriffe,<br />

Manipulationsversuche und Desinformationskampagnen<br />

abzuwehren.<br />

Macron schreibt: „Wir müssen<br />

durch EU-weite Regelungen Hassund<br />

Gewaltkommentare aus dem<br />

Internet verbannen.“ Damit knüpft<br />

der Präsident an frühere Vorschläge<br />

an. 2018 hat seine Regierung ein Gesetz<br />

erlassen, das in Wahlkampfzeiten<br />

gezielt verbreitete Falschinformationen<br />

unter Strafe stellt. Außerdem<br />

fordert Macron, die Finanzierung<br />

europäischer politischer<br />

Parteien aus dem Nicht-EU-Ausland<br />

zu verbieten.<br />

Und jetzt? Eine Demokratie-<br />

Agentur und dasVerbot der Parteienfinanzierung<br />

aus dem Ausland<br />

könnten wohl relativ reibungslos<br />

eingeführt werden. Anders sieht es<br />

bei der Kontrolle des Internets aus.<br />

Der Streit um das Urheberrecht und<br />

die Bemühungen der EU, Internet-<br />

PROGRAMMATIK<br />

Appell: „Bürgerinnen und<br />

Bürger Europas, wenn ich mir<br />

heute erlaube, mich direkt<br />

an Sie zu wenden, dann tue<br />

ich das nicht nur im Namen<br />

der Geschichte und der<br />

Werte, die uns einen, sondernweil<br />

dringend gehandelt<br />

werden muss“, schreibt er.<br />

Vorbild: Der französische<br />

Präsident zitiertsich vorallem<br />

selbst. Bereits am 25.<br />

September 2017 forderte er<br />

an der Pariser Sorbonne in<br />

einem flammenden Appell<br />

eine „Neugründung eines<br />

souveränen, vereinten und<br />

demokratischen Europas“.<br />

Riesen wie Google, Facebook und<br />

Twitter zu mehr Transparenz zu verpflichten,<br />

zeigen: Macron sagt zwar<br />

das Richtige, doch ein konsensfähiger<br />

Vorschlag ist das noch nicht.<br />

Soziales<br />

In Europa, „wo die Sozialversicherung<br />

erfunden wurde“, müsse es<br />

künftig für alle Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer eine soziale<br />

Grundsicherung geben, schreibt der<br />

Präsident. Gleiche Arbeit soll europaweit<br />

gleich bezahlt werden. Zudem<br />

spricht sich Macron für die Einführung<br />

eines „an jedes Land angepassten“<br />

europaweiten Mindestlohns<br />

aus,der jedes Jahr gemeinsam<br />

neu verhandelt werden soll.<br />

Und jetzt? Diese Ideen dürften<br />

kaum jemals Wirklichkeit werden.<br />

Vorallem die reichen EU-Mitglieder<br />

wie Deutschland werden sich mit<br />

Händen und Füßen dagegen wehren,<br />

dass in der gesamten EU gleiche<br />

Sozialstandards gelten –zumindest,<br />

solange die Finanzierung der Vorhaben<br />

nicht geklärt ist. Dazu aber sagt<br />

Macron nichts. Bemerkenswert: In<br />

seinem Appell wiederholt Macron<br />

nicht die Forderung nach einem europäischen<br />

Finanzminister. Das war<br />

noch Bestandteil seiner europapolitischen<br />

Rede an der Pariser Sorbonne<br />

im Herbst 2017. Die Idee<br />

wurde dann aber nicht mitVerveverfolgt.<br />

DieBundesregierung stand auf<br />

der Bremse.<br />

Klimaschutz und Gesundheit<br />

Eine Europäische Klimabank soll<br />

nach den Worten Macrons dabei<br />

helfen, den ökologischen Wandel zu<br />

finanzieren, eine europäische Kontrolleinrichtung<br />

soll für den besseren<br />

Schutz von Lebensmitteln sorgen.<br />

Kurzum: DieEUmüsse ihregesamte<br />

Politik dem Ziel unterordnen,<br />

die Kohlendioxid-Emissionen bis<br />

2050 auf null zu senken und den<br />

Einsatz von Pestiziden bis 2025 zu<br />

halbieren.<br />

Und jetzt? Diese Vorschläge sind<br />

nicht neu, wie die EU-Kommission<br />

erklärte. Man begrüße Macrons Einsatz<br />

für die gemeinsame Sache, so<br />

ein Sprecher: „Wir möchten aber<br />

daran erinnern, dass mehrere der<br />

vom Präsidenten präsentierten Elemente<br />

Strukturen entsprechen, die<br />

bereits existieren oder die vondieser<br />

Kommission bereits vorgeschlagen<br />

wurden.“ Das gelte auch für die Klimaschutz-Ideen<br />

aus Paris.<br />

Wirtschaft<br />

Macron, vor seiner politischen<br />

Karriere Investmentbanker, fordert<br />

eine neue Wettbewerbspolitik und<br />

eine neue Handelspolitik. „Europa<br />

ist keine Macht zweiten Ranges“,<br />

schreibt er.InEuropa müssten künftig<br />

Unternehmen bestraft oder verboten<br />

werden, „die unsere strategischen<br />

Interessen und unsere wesentlichenWerteuntergraben“.<br />

Ähnlich<br />

wie in den USA und China<br />

sollten künftig bei der Vergabe von<br />

öffentlichen Aufträgen Unternehmen<br />

aus Europa bevorzugt werden,<br />

schlägt Macron vor. Underwill, dass<br />

die Europäer deutlich mehr Geld als<br />

bisher für Innovation ausgeben. Der<br />

neue Europäische Innovationsrat<br />

müsse mit einem Budget ausgestattet<br />

werden, „das mit dem in den USA<br />

vergleichbar ist“, so Macron.<br />

Und jetzt? Am ehesten werden<br />

sich die handelspolitischen Ideen<br />

verwirklichen lassen. In der Wettbewerbspolitik<br />

darf sich Macron aber<br />

auf Konflikte mit den EU-Institutionen<br />

einstellen.<br />

Damir Fras<br />

fragt sich, was vonMacrons<br />

Ideen übrig bleiben wird.<br />

Sammelsurium oder viel Richtiges zum richtigen Zeitpunkt?<br />

Das Spektrum der Reaktionen von Politikern in Deutschland geht weit auseinander<br />

VonThoralf Cleven<br />

Der Europa-Vorstoß von Frankreichs<br />

Präsident Emmanuel<br />

Macron ist unter deutschen Politikern<br />

mit gemischten Reaktionen<br />

aufgenommen worden. „Es ist wichtig,<br />

dass die proeuropäischen Kräfte<br />

vor der Europawahl ihre Konzeptionen<br />

vorstellen. DieBundesregierung<br />

unterstützt die engagierte Diskussion<br />

über die Ausrichtung der Europäischen<br />

Union“, äußerte ein Sprecher<br />

die verhalten geäußerte Zustimmung<br />

der Bundesregierung.<br />

Der Vorsitzende des Auswärtigen<br />

Ausschusses im Bundestag, Norbert<br />

Röttgen (CDU), kritisierte im Gespräch<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland)<br />

hingegen, der Franzose würde„mehr<br />

Fragen aufwerfen, als Antworten zu<br />

geben“.<br />

Röttgen hält Macrons Darstellung<br />

für falsch, dass „überall und an jeder<br />

Stelle“ Europa gefordert sei. „Statt<br />

Sammelsurium brauchen wir Fokussierung.<br />

Es muss genau beschrieben<br />

werden, wo Europa Fortschritt bedeutet<br />

und wie dieser Fortschritt erreicht<br />

werden kann“, so der CDU-<br />

Politiker. „Von dem Sturm anVorschlägen<br />

bleibt bei näherer Betrachtung<br />

wenig übrig.“ Er würde es jetzt<br />

für positiv halten, wenn führende<br />

deutsche Politiker andereVorschläge<br />

unterbreiteten, wie man sich Europa<br />

vorstelle. „Denn die Analyse wird ja<br />

breit geteilt: dass es ernst ist“, so<br />

Röttgen.<br />

Anders als Röttgen reagierte BundestagspräsidentWolfgang<br />

Schäuble<br />

(CDU) positiv auf die Vorschläge des<br />

französischen Präsidenten.<br />

Schäuble sagte, erfreue sich, dass<br />

Macron immer wieder darauf<br />

dränge, dass Europa reformiert<br />

werde. „Die Welt der Globalisierung<br />

verändert sich so schnell, dass wir<br />

schneller in Europa vorankommen<br />

müssen. Dazu muss jeder bereit<br />

sein, auch Deutschland, aber auch<br />

Frankreich.“<br />

Zufriedene CSU<br />

Zufrieden zeigte sich auch Florian<br />

Hahn, Vize-Generalsekretär der<br />

CSU, mit Macrons Vorschlägen:<br />

„Das geht inhaltlich in die richtige<br />

Richtung“, sagte Hahn. „DreiViertel<br />

der Vorschläge können wir unterschreiben.<br />

Das gilt zum Beispiel für<br />

die europäische Asylbehörde und<br />

für die Hackeragentur, die bei uns<br />

Cyberbrigade heißt. Beim Mindestlohn<br />

sind wir anderer Ansicht: Eine<br />

übergreifende europäische Lösung<br />

macht da keinen Sinn“, so der CSU-<br />

Politiker.<br />

Bundesfinanzminister Olaf<br />

Scholz (SPD) begrüßte Macrons Appell<br />

ebenfalls.Macron setze„ein entschlossenes<br />

Signal für den Zusammenhalt<br />

in Europa“, sagte Scholz.<br />

„Ich finde, erhat recht: Nicht Skepsis,<br />

sondern Zuversicht sollte unser<br />

Handeln bestimmen.“<br />

Der parlamentarische Staatssekretär<br />

im Außenministerium, Michael<br />

Roth (SPD), bezeichnete Emmanuel<br />

Macron als „mutigen Kämpfer,<br />

der die europapolitische Arena<br />

nicht den Nationalisten und Populisten<br />

überlässt“. Roth hält es für<br />

richtig, dass der französische Präsident<br />

dem Schutz der Bürgerinnen<br />

und Bürger Europas eine zentrale<br />

Rolle einräumt. „Und er hat die sozialdemokratische<br />

Idee einer sozialen<br />

Grundsicherung überall in der EU<br />

aufgegriffen. Gut so!“, sagte Roth.<br />

„Ich vermisse in seinem wichtigen<br />

Beitrag eine Antwortauf die Infragestellung<br />

unseres Wertefundaments<br />

im Inneren der EU. Ichschlage dafür<br />

eine Art,Grundwerte-TÜV‘ vor.“<br />

Enttäuschte Linke<br />

Linke-Bundesvorsitzender Bernd<br />

Riexinger findet, wer die Menschen<br />

für Europa begeistern wolle, müsse<br />

mehr bieten als Macron. „Europa<br />

geht nur solidarisch –die EU muss<br />

vonGrund auf sozial werden, oder sie<br />

ist zum Scheitern verurteilt“, sagte<br />

Riexinger. „Die sozialen Rechte und<br />

der Schutz der Umwelt müssen rechtlich<br />

gleichgestellt werden mit den Privilegien<br />

der Wirtschaft und des Kapitals.Neben<br />

EU-weiten verbindlichen<br />

Sozialstandards braucht es den Willen,<br />

die Profite denen zukommen zu<br />

lassen, die sie ermöglichen: den Beschäftigten<br />

und der Umwelt. Dieumfassende<br />

Besteuerung von Konzernen<br />

und Vermögenden ist dafür entscheidend.“<br />

Die Grünen-Europapolitikerin<br />

Franziska Brantner lobte, Macrons<br />

Ideenseien „in die Zukunft gerichtet<br />

und konkret“.<br />

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />

der FDP im Bundestag,<br />

Alexander Graf Lambsdorff, äußerte<br />

sich ähnlich: „Auch wenn aus Sicht<br />

der FDP-Fraktion nicht in allen<br />

Punkten Einigkeit besteht, enthält<br />

der Beitrag viel Richtiges.“<br />

Kritik gab es von der AfD. „Je größer<br />

die Probleme in Frankreich werden,<br />

desto mehr gibt Macron den<br />

Weltstaatsmann. Statt immer neue<br />

Visionen für die EU zu entwerfen<br />

und anderen Staaten Vorschläge zu<br />

machen, sollte Herr Macron sich zunächst<br />

lieber um Frankreich kümmern“,<br />

sagte Parteichef Alexander<br />

Gauland. (mit AFP,dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 5· ·<br />

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Hauptstadt<br />

„Das ist nicht die<br />

Verlängerung von Karneval<br />

oder Fasching. Das ist das Fest<br />

der Demokratie.“<br />

Andreas Scheuer (CSU)<br />

Abteilung Attacke<br />

Heute werden wieder Sprechblasen produziert.<br />

Beim Politischen Aschermittwoch reisen die<br />

Spitzenpolitiker durchs Land, um der Basis zu versichern,<br />

dass sie einer oder eine von ihnen sind<br />

„Herzliche Grüße an die<br />

gefühlte Mehrheit von der<br />

realen Mehrheit hier im Zelt.“<br />

Martin Schulz (SPD)<br />

„Grün ist das neue Blau-Weiß.<br />

Grün ist das neue Blau-Weiß!“<br />

RobertHabeck (Grüne)<br />

VonChristine Dankbar<br />

„Nichts hätte mich davon<br />

abhalten können, bei diesem<br />

Politischen Aschermittwoch<br />

dabei sein zu wollen.“<br />

Christian Lindner (FDP)<br />

ckieren. Denn das ist der Sinn des Politischen<br />

Aschermittwochs.<br />

„Es gilt zu zeigen, woher man kommt und<br />

den Menschen zu zeigen, dass man einer von<br />

ihnen ist“, sagt der Publizistik-Professor Joachim<br />

Trebbe von der Freien Universität Berlin,<br />

dessen Fachgebiet die politische Kommunikation<br />

ist. Der Politische Aschermittwoch sei in<br />

dieser Hinsicht „Populismus in der reinsten<br />

Form“. Dazu gehöre esauch, dass die Spitzenpolitiker<br />

von der Hauptstadt in die Provinz reisen<br />

und den Bürgern dort zuverstehen geben,<br />

dass es vor allem auf sie ankommt. Trebbe<br />

meint, dass der Politische Aschermittwoch derzeit<br />

wieder einen Aufschwung erlebe.„Manhat<br />

da natürlich auch die Möglichkeit, die Reaktion<br />

auf bestimmte Themen auszuloten.“<br />

Seinen Ursprung hat der Politische Aschermittwoch<br />

in Bayern, woauch heute noch die<br />

Keine Verschnaufpause für Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer: Die Empörung<br />

über die CDU-Chefin wegen ihres<br />

verunglückten Karnevalswitzes ist<br />

noch nicht abgeebbt, da muss sie heute schon<br />

wieder ran. Es ist Politischer Aschermittwoch.<br />

In Deutschland wird an diesem Tag die berühmt-berüchtigte<br />

Lufthoheit über den<br />

Stammtischen verteidigt. Das bedeutet, dass<br />

Spitzenpolitiker in die Provinz reisen und in<br />

Bierzelten oder Mehrzweckhallen mehr oder<br />

weniger mitreißende Reden halten.<br />

Kramp-Karrenbauer spricht heute im mecklenburgischen<br />

Demmin und tritt nun auch in<br />

dieser Hinsicht die Nachfolge der Kanzlerin an.<br />

Doppeltes Glück für AKK: Eine engagierte Rede<br />

zu halten, dürfte ihr leichter fallen als ihrer<br />

Amtsvorgängerin. Außerdem gilt es heute einzig<br />

und allein den politischen Gegner zu attameisten<br />

der Veranstaltungen stattfinden.<br />

Schon im 16. Jahrhundert trafen sich Bauern<br />

in Vilshofen an der Donau zum Viehmarkt und<br />

diskutierten nebenbei die politischen Ereignisse.Die<br />

CSU nimmt den Politischen Aschermittwoch<br />

als Tagder Attacke besonders wichtig.<br />

Der Einzug des Ministerpräsidenten wird<br />

triumphal mit Blasmusik inszeniert. Auf der<br />

Leinwand wurden im vergangenen Jahr die<br />

kernigsten Aussagen der Reden der vergangenen<br />

Jahre eingeblendet –gewissermaßen als<br />

Aufwärmübung. Das Thema ist in jedem Jahr<br />

das gleiche: Bayern und die bayerische CSU<br />

und ihrenaturgegebene Überlegenheit.<br />

Um der CSU nicht die gesamte Aufmerksamkeit<br />

zu überlassen, haben sich aber in<br />

den letzten Jahrzehnten alle Parteien ihrem<br />

Beispiel angeschlossen. Die SPD schickt ihre<br />

Rednerinnen und Redner durch das ganze<br />

Land. Schon am Dienstag wurde die SPD-<br />

Vorsitzende Andrea Nahles in Suhl erwartet.<br />

In Thüringen wird dieses Jahr der Landtag<br />

neu gewählt.<br />

Erstmals dabei ist in diesem Jahr auch der<br />

Bundesvorsitzende der Jusos, Kevin Kühnert.<br />

Er zeigte sich imVorfeld seines Auftrittes in der<br />

Kleinstadt Sinspert imOberbergischen Kreis<br />

noch etwas unsicher.Erfragte sich voreinigen<br />

Tagen selbst auf Twitter:„Washat dich eigentlich<br />

geritten, für eine Aschermittwochsrede<br />

zuzusagen?“ und bat gleichzeitig um Hilfe:<br />

„Gagvorschläge bitte hier. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass ich das verwende, ist so hoch,<br />

wie die Erwartungen niedrig sind.“ Allerdings<br />

nicht bei seinen Anhängern: Die Veranstaltung,<br />

zu der er anreist, ist seit Tagen ausgebucht.<br />

In Demmin rechnet man auch mit einem<br />

vollen Haus.<br />

Denn sie<br />

bekommen Arbeit, Leute!<br />

Arbeit und nicht eine Maßnahme.<br />

Arbeit! Und nicht eine Maßnahme.<br />

Arbeit bekommen die Leute. Arbeit!“<br />

„Der<br />

Aschermittwoch<br />

gehört zur DNA<br />

der CSU.“<br />

Edmund Stoiber (CSU)<br />

Andrea Nahles (SPD)<br />

„Wowir sind, liebe<br />

Freunde, ist oben.<br />

Ganz oben.“<br />

Horst Seehofer (CSU)<br />

Die Orte der Aschermittwochsveranstaltungen<br />

Dorsten<br />

Paul Ziemiak<br />

Köln<br />

Sven Giegold<br />

Mainz<br />

Malu Dreyer,<br />

Olaf Scholz<br />

CDU<br />

Schwerte<br />

Katarina Barley<br />

CSU<br />

Sinspert<br />

Kevin Kühnert<br />

Oberkochen<br />

Lars Klingbeil<br />

Karlsruhe<br />

Michael Theurer<br />

Emmendingen<br />

Robert Habeck<br />

SPD<br />

Stendal<br />

Matthias Höhn<br />

Suhl<br />

Andrea Nahles<br />

Grüne<br />

Zwickau<br />

Sabine<br />

Zimmermann<br />

Dingolfing<br />

Nicola Beer<br />

Bierach an der Riß<br />

RobertHabeck,<br />

Winfried Kretschmann<br />

Zirndorf<br />

Thorsten Schäfer-Gümbel<br />

Osterhofen<br />

Jörg Meuthen<br />

Linke<br />

Demmin<br />

Kramp-<br />

Karrenbauer<br />

Passau<br />

Gregor Gysi<br />

Markus Söder<br />

FDP<br />

Freital<br />

André Hahn<br />

BLZ/HECHER<br />

AfD<br />

„Die können<br />

das nicht.“<br />

Olaf Scholz (SPD)<br />

„Aschermittwoch,<br />

das ist Politik zum<br />

Anfassen. Urliberal<br />

also.“<br />

Nicola Beer (FDP)<br />

„Lieber die Lufthoheit über<br />

den Stammtischen als<br />

Befehlsempfänger von linken<br />

Spinnern wie Ralf Stegner<br />

zu sein.“<br />

Andreas Scheuer (CSU)<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Rundblick mit<br />

<strong>Berliner</strong> Luft<br />

Elmar Schütze<br />

über Politik, die hoch hinaus will. Manchmal.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Landespolitik kennt<br />

mehrere feste Termine in der<br />

Woche.Einer davon ist die wöchentliche<br />

Pressekonferenz, die Senats-<br />

PK. Sie findet jeden Dienstag um 13<br />

Uhr imdritten Stock des Roten Rathauses<br />

statt. Dort setzt sich Woche<br />

für Woche ein zuvor ausgewähltes<br />

Mitglied der Landesregierung vordie<br />

regionale Presse und referiert über<br />

die Themen, die die Regierungsmitglieder<br />

vorher hinter verschlossenen<br />

Türen besprochen haben.<br />

Naturgemäß erfahren die neugierigen<br />

Journalisten dabei nie,was sie –<br />

neben den Fachthemen natürlich –<br />

noch so interessiert.Wiedie Koalition<br />

miteinander umgeht, zum Beispiel.<br />

Wie sagte etwa die Grünen-Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop vorige<br />

Woche in einem Interview mit der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>? „Der Ton rutscht<br />

auch mal ins Schroffe ab.“ Ach?!<br />

Wie auch immer. Soeine Pressekonferenz<br />

ist ein schönes und beruhigendes<br />

Ritual, das aber manchmal<br />

auch durchbrochen werden muss.<br />

Ab und an wollen Michael Müller<br />

und sein, na ja, Team schließlich<br />

auch mal andere, exotischere Orte<br />

sehen.<br />

Vorige Woche tagte der Senat mal<br />

wieder bei der EU-Kommission in<br />

Brüssel, und am Dienstag wagte man<br />

sich in gänzlich unbekannte Höhen:<br />

in die Gropiusstadt, auf das Dach eines<br />

79 Meter hohen und damit in<br />

Berlin an Platz 19 gelisteten Hauses.<br />

Dort oben gibt es einen Gesellschaftsraum,<br />

Skylounge genannt.<br />

Solch einen Ortsuchen Locationscouts<br />

nur aus, wenn es etwas Besonderes<br />

zu erzählen gibt: in diesem<br />

Fall „Zweieinhalb Jahre Rot-Rot-<br />

Grün. Zusammen Berlin gestalten.“<br />

Da das Projekt noch mehr als zwei<br />

Jahre halten soll, kann eine Runde<br />

Weitblick sicher nicht schaden.<br />

Nun sind die <strong>Berliner</strong> natürlich<br />

nicht die Ersten und Einzigen, die zu<br />

einem besonderen Anlass hoch hinaus<br />

wollten. Erinnertsei etwa an das<br />

Treffen der Fraktionsvorstände der<br />

dauerkriselnden großen Koalition<br />

im Bund auf der Zugspitze imvergangenen<br />

Mai.<br />

EinKollege der Frankfurter Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong>, der damals dabei<br />

war, schrieb, der CSU-Landesgruppenvorsitzende<br />

Alexander Dobrindt<br />

habe wohl einfach nur zeigen wollen,<br />

dass „ganz oben“ und „Bayern“<br />

im Grunde eins ist.<br />

Ein paar nicht nur einvernehmliche<br />

Gespräche später ging man wieder<br />

auseinander und hinunter ins<br />

Tal. CDU-Fraktionschef Volker Kauder<br />

hoffte noch auf den „Geist von<br />

der Zugspitze“ –vier Monate später<br />

war er seinen Joblos.<br />

Am Dienstag nun fuhren alle Senatsbeteiligten<br />

nach ihrem<br />

Rundum-Ausblick vom Süden Neuköllns<br />

aus rasch wieder an ihre ArbeitsplätzeinMitte.<br />

Hungern, das sei noch erwähnt,<br />

mussten Politiker und Journalisten<br />

während der PK übrigens nicht:<br />

Ganz der Faschingszeit angemessen<br />

wurden Pfannkuchen gereicht. Die<br />

reguläreGastronomie der Skylounge<br />

hingegen nutzte niemand der Anwesenden.<br />

Möglicherweise haben sie<br />

dabei etwas verpasst –und leisten<br />

hätten sie es sich wahrscheinlich<br />

auch können: Ein Kaffee kostet dort<br />

oben zwei Euro, eine Schokobombe<br />

–was immer das auch ist –drei. Und<br />

ein Gläschen <strong>Berliner</strong> Luft ist für<br />

zwei Euro zu haben.


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Briefbomben in London<br />

entdeckt<br />

Mehrerekleine Briefbomben sind<br />

am Dienstag an verschiedenen Orten<br />

in London entdeckt worden. Die<br />

Anti-Terror-Einheit ermittelt. Einem<br />

Medienbericht zufolge trugen zwei<br />

der Umschläge Briefmarken aus Irland.<br />

Dieirische Polizei bestätigte<br />

am Abend, dass sie die Ermittlungen<br />

unterstützt. Festnahmen gab es zunächst<br />

nicht. DieUmschläge wurden<br />

in Nähe des London City Airports,<br />

des Flughafens Heathrow und am<br />

Bahnhof Waterloo gefunden. (dpa.)<br />

Ostdeutsche Frauen häufiger<br />

in Führungspositionen<br />

Frauen aus dem Osten Deutschlands<br />

bekleiden häufiger Führungspositionen<br />

als Frauen aus den alten Bundesländern.<br />

Dasgeht aus einer Studie<br />

vonMDR, RBB und der Universität<br />

Leipzig hervor. Demnach ist der<br />

Frauenanteil unter aus Ostdeutschland<br />

stammenden Führungskräften<br />

höher als bei Führungskräften aus<br />

dem Westen. Allgemein sind Menschen<br />

aus Ostdeutschland in Führungspositionen<br />

aber nach wie vor<br />

starkunterrepräsentiert. (dpa)<br />

EU will Qualität des<br />

Trinkwassersverbessern<br />

DieEU-Umweltminister haben sich<br />

auf besseres und leichter verfügbares<br />

Trinkwasser in Europa verständigt.<br />

Nach ihrer Einigung am Dienstag in<br />

Brüssel muss nun mit dem Europaparlament<br />

noch eine Übereinkunft<br />

gefunden werden. In Deutschland ist<br />

die Qualität des Leitungswassers nach<br />

Angaben der EU-Kommission überwiegend<br />

sehr gut. Nach Schätzungen<br />

der BürgerinitiativeRight2Water haben<br />

in Europa jedoch sechs bis acht<br />

Millionen Menschen keinen gesicherten<br />

Zugang zu Trinkwasser. (dpa)<br />

Nach Anti-Europa-Kurs:<br />

Ultimatum für Viktor Orbán<br />

Vordem EVP-Rauswurf: Ministerpräsident<br />

Viktor Orbán beim EU-Gipfel.<br />

DPA<br />

Jetzt wirdeseng für den ungarischen<br />

Regierungschef Viktor Orbán. Wegen<br />

ihrer anti-europäischen Kampagnen<br />

steht seine Fidesz-Partei kurzvor<br />

dem Rauswurfaus der konservativenEuropäischen<br />

Volkspartei (EVP).<br />

Schon am 20. Märzkönnte es dazu<br />

kommen. Manfred Weber (CSU),<br />

Spitzenkandidat der EVPfür das Amt<br />

des nächsten EU-Kommissionspräsidenten<br />

stellte dem ungarischen<br />

Ministerpräsidenten jetzt in einem<br />

Brief, der dem Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland (RND) vorliegt, ein Ultimatum<br />

und formulierte drei Bedingungen,<br />

die Orbán erfüllen<br />

müsse,umeinen Rausschmiss aus<br />

der europäischen Parteienfamilie<br />

EVPnoch abzuwenden. In Parteikreisen<br />

hieß es am Dienstagabend in<br />

Brüssel jedoch, man rechne damit,<br />

dass Orbán das Ultimatum verstreichen<br />

lassen werde. (fra.)<br />

Weitere Ministerin verlässt<br />

Kabinett Trudeau<br />

DieRegierungskrise in Kanada um<br />

Vorwürfe einer Einmischung in die<br />

Justiz hat sich verschärft. Haushaltsministerin<br />

Jane Philpott erklärte am<br />

Montag wegen der Korruptionsaffäreumden<br />

BaukonzernSNC-Lavalin<br />

ihren Rücktritt. Siehabe ihr Vertrauen<br />

in die Regierung im Umgang<br />

mit dem Fall verloren, schrieb die<br />

Ministerin auf Twitter. (AFP)<br />

VonTanja Kinkel<br />

Das letzte Mal sah ich ihn<br />

im November. Ich hatte<br />

eine Lesung in Siegburg,<br />

und da er im nahe gelegenen<br />

St. Augustin wohnte, nutzte<br />

ich die Gelegenheit zu einem Besuch<br />

bei ihm und seiner Frau Uschi. Es<br />

war ein herzhaftes Frühstück, mit<br />

Debatten über alles von der wahrscheinlichen<br />

CDU-Nachfolge bis<br />

zum längeren Reisen als Hundebesitzer<br />

(Jago war sein Ein und Alles).<br />

Anschließend brachte er mich zum<br />

Zug und wartete, bis ich tatsächlich<br />

darin saß; seitdem ich einmal erkältet<br />

bei ihm aufgekreuzt war und er<br />

besorgt meine Eltern angerufen<br />

hatte, noch während ich mich auf<br />

dem Rückweg befand, schien er sich<br />

verantwortlich für mich zu fühlen.<br />

Dabei, und wir hatten immer<br />

Spaß daran, es dementieren zu müssen,<br />

waren wir wirklich nicht miteinander<br />

verwandt.<br />

Klaus Kinkel war Schwabe aus<br />

Metzingen –sein Vater und der Vater<br />

seines späteren Gegenspielers Markus<br />

„Mischa“ Wolf waren zur gleichen<br />

Zeit in Hechingen tätig, was die<br />

Romanschreiberin in mir faszinierte.<br />

Rudolf Augstein, erzählte er mir<br />

amüsiert, hätte ihm einst einen<br />

Deutschkurs angeboten, um den Akzent<br />

loszuwerden: „Sonst werden Sie<br />

nie etwas.“ Er brachte es bis zum<br />

Außenminister und Vizekanzler,wobei<br />

ich immer den Eindruck hatte,<br />

dass er,wenigstens im Rückblick, im<br />

Justizministerium am glücklichsten<br />

gewesen war.<br />

Angefangen hatte seine politische<br />

Karriere, als ihn Genscher 1970 zu<br />

sich ins Innenministerium holte und<br />

ihn zum Chef des Ministerbüros<br />

machte. Damals war er 34, Jurist,<br />

und einer, für den Loyalität zum Berufsethos<br />

gehörte –und zur Freundschaft.<br />

Genscher wurde ein lebenslanger<br />

Mentor; nach dessen Todmit<br />

der Witwe befreundet zu bleiben,<br />

statt, wie das nicht nur nach dem<br />

Ableben prominenter Männer geschieht,<br />

sich nicht mehr zu rühren,<br />

das war für einen wie Klaus Kinkel<br />

selbstverständlich.<br />

GeheimeVerhandlungen mit der RAF<br />

Dabei legte er gleichzeitig durchaus<br />

auf die Formalität wert, die einem<br />

die deutsche Sprache gewährt. Im<br />

Kabinett Kohl hätten sich zum<br />

Schluss fast alle Minister geduzt,<br />

meinte er, bis auf ihn, der das angetragene<br />

Du ausschlug. Er gehörte zu<br />

den wenigen, die bis zum Schluss<br />

noch zum alten Kohl vorgelassen<br />

wurden, obwohl er durchaus nicht<br />

immer mit ihm einer Meinung war.<br />

Seine riskanteste politische Handlung,<br />

die „Kinkel-Initiative“, mit der<br />

Der große Versöhner<br />

Zum Todvon Klaus Kinkel: Die Schriftstellerin Tanja Kinkel erinnert sich<br />

Klaus Kinkel (hier mit Hans-Dietrich Genscher) starb am Montag im Alter von 82 Jahren. DPA<br />

Weraus dem Amt war, sosein<br />

professionelles Verständnis,<br />

sollte den Nachfolgern keine ungebetenen<br />

Ratschläge erteilen.<br />

er Begnadigungen für die inhaftierten<br />

RAF-Terroristen vorschlug, hatte<br />

er sogar ohne Kohls Wissen vorgenommen.<br />

Nicht um ihn zu hintergehen,<br />

sondern eben aus Loyalität:<br />

Wenn sie statt der gewaltlosen<br />

Selbstauflösung der RAF eine neue<br />

blutige Anschlagswelle als Resultat<br />

gehabt hätte, dann, so Klaus Kinkel,<br />

wäre nur er, und nicht der Kanzler,<br />

dafür verantwortlich gewesen und<br />

selbstverständlich zurückgetreten.<br />

Dabei sah er die RAF nicht durch<br />

eine rosarote Brille. Erhatte in den<br />

70er-Jahren zum gefährdeten Personenkreis<br />

gehörtund den „deutschen<br />

Herbst“ an vorderster Front miterlebt.<br />

In den 80ernwar er es,der während<br />

der Hungerstreiks mit der inhaftierten<br />

Brigitte Mohnhaupt und<br />

weiteren Mitgliedern der zweiten<br />

und dritten Terroristen-Generation<br />

verhandelte. Ihre Ideologie, ihr Fanatismus<br />

waren ihm fremd. „Aber es<br />

konnte doch so nicht weitergehen.<br />

Manmußte doch etwas Neues versuchen.<br />

Und ich habe absichtlich den<br />

Begriff ,Versöhnung‘ gewählt.“<br />

Er hatte sich die Fähigkeit zum<br />

Entsetzen bewahrt. „Was ich in Ruanda<br />

gesehen habe, das können Sie<br />

sich gar nicht vorstellen“, sagte er<br />

einmal. Dabei war er sich auch seiner<br />

eigenen blinden Flecke bewusst.<br />

Nachdem er den Film „Der Staat gegen<br />

Fritz Bauer“ gesehen hatte, der<br />

ihn beeindruckte und verstörte,<br />

habe er mit Genscher telefoniert,<br />

Die Macht der Emotionen auf 20 Plakaten<br />

sagte er mir, und sie hätten darüber<br />

gesprochen, dass sie ja all die ehemaligen<br />

Nationalsozialisten in der<br />

Justiz der 60er-Jahre gekannt hätten<br />

–gekannt, doch nie infrage gestellt:<br />

„Ich hab’s damals wohl nicht wissen<br />

wollen.“<br />

Mit dem Ende seiner politischen<br />

Laufbahn hörte sein Interesse am<br />

Weltgeschehen nicht auf, im Gegenteil,<br />

aber er verzichtete darauf, über<br />

die Medien die Tagespolitik zu kommentieren.<br />

Weraus dem Amt war,so<br />

sein professionelles Verständnis,<br />

sollte den Nachfolgern keine ungebetenen<br />

Ratschläge erteilen, zumindest<br />

nicht in der Öffentlichkeit.<br />

Wenn er privat kommentierte, dann<br />

teilweise durchaus heftig, aber eben:<br />

privat.<br />

Er liebte Bücher. Als ich zum ersten<br />

Mal bei ihm zu Besuch war,<br />

sprangen mir sofort die übervollen<br />

Regale seiner sich durch das ganze<br />

Haus ziehenden Bibliothek ins Auge,<br />

die nichts Steriles, Dekoratives hatten;<br />

nein, die Bücher, die dort standen,<br />

waren gelesen und teilweise abgegriffen.<br />

Gleichzeitig hatte er eine<br />

fürchterliche Schrift; bei seinen<br />

Weihnachtskarten war immer meine<br />

gesamte Familie damit beschäftigt<br />

zu versuchen, sie zu entziffern. (Andere<br />

Politiker lassen ihre Sekretärinnen<br />

solche Nachrichten schreiben;<br />

für Klaus Kinkel kam nur das Persönliche<br />

infrage.)<br />

Seiner Bücherliebe habe ich es<br />

wohl auch zu verdanken, dass wir<br />

uns Mitte der 90er-Jahre kennenlernten,<br />

doch es war seine Freundlichkeit<br />

und Hilfsbereitschaft, die<br />

aus dieser Bekanntschaft eine<br />

Freundschaft machte, nachdem ich<br />

ihn zuerst bei meinem Roman „Götterdämmerung“<br />

um Hilfe bei der Recherche<br />

gebeten hatte. Später, bei<br />

„Schlaf derVernunft“, wurde er sogar<br />

zu einer der wichtigsten Quellen und<br />

zum Unterstützer, und das, obwohl<br />

ihn Henry Kissinger seinerzeit nach<br />

dem Gespräch für „Götterdämmerung“<br />

grollend gefragt hatte: „Wen<br />

haben Siemir denn da geschickt?“<br />

DieZeit schien sich lange vonihm<br />

fernzuhalten – er fuhr gerne Ski,<br />

spielte Tennis, wirkte mit 80 noch<br />

wie allerhöchstens 70, und wenn er<br />

mit Jago spazieren ging, dann wäre<br />

den beiden manch Jüngerer nur hinterhergekeucht.<br />

Aber von all den<br />

Mächtigen, denen er im Lauf seines<br />

Lebens begegnet ist, ist sie die einzige,<br />

die sich nicht auf ihn einließ.<br />

Nunhat sie ihn doch noch eingeholt.<br />

Ichwerde ihn sehr vermissen.<br />

Tanja Kinkel,Schriftstellerin („Die<br />

Puppenspieler“), war seit den 90er-<br />

Jahren mit Klaus Kinkel befreundet.<br />

Eine Ausstellung widmet sich der Gefühlspolitik in der deutschen Geschichte der vergangenen 100 Jahre<br />

VonHarry Nutt<br />

Vierzig Prozent der Deutschen<br />

finden es ekelhaft, wenn sich<br />

schwule Männer in der Öffentlichkeit<br />

küssen. MitEkel reagieren Menschen<br />

auf das,was sie vorgeblich beschmutzt<br />

und vergiftet.“ So steht es<br />

auf einem der 20 Plakate, mit denen<br />

die Ausstellung „Die Macht der Gefühle“<br />

auf die vielfältige Erscheinung<br />

von Emotionen in Politik, Gesellschaft<br />

und Geschichte verweist. Illustriertist<br />

die Tafel zum Thema Ekel mit<br />

einem Bild aus dem Dschungelcamp,<br />

mit dem der Privatsender RTLJahr für<br />

Jahr die Hervorbringung menschlicher<br />

Ekelgefühle zum Showevent stilisiert<br />

und damit zum Ausdruck<br />

bringt, dass Ekel auch eine anziehende<br />

Seite zu haben scheint.<br />

Damit ist die Bandbreite des Ekels<br />

keineswegs vollständig erfasst. Im<br />

Erläuterungstext ist ferner von der<br />

despektierlichen Bezeichnung von<br />

Menschengruppen als Parasiten und<br />

Volksschädlingen die Rede. Erinnert<br />

wird auch an das Begriffspaar von<br />

den Ratten und Schmeißfliegen, mit<br />

dem der CSU-Chef Franz Josef<br />

Strauß 1978 kritische Schriftsteller<br />

schmähte.<br />

Vertiefung im Schulunterricht<br />

Die sehr unterschiedlichen Konnotationen<br />

zu Begriffen wie Angst, Begeisterung,<br />

Trauer, Wut, Hass und<br />

Zuneigung kennzeichnen das Konzept<br />

dieser Plakatausstellung, das<br />

die Stiftung Aufarbeitung und die<br />

Stiftung Erinnerung, Verantwortung,<br />

Zukunft gemeinsam mit den Wissenschaftlerinnen<br />

Ute und Bettina<br />

Frevert erarbeitet haben. Die plakative<br />

Herangehensweise ist Programm,<br />

die Ausstellung dient gewissermaßen<br />

als Blickfang für eine weitergehende<br />

Vertiefung in Diskussionen,<br />

Unterrichtseinheiten und<br />

Weiterbildungen. „Die Macht der<br />

Gefühle“ ist als eine ArtWanderausstellung<br />

konzipiert, die zunächst in<br />

3000 Exemplaren produziert wurde<br />

und insbesondere von Schulen und<br />

Bildungseinrichtungen angefordert<br />

werden kann.<br />

Die Historikern Ute Frevert, die<br />

seit 2008 am <strong>Berliner</strong> Max-Planck-<br />

Institut den Forschungsbereich „Geschichte<br />

der Gefühle“ leitet, hat mit<br />

der Ausstellung unter der Mitarbeit<br />

ihrer Tochter, der historischen Bildnerin<br />

Bettina Frevert, eine Art Rucksackversion<br />

ihrer wissenschaftlichen<br />

Forschungen zusammengepackt.<br />

Anstelle vonFußnoten und Fachliteratur<br />

können die Erkenntnisse auf<br />

elektronischem Weg mit der Hilfe<br />

von erläuternden Filmen und Zeitzeugeninterviews<br />

vertieft werden.<br />

Spricht aus den Kuschelbildern,<br />

die anlässlich der Gedenkfeier zum<br />

Ende des Ersten Weltkriegs vor 100<br />

Jahren von Angela Merkel und Emmanuel<br />

Macron aufgenommen wur-<br />

den, tatsächlich so etwas wie Zuneigung?<br />

Oder ist die Szene im vollen<br />

Bewusstsein ihrer medialenWirkung<br />

entstanden?<br />

Uteund Bettina Frevert lassen derlei<br />

Fragen absichtsvoll unbeantwortet.<br />

Vielmehr geht es ihnen um die<br />

Vielschichtigkeit von Gefühlen im<br />

historischen und politischen Raum.<br />

Gefühle haben eine Geschichte, und<br />

im Verlauf der Zeit hat das Verhältnis<br />

zu Liebe,Neid, Vertrauen und Scham<br />

mehrfach verändert. Nicht minder<br />

wichtig ist den Ausstellungsmacherinnen<br />

die Erkenntnis, dass Gefühle<br />

Geschichte machen. Emotionen, so<br />

Ute Frevert, sind eine Ressource des<br />

sozialen Handelns, die fälschlicherweise<br />

oft als Kehrseite der rationalen<br />

Vernunft verstanden wird.<br />

Die Ausstellung, die in acht Sprachen<br />

vorliegt, ist bereits mehr als<br />

2000-mal vorbestellt worden. Weitere<br />

Informationen sind erhältlich<br />

unter: www.machtdergefuehle.de<br />

Der Druck auf<br />

US-Präsident<br />

Trump steigt<br />

Untersuchung zu<br />

Amtsmissbrauch eingeleitet<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Die Demokraten seien verrückt, schießt<br />

Trump gegen den politischen Gegner. AFF<br />

Der Kommentar des Polterers fiel<br />

dieses Mal denkbar knapp aus.<br />

„Belästigung des Präsidenten“, twitterte<br />

Donald Trump in Anspielung<br />

an den strafbaren Tatbestand der sexuellen<br />

Nötigung. „Die Demokraten<br />

sind vollkommen verrückt geworden“,<br />

schickte er später hinterher.<br />

Tatsächlich nimmt der Kongress<br />

den amerikanischen Präsidenten<br />

nun von mehreren Seiten in die<br />

Zange. Und dafür sind keineswegs<br />

nur die Demokraten verantwortlich.<br />

Der Justizausschuss des von ihnen<br />

mehrheitlich beherrschten Repräsentantenhauses<br />

stieß am Montag<br />

eine weitreichende Untersuchung<br />

gegen Trump wegen des Verdachts<br />

des Amtsmissbrauchs und der Behinderung<br />

der Justiz an. Kurz darauf<br />

erklärte Mitch McConnell, der Mehrheitsführer<br />

des republikanischen Senats,<br />

dass die Kammer die Ausrufung<br />

des nationalen Notstands zur<br />

Finanzierung der Grenzmauer anfechten<br />

werde.<br />

Die Untersuchung, für die der<br />

Ausschuss Dokumente von zahlreichen<br />

Personen in Trumps Umfeld<br />

angeforderthat, dürfte in den nächsten<br />

Monaten immer wieder für Negativschlagzeilen<br />

sorgen und könnte<br />

die Grundlage für ein Amtsenthebungsverfahren<br />

werden. DerMauer-<br />

Beschluss des Senats würde zusammen<br />

mit einem Votum des Repräsentantenhauses<br />

den Notstand beenden.<br />

Allerdings kann Trump die<br />

Herausgabe heikler Unterlagen mit<br />

einem Vertraulichkeits-Dekret verhindern<br />

und die Anti-Mauer-Resolution<br />

durch sein Veto niederbügeln.<br />

„Wir üben nur unsere Kontrollpflicht<br />

aus“, wies der demokratische<br />

Vorsitzende des Justizausschusses,<br />

Jerrold Nadler,den vonTrump erhobenen<br />

Belästigungsvorwurf zurück.<br />

Das Gremium hat insgesamt 81 Personen<br />

und Institutionen von den<br />

Trump-Söhnen Donald Jr. und Eric<br />

über den Ex-Chefstrategen Steve<br />

Bannon und den Anwalt des Weißen<br />

Hauses bis zur WaffenlobbyNRA angeschrieben<br />

und um Unterlagen gebeten.<br />

Die Betroffenen müssen bis<br />

zum 18. Märzantworten, dann kann<br />

der Ausschuss sie vorladen. Die Fragen<br />

beziehen sich auf die ganze Palette<br />

fragwürdiger Handlungen des<br />

Präsidenten – von den Schweigegeldzahlungen<br />

an Ex-Sexpartnerinnen<br />

über die Entlassung vonFBI-Direktor<br />

James Comey bis zur möglichen<br />

Verquickung geschäftlicher<br />

und politischer Interessen.<br />

Damit reicht das Interesse des<br />

Kongresses weit über die vermutete<br />

Zusammenarbeit mit Russland im<br />

Präsidentschaftswahlkampf hinaus,<br />

die Auslöser der Untersuchungen<br />

von Sonderermittler Robert Mueller<br />

war. Gleichwohl befragt der Ausschuss<br />

viele Personen, die bereits<br />

von Mueller interviewt worden waren.<br />

Offenbar wollen die Demokraten<br />

sicherstellen, dass die zahlreichen<br />

anderen Verdachtsmomente<br />

weiterverfolgt werden. Zugleich<br />

dürfte die Opposition die Regierung<br />

mit einer Anfrageflut in die Defensive<br />

zudrängen versuchen. Die bei<br />

der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse<br />

könnten das Material für<br />

ein mögliches Impeachment-Verfahren<br />

liefern.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

6.12.18<br />

6.12.18<br />

MÄRKTE<br />

▲ 11620,74 (+0,24 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

6.12.18<br />

Stand der Daten: 05.03.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

5.3.19<br />

▲ 65,93 (+0,58 %)<br />

5.3.19<br />

▼ 1,1329 (–0,07 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 05.03. zum Vortag<br />

Evonik Industries 26,65 +4,31 WWWWWW<br />

Grand City Prop. 21,22 +3,01 WWWW<br />

Zalando 32,73 +1,93 WWW<br />

Beiersdorf 85,00 +1,80 WWW<br />

DeliveryHero 35,34 +1,79 WWW<br />

Fresenius M. C. St. 68,64<br />

Verlierer<br />

+1,78 WWW<br />

5.3.19<br />

ausDAX und MDAXvom 05.03. zumVortag<br />

Wacker Chemie 87,54 WWWWWWWWWWW –8,96<br />

Schaeffler Vz. 8,03 WWWW –3,02<br />

Norma Group NA 47,68 WWWW –2,42<br />

ProSiebenSat.1 16,28 WWW –1,78<br />

Siltronic NA 86,78 WWW –1,68<br />

Commerzbank 7,12 WWW –1,53<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 05.03. ±% z. 04.03.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,30<br />

3596/2909 3327,19<br />

CAC 40(FR) +0,21<br />

5657/4556 5297,52<br />

S&P UK(UK) +0,70<br />

1590/1323 1456,15<br />

RTS (RU) – 0,48<br />

1294/1033 1180,15<br />

IBEX (ES) –0,02<br />

10291/8286 9258,20<br />

Dow Jones (US) +0,18<br />

26952/21713 25866,69<br />

Bovespa (BR) –1,03<br />

98589/69069 94603,75*<br />

Nikkei (JP) – 0,44<br />

24448/18949 21726,28<br />

Hang Seng (HK) +0,02<br />

31978/24541 28959,04<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,42<br />

1583/1350 1538,38<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

SKG Bank<br />

skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />

netbank<br />

netbank.de 3,88 3,88 3,88<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,10 3,10 3,10<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,78 3,78 3,78<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />

ING<br />

ing-diba.de 3,99 3,99 3,99<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank<br />

030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />

BBBank<br />

030 202480 5,82 5,61 5,40<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 4,22 4,31 4,40<br />

Schreibtisch in der Küche<br />

Homeoffice führt zu vielen Überstundenund lässtbei Müttern die Doppelbelastung steigen<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Die Stechuhr gilt als Symbol<br />

für den Zwang zur Anwesenheit<br />

in der Firma,<br />

der vielfach als überholt<br />

betrachtet wird. Doch was bringen<br />

flexible Arbeitszeiten wirklich? Sie<br />

sind eine Falle für Beschäftigte. Die<br />

Arbeit im Homeoffice bedeutet für<br />

Frauen oder Männer vor allem eins:<br />

mehr Überstunden, die in den meisten<br />

Fällen unbezahlt sein dürften.<br />

Das geht aus einer Studie des Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts der gewerkschaftsnahen<br />

Hans-Böckler-Stiftung hervor.<br />

Frauen im Dilemma<br />

RepräsentativeUmfragen in den Jahren<br />

2003 bis 2016 haben ergeben:<br />

Männer nutzen die Freiheit der flexiblen<br />

Arrangements ausschließlich,<br />

um länger zu arbeiten. Ganz besonders<br />

trifft das auf Beschäftigte zu, die<br />

ihre Arbeitszeiten vollständig selbst<br />

bestimmen können. Sie machen im<br />

Schnitt etwa 6,5 Überstunden pro<br />

Woche. Gibt esHomeoffice-Lösungen,<br />

sind es immerhin noch knapp<br />

sechs Stunden. Die Kollegen hingegen,<br />

die jeden Tag zu festen<br />

Arbeitszeiten im Bürosind, kommen<br />

auf nur drei Stunden. Sie nutzen die<br />

zusätzlich zur Verfügung stehenden<br />

Stunden für Freizeitaktivitäten und<br />

auch für die Betreuung ihrer Kinder.<br />

BeiberufstätigenMütternsinddie<br />

Zeitkontingente deutlich anders als<br />

bei Männern verteilt. Die Arbeit im<br />

heimischen Bürobedeutet einerseits<br />

fast viereinhalb Überstunden pro<br />

Woche. Hinzu kommen aber noch<br />

gut 21 Stunden Kinderbetreuung.<br />

Das sind drei Stunden mehr als bei<br />

den Kolleginnen, die nicht zu Hause<br />

arbeiten. Bei Vätern hingegen spielt<br />

das Homeoffice keine Rolle,wennes<br />

um die Stunden für das Kümmern<br />

um den Nachwuchs geht.<br />

Die Autorin der Studie, Yvonne<br />

Lott, bezeichnet die deutlichen<br />

Unterschiede zwischen Vätern und<br />

Müttern als „Gender Care Gap“. Zu<br />

dessen Folgen gehören weniger Zeit<br />

IG Metall greift<br />

Knorr-Bremse massiv an<br />

Gewerkschaft wirft dem Familienkonzern Tarifflucht vor<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Essind harte Worte, die Berlins IG-<br />

Metall-Chef Klaus Abel wählt.<br />

„Das ist die hässliche Seite des Kapitalismus,<br />

dieses Verhalten ist asozial“,<br />

sagte er am Dienstag im<br />

Münchner Gewerkschaftshaus. Es<br />

geht um Knorr-Bremse, den Weltmarktführer<br />

für Nutzfahrzeug- und<br />

Zugbremsen. Am Dienstagabend<br />

wollte die Deutsche Börse in Frankfurt<br />

entscheiden, ob das Unternehmen<br />

in den M-Dax aufsteigt.<br />

Abel, Betriebsrat Ahmet Yildiz<br />

und der für die IG Metall im Aufsichtsrat<br />

sitzende Sebastian Roloff<br />

werfen dem KonzernTarifflucht und<br />

die Verlagerung von Know-how ins<br />

Ausland vor. Zudem würden Belegschaften<br />

erpresst, um eine 42-Stunden-Woche<br />

durchzudrücken. „Für<br />

uns ist es eine hochpolitische Frage,<br />

wenn ein M-Dax-Unternehmen<br />

nicht tarifgebunden ist“, sagte Abel.<br />

Eigentlich habe man nach dem<br />

Börsengang des vom 77-jährigen<br />

Heinz-Hermann Thiele kontrollierten<br />

Konzerns im vergangenen Jahr<br />

einen Kulturwandel erhofft, sagte<br />

Roloff. Dersei aber ausgeblieben. „Es<br />

wird schlimmer, habe ich das Gefühl.“<br />

Erst werdeeine Firmagekauft.<br />

Dann folgten der Austritt aus dem<br />

Arbeitgeberverband nebst Tarifbindung<br />

und die Erpressung vonBelegschaften:<br />

Entweder stimme man 42<br />

Das Bild desheimischen Idylls trügt:Wer zu Hause arbeitet, leistetdeutlich mehr<br />

Überstundenals im Betrieb, diezudem meist unbezahlt bleiben. FOTO: PETER SCHOLL/IMAGO<br />

Stunden Wochenarbeitszeit zu, oder<br />

die Arbeit wandereins Ausland.<br />

„Steigt Knorr-Bremse in den M-<br />

Daxauf, ist es das einzige dortnotierte<br />

Unternehmen der Metall- und<br />

Elektroindustrie, das nicht tarifgebunden<br />

ist“, sagt Abel. Kein Wettbewerber<br />

von Knorr-Bremse entziehe<br />

sich der Tarifbindung. Dort arbeiteten<br />

Belegschaften in Deutschland<br />

wöchentlich in der Regel 35 Stunden.<br />

80 Prozent der hierzulande 6000 Beschäftigten<br />

vonKnorr-Bremse müssten<br />

dagegen rechnerisch einen vollen<br />

Arbeitstag mehr schuften –ohne<br />

Lohnausgleich. Für tariftreue Konkurrenten<br />

wie ZF Friedrichshafen<br />

oder Bosch sei das ein massiver Wettbewerbsnachteil.<br />

In Deutschland<br />

herrsche Wahlfreiheit bei der Zugehörigkeit<br />

zu Arbeitgeberverbänden,<br />

entgegnet Knorr-Bremse.<br />

WasAbel an den Bayern kritisiert,<br />

hat er vorOrtin Berlin miterlebt. Dort<br />

sollte 2017 der von den Münchnern<br />

erworbene Dämpferspezialist Hasse<br />

&Wrede geschlossen und die Produktion<br />

nach Tschechien verlagert<br />

werden, was gerade noch verhindert<br />

werden konnte. Bei einer zweiten<br />

<strong>Berliner</strong> Tochter namens KB Powertech<br />

habe Knorr-Bremse die 400-köpfige<br />

Belegschaft gespalten. Eine Hälfte<br />

arbeite derzeit 42 Stunden die Woche,<br />

die andere 35 Stunden. Gesprächsangebote<br />

der IG Metall würden<br />

regelmäßig abgelehnt.<br />

für Sport, Erholung und Schlaf für die<br />

Mütter. Lott spricht von einem Dilemma,<br />

mit dem Frauen oftmals in<br />

den Betrieben alleingelassen würden.<br />

Dies münde in eine Doppelbelastung:<br />

„Als ideale Mutter sollen sie<br />

die Familie priorisieren, wollen sie<br />

aber beruflich vorankommen, gilt es,<br />

den Jobvor alles anderezustellen.“<br />

Das Fazit der Expertin fällt denn<br />

auch ziemlich nüchternaus: „Flexibles<br />

Arbeiten geht insgesamt eher zulasten<br />

der Beschäftigten, und ganz<br />

besonders gilt das für Frauen.“ Die<br />

Studie bestätigt damit zahlreiche frühere<br />

wissenschaftliche Expertisen.<br />

So wurde nachgewiesen, dass die<br />

Einführung von Vertrauensarbeitszeit<br />

und Homeoffice-Regelungen damit<br />

verknüpft sein kann, dass Unternehmen<br />

den Druck auf Beschäftigte<br />

erhöhen,indemsiemitumfänglicheren<br />

Aufgaben als zuvor betraut werden.<br />

Das geht vielfach auch mit<br />

einem Verschwimmen der Grenzen<br />

zwischen Arbeit und Freizeit einher.<br />

Produktivität wirderhöht<br />

Unter arbeitgebernahen Arbeitszeitexperten<br />

gelten die flexibleren Organisationsformen<br />

der Tätigkeit im Betrieb<br />

längst als ein Instrument, um<br />

die Produktivität zu erhöhen. GleichwohlmachtsichauchLottfürdasvon<br />

der SPD geforderte Recht auf Homeoffice<br />

stark, das immer noch ein<br />

Privileg für wenige sei, aber im großen<br />

Stil umgesetzt das Zeug dazu habe,<br />

die „Präsenzkultur im Betrieb“<br />

aufzubrechen.<br />

EinAnspruch aufs Arbeiten in den<br />

eigenen vier Wänden könne die Sozialpartner<br />

dazu anhalten, weitere<br />

Regelungen zum Thema Homeoffice<br />

zu treffen. Dazu kann aus Sicht der<br />

Wissenschaftlerin eine Zeiterfassung<br />

gehören, um Beschäftigte und Manager<br />

für die Arbeitsbelastung bei der<br />

Heimarbeit zu sensibilisieren. Um<br />

Überstunden zu vermeiden, könnten<br />

auch Restriktionen bei der telefonischen<br />

Erreichbarkeit der Beschäftigten<br />

und Bestimmungen über die<br />

Frequenz beim Beantworten von E-<br />

Mails hilfreich sein.<br />

Unternehmen der Mitteldeutschen Flughafen AG<br />

NACHRICHTEN<br />

Ex-Nissan-Chef<br />

Ghosn kommt frei<br />

Nach mehr als drei Monaten in<br />

Untersuchungshaft steht die Freilassung<br />

des in Japan angeklagten Automanagers<br />

Carlos Ghosn kurzbevor.<br />

DasBezirksgericht in Tokio gab dem<br />

Antrag seines Verteidigers auf Freilassung<br />

auf Kaution in Höhe von<br />

einer Milliarde Yen(7,9 Millionen<br />

Euro)statt und lehnte einen Einspruch<br />

der Staatsanwälte ab. (dpa)<br />

Deutsche Post plant<br />

5000 neue Stellen<br />

DieDeutschePost will in diesem<br />

Jahr mindestens 5000 neue Vollzeitstellen<br />

im Post- und Paketbereich<br />

schaffen. Ziel sei es,die Qualität der<br />

Zustellung auf der „letzten Meile“<br />

signifikant zu erhöhen, teilte das<br />

Unternehmen mit. Einwichtiger<br />

Punkt ist dabei die eigene Ausbildung<br />

und spätereEinstellung von<br />

450 Lastwagenfahrern. (dpa)<br />

Sechs Prozent mehr Lohn<br />

in der Energiewirtschaft<br />

Dierund 39 000 Tarifbeschäftigten<br />

in der ostdeutschen Energiewirtschaft<br />

können sich auf ein Lohnplus<br />

vonsechs Prozent mit 27 Monaten<br />

Laufzeit freuen. Dasteilte Verdi-Verhandlungsführer<br />

Stefan Najda am<br />

Dienstagabend nach Abschluss der<br />

Tarifgespräche mit. DieLöhne werden<br />

in zwei Stufen jeweils um drei<br />

Prozent erhöht. (dpa)<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

Knorr-Bremseist Spezialist für Nutzfahrzeugbremsen.<br />

FOTO: KNEFFEL/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

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Meinung<br />

Kopftuch-Streit<br />

ZITAT<br />

Endstation<br />

Karlsruhe<br />

Martin Klesmann<br />

hält die höchstrichterliche Prüfung<br />

des Neutralitätsgesetzes für nötig.<br />

Endlich hat sich Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres dazu durchgerungen,<br />

das <strong>Berliner</strong> Neutralitätsgesetz vom<br />

Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe<br />

überprüfen zu lassen. Gedrängt dazu haben<br />

sie die <strong>Berliner</strong> Arbeitsrichter. Denn<br />

mehrfach wurde bereits muslimischen<br />

Lehrerinnen, die wegen ihres Kopftuches<br />

nicht an allgemein bildenden Schulen<br />

unterrichten durften, eine Entschädigung<br />

zugesprochen.Weil sie damit offenkundig<br />

diskriminiertwurden.<br />

Dabei ist das Neutralitätsgesetz prinzipiell<br />

kein schlecht gemachtes Gesetz. Es<br />

behandelt anders,als in anderen Bundesländern,<br />

die Religionen gleich –und lässt<br />

sogar eine Ausnahmeregelung für Berufsschulen<br />

zu. Doch spätestens seit dem Urteil<br />

des Bundesverfassungsgerichts aus<br />

dem Jahr 2015 liegt die Frage auf der<br />

Hand, ob ein pauschales Kopftuchverbot<br />

nicht mit einem pauschalen Misstrauensvotum<br />

gegenüber allen kopftuchtragenden<br />

Akademikerinnen gleichzusetzen ist.<br />

Hinzu kommt, dass sich der Fokus innerhalb<br />

des rot-rot-grünen Senats verlagert<br />

hat. Antidiskriminierung heißt das<br />

neue Zauberwort. DieZahl der Antidiskriminierungsbeauftragten<br />

steigt. Niemand<br />

darfwegen seines Geschlechts,seiner Geschlechteridentität,<br />

seiner ethnischen<br />

Herkunft, seines Glaubens, seines Lebensalters,<br />

seiner politischen Anschauungen,<br />

seiner Behinderung oder chronischen<br />

Erkrankung benachteiligt werden.<br />

Unddas ist nur ein Auszug aus einem Entwurf<br />

des Antidiskriminierungsgesetzes<br />

von Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne).<br />

Antidiskriminierung und Neutralitätsgesetz<br />

in seiner derzeitigen Fassung vertragen<br />

sich nur schwer. Rot-Rot-Grün muss<br />

sich entscheiden. Und Karlsruhe wird sicherlich<br />

dabei helfen.<br />

Donald Trump<br />

Die Vorwürfe<br />

nutzen sich ab<br />

KarlDoemens<br />

über das Vorgehen der Demokraten<br />

gegenden US-Präsidenten.<br />

Die Liste der Zeugen ist lang, die Vorwürfe<br />

sind eindrücklich, das angeforderte<br />

Material wahrscheinlich raumfüllend:<br />

Die US-Demokraten nutzen ihre<br />

neue Mehrheit im Repräsentantenhaus,<br />

um die bislang umfassendste Untersuchung<br />

gegen einen Präsidenten einzuleiten,<br />

der sich weder um Gesetze noch um<br />

Moralzukümmernscheint.<br />

Dasklingt nach einer guten Nachricht,<br />

könnte tatsächlich aber das Gegenteil<br />

sein. Eigentlich wollten die Demokraten<br />

nämlich die Ergebnisse von Russland-<br />

Sonderermittler Robert Mueller abwarten,<br />

bevor sie selbst aktiv werden oder gar<br />

ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald<br />

Trump einleiten. Ihr jetziges Vorpreschen<br />

lässt vermuten, dass Mueller den<br />

schlagenden Beweis für eine Zusammenarbeit<br />

des Trump-Lagers mit Russland<br />

bislang nicht gefunden hat. Gleichwohl<br />

hat er unzählige Indizien für die Verquickung<br />

wirtschaftlicher und politischer Interessen,<br />

für Machtmissbrauch und die<br />

Behinderung der Justiz durch den Milliardär<br />

zusammengetragen.<br />

Einunabhängiges Parlament muss solchen<br />

Missständen nachgehen und sie öffentlich<br />

aufzuklären versuchen. Dennoch<br />

birgt eine neuerliche,wahrscheinlich monatelange<br />

breite Untersuchung ohne klaresZiel<br />

politische Gefahren: DieVorwürfe<br />

sind bekannt. Nach zwei Jahren hat sich in<br />

der amerikanischen Öffentlichkeit eine<br />

gewisse Ermüdung eingestellt. Wenn<br />

Trump nicht bald eine wirklich justiziable<br />

schwere Straftat jenseits seiner alltäglichen<br />

Tabubrüche nachgewiesen wird,<br />

kann er sich immer wilder als Opfer einer<br />

politisch motivierten Verschwörung inszenieren.<br />

In dieser Rolle gefällt er seinen<br />

Anhängernohnehin am besten.<br />

Europas neues Wir-Gefühl<br />

Es ist ein Schreiben àlaEmmanuel<br />

Macron: ausschweifend, ausdrucksstark,<br />

ambitioniert. Er zieht<br />

große Linien und wagt den weiten<br />

Wurf –auch geografisch: In <strong>Zeitung</strong>en aller<br />

28 EU-Mitgliedstaaten, übersetzt in die jeweiligen<br />

Sprachen, erschien am Dienstag<br />

das flammende Plädoyer des französischen<br />

Präsidenten für eine „Wiedergeburt“ Europas.<br />

Eindringlich appelliert erdarin an alle<br />

Bürgerinnen und Bürger, sich an den EU-<br />

Wahlen Ende Mai zubeteiligen. Seine angebotenen<br />

Reformvorschläge reichen von einem<br />

„Überdenken“ des Schengen-Raums<br />

über einen EU-weiten Mindestlohn bis zu einer<br />

europäischen Überwachung der digitalen<br />

Plattformen. DieLage sei kritisch: „Noch<br />

nie seit dem Zweiten Weltkrieg war Europa<br />

so wichtig. Unddoch war Europa noch nie in<br />

so großer Gefahr.“ Der Brexit sei ein Symbol<br />

für die gefährliche Tendenz zur nationalistischen<br />

Abschottung.<br />

DerVerfasser ist französischer Staatschef<br />

–und Wahlkämpfer.Wendet sich Macron offiziell<br />

an die 500 Millionen EU-Bürger, so<br />

geht es ihm doch vorallem um die Gunst der<br />

67 Millionen Franzosen, von denen rund<br />

zwei Drittel wählen dürfen. Beiden EU-Wahlen<br />

handelt es sich um den ersten Stimmungstest<br />

an der Urne seit den Präsidentschafts-<br />

und Parlamentswahlen vorfast zwei<br />

Jahren. Seither sind Macrons Umfragewerte<br />

eingebrochen, die Protestbewegung der<br />

„Gelbwesten“ hat ihm zugesetzt. Er sucht<br />

den Wegaus der Krise –auch indem er sich<br />

als Führungsfigur Europas positioniert. Momentan<br />

sehen Umfragen seine Partei La<br />

République en Marche (LREM), die sicher<br />

neu ins EU-Parlament einzieht, mit 23 Prozent<br />

der Stimmen wieder vor jener der<br />

Rechtspopulistin Marine Le Pen.<br />

Esging auch dieses Jahr kein WegamKarneval<br />

vorbei.Vorallem nicht für die frohe<br />

Kolumne,mit der ich mich Schritt für Schritt,<br />

Fröhlichkeit auf Fröhlichkeit, in zwölf Monaten<br />

zum positiven Menschen runderneuern<br />

will. Schließlich ist Karneval Frohsinn auf<br />

Befehl und Lachen auf Knopfdruck. Witze<br />

sausen durch die Luft, deren Pointen man<br />

schon im Landeanflug erkennen, sich aber<br />

trotzdem nicht vor ihnen in Sicherheit bringen<br />

kann. Büttenreden hallen durch den<br />

späten Winter,als solle der Frühling erpresst<br />

werden. Irgendwann tritt auch Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer mit Toilettenwitzen auf,<br />

um zu beweisen, dass sie den Herrenhumor<br />

beherrscht. Anschließend geben Inlandsethnologen<br />

Interviews zur Frage, obman im<br />

Karneval beleidigen darf oder sogar beleidigen<br />

muss, während ich mir die Frage stelle,<br />

warum jemand Witze erzählt, der keine<br />

Witzeerzählen kann.<br />

Der Auftritt von Kramp-Karrenbauer sah<br />

für mich eher nach einem Besenstiel aus,der<br />

versucht Tango zu tanzen oder Lambada,<br />

wenn sich noch jemand an Lambada erinnert.<br />

HölzernimVortrag, unsicher im Timing<br />

und getragen von den Mühen, eine gute Figur<br />

abzugeben. Man sah die Medienberater<br />

links und rechts von ihr stehen und ihr zuflüstern:<br />

Seilocker! Dasmuss ganz natürlich<br />

rüberkommen! Als würdest du es jeden Tag<br />

machen! Und Kramp-Karrenbauer: Meint<br />

ihr, ich soll den Transgender-Toilettenwitz<br />

wirklich bringen? Darauf die Medienberater:<br />

Aber ja! Er schärft dein konservatives Profil,<br />

Europa<br />

Macrons<br />

Manifest<br />

Birgit Holzer<br />

sieht die Vorschlägedes französischen Präsidenten<br />

eher nüchtern.<br />

Nutzte ihm schon bei der Präsidentschaftswahl<br />

der Gegensatz zu ihr,sostilisiert<br />

sich Macron auch jetzt als Vertreter einer<br />

fortschrittlich-offenen Linie gegen jene der<br />

Nationalisten wie Victor Orbán in Ungarn<br />

oder dem italienischen Innenminister Matteo<br />

Salvini. „Wir dürfen nicht zulassen, dass<br />

die Nationalisten, die keine Lösungen anzubieten<br />

haben, die Wut der Völker ausnutzen“,<br />

schreibt er.<br />

Isteraber wirklich der europäische Heilsbringer,<br />

als der er sich präsentiert? Zwar<br />

dürften Macrons kühne Ausführungen alle<br />

begeistern, die den Brexit als schweren Fehler<br />

begreifen und die EU nicht nur als Markt,<br />

sondern als Projekt und Wertegemeinschaft<br />

sehen. Doch eine auf allen Ebenen vertiefte<br />

KOLUMNE<br />

Lachen<br />

auf<br />

Knopfdruck<br />

Volker Heise<br />

Filmemacher und Autor<br />

da lacht der Stammtisch, den hätte die Merkel<br />

nie gemacht, damit erreichst du das Rainer-Brüderle-Level<br />

und verabschiedest dich<br />

vom Image einer braven Ministerpräsidentin<br />

aus einem kleinen Bundesland. HicRhodus,hic<br />

salta.<br />

Nun hätte sie sich auch mächtigere Ziele<br />

aussuchen können. Sie hätte zum Beispiel<br />

fragen können, was gescheiterte Parteirebellen<br />

tragen (einen Blackrock), was man sich<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

Zusammenarbeit, ob bei der Verteidigung,<br />

mit einer gemeinsamen Grenzpolizei oder<br />

einer europäischen Asylbehörde, hat er bereits<br />

im September 2017 bei seiner Sorbonne-Rede<br />

gefordert. Seine Anhänger feierten<br />

sie als legendär,doch die Bilanz erscheint<br />

mager,abgesehen voneiner Entsenderichtlinie<br />

und ersten Schritten auf dem Wegzueiner<br />

Reformder Eurozone.<br />

Freilich kann der französische Präsident<br />

allein und selbst mit Berlin, um das er sich<br />

erkennbar bemüht, nicht den oft schwerfälligen<br />

EU-Koloss bewegen. Doch es drängt<br />

sich die Frage auf, ob Anspruch und Wirklichkeit<br />

zusammenpassen und ob es sich bei<br />

den Ideen nicht vor allem um plakative Slogans<br />

handelt. Das gilt auch für die nationale<br />

Politik. Macrons Gegner wie der Sozialisten-<br />

Chef Olivier Faure werfen ihm vor, dass sein<br />

europäisches Projekt „von guten Absichten<br />

gepflastert“ sei, aber im Widerspruch mit<br />

dem Handeln dieses „Illusionskünstlers“<br />

stehe.Erhat nicht ganz unrecht.<br />

So schlägt der Präsident, der gerne für den<br />

Schutz des Planeten plädiert, in seinem<br />

Schreiben die Gründung einer europäischen<br />

Klimabank vor. Seine Regierung schraubte jedoch<br />

ehrgeizigere Klimaziele zurück, verschob<br />

den Abbau der Atomenergie und verpasste<br />

dem Ausbau erneuerbarer Energien einen<br />

Dämpfer. Macron fordert die Gründung<br />

einer europäischen Agentur für den Schutz<br />

der Demokratie –während sein eigenes Presseteam<br />

regelmäßig Journalisten zu kontrollierenund<br />

einzuschüchternversucht. Seine europäischen<br />

Partner irritiert erbisweilen mit<br />

immer neuen Vorschlägen, ohne die Zwänge<br />

der konkreten Ausarbeitung zu berücksichtigen.<br />

Hauptsache, er verpasst sich so das<br />

Image eines dynamischen Visionärs.Wichtiger<br />

alsVisionen ist aber ihreUmsetzung.<br />

so über den Spahn sagt (besiegt er den Krebs<br />

oder hält er ihn für ein Krustentier?) oder was<br />

Angela Merkel von Friedrich Merz hält (da<br />

lacht die Raute). Auch für diese Witze hätte<br />

sie jenseits des Karnevals fünf Euro in die Kalauer-Kasse<br />

zahlen müssen, aber wenigstens<br />

wären sie nicht auf Kosten einer Minderheit<br />

gegangen, die sich auch sonst im Leben gegen<br />

eine große Mehrheit behaupten muss.<br />

WahreGröße erkennt man eben doch an der<br />

Stärke der Feinde, die man sich zu machen<br />

bereit ist.<br />

Am Ende aber kann man immer nur mit<br />

eigenen Produkten gegen andere Produkte<br />

anstinken, weshalb ich am Vorabend des<br />

Aschermittwochs meine Familie zusammentrommelte,<br />

allen eine Narrenkappe auf<br />

den Kopf setzte und zum ersten Mal inmeinem<br />

Leben eine Büttenrede hielt, vonder ich<br />

hoffte,sie würde mich dem Frohsinn so nahe<br />

bringen wie noch nie. Als Protestant war ich<br />

natürlich ungeübt und aufgeregt, aber die<br />

Familie ist in der Regel nachsichtig mit mir.<br />

Also begann ich: Die Frau Kramp-Karrenbauer,<br />

die wird immer schlauer / Bei der<br />

kannst du wetten, nur für Männer und<br />

Frauen Toiletten / passt du nicht ins Klischee,wählst<br />

du einfach SPD /findest du das<br />

nicht heiter, weiß ich auch nicht weiter. Als<br />

ich von meinem Manuskript aufsah,<br />

herrschte betretenes Schweigen im Zimmer.<br />

DieKinder sahen auf den Boden, meine Frau<br />

aus dem Fenster. Ein Hauch von Scheidung<br />

lag in der Luft. Nächstes Jahr geht es nach<br />

Köln.<br />

„Verschrumpelte <strong>Berliner</strong> –<br />

das kann nur<br />

Karnevalsdienstag in der<br />

SPD-Fraktion sein.<br />

Wir können alles außer<br />

Karneval. Und BER.“<br />

Sven Kohlmeier, <strong>Berliner</strong> SPD-Abgeordneter,<br />

postete am Dienstag ein Bild des wenig<br />

glamourösen Gebäcks auf Twitter<br />

AUSLESE<br />

Der Witz, der nach<br />

hinten losging<br />

Annegret Kramp-Karrenbauers verunglückter<br />

Karnevalsauftritt scheidet<br />

die Geister. Auch in Österreich wird der<br />

Witz der CDU-Chefin über Intersexuelle<br />

kommentiert. „Zur Verteidigung könnte<br />

AKK noch anführen, dass Satiredoch alles<br />

darf“, schreibt Der Standard aus Wien.<br />

„Das stimmt auch, aber es heißt noch<br />

lange nicht, dass Politiker überall mitmachen<br />

müssen –erst recht nicht, wenn sie<br />

eines Tages ins <strong>Berliner</strong> Kanzleramt einziehen<br />

wollen. Es ist natürlich auch kein<br />

Zufall, dass Kramp-Karrenbauer ihreZote<br />

auf dem Land in Baden-Württembergangebracht<br />

hat, als Spitze gegen das linke<br />

Berlin. Auch das ging daneben.“<br />

„Dieser Witz kommt von oben und<br />

geht auf die Kosten derer da unten, das<br />

ist sein Problem“, meint auch die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>.„Oben steht die Politikerin<br />

schon allein aufgrund ihrer Funktion.<br />

Und unten steht die –längst noch<br />

nicht gleichberechtigte – Minderheit.<br />

Witze indieser Richtung kosten nichts<br />

und riskieren nichts. Sie machen das<br />

Publikum zum Komplizen des Ressentiments.<br />

Das funktioniert leider meist<br />

ziemlich gut, auch auf so mancher<br />

Prunksitzung im Land.“<br />

Die Kritik der Rheinischen Post geht<br />

in die gleiche Richtung: „ImKarneval ist<br />

so gut wie alles erlaubt. Dafür gibt es ja<br />

die tollen Tage. ... Man knöpft sich die<br />

Herrschenden und Mächtigen vor. Und<br />

nicht als Parteichefin eine kleine Minderheit.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Undurchsichtige<br />

Geschäfte:<br />

die Shisha-Bars<br />

Seite 14<br />

Proben auf dem RAW-Gelände: Das House auf Music öffnet bald Seite 11<br />

Feiern in der 26. Etage: Rot-Rot-Grün verpatzt Halbzeitbilanz Seite 10<br />

Filterblase im<br />

Supermarkt<br />

Anzeige<br />

V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin<br />

Stadtbild<br />

Torsten Landsberg<br />

trägt an der Kasse keine<br />

Kopfhörer.<br />

Der Supermarkt in der Nachbarschaft<br />

hat den Bäcker im Eingangsbereich<br />

abgeschafft. Na gut,<br />

Bäcker ist übertrieben, schließlich<br />

wurden hier nur Teiglinge aufgebacken,<br />

wie fast überall. Werhätte früher<br />

gedacht, dass die Bezeichnung<br />

selbst backender Bäcker einmal<br />

nicht redundant sein, sondern ein<br />

Qualitätsmerkmal beschreiben<br />

würde.<br />

Das Prinzip des Aufbackens erinnert<br />

andie Kindheit und diese runden<br />

blauen Packungen, die nur gekauft<br />

wurden, weil sie an der Küchentischkante<br />

zerschlagen werden<br />

mussten, was ziemlichen Lärm gemacht<br />

hat, aber eben auch großen<br />

Spaß, denn selten war Lärm soerlaubt<br />

wie bei dieser Betätigung. Das<br />

Ergebnis, ein fertiges Sonntagsbrötchen,<br />

war hingegen relativ egal.<br />

Gegenüber dem Gemüsebereich<br />

stand im Supermarkt übrigens<br />

schon immer ein großer Glaskasten<br />

mit Brot, Brötchen und Baguette,ein<br />

Angebot also,das exakt dem des Verkaufstands<br />

am Eingang glich –<br />

schließlich stammte das Sortiment<br />

von der gleichen Großbäckerei, die<br />

zudem ein Tochterunternehmen der<br />

Supermarktkette ist. Weder Angebot<br />

noch Qualität werden also unter der<br />

Änderung leiden, die trotzdem bedauerlich<br />

ist, weil sie die Interaktion<br />

mit anderen Menschen im Alltag<br />

weiter reduziert. Die Filterblase<br />

schwappt aus dem Internet ins<br />

wahreLeben.<br />

Wenn ein Freund aus Hamburg<br />

zu Besuch war, erzählte er nach einem<br />

Einkauf im Supermarkt immer<br />

von der aufgeregten Verkäuferin am<br />

Backstand, die stets drängelte und<br />

ihm nie Zeit ließ, sich vorder Bestellung<br />

in Ruhe einen Überblick über<br />

die unterschiedlichen Brotsorten zu<br />

verschaffen. Er war danach fix und<br />

fertig. Solche Episoden werden künftig<br />

rar.<br />

Dass vermutlich nicht jeder Supermarktbesucher<br />

Wert auf Kommunikation<br />

legt und den wegrationalisierten<br />

Backstand vermissen<br />

wird, zeigt sich am Laufband der<br />

Kasse.Dortlässt ein Kunde seine geschlossenen<br />

Kopfhörer auf den Ohrenund<br />

blockt damit vonvornherein<br />

jeden sich potenziell anbahnenden<br />

Austausch mit der Außenwelt ab, in<br />

diesem Moment verkörpert durch<br />

die Kassiererin.<br />

Die verzichtet routiniert auf jede<br />

verbale Kontaktaufnahme mit dem<br />

Kopfhörerträger und kassiert ihn<br />

wortlos ab. Erst am Ende zwingt die<br />

Pflicht sie,ihn nach seinem Interesse<br />

am Kassenbon zu fragen. Er sieht<br />

wohl, dass sie spricht und antwortet<br />

ausdruckslos: „Danke,gleichfalls.“<br />

An allgemeinbildenden <strong>Berliner</strong> Schulen dürfen Lehrerinnen kein Kopftuch tragen. Ob das so bleibt, ist strittig.<br />

Kopftuch kommt nach Karlsruhe<br />

Berlin geht gegen Entscheidung des Landesarbeitsgerichtes in Revision –und erzwingt Grundsatzentscheidung<br />

VonMartin Klesmann<br />

In Berlin dürfen muslimische<br />

Lehrerinnen womöglich bald<br />

im Unterricht Kopftuch tragen.<br />

Denn die Bildungsverwaltung<br />

hat in Sachen Neutralitätsgesetz ihre<br />

Strategie geändert. Monatelang<br />

hatte sich der Senat geweigert, das<br />

Gesetz höchstrichterlich überprüfen<br />

zu lassen. Dieses Gesetz verbietet<br />

das Tragen sämtlicher religiöser Zeichen<br />

im Unterricht. Bisher gibt es<br />

nur Einzelfallentscheidungen, die<br />

meisten fielen zugunsten der kopftuchtragenden<br />

Frauen aus.Die Richter<br />

sahen eine Diskriminierung, den<br />

Frauen wurde ein Anspruch auf Entschädigung<br />

zugesprochen. Eine<br />

grundsätzliche Entscheidung über<br />

das Neutralitätsgesetz gab es allerdings<br />

nicht. Bisher.<br />

Jetzt aber lässt die Bildungsverwaltung<br />

das umstrittene Gesetz vor<br />

dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt<br />

überprüfen: Siegeht dafür gegen das<br />

jüngste Urteil des Landesarbeitsgerichtes<br />

(LAG) inRevision –und erzwingt<br />

somit die längst überfällige<br />

Grundsatzentscheidung über das<br />

Neutralitätsgesetz. Bisher wollte<br />

Berlin diesen Schritt nicht gehen.<br />

Gutachten verzögertsich<br />

Gesetz: Seit 2005 gilt in<br />

Berlin das Neutralitätsgesetz.<br />

Damit reagierte Berlin<br />

wie andere Bundesländer<br />

auf die Klageder badenwürttembergischen<br />

Lehrerin<br />

Fehreshta Ludin vordem<br />

Bundesverfassungsgericht.<br />

Sie durfte wegenihres Kopftuches<br />

nicht unterrichten.<br />

Anzeige<br />

V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin<br />

In dem konkreten Fall geht es um eine<br />

Informatikerin muslimischen Glaubens,<br />

deren Bewerbung für den<br />

Schuldienst erfolglos geblieben war.<br />

DasLAG hatte deshalb im November<br />

2018 festgestellt, dass die Frau diskriminiert<br />

worden sei und ihr eine Entschädigung<br />

von eineinhalb Monatsgehälternzuzahlen<br />

sei. DieRichterin<br />

hatte sich dabei auf die jüngste Entscheidung<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

berufen, an die sie sich gebunden<br />

sehe.Bekanntlich hatten sich die<br />

Karlsruher Richter im Jahr 2015 gegen<br />

ein pauschales Kopftuchverbot ausgesprochen.<br />

EinVerbot könne es nur<br />

geben, wenn konkret der Schulfrieden<br />

gefährdet sei.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Neutralitätsgesetz<br />

verbietet Lehrern, Polizisten und<br />

Justizbediensteten, im Dienst religiöse<br />

Symbole offen zu tragen. Betroffen<br />

sind sowohl Kopftuch als<br />

auch Kreuz und Kippa. Ausgenommen<br />

sind Berufsschulen.<br />

Im konkreten Fall geht Bildungssenatorin<br />

SandraScheeres (SPD) davonaus,dass<br />

das Erfurter Bundesarbeitsgericht<br />

umgehend die Karlsruher<br />

Verfassungsrichter anrufen<br />

dürfte,umdas <strong>Berliner</strong> Neutralitätsgesetz<br />

zu überprüfen. Sollte die Klägerin<br />

verlieren, könnte die Frau<br />

selbst das Bundesverfassungsgericht<br />

anrufen. In der Folge müsste dann<br />

womöglich das <strong>Berliner</strong> Neutralitätsgesetz<br />

verändertwerden.<br />

Dass Berlin bei den bisherigen<br />

Kopftuch-Klagen wieder und wieder<br />

wegen Diskriminierung Entschädigungen<br />

zahlen müsse, sei ein unhaltbarer<br />

Zustand, finden zum Beispiel<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

BERLINER NEUTRALITÄTSGESETZ<br />

Berlin: Da Bildung Ländersache<br />

ist, musste die<br />

Rechtslageauf Länderebene<br />

angepasst werden. In Berlin<br />

ist seither geregelt, dass<br />

Lehrer,Polizisten und Justizbedienstete<br />

im Dienst keine<br />

religiösen Symbole offen tragendürfen.<br />

Weder Kopftuch,<br />

noch Kreuz oder Kippa.<br />

Ausnahmen: Allerdings dürfen<br />

in Berlin Lehrerinnen<br />

auch mit Kopftuch an den<br />

Berufsschulen und Oberstufenzentren<br />

unterrichten. Dort<br />

seien die Schüler meist<br />

schon volljährig und dadurch<br />

wenigerbeeinflussbar,hieß<br />

es. Andere Bundesländer<br />

haben andere Gesetze.<br />

und Kultursenator Klaus Lederer<br />

(Linke). Behrendt hatte nach dem<br />

jüngsten Urteil des LAGsogar gesagt,<br />

dass der Konflikt um das Neutralitätsgesetz<br />

nicht länger auf dem Rücken<br />

der kopftuchtragenden Frauen<br />

ausgetragen werden dürfe. Als das<br />

Land im Februar 2017 erstmals in einem<br />

anderen Fall eine Niederlage<br />

vor dem LAG kassierte, ließ Bildungssenatorin<br />

Scheeres die Frist<br />

für eine Revision bewusst verstreichen.<br />

Sie wollte das Problem aussitzen.<br />

Nunwirdesernst.<br />

Nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> ging die schriftliche Urteilsbegründung<br />

des jüngsten LAG-Urteils<br />

bei der Bildungsverwaltung am<br />

19. Februar ein. In der schriftlichen<br />

Urteilsbegründung geht die Vorsitzende<br />

Richterin sehr kritisch mit der<br />

<strong>Berliner</strong> Rechtslage um. „Dem Vortrag<br />

des beklagten Landes mangelt<br />

es insgesamt an der erforderlichen<br />

Einzelfallbezogenheit im Hinblick<br />

auf eine konkrete Gefahr“, heißt es<br />

dort ausdrücklich. Die Gefahr, die<br />

voneiner Lehrerin mit Kopftuch angeblich<br />

ausgehe, sei nicht konkret<br />

belegt worden.<br />

Angesichts dieser schriftlichen<br />

Urteilsbegründung entschloss man<br />

sich in der Bildungsverwaltung umgehend<br />

dazu, in Berufung zu gehen.<br />

Dabei steht noch dass Gutachten des<br />

Rechtswissenschaftlers Wolfgang<br />

Bock aus, der für etwa 25 000 Euro<br />

ZURIJETA<br />

im Auftrag der Bildungsverwaltung<br />

prüfen sollte, obdas Neutralitätsgesetz<br />

mit dem Grundgesetz vereinbar<br />

ist. Um den Autor hatte die Bildungsverwaltung<br />

bisher ein Geheimnis gemacht.<br />

Selbst in der Antwortauf eine<br />

parlamentarische Anfrage der Grünen<br />

nannte man den Autor jüngst<br />

nur abgekürzt „Prof. Dr.W.B.“. Bock<br />

hat zum Beispiel zum islamischen<br />

Religionsunterricht in Deutschland<br />

geforscht. Zu welchem Ergebnis er<br />

kommt, ist noch offen. Anders bei<br />

dem früheren Innensenator Ehrhart<br />

Körting (SPD).<br />

Körting würde das 2005 von ihm<br />

selbst verantwortete Gesetz heute<br />

anders formulieren und gelassener<br />

an das Thema rangehen, hatte er erst<br />

vor kurzem der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gesagt.<br />

„Eine Lehrerin sollte Kopftuch<br />

tragen können, solange es dadurch<br />

zu keiner Gefährdung des Schulfriedens<br />

kommt“, so Körting. Für den<br />

Fall aber,dass Kinder voneiner Lehrerin<br />

religiös indoktriniert würden,<br />

sollte der Gesetzestext regeln, dass<br />

diejenige disziplinarrechtlich belangt<br />

oder gar aus dem Dienst entfernt<br />

werden könne. Eine ähnliche<br />

Regelung gilt im Neutralitätsgesetz<br />

von 2005 bereits für Erzieherinnen<br />

im Kita-Bereich.<br />

Einige Schulleiter warnen<br />

An Schulen in sozialen Brennpunkten<br />

warnen allerdings Schulleiter davor,<br />

dasNeutralitätsgesetz aufzuweichen.<br />

Schon jetzt würden Schülerinnen<br />

von Mitschülern unter Druck<br />

gesetzt, wenn sie sich nicht an religiöse<br />

Vorgaben halten. Mädchen<br />

würden kritisiert, wenn sie kein<br />

Kopftuch tragen, sich stattdessen<br />

freizügiger kleideten, berichten<br />

Schulleiter wie Detlef Pawollek von<br />

der Neuköllner Röntgen-Schule.<br />

Selbst eine türkischstämmige Sozialarbeiterin<br />

sei schon von Eltern gefragt<br />

worden, wieso sie kein Kopftuch<br />

trage. So würden sich womöglich<br />

weniger Mädchen trauen, sich<br />

vonden strikten religiösen Vorgaben<br />

aus dem Elternhaus zu lösen.<br />

Was immer Karlsruhe entscheidet,<br />

es wirdfür neuen Streit sorgen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Zwei Bahnstrecken<br />

zeitweise gesperrt<br />

DieKollision eines Eurocitys mit Teilen<br />

eines vomSturmabgedeckten<br />

Lagerhallen-Dachs bei Golßen<br />

(Dahme-Spreewald) hat in der Nacht<br />

zu Dienstag für eineVollsperrung der<br />

Strecke Berlin–Dresden gesorgt.<br />

Rund 200 Reisende seien unverletzt<br />

aus dem Zuggebracht worden, so<br />

ein Bahnsprecher.Die Strecke wurde<br />

am Dienstagvormittag zunächst in<br />

einer Richtung wieder freigegeben.<br />

Ebenfalls am Dienstag musste die<br />

Bahnstrecke zwischen Leipzig und<br />

Berlin zwischen Trebbin und Ludwigsfelde<br />

(Teltow-Fläming) wegen<br />

eines Notarzteinsatzes für knapp<br />

drei Stunden gesperrtwerden. (dpa)<br />

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V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin<br />

Familie der getöteten Keira<br />

organisiertGedenkminute<br />

EinJahr ist es her,dass die 14-jährige<br />

Keiraaus Alt-Hohenschönhausen<br />

voneinem Mitschüler ermordet<br />

wurde.Am7.März, ihrem Todestag,<br />

findet gegen 18 Uhrvor der Eisschnelllaufhalle<br />

im Sportforum, in<br />

der das Mädchen oft trainierte,eine<br />

Gedenkminute statt. „Wir möchten<br />

mit allen betroffenen Menschen einen<br />

gemeinsamen Moment der Erinnerung<br />

und Trauer verbringen“,<br />

heißt es in einer Pressemitteilung,<br />

die Keiras Mutter über ihren Anwalt<br />

veröffentlichen ließ. Keiras Mörder,<br />

ein 15-jähriger Mitschüler,hatte das<br />

Mädchen 2018 bei einer Hausaufgaben-Verabredung<br />

erstochen. (dpa)<br />

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V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin<br />

Busse und Bahnen fahren<br />

im Feiertags-Takt<br />

Derneue Feiertag an diesem Freitag<br />

hat auch Auswirkungen auf die Fahrpläne<br />

vonBus und Bahn. Darauf wies<br />

derVerkehrsverbund Berlin-BrandenburgamDienstag<br />

hin. S-Bahn<br />

und BVGverkehrtenamFrauentag<br />

weitgehend nach Samstagsfahrplan.<br />

Beider S-Bahn gebe es aber vorallem<br />

am StadtrandAbweichungen. Zudem<br />

fahren einige Tramlinien nach Sonntagsfahrplan<br />

oder fallen aus.Viele<br />

Busse fahren lautVBB gewohnt nach<br />

Freitagsfahrplan, vereinzelt fallen Linien<br />

aus. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Rebeccas<br />

Haare im<br />

Kofferraum<br />

Polizei untersucht Auto des<br />

Schwagers der Vermissten<br />

ImFall der seit zwei Wochen vermissten<br />

Rebecca aus Rudowhat die<br />

Polizei offenbar Haare der 15-Jährigen<br />

und Fasern einer ebenfalls verschwundenen<br />

Fleece-Decke im Auto<br />

des Schwagers Florian R. entdeckt.<br />

Das erfuhr die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> aus<br />

Ermittlerkreisen. Konkret sollen die<br />

Haare nach Recherchen der <strong>Zeitung</strong><br />

Die Welt im Kofferraum gefunden<br />

worden sein. Das Auto wurde in der<br />

Vergangenheit nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> sowohl von Florian<br />

R. als auch von Rebeccas älterer<br />

Schwester Jessica benutzt. Zum Zeitpunkt<br />

des Verschwindens hatte der<br />

Schwager nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

aber keinen Zugriff auf das<br />

Auto, weil Jessica damit unterwegs<br />

gewesen sein soll.<br />

Ob sich der Tatverdacht gegen den<br />

am Montag zum zweiten Mal festgenommenen<br />

Florian R. nach dem<br />

Fund der Fasern und Haare erhärtet,<br />

ist nicht klar.Diese könnten auch vor<br />

demVerschwinden der 15-Jährigen in<br />

das Auto gelangt sein, hieß es.<br />

Unterdessen schweigt der tatverdächtige<br />

Florian R. auch weiterhin. Er<br />

soll gegenüber den Ermittlern der<br />

Mordkommission lediglich gesagt<br />

haben, dass er nichts mit dem Verschwinden<br />

zu tun habe und man ihm<br />

ohne Leiche nichts anhaben könne.<br />

Allerdings soll es Chat-Nachrichten<br />

des 27-Jährigen geben, die nicht mit<br />

den von ihm gemachten Angaben<br />

übereinstimmen. Siesollen geschrieben<br />

und empfangen worden sein, als<br />

er nach eigenen Angaben schon<br />

schlief.<br />

Die 15-Jährige hatte in der Nacht<br />

zum 18. Januar im Haus ihrer älteren<br />

Schwester und ihres Schwagers geschlafen.<br />

Seit jenem Morgen wird sie<br />

vermisst. Auch eine Fleece-Decke<br />

fehlt seitdem. Die Polizei geht inzwischen<br />

davon aus, dass die Jugendliche<br />

einem Tötungsverbrechen zum<br />

Opfer fiel. Bei den Ermittlern gingen<br />

inzwischen rund 250 Hinweise ein.<br />

Eine heiße Spur ist wohl nicht dabei.<br />

Suche hat oberste Priorität<br />

Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten<br />

sich nicht zu den möglichen Indizien<br />

gegen den Schwager, weil die<br />

Veröffentlichung von Informationen<br />

die Ermittlungen der Mordkommission<br />

stören und erschweren könnte.<br />

DieStaatsanwaltschaft teilte lediglich<br />

mit, der Haftbefehl vom Montag sei<br />

ausgestellt wegen des „dringenden<br />

Tatverdachts des Totschlags“. Voneinem<br />

Mordvorwurf sei vor allem deswegen<br />

derzeit nicht die Rede, weil<br />

noch keine Leiche gefunden worden<br />

sei und die Polizei nichts über die Todesursache<br />

wisse, sagte die Sprecherinder<br />

Staatsanwaltschaft, Mona Lorenz.<br />

Für Verurteilungen wegen Mord<br />

müssen juristisch bestimmte Merkmale<br />

wie Grausamkeit oder Heimtücke<br />

vorliegen.<br />

Die Suche nach Rebecca oder ihrerLeiche<br />

ging unterdessen rund um<br />

den Stadtteil Britz mit Hochdruck<br />

weiter. „Die oberste Priorität ist es,<br />

Rebecca zu finden“, sagte die Sprecherin<br />

der Staatsanwaltschaft. Es<br />

gebe eine Menge Anhaltspunkte,<br />

aber dazu könne man aus ermittlungstaktischen<br />

Gründen nichts<br />

mitteilen. (kop.,lex.,pde.)<br />

Die Spurensicherung untersucht das<br />

Haus des Schwagers.<br />

ERIC RICHARD<br />

Erst Wut, dann Lächeln<br />

Ausgerechnet kurz vor der Halbzeit-Bilanz wird dem Regierenden Vertrauensbruch vorgeworfen<br />

VonAnnika Leister<br />

und Gerhard Lehrke<br />

Halbzeitbilanz des rotrot-grünen<br />

Senats –das<br />

sollte eigentlich ein Tag<br />

der Eintracht sein. Ein<br />

Tag, um vorder Presse Erfolge zu verkünden.<br />

Doch hinter den Kulissen<br />

brodelte es am Dienstag.<br />

Dabei war alles so hübsch arrangiert:<br />

Das Signal „Alles super, wir<br />

wollen noch höher hinaus“ sollte<br />

schon die Wahl des Ortes für die Vorstellung<br />

der Bilanz signalisieren: Der<br />

Regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD), Kultursenator Klaus<br />

Lederer (Linke) und Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop (Grüne) luden<br />

die Journalisten in den Partyraum im<br />

26. Stock eines Wohnhochhauses in<br />

der Gropiusstadt.<br />

Nur sickerte noch vor der Pressekonferenz<br />

durch, dass die Senatssitzung<br />

wenige Stunden zuvor alles andere<br />

als harmonisch verlaufen war.<br />

Eigentlich sollte die Gesetzesänderung<br />

zum Schwarzfahren im ÖPNV<br />

verabschiedet werden. Die Initiative<br />

zielt darauf ab, das Fahren ohne Ticket<br />

voneiner Straftat zur Ordnungswidrigkeit<br />

herabzustufen. Sie soll in<br />

den Bundesrat eingebracht werden.<br />

Eigentlich kein strittiges Thema in<br />

der Koalition, die Justizverwaltung<br />

unter Dirk Behrendt (Grüne) hat die<br />

Vorlage erarbeitet. Im Voraus hieß es,<br />

der Antrag würde beschlossen.<br />

Affront gegen Justizsenator<br />

Am Dienstag aber soll die Senatskanzlei<br />

überraschend die Bitte vorgebracht<br />

haben, die Vorlage zu<br />

schieben und Verknüpfungen der<br />

Thematik mit der geplanten Verschärfung<br />

des Polizeigesetzes (Asog)<br />

zu prüfen. Eine Finte der SPD, mutmaßen<br />

einige,umden Druck auf die<br />

Linke zu erhöhen, die sich gegen die<br />

geplanten Änderungen beim Polizeigesetz<br />

positioniert.<br />

Eingrober Affront ist die Verzögerung<br />

allerdings vor allem für Dirk<br />

Behrendt und die Grünen. Aus Kreisen<br />

der Senatsverwaltung für Justiz<br />

war danach denn auch massive Kritik<br />

am Koalitionspartner und dem<br />

Regierenden selbst zu vernehmen:<br />

„Mit Bedauern ist zur Kenntnis genommen<br />

worden, dass man sich auf<br />

das Wort des Regierenden Bürgermeisters<br />

offensichtlich nicht mehr<br />

verlassen kann.“ Der Tenor ist klar:<br />

Das Vertrauen wurde von der SPD<br />

gebrochen –und das ausgerechnet<br />

zur Halbzeitbilanz.<br />

60 Projekte: Mittels eines Hochglanz-Flyers<br />

hat die rot-rot-grüne Landesregierung Bilanz<br />

gezogen –60Vorhaben sind darin aufgelistet,<br />

48 tragen einen grünen Haken für „erledigt“ ,<br />

zwölf einen gelben, nach oben zeigenden Pfeil<br />

für „in Arbeit“. Projekte, bei denen R2G gescheitertist<br />

oder bei deren Umsetzung es hapert,<br />

tauchen in dem Prospekt nicht auf. Ein<br />

Blick auf ausgewählte Punkte dieser Selbsteinschätzung,die<br />

mit Vorsicht zu genießen ist.<br />

Oder,wie Wirtschaftssenatorin Ramona Pop<br />

(Grüne), sagt: „Ein Beschluss heißt noch<br />

nicht, dass etwas umgesetzt ist.“<br />

Mehr Qualität in der Bildung: In der Broschüre<br />

prangt ein grüner Haken, tatsächlich<br />

aber gesteht der Senat in einem erweiterten<br />

Papier zu: „Trotz steigender Ressourcen stellen<br />

uns die Lernergebnisse nicht zufrieden.“ Tatsächlich<br />

ergeht sich der Senat in Ankündigungen,<br />

dass durch die Einführung der Gemeinschaftsschule<br />

als Regelschule oder 39 weitere<br />

Maßnahmen die Lageverbessertwerde.<br />

Mehr bezahlbarer Wohnraum bei Neubau:<br />

Es stimmt einerseits, weil 2017/2018 rund<br />

6500 Sozialwohnungen geschaffen wurden.<br />

Doch damit hat es sich mit dem grünen Haken.<br />

Der Rest ist Ankündigung weiterer Aufstockungen.<br />

Dass Berlin sein selbst gestecktes<br />

Ein Selfie zur Feier des Tages: Ramona Pop(Grüne), Michael Müller (SPD) und Klaus<br />

Lederer (Linke), die führenden Köpfe der Koalition.<br />

WWW.IMAGO-IMAGES.DE<br />

„Es hat den Anschein,<br />

dass die <strong>Berliner</strong> uns mehr mögen<br />

als wir uns untereinander.“<br />

Klaus Lederer (Linke), Kultursenator<br />

BILANZ IN PROJEKTEN<br />

Abgepollertund grün unterlegt: So sollen Radler gesichertfahren können.<br />

Ziel von30000 durch die städtischen Gesellschaften<br />

errichteten Wohnungen bis 2021 um<br />

voraussichtlich 5000 verfehlen wird, ist nicht<br />

vermerkt.<br />

SENAT<br />

MehrWohnungen in Landeshand: Hier ist das<br />

grüne Häkchen berechtigt. 2018 stieg die Zahl<br />

der landeseigenen Wohnungen durch Neubau<br />

und Ankauf um 7203, die sechs Wohnungsbaugesellschaften<br />

besaßen Ende Januar<br />

knapp 309 000 Wohnungen. Das Ziel, bis<br />

2021 den Bestand um 10 000 zu erhöhen,<br />

dürfte überschritten werden. Michael Müller<br />

wird in den nächsten Tagenwie angekündigt<br />

Gespräche mit der Deutsche Wohnen führen,<br />

um einen Rückkauf der ehemaligen GSW-<br />

Wohnungen in die Wege zu leiten.<br />

In der Gropiusstadt, vor Kameras<br />

und Journalisten, ließen sich die drei<br />

führenden Köpfe der Koalition den<br />

Streit aber nicht anmerken. Müller<br />

sagte gleich zu Anfang: „Ich betone,<br />

dass ich mich in dieser Koalition sehr<br />

wohl fühle.“ 45 Minuten lang galoppierten<br />

Müller, Lederer und Pop<br />

durch ihre Erfolgliste und beschränkten<br />

sich dabei nicht nur auf<br />

Wirtschaftsentwicklung, Wissenschaftsansiedlung<br />

oder Schutz vor<br />

Verdrängung durch Mieten.<br />

DieZustimmung der <strong>Berliner</strong> zur<br />

Koalition sei stärker als nach der<br />

Wahl, konstatierte der Regierende<br />

Bürgermeister,auch wenn er sich bei<br />

den Umfragen eine andere Position<br />

der SPD wünsche. Sie liegt nur noch<br />

auf Platz 4des Parteien-Rankings.<br />

Forderung nach Solidarität<br />

Zwischendurch gab es ein wenig<br />

Selbstkritik, allerdings sehr fein dosiert.<br />

Beim Handeln der drei Parteien<br />

und ihrer drei Fraktionen könne die<br />

Koordinierung besser werden. So,<br />

wie es jetzt laufe, würden Entscheidungen<br />

verzögert. Pop relativierte:<br />

„Nicht jede Diskussion ist ein Koalitionsstreit.“<br />

Aber dennoch könnte<br />

die Erfolgsliste länger sein, wenn<br />

nicht alles so lange dauern würde,<br />

wie sie beklagte.Zum Beispiel könne<br />

schneller gebaut werden.<br />

Eine Müllersche Spitzegab es nur<br />

in Richtung der Linken, die sich gegen<br />

eine Ausweitung der Videoüberwachung<br />

im öffentlichen Raum zur<br />

Kriminalitätsbekämpfung sperrt. Etwas<br />

geschraubt formulierte Müller<br />

mit Blick auf ein vonder CDU unterstütztes<br />

Volksbegehren für mehr Videoüberwachung,<br />

dass es Aufgabe<br />

der Politik sei, sich auf neue Entwicklungen<br />

einzustellen. Er wolle nicht,<br />

dass das Volksbegehren Erfolg habe,<br />

aber er hoffe auf eine „sachgerechte<br />

Reaktion“.<br />

Lederer nahm das auf: „Dem<br />

stimme ich dem Grunde nach zu.“<br />

Um dann zu sagen, es sei schwierig,<br />

Kompromisse, die man in der Koalitionsvereinbarung<br />

gefunden habe,<br />

wieder aufzuschnüren. Da sei gegenseitige<br />

Solidarität nötig.<br />

Genau daran aber scheint es dem<br />

Senat auch zur Halbzeit noch zu<br />

mangeln. Treffender als Selfies lachender<br />

Akteure und Erfolgsbekundungen<br />

ist für die Zustandsbeschreibung<br />

der Koalition wohl eher ein anderer<br />

Satz des Kultursenators: Es<br />

habe den Anschein, so Lederer, dass<br />

„uns die <strong>Berliner</strong> mehr mögen als wir<br />

uns untereinander“.<br />

Weniger Schulden: Das stimmt, der Schuldenberg<br />

ist von63Milliarden Euro 2011 auf<br />

unter 58 Milliarden Euro gesunken. Das grüne<br />

Häkchen ist insoferngerechtfertigt. Kritik ist<br />

aber auch hier angebracht: Die landeseigenen<br />

Unternehmen haben binnen zehn Jahren ihre<br />

Verbindlichkeiten um über 50 Prozent auf<br />

mehr als 16 Milliarden Euro gesteigert. Die<br />

Opposition verbucht das als Schattenhaushalt.<br />

Mobilitätsgesetz für besseren Radverkehr<br />

und öffentlichen Personennahverkehr:<br />

Das Gesetz ist beschlossen, es gibt sogar<br />

schon einigeneue Radspuren. Zweirad-Aktivisten<br />

bemängeln jedoch, dass es damit zu<br />

langsam vorangeht, und Projekte wie der Fahrradstreifen<br />

an der Holzmarktstraße werden als<br />

fehlerhaft angesehen. Der Jubel über milliardenschwere<br />

Investitionen in neue Busse und<br />

Bahnen sowie neue Tram-Strecken verdeckt,<br />

dass die Grünen beispielsweise die vonMichael<br />

Müller gewünschte Verlängerung des<br />

Massenverkehrsmittels U-Bahn nach Schönefeld<br />

/BER bestenfalls halbherzig betreiben.<br />

Mehr öffentliche Toiletten: Bei diesem<br />

Thema ist der grüne Haken tollkühn gesetzt,<br />

weil der Bau von281 Toiletten ab 2019 eben<br />

nur eine Ankündigung ist.<br />

Fußgänger verletzt.<br />

BeidreiVerkehrsunfällen wurden<br />

am Montagabend drei Fußgänger,<br />

darunter ein Kind, schwer verletzt.<br />

In der Seegefelder Straße in Spandau<br />

riss sich gegen 17 Uhrein achtjähriger<br />

Junge vonder Hand seiner Großmutter<br />

los und lief auf die Fahrbahn.<br />

Dabei wurde er voneinem VW-Golf<br />

Fahrer erfasst. Zwanzig Minuten<br />

später überquerte am Hermannplatz<br />

in Neukölln ein 78-Jähriger die<br />

Fahrbahn und wurde dabei voneiner<br />

Frau in ihrem Mercedes-Benz<br />

angefahren. In der Invalidenstraße<br />

in Mitte erfasste kurzvor Mitternacht<br />

ein Taxifahrer einen 26-Jährigen,<br />

der bei Rotüber die Straße laufen<br />

wollte.<br />

Betrunkene Autofahrer ertappt.<br />

52 alkoholisierte Autofahrer hat die<br />

Polizei am Karnevalswochenende<br />

angehalten. 21 vonihnen seien mit<br />

einem Alkoholwertvon mehr als<br />

1,1 Promille absolut fahruntüchtig<br />

gewesen, teilte die Polizei am Dienstag<br />

mit. Derhöchstgemessene Wert<br />

betrug demnach 1,9 Promille.62<br />

weitereAutofahrer standen unter<br />

Drogeneinfluss.Insgesamt wurden<br />

gut 5000 Autofahrer überprüft, etwa<br />

1000 Beamte waren im Einsatz<br />

Handy geraubt.<br />

Beim Versuch, ihr Handy zu verkaufen,<br />

ist am Montagabend eine<br />

38-Jährige bestohlen und verletzt<br />

worden. Siehatte sich über ein Internetportal<br />

mit einem angeblichen<br />

Käufer ihres iPhones am Bayernring<br />

in Tempelhof verabredet. Als der<br />

Mann bezahlen sollte,zog er anstatt<br />

des Gelds Pfefferspray aus der Tasche<br />

und sprühte es der Frau ins Gesicht.<br />

Dabei erlitt sie Reizungen an<br />

den Augen und im Gesicht. DerRäuber<br />

flüchtete mit dem Handy.<br />

Fahndung nach Sexualtäter.<br />

Miteinem Phantombild fahndet die<br />

Polizei nach einem 25 bis 30 Jahrealten<br />

Mann. Er soll in der Nacht zum<br />

9. Juli vergangenen<br />

Jahres über<br />

ein Baugerüst<br />

und ein geöffnetes<br />

Küchenfenster<br />

in eine Wohnung<br />

in der<br />

POLIZEIREPORT<br />

POLIZEI<br />

Phantombild des<br />

Täters.<br />

zweiten Etage eines<br />

Hauses in<br />

Schönebergeingestiegen<br />

sein.<br />

Dortüberraschte<br />

er die 58 Jahrealte Mieterin.<br />

Er überwältigte sie.Als die Frau um<br />

Hilfe schrie,flüchtete der Mann wieder<br />

über das Baugerüst auf die<br />

Straße und verschwand. DerTäter<br />

soll zwischen 1,70 und 1,75 Meter<br />

groß und schlank sein. Sein Haar war<br />

dunkel und kurzgeschnitten. Er war<br />

bekleidet mit einem ausgewaschenem<br />

schwarzenBasecap mit einem<br />

kreisförmigen weißen Symbol. Außerdem<br />

trug er ein hellgraues Polohemd<br />

sowie eine knielange,ausgewaschene<br />

schwarze Hose und helle<br />

Turnschuhe.Hinweise zur Identität<br />

des Mannes sowie zu dessen Aufenthaltsortnimmt<br />

jede Polizeidienststelle<br />

entgegen.<br />

Tankstelle überfallen.<br />

Im Märkischen Viertel ist am Montagabend<br />

eine Tankstelle überfallen<br />

worden. Drei maskierte Männer hatten<br />

gegen 22.30 Uhrden Verkaufsraum<br />

am Wilhelmsruher Damm betreten.<br />

Siebedrohten den 28-jährigen<br />

Angestellten mit einem Schraubendreher<br />

und forderten das Geld<br />

aus der Kasse.Anschließend flüchteten<br />

die Täter mit der Beute zu Fuß.<br />

DerAngestellte blieb unverletzt.<br />

Zwei Verletzte nach Streit.<br />

Eine Mitarbeiterin eines Sicherheitsdienstes<br />

hat am Montagnachmittag<br />

in einem Durchgang zum U-Bahnhof<br />

Osloer Straße in Gesundbrunnen<br />

zwei durch Messerstiche verletzte<br />

Männer entdeckt. Der37- und der<br />

39-Jährige gaben an, dass sie gegen<br />

17 UhrimKienhorstparkmit vier<br />

Unbekannten in Streit geraten seien,<br />

einer habe dann auf sie eingestochen.<br />

Anschließend sei die Gruppe<br />

geflüchtet. (ls.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Anklage<br />

gegen Amris<br />

Komplize<br />

Islamist lagerte angeblich<br />

in Pankow Sprengstoff<br />

BER-Firmen<br />

sagen<br />

Politikern ab<br />

Bosch und Caverion haben<br />

keine Zeit für März-Sitzung<br />

VonJörg Köpke<br />

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage<br />

gegen einen islamistischen<br />

Gefährder aus der russischen<br />

Kaukasusrepublik Dagestan erhoben.<br />

Der 31-jährige Magomed-Ali C.<br />

soll mit dem späteren Berlin-Attentäter<br />

Anis Amrieinen Sprengstoffanschlag<br />

in Deutschland vorbereitet<br />

haben. Die Anklagebehörde wirft<br />

dem russischen Staatsbürger „eine<br />

schwere staatsgefährdende Gewalttat<br />

sowie die Vorbereitung eines Explosionsverbrechens“<br />

vor. C. droht<br />

im Falle einer Verurteilung eine<br />

mehrjährige Haftstrafe.<br />

Angeklagt wird der Beschuldigte<br />

vor dem Kammergericht in Berlin.<br />

Bis zuseiner Verhaftung im August<br />

lebte Magomed-Ali C. im Nordosten<br />

der Hauptstadt. In seiner Wohnung<br />

im Pankower Ortsteil Buch soll er<br />

laut Bundesanwaltschaft im Oktober<br />

2016 größere Mengen des hochexplosiven<br />

Sprengstoffs Triacetontriperoxid<br />

(TATP) gelagerthaben.<br />

Ein weiterer Komplize soll Franzose<br />

gewesen sein. Clément B. setzte<br />

sich Ende Oktober 2016 von Berlin<br />

aus nach Frankreich ab. Dort wurde<br />

er im April 2017 in Marseille mit<br />

mehreren Schusswaffen und drei Kilogramm<br />

TATP verhaftet.<br />

Kennengelernt haben soll sich<br />

das Terrortrio kurz vor Weihnachten<br />

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V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin V.i.S.d.P.:CDU-Fraktion, 10117 Berlin<br />

2015 in der Moabiter Fussilet-Moschee,<br />

inder Amri zwischenzeitlich<br />

wohnte. Ein Jahr später raste Amri<br />

mit einem Lastwagen über den<br />

Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz<br />

und tötete zwölf Menschen –<br />

wohl auch, weil zuvor die Vorbereitungen<br />

auf einen Sprengstoffanschlag<br />

ins Stocken geraten waren.<br />

C. war 2011 nach Deutschland<br />

eingereist und hatte einen Asylantrag<br />

gestellt. Im Juni 2015 verhinderten Sicherheitsbehörden,<br />

dass der Dagestaner<br />

nach Syrien ausreiste.Danach<br />

soll in ihm der Plan gereift sein, in<br />

Deutschland einen Anschlag zu verüben.<br />

Er soll enge Verbindungen zur<br />

Terrormiliz IS unterhalten haben.<br />

Unklar ist bislang, ob es den<br />

Sprengstoff in der <strong>Berliner</strong> Wohnung<br />

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überhaupt gab und wenn ja, wo er<br />

geblieben ist. DieErmittler fanden in<br />

der durchsuchten Wohnung weder<br />

Sprengstoff noch Rückstände. Strafverteidiger<br />

TarigElobid wirft den Ermittlern„Ungereimtheiten“<br />

vor.<br />

Laut Bundesanwaltschaft wurden<br />

die Vorbereitungen auf einen<br />

Sprengstoffanschlag im Oktober<br />

2016 durch eine „präventivpolizeiliche<br />

Maßnahme“ gestört. Beamte<br />

suchten seinerzeit C. auf, um ihm<br />

mitzuteilen, dass die Sicherheitsbehörden<br />

ihn als Gefährder einstufen.<br />

Hier spielt bald die Musik: Noisy-Chef Christian Rüsenberg (l.) und RobertWitoschek von Music Pool Berlin vor den künftigen Proberäumen.<br />

Proberäume stundenweise<br />

Auf dem RAW-Gelände eröffnet das House of Music. Darin versammelt sich Berlins Musikszene<br />

VonStefan Strauß<br />

Einen ruhigen Platz für ein<br />

Gespräch zu finden, ist<br />

schwierig an diesem Vormittag,<br />

so wenige Wochen<br />

vor der Fertigstellung. In der früheren<br />

Radsatzdreherei auf dem RAW-<br />

Gelände in Friedrichshain öffnet im<br />

April das House of Music. Auf vier<br />

Etagen mit mehr als 4000 Quadratmetern<br />

Fläche werden sich dann<br />

Musiker treffen zum Proben, produzieren,<br />

studieren und weiterbilden.<br />

Theorie und Praxis unter einem<br />

Dach. Laute Musik stört dort niemanden.<br />

Doch noch ist das Gebäude<br />

eine Baustelle. Handwerker geben<br />

den Tonan. Sie bohren, hämmern<br />

und sägen, ein Radio dudelt laut.<br />

Liedermacher und DJs<br />

Im Erdgeschoss werden 23 Proberäume<br />

für Musiker und Bands eingerichtet.<br />

Die Wände sind schallisoliert.<br />

Bands aller Stilrichtungen, Liedermacher,<br />

DJs, Produzenten elektronischer<br />

Musik sowie Opernsänger<br />

und Orchestermusiker werden diese<br />

Räume und Tonstudios bald nutzen.<br />

Und sie müssen nicht, wie es in der<br />

Branche üblich ist, langfristige Verträge<br />

abschließen, sondern sie können<br />

die Räume mit Instrumenten<br />

stundenweise mieten. Die Anmeldung<br />

erfolgt über eine Online-Plattform.<br />

Die Miete variiert zwischen<br />

vier und 20 Euro proStunde.<br />

Christian Rüsenberg ist einer der<br />

Mitbegründer des House of Music.<br />

„Im Zentrum von Berlin wird esfür<br />

Musikerinnen und Musiker immer<br />

schwieriger, Studios zum Proben zu<br />

finden. Mit dem House of Music<br />

möchten wir der Stadt wieder mehr<br />

Raum für Musik geben“, sagt Rüsenberg,<br />

Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />

RAW-Gelände<br />

Club<br />

Suicide<br />

Circus<br />

Warschauer Str.<br />

Warschauer Str.<br />

Skaterhalle<br />

Urban-<br />

Spree<br />

Club Astra<br />

Haubentaucher<br />

House of Music<br />

Unternehmens Noisy. Seit fast 20<br />

Jahren hat der 52-Jährige auf einem<br />

Hinterhof an der Warschauer Straße<br />

seine 16 Proberäume stundenweise<br />

vermietet, dort spielten unbekannte<br />

Straßenmusiker neben bekannten<br />

Bands wie DieToten Hosen, Kool Savas,<br />

Kraftklub, Sido, Seeed, Dendemann,<br />

Bushido, Max Herre, Bob<br />

Geldof undYoko Ono. Doch am Ende<br />

nützten die Promis nichts. Rüsenberg<br />

erging es wie vielen Musikern<br />

der Stadt: DerMietvertrag endet, die<br />

neue Miete steigt ins Unbezahlbare,<br />

und der Vermieter bevorzugt stilles<br />

Gewerbe.<br />

Im House of Music wollen sich<br />

die Musiker jetzt wiedertreffen. Und<br />

sie haben gute Bedingungen. Den<br />

Umbau der historischen Industriehalle<br />

des früheren Reichsbahnausbesserungswerkes<br />

(RAW) hat der<br />

Immobilienunternehmer Lauritz<br />

Kurth finanziert. Ihm gehört ein<br />

Büros, Ateliers, Soziokulturelles Zentrum<br />

Ambulatorium<br />

Revaler Str.<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: RAW-TEMPEL.DE<br />

Bar Zum schmutzigen Hobby<br />

Stoff- und Gerätelager<br />

Klettern<br />

Tor3<br />

Club Cassiopeia<br />

Club Crack Bellmer<br />

Club Badehaus<br />

Ex-Neue<br />

Heimat<br />

Tor4<br />

Modersohnstr. tr.<br />

Großteil des RAW-Geländes, über<br />

dessen Zukunft seit langem gestritten<br />

wird. Voneinem „Ortder Kulturund<br />

Kreativwirtschaft“ ist die Rede,<br />

von „kommerziellen und nicht<br />

kommerziellen Angeboten“. Auf<br />

dem Gelände mit seinem unsanierten<br />

Charme haben sich etliche Projekte<br />

angesiedelt. Es gibt Zirkusund<br />

Theatergruppen, Ateliers und<br />

Galerien, Werkstätten und politischeVereine,einen<br />

Kletterkegel und<br />

eine Skaterhalle, Kampfkunstschulen<br />

sowie Kneipen, Restaurants,Imbisse<br />

und Clubs wie das Astra und<br />

das Cassiopeia. Manche Nutzer lehnen<br />

Kurths Pläne ab und fürchten,<br />

er könnte die subkulturelle Struktur<br />

zerstören. Andere danken ihm für<br />

sein Engagement.<br />

Noisy-Chef Christian Rüsenberg<br />

gehört dazu. Er sagt, Kurth sei es zu<br />

verdanken, dass die Mieten für die<br />

Probenräume „weit unter dem<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Marktwert“ liegen. Der Mietvertrag<br />

läuft 30 Jahre, der Preis ändert sich<br />

nicht. Und sowird esindem Gebäude<br />

nicht nur Proberäume geben.<br />

Die Noisy Academy zieht auch ein,<br />

Tutoren unterrichten in elektronischer<br />

Musik. Noisy arbeitet gemeinwohlorientiert.<br />

Alle Gewinne werden<br />

in günstige Miete für Proben<br />

und in tariforientierte Löhne der<br />

Mitarbeiter investiert.<br />

Probebühnen in Live-Atmosphäre<br />

Zum House of Music gehört auch<br />

eine Musikakademie,das British and<br />

Irish Modern Music Institute<br />

(BIMM), das Studiengänge etwa in<br />

Gitarre, Bass, Gesang und Songwriting<br />

anbietet. Für die Musikstudenten<br />

gibt es neben Unterrichts- und<br />

Übungsräumen auch Probebühnen<br />

im Haus, auf denen sie Konzerte in<br />

Live-Atmosphäreproben können.<br />

Im Erdgeschoss eröffnet ein Café,<br />

eine öffentliche Konzertbühne wird<br />

errichtet. „Wir verbinden in diesem<br />

Haus Livemusik, Bildung und Beratung<br />

mit dem Musikgeschäft“, sagt<br />

Robert Witoschek, Mitbegründer<br />

vonNoisy und Music Pool Berlin.<br />

Ins Gebäude zieht auch Music<br />

Pool Berlin, eine öffentlich geförderte<br />

Anlaufstelle für <strong>Berliner</strong> Musikschaffende.<br />

Ihre größte Sorge: Es<br />

fehlen Proberäume zu günstigen<br />

Mieten. Das weiß auch der Senat. Er<br />

will 2000 neue Arbeits- und Atelierräume<br />

schaffen, auch für Musiker.<br />

Aufdem Gelände des ehemaligen<br />

Flughafens Tempelhof hat die Kulturverwaltung<br />

im Januar neun<br />

Übungsräume für Musiker ausgeschrieben.<br />

Die knapp 30 Quadratmeter<br />

großen Räume kosten etwa<br />

140 Euro im Monat, ein Schnäppchen.<br />

85 Bands haben sich beworben.<br />

So viele wie noch nie.<br />

Verdi will über neuen Warnstreik bei der BVG beraten<br />

VonPeter Neumann<br />

Bei den Tarifverhandlungen für<br />

die mehr als 14 500 Beschäftigten<br />

der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG) und der Berlin Transport ist<br />

weiterhin kein Durchbruch in Sicht -<br />

im Gegenteil. Zwar legte der Kommunale<br />

Arbeitgeberverband Berlin<br />

(KAV) bei der dritten Runde am<br />

Dienstag erstmals ein Angebot vor:<br />

insgesamt bis zu zwölf Prozent mehr<br />

Geld über fünf Jahre verteilt. Doch<br />

die Tarifkommission der GewerkschaftVerdibewertete<br />

die Offerte am<br />

Abend kritisch bis ablehnend. Sie<br />

will am 12. März über das weitere<br />

Vorgehen beraten –auch darüber,ob<br />

es einen weiteren Warnstreik gibt.<br />

Die angebotenen zusätzlichen<br />

Im Tarifstreit legen die Arbeitgeber erstmals ein Angebot vor,doch es gibt Kritik<br />

Lohn- und Gehaltszahlungen würden<br />

sich auf 65 Millionen Euro summieren,<br />

so der KAV. Allerdings<br />

müsste VerdiimGegenzug jahrelang<br />

auf Forderungen verzichten. Der<br />

neue Manteltarifvertrag soll eine<br />

Laufzeit vonfünf Jahren bekommen,<br />

über die Höhe der Löhne und Gehälter<br />

soll erst 2021 wieder verhandelt<br />

werden. „Dieser Ansatz bedeutet<br />

Planungssicherheit für die Unternehmen<br />

und die Beschäftigten und<br />

entspricht einer soliden und vorausschauenden<br />

Ausrichtung,“ sagte die<br />

KAV-Chefin Claudia Pfeiffer.<br />

DasAngebot liegt jedoch weit unter<br />

der von der Gewerkschaft verlangten<br />

Summe. Wie berichtet belaufen<br />

sich deren Forderungen auf<br />

60 Millionen Euro –allerdings pro<br />

Jahr. „Der Vorschlag erreicht nicht<br />

einmal den von den <strong>Berliner</strong> Regierungsfraktionen<br />

angestrebten Vergabemindestlohn<br />

von 11,30 Euro“,<br />

hieß es in einem Informationsblatt,<br />

das VerdiamAbend herausgab.Weiterhin<br />

würde ein BVG-Fahrer weniger<br />

verdienen als ein Kraftfahrer der<br />

Stadtreinigung.<br />

An grundsätzlichen Verbesserungen<br />

der Arbeitsbedingungen seien<br />

die Arbeitgeber nicht interessiert,<br />

hieß es. Stattdessen sollen sich im<br />

Fahrdienst die Bedingungen sogar<br />

noch verschlechtern, was Wendeund<br />

Ruhezeiten sowie die maximale<br />

Schichtlänge anbelangt. Standards<br />

sollen gesenkt werden, etwa bei der<br />

Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.<br />

Vonkürzeren Arbeitszeiten, wie sie<br />

Verdifordert, sei überhaupt nicht die<br />

Rede. Stattdessen sollen die Fahrer<br />

länger arbeiten (bis zu 45 Stunden pro<br />

Woche), wenn „betriebliche Engpässe“<br />

dies erfordern. Nicht einmal<br />

die nun angebotene Lohnsumme sei<br />

gesichert, eine Zusage des Senats für<br />

die 65 Millionen Euro stünde aus.Fazit:<br />

DieBVGer würden nicht entlastet,<br />

die Arbeit würde weiter verdichtet.<br />

Um die Diskussion auf ein besseres<br />

Fundament zu stellen, hat die<br />

Gewerkschaft die BVGnun aufgefordert,<br />

dieVerdi-Forderungen zu beziffern.<br />

Am Dienstag will die Tarifkommission<br />

alle Papiere bewerten und<br />

die „nächsten Schritte“ beschließen.<br />

Dazu könnte eine weitere Arbeitskampfmaßnahme<br />

gehören, hieß es<br />

am Abend in Verdi-Kreisen.<br />

VonPeter Neumann<br />

Gibt es neue Probleme am Flughafen<br />

BER? Oder wachsen den<br />

Ingenieuren und Bauleuten die bisherigen<br />

Probleme über den Kopf?<br />

Zwei Unternehmen, die im neuen<br />

Terminal tätig sind, wollen den <strong>Berliner</strong><br />

Abgeordneten derzeit nicht Rede<br />

und Antwort stehen. Bosch und Caverion<br />

haben dem Unterausschuss<br />

Beteiligungsmanagement, der am<br />

14. März tagt, abgesagt. Hat das mit<br />

Schwierigkeiten auf der Baustelle zu<br />

tun? Solchen Spekulationen sind die<br />

Firmen jetzt entgegengetreten.<br />

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„Wir haben über Jahre hinweg<br />

mehrmals an Sitzungen des Unterausschusses<br />

teilgenommen. Wir<br />

werden, wenn das gewünscht wird,<br />

gerne auch beim nächsten Mal den<br />

Abgeordneten wieder Rede und Antwort<br />

stehen. Im Fall der Sitzung am<br />

14. März haben wir uns allerdings<br />

entschieden, einmal auszusetzen“,<br />

teilte ein Bosch-Sprecher auf Anfrage<br />

mit. „Wir befinden uns am BER<br />

aktuell in der Phase der finalen Steuerungstests.<br />

Darauf konzentrieren<br />

wir uns,das hat derzeit Priorität.“ Es<br />

handele sich um aufwendige Tests,<br />

die„extrem hohe Kapazitäten“ erfordern.<br />

Bosch ist für die Brandmeldeanlage<br />

im Terminal verantwortlich.<br />

„Dass wir am 14. März nicht an<br />

der Sitzung teilnehmen, hat nichts<br />

damit zu tun, dass wir nicht wollen –<br />

sondern damit, dass wir den Termin<br />

nicht wahrnehmen können“, sagte<br />

ein Sprecher der FirmaCaverion, die<br />

sich mit der Sprinkleranlage im Terminal<br />

befasst. Die Einladung aus<br />

Berlin sei erst Ende Februar in München<br />

eingetroffen –und sie war an<br />

den früheren Vorstandsvorsitzenden<br />

gerichtet, der das Unternehmen<br />

Ende des vergangenen Jahres verlassen<br />

hat. Sein Nachfolger Frank<br />

Krause sei über vier Wochen ausgebucht,<br />

eine Teilnahme an der Sitzung<br />

so kurzfristig nicht möglich.<br />

„Die Begründungen sind nicht<br />

überzeugend. Ich finde das Verhalten<br />

von Bosch und Caverion nicht<br />

korrekt“, entgegnete Jörg Stroedter<br />

(SPD), derVorsitzende des Unterausschusses.<br />

Anden Tests, von denen<br />

Bosch spricht, seien die Manager<br />

doch gar nicht beteiligt. „Es geht um<br />

viel Steuergeld. Und daerwarte ich,<br />

dass die Unternehmen, die dieses<br />

Geld bekommen, Rede und Antwort<br />

stehen.“ Stroedter bekräftigte seinen<br />

Verdacht, dass es am BER Probleme<br />

gibt. „Von dort höre ich keine guten<br />

Nachrichten, immer nur schlechte.“<br />

DerPuffer im Zeitplan werdeimmer<br />

kleiner.Erbleibe dabei: Es sei keineswegs<br />

ausgemacht, dass der Flughafen<br />

tatsächlich 2020 in Betrieb geht.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Bei diesem Taxiunternehmen hat es geklappt. Oft aber hat Christian Grothaus Schwierigkeiten, ein Taxi zu bekommen. Viele sehen sich nicht in der Lage, ihn und seinen Rollstuhl mitzunehmen.<br />

BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK<br />

Fünf von 8300<br />

Der Senat hat ein Förderprogramm für die Umrüstung von Taxis für Kunden im Rollstuhl aufgelegt. Doch die Resonanz ist verschwindend gering<br />

VonAnnika Leister<br />

Fitiy-fity, also 50:50. So<br />

schätzt Christian Grothaus<br />

seine Chancen ein,<br />

auf der Straße ein Taxi zu<br />

bekommen. Am Taxistand muss er<br />

in der Regel an eine Scheibe nach<br />

der anderen klopfen, die Antworten<br />

sind dann oft: Geht nicht, kein<br />

Platz. Wenn er in der Zentrale einen<br />

Wagen nach Hause bestellen will,<br />

läuft es auch nicht besser. Wir suchen<br />

ein geeignetes Auto, heißt es<br />

dann. Nur dauert die Suche oft so<br />

lange, dass Grothaus seinen Termin<br />

verpasst und gar kein Taxi<br />

mehr braucht.<br />

Christian Grothaus ist 35 Jahrealt<br />

und sitzt im Rollstuhl. In seiner Freizeit<br />

macht er gerne Sport, geht<br />

schwimmen und ins Fitnessstudio.<br />

Seine Wohnung liegt in der Innenstadt<br />

im fünften Stock, er fährt mit<br />

dem Fahrstuhl bis ganz nach oben.<br />

Alles barrierefrei, kein Problem mit<br />

Rollstuhl. Aber Taxifahren kann<br />

Grothaus nicht. Zumindest nicht<br />

ohne Probleme und lange Wartezeiten.<br />

Er hat daraus eine Konsequenz<br />

gezogen: „Ich vermeide Taxifahren<br />

inzwischen ganz“, sagt er.<br />

Es ist absurd: Mitdem Transportservice<br />

vonTür zu Tür ist Taxifahren<br />

besonders für jene attraktiv, die besonders<br />

immobil sind. Auch Grothaus<br />

würde zu Arbeitsterminen<br />

gerne einfach das Taxi nehmen. Der<br />

Öffentliche Personennahverkehr in<br />

Berlin sei zwar sehr weit in Sachen<br />

Barrierefreiheit, aber an manchen<br />

Bahnhöfen fehlen Aufzüge, immer<br />

wieder gibt es auch Baustellen auf<br />

den Gleisen. „Ich wäre ein guter<br />

Kunde“, sagt Grothaus.<br />

Unddoch würden Rollstuhlfahrer<br />

von Taxiunternehmen reihenweise<br />

„abgebügelt“, wie Grothaus das ausdrückt.<br />

Stehen seine Chancen schon<br />

nur 50-50, obwohl er sich selbst aus<br />

dem Rollstuhl auf den Beifahrersitz<br />

heben kann, haben Menschen im<br />

Elektrorollstuhl gar keine Chance.<br />

Dabei sind Taxifahrer nach dem Personenbeförderungsgesetz<br />

eigentlich<br />

verpflichtet, jeden Fahrgast mitzunehmen.<br />

Biszu15000 Euro Zuschuss<br />

Behindertenverbände kritisieren das<br />

seit Langem. Auch der Senat kennt<br />

das Problem und will es mit einem<br />

Förderprogramm beheben: Seit November<br />

können Taxiunternehmer<br />

vomLandesamt für Gesundheit und<br />

Soziales (LaGeSo) bis zu 15 000 Euro<br />

für jedes Auto erhalten, das sie zu einem<br />

Inklusionstaxi umrüsten lassen<br />

Inklusionstaxis: Die Wagen<br />

sind mit Rampen versehen,<br />

auch Elektrorollstuhlfahrer<br />

können über sie in den Innenraum<br />

fahren und einfach<br />

sitzen bleiben –der Rollstuhl<br />

wird mit Gurten fixiert.<br />

–mit Raum für Elektrorollstühle und<br />

einer Schulung für den Fahrer.<br />

Das Problem: Das Projekt läuft<br />

nicht. Bisher sind nur drei Anträge<br />

beim LaGeSo eingegangen, um insgesamt<br />

fünf Taxis umzurüsten. Bei<br />

mehr als 8300 zugelassenen Taxis in<br />

Berlin sind das nicht mal 0,06 Prozent.<br />

Eine verschwindend geringe<br />

Zahl, die an der Situation nichts ändernwird.<br />

Dabei gab es imVoraus intensive<br />

Gespräche mit Vertretern aller<br />

Taxiverbände in Berlin. Wenigstens<br />

250 Taxis wollte man schaffen.<br />

Jetzt klingt man im LaGeSoratlos.<br />

Woranliegt es?<br />

Am Geld, sagt Richard Leipold,<br />

Chef der Taxi Vereinigung, einer<br />

SPEZIALWAGEN<br />

Ausstattung: Die Inklusionstaxis<br />

lassen sich in der<br />

Regel hydraulisch absenken,<br />

um das Ein- und Aussteigen<br />

zu erleichtern. Zusätzlich<br />

kann ein automatischer<br />

Drehsitz eingebaut werden.<br />

Bezuschussung: Bis zu<br />

15 000 Euro gibt das Landesamt<br />

für Gesundheit und<br />

Soziales (LaGeSo) bei der<br />

Umrüstung dazu. Die Autos<br />

dürfen aber nicht älter als<br />

ein Jahr sein.<br />

von mehreren <strong>Berliner</strong> Taxiverbänden.<br />

Die 15000 Euro Förderung<br />

würden für den barrierefreien Umbau<br />

mit Rampen genügen, sagt Leipold.<br />

Das Problem ist ein anderes:<br />

Als Inklusionstaxi können nur Vans<br />

verschiedener Automarken umgerüstet<br />

werden, deren Zulassung<br />

nicht älter ist als ein Jahr.„Siebrauchen<br />

mindestens einen Sechssitzer,<br />

der einen Basiswert von 50 000<br />

Euro hat“, sagt Leipold. „Normalerweise<br />

kostet eine Taxe nur die<br />

Hälfte.“<br />

Die Branche stecke gerade so<br />

tief in der Krise, dass sie kaum den<br />

Mindestlohn zahlen könne. Geschweige<br />

denn neue Wagen. „Die<br />

meisten Firmen haben schon 2017<br />

Investitionen in Neuwagen eingestellt“,<br />

so Leipold. Er kritisiert den<br />

Senat massiv, der von den Unternehmerndie<br />

Zahlung des Mindestlohns<br />

verlangt und barrierefreie<br />

Umrüstungen fordert, zugleich<br />

aber die Fahrpreise nicht erhöhe<br />

und der Konkurrenz freie Hand<br />

lasse. Diese „Billig-billig-Strategie“,<br />

sagt Leipold, richte die Taxibranche<br />

zugrunde.<br />

Branche in der Krise<br />

Ganz ähnlich sieht es Leszek Nadolski,<br />

Vorsitzender der Taxiinnung:<br />

„Die Kollegen haben Existenzängste.<br />

Sie wissen ja nicht einmal, ob es das<br />

Taxigewerbe im nächsten Jahr noch<br />

geben wird.“ Die Konkurrenz durch<br />

neue Mobilitätsdienste wie Uber,<br />

Berlkönig und Clever Shuttle sei zu<br />

groß, zum Teil subventioniert vom<br />

Senat. Da könne einfach niemand in<br />

neue Taxis investieren.<br />

Dominik Peter vom <strong>Berliner</strong> Behindertenverband<br />

hat viel Verständnis<br />

für die prekäre Lage der Taxifahrer.<br />

Für ihn liegt das Problem nicht<br />

bei ihnen, sondern ebenfalls bei der<br />

Landespolitik. Diese habe mal wieder<br />

nur das Nötigste getan. Angefangen<br />

damit, das Thema Inklusionstaxis<br />

nicht etwa im Verkehrs- oder<br />

Wirtschaftsministerium anzusiedeln,<br />

sondernins Soziale zu stecken,<br />

wo es am Wissen um Wirtschaftsförderung<br />

hapert, findet Peter.<br />

Der subventionierte Betrag von<br />

maximal 15 000 Euro sei zu niedrig,<br />

um wirklich einen Anreiz zu setzen.<br />

Peter hätte sich wesentlich mehr<br />

Geld und für die ersten 100 Taxi-Pioniere<br />

ein Dankeschön gewünscht.<br />

Einklares Zeichen eben.„Sohat man<br />

mal wieder die unterste Linie gezogen“,<br />

sagt Peter.„Diese Förderrichtlinie<br />

wird nicht ausreichen.“ Er<br />

wünscht sich die Einsicht vomSenat,<br />

mehr Geld draufzulegen.<br />

Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

will sich an diesem Mittwoch mit Zuständigen<br />

aus dem LaGeSound Vertretern<br />

der Taxibranche treffen. Gesprächsbereitschaft<br />

gibt es von Seiten<br />

der Verwaltung also durchaus –<br />

ob aber auch die Bereitschaft besteht,<br />

die Fördersumme zu erhöhen,<br />

ist fraglich.<br />

Christian Grothaus wird esalso<br />

erst einmal weiter gehen wie an diesem<br />

Nachmittag, als er für einen Fototermin<br />

ein Taxi bestellen will. Ein<br />

Kombi, in den ein nicht-faltbarer<br />

Rollstuhl passt, bitte. Doch die<br />

Stimme am Telefon verneint: „Rollstühle<br />

transportieren wir generell<br />

nicht.“<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Viel Qualm, kaum Durchblick<br />

Shisha-Bars werden mit der Clan-Kriminalität in Verbindung gebracht. Doch es gibt nur wenige Kontrollen –und dem Senat fehlt völlig der Überblick<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Wenn Bezirksämter und<br />

Polizei gemeinsam Lokale<br />

wie Shisha-Bars<br />

kontrollieren, dann geschieht<br />

das meist öffentlichkeitswirksam<br />

–vor allem in letzter Zeit, da die<br />

Kontrollen im Zeichen des Kampfes<br />

gegen Clan-Kriminalität stehen.<br />

Tatsächlich aber weiß der Senat<br />

fast nichts über die Shisha-Bars, die<br />

seit mehreren Jahren zahlreich eröffnet<br />

werden. Er weiß nicht einmal, wie<br />

viele dieser Wasserpfeifen-Lokale es<br />

gibt. Offensichtlich ist nur,dass ziemlich<br />

selten kontrolliert wird. „Valide<br />

Angaben zur Zahl der Kontrollen“<br />

könnten nicht gemacht werden, teilte<br />

jetzt Innenstaatssekretär Torsten Akmann<br />

(SPD) auf eine Anfrage seines<br />

Parteifreundes, dem Abgeordneten<br />

TomSchreiber,mit.<br />

Ab und an gibt es gemeinsame<br />

Kontrollen von Bezirksämtern mit<br />

der Polizei. Doch nicht alle Bezirke<br />

nehmen teil, wie aus der noch unveröffentlichten<br />

Antwort der Innenverwaltung<br />

hervorgeht. Für Kontrollen<br />

sind verschiedene Instanzen zuständig:<br />

Ordnungs- oder Gewerbeämter<br />

der Bezirke, der Gewerbeaußendienst<br />

des Landeskriminalamtes<br />

(LKA) und auch die Gemeinsame Ermittlungsgruppe<br />

Zigarettenhandel<br />

des LKA (GE Zig). Auch der Zoll ist<br />

manchmal dabei – weil dort die<br />

Viel Rauch: In Shisha-Barskann nicht nur eine hohe Kohlenmonoxidkonzentration zum Problem werden.<br />

Schwarzarbeit blüht oder illegal eingeführter<br />

Tabak verwendet wird.<br />

Oft erreicht in diesen Lokalen die<br />

Kohlenmonoxid-Konzentration in<br />

der Luft ein lebensgefährliches Ausmaß.<br />

Denn dieWasserpfeifen werden<br />

mit Kohle beheizt. Mitunter ist die<br />

Feuerwehr bei den Einsätzen dabei<br />

und misst den CO-Gehalt der Luft,<br />

weshalb mitunter solche Bars geschlossen<br />

werden. Laut Senat hat<br />

aber lediglich das Bezirksamt Mitte<br />

ein CO-Messgerät.<br />

In diesem Jahr gab es laut Innenverwaltung<br />

Schwerpunkteinsätze in<br />

den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

Mitte, Neukölln und Tempelhof-<br />

Schöneberg. Sieben Bars wurden wegen<br />

zu hohen Kohlenmonoxid-Gehalts<br />

geschlossen. Bei drei Einsätzen<br />

der LKA-Ermittlungsgruppe Zigaretten<br />

konnten insgesamt 10 280 Euro<br />

Bargeld. Zwei Stich- und eine Hiebwaffe<br />

sowie eine geringe Menge Drogen<br />

sichergestellt werden. Zudem<br />

wurden insgesamt 134 Kilogramm<br />

unversteuerter Wasserpfeifentabak<br />

beschlagnahmt.<br />

Laut Innenverwaltung gab es seit<br />

2016 auch 67 Gewerbekontrollen<br />

durch das Bezirksamt Mitte. Auch in<br />

Pankow, Reinickendorf und Tempel-<br />

GETTY<br />

hof-Schöneberg gab es einige Kontrollen.<br />

Überhaupt keine Erfassung<br />

der Zahl der Kontrollen durch die Bezirke<br />

beziehungsweise der Bar-<br />

Schließungen gibt es laut Innenverwaltung<br />

in Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

Friedrichshain-<br />

Kreuzberg, Spandau und Zehlendorf.<br />

Die meisten Bezirke konnten Ansprechpartner<br />

in ihren Ordnungsoder<br />

Gewerbeämtern benennen, um<br />

gemeinsam mit der Polizei Schwerpunkteinsätze<br />

zuorganisieren. Zwei<br />

Bezirke haben keine Ansprechpartner:<br />

Treptow-Köpenick und Reinickendorf.<br />

Shisha-Bars haben eine große Anziehungskraft<br />

auf Jugendliche.Einige<br />

gelten auch als Treffpunkte vonClan-<br />

Mitgliedern. Einige Lokale gelten als<br />

Investitionsobjekte für Geld aus kriminell<br />

erlangten Vermögen. Und<br />

nicht selten werden hier auch unversteuerter<br />

illegal eingeschmuggelter<br />

Tabak und Drogen verkauft. Auch<br />

deshalb haben sich Politiker vorgenommen,<br />

neben Wettbüros und<br />

Spielcasinos auch Shisha-Bars stärker<br />

zu kontrollieren.<br />

DieZahl dieser Bars in der Hauptstadt<br />

wird auf mehrere Hundert geschätzt.<br />

Wieviele es sind, könne aber<br />

nicht ermittelt werden, da Shisha-<br />

Bars bei der Gewerbeanzeige als<br />

Gaststätten angezeigt würden, erklärte<br />

die Wirtschaftsverwaltung im<br />

November auf eine CDU-Anfrage.<br />

„Was fehlt, ist eine bezirksübergreifende<br />

Koordination der Kontrollen“,<br />

sagt Tom Schreiber. „Bisher<br />

macht jedes Amt, was es will.“ Der<br />

SPD-Politiker sagt aber auch:<br />

„Shisha-Bars stehen symbolisch für<br />

Clan-Kriminalität. Es kommt auch<br />

darauf an, die anderen Geschäftsfelder<br />

der Clans zu betrachten: von Immobilienkäufen<br />

über Wettbüros bis<br />

hin zu Restaurants.“<br />

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Leserbriefe<br />

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(030) 63 33 11-457<br />

Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Rüstungsexporte haben mit<br />

Verteidigung nichts zu tun<br />

Meinung: „Arabien-Gipfel: Heikle<br />

Fragen“ von Gordon Repinski<br />

(26. Februar)<br />

Deutschland hat sich verpflichtet,<br />

nach dem Kashoggi-Mord durch<br />

Saudi-Arabien keine Waffen in Krisengebiete<br />

zu liefern. Der Beschluss<br />

ist auch angesichts des furchtbaren<br />

Jemen-Konflikts völlig richtig, wenn<br />

man diesen Nahost-Brandherdpolitisch<br />

lösen will. Außerdem haben die<br />

Rüstungsexporte mit europäischer<br />

Verteidigungspolitik nichts zu tun<br />

und konterkarieren eine Friedenslösung.<br />

Wie wollen wir andere Staaten<br />

wegen ihrer Menschenrechtspolitik<br />

kritisieren, wenn wir selbst zuVerletzungen<br />

dieser beitragen? Die Bundesregierung<br />

hat richtig entschieden,<br />

kann sich der Mehrheit der Bevölkerung<br />

sicher sein.<br />

Hans-Henning Koch, Berlin-Wannsee<br />

Nutzen Sie Bildungsangebot<br />

so umfangreich wie möglich<br />

Berlin: „Stadtbild: Freitage für die<br />

Zukunft“ von Julian Springer<br />

(1. März)<br />

Schüler legitimieren sich mit einer<br />

löblichen Idee, den Unterrichtsausfall<br />

hinzunehmen. Dafür ist Schule<br />

aber nicht da. Ganz im Gegenteil:<br />

Nutzen Sie doch das Bildungsangebot<br />

so umfangreich wie möglich,<br />

werden Sie klug und finden Sie tolle<br />

Methoden, um der Umwelt zu helfen<br />

und um die Zerstörung der Natur<br />

aufzuhalten.<br />

Gudrun Bernhagen, per E-Mail<br />

Daniel Barenboim ist künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden.<br />

Nur ein sehr prominentes Beispiel von vielen<br />

Feuilleton: „Barenboim: Nicht von Gottes Gnaden“ von P. Uehling<br />

(28. Februar)<br />

Der Fall Barenboim ist nach den Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als<br />

Personalrat in einem großen <strong>Berliner</strong> Unternehmen nur ein sehr prominentes<br />

Beispiel von vielen, in denen fachliche Exzellenz nicht mit<br />

Empathie und Teamfähigkeit einhergeht. Auch ich muss oft genug erleben,<br />

wie sogenannte Führungskräfte beim kleinsten Vorfall, der nicht<br />

ihren hochgesteckten Erwartungen entspricht, gleich von Trennung<br />

oder gar Kündigung reden. Dass sie und ihre Ansprüche vielleicht die<br />

Ursache vonProblemen sein könnten, kommt ihnen nie in den Sinn. Es<br />

gibt leider zu viele Menschen, die an solchen Führungssystemen bis zu<br />

Arbeits- oder gar Erwerbsunfähigkeit krank werden. Vonihren Chefs<br />

Dieser Mann wird düpiert<br />

Berlin: „Senat maßregelt Schulleiter“<br />

von Martin Klesmann<br />

(26. Februar)<br />

Herr Rudolph ist ein Schulleiter, der<br />

in unserer katastrophalen schulischen<br />

Ausbildungssituation mit Erfolg<br />

versucht, Werte zu vermitteln,<br />

Disziplin und Ordnung zu erklären<br />

und Wissen beizubringen. Er bereitet<br />

Schüler auf das spätere Berufsleben<br />

vor und nicht auf einen Hartz-<br />

IV-Bezug. Dieser Mann wirddüpiert.<br />

Lehrer und Direktoren werden gesucht,<br />

Quereinstieg ohne pädagogische<br />

Grundausbildung toleriert,<br />

aber jemand, der seine fachliche<br />

Qualifikation und moralische Integrität<br />

seit Jahren unter Beweis stellt,<br />

wird vom Hof gejagt. Beliebt ist er<br />

ebenfalls. Hier werden von der<br />

Schulbehörde falsche Signale gesetzt.<br />

Frau Schulsenatorin Scheeres<br />

greifen Sie ein und kommunizieren<br />

Sie Entscheidungsbereitschaft oder<br />

treten Sie zurück! Beides ist besser<br />

als das berühmte Aussitzen!<br />

Karsten Peters,<br />

Berlin-Zehlendorf<br />

werden diese soziopathischen Führungspersönlichkeiten ob ihrer<br />

fachlichen Kompetenz für unverzichtbar gehalten –solange die geforderten<br />

Arbeitsergebnisse reichen. Nicht jeder künstlerische Führungsanspruch<br />

muss mit Despotismus vertreten werden.<br />

Rainer Sommer,Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Menschen, die sich Chefjacken anziehen, sind doch völlig im Regelfall<br />

nicht ohne Ecken und Kanten. Jeder, der im Arbeitsverhältnis steht,<br />

weiß das. InHerrn Barenboim haben wir hier aber jemanden, der als<br />

Ausnahmefall wenigstens gute Ergebnisse erzielt.<br />

UweHostmann,<br />

Berlin-Treptow<br />

Überhaupt keine Bagatelle!<br />

Berlin bewegt sich: „Nicht nur für<br />

junge Hüpfer“ von Mechthild Henneke<br />

(16. Februar)<br />

Dieernste Gefahr für schwereFrontzahnverletzungen<br />

beim Trampolinspringen<br />

ist überhaupt nicht selten<br />

und auch überhaupt keine Bagatelle!<br />

Meist sind die mittleren Schneidezähne<br />

des Oberkiefers betroffen. Sie<br />

brechen durch Aufschlagen auf die<br />

eigenen Knie ab, werden stark gelockert<br />

oder ganz ausgeschlagen. Die<br />

Folgen sind für diese Zähne in der<br />

Regel wirklich mortal und machen<br />

DPA<br />

eine mehrjährige kieferorthopädische,kieferchirurgische<br />

und prothetische<br />

Behandlung erforderlich. Ich<br />

betreute in meiner Praxis bereits<br />

mehrere Jugendliche mit derartigen<br />

Verletzungen. Ganz abgesehen von<br />

der psychischen Belastung durch<br />

fehlende Frontzähne im Jugendalter,<br />

die erst nach Wachstumsabschluss<br />

ersetzt werden können. Einunglücklicher<br />

Moment kann eine mehr als<br />

zehnjährige Behandlung nach sich<br />

ziehen.<br />

Peter Ring,per E-Mail<br />

Er schiebt seine Interessen<br />

rücksichtlos nach vorne<br />

Berlin: „Nichts für Feiglinge“ von Peter<br />

Neumann<br />

(26. Februar)<br />

Der Herr Radaktivist Strößenreuther<br />

liebt es also,zuzweit nebeneinander<br />

zu radeln? Nun, das ist meines Wissens<br />

gegen die Straßenverkehrsordnung<br />

und auch grob rücksichtslos,<br />

besonders gegenüber anderen Radlern.<br />

Insgesamt vermittelt IhrBeitrag<br />

den Eindruck eines Menschen, der<br />

rücksichtslos seine eigenen Interessen<br />

in den Vordergrund schiebt. Dabei<br />

verkennt er völlig, dass sie in Einklang<br />

mit denen anderer Menschen<br />

gebracht werden sollten und nicht<br />

gegen sie.<br />

E. Schlegel,<br />

Berlin-Hohenschönhausen<br />

Schüler sollten sich bewegen<br />

und mehr mit dem Rad fahren<br />

Berlin: „Azubis und Pendler fahren<br />

billiger“ von Peter Neumann<br />

(26. Februar)<br />

Ich lese, dass auch Schüler umsonst<br />

fahren können sollen. Bezahlt von<br />

einer Umlage, die bei mir als eingefleischtem<br />

Radfahrer keine Begeisterung<br />

hervorruft. Schüler fahren<br />

überwiegend nicht mit einem Auto<br />

zur Schule, sondern werden oft damit<br />

zur Schule gebracht. Hinzu<br />

kommt, dass sich Schüler viel zu wenig<br />

bewegen. Das muss man nicht<br />

fördern. Baut vernünftige Radwege,<br />

die nicht unbedingt an Hauptstraßen<br />

entlang führen und verbessert<br />

die Rad-Abstellmöglichkeiten an<br />

den Schulen.<br />

Frank Becker,<br />

Berlin-Karlshorst<br />

Sie wissen nichts von<br />

den hiesigen Gesetzen<br />

Titel: „Wieviele Touristen verträgt<br />

Berlin?“ von Stefan Strauß<br />

(23. Februar)<br />

Es wäre schön, wenn Wirtschaftssenatorin<br />

oder Stadtentwicklungssenatorin<br />

auf den Immo-Messen erklären<br />

würden, dass es hier Mieterschutz<br />

gibt, ein bischen wenigstens.<br />

Damit würden sie etwas Luft rausnehmen,<br />

tun sie aber nicht. Stattdessen<br />

gibt es viele Menschen aus Israel<br />

wie aus Spanien oder Finnland, die<br />

meinen, hier Geld verdienen zu können.<br />

Ganz einfach: Sie wissen nichts<br />

vonhiesigen Gesetzen und fallen aus<br />

allenWolken, wenn sie hören, dass es<br />

so nicht geht. UndinBerlin steigt der<br />

Abscheu über Touristen.<br />

Beate Winzer,<br />

per E-Mail<br />

Wichtige Information für unsere Anzeigenkunden:<br />

Vorgezogener<br />

Anzeigenschluss<br />

Internationaler Frauentag 2019<br />

Erscheinungstag Anzeigenschluss Rubrik<br />

Sa./So., 09.3./10.03.2019<br />

Hauptprodukt Do., 07.03.19, 10 Uhr Bauen/Kapitalmarkt<br />

Dienstleistung u.a.<br />

Veranstaltungen<br />

Traueranzeigen<br />

redaktionelle Anzeigen<br />

Vorprodukt „Wochenende“ Mi., 06.03.19, 10 Uhr<br />

Mi., 06.03.19, 12 Uhr<br />

Automarkt<br />

Stellenmarkt<br />

Bildungsmarkt<br />

Reisemarkt<br />

Immobilienwelten Mi., 06.03.19, 15 Uhr Immobilienmarkt<br />

Am 08. März erscheint<br />

keine <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Montag, 11.03.2019 Do., 07.03.19, 14 Uhr alle redaktionellen Anzeigen u. Rubriken<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Haftstrafe für<br />

Feuerattacke<br />

auf Obdachlose<br />

Landgericht verurteilt<br />

Angreifer von Schöneweide<br />

Für eine tödliche Feuerattacke auf<br />

zwei obdachlose Männer in<br />

Schöneweide vorrund sieben Monaten<br />

ist ein 48-Jähriger am Dienstag<br />

zu acht Jahren Haft verurteilt worden.<br />

Der Angeklagte habe die Opfer<br />

nach einem Streit mit Benzin übergossen<br />

und angezündet, stellten die<br />

Richter des Landgerichts fest. Ein<br />

47 Jahre alter Mann erlag Monate<br />

nach dem Brandanschlag seinen<br />

schweren Verletzungen. Das andere<br />

Opfer,ein 62-Jähriger,erlitt leichtere<br />

Verletzungen. Der Angeklagte mit<br />

deutscher und russischer Staatsangehörigkeit<br />

wurde nun des Totschlags<br />

sowie des versuchten Totschlags<br />

schuldig gesprochen.<br />

Streit unter Zechkumpanen<br />

Der 48-Jährige soll am 22. Juli vergangenen<br />

Jahres mit den Geschädigten,<br />

mit denen er zuvor mehrfach gezecht<br />

habe, ineinen Streit geraten<br />

sein. Der stark alkoholisierte Angeklagte<br />

habe danach Benzin gekauft,<br />

das er auch „zum Schnüffeln“ nutzen<br />

wollte, heißt es im Urteil. Gegen<br />

23 Uhrsei er aus einem Ärger heraus<br />

auf die auf demVorplatz des S-Bahnhofes<br />

Schöneweide sitzenden Männer<br />

herangetreten, habe sie mit Benzin<br />

übergossen und angezündet.<br />

Zeugen hatten die brennende Bekleidung<br />

der Opfer gelöscht. DieVerletzten<br />

waren in das Unfall-Krankenhaus<br />

Berlin gebracht worden. Der<br />

47-Jährige, der in ein künstliches<br />

Koma versetzt worden war, starb<br />

110 Tage später. Die Staatsanwältin<br />

hatte neun JahreHaft verlangt. (dpa)<br />

Blumen erinnernkurz nach der Tatandie<br />

Männer,die angezündet wurden. K. OBERST<br />

Einfach mal Schimpfe riskieren<br />

EDIN HASANOVIC<br />

konnte mit einem der besonders verbreiteten<br />

Sprüche in der Filmbranche<br />

lange nichts anfangen. Wenn jemand<br />

bei der Berlinale oder am<br />

Rande einer Premiere zuihm sagte:<br />

„Wir müssen unbedingt mal was gemeinsam<br />

machen!“, dann war das<br />

für ihn fast wie ein mündlicher Vertrag.<br />

Underwunderte sich, wenn danach<br />

kein Drehbuch kam: „Inzwischen<br />

weiß ich, dass ich den Spruch<br />

nicht zu ernst nehmen darf. Und<br />

freue mich umso mehr, wenn sich<br />

tatsächlich was ergibt.“<br />

Wie mit dem Regisseur David<br />

Dietl: „Wir haben uns vordreiJahren<br />

beim Filmball in München getroffen<br />

und gesagt: Wirmachen mal was gemeinsam.<br />

Er hat Wort gehalten.“<br />

Herausgekommen ist dabei die Komödie„RateYour<br />

Date“, die am Donnerstag<br />

in die Kinos kommt. Während<br />

Hasanovic in seinen Rollen zuvor<br />

fast immer mit einem Bein auf<br />

der Nominiertenliste des Grimme-<br />

Preises stand, riskiert er diesmal<br />

Schimpfe vonden Kritikern: „Das ist<br />

die mutigste Rolle, die ich bisher<br />

hatte. So was Kommerzielles habe<br />

ich bisher nicht gemacht.“ So cool,<br />

dass ihm Verrisse egal wären, ist er<br />

längst nicht: „Ich bin noch nicht so<br />

weit, dass ich die Kritiken nicht lese.“<br />

Diesmal spielt er einen Sohn aus<br />

reichem Hause, einen ziemlich<br />

durchgedrehten Typen. Es gelingt<br />

ihm trotzdem, diesen Jungen nicht<br />

komplett unsympathisch wirken zu<br />

lassen. Er wundertsich über die Entscheidung<br />

des Regisseurs: „Mutig,<br />

mich so zu besetzen, wo ich sonst<br />

doch immer große Dramen spiele –<br />

in Polizeiuniform oder als Krimineller.“<br />

Auch in Sachen Frisur und Kostüm<br />

war diese Arbeit eine Herausforderung:<br />

„Ich sah noch nie so aus.“<br />

Für einen Schauspieler ist es heikel,<br />

sich unter die Fuchtel eines Regisseurs<br />

zu begeben:„Ich vertraue David<br />

Dietl. Daswar meine erste Arbeit mit<br />

ihm. Mit ihm bin ich inzwischen sogar<br />

befreundet. Für so eine Rolle mit<br />

so viel Angst vorher war er genau der<br />

richtige Regisseur.“ Ein zusätzlicher<br />

Bonus dieser Arbeit war der Drehort:<br />

„Zu Hause in Berlin im Sommer zu<br />

drehen, ist fantastisch.“ Und dann<br />

kam noch eine besondere Konstellation<br />

bei der Besetzung dazu: Denn die<br />

Frau, in die er sich im Film laut Drehbuch<br />

verlieben sollte, kennt er gut,<br />

obwohl er noch nie mit ihr gearbeitet<br />

hat: „Nilam Farooq ist seit 15 Jahren<br />

meine beste Freundin.“<br />

In derm Film „Rate Your Date“<br />

geht es darum, wie man einander<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Edin Hasanovic spielt nach vielen<br />

Dramen in seiner ersten<br />

Kinokomödie und<br />

Star-Geiger Daniel Hope stellt<br />

seinen Lieblingsfilm vor<br />

Spielt diesmal keinen Kriminellen, auch keinen Uniformierten: Edin Hasanovic. C. SCHULZ<br />

Wurde in Südafrika geboren, lebt inzwischen in Berlin: Stargeiger Daniel Hope.<br />

IIMAGO<br />

heute kennenlernt. Edin Hasanovic<br />

mag das Dating per App nicht pauschal<br />

verurteilen. Er kann ihm gute<br />

und schlechte Seiten abgewinnen:<br />

„Man verliert was, das romantische<br />

Treffen. Aber man gewinnt auch was.<br />

Weil man sich erst drei Monate mit<br />

jemandem schreibt, bevor man sich<br />

trifft, lernt man einander schon besser<br />

kennen.“<br />

Für Hasanovic war das vergangene<br />

Jahr ein besonders wildes:<br />

„Zwischen den Projekten hatte ich<br />

nicht einen TagPause.“ Auch schon<br />

zwei Tage nach seiner strapaziösen<br />

und von den Kollegen umjubelten<br />

Moderation des Deutschen Filmpreises<br />

stand er wieder vor der Kamera<br />

und spielte in München einen<br />

Banküberfall. „Dieses Jahr brauche<br />

ich mehr Ruhe. Auch für meine Gesundheit.“<br />

Deshalb mag er 2019 auch nicht<br />

den Deutschen Filmpreis moderieren,<br />

obwohl ihm das vergangenes<br />

Jahr großen Spaß gemacht hat: „Ich<br />

bin eine Rampensau, liebe das auf<br />

der Bühne. Man führt durch den<br />

Abend, will den Preisträgern ein sicheres<br />

Gefühl geben.“<br />

Über mangelnde Angebote kann<br />

Hasanovic sich gerade nicht beschweren.<br />

„Das Nächste wirdwieder<br />

eine Komödie, wieder mit Alicia von<br />

Rittberg. Da spiele ich einen Sanitäter,der<br />

Narkoleptiker ist und immer,<br />

wenn es emotional wird, zusammensackt<br />

und schläft.“<br />

DANIEL HOPE<br />

darf amDonnerstag um 19 Uhr auf<br />

Einladung der Deutschen Filmakademie<br />

in der Astor Filmlounge den<br />

Film vorzustellen, der sein Leben geprägt<br />

und veränderthat. DerStargeiger,<br />

der in Südafrika geboren wurde,<br />

in London aufwuchs und inzwischen<br />

<strong>Berliner</strong> ist, entschied sich für<br />

„Vertigo“ vonRegisseur Alfred Hitchcock.<br />

Hope ist seit Kindertagen ein<br />

Hitchcock-Fan: „Der Film steht für<br />

mich für viel, auf so vielen verschiedenen<br />

Ebenen: Obsession, Schicksal,<br />

Liebe – und natürlich Täuschung,<br />

dies verdoppelt durch den<br />

Dolly-Zoom oder Vertigo-Effekt, den<br />

Hitchcock erstmals in ,Spellbound’<br />

eingesetzt hat. Dann das Spiel der<br />

wunderbaren Kim Novak und San<br />

Francisco in seiner ganzen Schönheit.<br />

Und, als wäre esnoch nicht genug,<br />

Bernard Herrmans Filmmusik<br />

mit seiner Anlehnung an Wagners<br />

Liebestod.“<br />

Es gibt für den Abend in der Reihe<br />

„Mein Film“ noch TicketsimVorverkauf<br />

und an der Abendkasse.<br />

Die ITB<br />

startet mit<br />

einem Eklat<br />

Vertreter von Partnerland<br />

Malaysia irritiert mit Auftritt<br />

Malaysias<br />

Tourismusminister<br />

hat bei der Pressekonferenz<br />

kurz vor der Eröffnung der Internationalen<br />

Tourismus-Börse (ITB) am<br />

Dienstag für einen Eklat gesorgt. Als<br />

Datuk Mohamaddin bin Ketapi die<br />

Frage gestellt wurde,obdas Reisen in<br />

Malaysia für Juden und Homosexuelle<br />

sicher sei, wollte er nicht antworten.<br />

Die ITB sei dafür nicht das richtige<br />

Forum. Auf eine weitere Nachfrage<br />

sagte er zum Thema Homosexualität:<br />

„Ich glaube, wir haben so<br />

etwas nicht in unserem Land.“<br />

Die Wahl von Malaysia als Gastland<br />

hat Grünen-Politiker Volker<br />

Beck im Vorfeld der Messe heftig kritisiert.<br />

Die Politik des Landes sei<br />

homo- und israelfeindlich, so Beck.<br />

Wenige Stunden nach bin Ketapis<br />

zweifelhaftem Auftritt hat die Grünen-Fraktion<br />

im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

einen Antrag beschlossen,<br />

der darauf abzielt, die ITB bei<br />

der Wahl ihrer Partnerländer stärker<br />

zu kontrollieren. Er liegt der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vor. Gemeinsam mit der<br />

Messe Berlin solle der Senat „verbindliche<br />

Kriterien“, die auf internationalen<br />

Menschenrechtsstandards<br />

beruhen, für die Auswahl der ITB-<br />

Partnerländer ab dem Jahr 2021 entwickeln,<br />

heißt es darin. Diese Kriterien<br />

sollen nach Willen der Grünen<br />

in der Grundlagenvereinbarung zwischen<br />

der Messe Berlin und dem<br />

Land verankertwerden. „Länder,die<br />

systematisch die Menschenrechte<br />

einschränken und verletzen, dürfen<br />

nicht den besonderen Status eines<br />

ITB-Partnerlandes erhalten“, sagte<br />

der stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />

Sebastian Walter. (dpa/ann.)<br />

Aussteller im Vorbereitungs-Endspurt:<br />

Die ITB öffnet am Mittwoch. DPA/VON JUTRCZENKA<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 17<br />

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Wissenschaft<br />

Der <strong>Berliner</strong> Patient ist kein Einzelfall mehr<br />

Britische Ärzte haben einen weiteren HIV-Infizierten erfolgreich mit blutbildenden Stammzellen behandelt<br />

VonAnkeBrodmerkel<br />

Infiziertes Lymphgewebe (violett) unter dem Transmissionselektronenmikroskop. HI-Viren (grün) haben sich in den menschlichen Zellen vermehrtund verlassen sie, um sich weiter auszubreiten.<br />

IMAGAO/SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />

Timothy RayBrown galt bislang<br />

als erster und einziger<br />

Mensch, der voneiner HIV-<br />

Infektion geheilt wurde.Als<br />

<strong>Berliner</strong> Patient ging der heute 53-<br />

jährige US-Amerikaner,der sich vermutlich<br />

Anfang oder Mitte der<br />

Neunzigerjahremit dem Aidserreger<br />

angesteckt hatte,vor rund zwölf Jahrenindie<br />

Geschichte ein.<br />

Nachdem bei Brown, der inzwischen<br />

wieder in seinem Heimatland<br />

lebt, im Jahr 2006 zusätzlich eine<br />

akute Leukämie festgestellt worden<br />

war und eine Chemotherapie nicht<br />

den gewünschten Erfolg gebracht<br />

hatte, erhielt er ein Jahr später am<br />

Universitätsklinikum Benjamin<br />

Franklin in Steglitz, das mittlerweile<br />

zur Charité gehört, eine Transplantation<br />

vonblutbildenden Stammzellen.<br />

Schützende Stammzellen<br />

Allerdings nicht irgendeine: Sein behandelnder<br />

Arzt Gero Hütter verwendete<br />

die Stammzellen eines<br />

Spenders, der aufgrund einer natürlich<br />

vorkommenden Genmutation,<br />

die etwa einer von hundert Menschen<br />

aufweist, gegen HI-Viren resistent<br />

war.Nur wenig später konnte<br />

Brown, der zuvor zwölf Jahre lang<br />

Medikamente gegen Aids hatte einnehmen<br />

müssen, seine Arzneien absetzen<br />

–ohne dass der Erreger der<br />

Immunschwäche dadurch zurückkehrte.<br />

Weltweit wurde dies als medizinische<br />

Sensation gefeiert.<br />

Lange Zeit blieb der <strong>Berliner</strong> Patient<br />

jedoch ein Einzelfall. Manche<br />

Kritiker bezweifelten irgendwann<br />

sogar,dass es die Stammzelltherapie<br />

gewesen war, die zur Heilung der<br />

HIV-Infektion geführt hatte. Doch<br />

nun ist es einem britischen Team gelungen,<br />

einen weiteren Patienten<br />

mit der nahezu gleichen Methode erfolgreich<br />

zu behandeln.<br />

Pillen: Dank moderner Medikamente<br />

haben HIV-Infizierte<br />

heutzutagefast die<br />

gleiche Lebenserwartung wie<br />

gesunde Menschen. Allerdings<br />

müssen die Arzneien,<br />

um die Viren dauerhaft in<br />

Schach zu halten, regelmäßig<br />

und ein Leben lang eingenommen<br />

werden.<br />

MIT ARZNEIEN IM GRIFF<br />

Kombination: Grundsätzlich<br />

wird den Patienten eine<br />

Kombinationstherapie verordnet.<br />

Das heißt, sie erhalten<br />

mehrere Medikamente,<br />

die auf unterschiedliche<br />

Weise die Vermehrung der<br />

Viren im Körper hemmen. So<br />

bricht die Krankheit Aids erst<br />

garnicht aus.<br />

Geheilt: Timothy<br />

RayBrown, der<br />

<strong>Berliner</strong> Patient,<br />

im Jahr 2012.<br />

Wirkweise: Manche Wirkstoffe<br />

verhindernzum Beispiel,<br />

dass das HI-Virus in<br />

die Zellen eindringt. Andere<br />

halten den Erreger davonab,<br />

in der Zelle das Kommando<br />

zu übernehmen. Und wieder<br />

andere unterbinden, dass<br />

eine infizierte Zelle neue Viren<br />

freisetzt.<br />

Noch möchten Ravindra Gupta<br />

vonder Division of Infection and Immunity<br />

am University College London<br />

und seine Kollegen zwar nicht<br />

von einer Heilung sprechen. Doch<br />

wie die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift<br />

Nature berichten, kommt ihr<br />

Patient seit nunmehr 18 Monaten<br />

ohne die Aidsmedikamente aus, die<br />

seit seiner HIV-Diagnose im Jahr<br />

2003 zu seinen ständigen Begleitern<br />

geworden waren.<br />

„Ich habe den Fall des Londoner<br />

Patienten natürlich mitverfolgt“, sagt<br />

Hütter,der heute Ärztlicher Leiter des<br />

Dresdener Unternehmens Cellex ist,<br />

das sich auf die Gewinnung von<br />

Stammzellen des Bluts und des Knochenmarks<br />

sowie auf die Entwicklung<br />

neuer Stammzelltherapien gegen<br />

Krebs spezialisiert hat. „Ich freue<br />

mich sehr darüber, dass seine Ärzte<br />

jetzt verkünden können, dass auch<br />

bei ihm das vonuns verwendete Verfahren<br />

erfolgreich war.“<br />

Beidem britischen Patienten war<br />

im Jahr 2012 ein fortgeschrittenes<br />

Hodgkin-Lymphom festgestellt worden.<br />

Dabei handelt es sich um einen<br />

bösartigen Tumor des Lymphsystems.<br />

Nachdem eine Chemotherapie<br />

und weitereBehandlungsmethoden<br />

fehlgeschlagen waren, entschieden<br />

sich Gupta und sein Team für<br />

eine Transplantation von blutbildenden<br />

Stammzellen.<br />

Die Zellen sollten wie im <strong>Berliner</strong><br />

Fall in beiden Versionen des CCR5-<br />

Gens, die jeder Mensch in sich trägt,<br />

die Mutation Delta 32 aufweisen.<br />

Denn aufgrund dieser Genveränderung<br />

wird der CCR5-Rezeptor, den<br />

HI-Viren benutzen, um in die Zellen<br />

des Immunsystems einzudringen,<br />

nicht mehr richtig hergestellt. DieErreger<br />

von Aids gelangen dadurch<br />

nicht mehr in die Zellen hinein –sofern<br />

sie noch keine anderen Strategien<br />

entwickelt haben, auf die man<br />

bei einigenVirenbereits gestoßen ist.<br />

Nach der Transplantation sei bei<br />

ihrem Patienten die gewünschte<br />

Mutation in beiden Versionen<br />

des CCR5-Gens<br />

nachweisbar gewesen, berichtet<br />

Gupta. Jedoch hatten<br />

die Mediziner zunächst<br />

noch 16 Monate<br />

abgewartet, bevor sie es<br />

wagten, die Arzneien gegen<br />

Aids abzusetzen. Das<br />

ist nun gut anderthalb<br />

Jahre her. Die HI-Viren<br />

sind im Körper des Patienten,<br />

der die Stammzellbehandlung<br />

gut vertragen<br />

hatte, seither trotzdem<br />

nicht mehr nachweisbar. Hütter:<br />

„Ich bin sicher,dass dieser Erfolg der<br />

Erforschung von Therapien, die das<br />

CCR5-Gen ins Visier nehmen, wieder<br />

neuen Aufschwung geben wird.“<br />

Zwar wird eine Transplantation<br />

von Stammzellen mit der Delta-32-<br />

Mutation, so viel steht fest, auch<br />

künftig keine Therapie für alle HIV-<br />

Infizierten werden. Dazu ist die Therapiemethode<br />

zu riskant und auch<br />

mit zu vielen Nebenwirkungen verbunden<br />

–insbesonderevor dem Hintergrund,<br />

dass HIV-positive Menschen<br />

dank moderner Medikamente<br />

inzwischen ein<br />

fast ganz normales Leben<br />

führen können.<br />

Liegt jedoch neben der<br />

Infektion mit HI-Viren eine<br />

weitere schwere Erkrankung<br />

vor, bei der eine<br />

PICTURE ALLIANCE/DPA<br />

Transplantation von<br />

Stammzellen die vielleicht<br />

letzte Therapieoption darstellt,<br />

ist es anscheinend<br />

durchaus möglich, zwei<br />

Fliegen mit einer Klappe zu<br />

schlagen –sofern sich ein<br />

geeigneter Spender findet, der zusätzlich<br />

die gewünschte Mutation<br />

aufweist. „Bislang sind weltweit nur<br />

rund 40 Patienten auf diese Weise<br />

behandelt worden“, sagt Hütter.<br />

Viele von ihnen seien an ihrer<br />

Grunderkrankung oder aber an den<br />

Folgen der Stammzelltransplantation<br />

gestorben. Schon bei Patienten<br />

ohne zusätzliche HIV-Infektion<br />

überlebten nur etwa 50 Prozent die<br />

ersten beiden Jahre nach dem Eingriff,<br />

bei dem das patienteneigene<br />

Immunsystem zunächst komplett<br />

ausgelöscht wird, um es dann durch<br />

das des Spenders zu ersetzen.<br />

„Vier der etwa 40 Patienten sind<br />

aber noch am Leben“, sagt Hütter.Einer<br />

sei der jetzt in Naturevorgestellte<br />

Fall. Bei den drei anderen handelt es<br />

sich um Menschen, die derzeit ihre<br />

Medikamente gegen Aids noch einnehmen.<br />

„Es ist gut möglich, dass derenÄrzte<br />

die HIV-Therapie nun ebenfalls<br />

in Kürze beenden werden“, sagt<br />

der Hämatologe. „Undvielleicht hörenwir<br />

dann schon bald vondreiweiteren<br />

Fällen, bei denen die Stammzellmethode<br />

erfolgreich war.“<br />

Um auch HIV-positiven Menschen,<br />

die abgesehen von ihrer Infektion<br />

mit dem Aidserreger gesund<br />

sind, einesTages ein Leben ohne Medikamente<br />

zu ermöglichen, versuchen<br />

Wissenschaftler schon seit vielen<br />

Jahren eine Gentherapie zu entwickeln,<br />

bei der die CCR5-Erbanlage<br />

gezielt verändert wird. „Nach anfänglichen<br />

Achtungserfolgen ist es<br />

aber relativ still um die Methode geworden“,<br />

sagt Hütter.<br />

Offenbar ist das Verfahren noch<br />

nicht ausgereift genug, um eine Heilung<br />

vonAids zu ermöglichen. Denn<br />

während nach einer Transplantation<br />

vonStammzellen alle aus ihnen hervorgehenden<br />

Immunzellen die gewünschte<br />

Genveränderung aufweisen,<br />

sind es nach einer Gentherapie<br />

bislang höchstens 10 Prozent. Das<br />

reicht nicht aus,umdie Vermehrung<br />

der HI-Viren effektiv einzudämmen.<br />

Schlagzeilen, wenngleich überwiegend<br />

negativer Art, machten zudem<br />

vor zwei Jahren chinesische<br />

Forscher,welche die Delta-32-Mutation<br />

in die Zellen von Embryonen<br />

einschleusten, um diese so resistent<br />

gegen Aids zu machen. Zwar handelte<br />

es sich bei den Versuchsobjekten<br />

um nicht lebensfähige Gebilde,<br />

da sie statt des doppelten, wie er normal<br />

ist, einen dreifachen Chromosomensatz<br />

trugen. Dennoch belegten<br />

die umstrittenen Experimente relativ<br />

eindrucksvoll, was inzwischen<br />

mit modernen Technologien alles<br />

machbar ist.<br />

Andere Wissenschaftler setzen<br />

bei ihrem Versuch, Aids eines Tages<br />

heilen zu können und so HIV-infizierten<br />

Menschen die oft schweren<br />

Nebenwirkungen der Medikamente<br />

zu ersparen, auf sogenannte CAR-T-<br />

Zellen, die in der Krebstherapie bereits<br />

zum Einsatz kommen. „Es handelt<br />

sich dabei um Immunzellen, genauer<br />

gesagt um T-Zellen, die genetisch<br />

so umprogrammiert sind, dass<br />

sie gezielt Tumorzellen oder eben<br />

auch von HI-Viren befallene Zellen<br />

angreifen“, erläutertHütter.<br />

Aidsforschung wieder in Schwung<br />

Doch während Ärzte bei Patienten<br />

mit Leukämien oder Lymphomen<br />

bereits einige Erfolge mit CAR-T-Zellen<br />

erzielt haben, sind in der Aidsforschung<br />

bislang nur Versuche an Affen<br />

vorgenommen worden. Zwar lieferte<br />

eine im Dezember 2017 veröffentlichte<br />

Studie an Makaken<br />

durchaus viel Grund zur Hoffnung.<br />

Allerdings man weiß auch, dass sich<br />

Affenexperimente oft nur schwer auf<br />

den Menschen übertragen lassen.<br />

Gero Hütter ist dennoch guter<br />

Dinge.„Es gibt viele neue Techniken,<br />

durch die auch in der Aidsforschung,<br />

die längere Zeit stagnierte, zuletzt<br />

wieder einiges in Bewegung gekommen<br />

ist“, sagt er.„Und ich gehe fest<br />

davon aus,dass der jetzt vorgestellte<br />

Fall des Londoner Patienten die<br />

künftige wissenschaftliche Arbeit<br />

weiter befruchten wird.“<br />

BERLINER EXPERIMENTE<br />

Forschung im eigenen Garten<br />

Ansteckende Stacheltiere<br />

Alles über Organspende<br />

<strong>Berliner</strong> mit eigenem Garten können<br />

sich ab April für zwei Monate<br />

als Wildtierforscher betätigen.<br />

Das Leibniz-Institut für Zoo- und<br />

Wildtierforschung (IZW) in Berlin-<br />

Friedrichsfelde setzt ein bürgerwissenschaftliches<br />

Projekt über wild lebende<br />

Säugetiere inBerlin fort und<br />

sucht nun für die zweite Runde wieder<br />

interessierte Bürger.<br />

Für die Studie werden vom IZW<br />

Kameras mit Bewegungssensor zur<br />

Verfügung gestellt, die automatisch<br />

alles fotografieren, was ihnen vordie<br />

Linse läuft. Danach müssen die Teilnehmer<br />

die Bilder auf der Internetplattform<br />

des Projektes hochladen,<br />

können die Fotos dort auswerten<br />

und mit denen anderer Teilnehmer<br />

vergleichen.<br />

Die Nähe zum Menschen<br />

und ihren Autos<br />

birgt für den Igel einige Gefahren.<br />

Allerdings kann der<br />

Kontakt auch für den Menschen<br />

unangenehme Folgen<br />

haben. Eine Studie, ander das Leibniz-Institut<br />

für Zoo- und Wildtierforschung<br />

(IZW) in Berlin-Friedrichsfelde<br />

beteiligt war,hat bei erkrankten<br />

Igeln Bakterien der Art Corynebacterium<br />

ulcerans nachgewiesen,<br />

die mit dem Diphtherie-Erreger<br />

verwandt<br />

sind. Eine Übertragung auf<br />

den Menschen ist möglich.<br />

Wer mit einem Igel Kontakt hatte,<br />

sollte sich daher die Hände waschen<br />

oder desinfizieren. Auch eine Diphtherie-Impfung<br />

kann Schutz bieten.<br />

Mehr als 10 000 Menschen hoffen<br />

in Deutschland auf eine<br />

Organtransplantation. Es ist häufig<br />

ihre einzige Chance zu überleben.<br />

Doch die Zahl der Organspenden ist<br />

in Deutschland seit 2010 stetig gesunken,<br />

2017 war mit nur 797 Spendern<br />

ein Tiefpunkt. Erst 2018 wurde<br />

der negative Trend gestoppt: 955<br />

Menschen spendeten nach ihrem<br />

Todihre Organe für schwer kranke<br />

Patienten, eine Steigerung um<br />

knapp 20 Prozent.<br />

Doch wie läuft eine Organspende<br />

genau ab?Werkommt als Spender infrage?<br />

Johann Pratschke,Direktor der<br />

chirurgischen Klinik der Charité, beantwortet<br />

Fragen rund um die Transplantationsmedizin<br />

in einem Vortrag<br />

am 7. Märzinder Urania. (BLZ)<br />

Bewerbungen für das Projekt „Wildtierforscher in Berlin“ bis zum 10. März:<br />

www.wildtierforscher-berlin.de<br />

Weitere Informationen zu den Diphtherie-ähnlichen Krankheitserregernbei Igeln:<br />

www.izw-berlin.de/aspekte.html<br />

Vortrag: Organspende –Sorgenkind der Transplantationsmedizin, 7. März, 19.30 Uhr,inder Urania,<br />

An der Urania 17, 10787 Berlin. Eintritt 11,50 Euro, Tickets: www.urania.de/die-organspende


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

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Sport<br />

„Immer wieder<br />

waren andere<br />

plötzlich weg“<br />

Im Rahmen einer Serie treffen wir die<br />

Lebensgefährtinnen von <strong>Berliner</strong> Profisportlern.<br />

Im zweiten Teil erzählt Anita Rankel<br />

über ein Familienleben, das noch vom Eishockey<br />

bestimmt wird<br />

Ein Leben mit dem Eishockey:Anita Rankel lernte ihren Ehemann André kennen, als dieser noch in der Jugend der Preußen in Westberlin spielte.<br />

GERD ENGELSMANN<br />

Anita Rankel, 35, ist seit<br />

knapp zwölf Jahren mit<br />

dem amtierenden Kapitän<br />

der Eisbären Berlin verheiratet.<br />

Im Interview spricht sie über<br />

den Alltag, der dem Spielplan eines<br />

Eishockeyklubs folgt, und das Privileg,<br />

dauerhaft ein Zuhause in Berlin<br />

aufbauen zu können.<br />

Frau Rankel, Siekennen Ihren Mann<br />

schon länger,als er ein Eisbär ist.<br />

Ja, wir kennen uns über 20 Jahre.<br />

Mein Bruder hat damals bei den<br />

Preußen zusammen mit ihm gespielt,<br />

so haben wir uns kennengelernt.<br />

Als wir das erste Malaufeinandergestoßen<br />

sind, war er 13 und ich<br />

14. Daswar die erste große Liebe mit<br />

einer Unterbrechung. Seitdem er 16<br />

und ich fast 18 war,sind wir jetzt fest<br />

ein Paar –imJuni sind wir dann auch<br />

zwölf Jahreverheiratet.<br />

Sie mussten Berlin nicht verlassen,<br />

weil Ihr Mann nie denVerein gewechselt<br />

hat. Sind Siedarüber froh?<br />

Ich habe hier schon viele kommen<br />

und gehen sehen. Ich habe<br />

auch Freundschaften geschlossen,<br />

und plötzlich war die Familie weg.<br />

Wir wissen es sehr zu schätzen, gerade<br />

jetzt wo die Kinder in der Schule<br />

sind, dass hier unser Zuhause ist. Vor<br />

sieben Jahren haben wir ein Haus in<br />

Ahrensfelde gebaut.<br />

Welche Rolle spielt Eishockey bei Ihnen<br />

zu Hause?<br />

Es ist ja ein wichtiger Teil, der dazugehört.<br />

Wir haben einen Raum, in<br />

dem die ganzen eingerahmten Meisterbilder<br />

hängen. Es gibt auch eine<br />

Vitrine mit allen Medaillen, darauf<br />

darf man ja auch stolz sein. Aber es<br />

sieht nicht jeder sofort, wenn er bei<br />

uns ins Haus tritt.<br />

Wie eng sind die Freundschaften zu<br />

den Familien der anderen Spieler?<br />

André ist ja schon so lange dabei<br />

wie Florian Busch, Frank Hördler<br />

und Jens Baxmann. Wir Frauen kennen<br />

uns ja jetzt auch schon so lange,<br />

wie die Jungs sich kennen. Wir tauschen<br />

uns natürlich viel aus und unternehmen<br />

als Familien Sachen zusammen,<br />

gehen zum Beispiel essen.<br />

In den Play-offs und wenn die Jungs<br />

auf Auswärtsfahrt sind, schauen wir<br />

zusammen auch Spiele an. Zudem<br />

gibt es eine WhatsApp-Gruppe, in<br />

der wir Frauen uns schreiben.<br />

Gerade an den Wochenenden sind Sie<br />

und IhreKinder oft allein.<br />

Wenn Termine wie eine Hochzeit<br />

anstehen, ist das natürlich doof,<br />

wenn er nicht dabei sein kann. Wenn<br />

wir als Familie Ausflüge planen, legen<br />

wir das eher in die Woche,wenn<br />

das geht. Oder eben auf einen Samstag,<br />

wenn er Zeit hat. Jetzt, wo Nora,<br />

sie ist neun, und Mira,sechs,beide in<br />

der Schule sind, ist es etwas schwieriger<br />

geworden, da müssen wir uns<br />

mehr nach den Ferien richten.<br />

Schauen Sie sich Eishockeyspiele in<br />

der Arena überhaupt an?<br />

Das hängt stark von der Zeit ab.<br />

Wenn wir dabei sind, dann vorallem<br />

sonntags, weil diese Spiele zeitlich<br />

besser liegen. Wir fahren nicht mit<br />

ihm hin, weil er ja schon viel früher<br />

da sein muss,aber wir sind dann da,<br />

wenn es losgeht. Für die Kinder ist es<br />

mittlerweile auch gar nicht mehr so<br />

spannend, weil sie es anders nicht<br />

kennen. Wenn sie mit auf die Ehrenrunde<br />

dürfen, ist es aber natürlich<br />

etwas Besonderes für sie.<br />

Beruflich müssen Sie als Frau eines<br />

Profisportlers kürzertreten.<br />

Man muss sich natürlich anpassen,<br />

weil der Mann nicht erst zum<br />

zweiten Drittel kommen kann, weil<br />

er die Kinder aus der Kita abholen<br />

muss.Für uns ist das aber schon klar<br />

gewesen, bevor wir eine Familie gegründet<br />

haben, dass das so läuft,<br />

während er Profisportler ist. Für<br />

mich ist das kein Nachteil. Ichfinde,<br />

dass das Leben, das wir führen, viele<br />

Vorteile mit sich bringt.<br />

Aber irgendwann wird<br />

die Karriere vorbei<br />

sein.<br />

Das wird komisch<br />

werden, weil<br />

Die<br />

wir es ja nicht anders<br />

kennen. Aber FRAUEN<br />

klar, es wird nicht der Profis<br />

mehr ewig so sein, Teil 2<br />

dass er Profisportler ist.<br />

Dann müssen wir uns neu<br />

orientieren und uns neu organisieren.<br />

Aber wir werden das ganz sicher<br />

hinkriegen.<br />

Sie scheinen in Ihrer Rolle als Mutter<br />

aufzugehen. In Ihrem Blog Mamas<br />

Kiste geben sie Ratschläge im Alltag<br />

mit Kindern.<br />

Ichhabe vordreiJahren damit angefangen.<br />

Für mich war die Überlegung,<br />

dass ich das,was wir als Familie<br />

erleben und was ich mit den Kindern<br />

mache, aufschreiben wollte.<br />

Viele überlegen sich ja auch, was<br />

man mit KinderninBerlin unternehmen<br />

kann. Für viele Mamas sind solche<br />

Ratgeber eine gute Anlaufstelle,<br />

zum Beispiel, wenn sie mit dem Baby<br />

zu Hause sind und Ratbrauchen.<br />

Die EHC-Fans kennen Sie von der<br />

Captain’s Tombola, einer<br />

Charityaktion der Rankels.<br />

Wirhaben überlegt,<br />

dass wir durch den<br />

Stand meines Mannes<br />

eine gewisse Öffentlichkeit<br />

erreichen sollten.<br />

Undwir fühlen uns<br />

verpflichtet, das auch<br />

auszunutzen. Dann haben<br />

wir uns zusammengesetzt und<br />

die Captain’s Tombola ins Leben gerufen.<br />

Wir verkaufen Lose während<br />

des Spiels, die Erlöse kommen einer<br />

wohltätigen Organisation zugute.<br />

Die Jungs stellen Schläger, Trikots<br />

und Handschuhe zu Verfügung. Bislang<br />

haben wir immer rechtviel Geld<br />

zusammenbekommen.<br />

Verletzungen spielen in der Karriere<br />

eines Eishockeysportlers leider eine<br />

große Rolle. Wiegehen Siedamit um,<br />

wenn Ihr Mann mal wieder nicht Eishockey<br />

spielen darf.<br />

Viele denken ja, dass er viel zu<br />

Hause ist, wenn erverletzt ist −aber<br />

das Gegenteil ist der Fall. Die Rehamaßnahmen<br />

benötigen noch mehr<br />

Zeit als der Alltag. Aber ich muss<br />

mich nicht besonders um ihn kümmern.<br />

Aber klar, bei einer Schulterverletzung<br />

nehme ich ihm einige Sachen<br />

ab. Wenn das über mehrere<br />

Wochen oder Monate geht, merkt<br />

man schon, dass die Unzufriedenheit<br />

steigt, weil er gerne spielen will.<br />

Umso größer ist die Freudebei allen,<br />

wenn er dann wieder spielen kann.<br />

Ab morgen stehen die Pre-Play-offs<br />

gegen Straubing an.Washeißt das für<br />

Sieals Familie?<br />

Die Play-offs sind Routine und<br />

André freut sich auch wirklich drauf,<br />

weil es um alles geht. Man sieht sich<br />

als Familie in diesen Tagen nur leider<br />

noch seltener als sonst. Aber auch<br />

das kennen wir ja nun schon länger.<br />

DasGespräch führte<br />

Benedikt Paetzholdt.<br />

Benedikt Paetzholdt<br />

ist gespannt, wie weit die<br />

Eisbären noch kommen.<br />

Kronzeuge hinter Gittern<br />

DerÖsterreicher Johannes Dürr,der dieAntidoping-Operation Aderlass ausgelöst hat, sieht sich schweren Vorwürfenausgesetzt. Ein Schatten fällt auch auf die beginnende Biathlon-WM<br />

Eineinhalb Monate nach seiner Dopingbeichte,<br />

mit der Johannes<br />

Dürr die Operation Aderlass bei der<br />

Nordischen Ski-WM in Seefeld ausgelöst<br />

hat, ist der österreichische Langläufer<br />

selbst festgenommen worden.<br />

Nach Informationen des Standards<br />

und der Kronen-<strong>Zeitung</strong> wird wegen<br />

des Verdachts des Sportbetruges und<br />

wegen Verstößen gegen das Antidoping-Gesetz<br />

ermittelt. Zuvor hatte<br />

HansjörgMayr,Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />

Innsbruck, mitgeteilt, dass<br />

sich „im Zuge der Doping-Ermittlungen<br />

nun auch ein Verdacht gegen einen<br />

weiteren Langläufer ergeben“<br />

habe. Obwohl er keinen Namen<br />

nannte, ließ er keinen Zweifel daran,<br />

dass es sich um Dürr handelt.<br />

Mit seinen Aussagen in dem Mitte<br />

Januar in dem ARD ausgestrahlten<br />

Film „Die Gier nach Gold −Der Wegin<br />

die Dopingfalle“ hatte Dürr die Zerschlagung<br />

des Dopingnetzwerkes um<br />

den Erfurter Sportarzt Mark Schmidt<br />

ausgelöst. DerLangläufer gilt als Kronzeuge,<br />

wird inseiner Heimat jedoch<br />

zur Hassfigur und sieht sich schweren<br />

Vorwürfen ausgesetzt. Die Kronen-<br />

<strong>Zeitung</strong>, die als Sponsor eng mit dem<br />

Österreichischen Skiverband (ÖSV)<br />

verbunden ist, hatte schon vorder nun<br />

erfolgten Festnahme die geständigen<br />

österreichischen Langläufer Max<br />

Hauke und Dominik Baldauf zitiert,<br />

wonach Dürr nicht Aufdecker, sondern<br />

Strippenzieher sei und das Duo<br />

2016 an Schmidt vermittelt habe.Also<br />

zwei Jahre, nachdem er bei den Olympischen<br />

Spielen in Sotschi des Dopings<br />

überführtworden war.Und der<br />

ÖSV streitet jegliche Beteiligung ab<br />

und bereitet eine Klage gegen Dürr<br />

vor, weil dieser angab,von ÖSV-Personal<br />

unterstützt worden zu sein.<br />

Dennoch kommt die Verhaftung<br />

unerwartet. „Ich bin selber überrascht“,<br />

sagte Dürrs Anwalt Michael<br />

Lehner.„Vorrangig ist, dass wir Johannes<br />

Dürr sehr viel zu verdanken haben.“<br />

Erst kurz vor seiner Festnahme<br />

hatte der estnische Ski-Langläufer<br />

Algo Kärp am Dienstag als achter Spitzenathlet<br />

seine Beteiligung an dem<br />

NetzwerkumSchmidt zugegeben. Zuvorwaren<br />

die Skilangläufer Hauke und<br />

Baldauf (beide Österreich), die Esten<br />

AndreasVeerpalu und KarelTammjärv<br />

sowie der Kasache Alexei Poltoranin<br />

geständig, ebenso die beiden österreichischen<br />

Radprofis Georg Preidler<br />

und Stefan Denifl. Weitere Sportler<br />

Im Januar gewann der gedopte Johannes Dürrdie Schluss-Etappe der Tour de Ski. IMAGO<br />

für mich entschieden, ich bin sauber,<br />

ich mache das sauber und ich möchte<br />

meine Leistungen einfach bringen,<br />

aber mich nicht zu viel mit dem<br />

Thema auseinandersetzen.“ Das Gegenteil<br />

ist nun erwiesen.<br />

Einen Schatten werfen die Ermittlungen<br />

zudem auf die am Donnerstag<br />

in Östersund beginnenden Weltmeisterschaft<br />

der Biathleten. Denn es besteht<br />

eine Verbindung: Stefan Matwerden<br />

wohl folgen, da die Staatsanwaltschaft<br />

bei Schmidt in Erfurt circa<br />

40 Blutbeutel sichergestellt hat, die<br />

derzeit analysiertwerden.<br />

Vergangenheit holt IBUein<br />

Haukeindes,der nun den ehemaligen<br />

Kollegen belastet, hat nicht den besten<br />

Leumund. 2018 vorOlympia erinnerte<br />

er an den Fall Dürr aus dem Jahr 2014<br />

und bekannte großspurig: „Ich habe<br />

schiner, der im Zuge Ermittlungen<br />

über die Wiener Blutbank Humanplasma<br />

zu einer Haftstrafe verurteilte<br />

Sportmanager, teilte inzwischen mit,<br />

dass er Geräte und Kunden an<br />

Schmidt weitergegeben habe.Damals<br />

standen auch Biathleten unter Verdacht,<br />

aufgrund des vor zehn Jahren<br />

noch nicht vorhandenen Antidoping-<br />

Gesetzes wurden dieVorwürfe nie aufgeklärt.<br />

DasThema aber ist aktuell: Bei<br />

der WM 2017 in Hochfilzen wurde das<br />

Teamquartier der Kasachen durchsucht,<br />

im November 2018 sperrte der<br />

Biathlon-Weltverband (IBU) neun<br />

Athleten. Underst vor drei Monaten<br />

kam es zu einer Razzia in Hochfilzen.<br />

Zehn Russen erhieltenBesuch vonder<br />

österreichischen Polizei.<br />

Die Reaktionen der Branche fallen<br />

wie gewohnt aus. Olle Dahlin aus<br />

Schweden etwa meinte in seiner<br />

Funktion als IBU-Präsident: „Natürlich<br />

ist das,was in Seefeld passiertist,<br />

zutiefst besorgniserregend. DerIBU ist<br />

bislang aber keineVerbindung zum Biathlon<br />

bekannt.“ Er sagte, „dass die<br />

IBU weiter entschlossen handelt und<br />

handeln wird, wenn Beweise gegen<br />

Athleten vorliegen“.Wenn sie so entschlossen<br />

handelt wie in der Vergangenheit,<br />

bedeutet das nicht unbedingt<br />

Gutes.Seit Monaten ermitteln Behörden<br />

in einer Korruptionsaffäre. Im<br />

Zentrum der Untersuchungen steht<br />

der zurückgetretene IBU-Präsident<br />

Anders Besseberg (Norwegen), der<br />

unter anderem russische Dopingfälle<br />

vertuscht haben soll. Ermittlungen<br />

gab es auch gegen die deutsche IBU-<br />

Generalsekretärin Nicole Resch. Immerhin<br />

manche Topathleten schätzen<br />

die Lage realistischer ein. Olympiasieger<br />

Martin Fourcade meinte im französischenTV,ersei<br />

über die Razzien in<br />

Seefeld nicht überrascht gewesen.<br />

Derzeit geht die österreichische<br />

Justiz der Frage nach, ob bei der WM<br />

2017 reihenweise russische Biathleten<br />

gedopt an den Start gegangen sind<br />

und unbehelligt blieben. Alexander<br />

Loginow, aktuell Zweiter des Gesamtweltcups<br />

hinter JohannesThingnes Bö<br />

aus Norwegen, gilt als Symbol der<br />

Krise. Nach seinem Sieg im Januar in<br />

Oberhof sprach Fourcade von einer<br />

Schande und verwehrte den Handschlag.<br />

Loginowwar 2014 mit Epoaufgeflogen.<br />

DieKollegen gehen ihm aus<br />

demWeg. Über ihreeigene Affinität zu<br />

verbotenen Mitteln sagt dies gleichwohl<br />

nichts. (mbo./cs.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 19 **<br />

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Sport<br />

Vom<br />

Schmelzen und<br />

Verschwinden<br />

Alba verschenkt Führung<br />

gegen Málaga –und verliert<br />

VonMatti Lieske<br />

Die 6322 Zuschauer in der Max-<br />

Schmeling-Halle hielten erst<br />

den Atem an, und dann erstarb ihnen<br />

der kollektive Jubelschrei auf<br />

den Lippen. Der Wurf von Málagas<br />

Brian Roberts hatte zwar nur den<br />

Korbrand getroffen, doch den Abpraller<br />

stopfte Mathias Lessort zum<br />

91:90 für die Gäste durch die Reuse.<br />

2,2 Sekunden blieben Alba Berlin<br />

noch, um die erste Partie des Viertelfinales<br />

im Eurocup (best-of-three) zu<br />

gewinnen, doch auch der Wurf von<br />

Rokas Gedraitis traf nur den Korbrand.<br />

Vorzwei Jahren gewann Unicaja<br />

Málaga den Eurocup,weil in den<br />

Play-offs immer ein Spiel auf dem<br />

Parkett des Gegners gewonnen<br />

wurde. Insofern wäre ein Heimsieg<br />

von Alba Berlin doppeltes Gold wert<br />

gewesen, so aber müssen sie am<br />

Freitag in Málaga gewinnen, um einem<br />

enttäuschenden Aus indiesem<br />

Wettbewerb zu entgehen und ein<br />

drittes Spiel am kommenden Mittwoch<br />

in Berlin zu erzwingen.<br />

Bisher war diese Saison nicht<br />

ideal verlaufen für Málaga. In der<br />

spanischen Liga steht das Team auf<br />

Rang vier und kassierte am Wochenende<br />

eine Niederlage beim Dritten<br />

Baskonia Vitoria. Im Pokal war im<br />

Viertelfinale gegen Teneriffa Endstation.<br />

Im Eurocup rutschte Unicaja<br />

gerade noch so ins Viertelfinale, als<br />

schlechtestes Team der acht mit nur<br />

drei Siegen und als einziges mit einer<br />

negativen Punktebilanz. Offensiv<br />

waren sie in den ersten beiden Eurocup-Runden<br />

aber das zweitbeste<br />

Team mit 86,1 Punkten pro Spiel im<br />

Schnitt –hinter Alba Berlin (87,4).<br />

Spektakulärer Angriffsbasketball<br />

lag also in der Luft, doch das hatte<br />

zunächst nur Albas Peyton Siva verstanden,<br />

der acht Punkte in den ers-<br />

Wiedersehen in Berlin: Peyton Siva wird<br />

bedrängt von Dragan Milosavljevic.DPA/GORA<br />

ten fünf Minuten erzielte. Langsam<br />

kamen auch seine Kollegen auf den<br />

Geschmack, und weil Málaga, das<br />

Team mit den meisten Dreierversuchen<br />

im Wettbewerb, überall hinwarf,<br />

bloß nicht in den Korb,bauten<br />

die <strong>Berliner</strong> die Führung zeitweise<br />

auf 16 Punkte aus.Bei Halbzeit stand<br />

eine Führung von58:39 zu Buche.<br />

In der Pause erklärte Trainer Luis<br />

Casemiro seinen Spielern dann, wo<br />

genau der Korb hängt, so dass<br />

Málaga seine Dreierquote binnen<br />

fünf Minuten von 15,4 auf 33,3 Prozent<br />

verbesserte.Weil Albas Angriffsfluss<br />

derweil weitgehend zum Erliegen<br />

gekommen war,schlug sich dies<br />

auf der Anzeigetafel in der für die<br />

Gastgeber ernüchternden Zahlenkombination<br />

59:58 nieder.Das Team<br />

vonAito Reneses leistete nun wieder<br />

mehr Gegenwehr, doch wenn ein<br />

spanisches Spitzenteam seinen<br />

Rhythmus findet, wird esschwierig.<br />

Die Partie blieb eng, zumal sich nun<br />

auch der ehemalige Alba-Spieler<br />

Dragan Milosavljevic bei Málaga bemerkbar<br />

machte. Auf der anderen<br />

Seite hielt Joshiko Saibou die <strong>Berliner</strong><br />

mit zwei Dreiern und einem<br />

Steal im Spiel, bevor Niels Giffey und<br />

Luke Sikma für eine 90:84-Führung<br />

anderthalb Minuten vor Ende sorgten.<br />

Eine Führung, die schmolz und<br />

am Ende doch noch schwand.<br />

Die Eins muss stehen<br />

WieSchalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider den Krisenklub auf solide Beine stellen will<br />

VonDaniel Theweleit, Gelsenkirchen<br />

Clemens Tönnies ist nicht nur Fan<br />

des Fußballklubs, dem er als<br />

Aufsichtsratschef vorsteht, offenbar<br />

hat er sein Herz auch an den Trainer<br />

Domenico Tedesco verloren. Am<br />

Dienstagnachmittag wurde Jochen<br />

Schneider als neuer Sportvorstand<br />

des FC Schalke vorgestellt, und Tönnies<br />

lobte die „fachlichen Qualitäten<br />

und die menschliche Komponente“,<br />

die er in der Arbeit Schneiders erkennen<br />

könne. Richtig ins Schwärmen<br />

geriet er aber,als es um Tedesco ging.<br />

Er habe bei Schalke „noch nie so<br />

einen akribischen Arbeiter gesehen,<br />

der loyal ist, der steht, wie eine Eins“,<br />

sagte Tönnies. Der Umgang mit all<br />

den Kräften, die auf Schalke wirken,<br />

„traut man einem 33-Jährigen kaum<br />

zu“, er habe „eine enge Beziehung“<br />

zum Trainer aufgebaut, fuhr der<br />

Großmetzger fort, Tedesco sei „als<br />

Mensch überragend“. Tags zuvor<br />

hatten viele mit einer Entlassung gerechnet,<br />

nun bleibt Tedesco.Vorerst.<br />

Schneider relativierte die Schwärmerei<br />

dann ein wenig, er sei zwar<br />

„ein großer Freund vonKontinuität“<br />

Stecker gezogen<br />

Borussia Dortmund verpasst das Wunder und scheitert in der Champions League an Tottenham<br />

VonDaniel Theweleit, Dortmund<br />

Torschütze des Tages: Harry Kane<br />

Überraschung:Ajax Amsterdam hat die<br />

Überraschung geschafft und Titelverteidiger<br />

Real Madrid aus der Champions League geworfen.<br />

Nach dem 2:1-Sieg der Königlichen<br />

in Amsterdam gewannen die Niederländer in<br />

Spanien am Dienstagabend mit 4:1 (2:0). In<br />

der Ligaabgeschlagen, im Pokal gescheitert<br />

–jetzt ist für Real die letzte Titelchance dahin.<br />

und habe Tedesco schon als Jugendtrainer<br />

während gemeinsamer Jahre<br />

in Stuttgart schätzen gelernt, erläuterte<br />

der von Leipzig nach Schalke<br />

gewechselte Fachmann, zugleich<br />

forderte er aber: „Es geht jetzt<br />

darum, dass wir eine Trendwende<br />

herbeiführen, um die Kurve zubekommen<br />

in dieser schwierigen Situation.“<br />

.<br />

Denn natürlich bleibt Tedesco einer<br />

derVerlierer der jüngsten Eskalation<br />

beim abstiegsgefährdeten Revierklub.<br />

Im Sommer hatte er mit<br />

Heidel eine Mannschaft zusammengestellt,<br />

die den Entwicklungsschritt<br />

vom Balleroberungsstil zum kultivierten<br />

Kombinationsfußball bewältigen<br />

sollte. Schon nach fünf Partien<br />

zu Saisonbeginn, die alle verloren<br />

wurden, brach er das Projekt ab und<br />

ließ seinen Kader den alten Destruktionsstil<br />

spielen. Hier liegt wohl einer<br />

der Gründe für den fatalen sportlichen<br />

Zusammenbruch.<br />

Außerdem ist es Tedesco nicht gelungen,<br />

die Konflikte im Kader zu befrieden.<br />

Schalke entwickelte in dieser<br />

Saison nie das Gemeinschaftsgefühl,<br />

das das Team vorige Saison bis<br />

AUS FÜR REAL MADRID<br />

Überbrückung: In einer spektakulären Partie<br />

unter der Leitung des deutschen Schiedsrichters<br />

Felix Brych schossen Hakim Ziyech<br />

(7.), David Neres (18.), Dusan Tadic (62.)<br />

und Lasse Schöne (72.) den Sieg für die<br />

Gäste aus den Niederlanden heraus. Marco<br />

Asensio war nur das zwischenzeitliche 1:3<br />

gelungen (70.).<br />

DPA<br />

Großmetzger begrüßt Großmeister:Clemens<br />

Tönnies und Jochen Schneider DPA<br />

Tabellenplatz zwei geführthatte.Stefan<br />

Backs, Berater der Torhüter Ralf<br />

Fährmann und Alexander Nübel,<br />

veröffentlichte eine von intimem<br />

Wissen unterfütterte Analyse, inder<br />

er bemängelte,dass der Kader weder<br />

Zumindest für eine Halbzeit<br />

hatte das Gefühl süßer Europapokalmagie<br />

das Westfalenstadion<br />

an diesem<br />

kühlen Frühlingsabend erfüllt, an<br />

dessen Ende die Dortmunder Spieler<br />

den Rasen voller Trauer und mit einer<br />

gehörigen Portion Groll verließen.<br />

Mit 0:1 (0:0) verloren sie das<br />

Rückspiel im Champions-League-<br />

Achtelfinale gegen Tottenham Hotspur,<br />

aber dieses Ergebnis ist eine<br />

Karikatur des Spielverlaufs. Denn<br />

der BVB hatte Tottenham in einer<br />

atemberaubenden ersten Hälfte<br />

nach allen Regeln der Kunst ausgespielt.<br />

Alleine in der 34. Minute hatten<br />

sie vier Großchancen nacheinander<br />

gehabt. Das Stadion bebte,<br />

doch der Bundesligatabellenführer<br />

verschwendete eine Möglichkeit<br />

nach der nächsten, scheiterte immer<br />

wieder am überragend haltenden<br />

Torhüter Hugo Lloris. Und als Harry<br />

Kane kurz nach der Pause zum 0:1<br />

getroffen hatte, war der Zauber verflogen.<br />

„Mit dem 1:0 vonHarryKane<br />

war der Stecker gezogen“, sagte<br />

Sportdirektor Michael Zorc.<br />

Am Ende war die 0:3-Hypothek<br />

aus dem Hinspiel zu hoch, um noch<br />

an das Wunder zu glauben. Einklein<br />

wenig Trost spendet aber vielleicht<br />

das Gefühl, dass die Dortmunder inmitten<br />

dieser schwerenWochen wieder<br />

einmal gezeigt haben, was für einen<br />

attraktiven Fußball sie spielen<br />

können. Begonnen hatten sie nämlich<br />

mit einer nahezu perfekten Balance<br />

aus Offensive und Defensive.<br />

„Heute bezahlen wir Cash für jeden<br />

Fehler“, hatte Trainer Lucien Favre<br />

vorder Partie gesagt, und tatsächlich<br />

wirkte der Tabellenführer der Bundesliga<br />

in der Anfangsphase sehr sicher<br />

beim Verteidigen, während in<br />

der Offensive mit Fleiß und strategischem<br />

Geschick an der Erzeugung<br />

vonTorgefahr gearbeitet wurde.<br />

Zweimal hatten sie in der Anfangsviertelstunde<br />

Pech mit knappen<br />

Abseitspositionen, und als<br />

MarcoReus einmal aus sechs Metern<br />

zum Abschluss kam, rettete JanVertonghen<br />

mit einer akrobatischen<br />

Grätsche (11.). Reus hatte eine weitere<br />

gefährliche Schussoption (21.),<br />

und Abdou Diallo spielte lieber noch<br />

einmal ab, statt aus bester Position<br />

selbst sein Glück zu versuchen (24.).<br />

Es war ein hervorragender Beginn,<br />

Favres etwas überraschende Aufstellung<br />

schien sich auszuzahlen.<br />

Roman Bürki hatte ja nach dem<br />

Hinspiel noch geradezu eingeschüchtert<br />

von der Körperlichkeit<br />

der Engländer berichtet, vor diesem<br />

Hintergrund war es überraschend,<br />

dass Favreauf Thomas Delaney,den<br />

wohl robustesten Dortmunder Mittelfeldspieler,<br />

verzichtete. Aber der<br />

Trainer hatte sich grundsätzlich für<br />

eine äußerst offensive Formation<br />

entschieden und eine Systemumstellung<br />

auf ein 4-1-4-1 vorgenommen.<br />

Axel Witsel spielte alleine im<br />

defensiven Mittelfeld, der gelernte<br />

Offensivspieler Marius Wolf ersetzte<br />

Achraf Hakimi auf der rechten Abwehrseite,<br />

und in der Sturmspitze<br />

kam Paco Alcácer zum Einsatz. Zum<br />

erstenmal überhaupt stand der Spanier<br />

gemeinsam mit MarcoReus und<br />

Mario Götze in der Startelf, diese<br />

Mannschaft harmonierte prächtig.<br />

Alleine in der 34. Minute hatte der<br />

BVB vier großartige Abschlusssituationen:<br />

Julian Weigl scheiterte erst<br />

per Kopf an Lloris, der Nachschuss<br />

des Verteidigers wurde im letzten<br />

Moment abgeblockt, und wenige Sekunden<br />

später hatte Götze die beste<br />

Chance der ersten Hälfte, schoss<br />

aber zu unplatziert, sodass Lloris erneut<br />

halten konnte. Immer noch in<br />

der selben Spielminute scheiterte<br />

auch noch Jadon Sancho am heldenhaften<br />

Franzosen im Torder Engländer,nun<br />

fehlte einfach Glück.<br />

Das Publikum wurde dennoch<br />

immer lauter,und die Gäste aus Tottenham<br />

begannen schon nach einer<br />

halben Stunde mit Spielverzögerungsaktionen.<br />

„Wir müssen vernünftig<br />

attackieren und sehr, sehr<br />

clever spielen“, war die Devise, die<br />

Lucien Favre ausgegeben hatte, und<br />

die Mannschaft setzte das nahezu<br />

perfekt um. Nurdie Tore fehlten.<br />

Tottenham war hingegen vor der<br />

Pause nur ein einziges mal gefährlich<br />

geworden, als Wolf auf Abseits<br />

spielte und Heung-Min Sonplötzlich<br />

beinahe unbedrängt auf Bürki zustürmte,<br />

das Torjedoch knapp verfehlte<br />

(31.). Aber die zweite Chance<br />

saß dann. Manuel Akanji hatte sich<br />

aus der Abwehrkette herauslocken<br />

lassen, Harry Kane bewegte sich sofortinden<br />

offenen Raum hinein und<br />

erledigte den BVB mit einem platzierten<br />

Schuss aus 14 Metern (48.).<br />

Das war ein Schock, in dessen Folge<br />

die Dortmunder zwar weiter auf ein<br />

Tordrängten, aber der Glaube war<br />

nun weg. Die Dortmunder können<br />

sich damit ganz auf die Bundesliga<br />

konzentrieren, vielleicht taugt das<br />

als kleiner Trost, wenn der akute<br />

Schmerzüber dieses insgesamt doch<br />

ziemlich unglückliche Achtelfinale<br />

verflogen ist.<br />

qualitativ noch charakterlich optimal<br />

zusammengestellt sei.<br />

Im Mittelpunkt steht erst mal, die<br />

ganz große sportliche Katastrophe<br />

abzuwenden. Erst danach werde er<br />

„an Dinge denken, wie Strukturveränderung,<br />

Prozesse neu definieren“,<br />

sagte Schneider. Allerdings kündigte<br />

er an, dass er die sportliche Kompetenz<br />

auf der Führungsebene erhöhen<br />

wolle: Es wird ein Technischer<br />

Direktor gesucht. Er soll für die Kaderplanung<br />

zuständig sein. Ein<br />

Sportdirektor verbringt seinen Alltag<br />

mit der Mannschaft.<br />

Die Idee, dass eine Klublegende<br />

zurückkehren könnte, ist zudem<br />

nicht abwegig. Schneider hatte in einem<br />

Interview erklärt, dass der Kontakt<br />

zu Schalke auch über den Jahrhunderttrainer<br />

und heutigen Aufsichtsrat<br />

Huub Stevens entstanden<br />

sei. Während seiner Jahre beim VfB<br />

Stuttgart hatte Schneider zwei Abstiegskämpfe<br />

mit Stevens bestritten.<br />

„Es ist nicht der Zeitpunkt, über Trainer<br />

zu diskutieren“, sagte Schneider.<br />

Doch sofern Stevens sich nicht<br />

wehrt, haben sie diese Lösung wohl<br />

in der Hinterhand.<br />

NACHRICHTEN<br />

UngarnliefertWhistleblower<br />

Puinto an Portugal aus<br />

FUSSBALL. Ungarnliefertden<br />

WhistleblowerRui Puinto an sein<br />

Heimatland Portugal aus.Dies entschied<br />

das Städtische Gericht in Budapest.<br />

Pinto soll die Quelle für die<br />

PlattformFootball Leaks gewesen<br />

sein, die mit ihren Enthüllungen seit<br />

2015 für Aufsehen im Weltfußball gesorgt<br />

hat. Unter anderem gab es<br />

auch Berichte über Steuervergehen<br />

vonTopstars der Branche.Die Auslieferung<br />

ist noch nicht rechtskräftig.<br />

Pinto legte Berufung ein. DerPortugiese<br />

war Mitte Januar in Budapest<br />

verhaftet worden. Dabei waren bei<br />

ihm auch zehn Festplatten sichergestellt<br />

worden. EinGroßteil der darauf<br />

befindlichen Daten habe er bislang<br />

nicht mit den Medien geteilt, hatte<br />

Pinto wenig später erklärt.<br />

Brähmer bereitet Culcay<br />

auf WM-Vorkampf vor<br />

BOXEN. DerfrühereWeltmeister Jürgen<br />

Brähmer erhält eine neue Aufgabe<br />

als Trainer.Der Schweriner soll<br />

den ehemaligen Welt- und Europameister<br />

Jack Culcay auf dessen WM-<br />

Ausscheidungskampf am 13. April<br />

vorbereiten. Der33-Jährige aus Berlin<br />

boxt in Minneapolis gegen den<br />

Ukrainer Sergej Derewjantschenko<br />

um einen IBF-Titelkampf. „Der Ausscheidungskampf<br />

ist fraglos der<br />

wichtigste in der Geschichte unseres<br />

jungen Teams“, sagte der Geschäftsführer<br />

des Agon-Boxstalls Ingo<br />

Volckmann.<br />

Chelsea wehrtsich gegen<br />

Transfersperre der Fifa<br />

FUSSBALL. DerFCChelsea hat wie<br />

angekündigt Einspruch gegen die<br />

verhängte Transfersperrebei der Fifa<br />

eingelegt. Diefür die nächsten beiden<br />

Transferperioden gültige Sanktion<br />

hatte der Weltverband am 22.<br />

Februar verhängt, weil die Blues in<br />

29 Fällen bei internationalen Transfers<br />

und Anmeldungen vonminderjährigen<br />

Spielerngegen Regeln verstoßen<br />

haben.<br />

ZAHLEN<br />

Fussball<br />

Champions League, Achtelfinale<br />

Dortmund -Tottenham 0:1 (0:0)<br />

Hinspiel: 0:3<br />

Real Madrid -Ajax Amsterdam 1:4 (0:2)<br />

Hinspiel: 2:1<br />

PSG -Manchester United Mi., 21.00<br />

Hinspiel: 2:0<br />

FC Porto-AS Rom Mi., 21.00<br />

Hinspiel: 1:2<br />

Manchester City -FCSchalke Di., 12.3., 21.00<br />

Juventus Turin -Atlético Madrid Di., 12.3. 21.00<br />

FC Barcelona -Lyon Mi., 13.3., 21.00<br />

Bayern München -FCLiverpool Mi., 13.3. 21.00<br />

2. Bundesliga<br />

24.Spieltag<br />

Kiel −Union Berlin 0:2 (0:1)<br />

Duisburg −Magdeburg 1:0 (0:0)<br />

Sandhausen −Erzg.Aue 0:3 (0:1)<br />

Heidenheim −Regensburg 1:2 (0:1)<br />

SC Paderborn−FCSt. Pauli 0:1 (0:0)<br />

Arm. Bielefeld −Darmstadt 98 1:0 (1:0)<br />

Ingolstadt−1.FCKöln 1:2 (0:1)<br />

Dyn. Dresden −VfL Bochum 2:2 (1:2)<br />

Hamburger SV −Gr. Fürth 1:0 (0:0)<br />

11. FC Köln 24 59: 30 48<br />

2 Hamburger SV 24 32: 26 47<br />

3 Union Berlin 24 39: 21 44<br />

4 FC St. Pauli 24 38: 32 43<br />

5 Kiel 24 44: 33 39<br />

6 Heidenheim 24 38: 30 39<br />

7 SC Paderborn 24 54: 37 38<br />

8 Regensburg 24 37: 35 36<br />

9 VfL Bochum 24 35: 36 31<br />

10 Arm. Bielefeld 24 34: 35 31<br />

11 Erzg.Aue 24 30: 29 29<br />

12 Gr.Fürth 24 24: 41 29<br />

13 Dyn. Dresden 24 28: 37 27<br />

14 Darmstadt 98 24 31: 41 26<br />

15 Magdeburg 24 27: 39 22<br />

16 Duisburg 24 23: 41 20<br />

17 Ingolstadt 24 24: 40 19<br />

18 Sandhausen 24 24: 38 17


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Schicksalsgenossen: Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng haben zumindest unter Bundestrainer Joachim Löw keine Zukunft mehr in der Nationalmannschaft.<br />

IMAGO<br />

Die drei Ausrufezeichen<br />

Bundestrainer Joachim Löw verzichtet in Zukunft auf die Nationaldienste von Boateng, Hummels und Müller.Eine so weitgreifende Ausbootung gab es noch nie<br />

VonMarkus Lotter<br />

Verständnis habe er für die<br />

Entscheidung des Bundestrainers,<br />

teilte Jérôme<br />

Boateng gestern Nachmittag<br />

via Twitter mit. Auch dass Joachim<br />

Löw beim Relaunch des Nationalteams<br />

fortan auf jüngere Spieler<br />

setzen wolle, könne er nachvollziehen.<br />

„Dennoch“, schrieb der Innenverteidiger<br />

des FC Bayern weiter,<br />

„hätte ich mir natürlich einen anderen<br />

Abschied gewünscht. Ich persönlich<br />

bin davon überzeugt, dass<br />

ich weiterhin auf höchstem Niveau<br />

spielen kann und werde das auch in<br />

Zukunft zeigen.“ Schließlich gestand<br />

der 30-Jährige offen: „Ich bin traurig<br />

über diese Nachricht, weil es für<br />

mich immer das Allergrößte war,<br />

mein Land zu repräsentieren.“<br />

Es wird Boateng kaum trösten,<br />

dass er in München Schicksalsgenossen<br />

um sich hat. Dass also nicht<br />

nur er, sondern auch Mats Hummels,30,<br />

undThomas Müller,29, von<br />

Löw vor vollendete Tatsachen gestellt<br />

wurden, soll heißen, dass sie<br />

zumindest unter diesem Bundestrainer<br />

definitiv nicht mehr für Deutschland<br />

spielen werden. Im Gegensatz<br />

zu Sami Khedira, den Löw im Anschluss<br />

an die verkorkste WM in<br />

Russland zwar nicht mehr nominiert,<br />

aber immerhin bei einer entsprechenden<br />

Form eine Rückkehr in<br />

Aussicht gestellt hatte, war da nämlich<br />

kein „zunächst“ oder ein „vorläufig“<br />

zu vernehmen.<br />

„Ich danke Mats, Jérôme und<br />

Thomas für die vielen erfolgreichen,<br />

außergewöhnlichen und einmaligen<br />

gemeinsamen Jahre“, erklärte Löw in<br />

einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes<br />

(DFB). Er sei überzeugt,<br />

dass dies der richtige Schritt zum<br />

richtigen Zeitpunkt sei, denn: „Wir<br />

wollen der Mannschaft ein neues<br />

Gesicht geben.“<br />

Immerhin: Löw hatte die drei Profis<br />

zuvor bei einem Besuch in der<br />

bayerischen Landeshauptstadt persönlich<br />

mit seinem Entschluss konfrontiert.<br />

Ein wichtiges Anliegen sei<br />

ihm das gewesen, ließ er wissen, um<br />

für sich das Thema noch mal mit einer<br />

großen Lobhudelei zu beenden:<br />

„Sie sind alle weiterhin Spieler auf<br />

Weltniveau, die in ihrem Verein ganz<br />

vorne mitspielen und Erfolge garantieren.<br />

Sie sind große Spieler, die für<br />

eine große Zeit der Nationalmannschaft<br />

stehen. Sie haben über Jahre<br />

hinweg unendlich viel für Deutschland<br />

und die Nationalmannschaft<br />

geleistet.“<br />

Eine derartige weitgreifende Ausbootung<br />

von drei bewährten Kräften,<br />

allesamt ja gefeierte Weltmeister<br />

im Jahr 2014, hat es in der Geschichte<br />

der Nationalmannschaft noch nicht<br />

gegeben. Undkommt doch ziemlich<br />

überraschend, weil die drei Überraschten<br />

im Klubtrikot zuletzt wieder<br />

ihre Qualitäten unter Beweis<br />

stellen konnten. Zuvorderst Hummels,<br />

der im Achtelfinalhinspiel der<br />

Champions League beim FC Liverpool<br />

mit einer famosen Abwehrleistung<br />

das 0:0 sicherte,dabei unter Beweis<br />

stellte, dass er immer noch in<br />

den Disziplinen Zweikampftechnik,<br />

Antizipation und Spielaufbau zu den<br />

Besten seines Fachs zählt.<br />

Charakterköpfe und Leithammel<br />

Aber auch Boateng, der im Winter<br />

noch auf der Einkaufsliste von Paris<br />

St. Germain stand, und das Unikum<br />

Müller erweckten den Anschein,<br />

dass sie noch ausreichend fußballerisches<br />

Leben in sich tragen, um zumindest<br />

im harten Konkurrenzkampf<br />

beim deutschen Rekordmeister<br />

bestehen zu können,<br />

Klar, dass die anderen mächtigen<br />

Männer beim DFB Löw mit entsprechenden<br />

Einlassungen zur Seite<br />

standen. Die Sportliche Leitung<br />

wolle „nun konsequent den Neubeginn<br />

auch im Kader sichtbar machen.<br />

Unser Auftrag ist es zu entscheiden,<br />

was das Beste für die<br />

Mannschaft auf dem Wegzurück an<br />

die Weltspitze ist“, sagte Nationalmannschaftsmanager<br />

Oliver Bierhoff.<br />

DFB-Präsident Reinhard Grindel<br />

wiederum muss an dieser Stelle<br />

gar nicht mehr zitiert werden, hat er<br />

sein Schicksal doch schon vor einiger<br />

Zeit, spätestens mit der überflüssigen<br />

Vertragsverlängerung vor dem<br />

Turnier in Russland, mit dem von<br />

Löw verknüpft.<br />

Man wird sich jedenfalls erst mal<br />

an eine Nationalmannschaft ohne<br />

die drei Charakterköpfe und Leithammel<br />

Müller (100 Länderspiele),<br />

Boateng (76) und Hummels (70) gewöhnen<br />

müssen und Ausschau halten<br />

nach Spielern, die beim Spiel,<br />

aber auch in der Außendarstellung<br />

ihreRollen übernehmen. Diejungen<br />

Nationalspieler würden jetzt „den<br />

nötigen Raum zur vollen Entfaltung<br />

erhalten. Siemüssen nun dieVerantwortung<br />

übernehmen“, erklärte<br />

Löw,wobei derKreis der Kandidaten<br />

für diese Aufgabe doch gar nicht so<br />

groß zu sein scheint. Klar, Toni<br />

Kroos, vielleicht auch Marc-André<br />

ter Stegen, der mit großartigen Leistungen<br />

beim FC Barcelona Manuel<br />

Neuerherausgeforderthat.Vielleicht<br />

noch Dortmunds Marco Reus, der<br />

allerdings doch arg verletzungsanfällig<br />

und doch auch schon 29 Jahre<br />

altist, und Leroy Sané, mit dem Löw<br />

aber letztlich nicht so richtig umzugehen<br />

weiß. Kurzum: Der Bundestrainer<br />

hat drei Ausrufezeichen gesetzt<br />

und noch mehr Fragezeichen<br />

hinterlassen. (mit Agenturen)<br />

Pro<br />

Richtige Konsequenz<br />

Patrick Berger<br />

Die Meldung, die am Dienstagnachmittag<br />

einschlug, überraschte<br />

dann doch: Joachim Löw<br />

sortiertdie drei Weltmeister Thomas<br />

Müller, Jérôme Boateng und Mats<br />

Hummels aus.Esist die radikalste<br />

Entscheidung in<br />

der 13-jährigen Amtszeit<br />

des Bundestrainers –aber<br />

eine, die zwingend notwendig<br />

ist. Damit hält Löw<br />

sein Wort und treibt den<br />

nach dem historischen<br />

WM-Vorrundenaus angekündigten<br />

Umbruch weiter<br />

voran. Sami Khedira ist<br />

schon aussortiert worden,<br />

jetzt hat es mit Müller, Boateng und<br />

Hummels drei weitere prominente<br />

Namen erwischt.<br />

Löw denkt bei seiner Entscheidung<br />

langfristig –und das ist gut so.<br />

Die EM2020 ist sein Ziel. Dort will<br />

das DFB-Team mit einer jungen,<br />

hungrigen Truppe wieder angreifen.<br />

Bei allem Respekt vor den großen<br />

Verdiensten des Trios, das 2014 mit<br />

dem DFB-Team den WM-Titel holten<br />

–die Zahlen geben Löw recht.<br />

Müller läuft seiner Form seit Jahren<br />

hinterher,hat weder bei der EM 2016<br />

noch bei der WM 2018 getroffen. In<br />

32 Spielen seit 2016 hat der Angreifer<br />

nur fünf Tore erzielt. Auch<br />

an Boateng nagt der Zahn<br />

der Zeit. Seit seinen starken<br />

Leistungen bei der EM<br />

2016 hat der 30-Jährigen in<br />

21 Spielen verletzt gefehlt.<br />

Einzig bei Hummels überrascht<br />

die Entscheidung<br />

etwas,zumal er zuletzt stabiler<br />

wurde.<br />

Löw vertraut künftig<br />

voll auf die Jugend. In der<br />

Abwehr können Niklas Süle, 23, und<br />

Antonio Rüdiger,26, nun in die Chefrollen<br />

schlüpfen, zudem stehen mit<br />

Ginter, Tah und Kehrer weitere Top-<br />

Verteidiger bereit. Undwer denkt bei<br />

Gnabry, Sané, Havertz, Brandt und<br />

Werner noch an Altmeister Müller?<br />

Löws Entscheidung ist übrigens<br />

ein Fingerzeig an andere Größen:<br />

Auch Manuel Neuer und Toni Kroos<br />

sollten besser zu alter Form finden.<br />

Ein klares<br />

Jein<br />

Die Entscheidung des Bundestrainers ist verständlich,<br />

weil er angekündigt hat, verstärkt auf die Jugend setzen zu<br />

wollen. Aber sind die drei aussortierten Nationalspieler<br />

wirklich schon so alt, dass man sie bei der kommenden<br />

Europameisterschaft nicht noch gebrauchen könnte?<br />

Unsere Redaktion ist gespalten<br />

Sucht den Augenkontakt: Bundestrainer Joachim<br />

Löw<br />

MICHAEL/AFP<br />

Kontra<br />

Falsche Endgültigkeit<br />

Völlig ohne Not hat Joachim Löw<br />

die Nationalmannschaftstür vor<br />

Jérôme Boateng, Mats Hummels<br />

und Thomas Müller zugeworfen, sie<br />

abgeschlossen und mit seiner Stellungnahme<br />

(„Danke für die erfolgreichen,<br />

gemeinsamen<br />

Jahre“) auch gleich noch<br />

symbolisch den Schlüssel<br />

entsorgt.<br />

Vor allem die Endgültigkeit<br />

dieser Entscheidung<br />

könnte sich noch als<br />

falsch erweisen. Warum<br />

hat Löw besagten Spielern<br />

nicht im vertrauensvollen<br />

Gespräch erklärt, dass er<br />

vermehrt auf eine neue Generation<br />

vonNationalspielernsetzen will und<br />

sie deswegen künftig seltener nominieren<br />

wird? Seltener,wohlgemerkt −<br />

nicht nie wieder.<br />

Warum hat sich der Bundestrainer<br />

ohne Not und freiwillig dreier<br />

hervorragender Optionen beraubt?<br />

Noch dazu, obwohl keiner der drei<br />

unter signifikanter Altersschwäche<br />

leidet. Hummels und Boateng, vor<br />

Max Ohlert<br />

wenigen Monaten noch eines der<br />

besten Innenverteidigerduos der<br />

Welt, sind gerade einmal 30. Thomas<br />

Müller ist 29, so alt wie Marco Reus,<br />

der in Dortmund gerade nach zig<br />

Verletzungen wieder richtig aufblüht.<br />

Traut Löw Müller<br />

diesen zweiten Frühling so<br />

wenig zu, dass er ihm die<br />

Nationalmannschaftskarrierebeendet?<br />

Stattdessen vertraut der<br />

Nationaltrainer nun blind<br />

auf einen freilich talentierten,<br />

aber unfertigen Nachwuchs,<br />

der kaum bis keine<br />

Erfahrung in großen Turnieren<br />

hat und dem ohne solche<br />

Routiniers, immerhin Weltmeister<br />

und Champions-League-Sieger, die<br />

Führungsspieler fehlen. Ganz besonders<br />

in der Defensive.<br />

Tah, Kehrer, Ginter, Süle − das<br />

sind alles gute Spieler.Dochwenn es<br />

beispielsweise im EM-Halbfinale<br />

2020 gegen Belgien geht, ist der erfahrene<br />

Antonio Rüdiger der Einzige,<br />

dem man noch vertrauenkönnte.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

„Kirschblüten &<br />

Dämonen“: der neue<br />

Film von Doris Dörrie<br />

Seite 23<br />

„Er sammelt die Federn ein, die Ikarus beim Sturz verloren hat.“<br />

Cornelia Geißler zum 90. Geburtstag von Günter Kunert Seite 22<br />

Deutschlehrerin<br />

Wo bleibt<br />

Ihr Aufsatz?<br />

Ulrich Seidler<br />

versucht, Kontakt mit einer<br />

Leserin aufzunehmen.<br />

Dann schreiben Siedoch selbst!“,<br />

ist so ein Satz, der einem schon<br />

mal rausrutscht beim Lesertelefonat.<br />

Schließlich ist man −auch aufgrund<br />

der charakterlichen Disposition<br />

−Kritiker geworden: nicht um<br />

Verbesserungsvorschläge zu empfangen,<br />

sondern um ungehindert<br />

auszuteilen. Aber der Satz war ernst<br />

gemeint, als freundliche Einladung.<br />

Am Apparat war eine 94-jährige<br />

Dame, die mit einer Folge unserer<br />

Unterm-Strich-Gedenkserie „Fontane<br />

der Woche“ nicht einverstanden<br />

war.Das konnten wir am Telefon<br />

schnell als Geschmacksdifferenz abhaken.<br />

Dann ließ sie sich ein bisschen<br />

aus der Redaktion erzählen, sie<br />

fragte die Namen ab,wusste,wer für<br />

welches Fachgebiet zuständig ist,<br />

mit wem sie im Urteil übereinstimmt,<br />

und wessen Verrisse ihr<br />

Freude machen, obwohl sie anderer<br />

Meinung ist und aus welchen Gründen.<br />

Fontane zum Beispiel, dessen<br />

Werk sie als ehemalige Deutschlehrerin<br />

natürlich kenne, sei ihrer Meinung<br />

nach nicht ganz zu Unrecht als<br />

Hausfrauenautor verschrien −aber<br />

das sage im Umkehrschluss viel über<br />

den seelischen Reichtum von Hausfrauen<br />

im 19. Jahrhundert aus. Für<br />

sie war das keine Alternative. Sie<br />

wollte selbständig sein, liebte den<br />

Umgang mit Kindernund genoss die<br />

Sicherheit als Lehrerin. Aber eigentlich<br />

wäresie gernJournalistin geworden.<br />

„Ich glaube, ich kann das.“ −<br />

„Dann schreiben Siedoch selbst!“<br />

DerVorschlag bereitete ihr großes<br />

Vergnügen. Professionell erkundigte<br />

sie sich nach der Wörterzahl (nicht<br />

nach dem Honorar), entschuldigte<br />

sich im Voraus,dass sie ihren Aufsatz<br />

in Ermangelung einer Schreibmaschine<br />

handschriftlich liefern müsse.<br />

Und dass sie nun Schluss machen<br />

müsse, weil die Techniker kommen,<br />

um ihr endlich das seit Wochen nicht<br />

funktionierende Kabelfernsehen in<br />

ihrer neuen betreuten Wohneinrichtung<br />

freizuschalten. Seitdem hat sie<br />

nichts mehr von sich hören lassen.<br />

Entweder haben die Handwerker<br />

gute Arbeit geleistet. Oder?<br />

Pausenbild: Drei Männer beim Skat in der Werkhalle des Transformatorenwerks „KarlLiebknecht“ in Berlin-Oberschöneweide.<br />

VonOrden und Menschen<br />

Fotografien aus Ost-<strong>Berliner</strong> Industriebetrieben von Günter Krawutschke: „Gesichter der Arbeit“<br />

VonSusanne Lenz<br />

Halt, ich muss mich erst<br />

schön machen.“ Doch<br />

Günter Krawutschke hat<br />

nicht gewartet, sondern<br />

die Arbeiterin im VEB Elektrokohle<br />

Lichtenberg in dem Moment erwischt,<br />

als sie sich mit dem Kamm<br />

durchs Haar fuhr. Esist ein lebendiges<br />

Porträt, ohne Voyeurismus. Der<br />

Blick des Fotografen ist liebevoll-interessiert,<br />

und das macht die Aufnahme<br />

repräsentativ für die 50 zwischen<br />

1971 und 1986 entstandenen<br />

Arbeiterfotografien, die derzeit im<br />

Deutschen Technikmuseum zu sehen<br />

sind: „Gesichter der Arbeit“. Es<br />

sind 50 von 4000 Aufnahmen Krawutschkes,die<br />

das Museum kürzlich<br />

in sein Archiv aufgenommen hat.<br />

Die Ausstellung bietet einen Blick in<br />

die Vergangenheit der Arbeit nicht<br />

nur in der DDR.<br />

Günter Krawutschke, Jahrgang<br />

1940, mit einem Abschluss als Diplom-Fotografiker<br />

von der Hochschule<br />

für Grafik und Buchkunst<br />

Leipzig, hat die Bilder im Auftrag der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> gemacht, er war<br />

dort Bildreporter. Ohne einen solchen<br />

Auftrag wäre erindie Betriebe<br />

gar nicht hineingekommen. Aber er<br />

hat seine Aufgabe frei interpretiert<br />

und die Gelegenheit genutzt, um Bilder<br />

zu machen, die keinem journalistischen<br />

Zweck folgten und auch<br />

nicht in jedem Fall gedruckt wurden.<br />

Sie waren anders. Vielleicht nicht,<br />

was die Ästhetik angeht, diesen Fotorealismus<br />

in Schwarz-Weiß, aber<br />

die Motive. Dasmacht Krawutschkes<br />

Industriefotografie zu etwas Besonderem<br />

im fotografischen Nachlass<br />

der DDR. Er hat sich Zeit gelassen,<br />

bis man ihn machen ließ, „bis ich gar<br />

nicht mehr da war“, wie er es sagt.<br />

Dass er damit eine Welt festhielt, die<br />

kurz vor ihrem Untergang stand,<br />

konnte er nicht wissen.<br />

Dort, wo der VEB Elektrokohle<br />

war,ist heute das Dong Xuan Center,<br />

anderswo stehen Büro- oder Wohngebäude.<br />

Eine Karte imTechnikmuseum<br />

zeigt die Betriebe, in denen<br />

Krawutschke fotografierte: VEB<br />

Sternradio, VEB Narva, VEB Kabelwerk<br />

Oberspree, VEB Elekromechanik<br />

Kaulsdorf. Die meisten wurden<br />

in den 90er-Jahren geschlossen. Und<br />

wenn es sie noch gibt, wurde die Belegschaft<br />

drastisch reduziert. Im VEB<br />

Bergmann Borsig arbeiteten einst<br />

4300 Menschen, im Nachfolgebetrieb<br />

sind es noch 230. Günter Krawutschkes<br />

Bilder transportieren<br />

keine sozialistischen Werte, wie es<br />

von den Fotografen verlangt wurde,<br />

gerade hinsichtlich der Arbeiterfotografie.<br />

„Auch der Bildreporter muss<br />

seine Arbeit als Funktionär der Partei<br />

betrachten“, hatte der Bereichsleiter<br />

bei ADN-Zentralbild gefordert, nur<br />

zwölf Jahrebevor Krawutschke in die<br />

Betriebe ging, etwa um einen Auftritt<br />

Honeckers dortzufotografieren.<br />

Um das „andere“, in manchen<br />

Augen vielleicht auch das „falsche“<br />

Bild zu machen, hat Krawutschke<br />

sich einfach umgedreht und statt des<br />

Staatsratsvorsitzenden die Gesichter<br />

der gelangweilt wirkenden Arbeiter<br />

fotografiert. Auch die Aufnahme einer<br />

Brigadefeier gelingt ihm ohne<br />

Pathos.Und die Fotografie einer Festivität<br />

anlässlich der Verleihung von<br />

Karl-Marx-Orden im VEB Kombinat<br />

Tiefbau hat etwas Piefiges, aber das<br />

mag auch ein Eindruck des heutigen<br />

Betrachters sein. Das Bild zeigt den<br />

Bewacher der Orden und Menschen<br />

mit einem Teller in der Hand. Siehaben<br />

sich schon am Buffet hinter der<br />

Trennwand bedient.<br />

DieBrigade „Karl Marx“vom VEB<br />

Elektrokohle, das sind zwei Arbeiter,<br />

GÜNTER KRAWUTSCHKE<br />

die kohlestaubstarrend unter einem<br />

Marx-Porträt sitzen und rauchen. Da<br />

ist nichts Heroisches, und doch hat<br />

man nicht den Eindruck, dass Krawutschke<br />

etwas entlarven will. Die<br />

Menschen seien fleißig gewesen. Er<br />

habe Unmut dann erlebt, wenn es<br />

mal wieder an Material mangelte,<br />

und man nicht habe weiterarbeiten<br />

können. Nicht Systemkritiker, sondern<br />

Beobachter ist er auch bei dem<br />

Bild aus dem VEB Transformatorenwerk<br />

„Karl Liebknecht“. Da hält eine<br />

Arbeiterin einen Beutel Orangen im<br />

Arm. Die Konsums in den Betrieben<br />

wurden besser versorgt. „So ein Bild<br />

hätte nicht in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erscheinen dürfen.“<br />

Nicht dass Günter Krawutschke<br />

glaubt, dass es in seinem Medium<br />

Objektivität gibt. „Mich haben die<br />

Menschen interessiert“, sagt er, gefragt<br />

nach seinem Antrieb. Am<br />

Dienstag im Technikmuseum, als er<br />

seine Arbeiten vorstellt, spricht er<br />

immer wieder von eindrucksvollen<br />

Persönlichkeiten: „Nur nicht vordergründig.“<br />

Gesichterder Arbeit,bis 8.3.2020, Di–Fr<br />

9–17.30 Uhr,Sa&So10–18 Uhr,Deutsches<br />

Technikmuseum,Trebbiner Str. 9<br />

Ein<br />

postmoderner<br />

Moderner<br />

Architektur: Pritzker-Preis<br />

für Japaner Arata Isozaki<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Erstand seit Jahren auf den Wettlisten,<br />

jetzt hat es geklappt: Der<br />

1931 geborene japanische Architekt<br />

Arata Isozaki wird imMai mit dem<br />

Pritzker-Preis für Architektur geehrt,<br />

der als Nobelpreis der Architektur<br />

gilt. Isozaki habe, wie die Jury lobt,<br />

mit seinen „frischen“ Bauten den ästhetischen<br />

Kanon der Moderne oft<br />

erweitert.<br />

Seine rauen Betonkonstruktionen<br />

der 60er-Jahre stehen wie die<br />

karg-monumentalen Bibliotheken<br />

in Oita oder Fukuoka noch im Schatten<br />

des Übervaters der japanischen<br />

Nachkriegsmoderne,<br />

Kenzo<br />

Tange. Doch seit<br />

dem Städtischen<br />

Kunstmuseum<br />

von Kitayushu<br />

von 1972 war er<br />

auch mit der gebauten<br />

Erinnerung<br />

an den Geometrieglauben<br />

Arata<br />

Der Architekt<br />

Isozaki<br />

AFP<br />

der Klassischen<br />

Moderne und dem Riesenhaften des<br />

russischen Konstruktivismus bereits<br />

Teil der Postmoderne. Sein Museum<br />

für zeitgenössische Kunst in Los Angeles<br />

stand 1981 mit am Beginn eines<br />

neuen Museumbau-Booms in<br />

den USA, in dem vorallem die große<br />

Form zählte. Das Palau-Sant-Jordi-<br />

Stadion in Barcelona zeigte 1990,<br />

dass auch überdachte und ganz auf<br />

das Fernsehen ausgerichtete Sportbauten<br />

interessante Architektur ergeben<br />

können. DasShenzen-Kulturzentrum<br />

in China behauptet mit<br />

Steinwänden und zarten Glasdächernasiatische<br />

Assoziationen.<br />

Isozaki ist einer der ersten Architekten<br />

Japans, die im Ausland nicht<br />

nur Aufsehen erregten, sondern<br />

auch bauen konnten. Das Allianz-<br />

Hochhaus in Mailand von 2015 gilt<br />

als eines der elegantesten seiner Art.<br />

In Deutschland wurde Isozaki mit<br />

den strengen Bauten am <strong>Berliner</strong><br />

Potsdamer Platz bekannt, die gezeigt<br />

haben, dass Architektur im globalisierten<br />

Zeitalter keine Nationalität<br />

haben muss.<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Maulfeil<br />

Wofür Dicknity<br />

so steht<br />

VonUte Cohen<br />

Dick ist wieder angesagt. Gemeint ist damit<br />

nicht etwa die englische Koseform<br />

des Vornamens Richard. Ihremgeliebten Dickie-Baby<br />

hat die amerikanische Schriftstellerin<br />

und Feministin Chris Kraus mit „I love<br />

Dick“ bereits ein pikantes Denkmal gesetzt.<br />

Auch wird hier nicht eine Vorliebe für Adipös-Voluminöses<br />

behauptet. Dick ist<br />

schlicht und einfach der Schwanz, das Rohr,<br />

der Penis oder weniger prosaisch der Zauberstab<br />

der Liebe.<br />

In unseren auch verbal hartumkämpften<br />

Zeiten hat es auch der Dick schwer. Nur als<br />

Lustschwengel, als Sinnbild männlicher Begierde,hat<br />

er nicht mehr recht Bestand. Man<br />

muss ihn schon aus fleischlichen Niederungen<br />

ziehen, um ihn vor wüsten Beschimpfungen<br />

zu beschützen. DerDick allein macht<br />

heute keinen Staat mehr.<br />

Als Kompositum kann er sich sehen lassen,<br />

dachten sich vermutlich die Schöpfer<br />

des Kunstwortes „Dicknity“. Kurzerhand<br />

pfropften sie Dick ganz würdevoll die „Dignity“<br />

(Würde) auf. Das ist ein ehrenwerter<br />

Begriff, er steht nicht umsonst an prominenter<br />

Stelle im Grundgesetz. Prangt das<br />

Wort jedoch auf einer Rockerkluft und<br />

schafft es diese Kutte sogar in einen angesagten<br />

<strong>Berliner</strong> Conceptstore, sieht die<br />

Chose wieder anders aus. Die vermeintliche<br />

Nobilitierung des schnöden Dick<br />

durch Dignity ist letztlich fragwürdig.<br />

KARD BURKHARD TIMM<br />

Dicknity klingt sehr nach hyperpotentem<br />

Maskulinitätskult. Röhrende Hirsche, pardon,<br />

röhrende Motoren und burning wheels,<br />

schwarzes Leder und breitbeinige Biker assoziiert<br />

man mehr mit Dicknity als mit Artikel<br />

§1GG. DerDick wirdweniger aufgewertet<br />

als die Dignity abgewertet in dieser<br />

Mésalliance.Esist nämlich kaum zu vermuten,<br />

dass hier ein Ehrenkodex für wertbewusstes<br />

Schwanzverhalten festgeschrieben<br />

beziehungsweise ein Zugeständnis an gesellschaftlichen<br />

Wandel gemacht werden sollte.<br />

Wohl eher erheben die Schöpfer des Kunstwortes<br />

Dicknity den Anspruch, dem diskriminierten<br />

Dick unter die Arme zu greifen,<br />

damit er nicht als Schlappschwanz dasteht.<br />

Das passt ganz fabulös zum derzeit in<br />

Amerika grassierenden neuen Männlichkeitskult.<br />

Die neue Maskulinität ist der Gegenschlag<br />

zur männlichen Identitätskrise,<br />

die hierzulande spätestens seit HerbertGrönemeyers<br />

Frage „Wann ist ein Mann ein<br />

Mann?“ ihren Lauf nahm. Dieneuen Maskulinisten<br />

sagen dem Feminismus den Kampf<br />

an und verteidigen mit Klauen und Zähnen<br />

(von ein paar Berettas und Pumpguns mal<br />

ganz abgesehen) ihrePrivilegien.<br />

Für Spaß ist da kein Platz. Bei den Dicknity-Fans<br />

hingegen bleibt Hoffnung. Ein<br />

Funken Humor steckt in diesem süßen Zwitterwort.<br />

Vielleicht schwingen sich nicht nur<br />

sexy Mädels auf die Böcke der Dicknity-Kuttenträger.Vielleicht<br />

unterbreiten die Damen<br />

den Dickies mal den Vorschlag, in einen<br />

Stich’n-Bitch-Club zu gehen. Das sind Vereine,indenen<br />

der hohen Kunst des Stickens<br />

gefrönt wird. Da können die Herren dann<br />

selbst ihr Logo auf die Lederjacken sticken.<br />

Dicknity kommt sicher gut in lilablassblau –<br />

oder doch lieber klassisch in Rot-Schwarz?<br />

Letztlich ist Dicknity dann nur eine Frage des<br />

Geschmacks.Nichts anderes als„Tits’n’that“,<br />

pardon, dies und das also! An die Nadeln,<br />

Jungs! Dastut weder dem Dick noch der Dignity<br />

einen Abbruch.<br />

In derSerie „Maulfeil“ setztsichunsere AutorinUte Cohen<br />

den Wurzeln und Wandlungenvon Wörternauf die Spur.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

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Feuilleton<br />

Große Ereignisse lassen ihre Schatten zurück<br />

Zum 90. Geburtstag des künstlerischen Tausendsassas Günter Kunert<br />

VonCornelia Geißler<br />

Als Günter Kunert vor drei<br />

Wochen in Berlin zu Gast<br />

war, zeigte er sich entschlossen,<br />

nicht jedem zu<br />

gefallen. Er erschreckte den Moderator<br />

des Abends damit, nicht vorlesen,<br />

sondernsich nur unterhalten zu<br />

wollen. Seine Stimme sei wegen der<br />

vielen Interviews, die er hatte geben<br />

müssen, etwas angegriffen. Die<br />

Stimme war frisch genug, seinen Gesprächspartner<br />

mit kleinen Bemerkungen<br />

aus dem Konzept zu bringen.<br />

Aber der, eshandelte sich immerhin<br />

um den Schriftsteller Ingo<br />

Schulze, begriff schnell, dass Kunert<br />

sich so nur aufführte, weil die rund<br />

350 Menschen unten im Saal ihre<br />

Freude haben sollten. Also stellte<br />

Schulzedie entsprechenden Fragen.<br />

Ein<strong>Berliner</strong> im Norden<br />

Als Einwohner des Örtchens Kaisborstel<br />

nahe Itzehoe war Kunert zu<br />

Gast in der schleswig-holsteinischen<br />

Landesvertretung. Recht eigentlich<br />

war es ein Heimspiel in Berlin, der<br />

Stadt, wo er am 6. März1929 geboren<br />

wurde, inder er bis zu seiner Ausreise<br />

aus der DDR im Jahre 1979<br />

lebte. Und deshalb drängte das Publikum,<br />

kaum war das letzte Danke<br />

des moderierenden Schriftstellers<br />

gesprochen, nach vorn, Bücher<br />

schwenkend, um Unterschriften bittend.<br />

Bestimmt eine Stunde saß der<br />

Autor dann noch und signierte sein<br />

neuestes Werk, das in Wirklichkeit<br />

ein ziemlich altes ist: „Die zweite<br />

Frau“ entstand Mitte der 70er-Jahre.<br />

Der Wallstein-Verlag verbreitet das<br />

Anfang Februar erschienene Buch<br />

bereits in der dritten Auflage.<br />

Mitdem Erfolg war nicht zu rechnen<br />

gewesen. Zwar ist Günter Kunert<br />

ein äußerst produktiver Autor, doch<br />

nicht gerade populär: Etwa die<br />

Hälfte seines Werks besteht aus Lyrikbänden.<br />

„Wer liest denn noch Gedichte?“,<br />

fragte Kunert herausfordernd.<br />

Dasihm doch so zugewandte<br />

Publikum verpasste den Einsatz und<br />

schwieg betreten.<br />

„Die zweite Frau“ ist erst sein<br />

zweiter Roman nach „Im Namen der<br />

Hüte“. Er musste dieses Buch schreiben,<br />

doch er wusste, dass es nicht<br />

druckbar sein würde.Zwar veröffentlichte<br />

er lange schon im Westen (die<br />

DDR-Ausgabe der „Hüte“ folgte erst<br />

neun Jahre nach der Münchener),<br />

doch bewegte sich die Handlung<br />

diesmal zu deutlich durch die wirtschaftlichen<br />

Mängel und die politische<br />

Gängelei der DDR. Dann hätte<br />

er, der zu Poetik-Dozenturen nach<br />

Großbritannien und in die USA<br />

reiste, der in Berlin-Buch aller Überwachung<br />

zum Trotz ein offenes Haus<br />

unterhielt, an dessen Tisch auch die<br />

West-Kollegen F. C. Delius, Reinhard<br />

Lettau und Günter Grass speisten,<br />

mindestens mit einem Prozess wegen<br />

Devisenvergehens rechnen müssen,<br />

wie es Stefan Heym passierte.Als<br />

Kunert 1979 Berlin mit seiner ersten<br />

Frau und sieben vom Tierarzt mit<br />

Schlafmitteln versorgten Katzen verlässt,<br />

geht er in Frieden, mit einem<br />

mehrjährigen Visum nämlich.<br />

Der Schriftsteller Günter KunertimJahr 2012.<br />

IMAGO/LARS REIMANN<br />

Es erscheinen sogar noch Bücher<br />

im Aufbau-Verlag. 1988 heißt es im<br />

Band „Die befleckte Empfängnis“:<br />

„Der Abgrund, der einst Fortschritt<br />

hieß,/ von nichts als Worten überbrückt,/<br />

durch seinen Namen hoffen<br />

ließ,/ entschleiert sich: Wie stets<br />

mißglückt/ das Glaubensspiel, verloren<br />

fast/ schon die Partie: der Einsatz<br />

fort,/ dadurch gewonnen nur<br />

die Last/ der Wahrheit über deinen<br />

Ort.“ WasGünter Kunert anWitz in<br />

seine Prosa steckt, wird inder Lyrik<br />

oft aufgehoben durch einen luziden<br />

Blick auf und durch die Verhältnisse.<br />

Er betrachtet die Natur im Griff des<br />

Menschen, sieht Tote in Bäumen<br />

hängen, hört dem Straßenpflaster<br />

seine Geschichte ab und sammelt die<br />

Federnauf, die Ikarus verloren hat.<br />

Günter Kunert hat auch Filmszenarien<br />

und Reisebücher geschrieben.<br />

Und ermalt –bringt in Bilder,<br />

wofür er die Wortenicht findet. Seine<br />

Frauen- oder Katzenwesen, Zeitmaschinen<br />

und Selbstporträts mit großem<br />

Schnurrbart setzen die Prosa-<br />

Traumskizzen fort. Im Band „Ohne<br />

Umkehr“ bemerkt er „Die Schriftsteller<br />

halten mich für einen großartigen<br />

Maler, die Maler mich hingegen für<br />

einen grandiosen Schriftsteller.<br />

Mehr kann man nicht verlangen.“<br />

Nicht nur wegen seiner Vielgestaltigkeit<br />

nimmt sein Werk in der<br />

deutschen Literatur einen besonderen<br />

Platz ein, sondern wegen der<br />

überzeugenden Form seiner Gedichte,<br />

der funkelnden Ironie der<br />

Geschichten und der geschliffenen<br />

Sprache in den Essays. Als kränkli-<br />

ches Kind einer jüdischen Mutter,<br />

die zwar geschützt war durch die Ehe<br />

mit einem „arischen“ Mann, doch<br />

mit derVerschärfung der NS-Rassengesetze<br />

zunehmend in Angst lebte,<br />

wuchs Günter Kunert vor allem mit<br />

Büchernauf. Er nutzefrüh das Lesen<br />

als Rettungsseil, um sich aus widrigen<br />

Verhältnissen zu hangeln und<br />

setzte dies später schreibend fort.<br />

Dasnächste Buch ist schon geplant<br />

„Worin denn besteht die Wirksamkeit<br />

von Literatur, wenn nicht darin,<br />

uns lebensfähiger zu machen, nämlich<br />

fähiger,unsereExistenz, also deren<br />

Unsinnigkeit, Beiläufigkeit,<br />

krude Vermessenheit überhaupt zu<br />

ertragen“, sagte er 1985, gebeten, vor<br />

dem Börsenverein des deutschen<br />

Buchhandels über Politik und Literatur<br />

zu sprechen. Zwar nannte er in<br />

„der tödlich bedrohten“ Welt „politisches<br />

Desinteresse selbstmörderisch“.<br />

Doch Kunert wollte und will<br />

die Literatur von einer politischen<br />

Inauftragnahme entbinden.<br />

„Große Ereignisse lassen ihre<br />

Schatten zurück“ lesen wir in dem<br />

Band„Die Geburtder Sprichwörter“.<br />

Die 90Jahre des Günter Kunert sind<br />

von zahlreichen Schatten der deutschen<br />

Geschichte bedeckt worden.<br />

Wenn er der Pessimist wäre, den<br />

man ihm andichtet, wäre erunter<br />

diesem Dunkel längst erstickt. Doch<br />

der Dichter blickt der Zeit ins Auge<br />

und hört auf ihren Rhythmus. Nach<br />

dem <strong>Berliner</strong> Gesprächsabend planen<br />

der Wallstein-Verleger und der<br />

Autor bereits das nächste Buch.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 23 *<br />

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Feuilleton/Medien<br />

Herrlich<br />

gedehnter<br />

Moment<br />

Deutsche Oper: „Pierrot<br />

lunaire“ in der Tischlerei<br />

VonPeter Uehling<br />

Angst essen Liebe auf<br />

Deutsch-japanischeFamilienaufstellung: Doris Dörries neuer Film „Kirschblüten &Dämonen“<br />

VonChristina Bylow<br />

Die Trudi ist wieder da mit<br />

ihrem lieben, traurigen<br />

Gesicht, an ihrer Seite<br />

der Rudi, ihr Ehemann,<br />

Vater der drei Kinder, die längst erwachsen<br />

sind an Jahren und doch so<br />

unfähig zu leben: „Kinder sind so<br />

enttäuschend“, sagt der Rudi. Ja,<br />

das hat man schon mal gehört, wie<br />

Vater- und Muttersätze sowieso<br />

endlos nachhallen in den Gedanken<br />

der Kinder, auch wenn die Eltern<br />

längst tot sind, wie Trudi und Rudi.<br />

Zehn Jahreist es her,seit dieses miteinander<br />

verwachsene und von<br />

Hannelore Elsner und Elmar Wepper<br />

so zärtlich gespielte bayerische<br />

Paar in Doris Dörries Film „Kirschblüten<br />

–Hanami“ durch eine Welt<br />

irrte,inder es sich nicht auskannte.<br />

Da waren die wichtigtuerischen,<br />

gestressten Kinder in Berlin, die ihre<br />

ElternamHauptbahnhof stehen ließen,<br />

da war der Banker-Sohn Karl,<br />

der in Tokio Karrieremachte,seinen<br />

Vater aber an eine junge Japanerin<br />

delegierte, die sich um den verwirrten<br />

Mann kümmerte. Rudi war, einer<br />

letzten Sehnsucht der Trudi folgend,<br />

nach Japan aufgebrochen, um<br />

den Fuji zu sehen und zu sterben.<br />

Damit hätte die Familiengeschichte<br />

der Angermeiers aus dem<br />

Allgäu eigentlich zu Ende erzählt<br />

sein können, aber die Kinder, in<br />

„Kirschblüten –Hanami“ doch eher<br />

Randfiguren, ließen Doris Dörrie<br />

nicht los.Was machen die mit ihren<br />

Leben? Warum kommen sie nicht<br />

heraus aus den Fängen ihrer Eltern,<br />

die nicht umarmen, sondern nur<br />

umklammernkonnten?<br />

Mit „Kirschblüten &Dämonen“<br />

nimmt Doris Dörrie die Perspektive<br />

eines dieser Kinder ein: Karl (Golo<br />

Euler), der Jüngste und Fragilste der<br />

drei, ist es, der sich der langen<br />

Schleifspur einer deutschen Familiengeschichte<br />

stellen muss. Die Eltern<br />

und Großeltern irrlichtern<br />

durch seine Alpträume, Dämonen,<br />

die ihn fast töten, denn anders als<br />

die Japanerin Yu (Aya Irizuki), die<br />

plötzlich in sein Säuferelend tänzelt,<br />

kann er mit diesen Dämonen<br />

nicht einfach Teetrinken, um sie zu<br />

besänftigen.<br />

Doris Dörrie glaubt nicht an<br />

Geister, anders als Japaner, wie es<br />

die Regisseurin nach eigenem Bekunden<br />

wahrgenommen hat im<br />

Laufe ihrer Jahrzehnte dauernden<br />

Verbindung zu dem Land. Ob dies<br />

Am Ursprung seiner Verwirrung: Karl(Golo Euler) mit Yu (Aya Irizuki).<br />

eine stereotype westliche Vorstellung<br />

oder eine Frage der Terminologie<br />

ist, muss dieser Film nicht klären.<br />

Er spielt damit. AufEbenen, die<br />

sich nicht immer leicht entziffern<br />

lassen. Kein Dörrie-Film vagabundierte<br />

bisher so sehr zwischen Surrealem<br />

und Realismus, schnitt die<br />

Zeitebenen ineinander, stülpte das<br />

innereChaos der Hauptfigur in fragmentierten<br />

Bildernnach außen. Immer<br />

wieder tritt ein Dämon tatsächlich<br />

als verhuschter Schatten in Erscheinung,<br />

wie ein Negativabzug<br />

des Kobolds Pumuckl, aber auch<br />

der sehr reale SS-Großvater gleicht<br />

Küssen verboten<br />

CONSTANTIN/BOTOR<br />

einer Figur aus dem Marionetten-<br />

Theater. Der Enkel männerbündelt<br />

nun in einer rechten Partei, der Urenkel<br />

protestiert mit Einschluss in<br />

seinem Zimmer und eintätowiertem<br />

Hakenkreuz auf der Stirn. Verdrängtes<br />

kommt grell ans Licht.<br />

Die Untoten, weil Beschwiegenen<br />

der Angermeiers finden ihre<br />

Entsprechung in den Untoten der<br />

Familie von Yu–einst Verbündete<br />

der Nazis. Sicherlich eine gewagte<br />

Parallelführung –aber eine,die sich<br />

von jeder folkloristischen Idealisierung<br />

Japans abgrenzt. Wenn Doris<br />

Dörrie Deutsche nach Japan<br />

schickt, lässt sie ihnen den nicht<br />

verstehenden Blick, die Konfusion.<br />

Sie macht sie zu Lernenden, gleich<br />

welchen Alters,und das scheint das<br />

einzige Gegenmittel zu dem, was<br />

alle diese Figuren quält: Angst ist<br />

der Klotz, der so vielen Dörrie-FigurenimKörper<br />

sitzt.<br />

Man sieht es an ihrem Gang, ihren<br />

steifen Körpern, ihren aufgekratzten<br />

Begehr-mich-bitte-Mienen.<br />

DieMänner haben Angst, nicht<br />

männlich genug zu sein, die Frauen<br />

zweifeln an ihrer Schönheit. Die<br />

Welt setzt ihnen zu, weil sie sich<br />

darin immer nur um sich selbst drehen,<br />

auf Erlösung hoffend, die einfach<br />

nicht eintritt. Egal wie weit sie<br />

sich aus ihren materiell kommoden<br />

Verhältnissen entfernten.<br />

Auch Karl war einmal einer dieser<br />

gut maskierten Erfolgsmänner<br />

von deutlich westdeutschem Habitus.<br />

Aber irgendwann implodierte<br />

sein Leben, die Frau verließ ihn, die<br />

Tochter durfte er, inzwischen Alkoholiker,<br />

nur noch unter Aufsicht sehen,<br />

mit den Geschwisternlag er im<br />

Streit, weil er den Verkauf des Elternhauses<br />

blockierte. Doris Dörrie<br />

schickt ihn zurück zum Ursprung<br />

seiner Verirrung –ins leer stehende<br />

geduckte Bauernhaus in sanfter Hügellandschaft.<br />

Dort, zwischen den<br />

Porzellantellern mit Tiermotiven,<br />

die jedem Familienmitglied unmissverständlich<br />

klarmachen, wo<br />

sein Platz ist in der Familienhierarchie,dem<br />

Kruzifix und den abgezogenen<br />

Elternbetten, nimmt Karls<br />

Wandlung ihren Anfang. Sieendet –<br />

vorläufig –inJapan, wo sonst.<br />

Kirschblüten &Dämonen,Deutschland2019.<br />

Buchund Regie: DorisDörrie, Darsteller:Golo<br />

Euler,Aya Irizuki, Birgit Minichmayr,Elmar Wepper,<br />

Hannelore Elsner u.a.,Spielfilm 110Minuten,<br />

FSK:ab12Jahre<br />

Der Film kommtamDonnerstag in dieKinos.<br />

So peinlich wie im echten Leben: Jan Gregor Schütte ließ für die ARD ein vielstündiges „Klassentreffen“ improvisieren<br />

Die<br />

schwebende<br />

Drusin<br />

Fatma Shanans Malerei bei<br />

Dittrich &Schlechtriem<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Woimmer sie sich gerade aufhält<br />

auf der Welt, die Malerin<br />

Fatma Shanan aus dem drusischen<br />

Dorf Julis im Norden Israels hat einen<br />

traditionellen Ornament-Teppich<br />

dabei –und sei es auch nur in<br />

Gedanken. Gerade begann in der<br />

Mitte-Galerie Dittrich & Schlechtriem<br />

die erste europäische Einzelausstellung<br />

der 1986 geborenen<br />

Drusin. „Yellow Skirt“ (Gelber Rock)<br />

erzählt vom Lebensgefühlt der jungen<br />

Frau zwischen uralter Tradition<br />

und moderner Welt, in die sie sich<br />

aufgemacht hat, die sie erkundet<br />

und mit ihrer bisherigen vergleicht.<br />

Drusen sind eine arabischsprachige<br />

Religionsgemeinschaft im Nahen<br />

Osten, ihre Religion wird inIsrael,<br />

wo sie in 18 großen Dörfern leben,<br />

anerkannt, da sie sich als israelische<br />

Staatsbürger loyal verhalten,<br />

auch Militärdienst leisten. Im frühen<br />

11. Jahrhundert entstand die Gemeinschaft<br />

in Ägypten als Abspaltung<br />

der ismailitischen Schia. Drusen<br />

glauben an die Reinkarnation.<br />

Sie interpretieren den Koran allegorisch.<br />

Der Glaube an Seelenwanderung<br />

widerspricht freilich den Prinzipien<br />

des Islam. Shanan zeigt denn<br />

auch in ihrem herben, tonigen Malstil,<br />

wie sehr sich ihre Figuren –oft<br />

Selbstporträts –von ihrer Umgebung<br />

entfremden.<br />

Der gelbe Rock in einem Gewebe<br />

aus glitzerndem Stoff deutet anmutig<br />

und zugleich befremdlich Hüfte<br />

und Oberschenkel an, diesen Teil einer<br />

weiblichen Gestalt könnte auch<br />

eine Braut oder eine Heiligenfigur<br />

sein. Körper und Umwelt verschmelzen<br />

förmlich in der dynamischen,<br />

goldmetallisch-textilen Struktur.Die<br />

Kontur verschwimmt über dem abstrahierten<br />

braunroten Parkettmuster.<br />

Ineinem der anderen Gemälde<br />

verschmilzt die passive, wie im<br />

Schlaf oder in Trance erstarrte Gestalt<br />

–die Künstlerin selbst –mit der<br />

farbigen Teppich-Ornament-Komposition.<br />

UndimBild darüber entledigt<br />

sich die Gestalt aller physikalischen<br />

Gesetze und schwebt im<br />

Raum, sozusagen zwischen ihren<br />

traditionellen Wurzeln und der unbekannten<br />

Ferne. Deutlich wird,<br />

dass diese Situation auch ein Konflikt<br />

ist. Die Malerin lässt den Zustand<br />

ins Surreale kippen: Der Teppich<br />

beginnt zu fliegen.<br />

Galerie Dittrich &Schlechtriem, Linienstr.23.<br />

Bis 13.April, Di–Sa 11–18 Uhr .<br />

Generalmusikdirektor Donald Runnicles<br />

dirigierte das einmalige Ereignis. PROMO<br />

Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“<br />

ist ein Beispiel für eine<br />

vollkommen neue Musik. DasMelodram<br />

war um die Jahrhundertwende<br />

keine unbeliebte Gattung, aber<br />

Schönberg schrieb der Schauspielerin<br />

Albertine Zehme, die das Werk<br />

1912 in Auftrag gegeben hatte, erstmals<br />

Sprachmelodie und -rhythmus<br />

genau vor und erweiterte die Besetzung<br />

über das von Zehme bestellte<br />

Klavier hinaus, bis sie fünf Instrumentalisten<br />

bezahlen musste. Aber<br />

mit diesen vielfältig kombinierten<br />

Instrumenten entfacht Schönberg<br />

einen Farbenrausch. Mit Bassklarinette,Cello<br />

und Klavier beschwörter<br />

„finstre schwarze Riesenfalter“, mit<br />

Piccoloflöte, Klarinette und Klavier<br />

„einen phantastischen Lichtstrahl“,<br />

mit Flöte, Klarinette und Geige im<br />

dreifachen Piano „ohne jeden Ausdruck“<br />

eine „bleiche Wäscherin“.<br />

DasStück war dank seiner skurrildekadenten<br />

Texte und ihrer zuweilen<br />

geradezu filmmusikalisch drastischen<br />

Vertonung zugänglich und erfolgreich.<br />

Am produktivsten wirkte<br />

es in Frankreich: Strawinsky schrieb<br />

mehrere Gesangszyklen mit Ensemblebegleitung,<br />

Ravel setzte nur nach<br />

Strawinskys Bericht seinen ähnlich<br />

besetzten, forciert dissonanten<br />

Mallarmé-Zyklus auf. Unddie für die<br />

Pariser Moderne so wichtigen Ballets<br />

russes wollten das Stück gar vertanzen.<br />

In der Tischlerei der Deutschen<br />

Oper wurde das Stück am Montag<br />

szenisch aufgeführt, als eine ArtVerbindung<br />

zwischen dem zur Saisoneröffnung<br />

produzierten „Wozzeck“<br />

von Schönbergs Schüler Alban Berg<br />

und der Premiere des „Zwergs“ von<br />

Schönbergs Lehrer Alexander Zemlinsky<br />

–und so würdigte denn auch<br />

Generalmusikdirektor Donald Runnicles<br />

diese leider einmalige Aufführung<br />

mit seinem Dirigat.<br />

Die Inszenierung von Teresa Reiber<br />

versetzt uns mit dem kaputten<br />

Unfallwagen auf der Bühne in eine<br />

Lynch- oder Cronenberg-Situation:<br />

Es gab einen Crash, und die Fahrerin<br />

ist wie Schrödingers Katzetot und lebendig.<br />

Während Rebecca Jo Loeb<br />

sprechsingt, gleitet ihr Tänzer-<br />

Double Denise Noack als Leiche<br />

vom Fahrersitz. Eine die Dämonin<br />

der anderen, geraten wir in eine<br />

Traumwelt zwischen Todund Leben,<br />

erleben wir einen gedehnten Moment<br />

im leichenweißen Mondlicht.<br />

Diese szenische Chiffre –das zerknüllte<br />

Auto,der Unfalltod –die auch<br />

für die Gefahren und Verluste der<br />

Moderne steht, wirdnun weniger als<br />

Ort einer stringenten Handlung inszeniertals<br />

in wechselnden Konstellationen<br />

bespielt –ähnlich wie die<br />

Partitur mit den Instrumenten umgeht.<br />

Eine musikalisch feinfühlige<br />

Arbeit von suggestiver Symbolkraft.<br />

Runnicles dirigierte die Instrumentalisten<br />

des Orchesters der Deutschen<br />

Oper umsichtig und dezent,<br />

Rebecca Jo Loeb gebührt große Anerkennung<br />

für die auswendig beherrschte<br />

Partie und ihren schier<br />

somnambul klangschönen Vortrag,<br />

der die gesanglichen Seiten stärker<br />

als gewohnt hervorhob.<br />

VonTorsten Wahl<br />

Sandra (Elena Uhlig) tratscht immer<br />

noch gern, Astrid (Anna<br />

Schudt), früher „Titti“ genannt, zieht<br />

mit einem weit ausgeschnittenen T-<br />

Shirtwie einst die Blicke auf sich, Stefan<br />

(Björn Jung) ist der unauffällige<br />

Safttrinker geblieben –und Sven (Fabian<br />

Hinrichs) redet so arrogant wie<br />

damals. Keiner hatte den „Arsch des<br />

Jahrgangs“ zum Abi-Treffen nach 25<br />

Jahren eingeladen, gekommen ist er<br />

trotzdem. Reale Klassentreffen folgen<br />

ja in der Regel einer festen Dramaturgie:<br />

Die meisten Teilnehmer fallen in<br />

ihrealten Rollen zurück, Cliquen oder<br />

Paarefinden sich erneut zusammen.<br />

Dieses„Klassentreffen“ in der ARD<br />

aber folgt keinem festen Drehbuch –<br />

alle Schauspieler bekamen zwar ihre<br />

Rollenprofile vorgegeben, durften<br />

aber frei improvisieren.<br />

Regisseur Jan Gregor Schütte<br />

hatte schon mit „Altersglühen –<br />

Speed-Dating für Senioren“ und<br />

„Wellness für Paare“ bewiesen, dass<br />

er Schauspieler mal ganz anders herausfordern<br />

konnte und dabei ein eigenes<br />

Genre kreiert. Zwar ist Improvisation<br />

kein Allheilmittel: Axel Ranisch<br />

etwa musste für seine beiden<br />

Ulrike-Folkerts-Tatorte viel Häme<br />

einstecken. Doch JanGregor Schütte<br />

hat bisher immer Spielflächen geschaffen,<br />

auf denen er ganz verschiedene<br />

Biografien miteinander kreuzenlassen<br />

konnte.<br />

Für sein „Klassentreffen“ hat er<br />

noch mehr Schauspieler zusammengeführt(17),<br />

die vonnoch mehr<br />

Kameraleuten (24) begleitet wurden<br />

und insgesamt 130 Stunden Filmmaterial<br />

aufgenommen haben –ineiner<br />

Spielzeit von viereinhalb Stunden.<br />

Zuzusehen, wie sich Anja Kling<br />

und Charly Hübner als Jugendfreunde<br />

nach 25 Jahren wieder begegnen,<br />

wie Jeannette Hain als Außenseiterin<br />

mit erfundenen Geschichten<br />

für Verwirrung sorgt, wie<br />

Annette Friers Gastgeberin daran erinnert<br />

wird, dass sie einst an einem<br />

lauen Sommerabend strippte oder<br />

wie beharrlich Aurel Manthei bis<br />

heute seine Verliererrolle pflegt, das<br />

macht natürlich Spaß. Denn hier raschelt<br />

kein Drehbuch, hier sind die<br />

Dialoge zwar nicht betont originell,<br />

wirken dafür natürlich, peinliche<br />

Pausen inklusive, ganz wie auf einem<br />

echten Klassentreffen.<br />

Stimmig wirkt auch die Musik von<br />

Francesco Wilking und Patrick Reising,<br />

bekannt von der Band Tele, die<br />

Hits der frühen Neunziger wie „Küssen<br />

verboten“ einbauen. Verglichen<br />

mit Schüttes bisherigen Impro-Filmen<br />

aber bekommen die Schauspieler<br />

diesmal weniger Gelegenheit,<br />

eine Beziehung auszuspielen, oft<br />

bleibt es beim bemühten Smalltalk.<br />

Mancher Akteur erliegt auch derVersuchung,<br />

auftrumpfen zu müssen:<br />

So spielt Kida Khodr Ramadan einen<br />

Tierarzt, der ausgerechnet in der<br />

Uckermark mit Schönheits-OPs an<br />

Hunden reich geworden sein will. Er<br />

wedelt aber so penetrant mit Geldbündeln<br />

herum, als sei er ein Gangster<br />

aus Neukölln.<br />

Womöglich hat Jan Gregor<br />

Schütte diesmal zu viele Mitspieler<br />

eingeladen, deren Einfälle sich in 90<br />

Minuten gar nicht einfangen lassen.<br />

Deshalb gibt es diesmal eine erweiterteVersion.<br />

In sechs Folgen mit vier<br />

Stunden Länge läuft das „Klassentreffen“<br />

beim ARD-Digitalkanal One.<br />

Und jetzt alle! Stefan (BjörnJung) zieht, Krischi (Charly Hübner) schiebt. WDR<br />

TOP 10<br />

Klassentreffen 20.15 Uhr,ARD,ab8.3.als<br />

sechsteilige Serie ab 20.15Uhr auf One<br />

Fatma Shanan: „Untitled“, 2019, Öl auf<br />

Canvas, 47 x64cm GALERIE DITTRICH&SCHLECHTRIEM<br />

Montag,4.März<br />

1 Mörderische Stille ZDF 5,49 17 %<br />

2 Tagesschau ARD 5,31 17 %<br />

3 Karneval in Köln ARD 4,16 15 %<br />

4 Wer wird Millionär? RTL 4,14 13 %<br />

5 SOKOMünchen ZDF 3,95 17 %<br />

5 Wer weiß denn ...? ARD 3,95 18 %<br />

7 heute ZDF 3,91 15 %<br />

8 heute-journal ZDF 3,51 12 %<br />

9 RTL aktuell RTL 3,37 13 %<br />

10 GZSZ RTL 3,19 11 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Kriegsbeute<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: Blonde Poison (Dulcie Smart)<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Boris Godunow<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Zeiten des Aufruhrs<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Persona<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Männerschlussverkauf<br />

Justizvollzugsanstalt Tegel (Seidelstr.39)<br />

17.30: Der Sturm(aufBruch –Kunst Gefängnis Stadt)<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Und noch ’n Gedicht (ElgaMangold)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Willkommen bei den<br />

Hartmanns<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00Bruckner-Foyer: Du hörtest mein Gras wachsen<br />

–Ein musikalisch-literarischer Mascha-Kaléko-Abend<br />

(Regine Gebhardt)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Studio: März<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.30 Hochzeitssaal /Kantine: Queer Darlings:<br />

Savušun /Hate Me, Tender (Sorour Darabi /Teresa<br />

Vittucci)<br />

Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

19.00: Die Zauberflöte<br />

Theaterhaus Berlin (✆ 28 04 19 67)<br />

20.00: ABlanket of Dust (Scena Theatre)<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Fontane–Alles Unsinn! Die Fragebleibt<br />

Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />

20.00: Sieben ...aber einmal auch derhelle Schein<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

1820 Bar (Rosa-Luxemburg-Str.41)<br />

20.15: Cosmic ComedyBerlin Open-Mic –English<br />

Comedy(Dharmander Singh, Neil Numb u. a.)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: In der Nacht isst der<br />

Mensch nicht gern alleine (Franziska Hausmann und<br />

Sabine Genz)<br />

Anzeige<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: ZeHage! (René Marik)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.30: Stars in Concert<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

20.00: 15. Politischer Aschermittwoch (Arnulf Rating,<br />

Mod., Matthias Deutschmann, AnnyHartmann, Wilfried<br />

Schmickler, Florian Schroeder,Serdar Somuncu)<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Der Un-Sinn des Lebens (SanjayShihora &<br />

Gäste)<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

18.00, 21.00Theatersaal: Lachen tut Gut(es)!<br />

(Sascha Grammel)<br />

Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Glücksjäger<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Jochen Falck (Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

18.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

20.00: Night of theDance –Irish Dance 2019<br />

(BroadwayDance Company&Dublin Dance Factory)<br />

VertiMusic Hall (✆ 20 60 70 88 11)<br />

20.00: ATribute to ABBA–The Original Show<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Let’sTwist Again! –Rockabilly Hits &Acrobatics<br />

(VA)<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Gelogene Wahrheiten (Wühlmäuse-Ensemble)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

14.00 Kl. Saal: Lara Boschkor (Violine), Jean-Selim<br />

Abdelmoula (Klavier), Espresso-Konzert<br />

A SKY FULL<br />

OF STARS<br />

Wechselnde BesetzungA S<br />

27.02.–02.06.2019<br />

02.06.2019<br />

5MEGASTARS LIVE ON STAGE<br />

ESTREL BERLIN · STARS-IN-CONCERT.DE<br />

TICKETS: 030 68316831<br />

Lesung<br />

Fragen<br />

an die „Die<br />

Hauptstadt“<br />

Robert Menasses Roman<br />

„Die Hauptstadt“, der<br />

2017 auf der Frankfurter Buchmesse<br />

mit dem Deutschen<br />

Buchpreis ausgezeichnet worden<br />

war, wurde vor einigen<br />

Wochen zum Gegenstand einer<br />

politischen Debatte,inder<br />

auch sein Autor unter Beschuss<br />

geriet. Robert Menasse<br />

hatte im Verlauf der Auseinandersetzung<br />

einräumen müssen,<br />

dass eine Rede des Europapolitikers<br />

Walter Hallstein,<br />

die er im Roman nach Auschwitz<br />

verlegt hatte, dort nie gehalten<br />

wurde.Was darf Literatur?<br />

Unddarfsich auch der Essayist<br />

Menasse, der sich dezidiert<br />

indie politische Debatte<br />

um Europa eingemischt hat,<br />

auf eine künstlerische Freiheit<br />

berufen? Dassind gewiss nicht<br />

die einzigen Fragen, die sich<br />

an den Roman „Die Hauptstadt“<br />

und ihren Autor richten<br />

lassen. Aber man wird wohl<br />

noch mal darüber reden müssen.<br />

HarryNutt<br />

RobertMenasse,20Uhr,Buchhandlung<br />

Moritzplatz, Prinzenstraße 85<br />

Adornos Mann des Fortschritts: der österreichische Komponist Arnold Schönberg (1874–1951), hier in der 30er-Jahren.<br />

Die Programme der<br />

nächsten Woche rufen<br />

eine alte Debatte ins Gedächtnis:<br />

Schönberg<br />

oder Strawinsky? TheodorW. Adorno<br />

hatte die beiden in seiner 1948 erschienenen<br />

„Philosophie der neuen<br />

Musik“ zu Antagonisten aufgebaut;<br />

Schönberg vertrat den „Fortschritt“,<br />

Strawinsky die „Reaktion“. DasBuch<br />

war unter den deutschen Komponisten<br />

der Nachkriegszeit unfassbar<br />

einflussreich. Da nach zwölf Jahren<br />

faschistischer Propagandakunst niemand<br />

der „Reaktion“ dienen wollte,<br />

gingen viele Komponisten, die sich<br />

bis dahin an Hindemith und Strawinsky<br />

orientiert hatten, zum „Fortschritt“<br />

über, objunger Mann wie<br />

Hans Werner Henze oder arrivierter<br />

Hochschullehrer und altes NSDAP-<br />

Mitglied wie Wolfgang Fortner.<br />

Die größten Komponisten hat<br />

dergleichen Frontstellung allerdings<br />

nicht interessiert. Strawinsky selbst<br />

fing auf seine alten Tage an, in<br />

Zwölftontechnik zu komponieren.<br />

Und die Musik des aggressivsten<br />

Avantgardisten Pierre Boulez füllte<br />

sich mit rhythmischen und klanglichen<br />

Echos aus dem Werk Strawins-<br />

Peter Uehling<br />

will Musik hören und keine Interpreten.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Musikleben sucht er nach<br />

Veranstaltungen, die musikalische<br />

Erfahrungen bieten könnten –neuartige,<br />

begeisternde, interessante oder<br />

herzerwärmende. Ob sie sich<br />

tatsächlich einstellen, ist allerdings eine<br />

Fragedes Glücks.<br />

kys. Das Publikum votierte immer<br />

für Strawinsky. Reine Schönberg-<br />

Konzerte dagegen hatten noch bis in<br />

die 90er-Jahrehinein etwas Kämpferisches<br />

–und heute gibt es sie nicht<br />

mehr. Schönbergs Musik bleibt ein<br />

Problem. Selbst wenn man sich von<br />

ihrer gnadenlosen dissonanten<br />

Härte, ihrer melodischen Kantigkeit<br />

und skandierenden Rhythmik nicht<br />

schrecken lässt, stellt sie dringlich<br />

die Frage nach Gelungenheit.<br />

Schönbergs später Versuch etwa,<br />

ein Violinkonzert inder expressiven<br />

Tradition von Beethoven und<br />

Brahms zu schreiben, führt zueiner<br />

unkalkulierbaren, gefährlichen Musik.<br />

Nirgends kann man sich hineinlegen,<br />

überall drohen Stachel,<br />

Schreie und andere unangenehme<br />

Überraschungen. Diese Unterdrückung<br />

jeglicher Sentimentalität,<br />

diese Weigerung, irgendeine philharmonische<br />

Erwartung zu bedienen<br />

–beeindruckend ist das schon,<br />

aber auch gut? Schwer zu sagen,<br />

wenn man den Bereich der brillanten<br />

Konstruktion verlässt und sich<br />

fragt, ob einen diese Musik inihrer<br />

Wirkung überzeugt. Schönbergs<br />

Musik gerät, je traditioneller sie ge-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Green Book<br />

14.40,17.30, 20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Green Book 14.30,<br />

17.30, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Vice 14.30,<br />

17.30,20.30<br />

DelphiLUX (✆ 322 93 10 40) Asche istreines Weiß<br />

14.00, 17.00, 20.00; Green Book (OmU) 14.40,<br />

20.30; Vice –Der zweite Mann (OmU) 17.30; Preview:<br />

Reiß aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein<br />

Traum (m. Gästen) 20.30; The Favourite (OmU)<br />

15.00, 17.45,20.30; DerJunge muss an die frische<br />

Luft 15.00; Der Goldene Handschuh 17.20, 20.00;<br />

Die Schule auf dem Zauberberg 13.20; Capernaum<br />

15.30;Vice (OF) 17.30, 20.45; Der verlorene Sohn<br />

–Boy Erased (OmU) 13.30, 18.10, 21.20; Colette<br />

16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 18.30<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Der verlorene Sohn<br />

17.15; Ein königlicher Tausch 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

13.30, 15.45;Wie gut ist deine Beziehung? 15.00,<br />

18.00, 20.30; Can You Ever Forgive Me? 17.30,<br />

20.00; 25km/h 13.45; Ailos Reise: Große Abenteuer<br />

beginnen mit kleinen Schritten 16.15; Beautiful<br />

Boy 18.15; Bohemian Rhapsody 20.50; Die<br />

Frau des Nobelpreisträgers 15.15; The Favourite –<br />

Intrigen und Irrsinn 17.30, 20.00; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 13.45, 16.00;<br />

Yuli 18.10, 20.30<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 14.45; Bohemian Rhapsody 17.15; Hard<br />

Powder 20.20, 23.15; The Lego Movie II 14.30;<br />

Ostwind 4–ArisAnkunft 17.10; Bohemian Rhapsody<br />

19.45; 3D: Alita: Battle Angel 23.00; 3D: Alita:<br />

Battle Angel 15.10; Escape Room 18.00, 20.30,<br />

23.00; Der Junge muss an die frische Luft 14.40;<br />

Sweethearts 17.45; Der Goldene Handschuh<br />

20.20;Glass 23.00;AStar Is Born14.30; The Hate<br />

UGive 17.30, 23.15; 3D: Alita: BattleAngel 20.30;<br />

Ralph reichts 2: Chaos im Netz 15.00; Club der roten<br />

Bänder –Wie alles begann 17.35; Sweethearts<br />

20.10; Der Goldene Handschuh 22.45; Der verlorene<br />

Sohn 15.10, 20.20; Der Goldene Handschuh<br />

17.45; Roma (OmU) 23.00<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Asche ist reines<br />

Weiß –Ash Is Purest White (OmenglU) 11.00;<br />

Kommissar Gordon &Buffy 13.30; #Female Pleasure<br />

(OmU) 14.40; 3D: DieWinzlinge: Abenteuer in<br />

der Karibik 16.25; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

18.00; The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU)<br />

20.15; Suspiria (OmU) 22.15; 25 km/h 11.00;<br />

Cold War: Der Breitengrad der Liebe 13.00; Drei<br />

Gesichter 14.30; The Prodigy (OmU) 16.10; Beautiful<br />

Boy (OmU) 17.45; Asche ist reines Weiß –Ash<br />

Is PurestWhite (OmenglU) 19.45; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 22.00;Westwood: Punk. Ikone. Aktivistin.<br />

–Westwood: Punk, Icon, Activist (OmU) 11.00;<br />

Capernaum –Stadt der Hoffnung (OmU) 12.30;<br />

Fahrenheit 11/9 (OmU) 14.30; Shoplifters: Familienbande<br />

–Manbiki kazoku(OmU)16.50; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 18.50; Green Book (OmU)<br />

20.30; Lords of Chaos (OmU) 22.40<br />

Intimes (✆ 29 77 76 40) Glück ist was für Weicheier<br />

16.45; The Mule (OmU) 19.00; Green Book<br />

(OmU) 21.15; Der Himmel über Berlin (DFmenglU)<br />

23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Der Junge muss<br />

an die frische Luft 16.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 18.00; The Favourite –<br />

Intrigen und Irrsinn (OmU) 20.00; Colette (OmU)<br />

22.15; Dream Away –Nächstes Jahr inSharm El<br />

Sheik (OmU) 16.00; RBG –Ein Leben für die Gerechtigkeit<br />

(OmU) 17.45; Die Schule auf dem Zauberberg<br />

(OmU) 19.45; Genesis 2.0 (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Plötzlich Familie<br />

13.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Diegeheime<br />

Welt 13.45; Alita: Battle Angel 13.45; Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 14.00, 17.00; Mia und der weiße<br />

Löwe 14.00; Club der roten Bänder –Wie alles begann<br />

14.00, 16.45; The Lego Movie II 14.15; Wie<br />

gut ist deine Beziehung? 14.30, 19.45; Der Junge<br />

muss an die frische Luft 14.30; Checker Tobi und<br />

das Geheimnis unseres Planeten 14.30; Spider-<br />

Man: ANew Universe 14.45; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.45, 17.15;<br />

Bohemian Rhapsody 16.15, 17.00, 19.15, 20.15;<br />

Vice –Der zweite Mann 16.30, 19.45; Hard Powder<br />

16.30, 19.15, 23.00; Green Book 16.30, 19.30;<br />

3D: Alita: Battle Angel 16.30, 19.30, 22.30; Glass<br />

16.45,20.00; Sweethearts 17.15; Ralph reichts 2:<br />

Chaos imNetz 17.15; Escape Room 17.30, 20.15,<br />

22.30; Der Goldene Handschuh 17.30, 20.15;<br />

The Hate UGive 19.30; Mein Bester &Ich 19.45,<br />

22.30;Preview:Rate Your Date 20.00;Hard Powder<br />

–Cold Pursuit (OF) 20.00; Yardie 22.45; Can You<br />

Ever Forgive Me? 22.45; The Possession of Hannah<br />

Grace 23.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57861079) #Female Pleasure<br />

(OmU) 18.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />

20.00; Lords of Chaos (OmU) 22.00; Asi mit Niwoh<br />

–Die Jürgen Zeltinger Geschichte 18.00; Rafiki<br />

(OmU) 19.45; Fahrenheit 11/9 (OmU) 21.25<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar Hellersdorf (✆ 04 51/703 0200) Plötzlich<br />

Familie 13.40; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheimeWelt13.50, 16.40, 20.10;Die Winzlinge:<br />

Abenteuer in der Karibik 14.00; The Lego Movie<br />

II 14.10; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.15, 17.10;<br />

3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.20; Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.30;<br />

Alita: Battle Angel16.30;Der Junge mussandie frische<br />

Luft 16.50; Sweethearts 17.00; Escape Room<br />

17.15, 20.00; Club der roten Bänder –Wie allesbegann<br />

17.20; Glass 19.30; Preview: Rate Your Date<br />

19.45; 3D: Alita: Battle Angel 19.45; Hard Powder<br />

19.50; Happy Deathday 2U20.15<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Heavy Trip 14.00; Ailos<br />

Reise: Große Abenteuer beginnen mit kleinen<br />

Schritten 16.00; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />

18.00; Asche ist reines Weiß 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheimeWelt 14.15,<br />

17.00; Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.20;<br />

The Lego Movie II 14.30; Mia und der weiße Löwe<br />

14.40; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.45, 17.20; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

14.50, 17.30; Die Schneekönigin: Im Spiegelland<br />

15.00; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

15.10; Manou –flieg‘ flink! 15.15; Alita: Battle<br />

Angel 16.50; Hard Powder 17.00, 20.00; 3D: The<br />

Lego Movie II 17.10; Escape Room 17.15, 20.10;<br />

Club der roten Bänder –Wie alles begann 17.30,<br />

20.10; Der Junge muss an die frische Luft 17.40;<br />

Mein Bester &Ich 19.30; 3D: Alita: Battle Angel<br />

19.40; Aquaman 19.45; Glass 19.50; Bohemian<br />

Rhapsody 19.50; Happy Deathday 2U20.15<br />

KREUZBERG<br />

Babylon Kreuzberg (✆ 61 60 96 93) A Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 17.20,20.15,22.15; B Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 16.50;The Favourite –Intrigen<br />

und Irrsinn (OmU) 19.40<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Asche ist<br />

reines Weiß –Ash Is Purest White (OmU) 17.45,<br />

20.30; Ein königlicher Tausch 18.00; Can You Ever<br />

Forgive Me? (OmU) 20.00<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Checker Tobi und<br />

das Geheimnis unseres Planeten 14.30; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 16.30, 21.30;<br />

Premiere: AYoung Man with High Potential (OmU)<br />

19.00; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 10.00; Die Winzlinge: Abenteuer in der<br />

Karibik 12.00,16.15; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

–Aufin den Dschungel! 14.15; Yuli (OmU) 18.30;<br />

Vice –Der zweite Mann (OmU) 21.00; Der kleine<br />

Drache Kokosnuss –Auf in den Dschungel! 10.30;<br />

Yuli (OmU) 12.30; Vice –Der zweite Mann (OmU)<br />

15.00; RBG –Ein Lebenfür die Gerechtigkeit (OmU)<br />

17.45;Alita: Battle Angel (OF)20.00;Climax(OmU)<br />

22.45<br />

Sputnik (✆ 6941147) KommissarGordon &Buffy<br />

15.45; Rafiki (Omdt+englU) 17.00; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.30; Astrid (OmU)<br />

17.00; Beautiful Boy (OmU) 19.00; Green Book<br />

(OmU) 21.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

13.20, 15.30; Green Book 14.15, 17.40, 20.30;<br />

New Vice –Der zweite Mann 17.10, 20.00<br />

KÖPENICK<br />

Spreehöfe (✆ 538 95 90) Club der roten Bänder<br />

–Wie alles begann 14.45, 17.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00; Checker<br />

Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 15.00;<br />

Ostwind 4–Aris Ankunft 15.15, 17.45; Die Winzlinge:<br />

Abenteuer in der Karibik 15.30; Green Book<br />

17.00, 20.00; Alita: Battle Angel 17.15; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

17.30; The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.00;<br />

Bohemian Rhapsody 20.15; Hard Powder 20.30;<br />

3D:Alita: BattleAngel 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41)Vice –Der<br />

zweite Mann 10.00, 20.15; Die Blüte des Einklangs<br />

10.15,18.00; Glass 10.30,20.30; 3D:Alita: Battle<br />

Angel 13.00, 20.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3:Die geheime Welt 13.15, 15.30; Belleville<br />

Cop 13.15, 17.45; Studio 54 –The Documentary<br />

15.30; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

15.45;Alita: BattleAngel 17.45<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)Alita:<br />

Battle Angel 14.00; The Lego Movie II 14.15; Ralph<br />

reichts 2: Chaos im Netz 14.15, 17.00; Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 14.30, 17.00; Mia und der weiße<br />

Löwe 14.30; Mamma Mia! Here We Go Again<br />

14.30; Der Junge muss andie frische Luft 14.30;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 15.00, 17.35; Green Book 16.45,19.50; Club<br />

der roten Bänder –Wie alles begann 16.50,19.45;<br />

3D: Alita: Battle Angel 17.00, 20.00; Hard Powder<br />

17.10, 20.00; Escape Room 17.15, 20.00; Glass<br />

19.45; Preview: Rate Your Date 20.00; Der Goldene<br />

Handschuh 20.15<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Kommissar Gordon &Buffy<br />

17.00;Gegen denStrom18.30;Der Junge muss an<br />

die frische Luft 20.30; Der marktgerechte Patient<br />

18.00;Cold War: Der Breitengradder Liebe –Zimna<br />

wojna (OmU) 19.45; Have ANice Day –Hao ji le<br />

(OmU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino: Yuli<br />

11.00; Let‘s Dance: Sur –Süden (OmU) 17.00;<br />

Let‘s Dance: Du sollst mein Glücksstern sein –<br />

Singin‘ in the Rain (OmU) 17.15; Der Schamane<br />

und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas<br />

–Elabrazo de la serpiente (OmenglU) 17.30; Let‘s<br />

Dance: Dirty Dancing (OmU) 19.30; Let‘s Dance:<br />

Pina (OmU) 19.30; Preview: Birds Of Passage: Das<br />

grüne Gold derWayuu –Pajaros de verano (OmenglU)<br />

20.00; Let‘s Dance: Tokyo Tribe –Tokyo Toraibu<br />

(OmU) 21.30; Let‘s Dance: Climax (OmenglU)<br />

21.30; Let‘s Dance:West Side Story (OmU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) RBG<br />

–Ein Leben für die Gerechtigkeit (OmU) 13.45;<br />

Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />

16.00; AStar Is Born (OmU) 18.00; 3D:Alita: Battle<br />

Angel (OF) 21.00; AStar IsBorn (OmU) 10.30;<br />

Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 13.15,<br />

17.45; Der Junge muss andie frische Luft 15.30;<br />

Preview:The Sisters Brothers (OmU) 20.15<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Mein Bester<br />

&Ich 11.00; DieSchneekönigin: Im Spiegelland<br />

11.15; 3D: Ralph reichts 2: Chaos im Netz 11.20;<br />

Manou –flieg‘ flink! 11.30; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 11.30,15.00, 17.00;<br />

Ostwind 4–Aris Ankunft 11.40, 14.10, 17.45; 3D:<br />

Spider-Man: ANew Universe 11.50; 3D: The Lego<br />

Movie II 12.00; 3D: Die Winzlinge: Abenteuer in<br />

der Karibik 12.15; Wie gut ist deine Beziehung?<br />

13.40, 19.30; The Lego Movie II 14.00; Club der<br />

roten Bänder –Wie alles begann 14.00, 19.20;<br />

3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />

Welt 14.20; Mia und der weiße Löwe 14.30; Die<br />

Winzlinge: Abenteuer in der Karibik 14.40; Ralph<br />

reichts 2: Chaos imNetz 14.45; Happy Deathday<br />

2U 16.30, 20.15, 22.50; Sweethearts 16.40; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 16.45; Hard Powder<br />

16.50, 19.45, 22.45; Bohemian Rhapsody 17.10;<br />

3D: Alita: Battle Angel 17.15, 20.15; Escape Room<br />

17.40, 20.30, 23.15; Preview: Rate Your Date<br />

19.45; Glass 19.50, 23.10; Green Book 20.10; 3D:<br />

Aquaman 22.10; Creed 2–Rocky‘s Legacy 22.30;<br />

The Possession of Hannah Grace 22.50; TheProdigy<br />

23.00; Alita: BattleAngel 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Capernaum –<br />

Stadt der Hoffnung (OmU) 14.30;Die Blüte des Einklangs<br />

–Vision (OmU) 17.15; Asche ist reinesWeiß<br />

19.30,22.15;Yuli (OmU) 14.30, 22.15; Vice –Der<br />

zweiteMann (OmU) 16.45, 19.30; Maria Stuart, Königin<br />

von Schottland –Mary Queen ofScots (OmU)<br />

14.30; Green Book (OmU) 17.00, 19.45; Have A<br />

Nice Day –Hao ji le (OmU) 22.30; Fahrenheit 11/9<br />

(OmU) 14.45;Der Goldene Handschuh (DFmenglU)<br />

17.30, 22.15; Preview: Das Haus am Meer (OmU)<br />

20.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 14.45; Can<br />

You Ever Forgive Me? (OmU) 16.45, 19.00; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 21.15<br />

International (✆ 24 75 60 11) Der Junge muss<br />

an die frische Luft 13.40; Vice –Der zweite Mann<br />

16.00;Vice –Der zweiteMann (OmU) 19.00,22.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Soldatii. Poveste<br />

din Ferentari –Soldaten. Geschichten aus Ferentari<br />

(OmenglU) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.00, 14.50, 17.30; TheLegoMovie II 14.20,<br />

16.55; Alita: Battle Angel 14.25,16.30, 19.30;Ralph<br />

reichts 2: Chaos im Netz 14.30, 17.30; Ostwind<br />

4–ArisAnkunft 14.30,17.10; DieWinzlinge:Abenteuer<br />

inder Karibik 14.30; Checker Tobi und das<br />

Geheimnis unseres Planeten 14.30; Astrid 15.00;<br />

Creed 2–Rocky‘s Legacy 16.55; Escape Room<br />

17.15, 20.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 17.15; #Female Pleasure<br />

17.30; Hep Yek 3(OmU) 19.40; Mein Bester &Ich<br />

19.45; Escape Room (OF) 19.50; Happy Deathday<br />

2U 19.55;The Possession of Hannah Grace 20.00;<br />

Sweethearts 20.00; Hard Powder 20.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Green Book (OmU)<br />

10.00; Beautiful Boy (OmU) 12.20; Capernaum –<br />

Stadt der Hoffnung (OmenglU) 14.30; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn (OmU) 16.45; Cold War:<br />

Der Breitengradder Liebe –Zimna wojna (OmenglU)<br />

18.50; Cinephilia: Überraschungsfilm (OmenglU)<br />

20.30; Shoplifters: Familienbande –Manbiki kazoku<br />

(OmU) 22.20<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Green Book (OmU)<br />

15.00,17.50, 20.45<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Der Goldene Handschuh<br />

16.20, 19.00,21.40; Vice –Der zweiteMann (OmU)<br />

15.40, 18.30, 21.20; Wie gut ist deine Beziehung?<br />

15.00, 17.30, 20.00; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) 15.30,18.10, 20.50<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) GreenBook(OF) 17.00,<br />

20.00; Vice –Der zweite Mann (OF) 18.00, 20.50;<br />

Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 16.30,<br />

20.30; Can You Ever Forgive Me? (OmU) 18.10;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

RONALD GRANT ARCHIVE /ARENAPAL<br />

meint ist, umso mehr in eine<br />

Fremde, die man erst einmal ertragen<br />

muss, und dazu ist das Musikleben<br />

offenbar immer weniger bereit.<br />

Immerhin ist die letzte Aufführung<br />

des Violinkonzerts bei den <strong>Berliner</strong><br />

Philharmonikern erst ein Jahr<br />

her, damals spielte Michael Barenboim<br />

und Zubin Mehta dirigierte.<br />

Jetzt steht Kirill Petrenko am Pult<br />

und begleitet Patricia Kopatchinskaja<br />

–die spannungsvolle Kombination<br />

einer exzentrischen, ins Extrem<br />

gehenden Geigerin und eines hingebungsvollen,<br />

aber kaum exzentrischen<br />

Dirigenten.<br />

Noch mehr Schönberggibt es am<br />

Sonntag. VorProkofjews Achter Sonate<br />

spielt Denis Kozhukin den klassischen<br />

Avantgarde-Parcours von<br />

Brahms’ späten Klavierstücken op.<br />

119 über Schönbergbis zur Première<br />

Sonate von Boulez von 1945 –von<br />

Schönberg erklingt die Erste Kammersymphonie<br />

in der Klavierbearbeitung<br />

desWiener Schule-Pianisten<br />

Eduard Steuermann, angesichts der<br />

schon für die originalen 15 Instrumente<br />

schwierigen Partitur eine<br />

haarige Angelegenheit. Strawinsky<br />

hat nicht weniger leidenschaftlich<br />

Die Fremde,<br />

die man ertragen<br />

muss<br />

Fortschritt oder Reaktion? Warum nicht einfach<br />

beides? Das Musikleben hat diese Alternative<br />

KLASSIK<br />

Schönbergs Violinkonzert:7./8.3., 20<br />

Uhr,9.3., 19 Uhr,Philharmonie, Herbertvon-Karajan-Str.1<br />

Strawinsky-Festival:8.–13.3., Konzerthaus<br />

am Gendarmenmarkt, www.konzerthaus.de<br />

Schönbergs Kammersymphonie:10.3.,<br />

16 Uhr,Pierre-Boulez-Saal, Französische<br />

Str.33d<br />

längst verabschiedet<br />

musikalische Grundlagenforschung<br />

getrieben als Schönberg. Er definierte<br />

Komponieren als Lösen eines<br />

selbst gestellten Problems –sorational<br />

hätte Schönberg das nie formulieren<br />

können. Hinter der bunten<br />

Oberfläche ist Strawinsky ein präziser<br />

Technologe, der Komplexität<br />

eher vermeidenwollte.Das Konzerthaus<br />

widmet ihm unter Leitung des<br />

ehemaligen Chefdirigenten Iván Fischer<br />

ein kleines Festival.<br />

Fischer führt die berühmtesten<br />

Ballette „Feuervogel“, „Petruschka“<br />

und „Le sacre du printemps“ mit<br />

dem Konzerthausorchester, dem<br />

Concertgebouw und seinem Budapest<br />

Festival Orchestra auf, beim<br />

Concertgebouw kommt noch das<br />

Capriccio für Klavier und Orchester<br />

und das Concerto in Dfür Streicher<br />

dazu, bei den Budapestern die Vier<br />

norwegischen Impressionen und die<br />

Psalmen-Symphonie mit dem Rias-<br />

Kammerchor. Daneben gibt es kleiner<br />

besetzte Stücke –allerdings nur<br />

die bekanntesten wie die „Geschichte<br />

vom Soldaten“ samt Animation<br />

oder „Pulcinella“ in Kombination<br />

mit Neoklassizismus vonRespighi<br />

und echter Klassik.<br />

Lesung &Puppenspiel<br />

Der Junge<br />

auf<br />

der Liste<br />

Die tragische Geschichte<br />

des jungen Puppenspielers<br />

Willy Blum, ermordet von<br />

Hitlers Bütteln mit 16 Jahren<br />

im KZ Auschwitz Birkenau,<br />

lebt bei dieser Lesung in der<br />

Max-Lingner-Stiftung auf. Annette<br />

Leo liest aus ihrem Text<br />

über den Roma-Jungen, von<br />

dem nur der Name auf einer<br />

Liste geblieben ist, neben dem<br />

durchgestrichenen Namen<br />

von Jerzy Zweig, der durch<br />

Bruno Apitz’ Roman „Nackt<br />

unter Wölfen“ weltberühmt<br />

wurde. Die Schriftstellerin<br />

machte sich auf die Suche<br />

nach dem Schicksal der Familie<br />

Blum und dem der Sinti<br />

und Roma –ein Thema, das<br />

noch lange nach dem Krieg<br />

verschwiegen wurde. Die<br />

Blums waren Marionettenspieler,<br />

zogen von Ort zu Ort.<br />

Und sowird der Puppenspieler<br />

Peter Waschinsky einige<br />

Szenen aus dem Leben des<br />

bislang unbekannten Jungen<br />

Willy spielen. Ingeborg Ruthe<br />

Lesung von AnnetteLeo,19Uhr,Max-<br />

Lingner-Haus, Beatrice-Zweig-Str.2<br />

Musikinstrumenten-Museum (✆ 25 48 11 78)<br />

15.30: Jour fixe –Musik am Nachmittag<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(✆ 254 88 -1 32) 20.00: Ian Bostridge(Tenor)<br />

und Brad Mehldau (Klavier), RobertSchumann:<br />

Dichterliebe op. 48; Brad Mehldau: Neues Werk für<br />

Stimme undKlavier<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: MortenGunnar Larsen, Astor Piazzolla, Ernesto<br />

Nazareth,Louis Moreau Gottschalk, Ernesto Lecuona,<br />

Scot Joplin, Ferdinand „Jelly Roll“ Morton<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: Boulez Ensemble, Ltg.LahavShani (Klavier),<br />

Leos Janácek: Concertino für Klavier,zweiViolinen,<br />

Viola, Klarinette, Hornund Fagott; Johannes Brahms:<br />

Trio für Horn, Violine und Klavier Es-Dur op. 40;<br />

Kareem Roustom: ViolinkonzertNr.1, UA<br />

Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />

(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />

Meisterwerkedes Barocks, Werkevon Vivaldi, Händel<br />

&Quantz, mit Menü<br />

Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Die HauptstadtTenöre, So leuchten die Sterne,<br />

Konzertgala mit Arien aus Oper und Operette sowie<br />

Filmschlagern<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek:Bücherbabys, Workshop<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00: Der kleine Angsthase, artisanen (ab 6J.)<br />

10.30: Die Hühneroper (ab6bis 10 J.)<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Das Traumfresserchen, GastspielTheater des<br />

Lachens (ab 4J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Gans derBär,(ab 3J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Wasser und Seife für Hündchen und Kätzchen,<br />

Theater Rafael Zwischenraum (ab 2J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Die Traumzauberin (ab 2bis 4J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />

Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />

3bis 12 J.)<br />

me Collectors Room Berlin (Auguststr.68)<br />

12.00: ART &KIDS<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Der Karnevalder Tiere (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Kasper undRotkäppchen<br />

16.30: Kasper unddas Krokodil vomNil<br />

Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />

16.00: Das tapfere Schneiderlein, Abenteuer-Märchen<br />

(ab 3J.)<br />

Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Die Wimpernzwerge, Theaterfenster,Puppentheater<br />

(ab 3bis 5J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Das fliegende Märchenorchester,MORPHteater<br />

(ab 4bis 9J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Die unendliche Geschichte (ab 10 bis 14 J.)<br />

Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />

10.00: Peter und der Wolf –Sinfonie der Puppen,<br />

Thomas Mierau, Farbschemen-Puppenspiel mit Musik<br />

(ab 4bis 12 J.). Anm. erf.<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Bei Vollmond spricht man nicht (ab 4J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchbox! Kastanienallee (✆ /40 50 02 35)<br />

20.00: Feminismus Revisited, Erica Fischer,Buchpremiere<br />

und Gespräch mitAndrea Dernbach<br />

Café Manstein (✆ 54 46 49 86)<br />

20.00: Textetisch:Der letzte Löffel<br />

Lessing-Haus (Nikolaikirchpl. 7)<br />

18.00: Orpheus in Prag.Reiseerzählungen und<br />

Gedichte, Florian Wolf-Roskosch, Moderation: Detlef<br />

W. Stein<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Peter Hacks. Leben und Werk, Ronald Weber,<br />

Buchvorstellung und Gespräch. Moderation: Holger<br />

Teschke<br />

LiteraturhausBerlin (✆ 88 72 86 -0)<br />

19.30: Babel, Kenah Cusanit, Buchpremiere<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Literatur Live: Couchsurfing in China, Stephan<br />

Orth, Buchpremiere<br />

Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17)<br />

19.00: Die eine Rose überwältigtalles, Literarisch-musikalische<br />

Lesung mit Ingolf Alwert,Ute Knorr<br />

und Dirk Morgenstern<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.00 Roter Salon: Die ganze Geschichte –Meine<br />

Auseinandersetzung mit Europas Establishment Roter<br />

Salon Literatur,Yanis Varoufakis, Lesung mit Rainer<br />

Iwersen, UlrikeKnospe und Christian Bergmann<br />

MUSIK<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: GaryWiggins Band feat.Katarina Holmberg,<br />

Stone coldstone<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: Yann Tiersen<br />

Auster Club (✆ 611 33 02)<br />

20.00: Orville Peck<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Vandojammeets Robin’sNest<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Theodor Shitstorm<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Elder Island<br />

Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />

19.00: Eule, support: Ela<br />

Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />

19.30: Django’sMusic mit Bernd Huber &Gästen<br />

Café Olé (✆ 75 50 31 20)<br />

20.00: Michael Gechter’sVocal-Jazz-Project, cool<br />

wednesday<br />

Gropius-Passagen (✆ /67 06 66 40)<br />

17.00 1. OG, Food Court: JungeNeuköllner Talente,<br />

Talent Kitchen: Scharfe Sounds<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: Hyukoh<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Megan Davies, Alex Francis<br />

20.00: Schwarz<br />

NukeClub (Pettenkofferstr.17a)<br />

19.00: Blaze Bayley(Ex-Iron-Maiden), Tour of the<br />

eagle spirit<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: DevonGilfillian<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: AbiskoLights<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Slift +Hostel Goldmarie, Lofi Lounge<br />

Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />

21.00: Whatremains, Wild Wednesday<br />

CLUB<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Slowmotor,Lotte Ahoi u. a.<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Ladies first!, Zissa, DK<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: Piano Bar with Jacu<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

KINO<br />

Alita: BattleAngel (OF) 16.20, 21.30; Beautiful Boy<br />

(OmU) 19.00; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />

(OF) 19.00, 21.40<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)Yardie<br />

14.15; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.20, 17.15;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again 14.30; The Lego<br />

Movie II 14.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheimeWelt 14.50, 17.25; Mia und der weiße<br />

Löwe 15.10; Green Book 16.40, 19.40; Club der<br />

roten Bänder –Wie allesbegann 17.15; Alita: Battle<br />

Angel17.35; Ralphreichts2:Chaos im Netz 17.40;<br />

Preview: Rate Your Date 20.00; 3D: Alita: Battle Angel20.15;<br />

Hard Powder 20.20; Glass 20.20; Happy<br />

Deathday 2U20.30<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Asche ist reines Weiß –<br />

Ash Is Purest White (OmenglU) 12.00, 21.00;<br />

The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 12.10,<br />

18.50;Cold War: DerBreitengrad der Liebe –Zimna<br />

wojna (OmU) 14.30; Rafiki (OmU) 14.40, 19.10;<br />

Kommissar Gordon &Buffy 16.30; Shoplifters: Familienbande<br />

–Manbiki kazoku (OmU) 16.40; Roma<br />

(OmenglU) 21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern (✆ 47 61 18 98) Ostwind 4 13.30,<br />

15.45; Drachenzähmen leicht gemacht 315.15;<br />

Vice 17.30, 20.20; Green Book 18.00, 20.45<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Green<br />

Book14.20, 17.10, 20.00;Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

13.30, 15.45; Green Book (OmU) 18.00, 20.50;<br />

The Favourite –Intrigen undIrrsinn 15.30; Die göttliche<br />

Ordnung 18.00;The Favourite –Intrigenund Irrsinn<br />

(OmU) 20.20; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 14.00, 16.15; Der Goldene<br />

Handschuh 18.30, 21.00; Vice –Der zweite Mann<br />

14.50,17.40,20.30<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Mia und der weiße Löwe 14.00; Green Book 14.00,<br />

19.30; Die Blüte desEinklangs 14.00;Ascheist reines<br />

Weiß 14.00, 19.40; Mein Bester &Ich 14.10;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />

14.15, 17.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheimeWelt14.15; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

14.40, 17.15; Der verloreneSohn16.20;Der Junge<br />

muss an die frische Luft 16.30; Vice –Der zweite<br />

Mann 16.45, 19.45; Wie gut ist deine Beziehung?<br />

16.50, 19.50; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />

17.00; MariaStuart,Königin vonSchottland 17.00;<br />

Ein königlicher Tausch 19.00; Can You Ever Forgive<br />

Me? 19.00;DerGoldene Handschuh 20.00,22.50;<br />

Preview: Kirschblüten & Dämonen 20.30; Werk<br />

ohne Autor 21.30; The Hate UGive 21.30; Vice –<br />

Der zweite Mann (OmU) 22.30; Green Book (OmU)<br />

22.40; The Favourite (OmU) 22.45; Der verlorene<br />

Sohn –Boy Erased (OmU) 22.50<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Hotel Jugoslavija (OmU)<br />

19.00; Adam und Evelyn 20.30<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Gundermann<br />

18.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest White<br />

(OmU) 20.15; Der Himmel über Berlin (OmenglU)<br />

22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Club<br />

der roten Bänder –Wie alles begann 14.15, 16.55;<br />

Alita: Battle Angel 14.15; Die Winzlinge: Abenteuer<br />

in der Karibik14.20; Checker Tobi unddas Geheimnis<br />

unseres Planeten 14.25; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

14.30, 17.00; Mia undder weiße Löwe14.30;<br />

Ralphreichts 2: Chaos im Netz 14.35; The Lego Movie<br />

II 14.40, 17.10; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 14.40; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 14.40; Vice –Der zweite Mann 16.40,<br />

19.40, 22.40; Plötzlich Familie 16.45; Sweethearts<br />

16.55; 3D: Alita:Battle Angel16.55, 19.40, 22.45;<br />

Hard Powder 17.05, 19.35, 22.40; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt 17.10;<br />

Escape Room 17.15, 19.50, 22.30; Green Book<br />

19.35; Glass 19.35; Bohemian Rhapsody 19.40;<br />

25 km/h 19.45, 22.45; Der verlorene Sohn 19.55;<br />

Preview: Rate Your Date 20.00; The Possession of<br />

Hannah Grace 22.30; 3D: Aquaman 22.35; The<br />

Prodigy 22.40; Mein Bester &Ich 22.40<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

13.30; Mein Bester &Ich 13.35; Alita: BattleAngel<br />

13.40; Ostwind 4–ArisAnkunft 14.05,16.50; Manou<br />

–flieg‘ flink! 14.10; The Lego Movie II 14.15;<br />

Mia und der weiße Löwe 14.20; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30, 16.30;<br />

Ralph reichts 2: Chaos imNetz 14.50; Plötzlich Familie<br />

16.40; 3D: Alita: Battle Angel 16.40, 20.00;<br />

Der Junge muss an die frische Luft 16.45; Sweethearts<br />

17.00; Happy Deathday 2U17.00, 19.50;<br />

Hard Powder 17.10, 20.10; Escape Room 17.45,<br />

20.30; Glass 19.30; Vice –Der zweite Mann 19.40;<br />

Green Book 19.40; Preview: Rate Your Date 19.45;<br />

Der Goldene Handschuh 19.55<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />

Womit haben wir das verdient? 15.15; Bohemian<br />

Rhapsody 17.30; Sweethearts 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

18.00; Maria Stuart, Königin von Schottland<br />

20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 14.40, 20.30; Green Book (OmU) 17.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Der verlorene Sohn –Boy<br />

Erased (OmU) 18.00,20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Ralph<br />

reichts 2: Chaos im Netz 10.00, 14.20; Ostwind 4–<br />

Aris Ankunft 10.00, 12.20, 14.50, 17.30; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheimeWelt 10.00,<br />

12.15, 14.35; Checker Tobi und das Geheimnis<br />

unseres Planeten 10.00; Mia und der weiße Löwe<br />

12.05, 15.00; The Lego Movie II 12.30; Astrid<br />

15.00; Club der roten Bänder –Wie alles begann<br />

17.00, 20.15; 3D: Alita: Battle Angel 17.10, 20.00;<br />

Escape Room 17.35, 20.15; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 17.40; Hard<br />

Powder 19.40; Preview: Rate Your Date 20.00<br />

Kino imKulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />

Junge muss andie frische Luft 13.30; Die Frau des<br />

Nobelpreisträgers 15.45; Green Book 17.45; Bohemian<br />

Rhapsody 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 0711) Der Junge muss an<br />

die frische Luft 15.00; Green Book 17.30, 20.30<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) The<br />

Lego Movie II 10.00, 12.00, 14.25; Ralph reichts<br />

2: Chaos imNetz 10.00, 12.25; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 10.00, 12.30, 15.00, 17.40; Mia und der<br />

weiße Löwe 10.00, 12.10, 14.55; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 10.00, 12.20,<br />

14.50, 20.10; Die Winzlinge: Abenteuer inder Karibik<br />

10.00, 12.05, 14.30; Checker Tobi und das<br />

Geheimnis unseres Planeten 10.00, 12.25; Alita:<br />

Battle Angel 14.15; Astrid 15.00; Vice –Der zweite<br />

Mann 16.55, 19.50; 3D: Alita: Battle Angel 17.05,<br />

20.10, 23.00; Escape Room 17.10, 20.20, 23.00;<br />

Plötzlich Familie 17.20; Club der roten Bänder<br />

–Wie alles begann 17.25; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 17.30; Preview:<br />

Rate Your Date 20.00; Hard Powder 20.00, 22.55;<br />

Happy Deathday 2U20.15, 23.00; Glass 22.45;<br />

Mein Bester &Ich 22.50; Creed 2–Rocky‘s Legacy<br />

22.55<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40)The LegoMovie<br />

II 15.45; Ostwind 4–Aris Ankunft 15.45, 18.00;<br />

Mia und der weiße Löwe 15.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt 15.45; Hard<br />

Powder 18.00, 20.30; Club der roten Bänder –Wie<br />

alles begann 18.00, 20.30; Sweethearts 18.15;<br />

Green Book 20.30; 3D: Alita: Battle Angel 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Youssef Chahine: Tödliche<br />

Rache (OmenglU) 20.00; filmPOLSKA: 21 x<br />

Nowy Jork (OmenglU; m. Gast) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Alita: Battle Angel 12.40; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

12.50, 14.30, 17.30; The Hate U Give 13.00,<br />

16.10, 19.30; Hard Powder 13.10, 16.20, 19.40,<br />

22.45; The Favourite –Intrigen und Irrsinn 13.15;<br />

Immenhof –Das Abenteuer eines Sommers 13.20,<br />

13.45; Green Book 13.20, 16.40, 20.30, 22.10;<br />

Wie gut ist deine Beziehung? 13.30, 17.15, 19.30;<br />

The Lego Movie II 13.30; Ralph reichts 2: Chaos<br />

im Netz 13.40; Escape Room 13.40, 16.30, 19.30,<br />

22.10; Club der roten Bänder –Wie alles begann<br />

13.40, 16.40, 19.20; Mia und der weiße Löwe<br />

14.00; Mary Poppins‘ Rückkehr 14.00; Die Winzlinge:<br />

Abenteuer in der Karibik 14.10; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30;<br />

Mein Bester &Ich 15.00, 21.00, 22.40; Der Junge<br />

muss andie frische Luft 15.50, 18.30; Vice –Der<br />

zweite Mann 16.00,19.00,23.00; 3D: Alita: Battle<br />

Angel 16.00, 19.30, 22.30; Sweethearts 16.20;<br />

Der Goldene Handschuh 16.20, 19.50, 22.50;<br />

Phantastische Tierwesen216.30; CanYou Ever Forgive<br />

Me? 16.30; Manhattan Queen 16.45, 19.30;<br />

Happy Deathday 2U16.45, 20.00, 22.50; Plötzlich<br />

Familie 16.50; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 17.25, 19.10; Der verlorene<br />

Sohn 19.10; Bohemian Rhapsody 19.10; Preview:<br />

Rate Your Date 19.30; The Mule 19.50; AStar Is<br />

Born 20.10; Glass 20.20,22.40;Creed 2–Rocky‘s<br />

Legacy 22.10; The Possession of Hannah Grace<br />

22.20; 3D: Aquaman 22.20; 100 Dinge 22.20;<br />

Polaroid 22.30; 3D,Preview: Captain Marvel 0.00<br />

CineStar im Sony Center (✆ 04 51/703 0200)<br />

The Lego Movie II (OF) 13.30; Mein Bester &Ich<br />

–The Upside (OF) 13.30; Alita: Battle Angel (OF)<br />

13.30; Maria Stuart, Königin von Schottland –Mary<br />

Queen of Scots (OF) 13.45; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3(OF) 13.50, 16.30, 19.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3(OF) 14.00; Green<br />

Book (OF) 14.20, 16.50, 20.00; Hard Powder –<br />

Cold Pursuit (OF) 16.15, 19.30, 22.30; Bohemian<br />

Rhapsody (OF) 16.30; Can You Ever Forgive Me?<br />

(OF) 16.45; The Favourite –Intrigen undIrrsinn (OF)<br />

16.50; Vice –Der zweite Mann (OF) 17.00, 19.50;<br />

Escape Room (OF) 17.30, 20.20, 23.00; The Hate<br />

UGive (OF) 19.30; 3D: Alita: Battle Angel (OF)<br />

19.40, 22.50; Der verlorene Sohn –Boy Erased<br />

(OF) 20.10; 3D: Aquaman (OF) 22.00; The Mule<br />

(OF)22.45;Creed 2(OF) 23.00;Glass (OF) 23.05;<br />

Happy Deathday 2U(OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Galapagos:<br />

Rätsel der verlorenen Welt 11.30; 3D: Alita:<br />

Battle Angel (OF) 13.00, 16.00, 19.15; 3D: Alita:<br />

Battle Angel 22.30<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 4344) Have ANice Day<br />

(OmU) 18.15; The Favourite (OmU) 20.00; Fahrenheit<br />

11/9 (OmU) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Ostwind 410.00, 12.15,<br />

14.00, 16.15; Hard Powder 10.00, 12.30, 17.30,<br />

20.00,22.30; Escape Room 10.00, 12.00,18.30,<br />

20.30, 22.30; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 10.00,12.30, 14.30, 16.45; Die<br />

Winzlinge: Abenteuer in der Karibik 10.00, 12.00,<br />

14.00; The Lego Movie II15.00; Ralph reichts 2:<br />

Chaos im Netz 15.00; Der Junge muss an die frische<br />

Luft 16.00; Alita: Battle Angel 17.30; Club<br />

der roten Bänder –Wie alles begann 18.00; Mein<br />

Bester &Ich 19.00; 3D: Alita: Battle Angel 20.00,<br />

22.30; Sweethearts 20.15,22.30; Glass 21.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Maria Stuart 15.30;<br />

Astrid 18.00; Frühes Versprechen 20.30<br />

CineStar Park (✆ 04 51/703 02 00) Mein Bester<br />

&Ich 13.50; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 13.50, 16.30; Die Winzlinge:<br />

Abenteuer in der Karibik 14.00; The Lego Movie II<br />

14.15; Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.25; Der<br />

Jungemussandie frische Luft14.25;3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt 14.30,<br />

17.00; Alita: Battle Angel 14.30; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 14.40, 17.15; Bohemian Rhapsody 16.40;<br />

Plötzlich Familie 16.45;Clubder roten Bänder–Wie<br />

alles begann 17.10; 3D: Alita: Battle Angel 17.10,<br />

20.00; Hard Powder 17.15, 19.45; Escape Room<br />

17.30, 20.15; Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen 19.40; 3D: Aquaman 19.40; Preview:<br />

Rate Your Date 19.45; Glass 19.55; Sweethearts<br />

20.00; Happy Deathday 2U20.10<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Ralph<br />

reichts 2: Chaos im Netz 14.00, 17.00; The Lego<br />

Movie II 14.15, 17.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3:Die geheime Welt 14.30, 17.30; Alita:<br />

Battle Angel 14.30, 16.50, 19.45; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 14.40, 17.15; Die Winzlinge: Abenteuer in<br />

der Karibik 14.40; Astrid 15.00; Happy Deathday<br />

2U 17.10, 20.00; Escape Room 17.30, 20.00;<br />

Hard Powder19.40; Hep Yek3(OmU) 19.50; Creed<br />

2–Rocky‘s Legacy 19.50; Preview: Rate Your Date<br />

20.00<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76)The Favourite<br />

18.45; Sneak Preview 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Hotel Jugoslavija<br />

(OmU) 18.00; Großvaters Knie 19.30; Capernaum<br />

–Stadt der Hoffnung (OmU) 21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 312.45, 15.00, 17.15; Green Book<br />

19.30; Drachenzähmen 3: Die geheime Welt 11.00;<br />

Die Winzlinge 13.15; Checker Tobi 15.30; Green<br />

Book 17.30; Ein königlicher Tausch 20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Capernaum –<br />

Stadt der Hoffnung 15.30;Yuli 18.00; Der verlorene<br />

Sohn 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05)Der alte deutsche<br />

Film: Anastasia (BRD 1956) 15.45; Roma (OmU)<br />

17.45; Green Book (OmU) 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 4678) Tanzträume –Jugendliche tanzen<br />

„Kontakthof“von Pina Bausch18.00; Yuli 20.30<br />

Capitol (✆ 831 6417) Green Book 14.30, 17.30,<br />

20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Yuli<br />

17.00; In My Room 19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Womit haben<br />

wir das verdient? 13.30; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

13.30; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.00,<br />

16.20; Ein königlicher Tausch 14.15, 18.30; Mia<br />

und der weiße Löwe 15.30; Can You Ever Forgive<br />

Me? 15.45; Manou – flieg‘ flink! 16.30; Green<br />

Book 17.45, 20.30; Vice –Der zweite Mann 18.00,<br />

20.45; Preview: Stell Dir vor, Dumüsstest fliehen<br />

18.45; The Favourite –Intrigen und Irrsinn 20.45;<br />

Asche ist reines Weiß 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3:Die geheime<br />

Welt 13.45; Wie gut ist deine Beziehung? 14.00,<br />

20.15; Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.00,<br />

17.10;Alita: Battle Angel 14.00;Mia und derweiße<br />

Löwe 14.10; The Lego Movie II14.15; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.15,<br />

17.00; Ostwind 4 –Aris Ankunft 14.20, 17.10;<br />

Hard Powder 16.45, 20.00; 3D: Alita: Battle Angel<br />

16.45, 19.40; Club der roten Bänder –Wie alles<br />

begann 17.00; Escape Room 17.15, 20.15; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 17.15; Glass 19.45;<br />

Preview: Rate Your Date 20.00; Happy Deathday 2U<br />

20.00; Der Goldene Handschuh 20.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

Laden<br />

ohne<br />

Kabel<br />

VonDaniel Dangelmaier<br />

Bluetooth, NFC undWLAN ermöglichen<br />

eine drahtlose Verbindung<br />

zwischen zwei Geräten. Doch inzwischen<br />

lassen sich nicht nur Daten, inzwischen<br />

lässt sich auch Stromkabellos<br />

transferieren: Elektrische Spulen<br />

sind in der Lage, ein magnetisches<br />

Feld zu erzeugen und die dabei entstehende<br />

Energie an andereSpulen in<br />

unmittelbarer Nähe zu übertragen.<br />

Dieser Prozess ist als Induktion bekannt.<br />

Er sorgt auch dafür, dass magnetische<br />

Pfannen und Töpfe sich auf<br />

speziellen Kochfeldern erhitzen oder<br />

die elektrische Zahnbürste geladen<br />

wird.<br />

Natürlich ist die Technologie<br />

auch für Hersteller vonstromhungrigen<br />

Smartphones interessant. Statt<br />

ständig ein Ladekabel nutzen zu<br />

müssen, brauchen Besitzer eines induktionsfähigen<br />

Handys ihr Gerät<br />

lediglich auf eine Ladestation zu legen,<br />

um über die Spulen den Akku<br />

aufzufüllen. So entsteht kein lästiges<br />

Kabel-Wirrwarr mehr.<br />

Obwohl viele Unternehmen bereits<br />

kurznach Einführung des iPhones<br />

passende Hardware entwickelt<br />

hatten, begannen sie erst vor wenigen<br />

Jahren damit, ihre höherklassigen<br />

Smartphones mit Induktionstechnik<br />

auszustatten. Grund hierfür<br />

war der Streit dreier Industrieverbände,die<br />

jeweils ihr eigenesVerfahren<br />

zur induktiven Energieübertragung<br />

als allgemeinen Standard<br />

durchsetzen wollten.<br />

Erst seitdem sich Mitte der 2010er<br />

andeutete, dass sich Qi (sprich:<br />

„Tschi“) als Norm durchsetzen wird,<br />

verbauen die großen Marken wie<br />

Samsung, Google und zuletzt Apple<br />

Komponenten mit der entsprechenden<br />

Technologie. Praktischerweise<br />

sind Qi-Geräte untereinander kompatibel,<br />

sodass eine Ladeschale<br />

reicht, um jedes Qi-zertifizierte Mobiltelefon<br />

mit Stromzuversorgen.<br />

Die drahtlose Stromübertragung<br />

macht das Aufladen bequemer und<br />

läutet möglicherweise das Ende des<br />

Kabelchaos ein. Allerdings arbeitet<br />

die Übertragungstechnik noch nicht<br />

so effizient wie physische Leitungen.<br />

Es dauert länger und zieht mehr<br />

Strom aus der Steckdose, bis der<br />

Akku wieder voll ist. Außerdem streiten<br />

sich Experten über die Auswirkung<br />

elektromagnetischer Strahlung,<br />

die durch den Funk-Transfer<br />

freigesetzt wird. Um die Strahlung<br />

(und den Energieverbrauch) auf ein<br />

Minimum zu reduzieren, empfehlen<br />

die Entwickler, Apparate nach dem<br />

Ladevorgang vom Induktionsfeld zu<br />

nehmen.<br />

Wer ein Gerät mit Qi-Unterstützung<br />

aber noch keine Ladestation besitzt,<br />

findet online zahlreiche Fabrikate<br />

in diversen Designs,Farben und<br />

Ausführungen. Naturliebhaber können<br />

sich etwa für einen WoodPuck<br />

(etwa 24 Euro)aus Bambus entscheiden,<br />

während Ikea eine Ladeplatte im<br />

Standfuß ihrer Arbeitsleuchte Hektar<br />

(etwa 65 Euro)versteckt.<br />

Bei aktuellen Smartphones ohne<br />

sogenanntes Wireless-C Charging<br />

lässt sich die Funktion zumeist mit<br />

einer speziellen Hülle nachrüsten.<br />

Einfache Modelle sind für unter zehn<br />

Euro erhältlich, besser verarbeitete<br />

Coverkosten ab 20 Euro aufwärts.<br />

Daniel Dangelmaier<br />

schreibt seit 17 Jahren<br />

über Digitales.<br />

Wer hat es geschrieben?<br />

Autorenbeiträge inder deutschsprachigen<br />

Wikipedia, Anteile nach Geschlecht<br />

Beiträge<br />

von Frauen<br />

10 %<br />

Um wen geht es?<br />

Artikel über Personen in der deutschsprachigen<br />

Wikipedia, Anteile nach Geschlecht<br />

Artikel<br />

über Frauen<br />

15,7 %<br />

Frauenanteil nach Berufsgruppen<br />

in den Biografien der deutschsprachigen Wikipedia,<br />

Anteile in Prozent<br />

83,7<br />

Models<br />

16,3<br />

714 909<br />

Artikel<br />

insgesamt<br />

Wikipedia hat ein Frauenproblem<br />

Wenige Einträge, wenige Autorinnen –Wissenschaftlerinnen in Berlin wollen das ändern<br />

VonDaniel Böldt<br />

45,5 54,5 39,0<br />

Schauspieler/<br />

innen<br />

Es kommt nicht oft vor, dass<br />

sich ein Missstand derart<br />

selbst entlarvt wie im Fall<br />

der Britin Jess Wade. Die<br />

Physikerin wurde im vergangenen<br />

Sommer bekannt damit, dass sie jeden<br />

Tag einen Wikipedia-Eintrag<br />

über eine Wissenschaftlerin<br />

schreibt. Mitder Aktion willWade für<br />

mehr Sichtbarkeit von Frauen in<br />

dem Online-Lexikon sorgen.<br />

Am 25. Oktober 2018 erstellte die<br />

Nutzerin „Fiona“ auf Wikipedia daraufhin<br />

einen eigenen Artikel über<br />

JessWade.Esdauerte nicht lange,bis<br />

ein anderer Nutzer die Löschung des<br />

Artikels beantragte.Erschrieb: „Und<br />

was bitte macht die Dame relevant?“<br />

„Der Herrenclub lässt grüßen“<br />

Wohlgemerkt hatten zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits Spiegel-Online, Zeit-<br />

Online,das ORF sowie der Guardian<br />

über „die Dame“ und ihr Engagement<br />

berichtet. Undauch in der englischsprachigen<br />

Wikipedia war Jess<br />

Wade schon mit einem eigenen Artikel<br />

vertreten. In der folgenden Debatte,obdas<br />

für einen Eintrag in der<br />

deutschsprachigen Version ausreichend<br />

sei, argumentierte ein weiterer<br />

Nutzer, dass er schon mehr wissenschaftliche<br />

Artikel veröffentlicht<br />

und dennoch keinen Eintrag habe.<br />

Ein anderer schrieb: „Das ist vom<br />

obersten Chef angeordnet.“„Fiona“<br />

gab schließlich entnervt zu Protokoll:<br />

„Nichts begriffen und nicht dazugelernt<br />

–der Herrenclub lässt grüßen.“<br />

Der Vorwurf ist nicht unbegründet.<br />

Denn das Online-Lexikon Wikipedia<br />

ist größtenteils genau das: ein<br />

Herrenclub.Nur 15,6 Prozent aller Artikel<br />

über Personen handeln von<br />

Frauen. Bei Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern dürfte das Verhältnis<br />

noch extremer sein. DerAnteil<br />

der Ärztinnen beträgt beispielsweise<br />

nur 1,2 Prozent und damit weniger als<br />

der vonFußballtrainerinnen.<br />

JessWade hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />

das zu ändern. Über 400 Wikipedia-Artikel<br />

hat sie seit Januar<br />

2018 bereits geschrieben. Und sie<br />

hat andereinspiriert, es ihr gleichzutun.<br />

Am Donnerstag spricht Wade<br />

Beiträge<br />

von Männern<br />

88 %<br />

Andere 2%<br />

Artikel<br />

über Männer<br />

84,3 %<br />

61,0<br />

Moderatoren/<br />

innen<br />

24,5<br />

Artikel über Personen<br />

in der deutschsprachigen Wikipedia,<br />

Anteile der veröffentlichten Artikel nach Geschlecht und Altersgruppen<br />

75,5<br />

Schriftsteller/<br />

innen<br />

Frauen<br />

10 bis 20 Jahre<br />

20 bis 30 Jahre<br />

30 bis 40 Jahre<br />

40 bis 50 Jahre<br />

50 bis 60 Jahre<br />

60 bis 70 Jahre<br />

70 bis 80 Jahre<br />

80 bis 90 Jahre<br />

90 bis 100 Jahre<br />

20,0<br />

Männer<br />

80,0<br />

Politiker/<br />

innen<br />

auf einer Veranstaltung des <strong>Berliner</strong><br />

Instituts für Gesundheitsforschung.<br />

Dieses veranstaltet –einen Tagvor<br />

dem Internationalen Frauentag –einen<br />

sogenannten Wikipedia Edit-athon.<br />

Nach einer Einführung in Wikipedia<br />

werden alle Gäste aufgerufen,<br />

selbst Artikel überWissenschaftlerinnen<br />

ihrer Wahl zu verfassen.<br />

Etwa 50 Gäste erwartet Organisatorin<br />

Karin Höhne dazu. Sie ist Referentin<br />

für Chancengleichheit am Institut<br />

für Gesundheitsforschung.<br />

„Wir wollen Menschen zusammenbringen,<br />

um Wikipedia zu verbessern,<br />

konkret im Bereich der Lebenswissenschaften“,<br />

sagt Höhne. „Und<br />

wir wollen darauf aufmerksam machen,<br />

dass das wichtigste Lexikon<br />

unserer Zeit einen sehr starken Gender<br />

Bias hat.“<br />

Wikipedia steht auf der Liste der<br />

meistbesuchten Webseiten der Welt<br />

auf Platz fünf. Allein die deutschsprachige<br />

Wikipedia hatte im Monat<br />

Januar 921 Millionen Seitenaufrufe.<br />

Längst hat sie Institutionen wie den<br />

Brockhaus oder die Encyclopædia<br />

Britannica als wichtigste Informationsquelle<br />

abgelöst. Beide erscheinen<br />

seit einigen Jahren, auch aufgrund<br />

der kostenlosen Konkurrenz<br />

durch Wikipedia, nicht mehr als gedruckte<br />

Ausgabe.<br />

Wikipedia basiert, anders als die<br />

ehemaligen Standardwerke, auf der<br />

freiwilligen Mitarbeit ihrer Community.ImGrunde<br />

kann jeder und jede<br />

Artikel schreiben, verändern oder<br />

14,0<br />

28,4<br />

27,0<br />

25,5<br />

22,0<br />

18,3<br />

14,7<br />

11,2<br />

12,4<br />

86,0<br />

39,3<br />

Regisseure/<br />

innen<br />

DIE INITIATORIN<br />

60,7<br />

10,8<br />

71,6<br />

73,0<br />

74,5<br />

89,2<br />

78,0<br />

Hochschullehrer/innen<br />

81,7<br />

85,3<br />

88,8<br />

87,6<br />

Jess Wade,30, ist eine britische Physikerin. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Imperial<br />

CollegeLondon und forscht vorallem zu sogenannten polymerbasierten Leuchtdioden,<br />

eine Artvon LEDs. Bekannt geworden ist sie mit ihrem Einsatz für mehr Frauen in der Wissenschaft.<br />

Unter anderem legt sie seit gut einem Jahr jeden Tageinen Wikipedia-Artikel über eine<br />

Wissenschaftlerin an, um die Sichtbarkeit vonFrauen in dem Online-Lexikon zu erhöhen.<br />

9,6<br />

90,4<br />

Unternehmer/<br />

innen<br />

zur Entfernung vorschlagen. Einzige<br />

Voraussetzungen: Die Angaben<br />

müssen belegt werden und bestimmten<br />

Relevanzkriterien entsprechen.<br />

Genau diese Offenheit<br />

könnte aber mit ein Grund sein,<br />

warum Wikipedia ein so großes Ungleichgewicht<br />

zwischen Männern<br />

und Frauen aufweist.<br />

Denn der Gender Bias, den Karin<br />

Höhne kritisiert, beginnt schon innerhalb<br />

der Wikipedia-Community.<br />

Zwar erhebt die Plattform außer der<br />

IP-Adresse keine Daten seiner Nutzer.<br />

Eine Umfrage innerhalb der<br />

deutschsprachigen Wikipedia-Community<br />

kam aber zu dem Ergebnis,<br />

dass lediglich zehn Prozent aller Mitwirkenden<br />

weiblich sind.<br />

Auch bei Wikimedia, dem Verein<br />

hinter der deutschsprachigen Wikipedia,<br />

ist man sich bewusst, dass<br />

diese Schieflage zu Verzerrungen<br />

führt.„AllerWahrscheinlichkeit nach<br />

gibt es weniger Artikel zu Frauen,<br />

weil mehr Männer in Wikipedia<br />

schreiben“, sagt Jan Apel, Leiter der<br />

Kommunikation. „Wie bei allen Themen<br />

sind die aus der eigenen Erlebniswelt<br />

in der Regel auch die, zudenen<br />

ich mehr schreiben kann.“<br />

Eines der eindrücklichsten Beispiel<br />

dafür, dass Frauen es offensichtlich<br />

schwerer haben, bei Wikipedia<br />

aufzutauchen, lieferte die Physikerin<br />

Donna Strickland. Noch im<br />

Mai2018 hieß es in einer Diskussion<br />

über ihren Wikipedia-Artikel: Die<br />

„genannten Referenzen zeigen<br />

1,5<br />

98,5<br />

Fußballtrainer/<br />

innen<br />

1,2<br />

98,8<br />

Ärzte/<br />

innen<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: WIKIPEDIA, WIKIMEDIA, LEONIE BOSSEMEYER (SPIEGEL-ONLINE)<br />

nicht, dass sie sich für einen Eintrag<br />

qualifiziert“. Der Artikel wurde gelöscht.<br />

Gut fünf Monate später<br />

wurde Strickland, als erst dritte Frau<br />

überhaupt, mit dem Physik-Nobelpreis<br />

ausgezeichnet.<br />

Gemeinsam Beiträge erstellen<br />

Wasalso tun? Um den Anteil der mitwirkenden<br />

Frauen zu erhöhen, hat<br />

Wikimedia vor einigen Jahren das<br />

Projekt WomenEdit initiiert. Einmal<br />

im Monat treffen sich Frauen in Berlin,<br />

um gemeinsam Wikipedia-Artikel<br />

zu erstellen oder zu bearbeiten. Mittlerweile<br />

wirddas Projekt in einem eigenständigenVerein<br />

fortgeführt.<br />

WomenEdit soll Frauen ermutigen,<br />

sich stärker beiWikipedia zu engagieren.<br />

Dass das dringend notwendig<br />

ist, zeig unter anderem eine<br />

Studie aus dem Jahr 2016. Die Verhaltensforscher<br />

Julia Bear und Benjamin<br />

Collier fanden heraus, dass<br />

Frauen, die sich bei Wikipedia engagieren,<br />

weniger selbstsicher in Bezug<br />

auf ihr Wissen und beim Editieren<br />

vonArtikeln sind.<br />

Jess Wade und KarinHöhne wollen<br />

nicht warten, bis der Frauenanteil<br />

der Community auch auf die<br />

Inhalte durchschlägt. Zwar sei Wikipedia<br />

ein Spiegelbild der Gesellschaft,<br />

in der die viele Positionen in<br />

Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

immer noch von Männern<br />

dominiert werden, sagt Höhne.<br />

Aber Wikipedia sei eben auch ein<br />

Teil der Gesellschaft, und als dieser<br />

muss sich die Community der Verantwortung<br />

für Gleichberechtigung<br />

stellen.<br />

Der Blick nach vorn gibt zumindest<br />

Anlass zur Hoffnung. Je jünger<br />

die Menschen in Wikipedia-Biografien<br />

sind, desto größer ist der Frauenanteil<br />

unter ihnen. Auch die 30-<br />

jährige Jess Wade findet man dort.<br />

Sie überstand die Debatte über die<br />

Löschung auf der Plattform schließlich<br />

und ist nun eine von 112 072<br />

Frauen in der deutschsprachigen<br />

Wikipedia.<br />

Daniel Böldt<br />

hat keinen Wikipedia-Eintrag<br />

und nie einen verfasst.<br />

NACHRICHTEN<br />

Krankenkasse warnt<br />

vor Computerspielen<br />

Im Umgang mit Computerspielen<br />

legen nach Hochrechnungen rund<br />

465 000 Kinder und Jugendliche in<br />

Deutschland ein auffälliges Verhalten<br />

bis hin zur Sucht an den Tag. Das<br />

geht aus der Studie„Geld für Games“<br />

des Deutschen Zentrums für Suchtfragen<br />

(Hamburg) und der Krankenkasse<br />

DAK-Gesundheit hervor, die<br />

am Dienstag in Berlin vorgestellt<br />

wurde.Für die Untersuchung wurden<br />

tausend 12- bis 17-Jährige zu ihremSpielverhalten<br />

mittels computergestützter<br />

Telefon-Interviews befragt.<br />

DieSuchtexperten sehen bei<br />

rund 12 Prozent der Teilnehmer Anzeichen<br />

riskantenund bei rund 3<br />

Prozent Anzeichen krankhaften<br />

Spielverhaltens. (dpa)<br />

Facebook und Google<br />

schränken Wahlwerbung ein<br />

Facebook hat in Indonesien vorder<br />

Präsidentenwahl am 17. Aprildie<br />

Veröffentlichung vonWahlwerbung<br />

untersagt, die aus dem Ausland finanziertwird.<br />

Damit solle eine ausländische<br />

Einflussnahme auf die Abstimmung<br />

verhindertwerden, teilte<br />

das Online-Netzwerkmit. Google<br />

will vorder Parlamentswahl in Kanada<br />

ganz auf Wahlwerbung auf seinen<br />

Plattformen verzichten. Es sei so<br />

gut wie unmöglich, die neuen Transparenzregeln<br />

zu befolgen, begründete<br />

das Unternehmen kanadischen<br />

Medienberichten zufolge seinen<br />

Schritt. EinimDezember verabschiedetes<br />

Gesetz siehtvor,dass Internetplattformen<br />

ein Register aller<br />

veröffentlichten politischen Anzeigen<br />

führen sollen. (dpa)<br />

Social Media: Königshaus<br />

legt Benimmregeln fest<br />

Besseren Schutz im Netz wünscht das Königshaus<br />

auch für Herzogin Meghan, hier<br />

zusammen mit Prinzessin Anne.<br />

AFP<br />

Dasbritische Königshaus will auch<br />

in der digitalen Welt Maßstäbe setzenund<br />

hat Benimm-Richtlinien für<br />

seine Social-Media-Kanäle veröffentlicht.<br />

Jeder,der mit den Profilen<br />

der Royals in Kontakt trete,solle Höflichkeit,<br />

Freundlichkeit und Respekt<br />

zeigen, heißt es in dem Leitfaden.<br />

Verboten sind Werbung, Verleumdungen,<br />

Betrug, Obszönitäten, Angriffe,Drohungen,<br />

Beleidigungen,<br />

Hass,Hetze, Aufrufe zur Gewalt und<br />

eindeutig sexuelle Inhalte.Auch jegliche<br />

Diskriminierung verbitten sich<br />

die Royals.Spekuliertwird, dass der<br />

Vorstoß eine Reaktion des Königshauses<br />

auf wachsende Anfeindungen<br />

gegen Herzogin Meghan und<br />

Herzogin Kate sein könnten. (dpa)<br />

Gekaufte Produktbewertung<br />

muss erkennbar sein<br />

DasOberlandesgericht Frankfurtam<br />

Main hat entschieden, dass Portale<br />

gekaufte Kundenrezensionen nur<br />

veröffentlichen dürfen, wenn zu erkennen<br />

ist, dass „diese Rezensionen<br />

entgeltlich beauftragt wurden“.<br />

Amazon hatte gegen ein Unternehmen<br />

geklagt, das Anbieternauf amazon.de<br />

Kundenrezensionen gegen<br />

Geld anbietet. DasUnternehmen<br />

vermittelt Tester,die bei Amazon Bewertungen<br />

schreiben. Als Gegenleistung<br />

dürfen die Tester die Produkte<br />

gegen Zahlung eines geringen Betrags<br />

behalten. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 27<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG)ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55<br />

(für HG)Sturm der Liebe 10.45 (fürHG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (fürHG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (fürHG) Tagesschau 14.10 (fürHG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Verrückt nach Meer 17.00 (für<br />

HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00<br />

(für HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Hubertohne Staller. Die letzte Wurscht 19.45<br />

(fürHG) Wissen voracht –Werkstatt 19.55 (für<br />

HG)Börse voracht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Klassentreffen<br />

TV-Komödie, D2019<br />

Mit Annette Frier, Charly Hübner,Anja<br />

Kling, Oliver Wnuk u.a.<br />

21.45 (für HG) Plusminus Bio-Boom –<br />

WelcherPreis-Aufschlaggerechtfertigt ist<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Maischberger<br />

Attacke auf die Reichen: Beschimpfen,<br />

besteuern,enteignen?<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.20 (für HG) Klassentreffen<br />

TV-Komödie, D2019<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Auf<br />

fremden Sofas 12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 16.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben. Mutter befürchtet,<br />

dass Verlobter Tochter ausnutzt 17.00 Freundinnen<br />

–Jetzt erst recht 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Star-Magazin18.45 aktuell<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Temptation Island –Versuchung im<br />

Paradies<br />

Moderation:Angela Finger-Erben<br />

Vier Paare testen ihre Liebe zueinander,<br />

indem sie getrennt voneinander aufregende<br />

Wochen im Paradies verbringen.<br />

22.15 stern TV Behördenversagen imFall<br />

Lügde: Wie konnten wichtige<br />

Beweismittel verschwinden?<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 Temptation Island –Versuchung im<br />

Paradies<br />

2.30 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER:<br />

D er Mediziner 030 –23276633<br />

Dr.Max Goodwin (Ryan<br />

Eggold)kommt www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />

alsneuerDirektor des<br />

Krankenhauses„New Amsterdam“ nach<br />

NewYork. Fürseine neue Wirkungsstätte<br />

Über hatsich 50 ausgewählte Dr.Goodwineiniges Reisen für unserevorgenom-<br />

men:Der<br />

Leser<br />

unter dem Motto<br />

Arzt istfestentschlossen,die Einrichtung<br />

komplettumzugestalten reisen –mehr erleben“ und „Gemeinsam sozi-<br />

MDR WDR finden alereStrukturenzuschaffen. Sie in unserem neuen Leserreisen-Magazin. Fortan sollen, Arte<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) MDR umvier 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.50 (für HG) Gedanken<br />

zum Aschermittwoch 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />

(für HG) Aktuell 19.50 (für HG) Tierisch,tierisch<br />

20.15 (für HG) Exakt 20.45 (für HG) Exakt<br />

–Die Story 21.15 (für HG) Echt 21.45 (für<br />

HG) Aktuell 22.05 (für HG) Polizeiruf 110. Geliebter<br />

Mörder.TV-Kriminalfilm,D2008 23.35<br />

Politischer Aschermittwoch 0.35 Sträters Männerhaushalt<br />

1.20 (für HG) Lindenstraße<br />

Bayern<br />

14.15 Auf Königspfaden durchsAmmergebirge<br />

14.45 (für HG) Zeit und Ewigkeit 15.00 (für HG)<br />

Aschermittwoch der Künstler. Live 16.00 (für<br />

HG) Rundschau 16.15 (für HG)Wir in Bayern<br />

17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Stationen<br />

19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Münchner Runde 21.00 (für HG) Kontrovers<br />

21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 Marie<br />

Curie. Biografie, PL/D/F 2016 23.35 (für<br />

HG) kinokino extra 0.05 Starke Frauen<br />

Vox<br />

14.00 Mein Kind,dein Kind–Wieerziehstdu<br />

denn? 15.00 ShoppingQueen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 ZwischenTüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 (fürHG) NewAmsterdam 21.10 (für HG)<br />

NewAmsterdam 22.00 (für HG) Club der roten<br />

Bänder 23.00 (für HG)Clubder roten Bänder<br />

0.00 nachrichten 0.20 (für HG) Medical Detectives–Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Nebel<br />

des Grauens 1.15 (für HG) Medical Detectives–<br />

Geheimnisse der Gerichtsmedizin. Kurzer Prozess<br />

Super RTL<br />

13.35 Die Tomund Jerry Show 14.10 Angelo!<br />

14.35 Zak Storm –Super Pirat 14.55 Dragons<br />

–Auf zu neuen Ufern 15.25 ALVINNN!!!<br />

und die Chipmunks 15.50 Ninjago –Meister<br />

des Spinjitzu 16.20 Sally Bollywood 16.45<br />

Voll zu spät! 17.10 What's New Scooby-Doo?<br />

17.40 Zak Storm –Super Pirat 18.10 Die Tom<br />

und Jerry Show 18.40 WOW Die Entdeckerzone<br />

19.10 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.40<br />

Angelo! 20.15 (für HG) Dr.House 21.10 (für<br />

HG) Dr.House 22.10 (für HG) Dr.House 23.05<br />

(für HG) Dr.House<br />

Sport1<br />

15.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Harte Lektion 16.30 Find It, Fix It, Flog It–<br />

Schätze aus der Scheune 17.30 Storage<br />

Wars –Geschäfte in Texas. Überschätzt 18.00<br />

Storage Wars –Geschäfte in Texas. Spionageakt<br />

18.30 StorageWars –Geschäfte in Texas.<br />

Dunkle Geheimnisse 19.00 Bundesliga aktuell<br />

19.25 Eishockey: Deutsche Eishockey Liga.<br />

Pre-Play-offs, Spiel 1 22.00 Scooore! –Internationales<br />

Fußball-Magazin 22.45 Goooal!<br />

23.15 Bundesliga aktuell 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Gefährliche<br />

Fotos 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. In Vino<br />

Veritas 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00<br />

(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. TodimMilchsee<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />

deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SOKO Wismar. Mundraub<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Spezialisten<br />

–ImNamen der Opfer. Alte Wunden<br />

20.15 (für HG) Aktenzeichen XY ... ungelöst<br />

Grausames Verbrechen am Friedhof /<br />

Drei Räuber auf der Flucht /Perfider<br />

Überfall /Grusel-Fund an derAutobahn<br />

/Schock inder Mittagspause<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 auslandsjournal<br />

US-Präsident Trump unter Druck –Die<br />

Stunde der Wahrheit<br />

22.45 (für HG) Dunja Hayali<br />

IS-Rückkehrer und Abtreibung<br />

23.30 (für HG) Markus Lanz<br />

0.45 heute+<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold,Stephan Lucas,Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! MitAlexander<br />

Hold, Stephan Lucas,Alexander Stephens,Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife.Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />

Simone Panteleit,Matthias Killing 19.00<br />

Genial daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Das große Promibacken<br />

Jury: Bettina Schliephake-Burchardt,<br />

Christian Hümbs. Kandidaten: Marijke<br />

Amado, Jasmin Wagner,Ingolf Lück, Axel<br />

Schulz, Gil Ofarim, Evi Sachenbacher-<br />

Stehle, Sami Slimani, Fernanda Brandao<br />

22.55 TopTen! Der Geschmacks-Countdown<br />

Wir lieben Brot<br />

23.50akte 20.19 Spezial<br />

Deutschland Extrem –Die Drogen-Cops<br />

Moderation: Claus Strunz<br />

0.45 Das große Promibacken<br />

Moderation: Enie van deMeiklokjes<br />

13.05 (für HG) Planet Wissen 14.05 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.55 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 15.45 (für HG)<br />

Aktuell 16.05 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Markt 21.00 (für HG) Doc Esser 21.45 (für<br />

HG) Aktuell 22.10 (für HG) Die Story 22.55<br />

(für HG) sport inside 23.25 (für HG) The Power<br />

of Women. Dokumentarfilm, D2016 0.55 (für<br />

HG) Maischberger<br />

NDR<br />

16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />

HG) Leopard, Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) Wie geht das? 18.45<br />

(für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wilde Pyrenäen<br />

21.00 (für HG) Aristoteles Onassis<br />

21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier.<br />

Auf den Barrikaden 22.50 (für HG)<br />

Großstadtrevier. Der Fluch des Pharao 23.40<br />

(für HG) 7Tage ... 0.10 Hafenpolizei. Gefährliche<br />

Zuflucht 0.35 (für HG) Visite 1.20 (für HG)<br />

Quizduell 2.05 (für HG) Wie geht das?<br />

Kabel eins<br />

9.35 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15<br />

Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10 Castle<br />

14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 Die Liga der außergewöhnlichen<br />

Gentlemen. Abenteuerfilm,<br />

USA/D/CZ/GB 2003 22.30 Mit Schirm,<br />

Charme und Melone. Actionfilm, USA 1998<br />

0.10 Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.<br />

Abenteuerfilm, USA/D/CZ/GB 2003<br />

RTL 2<br />

12.55 Die Geissens –Eine schrecklichglamouröse<br />

Familie! 14.00 Die Wollnys –Eine schrecklichgroße<br />

Familie! 15.00 DieWollnys –Eine<br />

schrecklich große Familie! 16.00 Workout –<br />

Muskeln, Schweiß &Liebe 17.00 News 17.10<br />

Workout –Muskeln, Schweiß &Liebe 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 22.15<br />

Lecker SchmeckerWollny–Silvias beste<br />

Schnäppchenrezepte 23.15 Autopsie –Mysteriöse<br />

Todesfälle 0.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

12.35 Snooker: Players Championship. 2. Tag<br />

13.55 Snooker: Players Championship. 3. Tag<br />

17.30 Leichtathletik: Hallen-Europameisterschaften<br />

18.30 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />

19.00 Winter-Universiade 19.45 Eurosport<br />

News 19.55 Snooker: Players Championship.<br />

Viertelfinale 23.30 Eurosport News 23.40<br />

Leichtathletik: Hallen-Europameisterschaften<br />

0.25 Feldhockey. Pro League 0.30 Formel E:<br />

FIA-Meisterschaft 1.00 WATTS. Die März-Ausgabe<br />

der Eurosport-Clipshow<br />

ARD, 20.15 UHR TV-KOMÖDIE<br />

Klassentreffen<br />

In25Jahren kann so einigespassieren, und die Lebenswege ehemaliger Klassenkameraden<br />

können die unterschiedlichsten Richtungen nehmen. Nun,<br />

nach einemVierteljahrhunderttreffen siezum ersten Malalle wieder aufeinander:Der<br />

Klassenclown, derStreber,der Außenseiter, dasSport-Ass undder<br />

Mädchenschwarm. Doch wasist ausihnen geworden? Undfallensie in alte<br />

Verhaltensmuster,wenn sie sichwiedersehen? InteressanteFragen, die wir<br />

allekennnen,und aufdie Regisseur undDrehbuchautor Jan GeorgSchütte in<br />

seiner Komödie Antwortengibt.Zudem eindrucksvollen Ensemble,das seine<br />

Texteübrigens frei improvisierte,gehören AnnetteFrier (l.), Charly Hübner,<br />

AnjaKling,Jeanette Hain, Nina Kunzendorf,OliverWnuk(r.), ElenaUhlig, Kida<br />

KhodrRamadan,FabianHinrichs und AnnaSchudt.<br />

(D/2019)<br />

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VOX, 20.15 UHR DRAMASERIE<br />

Leserreisen<br />

2019<br />

New Amsterdam<br />

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Australien –<br />

Abenteuer<br />

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Gehen dieSie Patientenwieder mit uns auf Reisenungeachtet und entdecken ihres SieEin-<br />

kommensanersterStelle der Welt. stehen. Fürdie<br />

die Schätze<br />

Umsetzungseines Vorhabensgreift Dr.<br />

Goodwinschon malauf eherunkonventionelle<br />

Methoden zurückund bekommt<br />

schon bald Probleme mit demAufsichtsrat.<br />

Startder neuen Krankenhaus-Serie.<br />

(USA/2018)<br />

Foto: VOX<br />

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SUDOKU<br />

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2 1 8 4 9 7 5 6 3<br />

6 4 5 3 8 1 7 2 9<br />

7 3 9 5 2 6 4 1 8<br />

3 7 6 2 4 9 8 5 1<br />

5 2 4 6 1 8 3 9 7<br />

9 8 1 7 3 5 6 4 2<br />

4 5 2 9 7 3 1 8 6<br />

1 9 7 8 6 4 2 3 5<br />

8 6 3 1 5 2 9 7 4<br />

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Auflösung<br />

VOM 5. 3. 2019<br />

vom 5.3.2019<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

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3 4 8 9 6 5 7 1 2<br />

5 7 6 2 4 1 3 9 8<br />

8 1 4 3 7 2 5 6 9<br />

2 9 7 1 5 6 8 3 4<br />

6 5 3 4 9 8 1 2 7<br />

1 6 9 8 3 7 2 4 5<br />

4 8 2 5 1 9 6 7 3<br />

7 3 5 6 2 4 9 8 1<br />

5.35 Panda,Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft –Die<br />

jungen Ärzte 10.30 Rote Rosen 11.20 Sturm<br />

der Liebe 12.10 Die Stein 13.00 rbb24 13.10<br />

Verrückt nach Meer 14.00 Kesslers Expedition<br />

14.45 Hier und heute 15.15 Panda,Gorilla &<br />

Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –Gejagt<br />

17.00 rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 rbb Praxis<br />

Spannungskopfschmerz –ein<br />

unterschätztes Problem<br />

21.15 Blackout Berlin –Wie verwundbar ist<br />

die Hauptstadt?<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Wildes Skandinavien<br />

Norwegen<br />

22.45 Expedition 50 Grad –Auf dem<br />

Breitengrad der Extreme<br />

..über Amerika zurück nach Europa.<br />

Dokumentationsreihe<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

ProSieben<br />

12.45 Mom. Schlimmer dummer Liebeskummer.Comedyserie<br />

13.05 Twoand aHalf Men.<br />

Schweinchen Glück/Vergiss Fernando/Teddy<br />

ist unser Daddy. Comedyserie 14.25 The Middle.<br />

Das ganz andereThanksgiving/Die Tagung.<br />

Comedyserie 15.20 The Big Bang Theory. Die<br />

Intimitäts-Beschleunigung/Die Mars-Bewerbung/Das<br />

große Reste-Essen/Die Skywalker-<br />

Attacke. Comedyserie 17.00 taff. Drogenpolizei<br />

Hamburg.Moderation: Rebecca Mir,Christian<br />

Düren 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />

Der Vater,der Sohn und der heilige<br />

Gaststar/Es lebe die Seekuh! Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo. Hidden Hero: Prothesenjunge.<br />

Moderation: Aiman Abdallah<br />

20.15 Mysterious Mermaids<br />

Auf der Flucht /Hunger /Die Jagd<br />

Dramaserie<br />

Mit Alex Roe, Eline Powell, Fola Evans-<br />

Akingbola,Ian Verdun, Rena Owen,<br />

Sibongile Mlambo u.a.<br />

22.35 Two and aHalf Men<br />

Charlies Tochter /Buddha lugt aus<br />

seinemTempel /Pech mit der Perle<br />

0.00 Two and aHalf Men<br />

Schweinchen Glück /Vergiss Fernando<br />

/Teddy ist unser Daddy. Comedyserie<br />

1.15 The Flash Flash vs.Arrow.Actionserie<br />

14.00 (für HG)Hoffnung und Ruhm. Tragikomödie,<br />

GB/USA 1987 15.50 (für HG) Ein Traum<br />

von Baum 16.45 (für HG) Xenius 17.10 In der<br />

Welt zu Hause 17.40 Alles Karneval 18.35 (für<br />

HG) Metropolen des Balkans. Ljubljana 19.20<br />

Arte Journal 19.40 (für HG) Re: Schwerpunkt:<br />

Unabhängig, weiblich, stark 20.15 (für HG)<br />

Wüstenblume. Drama, GB/F/D/A 2009 22.15<br />

Viva la Vulva 23.10 Kreatur 23.50 Der traumhafte<br />

Weg. Drama, D2016 1.10 Arte Journal<br />

1.30 Arvo Pärt:Adam's Passion in einer Inszenierung<br />

von RobertWilson<br />

3Sat<br />

11.15 (für HG) Österreich-Bild 11.40 Home<br />

Sweet Home –40 Jahre Frauenhausbewegung<br />

12.30 Reporter 13.00 (für HG) ZIB 13.15 SRF<br />

bi de Lüt. Hüttengeschichten 15.30 Die Bodenseepolizei<br />

18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Suffragette –Taten statt Worte.<br />

Biografie, GB 2015 21.50 Die Freiheitskämpfe<br />

der Frauen 22.35 Argentinien: Rebellion der<br />

Frauen 23.20 (für HG) Muslimisch,emanzipiert,<br />

frei 23.50 Mustang. Drama, TRK/F/D/<br />

KAT 2015 1.25 10vor10 1.55 ECO<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vor ort 9.15 Auf der Suche nach<br />

Bavaria 9.45 Politischer Aschermittwoch der<br />

Parteien 18.45 Auf der Suche nach Bavaria<br />

19.15 Geheimnisse der Ozeane 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisse der Ozeane<br />

21.00 Drama im ewigen Eis –Die verschollene<br />

Expedition des John Franklin 21.45 (für<br />

HG) heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Geheimnisse<br />

der Ozeane 1.30 Drama im ewigen<br />

Eis –Die verschollene Expedition des John<br />

Franklin 2.15 Royale Skandale<br />

Kika<br />

11.40 Die unglaublichen Abenteuer von Blinky<br />

Bill 12.05 (für HG) Jane und der Drache<br />

12.30 The Garfield Show 12.55 Sherlock Yack<br />

13.20 Miss Moon 13.40 Tiere bis unters Dach<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 Wendy 15.50<br />

Pound Puppies –Der Pfotenclub 16.35 Geronimo<br />

Stilton 17.20 Belle und Sebastian 18.00<br />

Shaun das Schaf 18.15 Glücksbärchis &Co.<br />

18.35 Mama Fuchs und Papa Dachs 18.50<br />

Sandmann 19.00 Nils Holgersson 19.25 Dein<br />

Song 2019 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />

HG) Ki.Ka Live 20.10 Durch die Wildnis<br />

Dmax<br />

12.45 AuctionHunters –ZweiAsse machen Kasse<br />

13.15 Ice LakeRebels 14.15 Abenteuer Survival<br />

15.15 UltimateAirportDubai 16.15 Die<br />

Zwangsvollstrecker 17.15 Fang des Lebens –Der<br />

gefährlichste JobAlaskas 18.15 Fang des Lebens<br />

–Der gefährlichsteJob Alaskas 19.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 20.15 Die<br />

Baumhaus-Profis 21.15 Die Aquarium-Profis<br />

22.15 GarageRehab –Die Werkstatt-Retter<br />

23.15 Shark Tank –Die Business-Profis 0.15<br />

Die Aquarium-Profis 1.10 Die Baumhaus-Profis<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Menschen<br />

hautnah 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15<br />

betrifft 11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-<br />

Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 FAKT<br />

20.45 Mensch, Leute! Der ersteErmittler–Polizeiarbeit<br />

am Tatort 21.17 Münchner Runde 22.00<br />

Markt 22.45 Die Tagesschau vor 20 Jahren 23.00<br />

Tagesthemen 23.30 Kontrovers 0.15 Menschen<br />

hautnah 1.00 Nachtmagazin 1.20 Exakt –Die<br />

Story 1.50 Extra 2.02 Abendschau 2.30 Sachsen-<br />

Spiegel 3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02<br />

Brandenburg aktuell 4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

12.40 Sturm derLiebe 13.25 Sturm derLiebe<br />

14.15 EndstationGlück. TV-Komödie,D2016<br />

15.45 In allerFreundschaft –Die jungen Ärzte<br />

16.35 Bezaubernde Jeannie 17.00 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.25 Lindenstraße 17.55 Schnellermittelt<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 Agatha Christies Poirot. Mord in Mesopotamien.<br />

TV-Kriminalfilm, GB 2001 21.55 Bauerfeind<br />

–Die Show zur Frau 22.40 Miss Fishersmysteriöse<br />

Mordfälle 23.35 Charité 0.25 AgathaChristies<br />

Poirot. Mord in Mesopotamien. TV-Kriminalfilm,<br />

GB 2001 2.05 Miss Fishers mysteriöse<br />

Mordfälle 3.00 Startrampe 3.30 Schnell ermittelt<br />

4.15 Lindenstraße 4.45 Verrückt nach Meer<br />

ZDF NEO<br />

5.40 Terra Xpress 6.10 Terra X 6.55 TerraX7.40<br />

Topfgeldjäger 8.30 Lafer!Lichter!Lecker! 9.15<br />

Bares fürRares 10.10 Bares für Rares 11.00 kaputt<br />

und... zugenäht! 11.45 DieRettungsflieger<br />

12.30 Die Rettungsflieger 13.15 Monk 13.55<br />

Monk 14.35 Kommissar Stolberg 15.35 DieRettungsflieger<br />

17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Baresfür<br />

Rares 19.20 Bares für Rares 20.15 (für<br />

HG)Wilsberg. Bittere Pillen. TV-Kriminalfilm,D<br />

2015 21.45 (für HG)Ein starkesTeam. Todund<br />

Liebe. TV-Kriminalfilm, D2017 23.15 Aktenzeichen<br />

XY ...ungelöst 0.40 (für HG) Wilsberg. BitterePillen.<br />

TV-Kriminalfilm, D2015 2.10 TerraX2.55<br />

TerraX3.40 TerraX4.25 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

13.00 ZDF-Reportage 13.45 (für HG)Frontal 21<br />

14.30 Albtraum Wohnen 16.00 (für HG)Das verdient<br />

Deutschland 16.45 Arme Stadt, reiche Stadt<br />

17.30 (für HG)Stadt, Land,Schluss? 18.15 (für<br />

HG)ZDF-Reportage 18.45 (für HG)Hauptsache<br />

billig? –Das System Discounter 19.15 (für HG)<br />

TEDiund Co.–Die dunkle Seiteder Billigshops<br />

19.30 (für HG) Nelson MüllersLebensmittelreport<br />

19.45 Die Ticketdealer –Miese Tricksbei Viagogo<br />

20.15 (für HG)No-Name oder Marke? 21.00 (für<br />

HG) No-Name oderMarke? 21.45 (für HG)Die<br />

Tricks der Lebensmittelindustrie 23.15 (für HG)<br />

Deutschlands große Clans 0.45 heute-journal<br />

1.15 Stalking–Die unterschätzteGefahr<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Daniel-François-Esprit Auber:<br />

„Die Stumme von Portici”,ca. 56 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Mit Werken von Barber,Lekeu,<br />

ca. 87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik spezial Der Bußpsalm „Miserere” –<br />

Vertonungen aus Renaissance und Barock,<br />

ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Ultraschall Berlin –Festival<br />

für neue Musik 2019.Seit seiner Gründung<br />

vor zwölf Jahren widmet sich das<br />

BoulangerTrio einem breitem Repertoire, bei<br />

dem die zeitgenössische Musik einen wichtigen<br />

Schwerpunkt bildet., ca.56Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik mikromusik Festival Curran: „The<br />

Alvin Curran Fakebook” (Alvin Curran,Klavier,<br />

Midi-Keyboard, Shofar und Elektronik) Alvin<br />

Curran: „The Alvin Curran Fakebook” (Alvin<br />

Curran,Klavier,Midi-Keyboard, Shofar und<br />

Elektronik), ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Inger-Maria Mahlke: „Archipel”<br />

(28/35).Esliest Eva Gosciejewicz,<br />

ca. 30 Minuten<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Isabelle Lehn liest aus ihrem Roman<br />

„Frühlingserwachen”(1/2), ca. 30 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Inger-Maria Mahlke: „Archipel”<br />

(28/35),ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Tragik und Komik, Stimme und Klang Ein<br />

Bericht über die Entstehung von „Vater Goriot”<br />

von Honoré de Balzac. Mit Sabine Falkenberg.<br />

Von Sylvia Rauer,Anke Beims,ca. 60 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Die Geschichte einer Liebe. Anita und<br />

HermannAdler. Von Wolfgang Bauernfeind,<br />

ca. 56 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Cristina Branco. Mit Lothar Jänichen,<br />

ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Querköpfe Kabarett,Comedy &schräge Lieder.Horch,wer<br />

gröhlt denn da? Wutbürger auf<br />

dem Seziertisch des Kabaretts. Von Rainer<br />

Link, ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Peter Kraus verrät Dinge,nach denen<br />

wir nie zu fragen gewagt hätten.<br />

Auch mit fast 80 werdeervon den<br />

weiblichen Fans angehimmelt, und<br />

nicht nur das: „Es fliegen sogar noch<br />

Schlüpfer auf die Bühne.“ Undwer<br />

nun denkt, kein Wunder,dass es alle<br />

krachen lassen, früher konnte man<br />

das ja nicht tun, den belehrtder Musiker<br />

(„Sugar Baby“) eines Besseren:<br />

„Es heißt ja heute oft, die 50er seien<br />

prüde gewesen, aber das stimmt<br />

nicht. Wirhatten unseren Spaß. Man<br />

hat eben nur nicht alles an die große<br />

Glocke gehängt, sonderneinfach<br />

den Mund gehalten.“ In der Tateine<br />

Tugend, die immer mehr in Vergessenheit<br />

zu geraten scheint.<br />

Winfried Kretschmann hat bei der<br />

Riedlinger Fasnet ordentlich zugelangt<br />

–schließlich gab es Froschkutteln.<br />

Baden-Württembergs Ministerpräsident<br />

hat aber,keine Bange,<br />

nicht Amphibien-Innereien verspeist,<br />

sonderneine Mischung aus<br />

Rinderpansen, Rinderherz, Rinderleber<br />

und Rindernieren, die auf der<br />

Schwäbischen Alb eben Froschkutteln<br />

heißt. Beider Narrenzunft Gole<br />

schmecken sie besonders apart, wie<br />

Kretschmann weiß, weil sie im richtigen<br />

Rahmen „geschlotzt“ würden.<br />

Mahlzeit!<br />

Will Smith ist als ausgewiesener<br />

Sportfan auch dem Tennis zugeneigt.<br />

Es gibt bei Youtube ein ziemlich<br />

witziges Video,indem Smith<br />

sich selbst am Schläger versucht –<br />

und am Ende nach der Security ruft,<br />

als ihm ein Profi einen 195 km/h-<br />

Aufschlag serviert(„Ich glaube,er<br />

schießt auf mich!“). Auch bei den<br />

Australian Open sah man den<br />

Schauspieler schon. Da passt es nur<br />

allzu gut, dass der 50-Jährige nun die<br />

Rolle des Vaters vonVenus und SerenaWilliams<br />

im Film<br />

„King Richard“ übernimmt.<br />

RichardWilliams<br />

trainierte<br />

seine beiden<br />

Töchter schon<br />

als Kinder und<br />

entwarfnach<br />

eigenen Angaben<br />

einen 78-<br />

Seiten-Plan für<br />

deren spätere<br />

Karriere. Ganz<br />

großes Tennis.<br />

(avo./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Spiel, Satz und<br />

Sieg: Multitalent<br />

Will Smith. IMAGO<br />

Er kann’stragen: der Bergmolch in<br />

der Wassertracht.<br />

DGHT<br />

Keine Frage, der Bergmolch wäreauf<br />

jedem Laufsteg der Star.Der „Lurch<br />

des Jahres 2019“ zieht allerdings<br />

dichte Laubwälder dem Catwalk vor<br />

und hält sich tagsüber in schattigen<br />

Verstecken auf. Schade eigentlich,<br />

gehören doch seine im Laufe des<br />

Jahres wechselnden Färbungen<br />

dringend ans Licht der Öffentlichkeit.<br />

Daher präsentieren wir heute<br />

das Outfit zur Paarungszeit im Frühjahr,wenn<br />

die Männchen mit<br />

blauem Rücken, leuchtend orangefarbenem<br />

Bauch und gepunkteten<br />

Flanken reüssieren. Stark! (avo.)<br />

KarlLagerfeld hatte für seine letzte Chanel-Kollektion ein pittoreskes Alpendörfchen vor Augen –schließlich ist die Kundin auch auf Skierndaheim.<br />

Esist nur scheinbar Business<br />

as usual: große Kulisse, ein<br />

Schweizer Bergortdiesmal,<br />

viele Perlenketten, Stars<br />

und Sternchen im Publikum, darunter<br />

Claudia Schiffer,Monica Bellucci,<br />

Kristen Stewart. Sie sind Lagerfelds<br />

Musen und gekommen, um ihn zu<br />

ehren und sich endgültig zu verabschieden.<br />

Insofern ist doch alles anders<br />

bei Chanel und der diesjährigen<br />

Show zum Abschluss der Pariser Fashion<br />

Week. Nichts ist wie immer.<br />

Auf dem verschneiten Laufsteg<br />

wirdPenélope Cruz später eine weiße<br />

Rose in der Hand halten. VorBeginn<br />

der Schau gibt es eine Schweigeminute<br />

für Karl Lagerfeld, der vor zwei<br />

Wochen im Alter von 85Jahren gestorben<br />

ist.Viele Chanel-Schauen haben<br />

Emotionen geweckt, allein wegen<br />

ihrer atemberaubenden Inszenierungen,<br />

aber diesmal geht es tiefer.<br />

Karl Lagerfeld ist heute nicht zu<br />

müde, umsich am Ende der Schau<br />

zu zeigen, er ist tatsächlich nicht<br />

mehr da. Unwiderruflich, zweifellos.<br />

Das wird vielen Anwesenden jetzt<br />

vielleicht erst wirklich bewusst.<br />

Große Volumen, große Muster<br />

Das detailverliebte Set für diese Saison<br />

ist ebenso wie die gezeigte Kollektion<br />

noch unter Lagerfelds Aufsicht<br />

entstanden. Insofern wurden<br />

mit der Schau „Chanel in the snow“<br />

für den Winter 2019/20 Lagerfelds<br />

letzte Modeträume gezeigt. Große<br />

Volumen, große Muster,Hahnentritt<br />

und Karos werden aufgeblasen und<br />

gekonnt miteinander kombiniert.<br />

Folkloristische Motive kommen,<br />

passend zur Hüttenkulisse,<br />

dazu. Alles absolut Chanel,<br />

aber eben mit dem großen<br />

Volumen, der Kombination<br />

etwa vonSpitzeund<br />

Strick, dem Lagenlook<br />

absolut heutig. Mitdem<br />

Ski-Thema gelingt es Lagerfeld<br />

geschickt, Sportivität<br />

und Eleganz, die<br />

wieder in aller Munde ist,<br />

miteinander zu kombinieren.<br />

Es war ja bekanntlich<br />

Lagerfeld, der sagte,<br />

wer Jogginghosen trägt,<br />

hätte die Kontrolle über<br />

sein Leben verloren.<br />

Nun ist auch bekannt,<br />

dass seine modischen Ansagen<br />

keine Saison lang hielten.<br />

Kurz danach gingen bei Chanel<br />

Jogginghosen über den<br />

Laufsteg, und die Models trugen<br />

Sneaker zum kurzen<br />

Röckchen. Dem Einfluss des<br />

Sports, der zunehmenden Bedeutung<br />

von Bequemlichkeit<br />

und Jugendlichkeit konnte sich<br />

auch ein Lagerfeld nicht widersetzen.<br />

Sein Erfolg beruhte maßgeblich<br />

Schweigen<br />

im Schnee<br />

In Paris zeigt Chanel die letzte Kollektion,<br />

die unter Karl Lagerfeld entstand<br />

Zu den prominenten Gästen der Chanel-Schau zählte auch Claudia Schiffer.<br />

Für immer<br />

Punk: Kreation<br />

von Vivienne<br />

Westwood GETTY<br />

VonNikolas Feireiss, Paris<br />

Bei Alexander<br />

McQueen wird<br />

Frau zur Rose.<br />

AFP<br />

Givenchyzeigt<br />

Plissee-Kleider<br />

mit Blumenmuster.<br />

GETTY<br />

AFP<br />

darauf, dass es ihm gelungen war,die<br />

Tochter, wenn nicht die Enkelin der<br />

alten Chanel-Kundin zu gewinnen.<br />

Unddie trug eben Jogginghosen. Mit<br />

Chanel-Logo umso lieber.<br />

Auch die aktuelle Kollektion hat<br />

jeder Generation etwas anzubieten –<br />

warme Schneestiefel, Steppjacken<br />

und Norwegerpulli. Inzwischen sind<br />

Sportund High Fashion so etwas wie<br />

eine Selbstverständlichkeit. Das<br />

Sakko wird zur Tunnelbundhose getragen,<br />

keine Frau muss vor der Bürotür<br />

die High Heels aus der Handtasche<br />

kramen, wie das in den 80ern<br />

noch üblich war. Heute behält sie<br />

ihreSneaker einfach an. DieGeneration<br />

Z, also die um die Jahrtausendwende<br />

Geborenen, kennt die alten<br />

Zwänge der Mode nicht mehr.<br />

In Großmutters Fundus<br />

GETTY IMAGES<br />

Deshalb könnte für sie die neue Celine-Kollektion<br />

vonHedi Slimane,die<br />

der französische Designer auf der FashionWeek<br />

zeigte,genau das Richtige<br />

sein. Allerdings sollte man vor dem<br />

Einkauf im Garderoben-Fundus der<br />

wohlhabenden Großmutter schauen,<br />

was sie aufgehoben hat.WasSlimane<br />

nämlich zeigte, war fast eine Einszu-eins-Kopie<br />

der Kleider des Labels<br />

aus den 70er- und 80er-Jahren. Modern<br />

war damals, dass Rock und<br />

Bluse kombiniertwurden. So konnte<br />

der Look die eine oder andere höhere<br />

Tochter ansprechen, weil er<br />

sportiver wirkte als die üblichen<br />

Kleider, die die Damen trugen.<br />

Heute wirkt das längst nicht<br />

mehr sportlich, sondern<br />

schockierend bieder. Slimanes<br />

Retro-Look werden die<br />

ganz Jungen vielleicht hip<br />

finden, die Mittelalten<br />

werden tantig dazu sagen<br />

und darin vermutlich<br />

auch so aussehen.<br />

Weil er aber vonSlimane<br />

kommt, dem Freund<br />

von Lagerfeld, findet er<br />

viel Beachtung.<br />

Ein wenig zu viele<br />

Ideen sah man im Debüt<br />

des neuen Designers<br />

bei Lanvin. Das<br />

Haus mit der großen<br />

Tradition hat nach einem<br />

Inhaberwechsel und<br />

der Trennung von Alber Elbaz,<br />

der auch als Lagerfeld-<br />

Nachfolger im Gespräch war,<br />

in vier Jahren zwei Designer<br />

verschlissen. Nun durfte der<br />

31-jährige Bruno Sialelli versuchen,<br />

dem Haus wieder<br />

alten Glanz und eine eigene<br />

Aussage zu geben. Er versuchte<br />

das mit etwas Ethno,ein bisschen<br />

Gotik, viel Drunter und Drüber –<br />

Layering genannt –und Pastellfarben.<br />

Aller Anfang ist schwer.<br />

WWF untersucht Vorwürfe<br />

über brutale Wildhüter<br />

DieUmweltstiftung WWF sieht sich<br />

mit schweren Vorwürfen konfrontiert:<br />

Sieunterstützeseit vielen JahrenWildhüter,die<br />

verdächtigte Wilderer<br />

systematisch gefoltertund teils<br />

ermordet hätten, berichtete das Online-Magazin<br />

„Buzzfeed“. DerWWF<br />

zeigte sich schockiertund kündigte<br />

eine unabhängige Untersuchung an.<br />

„Buzzfeed“ hat nach eigenen Angaben<br />

in Afrika und Asien Opfer brutaler<br />

paramilitärischer Wildhüter getroffen,<br />

mit denen der WWF zusammenarbeite.<br />

(dpa)<br />

Glückspilz holt größten<br />

Lotto-Einzelgewinn<br />

Mit877 Millionen US-Dollar hat die<br />

US-Lotterie „Mega-Millions“ den<br />

bisher größten Einzelgewinn der<br />

weltweiten Lotto-Geschichte ausgeschüttet.<br />

DerGewinner habe sich<br />

am Montag gemeldet, vier Monate<br />

nach der Ziehung seiner Glückszahlen,<br />

teilte die regionale Lotteriegesellschaft<br />

des US-Bundesstaates<br />

South Carolina mit. Anders als in den<br />

USA üblich wurde der Gewinner zunächst<br />

nicht identifiziert. ZumVergleich:<br />

45,4 Millionen Euro war der<br />

bisher größte Geldregen beim deutschen<br />

„6 aus 49“. DieSumme teilten<br />

sich im Dezember 2007 drei Tipper<br />

aus Niedersachsen, Thüringen und<br />

Schleswig-Holstein. (dpa)<br />

Archäologen entdecken<br />

Maya-Schatz in Höhle<br />

Hunderte Gefäße lagerninmehreren<br />

Kammernder Höhle.<br />

Sensationsfund in Mexiko: Archäologen<br />

haben einen Maya-Schatz entdeckt.<br />

Hunderte Gefäße,darunter<br />

sieben Räuchergefäße in Form des<br />

Regengottes Chaac, lagerten in einer<br />

Höhle rund zwei Kilometer entfernt<br />

vonder berühmten Stufenpyramide<br />

Kukulcán auf der HalbinselYucatán,<br />

so der Ausgrabungsleiter Guillermo<br />

de Anda. Er sprach voneinem unglaublichen<br />

Fund. DieObjekte könnten<br />

helfen, die Ursprünge,das Leben<br />

und den Glauben der früheren Einwohner<br />

der Maya-Siedlung Chichén<br />

Itzá zu verstehen. Chichén Itzá wurde<br />

um 750 vorChristus gegründet. Das<br />

älteste Räuchergefäß stamme vermutlich<br />

aus der Zeit zwischen 1000<br />

und 700 vorChristus. (AFP)<br />

Höxter:Angelika W.<br />

verzichtet auf Revision<br />

Nach der Verurteilung zu 13 Jahren<br />

Haft im Prozess um das sogenannte<br />

„Horrorhaus“ vonHöxter verzichtet<br />

Angelika W. auf eine Revision. Das<br />

sagte ihr Anwalt Peter Wüller am<br />

Dienstag. Er werdeinAbsprache mit<br />

seiner Mandantin noch in dieser<br />

Woche die Revision am Landgericht<br />

Paderbornwiderrufen. Damit wäre<br />

auch das zweite Urteil in dem Verfahren<br />

rechtskräftig. DasGericht<br />

hatte die heute 50-Jährige wegen<br />

Mordes durch Unterlassen verurteilt.<br />

Strafmildernd wurde bei ihr die<br />

Kronzeugenregelung angewandt.<br />

Mitihrer Aussage wurde der Todeines<br />

zweiten Opfers aufgeklärt, obwohl<br />

es keine Leiche gab. (dpa)<br />

AP

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