REPORT UrsulaKarusseit Ihre letzten großen Geheimnisse Die Schauspielerin arbeitete bis zu ihrem Todaneiner Autobiografie. In dem morgen erscheinenden Buch erzählt sie von ihrer Liebe zu Benno Besson, einem Bordell-Besuch in Schweden und Panik-Attacken in Paris Von MIKE WILMS Sie hatte noch viele Pläne: Ursula Karusseit († 79) wollte am 17. Februar ihren Sohn, den Schauspieler Pierre Besson (51), auf der Bühne erleben. Die Eintrittskarten für das Theater am Kurfürstendamm lagen schon bereit. Gerade hatte sie die letzten Korrekturen an ihrer Autobiografie „Zugabe“ erledigt. Das Buch (17,99 Euro) erscheint morgen im Verlag Neues Leben. Aber Ursula Karusseit, die große <strong>Berliner</strong> Schauspielerin, wird nicht mehr darin blättern können. Genau wie sie ihren Sohn nicht mehr auf der Bühne erlebte. „Usch“, wie sie genannt wurde, starb am 1. Februar. Der KURIER durfte das Buch, in dem Karusseit ihre letzten großen Geheimnisse enthüllt, vorab lesen. Es spannt den Bogen von ihrer frühen Entscheidung, Schauspielerin zu werden, bis in die heutige Zeit. Rebellion gegen die Eltern, die strenge Baptisten waren, mag eine Rolle bei der Berufswahl gespielt haben: Gegen den Willen der Familie bewarb sich die junge Ursula an den Schauspielschulen Leipzig und Berlin. Berlin schickte eine Zusage. Ihre eigentliche Schauspiel- Karriere begann, als sie im Januar 1963 festes Ensemble-Mitglied der Volksbühne wurde. Der erste Autogrammwunsch folgte wenig später per Post: „Er kam von einem Mann aus Weißenfels, und ihm hatte gefallen, dass ich in einer der Szenen sehr leicht bekleidet einem Wandschrank entstieg. Der Mann schrieb, er hätte sich unsterblich in mich verliebt.“ Ihre große Liebe wurde allerdings ein ganz anderer Mann – Regie-Genie Benno Besson Vonder Theaterbühne zum Traualtar: Ursula Karusseit und Regie-Genie Benno Besson heirateten 1969. Schon zwei Jahrezuvor kam ihr Sohn PierreBesson zur Welt. (1922 –2006). Sie mochte die charmanten Sprach-Patzer des Theater-Gurus aus der französischen Schweiz („Der Arschloch, der!“). Karusseit schreibt: „Meine erste Arbeit mit Besson war ,Moritz Tassow’ von Peter Hacks. Es gibt Fotos, auf denen sehe ich heute noch, wie verklemmt ich war.“ Eines Tages, im Sommer 1964, folgte ihr Besson bis zum Haus ihrer Eltern in Thüringen: „Plötzlich stand er vor der Tür und sagte nur, ob wir nicht mal ein Bier trinken wollten. Dafür kam er bis nach Gera? Jedenfalls tranken wir ein Bier in einer Kneipe, und er lud mich an die Ostsee ein.“ 1967 kam Sohn Pierre zur Welt, 1969 wurde Hochzeit gefeiert. Ein Vorteil des Schauspieler- Berufs und auch des Schweizer Passes, den sie durch Besson bekam, war die Möglichkeit, in den Westen zu reisen. Schon 1966 durfte Karusseit das Ensemble des Deutschen Theaters nach Paris zum Theaterfestival der Nationen begleiten. Sie spielte die Rolle der Elsa im „Drachen“ von Jewgeni Schwarz und war furchtbar aufgeregt, in Frankreich zu sein. „Ich traute mich nicht raus, hatte Angst, mich zu verlaufen, weil alles so überwältigend war, aber auch, weil ich kein Französisch sprach.“. Aber die Schauspielerin musste gar nicht rausgehen: Das Publikum war so begeistert von ihrem Auftritt, dass es sich applaudierend unter dem Fenster ihres Hotelzimmers versammelte. Ursula Karusseit will in ihrem Buch kein Selbstlob betreiben, sie verrät sogar ganz ungeniert ein paar anzügliche Geschichten. Einmal besuchte sie mit Besson den Dramatiker Peter Hacks in dessen Wohnung an der Schönhauser Allee. Hacks schaffte es irgendwie, sie allein ins Schlafzimmer zu bugsieren. Karusseit schreibt: „Es gab außer seinem Bett nichts, wo ich mich hätte hinsetzen können, und ich fühlte mich unwohl. Hacks redete viel, wie immer amüsant und geistreich. Ich sah an den Wänden die alten Stiche, wo eine Nackte ein Schwein ritt – oder umgekehrt? Als keusches Mädchen aus Thüringen senkte ich den Blick.“ Bei einer Theaterreise ins schwedische Borlänge landeten Karusseit, Katharina Thalbach und weitere Ensemblemitglieder eher versehentlich in einem Bordell. Es gab eine Striptease- Tänzerin im fortgeschrittenen Alter und eine deutsche Prostituierte mit Wurzeln in Berlin. Ein anderer Kollege, mit dem sich Karusseit immer verstand, war Henry Hübchen. Als Karusseits Ehe mit Besson 1976 in die Brüche ging, war er für sie da. Sie schreibt: „Henry Hübchen war eine große, schöne Ablenkung. Er brachte eine gewisse Leichtigkeit mit, und es war schön, mit ihm zusammen zu sein. Damals war er DDR- Meister im Surfen.“ Alles sei aber nur „eine Art platonische Liebschaft“ gewesen. Körperlich sei nie etwas passiert. Man könnte endlos aus Karusseits Buch und ihrem spannenden Leben erzählen. Etwa über die Zeit im wiedervereinten Deutschland, als sie mit der Fernsehserie „In aller Freundschaft“ neu durchstartete. Die letzte Folge mit „Usch“ wird am 19. März um 21 Uhr im Ersten gezeigt. Schauspieler Rolf Becker wird das neue Karusseit-Buch am 22. März in der MDR-Show „Riverboat“ (22 Uhr) vorstellen. Eine Buchpräsentation mit Schauspielerin Wally Schmitt findet am 27. März um 19 Uhr im Karl-Liebknecht- Haus (Kleine Alexanderstr. 28, Mitte) statt. Der Eintritt ist frei.
SEITE 21 BERLINER KURIER, Donnerstag, 14. März 2019 Karusseit spielte 1976neben Wolf Kaiser im Zweiteiler „Sein letzter Fall“. Sie stellte eine reiche Industriellen-Gattin dar. An der Volksbühne warKarusseit 1965 in „Moritz Tassow“zu sehen (o.). Erfolgreich blieb sie bis zuletzt. Fotos: Privatarchiv Ursula Karusseit, Imago In dem Stück „Arzt wider Willen“ nach Molièrebekamen Karusseit (l.) und Rolf Ludwig viel zu lachen. Sie durften improvisieren. „Zugabe“ von Ursula Karusseit erscheint morgen im Verlag Neues Leben. DasBuch mit vielen Fotos hat 208 Seiten. Preis: 17,99 Euro.
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