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Aus: Thomas und Thea Gottschalk trennen sich – Panorama Seite 26<br />
Kein Bock<br />
auf Kinder?<br />
Seite 19<br />
2°/6°<br />
Sonne und Wolken<br />
Wetter Seite 2<br />
Berlin: Zelte gegen<br />
Obdachlosigkeit<br />
Berlin Seite 9<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Brünn: Eine literarische<br />
Reise nach Tschechien<br />
Seite 3<br />
Dienstag,19. März 2019 Nr.65HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Utrecht: Schüsse<br />
in der Straßenbahn<br />
Politik Seite 5<br />
Herthas Nationalspieler<br />
Am<br />
Ziel<br />
angekommen<br />
VonPaul Linke<br />
Vor ein paar Wochen ist der auf<br />
Defensive spezialisierte Niklas<br />
Starkindie Offensivegegangen. Nur<br />
ein bisschen. „Irgendwann will ich<br />
auch mal in der Nationalmannschaft<br />
spielen“, sagte der Innenverteidiger<br />
von Hertha BSC. Denn das sei sein<br />
großer Wunsch. Daraus machte der<br />
<strong>Berliner</strong> Kurier die Schlagzeile: „Die<br />
Nationalmannschaft ist mein Ziel“ –<br />
und aus dem nur<br />
ein bisschen<br />
wurde Stark ein<br />
bisschen zu viel.<br />
Er hatte plötzlich<br />
das Gefühl, zu<br />
forsch und zu<br />
Niklas Stark,<br />
Hertha-Nationalspieler<br />
Nummer 29<br />
fordernd aufzutreten.<br />
Er wollte<br />
sich doch lieber<br />
mit Taten aufdrängen,<br />
nicht<br />
mit Worten.<br />
Nach allem, was man weiß, hat<br />
sich noch nie ein deutscher Fußballer<br />
in die Nationalmannschaft gequatscht.<br />
Zwar achtet Joachim Löw<br />
auf einen gepflegten Umgangston,<br />
fußballerisches Talent ist dem Bundestrainer<br />
aber immer noch wichtiger.<br />
Und davon hat Stark, 23, zweifelsfrei<br />
einiges abbekommen. Er ist<br />
schnell, kopfballstark, offensiv wie<br />
defensiv,ein im Spielaufbau umsichtiger<br />
Abwehrturm, und wenn es mal<br />
wirklich sein muss,ist er ein brachialer<br />
Zweikämpfer, der oft Kampfspuren<br />
imGesicht davonträgt. Profifußball<br />
ist eine Ellenbogengesellschaft.<br />
Und Starks Nasenbein ein Mitglied<br />
mit brüchiger Biografie.<br />
Nach der Abschiebung von Jérôme<br />
Boateng und Mats Hummels in<br />
die Altersteilzeit hat Löw erhöhten<br />
Spielerbedarf im Abwehrzentrum.<br />
Deshalb hat er Stark für die Länderspiele<br />
gegen Serbien an diesem Mittwoch<br />
und die Niederlande am Sonntag<br />
nominiert. Eingroßer Wunsch ist<br />
also in Erfüllung gegangen. Mandarf<br />
hoffentlich schreiben, dass Niklas<br />
StarkamZiel angekommen ist.<br />
Der Weg begann im bayrischen<br />
Neustadt an der Aisch (Geburtsort)<br />
und führte ihn über die Zwischenstation<br />
1. FC Nürnberg (erstes Bundesligaspiel)<br />
nach Berlin, wo er seit<br />
drei Jahren zum Stammpersonal gehört;<br />
man sagt ihm besondere Führungsstärken<br />
nach. Starks Marktwert<br />
ist in dieser Zeit von zwei auf zwanzig<br />
Millionen Euro gestiegen. DerJugendtrend<br />
bei Hertha hat mit seiner<br />
Verpflichtung begonnen. In der Gerüchteküche<br />
wird Stark bereits in einen<br />
Topf mit dem FC Bayern oder<br />
Borussia Dortmund geschmissen.<br />
Seinen bisher größten Fußballmoment<br />
erlebte Niklas StarkimSommer<br />
vor zwei Jahren, als er mit der deutschen<br />
U21 die Europameisterschaft<br />
gewann. Er schleppte sich mit<br />
Schmerzen durchs Turnier, bekam<br />
Spritzen, eine Rippenprellung, so<br />
dachte er nach einem Zweikampf im<br />
ersten Gruppenspiel. Nach dem Finale<br />
wusste er,dass es ein Bruch war.<br />
Sieben Wochen Ausfallzeit. Dann<br />
machte er weiter. Weiter wie immer.<br />
Undjetzt ist er da. SportSeite 18<br />
Senat will höhere Parkgebühren<br />
Drei statt zwei Euro die<br />
Stunde sollen die Regel<br />
sein. Außer<br />
Dieselfahrverboten gibt es<br />
auch 85 neue<br />
Tempo-30-Zonen.<br />
So wird die Luft besser,<br />
sagt Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther<br />
VonPeter Neumann<br />
Dass auch in Berlin Straßen<br />
für zahlreiche Dieselfahrzeuge<br />
gesperrt<br />
werden, ist nichts Neues.<br />
Dass die Zahl der Tempo-30-Bereiche<br />
wächst, hat der Senat ebenfalls<br />
bereits vor Monaten angekündigt.<br />
Doch nun gab die Verwaltung bekannt,<br />
dass sie ein weiteres Mittel<br />
nutzen will, damit die <strong>Berliner</strong> Luft<br />
sauberer wird. Die Parkgebühren<br />
sollen steigen, und die Innenstadtgebiete,indenen<br />
Parken Geld kostet,<br />
sollen fast verdoppelt werden. Das<br />
kündigte Umweltsenatorin Regine<br />
Günther (parteilos, für Grüne) am<br />
Montag an. Parkraumbewirtschaftung<br />
ist eine von vier Maßnahmen,<br />
mit denen der Senat den Schadstoffausstoß<br />
senken will. Verankert ist<br />
dies im Entwurf des neuen Luftreinhalteplans,den<br />
Günther vorstellte.<br />
Wenn weitere Parkzonen eingerichtet<br />
werden und die Gebühren<br />
steigen, fahren weniger Menschen<br />
mit dem Auto –solautet das Kalkül.<br />
„Ziel ist es, Kraftfahrzeugverkehr zu<br />
vermeiden“, erklärte die Senatorin.<br />
Pendler, die keinen Gratis-Stellplatz<br />
für ihren Wagen mehr finden, sehen<br />
sich meist nach anderen Verkehrsarten<br />
um. In vielen Fällen ist das der<br />
umweltfreundliche Nahverkehr.<br />
Billiger als in Hamburg<br />
Derzeit summieren sich die Gebiete<br />
innerhalb des S-Bahn-Rings, indenen<br />
Parken Geld kostet, auf 40 Prozent<br />
der Fläche. Ende 2020 sollen<br />
75 Prozent gebührenpflichtig sein,<br />
so Günther. „Mehrere Bezirke, zum<br />
Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
Mitte, Neukölln und Tempelhof-<br />
Schöneberg, planen bereits neue<br />
Parkzonen. Das Land will diese Bemühungen<br />
nun beschleunigen.“<br />
Derzeit kostet eine Stunde Parken<br />
auf öffentlichen Straßen und Plätzen<br />
in Berlin im Durchschnitt zwei Euro<br />
pro Stunde. Der Senat setzt sich dafür<br />
ein, dass stattdessen drei Euro<br />
pro Stunde kassiert werden. „Ob<br />
diese Möglichkeit genutzt wird, liegt<br />
in deren Hoheit“, so Günther. Die<br />
Parkgebühren in Berlin haben sich<br />
seit vielen Jahren nicht verändert.<br />
„Derzeit prüfen wir in bestimmten<br />
Parkzonen mit besonders hohem<br />
Parkdruck erhöhte Gebühren“, sagte<br />
Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirksamts<br />
Friedrichshain-Kreuzberg.<br />
„Es ist bereits jetzt möglich,<br />
drei Euro proStunde zu nehmen.“<br />
Für den Bewohnerparkausweis<br />
ist dagegen weiterhin keine Verteuerung<br />
geplant. Die <strong>Berliner</strong> Vignette<br />
kostet seit langem 20,40 Euro für<br />
zwei Jahre. In Hamburg werden für<br />
ein Jahr 30,30 Euro, inFrankfurt am<br />
Main für zwei Jahre50Eurofällig.<br />
„Ziel des neuen Luftreinhalteplans<br />
ist es, die EU-weiten Grenzwerte<br />
für Stickstoffdioxid einzuhalten<br />
und so die Gesundheit der <strong>Berliner</strong>innen<br />
und <strong>Berliner</strong> zu schützen“,<br />
sagte die Senatorin. Das Reizgas<br />
schädigt den Atemtrakt und kann<br />
Asthma verstärken. Kinder,Senioren<br />
und Menschen mit schwacher Konstitution<br />
sind besonders gefährdet.<br />
Bereits 1999 machte die EU deutlich,<br />
dass die Stickstoffdioxidbelastung<br />
sinken muss. Seit 2010 besteht die<br />
Pflicht zur Einhaltung des Grenzwerts:<br />
im Jahresmittel maximal 40<br />
Mikrogramm proKubikmeter Luft.<br />
Dieser Wert wird auch in Berlin<br />
vielerorts überschritten, an sechs<br />
Messstellen wurden 2018 sogar mindestens<br />
50 Mikrogramm gemessen.<br />
Deshalb sieht der Entwurf des Luftreinhalteplans<br />
als weitere Maßnahme<br />
vor, an 15 Abschnitten von<br />
neun Straßen Durchfahrverbote für<br />
„Wir wollen die Käuferinnen und Käufer<br />
von Dieselautos, die von der Autoindustrie<br />
betrogen worden sind, nicht mehr belasten<br />
als zwingend notwendig.“<br />
Regine Günther,<br />
Verkehrssenatorin (parteilos, für Grüne), zu ihren Plänen<br />
Diesel- Lkw und -Pkw bis einschließlich<br />
Euro 5zuverhängen. Dazu zählen<br />
Teilstücke der Leipziger und Brückenstraße<br />
in Mitte,aber auch Bereiche<br />
der Friedrichstraße und vonAlt-<br />
Moabit. Die Verbote sollen vom<br />
1. Juli 2019 an gelten. Zudem werden<br />
Tempo-30-Schilder aufgestellt.<br />
Das Verwaltungsgericht, das im<br />
Oktober 2018 einer Klage der Deutschen<br />
Umwelthilfe stattgab,hatte für<br />
elf Abschnitte Durchfahrverbote gefordert.<br />
Nach neuen Berechnungen<br />
sind es nun 15. „Neu kam unter anderem<br />
die Silbersteinstraße in Neukölln<br />
hinzu“, sagte Abteilungsleiter<br />
Michael Thielke. Kapweg und Leonorenstraße<br />
sind nicht mehr dabei.<br />
„Wir wollen die Käuferinnen und<br />
Käufer von Dieselautos, die von der<br />
GETTY IMAGES<br />
Autoindustrie betrogen worden sind,<br />
nicht mehr belasten als zwingend<br />
notwendig“, sagte Senatorin Günther.<br />
Deshalb summierten sich die<br />
betroffenen Abschnitte auch nur auf<br />
2,4 Kilometer. Das gesamte <strong>Berliner</strong><br />
Straßennetz ist 6500 Kilometer lang.<br />
Umfangreiche Ausnahmen<br />
Messerattacke<br />
von Chemnitz:<br />
Prozessauftakt<br />
Verteidiger zweifeln an der<br />
Unabhängigkeit des Gerichts<br />
Sieben Monate nach der tödlichen<br />
Messerattacke von Chemnitz<br />
und anschließenden Ausschreitungen<br />
hat am Montag der Prozess begonnen.<br />
Beschuldigt wird ein 23<br />
Jahre alter syrischer Asylbewerber,<br />
gemeinsam mit einem flüchtigen<br />
Iraker einen 35-jährigen Deutschen<br />
mit mehreren Messerstichen getötet<br />
und einen anderen Mann lebensbedrohlich<br />
verletzt zu haben. Angeklagt<br />
sind sie nicht wegen Mords,<br />
sondern wegen Totschlags, versuchten<br />
Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.<br />
Der Angeklagte Alaa S. hatte die<br />
Tatstets bestritten. ZumProzessauftakt<br />
äußerte er sich nicht selbst zu<br />
seiner Person oder zur Tat. SeineVerteidiger<br />
erklärten ihn für unschuldig.<br />
Aus Sicherheitsgründen und wegen<br />
des großen öffentlichen Interesses<br />
fand der Prozess nicht in Chemnitz<br />
statt, sondern wurde in den Sicherheitssaal<br />
des Oberlandesgerichts<br />
Dresden verlegt. Zuschauer<br />
und Medienvertreter mussten eine<br />
Sicherheitsschleuse passieren, um in<br />
den Saal zu gelangen.<br />
Der Prozess in Dresden wurde<br />
kurz nach Beginn unterbrochen,<br />
weil die Verteidigung Zweifel an der<br />
Unbefangenheit des Gerichts äußerte.<br />
Noch vor Verlesen der Anklage<br />
legte Verteidigerin Ricarda<br />
Lang einen Fragenkatalog vor, in<br />
der sie unter anderem wissen<br />
wollte, ob die Richter Mitglieder<br />
oder Unterstützer der AfD oder der<br />
islamfeindlichen Pegida-Bewegung<br />
sind und wie sie zu Flüchtlingen<br />
insgesamt stehen.<br />
Rechter Trauerzug<br />
In Chemnitz begleitete nahezu<br />
gleichzeitig ein Großaufgebot der<br />
Polizei die Beerdigung eines überregional<br />
bekannten Hooligans und<br />
Rechtsextremen. Es handele sich um<br />
eine „Maßnahme zur Gewährleistung<br />
der öffentlichen Ordnung und<br />
Sicherheit“, so eine Polizeisprecherin.<br />
Nach ihrenAngaben reisten etwa<br />
1000 Sympathisanten aus dem Bundesgebiet<br />
an. Auch ausdem europäischen<br />
Auslandkamen nach Angaben<br />
szenekundiger Beamter Hooligans.<br />
Rund 950 Polizisten aus mehreren<br />
Bundesländern sowie von der Bundespolizei<br />
waren im Einsatz. (dpa)<br />
PolitikSeite 4<br />
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Zudem werdeesweitreichende Ausnahmen<br />
von den Durchfahrverboten<br />
geben. „Sie gelten für alle, die an<br />
den Abschnitten ein Anliegen haben“,<br />
sagte Thielke. Dazu zählen<br />
nicht nur die Anwohner. Auch Taxis,<br />
Handwerker, Liefer- und Pflegedienste<br />
sowie Menschen, die dortarbeiten,<br />
dürfen in die 15 Abschnitte<br />
hinein. „Sie dürfen dort ein-, aber<br />
nicht durchfahren“, sagte Thielke.<br />
Als dritte Maßnahme für saubere<br />
Luft plant der Senat 85 neue Tempo-<br />
30-Bereiche, die sich auf 36 Straßen<br />
insgesamt 10,5 Kilometer weit erstrecken.<br />
Aufder Listestehen unter anderemTeilstückeder<br />
Elsen-, Erk-, Friedrich-,<br />
Hermann- und Martin-Luther-<br />
Straße. Auch die Müller-, Oranien-,<br />
Torstraße und der Mehringdamm<br />
werden entschleunigt. Die Schilder<br />
sollen ebenfalls am 1. Juli 2019 stehen,<br />
sagte die Senatorin. Tempo 30<br />
gilt bereits jetzt auf allen Nebenstraßen<br />
in Berlin, insgesamt rund 5000<br />
Kilometer, sowie auf 200 Kilometern<br />
Hauptverkehrsstraße.<br />
Wo nötig, werden Ampelschaltungen<br />
verändert, um den Verkehr<br />
flüssig zu gestalten. Als Einladung,<br />
im Auto in die Stadtzufahren, sei das<br />
aber nicht zu verstehen. „Es geht uns<br />
um Verstetigung, nicht darum, Staus<br />
zu produzieren“, sagte Günther.<br />
Als vierte Maßnahme ist geplant,<br />
Kommunalfahrzeuge und Busse mit<br />
Stickoxidfiltern nachzurüsten oder<br />
neue Fahrzeuge zu kaufen. Tagesthema<br />
Seite 2, Kommentar Seite 8 4 194050 501603<br />
21012
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Benjamin Jendro weiß jetzt<br />
schon, wie viele Dieselnutzer<br />
auf die angekündigten<br />
15 Durchfahrverbote reagieren<br />
werden. „Die tippen nur kurz<br />
aufs Gas –und dann sind sie auch<br />
schon durch“, sagte der Sprecher der<br />
Gewerkschaft der Polizei (GdP) in<br />
Berlin am Montag. Mit einer durchschnittlichen<br />
Länge von 160 Metern<br />
werden die Verbotszonen, die zum 1.<br />
Juli auf neun <strong>Berliner</strong> Hauptverkehrsstraßen<br />
beschildert werden<br />
sollen, äußerst übersichtlich sein.<br />
Auch sonst würden die Verbotsbereiche,<br />
die der Senat zur Luftreinhaltung<br />
plant und zudem Tempo 30<br />
umfassen, wohl nur wenig Wirkung<br />
entfalten, meinte Jendro. So lange es<br />
keine blaue Plakette gibt, die Polizeibeamte<br />
relativ einfach überprüfen<br />
können, werde eine wirkungsvolle<br />
Überwachung kaum möglich sein.<br />
„Die Kollegen müssten jedes einzelne<br />
Fahrzeug anhalten, um anhand<br />
der Papierefestzustellen, ob es<br />
auf dem betreffenden Abschnitt unterwegs<br />
sein darf“, sagte der Polizeigewerkschafter.<br />
Für so aufwendige<br />
Überprüfungen fehle das Personal.<br />
„So etwas wäre bestenfalls im Rahmen<br />
vonmedienwirksamen Schwerpunktkontrollen<br />
möglich“, so<br />
Jendro. „Doch für eine wirksame,<br />
dauerhafte Kontrolle hat die <strong>Berliner</strong><br />
Polizei einfach keine Ressourcen.“<br />
Verkehr soll besser fließen<br />
Viele Dieselfahrer werden das gern<br />
hören. Würden sie dagegen zum Beispiel<br />
in einem Euro 5ineiner Verbotszone<br />
erwischt, würden für Pkw<br />
20, für Lkw ab 3,5 Tonnen 75 Euro<br />
fällig. Allein in Berlin sind rund<br />
220 000 Dieselfahrzeuge bis Euro 5<br />
zugelassen. Fast jedes sechste Kraftfahrzeug,<br />
dessen Kennzeichen mit<br />
der Ortsmarke Bbeginnt, wäre von<br />
den Durchfahrverboten betroffen.<br />
„Natürlich wäre esdas Mittel der<br />
Wahl, wenn es eine blaue Plakette<br />
gäbe“, entgegnete Umweltsenatorin<br />
Regine Günther (parteilos, für<br />
Grüne). Weil der Bund eine solche<br />
Kennzeichnung weiterhin ablehne,<br />
„müssen wir damit umgehen, was<br />
wir haben“. Siehabe mit Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD), der für die<br />
Polizei zuständig ist, gesprochen.<br />
„Die Polizei wird stichprobenartig<br />
kontrollieren“, so die Politikerin. Wie<br />
in der Leipziger Straße, woseit April<br />
2018 Tempo 30 gilt: „Die meisten<br />
halten sich an diese Regelung.“<br />
Zweifel an dem jetzigen Konzept<br />
lassen sich aber auch aus einer anderen<br />
Richtung äußern. Schon vor einem<br />
Vierteljahrhundertwar damaligen<br />
Umweltfachleuten im Senat klar,<br />
dass Stickstoffdioxide ein Problem<br />
sind. 1992 und 1994 sahen Konzepte<br />
der Senatoren Volker Hassemer und<br />
Herwig Haase vor, Fahrzeuge mit<br />
schlechten Abgaswerten aus dem<br />
gesamten Zentrum auszusperren.<br />
DiePläne der CDU-Politiker erscheinen<br />
heute radikaler als das, was der<br />
rot-rot-grüne Senat jetzt vorhat.<br />
Regine Günther bekräftigte am<br />
Montag, dass sie die Dieselbesitzer<br />
„nicht mehr belasten wolle als zwingend<br />
notwendig“. Das sei auch deshalb<br />
geboten, weil es im Rechtsstaat<br />
den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit<br />
gebe.„Daher wirdesinBerlin so<br />
wenig Fahrverbote wie möglich geben<br />
–und nur so viele wie nötig“. Sie<br />
A100<br />
A111<br />
Alt-Moabit<br />
Gotzkowskystr. –<br />
Beusselstr.<br />
Spandauer Damm*<br />
Klausenerplatz –<br />
Sophie-Charlotte-Str.<br />
Der Entwurf des Luftreinhalteplans stößt auf Kritik.<br />
Doch so autofeindlich, wie er wirkt, ist er nicht.<br />
Der Senat bemüht sich, die Autofahrer möglichst zu schonen.<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Joachimsthaler Str.<br />
Kurfürstendamm –<br />
Hardenbergplatz<br />
Potsdamer Str./Hauptstr.<br />
Markgrafenstr. –Innsbrucker Platz<br />
REINICKENDORF<br />
A103<br />
Luxemburger Str.<br />
Genter Str. –<br />
Müllerstr.<br />
Stromstr.<br />
(Bugenhagenstr. –<br />
Turmstr.)<br />
MITTE<br />
Residenzstr.<br />
Amendestr. –<br />
Lindauer Allee<br />
Wilhelmstr.<br />
Unter den Linden –<br />
Dorotheenstr.<br />
Umweltpolitik<br />
Keine Angst<br />
vor Fahrverboten<br />
Invalidenstr.<br />
Alexanderufer –<br />
Scharnhorststr.<br />
Dominicusstr.<br />
Ebersstr.–Hauptstr.<br />
Tempelhofer Damm<br />
Ordensmeisterstr.<br />
–Alt-Tempelhof<br />
Leonorenstr.<br />
Kaiser-Wilhelm-Str.–<br />
Bernkastlerstr.<br />
VonPeter Neumann<br />
Leipziger Str.<br />
Leipziger Platz<br />
bis Charlottenstr.<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
Schönholzer Str.<br />
Wollankstr. –Parkstr.<br />
Danziger Str.<br />
Schönhauser Allee –<br />
Schliemannstr.<br />
Torstr.<br />
Prenzlauer Allee –Chausseestr.<br />
Reinhardtstr.<br />
Charitéstr.–Kapelle-Ufer<br />
Mehringdamm<br />
Yorckstr. –Bergmannstr.<br />
A100<br />
Brückenstr.<br />
Köpenicker Str.–<br />
Holzmarktstr.<br />
Oranienstr.<br />
Moritzplatz bis<br />
Oranienplatz<br />
Friedrichstr.*<br />
Mittelstr. –<br />
Dorotheenstr.<br />
Hermannstr.<br />
Silbersteinstr.–Emser Str.<br />
Elsenstr./Erkstr.<br />
Karl-Marx-Str.–Beermannstr.<br />
NEUKÖLLN<br />
Silbersteinstr.<br />
Herrmannstr.–Karl-Marx-Str.<br />
Hier müssen Autofahrer<br />
mit Fahrbeschränkungen rechnen<br />
Durchfahrverbote für Diesel-Pkw<br />
und -Lkw bis Euro 5abJuli 2019<br />
und Tempo 30<br />
*im Beteiligungsverfahren sind noch<br />
Änderungen möglich<br />
neueTempo-30-Bereiche (Auswahl)<br />
betonte,dass die ebenfalls geplanten<br />
85 Tempo-30-Bereiche und Änderungen<br />
der Ampelschaltungen der<br />
„Verstetigung“ des Autoverkehrs dienen.<br />
Für flüssigen Verkehr setzt sich<br />
auch der ADACein.„Uns ist es lieber,<br />
wenn der Verkehr rollt, als wenn er<br />
steht“, entgegnete die Politikerin.<br />
Zwar sei klar:„Dass wir die Grenzwerte<br />
einhalten müssen, nimmt uns<br />
keiner ab“, sagte die Senatorin. Doch<br />
der Senat bemühe sich, die mildesten<br />
wirksamen Mittel zu wählen.<br />
Auch seien für die Straßen mit<br />
Durchfahrverboten zahlreiche Ausnahmen<br />
vorgesehen –etwa für Anwohner,Lieferfahrzeuge<br />
und Taxis.<br />
„Wir könnten uns auch ganz andere<br />
Sachen überlegen“ –eine Fahrbahn<br />
proRichtung sperren, sagte die<br />
Senatorin. Oder die ganze Straße.<br />
Aber so etwas sei derzeit nicht geplant.<br />
Regine Günther hat also ein<br />
Problem: Aus der Nähe mutet ihre<br />
Politik gar nicht so autofeindlich an,<br />
doch andere Akteure haben einen<br />
anderen Eindruck. „Mobilitätswende<br />
statt Fahrverbote“: Mitdieser<br />
Forderung traten am Montag zum<br />
Beispiel mehrereregionaleVerbände<br />
an die Öffentlichkeit. Unterschrieben<br />
wurde sie vomADAC, der Handwerkskammer<br />
Berlin, der Industrieund<br />
Handelskammer, der Fachgemeinschaft<br />
Bau, der Fuhrgewerbe-<br />
Innung und den Unternehmensverbänden<br />
Berlin-Brandenburg.<br />
Verschärfungen 2021 möglich<br />
Siealle warnen vorden Folgen möglicher<br />
Fahrverbote –„insbesondere<br />
für die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft, die mangels<br />
Alternativen häufig noch nicht<br />
umsteigen kann“, wie es hieß. Die<br />
Verbände forderten die <strong>Berliner</strong> Politik<br />
auf, „weitere Potenziale zur Luftverbesserung<br />
zügig auszuschöpfen,<br />
die helfen, Fahrverbote zu vermeiden“.<br />
So müsse das U- und Straßenbahnnetz<br />
ausgebaut werden, auch<br />
mehr Ladesäulen für Elektroautos<br />
seien notwendig. Im stärkerem<br />
Maße als bisher müsse die Verwaltung<br />
E-Fahrzeuge nutzen, hieß es.<br />
Für die AfD ist klar: Der Luftreinhalteplan<br />
sei „Öko-Unsinn“. „Er ist<br />
eine Mischung aus linksgrünem Autohass,<br />
kombiniert mit Fantasiegrenzwerten<br />
von EU-Bürokraten“,<br />
wetterte Frank Scholtysek, verkehrspolitischer<br />
Sprecher der Fraktion.<br />
„Einziges Ziel des Senats scheint es<br />
zu sein, Fahrverbote und die unterlassene<br />
Berufung gegen das Verbotsurteil<br />
zu rechtfertigen. Diese Umerziehungspolitik<br />
verurteilen wir.“<br />
Die Partei forderte, Fahrverbote<br />
mit allen Mitteln zu verhindern:<br />
„Sonst rast Berlin mit offenen Augen<br />
ins Mobilitätschaos. Wir wollen den<br />
rot-rot-grünen Ökowahn stoppen<br />
und so den Verkehrskollaps der<br />
deutschen Hauptstadt verhindern.“<br />
Doch die Entwicklung könnte<br />
stattdessen in die andere Richtung<br />
gehen. 2020 müsse der Grenzwert<br />
für Stickstoffdioxid eingehalten werden,<br />
sagte die Senatorin. 2021 werde<br />
also festgestellt, ob die Maßnahmen<br />
im neuen Luftreinhalteplan ausreichen.<br />
„Wenn nicht, müssten wir<br />
nachsteuern“, sagte Günther. Nicht<br />
ausgeschlossen, dass Fahrverbote<br />
dann auch Euro-6-Diesel treffen.<br />
„Wir müssten dann auch fragen:<br />
Nehmen wir in bestimmten Straßen<br />
eine Fahrbahn proRichtung weg?“<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute scheint zuweilen die Sonne. Hier und da hängt der Himmel aber voller<br />
Wolken. Die Temperaturen erreichen 6bis 8Grad, und der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus West. In der Nacht verstecken sich die Sterne gelegentlich<br />
hinter Wolken. Dabei belaufen sich die Tiefsttemperaturen auf<br />
1bis minus 2Grad.<br />
Biowetter: Konzentrationsvermögen<br />
und Leistungsfähigkeit werden positiv<br />
von der Witterung beeinflusst.<br />
Menschen mit hohem Blutdruck<br />
Wittenberge<br />
sollten sich schonen und Anstrengungen<br />
1°/7°<br />
vermeiden.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Erlen-, Weiden-, Hasel- und Pappelpollen<br />
ist mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 3Grad.<br />
Wind: schwach aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
0°/7° 2°/6°<br />
Luckenwalde<br />
-2°/7°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
wolkig stark bewölkt heiter<br />
2°/13° 7°/14° 9°/18°<br />
Prenzlau<br />
1°/7°<br />
Cottbus<br />
-1°/7°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
0°/8°<br />
Tief Igor ist zum Baltikum gewandert. Dabei dringt kühle Meeresluft über die<br />
Alpen bis nach Nordalgerien vor. Sie verursacht von Mitteleuropa bis in den<br />
westlichen Mittelmeerraum Schauer, inhöheren Lagen mit Schnee. Unterdessen<br />
wandern Regenwolken über die Britischen Inseln und haben wieder deutlich<br />
mildere Luft im Schlepptau.<br />
Köln<br />
1°/13°<br />
Sylt<br />
2°/11°<br />
Saarbrücken<br />
-1°/12°<br />
Hannover<br />
1°/9°<br />
Konstanz<br />
-1°/10°<br />
Hamburg<br />
2°/10°<br />
Erfurt<br />
-2°/9°<br />
Frankfurt/Main<br />
0°/11°<br />
Stuttgart<br />
0°/10°<br />
Rostock<br />
2°/7°<br />
Magdeburg<br />
1°/8°<br />
Nürnberg<br />
-2°/10°<br />
München<br />
-1°/8°<br />
Rügen<br />
1°/8°<br />
Dresden<br />
1°/8°<br />
Deutschland: Heute gibt es stellenweise<br />
reichlich Wolken. Sonst<br />
scheint jedoch die Sonne, und die<br />
Temperaturen steigen amTage auf<br />
6bis 13 Grad. Nachts sinken die<br />
Wertedann auf 4bis minus 2Grad.<br />
Der Wind weht nur schwach aus<br />
westlichen Richtungen. Morgen gibt<br />
es sonnige Abschnitte, zeitweise<br />
aber auch Wolken, und die Höchstwerte<br />
steigen auf 9bis 16 Grad. Der<br />
Wind weht schwach aus West.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 43 cm<br />
Harz bis 40 cm<br />
Erzgebirge bis 100 cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 21.03. 28.03. 05.04. 12.04.<br />
Sonnenaufgang: 06:12 Uhr Sonnenuntergang: 18:17 Uhr Mondaufgang: 16:03 Uhr Monduntergang: 05:54 Uhr<br />
Lissabon<br />
21°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
15°<br />
Reykjavik<br />
6°<br />
Dublin<br />
13°<br />
London<br />
16°<br />
Paris<br />
13°<br />
Bordeaux<br />
15°<br />
Palma<br />
14°<br />
Algier<br />
15°<br />
Nizza<br />
16°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
5°<br />
Stockholm<br />
6°<br />
Kopenhagen<br />
7°<br />
Berlin<br />
6°<br />
Mailand<br />
16°<br />
Tunis<br />
17°<br />
Rom<br />
16°<br />
Warschau<br />
9°<br />
Wien<br />
10° Budapest<br />
13°<br />
Palermo<br />
19°<br />
Kiruna<br />
-4°<br />
Oulu<br />
2°<br />
Dubrovnik<br />
17°<br />
Athen<br />
22°<br />
St. Petersburg<br />
6°<br />
Wilna<br />
6°<br />
Kiew<br />
10°<br />
Odessa<br />
11°<br />
Varna<br />
17°<br />
Istanbul<br />
19°<br />
Iraklio<br />
18°<br />
Archangelsk<br />
3°<br />
Moskau<br />
7°<br />
Ankara<br />
19°<br />
Antalya<br />
22°<br />
Acapulco 33° sonnig<br />
Bali 31° Gewitter<br />
Bangkok 35° sonnig<br />
Barbados 27° sonnig<br />
Buenos Aires 23° Schauer<br />
Casablanca 19° sonnig<br />
Chicago 12° wolkig<br />
Dakar 29° sonnig<br />
Dubai 23° wolkig<br />
Hongkong 27° sonnig<br />
Jerusalem 21° sonnig<br />
Johannesburg 29° heiter<br />
Kairo 26° sonnig<br />
Kapstadt 27° heiter<br />
Los Angeles 20° heiter<br />
Manila 33° wolkig<br />
Miami 23° Regen<br />
Nairobi 31° sonnig<br />
Neu Delhi 33° sonnig<br />
New York 10° wolkig<br />
Peking 25° wolkig<br />
Perth 35° heiter<br />
Phuket 36° sonnig<br />
Rio de Janeiro 35° wolkig<br />
San Francisco 17° bedeckt<br />
Santo Domingo 30° heiter<br />
Seychellen 29° bewölkt<br />
Singapur 35° heiter<br />
Sydney 24° Schauer<br />
Tokio 18° wolkig<br />
Toronto 6° Regen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
So nah,<br />
so fern,<br />
so verwandt<br />
Die Türme der Kathedrale von Brünn<br />
IMAGO/KTH<br />
Abends in Brünn sind wir mit dem<br />
Schriftsteller Jaroslav Rudis verabredet.<br />
Er ist wie kein anderer Repräsentant<br />
der tschechischen Literaturszene<br />
als Brückenbauer zwischen seinem<br />
Land und Deutschland geeignet. Seit Jahren<br />
lebt er in Kreuzberg. Hier hat er den Roman<br />
geschrieben, von dem er glaubt, dass er den<br />
tschechischen Berlin-Hype befördert hat:<br />
„Der Himmel unter Berlin“, zuerst erschienen<br />
im Jahr 2002. Der Held ist vor seinem Leben<br />
aus Prag geflohen und macht Straßenmusik<br />
in der <strong>Berliner</strong> U-Bahn. Inzwischen gibt es das<br />
Buch in der zehnten Auflage.<br />
Dieser Tage ist Rudis’ Roman „Winterbergs<br />
letzte Reise“ herausgekommen. Es<br />
ist der erste, den er auf Deutsch geschrieben<br />
hat. Winterbergs Reise führtdurch ein<br />
verschwundenes Mitteleuropa, als Reiseführer<br />
dient ein Baedeker aus dem Jahr<br />
1913. Es ist eine Reise in eine Zeit, einen<br />
Kulturraum, in dem viele Tschechen ganz<br />
selbstverständlich sowohl Deutsch als<br />
auch Tschechisch sprachen oder die Sprachen<br />
nebeneinander existierten. Rudis<br />
nennt Max Brod, Franz Kafka. Es ist diese<br />
Zeit, an die er mit seiner Zweisprachigkeit<br />
anknüpfen möchte.<br />
Wasserleichen in der Kneipe<br />
In der Kneipe,indie er uns führt, überlegt jemand,<br />
Wein zu bestellen. Jaroslav Rudis<br />
winkt ab. Wenn es um Bier geht, ist er ganz<br />
Tscheche. Als die Gläser auf dem Tisch stehen,<br />
kommentiert ersehr ernsthaft die Beschaffenheit<br />
des Schaums. Dazu bestellt er<br />
für uns Utopenci, Wasserleichen. Es sind<br />
Brühwürste,die zusammen mit Gewürzenin<br />
Essigsud eingelegt werden, ein Kneipenessen.<br />
Kalt und bleich liegen sie auf dem Teller.<br />
Es ist der Imbiss, den die beiden Helden in<br />
„Winterbergs letzte Reise“ öfter zu sich nehmen.<br />
„Wir gingen auf ein Bier und eine Wasserleiche“<br />
,heißt es. Auf der Speisekarte stehen<br />
die Wasserleichen nicht. Manmuss wissen,<br />
dass es sie gibt.<br />
Brückenbauer wie Rudis braucht es.<br />
Denn um das Wissen über das Nachbarland<br />
ist es in Deutschland nicht gut bestellt. Tomas<br />
Kubicek macht dazu manchmal einen<br />
Test. Er fragt dann, welche zeitgenössischen<br />
tschechischen Autoren sein Gegenüber<br />
denn kenne,welche Neuerscheinungen. Die<br />
Antwortweiß Kubicek eigentlich schon, und<br />
sie ist niederschmetternd: Die Befragten<br />
sind ratlos. Höchstens Namen aus der Vergangenheit<br />
fallen ihnen ein: der des 1997<br />
verstorbenen Bohumil Hrabal, der vonMilan<br />
Kundera, der seit 1975 in Frankreich zu<br />
Hause ist, der von Pavel Kohout, der 91 wird<br />
und vorwiegend in Wien lebt.<br />
Vor30, 40 Jahren sei das anders gewesen,<br />
sagt Kubicek, und gefragt nach dem Grund,<br />
kommt er auf die Zeit nach der Niederschlagung<br />
des Prager Frühlings zu sprechen, in<br />
der zahlreiche Autoren ins Exil gezwungen<br />
wurden, auch in die Bundesrepublik. „Dadurch<br />
war die tschechische Literatur Teil der<br />
deutschen, der europäischen Literatur.“<br />
Tschechien ist in dieser Woche Ehrengast auf der Leipziger Buchmesse.<br />
Es ist ein Versuch, für die tschechische Literatur zu werben,<br />
die den Deutschen fremd geworden ist. Und auch für das Land selbst.<br />
Ein Besuch in Brünn<br />
VonSusanne Lenz, Brünn<br />
DEUTSCHLAND<br />
Dresden<br />
Prag<br />
Plzeň (Pilsen)<br />
Brno (Brünn)<br />
ÖSTERREICH<br />
50 km<br />
POLEN<br />
TSCHECHIEN<br />
SLOWAKEI<br />
BLZ/GALANTY, REEG<br />
Das ist lange her. Seit Jahrzehnten erscheint<br />
höchstens eine Handvoll tschechischer<br />
Bücher in deutscher Sprache pro Jahr.<br />
Erstaunlich angesichts der engen Nachbarschaft,<br />
der geteilten Geschichte.„Wir haben<br />
vergessen, wie wichtig Nachbarschaft ist“,<br />
sagt Kubicek. Der Satz gilt für die Menschen<br />
in beiden Ländern.<br />
An diesem Morgen steht Tomas Kubicek<br />
im Vortragssaal der Mährischen Landesbibliothek<br />
in Brünn. Sieist die zweitgrößte Bibliothek<br />
des Landes,Kubicek ihr Direktor.Erträgt<br />
einen schwarzen Anzug, wartet hinter dem<br />
Rednerpult. Sein Publikum: eine Gruppe<br />
deutscher Journalisten. Sie sind nach Brünn<br />
eingeladen worden, weil Tschechien Ehrengast<br />
bei der Leipziger Buchmesse sein wird.<br />
Und diesen Auftritt in Deutschland, der am<br />
Donnerstag beginnt, hat Kubicek mit den<br />
Mitarbeitern seiner Bibliothek vorbereitet.<br />
Tomas Kubicek spricht von Lipski, Lipska,<br />
Lipsko, wie Leipzig je nach grammatikalischem<br />
Fall auf Tschechisch heißt. Durch den<br />
Auftritt in Leipzig soll die aktuelle tschechische<br />
Literatur im Nachbarland wieder bekannter<br />
werden. Es ist einVersuch.<br />
Zwei Tage später in Prag ist es der Kulturminister,der<br />
vorden deutschen Journalisten<br />
für die tschechische Literatur wirbt. Freimütig<br />
bekennt er, die Initiative für den Messeauftritt<br />
sei aus Leipzig gekommen.<br />
Der Auftritt dort ist eingebettet in das<br />
Tschechische Kulturjahr, das bereits im<br />
Herbst in Deutschland begonnen hat. Ein<br />
ganzes Jahr lang finden in diesem Rahmen<br />
Lesungen, Konzerte,Ausstellungen statt.<br />
Seit 2017 gibt es zudem CzechLit, ein Zentrum,<br />
dessen Aufgabe es ist, tschechische Literatur<br />
im Ausland bekanntzumachen. Der<br />
Leiter Ondreij Buddeus ist noch keine 40,<br />
trägt einen Hipsterdutt und sagt, dass die<br />
Tschechen 30 Jahrelang nichts gemacht hätten.<br />
CzechLit nun vermittelt Kontakte, vergibt<br />
Stipendien für Auslandreisen, hat eigene<br />
Residenzprogramme.<br />
Auch Tomas Kubicek in Brünn sieht die<br />
Verantwortung für die schlechte Ausgangslage<br />
durchaus bei den Tschechen. 1995 warensie<br />
schon einmal in Leipzig zu Gast.„Aber<br />
mit den alten Autoren, so als hätten wir<br />
nichts Neues“, sagt Kubicek. „Das war der<br />
Anfang des Desinteresses an der tschechischen<br />
Literatur.“ DenFehler wollen sie nicht<br />
noch einmal machen.<br />
Diesmal werden in Leipzig 70 Neuerscheinungen<br />
präsentiert, 60 Autoren werden<br />
zur Messe kommen. Diemeisten Namen hat<br />
man in Deutschland noch nie gehört, auch<br />
wenn die Schriftsteller in Tschechien Bestseller<br />
veröffentlicht haben.<br />
Eine von diesen unbekannt-bekannten<br />
Autorinnen ist Katerina Tuckova,38, geboren<br />
in Brünn. Sieführtuns tags darauf durch ihre<br />
Stadt –und das auf ungewöhnlichen Wegen.<br />
Es ist eine abgerissene Gegend, in die sie uns<br />
bringt, die Bronx von Brünn, wie sie sagt.<br />
Ceijl heißt das Viertel, das kommt vomDeutschen<br />
Zeil. Viele Roma leben heute hier, wo<br />
einst die Textilfabriken standen, die die<br />
Stadt, die zweitgrößte Tschechiens, reich<br />
machten. Das Geld für die außerordentlich<br />
schöne und außerordentlich teure Villa Tugendhat,<br />
ein Funktionalismus-Kleinod, erbaut<br />
Ende der 20er-Jahre nach den Plänen<br />
vonMies vander Rohe,wurde hier verdient.<br />
Es waren Deutsche aus der Gegend um Aachen,<br />
die sich in Brünn schon im 13. Jahrhundertniederließen.<br />
Später kamen Fabrikantensöhne,<br />
Zweit- oder Drittgeborene, darunter<br />
zahlreiche Juden. Sie erbten nichts, aber das<br />
Wissen hatten sie,und in Brünn bauten sie jenseits<br />
der Stadtgrenzeinden Sümpfen Produktionsstätten.<br />
Man nannte Brünn das mährische<br />
Manchester. All das erzählt Katerina Tuckova,<br />
während wir durch dasViertel gehen.<br />
Die Gebäude repräsentieren diese Geschichte.Hier<br />
stehen Fabriken, Fabrikantenvillen,<br />
billige Arbeiterwohnungen. Die Synagoge<br />
wurde einen Tag, bevor Hitler nach<br />
Brünn kam, niedergebrannt. Der Textilindustrie<br />
machte nicht die Verstaatlichung,<br />
sondern endgültig erst der Fall des Eisernen<br />
Vorhangs den Garaus.<br />
Wie vielerorts in Böhmen und Mähren<br />
sind in Brünn tschechische und deutsche,<br />
auch deutsch-jüdische Geschichte miteinander<br />
verwoben. Unddie geteilte Geschichte ist<br />
eine Geschichte des Verlusts. Bis 1918 waren<br />
die Hälfte der Einwohner Deutsche. „Im<br />
Theater wurde an sechs Tagen auf Deutsch<br />
und an einem Tagauf Tschechisch gespielt“,<br />
erzählt Katerina Tuckova.Als dann die umliegenden<br />
Dörfer eingemeindet wurden, waren<br />
die Tschechen in der Mehrzahl, was auch am<br />
Theater zu Änderungen führte. Als 1939 die<br />
Wehrmacht einmarschierte und das „Protektorat<br />
Böhmen und Mähren“ errichtet wurde,<br />
gab es ab sofort nur noch Vorstellungen auf<br />
Deutsch. Im Jahr 1945 versuchten die Tschechen,<br />
alles Deutsche zu tilgen im Stadtbild, in<br />
der Bewohnerschaft. Es ist dies die Zeit, um<br />
die es in Katerina TuckovasBuch geht:„Gerta.<br />
DasdeutscheMädchen“.<br />
Tuckova bleibt vor einer Inschrift an einem<br />
Haus stehen, die sich nur mit Mühe entziffernlässt.Mährische<br />
Glas-und Spiegelindustrie,<br />
steht da. Als Studentin hat Tuckova<br />
in der Nähe gewohnt und ist täglich hier vorbeigekommen.<br />
Sie hat dann angefangen,<br />
sich mit der Geschichte des Viertels zu beschäftigen,stieß<br />
auf die Spuren einer 21-Jährigen,<br />
die in ihrem Haus lebte und vertrieben<br />
wurde. Nach ihr hat sie Gerta geformt, ihre<br />
Protagonistin. DerTodesmarsch von Brünn,<br />
die gewalttätige Vertreibung der deutschsprachigen<br />
Bevölkerung inden letzten Maitagen<br />
des Jahres 1945, war lange ein Thema,<br />
das in Tschechien keiner anrührte.Bis heute<br />
ist es strittig, wie viele der 20 000 Menschen –<br />
vorallem Alte,Frauen und Kinder –starben.<br />
An Krankheiten, aber auch durch Gewalt. Es<br />
gab auch Vergewaltigungen.<br />
Ihre Großeltern, die sie als Erste fragte,<br />
weigerten sich, über diese Zeit Auskunft zu<br />
geben. Katerina Tuckova ließ sich davon<br />
nicht abhalten. Und dann wurde ihr Buch,<br />
das 2009 erschien, zum Bestseller. Die Zeit<br />
war offenbar reif. Nur die Politik brauchte<br />
noch ein paar Jahre. Erst 2015, 70 Jahrenach<br />
den Ereignissen, entschuldigte sich die Stadt<br />
Brünn zum ersten Malfür diese unmenschliche<br />
Vertreibungsaktion.<br />
Nun gibt es „Gerta“ auch in deutscher<br />
Übersetzung. Es ist ein Buch, das geeignet<br />
ist, das Desinteresse in Deutschland an der<br />
Literatur aus dem Nachbarland zu überwinden,<br />
gerade weil es in diesem Buch um die<br />
geteilte Geschichte geht.<br />
Katerina Tuckovas Bücher erscheinen im<br />
Brünner Host Verlag, der passenderweise in<br />
einer ehemaligenTextilfabrik residiert. DieInneneinrichtung<br />
ist edel, viel Holz, Glas und<br />
eine hervorragende Kaffeemaschine. Drei Literaturbegeisterte<br />
haben Host Anfang der<br />
90er-Jahrekurznach ihrem Studium gegründet<br />
mit dem jugendlich-maßlosen Anspruch,<br />
die tschechische Literaturszene total zu verändern.<br />
140Titelerscheinen bei ihnen im Jahr<br />
und auch die traditionsreiche Literaturzeitschrift<br />
Host, nach der sie ihr Haus benannten.<br />
Einwenig bitter<br />
Miroslav Balastik ist 47, ein smartwirkender<br />
Mann mit einem Dreitagebart, er ist der<br />
Host-Direktor.Erkann sich an die Zeit, in der<br />
die tschechische Literatur in Deutschland<br />
erfolgreich war,kaumerinnern. „Zur Zeit der<br />
samtenen Revolution war Tschechien interessant.<br />
Und nun, da wir politisch Teil Europas<br />
sind, sind wir es nicht mehr.“ Das klingt<br />
ein wenig bitter. Damals regierte mit Vaclav<br />
Havelein Dichter das Land, heute herrschen<br />
in der Tschechischen Republik Populismus<br />
und Abschottung.<br />
Außerhalb der Literaturszene möchte<br />
man mit Europa nichts zu tun haben. Dass<br />
die Tschechen stolz auf ihre Zugehörigkeit<br />
zur Europäischen Union waren, ist lange her,<br />
auch wenn das Land davon profitiert. Nur<br />
wahrhaben wollen ganz viele das nicht. In<br />
keinem EU-Land gibt es niedrigere Zustimmungswerte.<br />
Manche Tschechen überkleben<br />
sogar die europäische Flagge auf dem<br />
Autoschild mit einem rotenPunkt.Keine der<br />
neun Parteien im tschechischen Parlament<br />
unterstützt die deutsche Flüchtlingspolitik.<br />
Dabei geht es dem Land wirtschaftlich gut,<br />
die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie nirgendwo<br />
sonst in der EU.<br />
Wasbedeutetder deutsche Marktfür den<br />
Verlag? „Er ist sehr wichtig, er ist grundlegend“,<br />
sagt der Host-Direktor Miroslav Balastik.<br />
Die tschechische Literatur empfinde<br />
sich als Teil der europäischen Literatur, und<br />
Deutsch sei die nächste große Sprache.„Aber<br />
es ist schwer, einen Wegdorthin zu finden.“<br />
Leipzig ist ein Anfang.<br />
Susanne Lenz<br />
findet es toll, sich Tschechien über<br />
die aktuelle Literatur zu nähern.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Merkelverurteilt<br />
Gelbwesten-Krawalle<br />
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat<br />
die erneuten Krawalle bei Protesten<br />
der„Gelbwesten“ in Frankreich verurteilt.„Der<br />
Ausbruch vonGewalt<br />
und vonZerstörungswut in Parisam<br />
vergangenenWochenende ist erschreckend,<br />
mit friedlichem demokratischen<br />
Protest hat das nichts zu<br />
tun“, sagte Regierungssprecher Steffen<br />
SeibertamMontag in Berlin. Die<br />
Bundesregierung stehe an der Seite<br />
der französischen Regierung in deren<br />
Bemühen, die öffentliche Sicherheit<br />
und Ordnung zu gewährleisten. (dpa)<br />
Russischer<br />
Menschenrechtler verurteilt<br />
Derrussische Menschenrechtler<br />
Ojub Titijew ist wegen angeblichen<br />
Drogenbesitzes zu vier Jahren Strafkolonie<br />
verurteilt worden. Dasentschied<br />
am Montag ein Gericht in der<br />
tschetschenischen Hauptstadt<br />
Grosny.Titijew leitete das Büroder<br />
Menschenrechtsorganisation Memorial<br />
in der russischen Teilrepublik<br />
Tschetschenien. DerAktivist wies die<br />
Vorwürfe stets zurück. Memorial warf<br />
der Polizei vor, Titijew die Drogen untergeschoben<br />
zu haben. (dpa)<br />
Grünen-Chef Habeck<br />
verteidigt Schüler-Demos<br />
DieSchülerstreiks für den Klimaschutz<br />
könnten noch wachsen,<br />
glaubt RobertHabeck –vor allem,<br />
wenn die Bundesregierung bei dem<br />
Thema so untätig bleibe.Das sagte<br />
der Grünen-Chef in der neuen Gesprächsreihe„<strong>Berliner</strong><br />
Salon“ des RedaktionsnetzwerkDeutschland<br />
(RND) am Montag im Hotel Adlon.<br />
Dass die Demonstranten dafür den<br />
Unterricht schwänzen, finde er nicht<br />
falsch –immerhin zeigten die jungen<br />
Leute,dass sie in der Schule„die Zusammenhänge“<br />
kapierthätten.„Man<br />
darfdieser Generation nicht die<br />
Ernsthaftigkeit absprechen!“ (sgey.)<br />
US-Geheimdienste nehmen<br />
Prinz Salman ins Visier<br />
Der saudische Kronprinz soll die Ermordung<br />
Jamal Khashoggis genehmigt haben. DPA<br />
Im Fall des ermordeten Journalisten<br />
Jamal Khashoggi erhärten US-Geheimdienstberichte<br />
einem <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />
zufolge den Verdacht<br />
gegen den saudiarabischen Kronprinzen<br />
Mohammed bin Salman.<br />
DieNew York Times berichtete,der<br />
mächtige Thronfolger habe mehr als<br />
ein Jahr vorKhashoggis Ermordung<br />
eine Geheimaktion genehmigt, um<br />
Regierungskritiker zum Schweigen<br />
zu bringen. Im Zuge dieser Aktion<br />
wurden die Dissidenten dem Bericht<br />
zufolge überwacht, entführt, festgenommen<br />
und gefoltert. (AFP)<br />
Nato prangertrussische<br />
Aufrüstung auf Krim an<br />
Zumfünften Jahrestag der Krim-Annexion<br />
durch Moskau hat die Nato<br />
die Aufrüstung des russischen Militärs<br />
auf der Schwarzmeer-Halbinsel<br />
kritisiert. DasBündnis verurteile die<br />
„allgemeineVerstärkung der militärischen<br />
Mittel“ Russlands auf der Krim,<br />
hieß es in einer Stellungnahme.Zugleich<br />
zeigte sich die Nato besorgt angesichts<br />
russischer Bemühungen, die<br />
Militärpräsenz im SchwarzenMeer<br />
zu vergrößern. (AFP)<br />
Trauerdemonstration<br />
1000 Menschen kommen zur Beerdigung eines verstorbenen Neonazis und Hooligan nach Chemnitz<br />
VonMatthias Puppe und JanSternberg,<br />
Chemnitz<br />
Knapp 1000 Menschen haben<br />
am Montag in Chemnitz<br />
vondem verstorbenen<br />
Neonazi Thomas Haller<br />
Abschied genommen. Der Gründer<br />
des berüchtigten rechtsextremen<br />
Netzwerks HooNaRa („Hooligans,<br />
Nazis, Rassisten“) wurde auf dem<br />
Friedhof der St.-Michaelis-Kirche im<br />
Stadtteil Altchemnitz beigesetzt. Haller,<br />
neben seiner einflussreichen Tätigkeit<br />
in der rechtsradikalen Fanszene<br />
des Chemnitzer FC auch jahrelang<br />
Chef der Stadionsecurity des<br />
Vereins,war Anfang Märzgestorben.<br />
Bereits amVormittag hatte sich auf<br />
dem Parkplatz eines nahen Einkaufszentrums<br />
ein Trauerzug gebildet, der<br />
nach Schätzungen der Polizei allmählich<br />
auf 800 bis 1000 Menschen<br />
anwuchs. „Unter den Teilnehmern<br />
waren neben zahlreichen Personen<br />
aus dem gewaltbereiten Fußballumfeld<br />
auch Zugereiste aus dem Bundesgebiet,<br />
den osteuropäischen<br />
Nachbarländern und der Schweiz“,<br />
sagte Polizeisprecherin Jana Ulbricht.<br />
Eine Mobilisierung Tausender Hooligans<br />
aus dem In-und Ausland, so wie<br />
es die Behörden imVorfeld befürchtet<br />
hatten, blieb allerdings aus.<br />
Die Hooligans zogen eine Chemnitzer<br />
Ausfallstraße entlang. Aufeiner<br />
Schleife prangte ein Reichsadler, ein<br />
Eisernes Kreuz in der Mitte. „Möge<br />
die Heimaterde dir leicht sein“, stand<br />
auf der Schleife, unterzeichnet mit<br />
„Kreuzeiche Germania“.<br />
Zugereist aus Berlin und Dortmund<br />
Vordem Eingang zum Friedhof blieb<br />
derTrauerzug stehen, im Blick der Kamerateams<br />
und einer <strong>Berliner</strong> Polizei-Hundertschaft<br />
in Schutzausrüstung.<br />
Die Senioren am Fenster eines<br />
Hauses reckten die Köpfe. „Das sind<br />
doch ganz friedliche Menschen, die<br />
dort trauern“, sagte eine von ihnen<br />
und wirkte erleichtert. Ein anderer<br />
Chemnitzer schaute mit Wohlwollen<br />
auf die Hooligans.Ersagte: „Thomas<br />
Haller hat viel für Chemnitz getan. Er<br />
hat für Sicherheit und Ordnung gesorgt.<br />
Undnun verunglimpft ihn die<br />
Stadt als Nazi. Haben wir uns voneinem<br />
Nazi beschützen lassen?“<br />
Neben ihm stand der Hooligan-<br />
Experte RobertClaus.Erscannte die<br />
Gruppe,entdeckte Dortmunder und<br />
<strong>Berliner</strong> Hooligans unter den Trauernden.<br />
Wiesoll es jetzt weitergehen<br />
beim Chemnitzer FC? „Der Verein<br />
Die Teilnehmer des Trauerzugs am Montag in Chemnitz stammen aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet, aus osteuropäischen Nachbarländernund der Schweiz.<br />
DPA<br />
„Chemnitz ist seit Jahrzehnten das ruhige<br />
Hinterland für militante Neonazis.“<br />
Tim Detzner,<br />
Sprecher von „Chemnitz nazifrei“ und Linke-Politiker<br />
Mangelnde Beweislage<br />
hat immer nur symbolische Aktionen<br />
gemacht“, kritisierte Claus. „Er<br />
braucht jetzt eine vernetzte Fanarbeit<br />
zwischen Club, Fanprojekt und<br />
Polizei. Claus sprach von einer „etablierten<br />
toxischen Mischung von<br />
Hooligans, Neonazis, Security- und<br />
anderen Unternehmen“.<br />
Der Chemnitzer Linken-Politiker<br />
und Sprecher des Bündnisses<br />
„Chemnitz nazifrei“, Tim Detzner,<br />
forderte eine klarereHaltung vonPolizei<br />
und Staat gegenüber rechten<br />
Kräften in Chemnitz. Im Radioprogramm<br />
SWR Aktuell sagte er,bei vielen<br />
Verantwortlichen komme „immer<br />
wieder das Gefühl hoch, Chemnitz<br />
würde in eine negative Ecke gestellt.<br />
Genau dort liegt das Problem,<br />
denn Chemnitz hat nun mal gefestigte<br />
Nazi-Strukturen seit Jahren.“<br />
Polizei: Insgesamt störungsfrei<br />
In den Marsch selbst griff die Polizei<br />
nicht ein. „Dadie Trauer hier im Vordergrund<br />
stand, gab es für uns keinen<br />
Anlass“, sagte Ulbricht. Im Falle<br />
einer Eskalation seien die Kollegen<br />
aber gewappnet gewesen.<br />
Als der Sarg des verstorbenen Neonazis<br />
am Nachmittag den Friedhof<br />
erreichte, mussten die Beamten kurz<br />
einschreiten. Einige Begleiter waren<br />
auf Journalisten losgegangen und nötigten<br />
diese mit Drohgebärden zum<br />
Verschwinden. „Bis auf diese kurze<br />
Auseinandersetzung blieb es insgesamt<br />
allerdings störungsfrei“, so die<br />
Behördensprecherin weiter.<br />
Anfang März hatte eine Trauerfeier<br />
für den bekannten Neonazi im<br />
Stadion des Chemnitzer FC bundesweit<br />
für Aufsehen gesorgt. Beim Regionalliga-Spiel<br />
gegen den VSG Altglienicke<br />
zeigten die Fans eine Choreografie<br />
in Gedenken an Thomas<br />
Haller, auf der Anzeigetafel wurde<br />
eine Trauerbotschaft eingeblendet.<br />
CFC-Stürmer Daniel Frahn zeigte<br />
beim Torjubel ein T-Shirt mit der<br />
Aufschrift „SupportYour Local Hooligan“.<br />
Das Textil wird der Gruppe<br />
HooNaRazugeordnet.<br />
Am Montag erstattete der Chemnitzer<br />
FC wegen des angeblichen<br />
Missbrauchs seines Vereinslogos<br />
Strafanzeige gegen Unbekannt. Wie<br />
der Club auf seiner Homepage erklärte,<br />
seien bei der Bestattung von<br />
Thomas Haller „unter Verwendung<br />
des offiziellen Vereinslogos des<br />
Chemnitzer FC Trauerbekundungen<br />
aufgetaucht“. Das Vereinslogo sei<br />
dabei widerrechtlich gebraucht worden.<br />
(mit dpa, AFP)<br />
Im Prozess um die tödliche Messerattacke von Chemnitz beantragt die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens<br />
VonAndreas Debski, Dresden<br />
Die Szene mutet martialisch an:<br />
DerStaatsanwalt liegt rücklings<br />
im Gerichtssaal, auf die rechte Seite<br />
gestützt. Dmitri M.steht breitbeinig<br />
über ihm, holt mit dem rechten Arm<br />
immer wieder aus –so, als würde er<br />
mehrfach zustechen. M. (38) ist einer<br />
der wichtigsten Zeugen im Prozess<br />
um die tödliche Messerattacke<br />
von Chemnitz: Der Russlanddeutsche<br />
stand nur wenige Meter entfernt,<br />
als sein Freund Daniel H. am<br />
26. August 2018 gegen 3.15 Uhr niedergestochen<br />
wurde.Der damals 35-<br />
Jährige starb kurze Zeit später an<br />
Herz-und Lungenverletzungen. Danach<br />
hatte es in Chemnitz Aufmärsche<br />
von Rechtsextremen und Ausschreitungen<br />
gegeben.<br />
Seit Montag soll nun die Tatvom<br />
Landgericht Chemnitz aufgerollt<br />
werden, das aus Sicherheitsgründen<br />
in Sachsens einzigen Hochsicherheitssaal<br />
am Oberlandesgericht Dresden<br />
umgezogen ist. MitAlaa S. (23) ist<br />
ein Asylbewerber aus Syrien angeklagt,<br />
auf Daniel H. eingestochen zu<br />
haben. Der Hauptverdächtige Fahrhad<br />
A. (22), ein Asylbewerber aus dem<br />
Irak, ist weiterhin auf der Flucht und<br />
Der Angeklagte Alaa S. (r.) wird am Montag in Dresden in den Gerichtssaal geführt. GETTY<br />
halb, dass das Verfahren wegen fehlenden<br />
Tatverdachts eingestellt werden<br />
soll. Sie sagt: „Es mangelt an<br />
handfesten Beweisen. Für eine Verurteilung<br />
bedarfesder Substanz, die<br />
für uns aktuell nicht ersichtlich ist.“<br />
Zudem betonte sie, dass ihr Mandant<br />
unschuldig sei. Über den Antrag<br />
ist vom Gericht noch nicht entschieden<br />
worden.<br />
Wieunübersichtlich die Situation<br />
in jener Nacht gewesen sein muss<br />
und wie schwierig das Verfahren<br />
werden wird, verdeutlicht schon die<br />
wird per internationalem Haftbefehl<br />
gesucht. DieAnklage lautet unter anderem<br />
auf gemeinschaftlichen Totschlag,<br />
weil bis heute unklar ist, wessen<br />
Messerstiche tödlich gewesen<br />
sind. Alaa S. bestreitet eine Tatbeteiligung,<br />
will sich laut den Anwälten<br />
momentan nicht äußern.<br />
DieVerteidiger werfen der Staatsanwaltschaft<br />
gleich zu Beginn „eklatante<br />
Ungereimtheiten“ in der Anklageschrift<br />
vor sowie „an sorgfältiger<br />
Aufklärung gespart“ zu haben.<br />
Anwältin Ricarda Lang fordert deserste<br />
Zeugenbefragung am Montag:<br />
Dmitri M., der ebenfalls von einem<br />
Messer am Rücken verletzt worden<br />
war, verstrickt sich in Widersprüche<br />
–seine kurz nach der Tatnacht zu<br />
Protokoll gegebenen Aussagen passen<br />
nicht immer zu dem, was er am<br />
Montag vor dem Gericht angibt. „Es<br />
war Chaos“, sagt Dmitri M.fast entschuldigend<br />
und wiederholt auf<br />
mehrfache Nachfrage der Vorsitzenden<br />
Richterin Simone Herberger:<br />
„Ich bin nicht sicher.“ Zwar kann der<br />
35-Jährige drei Asylbewerber auf Fotos<br />
identifizieren, die er nach dem<br />
Chemnitzer Stadtfest gesehen hat –<br />
allerdings ist fraglich, ob einer von<br />
ihnen tatsächlich an der Tatbeteiligt<br />
gewesen ist. DmitriM.kann dem Gericht<br />
nur mit Hilfe des Staatsanwaltes<br />
demonstrieren, dass jemand auf<br />
seinen Freund eingestochen hat –<br />
mehr nicht.<br />
Für den Prozess, der nächsten<br />
Dienstag fortgesetzt werden soll,<br />
sind bereits zwei Dutzend Verhandlungstage<br />
bis Oktober terminiert.<br />
Zum Auftakt waren sowohl Vertreter<br />
der als rechtsextrem eingestuften<br />
Bewegung „Pro Chemnitz“ als auch<br />
Asylbewerber im Sicherheitssaal als<br />
Zuschauer anwesend.<br />
Chaos<br />
im<br />
Königreich<br />
Brexit-Deal-Abstimmung<br />
droht erneut zu scheitern<br />
VonKatrin Pribyl, London<br />
Im Königreich kann man derzeit<br />
leicht den Überblick verlieren.<br />
Wird der Brexit verschoben? Oder<br />
doch nicht? Treten die Briten mit<br />
Deal aus? Oder ohne Vertrag? Wird<br />
am Ende der Brexit ganz annulliert?<br />
Könnte alles passieren.<br />
Möglicherweise kommt es darauf<br />
an, ob das Parlament diese Woche<br />
noch einmal über das zwischen London<br />
und Brüssel verhandelte Scheidungsabkommen<br />
abstimmen darf.<br />
DasBrexit-Drama zieht sich vonWoche<br />
zu Woche,das Chaos wirdimmer<br />
komplexer. Und nun schaltete sich<br />
auch noch Unterhaussprecher John<br />
Bercow ein und warnte May mit Verweis<br />
auf eine Regel aus dem 17. Jahrhundert,<br />
sie könne nicht den „im Wesentlichen<br />
gleichen“ Deal ein drittes<br />
Mal dem Parlament vorlegen, ohne<br />
dass dieser zuvor verändert wurde.<br />
Die Premierministerin muss am<br />
Donnerstag wohl mit leeren Händen<br />
zum EU-Gipfel reisen. Für weniger<br />
Eingeweihte mutete es ohnehin<br />
merkwürdig an, dass dieser Tage<br />
viele Polit-Beobachter bereits voneiner<br />
vierten Unterhausabstimmung<br />
sprachen, obwohl das von May angekündigte<br />
dritte Votum noch nicht<br />
einmal stattgefunden hat. Eigentlich<br />
sollte die Entscheidung an diesem<br />
Dienstag fallen. So lautete der Plan.<br />
Nicht ohne die Stimmen der DUP<br />
Doch wieder einmal schien die Regierungschefin<br />
in letzter Minute ihr Versprechen<br />
zu kassieren. Medien berichteten,<br />
dass die Abstimmung kurzfristig<br />
abgesagt werden soll, da hatte<br />
Bercow noch nicht einmal gesprochen.<br />
May wolle den Deal erst dem<br />
Parlament vorlegen, wenn es bei diesem<br />
dritten Anlauf eine Aussicht auf<br />
Erfolg gebe, bestätigten mehrere Minister.<br />
Der aber führt nach Ansicht<br />
der Konservativen nur über die erzkonservativenordirische<br />
Unionistenpartei<br />
DUP, auf deren Stimmen die<br />
Minderheitsregierung der Premierministerin<br />
angewiesen ist. Die EU-<br />
Skeptiker aus dem Norden lehnen<br />
jegliche Sonderrolle Nordirlands ab.<br />
Bislang auch das Abkommen.<br />
Seit Tagen laufen hinter den Kulissen<br />
die Gespräche. Mit der Unterstützung<br />
der DUP könnten auch<br />
viele bislang rebellierenden Brexit-<br />
Hardliner in einem Domino-Effekt<br />
ihren Widerstand aufgeben und<br />
doch für den Vertrag stimmen.<br />
Knapp würde es für May trotzdem<br />
werden. Erst am Dienstag vergangenerWoche<br />
hatte das in etliche Brexit-<br />
Lager zersplitterte Parlament den<br />
Kompromiss mit großer Mehrheit<br />
zum zweiten Mal abgelehnt und der<br />
Premierministerin erneut eine krachende<br />
Niederlage beschert.<br />
Ständiger Streitpunkt ist der sogenannte<br />
Backstop. Es handelt sich<br />
hierbei um die im Vertrag festgeschriebene<br />
Garantie für eine offene<br />
Grenzezwischen der Republik Irland<br />
und der zum Königreich gehörenden<br />
Provinz Nordirland. Die Brexit-Hardliner<br />
befürchten, Großbritannien<br />
könnte auf Dauer an die EU gekettet<br />
bleiben. Sie fordern eine rechtlich<br />
bindende zeitliche Befristung oder<br />
ein einseitiges Kündigungsrecht des<br />
Backstop. Das lehnt die EU ab, wie<br />
auch den Wunsch, das Vertragspaket<br />
noch einmal aufzuschnüren.<br />
Noch ist nicht einmal klar, obdie<br />
übrigen 27 Mitgliedstaaten einer<br />
vom britischen Parlament geforderten<br />
Verlängerung der Scheidungsfrist<br />
zustimmen wollen. Zumindest<br />
ein dreimonatiger Aufschub scheint<br />
unausweichlich, selbst wenn in den<br />
nächsten Tagen der Austrittsdeal<br />
vom Parlament gebilligt werden<br />
sollte. Zuknapp ist die Zeit, um den<br />
Brexit bis zum 29. März formal korrekt<br />
abzuwickeln und die innerstaatliche<br />
Gesetzgebung anzupassen, wie<br />
Experten betonen. Aber auch sie halten<br />
nichts mehr für ausgeschlossen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 5 **<br />
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Politik<br />
Terrorakt oder Beziehungstat?<br />
Bei einem Angriff in einerStraßenbahn in Utrecht werden dreiMenschen getötet,weitere schwerverletzt.Der mutmaßliche Täter ist gefasst. SeinMotiv bleibt unklar<br />
Ein 37-jähriger Mann soll in<br />
einer Straßenbahn im niederländischen<br />
Utrecht am<br />
Montagmorgen drei Menschen<br />
erschossen haben. Fünf weitere<br />
Fahrgäste wurden verletzt, drei<br />
von ihnen befanden sich in kritischem<br />
Zustand, teilte die Polizei mit.<br />
Am Abend wurde der Hauptverdächtige<br />
bei einer Wohnungsdurchsuchung<br />
in Utrecht festgenommen. Bei<br />
ihm handelt es sich um den gebürtigen<br />
Türken Gökmen T.. Über das<br />
Motiv des Täters wurde gerätselt.<br />
Bundespolizei im Einsatz<br />
DiePolizei hält einen Terrorakt, aber<br />
auch eine Beziehungstat für möglich.<br />
Utrecht liegt 75 Kilometer entfernt<br />
von der deutschen Grenze,<br />
auch die Bundespolizei war im Einsatz.<br />
Zunächst hatte Utrechts Bürgermeister<br />
Jan van Zanen in einer Videobotschaft<br />
gesagt: „Wir gehen<br />
von einem terroristischen Motiv<br />
aus.“ Am Nachmittag sagte dann<br />
Polizeisprecher Bernard Jens dem<br />
niederländischen NOS-Rundfunk:<br />
„Es könnte auch sein, dass es eine<br />
Beziehungstat ist.“<br />
Der niederländische Ministerpräsident<br />
Mark Rutte sprach voneinem<br />
„Anschlag“ und fügte am<br />
Abend hinzu: „Aber ob es ein terroristisches<br />
Motiv gab, das müssen<br />
wir noch herausfinden.“ Rutker Jeuken<br />
vom Innenministerium sagte:<br />
„Im Augenblick denken wir, dass es<br />
Polizisten sichernamMontag den TatortinUtrecht. Die Straßenbahn, in der Schüsse fielen, steht etwaeinen Kilometer von der Altstadt entfernt.<br />
ein terroristisches Motiv sein<br />
könnte, aber wir können auch anderes<br />
nicht ausschließen.“<br />
VonZeugen gab es unterschiedliche<br />
Hinweise zu der Tat. Augenzeuge<br />
Daan Molenaar erklärte im NOS-Radio,<br />
nach seinem Eindruck habe es<br />
der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen<br />
gehabt. AndereZeugen wollen<br />
dagegen gehört haben, dass vier<br />
Männer „Allahu Akbar“ (Gott ist<br />
groß) bei der Tatgerufen hätten, wie<br />
die Amsterdamer <strong>Zeitung</strong> HetParool<br />
berichtete. Eine Sprecherin der Polizei<br />
Utrecht sagte dazu der Deutschen<br />
Presse-Agentur: „Das können<br />
wir nicht bestätigen.“<br />
Die Hinweise auf eine mögliche<br />
Beziehungstat mehrten sich aber.<br />
Nach Informationen des niederländischen<br />
Fernsehens vernahm die<br />
Polizei den Bruder des 37-Jährigen,<br />
ohne dass zunächst Details bekannt<br />
wurden. Die staatliche türkische<br />
Nachrichtenagentur Anadolu berichtete<br />
unter Berufung auf nicht<br />
näher benannte Verwandte von T.,<br />
dass er in der Straßenbahn auf eine<br />
Frau wegen einer Familienangelegenheit<br />
geschossen habe. Dann<br />
habe er das Feuer auf die Menschen<br />
eröffnet, die der Frau hätten helfen<br />
wollen.<br />
AFP/ROBIN VAN LONKHUIJSEN<br />
T. ist polizeibekannt. „Wir wissen<br />
relativ viel über ihn“, sagte Jeuken<br />
vom Innenministerium. Der mutmaßliche<br />
Täter hat nach Medienberichten<br />
ein langes Vorstrafenregister,<br />
im Dezember 2013 wurde er wegen<br />
versuchten Mords verurteilt, vor<br />
zwei Wochen begann eine Verhandlung<br />
wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs.<br />
Darüber hinaus wurde er<br />
wegen Ladendiebstahls, Sachbeschädigung<br />
und Beleidigung vorGericht<br />
gestellt.<br />
Im Zusammenhang mit der Tat<br />
wurde nach Angaben der Polizei ein<br />
zweiterVerdächtiger festgenommen.<br />
Es sei aber unklar,inwieweit er beteiligt<br />
gewesen sei. Der Vorwurf laute<br />
auf Verdacht des Totschlags mit einem<br />
terroristischen Motiv.<br />
Nach dem Angriff hatte die zuständige<br />
Behörde bereits die höchste<br />
Terrorwarnstufe für die Provinz ausgerufen,<br />
die am Abend aber wieder<br />
etwas herabgestuft wurde. In<br />
Deutschland hatte die Bundespolizei<br />
ander Grenze zuden Niederlanden<br />
daraufhin ihre Kontrollen an<br />
Straßen und in Zügen verstärkt.<br />
Fahndung nach rotem Auto<br />
Die niederländische Polizei veröffentlichte<br />
auch Fotos des verdächtigen<br />
Mannes aus der Straßenbahn.<br />
Darüber hinaus entdeckte die Polizei<br />
ein nach dem Anschlag gesuchtes,<br />
rotes Fahrzeug. Zuvorhatte es geheißen,<br />
es würden Berichte geprüft, wonach<br />
ein Verdächtiger mit einem roten<br />
Auto geflohen sein soll. Es gab<br />
mehrere Wohnungsdurchsuchungen.<br />
Die Menschen wurden aufgefordert,<br />
in ihren Wohnungen zu bleiben,<br />
später gab es Entwarnung.<br />
Nach Angaben der Polizei fielen<br />
die Schüsse gegen 10.45 Uhr. Der<br />
Vorfall ereignete sich im Westen der<br />
Stadt, etwa ein Kilometer entfernt<br />
von der Altstadt. Utrecht hat etwa<br />
350 000 Einwohner. (dpa)<br />
Neuseelands Regierung<br />
verschärft Waffengesetze<br />
Moschee-Attentäter will sich selbst verteidigen<br />
Neuseeland hat nach dem rassistisch<br />
motivierten Anschlag auf<br />
zwei Moscheen in Christchurch mit<br />
der Verschärfung seiner Waffengesetze<br />
begonnen. Premierministerin<br />
Jacinda Ardernkündigte am Montag<br />
nach einer Krisensitzung des Kabinetts<br />
strengere Regelungen an, die<br />
„so schnell wie möglich“ in Kraft treten<br />
sollten. Ihre Koalition sei sich<br />
darin einig. Aus Respekt vor den 50<br />
Todesopfern des Doppelanschlags<br />
wurde Neuseelands größte Waffenmesse<br />
abgesagt, die am nächsten<br />
Wochenende stattfinden sollte.<br />
Im Krankenhaus werden noch 31<br />
Verletzte behandelt. Nahe einer der<br />
betroffenen Moscheen in der Deans<br />
Avenue legten Menschen Blumen<br />
und Trauerbekundungen ab. Am<br />
Abend versammelten sich Hunderte<br />
Schüler am Park gegenüber zu einer<br />
„Unsere Welt hat<br />
sich für immer<br />
geändert. Deshalb<br />
werden sich auch<br />
unsere Gesetze<br />
ändern.“<br />
Außenminister Winston Peters<br />
Mahnwache. Der mutmaßliche Täter<br />
Brenton Tarrant war am Freitag<br />
von der Polizei gestellt und festgenommen<br />
worden. Dem 28-jährigen<br />
Rechtsextremisten aus Australien<br />
droht wegen vielfachen Mordes lebenslange<br />
Haft. Nach Einschätzung<br />
der Polizei hat Tarrant keine Komplizenfür<br />
sein Doppelattentat gehabt.<br />
Ardern sagte in der Hauptstadt<br />
Wellington, das Kabinett sei sich „im<br />
Prinzip“ über härtere Gesetze einig.<br />
Details sollen innerhalb der nächsten<br />
zehn Tage folgen. Außenminister<br />
Winston Peters vom populistischen<br />
Koalitionspartner NZF, der solche<br />
Pläne bislang abgelehnt hatte, sagte:<br />
„Unsere Welt hat sich für immer verändert.<br />
Deshalb werden sich auch unsere<br />
Gesetze ändern.“ In Neuseeland<br />
darfman bislang nach einer Überprüfung<br />
schon mit 16 JahrenWaffen besitzen.<br />
DieRegierung ermunterte Besitzer<br />
imLand, ihre Waffen der Polizei<br />
freiwillig auszuhändigen.<br />
Der Australier hatte bei seiner<br />
Festnahme nach dem Überfall auf<br />
die beiden Moscheen fünf Waffen<br />
und auch Sprengstoff bei sich. Er besitzt<br />
seit 2017 einen neuseeländischen<br />
Waffenschein. Derneuseeländische<br />
Online-Waffenhändler Gun<br />
City bestätigte, dass Tarrant sich<br />
mindestens vier Waffen sowie Munition<br />
übers Internet bestellt habe. Alles<br />
sei legal vonstatten gegangen.<br />
Eine Halbautomatik-Waffe, die in<br />
Aufnahmen der Bluttat zu sehen war,<br />
müsse der Täter jedoch anderswo erworben<br />
haben, sagte der Gun-City-<br />
Betreiber David Tipple.<br />
Tarrant will sich vorGericht selbst<br />
verteidigen. Derbisherige Pflichtverteidiger<br />
Richard Peters sagte dem<br />
New Zealand Herald, der Australier<br />
habe ihn von seinem Mandat entbunden.<br />
Peters äußerte die Vermutung,<br />
dass der ehemalige Fitnesstrainer<br />
den Prozess als Plattform für<br />
seine „ziemlich extremen Ansichten“<br />
nutzen will. „Aufgabe des Richters<br />
wird sein, damit umzugehen.“<br />
Tarrant habe auf ihn den Eindruck<br />
gemacht, bei klarem Verstand und<br />
psychisch stabil zu sein. Er habe weder<br />
Reue noch Mitleid gezeigt.<br />
Indessen hat die Terrormiliz Islamischer<br />
Staat (IS) Vergeltung angekündigt.<br />
Die„Anführer der Ungläubigen“<br />
hätten über die Opfer des „Massakers“<br />
nur Krokodilstränen vergossen,<br />
sagte IS-Sprecher Abual-Hassan<br />
al-Muhadschir in einer am Montagabend<br />
verbreiten Audiobotschaft.Die<br />
Tötungsszenen aus den beiden Moscheen<br />
spornten jedoch die IS-Anhänger<br />
an, ihre Glaubensbrüder zu<br />
rächen. Die Echtheit der mehr als 40<br />
Minuten langen Botschaft konnte zunächst<br />
nicht überprüft werden. (dpa)<br />
Fossilfrei leben<br />
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Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />
vattenfall.de/fossilfrei
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Autozulieferer Leoni will<br />
2000 Stellen streichen<br />
Derangeschlagene Autozulieferer<br />
und Kabelhersteller Leoni rutscht<br />
immer tiefer in die Krise.2000 Stellen<br />
sollen nun gestrichen werden,<br />
500 davon in Hochlohnländernwie<br />
Deutschland, wie das Unternehmen<br />
mitteilte.Mit einem Sparprogramm<br />
sollen die strukturellen Kosten bis<br />
2022 um 500 Millionen Euro im Vergleich<br />
zu 2018 gesenkt werden. Ziel<br />
sei es,profitabler zu werden, erläuterte<br />
der seit September amtierende<br />
Konzernchef Aldo Kamper am Montag.<br />
Im vergangenen Jahr war der<br />
Gewinn vorZinsen und Steuernum<br />
gut ein Drittel auf 144 Millionen<br />
Euro abgerutscht. Unter dem Strich<br />
halbierte sich der Konzernüberschuss<br />
auf 73 Millionen Euro. (dpa)<br />
EU fordert Gratisölwechsel<br />
bei Autorückrufen<br />
Im Zuge des Abgasskandals sollten<br />
Autobauer aus Sicht der EU-Kommission<br />
den Kunden mehr Anreize<br />
bei Fahrzeugrückrufen geben. Dazu<br />
gehörten etwa kostenlose Ölwechsel,<br />
kostenlose Abholung sowie die<br />
Bereitstellung vonErsatzfahrzeugen,<br />
hieß es in einem am Montag<br />
vonIndustriekommissarin Elzbieta<br />
Bienkowska vorgestellten Strategiepapier.EU-Staaten<br />
sollten zudem<br />
verpflichtende Rückrufe für Updates<br />
erwägen. Bienkowska war im Skandal<br />
um zu hohe Stickoxidwerte bereits<br />
in der Vergangenheit hartmit<br />
Autobauernins Gericht gegangen.<br />
DerSkandal war durch das Bekanntwerden<br />
vonAbgasmanipulationen<br />
bei VW ins Rollen geraten. (dpa)<br />
7Prozent der importierten<br />
Waren sind gefälscht<br />
Immer wieder ziehtder Zoll gefälschte<br />
Turnschuhe ein. FOTO: JULIAN STRATENSCHULTE/DPA<br />
Weltweit werden gefälschte und unerlaubt<br />
hergestellte WarenimWert<br />
gut 460 Milliarden Euro gehandelt–<br />
allein in der EU liegt der Anteil von<br />
Fälschungen am Importbei fast<br />
7Prozent. Dasentspricht einem<br />
Wert von121 Milliarden Euro,wie<br />
aus einer Studie der Organisation für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD) hervorgeht.<br />
DieDaten des Berichts beziehen<br />
sich auf das Jahr 2016. DenBerechnungen<br />
nach ist der Anteil gefälschter<br />
WarenamWelthandel seit<br />
2013 um 0,8 Prozentpunkte auf<br />
3,3 Prozent gestiegen. (dpa)<br />
Arbeitsagentur plant<br />
bessere Datenerfassung<br />
DieBundesagentur für Arbeit (BA)<br />
in Nürnbergwill nach Kritik aus<br />
dem Bundesrechnungshof die<br />
Datenerfassung für die Arbeitslosenstatistik<br />
verbessern. Jobcenter<br />
sollen anders als bisher dazu verpflichtet<br />
werden, IT-Abfragesysteme<br />
zu nutzen, um die Fehler bei der Erfassung<br />
vonHartz-IV-Empfängern<br />
zu vermeiden, sagte eine BA-Sprecherin.<br />
Eine entsprechende Weisung<br />
sei in Arbeit. DerBundesrechnungshof<br />
hatte bemängelt, dass im April<br />
2017 rund 115000 Menschen Leistungen<br />
erhielten, obwohl sie nicht<br />
als arbeitslos gemeldet waren. Die<br />
BA erklärte,dass es sich weder um<br />
Manipulationen noch um systematische<br />
Fehler handle. (dpa)<br />
Die Nationalkickerhabenihren Auftrittnun in VW-Werbespots.<br />
Von Frank Hellmann<br />
Nein, es klebte am Montag<br />
kein Konterfei eines<br />
deutschen Nationalspielers<br />
an einem der mächtigen<br />
Schornsteine, die der Autostadt<br />
Wolfsburg ihre Silhouette verleihen.<br />
Die vier markanten Erkennungszeichen<br />
am Mittellandkanal werden bei<br />
Bedarf auch mal gesondert illuminiert,<br />
aber so viel Strahlkraft besitzt<br />
der Fußball dann doch nicht.<br />
Gleichwohl wird der Schulterschluss<br />
unübersehbar demonstriert,<br />
den die Volkswagen AG als größter<br />
deutscher Autobauer mit rund<br />
655 000 Mitarbeitern weltweit und<br />
der Deutsche Fußball-Bund (DFB)<br />
als größter deutscher Sportverband<br />
mit mehr als sieben Millionen Mitgliedern<br />
eingegangen sind: Vorder<br />
werkseigenen Arena stand schon vor<br />
der Mannschaftsbus bereit, mit dem<br />
künftig deutsche Nationalspieler zu<br />
ihren Länderspielen chauffiert werden.<br />
Vorder ersten Trainingseinheit<br />
wurde die Übergabe des Luxusgefährts<br />
feierlich zelebriert.<br />
Zugleich ist die lange Partnerschaft<br />
mit Mercedes-Benz zu Ende<br />
gegangen. Luxuskarossen aus<br />
schwäbischer Produktion begleiteten<br />
den DFB seit 1972, als Generalsponsor<br />
waren die Stuttgarter seit<br />
1992 dabei. Speziell der smarten<br />
Weltmeistergeneration mit Philipp<br />
Lahm, Bastian Schweinsteiger und<br />
Spielgefährten passte der Stern irgendwann<br />
prima.<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Als Autovermieter kann Sixt eine<br />
ausgesprochene Erfolgssträhne<br />
vorweisen. „Wir haben 2018 Europcar<br />
überholt und sind jetzt in Europa<br />
die Nummer eins“, sagte Firmenpatriarch<br />
Erich Sixt zur Bilanzvorlage in<br />
München. Das fünfte Rekordjahr in<br />
Folge brachte gut 12 Prozent Umsatzplus<br />
auf mehr als 2,9 Milliarden<br />
Euro und mehr als eine Verdoppelung<br />
des Jahresüberschusses auf<br />
439 MillionenEuro.Selbstwennman<br />
den Verkaufserlös beim Ausstieg aus<br />
der BMW-Carsharing-Firma Drive<br />
Now abzieht, bleibt noch ein üppiges<br />
Gewinnplus.<br />
Glaubt man dem Senior von Sixt,<br />
kommen die wirklich guten Zeiten<br />
aber erst noch. Denn vor zwei Wo-<br />
Zwei in der Sinnkrise<br />
Volkswagenlöst Daimler als Sponsor der Fußball-Nationalmannschaft ab<br />
Der auf Trainingsanzügen und<br />
Trikots sichtbare Wachwechsel fällt<br />
nun mitten in die größte Sinnkrise<br />
des deutschen Fußballs der Neuzeit.<br />
Fast kurios, dass ein Konzern mit<br />
235 Milliarden Euro Jahresumsatz<br />
seine mit dem hausgemachten Abgasskandal<br />
verlorene Reputation<br />
nun über die im Ansehen ebenfalls<br />
tief gestürzte deutsche Nationalelf<br />
wiedergutmachen will.<br />
„Wir wollen über den Fußball wieder<br />
nahbarer werden“, sagt der für<br />
die VW-Sportkommunikation zuständige<br />
Gerd Voss, ehemals Pressechef<br />
beim FC Schalke 04. Ähnlich<br />
klingt auch der DFB-Generalsekretär<br />
Friedrich Curtius: „Wir befinden uns<br />
beide in einem Wandel.“ Niemand<br />
macht im Verband einen Hehl daraus,dassderneueMobilitätspartner<br />
besser zahlt als der alte: Kolportiert<br />
werden 25 bis 30 Millionen Euro pro<br />
Jahr –ungefähr das Dreifache des bisherigen<br />
Betrags. Vor der Verbandszentrale<br />
in der Otto-Fleck-Schneise<br />
im Frankfurter Stadtwald stehen auf<br />
den reservierten Parkplätzen längst<br />
Sixt expandiert –auch digital<br />
Der Autovermietersieht sichauf dem Weg zum globalen Mobilitätsdienstleister<br />
chen hat das börsennotierte Familienunternehmen<br />
eine Digitaloffensive<br />
gestartet, die das Wachstum<br />
noch beschleunigen soll. DieRendite<br />
wird darunter allerdings zunächst<br />
leiden: 2019 soll deutlich mehr Umsatz<br />
bei stabilem Gewinn bringen.<br />
Genauer wollte der 74-Jährige nicht<br />
werden, weil die Konjunktur derzeit<br />
unwägbar und die Auslastung<br />
schwer vorhersehbar sei. Zudem<br />
kostet die Digitalisierung des Geschäfts<br />
auch Geld. Andererseits sind<br />
die Prognosen der Bayern traditionell<br />
sehr zurückhaltend und werden<br />
meist während des Jahres erhöht.<br />
Die Ungewissheiten wachsen<br />
aber fraglos auch, weil Sixt bekannte<br />
Pfade verlässt. Sinnbild dafür ist eine<br />
Appfür die neue Mobilitätsplattform<br />
Sixt One, die von Autovermietung<br />
Modelle aus der VW-Luxusklasse.<br />
Richtig aktiviert wird das Engagement<br />
aber erst jetzt, mit dem Länderspielauftakt<br />
2019 in Wolfsburg –die<br />
Vergabe in die Stadt der Autos ist eine<br />
kleine Verbeugung vor dem Geldgeber,der<br />
sich gleich bis 2024 den DFB<br />
gebunden hat.<br />
Fußball-Deutschland blickt mit<br />
dem Freundschaftsspiel gegen Serbien<br />
zwangsläufig auf den Standort<br />
„Wir wollen über den Fußball<br />
wieder nahbarer werden.“<br />
Gerd Voss,VW-Sportkommunikation<br />
im östlichen Niedersachsen. Niemand<br />
kann sich in der 130000-Einwohnerstadt<br />
dem Dreiklang Unternehmen-Verein-Stadt<br />
entziehen,<br />
weil fast 60 000 Menschen am<br />
Stammsitz beschäftigt sind. Am Freitagvormittag<br />
werden Manuel Neuer<br />
und Kollegen zusätzlich einen<br />
Werksbesuch unternehmen.<br />
VW-Marketingchef Jochen Sengpiehl<br />
hat auf einer Sportbusinessmesse<br />
kürzlich ausführlich erläutert,<br />
was sich die Firmenkommunikation<br />
von solchen Doppelpässen erhofft:<br />
„Natürlich spielt die Imagekomponente<br />
eine große Rolle. Wir geben<br />
weltweit 1,6 Milliarden Dollar für<br />
über Carsharing bis zu Fahrtdiensten<br />
alles unter ein digitales Dach bringt.<br />
Mit ihr können Sixt-Kunden per<br />
Smartphone Autos ab wenigen Minuten<br />
(Carsharing) bis zu mehreren<br />
Wochen (klassische Autovermietung)ausleihen,sobalddieFlottevon<br />
global 270 000 Fahrzeugen entsprechend<br />
ausgerüstet ist. In Berlin und<br />
neuerdings auch in Hamburgist das<br />
bereits der Fall.<br />
Genauer wird Sixt nicht, um die<br />
Konkurrenz nicht vorzuwarnen. In<br />
Deutschland ist das vor allem die<br />
jüngst geschmiedete Mobilitätsallianz<br />
aus BMW und Daimler.Als Konkurrent<br />
des US-Fahrtenvermittlers<br />
Uber sieht sich Sixt dagegen nicht. In<br />
diesem Segment setzen die Bayern<br />
auf Kooperation und haben sich dabei<br />
unter anderem mit dem Uber-<br />
FOTO: VOLKSWAGEN AG/ FIRO SPORTPHOTO/RALF IBING<br />
MarketingundMediaaus.Esgehtdarum,<br />
die höchstmögliche Effizienz zu<br />
erzielen, um nicht mit der Schrotflinte<br />
auf Spatzen zu schießen.“ In der<br />
Firmenzentrale wurde dazu eigens<br />
eine Arbeitsgruppe namens „Volkswagen<br />
FC“ eingerichtet.<br />
Der Fußball soll VW in Krisenzeiten<br />
noch mehr als Kommunikationsvehikel<br />
dienen, um die Transformation<br />
ins digitale Zeitalter und den<br />
Einstieg in die Elektromobilität<br />
glaubwürdiger zu gestalten, wie Voss<br />
erläutert. DenDFB-Pokal präsentiert<br />
der Konzern seit 2012, die Nationalmannschaftswettbewerbe<br />
der UEFA<br />
seit 2018. Und eswird versichert, in<br />
Zukunft noch mehr auf Fans,Frauen<br />
und Jugend einzugehen. DerLeitsatz<br />
des Chefvermarkters Sengpiehl entstammt<br />
einer PR-Lehrfibel: „Fußball<br />
begeistert Menschen aller Couleur.<br />
Volkswagen steht für Volkssport.“<br />
Die von ihm als „Wertekampagne“<br />
titulierte Imagepolitur würde allerdings<br />
noch überzeugender klingen,<br />
gäbe es nicht das neueste Sparprogramm<br />
bei VW. Bereits 2016 war<br />
der Abbau von weltweit 30 000 Stellen<br />
verabschiedet worden, nun sollen<br />
wegen der Investitionen in Elektromobilität<br />
und Digitalisierung weitere<br />
5000 bis 7000 Arbeitsplätze in<br />
Produktion und Verwaltung entbehrlich<br />
sein. Diemeisten davon gibt<br />
es in Wolfsburg, wo am Mittwoch<br />
eine brisante Betriebsversammlung<br />
stattfindet, bei der 20 000 Mitarbeiter<br />
erwartet werden. Es gibt auch mal<br />
Wichtigeres als den Fußball.<br />
Konkurrenten Lyft sowie weltweit<br />
1500 anderen Partnernverbündet.<br />
DasKerngeschäft der Vermietung<br />
verschmelze mit Carsharing, die<br />
Fahrtenvermittlung solle diesem Geschäft<br />
neue Kunden zuführen, erklärte<br />
Firmenjunior Alexander Sixt<br />
die Strategie. Fahrtenvermittlung<br />
gegen Provision bringe zwar keine<br />
nennenswerten Umsätze oder Gewinne<br />
–aber Kundenkontakte.<br />
Ziel ist es, alle Mietwagen künftig<br />
per App und Smartphone ausleihen<br />
und die Wagen öffnen zu können.<br />
Dasbeschleunige auch die Auslandsexpansion.<br />
So rechnet Sixt damit,<br />
dass die USA in etwa fünf Jahren vor<br />
Deutschland zum wichtigsten Einzelmarkt<br />
aufsteigen. Derzeit steuert<br />
der deutsche Heimatmarkt noch das<br />
Vierfache an Umsätzen bei.<br />
Per ICE<br />
in vier Stunden<br />
nach Köln<br />
BahnplantNeubau<br />
einer Schnellfahrstrecke<br />
Von Michael Evers<br />
Die Deutsche Bahn will auf einer<br />
ihrer am stärksten nachgefragten<br />
Strecken von Berlin Richtung<br />
Ruhrgebiet richtig Tempo machen.<br />
Um innerhalb von vier Stunden von<br />
der Bundeshauptstadt nach Köln zu<br />
kommen,isteineneue ICE-Trassefür<br />
Tempo 300 zwischen Hannover und<br />
Bielefeld in Planung, sagte der Bahnbeauftragte<br />
der Bundesregierung,<br />
Enak Ferlemann (CDU).<br />
Bisher war lediglich ein Ausbau<br />
für maximal 230 Kilometer proStunde<br />
geplant. Dies reicht nach neuen<br />
Überlegungen aber nicht aus, um<br />
den vom Bundesverkehrsministerium<br />
geplanten „Deutschlandtakt“<br />
mit schnellen Anschlüssen in alle<br />
Landesteile umzusetzen.<br />
Mit der neuen ICE-Trasse, deren<br />
Bau knapp 1,9 Milliarden Euro kosten<br />
soll, könnten mehr Fahrgäste für<br />
die schnelle und ökologische Schiene<br />
gewonnen und weniger an den innerdeutschen<br />
Flugverkehr abgegeben<br />
werden, sagte Ferlemann. „Heraus<br />
kommt nachher ein Halbstundentakt,<br />
das ist doch ein Traum für<br />
die Gesamtregion.“ Bisher pendelt<br />
der ICE stündlich zwischen Köln und<br />
Berlin und benötigt rund vier Stunden<br />
und 40 Minuten.<br />
Berlin–Münchenist Vorbild<br />
Als Vorbild nannte Ferlemann die<br />
Ende2017inBetriebgegangeneneue<br />
ICE-Trasse von Berlin nach München.<br />
Aufder Verbindung verdoppelte<br />
die Bahn im ersten Jahr die Zahl<br />
ihrer Fahrgäste und löste das Flugzeug<br />
als meistgenutztes Verkehrsmittel<br />
ab.Die Fahrzeit sank dank der<br />
neuen Strecke von sechs auf vier<br />
Stunden in den schnellsten Zügen,<br />
den sogenannten Sprintern.<br />
DiePlanungen für die neue Trasse<br />
zwischen Hannover und Bielefeld<br />
sollten in diesem Jahr so weit vorangetrieben<br />
werden, dass im kommenden<br />
Jahr bei einem Dialogforum mit<br />
Bürgern und Kommunen über eine<br />
Vorzugsvariante beraten werden<br />
könne, sagte Ferlemann. Bevorzugt<br />
werde eine Trassenführung entlang<br />
der Autobahn 2. Die Deutsche Bahn<br />
wollte sich zu den Planungen noch<br />
nicht äußern, auch die Verkehrsministerien<br />
in Düsseldorf und Hannover<br />
verwiesen auf die Planungshoheit<br />
des Bunds.<br />
„Wir müssen zwischen Hannover<br />
und Bielefeld mit 300 Kilometernpro<br />
Stunde fahren, um die Fahrzeit zwischen<br />
Hannover und Hamm auf<br />
unter eine Stunde zu drücken“, sagte<br />
Ferlemann. Dann könnten die großen<br />
Knotenbahnhöfe so angefahren<br />
werden, dass auch der Umstieg in andere<br />
Regionen funktioniert und alle<br />
von dem schnellen Zug profitieren.<br />
Zwischen Hannover und Hamm ist<br />
die Bahn dafür derzeit noch zu langsam,<br />
die Fahrzeit beträgt im Moment<br />
eine Stunde und 35 Minuten.<br />
Schneller nachAmsterdam<br />
Auch die Züge zwischen Berlin und<br />
Amsterdam sollen von der Neubautrasse<br />
profitieren. Die Niederländer<br />
hatten sich kürzlich in Berlin vehement<br />
für eine Beschleunigung starkgemacht.<br />
Bereits vor dem Bau der<br />
neuen ICE-Trasse soll der Wegfall<br />
kleinerer Halte in beiden Länderngeprüft<br />
werden, sagte der Bahnbeauftragte.Ab2023<br />
soll zudem ein neuer,<br />
beim spanischen Hersteller Talgo georderter<br />
Zug auf der Strecke fahren,<br />
womit der zeitraubende Lokwechsel<br />
an der Grenzewegfällt.<br />
In der Region, durch die die neue<br />
Bahnstrecke verlaufen soll, formiert<br />
sich unterdessen Protest. Sieben<br />
Kommunen vonPorta Westfalica bis<br />
Seelze haben sich zusammengeschlossen<br />
und in einer „Nenndorfer<br />
Erklärung“ eine Neubaustrecke fernab<br />
der bestehenden Strecke abgelehnt,<br />
die die Natur zerschneide und<br />
Wohngebiete beeinträchtige.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
MÄRKTE<br />
▼ 11657,06 (–0,25 %)<br />
9.12.18<br />
18.3.191<br />
Die Deutsche Bank und die<br />
Commerzbank wollen<br />
über eine Fusion verhandeln.<br />
Doch mehr haben<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
▲ 67,46 (+0,66 %) die beiden Institute noch nicht herausgelassen.<br />
Wir erklären Motive<br />
und mögliche Folgen:<br />
9.12.18<br />
Euro in US-Dollar<br />
9.12.18<br />
Stand der Daten:18.03.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
aus DAXund MDAX vom18.03.zum Vortag<br />
Commerzbank 7,66 +7,21 WWWWWWWWWWW<br />
Deutsche Bank NA 8,14 +4,15 WWWWWWW<br />
thyssenkrupp 12,92 +2,83 WWWWW<br />
Metro St. 14,63 +2,27 WWWW<br />
Wirecard 107,30 +2,19 WWWW<br />
Dt. Pfandbriefbank 11,18<br />
Verlierer<br />
aus DAXund MDAX vom18.03.zum Vortag<br />
Software 31,22 WWWWWWW –4,53<br />
Covestro 47,38 WWWWWW –3,37<br />
Infineon NA 19,29 WWWWW –2,58<br />
MorphoSys 83,70 WWWWW –2,56<br />
Hella 40,86 WWWWW –2,53<br />
Puma 502,00 WWWWW –2,52<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 18.03. ±% z. 15.03.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) +0,05<br />
3596/2909 3387,94<br />
CAC 40(FR) +0,14<br />
5657/4556 5412,83<br />
S&P UK(UK) +1,03<br />
1590/1323 1481,06<br />
RTS (RU) +1,39<br />
1283/1033 1213,35<br />
IBEX (ES) +0,72<br />
10291/8286 9409,10<br />
Dow Jones (US) +0,25<br />
26952/21713 25914,10<br />
Bovespa (BR) +0,48<br />
99704/69069 99611,50<br />
Nikkei (JP) +0,62<br />
24448/18949 21584,50<br />
Hang Seng (HK) +1,15<br />
31978/24541 29394,86<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,35<br />
1583/1350 1532,11<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */**<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
NIBC Direct */**<br />
akbank.de 0,75 0,75 0,75<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
RaboDirect */**<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
Bank11<br />
bank11.de 0,55 0,55 0,55<br />
ING *<br />
ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,03 0,03 0,03<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />
*Neukunden<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Fusionsplan mit vielen Unbekannten<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
und Stefan Winter<br />
ADAC sieht Schwächen bei Hardwarenachrüstung<br />
Von Nico Esch<br />
Deutsche Bank und Commerzbank ernten gemischte Reaktionen<br />
Warum wollen die beiden Banken gerade<br />
jetzt zusammengehen?<br />
18.3.191<br />
Beide Institute kämpfen mit den<br />
Umwälzungen im Bankenmarkt und<br />
▲ 1,1349 (+0,36 %)<br />
mit hausgemachten Problemen. Die<br />
Commerzbank hatte kurzvor der Finanzkrise<br />
die Dresdner Bank gekauft<br />
und konnte in den anschließenden<br />
Turbulenzen nur durch den Einstieg<br />
des Staats gerettet werden. DieDeutsche<br />
Bank verdankte ihre Gewinne<br />
18.3.191<br />
vorder Finanzkrise vorallem dem Investmentbanking,<br />
das danach schär-<br />
Quelle<br />
fer reguliert wurde und deutlich<br />
schrumpfte. Zudem hinterließ es<br />
Milliardenstrafen.<br />
Immer noch sind beide Institute<br />
ertragsschwach, sodass mehrereBeteiligte<br />
nervös werden: Die Bewertung<br />
an der Börse ist niedrig, Großaktionäre<br />
wie das Emirat Katar bei der<br />
Deutschen Bank oder der bei beiden<br />
Konzernen beteiligte US-Fonds Cerberus<br />
warten auf Kurssteigerungen.<br />
+2,01 WWWW<br />
Gleichzeitig fürchtet die Bundesregierung,<br />
dass die Institute zu Übernahmeopfern<br />
werden. Die deutsche<br />
Industrie brauche eine weltweit agierende<br />
Großbank, heißt es.<br />
Wasspricht für die Fusion und wasdagegen?<br />
Größe ist im Geldgeschäft einiges<br />
wert. Die Kosten für Filialnetz und<br />
Informationstechnik können dann<br />
auf mehr Kunden verteilt werden.<br />
Auch bei der Refinanzierung, also der<br />
Geldbeschaffung am Kapitalmarkt,<br />
könnten beide Institute gemeinsam<br />
Vorteile haben, heißt es in einer Studie<br />
der Investmentbank Goldman<br />
Sachs, die – „sofern erfolgreich<br />
durchgeführt“ – auch eine höhere<br />
Eigenkapitalrendite erwartet.<br />
Die Durchführung ist auch der<br />
größte Haken: DieFusionwirdbeide<br />
Banken jahrelang beschäftigen, während<br />
sich ihr Geschäft gerade sehr<br />
schnell verändert. Zudem sind hohe<br />
Investitionen nötig, bevor die Einsparungen<br />
greifen können. Einige individuelle<br />
Baustellen hat jedes Haus<br />
danach immer noch.<br />
Wie sind die Reaktionen?<br />
Gerüchte um eine Fusion gibt es<br />
schon seit Monaten, und die meisten<br />
Experten haben sich im Vorfeld skeptisch<br />
geäußert. EinZusammengehen<br />
löse kaum Probleme und bringe nur<br />
dann Kostenvorteile, wenn radikal<br />
Stellen abgebaut würden, hieß es.<br />
Bundesfinanzminister Olaf Scholz<br />
(SPD) soll hinter den Kulissen zur Fusion<br />
gedrängt haben, hielt sich am<br />
Nochist derWeg zur Fusionnicht frei.<br />
Montag aber zurück: Es handele sich<br />
um Privatunternehmen, „sie treffen<br />
ihre eigenen Entscheidungen“. Das<br />
Wirtschaftsforum seiner Partei begrüßte<br />
den Plan. „Die deutsche Wirtschaft<br />
braucht ein global operierendes<br />
Bankhaus,das in der Topliga der<br />
international führenden Banken<br />
mitspielt“, sagte Präsidiumsmitglied<br />
Harald Christ.<br />
Die Gewerkschaft Verdi sieht jedoch<br />
Zehntausende Arbeitsplätze in<br />
80 ProzentStickoxidminderung bei Dieselfahrzeugensind möglich –aber nur im Sommer<br />
FOTO: JAN HÜBNER/IMAGO<br />
Gefahr. „Dass da einfach zugeguckt<br />
wird, davon kann niemand ernsthaft<br />
ausgehen“, sagte Verdi-Chef Frank<br />
Bsirske. Kanzleramtsminister Helge<br />
Braun bezeichnete die Arbeitsplätze<br />
als „sehr,sehr relevanten Punkt“. Der<br />
Industrieverband BDI reagiert vorsichtig:<br />
„Nur wenn das Zusammengehen<br />
eine stärkere Institution<br />
schafft, ist es zielführend.“ Die<br />
Monopolkommission warnte davor,<br />
dass die neu entstehende Bank ein<br />
tungen hatte der ADACschon vorgut<br />
einem Jahr per Test belegt. Bei der<br />
neuen Untersuchung ging es nun um<br />
den Langzeiteffekt.<br />
„Die gute Nachricht ist: 80 Prozent<br />
Minderung sind möglich“, sagte<br />
ReinhardKolke,der Leiter des ADAC-<br />
Technikzentrums im bayerischen<br />
Landsberg amLech, wo die nachgerüsteten<br />
Fahrzeuge getestet wurden.<br />
Bei sommerlichen Temperaturen<br />
hätten es die Systeme geschafft, den<br />
Stickoxidausstoß unter den mittlerweile<br />
festgesetzten Grenzwert von<br />
270 Milligramm pro Kilometer zu<br />
drücken.<br />
Diese Grenzehatte die Bundesregierung<br />
zum Jahreswechsel als eine<br />
von diversen Voraussetzungen für<br />
eine Zulassung von Nachrüstsystemen<br />
festgelegt. Sinken die Außentemperaturen<br />
allerdings unter fünf<br />
Grad Celsius,dürfen es zwar 540 Milligramm<br />
sein –das schafften die etwa<br />
1500bis3000Euro teurenSystemeim<br />
Test aber nicht. Das ist aus Sicht des<br />
ADACbesondersärgerlich,weilniedrige<br />
Temperaturen nicht automatisch<br />
einen höheren Schadstoffausstoß<br />
bedeuten. Vielmehr fahren<br />
demnach die ab Werk eingebauten<br />
Abgasnachbehandlungen bei Kälte<br />
ihreLeistung herunter.<br />
In welchem Ausmaß sie das tun,<br />
sei aber unklar –weil die Fahrzeughersteller<br />
die Werte nicht verraten,<br />
wie es beim ADAC heißt. Die Folge:<br />
DieHersteller der Nachrüstsätzeseien<br />
nicht in der Lage, die Katalysatorenpräzise<br />
anzupassen. Auch sei der<br />
Spritverbrauch stärker gestiegen, als<br />
es bei den Nachrüstungen eigentlich<br />
Systemrisikoseinkönnte.AnderBörse<br />
stiegen die beiden Aktien um mehrere<br />
Prozent.<br />
Wie viele Stellen können wegfallen?<br />
DieSchätzungen gehen weit auseinander.Verdi-Chef<br />
Bsirske sagte,es<br />
stünden bis zu 30000 Arbeitsplätze<br />
„imFeuer“.KlausNiedingvomAktionärsverein<br />
DSW spricht sogar davon,<br />
dass bis zu 50000 Stellen wegfallen<br />
könnten. Bei diesen Kalkulationen<br />
spielt eine Rolle,wie die Überschneidungen<br />
in den geschäftlichen Aktivitäten<br />
beurteilt werden.<br />
Zusammengerechnet haben beide<br />
Institute 130000 Beschäftigte.Offensichtlich<br />
ist, dass eine große Zahl<br />
von Filialen dichtgemacht würde.<br />
Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung<br />
zahlreiche Dienstleistungen<br />
ins Internet verlagert werden<br />
können. Auch in der Verwaltung<br />
dürfte es einen Jobabbau geben. Die<br />
Banken unterhalten riesige Verwaltungsapparate,<br />
auch weil Aufsicht<br />
und Regulierung ausgebaut wurden.<br />
Wasbedeutet das für die Kunden?<br />
Filialen würden sicher zusammengelegt,<br />
sodass die Wege hier und<br />
dalängerwerden.Schwerabzuschätzen<br />
ist das wegen der Postbank, die<br />
zur Deutschen Bank gehört, mit<br />
ihren Filialen aber oft in Zweigstellen<br />
der Deutschen Post untergebracht<br />
ist. Die Konditionen würden sich<br />
wohl nicht verschlechtern, denn gerade<br />
bei Privatkunden gibt es mit<br />
Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken<br />
sowie Onlineanbietern weiterhin<br />
eine starke Konkurrenz.<br />
Anders kann das bei den Firmenkunden<br />
aussehen, die meist auf zwei<br />
Finanzpartner Wert legen, um nicht<br />
von einem abhängig zu sein. Sitzen<br />
Deutsche Bank und Commerzbank<br />
unter einem Dach, dürften sich viele<br />
Unternehmen noch ein konkurrierendes<br />
Institut ins Haus holen.<br />
Welche Rolle spielt der Staat?<br />
DerStaat ist mit 15 Prozent an der<br />
Commerzbank beteiligt. Gleichzeitig<br />
ist die Deutsche Bank so bedeutsam,<br />
dass auch dortnichts Grundlegendes<br />
ohneRücksprachemitderBundesregierung<br />
geschieht. Vermutlich würde<br />
der Staat seine Beteiligung in einem<br />
neuen Institut behalten, es wären<br />
dann wohl rund 5Prozent. Ein Verkauf<br />
brächte im Moment einen hohen<br />
Verlust und würde an den Kapitalmärkten<br />
als Misstrauen gegen die<br />
fusionierte Bank verstanden.<br />
Und wenn die Fusion scheitert?<br />
Einfach wieder zur bisherigen<br />
Strategie des Alleingangs zurückzukehren<br />
wäre dann wenig überzeugend.<br />
Der Druck des Kapitalmarkts<br />
auf die Institute,eine zukunftsträchtige<br />
Lösung zu finden, würde steigen.<br />
Dann könnten über kurz oder lang<br />
doch Übernahmen durch ausländische<br />
Institute zur Debatte stehen.<br />
Die ersten Nachrüstsysteme für<br />
Dieselfahrzeuge dürften nach<br />
Ansicht des ADAC indiesem Herbst<br />
auf den Markt kommen. Untersuchungen<br />
des Autofahrerclubs zufolge<br />
sind die Hardwarelösungen in der<br />
Lage,den Stickoxidausstoß der Autos<br />
dauerhaft um bis zu 80 Prozent zu<br />
senken.<br />
Im Langzeitalltagstest über 50000<br />
Kilometer zeigten sich allerdings<br />
noch einige Konstruktionsschwächen<br />
und vorallem ein entscheidendes<br />
Manko: Wenn es draußen kühler<br />
wird, reicht auch die Nachrüstung<br />
nicht aus,umdie vonder Bundesregierung<br />
vorgegebenen Grenzwerte<br />
einzuhalten. Die grundsätzliche<br />
Wirksamkeit von Hardwarenachrüserlaubt<br />
ist. DieBilanz des ADACfällt<br />
deshalb durchwachsen aus.Die Hersteller<br />
der Nachrüstsysteme sollten<br />
nachbessern –und die Hersteller täten<br />
gut daran, dabei mit ihnen zusammenzuarbeiten.<br />
Diese seien jetzt<br />
in der Pflicht, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />
des ADAC Württemberg,<br />
Dieter Roßkopf.<br />
Er warnte auch davor,sich darauf<br />
zu verlassen, dass es schon keine weiteren<br />
Fahrverbote geben werde. Sie<br />
sollen künftig in der Regel erst ab<br />
einer Belastung von50Mikrogramm<br />
Stickoxid (NO 2 )pro Kubikmeter Luft<br />
als verhältnismäßig gelten. Der<br />
Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.<br />
„Man sollte nicht vergessen, dass wir<br />
Teil der EU sind“, sagte Roßkopf. Und<br />
dortgehe der Trend eindeutig eher zu<br />
noch schärferen Grenzwerten. (dpa)<br />
5G-Auktion<br />
soll heute<br />
beginnen<br />
DerStreit um dasneue<br />
Datennetz ebbt nichtab<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Noch nie war die Vergabe von<br />
Funklizenzen so umstritten.<br />
Pünktlich um 10 Uhr soll an diesem<br />
Dienstag in einer ehemaligen Kaserne<br />
in Mainz-Gonsenheim die Versteigerung<br />
der Frequenzen für die<br />
neue superschnelle Mobilfunktechnik<br />
5G beginnen. Doch es gibt heftige<br />
Kritik an dem Verfahren. Vielfach<br />
wurde gefordert, die Auktion zumindest<br />
zu vertagen, um Fragwürdiges<br />
zu klären. Auch die Rolle des umstrittenen<br />
Netzwerkausrüsters Huawei<br />
wirdweiterfür Diskussionen sorgen.<br />
In letzter Minute warnt nun auch<br />
noch die mächtige Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi, die unter anderemstarkbei<br />
der Deutschen Telekom<br />
und bei Vodafone vertreten ist. „Jetzt<br />
ist politische Entschlusskraft gefragt:<br />
Die Frequenzauktion muss verschoben<br />
werden, und Rahmenbedingungen<br />
müssen neu sortiert werden“,<br />
sagte Christoph Heil, Telekommunikationsexperte<br />
bei Verdi. Er befürchtet,<br />
dass die Versteigerung zum Rohrkrepierer<br />
wird, der letztlich dazu führe,<br />
dass sich der Netzausbau „über<br />
Jahre“ verzögere.<br />
HintergrundsinddievonderBundesnetzagentur<br />
festgelegten Spielregeln,<br />
gegen die unter anderem auch<br />
die drei Mobilfunknetzbetreiber (Telekom,<br />
Vodafone, Telefónica) in<br />
einem Eilverfahren erfolglos geklagt<br />
hatten. Der Stein des Anstoßes: Die<br />
Behörde hat ein sogenanntes Verhandlungsgebot<br />
festgezurrt.<br />
DenFirmen wirdvorgeschrieben,<br />
dass sie Konkurrenten die Möglichkeit<br />
einräumen müssen, gegen eine<br />
Gebühr ersteigerte Frequenzen mit<br />
zu nutzen. Gibt es beim Mietpreis<br />
keine Einigung, will sich die Netzagentur<br />
als Schiedsrichter einschalten.<br />
Aus Sicht der Konzerne schafft<br />
eine solche Regelung rechtliche Unsicherheit,<br />
weil nicht klar sei, was<br />
letztlich bei diesem Prozedere herauskommt.<br />
Das Teilen von Frequenzen kann<br />
nicht nur den Wert erworbener Lizenzen<br />
verringern. Heil befürchtet,<br />
dass „Banken und Investoren nicht<br />
bereit sein könnten, die Risiken im<br />
regulatorischen Umfeld zu finanzieren“.HinzukämenKostenfürdenErwerb<br />
derLizenzenselbst. Es geht um<br />
Milliarden. Wobei Branchenkenner<br />
vermuten, dass der Vierte im Bieterbunde,die<br />
FirmaDrillisch, die Preise<br />
nach oben treiben könnte. Welche<br />
Mechanismen wirken werden, ist<br />
schwer vorherzusehen.<br />
Bei der legendären Versteigerung<br />
der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000<br />
wurden rund 50 Milliarden Euro fällig.<br />
Beider jüngsten Auktion 2015 waren<br />
des 5,1 Milliarden. Heil befürchtet<br />
jedenfalls „Schuldendruck und<br />
Umsatzrisiken“ für Netzbetreiber.<br />
Das seien die größten Gefahren für<br />
die Arbeitsplätze in den Unternehmen.<br />
Und: „Geld, das für die Auktion<br />
ausgegeben wird, kann nicht mehr in<br />
die Infrastruktur gesteckt werden.“<br />
Gleichwohl gibt die Netzagentur den<br />
Erwerbern der Lizenzen auch noch<br />
vor, dass sie bis Ende 2022 die Versorgung<br />
mit mobilen Breitbandzugängen<br />
deutlich ausbauen sollen.<br />
Netzagenturchef Jochen Homannvergibt<br />
die Funklizenzen.<br />
FOTO: BORIS ROESSLER/DPA
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
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Meinung<br />
Fahrverbot<br />
ZITAT<br />
Es hätte auch anders<br />
kommen können<br />
Peter Neumann<br />
hält den Senatsplan für saubere<br />
Luft für relativ autofahrerfreundlich.<br />
Was Senatorin Regine Günther am<br />
Montag präsentierte,scheint aus einer<br />
Folterkammer für Kraftfahrer zu<br />
stammen. Mehr Parkzonen, höhere Parkgebühren,<br />
mehr Tempo 30 und 15 Durchfahrverbote<br />
für Diesel bis Euro 5: Das<br />
sieht der Entwurf des Luftreinhalteplans<br />
vor. Er wird viele <strong>Berliner</strong> aufschrecken<br />
und der Opposition als Munition dienen.<br />
Doch so verständlich die Verärgerung<br />
auch ist: Bei diesem Thema ist der Senat<br />
nicht der vorrangige Ansprechpartner.<br />
Bereits seit 1999 gibt es aus Brüssel die Ansage,<br />
dass die Stickoxidbelastung gesenkt<br />
werden muss. Seit 2010 gilt der jetzige<br />
Grenzwert, seit 2014 akzeptiert die EU<br />
keine Überschreitungen mehr. Doch anstatt<br />
zu handeln, lavierte der Bund. Autohersteller<br />
nahmen sein Zaudernals Einladung,<br />
um Manipulationstechniken zur<br />
Umgehung der Umweltanforderungen zu<br />
entwickeln. Weil andere nicht oder falsch<br />
handelten, muss der Senat handeln –und<br />
die Dieselnutzer müssen das ausbaden.<br />
ZurWahrheit gehörtaber auch, dass es<br />
für die Kraftfahrer trotz allem glimpflich<br />
ausgeht. Vonfrüheren Senatskonzepten,<br />
die gesamte Innenstadt für Autos mit hohen<br />
Abgaswerten zu sperren, ist keine<br />
Rede mehr.Dass Parken Geld kostet, ist in<br />
Metropolen die Regel, der <strong>Berliner</strong> Anwohnerparkausweis<br />
bleibt mit 20,40 Euro<br />
für zwei Jahre sehr preiswert. Nur auf 2,4<br />
Kilometern des 6500 Kilometer langen<br />
Straßennetzes werden Durchfahrverbote<br />
für Diesel verhängt, die Abschnitte sind<br />
von symbolischer Länge. Für intensive<br />
Kontrollen hat die Polizei genauso wenig<br />
Personal wie für die Überwachung der<br />
Tempo-30-Bereiche.Bei Licht besehen ist<br />
es also ein Konzept, das KraftfahrernHärten<br />
ersparen will. Für Berlins Autonutzer<br />
hätte es auch anders kommen können.<br />
Bankenfusion<br />
Nichts aus<br />
der Krise gelernt<br />
Andreas Niesmann<br />
glaubt nicht, dass ein neues deutsches<br />
Großinstitut Vorteile bringt.<br />
Wie sich die Debatte gedreht hat:<br />
Noch vor zehn Jahren gab es praktisch<br />
keinen Politiker,der nicht vorzugroßen<br />
Banken gewarnt hätte. Ein neuer Begriff<br />
wurde geprägt: „systemrelevant“. Die<br />
Pleite der US-Bank Lehman Brothers<br />
hatte das Problem offensichtlich werden<br />
lassen: Zu große Geldhäuser können bei<br />
einer Insolvenz die gesamte Finanzarchitektur<br />
zum Einsturz bringen, weshalb sie<br />
nicht mehr pleitegehen dürfen. Im Zweifel<br />
rettet der Staat eine schlingernde Bank<br />
mit Steuermilliarden, weil deren Bankrott<br />
für die Gesellschaft noch viel teurer<br />
würde. Wenn es eine Lehre aus der Finanzkrise<br />
gab,dann diese: DerStaat sollte<br />
sich nie wieder durch Banken erpressen<br />
lassen. Dasist alles vergessen.<br />
Heute sendet ein sozialdemokratischer<br />
Finanzminister seit Monaten Signale<br />
aus, dass die Bundesregierung eine<br />
Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank<br />
begrüßen würde. Deren Vorstände<br />
lassen sich vonder Politik zu etwas<br />
drängen, dass sie selbst bereits mehrfach<br />
verworfen hatten. Und die Aktienmärkte<br />
bejubeln auch noch das Einknicken<br />
zweier ehemals stolzer Institute vor der<br />
staatlichen Kuppelei. Offenbar haben sie<br />
alle nichts aus der Bankenkrise gelernt.<br />
Das wichtigste Argument der Fusionsbefürworter<br />
ist die vage Hoffnung, eine<br />
Deutsche Commerzbank könne den Finanzriesen<br />
aus den USA und Asien die<br />
Stirnbieten. Doch selbst wenn die Fusion<br />
gelingt, selbst wenn nach vielen Jahren<br />
der Integration und immenser Restrukturierungskosten<br />
ein konsolidiertes Institut<br />
entstehen sollte, gehört es noch lange<br />
nicht zur Weltspitze. Viel wahrscheinlicher<br />
ist, dass die Wettbewerber bis dahin<br />
noch weiter davongezogen sind.<br />
Der Kater ist schon da<br />
Eine Schicksalswoche für die EU? Bei<br />
aller Zurückhaltung, was Superlativedieser<br />
Artangeht: Diese Woche<br />
wird inder Tatdarüber entscheiden,<br />
wie die Europäische Union in der näheren<br />
Zukunft aussehen wird. Es geht um die<br />
Frage, obdie Briten den Klub verlassen werden<br />
oder nicht –und wenn ja, wann?<br />
Undesgeht um die Verfasstheit einer Parteienfamilie,<br />
die bislang zu den stützenden<br />
Säulen der EU gehörte, wie wir sie kennen.<br />
Schmeißen die Konservativen die Fidesz-<br />
Partei des ungarischen Ministerpräsidenten<br />
Viktor Orbán aus der Europäischen Volkspartei<br />
und legen damit vielleicht den Grundstein<br />
für eine Neuordnung des Europäischen<br />
Parlaments, die den Rechtspopulisten auf<br />
dem Kontinent mehr Einfluss geben könnte,<br />
als gut wärefür die EU?<br />
DieEUsteckt in einer existenziellen Krise.<br />
Sieist gefährlicher als 2005, dem Jahr,als der<br />
Verfassungsvertrag scheiterte, weil die Franzosen<br />
und die Niederländer in Volksabstimmungen<br />
eine Reform der Union ablehnten.<br />
Im Vergleich zur verzwickten Lage,inder die<br />
EU heute steckt, war das nur ein Problemchen.<br />
DieEUhat das überstanden. Ob sie die<br />
aktuelle Krise übersteht, vor allem aber ob<br />
sie nach dieserWoche und den Europa-Wahlen<br />
Ende Mainoch aussehen wirdwie heute,<br />
das ist dagegen längst noch nicht ausgemacht.<br />
Wenn Großbritannien am 29. Märzungeregelt<br />
aus der EU austreten sollte, weil etwa<br />
die Rechtspopulisten in der italienischen Regierung<br />
beim EU-Gipfel Ende derWoche ihre<br />
Zustimmung zu einer Verlängerung der Austrittsfrist<br />
verweigern, dann werden auch die<br />
Kontinentaleuropäer vomBrexit-Chaos mitgerissen.<br />
Dieses Szenario ist zumindest<br />
denkbar, denn die Brexiteers im Vereinigten<br />
Esist billig, ja primitiv, wenn sich ausgerechnet<br />
Deutsche über die sehr kontrovers<br />
geführten Brexit-Debatten im britischen<br />
Unterhaus erheben. Der Spiegel tönt vom<br />
„House of Chaos“, andere belassen es beim<br />
„Trauerspiel“. Beialler Freude an Satire–esist<br />
grenzwertig, wenn Oliver Welke das Unterhaus<br />
als„Demenzklinik“ und Theresa Mayals<br />
„Sado-Mayso“-Tante schmäht, die sich in Demütigungen<br />
bade,anstatt zurückzutreten.<br />
Zum einen verdient der in Jahrhunderten<br />
entwickelte britische Parlamentarismus<br />
höchsten Respekt; zum anderen gilt es zu verstehen,<br />
dass es Zeit erfordert, um die tiefgehende<br />
Spaltung des Landes mit den Mitteln<br />
der repräsentativen Demokratie zu überwinden.<br />
In den vergangenen Wochen sahen wir<br />
von dieser kräftezehrenden Prozedur immer<br />
wieder durchaus beeindruckende Ausschnitte<br />
im Fernsehen.Wo bitte erlebt man in<br />
Deutschland je derart engagierte Debatten?<br />
Wiewürde Angela Merkel aussehen, wenn sie<br />
tagelang Auge in Auge mit den Oppositionsführern,<br />
zudem bedrängt aus den eigenen<br />
Reihen, in ständigem und öffentlichem Wortwechsel<br />
Rede und Antwort stehen müsste?<br />
Gemessen an den althergebrachten Gepflogenheiten<br />
und der Sitzordnung des Unterhauses<br />
ist unser Bundestag eine sterile,autoritärverregelte<br />
Zwangsveranstaltung.<br />
Das Unterhaus pflegt die schnelle Rede<br />
und Gegenrede, nicht das vorgestanzte Bekenntnis.<br />
Im Bundestag gilt es als „Sternstunde<br />
des Parlaments“, wenn alle zwei Jahre<br />
der Fraktionszwang wegen materiell neben-<br />
Brexit und EVP<br />
EU in der<br />
Klemme<br />
Damir Fras<br />
sieht das Bündnis voreiner entscheidenden Woche, an<br />
deren Ende es für immer verändertsein könnte.<br />
Königreich und die Populisten in Europa eint<br />
die Lust an der Zerstörung.<br />
Wird der Brexit verschoben, ist nicht ausgeschlossen,<br />
dass die Briten an der Europa-<br />
Wahl teilnehmen werden. Ein Land, dessen<br />
Wählerschaft 2016 mehrheitlich für den Austritt<br />
aus der EU gestimmt hat, könnte dann<br />
mitreden, wenn um die neue EU-Kommission<br />
gestritten werden. Es ist, das darf man<br />
nicht vergessen, ein Land, in dem die Mehrheit<br />
derWählerinnen undWähler nicht mehr<br />
Teil der EU sein will, weil sie einer in der EU-<br />
Geschichte beispiellosen Lügen- und Desinformationskampagne<br />
aufgesessen sind. Und<br />
ausgerechnet dieses Land würde dann mitentscheiden<br />
können, wer künftig wie viel<br />
Geld aus Brüssel bekommen soll. Bizarr.<br />
KOLUMNE<br />
Brexit:<br />
Dem Unterhaus<br />
gebührt Respekt<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
sächlicher Entscheidungen aufgehoben und<br />
über kleine Änderungen im Abtreibungsoder<br />
Eherecht abgestimmt wird. Andererseits<br />
werden zentrale Fragen wie das Abschalten<br />
der Atomkraftwerke,der Einigungsvertrag mit<br />
der DDR, der Kohleausstieg oder die Grenzöffnung<br />
für eine Million Flüchtlinge entweder<br />
mit teutonischem Furor durchgezogen oder<br />
in öffentlichkeitsscheuen Kommissionen verhandelt.<br />
Die politischen Verwerfungen, die<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
Das Dilemma, in dem die Europäische<br />
Volkspartei wegen Viktor Orbán steckt, ist<br />
nicht minder brisant. Mitte der Woche wird<br />
sich entscheiden, ob der nationalkonservative<br />
Regierungschef Ungarns, der sich mit<br />
anti-europäischen Kampagnen die Macht in<br />
seinem Land gesichert hat, aus der EVP geworfen<br />
wird oder nicht. Darf Orbáns Partei<br />
Mitglied der EVP bleiben, wäre der Wahlkampf<br />
des Deutschen Manfred Weber<br />
schwer belastet. Noch ist der CSU-Mann ein<br />
aussichtsreicher Anwärter auf den Posten<br />
des neuen EU-Kommissionspräsidenten.<br />
Wenn er sich allerdings auch vonden Fidesz-<br />
Leuten zum Chef der Brüsseler Behörde<br />
wählen lassen sollte, dann würde das von<br />
Webers politischen Gegnern als Einknicken<br />
vorden Europa-Feinden gewertet.<br />
Muss Fidesz die EVP verlassen, sieht es<br />
nicht besser aus.Schon heute träumen Europas<br />
Populisten voneiner Allianz der EU-Gegner,die<br />
theoretisch die zweitstärkste Kraft im<br />
Europäischen Parlament hinter den Konservativen<br />
werden könnte.Webers Pläne,die EU<br />
zu reformieren, könnten sich damit schnell<br />
erledigt haben.<br />
DieEUhat längst ihreBindungskraft verloren,<br />
und die wichtigsten Mitgliedsstaaten<br />
Deutschland und Frankreich sind sich nicht<br />
einig. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel<br />
Macron schlägt, auch um die Gelbwesten-Bewegung<br />
in seinem Land in den Griff<br />
zu bekommen, der EU einen Linkskurs vor.<br />
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
antwortet darauf mit einer Ideensammlung,<br />
die bestenfalls den Status quo bewahrt–abgesehen<br />
einmal vomVorschlag, einen europäischen<br />
Flugzeugträger zu bauen. Auch das<br />
ist bizarr,mehr gibt es dazu nicht zu sagen –<br />
leider.Vor allem aber ist es keine Antwortauf<br />
die existenzielle Krise der EU.<br />
solchen Hauruckaktionen folgen, müssen<br />
hinterher,oft jahrzehntelang, bearbeitet werden,<br />
ohne dass sich jemand zu seiner Verantwortung<br />
bekennen würde.<br />
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn<br />
die Legislative–hier dasbritische Unterhaus<br />
– in einer schwierigen Frage die Führung<br />
übernimmt und die Regierung in ihren<br />
Handlungsmöglichkeiten bindet. Immerhin<br />
erreichte Winston Churchill im Frühjahr<br />
1940 so, dass die bequeme Politik des Appeasements<br />
gegenüber dem verbrecherischen<br />
Nazideutschland ihr Ende fand! Jedoch<br />
muss die parlamentarische Einschränkung<br />
ihrer Macht für Theresa May kein<br />
Grund zum Rücktritt sein. Sie akzeptiert die<br />
Lage und trägt ihren kleiner gewordenen Teil<br />
dazu bei, einen Konsens zu erstreiten, mit<br />
dem die tiefe Gespaltenheit des Parlaments<br />
und der Nation überwunden werden kann.<br />
Die britischen Parlamentarier und die britische<br />
Gesellschaft benötigen für eine hochkomplexe<br />
Entscheidung noch mehr Zeit. Die<br />
sollten sie bekommen.<br />
Später wäredann zu fragen, wie schädlich<br />
der Versuch des May-Vorgängers David Cameron<br />
gewesen ist, eine gut funktionierende<br />
parlamentarische Ordnung mittels Ja-Nein-<br />
Volksabstimmung auszuhebeln. Merke: Unter<br />
dem verführerischen Stichwort „Partizipation“<br />
propagieren SPD, Linke, Grüne und<br />
AfD die Ausweitung plebiszitärer Entscheidungen<br />
inDeutschland –damit schwächen<br />
sie die sehr viel bessere repräsentative Ordnung.<br />
„Männer<br />
sahnen oft<br />
das Lob ab,<br />
wenn Frauen gute<br />
Ideen haben.“<br />
Sheryl Sandberg,<br />
Facebook-Geschäftsführerin,<br />
im Interview mit dem Handelsblatt<br />
zum bundesweiten<br />
„Equal Pay Day“ amMontag<br />
AUSLESE<br />
Der Kreuzzug<br />
von Erdogan<br />
In der Türkei ist der rassistisch motivierte<br />
Anschlag im neuseeländischen<br />
Christchurch zum Wahlkampfthema<br />
avanciert. Staatspräsident Recep Tayyip<br />
Erdogan interpretierte die Nachricht vom<br />
Mord an 50 Menschen in seiner Kampagne<br />
zu den landesweiten Kommunalwahlen<br />
als Fortsetzung der christlichen Bedrohung<br />
seit den Kreuzzügen. „Ich will<br />
keinen neuen Krieg zwischen Kreuzfahrern<br />
und dem Halbmond, aber wir werden<br />
nicht zögern zutun, was nötig ist“,<br />
sagte er laut regierungsnahen Medien.<br />
Zuvorhatte ein Sprecher vonErdogans<br />
islamischer Regierungspartei AKP unter<br />
Bezug auf ein Manifest des Rechts-Terroristen<br />
Brenton Tarrant, der die Türkei offenbar<br />
mehrfach besucht hatte, erklärt,<br />
dass eine „Atmosphärevon Islamophobie<br />
und Turkophobie“ im Westen den Anschlag<br />
erst ermöglicht habe.„Verbrennen,<br />
zerstören, töten. Die Islamophobie der<br />
westlichen Kreuzzügler wächst weiter“, so<br />
die islamistische <strong>Zeitung</strong> Yeni Akit.<br />
DieOpposition übte allerdings scharfe<br />
Kritik daran, dass Erdogan bei mehreren<br />
Wahlreden die international geächteten<br />
Videoaufnahmen der Tat, die Tarrant<br />
selbst drehte, abspielen ließ, um damit<br />
Wählerstimmen zu gewinnen. Die unabhängige<br />
Nachrichtenwebseite T24 zitierte<br />
den Sprecher der größten Oppositionspartei<br />
CHP, Faik Öztrak, mit den Worten:<br />
„Videos zu zeigen, die mit dem Ziel der<br />
Propaganda in den Medien gemacht wurden,<br />
ist inakzeptabel.“ Frank Nordhausen<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Fall Rebecca: Polizei<br />
geht auch Hinweisen<br />
von Hellsehernnach<br />
Seite 13<br />
Kultursenator prüft Rettung des Rockhauses in Lichtenberg Seite 10<br />
CDU und ADFC fordern Sammelstelle für Schrottfahrräder Seite 11<br />
Stadtbild<br />
Helden<br />
der Kindheit<br />
Martin Klesmann<br />
staunt über die Mottopartys<br />
der Abiturienten.<br />
Überall in Berlin fallen jetzt wieder<br />
verkleidete, teilweise angetrunkene<br />
junge Menschen auf. Es<br />
handelt sich um Abiturienten, die<br />
ihre letzte Schulwoche haben und<br />
das zum Anlass nehmen, schon morgens<br />
zu feiern: mit Mottotagen. Eine<br />
ganzeWoche lang. Jeden Tagein anderes<br />
Motto: „Bad taste“ bedeutet,<br />
dass die Jugendlichen sich so hässlich<br />
wie möglich kleiden. Beim viel<br />
belachten „Geschlechtertausch“-<br />
Klamauk ziehen sich die Jungs Kleider<br />
oder Röcke an und schminken<br />
sich, während die Mädchen Anzug<br />
tragen und sich gerne noch einen<br />
Bart ins Gesicht malen. Unter dem<br />
Motto „Flowerpower“ gehen alle als<br />
Hippies,einen Tagspäter werden sie<br />
zu „Zwillingen“, und tags drauf ahmen<br />
sie den Kleidungsstil ihrer Lehrernach.<br />
Ein besonders beliebtes Motto<br />
heißt „Helden der Kindheit“. Die<br />
mehr oder weniger volljährigen<br />
Abiturienten kleiden sich an diesem<br />
Tagnach den Lieblingsfiguren ihrer<br />
ganz jungen Jahre: Viele gehen als<br />
Bobder Baumeister,als HarryPotter,<br />
als Teletubbies oder auch als Conni<br />
mit der Schleife im Haar. ImSüden<br />
der Stadt ging am Montag sogar ein<br />
Abiturient als sein eigener Großvater.Sein<br />
Held der Kindheit eben. Für<br />
Elternist es anrührend zu sehen, wie<br />
sich die widerspenstigen Teenager<br />
noch einmal in die kleinen Kinder<br />
voneinst verwandeln.<br />
Viel Lehrer sind indes recht genervt<br />
von diesen überschwänglichlauten<br />
Festivitäten, zumal nicht wenige<br />
Schüler tatsächlich alkoholisiert<br />
am Unterricht teilnehmen.<br />
Pädagogen fragen sich, wieso die<br />
Schüler noch vor den Abi-Prüfungen<br />
so hart feiern müssen. Nicht<br />
wenige Schulen versuchen, ein<br />
striktes Alkoholverbot durchzusetzen.<br />
Meist vergeblich. Verschärft<br />
wird die ohnehin angespannte Situation<br />
noch, wenn der Mottotag<br />
„Assis“ dran ist und alle Schüler<br />
mit Jogginghose, Discounter-Plastiktüte<br />
oder Unterhemd in der<br />
Schule auftauchen. Klar ist, dass<br />
diese Mottotage allerlei Klischees<br />
bemühen und keinesfalls politisch<br />
korrekt sind. Womöglich liegt darin<br />
sogar der besondere Spaß, den einige<br />
Abiturienten dabei verspüren.<br />
Auffällig auch, dass anlässlich des<br />
Mottotages „Zeitkapsel“ Abiturienten<br />
die Zukunftsthemen lieber ausblenden.<br />
Nurwenige stellen dar,was<br />
sie in ein paar Jahren beruflich erreicht<br />
haben wollen. Viel wichtiger<br />
ist ihnen anlässlich der Mottowochen<br />
der infantile Regress: Einfach<br />
noch einmal Quatsch machen.<br />
Motto „Zeitreise“: So feierten <strong>Berliner</strong><br />
Abiturienten einst in Pankow. DAVID OLIVEIRA<br />
Vorbild Rummelsburger Bucht: Die Obdachlosen im Camp werden bis Ende April geduldet, Sozialarbeiter von Karuna kümmernsich jeden Tagumsie.<br />
VonStefan Strauß<br />
Ihr Vorschlag kommt überraschend:<br />
Sozialsenatorin Elke<br />
Breitenbach (Linke) will obdachlose<br />
Menschen vorübergehend<br />
in Zelten unterbringen. In<br />
anderen Ländernhabe man mit diesen<br />
Zeltstädten gute Erfahrungen<br />
gemacht, sagte die Senatorin.<br />
Grundsätzlich seien alle Brachen als<br />
Standorte für solche Camps geeignet,<br />
heißt es in einem internen Arbeitspapier,das<br />
Breitenbach mit den<br />
Sozialstadträten der Bezirke und den<br />
Einrichtungen der Obdachlosenhilfe<br />
abgestimmt hat. Ihre Koalitionspartner<br />
dagegen hat sie mit ihrer Ankündigung<br />
überrascht und irritiert. Und<br />
das sorgt für Missstimmung in der<br />
Koalition.<br />
„Mir fehlt die Fantasie, was an<br />
diesem Konzept der Lösungsansatz<br />
sein soll“, sagt zum Beispiel die<br />
sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion,<br />
Fatos Topaç. Es wäre<br />
schön gewesen, hätte die Senatorin<br />
mit den Koalitionspartnern imVorfeld<br />
darüber diskutiert.„Nun bleiben<br />
viele Fragen.“ Fatos Topaç sagt,<br />
Campingplätze für Obdachlose<br />
seien keine angemessene sozialpolitische<br />
Antwort. „Es muss andere<br />
Möglichkeiten der Hilfe geben. Zeltstädte<br />
wären der allerletzte Schritt<br />
und eine Bankrotterklärung.“<br />
BezirkMitte räumte rabiat<br />
Zeltlager für Obdachlose<br />
Sozialsenatorin Breitenbach irritiert mit ihrem Vorschlag die Koalitionspartner<br />
Die sozialpolitische Sprecherin der<br />
SPD-Fraktion, Ülker Radziwill, sagte<br />
am Montag, sie sei irritiert gewesen,<br />
als sie von Breitenbachs Idee gehört<br />
habe. „Ich wusste davon nichts und<br />
würde mir das Konzept vonder Senatorin<br />
gernmal erklären lassen.“ Ülker<br />
Radziwill meint, ganzjährige Unterkünfte<br />
und reguläre Wohnungen für<br />
Obdachlose seien sinnvoller.Aber sie<br />
wisse auch, dass es sehr schwierig sei,<br />
in Berlin geeignete Räume zu finden.<br />
Immer wieder hat es Zeltlager von<br />
Obdachlosen in der Stadt gegeben.<br />
Und immer wieder wurden sie geräumt,<br />
ohne sich mit Sozialarbeitern<br />
zu beraten und Hilfe anzubieten.<br />
Meist sind es Menschen aus östlichen<br />
EU-Ländern, die in Berlin ihr<br />
Glück gesucht haben und gescheitert<br />
sind. Sie campieren in Parks wie<br />
dem Tiergarten, am Berghain, an der<br />
Spree, in Unterführungen und unter<br />
Brücken. Vorallem der Bezirksbürgermeister<br />
von Mitte, Stephan von<br />
Dassel (Grüne) ging bisher rabiat gegen<br />
solche Camps vor. Er räumte sie,<br />
und die Obdachlosen zogen an andereOrteweiter.<br />
Ein berlinweit einheitliches Vorgehen<br />
aller Bezirke soll solche Alleingänge<br />
künftig verhindern. „Die Obdachlosen<br />
sind nicht weg, wenn wir<br />
„In Zeltstädten<br />
haben wir Zeit, um<br />
den Obdachlosen<br />
einen anderen<br />
Wegzuzeigen,<br />
als auf der Straße<br />
zu leben.“<br />
Elke Breitenbach (Linke),<br />
Senatorin für Arbeit, Integration<br />
und Soziales<br />
sie vonParkzuParkvertreiben“, sagt<br />
Elke Breitenbach. „Diese Realität<br />
müssen wir zur Kenntnis nehmen<br />
und neue Ideen entwickeln.“Wiedas<br />
gehen kann, ist Thema der Arbeitsgruppe,<br />
die sich an diesem Freitag<br />
erneut zusammenfindet.<br />
Die Zeit drängt, denn die Behörden<br />
vermuten, dass im Frühjahr,<br />
wenn die Notunterkünfte der Kältehilfe<br />
schließen, wieder mehr Menschen<br />
auf der Straße übernachten<br />
werden. DieSenatorin meint, für die<br />
Obdachlosen wäre es hilfreicher,<br />
wenn sie eine gewisse Zeit –imGe-<br />
spräch sind drei bis sechs Monate –<br />
in einem geduldeten Camp in Zelten<br />
leben und von Sozialarbeitern versorgt<br />
und betreut werden. In den<br />
Camps wird es Toiletten geben,<br />
Wasch- und Duschgelegenheiten sowie<br />
Müllbehälter.<br />
Erste Erfahrungen für solch eine<br />
Zeltstadt gibt es in der Rummelsburger<br />
Bucht. Dortprobieren Senat und<br />
der Bezirk Lichtenberg seit einigen<br />
Monaten so ein Hilfeprojekt aus. Es<br />
ist das erste seiner ArtinBerlin.<br />
„Es muss andere<br />
Möglichkeiten der<br />
Hilfe geben. Zeltstädte<br />
wären der<br />
allerletzte Schritt<br />
und eine Bankrotterklärung.“<br />
Fatos Topaç (Grüne),<br />
sozialpolitische<br />
Sprecherin der Fraktion<br />
Sozialarbeiter von Karuna bringen<br />
den Obdachlosen, meist sind es<br />
junge Menschen, Frühstück und<br />
Kohlen für den Ofen im Gemeinschaftszelt.<br />
Sie bieten ihnen jeden<br />
TagHilfe an, damit sie in das soziale<br />
Hilfesystem eingebunden werden,<br />
sich beraten lassen, zum Arzt gehen,<br />
eine Ausbildung starten und eine reguläreUnterkunft<br />
finden.<br />
Das Gelände gehört dem Land<br />
Berlin. BisEnde Aprildürfen die Obdachlosen<br />
dort bleiben, ohne dass<br />
sie geräumt werden. Dann allerdings<br />
sollen sie das Camp freiwillig verlas-<br />
BLZ/WÄCHTER; DIE GRÜNEN<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
sen, im besten Falle mit einer festen<br />
Bleibe in einer sozialen Einrichtung.<br />
Und einer Perspektive, die weiterführt<br />
als bis zum nächsten Schlafplatz<br />
auf der Straße.<br />
Einigen Obdachlosen konnten<br />
die Sozialarbeiter schon helfen. „Es<br />
gibt jetzt den Vorschlag, weitere solcher<br />
zeitlich befristeten Camps in<br />
der Stadt zu errichten,“ sagt die Sprecherin<br />
der Sozialverwaltung, Regina<br />
Kneiding. Wo genau und wann solche<br />
Zeltstädte entstehen könnten,<br />
wie viele Menschen dort leben und<br />
wer sie betreut, das sind Fragen, die<br />
noch geklärt werden müssen.<br />
Ebenso, obdie Stadt die Zelte aufstellt<br />
–oder ob es sogar Container<br />
sein werden. Fest steht, dass die Zeltstädte<br />
nicht in Wohngebieten liegen<br />
sollen, Konflikte mit Anwohnernwill<br />
der Senat vermeiden.<br />
Alle Bezirke werden in das gesamtstädtische<br />
Konzept einbezogen,<br />
denn Zeltstädte soll es nicht nur<br />
in der Innenstadt geben, sondern<br />
auch am Stadtrand. „Solche Zeltstädte<br />
werden immer nur eine Übergangslösung<br />
sein. Sie sind kein Ersatz<br />
für ein menschenwürdiges Leben“,<br />
sagt Behördensprecherin<br />
Kneiding. Und kein Obdachloser<br />
müsse dort leben, wenn er es nicht<br />
möchte.<br />
Orte der Ruhe und Zeit<br />
Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission, die etliche<br />
Obdachlose betreut, etwa in<br />
der Bahnhofsmission am Zoo, unterstützt<br />
die Pläne der Senatorin.<br />
„Es ist gut, dass nicht mehr weggeschaut<br />
wird“, sagt Sprecherin Ortrud<br />
Wohlwend. „Wir begrüßen das<br />
Gesamtkonzept für ein stadtweit<br />
einheitliches Vorgehen.“ Zeltstädte<br />
könnten Orte sein, an denen die<br />
Obdachlosen Zeit, Ruhe und Vertrauen<br />
finden. Sozialarbeiter begegnen<br />
ihnen dort „auf Augenhöhe“<br />
und mit Verständnis. „Für<br />
manche Obdachlose ist das ein<br />
Licht am Ende des Tunnels.“<br />
Stefan Strauß<br />
ist gespannt, ob das Konzept<br />
der Zeltstädte aufgeht<br />
NACHRICHTEN<br />
Greta Thunberg kommt zu<br />
Kundgebung in Mitte<br />
Dieschwedische Umweltaktivistin<br />
Greta Thunberg, die die weltweiten<br />
„Fridays-for-Future-Demonstration<br />
ausgelöst hat, kommt zur <strong>Berliner</strong><br />
Klimastreik-Kundgebung am<br />
29. Märzinden Invalidenparkin<br />
Mitte.Das teilte das <strong>Berliner</strong> Organisationskomitee<br />
am Montag mit. Die<br />
16-jährige Schwedin hatte mit ihrem<br />
„Schulstreik für das Klima“ 2018 vor<br />
dem schwedischen Reichstag begonnen,<br />
daraus erwuchs die Fridaysfor-Future-Bewegung.<br />
(mak.)<br />
Fortschritt in<br />
Tarifverhandlung bei der BVG<br />
Im Streit um höhereLöhne und andereVerbesserungen<br />
für die Beschäftigten<br />
der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG)ist eine Einigung weiterhin<br />
nicht ausgeschlossen. Nach einem<br />
Gespräch am Montag meldeten<br />
der Kommunale Arbeitgeberverband<br />
Berlin und die Gewerkschaft<br />
Verdieinen „Fortschritt in schwierigen<br />
Tarifverhandlungen“. Beide Seiten<br />
seien aufeinander zugegangen.<br />
Es sei deutlich geworden, dass „trotz<br />
auch gegensätzlicher Positionen<br />
eine Einigung über ein Gesamtpaket<br />
möglich erscheint“, sagte die KAV-<br />
Chefin Claudia Pfeiffer. (pn.)<br />
Jura-Studenten beraten<br />
Verbraucher kostenlos<br />
Falsch gelieferte Bestellungen, Ärger<br />
mit der Fluggesellschaft oder Abzocke<br />
bei Handyverträgen: Ab dem<br />
1. Aprilbieten Studenten der Humboldt-Universität<br />
eine kostenlose<br />
Rechtsberatung für Verbraucher an.<br />
Angenommen werden Fälle mit einem<br />
Streitwertvon bis zu 1000 Euro,<br />
teilte die Hochschule mit. Beider Arbeit<br />
in der sogenannten Humboldt<br />
Consumer Law Clinic sollen die Studenten<br />
Praxiserfahrungen sammeln.<br />
Siewerden vonerfahrenen Juristen<br />
angeleitet. Interessenten können<br />
ihreFälle per Mail schicken an:<br />
hclc@rewi.hu-berlin.de (dpa)<br />
Journalist Billy Six<br />
wieder in der Heimat<br />
Nach 119 Tagen Einzelhaft in einem<br />
venezolanischen Gefängnis ist der<br />
Journalist Billy SixamMontag nach<br />
Deutschland zurückgekehrt. Er landete<br />
gegen 16 UhrinTegel und<br />
wurde vonFreunden, Kollegen und<br />
AfD-Politikernbegrüßt. Er sagte,die<br />
Bundesregierung habe ihm wegen<br />
seiner politischen Einstellung die<br />
Hilfe verweigert. Dagegen würden er<br />
und seine Familie juristisch vorgehen.<br />
DasAuswärtige Amt wies die<br />
Anschuldigungen zurück. Dem<br />
32-Jährigen wirdSpionage und Landesverrat<br />
vorgeworfen. (ls.)<br />
Billy Six auf dem Wegvon Venezuela<br />
über Panama nach Berlin.<br />
SIX
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Etwatausend Musiker sollen das Lichtenberger Rockhaus nutzen.<br />
GETTY IMAGES; BLZ/WÄCHTER; DPA<br />
Das Rockhaus wirft seine Musiker raus<br />
Einer der größten Anbieter von Proberäumen will schließen –Kultursenator prüft Aufkauf des Gebäudes<br />
„Für mich ist<br />
ein nicht mehr<br />
tragbares<br />
finanzielles Risiko<br />
eingetreten.<br />
Daher muss ich<br />
eure Mietverträge<br />
zum 31. Mai 2019<br />
kündigen.“<br />
Dirk Kümmele,<br />
Rockhaus-Betreiber, ineiner Mail an<br />
seine Mieter<br />
VonAnnika Leister<br />
Aus dem Erdgeschoss klingen<br />
Gitarren, aus dem Nebenraum<br />
Trommeln, mittendrin<br />
ein Staubsauger. Giancarlo<br />
reinigt gerade den roten Teppich<br />
rund um sein Schlagzeug, gleich<br />
kommt sein nächster Schüler.Seit sieben<br />
Jahren gibt der 36-Jährige Musikunterricht<br />
im Lichtenberger Rockhaus,indem<br />
rund 1000 Künstler proben,<br />
unterrichten und Aufnahmen<br />
machen. Doch damit ist bald Schluss.<br />
Vorzwei Tagen haben die Mieter des<br />
Rockhauses eine Kündigung erhalten.<br />
PerMail. Siemüssen ausziehen –und<br />
zwar bis Ende Mai. „Wir sind ziemlich<br />
schockiert“, sagt Giancarlo,der seinen<br />
Nachnamen lieber nicht verraten will.<br />
„Nur zwei Monate –das ist sehr, sehr<br />
kurzfristig.“<br />
DasRockhaus ist ein alter Plattenbau<br />
in der Buchberger Straße in<br />
Lichtenberg. Die rund 200 Räume<br />
darin machte Dirk Kümmele, selbst<br />
Musiker, für jene fit, die sonst als<br />
Nachbarn nicht gern gesehen sind,<br />
weil sie zu laut sind. Es ist eines der<br />
größten Proberaum-Projekte in Berlin.<br />
Doch es steht schon seit langem<br />
unter Beschuss.<br />
Streit mit dem Eigentümer<br />
Noch ist die Buchberger Straße nicht<br />
besonders attraktiv,Brachen, Platten<br />
und die Deutsche Telekom gibt es<br />
hier.Doch in direkter Nähe rings um<br />
das Rockhaus sind für die kommenden<br />
Jahregroße Bauprojekte geplant<br />
– unter anderem ein Riesen-Bürokomplex<br />
für Start-ups.Die Platte des<br />
Rockhauses passt da nicht mehr<br />
rein, Musiker sind auch keine besonders<br />
lohnenswerte Zielgruppe.<br />
2015 kaufte Investor Shai Scharfstein<br />
das Rockhaus –kündigte erst<br />
und drohte danach sogar mit<br />
Zwangsräumung. Daskonnte Betreiber<br />
Dirk Kümmele vor Gericht abwenden.<br />
Das entschied: Der Mietvertraghabe<br />
Bestand –und zwar wie<br />
geplant bis 2023. Jetzt aber schickte<br />
Kümmele selbst den Mietern die<br />
Kündigung.<br />
Leider sei das Verhältnis zum Eigentümer<br />
nach den Streitigkeiten vor<br />
Gericht stark belastet, schreibt Kümmele.Neue<br />
Streitigkeiten folgten.„Ich<br />
spare mir die Details. Fakt ist aber,<br />
dass für mich ein nicht mehr tragbaresfinanzielles<br />
beziehungsweise existenzielles<br />
Risiko eingetreten ist. Auch<br />
und vor allem zum Schutze meiner<br />
Familie kann ich diese Risiken nicht<br />
mehr weiter eingehen.“ Das Rockhaus<br />
müsse Ende Juni „komplett geräumt<br />
und besenrein“ übergeben<br />
werden. „Daher muss ich eure Mietverträge<br />
entsprechend in Kürze zum<br />
31.05.2019 kündigen.“<br />
Weiter schreibt Kümmele,dass er<br />
seit einem halben Jahr intensiv nach<br />
einem Objekt suche, umdas Rockhaus<br />
zu verlegen. Doch auf dem<br />
Marktsei nichts zu finden, das ähnliche<br />
Mieten wie bisher ermögliche.Er<br />
GESCHICHTE<br />
2007 2016 2017<br />
• • •<br />
Dirk Kümmele gründet in einem<br />
Lichtenberger Plattenbau<br />
das Rockhaus. Er versieht<br />
das frühere Bürogebäude<br />
mit Schallschutz und<br />
erhält schließlich die Genehmigung,dortProberäume<br />
für<br />
Musiker einzurichten.<br />
Shai Scharfstein, dem das<br />
Haus an der Buchberger<br />
Straße seit 2015 gehört,<br />
kündigt dem Rockhaus-Betreiber<br />
im Februar 2016 –<br />
weil er sich angeblich nicht<br />
ausreichend um den Brandschutz<br />
gekümmerthat.<br />
Das Kammergericht hebt Anfang<br />
Dezember ein Urteil des<br />
Landgerichts auf, das in erster<br />
Instanz gegenden Rockhaus-Betreiber<br />
entschieden<br />
hatte. Dirk Kümmele kann<br />
weitermachen, das Rockhaus<br />
scheint gerettet.<br />
habe um Hilfe beim Bezirksamt und<br />
der Senatskulturverwaltung gebeten<br />
– herausgesprungen seien dabei<br />
aber bisher „nur vereinzelt Lippenbekenntnisse“.<br />
Weder Kümmele<br />
noch Besitzer Scharfstein wollten<br />
sich auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
am Montag eingehender zu<br />
dem Thema äußern. Man bereite<br />
eine gemeinsame Presseerklärung<br />
vor, hieß es.<br />
Kein Platz für Musiker in einer<br />
Stadt, in der es ohnehin an Wohnund<br />
Gewerberaum mangelt –vor diesem<br />
Problem stehen jetzt auch die<br />
Mieter des Rockhauses.Giancarlo hat<br />
sich gleich auf die Suche nach Ersatz<br />
gemacht. Denn er wusste: „Gut 1000<br />
Musiker, alle zur selben Zeit auf der<br />
Suche nach Proberäumen –das wird<br />
extrem schwer.“ Alternativen, die<br />
schallgeschützte Räume haben, gibt<br />
es in Berlin ohnehin nur wenige –und<br />
die seien meistens schon voll. Für den<br />
Schlagzeuglehrer steht damit auch<br />
seine Existenz auf dem Spiel. Er spiele<br />
eben nicht Blockflöte. „Ich bin komplett<br />
abhängig vonden Räumlichkeiten.“<br />
Für Hobbymusiker wie John<br />
Smith bedeutet das Ende des Rockhauses<br />
vermutlich, dass sie zu Hause<br />
weiterfrickeln –oder ganz aufhören.<br />
Der Brite ist seit 2016 im Rockhaus<br />
eingemietet, in einem nur 6,5 Quadratmeter<br />
großen Raum für 65 Euro<br />
pro Monat. Hier spielt er Elektround<br />
Gitarrenstücke ein. Er wünscht<br />
sich vonKümmele mehr Informationen<br />
zum Grund des Rauswurfs.„Der<br />
Mietvertrag sollte doch bis 2023 laufen<br />
–warum gilt das plötzlich nicht<br />
mehr?“<br />
Hoffnungsschimmer<br />
Als Kümmele vor Gericht Unterstützung<br />
brauchte, habe er die Musiker<br />
auf dem Laufenden gehalten –jetzt<br />
aber heiße es nur „Ich spareeuch die<br />
Details“. Smith will nur ungern raus<br />
aus dem Rockhaus. Essei praktisch<br />
gewesen, jederzeit zugänglich. Vor<br />
allem aber:ein „Ortfür Musik, Kunst<br />
und Kreativität“ in Berlin.<br />
Dieses Potenzial will auch die<br />
Kulturverwaltung nicht verloren geben.<br />
Auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
erklärte Kultursenator Klaus<br />
Lederer am Montag: „Die Kulturverwaltung<br />
prüft die Anmietung des<br />
Hauses –auf Grundlage eines aktuellen<br />
Angebots vom15. März–oder einen<br />
Alternativstandort in Eigenregie.“<br />
Dazu würden Gespräche und<br />
Berechnungen durchgeführt. Auch<br />
Lichtenbergs Bezirksbürgermeister<br />
Michael Grunst (Linke) sagt: „Der<br />
Verlust des Hauses wäre sehr ärgerlich.“<br />
Da sich Betreiber und Eigentümer<br />
aber auf ein Vertragsende geeinigt<br />
hätten, sei es schwierig, politisch<br />
zu intervenieren. Aber auch er<br />
„suche weiter nach Ersatz.“<br />
Ein Hoffnungsschimmer –allerdings<br />
nicht allzu groß:„Es kann noch<br />
keine Lösung in Aussicht gestellt<br />
werden“, sagt Lederer.<br />
„Die Kulturverwaltung<br />
prüft die<br />
Anmietung des<br />
Hauses –auf<br />
Grundlage eines<br />
aktuellen Angebots<br />
vom 15. März –<br />
oder einen<br />
Alternativstandort<br />
in Eigenregie.“<br />
Klaus Lederer (Linke),<br />
Kultursenator<br />
Unverkennbar:Musiker „John Smith“ beim Üben im Rockhaus. Unübersehbar:das frühere Bürohaus an der Buchberger Straße in Lichtenberg. Übersichtlich: weißes Brett mit Kleinanzeigen der Musiker. BLZ/PONIZAK (3)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Fahrgast mit Messer attackiert.<br />
Ein26Jahrealter Mann aus dem Irak<br />
ist in der Nacht zum Sonnabend zwischen<br />
den S-Bahnhöfen Greifswalder<br />
Straße und und Prenzlauer Allee<br />
vonvier Männernangegriffen und<br />
verletzt worden. DieGruppe war<br />
Greifswalder Straße eingestiegen,<br />
die Männer gaben sich als Fahrkartenkontrolleureaus.Als<br />
der Iraker<br />
Zweifel daran äußerte,wurde er angegriffen.<br />
Einer der angeblichen<br />
Kontrolleurezog ein Messer und verletzte<br />
den Fahrgast im Gesicht. Mitreisende<br />
forderten die Angreifer<br />
lautstarkauf, den Mann in Ruhe zu<br />
lassen. Daraufhin flüchteten die Täter<br />
am Bahnhof Prenzlauer Allee aus<br />
der S-Bahn. DasOpfer erlitt eine<br />
Schnittwunde über dem Auge und<br />
musste ambulant in einem Krankenhaus<br />
versorgt werden. DieBundespolizei<br />
fahndet nach den Schlägern.<br />
Passanten überfallen.<br />
Vier Jugendliche und ein 13 Jahre<br />
altes Kind haben am Sonntagabend<br />
auf der Breiten Straße in Pankow<br />
zwei Passanten überfallen. Zunächst<br />
schlugen die Angreifer die beiden<br />
Opfer zu Boden. Dann besprühten<br />
sie sie mit Pfefferspray.Währenddessen<br />
versuchten die Schläger,den Opferndie<br />
Jacken zu entreißen. Diebeiden<br />
17 und 18 Jahrealten Überfallenen<br />
riefen die Polizei. Eine Streife<br />
hielt einen 13 Jahrealten Jungen sowie<br />
einen 15-Jährigen fest. Diedrei<br />
anderen Täter konnten zunächst<br />
entkommen. Siewurden am Abend<br />
festgenommen. Dabei handelt es<br />
sich um zwei 14-Jährige und einen<br />
15 Jahrealten Jungen. Siewurden in<br />
Deutschland geboren und haben einen<br />
Migrationshintergrund. Das<br />
Kind und die vier Jugendlichen wurden<br />
nach der Identitätsfeststellung<br />
ihren Elternübergeben.<br />
Die Polizei bittet mit Fotos um Hinweise<br />
zu den Räubern.<br />
POLIZEI<br />
Tatverdächtige gesucht.<br />
DiePolizei hat Fotos vonzweiUnbekannten<br />
veröffentlicht. DieFotos<br />
stammen aus der Überwachungskameraeines<br />
Tabak- und Schreibwarengeschäfts<br />
in der Sandstraße im<br />
Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt.<br />
DieTäter hatten am Mittag des<br />
15. Dezember versucht, den Laden<br />
zu überfallen. Siebetraten gegen<br />
13.30 Uhrdas Geschäft, um angeblich<br />
Zigaretten zu kaufen. Als die<br />
55-jährige Angestellte die Ausweise<br />
kontrollieren wollte,verließen die<br />
beiden Täter das Geschäft. Kurz darauf<br />
kamen sie wieder,versprühten<br />
Reizgas und bedrohten die Frau mit<br />
einer Hantelstange.Dann versuchten<br />
sie,die Kasse aufzubrechen. Als<br />
das nicht gelang, verließen sie den<br />
Verkaufsraum. DiePolizei bittet um<br />
Hinweise zur Identität der gesuchten<br />
Täter.Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle<br />
entgegen.<br />
Kind angegriffen.<br />
Einangeblicher Polizist hat am<br />
Sonntagabend einen Zwölfjährigen<br />
in Spandau attackiert. DerMann<br />
nahm den Jungen am U-Bahnhof<br />
Haselhorst in den Schwitzkasten<br />
und forderte ihn auf, seinen Mund<br />
zu öffnen. Er vermutete darin Drogen.<br />
Als er nichts fand, flüchtete er.<br />
Am Abend erkannte der Junge den<br />
Täter am U-Bahnhof Spandau wieder<br />
und alarmierte die Polizei. Eine<br />
Streife nahm den 29-Jährigen fest.<br />
Wiesich später herausstellte,lagen<br />
drei Haftbefehle gegen den Mann<br />
vor. DieBeamten fanden bei ihm zudem<br />
Drogen und einen gestohlenen<br />
Personalausweis.Der zwölfjährige<br />
Junge blieb bei dem Angriff unverletzt.<br />
(ls.)<br />
Idyllisch ist das nicht. Eine Schrottleiche am Spreeufer<br />
VonLukas Dubro und Christina Spitzmüller<br />
Fahrradleichen gehören zum<br />
Stadtbild. Sie stehen an<br />
Brückengeländern und Laternenmasten.<br />
Besonders<br />
für Radfahrer sind sie ein Ärgernis:<br />
Die Schrotträder blockieren überall<br />
in der Stadt Anschließmöglichkeiten<br />
–und das dauerhaft. Denn die Bezirke<br />
kommen mit der Entsorgung<br />
nicht hinterher. Die Politik fordert<br />
mehr Engagement und hat Ideen für<br />
eine schnellereBeseitigung.<br />
Zum Frühlingsbeginn haben die<br />
CDU und der Allgemeine Deutsche<br />
Fahrrad-Club (ADFC) eine zentrale<br />
Stelle zur Beseitigung von Schrottfahrrädern<br />
gefordert. Die „Fahrradleichen“<br />
gehörten nicht zum schönen<br />
Stadtbild, sagte der verkehrspolitische<br />
Sprecher der CDU-Fraktion,<br />
Oliver Friederici. Auch die Grünen<br />
plädieren dafür, das Thema ernster<br />
zu nehmen. Im vergangenen Jahr<br />
sammelten die Bezirksämter Tausende<br />
Schrotträder ein.<br />
Zentrale Stelle gefordert<br />
Friederici hatte eine Anfrage zum<br />
Umgang mit den Schrotträdern an<br />
das Abgeordnetenhaus gerichtet.<br />
Dafür stellten vier von zwölf Bezirken<br />
Zahlen zurVerfügung. Dies zeige<br />
das Desinteresse der Bezirke für das<br />
Problem, sagte Friederici. Nur eine<br />
zentrale Stelle zur Beseitigung der<br />
Räder kann seiner Meinung nach<br />
Abhilfe schaffen. Zudem schlägt<br />
Schrott am Geländer<br />
CDU und ADFC fordern zentrale Sammelstelle für ausrangierte Fahrräder<br />
Friederici vor, an jeder Bushaltestelle<br />
Fahrradstellplätze zu installieren.<br />
Dann könnten Fahrradfahrer ihre<br />
Räder sicher abschließen und es<br />
gebe keinen „Wildwuchs“.<br />
Der ADFC unterstützt das Vorhaben.<br />
Es gebe in Berlin zu wenige sichere<br />
Abstellanlagen für die Fahrräder,<br />
sagte Lara Eckstein vom<br />
ADFC. „Da ist es natürlich ärgerlich,<br />
wenn dann auch noch alte Fahrräder<br />
die wenigen sicheren Fahrradparkplätze<br />
blockieren.“ In den Niederlanden<br />
sei es üblich, dass Fahrradparkplätze<br />
an Bahnhöfen bewacht<br />
würden. „Dieses Personal kümmert<br />
sich dann auch darum, dass Räder,<br />
die wochenlang nicht in Gebrauch<br />
sind, entfernt werden.“<br />
Wie die CDU appellierte auch<br />
Stefan Taschner, Radverkehrsexperte<br />
der Grünen-Fraktion, das<br />
Thema ernster zu nehmen: „Angesichts<br />
dessen, wie viele Räder gefühlt<br />
auf den Straßen stehen, sind die tatsächlichen<br />
Abräumzahlen sehr gering.“<br />
In Berlin sind die Bezirke für<br />
die Beseitigung von Schrotträdern<br />
aus dem öffentlichen Raum zuständig.<br />
Nicht mehr fahrtüchtige Fahrräder<br />
werden vomOrdnungsamt farbig<br />
markiert und müssen von den<br />
Besitzern innerhalb von drei Wochen<br />
entfernt werden.Verstreicht die<br />
Frist, werden die Räder in Zusam-<br />
„Es ist natürlich ärgerlich,<br />
wenn alte Fahrräder<br />
die wenigen sicheren<br />
Fahrradparkplätze blockieren.“<br />
Lara Eckstein (ADFC)<br />
menarbeit mit der <strong>Berliner</strong> Stadtreinigung<br />
(BSR) und der Polizei abgeräumt.<br />
Das Ordnungsamt wird<br />
durch Bürgerbeschwerden oder<br />
Kontrollen auf die Schrotträder aufmerksam.<br />
Christian Berg, Sprecher des Bezirksamts<br />
Neukölln, erklärte: „Die<br />
Beseitigung von „Fahrradleichen“<br />
hat in Neukölln eine hohe Priorität.“<br />
Das Ordnungsamt prüfe bei seinen<br />
Streifen stets auch Schrotträder. Die<br />
vielen Meldungen der Bürger würden<br />
innerhalb von drei Tagen bearbeitet.<br />
Sarah Lühmann, Sprecherin<br />
Kriminelle Zahlenspiele<br />
CHROMORANGE/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />
des Amtes in Friedrichshain-Kreuzberg,<br />
ergänzte: „Das zuständige Amt<br />
ist mit dem aktuellen Vorgehen sehr<br />
zufrieden und sieht keine Notwendigkeit<br />
für die Überarbeitung der<br />
funktionierenden Prozesse zum<br />
Thema Schrotträder.“<br />
Nach Angaben der Bezirksämter<br />
werden die Räder in Friedrichshain-<br />
Kreuzberg wöchentlich entfernt, in<br />
Neukölln monatlich, in Tempelhof-<br />
Schöneberg zweimal pro Jahr. In<br />
Treptow-Köpenick werden Fahrräder<br />
nur dann beseitigt, wenn diese<br />
die Verkehrssicherheit gefährden –<br />
was im Jahr 2018 dreimal vorkam.<br />
Für regelmäßige Sammeltouren<br />
gebe es keine Kapazitäten, sagte<br />
Ilona Tews vomdortigen Bezirksamt.<br />
Gemeinnütziger Zweck<br />
2018 haben die Ämter eigenen Angaben<br />
zufolge mehrereTausend Räder<br />
eingesammelt. In Neukölln wurden<br />
etwa 500 Schrotträder markiert und<br />
entsorgt. Mehr als 500 Räder waren<br />
es in Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
und in Friedrichshain-Kreuzberg<br />
mehr als 900. Dortwerden die Räder<br />
kostenlos von einem gemeinnützigen<br />
Unternehmen eingesammelt,<br />
das daraus Fahrräder für gemeinnützige<br />
Einrichtungen baut. Auch in<br />
Tempelhof-Schöneberg werden die<br />
noch nutzbaren Teile von einem sozialen<br />
Träger übernommen. Dort<br />
wurden im vergangenen Jahr 152<br />
Schrotträder beseitigt, etwa halb so<br />
viele wie 2017. (dpa)<br />
Innenausschuss diskutiert Polizeibericht und Ausstattung der Beamten. Rot-rot-grüne Koalition hat deutliche Differenzen<br />
VonElmar Schütze<br />
Straftaten in Berlin in Tausend, gerundet<br />
600000<br />
500000<br />
400000<br />
543,2<br />
496,5 494,4 475,0 495,3 503,2 Die <strong>Berliner</strong> Polizei hat im vergangenen<br />
Jahr 511 677 Straftaten registriert.<br />
Das sind 8760 Fälle beziehungsweise<br />
1,7 Prozent weniger als<br />
im Jahr davor. 44,4 Prozent der Fälle<br />
wurden aufgeklärt –ein Jahr zuvor<br />
waren es 44,2 Prozent. Der einfache<br />
und der schwereDiebstahl (zum Beispiel<br />
Raub) blieben unter den Top-3-<br />
Delikten. So viel, ganz grob, zuden<br />
nackten Zahlen, wie sie aus der polizeilichen<br />
Kriminalitätsstatistik für<br />
2018 hervorgehen.<br />
Die Zahlen unterscheiden sich<br />
also nur marginal vondenen aus dem<br />
Jahr zuvor –umso wichtiger, sie einzuordnen<br />
und zu interpretieren: Was<br />
ist gut gelaufen im vergangenen Jahr?<br />
Was schlecht? Was kann und muss<br />
besser werden? Diese Fragen zu stellen<br />
–und manchmal auch zu beantworten<br />
– ist im Parlamentsbetrieb<br />
rollengemäß Aufgabe der Opposition.<br />
Also fand CDU-Fraktionschef<br />
Burkard Dregger am Montag im Innenausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses<br />
kaum ein gutes Wort für Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) –<br />
und damit auch für die Polizei.<br />
Insbesondere die Aufklärungsquote<br />
hält Dregger für zu niedrig,<br />
schließlich ist Berlin mit 44,4 Prozent<br />
weiter Schlusslicht aller Bundesländer.<br />
„Dies ist inakzeptabel, denn die<br />
erfolgreiche Verfolgung von Straftaten<br />
in der Stadt bleibt die Ausnahme.“<br />
569,5 568,9<br />
520,4 511,7<br />
’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />
BLZ/REEG; QUELLE: POLIZEI BERLIN<br />
Außerdem zählte der Innenpolitiker<br />
auf, was <strong>Berliner</strong> Polizisten an<br />
Ausrüstung und Befugnissen bräuchten,<br />
um der gestiegenen Zahl vonGewaltvorfällen<br />
gegen sie selbst Herr zu<br />
werden. „Wir müssen endlich dafür<br />
sorgen, dass Polizisten mit Bodycams<br />
ihre Einsätze aufzeichnen können“,<br />
sagte Dregger. Aus anderen Bundesländern<br />
wisse man, dass solche Körperkameras<br />
auch präventiv wirkten.<br />
„Deshalb fordernwir die Stärkung der<br />
Polizeirechte und die Ausstattung mit<br />
Bodycams,umder Gewaltspirale Einhalt<br />
zugebieten“, sagte er. Das Gleiche<br />
gelte für Elektroschockpistolen,<br />
sogenannte Taser.<br />
Die rot-rot-grünen Koalitionäre<br />
reagierten auffallend uneinheitlich<br />
auf Dreggers Aufrüstungswünsche.<br />
Während die innenpolitischen Sprecher<br />
der Linken (Niklas Schrader)<br />
und der Grünen (Benjamin Lux) die<br />
Vorschläge als „komplett absurd“<br />
(Schrader) und als„popelig“ (Lux) zurückwiesen,<br />
zeigte sich ihr Kollege<br />
Frank Zimmermann von der SPD<br />
deutlich zugänglicher. Natürlich<br />
seien Bodycams nötig, sagte er. Und<br />
auchTaser,die in Berlin vonzweiPolizeiabschnitten<br />
und dem SEK benutzt<br />
werden, hätten sich bewehrt.<br />
Wie esaussieht, stehen der Koalition<br />
noch schwierige Gespräche bei<br />
der Ausgestaltung des Allgemeinen<br />
Sicherheits- und Ordnungsgesetzes<br />
(Asog) ins Haus,das noch im Sommer<br />
verabschiedet werden soll.<br />
SPD will<br />
Deckel auf<br />
Mieten legen<br />
Fraktionschef Saleh stützt<br />
sich auf neues Gutachten<br />
VonUlrich Paul<br />
Inder Debatte um die Einführung<br />
eines Mietendeckels auf Landesebene<br />
haben die Unterstützer der<br />
Idee juristisch Rückendeckung bekommen.<br />
Die Mietrechts- und Verfassungsexperten<br />
Franz Mayer und<br />
Markus Artz vonder Universität Bielefeld<br />
kommen in einem am Montag<br />
präsentierten Gutachten im Auftrag<br />
der SPD-Fraktion zum Ergebnis,<br />
dass das Land Berlin die Mieten<br />
selbst begrenzen kann.<br />
„Zur Sicherung des landesverfassungsrechtlich<br />
verbürgten Rechts<br />
auf Wohnen ist es verhältnismäßig,<br />
Vermietern zeitlich befristet durch<br />
Landesrecht zu untersagen, bestimmte<br />
Ansprüche aus dem Miethöherecht<br />
des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />
geltend machen zu dürfen“,<br />
erklärt Markus Artz, der unter anderem<br />
Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches<br />
Recht, Europäisches Privatrecht<br />
und Direktor der Forschungsstelle<br />
für Immobilienrecht<br />
an der UniBielefeld ist. Sinnvoll und<br />
angemessen erscheine ein öffentlich-rechtliches<br />
Eingreifen sowohl<br />
hinsichtlich der zulässigen Miethöhe<br />
bei Beginn des Mietverhältnisses<br />
als auch bei der Mieterhöhung<br />
im Bestand. Die Mieterhöhungsspielräume<br />
der Vermieter könnten<br />
also umfassend begrenzt werden.<br />
SPD-Fraktionschef Raed Saleh<br />
begrüßte das Ergebnis des Gutachtens<br />
und sagte:„Ich bin froh, dass wir<br />
es jetzt schwarz auf weiß haben und<br />
uns zwei hochangesehene Experten<br />
bestätigen: Der Mietendeckel kann<br />
kommen.“ Ein Mietendeckel bedeute<br />
Schutz für die Menschen. „Es<br />
ist die ganz zentrale Aufgabe unserer<br />
politischen Generation, unsereStadt<br />
Berlin bezahlbar zu halten“, sagte<br />
Saleh. Freier Markt bedeute eben<br />
nicht, dass alles erlaubt sei und dass<br />
die Menschen „wie eine Zitrone ausgequetscht“<br />
werden dürften. „Soziale<br />
Marktwirtschaft heißt, dass der<br />
Gier Grenzen gesetzt werden“, stellte<br />
Saleh fest. Die SPD-Fraktion sei fest<br />
entschlossen, die Mietenspirale aufzuhalten<br />
und, wo notwendig, klare<br />
Schranken zu setzen.<br />
Rechtlich umstritten<br />
Anders als Saleh sagte, herrscht indes<br />
keineswegs rechtliche Klarheit,<br />
ob das Land Berlin einen Mietendeckel<br />
beschließen darf. Es gibt auch<br />
Studien, die zu anderen Schlüssen<br />
kommen. Dazu gehört ein Gutachten<br />
des wissenschaftlichen Dienstes<br />
des Bundestages sowie eine Expertise,die<br />
im Auftrag der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung erarbeitet<br />
wurde. Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke) will dem<br />
rot-rot-grünen Senat an diesem<br />
Dienstag vorschlagen, eine ressortübergreifende<br />
Arbeitsgruppe einzurichten,<br />
die die Fragen zum Mietendeckel<br />
klären soll.<br />
Lompscher selbst steht hinter der<br />
Idee des Mietendeckels. „Wir müssen<br />
den exorbitanten Mietsteigerungen<br />
der letzten Jahrewirksam begegnen“,<br />
sagte sie am Montag. „Der<br />
Mietendeckel kann hierbei ein wichtiges<br />
zusätzliches Instrument sein.“<br />
Wegen seiner großen Auswirkungen<br />
auf alle <strong>Berliner</strong> Haushalte müssten<br />
die verfassungsrechtliche Zulässigkeit<br />
seiner Einführung sorgfältig geprüft<br />
und die Umsetzung sowie<br />
mögliche Folgen genau analysiert<br />
werden.<br />
Die Idee eines Mietendeckels<br />
hatte vor einigen Monaten eine<br />
Gruppe von SPD-Politikern mit der<br />
Bundestagsabgeordneten Eva Högl<br />
ins Spiel gebracht. Zwar sei der Bund<br />
für das Mietenrecht zuständig, argumentierten<br />
sie. Die Rechtsetzung<br />
beim Wohnungswesen sei indes seit<br />
der Föderalismusreform 2006 Ländersache.<br />
Zuvor hatte der <strong>Berliner</strong><br />
Jurist Peter Weber den Gedanken in<br />
einer Fachzeitschrift geäußert.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Eine Lösung, zwei Varianten<br />
Im Streit um den Bau eines 150 Meter hohen Wohnturms auf dem Alexanderplatz nähern sich der Investor Hines und die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) an<br />
VonUlrich Paul<br />
Lange wurde verhandelt,<br />
jetzt zeichnet sich ab: Der<br />
Bau eines 150 Meter hohen<br />
Wohnturms des US-Investors<br />
Hines auf dem Alexanderplatz<br />
ist offenbar doch machbar, ohne<br />
dass der Betrieb der nahe gelegenen<br />
U-Bahn gefährdet wird. Zu diesem<br />
Ergebnis sind jedenfalls Vertreter der<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG)und<br />
des Investors bei einem Workshop<br />
mit Bau-Sachverständigen gekommen,<br />
wie aus Teilnehmerkreisen verlautete.<br />
Damit ist im Streit um den<br />
Bau des Hochhauses eine große<br />
Hürde genommen, aber Baurecht<br />
besteht noch nicht.<br />
Hines-Geschäftsführer Christoph<br />
Reschke zeigt sich dennoch<br />
zufrieden: „Der konstruktive Dialog<br />
aller Beteiligten ebnet den Weg<br />
zum Bau unseres Wohnturms“,<br />
sagt er. „Eindeutig bestätigt ist<br />
nun, dass sich das Projekt realisieren<br />
lässt, ohne den U-Bahnverkehr<br />
zu beeinträchtigen.“ Das sei<br />
„eine gute Nachricht –für Berlin,<br />
die BVG und für uns.“<br />
Überflutung befürchtet<br />
Voretwa einem Jahr sah es noch<br />
ganz anders aus. Dahatte die BVG<br />
davor gewarnt, dass es durch eine<br />
Havariebeim Baudes Hochhauses<br />
zu einem Grundwassereinbruch<br />
kommen könnte, indessen Folge<br />
bis zu 17 U-Bahnhöfe geflutet werden.<br />
Grund: Das Hochhaus von<br />
Hines soll auf einem aus dem Jahr<br />
1930 stammenden Fundamentblock<br />
errichtet werden. Durch diesen<br />
Block verläuft der Tunnel der<br />
U-Bahn-Linie 5. Ursprünglich<br />
wurde der Fundamentblock für<br />
den Bau eines 40 Meter hohen Gebäudes<br />
geplant. Zusätzliche Absicherungen<br />
hat es laut BVG inder<br />
Zwischenzeit nicht gegeben. BVG-<br />
Chefin Sigrid Evelyn Nikutta<br />
warnte deswegen Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke), dass es durch den Bau des<br />
Turms zu Schäden am U-Bahn-<br />
Tunnel kommen könnte –und dadurch<br />
zum Wassereinbruch, denn<br />
der Tunnel liegt im Grundwasser.<br />
Um den alten U-Bahn-Tunnel<br />
vor dem Gewicht des neuen Hochhauses<br />
zu schützen, kommen<br />
nach den vorliegenden Informationen<br />
zwei Varianten in Betracht:<br />
Eine sieht vor, dass über dem U-<br />
Bahn-Tunnel eine etwa ein Meter<br />
dicke Verstärkungsplatte errichtet<br />
wird, um die Last des Hochhauses<br />
abzutragen und den Tunnel zu<br />
schonen. Die zweite Variante sieht<br />
vor, innerhalb des alten Tunnels<br />
einfach einen neuen Tunnel zu<br />
bauen –umdie Röhrezuschützen.<br />
BVG-Sprecherin Petra Nelken will<br />
U-Bahn-Tunnel unter<br />
dem Alexanderplatz<br />
Galeria Kaufhof<br />
sich auf Anfrage zwar nicht näher<br />
äußern, bestätigt aber, „dass zwei<br />
Varianten, die die Experten für<br />
umsetzbar einschätzen, noch einmal<br />
geprüft werden.“ Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop (Grüne),<br />
Aufsichtsratsvorsitzende der BVG,<br />
sagt: „Der Vorstand der BVG wird<br />
die Ergebnisse der Expertenprüfungen<br />
bewerten und dem Aufsichtsrat<br />
vorlegen.“ Das Risiko,<br />
dass es zu Havarien in den U-<br />
Bahnanlagen kommt, müsse ausgeschlossen<br />
werden. „Oberste<br />
Priorität haben die Sicherheit der<br />
Fahrgäste und die Betriebssicherheit<br />
der U-Bahn“, so Pop.<br />
Zustimmen muss zudem die<br />
Technische Aufsichtsbehörde Berlins,<br />
die bei der Senatsverwaltung<br />
für Umwelt und Verkehr angesiedelt<br />
ist. Ohne ihr Okay läuft nichts.<br />
Wenn sie ebenfalls beide Varianten<br />
für machbar einstuft, könnte<br />
U-Bahnlinie 8<br />
Grunerstr.<br />
Hotel<br />
Park Inn<br />
U-Bahnlinie 2<br />
Berolinahaus<br />
Alexanderhaus<br />
Autotunnel<br />
In sich verdreht: der geplante 150 Meter<br />
hohe Wohnturmvon Hines. GEHRY PARTNERS<br />
Alexanderstr.<br />
Alexan<br />
Tiefgarage<br />
U-Bahnlinie 5<br />
Alexa<br />
Einkaufscenter<br />
sich der Investor sogar eine aussuchen.<br />
Bezahlen muss der Investor,<br />
heißt es in BVG-Kreisen. Schließlich<br />
sei Hines für den Bau verantwortlich.<br />
Insider vermuten, dass die BVG<br />
den Bau eines neuen Tunnels im<br />
alten Tunnel favorisiert. Sokäme<br />
das Verkehrsunternehmen günstig<br />
zu einer neuen Röhre und könnte<br />
dies dem Investor noch damit<br />
schmackhaft machen, dass vor<br />
späteren Bauarbeiten sicher sei.<br />
Kann Hines doch damit verhindern,<br />
dass nach Fertigstellung des<br />
Hochhauses vor der Tür eine U-<br />
Bahn-Baustelle entsteht. Der jetzige<br />
U-Bahn-Tunnel ist dem Vernehmen<br />
nach groß genug, um einen<br />
neuen aufzunehmen. Für Hines<br />
könnte die Tunnellösung<br />
ebenfalls interessanter sein, weil<br />
das Unternehmen für die andere<br />
Variante, den Bau einer Platte, of-<br />
Alexanderstr.<br />
Hines-Hochhaus<br />
geplant<br />
Otto-Braun-Str.<br />
Haus des<br />
Lehrers<br />
Berlin<br />
Congress<br />
Center<br />
BLZ/BÖTTCH<br />
fenbar anliegende Grundstück ankaufen<br />
müsste.<br />
Und sogeht es weiter:Wenn die<br />
Technische Aufsichtsbehörde grünes<br />
Licht geben sollte, müssen<br />
BVG und Hines eine Nachbarschaftliche<br />
Grundsatzvereinbarung<br />
schließen. Sie ist Voraussetzung<br />
dafür, dass das Bebauungsplanverfahren<br />
der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung zum<br />
Abschluss gebracht wird. Am Ende<br />
steht das Baurecht –dann könnte<br />
es auf der Baustelle losgehen.<br />
Hines will das Hochhaus am Alex<br />
nach Plänen des US-Star-Architekten<br />
Frank O. Gehry errichten. Er hatte<br />
sich mit seinem Entwurf für einen in<br />
sich verdrehten Turm im Jahr 2014 in<br />
einem Wettbewerb durchgesetzt. In<br />
dem 39-stöckigen Hochhaus sollen in<br />
den unteren Geschossen ein Hotel<br />
und inden oberen Etagen zirka 300<br />
Eigentumswohnungen entstehen.<br />
Neben Hines gibt es verschiedene<br />
Pläne für Hochhäuser am<br />
Alexanderplatz. Am weitesten ist<br />
der russische Investor Monarch.<br />
Er verfügt bereits über eine Baugenehmigung<br />
für die Errichtung eines<br />
150 Meter hohen Turms neben<br />
dem Einkaufszentrum Alexa, hat<br />
mit den Arbeiten bisher aber noch<br />
nicht begonnen. Derzeit laufen<br />
unter Federführung der <strong>Berliner</strong><br />
Immobilienmanagement GmbH<br />
(BIM) Verhandlungen über eine<br />
Verlängerung der im Kaufvertrag<br />
vereinbarten Fertigstellungsfrist.<br />
Siewar aufden 31. Dezember 2018<br />
datiert. Durch strikte Termin-Vorgaben<br />
will der Senat dem Vernehmen<br />
nach erreichen, dass mit der<br />
Baugenehmigung nicht spekuliert<br />
wird und es zu weiteren Verkäufen<br />
kommt.<br />
Nurnoch 130 Meter<br />
Aufdie Tube drückt unterdessen das<br />
Unternehmen Covivio. Es will auf<br />
der Fläche zwischen dem HotelPark<br />
Inn und dem Hines-Grundstück einen<br />
Büroturm sowie Wohnungen<br />
und Geschäfte errichten. Den im<br />
vergangenen Jahr entschiedenen<br />
Wettbewerb gewann das ArchitekturbüroSauerbruch&Hutton.<br />
Nach<br />
Angaben der Senatsverwaltung für<br />
Stadtentwicklung laufen derzeit<br />
bauvorbereitende Maßnahmen.<br />
Außerdem wird ein neuer städtebaulicher<br />
Vertrag mit Fertigstellungsfrist<br />
verhandelt. Auf der anderen<br />
Seite des Park Inn könnte Covivio<br />
ein zweites Hochhaus bauen.<br />
Überlegungen für weitere Hochhäuser<br />
anderer Eigentümer gibt es<br />
zudem für die Flächen neben dem<br />
Kaufhof und im Büroblock der TLG<br />
Immobilien, dem großen langen<br />
Gebäuderiegel entlang der Alexanderstraße.<br />
Ziel von Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke)<br />
ist es, die Hochhausgrenze am<br />
Alex von ursprünglich 150 Metern<br />
auf rund 130 Meter zureduzieren.<br />
Das entspricht in etwa der Höhe<br />
des Hotels Park Inn. Das Covivio-<br />
Projekt orientiert sich bereits an<br />
der neuen Höhe.<br />
Die 150-Meter-Grenze stammt<br />
noch aus dem Jahr 1993. Damals<br />
hatte der Architekt Hans Kollhoff<br />
den städtebaulichen Wettbewerb für<br />
den Alex mit einer Hochhausvision<br />
gewonnen, die eine Skyline dieser<br />
Höhe vorsah. Durch das spätere<br />
Baurecht stieg zwar der Wert der<br />
Grundstücke, doch keines der Projekte<br />
wurde bisher realisiert.<br />
Ulrich Paul<br />
verfolgt die Alex-Pläne<br />
seit mehr als 25 Jahren.<br />
Flächen mit Potenzial<br />
Berlin hat bisher kein öffentlich zugängliches zentrales Baulückenkataster.Nun hat die FDP ein Zahlenwerk veröffentlicht –dochdieses wirft Fragen auf<br />
VonElmar Schütze<br />
Das ThemaWohnen ist und bleibt<br />
das zentrale soziale Thema in<br />
Berlin. In der Debatte um steigende<br />
Mieten, drohende Wohnungsnot<br />
und eine mögliche Enteignung großer<br />
privater Immobilienkonzerne<br />
droht jedoch manchmal in Vergessenheit<br />
zu geraten, dass die Stadt<br />
wächst – jedes Jahr um rund<br />
40 000 Bewohner. Also müssen logischerweise<br />
mehr Wohnungen gebaut<br />
werden. Die Rede ist von<br />
194 000 Wohnungen bis zum Jahr<br />
2030. Aber gibt es überhaupt genug<br />
Platz dafür? Undwenn ja, wo sind die<br />
Potenziale dafür?<br />
Einige Antworten gibt jetzt die<br />
FDP, kleinste aller Oppositionsparteien<br />
im Parlament. Am Montag<br />
stellte sie ein neues, öffentlich zugängliches<br />
Baulückenkataster vor,<br />
am Mittwoch will sie es in den Bauausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses<br />
einbringen.<br />
In mühsamer Kleinarbeit hat die<br />
Agentur CBRE im Auftrag der FDP<br />
öffentlich zugängliche Daten aus allen<br />
Bezirken gesammelt und aufbereitet.<br />
Daraus geht hervor, dass Potenzial<br />
für rund 162 000 Wohneinheiten<br />
bis 2030 vorhanden wäre.<br />
Die größten Potenziale (siehe<br />
Grafik) weist demnach das Bezirksamt<br />
Pankow mit 44 900 Wohnungen<br />
auf, gefolgt von Treptow-Köpenick<br />
(19 500) und Lichtenberg (15 700).<br />
Am geringsten sind die Potenziale<br />
nach Angaben der Bezirksverwaltungen<br />
von Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
(7100), Tempelhof-Schöneberg<br />
(5400) und Steglitz-Zehlendorf(5100<br />
Wohnungen).<br />
Das Problem an dem Kataster ist<br />
jedoch, dass seine Daten zum Teil<br />
veraltet sind. So werden etwa Potenziale<br />
am Ostrand des Tempelhofer<br />
Wohnungsbaupotential bis 2030<br />
in Berlin, in Tausend, gerundet<br />
Pankow<br />
Treptow-Köpenick<br />
Lichtenberg<br />
Mitte<br />
Spandau<br />
Friedrichshain-K.<br />
Reinickendorf<br />
Neukölln<br />
Marzahn-Hellersd.<br />
Charlottenburg-W.<br />
Tempelhof-Schöneb.<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
19,5<br />
15,7<br />
15,1<br />
14,4<br />
11,7<br />
8,4<br />
8,0<br />
7,2<br />
7,1<br />
5,4<br />
5,1<br />
44,9<br />
BLZ/REEG; QUELLE: PB3C<br />
Feldes im Bezirk Neukölln aufgeführt.<br />
Offenbar stammen diese Daten<br />
aus der Zeit vor 2014, als das<br />
Tempelhof-Gesetz verabschiedet<br />
wurde. Dieses sieht bekanntlich vor,<br />
dass das gesamte Areal des ehemaligen<br />
Flughafens unbebaut bleiben<br />
muss.Eine vomdamaligen Senat favorisierte<br />
Randbebauung war in einem<br />
Volksentscheid abgelehnt worden.<br />
Sollte man das Gesetz ändern<br />
wollen, bräuchte es dafür also nicht<br />
nur eine parlamentarische Mehrheit,<br />
sondern auch eine deutliche<br />
Willensbekundung der <strong>Berliner</strong>.<br />
Auch die Flächen der Elisabeth-<br />
Aue imNorden Pankows werden in<br />
dem CBRE-Kataster aufgeführt. Tatsächlich<br />
gab es dort zurot-schwarzen<br />
Zeiten umfassende Neubaupläne.<br />
Inder nach 2016 gebildeten<br />
rot-rot-grünen Koalition konnte sich<br />
die SPD damit jedoch nicht durchsetzen:<br />
Die Elisabeth-Aue bleibt aus<br />
politischen Gründen vorerst frei. Allein<br />
deswegen schon kann keine<br />
Rede davon sein, dass es sich dabei<br />
etwa um bisher unbekannte Möglichkeiten<br />
handelt.<br />
Datenschutz führtzuÄnderung<br />
Trotz dieser Einschränkungen<br />
dient die Studie nach Worten des<br />
Auftraggebers, FDP-Fraktionschef<br />
Sebastian Czaja, als Grundlage für<br />
eine „mietensenkende Neubauoffensive“.<br />
Zum Beispiel könnte ein<br />
solches Kataster in der Debatte um<br />
die Bebauung von Kleingartenflächen<br />
helfen.<br />
Wie sooft beim politisch belastetenWohnen<br />
ist auch Czajas Initiative<br />
umstritten. Insbesondere dann,<br />
wenn der FDP-Chef der Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung die<br />
Schuld daran gibt, dass es derzeit<br />
kein zentrales, öffentliches Baulückenkataster<br />
gibt.<br />
Tatsächlich hat die Senatsverwaltung<br />
2014 ihr eigenes Kataster abgeschaltet.<br />
Seit 2015 fließen die Informationen<br />
über geeignete und verfügbare<br />
Wohnbauflächen aus den<br />
Bezirken in das ausschließlich behördeninterne<br />
Wohnbauflächen-Informationssystem<br />
(WoFIS). Nach<br />
Angaben von Bausenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke) geschah die Änderung<br />
vor allem aus Datenschutzgründen.<br />
Im Übrigen sei das nun<br />
vorgestellte Produkt gegenüber dem<br />
aktuellen Wofis veraltetet, so Lompscher.„DieimWofis<br />
enthaltenen Daten<br />
werden halbjährlich aktualisiert<br />
und beziehen alle Standorte mit<br />
mehr als 50 potenziellen Wohneinheiten<br />
ein.“ Undauchbeim Gesamtpotenzial<br />
geht der Senat weiter. Im<br />
jüngst vorgestellten Stadtentwicklungsplan<br />
(Step) Wohnen ist ein Potenzial<br />
von rund 200 000 Wohneinheiten<br />
bis 2030 aufgeführt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 13 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Flüchtlingsamt<br />
bietet mehr als<br />
100 neue Jobs<br />
Behörde reagiert auf<br />
Beschwerden der Kollegen<br />
VonStefan Strauß<br />
Soschnell findet man selten einen<br />
neuen Jobinder <strong>Berliner</strong> Verwaltung:<br />
unbefristet, gut bezahlt und<br />
krisensicher. Das Landesamt für<br />
Flüchtlingsangelegenheiten (LAF)<br />
stellt mehr als 100 neue Mitarbeiter<br />
ein. Gesucht werden Sozialarbeiter<br />
und Sachbearbeiter. Die Behörde<br />
hofft auf Umsteiger und Quereinsteiger.<br />
Am 27. März veranstaltet das<br />
Landesamt für sie einen „Karrieretag“.<br />
Mit den Neueinstellungen reagiert<br />
der Senat auf die massiven Beschwerden<br />
der Angestellten. Im November<br />
2018 hatten sich Mitarbeiter<br />
beim Abgeordnetenhaus über den<br />
Arbeitsstress beschwert, denn etliche<br />
Mitarbeiter hatten die Behörde<br />
deswegen verlassen. Im LAF mussten<br />
manche Kollegen statt der empfohlenen<br />
sechs bis acht Fälle am Tag<br />
bis zu 20 Fälle bearbeiten. Die reguläre<br />
Arbeitszeit reichte nicht mehr<br />
aus.Massenhaft blieben Asylanträge<br />
liegen, Ansprüche wurden nicht<br />
rechtzeitig bewilligt, Mails nicht beantwortet.<br />
Personalrat ist zufrieden<br />
Der Vorsitzende des Personalrates,<br />
Marco Olbrich, sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> im November 2018, unter<br />
der angespannten Situation hätten<br />
die Mitarbeiter und die Flüchtlinge<br />
zu leiden. CDU-Fraktionschef Burkard<br />
Dregger sprach von einem<br />
Skandal. Grünen-Politikerin Bettina<br />
Jarasch sagte,sie erwarte einen Neustart<br />
und eine Wertschätzung im<br />
Umgang mit den Mitarbeitern. Zu<br />
den aktuell geplanten 106 Neueinstellungen<br />
sagt Personalratschef<br />
Olbrich: „Damit ist uns sehr geholfen.<br />
Jetzt geht es um eine schnelle<br />
Einarbeitung der neuen Kollegen.“<br />
DieAuswirkungen der andauernden<br />
Arbeitsüberlastung sind immer<br />
noch zu spüren. Vonden 450 Mitarbeiternwaren<br />
etwa 150 im Jahr 2018<br />
mehr als 30 Tage krank. Ihnen werden<br />
jetzt Gespräche angeboten, um<br />
die Ursachen zu erforschen.<br />
In den Unterkünften des LAF leben<br />
derzeit 22 000 Menschen, jeden<br />
Monat erreichen bis zu 700 Flüchtlinge<br />
die Stadt. Ende Juni wird das<br />
Containerdorf auf dem Tempelhofer<br />
Feld aufgegeben. Die 850 Bewohner<br />
ziehen in andereFlüchtlingseinrichtungen<br />
der Stadt.<br />
Die Polizei sucht am Montag auf dem Wolziger See nach der verschwundenen Rebecca.<br />
Seltsame Seher<br />
SuchenachRebecca:Bislanghabensich18WahrsagerbeiderPolizeigemeldet.AuchihreHinweisewerdengeprüft<br />
VonPhilippe Debionne<br />
Diesmal suchte die Polizei<br />
auf dem Wolziger See<br />
unweit von Storkow<br />
(Dahme-Spreewald)<br />
nach der verschwundenen Rebecca.<br />
Am Montag waren dortvier Ermittler<br />
der Mordkommission mit zwei Spürhunden<br />
für einige Stunden unterwegs.Wieder<br />
ohne Ergebnis.Amfrühen<br />
Nachmittag beendete die Polizei<br />
die Aktion.<br />
Einen Monat ist es jetzt her, dass<br />
die 15-jährige Schülerin aus Rudow<br />
verschwand. Obwohl die Polizei mit<br />
Florian R., dem Schwager des Mädchens,<br />
einen Tatverdächtigen hat,<br />
fehlt noch immer jede Spur von der<br />
Schülerin. Mehr als 1500 Hinweise<br />
sind bislang bei der Polizei eingegangen,<br />
vielen davon sind die Ermittler<br />
nachgegangen.<br />
Klassische Betrüger<br />
Auch 18 selbsternannte Hellseher<br />
haben sich bislang zu dem Fall gemeldet.<br />
Deren angebliche Eingebungen<br />
werden tatsächlich ebenfalls<br />
von der Polizei bearbeitet. Auch in<br />
anderen Vermisstenfällen melden<br />
sich Hellseher und Wahrsager bei<br />
den Mordkommissionen.<br />
Solche Hinweise würden „wie alle<br />
anderen Hinweise auch entgegen<br />
genommen, bearbeitet und bewertet“,<br />
heißt es bei der <strong>Berliner</strong> Polizei.<br />
Ein solches Vorgehen mag zunächst<br />
seltsam klingen. Man könne „nie<br />
ganz ausschließen, dass ein angeblicher<br />
Seher tatsächlich etwas weiß,<br />
wenn auch aus ganz irdischen Gründen“,<br />
sagt ein erfahrener<br />
Ermittler.Etwa, weil er„etwas<br />
Reelles mit seinen<br />
ganz normalen Augen gesehen“<br />
habe,eresaber als<br />
übersinnliche Eingebung<br />
verkaufen würde. Außerdem,<br />
so der Ermittler, sei<br />
es zumindest theoretisch<br />
möglich, dass ein „Hinweisgeber<br />
etwas mit dem<br />
Fall zu tun habe und daher<br />
etwas weiß, was wir nicht<br />
wissen“. Natürlich seien<br />
„auch typische Scharlatane“ unter<br />
den Sehern, die entweder aus Profilierungssucht<br />
oder sogar aus finanziellen<br />
Interessen handeln würden.<br />
Einer der Seher,die angeblich aus<br />
Überzeugung statt aus Geldgier handeln,<br />
ist der frühere Journalist Michael<br />
Schneider. Der 48-Jährige<br />
glaubt tatsächlich, dass er übersinnliche<br />
Fähigkeiten hat. Er stürzt sich<br />
seit Jahren auf Vermisstenfälle in<br />
Deutschland und Europa.<br />
„Anders als teure Hunde, Hubschrauberflüge<br />
und tagelange Hundertschaftsabordnungen<br />
(der Polizei,<br />
Anm. d. Red.) ist mein Angebot<br />
Michael<br />
Schneider<br />
für den Steuerzahler kostenlos“, sagt<br />
Schneider.Erwehrtsich dagegen, als<br />
„esoterischer Spinner“ abgetan zu<br />
werden und verweist gerne auf seine<br />
familiäre Herkunft. So habe er mehrere<br />
Richter in der Verwandtschaft,<br />
in seinem Freundeskreis<br />
seien zudem zahlreiche<br />
Polizisten, sagt er. Sein<br />
Großonkel sei der Spiegel-<br />
Gründer Rudolf Augstein.<br />
Weshalb diese Verbindungen<br />
die Glaubwürdigkeit<br />
des Hellsehers untermauern<br />
sollen, kann Schneider<br />
nicht sagen.<br />
ERHARD PAUL<br />
Oftmals verweist<br />
Schneider darauf, dass er<br />
der Polizei Misserfolge voraussage,<br />
wenn diese in einem<br />
Gebiet eine Suche beginnen.<br />
Bleibt der Erfolg der Polizei dann tatsächlich<br />
aus, ist das für Michael<br />
Schneider der Beweis: Ich hatte<br />
recht! Dennoch ist der Mann kein<br />
skrupelloser Abzocker. Er verlangt<br />
kein Geld für seinen Einsatz und verspricht<br />
immer wieder, mögliche Belohnungen<br />
„in jedem Fall“ zu spenden.<br />
Schneider ist einfach nur fest<br />
davon überzeugt, tatsächlich helfen<br />
zu können.<br />
Doch es gibt auch andere. Klassische<br />
Betrüger,die ihreDienste direkt<br />
bezahlt haben wollen oder sich mediale<br />
Aufmerksamkeit erhoffen, um<br />
dann anschließend in den diversen<br />
Talkshows der deutschen Fernsehlandschaft<br />
aufzutauchen –natürlich<br />
gegen Bezahlung.<br />
Für die Kölner Kriminalpsychologin<br />
Lydia Benecke macht die Motivation<br />
keinen Unterschied. In dem im<br />
vergangenen Jahr erschienenen<br />
Buch „Wer’s glaubt, wird selig“ stellt<br />
sie klar: „Die Betrüger wollen Geld<br />
und Anerkennung und versuchen<br />
mit allen Mitteln in Kontakt mit den<br />
Familien zu treten. Das gibt ihnen<br />
ein Gefühl der Wichtigkeit und der<br />
Macht über andere.“<br />
Narzisstische Persönlichkeiten<br />
PUDWELL<br />
Auch denjenigen, die unentgeltlich<br />
arbeiten, geht es Lydia Benecke zufolge<br />
„darum, im Mittelpunkt zu<br />
stehen und einen wichtigen Beitrag<br />
zu leisten“. Zudem haben nach Beneckes<br />
Ansicht alle Hellseher eines<br />
gemeinsam: „Sie haben narzisstische<br />
Persönlichkeitsmerkmale“ sowie<br />
ein „übermäßiges Bedürfnis<br />
nach Aufmerksamkeit, Anerkennung<br />
und Lob“. Zusammengefasst<br />
würden alle objektiven Fakten, die<br />
Erfahrungswerte der Wissenschaft<br />
und die der Polizei eindeutig belegen,<br />
so die Kölner Kriminalpsychologin:<br />
„Es gibt nicht einen einzigen<br />
Vermisstenfall auf der Welt, der aufgrund<br />
der konkreten Angabe eines<br />
Hellsehers gelöst wurde.“<br />
Ein Chor singt<br />
gegen hohe<br />
Mieten<br />
Erster Auftritt<br />
in der Hasenheide<br />
VonMikeWilms<br />
Berlins erster Mieterchor tritt mit<br />
Melodien und Rhythmen gegen<br />
steigende Mieten auf. Diesingenden<br />
Aktivisten aus der Hasenheide haben<br />
sich zusammengefunden, um<br />
Proteste gegen Gentrifizierung musikalisch<br />
zu unterstützen. Sein Debüt<br />
gab der 20-köpfige Mieterchor<br />
am Sonnabend beim „Ersten Kreuzköllner<br />
Rudelsingen“, einer Demonstration<br />
in eigener Sache. Die<br />
Bewohner des Hauses Hasenheide<br />
71, die den Chor gegründet<br />
haben, wollen eine Luxusmodernisierung<br />
verhindern.<br />
150 <strong>Berliner</strong> aus der Nachbarschaft<br />
waren der Einladung gefolgt,<br />
nicht nur zuzuhören, sondern auch<br />
mitzusingen: „Bruder Jakob“, „Kleiner<br />
grüner Kaktus“ oder„You’llnever<br />
walk alone“. Zwei Leierkastenmänner,die<br />
Sängerin Ingrid Johanna und<br />
mehrere Grünen-Politiker reihten<br />
sich ein. „Wem gehört die Hasenheide?<br />
Unsgehörtdie Hasenheide!“,<br />
riefen die Teilnehmer.Die Bewohner<br />
hatten im vergangenen Jahr mit Erfolg<br />
gegen eine Luxusmodernisierung<br />
des Hauses gekämpft. Nungibt<br />
es einen neuen Eigentümer, ein Unternehmen<br />
mit 1500 Wohneinheiten.<br />
„Wir möchten nicht, dass das<br />
Spiel nun von vorne losgeht“, sagte<br />
Mieter Hans vonMaydell.<br />
Seinen nächsten Auftritt hat der<br />
Mieterchor am 6. Aprilbei der „Mietenwahnsinn-Demo“<br />
in Berlin. Im<br />
vergangenen Jahr kamen 25 000<br />
Menschen zu der Protestveranstaltung.<br />
Diesmal findet sie in mehreren<br />
Städten in Europa statt. „Unser Mieterchor<br />
ist noch für neue Mitglieder<br />
offen“, sagt Hans vonMaydell.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
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Berlin<br />
Ex-Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko<br />
gibt in Potsdam die Buhlschaft. IMAGO/TAMCKE<br />
Regisseur Alireza Golafshan (links, mit Kida Khodr Ramadan) glaubt an freundschaftliche<br />
Zusammenarbeit beim Drehen.<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
TomSchilling recherchierte für seine Rolle im Krankenhaus. Kollegin Jella Haase freut<br />
sich, „dass die Menschen mit Behinderung im Film die Helden sind“. CHRISTIAN SCHULZ<br />
Max Schautzer bei der Probe zum Theaterstück<br />
„Jedermann“<br />
IMAGO/GARTNER<br />
Goldfisch im Rollstuhl<br />
TOM SCHILLING<br />
durfte sich am Ende einer kleinen<br />
Premierentournee seines neuesten<br />
Films „Die Goldfische“ am Montagabend<br />
auch im neuen UCI Luxe Kino<br />
gegenüber der East Side Gallery verbeugen.<br />
In diesem Film, der am<br />
Donnerstag in die Kinos kommt,<br />
spielt er einen Geldmenschen, der<br />
durch einen Unfall an den Rollstuhl<br />
gefesselt wird. Der Schauspieler hat<br />
sich auf diese Rolle intensiv vorbereitet,<br />
erzählt er:„Manmuss sich damit<br />
richtig befassen und lange im<br />
Rollstuhl sitzen, um so richtig zu kapieren,<br />
was das für Probleme sind,<br />
die man in einer solchen Situation<br />
meistern muss.“ Ihm haben dabei<br />
zwei <strong>Berliner</strong> Institutionen besonders<br />
geholfen: „Die BVGund das Unfallkrankenhaus<br />
in Marzahn, wo ich<br />
eine Woche hospitierthabe.“ Für das<br />
Drehbuch, das Regisseur AlirezaGolafshan<br />
selbst geschrieben hatte,<br />
konnte sich Schilling besonders aus<br />
einem Grund sofortbegeistern: „Das<br />
war der Humor. Entweder packt er<br />
einen oder nicht.“ Der von Golafshan<br />
hat ihn gepackt: „Das hat so eine<br />
Wahrhaftigkeit und so eine Warmherzigkeit.“<br />
Auch für die Stimmung<br />
zu Hause bei den Schillings war dieses<br />
Filmprojekt perfekt: „Meine Frau<br />
hat gesagt, ich soll nur noch Komödien<br />
drehen, weil ich wahnsinnig<br />
entspannt war.“<br />
Regisseur Alireza Golafshan war<br />
für Schilling ein großer Glücksfall:<br />
„Ali ist unheimlich souverän und<br />
entspannt, ein wahnsinnig toller<br />
Chef, ein starker Regisseur. Seit<br />
drei Jahren weiß Ali, wie dieser Film<br />
aussehen soll. Diese Sicherheit,<br />
dieses Selbstbewusstsein strahlt<br />
einfach aus. Erist, wie ich glaube,<br />
ein großes Glück für die deutsche<br />
und hoffentlich auch internationale<br />
Filmindustrie.“<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
TomSchilling hat für seine neueste<br />
Rolle lange trainiert<br />
JELLA HAASE<br />
spielt in „Die Goldfische“ eine Betreuerin<br />
in einem Wohnprojekt.<br />
„Für mich war ganz ausschlaggebend,<br />
dass die Menschen mit Behinderung<br />
am Ende die Helden<br />
sind.“ Auch die Schauspielerin<br />
schwärmt vom Regisseur: „Ali ist<br />
großartig. Ali ist der Dalai Lama, er<br />
hat die Ruhe weg.“<br />
ALIREZA GOLAFSHAN<br />
gibt das Kompliment zurück: „Ich<br />
würde mit jedem aus dem Ensemble<br />
sofortwieder einen Film drehen.“ Er<br />
hat auch schon mal gehört, dass andere<br />
Regisseure auf die Methode<br />
schwören, zunächst den Willen der<br />
Schauspieler zu brechen und hart<br />
durchzugreifen. Er kann damit<br />
nichts anfangen: „Ich glaube eher an<br />
eine freundschaftliche Zusammenarbeit.“<br />
TANJA SZEWCZENKO<br />
ist die Neue an der Seite vonTimothy<br />
Peach. Bevordie Kollegen vomBoulevard<br />
jetzt hyperventilieren: Die Ex-<br />
Eiskunstläuferin hat für die 2019er<br />
Saison die Rolle der Buhlschaft an der<br />
Seite von„Jedermann“ Peach in Potsdam<br />
übernommen. Und kann auch<br />
begründen, warum: „Als Schauspielerin<br />
suche ich immer nach neuen<br />
Herausforderungen, guten Rollen<br />
und interessanten Geschichten. Das<br />
Stück ‚Jedermann‘ verbindet dies alles<br />
für mich.“ Gespielt wird vom 17.<br />
bis zum 30. Oktoberinder Nikolaikirche<br />
der brandenburgischen Landeshauptstadt.<br />
Nach dem Ende der „Jedermann“-Tradition<br />
im <strong>Berliner</strong><br />
Dom im Jahr 2014 kam der 2018er<br />
StartimPotsdam auch beim <strong>Berliner</strong><br />
Publikum gut an.<br />
MAX SCHAUTZER<br />
hat sich als Gott bewährtund wird in<br />
dieser Rolle auch dieses Jahr wieder<br />
am Alten Mark in Potsdam dabei<br />
sein. Bei der <strong>Berliner</strong> Inszenierung<br />
gab es Gott nur als Tonkonserve. So<br />
konnte man Erich Schellow auch<br />
noch in den zwei Jahrzehnten nach<br />
dessen Tod hören. Dorit Gäbler<br />
spielt wieder Jedermanns Mutter<br />
undGeorgette Deehat 2019 zum ersten<br />
Mal die Rolle des Todes in Potsdamübernommen.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 15 *<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Künstliche<br />
Intelligenz in<br />
der Verwaltung<br />
FDP fordert Arbeitsgruppe<br />
unter Leitung von Müller<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) steht im Spannungsfeld<br />
zwischen Arbeitserleichterung<br />
und Diskussionen um Datenschutz<br />
und Transparenz.<br />
Auch die <strong>Berliner</strong> Verwaltung versucht<br />
zunehmend, mit KI zu experimentieren<br />
und sie in Arbeitsaufläufe<br />
zu integrieren, wie aus der Antwort<br />
der Innenverwaltung auf eine<br />
schriftliche Anfrage des FDP-Abgeordneten<br />
Stefan Förster hervorgeht.<br />
ZumBeispiel informiertseit 2017<br />
ein virtueller Bürger-Service-Assistent<br />
–ein sogenannter Chatbot –die<br />
Bürger rund um die Uhr über<br />
Dienstleistungen oder Öffnungszeiten<br />
der <strong>Berliner</strong> Verwaltung.<br />
Zudem soll Künstliche Intelligenz<br />
künftig zum Beispiel bei der Parkplatzsuche<br />
helfen, um verlässliche<br />
Informationen über die aktuelle und<br />
zu erwartende Parkraumsituation zu<br />
liefern. „Der Einsatz von KIinder<br />
<strong>Berliner</strong> Verwaltung befindet sich<br />
noch in der Anfangsphase“, heißt es<br />
aus der Innenverwaltung. Dennoch<br />
werdedie Entwicklung vonKImitgedacht.<br />
Dazu würden auch die europaweiten<br />
Erfahrungen im sozialen<br />
Bereich beobachtet und hinterfragt.<br />
Die Senatsverwaltung nannte ein<br />
Beispiel aus dem schwedischen Trelleborg,<br />
wo Teile des Entscheidungsprozesses<br />
in Bezug auf Sozialleistungen<br />
automatisiert seien. Auch das<br />
Landeskriminalamt prüft den Einsatz<br />
solcher Systeme, vor allem bei<br />
der Aufbereitung von Massendaten<br />
bei schweren Straftaten.<br />
Bei KI handelt es sich meist um Programme,<br />
nicht um Roboter. IMAGO/HUBERT STARKE<br />
Die Verwaltung verbindet mit<br />
Künstlicher Intelligenz einerseits die<br />
Hoffnung, dass die Dienstleistungsqualität<br />
des Staates gegenüber den<br />
Bürgern und der Wirtschaft erhöht<br />
werde. Zum anderen verspricht sie<br />
sich eine Entlastung der Mitarbeiter<br />
in der Verwaltung. Ausder Innenverwaltung<br />
heißt es, dass ein besonderer<br />
Fokus auf Rechtssicherheit, Datenschutz<br />
und Nachvollziehbarkeit<br />
gelegt werde.<br />
Denn der Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />
kann auch negative Folgen<br />
haben, etwa, wenn es vorrangig um<br />
die Einsparung von Mitarbeitern<br />
geht, der Datenschutz zu kurz<br />
kommt oder Einzelfälle durch das<br />
System rutschen. So musste zum<br />
Beispiel in Dänemarknach massiver<br />
öffentlicher Kritik ein Projekt abgebrochen<br />
werden: Ein Programm berechnete<br />
anhand vonverschiedenen<br />
Kriterien wie Arbeitslosigkeit, Krankheiten<br />
oder verpassten Arztterminen<br />
die Kindswohlgefährdung.<br />
Stefan Förster, Sprecher für Wissenschaft<br />
und Forschung, begrüßt<br />
es, dass der Senat sich Gedanken<br />
darüber mache, Künstliche Intelligenz<br />
an sinnvollen Stellen in derVerwaltung<br />
einzusetzen. „Es reicht jedoch<br />
nicht, die Steuerung nur der<br />
Senatsverwaltung für Inneres und<br />
Sportzuüberlassen“, betonte er.Der<br />
Regierende Bürgermeister solle das<br />
Thema zur Chefsache machen und<br />
eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung<br />
einrichten, in der alle Verwaltungen<br />
und die Bezirksebene vertreten<br />
seien, forderte er.<br />
Mehr Polizeipräsenz: Cottbus ist der Schwerpunkt rechtsextremer Gewalt. Dortgab es aber auch einige Gewalttaten von AsylbewerbernanEinheimischen.<br />
Acht von zehn Tätern sind rechtsextrem<br />
Die politisch motivierte Kriminalität in Brandenburg ging 2018 insgesamt aber leicht zurück<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Die ruhigen Zeiten sind<br />
genauso vorbei wie die<br />
Zeiten der ganz harten,<br />
gewalttätigen Auseinandersetzungen.<br />
So in etwa kann man<br />
die Entwicklung der politischen Kriminalität<br />
im Land Brandenburg in<br />
den vergangenen Jahren zusammenfassen.<br />
Grundsätzlich gilt, dass im<br />
Jahr 2018 fast genau 80 Prozent aller<br />
politisch motivierten Straftaten von<br />
Tätern aus dem Rechtsaußen-Lager<br />
verübt wurden, zehn Prozent von<br />
Linksextremisten, der Rest war nicht<br />
klar zuzuordnen oder wurde vonAusländern<br />
begangen. Das geht aus der<br />
Statistik hervor, die Innenminister<br />
Karl-Heinz Schröter (SPD) am Montag<br />
vorstellte. Die Zahl rechter Taten<br />
ist demnach 2018 gegenüber dem<br />
Jahr davor um fünf Prozent auf 1562<br />
Taten gestiegen. Schröter (SPD) hob<br />
aber hervor, dass die Gesamtzahl aller<br />
politisch motivierten Straftaten um<br />
13 Prozent auf 1953 gesunken ist.<br />
Eine einzige Gewalttat weniger<br />
„Aber es gibt keinen Anlass zur Entwarnung“,<br />
sagte Minister Schröter.<br />
Der Rückgang der Gesamtzahlen sei<br />
zwar gut, aber die Entwicklung seit<br />
trotzdem weder beruhigend noch<br />
befriedigend. „Der Rechtsstaat muss<br />
weiterhinklareKante zeigen.WerGewalt<br />
als Mittel der politischen Auseinandersetzung<br />
einsetzt, stellt sich außerhalb<br />
der demokratischen Grundordnung<br />
und muss mit aller Härte des<br />
Rechtsstaates zur Verantwortung gezogen<br />
werden.“<br />
Denn ein Blick auf die langjährige<br />
Entwicklung zeigt, dass die Zahlen<br />
noch immer auf einem hohen Niveau<br />
sind. Sieentsprechen nun in etwa den<br />
Politisch motivierte Kriminalität in Brandenburg<br />
Gewalttaten<br />
300<br />
200<br />
100<br />
gesamt rechtsradikal linksradikal<br />
97<br />
260<br />
Zahlen des Jahres 2015 –also dem Beginn<br />
der Flüchtlingswelle.Der leichte<br />
Rückgang im vergangenen Jahr<br />
wurde nicht nur von Fachleuten erwartet:<br />
Denn im Jahr 2018 gab es<br />
keine größeren Wahlen im Land<br />
Brandenburg. Klassischerweise steigt<br />
inWahlzeiten die Zahl der politischen<br />
Delikte an, weil sich dann jene Taten<br />
häufen, bei denen die Täter Wahlplakate<br />
beschmieren oder zerstören. Die<br />
Zahlen von2018 werden mit dem Jahr<br />
2017 verglichen, und da war Bundestagswahl<br />
– damals gab es allein<br />
400 Taten mehr, die direkt mit den<br />
Wahlen zu tun hatten.<br />
Dass sich an der Gewaltbereitschaft<br />
von Rechtsradikalen nicht so<br />
viel geändert hat, zeigt sich an der<br />
Zahl der politisch motivierten Gewalttaten:<br />
Dielag 2018 genau um eine<br />
einzigeTatniedriger als im Jahr davor.<br />
Als Gewalttaten gelten Tötungsdelikte<br />
–von denen es keine gab –sowie<br />
Körperverletzungen, Brandstiftungen,<br />
Raub,Erpressung, Landfriedensbruch,<br />
Widerstand gegen die Polizei<br />
157<br />
0<br />
’10 ’12 ’14 ’16 ’18<br />
Angriffe auf Asylunterkünfte<br />
14<br />
’14<br />
67<br />
’15<br />
72<br />
’16<br />
19<br />
’17<br />
’18<br />
BLZ/REEG; QUELLE: LAND BRANDENBURG<br />
13 Stunden in der Notaufnahme<br />
5<br />
oder Eingriffe in den Bahnverkehr –<br />
zum Beispiel durch die Zerstörung<br />
von Kabelschächten entlang von<br />
Gleisen.<br />
Immerhin ist der Höhepunkt der<br />
Gewalt vorerst vorbei. Im Jahr 2016,<br />
als die Einwanderungspolitik der<br />
Bundesregierung und die Aufnahme<br />
vonAsylbewerbernfür besonders hitzige<br />
Debatten sorgten, wurden 167<br />
Gewalttaten von Rechtsradikalen gezählt<br />
–das waren viermal mehr als im<br />
Jahr 2011.<br />
DiePolizei geht voneinem klar erkennbaren<br />
Muster bei den Gewalttaten<br />
von Rechts und Links aus. Insgesamt<br />
84 Prozent der Gewalttaten von<br />
Rechtsextremisten sind fremdenfeindlich<br />
motiviert und richten sich<br />
gegen Asylbewerber oder Ausländer.<br />
„Der Großteil linker Gewalttaten wird<br />
in der Regel im Zusammenhang mit<br />
rechten Demonstrationen verübt“,<br />
sagte Polizeipräsident Hans-Jürgen<br />
Mörke.<br />
Minister Schröter lobte ausdrücklich<br />
das hohe Strafmaß im ersten Prozess<br />
gegen den ehemaligen NPD-Abgeordneten<br />
Maik Schneider, der wegen<br />
der Brandstiftung an einer Turnhalle<br />
für Asylbewerber in Nauen<br />
(Havelland) in einem ersten Verfahrenzuneun<br />
Jahren und sechs Monaten<br />
verurteilt worden war.„Das hatte<br />
ganz klar eine abschreckende und<br />
heilsameWirkung“, sagte Schröter.So<br />
gingen auch die Angriffe auf Asylunterkünfte<br />
zurück: 2016 waren es noch<br />
72 Angriffe, imvergangenen Jahr nur<br />
noch fünf. Der Minister sagte, ein<br />
Richter habe eine recht große Spannbreite,<br />
Täter zu verurteilen: besonders<br />
mild oder besonders hart. „Ich<br />
habe das Gefühl, dass Richter zu oft<br />
auf das untereStrafmaß schauen. Ich<br />
würde es begrüßen, wenn sie öfter<br />
vom oberen Strafmaß Gebrauch machen<br />
würden.“<br />
Latente terroristische Gefahr<br />
Der Minister sagte, esgäbe eine latente<br />
Gefahr des islamistischen Terrorismus<br />
in Brandenburg. „Aber es<br />
gibt keinen konkreten Anlass anzunehmen,<br />
dass eine Tatbevorsteht.“<br />
DieZahl der sogenannten Gefährder<br />
liege landesweit im oberen einstelligen<br />
oder niedrigen zweistelligen Bereich.<br />
Das richte sich danach, ob einer<br />
aus Brandenburg weg gehe –in<br />
ein anderes Bundesland oder ins<br />
Ausland –oder ob er in Haft komme.<br />
Im Jahr 2018 gab es zwölf Fälle,<br />
die mit Terrorismus zu tun hatten. In<br />
acht Fällen hatten Asylbewerber bei<br />
den Überprüfungsgesprächen gesagt,<br />
dass sie in ihren Herkunftsländern<br />
bei Terrororganisationen waren.<br />
Vier Verdachtsfälle ergaben sich<br />
durch Ermittlungen der Polizei in<br />
Brandenburg. Dabei handelt es sich<br />
meist um Leute,die hier Geld für Terrorgruppen<br />
wie den IS sammelten.<br />
Eine 40-Jährige erhebt schwere Vorwürfe gegen die <strong>Berliner</strong> Charité wegen überlanger Wartezeiten<br />
VonKerstin Hense, Berlin<br />
Claudia Dornath hat eine Klinik-<br />
Odyssee hinter sich. Die40-Jährige<br />
wurde vom Orthopäden in die<br />
Notaufnahme der Charité in Mitte<br />
geschickt, weil er einen schweren<br />
Bandscheibenvorfall vermutete: Sie<br />
solle sich dringend beim Neurologen<br />
vorstellen. „Bis zur Diagnose musste<br />
ich 13 Stunden ausharren“, sagt sie.<br />
„Ich bekam nicht mal ein Glas Wasser.“<br />
Sieerhebt schwereVorwürfe gegen<br />
das Krankenhaus.„Ichhabe total<br />
überfordertes Personal erlebt. Sie<br />
haben auf Nachfragen sehr barsch<br />
reagiert und waren sehr hektisch“,<br />
behauptet sie.<br />
Dieser Fall zeigt, in welchem Dilemma<br />
alle Beteiligten –Patienten,<br />
Pfleger und Ärzte – in Notaufnahmen<br />
stecken: Da kommen schwere<br />
Fälle, Eltern mit mal mehr oder weniger<br />
kranken Kindern, da liegen<br />
aber auch Leute, die sich geprügelt<br />
haben oder besoffen sind.<br />
Zu den Vorwürfen von Claudia<br />
Dornath will sich die Charité nicht<br />
äußern – wegen der ärztlichen<br />
Schweigepflicht. Aus ihrer Sicht verlief<br />
ihr Arzt-Besuch folgendermaßen:<br />
Gegen 9.45 Uhr nahm die Anmeldung<br />
ihre Daten auf. Sie fragte<br />
eine Schwester, obsie sich hinlegen<br />
könne,daihr das Sitzen schwer falle.<br />
Irgendwann die Nerven verloren<br />
„Sie antwortete mir, dass sie das<br />
nicht wüsste und mal schauen<br />
müsste, obdas geht.“ Sie habe geweint<br />
vor Schmerzen und sich im<br />
Wartebereich auf eine Bank gelegt.<br />
Nach einer halben Stunde habe<br />
ihr eine Schwester Blut abgenommen<br />
und ihr ohne Erklärung eine<br />
Spritze gegeben. „Ich habe gefragt,<br />
was sie mir da spritzt. Siehat gesagt,<br />
das ist was gegen die Schmerzen.“<br />
Sie fand es befremdlich, dass sie<br />
gar nicht gefragt wurde. Gegen Mittag<br />
sei ihr ein leeres Bett mitten auf<br />
dem Flur angeboten worden –ohne<br />
Decke und Kissen. Um kurz nach 15<br />
Uhr habe sich ein junger Mann in<br />
weißer Arztkleidung bei ihr als „Studienabgänger“<br />
vorgestellt und gesagt:<br />
„Ich mache jetzt eine erste Untersuchung<br />
bei ihnen.“ Er habe ihre<br />
Schmerzstellen mit den Händen abgetastet.<br />
Gegen 18 Uhr habe sie die<br />
Nerven verloren, sagt Claudia Dornath<br />
und wollte die Station verlassen.<br />
„Da hat mich eine Schwester angeherrscht,<br />
dass ich doch nicht einfach<br />
gehen könnte.Ich sei jetzt dran.“<br />
Sie sei einem Neurologen vorgestellt<br />
worden, der sie nochmals an einen<br />
Kollegen aus der Orthopädie<br />
verwies. Nach diversen Untersu-<br />
IMAGO/RAINER WEISFLOG<br />
chungen habe sie die Klinik gegen 23<br />
Uhrverlassen können.<br />
IhrVater schrieb eine Beschwerde<br />
an den ärztlichen Direktor der<br />
Charité, bekam aber bisher keine<br />
Antwortdarauf.<br />
Jann Ohlendorf von der bundesweiten<br />
unabhängigen Patientenberatung<br />
sagt:„Leider hören wir immer<br />
wieder Beschwerden von Patienten<br />
über langeWartezeiten.“ DieGründe<br />
für die Überlastung seien vielfältig,<br />
unabhängig von der Ursache müsse<br />
entsprechend der Dringlichkeit behandelt<br />
werden.<br />
Claudia Dornath hatte nach<br />
13 Stunden in der Notaufnahme<br />
endlich eine Diagnose: Fersensporn<br />
und Achillessehnenverletzung. Sie<br />
sagt:„Ich möchte auf Missstände unseres<br />
Gesundheitssystems aufmerksam<br />
machen. Die Politiker müssten<br />
endlich etwas tun.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Großteil der Charité-Ärzte<br />
hat befristete Verträge<br />
An der <strong>Berliner</strong> Charité sind 74 Prozent<br />
der Ärzte nur befristet angestellt.<br />
2077 der 2812 Mediziner haben<br />
einen solchen Vertrag, darunter<br />
auch fast 80 Oberärzte.Das geht aus<br />
einer Antwortvon Wissenschaftsstaatssekretär<br />
Steffen Krach (SPD)<br />
auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten<br />
Catherina Pieroth hervor,<br />
über die derTagesspiegel am Montag<br />
berichtete.Krachs Antwortberuht<br />
auf Angaben der Universitätsklinik.<br />
Pieroth kritisierte,dass die Charité<br />
seit Ende 2017 auch 83Verträge ohne<br />
konkreten Grund befristet abgeschlossen<br />
hat, obwohl das Land<br />
diese Verträge abschaffen will. (dpa)<br />
Tausende Wahlhelfer für<br />
Europawahl gesucht<br />
Für die Europawahl am 26. Maisind<br />
bereits 17 000 Helfer für die Wahllokale<br />
und die Briefwahl gefunden. Allerdings<br />
werden etwa 21 000 gebraucht,<br />
teilte Landeswahlleiterin<br />
PetraMichaelis am Montag mit. Interessenten<br />
können sich bei den<br />
Bürgerämtern, über die Webseite<br />
www.wahlen.berlin.de oder über das<br />
Servicetelefon 030/902 23 18 70<br />
melden und weitereInformationen<br />
erhalten. Für eine Tätigkeit im Wahllokal<br />
erhalten sie 50 Euro,als Briefwahlhelfer<br />
35 Euro. (dpa)<br />
Mit Regionalexpress von<br />
Frankfurt(Oder) nach Leipzig<br />
Bald sollen Regionalexpress-Linien<br />
erweitertwerden. AGENTUR ZENIT/PAUL LANGROCK<br />
Bahnreisende können ab Dezember<br />
2022 voraussichtlich vonFrankfurt<br />
(Oder) bis nach Leipzig fahren, ohne<br />
umsteigen zu müssen. Dassieht einem<br />
Bericht der Märkischen Oderzeitung<br />
zufolge das erweiterte Nahverkehrsnetz<br />
Lausitz vor, das in dieser<br />
Woche europaweit ausgeschrieben<br />
wird. Laut der Ausschreibung<br />
wirddie Regionalexpresslinie RE 10,<br />
die bisher nur zwischen Cottbus und<br />
Leipzig fährt, verlängert–und künftig<br />
bereits in Frankfurt(Oder) beginnen.<br />
Damit würden auch Eisenhüttenstadt<br />
und Guben an die Direktverbindung<br />
nach Leipzig angeschlossen.<br />
Neueingerichtet werde<br />
ab Dezember 2022 zudem die Regionalexpresslinie<br />
RE 13, heißt es.Sie<br />
werdevon Cottbus nach Senftenberg<br />
fahren; laut der Ausschreibung mit<br />
der Option einer Verlängerung bis<br />
nach Elsterwerda. DasNahverkehrsnetz<br />
Lausitz wirdfür die Dauer von<br />
13 Jahren ausgeschrieben. (dpa)<br />
Lotto-Gewinner räumt mehr<br />
als acht Millionen Euro ab<br />
Denmit etwa 8,35 Millionen Euro<br />
gefüllten Jackpot im Lotto 6aus 49<br />
hat am Wochenende ein Glückspilz<br />
aus dem Havelland geknackt. Wie<br />
die Lotto BrandenburgGmbH am<br />
Montag mitteilte,hatte der Spieler<br />
oder die Spielerin am Vormittag des<br />
12. Märzineinem Lotto-Shop für<br />
10,25 Euro mehrereTipps abgegeben.<br />
Einer davon enthielt die richtigen<br />
Zahlen 10, 14, 20, 22, 39 und 46<br />
sowie die korrekte Superzahl 1. Die<br />
Kombination wurde bundesweit nur<br />
ein einziges Malgespielt, so dass der<br />
Gewinner den gesamten Jackpot allein<br />
abgeräumt hat. Es ist bereits der<br />
dritte Millionen-Lotto-Gewinn in<br />
Brandenburgindiesem Jahr. (dpa)
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wissenschaft<br />
Teurer Kampf gegen Hepatitis C<br />
Das Virus, das Leberentzündungen auslöst, kann mit modernen Medikamenten besiegt werden. Kosten und Aufwand sind jedoch enorm<br />
VonWalter Willems<br />
Grundlegende Durchbrüche<br />
in der Medizin sind<br />
selten. Einer dieser seltenen<br />
Meilensteine war<br />
nach Ansicht des Leberspezialisten<br />
Michael Manns die Entwicklung des<br />
Wirkstoffs Sofosbuvir gegen Hepatitis<br />
Cvor wenigen Jahren.„Die neuen Hepatitis-C-Therapien<br />
gehören zu den<br />
größten medizinischen Revolutionen,<br />
die ich erlebt habe“, sagt der Leiter<br />
der Klinik für Gastroenterologie,<br />
Hepatologie und Endokrinologie der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover.„Damit<br />
ist die Hepatitis Cdie erste<br />
chronische Viruserkrankung, die geheilt<br />
werden kann“, ergänzt er. Zwei<br />
Studien im Fachblatt Lancet zeigten<br />
jüngst: Dieneuen Therapien könnten<br />
den Kampf gegen Hepatitis Crevolutionieren<br />
–aber mit enormem finanziellen<br />
Aufwand.<br />
EinRückblick: Weil die US-Zulassungsbehörde<br />
FDA die neue Behandlung<br />
als Durchbruch-Therapie<br />
einstufte, ließ sie Sofosbuvir in einem<br />
beschleunigten Verfahren Ende<br />
2013 in den USA zu. Im Folgejahr<br />
kam es auch in Deutschland auf den<br />
Markt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) führt Sofosbuvir auf<br />
der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel,<br />
die Heilungsrate liegt –in<br />
Kombination mit anderen Mitteln –<br />
bei mehr als 90 Prozent.<br />
Weltweit 71 Millionen Infizierte<br />
Vorkommen von Hepatitis C<br />
in der Bevölkerung<br />
über 5%<br />
2bis unter 5%<br />
1,5 bis unter 2%<br />
1bis unter 1,5%<br />
0bis unter 1%<br />
NORDAMERIKA<br />
Ein engagierter Kampf gegen Hepatitis<br />
C wäre wichtig: Weltweit sind<br />
schätzungsweise 71 Millionen Menschen<br />
mit dem Virus infiziert, in<br />
Deutschland geht Manns von etwa<br />
250 000 Infizierten aus.„DieDunkelziffer<br />
ist sehr hoch“, sagt der Vorsitzende<br />
der Deutschen Leberstiftung.<br />
„Viele Betroffene wissen nichts von<br />
ihrer Infektion.“<br />
Übertragen wirddas Hepatitis-C-<br />
Virus (HCV) vor allem durch Blut<br />
und Blutprodukte,zum Beispiel verunreinigte<br />
Blutpräparate, schlecht<br />
sterilisierte medizinische Instrumente<br />
und kontaminiertes Spritzbesteck<br />
bei intravenösem Drogenkonsum.<br />
„Die Erkrankung verläuft jahrzehntelang<br />
unbemerkt. Sie kann zu<br />
Leber- und Nierenversagen führen<br />
sowie zu Leberzirrhose und Leberkrebs<br />
“, sagt Manns.Erkannt wirddie<br />
Infektion meist erst dann, wenn jemand<br />
massiveProbleme hat.<br />
ProJahr sterben Schätzungen zufolge<br />
weltweit zwischen 400 000 und<br />
490 000 Menschen an den Folgen der<br />
Infektion, die Zahl könnte sogar<br />
noch steigen. Daher gab dieWHO im<br />
Jahr 2016, nach der Einführung von<br />
Sofosbuvir und anderen sogenannten<br />
Direkt wirkenden antiviralen<br />
Mitteln, kurz DAA, das ehrgeizige<br />
Ziel aus,bis zum Jahr 2030 die Infektion<br />
global bei 90 Prozent der Betroffenen<br />
festzustellen, bei 80 Prozent zu<br />
behandeln und die Mortalität um 65<br />
Prozent zu senken.<br />
Diese Maßgabe lasse sich allenfalls<br />
mit einem umfassenden Vorgehen<br />
erreichen, schrieben Forscher<br />
um Timothy Hallett vom Imperial<br />
College London kürzlich im Fachblatt<br />
Lancet. Anhand der Daten von<br />
190 Ländern berechnete das Team,<br />
dass man bis 2030 mehr als 15 Millionen<br />
Neuinfektionen und 1,5 Millionen<br />
Todesfälle durch Leberzirrhose<br />
und Leberkrebs verhindern könnte.<br />
Das wäre eine Verringerung der Erkrankungsraten<br />
um 80 Prozent und<br />
der Mortalität um 60 Prozent.<br />
„Auch wenn das die WHO-Ziele<br />
für 2030 knapp verfehlt, wäre esein<br />
enormer Schritt nach vorne“, sagt<br />
Erstautor Alastair Heffernan. Der<br />
Aufwand wäre allerdings gewaltig:<br />
Blutpräparate wären weltweit auf<br />
das Virus zu kontrollieren. Menschen,<br />
die Drogen injizieren, müssten<br />
sauberes Besteck erhalten. Vor<br />
allem aber ginge es darum, die bereits<br />
Infizierten zu ermitteln und<br />
umgehend mit den neuen Präparaten<br />
zu behandeln. Wichtig wäre dies<br />
vorallem in den am stärksten betroffenen<br />
Ländern, insbesondereChina,<br />
Indien, Pakistan und Ägypten –aber<br />
natürlich auch in Deutschland.<br />
„Eine solche Senkung zu erreichen,<br />
erfordert ein massives Untersuchungsprogramm<br />
und eine<br />
schnelle kurzfristige Ausweitung<br />
neuer Therapien“, sagt Hallett. Bis<br />
2030 müssten demnach knapp 52<br />
Millionen Menschen behandelt werden.<br />
In den 20 Jahren danach würde<br />
der Bedarf an Therapien deutlich<br />
sinken –auf etwa 12 Millionen.<br />
DenNutzen einer solchen Strategie<br />
stellten Ärzte jetzt ebenfalls im<br />
Fachmagazin Lancet vor. In ihreBeobachtungsstudie<br />
nahmen die französischen<br />
Forscher Daten von rund<br />
10 000 Patienten auf, von denen<br />
etwa drei Viertel mit DAA therapiert<br />
Mali<br />
Niger<br />
Tschad<br />
Senegal<br />
Guinea-Bissau<br />
Guinea<br />
Sierra-Leone<br />
Liberia<br />
Ghana<br />
Togo<br />
SÜDAMERIKA<br />
Nigeria<br />
Äquatorial<br />
Guinea<br />
Gabun<br />
EUROPA<br />
AFRIKA<br />
Armenien<br />
Georgien<br />
Hepatitis-C-Viren in einer schematischen Darstellung<br />
Die Erreger: Hepatitisviren<br />
sind Viren, die eine Leberentzündung<br />
auslösen, Hepatitis<br />
genannt. Sie kommen<br />
aus unterschiedlichen Familien<br />
vonErregernund gehören<br />
etwa zu Picornaviren,<br />
Flaviviren oder Hepeviren.<br />
VON A BIS E<br />
Die Unterschiede: Zu den<br />
klassischen Hepatitisviren<br />
gehören die Viren A, B, C, D<br />
und E. Gegen Hepatitis Aund<br />
B, in manchen Ländernauch<br />
E, gibt es Schutzimpfungen,<br />
gegenHepatitis Cnicht. D<br />
tritt nur zusammen mit Bauf.<br />
Ägypten<br />
Usbekistan<br />
Turkmenistan<br />
Zentralafrik. Rep.<br />
Kamerun<br />
Kongo<br />
D. R. Kongo<br />
Mongolei<br />
wurden. Die übrigen blieben unbehandelt.<br />
Demnach senkte die Therapie<br />
bereits mittelfristig –nach einem<br />
Zeitraum vondurchschnittlich<br />
33 Monaten –das Risiko für einen<br />
frühen Todummehr als die Hälfte<br />
und das Risiko für Leberkrebs um<br />
ein Drittel. „Diese Therapie sollte<br />
für alle Patienten mit chronischer<br />
Hepatitis-C-Infektion in Betracht<br />
gezogen werden“, rät Erstautor Fabrice<br />
Carrat von der Sorbonne<br />
Université in Paris.<br />
Das dürfte schwierig werden, wie<br />
die WHO selbst einräumt: „Obwohl<br />
die Produktionskosten von DAA<br />
niedrig sind, bleiben diese Arzneien<br />
in vielen Ländern mit hohem oder<br />
oberem mittlerem Einkommen sehr<br />
teuer.“ Daserste Präparat Sofosbuvir<br />
sorgt seit seiner Einführung vor fünf<br />
Jahren für Streit.<br />
ASIEN<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: CDC/JOURNAL OF HEPATOLOGY 2014<br />
PICTUE ALLIANCE/DPA<br />
Die Ansteckung: Hepatitis A<br />
und Everbreiten sich über<br />
Wasser und Nahrungsmittel,<br />
die Hepatitiden B, Cund D<br />
vorallem über Blut.Vor1991<br />
waren kontaminierte Blutprodukte<br />
eine häufigeInfektionsquelle<br />
für Hepatitis C.<br />
Pakistan<br />
AUSTRALIEN<br />
Der Pharmakonzern Gilead Sciences<br />
forderte damals für einen Therapiezyklus<br />
–zwölf Wochen lang täglich<br />
eine Tablette, insgesamt also 84<br />
Pillen –inden USA bis zu 84 000 US-<br />
Dollar (gut 74 000 Euro). In Deutschland<br />
lag der Einführungspreis der<br />
seit 2014 unter dem Markennamen<br />
Sovaldi verkauften Arznei bei 60 000<br />
Euro.<br />
In der Zwischenzeit senkte Gilead<br />
nach Angaben der Techniker Krankenkasse<br />
die Kosten für das Mittel<br />
auf nunmehr gut 43 000 Euro. Der<br />
Preis für die Therapie mit dem Sofosbuvir-Kombinationspräparat<br />
liegt in<br />
Deutschland bei etwa 30 000 Euro,<br />
ähnlich viel kosten die Konkurrenzprodukte<br />
Maviret von Abbvie und<br />
Zepatier von MSD. Inden meisten<br />
Ländern kosten die Präparate zwar<br />
weniger. Die Herstellungskosten jedoch<br />
werden auf weniger als 100<br />
Euro geschätzt.<br />
Wegen der hohen Preise für Sofosbuvir<br />
haben die Hilfsorganisation<br />
Ärzte ohne Grenzen und 32 weitere<br />
Gruppen im März 2017 ein Patent<br />
von Gilead auf den Wirkstoff angefochten.<br />
Nachdem das Europäische<br />
Patentamt in München die Klage abgewiesen<br />
hatte, legten Ärzte ohne<br />
Grenzen und fünf weitere Gruppen<br />
Ende 2018 Berufung ein. „Die Berufung<br />
zielt darauf ab,den Missbrauch<br />
des Patentsystems durch Pharmaunternehmen<br />
zum Zweck der eigenen<br />
Profitmaximierung zu stoppen“,<br />
betont Ärzte ohne Grenzen. Mitarbeiterin<br />
Gaëlle Krikorian erläutert:<br />
„Es handelt sich um gute Produkte,<br />
aber sie sollten zu einem fairen Preis<br />
verkauft werden.“<br />
Gilead sieht sich zu unrecht an<br />
den Pranger gestellt. In Entwicklungsländern<br />
habe das Unternehmen<br />
Partnerschaften mit regionalen<br />
Generika-Herstellern, dadurch würden<br />
die Medikamente in mehr als<br />
130 Ländern kostengünstig abgegeben,<br />
heißt es auf Anfrage. Details<br />
nennt das Unternehmen nicht. Krikorian<br />
widerspricht: Die Kosten<br />
führten in vielen Ländern weltweit<br />
dazu, dass das lebensrettende Mittel<br />
Menschen vorenthalten werde, auch<br />
in Europa. Vielerorts würden Therapien<br />
aufgeschoben, um die Gesundheitssysteme<br />
nicht zu überlasten.<br />
Zudem drosseln die hohen Preise die<br />
Bestrebung, HCV-Infektionen überhaupt<br />
festzustellen. In Deutschland<br />
würde die Therapierung aller Infizierten<br />
etliche Milliarden kosten.<br />
Doch was wäre ein fairer Preis?<br />
„Bei einem funktionierenden Wettbewerb<br />
orientiert sich der Preis an<br />
den Produktionskosten“, sagt Georg<br />
Marckmann vom Institut für Ethik,<br />
Geschichte und Theorie der Medizin<br />
der Universität München. Doch bei<br />
Medikamenten sei nicht die Produktion<br />
teuer, sondern die Erforschung<br />
und die Entwicklung. „Pharmaunternehmen<br />
müssen die Möglichkeit<br />
haben, diese Kosten zu decken, zumal<br />
es nur die wenigsten Produkte<br />
auf den Markt schaffen“, sagt der<br />
Medizinethiker. Daher müsse es ein<br />
Patent ermöglichen, ein Vielfaches<br />
der Entwicklungskosten einzuspielen.<br />
Das sei aber kein Blankoscheck<br />
für exorbitante Preise – zumal die<br />
Entwicklung von Sofosbuvir zu einem<br />
Teil mit öffentlichen Mitteln gefördertworden<br />
sei.<br />
Zwangslizenzen für arme Länder<br />
Ursprünglich hatte das US-Unternehmen<br />
Pharmasset den Wirkstoff<br />
entwickelt und schon bis in die<br />
Phase großer klinischer Studien vorangetrieben.<br />
Gilead kaufte das Unternehmen<br />
Ende 2011 für elf Milliarden<br />
US-Dollar und finanzierte dann<br />
die Zulassungsstudien. An dem<br />
Wirkstoff verdiente das Unternehmen<br />
laut Ärzte ohne Grenzen bis<br />
zum vorigen Jahr 58 Milliarden Dollar<br />
(gut 51 Milliarden Euro). DasUnternehmen<br />
selbst möchte dazu auf<br />
Nachfrage keine Angaben machen.<br />
„Der hohe Preis für Sofosbuvir ist<br />
nicht mehr im Rahmen“, sagt<br />
Marckmann. „Denn er bedeutet,<br />
dass der Zugang eingeschränkt ist.<br />
DasMittel ist nicht für alle finanzierbar.“<br />
Unter Umständen, so Marckmann,<br />
sei ethisch gesehen sogar eine<br />
Zwangslizenzierung für Generika gerechtfertigt,<br />
wenn sich Menschen<br />
das Mittel nicht leisten könnten.<br />
Genau das haben Länder wie<br />
China, Brasilien, Ägypten und die<br />
Ukraine getan. Dortkoste die Therapie<br />
mit Generika inzwischen weit<br />
unter 100 US-Dollar, sagt Krikorian<br />
vonÄrzte ohne Grenzen. Dass Mittel<br />
in reichen Ländernwie Deutschland<br />
deutlich teurer sind als in ärmeren<br />
Regionen, hält sie,ebenso wie Medizinethiker<br />
Marckmann, grundsätzlich<br />
nicht für verwerflich –solange<br />
die Therapie für Patienten erschwinglich<br />
bleibt. (dpa/fwt)<br />
BERLINER EXPERIMENTE<br />
Autonomes Fahren im Test<br />
Tagder Insekten<br />
Forschung unter den Sternen<br />
Die Einführung des schnelleren<br />
Mobilfunkstandards 5G könnte<br />
zu einer sprunghaften Entwicklung<br />
im Bereich des autonomen Fahrens<br />
führen. Der derzeitige Standard 4G<br />
reiche dafür nicht aus,sagt Sahin Albayrak,<br />
Professor der Technischen<br />
Universität (TU) Berlin.<br />
Damit autonom fahrende Autos<br />
und Transporter künftig allerdings<br />
nicht an europäischen Grenzen halt<br />
machen müssen, forschen EU-weit<br />
46 Partner im neuen Projekt 5G-Mobix<br />
daran, autonomes vernetztes<br />
Fahren auch grenzüberschreitend sicherzustellen.<br />
In Deutschland wird<br />
das Projekt von Sahin Albayrak und<br />
seinen Kollegen vom <strong>Berliner</strong> TU-<br />
Labor für DAI (Distributed Artificial<br />
Intelligence) geleitet.<br />
Im Zuge von 5G-Mobix werden<br />
zunächst eine Teststrecke in Berlin<br />
sowie ein Testlabor in Stuttgart mit<br />
5G ausgestattet, um autonomes Fahreninseiner<br />
ganzen Komplexität abbilden<br />
und testen zu können.<br />
MFN<br />
Am Donnerstag veranstaltet<br />
das Naturkundemuseum<br />
einen Aktionstag<br />
rund um dieVielfalt der<br />
Insekten. Im Mikroskopierzentrum<br />
können Besucher<br />
Insekten aus <strong>Berliner</strong><br />
Gewässern und Böden untersuchen.<br />
Die Künstlerin Marlene Bart<br />
lädt an einer Zeichenstation zur<br />
künstlerischen Annäherung an die<br />
Insektenvielfalt ein. Außerdem wird<br />
die Digitalisierungsstraße vorgestellt,<br />
an der zum Beispiel<br />
heimische Bienen digitalisiert<br />
werden, um weltweit<br />
Forschungsarbeiten zu<br />
den Themen Insektensterben<br />
oder Biodiversität zur<br />
Verfügung zu ermöglichen.<br />
Für Fragen zur Umsiedlung<br />
von Hummeln und Wespen, zum<br />
Schmetterlingsschutz sowie zu<br />
Blühstreifen stehen an Informationsständen<br />
Insektenschutz-Experten<br />
zur Verfügung.<br />
Die Einstein Stiftung Berlin und<br />
das Zeiss-Großplanetarium laden<br />
am Mittwoch zum dritten Mal<br />
zu einem Vortrag der gemeinsamen<br />
Veranstaltungsreihe „Einstein in the<br />
Dome“ ein: Herausragende Wissenschaftler<br />
präsentieren, analog zur<br />
Reise zu den Sternen, ihre Reise zu<br />
den neuesten Forschungserkenntnissen.<br />
In dieser Woche wird der Mediziner<br />
Florian Sennlaub Einblicke in die<br />
Augenheilkunde geben. In seinem<br />
Vortrag „Im Auge des Betrachters“<br />
stellt er vor, wie Umwelt und genetische<br />
Faktoren zu chronischen Entzündungen<br />
führen können und<br />
langfristig Netzhaut und Sehschärfe<br />
zerstören. Seine Forschungsarbeit<br />
eröffnet neue therapeutische Wege<br />
zur Aufrechterhaltung der Sehschärfe<br />
im Alter.<br />
DerEintritt ist frei, um eine Registrierung<br />
auf der Internetseite imVorfeld<br />
der Veranstaltung wird jedoch<br />
gebeten. Ronja Wenchel<br />
Weitere Informationen zur Zukunft des autonomen Fahrens mit 5G:<br />
www.tu-berlin.de/?203847<br />
Tagder Insekten am Donnerstag,21. März, im Naturkundemuseum, Invalidenstr.43, 10115 Berlin.<br />
Eintritt 8Euro, ermäßigt 5Euro: www.museumfuernaturkunde.berlin<br />
Vortrag „Im Auge des Betrachters“ am Mittwoch, 20. März, 20 Uhr,imZeiss-Großplanetarium, Prenzlauer<br />
Allee 80, 10405 Berling:www.einsteinfoundation.de/veranstaltungen/einstein-in-the-dome/
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 17 *<br />
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Sport<br />
Nur<br />
im Hier<br />
und Jetzt<br />
Albas Dennis Clifford erlebt<br />
eine schwierige Zeit<br />
VonChristian Kattner<br />
Eigentlich war alles wie immer.<br />
Einlustiger Spruch hier,ein kleiner<br />
Spaß da. Das Training bei Alba<br />
Berlin hatte begonnen und Dennis<br />
Clifford konnte sofort den Schalter<br />
umgelegen. Trainer und Mitspieler<br />
bekamen mal wieder all das, was sie<br />
vonihrem Center gewohnt sind: vollen<br />
Einsatz, hohe und vorallem positive<br />
Energie. Esspricht für den Charakter<br />
des US-Amerikaners, dass er<br />
sich in einer Situation, in der er nicht<br />
erste Wahl ist, die Enttäuschung<br />
nicht anmerken lässt. Bis zum<br />
101:96-Sieg am Sonntag in Gießen<br />
war Clifford inder Bundesliga seit<br />
dem 2. Februar nicht mehr zum Einsatz<br />
gekommen, auch beim Pokalfinale<br />
in Bamberg hatte er zuschauen<br />
müssen. Undselbst im Eurocup gab<br />
es zuletzt nur noch fünf Minuten für<br />
den Center.„Dasist die härteste Zeit<br />
für mich, auf und neben dem Feld“,<br />
sagt Dennis Clifford.<br />
Der Blick und die Stimme wirken<br />
in diesem Moment ernster als sonst.<br />
Nur selten sieht man ein Lächeln<br />
über sein sonst so fröhliches Gesicht<br />
huschen. Die vergangenen Wochen<br />
haben ihn nachdenklich gemacht.<br />
„Man denkt über das Spiel nach, darüber<br />
wie das Team einen braucht,<br />
wie man in das Puzzle passt“, sagt er.<br />
In der Liga sind nur sechs Nicht-EU-<br />
Ausländer einsatzberechtigt.<br />
NurPlatz, wenn einer fehlt<br />
Alba verfügt im Moment über deren<br />
sieben. Mit dem verletzten Stefan<br />
Peno sind es sogar acht. Da Derrick<br />
Walton, der erst Mitte Februar verpflichtet<br />
wurde, aber nicht im Eurocup<br />
spielberechtigt ist, darfdieser in<br />
der Bundesliga ran, Clifford spielt<br />
dagegen auf europäischer Bühne.<br />
Am Dienstagabend (20 Uhr) wird er<br />
in der Arena am Ostbahnhof im<br />
Halbfinalhinspiel gegen Andorra,<br />
dem ersten in der Best-of-three-Serie,<br />
also wieder auflaufen.<br />
Volle Körperkraft voraus: Dennis Clifford<br />
gegen Malaga<br />
CAMERA4/WIEDENSOHLER<br />
Dass CliffordinGießen für 18 Minuten<br />
zum Einsatz kam und sechs<br />
Punkte erzielte, lag am Ausfall von<br />
Landry Nnoko. Der ist auf der Centerposition<br />
derzeit gesetzt, auch an<br />
Peyton Siva, Martin Hermannsson,<br />
Rokas Giedraitis und Luke Sikma<br />
führtkeinWegvorbei. In der Bundesliga<br />
scheint nur dann Platz für Clifford<br />
zusein, wenn ein anderer Ausländer<br />
ausfällt. Für einen Spieler,der<br />
in der vergangenen Saison knapp 22<br />
Minuten Einsatzzeit erhielt, ist das<br />
ein Rückschritt. „Für einen Wettkämpfer<br />
wie mich ist das eine<br />
schwere Situation, es zwingt dich<br />
daran zu wachsen“, sagt er,„aber das<br />
ist nicht das Ende für mich. Ich mache<br />
weiter die Dinge,die ich machen<br />
kann, um dem Team zu helfen, denn<br />
ich liebe es,indiesem Team zu sein.“<br />
Er denke nicht rund um die Uhr<br />
nur an sich, auch noch nicht an die<br />
kommende Saison. Immerhin läuft<br />
sein VertragimSommer aus.Esgeht<br />
um das Hier und Jetzt. Denn auch<br />
wenn die laufende Saison schwierig<br />
ist,„könnte es auch schlimmer sein“,<br />
sagt Dennis Clifford, „ich wache jeden<br />
Morgen auf, bin gesund und gehörezueinem<br />
Team, das gewinnt.“<br />
In die Falle getappt<br />
Das 1:4 in München war eine klassische Niederlage der Eisbären gegen dieses Team. Waslernen sie daraus?<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Nie in einer Saison ist ein<br />
wenig spielfreie Zeit so<br />
wichtig wie in den Playoffs.<br />
Weil es noch deutlich<br />
ruppiger zugeht als in der<br />
Hauptrunde,brauchen Muskeln und<br />
Knochen noch mehr Pflege. Dazu<br />
sieht der eng gestaffelte Spielplan<br />
wenig Erholung vor. Dass in diesem<br />
Jahr zwischen den Spielen drei und<br />
fünf an Sonntagen jeweils vier freie<br />
Tage folgen, ist vielen aber auch<br />
nicht recht. Gerade Teams wie die<br />
Eisbären, die am Sonntag eine Niederlage<br />
hinnehmen mussten, können<br />
nicht sofort Revanche nehmen.<br />
Verteidiger KaiWissmann sagt nach<br />
dem 1:4 in München: „Mir persönlich<br />
wäre eslieber, einfach durchzuspielen.<br />
Immerhin können wir eine<br />
gute Trainingswoche hinlegen.“<br />
Bei der Analyse der bisherigen<br />
drei Spiele (2:3 n. V.,4:0, 1:4) wirdvor<br />
allem eine Rolle spielen, wie die Eisbären<br />
künftig dem Münchener<br />
Druck entgegenwirken. Wie längst<br />
bekannt, gehört dieser zum Matchplan<br />
des Dreifachmeisters,den Gegner<br />
gleich zu Spielbeginn einzuschüchtern.<br />
In den ersten beiden<br />
Spielen ist diese Strategie nicht aufgegangen,<br />
weil die Angriffe nicht<br />
ganz so zielgerichtet vorgetragen<br />
wurden, zudem wussten die <strong>Berliner</strong><br />
damit umzugehen.<br />
Wütende Reaktion<br />
Am Sonntag aber war das der vielleicht<br />
entscheidende Knackpunkt<br />
aus Sicht der Eisbären. „Nach dem<br />
guten Heimsieg von uns war klar,<br />
dass München eine Reaktion zeigen<br />
will. Entsprechend hart sind sie aus<br />
der Kabine gekommen“, sagt Wissmann.<br />
Seiner Mannschaft gelang es<br />
kaum, aus der eigenen Zone herauszukommen.<br />
Insgesamt brachten die<br />
<strong>Berliner</strong> im ersten Drittel nur zwei<br />
Schüsse aufs Münchener Tor.<br />
In der Vorbereitung auf Spiel vier<br />
geht es darum, körperlich und mental<br />
bereit zu sein, um nicht wieder in<br />
diese Falle zu tappen. „Man muss<br />
wissen, dass man eigentlich gar<br />
keine Zeit hat, wenn man den Puck<br />
bekommt“, weiß der 22 Jahre alte<br />
Abwehrspieler.„Undman darf nicht<br />
drei bis vier Wechsel brauchen, bis<br />
man richtig da ist.“ Bestenfalls kennt<br />
jeder Spieler seine Optionen schon,<br />
bevor er an den Puck kommt.<br />
Aggressive Zweikampfführung: Eisbär Kai Wissmann (r.) und Frank Mauer<br />
„Wenn einer am anderen<br />
vorbeiläuft, haut er ihm noch mal in die<br />
Hacken rein. Da darf man sich nicht<br />
provozieren lassen.“<br />
Kai Wissmann weiß, wie schwer es einem Eishockeyprofi fällt,<br />
in den Play-offs straffrei zu bleiben.<br />
Korrekturen am Kader<br />
IMAGO/ENGLER<br />
Dashilft dann auch, Fouls,die zu<br />
Strafen führen, erst gar nicht zu begehen.<br />
Denn es war nicht nur der<br />
Münchener Druck, der den Eisbären<br />
zu schaffen machte.Zuviele Strafminuten<br />
(insgesamt 38) verhinderten,<br />
dass Rhythmus ins Spiel kam. „Wir<br />
haben sechs der ersten zehn Minuten<br />
in Unterzahl gespielt, da wird es<br />
schwer, reinzukommen“, monierte<br />
Trainer Stéphane Richer richtig.<br />
Fast noch ärgerlicher sind die<br />
Strafzeiten, die passieren, weil man<br />
sich von einem Gegenspieler provozieren<br />
lässt. „Wenn einer am anderen<br />
vorbeiläuft, haut er ihm noch<br />
mal in die Hacken rein. Da darfman<br />
sich nicht provozieren lassen“, sagt<br />
Wissmann. „Man muss halt auch<br />
mal einstecken und nicht sofort zurückschlagen,<br />
denn das sieht der<br />
Schiedsrichter dann.“ Aber gerade<br />
das fällt in den Play-offs noch schwererals<br />
sonst.<br />
Zu große Lücken<br />
Nach drei Spielen lässt sich sagen,<br />
dass die Eisbären keinesfalls chancenlos<br />
sind in dieser Serie. Aber es<br />
muss eben zusammenkommen,<br />
dass München Nachlässigkeiten<br />
zeigt wie in den Partien eins und<br />
zwei und die Eisbären gleichzeitig<br />
ihre eigenen Stärken vortragen. Zu<br />
verhindern, dass der Gegner sich<br />
entfalten kann, ist das eine.Beim 4:0<br />
offenbarten die Eisbären auf höchstem<br />
Niveau, dass sie auch die Qualität<br />
haben, ein Eishockeyspiel zu gestalten.<br />
„Wir müssen selbst mehr<br />
Druck machen und die Checks zu<br />
Ende fahren“, gibt Wissmann als<br />
Plan vor.<br />
Beim Fore-Check waren am<br />
Sonntag doch qualitative Unterschiede<br />
zu beobachten. „Bei ihnen<br />
sind immer fünf Mann da, sie unterstützen<br />
sich gegenseitig“, hat Wissmann<br />
erkannt. „UnsereStürmer hatten<br />
kaum Zeit an der Scheibe.“<br />
Gleichzeitig waren die Eisbären<br />
beim Fore-Check „teilweise zu weit<br />
weg, die Lücken waren zu groß.“<br />
Diese Feststellungen sind nicht<br />
besorgniserregend. Nach katastrophalen<br />
Diagnosen, die man zu vielen<br />
Zeitpunkten der Saison stellen<br />
musste, sind es eben die taktischen<br />
Besonderheiten, die jetzt den Unterschied<br />
machen. Vielleicht werden<br />
die Eisbären also noch froh sein, dass<br />
dank des veränderten Terminplans<br />
viel Zeit zum Trainieren besteht.<br />
Die Füchse geben den Abschied von Erik Schmidt sowie die Verpflichtung von Martin Ziemer und Michael Müller bekannt<br />
VonCarolin Paul<br />
Esherrschte reges Treiben, als die<br />
Füchse am Montagmorgen zur<br />
Pressekonferenz in die Räume des<br />
Berlin Capital Club einluden. Personelle<br />
Veränderungen lagen in der<br />
Luft, so viel war klar, doch in welche<br />
Richtung sich das Wechselkarussell<br />
drehen würde, war die Frage.„Nein,<br />
ich darf noch ein wenig bleiben“,<br />
scherzte Trainer Velimir Petkovic<br />
und nahm dabei seinen Geschäftsführer<br />
Bob Hanning freundschaftlich<br />
in den Arm.<br />
Allerdings war in den letzten Wochen<br />
augenscheinlich geworden,<br />
dass sich die Füchse noch nicht am<br />
gewünschten Punkt befinden. Allein<br />
im Kalenderjahr 2019 stehen drei<br />
Auswärtsniederlagen zu Buche. Der<br />
Negativeindruck wird zudem verstärkt<br />
durch die enttäuschenden,<br />
wenngleich siegreichen Heimauftritte.Zufriedenstellend<br />
ist hingegen<br />
die Ausbeute im Pokal, wo die <strong>Berliner</strong><br />
sowohl im deutschen als auch im<br />
europäischen Wettbewerb noch immer<br />
mitspielen. Für Hanning ist das<br />
allerdings eine nur teilweise akzeptable<br />
Ausbeute: „Wir haben gezeigt,<br />
dass wir punktuell in der Lage sind,<br />
jede Mannschaft zu schlagen, aber<br />
wir haben in der Liga zu viele Spiele<br />
Bald beide im <strong>Berliner</strong> Trikot zu sehen: Paul Drux und Michael Müller (r.). DPA/M. SKOLIMOWSKA<br />
aus der Hand gegeben.“ Sein Ziel,<br />
formulierte der Füchse-Boss weiter,<br />
sei immer noch die Champions<br />
League und um die erreichen zu<br />
können, müssten gewisse Korrekturenvorgenommen<br />
werden.<br />
„Das hat nicht funktioniert“<br />
ten nicht so,dass beide Seiten glücklich<br />
sind und ich habe nicht den Eindruck,<br />
dass sich daran etwas ändern<br />
wird“, erklärte Hanning die Entscheidung,<br />
die der Coach mitträgt:<br />
„Erik hat sich leider nicht so entwickelt,<br />
wie ich es mir erhofft habe.Ich<br />
wollte ihn zu einem der besten Kreisläufer<br />
machen, doch das hat irgendwie<br />
nicht funktioniert.“ Die Füchse-<br />
Deckung soll in Zukunft beweglicher<br />
und schneller werden –ein Prozess,<br />
der ohne Schmidt vollzogen wird.<br />
Um die Abwehr in der nächsten<br />
Spielzeit bestmöglich zu unterstüt-<br />
Dahingehend wurde zunächst der<br />
Vertrag mit Erik Schmidt vorzeitig<br />
aufgelöst. Der Europameister von<br />
2016 sollte eigentlich noch ein Jahr<br />
in Berlin bleiben, wechselt jedoch<br />
schon im Sommer zum SC Magdeburg.<br />
„Es ist zwischen den Beteiligzen,<br />
wurde zudem ein neuer Torhüter<br />
angeheuert. Knapp zwei Wochen,<br />
nachdem bekannt wurde,dass Malte<br />
Semisch den Verein Richtung Minden<br />
verlassen wird, präsentierten die<br />
<strong>Berliner</strong> seinen Nachfolger: Martin<br />
Ziemer.Wie schon zuvor kommt der<br />
Neue von der TSV Hannover-Burgdorf.<br />
„Es ist schön, dass ich die Möglichkeit<br />
bekomme, Teil der Füchse-<br />
Geschichte zu werden. Ich werde alles<br />
versuchen, um dem Team beim<br />
Erreichen der sportlichen Ziele zu<br />
helfen“, freut sich der gebürtige Rostocker<br />
über die neue Herausforderung.<br />
Neben dem 35-Jährigen wird ein<br />
weiterer Routinier den Kader ergänzen.<br />
Vonder MT Melsungen zieht es<br />
Rückraumspieler Michael Müller in<br />
die Hauptstadt. Für Petkovic eine Alternative,<br />
die vorallem FabianWiede<br />
entlasten soll: „Natürlich bleibt Fabi<br />
auf der Position unser erster Mann.<br />
Ichwill, dass jeder Top-Verein in Europa<br />
irgendwann über ihn spricht,<br />
aber wenn wir ihn weiter so fordern,<br />
machen wir ihn kaputt. Michael<br />
kann ihn da gut ersetzen und bringt<br />
eine neue Qualität in die Mannschaft.“<br />
In Sachen Trashtalk und Aggressivität<br />
hat sich Müller in der Liga<br />
über die Jahre bekanntermaßen einen<br />
Namen gemacht.<br />
NACHRICHTEN<br />
Japans Olympiachef will<br />
Rücktritt ankündigen<br />
SPORTPOLITIK. Derunter Korruptionsverdacht<br />
stehende Präsident des<br />
Japanischen Olympischen Komitees,Tsunekazu<br />
Takeda, will japanischen<br />
Medienberichten zufolge zurücktreten.<br />
Wiedie Nachrichtenagentur<br />
Kyodo berichtet, werdeder<br />
71 Jahrealte NOK-Präsident an diesem<br />
Dienstag seinen Rücktritt ankündigen.<br />
Diefranzösische Justiz ermittelt<br />
gegen Takeda wegen Korruptionsverdachts.Die<br />
japanische<br />
Hauptstadt ist kommendes Jahr<br />
Olympiagastgeber.Bei dem Korruptionsverdacht<br />
gegen Takeda geht es<br />
um eine Zahlung in Höhe vonzwei<br />
Millionen Dollar an die Beraterfirma<br />
Black Tidings.Diese soll in Verbindung<br />
zum einst mächtigen früheren<br />
Leichtathletik-Weltverbandspräsidenten<br />
Lamine Diack gestanden haben.<br />
DerSenegalese wurde 2015<br />
nach Ermittlungen wegen Geldwäsche<br />
und Bestechlichkeit gestürzt.<br />
Kerber verliertFinale gegen<br />
18-jährige Kanadierin<br />
TENNIS. Angelique Kerber (Kiel) hat<br />
beim WTA-Turnier in Indian Wells<br />
den ersten Titel seit ihrem Wimbledonsieg<br />
im Juli 2018 verpasst. Die<br />
Nummer acht der Weltrangliste verlor<br />
das Finale mit 4:6, 6:3, 4:6 gegen<br />
das kanadische Talent Bianca Andreescu,<br />
18, verbessertsich aber dennoch<br />
im Ranking auf Position vier.<br />
Schwimmer Rogan wird<br />
Mentalcoach bei Fußballern<br />
FUSSBALL. Derfrühereösterreichische<br />
Schwimmer Markus Rogan, 36,<br />
wirdMentaltrainer für Israels Fußball-Nationalelf.<br />
Derzweimalige<br />
Olympia-Silbermedaillengewinner<br />
steht dortTeamchef Andreas Herzog<br />
zur Seite.Israel ist Österreichs Gegner<br />
in der EM-Qualifikation.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
DEL, Viertelfinale, best of seven<br />
Augsburger Panther -Düsseldorfer EG 3:4<br />
Play-off-Stand: 1:2<br />
Kölner Haie -ERC Ingolstadt<br />
3:2 n.V.<br />
Play-off-Stand: 1:2<br />
Red Bull München -Eisbären Berlin 4:1<br />
Play-off-Stand: 2:1<br />
Adler Mannheim -Nürnberg Ice Tigers 4:1<br />
Play-off-Stand: 3:0<br />
Fußball<br />
2. Liga, 26. Spieltag<br />
Holstein Kiel −ErzgebirgeAue 5:1<br />
1. FC Heidenheim −1.FCUnion Berlin 2:1<br />
Hamburger SV −SVDarmstadt 98 2:3<br />
SV Sandhausen−FCSt. Pauli 4:0<br />
Dynamo Dresden −1.FCMagdeburg 1:1<br />
Arminia Bielefeld −VfL Bochum 3:1<br />
MSV Duisburg−1.FCKöln<br />
abges.<br />
SC Paderborn07−FCIngolstadt 04 3:1<br />
Jahn Regensburg –SpVgg Greuther Fürth 0:2<br />
11. FC Köln 25 64: 31 51<br />
2 Hamburger SV 26 38: 29 50<br />
3 1. FC Union Berlin 26 42: 23 47<br />
4 FC St. Pauli 26 38: 40 43<br />
5 Holstein Kiel 26 51: 37 42<br />
6 1. FC Heidenheim 26 40: 32 42<br />
7 SC Paderborn07 26 58: 40 41<br />
8 SSV Jahn Regensburg 26 38: 38 37<br />
9 VfL Bochum 26 37: 39 34<br />
10 Arminia Bielefeld 26 38: 41 34<br />
11 ErzgebirgeAue 26 33: 35 32<br />
12 SV Darmstadt 98 26 37: 45 32<br />
13 SpVgg Greuther Fürth 25 26: 41 32<br />
14 Dynamo Dresden 25 29: 38 28<br />
15 SV Sandhausen 26 29: 38 23<br />
16 1. FC Magdeburg 26 28: 41 23<br />
17 MSV Duisburg 25 24: 42 21<br />
18 FC Ingolstadt 04 26 25: 45 19<br />
Tennis<br />
ATP-Turnier in Indian Wells, Finale<br />
Dominic Thiem (Österreich/7) -Roger Federer<br />
(Schweiz/4) 3:6, 6:3, 7:5<br />
WTA-Turnier in Indian Wells, Finale<br />
Bianca Andreescu (Kanada) -Angelique Kerber<br />
(Kiel/8) 6:4, 3:6, 6:4
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
Trikotnummern<br />
Ja, Himmel<br />
noch mal<br />
Karin Bühler<br />
findet die Nummer 17 von<br />
Niklas Stark stark.<br />
Der Schlagersänger Chris Roberts<br />
hatte offenbar schon in den<br />
Siebzigerjahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts eine hellseherische<br />
Vorahnung, als er folgenden Ralph-<br />
Siegel-Titel trällerte, der zum größten<br />
Hitseiner Karrierewerden sollte:<br />
„Du kannst nicht immer 17 sein.“<br />
Gut möglich, dass Jérôme Boateng<br />
dieser Tage seine gigantischen Kopfhörer<br />
über die Ohrenzieht, heimlich<br />
die Schlagermucke vonanno dunnemals<br />
ein bisschen lauter regelt und<br />
bei der Zeile zur eigenen Beruhigung<br />
mitsummt: „Nein Liebling, das<br />
kannst du nicht.“ Denn nach der<br />
Ausmusterung von Bundestrainer<br />
Joachim Löw wurde seine Trikotnummer<br />
sofortneu vergeben.<br />
17 hin, 17 her. Inder Nationalmannschaft<br />
trägt Boateng sie nicht<br />
mehr. Stattdessen darf jetzt Herthas<br />
Defensivspieler Niklas Stark die Trikotnummer<br />
tragen, um am Mittwoch<br />
beim Spiel der Deutschen gegen<br />
Serbien mit 23 Jahren 17 Augenblicke<br />
des Frühlings zu erleben.<br />
Thomas Müller hingegen wird<br />
sich denken: „Jetzt schlägt’s dreizehn.“<br />
Auch er ist seine Nummer im<br />
Nationaltrikot losgeworden, die 13,<br />
an, äh, wen noch mal? Ach: Lukas<br />
Klostermann, 22, Außenverteidiger<br />
vonRBLeipzig, der hoffentlich nicht<br />
unter Triskaidekaphobie zu leiden<br />
hat. Das ist eine irrationale Furcht<br />
vor der Zahl 13, die Menschen, die<br />
von ihr befallen sind, veranlasst,<br />
Stockwerke, Hausnummern, Sitzreihen<br />
oder Trikots mit der Zahl 13 zu<br />
meiden. Sollte Klostermann als Neuling<br />
lieber nicht machen. Schließlich<br />
muss die 13 keine Unglückszahl sein.<br />
Sie kann auch Glück bedeuten. Bei<br />
den Maya zum Beispiel. Dort gab’s<br />
immerhin 13 himmlische Himmel.<br />
Ja, Himmel noch mal. Und dann<br />
hat Joachim Löw noch fünf Minuten<br />
nachgedacht, das Leibchen von<br />
Mats Hummels an Jonathan Tahweitergereicht<br />
und doziert: „Wir haben<br />
uns entschieden, mit Spielern indie<br />
EM-Qualifikation zu gehen, die Perspektivehaben.“<br />
Tah, 23, Innenverteidiger bei<br />
BayerLeverkusen, könnte daher tatsächlich<br />
bei einem Einsatz in den<br />
ersten Länderspielen des Jahres an<br />
diesem Mittwoch in Wolfsburg<br />
(20.45 Uhr) gegen Serbien sowie am<br />
Sonntag zum Auftakt der EM-Qualifikation<br />
in Amsterdam gegen die<br />
Niederlande mit der Nummer 5von<br />
Hummels auflaufen.<br />
Dass er sich dabei nicht wie das<br />
fünfte RadamWagen fühlen möchte,<br />
kann wohl jeder an fünf Fingern abzählen.<br />
Aber anstatt das Thema<br />
„Ausmusterung des Bayern-Trios“<br />
fünfmal am Tagin13Variationen mit<br />
17-maligem Augenrollen zu diskutieren,<br />
ist es unter Umständen angenehmer,<br />
einen Schlager von Chris<br />
Roberts anzuhören. Oder einfach<br />
Fünfe gerade sein zu lassen.<br />
Noch in zivil mit Kapuze, bald im Nationaltrikot:<br />
Herthas Niklas Stark DPA/PETER STEFFEN<br />
Augen<br />
geradeaus<br />
Die Nationalmannschaft<br />
beginnt das Länderspieljahr.<br />
Der Test gegen Serbien im<br />
Zeichen des Umbruchs –<br />
jetzt aber wirklich<br />
VonFrank Hellmann, Wolfsburg<br />
Men in black: Joachim Löw und Oliver Bierhoff<br />
Ein Stück vomTrainingsareal<br />
vor der Arena des VfL<br />
Wolfsburg ist derzeit<br />
zweckentfremdet. Direkt<br />
vor den Eingangspforten liegt eine<br />
temporär errichtete Begegnungsstätte,<br />
anderen Wänden der rasche<br />
Veränderungsprozess bei der deutschen<br />
Nationalmannschaft besonders<br />
offenkundig ist: Dort hängen<br />
fein säuberlich an zwei langen Leinen<br />
die Trikots jener Fußballer, die<br />
nun im Freundschaftsspiel gegen<br />
Serbien (Mittwoch, 20.45 Uhr) und<br />
im ersten Qualifikationsspiel für die<br />
Europameisterschaft 2020 in den<br />
Niederlanden (Sonntag, 20.45 Uhr)<br />
antreten werden.<br />
DieNummer fünf trägt künftig Jonathan<br />
Tah, die 13 ist neuerdings Lukas<br />
Klostermann zugeteilt und die 17<br />
hat Niklas Stark bekommen (siehe<br />
Glosse links). Kombinationen, an die<br />
sich die deutsche Fußballöffentlichkeit<br />
erst noch gewöhnen muss. Es<br />
sind die Nachfolger für Mats Hummels<br />
(5), Thomas Müller (13) und Jérôme<br />
Boateng (17), denen DFB-Präsident<br />
Reinhard Grindel bereits einen<br />
Abschied „in angemessener<br />
Form“ inAussicht gestellt hat. Wie<br />
sehr die Absenz der Führungskräfte<br />
die gegenwärtige Akteure jedoch<br />
noch beschäftigt, verriet ein Statement<br />
des neuen Hoffnungsträgers<br />
Julian Brandt, der weiterhin nicht an<br />
einige „endgültige Entscheidung“<br />
glauben möchte: „Im Fußball kann<br />
so viel passieren. Man sieht sich immer<br />
zweimal im Leben.“<br />
Aber in der Löw-Dekade sind eigentlich<br />
andere auserkoren, zu prägenden<br />
Figuren zu reifen. Was sicherlich<br />
dauert: DieLeipziger Marcel<br />
Halstenberg und Klubkollege Klostermann<br />
konnten am Montagmittag<br />
bei der Anreise am Bahnhof Braunschweig<br />
unerkannt in den ICE zusteigen<br />
und in Wolfsburg ungestört<br />
gleich wieder aussteigen. Niemand,<br />
der im Waggon oder am Bahnsteig<br />
um ein Selfie bat. Bei ihrem Eintreffen<br />
im feudalen Hotel Ritz Carlton<br />
gegenüber vomAutowerk kamen im<br />
DFB-Tross so viele neue Gesichter<br />
Noch nicht: Oliver Bierhoff<br />
hält die Diskussion um ein<br />
Abschiedsspiel für Müller,<br />
Hummels, Boateng für verfrüht.<br />
„So langeein Spieler<br />
nicht aus der Nationalmannschaft<br />
zurücktritt, werde ich<br />
ihn nicht verabschieden.“<br />
wie lange nicht mehr zusammen,<br />
aber die prominenteste Persönlichkeit<br />
fehlte bei der Zusammenkunft<br />
erst einmal. Bundestrainer Joachim<br />
Löw musste sich noch der Nachuntersuchung<br />
aufgrund einer kurzfristigen<br />
Zahnoperation unterziehen,<br />
teilte der Verband mit. Der 59-Jährige<br />
Trainer – Au Backe! – konnte<br />
auch nicht am Montagabend die<br />
erste öffentliche Einheit im Amateurstadion<br />
des VfL Wolfsburg vor<br />
1500 Zuschauernleiten.<br />
Gesten wie dieses frei zugängliche<br />
Training sollen der Nationalmannschaft<br />
wieder mehr Bodenhaftung<br />
ABSCHIEDSGEDANKEN<br />
Erst noch: Diese Aussageist<br />
laut Bierhoff kein Widerspruch<br />
zu der vonJoachim<br />
Löw verkündeten Ausmusterung<br />
des Trios. Über ein Abschiedsspiel<br />
könne man erst<br />
sprechen, wenn „die Spieler<br />
sagen, dass die Zeit reif sei“.<br />
verleihen.„Fußball, das sind wir alle“,<br />
lautet die neue Kampagne, die der<br />
neue DFB-Sponsor Volkswagen ins<br />
Leben gerufen hat. Dass hinter Leroy<br />
Sané allerdings immer noch Mats<br />
Hummels vomPlakat grinst, passt ins<br />
etwas unstimmige Bild, das die DFB-<br />
Auswahl nach außen nach wie vor<br />
vermittelt. Manager Oliver Bierhoff<br />
war insofernsehrdaran gelegen, den<br />
Aber dann: Es komme darauf<br />
an, werwelchen Abschied<br />
präferiere. Manche<br />
wünschten einen großen<br />
Rahmen, anderen ein privates<br />
Ambiente. DFB-Präsident<br />
Grindel hat ein Abschiedsspiel<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Kritikern der bei Stil und Form fragwürdigen<br />
Ausbootung der drei<br />
Münchner Weltmeisterspieler keine<br />
weitereMunition zu liefern–erstellte<br />
sich absolut hinter LöwsVorgehen.<br />
„Nach der ersten Verärgerung ist<br />
Ruhe eingekehrt“, meinte Bierhoff,<br />
der als Bindeglied zum nörgelnden<br />
DFB-Boss Grindel nach eigenem Bekunden<br />
„keine Verteidigungslinie“<br />
aufbauen müsse. Erhabe sich auch<br />
gefragt,„wie wir es hätten besser machen<br />
können“. Hätte eine Pressekonferenz<br />
am selben Tag wirklich<br />
das mediale Echo abgefedert? Bierhoff<br />
dürfte vernommen haben, dass<br />
Studio statt Strafraum<br />
IMAGO/WÄLISCHMILLER<br />
allgemein der Druck auf die Nationalmannschaft<br />
(und seine Direktion)<br />
gestiegen ist. Nurmuss die Last<br />
nicht mit voller Vehemenz an die<br />
„vielen interessanten jungen Spielern“<br />
(Bierhoff) weitergegeben werden,<br />
wie Löw („niemand darf sich<br />
verstecken“) es am vergangenen<br />
Freitag getan hatte.<br />
Der Nationalmannschaftsdirektor<br />
setzte sich eher für einenVertrauensvorschuss<br />
beim zeitverzögerten<br />
Radikalumbruch ein. „Ich sehe es als<br />
meine Aufgabe an, die jungen Kerle<br />
in allen Bereichen zu unterstützen,<br />
ihnen den Rücken freizuhalten.“<br />
Aber: „Es ist ein Prozess. Wir haben<br />
viele Spieler mit großem Potenzial,<br />
aber wie werden auch Fehler machen.<br />
Am Ende weiß jeder,wir bauen<br />
eine neue Mannschaft zusammen,<br />
die muss sich finden.“ DasPublikum<br />
solle bitte Geduld aufbringen und<br />
„verzeihen, wenn Dinge nicht so<br />
ganz laufen“. Untergangsszenarien<br />
müsse niemand entwerfen.<br />
Und wenn der 50-Jährige eine<br />
„souveräne EM-Qualifikation“ einfordert,<br />
dann kann diese auch über<br />
den zweiten Gruppenplatz erfolgen;<br />
die Niederlande hätten sich durch<br />
ihren Auftritt in der Nations League<br />
(3:0 und 2:2 gegen Deutschland) und<br />
nicht zuletzt den Vorstoß von Ajax<br />
Amsterdam ins Champions-League-<br />
Viertelfinale nach vorne geschoben.<br />
Bierhoff: „Da sind wir bestimmt<br />
nicht der Favorit.“ Wohl aber beim<br />
Jahresauftakt gegen Serbien. EinDuell<br />
zweier in der Vorrunde gestrauchelter<br />
WM-Teilnehmer,für das sich<br />
in Wolfsburg und Umgebung übrigens<br />
Abnehmer vonrund23000 der<br />
insgesamt 26 000 Karten gefunden<br />
haben.<br />
Jürgen Klinsmann gibt am Mittwoch sein Debüt als TV-Experte bei RTL–ein Engländer dient ihm dabei als Vorbild<br />
Ersei kein Kritiker und kein Besserwisser.<br />
Er diskutiere halt<br />
gerne über Fußball, sagt Jürgen Klinsmann,<br />
54, vorseinem Debüt als neuer<br />
Fernsehexperte bei RTL am Mittwochabend<br />
(20.45 Uhr) beim Länderspiel<br />
Deutschlands gegen Serbien in<br />
Wolfsburg. Da trifft es sich gut, dass es<br />
bei der derzeitigen Lage der Dinge<br />
reichlich zu diskutieren gibt. Dafür<br />
hat Bundestrainer Joachim Löw mit<br />
seiner Ausbootung vonThomas Müller,Mats<br />
Hummels und Jérôme Boateng<br />
gesorgt. Undauch, wenn er sich<br />
scheinbar nicht als Kritiker sieht, will<br />
Klinsmann seinen früheren Co-Trainer<br />
Löw nicht in Watte packen. „Das<br />
Schöne am Fußball ist, dass du immer<br />
über Fakten redest –über das,<br />
was du siehst“, sagte er. „Wenn das<br />
gut ist, dann gibst du Komplimente.<br />
Wenn es schlecht ist, musst du es kritisch<br />
ansprechen. Und dahat kein<br />
Fußballtrainer ein Problem mit. Auch<br />
Jogi nicht.“<br />
So scharfwie Scholl<br />
Klinsmann geht ganz offensichtlich<br />
in der Expertenrolle auf. Das ist<br />
schnell zu merken, als er markige<br />
Worte für den Zustand des Fußballs<br />
in seinem Heimatland findet. Das<br />
WM-Aus und der Abstieg in der Nations<br />
League seien beides „Katastrophen“<br />
gewesen, ein Champions-<br />
League-Viertelfinale ohne deutsche<br />
Beteiligung nennt er „ein verheerendes<br />
Bild für die Bundesliga“. Schärfer<br />
hätte es auch Mehmet Scholl nur<br />
schwerlich formulieren können.<br />
Beisoviel Meinungkönnte der geneigte<br />
Zuschauer auf die Idee kommen,<br />
Klinsmann würde gerne selbst<br />
schon bald das TV-Mikrofon wieder<br />
gegenTrillerpfeife undStoppuhr tauschen.<br />
Aber Klinsmann isteben auch<br />
Familienmensch und nimmt Rücksicht.<br />
Denn daheim im kalifornischen<br />
Huntington Beach büffelt seine<br />
TochterLaila in der High School.<br />
„Ich habe immer gesagt, dass –solange<br />
sie drüben zur Schule geht –nur<br />
ein Nationaltrainerjob infrage<br />
kommt. Da war Amerika optimal“,<br />
sagt Klinsmann. Doch Nationalcoach<br />
der USA ist er schon 2016 nicht mehr,<br />
danach ergab sich bislang nichts.<br />
Und Vereinstrainer kann sich Klinsmann<br />
erst vorstellen, wenn die 18-<br />
jährige Laila auf dem College ist. Bis<br />
dahin gefällt er sich in der Expertenrolle.„Es<br />
ist eine schöne Aufgabe für<br />
mich, um mal wieder nah dran zu<br />
sein“, sagt Klinsmann. Undganzneu<br />
ist sie ja auch nicht.<br />
Für ZDF und RTL hat er schon<br />
2002 und 2010 Weltmeisterschaften<br />
begleitet –und letztes Jahr berichtete<br />
er mit Gary Lineker für die BBC aus<br />
Russland. Englands Fußball-Ikone ist<br />
für den ehemaligen Tottenham-Profi<br />
Klinsmann so etwas wie ein Vorbild.<br />
„Der hat eine Medienkarriere hingelegt“,<br />
sagt er,„das ist echt vom Allerfeinsten.“<br />
Mal sehen, was sich Klinsmann<br />
abgeschaut hat. (sid)<br />
Der<br />
erste<br />
Nachrücker<br />
Brandt will in der DFB-Elf<br />
Verantwortung übernehmen<br />
Esist schon ein bisschen her, dass<br />
Julian Brandt beim VfL Wolfsburg<br />
gespielt hat. Aber die Jugendzeit ist<br />
nun einmal eine besonders prägende,<br />
und insofern hatte er noch abrufbereit,<br />
was ihn an die Autostadt erinnert.<br />
„Für mich ist es ein besonderer Fleck,<br />
denn hier gibt es einige Leute, die einen<br />
Riesenanteil an meiner Karriere<br />
haben“, sagte der Fußballprofi von<br />
BayerLeverkusen.<br />
Er war ja gerade 15 Jahrealt geworden,<br />
als er sein gutbürgerliches Elternhaus<br />
in seiner Geburtsstadt Bremen<br />
und den kleinen Stadtteilklub FC<br />
Oberneuland verließ, um im Nachwuchsleistungszentrum<br />
des niedersächsischen<br />
Bundesligisten anzuheuern.<br />
Beiden B-Junioren des VfL Wolfsburgentwickelte<br />
er sich dann dermaßen<br />
prächtig, dass Bayerihn imWinter<br />
2014 abwarb. Was unter den Werksklubs<br />
übrigens massiveVerstimmung<br />
hervorrief.<br />
Nunist Brandt am Montag als 23-<br />
facher Nationalspieler zurückgekehrt<br />
und durfte gleich als erster DFB-Akteur<br />
Auskunft erteilen. Ein Zeichen<br />
von Wertschätzung. Genau wie die<br />
Nummer zehn, die ihm in Verein und<br />
Nationalelf angetragen wurde.Brandt<br />
erklärte glaubhaft, wie sehr ihn die<br />
Ausmusterung von Mats Hummels,<br />
Jérôme Boateng und Thomas Müller<br />
überrascht habe. Dieses Trio habe er<br />
für sich alsVorbild genommen,„um zu<br />
reifen“. Nunsteht er aufeinmal selbst<br />
in der Verantwortung. „Wir werden<br />
eine gute Truppe bilden“, glaubt<br />
Brandt.„Wirwerdendas über die Zeit<br />
schon schaffen, dieses Führungsthema:Wirsind<br />
nicht alle nur 22.“<br />
NurKurzeinsätzebei derWM 2018<br />
Der bei derWM2018 noch mit Kurzeinsätzen<br />
abgespeiste Offensivallrounder<br />
gehört zujener Generation,<br />
die ad hoc mit dem Freundschaftsspiel<br />
gegen Serbien (Mittwoch, 20.45<br />
Uhr/RTL) mehr Verantwortung schultern<br />
muss. Die Nachrücker, verlangte<br />
Bundestrainer Joachim Löw, stünden<br />
jetzt an vorderster Stelle.„Siemüssen<br />
mehr geben und mehr investieren.“<br />
Jeder dieser Spieler müsse „jetzt noch<br />
einen Schritt nach vornemachen und<br />
das Gefühl vermitteln: ‚Hallo ich bin<br />
jetzt da.‘“<br />
Brandt hat kein Problem damit,<br />
diese Bürde anzunehmen. Auch wenn<br />
es am Sonntag gegen Bremen einen<br />
Rückschlag gab, sich endlich wieder<br />
für die Champions League zu qualifizieren.<br />
Er sieht sich indieser Spielzeit<br />
auf dem richtigen Weg. Leverkusens<br />
neuer Trainer Peter Bosz hat Brandt<br />
auf eine zentralere Mittelfeldposition<br />
verfrachtet, die womöglich auch fürs<br />
Nationalteam in Betracht kommt.<br />
Dort hat Löw zuletzt im Angriff den<br />
Sprintern Leroy Sané, Timo Werner<br />
und Serge Gnabry vertraut. „Dass ich<br />
im Verein ins Zentrum versetzt worden<br />
bin, hat mir gutgetan.“ Brandts<br />
Botschaft: Er hatmal gar nichts dagegen,<br />
wenn sich der Bundestrainer seinenVereinscoach<br />
orientiert. (hel.)<br />
Selfie muss sein: Julian Brandt bei der Ankunft<br />
in Wolfsburg.<br />
IMAGO/SIMKA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Totalitarismuspop:<br />
Laibach spielen<br />
im Admiralspalast<br />
Seite 21<br />
„Meisterwerke ohne Verlegenheitsschnörkel“<br />
Martin Z. Schröder blättert das Werk des gestorbenen Gebrauchsgrafikers Axel Bertram auf. Der Nachruf Seite 21<br />
Herkunft<br />
Wo führt<br />
das hin?<br />
Harry Nutt<br />
hält nichts vonapodiktischen<br />
Diskursregeln.<br />
Eine sich oft wiederholende Diskriminierung,<br />
die der Schriftsteller<br />
Saša Stanišic hinnehmen<br />
muss, seit er Texte veröffentlicht,<br />
ist die unvollständige Schreibweise<br />
seines Namens. Weil viele Textverarbeitungsprogramme<br />
die für die<br />
richtige Schreibung notwendigen<br />
Sonderzeichen nur schwer zugänglich<br />
machen, muss er es hinnehmen,<br />
dass sein Name der Einfachheit<br />
halber in gedruckter Form oft<br />
als Sasa Stanisic erscheint. (In der<br />
oben gedruckten Form fehlt auf<br />
dem kleinen „c“ ein Acut.)<br />
Im Gespräch mit dem Literaturkritiker<br />
Denis Scheck über seinen<br />
neuen Roman„Herkunft“ kam in der<br />
Sendung „Druckfrisch“ eine weitere<br />
Erfahrung zur Sprache, die viele<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
immer schwerer ertragen. Sie<br />
möchten nicht mehr gefragt werden,<br />
woher sie kommen. Manche unterstellen<br />
den derart Fragenden nicht<br />
nur eine Portion Naivität, sondern<br />
rassistisch herabsetzende Motive.<br />
Soeben ist ein Buch zum Thema erschienen,<br />
in dem die Journalistin<br />
FerdaAtaman plakativ fordert: „Hört<br />
auf zu fragen. Ichbin vonhier“ (S. Fischer).<br />
Ganz ähnlich sehen es auch<br />
viele Autorinnen und Autoren der<br />
Aufsatzsammlung „Eure Heimat ist<br />
unser Albtraum“, den die Journalistin<br />
Fatma Aydemir zusammen mit<br />
Hengameh Yaghoobifarah im Ullstein-Verlag<br />
herausgegeben hat.<br />
So wertvoll und wichtig diese Berichte<br />
über Desintegrationserfahrungen<br />
und gesellschaftliche Differenz<br />
sind, so hilflos wirken sie doch<br />
auch in ihrem Versuch einer apodiktischen<br />
Kommunikationssteuerung<br />
(„Hört auf!“). Wie esaussieht, wird<br />
das Nachdenken über Heimat und<br />
Herkunft weiterhin ein hart umkämpftes<br />
gesellschaftspolitisches<br />
Terrain bleiben, und nicht selten<br />
setzt es sich als Selbstgespräch fort.<br />
Die Frage nach der Herkunft wird in<br />
vielen Tonlagen aufgeworfen.<br />
Manchmal gibt es gute Gründe, ein<br />
Gespräch abrupt zu beenden. Oft<br />
aber fängt es gerade da erst an.<br />
Wasist wichtiger als Muttersein?<br />
Die kanadische Autorin Sheila Heti schreibt in ihrem neuen Buch über selbstgewählte Kinderlosigkeit<br />
VonSabine Rennefanz<br />
Am Anfang war ich skeptisch,<br />
als ich von dem<br />
neuen Buch der kanadischen<br />
Schriftstellerin<br />
Sheila Heti hörte. „Mutterschaft“<br />
heißt es und es geht um Kinderlosigkeit.<br />
Gerade gibt es viele Texte darüber,<br />
wie toll es ist, keine Kinder zu<br />
haben, wie egoistisch, nervig und<br />
klimaschädlich Eltern sind. Ich bin<br />
den anderenWeggegangen, ich habe<br />
Kinder bekommen. Würde auch<br />
Sheila Heti, die seit ihrem Bestseller<br />
„Wie wir sein sollten“ als eine der<br />
wichtigsten Autorinnen der Gegenwartgilt,<br />
Mütter runtermachen?<br />
Ihr Buch wird damit beworben,<br />
dass es darin um die Kinderfrage<br />
geht. „In ihren späten 30ern, als die<br />
Freundinnen sich fragen, wann sie<br />
endlich Mutter werden, fragt Sheila<br />
Heti sich, ob sie es eigentlich werden<br />
will“, steht auf dem Buchdeckel.<br />
Doch wenn man das Buch liest,<br />
merkt man sehr schnell, dass das so<br />
nicht stimmt. Sheila Heti will nicht<br />
herausfinden, ob sie Mutter werden<br />
will oder nicht. An einer Stelle<br />
schreibt sie, dass sie schon als kleines<br />
Mädchen wusste,dass sie später<br />
keine Kinder haben wolle. Sheila<br />
Heti, Jahrgang 1978, will untersuchen,<br />
woher es kommt, dass sie kein<br />
Bedürfnis nach Kindern hat. Und<br />
warum sie sich dabei so schuldig<br />
fühlt. IstesinOrdnung, keine Kinder<br />
zu haben? „Es liegt eine Art Traurigkeit<br />
darin, etwas nicht zu wollen, was<br />
dem Leben so vieler anderer Bedeutung<br />
verleiht“, heißt es an einer Stelle<br />
gleich am Anfang.<br />
Ihr Buch ist kein Ratgeber, auch<br />
kein typischer Roman, eher ein Monolog,<br />
der sich mal wie ein Essay,mal<br />
wie ein Tagebuch liest. Autofiktion<br />
sagen Literaturwissenschaftler dazu.<br />
Man folgt dem Gedankenstrom der<br />
Protagonistin, die mit Sheila Heti<br />
mehr oder weniger identisch ist: 36<br />
Jahre alt, Schriftstellerin, sie lebt mit<br />
ihrem Freund Miles in Toronto. Miles,<br />
ein aufstrebender Anwalt, hat<br />
eine Tochter aus einer früheren Affäre,<br />
weitereKinder will er nur,wenn<br />
sie es unbedingt wolle.Erkommt rüber<br />
wie der TypMann, der sich schon<br />
vorher für seine spätereAbwesenheit<br />
als Vater entschuldigt.<br />
Ichhabe die ersten Seiten schnell<br />
gelesen, Sheila Hetis Erzählweise<br />
Sheila Heti, Autorin des Buchs „Mutterschaft“<br />
entwickelt einen großen Sog, man ist<br />
nah dabei bei ihrem Ringen, ihrer<br />
Selbstbefragung. Das Beste ist vielleicht,<br />
dass sie nicht polemisch oder<br />
ausgrenzend schreibt, sie gibt keiner<br />
Lebensform den Vorzug, sondern<br />
lässt Raum für alle Entscheidungen.<br />
Sie sinniert darüber, warum sie<br />
sich so unter Druck und in die Enge<br />
getrieben fühlt, jedes Mal, wenn eine<br />
Freundin ein Baby bekommt. Ich<br />
mochte ihreklugen Beobachtungen,<br />
wie sie über die neuen Normen von<br />
Weiblichkeit schreibt, die nahezu re-<br />
PICTURE ALLIANCE/SVENSKA DAGBL<br />
ligiöse Verehrung von Mutterschaft,<br />
die seit ein paar Jahren zu beobachten<br />
ist. Sie findet zur Beschreibung<br />
ihrer Gefühle viele treffende Sätze:<br />
„Was hatte ich so Dringendes vor?<br />
Wastut eine Frau, die keine Mutter<br />
ist, das wichtiger wäre als das Muttersein?<br />
Darf man überhaupt sagen,<br />
dass es Wichtigeres geben könnte als<br />
das Muttersein? Ich weiß, dass eine<br />
Frau, die das Muttersein ablehnt, das<br />
Allerwichtigste ablehnt, und damit<br />
zur unwichtigsten Frau wird. Und<br />
doch sind auch Mütter nicht wichtig.<br />
Niemand vonuns ist wichtig.“ Wenn<br />
man ein Typist, der Sätze ineinem<br />
Buch anstreicht, kann man bei<br />
Sheila Heti viel anstreichen.<br />
Doch je mehr ich las, desto mehr<br />
hatte ich das Gefühl, das sich einstellt,<br />
wenn man mit Freundinnen<br />
das immer gleiche Thema bespricht<br />
und nicht vom Fleck kommt. Ab der<br />
Mitte des Buches wiederholt sich<br />
vieles. Bei bestimmten Themen befragt<br />
sie chinesische Münzen, die<br />
mit ja oder nein antworten, das wirkt<br />
sperrig. „Wird dieses Buch meiner<br />
Seele helfen?“ −„Ja“. „Handle ich in<br />
meiner Beziehung falsch?“ −„Nein“.<br />
Am stärksten ist der Text, wenn es<br />
um ihre jüdischen Vorfahren geht.<br />
„Ich weiß, dass von jüdischen<br />
Frauen erwartet wird, dass sie die<br />
durch den Holocaust erlittenen Verluste<br />
reproduktiv ausgleichen. Wenn<br />
du keine Kinder kriegst, dann haben<br />
die Nazis gewonnen“, schreibt sie.<br />
Hetis Mutter war die Tochter vonungarischen<br />
Holocaust-Überlebenden.<br />
Sie arbeitete sich hoch, wurde eine<br />
erfolgreiche Ärztin. Doch als Mutter<br />
blieb sie kühl, unnahbar,weinte viel.<br />
Später nahm sie sich eine eigene<br />
Wohnung, in der sie in Ruhe arbeiten<br />
konnte, und ihre Kinder und ihr<br />
Mann durften sie ab und zu besuchen.<br />
Sheila Heti schreibt davon, wie<br />
die Trauer von Generation zu Generation,<br />
von Tochter zu Tochter weiterwandert.<br />
Sie sieht ihre Aufgabe<br />
darin, das Problem der Tränen ihrer<br />
Mutter zu lösen.<br />
In der Psychoanalyse ist es ein bekanntes,aber<br />
wenig erforschtes Phänomen,<br />
dass Frauen, deren Mütter<br />
oder Großmütter Gewalt oder ähnliche<br />
Traumen erlebt haben, oft keine<br />
Kinder bekommen wollen. Auch<br />
Sheila Heti möchte die Familienreihe<br />
beenden: Sie möchte Bücher<br />
schaffen, keine Babys, weil Bücher<br />
mehr bewirken können. Am Ende<br />
des Buches schickt sie ihrer Mutter<br />
das Manuskript. „Es ist magisch“,<br />
schreibt die Mutter zurück. Mehr<br />
wünscht sich die Tochter nicht.<br />
„Mutterschaft“ ist doch ein Mutter-<br />
Kind-Buch geworden.<br />
SheilaHeti: Mutterschaft. Ausdem Englischen<br />
vonThomasÜberhoff. Rowohlt, Reinbek 2019.<br />
320 S.,22Euro.<br />
Lesungund Gespräch mit SheilaHeti, am 21.3.<br />
19.30Uhr,Literaturhaus Fasanenstr. 23<br />
NACHRICHTEN<br />
Preußenstiftung gibt<br />
KunstwerkanErben zurück<br />
DieStiftung Preußischer Kulturbesitz<br />
restituierte eine Zeichnung des<br />
Romantikers Carl Philipp Fohr<br />
(1795−1818), einer der maßgeblichen<br />
Landschaftsmaler jener Epoche,andie<br />
Erben des einstigen jüdischen<br />
Eigentümers Karl Mayer. Der<br />
Eisenwarengroßhändler und Sammler<br />
war noch vor1933 aus dem bereits<br />
vonJudenfeindlichkeit geprägten<br />
Deutschland ins Exil gegangen.<br />
Die<strong>Berliner</strong> Museen hatten das Blatt<br />
des mit nur 22 Jahren in Rom, im Tiber,ertrunkenen<br />
Fohr –„Wunderkind<br />
der Heidelberger Romantik“ –<br />
im Jahr 1941 auf dem Kunstmarkt gekauft.<br />
DieZeichnung befand sich im<br />
Kupferstichkabinett.(dpa/BLZ)<br />
FAZtrennt sich von<br />
Mit-Herausgeber Steltzner<br />
DerJournalist Holger Steltzner ist<br />
nicht mehr Mit-Herausgeber der<br />
Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />
(FAZ). DieGrundlage für eine weiterevertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit<br />
sei nicht mehr gegeben, teilte<br />
die <strong>Zeitung</strong> am Montag mit. Steltzner<br />
war einer vonvier Herausgebern,<br />
die das Blatt journalistisch führen.<br />
Der56-Jährige war seit 1993 bei der<br />
FAZ, seit 2002 in der Rolle des Herausgebers,der<br />
für Wirtschaft und<br />
Sportverantwortlich war. (dpa)<br />
Mailänder Scala sagt nein<br />
zu Geld aus Saudi-Arabien<br />
DieMailänder Scala will nach einer<br />
wochenlangen Debatte nun doch<br />
kein Geld aus Saudi-Arabien. „Wir<br />
werden zum Punkt null zurückkehren.<br />
Wirgeben den Saudis das Geld<br />
zurück. Wirwerden sehen, ob es andereMöglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit<br />
gibt“, sagte Mailands Bürgermeister<br />
Giuseppe Sala nach einer<br />
Aufsichtsratssitzung an dem berühmten<br />
Opernhaus am Montag<br />
laut italienischen Nachrichtenagenturen.<br />
Diegeplante Kooperation<br />
hatte in Italien vorallem wegen der<br />
Menschenrechtslage in dem erzkonservativen<br />
arabischen Land große<br />
Empörung ausgelöst. Bisher sollen<br />
bereits 3,1 Millionen Euro geflossen<br />
seien, die nun zurückgegeben werden<br />
sollen. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Unsere Lehrer<br />
Frau Rogge:<br />
Staatsbürgerkunde<br />
VonKaroline Klemke<br />
Frau Rogge war eine kleine Person. Ihr<br />
Kopf war rund, ihr Bauch war rund, ihre<br />
Augen waren rund, und selbst ihreaschblonden<br />
Haare waren in kurze runde Locken gedreht.<br />
Nurihr Mund war ein schmaler breiter<br />
Strich. Die kurzen, dicken Beine steckten in<br />
ausgewaschenen Jeans,die hoch in der Taille<br />
saßen und dazu trug sie geblümte Blusen,<br />
geschoppt sagte man damals. Sie hatte es<br />
sich zu ihrer Aufgabe gemacht, uns zu allseits<br />
entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten<br />
zu formen, vermutlich nach ihrem eigenen<br />
Vorbild, und sie sächselte dabei stark.<br />
„Guten Morgen“, sagte sie,und los ging’s.<br />
DieLehrevon Marx ist allmächtig, weil sie<br />
wahr ist. Mein Arbeitsplatz, Kampfplatz für<br />
den Frieden. Aggressive imperialistische<br />
Kräfte bedrohen die Errungenschaften der<br />
sozialistischen Einheitspartei für dieWerktätigen.<br />
Der Sieg ist unaufhaltsam, der Untergang<br />
des Kapitalismus unausweichlich, die<br />
Freundschaft zur Sowjetunion unverbrüchlich,<br />
der Widerspruch unauflöslich, der Plan<br />
dagegen übererfüllt.<br />
Ein paar Stunden hörten wir ihr schweigend<br />
zu. Dann starteten wir mit der ideologischen<br />
Gegenoffensive. Janmeldete sich und,<br />
nachdem Frau Rogge ihn eineWeile ignoriert<br />
hatte, wahrscheinlich wegen Bedenken in<br />
Bezug auf seine sozialistische Reife,nahm sie<br />
ihn doch ran. Jan fragte, was man gegen ein<br />
Zitat von Rosa Luxemburg haben konnte,<br />
NADIA BUDDE<br />
zum Beispiel das vonder Freiheit, die immer<br />
Freiheit des Andersdenkenden sei. Die Stasi<br />
hatte eine Demo brutal aufgelöst, bei der das<br />
Zitat auf einem Transparent zu sehen war −<br />
im Westfernsehen natürlich. Frau Rogge griff<br />
nach dem Stuhl, das Fett quoll über den breiten<br />
goldenen Ehering.„Das ist völlig aus dem<br />
Zusammenhang gerissen“, sagte sie schließlich<br />
langsam.<br />
Am nächsten Tagkam sie uns auf demWeg<br />
zum Russischraum entgegen, kugelförmig<br />
wie immer.„Halt!“, sagte sie streng, sah mich<br />
an. „Sie tragen eine Tüte mit kapitalistischer<br />
Propaganda“. Es war der Gegenschlag. Mein<br />
Sportzeug steckte in einer roten Tüte mit gelber<br />
Kaffeekanne.Herrje. DerMut unddie Entschlossenheit,<br />
mit der sie den Sozialismus vor<br />
mir beschützte,legte ihr eine senkrechte Falte<br />
auf die Stirn. „Bitte entfernen Sie sofort diese<br />
Tüte!“ −„Aber wo soll ich dann mit meinem<br />
Sportzeug hin?“ −„Auspacken! Tüte umdrehen!<br />
Einpacken!“ Ich tat, wie mir geheißen,<br />
Jansagte fröhlich: „Das ist ja gerade nochmal<br />
gut gegangen, jetzt müssen wir aber zu Russisch.“<br />
Undwir rannten grinsend davon.<br />
Ein paar Jahre später erstellten wir einen<br />
Fragenkatalog für die Abschlusszeitung, die<br />
später zwar zensiert wurde, aber doch erschien:<br />
Wir machten es wie Spiegel-Investigatoren<br />
und stellten zum Beispiel eine Frage,<br />
die eine bis dato lieber nicht thematisierte<br />
Tatsache einfach so unterstellte:„Warum reisen<br />
so viele Menschen aus unserem schönen<br />
Heimatland aus?“ Würde Frau Rogge in die<br />
Falle gehen? Ja.Seitdiesem Taghaben wireinen<br />
offiziellen schriftlichen Beleg für die tabuisierte<br />
Ausreisewelle,ausgefertigt von unserer<br />
Stabü-Lehrerin persönlich. Aber so<br />
richtig freuen konnten wir uns über unseren<br />
Scoop doch nicht, weil uns ihre scharfsinnige<br />
Analyse keiner abnehmen würde: „Weil<br />
es −dortfünf Sorten Waschmittel gibt.“<br />
Kurz nach derWende sah ich sie noch einmal.<br />
Sieschob ihren vollbeladenen Einkaufskorb<br />
durch die Kaufhalle,die nun ein Supermarkt<br />
mit gelber Kanne war. Noch an der<br />
Kasse stopfte sie sich traurig zwei Schokoriegel<br />
in den Mund. Wird fortgesetzt.
20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Die irische Komponistin und Vokalistin Jennifer Walshe tritt in Berlin beim Maerz-Musik-Festival auf.<br />
DPA/PATRICK SEEGER<br />
Hetz dich ab bis in die Ewigkeit<br />
Aus Freude am Plappern: „Time Time Time“, Jennifer Walshes Zeit-Oper,wird im Rahmen des Maerz-Musik-Festivals aufgeführt<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Auf YouTube findet man ein<br />
kurzes Video, das die irische<br />
Komponistin und Vokalistin<br />
Jennifer Walshe bei<br />
einem Musikfestival zeigt. In knapp<br />
einer Minute singt sie an die hundert<br />
Pop-Lieder an; nicht nur ein eindrucksvoller<br />
Beweis ihrer stimmlichen<br />
Vielfalt, sondernauch eine Meditation<br />
über Zeit an sich.<br />
Da Musik in der Essenz organisierte<br />
Zeit ist, liegt es nah, dass Musiker<br />
sich mit ihr besonders gern auseinandersetzen<br />
– und Walshe hat<br />
sich über die Jahre mit Kompositionen<br />
und Performances einen Namen<br />
gemacht, in denen verschiedene<br />
Musikarten mit anderen Medien<br />
kollidieren und stets in lustvoller<br />
Gleichzeitigkeit mehrere<br />
Zeitgefühle zusammenkommen:<br />
trashig schnelllebige Popzitate treffen<br />
auf zeitdehnende Drones; pointiertes<br />
Spoken-Word-Timing synchronisiert<br />
Smartphonekameravideoschnitte<br />
und wird von freien Improvisationen<br />
vernebelt. Es gab<br />
Stücke, deren Partituren aus Snapchat-Bildern<br />
bestanden, zu denen<br />
versucht wurde, telepathisch zu<br />
komponieren sowie ein über zwei<br />
Jahre sich entfaltendes Projekt namens<br />
Grúpat, in dem Walshe neun<br />
verschieden Künstler-Alter-Egos annahm,<br />
für die sie Installationen und<br />
freie Performances ersann.<br />
Nunhat Walshe,die 1974 in Dublin<br />
geboren wurde und nach Aufenthalten<br />
in Chicago, Stuttgart, Berlin<br />
und New York inLondon lebt, ihre<br />
Faszination für die künstlerische<br />
Dehnbarkeit der Zeit, die in vielen<br />
ihrer Projekte anklingt, selbst zum<br />
Thema gemacht: „Time Time Time“<br />
heißt ihre neuste Produktion, die im<br />
Auftrag mehrerer europäischer Festivals<br />
entstanden ist und am kommenden<br />
Sonntag im Haus der <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele aufgeführtwird.<br />
Anlässlich der Weltpremiere des<br />
Stücks beim Sonic-Acts-Festival in<br />
Amsterdam im Februar erklärte uns<br />
Walshe, sie habe ein Buch über die<br />
Relativitätstheorie gelesen und ein<br />
Zeitreise-Drama im Kino gesehen.<br />
Danach stand fest, sie müsse eine<br />
„Zeit-Oper“ schreiben. Dabei stieß<br />
sie auf den britischen Philosophen<br />
Timothy Morton, der neben zeitphilosophischen<br />
auch Umwelttechnik<br />
oder etwa romantische Literatur erörtert,<br />
also ein ähnliches gelagertes<br />
Interessenspektrum bearbeitet wie<br />
Walshe. Nachdem Walshe Morton<br />
bat, einige seiner Textpassagen verwenden<br />
zu dürfen, ergab sich ein reger<br />
Austausch, und bald arbeiteten<br />
beide am Skript zusammen.<br />
Ein weiterer Mit-Autor ist M.C.<br />
Schmidt, den Fans experimenteller<br />
Popmusik als eine Hälfte des einst<br />
kosmetische Chirurgie sampelnden,<br />
„Ich komme so gut mit M.C. Schmidt aus,<br />
weil er einer der wenigen Menschen ist, die<br />
genauso viel reden wie ich.“<br />
Die irische Komponistin Jennifer Walshe<br />
über den kalifornischen Musiker M.C. Schmidt, die eine Hälfte des Elektronikduos Matmos,<br />
mit dem sie bei ihrem Stück „Time, Time, Time“ zusammengearbeitet hat.<br />
mit stets erfrischend frivoler Intelligenz<br />
ausgestatteten Elektronik-<br />
Duos Matmos kennen, der konzeptuelle<br />
Klangkünstler Lee Patterson<br />
steuerte Drone-Arbeit bei, ebenso<br />
wie die irische Harfenistin Áine<br />
O’Dwyer und einige norwegische<br />
Musiker. Nachdem Walshe in Zusammenarbeit<br />
mit Morton und<br />
Schmidt die Grundbausteine geformt<br />
hatte, kam das gesamte Ensemble<br />
in Amsterdam zusammen<br />
und erarbeitete eine Struktur, die<br />
dem vielschichtigen Anspruch Walshes<br />
treu bleibt:Walshe und Schmidt<br />
sprechen sich um Kopf und Kragen,<br />
Letzterer demonstriert dabei an einer<br />
Stelle einen erstaunlich überzeugenden<br />
italienischen Akzent im Englischen,<br />
spatiale Improvisationen<br />
münden in klaren Hit-Points, Dinosaurier<br />
kommen in Bild und Ton<br />
ebenso vorwie Zeitmanagementfragen<br />
unseres Selbstoptimierungszeit<br />
alters. Man solle um seine Liebsten<br />
trauern, solange diese noch leben,<br />
damit man nach ihrem Ableben wieder<br />
maximale Produktivität erreiche,<br />
so eine der lustigsten und gleichzeitig<br />
deprimierendsten Passagen.<br />
„Grieficciency“ nennen Schmidt<br />
und Walshe das, also eine Mischung<br />
aus den englischen Wörtern für<br />
Trauer (Grieving) und Effizienz (Efficiency).<br />
So geht es Walshe eben auch vor<br />
allem um Empathie für Menschen,<br />
die durch Krankheit, Tododer anderes<br />
Weltgeschehen aus der Zeit fallen;<br />
nichts anderes sei ja auch das<br />
Spannende an Zeitreise-Geschichten,<br />
so Walshe: „Der Held in dem<br />
Film‚Interstellar‘ kommt zurück und<br />
seine Tochter ist eine uralte Frau auf<br />
dem Sterbebett, das ist doch<br />
schrecklich traurig!“, erklärte die<br />
wortreich-amüsante Walshe neben<br />
weiteren Ausführungen zu den physiskalisch-philosophischen<br />
Implikationen<br />
ihres Themas.Walshe hat keinerlei<br />
Berührungsängste, weder mit<br />
gröbster Popkultur noch mit Theorieabstrahierung.<br />
Und sie weiß um<br />
ihre Mitteilungsfreude: „Deswegen<br />
komme ich auch so gut mit M.C.<br />
Schmidt aus. Erist einer der wenigen,<br />
die genauso viel reden wie ich!<br />
Zu kargen Stellen des Stücks müsse<br />
er sich auf den Boden legen. Anders<br />
könne er dem Impuls nicht widerstehen,<br />
sofort loszuplappern, und das<br />
wäre unpassend.“ Als Gegenpol zur<br />
Freude am Plappern fungiert Timothy<br />
Morton, der unter Beweis stellt,<br />
dass er in der Lage ist, sehr lange<br />
schweigend im Schneidersitz zu verharren<br />
–eine herausfordernde Tätigkeit,<br />
wie man sich nach geglückter<br />
Uraufführung überzeugen konnte:<br />
Morton war schweißgebadet. Die<br />
vom Harmonischen ins Pointillistische<br />
und von dort zurückfindenden<br />
Fragmente haben trotz aller Unfertigkeit<br />
eine eigene Ruhe, insbesondere<br />
Passagen der beiden norwegischen<br />
Duos Streifenjunko (Bläser)<br />
und Vilde&Inga (Streicher), die<br />
klangmeditativeInterventionen einspielen.<br />
Noch statischer das Eingangsritual:<br />
Jeder Zuschauer bekommt<br />
einen versteinerten Ammoniten<br />
in die Hand gedrückt. Mitsolch<br />
popkulturellem Avantgardemischmasch,<br />
mit dem Walshe zu einer der<br />
interessantesten Komponistinnen<br />
unserer Zeit geworden ist, soll über<br />
ein uraltes Fossil wohl eine vage Ahnung<br />
von Ewigkeit vermittelt werden.<br />
Schön übrigens auch Walshes<br />
Anekdote, mit der vormaligen Besitzerin<br />
der Ammonitensammlung auf<br />
Ebay verhandeln zu müssen. Zur<br />
Überprüfung der Fakten bleibt nun<br />
aber keine Zeit.<br />
Aus Liebe zur Kunst<br />
Farbenfrohe Gefühle<br />
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„senecio (Baldgreis)“, 1922<br />
paul Klee<br />
Klees Bilder stecken voll Ironie und Witz, wie bei<br />
diesem originellen Selbstporträt. Eine hochwertige<br />
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Trencadis-Mosaikfigur „el Toro Mosaico“<br />
Antoni Gaudí<br />
Antoni Gaudí<br />
(1852 –1926)<br />
entwickelte mit seinen<br />
weltbekannten Mosaiken<br />
aus Keramikscherben,<br />
den sogenannten Trencadis,<br />
eine Kunstform weiter,<br />
deren Ursprung in der<br />
maurischen Kunst liegt.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 21 *<br />
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Feuilleton<br />
Der<br />
Sound der<br />
Verwirrung<br />
Laibach spielten im<br />
Admiralspalast<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
AmSonntag waren wieder einmal<br />
die slowenischen Pop-und-Totalitarismus-Experten<br />
der Band Laibach<br />
in Berlin. Schon in den 80er-<br />
Jahren reüssierten sie mit Reinterpretationen<br />
damals aktueller Pophits<br />
wie „Life is life“ von Opus oder<br />
„One Vision“ von Queen, und<br />
hauchten ihnen (ohne ein Wort am<br />
Text zu ändern) qua industriell<br />
scheppernder Tempi, neoklassizistischer<br />
Akkordarrangements und mit<br />
Milan Fras’ ikonischem Hörspielmonster-Growlen,<br />
das für den, der es<br />
heraushören wollte, leicht faschistoid<br />
ausschlug.<br />
Die sogezeigten Parallelen zwischen<br />
Popkonzert und totalitärer<br />
Kundgebung rüttelten damals unangenehm<br />
auf. Allerdings passt ihr<br />
postmoderner Diktatur-Kritik-Kuddelmuddel<br />
inzwischen sehr gut ins<br />
Heute hinein, wo manche Medienrealität<br />
Laibachs Brachialkitsch durchaus<br />
ähnelt. Keine geeignetere Band<br />
also, um in Pjöngjang aufzutreten!<br />
Genau das tat Laibach 2015, es lohnt<br />
sich, den dabei entstandenen Dokumentarfilm<br />
„Liberation Day“ anzusehen!<br />
Toll zu beobachten, wie Konzepte<br />
von künstlerischer und politischer<br />
Freiheit auf verwirrende Weise<br />
durcheinander geraten, nicht zuletzt,<br />
da Laibach unter strenger Beobachtung<br />
von Kulturbeauftragten<br />
ihre Interpretationen von Liedern<br />
aus„The Sound Of Music“ darbieten,<br />
jenes die liberalenWertedesWestens<br />
feiernde Musical, welches in Nordkorea<br />
zum Englischunterrichten verwendet<br />
wird!<br />
In der ersten Hälfte des Konzerts<br />
spielte die Band eben diese Lieder;<br />
erstaunlich, wie sie in „The Lonely<br />
Goatherd“ mit schwerem, aber doch<br />
federndem Groovekoreanische Kinderchoreographien<br />
auf der Leinwand<br />
über die Rodgers-und- Hammerstein’sche<br />
Melodiensicherheit zu<br />
etwas erstaunlich Berührendem<br />
machten –nicht ohne ein gegrunztes<br />
„Jodeley“ vonFraszum Ende.<br />
Laibach-Sänger Milan Fras mit Kopfgewand,<br />
aber ohne Stetson. ROLAND OWSNITZKI<br />
Einwenig vermisste man die düstere<br />
Bühnenpräsenz von Sängerin<br />
und Keyboarderin Mina Špiler, die<br />
gerade eine Auszeit nimmt. Doch<br />
dank eines oberkellnerhaften Tenors<br />
und der wildbehaarten Sängerin<br />
Marina Mårtensson wurde die nötige<br />
Melodiestärke bewahrt, um Industrial-Rock<br />
und Musical-Trash zu<br />
optimalem Verwirrungseffekt auszubalancieren.<br />
In der zweiten Hälfte widmeten<br />
sich Laibach dann älteren Stücken<br />
aus dem Album „Nova Akropola“.<br />
Höhepunkt dieses teils etwas zu Böses-Jungs-Sound-behafteten<br />
Konzertsegments<br />
waren die Stücke „Vier<br />
Personen“ und „Ti, ki izzivaš“, welche<br />
Metal, Hollywood, Noise und<br />
Jazz aufs Intensivste zusammenwirbelten.<br />
Schön dann auch in der Zugabe<br />
die exzellent „huhu“-besungene<br />
Coverversion von „Sympathy<br />
For The Devil“ sowie das Country-<br />
Lied „Surfing Through The Galaxy“,<br />
in welchem Fras über sein Kopfgewand<br />
einen Stetsonhut gestülpt<br />
hatte und uns anriet: „Make earth<br />
great again“.<br />
Im Zeichen der gedrehten Null<br />
Elegante Münzen und moderne Zeitschriften: Zum Toddes Grafikdesigners Axel Bertram<br />
VonMartin Z. Schröder<br />
Indie Druckerei Rapputan, Ost-<br />
<strong>Berliner</strong> Friedrichstraße, wo<br />
ich Anfang der 90er-Jahre als<br />
Schriftsetzer BleiletternzuZeilen<br />
fügte,kam oft prominente Kundschaft.<br />
Wir druckten für die Komische<br />
Oper, das <strong>Berliner</strong> Ensemble,<br />
das Metropol-Theater;imBürobeim<br />
Buchdruckmeister Rapputan saßen<br />
Schriftsteller, Intendanten und<br />
Opernsänger.Esgab keine Angst vor<br />
Prominenz. Aber manchmal erschien<br />
ein Gast, in dessen Gegenwart<br />
man gewissermaßen den Kopf<br />
einzog. Dabei war der kleine rundliche<br />
Herr mit Vollbart und Brille ein<br />
freundlicher und leiser Mensch.<br />
Sammeln oder telefonieren?<br />
Er kam mit sorgfältig gezeichneten<br />
Skizzen, und ich wurde vom Meister<br />
angewiesen, für ihn die Wortabstände<br />
enger als gewöhnlich in die<br />
Zeilen aus Blei zu setzen. Es war wie<br />
in einem Lokal, wo für einen besonderen<br />
Gast nach eigenem Rezept gekocht<br />
wird. Und der Gast brachte<br />
dann noch seine Gewürze mit. In<br />
diesem Fall waren es die Korrekturen<br />
um Zehntelmillimeter, die in einer<br />
kalligrafie-artigen Handschrift meinen<br />
Schriftsatz verbesserten. Ich<br />
wusste nicht einmal, dass es sich bei<br />
dem feinsinnigen Herrn um einen<br />
Professor handelte, denn einen bedeutenderen<br />
Klang als sein Titel<br />
hatte in den Buchverlagen und <strong>Zeitung</strong>sredaktionen,<br />
in großen Werbeagenturen<br />
und kleinen Druckereien<br />
sein Name: Axel Bertram.<br />
Er hatte als Professor in Berlin-<br />
Weißensee kein Lehrbuch geschrieben,<br />
aber sein Name hallte durch die<br />
grafischen Berufsschulen, denn<br />
seine Arbeiten gehörten zur Inneneinrichtung<br />
der DDR. Beispielsweise<br />
die einzige Messingmünze im ostdeutschen<br />
Hartgeld: Sie war so<br />
schön, dass sie nach ihrer Erstausgabe<br />
1969 erst einmal gesammelt<br />
wurde, nicht nur für die Münzfernsprecher,für<br />
die sie gedacht war.<br />
Der noch junge Axel Bertram<br />
durfte von den fetten Ziffern mit<br />
Eichenlaub auf dem Aluminium-<br />
Geld abrücken und setzte eine<br />
schlanke, elegant gebogene Zwei<br />
und eine für Kenner spektakulär<br />
gedrehte Null im Stile der klassizistischen<br />
Bodoni auf die Fläche,<br />
ohne altertümliche Belaubung.<br />
Man begegnete seinen Arbeiten<br />
überall und ohne etwas vom Urheber<br />
zu ahnen, wenn man beispielsweise<br />
auf der Reiseschreibmaschine<br />
Erika tippte, eine Buchhandlung<br />
durchstreifte,amKiosk die Wochenpost,<br />
die Neue <strong>Berliner</strong> Illustrierte<br />
oder das Modemagazin Sibylle anschaute.Wenn<br />
man an Bertrams Pla-<br />
VonTorsten Wahl<br />
Zu schön für den Münzfernsprecher:Münzgeld aus Messing. AXEL BERTRAM (3)<br />
Das Logo der X. Weltfestspiele der Jugend,<br />
1973 in Berlin (oben). Rechts die<br />
Titelseite der Wochenpost im Layout und<br />
mit einer Grafik von Axel Bertram<br />
Axel Bertram wurde in<br />
Dresden geboren, studierte<br />
in Weißensee und arbeitete<br />
seit 1960 freischaffend.<br />
Einen Überblick über sein<br />
Werk bietet der im Text erwähnte<br />
Band: Axel Bertram.<br />
Grafisches Gestalten in fünf<br />
Jahrzehnten. Lehmstedt Verlag,Leipzig,39,90<br />
Euro<br />
GRAFISCHE GESTALTUNG<br />
Axel Bertram<br />
1936–2019<br />
MATHIAS BERTRAM<br />
Martin Z. Schröder,geboren<br />
1967, ist gelernter<br />
Schriftsetzer und betreibt<br />
seit 1994 eine Druckerei<br />
mit Bleisatz und Buchdruck.<br />
Als Autor tritt Schröder u.a.<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in Erscheinung,aktuell<br />
mit<br />
seiner Unterm-Strich-Serie<br />
„Genau genommen“.<br />
Klingonisch für Kleinkinder<br />
Die TNT-Serie „Andere Eltern“ begleitet eine turbulente Kita-Gründung<br />
Immer wieder hat der Kameramann<br />
Mühe, die aufgeregten Diskussionen<br />
einzufangen. Einknappes<br />
Dutzend Eltern streitet darüber, wie<br />
ihre neue biodynamische, nachhaltige<br />
und vegane Kita denn nun heißen<br />
soll. DerName „Tofu Tiger“ wird<br />
verworfen –denn er sei nicht „genderneutral“.<br />
Schließlich einigt man<br />
sich auf „KrimsKramsKids“, ausgesprochen<br />
„Kakaka“. Ebenso heftig<br />
wird darüber gestritten, welche<br />
Sprachen den Kleinkindernangeboten<br />
werden sollen: Neben Englisch,<br />
Mandarin und Hindi werden auch<br />
Elbisch und Klingonisch ernsthaft in<br />
Betracht gezogen.<br />
Im Stile einer Doku begleitet die<br />
fiktive Serie „Andere Eltern“ die hyperaufgeregten<br />
Eltern, die die Filmemacherin,<br />
gespielt von Johanna<br />
Gastdorf, zu den „Helikopter-Eltern“<br />
zählt und deren Anspruch sie so zusammenfasst:„Das<br />
Aufzuchtgelände<br />
wird millimetergenau an den Nachwuchs<br />
angepasst.“ Angesiedelt ist<br />
die Serie inKöln-Nippes, inBerlin<br />
passt sie wohl am ehesten ins Eltern-<br />
Milieu des Prenzlauer Bergs. Dabei<br />
ist das Thema –die Kitaplätzeknappheit<br />
in Großstädten ruft nach Eigeninitiative<br />
– durchaus für weitere<br />
Schichten interessant. Und selbst<br />
wer Elternabende hinter sich gelassen<br />
hat, dürfte sich erinnern: Das<br />
Schlimmste sind immer die anderen<br />
Eltern.<br />
Im Zentrum stehen drei Paare, die<br />
sich nicht nur mit den anderen auseinandersetzen,<br />
sondern auch untereinander<br />
fetzen. So geht die Kita-<br />
Gründerin, die Yogalehrerin Nina<br />
(Lavinia Wilson), hochschwanger<br />
auf eine „Masern-Party“, während<br />
ihr Mann Jannos (Jasin Challah) die<br />
beiden Kinder heimlich hat impfen<br />
lassen. Als Super-Hausmann profiliertsich<br />
Björn(Serkan Kaya). Er geht<br />
immer mit einem 15-kg-Notfall-<br />
Rucksack auf Spielplätze und hat<br />
stets „Eigenurin vom Mittelstrahl“<br />
der Kinder zur Desinfizierung dabei.<br />
Er bestreitet nicht nur erfolgreich die<br />
„Königsdisziplin“ Kindergeburtstag,<br />
sondern häkelt auch Mützchen, die<br />
seine berufstätige Frau (Rebecca<br />
Lina) dann bei Instagram als „WorkingMum“<br />
präsentiert.<br />
Noch gar keine Kinder haben die<br />
Lehrerin Anita (Nadja Becker) und<br />
der Anwalt Lars (Sebastian Schwarz),<br />
obwohl sie laut Lars schon das„Bruttoinlandsprodukt<br />
von Haiti“ in Versuche<br />
der künstlichen Befruchtung<br />
gesteckt haben. Der Anwalt gibt mit<br />
seinen rassistischen Untertönen der<br />
politisch überkorrekten Mehrheit<br />
immer wieder herzhaft Kontra.<br />
Die Methode der Pseudo-Doku,<br />
einer sogenannten „Mockumentary“,<br />
treibt die Duelle an. Denn in<br />
den Interviews vor der Kamera ziehen<br />
alle leidlich gern über die ande-<br />
katen für Kino,Theater,und Museen<br />
vorbeiging, auch an der politischen<br />
Propaganda. Signets wie das berühmte<br />
Symbol für das Jugendradio<br />
DT 64 gehören zum Werk von Axel<br />
Bertram, Schallplattenhüllen, Gedenkmünzen,<br />
Briefmarken.<br />
Sowohl Buchumschläge als auch<br />
Illustrationen schuf er, aber man erkannte<br />
seine Bilder nicht. Dasunterschied<br />
ihn vonKünstlernwie EvaJohanna<br />
Rubin, Hans Ticha oder seinem<br />
Lehrer Werner Klemke.<br />
Axel Bertrams Illustrationen warennicht<br />
typisch in der Technik mit<br />
Bleistift, Feder, Schabwerkzeug<br />
und Pinsel –sein Duktus zeigte sich<br />
in der Idee: „Das Ausprägen einer<br />
individuellen Handschrift erscheint<br />
mir weniger reizvoll als die<br />
bewusste und zielstrebige Handhabung<br />
sehr verschiedener formaler<br />
Ausdrucksmittel.“<br />
Ohne Verlegenheitsschnörkel<br />
Blättert man durch den 2012 im<br />
Leipziger Lehmstedt-Verlag erschienenen<br />
Bildband, mag man kaum<br />
glauben, dass alle diese Meisterwerkeeiner<br />
einzigen Hand entstammen,<br />
aber man wird einen wiederkehrenden<br />
Zugdes grafischen Ideals<br />
erkennen: das Auslichten, Tarieren,<br />
Ordnen, Konzentrieren. Jede grafische<br />
Darstellung ist eine durchgearbeitete<br />
Komposition vonBild, Schrift<br />
und unbedruckter Fläche ohne Verlegenheitsschnörkel.<br />
Im Leben Axel Bertrams stießen<br />
eine bürgerliche Existenz, das intellektuelle,<br />
forschende Vergnügen<br />
an allen Künsten und der Glaube<br />
an den Sozialismus scheinbar konfliktfrei<br />
aufeinander, bis die DDR<br />
an ihr Ende gelangte. In unserer<br />
Korrespondenz gestand er nach<br />
Jahren mir, dem jüngeren Bewunderer,<br />
zögerlich ein, dass er Zweifel<br />
am realen Sozialismus ausgeblendet<br />
hatte, uminseiner Arbeit nicht<br />
gestörtzuwerden.<br />
Für die Kraft zu diesen Überlegungen<br />
zollte ich ihm zusätzlich Respekt.<br />
Glaube gestattet Wirklichkeitsflucht.<br />
Nur gläubig konnte er<br />
dieses enorme Werk erschaffen, und<br />
es bekam nach 1989 durch den Zusammenbruch<br />
des Staates noch einmal<br />
einen neuen Zug. Er änderte<br />
sich, um seinen grafischen Anspruch<br />
erfüllen zu können. Nicht nur durch<br />
die neuen technischen Mittel, die er<br />
sich rasch aneignete,sondernetwa in<br />
freien Blättern, die seinen Kummer<br />
und seine Irritation ans Licht brachten.<br />
Die neue Freiheit der Komposition<br />
zeigte sich aber ebenso in den<br />
modernen, auch als spielerisch-heiter<br />
interpretierbaren Arbeiten für die<br />
Musikalien Kurt Schwaens. Am<br />
Sonnabend ist Axel Bertram 82-jähriginBerlin<br />
gestorben.<br />
renher.Dabei haben die Serienerfinder<br />
um Produzent und Regisseur<br />
Lutz Heineking jr., von denen schon<br />
die witzige Serie „Oase des Scheiterns“<br />
stammt, den Schauspielern<br />
zwar Vorgaben gemacht, die Dialoge<br />
aber improvisieren lassen. Dasfunktioniert<br />
mal mehr, mal weniger gut,<br />
rasend komische Momente wechseln,<br />
wie im wahren Leben, mit eher<br />
quälenden Szenen ab.Turbulent gerät<br />
die Einweihung: Ein Schamane<br />
soll die Räume „reinigen“, löst mit<br />
seinen Rauchschwaden aber die<br />
Sprinkleranlage aus, die alles flutet.<br />
Kinder sind übrigens fast nie zu sehen,<br />
denn alle Elternsind sich einig,<br />
dass sie nicht vordie Kameragestellt<br />
werden dürfen. Dafür sind sie in den<br />
Zwischenbildern zu hören: Sie<br />
glucksen vorLachen, egal, ob wegen<br />
oder trotz ihrer überdrehten Eltern.<br />
AndereEltern sieben Folgen, dienstags20.15<br />
bei TNT Comedy<br />
Zuchtmeister<br />
der<br />
Saiten<br />
Zum Toddes Gitarristen<br />
Dick Dale<br />
VonChristian Schlüter<br />
Umdie Kunst von Dick Dale zu<br />
verstehen, müssen wir uns das<br />
Gitarrenspiel als Gewaltakt vorstellen.<br />
Vergessen wir also all die anderenAttribute,mit<br />
denen der Künstler<br />
ansonsten bedacht wird, allen voran<br />
die Sache mit der sogenannten Surf<br />
Musik, die uns zumeist an junge frische<br />
Männer in luftigen Hemden<br />
und weiten Hosen erinnert, an unbeschwerte<br />
Wellenreiter-Laune und<br />
überhaupt an die legendären Beach<br />
Boys und ihre windseligen, luftigleichten<br />
Strandchoräle.<br />
Gitarre und Gewalt also. Kein<br />
Zweifel, Dick Dale hat Surf Music gespielt,<br />
seine ersten beiden Alben geben<br />
das unmissverständlich und vor<br />
allem selbstbewusst zu verstehen: Sie<br />
heißen „Surfers’ Choice“ (1962) und<br />
„King of the Surf<br />
Guitar“ (1963)<br />
und versammeln<br />
all die surfigen<br />
Klangklischees,<br />
die sehr viel später<br />
noch einmal<br />
eine retroselige<br />
Wiederauferstehung<br />
erlebten, Dick Dale<br />
als Hollywood- 1937−2019<br />
Regisseur Quentin<br />
Tarantino seinen Film „Pulp Fiction“<br />
(1994) mit Dales berühmtesten<br />
Titel„Misirlou“ eröffnete.<br />
Tarantino wählte für seine Gewaltorgie<br />
die passende Musik. Denn<br />
Dick Dale war vorallem dies: ein Berserker<br />
an der Gitarre. Mit schnellen<br />
kräftigen Schlägen bearbeitete der<br />
Linkshänder sein Instrument, er benutzte<br />
sehr dicke, kräftig klingende<br />
Saiten, er spielte in den Sechzigernals<br />
erster einen über 100 Watt starken<br />
Verstärker,erbrutalisierte den metallenen<br />
Klang seiner Stratocaster durch<br />
eine übermäßige Hinzugabe von<br />
Halleffekten –den tropfend schmatzenden<br />
Federhall seines Fender<br />
Showman Amps. Diese Klangwucht<br />
beeindruckte Gitarristen wie Jimi<br />
Hendrix und Eddie vanHalen.<br />
Der 1937 in Boston, Massachusetts,<br />
geborene Richard Anthony<br />
Monsour, wie Dick Dale eigentlich<br />
hieß, war seiner musikalischen Auffassung<br />
nach ein Punk. Dazu passte<br />
auch, dass er von sich selbst glaubte,<br />
gar nicht Gitarre spielen zu können,<br />
sonderneher zu lärmen, eben laut zu<br />
sein. Der Gitarrenbauer Leo Fender,<br />
mit dem Dick Dale eine tiefe Freundschaft<br />
verband, sagte einmal über<br />
dessen rustikale Spielweise: „Wenn<br />
ein neues Instrument sein Sperrfeuer<br />
körperlicher Züchtigung (barrage of<br />
punishment) überlebt hatte, war es<br />
für den Gebrauch durch normale<br />
Menschen geeignet.“<br />
Unddas Surfen? Washat das alles<br />
mit Surf Music zu tun? Nichts. Oder,<br />
sagen wir,eswar ein Zufall: Als Teenager<br />
zog Dale mit seiner Familie<br />
nach Kalifornien und entdeckte dort<br />
seine Leidenschaft fürsWellenreiten.<br />
Dann wurde er Musiker.Erstarb bereits<br />
am Sonnabend, wie sein Bassist<br />
Sam Bolle jetzt dem Guardian sagte.<br />
Dale wurde 81 Jahrealt.<br />
RICHARD DREW<br />
TOP 10<br />
Sonntag,17. März<br />
1 Tatort ARD 13,58 36 %<br />
2 Tagesschau ARD 7,11 21 %<br />
3 Biathlon, Herren ZDF 5,40 28 %<br />
4 Biathlon, Damen ZDF 4,98 29 %<br />
5 Terra X ZDF 4,85 15 %<br />
6 IngaLindström ZDF 4,51 12 %<br />
7 heute-journal ZDF 4,45 14 %<br />
8 ZDF-Sport, Ski ZDF 4,23 25 %<br />
9 heute ZDF 4,16 15 %<br />
10 Anne Will ARD 4,10 14 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
bat-Studiotheater (✆ 755 41 77 77)<br />
20.00: Ein Erinnerungsstück<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Endspiel<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Blutroter Waschgang<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
20.00: De Janeiro –ein Punk ertrinkt in Weißensee<br />
(Jesse Garon, Stefan Kreissig)<br />
BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />
20.00: IMPRO2019: Playground<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
18.30 Rang-Foyer: Opernwerkstatt: Der Zwerg<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Drei Schwestern<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.00: König Ubu<br />
19.30: Katzelmacher (Junges DT)<br />
English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />
20.00: IMPRO2019: Theatersport<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Bande àPart: The GloryOfDecay(Polyxeni<br />
Angelidou, Sofia Karagiorgou)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />
20.00: Die Kunst der Verführung (Compagnie des<br />
Artistes et Fous)<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Monsieur Pierre geht online<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Die Nacht vonLissabon<br />
Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />
20.00: IMPRO2019: Am Wasser<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30 Studio: He? She? Me!Free<br />
20.00 Saal C: Stück Plastik<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: SonnyBoys<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Der Nazi &der Friseur<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00 3. Stock: MobyDick<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Cafe Spreeblick /Zille Stube (✆ 242 52 47)<br />
15.00: Mit Zille in der juten Stube (Albrecht Hoffmann).<br />
Anm. erf.<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Weltretten für Anfänger<br />
Filmbühne am Steinplatz (Hardenbergstr.12)<br />
20.00: 4moreTime –Sie haben mehr Zeit als Sie<br />
denken! (Dr.SvenSebastian –Neurokabarett Berlin)<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />
(Timo Wopp)<br />
KLASSIK<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(✆ 20 64 99 22) 15.00: KMD Kilian Nauhaus,<br />
30 Minuten Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen<br />
Epochen<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
19.00 Salon: Orania.Classical: Carla Huhtanen<br />
(Sopran), Ben Cruchley(Klavier), Werkevon Schubert,<br />
Schumann, Brahms und Wolf<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(✆ 254 88 -1 32) 18.00: Stipendiaten der Karajan-Akademie<br />
der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Carte<br />
blanche<br />
Silent Green Kulturquartier (✆ 46 06 73 24)<br />
19.00 Kuppelhalle: Peter Gregson, Bach: The Cello<br />
Suites recomposed<br />
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />
10.00, 19.00 Uferstudios 1: KNMContemporaries<br />
–Music in theMaking 2019: Ensemble KNM Berlin,<br />
KNM campus ensemble, Kompositionen vonMartin<br />
Hiendl, Stellan Veloce, Giulia Lorusso<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys, Workshop<br />
16.00 Lernzentrum: Zeig’sihnen! Beratung für deine<br />
Präsentation!, Workshop<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Oh wie schönist Panama (ab 4bis<br />
8J.)<br />
10.30: Emil und die Detektive(ab 6bis 12 J.)<br />
Buchlokal (✆ 40 04 73 33)<br />
10.00: Märchentrilogie vonSebastian Meschenmoser,Illustration<br />
(ab 3J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Jetzt hab’ ich mich! (ab 4J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00: Mathilde, dieMathe-Ratte, Eine mathemusische<br />
Lesung zum Mitmachen<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Bremer Stadtmusikanten, RikeSchuberty,<br />
Figurentheater (ab 4J.)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
10.30: Das Höhlenkind, Figurentheater (ab 6bis 11<br />
J.). Anm. erf.<br />
Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />
10.30: Schiff ahoi!,mimicus, die Kinderliedermacher,<br />
Kindertheater (ab 3bis 8J.)<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Ausdie Maus (ab 8J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
14.00: Villa Global.The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />
Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />
3bis 12 J.)<br />
10.00: Rote-Taschen-Aktion zum Equal PayDay,<br />
MitMach-Aktion!<br />
10.00: Ex Libris-Stempelfür Lieblingsbücher<br />
14.00: Federmäppchen für Geschichtenerfinder*innen<br />
Lichtbildervortrag<br />
Dokumente<br />
vom<br />
Völkermord<br />
An seinem Körper hat Armin<br />
T. Wegener die Platten<br />
mit den Fotos von der mörderischen<br />
Vertreibung des armenischen<br />
Volkes in die syrische<br />
Wüste nach Berlin geschmuggelt.<br />
Heute vor100 Jahren hielt<br />
er einen Vortrag inder Urania<br />
zu den Geschehnissen, bei denen<br />
knapp zwei Millionen<br />
Menschen ums Leben kamen<br />
und die deshalb als Völkermordindie<br />
Geschichte eingingen<br />
−was noch heute in türkischen<br />
Schulbüchern geleugnet<br />
wird. Wegner riskierte viel<br />
mit der Ausfuhr seiner Bilder;<br />
die osmanische Armee hatte<br />
die fotografische Dokumentation<br />
bei Todesstrafe verboten −<br />
das macht seine Bilder so selten<br />
und wertvoll. DerLichtbildervortrag<br />
wurde rekonstruiert,<br />
Ulrich Noethen hat die<br />
Texte eingelesen, die Bilder<br />
sprechen eine deutliche Sprache.<br />
Ulrich Seidler<br />
Lichtbildervortrag 17 Uhr:Bundesplatzkino,<br />
fsk (17 Uhr); Brotfabrik (18 Uhr);<br />
Filmmuseum Potsdam (19 Uhr);<br />
Guardini-Galerie (19.30Uhr)<br />
Der nigerianische Afrobeat-Erbe Femi Kuti tritt zum Schluss des Festivals „Find the File“ am Sonntag im HKW auf.<br />
Keine leichte Kost gibt es<br />
wie gewohnt bei der diesjährigen<br />
Maerz-Musik der<br />
<strong>Berliner</strong> Festspiele.<br />
„Furchtlos intellektuell“ schreibt<br />
Festspielchef Thomas Oberender<br />
korrekt im Geleitwort, sei die Richtung,<br />
die der Maerz-Musik-Kurator<br />
Berno Odo Polzer der Veranstaltung<br />
seit 2015 gibt, aber schönerweise<br />
auch Anlass für „große Gefühle“.<br />
Die „Zeitfragen“, denen sich das<br />
Festival laut Untertitel stellt, gelten<br />
in diesem Jahr der Geschichte, die,<br />
so Polzer im Programm sinngemäß,<br />
angesichts einer ziemlich vollgestellten<br />
Gegenwart einen schweren<br />
Stand habe: ihre Errungenschaften<br />
von der kaputten Umwelt kontaminiert,<br />
vermeintlich verdaute Kapitel<br />
allenthalben hochgerülpst, die stolzenMomente<br />
vonNostalgie erledigt.<br />
Dazu Diskurs und Diskussion von<br />
Twitter-Manifesten abgewürgt.<br />
Demgegenüber solle Geschichte<br />
auf der Maerz-Musik als lebendiger<br />
Raum erfahrbar werden, nicht als<br />
Fixpunkt für die Zukunft, sondern<br />
aus der historischen Perspektive ihrerseits<br />
als verhandelbarer Raum,<br />
beweglich, vorläufig. Sehr gut.<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt die diesjährigeMaerz-Musik,<br />
die sich um die bedrohte<br />
Geschichte kümmert. Außerdem das<br />
„Find the File“-Festival im HKW,woesum<br />
die moderne Natur des Archivs und entsprechende<br />
Sounds geht.<br />
Poppig oder gar populär im eigentlichen<br />
Sinn sind die Werkewirklich<br />
nicht. Aber jede der Aufführungen<br />
zeugt natürlich davon, dass Musik<br />
auch dort sinnlich und sinnhaft<br />
wirken kann, wo sie abseits wohltemperierter<br />
Linearität wirkt. So gibt<br />
es etwa zur Eröffnung eine Musique<br />
concrète von Frederic Rzewski, der<br />
sozialistisches Liedgut collagiert,<br />
und, aus dem Jahr 1981, aber uraufgeführt:<br />
„Clepsydra“ vonHoratio Radulescu,<br />
der aus der krassen Oberton-Szene<br />
der französischen Spektralmusik<br />
kommt, also mit reiner<br />
Klanglichkeit befasst ist. George E.<br />
Lewis wird vorbeischauen, der in<br />
den Siebzigern imChicagoer Free-<br />
Jazz-Umfeld begann, aber seit langem<br />
auch mit elektronischer Musik<br />
arbeitet und ein tolles Feld aus Jazzavantgarde<br />
und Neuer Musik bestellt.<br />
In „Recital“ erinnerter, mit Archivaufnahmen,<br />
neuen Texten von<br />
Fred Molten und Live-Elektronik an<br />
den 2014 gestorbenen afroamerikanischen<br />
Künstler Terry Adkins, der<br />
sich in seinem Werk mit den weniger<br />
ikonischen Momenten im Leben<br />
afroamerikanischer Ikonen beschäftigte.UmBenjamins<br />
Begriff des Ein-<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Green Book –<br />
Eine besondere Freundschaft 14.40,17.30, 20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 3119) Green Book –Eine<br />
besondere Freundschaft 14.30, 17.30, 20.30<br />
DelphiFilmpalast (✆ 3121026) Vice –Der zweite<br />
Mann 14.45, 20.30; Trautmann 17.45<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40)Asche istreines Weiß<br />
14.00, 17.00, 20.00; Trautmann15.00, 20.20;Beale<br />
Street –IfBealeStreetCouldTalk(OmU) 17.40;<br />
Capernaum –Stadt der Hoffnung 15.10; Vice –Der<br />
zweite Mann (OmU) 17.50, 20.40; The Favourite –<br />
Intrigen und Irrsinn –The Favourite (OmU) 14.00,<br />
18.20; The Sisters Brothers (OmU) 15.40, 21.20;<br />
Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe<br />
Basis ofSex (OmU) 13.30,19.00; Reiß aus –Zwei<br />
Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum 16.30; Captain<br />
Marvel (OF) 21.00; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft (OmU) 14.20, 17.10, 20.00; Mid90s<br />
13.40; Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU)<br />
16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 18.30; Mid90s<br />
(OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53)Ein königlicher Tausch<br />
18.00; The Sisters Brothers 20.00; Helmut Berger,<br />
meine Mutter und ich 17.00; Vakuum 18.30; The<br />
Mule 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 13.50, 15.50; Die Berufung:<br />
Ihr Kampf für Gerechtigkeit 17.50, 20.30; Beale<br />
Street 14.45, 17.45, 20.30; Lampenfieber 15.30;<br />
Ailos Reise: Große Abenteuer beginnen mit kleinen<br />
Schritten 14.15; Yuli 16.15; Can You Ever Forgive<br />
Me? 18.30; Bohemian Rhapsody 20.50; The Favourite<br />
–Intrigen und Irrsinn 17.20, 20.00; Vom Lokführer,<br />
der die Liebe suchte 14.00, 18.45; Wie gut<br />
ist deine Beziehung? 16.20, 20.50<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Captain<br />
Marvel 14.00, 16.45, 20.00, 23.05; Ostwind 4–<br />
Aris Ankunft 14.10; Trautmann 16.40; Bohemian<br />
Rhapsody 19.45; Captain Marvel (OF) 22.50; A<br />
Star Is Born 14.30; The Hate UGive 17.30; Escape<br />
Room 20.30, 23.00; Captain Marvel 14.20;<br />
3D: Alita: Battle Angel 17.20, 23.00; Trautmann<br />
20.10; TheLegoMovie II 14.45; BohemianRhapsody<br />
17.20; Der Goldene Handschuh 20.20, 23.00;<br />
Sweethearts 14.30; Der Junge muss andie frische<br />
Luft 17.00; Hard Powder 20.10, 23.00; Trautmann<br />
14.30; Kirschblüten & Dämonen 17.15, 20.00;<br />
Glass 22.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Can You Ever<br />
Forgive Me? 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
–The Wife (OmU) 13.00; #Female Pleasure (OmU)<br />
14.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 16.15; Vice –Der zweite Mann 18.00;<br />
Der Goldene Handschuh (DFmenglU) 20.20; Lords<br />
of Chaos (OmU) 22.15; Drei Gesichter –Serokh<br />
(OmU) 11.00; Cold War: Der Breitengrad derLiebe –<br />
Zimna wojna (OmU) 12.45; Hi,AI–Liebesgeschichten<br />
aus der Zukunft (OmU) 14.15;The Lego Movie II<br />
15.45;Can YouEverForgive Me?(OmU) 17.45; The<br />
Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 19.45; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.45; Westwood: Punk.<br />
Ikone. Aktivistin. –Westwood: Punk, Icon, Activist<br />
(OmU) 11.00; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />
(OmU) 12.25; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />
White (OmenglU) 14.30; Beautiful Boy (OmU)<br />
16.50; Der Junge muss an die frische Luft 18.50;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />
20.30; The Sisters Brothers (OmU) 22.40<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Plötzlich Familie 16.45;<br />
Kirschblüten & Dämonen 19.00; Der verlorene<br />
Sohn (OmU) 21.15; Eins, zwei, drei (DFmenglU)<br />
23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Der Vorname<br />
16.00; The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU)<br />
17.45; Vice –Der zweite Mann (OmU) 20.00; The<br />
Mule (OmU) 22.30; Helmut Berger, meine Mutter<br />
und ich 16.15; Germania 18.00; Hi, AI –Liebesgeschichten<br />
aus der Zukunft (OmU) 19.35; Winter in<br />
Havanna (OmU) 21.15<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Trautmann 13.45,<br />
16.45, 19.45; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 13.45; IMAX 3D: Captain Marvel<br />
13.45, 16.45, 19.45, 23.00; The Lego Movie II<br />
14.00;Ostwind 4–ArisAnkunft 14.00; Mia und der<br />
weiße Löwe 14.00; Rate Your Date 14.15, 20.00;<br />
Plötzlich Familie 14.15; 3D: Captain Marvel 14.15,<br />
17.15, 20.30; Rocca verändert die Welt 14.30,<br />
17.00; Ralph reichts2:Chaos im Netz 14.30;Misfit<br />
14.45, 17.15; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />
Die geheime Welt 14.45; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.45,17.15; Captain Marvel<br />
(OF) 16.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft16.30,19.30;3D:<br />
Drachenzähmenleicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 16.30; Captain Marvel<br />
16.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />
17.00; 100 Dinge 17.00; Escape Room 17.30,<br />
20.15, 22.30; Der Goldene Handschuh 17.30,<br />
20.15; 3D: Captain Marvel (OF) 19.00; Bohemian<br />
Rhapsody19.30; 3D: Alita:BattleAngel 19.30;Vice<br />
–Der zweite Mann 19.45,22.45;<br />
Hard Powder 20.00; Destroyer 20.00, 23.00; Was<br />
Männer wollen 20.15; The Sisters Brothers (OF)<br />
22.30; Glass 22.30;The Hate UGive 22.45<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Der Junge muss<br />
an diefrische Luft 18.00;Sweethearts20.00;Lords<br />
of Chaos (OmU) 22.05; Luft 18.00; Der Fall Sarah<br />
& Saleem –The Reports on Sarah and Saleem<br />
(OmU) 19.45; Fahrenheit 11/9 (OmU) 22.10<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Captain<br />
Marvel 13.40, 16.40, 20.00; Rocca verändert die<br />
Welt 13.50, 16.30; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.00, 17.00, 20.15; The Lego Movie<br />
II 14.10; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.15, 16.50;<br />
Drachenzähmenleichtgemacht 3: Diegeheime Welt<br />
14.20,17.10; Misfit 14.30; Der Junge muss andie<br />
frische Luft 16.50; Captain Marvel 17.15, 19.30;<br />
Hard Powder 19.20; Escape Room19.40; Rate Your<br />
Date 19.45; 3D: Alita: Battle Angel 19.50<br />
Kino Kiste (✆ 9987481) Die Winzlinge:Abenteuer<br />
in der Karibik 15.50; Asche ist reines Weiß 17.35;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Misfit 14.15,<br />
16.15, 18.15; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />
14.20; The Lego Movie II 14.30; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3:Die geheime Welt 14.30;<br />
3D: Captain Marvel 14.40, 17.00, 20.00; Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 14.45,16.50; Rocca verändert die<br />
Welt 14.50, 17.15; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheimeWelt 15.00, 17.30; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 15.10, 17.30; Alita:<br />
Battle Angel 17.00; Captain Marvel 17.20, 20.15;<br />
Der Junge muss andie frische Luft 17.40; Bohemian<br />
Rhapsody 19.30; Hard Powder 19.40; Destroyer<br />
19.50; Aquaman 19.50; Escape Room 20.00;Was<br />
Männer wollen 20.10; Rate Your Date 20.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Vice –Der zweite Mann<br />
(OmU) 17.20, 20.15, 22.15; B Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.50; The Favourite –Intrigenund Irrsinn<br />
(OmU) 19.40<br />
fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Die Austreibung<br />
des armenischen Volkes in die Wüste 17.00;<br />
Die Maske –Twarz (OmU) 17.45, 19.45; Vakuum<br />
19.00; Der Fall Sarah &Saleem –The Reports on<br />
Sarah and Saleem (OmU) 20.45; Asche ist reines<br />
Weiß –Ash Is Purest White (OmU) 21.30<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Die Winzlinge 13.00;<br />
The Sisters Brothers (OmU) 15.15, 18.00, 20.45;<br />
Der kleine Maulwurf 10.00; The Sisters Brothers<br />
(OmU) 11.30; Der kleine Drache Kokosnuss 14.15;<br />
Checker Tobi 16.15; Vom Lokführer, der die Liebe<br />
suchte 18.15; #Female Pleasure (OmU) 20.15;<br />
Cold War (OmenglU) 22.30; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
10.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 12.00;Yuli (OmU) 14.00,19.00;<br />
The Favourite (OmU) 16.30, 21.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Capernaum (OmU) 17.30;<br />
Can You Ever Forgive Me? 19.30; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 21.30; Stell Dir vor, Du müsstest fliehen<br />
(OmU) 17.30; Green Book (OmU) 19.00; Der<br />
Goldene Handschuh (DFmenglU) 21.30; Kinobar<br />
im Sputnik Hi, AI –Liebesgeschichten aus der Zukunft<br />
(OmU) 18.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Lampenfieber 15.30; Green<br />
Book –Eine besondere Freundschaft 17.40,20.30;<br />
New Asche ist reines Weiß 17.10; Vice –Der zweite<br />
Mann 20.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.00, 16.00, 18.00;<br />
3D: Captain Marvel 14.45, 17.30, 20.30; Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 15.00, 17.30; Rocca verändert die<br />
Welt 15.15, 17.45; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 15.15; Misfit 17.45; Green<br />
Book –Eine besondere Freundschaft 20.00; Bohemian<br />
Rhapsody 20.00; Alita: Battle Angel 20.15;<br />
RateYour Date 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Kirschblüten<br />
&Dämonen 13.00, 17.45; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 13.00; Vom Lokführer, der die Liebe<br />
suchte 13.15; Destroyer 15.20, 20.15; Ein königlicher<br />
Tausch 15.30; Die Schneekönigin: Im Spiegelland<br />
15.30; Sweethearts 17.30; Can You Ever<br />
Forgive Me? 18.00; Winter inHavanna 20.00; Reiß<br />
aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre.Ein Traum 20.30<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3D:<br />
Captain Marvel 14.00, 17.15, 20.15; The Lego<br />
Movie II14.15; Rocca verändert die Welt 14.15,<br />
17.00; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.30, 17.00; Mia<br />
und der weiße Löwe 14.30; Misfit 14.45, 17.15;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />
15.00;Asterixund das Geheimnis desZaubertranks<br />
15.00, 17.30; Trautmann 16.45, 19.45; Escape<br />
Room 17.15, 20.00; 3D: Drachenzähmen leicht<br />
gemacht3:Die geheime Welt 17.30; Rate Your Date<br />
19.45;Green Book 19.50;HardPowder 20.00;3D:<br />
Alita: BattleAngel 20.00; Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Die Winzlinge: Abenteuer<br />
in der Karibik 17.00; ColdWar: Der Breitengrad der<br />
Liebe 18.45; Gegen den Strom –Kona fer istrio<br />
(OmU) 20.30; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre<br />
Bauhaus (OmU) 18.00; Hotel Jugoslavija (OmU)<br />
19.45; HaveANice Day 21.30<br />
Babylon (✆ 2425969) Let‘sDance: Carmen (OmU)<br />
17.15; Let‘s Dance: Footloose (OmU) 17.45; Let‘s<br />
Dance: Rhythm is it! 18.00; Prenzlauerberginale<br />
#4: Sommer vorm Balkon (m. Gast) 19.30; Let‘s<br />
Dance: Chicago (OmU) 20.00; Let‘s Dance: Pina<br />
(OmU) 20.00; Let‘s Dance: Grease (OmU) 22.15;<br />
Let‘s Dance: Suspiria (OmenglU) 22.15<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Der<br />
verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 13.30; Checker<br />
Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 15.45;<br />
White Boy Rick (OmU) 17.30;AStar Is Born (OmU)<br />
20.00; The Sisters Brothers (OmU) 10.30, 13.00,<br />
15.30,18.15, 21.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />
Winzlinge:Abenteuer in derKaribik 11.00;3D: Captain<br />
Marvel 11.00, 13.20, 16.50, 20.00, 22.40;<br />
Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 11.00,<br />
13.15,17.00; Mia und der weiße Löwe 11.10; 3D:<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />
11.15; Wie gut ist deine Beziehung? 11.40; Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 12.00,14.40; The Lego Movie<br />
II 12.10; Manou –flieg‘ flink! 12.15; Ralph reichts<br />
2: Chaos imNetz 13.50; Club der roten Bänder –<br />
Wie alles begann 14.00; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.10, 16.40; Misfit<br />
14.20, 17.55; Rocca verändert die Welt 14.30,<br />
17.10; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />
14.50; Der Junge muss andie frische Luft 15.30;<br />
Bohemian Rhapsody 16.20; Green Book – Eine<br />
besondere Freundschaft 16.30, 19.40; Trautmann<br />
17.15, 20.10; Captain Marvel 17.20, 19.30; Rate<br />
Your Date 19.20; Was Männer wollen 19.30; Glass<br />
19.50,22.55; 3D: Alita: Battle Angel 20.15, 23.10;<br />
Escape Room 20.20, 23.00; 3D: Aquaman 22.10;<br />
The Possession of Hannah Grace 22.20; Creed 2–<br />
Rocky‘s Legacy 22.50; Happy Deathday 2U23.10;<br />
Hard Powder 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03)Vice –Der zweite<br />
Mann (OmU) 14.30; Beale Street –IfBeale Street<br />
CouldTalk (OmU) 17.15, 19.45; DerGoldene Handschuh<br />
(DFmenglU) 22.15; Mid90s (OmU) 14.30,<br />
19.15; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
(OmU) 16.30, 21.15; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />
14.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –<br />
On theBasis of Sex (OmU)16.30, 19.00;Vice –Der<br />
zweite Mann (OmU) 21.30;<br />
Die Maske –Twarz (OmU) 14.45, 19.00; Der Goldene<br />
Handschuh (DFmenglU) 16.45; Destroyer (OmU)<br />
21.00; Kirschblüten &Dämonen (OmenglU) 14.30,<br />
19.00; Vom Lokführer, der die Liebe suchte 17.00,<br />
21.30<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) Retrospektive Jean Rollin:<br />
Die nackten Vampire 20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Un etaj mai jos –<br />
One Floor Below: Ein Stockwerk tiefer 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Mia und der weiße Löwe 14.00; Captain Marvel<br />
14.00, 16.30, 19.30; The Lego Movie II 14.15;<br />
Rocca verändert die Welt 14.30, 17.10; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30,<br />
17.10; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />
14.30; Misfit 14.40, 17.45; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 14.45, 17.15; Ralph<br />
reichts 2:Chaos im Netz 14.55, 17.00; Ostwind 4<br />
–Aris Ankunft 17.00; Escape Room 17.00, 20.00;<br />
Das Schmuckstück 17.30; Destroyer 19.45; Captain<br />
Marvel (OF) 19.45; Hard Powder 19.50; 3D:<br />
Captain Marvel 19.50; Alita: Battle Angel 19.50;<br />
Rate Your Date 20.00; Öldür beni sevgilim (OmU)<br />
20.15<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Sisters Brothers<br />
(OmU) 10.00, 20.15; Ohrensausen – Orecchie<br />
(OmU) 12.30, 22.30; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 14.15; Hotel Jugoslavija (OmU)<br />
16.30; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
(OmU) 18.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Mid90s (OmU) 15.40;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />
17.50,20.45<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Beale Street –IfBeale<br />
Street Could Talk (OmU) 15.20, 18.00, 20.45;<br />
Sneak Preview 22.30; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 15.20, 18.40, 20.45; Reiß aus –Zwei<br />
Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum 18.00; Der Goldene<br />
Handschuh 17.20, 20.00; Vice –Der zweite<br />
Mann (OmU) 15.50, 21.20<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Destroyer (OmU) 16.20,<br />
21.10;Die Maske–Twarz(OmenglU)19.00, 22.30;<br />
Captain Marvel (OF) 17.10, 21.50; Captain Marvel<br />
(OmU) 19.50; The Sisters Brothers (OmU) 16.00,<br />
20.50;Can YouEverForgive Me?(OmU) 18.30;Die<br />
Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis<br />
ofSex (OmU) 16.45, 19.15; Green Book –Eine<br />
besondere Freundschaft (OF) 16.10, 21.30; Beale<br />
Street –IfBeale Street Could Talk (OF) 19.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
OPTIMUS DAMMY<br />
Furchtlose<br />
Musik,<br />
große Gefühle<br />
MUSIK<br />
Maerz Musik 22.–30. 3.,<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele,<br />
Silent Green und andere Spielorte.<br />
Programm: www.berlinerfestspiele.de<br />
Find the File 21.–24. 3.,<br />
Haus der Kulturen der Welt.<br />
Programm: www.hkw.de<br />
Zwei anregend besetzte Festivals<br />
schauen in die Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft von Geschichte und Archiv<br />
gedenkens als gleichsam nachhaltige<br />
Form der Erinnerung wird es<br />
wiederum in einer choreographierten<br />
Performance der Sängerin Elaine<br />
Michener gehen.<br />
Einamtliches Programm also,das<br />
noch breit vonKünstlertalks gerahmt<br />
sowie um Filmvorführungen und einer<br />
Art Festival im Festival ergänzt<br />
wird: „Tele-Visions“ untersucht die<br />
Geschichte der Repräsentation von<br />
Neuer Musik iminternationalen TV,<br />
es werden Arbeiten von Endbossen<br />
der zeitgenössischen Musik wie Xenakis<br />
(„Persepolis“) und Stockhausen<br />
(„Telemusik“) zu hören sein, während<br />
u.a. die Kuratoren Diedrich Diederichsen,<br />
Anke Charton und Nicolas<br />
Siepen das Licht des Diskurses (alias<br />
Race, Class, Gender) ins Flimmern<br />
scheinen lassen.<br />
Detlef Diederichsen (der Bruder<br />
von Diedrich) hat als musikalischer<br />
Leiter des HKW ein thematisch naheliegendes,aber<br />
auf die Ränder der<br />
Diskurszonen gerichtetes Festival<br />
gebaut. In„Find the File“ geht es mit<br />
ethnomusikologischer Drift um den<br />
Wandel des Archivs von der Sammlung<br />
zum Datenspeicher, umAneigung<br />
und Organisation von digitalem<br />
Wissen, um die Entscheidung<br />
über Bewahren und Verschwinden<br />
vonKollektivgedächtnissen, die entweder<br />
von prekären Zuständen bedroht<br />
oder zum Beispiel in westlichen<br />
Institutionen gesichertsind. Einen<br />
samplevollen Reim darauf machen<br />
sich dabei u.a. zur Eröffnung<br />
die Singer/Songwriterin Bernadette<br />
La Hengst und Barbara Morgensterns<br />
Chor des HKW; die großartigen<br />
Altstars der somalischen Dur<br />
DurBandtretenmit ihrem flink pulsierenden<br />
Funk auf, türkische und<br />
westafrikanische Schützlinge seines<br />
Sublime-Frequencies-Labels bringt<br />
Sun-City-Girls-Psychedeliker Alan<br />
Bishop mit, der selbst ein DJ-Set mit<br />
indonesischen Singles bestreitet.<br />
Zum Abschluss tritt der nigerianische<br />
Afrobeat-Erbe Femi Kuti auf.<br />
Auch hier pflastern Installationen,<br />
Filme und Gesprächsrunden<br />
den Konzertweg, besetzt mit klangvollen<br />
ethnomusikologischen Expertinnen<br />
und Experten wie Jayce<br />
Clayton (der auch als DJ auflegen<br />
wird) und Diane Thram oder dem<br />
eminenten Popchronisten Simon<br />
Reynolds, die sich Gedanken zum<br />
globalen digitalen Archiv machen.<br />
Jazz<br />
Für einen<br />
Sohn des<br />
Lichts<br />
Children of the Night“ ist<br />
der Titel eines Stückes des<br />
Jazz-Saxofonisten Wayne<br />
Shorter, das 1961 auf dem Album<br />
„Mosaic“ von Art Blakey<br />
& The Jazz Messengers erschien.<br />
Unter diesem Namen<br />
haben sich nun Danilo Pérez,<br />
John Patitucci und Terri Lyne<br />
Carrington zusammengetan,<br />
um die Musik ihres inzwischen<br />
85 Jahre alten Mentors und<br />
Freundes zu präsentieren. Bevor<br />
er selbst zu einem Fixpunkt<br />
der Jazz-Szene wurde,<br />
spielte Shorter von1964 –1969<br />
neben Herbie Hancock, Ron<br />
Carter und Tony Williams im<br />
Miles-Davis-Quintett, für das<br />
er auch komponierte. Anfang<br />
der 70er-Jahre gründete er mit<br />
Joe Zawinul und Miroslav Vitouš<br />
die Formation Weather<br />
Report, die als die einflussreichste<br />
Jazzrockgruppe aller<br />
Zeiten gilt und den Fusion-<br />
Jazz begründete. Sospielte er<br />
u.a. mit den Rolling Stones<br />
und Joni Mitchell. HarryNutt<br />
Children of the Light 19.30Uhr,Pierre-<br />
Boulez-Saal, Französische Straße 33 d<br />
Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Hänsel undGretel (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Stühlchen Himmelblau, Die Pyromantiker,<br />
clowneskes Objekttheater mit Live-Musik, (ab 4bis<br />
6J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Dornröschen, Vera Pachale, Marionettentheater<br />
Staatsoper Unter denLinden (✆ 20 35 45 55)<br />
11.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />
(ab 6J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Die Reise um die Erde in 80 Tagen(ab 10<br />
bis 14 J.)<br />
Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />
10.00: Das Märchenvom Baron vonHüpfenstich<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Buchhandlung Uslar &Rai (Schönhauser Allee 43)<br />
19.30: Gastfreundschaft, PriyaBasil, <strong>Berliner</strong> Buchpremiere,<br />
Moderation: Shelly Kupferberg<br />
Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />
18.00: LEA Leseklub<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Ausdem Haus, Kenah Cusanit, Yannic<br />
Han Biao Federer und Angela Lehner,Lesung und<br />
Gespräch, Moderation Thorsten Dönges.<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 2822003)<br />
20.00: Troll, Michal Hvorecky,Lesung undGespräch<br />
Moderation: Tomas Fitzel<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
20.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />
19.00: Prag –Eineliterarische Einladung<br />
Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />
20.00: Absurdistan &Neuzeitfabeln V, Leseshowvon<br />
und mit Thomas Korn<br />
Zwingli-Kirche (Rudolfstr.14)<br />
19.00: 1919 –Das Jahr der Frauen, mit Unda Hörner<br />
FÜHRUNG<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
EWA Frauenzentrum (✆ 442 55 42)<br />
10.00: EWAonTour:Hexentanz im Wrangelschlösschen.<br />
Anm.erf.<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
16.00: Mantegna undBellini. Meister der Renaissance,<br />
Treff: Information. Anm.erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />
in der Kunst, Treff: Foyer<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
10.00, 14.00: Einmal quer durch!, Ausstellungsparcours<br />
durch „A wie jüdisch“. Treff: Libeskind-Bau EG,<br />
Eric F. Ross Galerie<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
14.00: LeuchtendesWeinbergsviertel am Rosenthaler<br />
Platzbis ins Innere vonSchinkels schönster Kirche St.<br />
Elisabeth, Bernd S. Meyer, Treff: Apotheke, Torstr./Ecke<br />
Weinbergsweg. Anm. erf.<br />
Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />
15.00: Die Geschichte Berlins kennenlernen, Führungenauf<br />
Farsi und Arabisch<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Mirna Gobdanovic Group<br />
Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />
19.00: Marker &Friends –Berlin Residency &<br />
Festival 2019<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Andreas Arnold (g), Petros Klampanis (b),<br />
Miguel Hiroshi (dr, perc), Odisea<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Walter Gauchel &Veronika Vogel, Spring is<br />
here<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Bosse<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />
20.00: Moka Efti Orchestra<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
21.00: Shahin Najafi<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
18.30: Korpiklaani, Turisas, Trollfest<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Flavien Berger<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.30: Klaus Johann Grobe (Indie-Kraut-Disco)<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Declan Forde<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: Children of the Light<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Bosque Mágico<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00: Youjin Sung (Sanjo-Gayageum, Stahlsaiten-Gayageum),<br />
Il-Ryun Chung (Gitarre, Janggu), RAD<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
20.00: Turbostaat<br />
vabali spa Berlin (✆ 911 48 60)<br />
17.00 Am Innenpool: Geordie Little (Fingerstyle-Gitarre)<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
20.30: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />
Gincel<br />
CLUB<br />
Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />
19.00: Bailacomoquieras –Dancelikeyouwant,<br />
Damian Ketterer<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Bellmeria, Nikklaas, Oelv<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Iluv2bang!, Soel, MC Caramel<br />
Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />
19.00: Farout After Work Party, Tiefton, Dee Noe Ree<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: #lsb02 experimental a/v lounge, Liquid Sky<br />
Berlin Kollektiv (live)<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Beatgeeks<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Stojche,<br />
Echoes Of October,Sabine Hoffmann, Lilly Deupré<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
KINO<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Ralph reichts 2:Chaos im Netz 14.00; 3D: Captain<br />
Marvel 14.10, 17.00, 20.00; Ostwind 4–Aris<br />
Ankunft 14.20, 16.55; Rocca verändert die Welt<br />
14.30, 17.35; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.40, 17.20; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 14.50, 17.10; Alita:<br />
Battle Angel 16.40; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 19.30; 3D: Alita: Battle Angel 19.40;<br />
Hard Powder 19.50; Glass 20.10; Happy Deathday<br />
2U 20.15<br />
Wolf (✆ 921 039333) BabyWolfgang präsentiert:<br />
Mid90s (OmU) 10.30; Kommissar Gordon &Buffy<br />
12.00, 16.00; Mid90s (OmU) 12.10, 19.10; Roma<br />
(OmU) 13.20; Shoplifters:Familienbande–Manbiki<br />
kazoku (OmU) 13.50; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 16.30; Rafiki (Omdt+englU) 17.20;<br />
Beale Street –IfBeale Street Could Talk (OmU)<br />
19.00; Die Maske –Twarz (OmU) 21.00; Asche ist<br />
reines Weiß –Ash Is Purest White (OmenglU) 21.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Checker<br />
Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 15.50;<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 17.50,<br />
20.10; Lampenfieber 15.30; Die Berufung: Ihr<br />
Kampf für Gerechtigkeit 17.30; Bohemian Rhapsody<br />
20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00,<br />
16.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
(OmU) 17.40, 20.40; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 14.20,17.10,20.00; Beale Street<br />
16.00; Reiß aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein<br />
Traum 18.00; Beale Street –IfBeale Street Could<br />
Talk (OmU) 21.15; Lampenfieber 15.40; Vice –<br />
Der zweite Mann 18.30; Vice –Der zweite Mann<br />
(OmU) 20.30; Matinee: Die Berufung: Ihr Kampf<br />
für Gerechtigkeit15.00; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn 17.40; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />
(OmU) 20.20<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 13.45,<br />
19.40; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />
14.00, 20.05; Rocca verändert die Welt 14.10,<br />
17.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 14.15, 17.10; Captain Marvel (OmU)<br />
14.15, 17.10, 20.05, 23.00; Kirschblüten &Dämonen<br />
14.20; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.50, 16.40; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />
15.10,16.50; Beale Street 16.45;<br />
Trautmann 16.50, 19.25; Vice –Der zweite Mann<br />
17.05; Destroyer 19.35; The Sisters Brothers<br />
19.40, 23.00; Preview: Frau Mutter Tier 20.00;<br />
Der Goldene Handschuh 20.15; Green Book –Eine<br />
besondere Freundschaft (OmU) 22.15; Destroyer<br />
(OmU) 22.30; Bohemian Rhapsody (OmU) 22.35;<br />
The Mule (OmU) 22.45; Vice –Der zweite Mann<br />
(OmU) 22.50; Trautmann (OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Vom Lokführer, der die<br />
Liebe suchte 18.45; Die Maske – Twarz (OmU)<br />
20.15; Cold War: Der Breitengradder Liebe –Zimna<br />
wojna (OmU) 21.45<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Der letzte Jolly<br />
Boy 18.15; Berlinized –Sexy anEis –Berlinized<br />
(OmU) 20.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />
White (OmU) 21.45<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 14.15, 17.00; Mia und der<br />
weiße Löwe 14.15;The Lego Movie II 14.20, 17.00;<br />
Ralphreichts 2: Chaos im Netz 14.20; Misfit 14.25,<br />
16.45; 3D: Captain Marvel 14.25, 16.50, 20.00,<br />
22.35; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 14.30; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.30, 16.45; Der Junge muss an die<br />
frische Luft 14.35; Rocca verändert die Welt 14.45,<br />
17.10;Alita: Battle Angel 16.40; Trautmann 16.50,<br />
19.40; Escape Room 16.55, 19.35, 22.45; 3D:<br />
Drachenzähmenleicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />
17.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
19.30; Vice –Der zweite Mann 19.35,22.40; Hard<br />
Powder 19.35, 22.40; Bohemian Rhapsody 19.40;<br />
Der verlorene Sohn 19.45; 3D: Alita: Battle Angel<br />
19.50, 22.40; Rate Your Date 20.00; 3D: Aquaman<br />
22.30; Sweethearts 22.35; Glass 22.35; The Possession<br />
of Hannah Grace 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Rocca verändert<br />
die Welt 13.40, 16.45; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 13.45, 17.40;<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 13.50; 3D: Captain<br />
Marvel 14.10, 16.50, 20.00; Mia und der weiße<br />
Löwe 14.15; The Lego Movie II 14.30; Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 14.40, 17.10,<br />
19.40; Ostwind 4–Aris Ankunft 15.00, 17.30; Misfit15.20,<br />
17.45;Der Jungemuss an diefrischeLuft<br />
16.30; Trautmann 16.40, 19.45; Captain Marvel<br />
17.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
19.20; Vice –Der zweite Mann 19.30; 3D: Alita:<br />
Battle Angel 20.10; Rate Your Date 20.15; Hard<br />
Powder 20.20; Escape Room 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 14.50,<br />
20.30; Bohemian Rhapsody 17.35<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Maria Stuart, Königin<br />
von Schottland 18.00; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn 20.00<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Beale Street – If Beale<br />
Street Could Talk (OmU) 15.00, 20.30; The Sisters<br />
Brothers (OmU) 17.45<br />
Urania-Filmbühne (✆ 218 9091) Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers 16.30, 19.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) RBG –Ein Leben für die<br />
Gerechtigkeit (OmU) 18.15; Der verlorene Sohn –<br />
Boy Erased (OmU) 20.30<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 10.00, 12.30, 15.00; Mia und der<br />
weiße Löwe 10.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 10.00, 12.20, 15.10, 17.30;<br />
Asterix unddas Geheimnis des Zaubertranks 10.00,<br />
12.05, 14.30, 17.40; Captain Marvel12.15,17.00,<br />
19.30; Rocca verändert die Welt 14.40, 17.10; 3D:<br />
Captain Marvel16.30,20.00; Escape Room 19.40;<br />
3D:Alita: Battle Angel 20.00; Hard Powder 20.10<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />
Junge muss an diefrischeLuft 13.15; Green Book –<br />
Eine besondere Freundschaft 15.15, 20.15; Kirschblüten<br />
&Dämonen 17.45<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/5050711) Der Jungemuss an die<br />
frische Luft 15.00; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 17.30,20.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) 3D: Captain<br />
Marvel 15.30, 17.45, 20.30; Rocca verändert die<br />
Welt 15.30, 18.15; Asterix und das Geheimnis<br />
des Zaubertranks 15.45, 18.15; Ostwind 4–Aris<br />
Ankunft 15.45; Der Junge muss an die frische Luft<br />
18.15, 20.30; Lampenfieber 18.15; Hard Powder<br />
20.30; RateYour Date 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00)Youssef Chahine: Sultan<br />
Saladin –ElNaser Salah el Dine (OmenglU) 20.00;<br />
Magical HistoryTour: Meek‘s Cutoff (OmU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Rocca verändert die Welt 12.30, 17.25; Beale<br />
Street 12.30; AStar IsBorn 12.40, 19.30, 22.50;<br />
Kirschblüten &Dämonen 12.50; 3D: Captain Marvel<br />
12.50, 14.15, 16.00, 17.40, 19.00, 20.30,<br />
22.30; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
12.50, 14.45, 16.50, 19.20;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 13.10; Die Berufung: Ihr<br />
Kampf für Gerechtigkeit 13.10; Ralph reichts 2:<br />
Chaos im Netz 13.20; The Sisters Brothers 13.30,<br />
22.25; Misfit 13.30, 16.30; Mia und der weiße<br />
Löwe 13.40; Manhattan Queen 13.40; Lampenfieber<br />
13.50, 16.40; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.35;<br />
Drachenzähmenleichtgemacht3:Die geheime Welt<br />
14.50; The Lego Movie II15.30; Captain Marvel<br />
15.30, 18.00, 21.15; GreenBook–Eine besondere<br />
Freundschaft 16.00, 19.30;The HateUGive16.10;<br />
Rate Your Date 16.20, 19.50, 23.00; Vice –Der<br />
zweite Mann 16.30, 19.50; Hard Powder 16.30,<br />
19.30, 22.50; Trautmann 16.40, 19.40; Escape<br />
Room 16.40, 19.50, 22.40; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 17.30; Der<br />
Junge muss an die frische Luft 18.35; Was Männer<br />
wollen 19.10; The Mule 19.30; Der Goldene Handschuh<br />
19.40, 22.30; Bohemian Rhapsody 20.15;<br />
Glass 21.00, 23.00; Destroyer 21.20, 23.00; Creed<br />
2 – Rocky‘s Legacy 22.40; Happy Deathday 2U<br />
22.50;The Possession of Hannah Grace 23.00<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) The Sisters Brothers<br />
(OmU) 17.45; Music for Cinemas: Film- und<br />
Musikprogramm 20.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 1650) Ostwind 4–Aris Ankunft<br />
14.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 14.00; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.00, 16.00; Rocca verändert die<br />
Welt 14.30, 16.45; 3D: Captain Marvel 14.30,<br />
17.15,20.15,22.00; Misfit 16.00, 18.00; Captain<br />
Marvel16.15, 19.00; Der Jungemuss an die frische<br />
Luft 18.00; 3D: Alita: Battle Angel 19.00, 22.00;<br />
Hard Powder 20.00, 22.30; Escape Room 20.15,<br />
22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Fahrenheit 11/9<br />
15.30; Gundermann 18.00; Kirschblüten &Dämonen<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />
13.50, 16.55; Rocca verändert die Welt 14.00,<br />
16.50; 3D: Captain Marvel 14.00, 17.00, 20.00;<br />
Ostwind 4–Aris Ankunft 14.10, 17.15; The Lego<br />
Movie II 14.15; Asterix und das Geheimnis des<br />
Zaubertranks 14.15, 17.05, 20.00; Ralph reichts<br />
2: Chaos im Netz 14.30; Der Junge muss andie<br />
frische Luft 14.40; Misfit 14.50, 17.30; Captain<br />
Marvel 16.30, 19.30; Bohemian Rhapsody 16.40;<br />
Escape Room 17.20, 20.10; Phantastische Tierwesen:<br />
Grindelwalds Verbrechen 19.30; Hard Powder<br />
19.40; Glass 20.05; Rate Your Date 20.10; 3D:<br />
Alita: BattleAngel 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Captain<br />
Marvel 14.00, 16.55, 19.30; Rocca verändert die<br />
Welt 14.30,17.10; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />
14.30; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.30; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30,<br />
17.10;Asterixund das Geheimnis desZaubertranks<br />
14.30, 17.00; Misfit 15.00, 17.15; Escape Room<br />
17.00, 20.15; The Lego Movie II 17.20; Hard Powder19.45;<br />
Captain Marvel (OF)19.45; 3D: Captain<br />
Marvel 19.50; Rate Your Date 20.15; Öldür beni<br />
sevgilim (OmU) 20.30<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 1976) Roma<br />
18.30; Die Maske 21.15<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01)Die Austreibung des<br />
armenischen Volkes in die Wüste 18.00; Vakuum<br />
(OmU) 20.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />
White (OmU) 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) BFG: Big Friendly<br />
Giant 10.00; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 13.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 15.30; Ballett aus dem<br />
Royal Opera House London: Don Quixote 18.00;<br />
Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 11.00,<br />
13.00,15.00, 17.00;Green Book–Eine besondere<br />
Freundschaft 19.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Yuli 15.00; Die<br />
Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste<br />
17.00; Capernaum–Stadt der Hoffnung 18.15; The<br />
Sisters Brothers 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Green Book –<br />
Eine besondere Freundschaft 15.00, 20.15; Vice –<br />
Der zweite Mann 17.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Der Junge muss an die frische<br />
Luft 18.00; Joy in Iran 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 14.50, 20.30; Die Berufung: Ihr<br />
Kampf für Gerechtigkeit 17.45<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rey<br />
(OmU) 17.00; Premiere: Die Austreibung des armenischen<br />
Volkes in die Wüste (m. Gast) 19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderWagenKino:<br />
Trautmann 10.30; Lampenfieber 13.00;<br />
Vice –Der zweite Mann 13.30; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />
13.30;Destroyer 13.45, 20.45; Die Berufung:<br />
Ihr Kampf für Gerechtigkeit 15.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />
Welt 15.45; Reiß aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre.<br />
Ein Traum 16.15; Beale Street 16.15; Trautmann<br />
17.30; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
18.00, 20.45; Vakuum 18.45; Mid90s (OmU)<br />
18.45; Hi, AI –Liebesgeschichten aus der Zukunft<br />
(m.Gast) 20.00; Kirschblüten &Dämonen 20.30<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
3D: Captain Marvel 13.45, 16.50, 20.15; Rocca<br />
verändert die Welt 14.00, 17.00; Ostwind 4–Aris<br />
Ankunft 14.00, 17.00; The Lego Movie II 14.10;<br />
Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.10; Mia und der<br />
weiße Löwe 14.15; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 14.15,17.00; Asterix und das<br />
Geheimnis des Zaubertranks 14.30, 17.20; Trautmann<br />
16.50, 19.50; Misfit 17.00; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 17.15; 3D: Alita: Battle Angel<br />
19.30; Hard Powder 19.45; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft 19.45; Escape Room 20.00;<br />
Rate Your Date 20.10; Der Goldene Handschuh<br />
20.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Ostwind<br />
4–Aris Ankunft 15.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 17.30; Green Book –<br />
Eine besondere Freundschaft 20.00<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Ben is Back 17.15; Das Mädchen, das lesen konnte<br />
20.00<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) 3D:<br />
Captain Marvel 15.15, 17.45, 20.30; Asterix und<br />
das Geheimnis des Zaubertranks 15.30, 18.00;<br />
Ostwind 4–Aris Ankunft 15.30; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 18.15; Escape Room 20.30; Green<br />
Book –Eine besondere Freundschaft 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />
Ostwind 4–Aris Ankunft 15.00; 3D: Captain Marvel<br />
15.10, 17.40, 20.15; Rocca verändert die Welt<br />
15.15, 17.15;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
15.30, 17.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3: Die geheime Welt 17.45; Captain Marvel<br />
19.45; Hard Powder 20.00; Happy Deathday 2U<br />
20.20<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Green Book –Eine besondere Freundschaft 17.00;<br />
Bohemian Rhapsody 19.15<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00;<br />
Mia und der weiße Löwe 15.45; Green Book –Eine<br />
besondere Freundschaft 17.15; Maria Stuart, Königin<br />
vonSchottland 18.00; Hard Powder20.00;Vice<br />
–Der zweite Mann 20.30
24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
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Roboter-Hund<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Menschen<br />
zu Wort,die sich in der digitalen<br />
Welt bewegen und die Innovationen<br />
beobachten. Dana Newman ist<br />
eine amerikanische Autorin, die sich<br />
in dem Buch „You go me on the cookie!“<br />
(Goldmann, 10 Euro) mit dem<br />
Leben in Deutschland beschäftigt.<br />
Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />
in die digitale Welt?<br />
Oft damit, YouTube zu checken!<br />
Wasdasoinder Nacht passiertist.<br />
Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />
Intelligenz. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Uhm (mit einem nervösen Kichern),<br />
ich kann nur hoffen, dass wir<br />
zufrieden miteinander leben! Da ich<br />
eine Allergie gegen Hundehaare<br />
habe,würde ich mich über einen AI-<br />
Roboter-Hund sehr freuen.<br />
Werden nur wir eines Tages über unsereDaten<br />
verfügen können?<br />
Ichglaube nicht. Es ist wie mit der<br />
Büchse der Pandora. For better or<br />
worse, wir haben die Tür geöffnet<br />
und die Daten über uns herausgelassen,<br />
man kann nicht alles hundertprozentig<br />
wieder zurückbekommen.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt, was verurteilen Sie?<br />
Wenn die digitalen Informationen<br />
dazu benutzt werden, unschuldige<br />
Personen zu verfolgen und zu<br />
bedrängen. Wie zum Beispiel, wenn<br />
Familienmitglieder von ihren Angehörigen<br />
überwacht werden wegen<br />
ihrer sexuellen Identität oder religiösen<br />
Ansichten.<br />
Welchen Science-Fiction-Film haben<br />
Sienicht nur einmal gesehen?<br />
Den ersten Teil von „Jurassic<br />
Park“. Ich hoffe, dass wir nie versuchen<br />
werden, Dinosaurier zurückzubringen.<br />
Ich finde Dinosaurier aber<br />
total faszinierend. Ich habe auch<br />
„Contact“ mehrmals gesehen. Ich<br />
bekomme eine Gänsehaut, wenn ich<br />
nur daran denke.<br />
Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />
gedruckten Version?<br />
Beides. Romane oder Sachbücher<br />
lese ich digital. Weniger Papier,weniger<br />
Platz. Wenn ich aber was in das<br />
Buch reinschreiben oder notieren<br />
will, wie bei einem Textbuch oder<br />
Workbook, oder wenn ich schnell was<br />
finden möchte bei einem Fachbuch,<br />
dann halte ich es lieber in der Hand.<br />
Es gibt Menschen, die behaupten,<br />
Computer sind nur erfunden worden,<br />
damit gespielt werden kann.<br />
Spielen Sieauch?<br />
Klar! Unter anderem bin ich ein<br />
großer Fanvon der Uncharted-Serie,<br />
vor allem „Uncharted: The Lost Legacy“.<br />
Undnatürlich mag ich immer<br />
noch Oldschool-Spiele,vor allem die<br />
Super-Mario-Spielereihe.<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Absolut. Da ich mit meinem You-<br />
Tube-Kanal und anderen Accounts<br />
im Netz aktiv bin, fällt es mir sehr<br />
schwer, abends zur Ruhe zu kommen.<br />
Dana Newman<br />
ist bei Twitter aktiv unter:<br />
@WantedAdventure<br />
Google oder ein anderes Unternehmen des Mutterkonzerns Alphabet könnte zum ständigen Begleiter in Toronto werden.<br />
Der perfekte Großstadtmensch<br />
Vonwegen anonym: Googles-Mutterkonzern testet in Toronto, was er über die Bürger erfahren kann<br />
VonAdrian Lobe<br />
In Toronto wird die Stadt der<br />
Zukunft gebaut. Aus dem Hafenareal<br />
soll nach den Plänen<br />
der Google-Städtetochter Sidewalk<br />
Labs ein vernetzter Stadtteil mit<br />
modularen Gebäudeeinheiten entstehen,<br />
die sich wahlweise in Ladenoder<br />
Wohnflächen umfunktionieren<br />
lassen. Selbstfahrende Shuttle-Busse<br />
und Taxibots sollen die Bewohner<br />
von Anach Bkutschieren; beheizbare<br />
Radwege sollen dafür sorgen,<br />
dass Radfahrer auch im Winter bei<br />
Eis und Schnee sorgenfrei radeln<br />
können. Smarte Mülltonnen melden<br />
automatisch ihren Füllstand.<br />
Beraterin legte Amt nieder<br />
In den ersten Entwürfen ist eine<br />
Tech-Idylle zu sehen, in der sich Roboterfahrzeuge<br />
die Straßen mit Radfahrern<br />
und Fußgänger teilen und<br />
Bürger zwischen begrünten Holzhäusern<br />
flanieren, Eltern haben Zeit<br />
für ihre Kinder und Menschen im<br />
Rollstuhl werden liebevoll gepflegt.<br />
Schöne heile Welt. Eine ArtRaum gewordene<br />
Hippie-Utopie, wie sie Ernest<br />
Callenbach in seinem Roman<br />
„Ecotopia“ beschrieb. Dachgärten<br />
dämmen Gebäude, Familien flanieren<br />
an der begrünten Uferpromenade,<br />
Kajakfahrer paddeln auf sauberem<br />
Wasser. Sidewalk Toronto soll<br />
zur Blaupause für einen nachhaltigen<br />
Urbanismus werden: autark, klimaneutral,<br />
menschenfreundlich.<br />
Auch Facebook baut gerade eine<br />
neue Siedlung (Willow Campus):<br />
Neben dem Hauptquartier in Menlo<br />
Park soll in den nächsten Jahren ein<br />
Firmencampus mit 1500 neuen<br />
Wohnungen entstehen. „Zucktown“,<br />
wie das Dorf inAnspielung<br />
an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg<br />
genannt wird, soll ein Ort<br />
des „sozialen Zusammenkommens“<br />
werden.<br />
Es ist ja schon erstaunlich, dass<br />
die urbanen Utopien ausgerechnet<br />
von Konzernen kommen, die an ihren<br />
Wirkungsstätten für die drängendsten<br />
Probleme der Stadt verantwortlich<br />
gemacht werden: Wohnungsnot,<br />
Obdachlosigkeit, Gentrifizierung.<br />
In SanFrancisco bewarfen<br />
Aktivisten aus Protest gegen steigende<br />
Mieten Google-Busse mit<br />
Steinen. In Menlo Park werden Bewohner<br />
von der Polizei kontrolliert<br />
und angezeigt, wenn sie Facebook-<br />
Leihräder nutzen, was Zuckerbergs<br />
Community-Gedanken auf eine<br />
schwereBelastungsprobe stellt. Und<br />
in NewYork liefen Anwohner Sturm<br />
gegen Amazons Pläne eines zweiten<br />
Hauptquartiers – der Online-Riese<br />
wurde mit Schimpf und Schande<br />
Der Plan: Schon 2017 sicherte<br />
sich Sidewalk Labs im<br />
Rahmen eines Bieterverfahrens<br />
das Recht, einen Stadtbezirk<br />
in Toronto zu erschließen.<br />
Sidewalk Labs gehört<br />
wie Google zum Alphabet-<br />
Konzernund setzt bei dem<br />
Bauprojekt auf viel Hightech.<br />
nach Hause gejagt. Aus nachvollziehbaren<br />
Gründen: Seattle, der<br />
Hauptsitz von Amazon, ist im Zentrum<br />
faktisch eine Privatstadt. Der<br />
Online-Riese okkupiert 19 Prozent<br />
aller Büroflächen, ganze Häuserblöcke<br />
sind im Besitz vonAmazon.<br />
Es ähnelt einer Company-Town,<br />
wie sie der Schlafwagen-Fabrikant<br />
George Pullman 1880 im Süden Chicagos<br />
errichten ließ –eine patriarchalisch<br />
geplante Werksiedlung, die<br />
sich um die Fabrik im Zentrum gruppierte.<br />
Wasdie historischen von den aktuellen<br />
Projekten unterscheidet: Ein<br />
Konzern (Alphabet) kontrolliert mit<br />
seinen Tochtergesellschaften die gesamte<br />
städtische Infrastruktur.<br />
Waymo steht für autonome Fahrzeuge,<br />
Flow für Transportplanung,<br />
Waze wertetVerkehrsdaten aus,Cityblock<br />
kümmert sich um Sozialdienste,<br />
Link NYC sorgt für das öffentliche<br />
WLAN, und Nest reguliert<br />
die Zimmertemperatur zu Hause.<br />
Alle Firmen gehören zum Alphabet-<br />
Konzern. Die Bewohner sollen ihr<br />
gesamtes Leben mit den Diensten<br />
des US-Giganten verbringen – on-<br />
BEHEIZBARE RADWEGE<br />
Das Versprechen: Beheizte<br />
Radwege sollen auch im<br />
Winter dafür sorgen, dass<br />
die Bewohner ihre Räder nutzen<br />
können. Außerdem sollen<br />
selbstfahrende Busse<br />
und Taxibots für ein funktionierendes<br />
Nahverkehrsnetz<br />
sorgen.<br />
Die Risiken: Kritiker fürchten,<br />
dass beim Betreten des<br />
High-Tech-Areals Daten über<br />
Personen gespeichertwerden.<br />
Wann jemand nach<br />
Hause kommt oder die Wohnung<br />
verlässt und einkaufen<br />
geht,diese Daten ließen sich<br />
gut vermarkten.<br />
3000 Wohneinheiten sollen auf dem Areal in Toronto entstehen. SIDEWALK LAPS<br />
line und offline. Experten befürchten,<br />
Google könne inmitten einer lebendigen<br />
Metropole eine privatisierte<br />
Überwachungssiedlung errichten.<br />
DieDatenschutzbeauftragte<br />
der Region Ontario, Ann Cavoukian,<br />
legte ihre Beratertätigkeit für Sidewalk<br />
Toronto mit der Begründung<br />
nieder, sie wolle eine smarte Stadt<br />
der Privatsphäreund nicht der Überwachung.<br />
Jim Balsillie, der Ex-Chef<br />
des Smartphone-Herstellers Blackberry,<br />
nannte das Städtebauprojekt<br />
„ein Kolonisierungsexperiment des<br />
Überwachungskapitalismus, das<br />
versucht, wichtige urbane, bürgerschaftliche<br />
und politische Angelegenheiten<br />
mit einem Bulldozer<br />
plattzuwalzen“.<br />
Stellt sich also die Frage: Werkontrolliert<br />
die Daten? Die Bürger? Die<br />
Stadt? Oder der Google-Konzern?<br />
Mit wem werden die Daten geteilt?<br />
Wie sicher sind sie? Zwar hat Sidewalk<br />
Labs auf Drängen von Datenschützern<br />
klargestellt, dass Daten<br />
aus Sensoren, die auf Gehwegen, in<br />
Parks und in Einkaufspassagen installiert<br />
sind, anonymisiert würden.<br />
Trotzdem muss wohl davon ausgegangen<br />
werden, dass beim Betreten<br />
des High-Tech-Areals einzelne Daten<br />
über Personen (zumindest Metadaten<br />
wie Datum, Ort und Verweildauer)<br />
gespeichert werden. Fraglich<br />
ist auch, ob Google Suchdaten mit<br />
Raumdaten verknüpft. Wenn das intelligente<br />
Stadtnetz weiß, dass Person<br />
XY häufig die Shopping-Mall betritt<br />
und nach Kleidungsstücken<br />
sucht, könnte Google personalisierte<br />
Werbung für Textilien ausspielen.<br />
„Privatleben ist wichtig“<br />
GETTY/LEON NEAL<br />
Der knapp 200 Seiten lange Entwurf<br />
von Sidewalk Toronto sieht auch einen<br />
persönlichen Account vor, mit<br />
dem jeder Bewohner Zugang zu<br />
städtischen Einrichtungen wie Kindertagesstätten,<br />
Schulen oder Bibliotheken<br />
erhält. Mit dem Account<br />
könnte man zum Beispiel auch einem<br />
Handwerker Zugang zu seiner<br />
Wohnung gewähren. Auch Gäste<br />
könnten einen digitalen Besucherausweis<br />
beantragen. So etwas<br />
brächte sicher auch Annehmlichkeiten,<br />
aber vor allem stellt sich die<br />
Frage: Werden die Bewohner zu Maschinisten,<br />
die mit ihren Handlungen<br />
und Bewegungen –vom Müll bis<br />
zum Verkehr –wertvolle Trainingsdaten<br />
für KI-Systeme produzieren?<br />
Jane Jacobs schrieb in ihrem Buch<br />
„Tod und Leben großer amerikanischer<br />
Städte“ (1961), einem Klassiker<br />
der Stadtsoziologie, dass es für die<br />
Funktionalität einer Stadt vor allem<br />
auf den offenen Zugang und den<br />
Ausgleich zwischen informellem öffentlichen<br />
Leben und Privatsphäre<br />
ankomme.„Privatleben ist wichtig in<br />
Großstädten. Es ist unentbehrlich.<br />
Vielleicht ist es überall wichtig und<br />
unentbehrlich, aber an den meisten<br />
Orten bekommt man es nicht. In<br />
kleinen Siedlungen weiß jeder über<br />
den anderen Bescheid; in der Großstadt<br />
nicht; da wissen es nur diejenigen,<br />
die man sich selbst zu Vertrautengewählt<br />
hat.“<br />
Googles Modellstadt in Toronto<br />
könnte bloß die Simulation von<br />
Großstadtsein: Zwar ist an der Oberfläche<br />
alles urban und anonym.<br />
Doch im Innern ist alles hypertransparent.<br />
Nicht jeder kennt jeden,<br />
aber dafür einer alle: nämlich Google.<br />
Sowie der Pfarrer im Dorf. Eine<br />
Stadt aber,inder es kein Privatleben<br />
mehr gibt, das macht die Lektürevon<br />
Jacobs’ immer noch aktuellem Klassiker<br />
klar, bricht irgendwann in sich<br />
zusammen.<br />
Adrian Lobe lebt in Heidelberg<br />
,woesnoch keine<br />
smarten Mülltonnen gibt.<br />
Drohungen im<br />
Streit über<br />
Urheberrecht<br />
Polizei sucht Sprengsatz<br />
bei CDU-Politiker<br />
Gegen das Bonner Bürodes Europaabgeordneten<br />
Axel Voss<br />
(CDU) ist am Donnerstag, 14. März,<br />
eine Bombendrohung eingegangen.<br />
Dasbestätigte die Polizei. Voss ist ein<br />
prominenter Befürworter der umstrittenen<br />
Urheberrechtsrichtlinie,<br />
über die das EU-Parlament Ende<br />
Märzabstimmen wird. Aufeinem Internetforum<br />
hatte ein Unbekannter<br />
behauptet, einen Sprengsatz in der<br />
Prinz-Albert-Straße in Bonn angebracht<br />
zu haben. Falls das EU-Parlament<br />
in der geplanten Abstimmung<br />
für die umstrittene Änderung des EU-<br />
Urheberrechts stimme, wolle er die<br />
Bombezünden. Im Umfeld des Bonner<br />
Büros jedoch wurde kein Sprengsatz<br />
gefunden. Die Ermittlungen gegen<br />
den Urheber der Drohung laufen.<br />
Voss hat vor einem Scheitern der<br />
Urheberrechtsreform auf europäischer<br />
Ebenegewarnt. Falls das Europaparlament<br />
dem Vorhaben nicht<br />
zustimme, ginge „die Machtprobe<br />
(…) zugunsten amerikanischer<br />
Plattformen aus“, sagteVoss.Erhatte<br />
den vorliegenden Reform-Kompromiss<br />
für das Parlament federführend<br />
mit den EU-Staaten ausgehandelt.<br />
EinScheiternwürde bedeuten, „dass<br />
eine Demokratie nicht mehr in der<br />
Lage ist, die Machtfülle einer Plattform<br />
entsprechend zu regulieren in<br />
diesem Bereich“, sagte Voss. Dann<br />
müssten sich Gerichte mit dem<br />
Thema beschäftigen.<br />
Unterhändler des Parlaments<br />
und der EU-Staaten hatten sich<br />
Mitte Februar auf einen Entwurf der<br />
Urheberrechtsreform geeinigt. Umstritten<br />
ist vor allem Artikel 13. Er<br />
sieht vor, dass Plattformen wie You-<br />
Tube künftig sicherstellen müssen,<br />
dass urheberrechtlich geschützte Inhalte<br />
nicht mehr unerlaubt ins Netz<br />
gelangen.<br />
Kreativ-Verbände wünschen<br />
eine Lizenzvergabe, die Tech-Unternehmen<br />
lehnen das ab. Sie haben<br />
sogenannte Upload-Filter ins<br />
Gespräch gebracht. Damit soll es<br />
technisch möglich sein, beim Hochladen<br />
zu prüfen, ob Bilder, Videos<br />
oder Musik urheberrechtlich geschützt<br />
sind. Dadurch drohe Zensur,sagen<br />
Kritiker. (pic./dpa)<br />
Lenas Leben<br />
mit dem<br />
Smartphone<br />
Videoder Musikerin im<br />
Hochformat aufgenommen<br />
L<br />
ena Meyer-Landrut hat ihr neues<br />
Musikvideo ganz smartphonegerecht<br />
produziert –also komplett im<br />
Hochformat aufgenommen. DerFotograf<br />
Paul Ripke schrieb bei Instagram<br />
zu einem Bild, das Meyer-<br />
Landrut und ihn zeigt: „Ich habe ein<br />
hochformatiges Video für Lena<br />
Meyer-Landrut gedreht.“ DerClip ist<br />
somit perfekt angepasst für die<br />
handybegeisterte Zielgruppe.<br />
Unddas Video zum Lied „Don’t lie<br />
to me“ geht noch weiter –der Zuschauer<br />
begleitet Meyer-Landrut bei<br />
ihrem täglichen Social-Media-Konsum.<br />
So sind etwa die Oberfläche der<br />
Kameraeinstellung zu sehen, eine Instagram-Timeline<br />
und eine fiktive<br />
WhatsApp-Unterhaltung. Die Ebenen<br />
verschwimmen, wenn Meyer-<br />
Landrut vor einem Spiegel im Bad<br />
steht und scheinbar voneinem Foto-<br />
Filter zum nächsten wischt. Undimmer<br />
taucht der Hinweis auf, dass der<br />
Batterie-Speicher bald leer ist. Lena<br />
zeige mit diesemVideo,was los ist bei<br />
ihren Fans,schrieb das Online-Magazin<br />
Bento dazu. Sie wisse, dass viele<br />
von ihnen einen Großteil ihrer Zeit<br />
am Smartphone verbringen. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 25<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (fürHG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (fürHG) LivenachNeun 9.55<br />
(fürHG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG)<br />
ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (fürHG) Tagesschau 14.10 (fürHG) Rote<br />
Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />
Sturmder Liebe 16.00 (für HG)Tagesschau<br />
16.10 (für HG)Hallo Schatz –Vom Plunder zum<br />
Prachtstück 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />
(für HG) Brisant 18.00 (fürHG) Werweiß denn<br />
sowas? 18.50 (für HG) WaPo Bodensee 19.45<br />
(für HG)Wissen voracht –Natur 19.55 (für HG)<br />
Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Charité<br />
Stunde Null. Historienserie<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Perfekte Paare. Arztserie<br />
21.45 (für HG) Report München<br />
Moderation: Andreas Bachmann<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Terror in Hengasch. Krimiserie<br />
23.35 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Und ewig singt das Blaukehlchen<br />
0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.45 (für HG) Charité Stunde Null<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />
Blaulicht-Report. Doku-Soap 11.00 Der Blaulicht-Report<br />
12.00 Punkt 12. Moderation: Roberta<br />
Bieling 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume,<br />
1Deal 16.00 Schätze aus Schrott 17.00<br />
Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />
–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 (für HG) Beck is back!<br />
Das gekaufte Kind.Anwaltsserie<br />
Mit BertTischendorf, Annika Ernst u.a.<br />
21.15 (für HG) Die Klempnerin<br />
Am meistenAngst haben wir vor dem<br />
Leben. Krimiserie<br />
22.15 Doctor's Diary –Männer sind die<br />
beste Medizin Yippie: Noch mehr<br />
Arsch, noch weniger Sex.Comedyserie<br />
23.15 Doctor's Diary –Männer sind die<br />
beste Medizin Na toll: Ohne Marc ist<br />
alles doof! Comedyserie<br />
0.00 Nachtjournal<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR umvier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />
(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial<br />
20.15 (für HG) Umschau 21.00 (für HG) Der<br />
Osten –Entdecke wodulebst 21.45 (für HG)<br />
Aktuell 22.05 (für HG) Sex-Shop DDR 22.50<br />
(für HG) Polizeiruf 110. Im Alter von ...TV-Kriminalfilm,DDR<br />
1974/2011 0.00 Eyewitness –<br />
Die Augenzeugen 1.00 (für HG) Umschau 1.45<br />
(für HG) Der Osten –Entdecke wo du lebst<br />
Bayern<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />
is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Tatort. Rebecca. TV-Kriminalfilm, D<br />
2015 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Gottschalk liest? 22.45 (für<br />
HG) Capriccio 23.15 nacht:sicht 23.45<br />
KlickKlack 0.15 Der Dirigent Christoph Eschenbach<br />
1.15 (für HG) Dahoam is Dahoam 1.45<br />
(für HG) Wir inBayern<br />
Vox<br />
14.00 MeinKind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />
und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 EwigeHelden. Sven Hannawald. Treffsicher<br />
/Hin undHer /Auf dem Sprung 22.40 Der<br />
Vertretungslehrer 23.40 Goodbye Deutschland!<br />
Die Auswanderer. HartmutBergmann, Dominikanische<br />
Republik 0.45 nachrichten 1.05 (für HG)<br />
MedicalDetectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />
Nachricht aus dem Jenseits<br />
Super RTL<br />
14.05 Angelo! 14.35 Zak Storm –Super Pirat<br />
14.55 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.25<br />
ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.50 Ninjago<br />
–Garmadons Motorrad-Gang 16.15 Sally<br />
Bollywood 16.45 Voll zu spät! 17.10 What's<br />
New Scooby-Doo? 17.35 Zak Storm –Super<br />
Pirat 18.00 Die Tomund Jerry Show 18.35<br />
WOW Die Entdeckerzone 19.05 ALVINNN!!!<br />
und die Chipmunks 19.40 Angelo! 20.15 (für<br />
HG) The Tuxedo –Gefahr imAnzug. Actionfilm,<br />
USA 2002 22.15 Cold Justice –Verdeckte<br />
Spuren 23.10 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />
Sport1<br />
14.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />
Behinderung und Medien 15.00 StorageWars<br />
–Die Geschäftemacher. Grenzenlose<br />
Schätze 16.30 Flip Wars –Buying Blind. Die<br />
Größe machts 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />
in Texas. Unter Cowboys 18.30 StorageWars –<br />
Geschäfte in Texas. Torschlusspanik 19.00<br />
ContainerWars 22.00 FC Bayern Inside 22.30<br />
Scooore! –Internationales Fußball-Magazin<br />
23.15 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />
Sendung für Fußballfans 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Die tätowierte<br />
Frau 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Kindergeburtstag<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />
–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />
15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />
Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />
16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Tod<br />
eines Lüftlmalers 17.00 (für HG) heute 17.10<br />
(für HG) hallodeutschland 17.45 (für HG) Leute<br />
heute 18.00 (für HG) SOKO Köln. Richtfest<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Ein Fall von Zauberei<br />
20.15 (für HG) Ziemlich beste Nachbarn<br />
Wir und die Briten<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
Klimawandel auf der Straße /Die<br />
Drahtzieher des Brexits<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) Plattgemacht –Wenn ein<br />
Stadtteil verschwindet<br />
22.45 Mann, Sieber!<br />
Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Neu imKino „Wir” von Jordan Peele<br />
5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />
Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife.Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />
Annett Möller,Matthias Killing 19.00 Genial<br />
daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Navy CIS<br />
Tanten und Onkel. Krimiserie<br />
Mit Mark Harmon, Sean Murray, Emily<br />
Wickersham u.a.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Das geheime Fach. Krimiserie<br />
22.10 Hawaii Five-0<br />
Nach eigenen Regeln.Krimiserie<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Emergency Room Essen –Wodie Not<br />
am größten ist! Reportagereihe<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
Gast: Mundstuhl (Comedy-Duo)<br />
13.05 (für HG) Planet Wissen 14.05 In aller<br />
Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.55 In aller<br />
Freundschaft –Die jungenÄrzte 15.45 (für HG)<br />
Aktuell 16.05 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Drei Väter sind<br />
besser als keiner. TV-Komödie, D2016 23.40<br />
(für HG) Alles inButter. Komödie, USA 2011<br />
1.00 (für HG) Quarks 1.45 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20<br />
(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,<br />
Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS!<br />
19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Visite –Spezial 21.15<br />
(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) aktuell<br />
22.00 (für HG) Tatort. Hundstage.TV-Kriminalfilm,<br />
D2016 23.30 (für HG) Weltbilder 0.00<br />
Lehrkraft imVorbereitungsdienst. Dokumentarfilm,<br />
D2016 1.25 (für HG) NDRTalk Show<br />
Kabel eins<br />
7.45 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />
9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15<br />
Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.10 Castle<br />
14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal,Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 16 Blocks. Actionfilm,<br />
USA/D 2006 22.30 Last Boy Scout –Das<br />
Ziel ist Überleben. Actionfilm,USA 1991 0.25<br />
Hostage –Entführt. Actionfilm,USA/D 2005<br />
RTL 2<br />
12.10 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 13.10 Die Geissens –Eine<br />
schrecklich glamouröse Familie! 14.10 Die<br />
Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />
15.10 DieWollnys –Eine schrecklich große<br />
Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />
17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />
Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />
Tag&Nacht 20.15 „Die Schnäppchenhäuser”<br />
Spezial 22.15 „Die Schnäppchenhäuser” Spezial<br />
0.10 Die Schnäppchenhäuser –Jeder Cent<br />
zählt 1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />
Eurosport 1<br />
13.45 Radsport: Tirreno Adriatico. 7. Etappe<br />
16.45 Snooker: World Main Tour 17.55 Feldhockey.<br />
Pro League 18.00 Dressurreiten: Weltcup<br />
18.55 Eurosport News 19.00 Springreiten:<br />
Rolex Grand Slam 20.05 Radsport: Tirreno<br />
Adriatico 21.00 Skifliegen: Weltcup 22.00 Formel<br />
E: FIA-Meisterschaft 22.30 Motorsport:<br />
FIA-Langstrecken-WM 23.00 Eurosport News<br />
23.15 Radsport: Tirreno Adriatico 0.00 Biathlon:<br />
Weltmeisterschaften 0.30 Biathlon: Weltmeisterschaften<br />
1.00 Ski alpin: Weltcup-Finale<br />
KABELEINS, 20.15 UHR ACTIONFILM<br />
16 Blocks<br />
Einst warder NewYorkerPolizist Jack Mosley(Bruce Willis, l.) einVorzeige-<br />
Cop wieaus dem Bilderbuch,dochvon den einstigen Idealensinddem abgehalfterten<br />
Cop heute kaum welche geblieben.AuchseinneuerAuftrag scheint<br />
Mosleywieder quälendeRoutinezusein, als er den KleinkriminellenEddie Bunker(MosDef,r.)<br />
füreine Zeugenaussage ins16Blocks entfernte Gerichtsgebäude<br />
eskortieren soll. Doch dervermeintlich einfache Auftragwirdbald zumlebensgefährlichen<br />
Spießroutenlauf,als Mosleyund Bunker vonzweiAttentätern unter<br />
Beschuss genommen werden. MitreißenderActionkracher vonGenrefachmann<br />
RichardDonner,der sich hier erfolgreich an einer Neuverfilmung desClint-Eastwood-Klassikers<br />
„Der Mann,der niemalsaufgibt“ ausdem Jahr 1977 versuchte.<br />
Im Anschlussfolgt mit „LastBoy Scout“ ein weiterer Bruce-Willis-Streifen.<br />
(USA/Dtl./2006)<br />
Foto: Kabeleins<br />
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RBB, 22.00 UHR TV-DRAMA<br />
Die Kinder meines Bruders<br />
unveu-news.de<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
9 8 4<br />
5 1<br />
6 2<br />
2 8 7<br />
4 7 5<br />
1 9<br />
9 1 7<br />
8 1<br />
3 7<br />
5<br />
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MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
2 1<br />
JETZT<br />
Der <strong>Berliner</strong>EricSteiner (David Rott,r.,<br />
m. MaxHegewald) genießtseinLeben<br />
in vollen Zügen. Verantwortung fürandere<br />
ist dem egoistischen Großstädter fremdund<br />
würdeauch garnichtsorecht zu seinem<br />
unstetenLebensstil passen. Als sein Bruder<br />
überraschend stirbt,reist Eric nach Sach-<br />
MDR WDR sen-Anhalt,umdessen insolventenBau-<br />
Arte<br />
ernhof zu verkaufen. Als er jedoch erkennt,<br />
dassdas Preisdumpingder Milchkartelle<br />
seinen Bruder in den Todgetriebenhaben,<br />
am Kiosk<br />
setztersich fürseineFamilieein und sagt<br />
den Großmolkereien denKampf an.TV-Familiendramamit<br />
David Rott,der vomSaulus<br />
zum Pauluswird.<br />
(Dtl./2016)<br />
Foto:RBB<br />
SUDOKU<br />
9<br />
2 8<br />
3 1 7<br />
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Auflösung<br />
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MITTEL mittel<br />
8 4 6 3 1 7 2 9 5<br />
1 3 7 2 5 9 6 4 8<br />
9 5 2 8 6 4 1 7 3<br />
6 1 4 5 9 3 8 2 7<br />
2 9 5 4 7 8 3 1 6<br />
7 8 3 1 2 6 9 5 4<br />
4 2 8 9 3 5 7 6 1<br />
3 6 9 7 4 1 5 8 2<br />
5 7 1 6 8 2 4 3 9<br />
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VOM 18. 3. 2019<br />
vom 18.3.2019<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
7 3 5 8 6 1 2 4 9<br />
1 2 6 9 7 4 5 8 3<br />
4 9 8 3 2 5 1 6 7<br />
6 4 9 1 8 2 7 3 5<br />
2 5 7 4 3 6 9 1 8<br />
3 8 1 7 5 9 4 2 6<br />
8 7 4 5 1 3 6 9 2<br />
9 6 3 2 4 7 8 5 1<br />
5 1 2 6 9 8 3 7 4<br />
5.35 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />
in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />
Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />
Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Die<br />
Stein 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />
14.00 Kesslers Expedition 14.45 Schnitzel in<br />
der Wüste –Deutsche in Marokko 15.15 Panda,<br />
Gorilla &Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />
Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &<br />
Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />
Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />
&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Geheimnisvolle Orte<br />
Schloss Liebenberg<br />
Dokumentationsreihe<br />
21.00 Die Havel von oben<br />
Dokumentation<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Die Kinder meines Bruders<br />
TV-Drama, D2016<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Krömer –Die internationale Show<br />
Gäste: Hannelore Hoger,Thorsten<br />
Havener,Heinz Buschkowsky<br />
0.45 Abendshow<br />
ProSieben<br />
8.55 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />
10.40 Mike &Molly 11.05 How IMet Your Mother.<br />
Der Magier-Kodex/Farhampton 11.55 2<br />
Broke Girls. Der Schildkröteninstinkt/Das dritte<br />
Date 12.45 Mom 13.05 Twoand aHalf Men.<br />
Der Herr imHaus/Alles einsteigen/Pinocchios<br />
Mund 14.25 The Middle. Die bittere Pille/Die<br />
überflüssige Farbe 15.20 The Big Bang Theory.<br />
Der Verführungskünstler/Das Freund-Feind-<br />
Dilemma/Die Eigentums-Verteilungs-Problematik/Immer<br />
zum Geburtstag 17.00 taff. Springbreak<br />
–Fluch und Segen 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Drei nasse Geschichten/<br />
Gleichung mit einem Unbekannten 19.05 Galileo.<br />
Doppelleben Priester und Bodybuilder<br />
20.15 Das Ding des Jahres<br />
Jury: Lena Gercke,JokoWinterscheidt,<br />
Hans-Jürgen Moog,Lea-Sophie Cramer<br />
Moderation: Janin Ullmann<br />
In der Show geht es um Erfinder,die<br />
ihre Ideen vorstellen.<br />
22.50 Die Simpsons Angst vorm Fliegen<br />
23.20 Die Simpsons Homer,der Auserwählte<br />
23.50 Die Simpsons Und Maggie macht drei<br />
0.15 Die Simpsons Barts Komet<br />
0.45 Das Ding des Jahres<br />
Jury: Lena Gercke,JokoWinterscheidt,<br />
Hans-Jürgen Moog,Lea-Sophie Cramer<br />
16.40 (für HG) X:enius 17.10 Leben mitVulkanen<br />
17.40 Nepal –Die Stimme der Frauen<br />
18.35 (für HG)Wilde Ostsee 19.20 Arte Journal<br />
19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) Resistance<br />
Fighters. Dokumentarfilm,D2018<br />
21.50 Antibiotika-Krise: Gespräch mit Prof.<br />
Didier Raoult und Dr. Tim Eckmanns 22.10<br />
Alte Freunde –neue Feinde –Was unsere Kinder<br />
chronisch krank macht 23.45 Ausgebrannt<br />
–Kollaps im Krankenhaus. Dokumentarfilm,B2016<br />
1.10 Arte Journal 1.30 Im<br />
Krieg. Dokumentarfilm,D2014<br />
3Sat<br />
13.00 (für HG) ZIB 13.15 Der Dinosaurierjäger<br />
–Warum Köbi Siber sein Leben alten Knochen<br />
verschreibt 13.35 Panamericana (1-7/7)<br />
18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />
HG) Die Toten vom Bodensee. TV-Thriller,D/A<br />
2014 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 Bali und Lombok –Inseln der Sehnsucht<br />
23.15 Sri Lanka –Insel der Hoffnung<br />
0.10 Reporter 0.30 10vor10 1.00 Der Dinosaurierjäger<br />
–Warum Köbi Siber sein Leben<br />
alten Knochen verschreibt<br />
Phoenix<br />
9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />
10.30 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />
12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />
15.15 phoenix plus 16.00 Dokumentation<br />
17.30 phoenix der tag 18.00 Aktuelle Reportage<br />
18.30 Berlin und Brandenburg von oben.<br />
Dokumentarfilm,D2016 20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Napoleon –Die wahre<br />
Geschichte 21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) phoenix runde 23.00 phoenix<br />
der tag 0.00 (für HG) phoenix runde 0.45 Napoleon<br />
–Die wahre Geschichte<br />
Kika<br />
11.40 Die unglaublichen Abenteuer von Blinky<br />
Bill 12.05 Der kleine Nick 12.30 The Garfield<br />
Show 12.55 SherlockYack –Der Zoodetektiv<br />
13.20 Miss Moon 13.40 Tiere bis unters Dach<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 Wendy 15.50<br />
Pound Puppies –Der Pfotenclub 16.30 (für<br />
HG) 4½Freunde 17.20 Belle und Sebastian<br />
17.55 Shaun das Schaf 18.10 (für HG) Die<br />
Biene Maja 18.35 Mama Fuchs und Papa<br />
Dachs 18.50 Sandmann 19.00 Nils Holgersson<br />
19.25 Dein Song 2019 19.50 (für HG)<br />
logo! 20.00 (für HG) Live 20.10 My Move<br />
Dmax<br />
13.15 Alaskan Bush People 14.15 Abenteuer<br />
Survival 15.10 Ultimate Airport Dubai 16.10<br />
Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />
17.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />
Alaskas 19.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />
21.15 Wingmen –Zwei Brüder heben<br />
ab 22.15 Hellfire Heroes –Einsatz in Kanada<br />
23.15 Clandestino –Undercover inder Unterwelt<br />
0.15 Wingmen –Zwei Brüder heben ab<br />
1.10 Hellfire Heroes –Einsatz in Kanada 1.55<br />
Body Cam Cops 2.40 Body Cam Cops<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt 11.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Die Akte<br />
BND 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair.Moderation:<br />
Moderation: Frank Plasberg 21.32 Gott<br />
statt Drogen 22.00 Marktcheck 22.45 DieTagesschau<br />
vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />
ReportMünchen 0.00 Umschau 0.45 Schätzeder<br />
Welt 1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage... 1.50<br />
Abendschau 2.20 Thüringen Journal 2.50 Extra<br />
3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />
aktuell 4.30 buten un binnen<br />
ONE<br />
9.00 Brisant 9.40 Bezaubernde Jeannie 10.05 Bezaubernde<br />
Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00 In<br />
aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 11.50 Verrückt<br />
nachMeer 12.40 Sturmder Liebe 13.25<br />
Sturmder Liebe 14.15 Praxis mitMeerblick. TV-<br />
Komödie, D2018 15.40 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde Jeannie<br />
16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />
Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who 21.15 Doctor<br />
Who 22.30 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />
23.20 Torchwood 0.10 Doctor Who 1.10 Doctor<br />
Who 2.30 Hustle–Unehrlich währtamlängsten<br />
3.20 Torchwood 4.10 Der Dicke<br />
ZDF NEO<br />
5.00 TerraXpress 5.25 TerraX6.10 TerraX6.55<br />
TerraX7.40 Topfgeldjäger 8.35 Lafer! Lichter!<br />
Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.10 Bares für Rares<br />
11.05 kaputt und ... zugenäht! 11.50 Die Rettungsflieger<br />
12.35 Die Rettungsflieger 13.15<br />
Monk 13.55 Monk 14.40 Kommissar Stolberg<br />
15.35 Die Rettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />
17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für<br />
Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Friesland.<br />
Irrfeuer.TV-Kriminalfilm, D2017 21.45 Dead<br />
End 22.30 Parfum 23.30 (für HG) TheTeam. TV-<br />
Kriminalfilm, CH/A/D/B/DK 2018 1.25 Lobbyistin<br />
2.00 Lobbyistin 2.30 DieJagd. Drama, DK/S<br />
2012 4.20 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
9.15 Aufgeklärt–SpektakuläreKriminalfälle 10.45<br />
Scientology: Aufder Spur mysteriöser Todesfälle<br />
11.30 Mythosauf dem Prüfstand 12.15 Auf der<br />
Spur desVerbrechens –ForensikerimEinsatz<br />
13.00 ZDF-History 14.15 Die Akte Tutanchamun<br />
15.45 Time Scanners:Geheimnisse in 3D 17.15<br />
Geheimnisvolle Unterwelt 18.00 Das unsichtbare<br />
Rom –Geheimnisvolle Unterwelt 18.45 Schüsse<br />
auf demPetersplatz –Wer wollte den Papst ermorden?<br />
19.30 Entführung ausdem Vatikan –Der Fall<br />
Emanuela Orlandi 20.15 Deadly Intelligence –WissenschaftlerimFadenkreuz<br />
0.45 heute-journal<br />
1.15 Die Akte Tutanchamun 2.45 Time Scanners:<br />
Geheimnisse in 3D<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Absolut Strawinsky!, ca.117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Ludwig XIV.und das „Ballet<br />
royal delaNuit”, ca. 56 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik In pace inidpisum.Martin Luther,<br />
der Todund die Musik.Von Stefan Menzel Mit<br />
seinem ‚Widerruf vom Fegefeuer' brach Luther<br />
radikal mit dem traditionellen Jenseitsbild seiner<br />
Zeit.., ca.30Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Der Fall Maurizius” Hörspiel nach Jakob<br />
Wassermann.Mit Gert Westphal,Willy Trenk-<br />
Trebitsch,Hermann Menschell,Marianne Hoppe,<br />
Fritz Kortner,Paul Hoffmann,Hans-Joachim<br />
Horn, Mathilde Einzig,Hans Caninenberg.Regie:<br />
Palma,ca. 50 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”(2/22),<br />
ca.31Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Christen proben den Ungehorsam.Die<br />
Realität des Kirchenasyls inDeutschland.<br />
Von Rupert Neudeck, ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Schattenwirtschaft. Wie sich der Terror<br />
in Westafrika finanziert.Mit Katja Bürkle,RobertArnold,<br />
Christian Büsen, Volker Düker, Andreas<br />
Klaue, Abak Safaei-Rad, Uwe-Peter<br />
Spinner. Von Bettina Rühl,ca. 55 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin Streifzüge durch das klassische<br />
Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />
Luehrs-Kaiser, ca. 56 Minuten<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Laura Cahen., ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Mambo Kings &Latin<br />
Legends.Mit Peter Rixen,ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Eyolf Dale Quintet. Mit Atle Nymo<br />
(Saxofon,Klarinette), Adrian Løseth Waade<br />
(Violine),Eyolf Dale (Klavier), Per Zanussi<br />
(Kontrabass), Andreas Bye (Schlagzeug).Mit<br />
Michael Kuhlmann,ca. 55 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Märkische Wandlungen Kultur in Brandenburg<br />
–aktuell. u.a.Gespräch zuAusstellung im<br />
Literaturmuseum Rheinsberg Fontane/Tucholsky.Von<br />
Danuta Görnandt, ca. 56 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 26 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Diane Kruger (42) ist stolz auf sich<br />
selbst, darauf, was sie mit harter Körperzucht<br />
aus sich gemacht hat.Vier<br />
Monate nach der Geburtihres ersten<br />
Kindes zeigte die Schauspielerin auf<br />
der Schau-mal-wie-toll-ich-bin-<br />
PlattformInstagram ein Bild vonsich<br />
–mit Sporthose und Bikini-Top in einem<br />
Fitnessstudio.Wir sehen: Krugers<br />
Bauchmuskeln sind wohltrainiert,<br />
ihreBauchpartie ist wohlgeglättet.<br />
Dassei„harte Arbeit“ gewesen,<br />
führtsie aus,nach der Schwangerschaft<br />
habe sie das nicht für möglich<br />
gehalten,„und ganz bestimmt nicht<br />
in meinem Alter“. Krugers Selbstoptimierungsstolz<br />
angesichts der weiblichen<br />
Schönheits- und Körpernormerfüllung<br />
ist grenzenlos: Kein Trainer<br />
habe ihr zur Seite gestanden und sie<br />
angetrieben, alles sei ihrer eigenen<br />
Willenskraft entsprungen.<br />
Sheryl Sandberg (49) hadertmit den<br />
Normen unserer Zeit, nicht unbedingt<br />
insoweit sie die Schönheit betreffen,<br />
wohl aber,wenn sie Frauen<br />
auf Schönheit reduzieren. Zumbundesweiten„Equal<br />
PayDay“ am Montag<br />
erklärte die Facebook-Geschäftsführerin<br />
dem Handelsblatt: DasÜbel<br />
ungleicher Bezahlung vonMännern<br />
und Frauen sei in der unterschiedlichen<br />
Erziehung vonKindernbegründet.<br />
Selbstbewussten Mädchen<br />
würde man sagen,„dass sie ,bossy‘<br />
seien, dass sie herumkommandieren“,<br />
während selbstbewusste Jungs<br />
nicht ,bossy‘ sind, die sieht man als<br />
natürliche Anführer“.<br />
LeroySané (23) entgeht der für Männer<br />
in der Regel farb- und formarmen<br />
Kleidungsnormauf lässigcoole<br />
Weise.Der Fußballprofi von<br />
Manchester City zeigte sich am<br />
Montag beim Treffen der deutschen<br />
Nationalmannschaft<br />
in Wolfsburg<br />
mit einer bemalten<br />
Jacke in weißer<br />
Fell-Optik: Flausch<br />
und Farbe finden<br />
hier auf vorzügliche<br />
Weise zusammen.<br />
Vorbildlich!<br />
(schl./mit<br />
dpa)<br />
Flausch und Farbe<br />
für den modernen<br />
Mann. IMAGO<br />
TIERE<br />
Armando im Züchterkatalog.Ein<br />
teures Täubchen.<br />
PIPA.BE<br />
Oh, eine Bahnhofstaube, werden Sie<br />
unter Umständen denken und sich<br />
vielleicht ein wenig ekeln. Weit gefehlt,<br />
das Tier auf unserem Bild hört<br />
auf den edlen Namen Armando und<br />
ist nicht weniger als die teuerste<br />
Brieftaube der Welt. Beieiner Auktion<br />
wechselte sie jetzt den Besitzer<br />
für sage und schreibe 1,25 Millionen<br />
Euro und ist nun Eigentum eines<br />
Chinesen. Derflämische Vogel gehörte<br />
Joël Verschoot, einem der angesehensten<br />
Taubenzüchter Belgiens.Armando<br />
ist damit mehr als<br />
dreimal so teuer wie der bisherige<br />
,Rekordpreisträger' NewBliksem,<br />
der im vergangenen November<br />
376 000 Euro einbrachte. (mpw.)<br />
Flamboyant für deutsche Verhältnisse: Die Gottschalks im vergangenen Jahr bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth<br />
Szenen einer Ehe<br />
Es ist das Ende einer langen Liebe: Thomas und Thea Gottschalk haben ihre Trennung bekanntgegeben<br />
VonMarcus Weingärtner<br />
und Christian Schlüter<br />
Damit hatte niemand gerechnet,<br />
es schien eine<br />
besondere Verbindung<br />
zu sein, wie man sie nur<br />
selten findet, vor allem in dem lärmend-grellen<br />
Showgeschäft. Nunist<br />
es vorbei: Thea und Thomas Gottschalk<br />
gaben ihre Trennung bekannt.<br />
Die Nachricht kam am Montagnachmittag,<br />
Gottschalks Rechtsanwalt<br />
bestätigte die Meldung auf<br />
Anfrage der Bild-<strong>Zeitung</strong>. Am Mittwoch<br />
soll die erste Folge von Gottschalks<br />
neuer Sendung „Gottschalk<br />
liest“ im Bayrischen Rundfunk ausgestrahlt<br />
werden.<br />
Mustergültige Ehe<br />
Die Trennung kam, zumindest für<br />
die Öffentlichkeit, völlig unerwartet.<br />
DasPaar,das sich 1972 kennengelernt<br />
hatte, heiratete<br />
vier Jahre später und galt seit<br />
über 40 Jahren als mustergültig<br />
in der Eheführung –keine Skandale,<br />
keine Affäre schienen das<br />
Bild von Thea und Thomas Gottschalk<br />
als glückliche Ehepartner zu<br />
trüben. Zwei Söhne hat das Paar,<br />
die laut Bild-<strong>Zeitung</strong> vor einigen<br />
Wochen von der bevorstehenden<br />
Trennung ihrer Eltern informiert<br />
worden sein sollen. Sohn Roman<br />
kam 1982 zur Welt, sieben Jahre<br />
später adoptieren die Gottschalks<br />
ihren Sohn Tristan, mittlerweile<br />
sind die Gottschalks zweifache<br />
Großeltern.<br />
Ein Feuer zertörte 2018 das Anwesen der Gottschalks in Malibu.<br />
Für den Entertainer, der lange<br />
Jahre lang als Lichtgestalt des deutschen<br />
Fernsehens galt und dessen<br />
frisch-freche Moderation der angestaubten<br />
Familiensendung „Wetten,<br />
dass..?“ in der Nachfolge von Frank<br />
Elstner neues Ansehen und fantastische<br />
Quoten bescherte, ist es eine<br />
Zeit der Zäsuren. DieÄra der großen<br />
Samstagabend-Fernsehshows ist im<br />
Allgemeinen vorbei, von Schlagersendungen<br />
einmal abgesehen, mit<br />
einstigen Erfolgskonzepten wie dem<br />
von „Wetten, dass..?“ bindet man<br />
längst schon keinen Familienverbund<br />
mehr an den Fernseher.<br />
Dabei war Gottschalk von allen<br />
Moderatoren der Sendung der erfolgreichste<br />
und wohl auch beliebteste.Von<br />
1987 bis 1992 führte er kalauernd<br />
durch die Sendung, um im<br />
Anschluss zum Privatsender RTL zu<br />
wechseln, wo weder seine Moderation<br />
der Konservensendung „Disney<br />
Filmparade“ noch seine nach amerikanischem<br />
Vorbild aufgezogene<br />
Late-Night-Show „Gottschalk Late<br />
Night“ auch nur annähernd an die<br />
Erfolge seiner Zeit beim ZDF heranreichen<br />
konnte. Nach einem recht<br />
glücklosen Wolfgang Lippert kehrte<br />
Gottschalk dann am 15. Januar 1994<br />
zurück ins Zweite und zur Sendung<br />
„Wetten, dass..?“, der er noch einmal<br />
bis 2011 gute Jahre bescherte, bis er<br />
nach dem schweren Unfall des 23-<br />
jährigen Wettkandidaten Samuel<br />
Koch das Handtuch warf –seitdem<br />
habe „ein Schatten auf der Sendung“<br />
gelegen.<br />
Gottschalk moderierte insgesamt<br />
151 Ausgaben der Show. Kein<br />
Fernsehschaffender war in<br />
Deutschland so beliebt und bekannt.<br />
Das aber hieß auch: Gottschalk<br />
blieb als öffentliche Person<br />
Blond in Bollywood<br />
AP/REED SAXON<br />
nirgends unerkannt. Nicht zuletzt<br />
deswegen zog es ihn in die USA:<br />
Um die Kinder ungestört vom Medientrubel<br />
aufwachsen zu lassen,<br />
ging die Familie Mitte der 90er<br />
Jahre vom Weßlinger See inBayern<br />
nach Malibu in Kalifornien. 1993<br />
erwarben er und seine Frau Thea<br />
dort ein stattliches Anwesen. Hier,<br />
in einer wohlhabenden Promigegend,<br />
so sagte Gottschalk einmal,<br />
würde ihn niemand kennen.<br />
DasFeuer in Malibu<br />
DPA/MATTHIAS BALK<br />
In den Fokus der Öffentlichkeit geriet<br />
der Rückzugsort allerdings<br />
2018: Bei einem Waldbrand im November<br />
wurde die Villa, deren Wert<br />
mehr als 10 Millionen Euro betrug,<br />
bis auf die Grundmauern zerstört.<br />
Äußerlich gab sich der für seine lockeren<br />
Sprüche bekannte Moderator<br />
unbekümmert und kommentierte<br />
die Katastrophe so: „Letzte<br />
Woche war ich noch herbstblond,<br />
jetzt bin ich aschblond.“ Beobachtern<br />
fiel allerdings auf, dass sich<br />
Thea und Thomas Gottschalk nach<br />
dem Verlust ihres Anwesens nur<br />
noch selten in Malibu sahen. Thea<br />
sollte sich häufig in einem Apartment<br />
in New York aufhalten, während<br />
für Thomas dort zuleben „eigentlich<br />
nicht vorstellbar“ war.<br />
DerBild-<strong>Zeitung</strong> erklärte er in der<br />
vergangenen Woche noch: „Ich weiß<br />
wirklich nicht, wo mein Leben weitergeht.“<br />
Das klang nicht so, als würde<br />
sichThomas Gottschalk lediglich Sorgen<br />
um seinen künftigen Wohnort<br />
machen.<br />
Die deutsche Schauspielerin Suzanne Bernert macht in Indien Karriere –eine seltene Ausnahme auf dem Kontinent<br />
VonNick Kaiser<br />
Applaus brandet auf im Festsaal<br />
des Luxus-Hotels SeaPrincess in<br />
Mumbai, als Suzanne Bernertinperfektem<br />
Hindi zu reden beginnt. „Indien<br />
hat mir den roten Teppich ausgerollt<br />
und mir so viel Liebe gegeben,<br />
dass ich mein Leben lang dankbar<br />
sein werde“, betont sie. Als die –für<br />
indische Verhältnisse – große, rotblonde<br />
Frau dann auch noch einen<br />
Satz in der Lokalsprache Marathi<br />
sagt, kommt das Publikum aus dem<br />
Staunen nicht mehr heraus.<br />
Bernert hat gerade den „Preis für<br />
Errungenschaften vonFrauen“ einer<br />
Umweltschutzorganisation entgegen<br />
genommen. Schon im vergangenen<br />
Jahr bekam sie einige Auszeichnungen,<br />
darunter eine als „internationale<br />
Diva vonBollywood“.<br />
Nach 14 Jahren in Indien,<br />
24 Fernsehserien und Filmen<br />
in drei indischen<br />
Sprachen erfährt Bernert<br />
nun all diese Anerkennung,<br />
weil sie ihrebislang<br />
meistbeachtete Rolle in<br />
dem Film „The Accidental<br />
Prime Minister“ gespielt<br />
hat, der im Januar in die<br />
Kinos kam.<br />
Bernert wurde im ostwestfälischen<br />
Detmold<br />
geboren, ihre Familie zog<br />
ins bayerische Westallgäu, als sie<br />
noch zur Grundschule ging. Dass<br />
sie nach einer Schauspielausbildung<br />
in Berlin und einem ersten En-<br />
gagement am Theater in Neu-Ulm<br />
in Indien landete, sei so nicht geplant<br />
gewesen, sagt sie: Bei einem<br />
Filmdreh mit einer indischen<br />
Crew in Dubai<br />
lernte sie einen Produzenten<br />
kennen, der ihr 2005<br />
eine Rolle in einer indischen<br />
Fernsehserie vermittelte.Bald<br />
darauf folgte<br />
in einer Seifenoper ihr<br />
DPA/NICK KAISER<br />
Durchbruch als „erste ausländische<br />
Schwiegertochter<br />
Nicht die<br />
typische Inderin. im indischen Fernse-<br />
hen“, wie Bernertsagt.<br />
„Ich habe meinen jetzigen<br />
Mann getroffen, und der Rest ist<br />
Geschichte –ich bin hängengeblieben“,<br />
erzählt Bernert, die mit dem<br />
indischen Schauspieler Akhil<br />
Mishra verheiratet ist. „Ich habe so<br />
viele Angebote gekriegt, dass ich<br />
dann eben hier war und die behaltene<br />
Wohnung in Berlin dann irgendwann<br />
von meinen Eltern aufgelöst<br />
wurde.“<br />
Bernert kam, wie sie erzählt, in<br />
einer Zeit nach Indien, als es für<br />
Ausländer meist nur Rollen als Statisten<br />
oder Tänzer gab. Auch Suzanne<br />
Bernert wünscht sich, ihr Talent<br />
mal in der Heimat zeigen zu<br />
können. „Ich würde sehr gerne in<br />
der eigenen Sprache arbeiten“, sagt<br />
sie. Früher sei ihr in Deutschland<br />
aber immer gesagt worden: „Wir haben<br />
Nina Hoss, wir brauchen dich<br />
nicht.“ In Bollywood hingegen ist<br />
sie ein Unikat –als „internationale<br />
Diva“. (dpa)<br />
Toter Walmit 40 Kilogramm<br />
Plastik im Bauch gefunden<br />
Einjunger Walmit rund 40 Kilogramm<br />
Plastikmüll im Magen ist verendet<br />
an der Küste der Philippinen<br />
entdeckt worden. DerCuvier-Schnabelwal<br />
habe unter anderem 16 Reissäcke<br />
aus Kunststoff, vier Säcke aus<br />
dem Bananenanbau und etliche Einkaufstüten<br />
verschluckt, berichteten<br />
Meeresbiologen in Davaoüber den<br />
Fund vomSonnabend. DieRegierung<br />
müsse endlich etwas gegen diejenigen<br />
unternehmen, die die Wasserstraßen<br />
und Ozeane als Müllkippe<br />
verwendeten, hieß es vom<br />
D' Bone Collector Museum, das Fotos<br />
desWales und der Massen an verschlucktem<br />
Plastik bei Facebook veröffentlichte.„Dasist<br />
so traurig zu sehen<br />
und zeigt, dass wir alle entschieden<br />
etwas tun müssen, um unsere<br />
Meerevor Plastik zu schützen“, twitterte<br />
die britische Tierschutzorganisation<br />
Orca am Montag. DerWal ist<br />
bei weitem nicht das erste Meerestier,das<br />
an Plastikmüll verendet gefunden<br />
wurde.Ende vergangenen<br />
Jahres war an der Küste Indonesiens<br />
ein toter Pottwal mit knapp sechs Kilogramm<br />
Plastik im Magen angespült<br />
worden –darunter 115 Becher,<br />
25 Tüten und mehr als 1000 weitere<br />
Plastikteile.Indonesien, die Philippinen<br />
und China zählen zu den größten<br />
Verursachernvon Plastikverschmutzung<br />
in den Ozeanen. (dpa)<br />
Zyklon „Idai“ –bis zu 1000<br />
Todesopfer befürchtet<br />
Auch der Flughafen in Beira wurde vom<br />
Zyklon verwüstet.<br />
AFP/DEBORAH NGUYEN<br />
Nach dem schweren tropischen Wirbelsturm„Idai“<br />
könnte es in Mosambik<br />
nach Angaben vonPräsident Filipe<br />
Nyusi bis zu 1000 Todesopfer geben.<br />
Daserklärte Nyusi am Montag<br />
im staatlichen Radiosender Radio<br />
Moçambique.Zuvor hatte er das Katastrophengebiet<br />
im Zentrum des<br />
Landes besucht. (dpa)<br />
Betrüger wollen Profit aus<br />
Anschlag schlagen<br />
Betrüger versuchen mit Phishing-<br />
Mails,Profit aus dem Anschlag in<br />
Christchurch zu schlagen. Dabei fordernsie<br />
ihreAdressaten zu Spenden<br />
auf, die auf gefälschte Bankkonten<br />
überwiesen werden sollen, wie Neuseelands<br />
Behörde für Cyber-Sicherheit<br />
CERTNZamMontag mitteilte.<br />
DieAttacke auf zwei Moscheen, bei<br />
der 50 Gläubige mutmaßlich voneinem<br />
Rechtsextremisten ermordet<br />
wurden, hat in Neuseeland zu einer<br />
Flut vonSpenden für die Opfer und<br />
Angehörigen geführt. (AFP)<br />
34 Tote bei<br />
Güterzug-Unglück im Kongo<br />
Beieinem Eisenbahnunglück im<br />
Kongo sind 34 Menschen ums Leben<br />
gekommen, die als blinde Passagiere<br />
bei einem Güterzug mitgereist waren.<br />
Beider Entgleisung seien mehrere<br />
Waggons voneiner Brücke gestürzt,<br />
erklärte am Montag der stellvertretende<br />
Provinzgouverneur HubertMbingho.Etwa<br />
80 weitere<br />
Menschen seien bei dem Unglück in<br />
der zentralen Provinz Kasai teils<br />
schwer verletzt worden. (dpa)