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Berliner Kurier 10.03.2019

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21<br />

StarkeFrau,<br />

starkeRollen:<br />

Felicity Jones<br />

als Juristin Ruth<br />

Bader Ginsburgin<br />

„Die Berufung“ (links)<br />

und als Rebellin<br />

Jyn Erso in<br />

„Rogue One:<br />

AStarWars Story“.<br />

„Esging Ruth nie um<br />

Geld oder ihr Ego“, sagt<br />

Felicity Jones, „sondern<br />

immer nur um das<br />

Richtige und Gute –<br />

und das ist so rar.“<br />

sächlich diese Dynamik in ihrer<br />

Ehe: Sie haben sich nie als Konkurrenz<br />

gesehen, keiner hat<br />

sich durch den Erfolg des anderen<br />

bedroht gefühlt. Ruth und<br />

Marty standen auf der gleichen<br />

Seite. Beide wussten, wie sie ihr<br />

Ego unter Kontrolle halten.<br />

Männer und Frauen können so<br />

effektiv sein, wenn sie zusammenarbeiten!<br />

Sie haben diese Legende persönlich<br />

kennengelernt. Wie<br />

fühlt es sich an, eine so einflussreiche<br />

Person zu porträtieren,<br />

die Ihnen jederzeit<br />

auf die Finger hauen könnte?<br />

Ich war vor unserem Treffen<br />

in Washington wahnsinnig nervös<br />

und kurzatmig, ich hatte<br />

richtig Angst, dass mir diese<br />

Herausforderung über den<br />

Kopf wächst. Interessanterweise<br />

sind wir beide von Natur aus<br />

eher schüchtern ...<br />

Und das brach das Eis?<br />

Wir waren auf einer Wellenlänge,<br />

ohne viel sagen zu müssen.<br />

Mir war wichtig, dass sie<br />

mir vertraut. Denn ich wollte<br />

sie nicht kopieren, sondern ihr<br />

Wesen treffen, ihre kleinen Besonderheiten,<br />

ihre Menschlichkeit<br />

und ihre persönlichen<br />

Schwierigkeiten einbeziehen.<br />

Ich war so happy, dass sie mich<br />

als ihr Alter Ego akzeptiert und<br />

unterstützthat.<br />

Was macht RBG zur Heldin?<br />

Dass sie sich nie aufhalten<br />

lässt. Es ist nicht leicht auszuhalten,<br />

wenn dein Mann Krebs<br />

bekommt, du seine Vorlesungen<br />

mitstenografierst und auch<br />

noch ein Baby großziehst. Und<br />

dann stellt dich trotz Bestnote<br />

keine Kanzlei an, weil du eine<br />

Frau bist. Die meisten wären<br />

zusammengebrochen oder<br />

doch Yoga-Lehrer geworden<br />

oder so. (Lacht.) Es ging Ruth<br />

nie um Geld oder ihr Ego, sondern<br />

immer nur um das Richtige<br />

und Gute–unddas ist so rar.<br />

Besonders jetzt, in unserer Zeit<br />

scheinen nicht mal unsere politischen<br />

Führungskräfte noch<br />

Prinzipien zu haben.<br />

Bill Clinton nominierte sie<br />

1993 als Richterin für den<br />

Obersten Gerichtshof, Barack<br />

Obama zwei weitere<br />

Frauen. Glauben Sie, dass eine<br />

Frau wie Ruth auch heute<br />

noch in den Supreme Court<br />

berufen werden würde?<br />

Hoffentlich schon, so sehr<br />

können wir doch nicht in der<br />

Zeit zurückgefallen sein! Ruth<br />

sagte mal, sie wird erst zufrieden<br />

sein, wenn neun Frauen im<br />

Obersten Gerichtshof sitzen.<br />

Also jeder der neun Richter<br />

weiblichen Geschlechts ist.<br />

Wir befinden uns immer noch<br />

in einer schwierigen Zeit, was<br />

Gleichberechtigung betrifft,<br />

das sieht man auch an dem<br />

Skandal um den obersten Richter<br />

Brett Kavanaugh ...<br />

Dem von Donald Trump nominierten<br />

Kandidaten wurde,<br />

als seine Ernennung vom<br />

Senat geprüft wurde, von<br />

mehreren Frauen vorgeworfen,<br />

sie in ihrer Jugend sexuell<br />

bedrängt zu haben.<br />

... und trotz aller Diskussionen,<br />

Kontroversen und Überprüfungen<br />

ist er vereidigt worden!<br />

Das zeigt umso mehr, wie<br />

wichtig Ruths Botschaft ist.<br />

Nicole Kidman will jetzt regelmäßig<br />

mit Regisseurinnen<br />

arbeiten, um die Frauen der<br />

Branche zu unterstützen.<br />

War Ihnen wichtig, dass dieser<br />

Film von einer Frau inszeniertwurde?<br />

Die #MeToo-Debatte hat gezeigt,<br />

wie wenig transparent die<br />

Machtstrukturen sind und wie<br />

wenig sicher die Umgebung ist,<br />

in der die Frauen ihrem Beruf<br />

nachgehen. Wir brauchen<br />

Frauen in allen anderen technischen<br />

Bereichen der Unterhaltungsindustrie.<br />

Jahrelang waren<br />

wir Frauen am Set in der<br />

Minderheit. Ich will sehen, wie<br />

sich das jetzt ändert, und zwar<br />

schnell.<br />

Warum verändert sich gerade<br />

jetzt so viel in Hollywood?<br />

Ich glaube, das hängt mit dem<br />

Wandel der Technologie zusammen.<br />

Die digitale Welt<br />

schafft Transparenz. Man<br />

wusste nie, was sich hinter den<br />

verschlossenen Türen von Hollywood<br />

abspielt. Jetzt werden<br />

diese Strukturen aufgebrochen.<br />

#MeToo konnte nur durch<br />

Twitter funktionieren. In unserer<br />

hierarchischen Branche<br />

hatten Frauen früher nicht den<br />

Status, um gehört zu werden.<br />

Jetzt gibt das Internet jeder<br />

Frau eine Stimme.<br />

Was hat sich seit dem Erfolg<br />

von „Rogue One: AStar Wars<br />

Story“ für Sie verändert?<br />

Ich habe mehr Kontrolle über<br />

meine Karriere, mehr Einfluss,<br />

und kann daher die wichtigen<br />

kleinen Geschichten besser unterstützen.<br />

Die Unterhaltungsindustrie<br />

befindet sich im Umbruch,<br />

deshalb muss ich mich<br />

fragen, ob die Leute bereit sind,<br />

für eine Geschichte ihr Haus zu<br />

verlassen und ins Kino zu gehen.<br />

Schon als Kind, mit zweieinhalb<br />

Jahren, wollte ich<br />

Schauspielerin werden und Geschichten<br />

erzählen. Durch die<br />

Position, die ich mit „Star<br />

Wars“ erreicht habe, kann ich<br />

das jetzt.<br />

Sind Sie bereit für den großen<br />

Karrierewandel?<br />

Ich versuche, nicht zu viel<br />

über die Zukunft oder auch die<br />

Vergangenheit nachzudenken.<br />

Ich versuche lieber, präsent zu<br />

bleiben und mich auf das zu<br />

konzentrieren, was vor mir<br />

liegt. Das ist doch das Spannende<br />

am Leben: dass wir nichts<br />

vorhersagen können.<br />

Das Interview führte<br />

Mariam Schaghaghi<br />

Fotos: imago (3)<br />

I nfo<br />

„Notorious RBG“: Wegen Trump geht sie nicht in Rente<br />

Foto: AP<br />

Als Ruth Bader Ginsburg(Foto) in<br />

Harvard ihr Jura-Studium begann,<br />

waren unter den 500 Kommilitonen<br />

gerade neun Frauen. Für die gabes<br />

noch nicht mal eigene Toiletten und<br />

ebenso wenig Anwaltsjobs.<br />

Ruth schloss alsBeste ihres Jahrgangs<br />

ab, wurde eine der ersten<br />

Jura-Professorinnen und kämpfte<br />

fortangegen Diskriminierung.<br />

Im Jahr 1972 erwirkte sie ein bahnbrechendes<br />

Urteil zur Gleichstellung.<br />

1993 wurde „Notorious RBG“<br />

als zweite Frau an den Supreme<br />

Courtder USAberufen, dorthält<br />

sie bis heute eisern die Stellung.<br />

Nach der Wahl Donald Trumps<br />

entschied sie sich trotz ihres Alters<br />

gegen Rückzug und Ruhestand;<br />

stattdessen inspiriertsie die<br />

politische Kultur der USA, wenn<br />

nicht der Welt.Ruth rocks.

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