13.03.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 12.03.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Gefühlt bereits<br />

im Kanzleramt<br />

Von<br />

Daniela<br />

Vates<br />

Aus „Merkel muss weg“ ist<br />

inzwischen „Merkel ist<br />

weg“ geworden: Sie hat den<br />

Parteivorsitz niedergelegt. Als<br />

Kanzlerin war sie auch schon<br />

präsenter. Die Gassenhauer-<br />

Bühne in der CDU gehört eindeutig<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer.<br />

Merkel hat ihr zudem<br />

gerade die Antwort auf<br />

Macrons EU-Pläne überlassen.<br />

Es war eine Art kleine<br />

Übergabe der Staatsgeschäfte.<br />

Die SPD hat allerdings deutlich<br />

gemacht, dass sie einen<br />

fliegenden Wechsel von Merkel<br />

auf AKK nicht unterstützen<br />

will. Die Sozialdemokraten<br />

haben sich nie wohlgefühlt<br />

in dieser Koalition, ein Wechsel<br />

an der Spitze dürfte für sie<br />

ein Anlass sein zu gehen.<br />

Die Folgen wären: Neuwahl,<br />

Wahlkampf, Monate ohne Regierung.<br />

Oder, sofern sich<br />

Grüne und FDP regierungswillig<br />

zeigen, lange Koalitionsverhandlungen.<br />

Die<br />

Union wird gern auf diesen<br />

erneuten Stillstand mit<br />

Chaos-Einsprengseln verzichten<br />

–zumindest vor der<br />

Europawahl. Für AKK wäre<br />

es ein Vorteil, wenn sie als<br />

Kanzlerkandidatin mit Amtsbonus<br />

in eine Wahl zöge.<br />

Aber eben auch kein Muss.<br />

Möglicherweise reicht es für<br />

sie schon, wie jetzt die gefühlte<br />

Regierungschefin zu sein.<br />

MANN DESTAGES<br />

Cem Özdemir<br />

Seine Aussage istmutig, doch<br />

Cem Özdemir ist es gewohnt,<br />

den Zorn islamistischer und<br />

rechter Türken auf sich zu<br />

ziehen. So<br />

wird auch<br />

seine jüngste<br />

Warnung<br />

im Deutschlandfunk<br />

vor<br />

Reisen in die<br />

Türkei wiederfür<br />

Wutausbrüche<br />

bei der Regierung<br />

in<br />

Ankaraund deren Anhängern<br />

hierzulande sorgen. „Keiner<br />

ist in derTürkei sicher, weder<br />

Deutschenoch Nichtdeutsche.<br />

Das ist einWillkürstaat“,<br />

sagte der 53-jährige<br />

Sohn türkischer Eltern.<br />

Foto: Christoph Schmidt/dpa<br />

AKK –Warmlaufen für<br />

den Job im Kanzleramt<br />

CDU-ChefinAnnegret Kramp-Karrenbauer positioniertsich zunehmend in derpolitischen Debatte<br />

mer schwerer, Angela Merkel<br />

ohne Neuwahlen zu beerben.<br />

Zumal die SPD der CDU-Chefinden<br />

direkten Weg ins Kanzleramt<br />

versperren will. Johannes<br />

Kahrs,Chef des konservativen<br />

Seeheimer Kreises in der<br />

SPD,will AKK bei einem Rück-<br />

Berlin – Annegret Kramp-<br />

Karrenbauerarbeitetfieberhaftander<br />

„OperationKanzlerwechsel“.<br />

Doch eine neue<br />

Umfrage zeigt: Eine Mehrheit<br />

der Bundesbürger würde<br />

Angela Merkel am liebsten<br />

bis 2021 im Kanzleramt<br />

behalten. Strebt die neue<br />

CDU-Vorsitzende deshalb<br />

Neuwahlen an?<br />

Die Werte-Union, ein besonderskonservativerZusammenschluss<br />

innerhalb der CDU,<br />

kann es kaum erwarten: „Es<br />

wäre für die Union das Beste,<br />

wenn Frau Merkel ihr Amt<br />

möglichst bald anAKK übergibt“,<br />

erklärte Werte-Union-<br />

Chef Alexander Mitsch der<br />

„Passauer Neuen Presse“. „Ein<br />

Bruch der Koalition steht ohnehinbevor“,<br />

ist der CDU-Politiker<br />

überzeugt.<br />

Allerdings steht Mitsch mit<br />

Unausgesprochenes Duell um die Macht: Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU) und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (rechts).<br />

seinem Wunsch für eine doppelte<br />

Minderheit: Zahlreiche<br />

CDU-Spitzenpolitiker versuchen<br />

die Diskussion herunterzuspielen<br />

und sprechen von<br />

„Nachwirkungen der Narrenzeit“<br />

–dabei ist ein Kanzlerwechsel<br />

impolitischen Berlin<br />

Tuschelthema Nummer eins.<br />

Und: Zwei Drittel der Deutschen<br />

lehnen laut einer Forsa-<br />

Umfrage für RTL/N-TV einen<br />

vorzeitigen Rückzug der Bundeskanzlerin<br />

aus dem Amt ab<br />

und wünschen sich, dass die<br />

64-Jährige bis zum Ende der<br />

Legislaturperiode im Herbst<br />

2021 regiert.Sollte Merkel vorzeitig<br />

zurücktreten, wären 56<br />

Prozentfür Neuwahlen.Nur 17<br />

Prozentkönnen sich für Jamaikabündnis<br />

im Bundestag erwärmen,<br />

das die Saarländerin<br />

auch ohne Neuwahlen ins<br />

Kanzleramt bringen würde.<br />

Für AKK wird es damit imzug<br />

Merkels ebenso wenig zur<br />

Kanzlerin wählen („Dann laufen<br />

wir Amok“) wie die Partei-<br />

Linken um Juso-Chef Kevin<br />

Kühnert.<br />

Kramp-Karrenbauerscheint<br />

für Neuwahlen allerdings gerüstet.<br />

Hinter den Kulissen ist<br />

Foto: Kay Nietfeld/dpa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!