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Berliner Kurier 19.03.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Dienstag, 19. März2019<br />

könnten die Prozessbeteiligten<br />

nicht „angstfrei urteilen“.<br />

Der Prozess selbst findet in<br />

Dresden in einem Hochsicherheits-Gerichtssaal<br />

statt.<br />

Wie aufgeheizt die Stimmung<br />

in Chemnitz weiterhin<br />

ist, zeigte sich gestern: Thomas<br />

H., Hooligan, Neonazi und in<br />

der Stadt gut vernetzter Sicherheitsunternehmer,<br />

starb vor<br />

einer Woche an einem Krebsleiden.<br />

Der Regionalliga-Verein<br />

Chemnitzer FC richtete beim<br />

Heimspiel vor einer Woche<br />

eine Trauerkundgebung für ihn<br />

aus –und seitdem haben Verein<br />

und Stadt einen neuen Skandal.<br />

Gestern wurde Thomas Haller<br />

zeitgleich zur Prozesseröffnung<br />

beigesetzt. In den sozialen<br />

Netzwerken wird zu Kundgebungen<br />

aufgerufen. Tausende<br />

Rechtsaktivisten wurden erwartet.<br />

Und tatsächlich: Als der<br />

Sarg in einem Auto zum Friedhof<br />

gebracht wurde, standen<br />

Hunderte meist schwarz gekleidete<br />

junge Männer am Straßenrand.<br />

Haller hatte sich in<br />

einem Interview 2007 als Gründer<br />

der Hooligan-Gruppe<br />

„HooNaRa“ (das steht für<br />

„Hooligans, Nazis, Rassisten“)<br />

geoutet. Danach trennte sich<br />

zwar „sein“ Verein Chemnitzer<br />

FC von ihm, für Stadt- und<br />

Pressefest aber wurde „Haller<br />

Security“ weiter gebucht.<br />

Die SPD-Landtagsabgeordnete<br />

Hanka Kliese sagte dem<br />

RND: „Die Situation in Chemnitz<br />

ist gerade wahnsinnig unangenehm.<br />

Bestimmte Kreise<br />

warten auf Anlässe, ihre Aggressionen<br />

herauszulassen.<br />

Der Tod von Daniel H. in August<br />

war so ein Anlass, der Tod<br />

von Thomas Haller genauso.<br />

Die Trauer wird instrumentalisiert,<br />

da entladen sich ganz<br />

andere Dinge.“ Und weiter:<br />

„Thomas Haller war wahnsinnig<br />

gut vernetzt bis in die bürgerlichen<br />

Kreise hinein“, sagt<br />

sie. „Es ist ein Riesen-Sumpf<br />

hier in Chemnitz, und es besteht<br />

nach wie vor kein Bedürfnis,<br />

ihn trockenzulegen.“<br />

Eine Bankenfusion mit<br />

vielen Fragezeichen<br />

Deutsche Bank und Commerzbank verhandeln über „Ehe“. Befürchtet<br />

werden der Abbau von bis zu 50 000 Jobs sowie Filialschließungen<br />

Frankfurt/Main – Die<br />

Deutsche Bank und Commerzbank<br />

führen nun offizielle<br />

Verhandlungen über<br />

eine Fusion. Massenhafter<br />

Stellenabbauwäre eine Konsequenz.<br />

Wir erläutern, wo<br />

Stellen wegfallen könnten.<br />

▶ Wie viele Stellen könnten<br />

wegfallen? Es gibt bislang<br />

keine genauen Daten.<br />

Die Schätzungen gehen weit<br />

auseinander. Die<br />

Dienstleitungsgewerkschaft<br />

Verdi befürchtet,<br />

dass dann<br />

20 000 Arbeitsplätze<br />

„im Feuer<br />

stehen“, so der<br />

Vorsitzende<br />

Frank Bsirske.<br />

Jan Duschek,<br />

Die beiden<br />

Zentralen von<br />

Commerzbank<br />

und Deutscher<br />

Bank in<br />

Frankfurtam<br />

Main. Doch bis<br />

zur „Eheschließung“<br />

ist es<br />

noch ein<br />

weiter Weg.<br />

Bankenexperte von Verdi,<br />

hält das Kappen von 30 000<br />

Jobs für möglich. Aktionärsschützer<br />

Klaus Nieding<br />

spricht sogar davon, dass bis<br />

zu 50 000 Arbeitsplätze wegfallen<br />

könnten.<br />

▶ Was bedeutet das für<br />

Bankkunden? Offensichtlich<br />

ist, dass eine große Zahl<br />

von Filialen hierzulande<br />

dicht gemacht würde. Vielfach<br />

liegen die Standorte in<br />

den Innenstädten in unmittelbarer<br />

Nähe. Ohnehin sind<br />

beide Geldhäuser seit Jahren<br />

damit beschäftigt, die Zahl<br />

ihrer Niederlassungen zu<br />

verkleinern. Die Filialen gelten<br />

als teuer. Hinzu kommt,<br />

dass durch die Digitalisierung<br />

zahlreiche Dienstleistungen<br />

ins Internet verlagert<br />

werden können. Dabei geht<br />

es nicht mehr nur um Überweisungen<br />

und andere einfache<br />

Transaktionen. Künftig<br />

werden auch die Themen der<br />

privaten Geldanlage durch<br />

intelligente Software weitgehend<br />

automatisiert.<br />

▶ Wo unterscheiden sich<br />

beide Banken? Die Deutsche<br />

Bank ist im internationalen<br />

Geschäft erheblich aktiver<br />

als die Commerzbank.<br />

Das heißt auch, dass das<br />

Geldhaus nochimmer im Investmentbanking<br />

einen<br />

Schwerpunkt hat. Die Commerzbank<br />

ist stärker auf das<br />

Inlandsgeschäft fokussiert,<br />

spielt eine wichtige Rolle in<br />

der Finanzierung des Mittelstandes.<br />

Plausibel ist, dass die<br />

Abteilungen mit den jeweiligen<br />

„Spezialitäten“ noch am<br />

ehesten von Jobabbau verschont<br />

bleiben.<br />

▶ Kann aus den beiden angeschlagen<br />

Banken eine gesunde<br />

Großbank werden?<br />

Kaum vorstellbar! Zwar hat<br />

sich die Commerzbank seit<br />

ihrer Rettung durch den<br />

Staat während der Finanzkrise<br />

2009 halbwegs stabilisiert,<br />

doch die Deutsche<br />

Bank steckt tief im Krisenmodus<br />

fest. Mit einem Börsenwert<br />

von 8Mrd. (Commerzbank)<br />

bzw. 15 Mrd Euro<br />

sind beide im Konzert der<br />

europäischen Großbanken<br />

eher Zwerge.<br />

Fotos: Stefan Kiefer, Martin Moxter /dpa<br />

Foto: -/SPA/dpa<br />

Foto: Imago images /News4HH<br />

NACHRICHTEN<br />

Kronprinz belastet<br />

New York –ImFall des ermordeten<br />

Journalisten Jamal<br />

Kha-shoggi erhärten US-Geheimdienste<br />

den Verdacht<br />

gegen den saudi-arabischen<br />

Kronprinzen Mohammed bin<br />

Salman. Laut „New York<br />

Times“ habe der Thronfolger<br />

eine Geheimaktion genehmigt,<br />

um Regimekritiker zum<br />

Schweigen zu bringen.<br />

Maas warnt vorChina<br />

Berlin –Inder Diskussion<br />

um eine neue europäische<br />

China-Strategie hat Außenminister<br />

Heiko Maas zu Geschlossenheit<br />

aufgerufen.<br />

Mit Blick auf das Bestreben<br />

Chinas, sich an wichtigen<br />

Infrastrukturprojekten wie<br />

dem 5G-Mobilfunknetz zu<br />

beteiligen, warnt Maas vor<br />

Blauäugigkeit.<br />

Ihr Abschied kostet<br />

Berlin –ImRTL/n-tv-Trendbarometer<br />

rechnen 42 Prozent<br />

derBundesbürger damit,<br />

dass die Linkeaufgrund des<br />

Rückzugs von Sahra Wagenknecht<br />

aus politischen Spitzenämtern<br />

bei künftigen<br />

Wahlen weniger Stimmen erhalten<br />

wird. Nur 7Prozent<br />

rechnen mit Zuwachs.<br />

13 000 „Terrorristen“<br />

Peking –Inder traditionell<br />

muslimischen Region Xinjiang<br />

in China sind den Behörden<br />

des Landes zufolge fast<br />

13000 „Terroristen“ seit<br />

2014 festgenommen worden.<br />

Wegen der Menschenrechtssituation<br />

im unruhigen Nordwesten<br />

sieht sich China zunehmend<br />

Kritik ausgesetzt.<br />

Rücktritt aller Minister<br />

Caracas –UmVenezuela vor<br />

„jeglicher Bedrohung“ zu<br />

schützen, will Staatschef Nicolás<br />

Maduro die Regierung<br />

„tiefgreifend umstrukturieren“.<br />

Dafür sollen alle Minister<br />

zurücktreten. Mit seinem<br />

Gegenspieler, Interimspräsident<br />

Juan Guaidó, tobt ein<br />

Machtkampf.

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