Berliner Zeitung 06.03.2019

Berliner Zeitung · N ummer 55 · M ittwoch, 6. März 2019 – S eite 28 *
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Panorama
LEUTE
NACHRICHTEN
Peter Kraus verrät Dinge,nach denen
wir nie zu fragen gewagt hätten.
Auch mit fast 80 werdeervon den
weiblichen Fans angehimmelt, und
nicht nur das: „Es fliegen sogar noch
Schlüpfer auf die Bühne.“ Undwer
nun denkt, kein Wunder,dass es alle
krachen lassen, früher konnte man
das ja nicht tun, den belehrtder Musiker
(„Sugar Baby“) eines Besseren:
„Es heißt ja heute oft, die 50er seien
prüde gewesen, aber das stimmt
nicht. Wirhatten unseren Spaß. Man
hat eben nur nicht alles an die große
Glocke gehängt, sonderneinfach
den Mund gehalten.“ In der Tateine
Tugend, die immer mehr in Vergessenheit
zu geraten scheint.
Winfried Kretschmann hat bei der
Riedlinger Fasnet ordentlich zugelangt
–schließlich gab es Froschkutteln.
Baden-Württembergs Ministerpräsident
hat aber,keine Bange,
nicht Amphibien-Innereien verspeist,
sonderneine Mischung aus
Rinderpansen, Rinderherz, Rinderleber
und Rindernieren, die auf der
Schwäbischen Alb eben Froschkutteln
heißt. Beider Narrenzunft Gole
schmecken sie besonders apart, wie
Kretschmann weiß, weil sie im richtigen
Rahmen „geschlotzt“ würden.
Mahlzeit!
Will Smith ist als ausgewiesener
Sportfan auch dem Tennis zugeneigt.
Es gibt bei Youtube ein ziemlich
witziges Video,indem Smith
sich selbst am Schläger versucht –
und am Ende nach der Security ruft,
als ihm ein Profi einen 195 km/h-
Aufschlag serviert(„Ich glaube,er
schießt auf mich!“). Auch bei den
Australian Open sah man den
Schauspieler schon. Da passt es nur
allzu gut, dass der 50-Jährige nun die
Rolle des Vaters vonVenus und SerenaWilliams
im Film
„King Richard“ übernimmt.
RichardWilliams
trainierte
seine beiden
Töchter schon
als Kinder und
entwarfnach
eigenen Angaben
einen 78-
Seiten-Plan für
deren spätere
Karriere. Ganz
großes Tennis.
(avo./mit dpa)
TIERE
Spiel, Satz und
Sieg: Multitalent
Will Smith. IMAGO
Er kann’stragen: der Bergmolch in
der Wassertracht.
DGHT
Keine Frage, der Bergmolch wäreauf
jedem Laufsteg der Star.Der „Lurch
des Jahres 2019“ zieht allerdings
dichte Laubwälder dem Catwalk vor
und hält sich tagsüber in schattigen
Verstecken auf. Schade eigentlich,
gehören doch seine im Laufe des
Jahres wechselnden Färbungen
dringend ans Licht der Öffentlichkeit.
Daher präsentieren wir heute
das Outfit zur Paarungszeit im Frühjahr,wenn
die Männchen mit
blauem Rücken, leuchtend orangefarbenem
Bauch und gepunkteten
Flanken reüssieren. Stark! (avo.)
KarlLagerfeld hatte für seine letzte Chanel-Kollektion ein pittoreskes Alpendörfchen vor Augen –schließlich ist die Kundin auch auf Skierndaheim.
Esist nur scheinbar Business
as usual: große Kulisse, ein
Schweizer Bergortdiesmal,
viele Perlenketten, Stars
und Sternchen im Publikum, darunter
Claudia Schiffer,Monica Bellucci,
Kristen Stewart. Sie sind Lagerfelds
Musen und gekommen, um ihn zu
ehren und sich endgültig zu verabschieden.
Insofern ist doch alles anders
bei Chanel und der diesjährigen
Show zum Abschluss der Pariser Fashion
Week. Nichts ist wie immer.
Auf dem verschneiten Laufsteg
wirdPenélope Cruz später eine weiße
Rose in der Hand halten. VorBeginn
der Schau gibt es eine Schweigeminute
für Karl Lagerfeld, der vor zwei
Wochen im Alter von 85Jahren gestorben
ist.Viele Chanel-Schauen haben
Emotionen geweckt, allein wegen
ihrer atemberaubenden Inszenierungen,
aber diesmal geht es tiefer.
Karl Lagerfeld ist heute nicht zu
müde, umsich am Ende der Schau
zu zeigen, er ist tatsächlich nicht
mehr da. Unwiderruflich, zweifellos.
Das wird vielen Anwesenden jetzt
vielleicht erst wirklich bewusst.
Große Volumen, große Muster
Das detailverliebte Set für diese Saison
ist ebenso wie die gezeigte Kollektion
noch unter Lagerfelds Aufsicht
entstanden. Insofern wurden
mit der Schau „Chanel in the snow“
für den Winter 2019/20 Lagerfelds
letzte Modeträume gezeigt. Große
Volumen, große Muster,Hahnentritt
und Karos werden aufgeblasen und
gekonnt miteinander kombiniert.
Folkloristische Motive kommen,
passend zur Hüttenkulisse,
dazu. Alles absolut Chanel,
aber eben mit dem großen
Volumen, der Kombination
etwa vonSpitzeund
Strick, dem Lagenlook
absolut heutig. Mitdem
Ski-Thema gelingt es Lagerfeld
geschickt, Sportivität
und Eleganz, die
wieder in aller Munde ist,
miteinander zu kombinieren.
Es war ja bekanntlich
Lagerfeld, der sagte,
wer Jogginghosen trägt,
hätte die Kontrolle über
sein Leben verloren.
Nun ist auch bekannt,
dass seine modischen Ansagen
keine Saison lang hielten.
Kurz danach gingen bei Chanel
Jogginghosen über den
Laufsteg, und die Models trugen
Sneaker zum kurzen
Röckchen. Dem Einfluss des
Sports, der zunehmenden Bedeutung
von Bequemlichkeit
und Jugendlichkeit konnte sich
auch ein Lagerfeld nicht widersetzen.
Sein Erfolg beruhte maßgeblich
Schweigen
im Schnee
In Paris zeigt Chanel die letzte Kollektion,
die unter Karl Lagerfeld entstand
Zu den prominenten Gästen der Chanel-Schau zählte auch Claudia Schiffer.
Für immer
Punk: Kreation
von Vivienne
Westwood GETTY
VonNikolas Feireiss, Paris
Bei Alexander
McQueen wird
Frau zur Rose.
AFP
Givenchyzeigt
Plissee-Kleider
mit Blumenmuster.
GETTY
AFP
darauf, dass es ihm gelungen war,die
Tochter, wenn nicht die Enkelin der
alten Chanel-Kundin zu gewinnen.
Unddie trug eben Jogginghosen. Mit
Chanel-Logo umso lieber.
Auch die aktuelle Kollektion hat
jeder Generation etwas anzubieten –
warme Schneestiefel, Steppjacken
und Norwegerpulli. Inzwischen sind
Sportund High Fashion so etwas wie
eine Selbstverständlichkeit. Das
Sakko wird zur Tunnelbundhose getragen,
keine Frau muss vor der Bürotür
die High Heels aus der Handtasche
kramen, wie das in den 80ern
noch üblich war. Heute behält sie
ihreSneaker einfach an. DieGeneration
Z, also die um die Jahrtausendwende
Geborenen, kennt die alten
Zwänge der Mode nicht mehr.
In Großmutters Fundus
GETTY IMAGES
Deshalb könnte für sie die neue Celine-Kollektion
vonHedi Slimane,die
der französische Designer auf der FashionWeek
zeigte,genau das Richtige
sein. Allerdings sollte man vor dem
Einkauf im Garderoben-Fundus der
wohlhabenden Großmutter schauen,
was sie aufgehoben hat.WasSlimane
nämlich zeigte, war fast eine Einszu-eins-Kopie
der Kleider des Labels
aus den 70er- und 80er-Jahren. Modern
war damals, dass Rock und
Bluse kombiniertwurden. So konnte
der Look die eine oder andere höhere
Tochter ansprechen, weil er
sportiver wirkte als die üblichen
Kleider, die die Damen trugen.
Heute wirkt das längst nicht
mehr sportlich, sondern
schockierend bieder. Slimanes
Retro-Look werden die
ganz Jungen vielleicht hip
finden, die Mittelalten
werden tantig dazu sagen
und darin vermutlich
auch so aussehen.
Weil er aber vonSlimane
kommt, dem Freund
von Lagerfeld, findet er
viel Beachtung.
Ein wenig zu viele
Ideen sah man im Debüt
des neuen Designers
bei Lanvin. Das
Haus mit der großen
Tradition hat nach einem
Inhaberwechsel und
der Trennung von Alber Elbaz,
der auch als Lagerfeld-
Nachfolger im Gespräch war,
in vier Jahren zwei Designer
verschlissen. Nun durfte der
31-jährige Bruno Sialelli versuchen,
dem Haus wieder
alten Glanz und eine eigene
Aussage zu geben. Er versuchte
das mit etwas Ethno,ein bisschen
Gotik, viel Drunter und Drüber –
Layering genannt –und Pastellfarben.
Aller Anfang ist schwer.
WWF untersucht Vorwürfe
über brutale Wildhüter
DieUmweltstiftung WWF sieht sich
mit schweren Vorwürfen konfrontiert:
Sieunterstützeseit vielen JahrenWildhüter,die
verdächtigte Wilderer
systematisch gefoltertund teils
ermordet hätten, berichtete das Online-Magazin
„Buzzfeed“. DerWWF
zeigte sich schockiertund kündigte
eine unabhängige Untersuchung an.
„Buzzfeed“ hat nach eigenen Angaben
in Afrika und Asien Opfer brutaler
paramilitärischer Wildhüter getroffen,
mit denen der WWF zusammenarbeite.
(dpa)
Glückspilz holt größten
Lotto-Einzelgewinn
Mit877 Millionen US-Dollar hat die
US-Lotterie „Mega-Millions“ den
bisher größten Einzelgewinn der
weltweiten Lotto-Geschichte ausgeschüttet.
DerGewinner habe sich
am Montag gemeldet, vier Monate
nach der Ziehung seiner Glückszahlen,
teilte die regionale Lotteriegesellschaft
des US-Bundesstaates
South Carolina mit. Anders als in den
USA üblich wurde der Gewinner zunächst
nicht identifiziert. ZumVergleich:
45,4 Millionen Euro war der
bisher größte Geldregen beim deutschen
„6 aus 49“. DieSumme teilten
sich im Dezember 2007 drei Tipper
aus Niedersachsen, Thüringen und
Schleswig-Holstein. (dpa)
Archäologen entdecken
Maya-Schatz in Höhle
Hunderte Gefäße lagerninmehreren
Kammernder Höhle.
Sensationsfund in Mexiko: Archäologen
haben einen Maya-Schatz entdeckt.
Hunderte Gefäße,darunter
sieben Räuchergefäße in Form des
Regengottes Chaac, lagerten in einer
Höhle rund zwei Kilometer entfernt
vonder berühmten Stufenpyramide
Kukulcán auf der HalbinselYucatán,
so der Ausgrabungsleiter Guillermo
de Anda. Er sprach voneinem unglaublichen
Fund. DieObjekte könnten
helfen, die Ursprünge,das Leben
und den Glauben der früheren Einwohner
der Maya-Siedlung Chichén
Itzá zu verstehen. Chichén Itzá wurde
um 750 vorChristus gegründet. Das
älteste Räuchergefäß stamme vermutlich
aus der Zeit zwischen 1000
und 700 vorChristus. (AFP)
Höxter:Angelika W.
verzichtet auf Revision
Nach der Verurteilung zu 13 Jahren
Haft im Prozess um das sogenannte
„Horrorhaus“ vonHöxter verzichtet
Angelika W. auf eine Revision. Das
sagte ihr Anwalt Peter Wüller am
Dienstag. Er werdeinAbsprache mit
seiner Mandantin noch in dieser
Woche die Revision am Landgericht
Paderbornwiderrufen. Damit wäre
auch das zweite Urteil in dem Verfahren
rechtskräftig. DasGericht
hatte die heute 50-Jährige wegen
Mordes durch Unterlassen verurteilt.
Strafmildernd wurde bei ihr die
Kronzeugenregelung angewandt.
Mitihrer Aussage wurde der Todeines
zweiten Opfers aufgeklärt, obwohl
es keine Leiche gab. (dpa)
AP