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Berliner Zeitung 19.03.2019

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Aus: Thomas und Thea Gottschalk trennen sich – Panorama Seite 26<br />

Kein Bock<br />

auf Kinder?<br />

Seite 19<br />

2°/6°<br />

Sonne und Wolken<br />

Wetter Seite 2<br />

Berlin: Zelte gegen<br />

Obdachlosigkeit<br />

Berlin Seite 9<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Brünn: Eine literarische<br />

Reise nach Tschechien<br />

Seite 3<br />

Dienstag,19. März 2019 Nr.65HA-75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Utrecht: Schüsse<br />

in der Straßenbahn<br />

Politik Seite 5<br />

Herthas Nationalspieler<br />

Am<br />

Ziel<br />

angekommen<br />

VonPaul Linke<br />

Vor ein paar Wochen ist der auf<br />

Defensive spezialisierte Niklas<br />

Starkindie Offensivegegangen. Nur<br />

ein bisschen. „Irgendwann will ich<br />

auch mal in der Nationalmannschaft<br />

spielen“, sagte der Innenverteidiger<br />

von Hertha BSC. Denn das sei sein<br />

großer Wunsch. Daraus machte der<br />

<strong>Berliner</strong> Kurier die Schlagzeile: „Die<br />

Nationalmannschaft ist mein Ziel“ –<br />

und aus dem nur<br />

ein bisschen<br />

wurde Stark ein<br />

bisschen zu viel.<br />

Er hatte plötzlich<br />

das Gefühl, zu<br />

forsch und zu<br />

Niklas Stark,<br />

Hertha-Nationalspieler<br />

Nummer 29<br />

fordernd aufzutreten.<br />

Er wollte<br />

sich doch lieber<br />

mit Taten aufdrängen,<br />

nicht<br />

mit Worten.<br />

Nach allem, was man weiß, hat<br />

sich noch nie ein deutscher Fußballer<br />

in die Nationalmannschaft gequatscht.<br />

Zwar achtet Joachim Löw<br />

auf einen gepflegten Umgangston,<br />

fußballerisches Talent ist dem Bundestrainer<br />

aber immer noch wichtiger.<br />

Und davon hat Stark, 23, zweifelsfrei<br />

einiges abbekommen. Er ist<br />

schnell, kopfballstark, offensiv wie<br />

defensiv,ein im Spielaufbau umsichtiger<br />

Abwehrturm, und wenn es mal<br />

wirklich sein muss,ist er ein brachialer<br />

Zweikämpfer, der oft Kampfspuren<br />

imGesicht davonträgt. Profifußball<br />

ist eine Ellenbogengesellschaft.<br />

Und Starks Nasenbein ein Mitglied<br />

mit brüchiger Biografie.<br />

Nach der Abschiebung von Jérôme<br />

Boateng und Mats Hummels in<br />

die Altersteilzeit hat Löw erhöhten<br />

Spielerbedarf im Abwehrzentrum.<br />

Deshalb hat er Stark für die Länderspiele<br />

gegen Serbien an diesem Mittwoch<br />

und die Niederlande am Sonntag<br />

nominiert. Eingroßer Wunsch ist<br />

also in Erfüllung gegangen. Mandarf<br />

hoffentlich schreiben, dass Niklas<br />

StarkamZiel angekommen ist.<br />

Der Weg begann im bayrischen<br />

Neustadt an der Aisch (Geburtsort)<br />

und führte ihn über die Zwischenstation<br />

1. FC Nürnberg (erstes Bundesligaspiel)<br />

nach Berlin, wo er seit<br />

drei Jahren zum Stammpersonal gehört;<br />

man sagt ihm besondere Führungsstärken<br />

nach. Starks Marktwert<br />

ist in dieser Zeit von zwei auf zwanzig<br />

Millionen Euro gestiegen. DerJugendtrend<br />

bei Hertha hat mit seiner<br />

Verpflichtung begonnen. In der Gerüchteküche<br />

wird Stark bereits in einen<br />

Topf mit dem FC Bayern oder<br />

Borussia Dortmund geschmissen.<br />

Seinen bisher größten Fußballmoment<br />

erlebte Niklas StarkimSommer<br />

vor zwei Jahren, als er mit der deutschen<br />

U21 die Europameisterschaft<br />

gewann. Er schleppte sich mit<br />

Schmerzen durchs Turnier, bekam<br />

Spritzen, eine Rippenprellung, so<br />

dachte er nach einem Zweikampf im<br />

ersten Gruppenspiel. Nach dem Finale<br />

wusste er,dass es ein Bruch war.<br />

Sieben Wochen Ausfallzeit. Dann<br />

machte er weiter. Weiter wie immer.<br />

Undjetzt ist er da. SportSeite 18<br />

Senat will höhere Parkgebühren<br />

Drei statt zwei Euro die<br />

Stunde sollen die Regel<br />

sein. Außer<br />

Dieselfahrverboten gibt es<br />

auch 85 neue<br />

Tempo-30-Zonen.<br />

So wird die Luft besser,<br />

sagt Verkehrssenatorin<br />

Regine Günther<br />

VonPeter Neumann<br />

Dass auch in Berlin Straßen<br />

für zahlreiche Dieselfahrzeuge<br />

gesperrt<br />

werden, ist nichts Neues.<br />

Dass die Zahl der Tempo-30-Bereiche<br />

wächst, hat der Senat ebenfalls<br />

bereits vor Monaten angekündigt.<br />

Doch nun gab die Verwaltung bekannt,<br />

dass sie ein weiteres Mittel<br />

nutzen will, damit die <strong>Berliner</strong> Luft<br />

sauberer wird. Die Parkgebühren<br />

sollen steigen, und die Innenstadtgebiete,indenen<br />

Parken Geld kostet,<br />

sollen fast verdoppelt werden. Das<br />

kündigte Umweltsenatorin Regine<br />

Günther (parteilos, für Grüne) am<br />

Montag an. Parkraumbewirtschaftung<br />

ist eine von vier Maßnahmen,<br />

mit denen der Senat den Schadstoffausstoß<br />

senken will. Verankert ist<br />

dies im Entwurf des neuen Luftreinhalteplans,den<br />

Günther vorstellte.<br />

Wenn weitere Parkzonen eingerichtet<br />

werden und die Gebühren<br />

steigen, fahren weniger Menschen<br />

mit dem Auto –solautet das Kalkül.<br />

„Ziel ist es, Kraftfahrzeugverkehr zu<br />

vermeiden“, erklärte die Senatorin.<br />

Pendler, die keinen Gratis-Stellplatz<br />

für ihren Wagen mehr finden, sehen<br />

sich meist nach anderen Verkehrsarten<br />

um. In vielen Fällen ist das der<br />

umweltfreundliche Nahverkehr.<br />

Billiger als in Hamburg<br />

Derzeit summieren sich die Gebiete<br />

innerhalb des S-Bahn-Rings, indenen<br />

Parken Geld kostet, auf 40 Prozent<br />

der Fläche. Ende 2020 sollen<br />

75 Prozent gebührenpflichtig sein,<br />

so Günther. „Mehrere Bezirke, zum<br />

Beispiel Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

Mitte, Neukölln und Tempelhof-<br />

Schöneberg, planen bereits neue<br />

Parkzonen. Das Land will diese Bemühungen<br />

nun beschleunigen.“<br />

Derzeit kostet eine Stunde Parken<br />

auf öffentlichen Straßen und Plätzen<br />

in Berlin im Durchschnitt zwei Euro<br />

pro Stunde. Der Senat setzt sich dafür<br />

ein, dass stattdessen drei Euro<br />

pro Stunde kassiert werden. „Ob<br />

diese Möglichkeit genutzt wird, liegt<br />

in deren Hoheit“, so Günther. Die<br />

Parkgebühren in Berlin haben sich<br />

seit vielen Jahren nicht verändert.<br />

„Derzeit prüfen wir in bestimmten<br />

Parkzonen mit besonders hohem<br />

Parkdruck erhöhte Gebühren“, sagte<br />

Sara Lühmann, Sprecherin des Bezirksamts<br />

Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

„Es ist bereits jetzt möglich,<br />

drei Euro proStunde zu nehmen.“<br />

Für den Bewohnerparkausweis<br />

ist dagegen weiterhin keine Verteuerung<br />

geplant. Die <strong>Berliner</strong> Vignette<br />

kostet seit langem 20,40 Euro für<br />

zwei Jahre. In Hamburg werden für<br />

ein Jahr 30,30 Euro, inFrankfurt am<br />

Main für zwei Jahre50Eurofällig.<br />

„Ziel des neuen Luftreinhalteplans<br />

ist es, die EU-weiten Grenzwerte<br />

für Stickstoffdioxid einzuhalten<br />

und so die Gesundheit der <strong>Berliner</strong>innen<br />

und <strong>Berliner</strong> zu schützen“,<br />

sagte die Senatorin. Das Reizgas<br />

schädigt den Atemtrakt und kann<br />

Asthma verstärken. Kinder,Senioren<br />

und Menschen mit schwacher Konstitution<br />

sind besonders gefährdet.<br />

Bereits 1999 machte die EU deutlich,<br />

dass die Stickstoffdioxidbelastung<br />

sinken muss. Seit 2010 besteht die<br />

Pflicht zur Einhaltung des Grenzwerts:<br />

im Jahresmittel maximal 40<br />

Mikrogramm proKubikmeter Luft.<br />

Dieser Wert wird auch in Berlin<br />

vielerorts überschritten, an sechs<br />

Messstellen wurden 2018 sogar mindestens<br />

50 Mikrogramm gemessen.<br />

Deshalb sieht der Entwurf des Luftreinhalteplans<br />

als weitere Maßnahme<br />

vor, an 15 Abschnitten von<br />

neun Straßen Durchfahrverbote für<br />

„Wir wollen die Käuferinnen und Käufer<br />

von Dieselautos, die von der Autoindustrie<br />

betrogen worden sind, nicht mehr belasten<br />

als zwingend notwendig.“<br />

Regine Günther,<br />

Verkehrssenatorin (parteilos, für Grüne), zu ihren Plänen<br />

Diesel- Lkw und -Pkw bis einschließlich<br />

Euro 5zuverhängen. Dazu zählen<br />

Teilstücke der Leipziger und Brückenstraße<br />

in Mitte,aber auch Bereiche<br />

der Friedrichstraße und vonAlt-<br />

Moabit. Die Verbote sollen vom<br />

1. Juli 2019 an gelten. Zudem werden<br />

Tempo-30-Schilder aufgestellt.<br />

Das Verwaltungsgericht, das im<br />

Oktober 2018 einer Klage der Deutschen<br />

Umwelthilfe stattgab,hatte für<br />

elf Abschnitte Durchfahrverbote gefordert.<br />

Nach neuen Berechnungen<br />

sind es nun 15. „Neu kam unter anderem<br />

die Silbersteinstraße in Neukölln<br />

hinzu“, sagte Abteilungsleiter<br />

Michael Thielke. Kapweg und Leonorenstraße<br />

sind nicht mehr dabei.<br />

„Wir wollen die Käuferinnen und<br />

Käufer von Dieselautos, die von der<br />

GETTY IMAGES<br />

Autoindustrie betrogen worden sind,<br />

nicht mehr belasten als zwingend<br />

notwendig“, sagte Senatorin Günther.<br />

Deshalb summierten sich die<br />

betroffenen Abschnitte auch nur auf<br />

2,4 Kilometer. Das gesamte <strong>Berliner</strong><br />

Straßennetz ist 6500 Kilometer lang.<br />

Umfangreiche Ausnahmen<br />

Messerattacke<br />

von Chemnitz:<br />

Prozessauftakt<br />

Verteidiger zweifeln an der<br />

Unabhängigkeit des Gerichts<br />

Sieben Monate nach der tödlichen<br />

Messerattacke von Chemnitz<br />

und anschließenden Ausschreitungen<br />

hat am Montag der Prozess begonnen.<br />

Beschuldigt wird ein 23<br />

Jahre alter syrischer Asylbewerber,<br />

gemeinsam mit einem flüchtigen<br />

Iraker einen 35-jährigen Deutschen<br />

mit mehreren Messerstichen getötet<br />

und einen anderen Mann lebensbedrohlich<br />

verletzt zu haben. Angeklagt<br />

sind sie nicht wegen Mords,<br />

sondern wegen Totschlags, versuchten<br />

Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.<br />

Der Angeklagte Alaa S. hatte die<br />

Tatstets bestritten. ZumProzessauftakt<br />

äußerte er sich nicht selbst zu<br />

seiner Person oder zur Tat. SeineVerteidiger<br />

erklärten ihn für unschuldig.<br />

Aus Sicherheitsgründen und wegen<br />

des großen öffentlichen Interesses<br />

fand der Prozess nicht in Chemnitz<br />

statt, sondern wurde in den Sicherheitssaal<br />

des Oberlandesgerichts<br />

Dresden verlegt. Zuschauer<br />

und Medienvertreter mussten eine<br />

Sicherheitsschleuse passieren, um in<br />

den Saal zu gelangen.<br />

Der Prozess in Dresden wurde<br />

kurz nach Beginn unterbrochen,<br />

weil die Verteidigung Zweifel an der<br />

Unbefangenheit des Gerichts äußerte.<br />

Noch vor Verlesen der Anklage<br />

legte Verteidigerin Ricarda<br />

Lang einen Fragenkatalog vor, in<br />

der sie unter anderem wissen<br />

wollte, ob die Richter Mitglieder<br />

oder Unterstützer der AfD oder der<br />

islamfeindlichen Pegida-Bewegung<br />

sind und wie sie zu Flüchtlingen<br />

insgesamt stehen.<br />

Rechter Trauerzug<br />

In Chemnitz begleitete nahezu<br />

gleichzeitig ein Großaufgebot der<br />

Polizei die Beerdigung eines überregional<br />

bekannten Hooligans und<br />

Rechtsextremen. Es handele sich um<br />

eine „Maßnahme zur Gewährleistung<br />

der öffentlichen Ordnung und<br />

Sicherheit“, so eine Polizeisprecherin.<br />

Nach ihrenAngaben reisten etwa<br />

1000 Sympathisanten aus dem Bundesgebiet<br />

an. Auch ausdem europäischen<br />

Auslandkamen nach Angaben<br />

szenekundiger Beamter Hooligans.<br />

Rund 950 Polizisten aus mehreren<br />

Bundesländern sowie von der Bundespolizei<br />

waren im Einsatz. (dpa)<br />

PolitikSeite 4<br />

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Zudem werdeesweitreichende Ausnahmen<br />

von den Durchfahrverboten<br />

geben. „Sie gelten für alle, die an<br />

den Abschnitten ein Anliegen haben“,<br />

sagte Thielke. Dazu zählen<br />

nicht nur die Anwohner. Auch Taxis,<br />

Handwerker, Liefer- und Pflegedienste<br />

sowie Menschen, die dortarbeiten,<br />

dürfen in die 15 Abschnitte<br />

hinein. „Sie dürfen dort ein-, aber<br />

nicht durchfahren“, sagte Thielke.<br />

Als dritte Maßnahme für saubere<br />

Luft plant der Senat 85 neue Tempo-<br />

30-Bereiche, die sich auf 36 Straßen<br />

insgesamt 10,5 Kilometer weit erstrecken.<br />

Aufder Listestehen unter anderemTeilstückeder<br />

Elsen-, Erk-, Friedrich-,<br />

Hermann- und Martin-Luther-<br />

Straße. Auch die Müller-, Oranien-,<br />

Torstraße und der Mehringdamm<br />

werden entschleunigt. Die Schilder<br />

sollen ebenfalls am 1. Juli 2019 stehen,<br />

sagte die Senatorin. Tempo 30<br />

gilt bereits jetzt auf allen Nebenstraßen<br />

in Berlin, insgesamt rund 5000<br />

Kilometer, sowie auf 200 Kilometern<br />

Hauptverkehrsstraße.<br />

Wo nötig, werden Ampelschaltungen<br />

verändert, um den Verkehr<br />

flüssig zu gestalten. Als Einladung,<br />

im Auto in die Stadtzufahren, sei das<br />

aber nicht zu verstehen. „Es geht uns<br />

um Verstetigung, nicht darum, Staus<br />

zu produzieren“, sagte Günther.<br />

Als vierte Maßnahme ist geplant,<br />

Kommunalfahrzeuge und Busse mit<br />

Stickoxidfiltern nachzurüsten oder<br />

neue Fahrzeuge zu kaufen. Tagesthema<br />

Seite 2, Kommentar Seite 8 4 194050 501603<br />

21012


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Benjamin Jendro weiß jetzt<br />

schon, wie viele Dieselnutzer<br />

auf die angekündigten<br />

15 Durchfahrverbote reagieren<br />

werden. „Die tippen nur kurz<br />

aufs Gas –und dann sind sie auch<br />

schon durch“, sagte der Sprecher der<br />

Gewerkschaft der Polizei (GdP) in<br />

Berlin am Montag. Mit einer durchschnittlichen<br />

Länge von 160 Metern<br />

werden die Verbotszonen, die zum 1.<br />

Juli auf neun <strong>Berliner</strong> Hauptverkehrsstraßen<br />

beschildert werden<br />

sollen, äußerst übersichtlich sein.<br />

Auch sonst würden die Verbotsbereiche,<br />

die der Senat zur Luftreinhaltung<br />

plant und zudem Tempo 30<br />

umfassen, wohl nur wenig Wirkung<br />

entfalten, meinte Jendro. So lange es<br />

keine blaue Plakette gibt, die Polizeibeamte<br />

relativ einfach überprüfen<br />

können, werde eine wirkungsvolle<br />

Überwachung kaum möglich sein.<br />

„Die Kollegen müssten jedes einzelne<br />

Fahrzeug anhalten, um anhand<br />

der Papierefestzustellen, ob es<br />

auf dem betreffenden Abschnitt unterwegs<br />

sein darf“, sagte der Polizeigewerkschafter.<br />

Für so aufwendige<br />

Überprüfungen fehle das Personal.<br />

„So etwas wäre bestenfalls im Rahmen<br />

vonmedienwirksamen Schwerpunktkontrollen<br />

möglich“, so<br />

Jendro. „Doch für eine wirksame,<br />

dauerhafte Kontrolle hat die <strong>Berliner</strong><br />

Polizei einfach keine Ressourcen.“<br />

Verkehr soll besser fließen<br />

Viele Dieselfahrer werden das gern<br />

hören. Würden sie dagegen zum Beispiel<br />

in einem Euro 5ineiner Verbotszone<br />

erwischt, würden für Pkw<br />

20, für Lkw ab 3,5 Tonnen 75 Euro<br />

fällig. Allein in Berlin sind rund<br />

220 000 Dieselfahrzeuge bis Euro 5<br />

zugelassen. Fast jedes sechste Kraftfahrzeug,<br />

dessen Kennzeichen mit<br />

der Ortsmarke Bbeginnt, wäre von<br />

den Durchfahrverboten betroffen.<br />

„Natürlich wäre esdas Mittel der<br />

Wahl, wenn es eine blaue Plakette<br />

gäbe“, entgegnete Umweltsenatorin<br />

Regine Günther (parteilos, für<br />

Grüne). Weil der Bund eine solche<br />

Kennzeichnung weiterhin ablehne,<br />

„müssen wir damit umgehen, was<br />

wir haben“. Siehabe mit Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD), der für die<br />

Polizei zuständig ist, gesprochen.<br />

„Die Polizei wird stichprobenartig<br />

kontrollieren“, so die Politikerin. Wie<br />

in der Leipziger Straße, woseit April<br />

2018 Tempo 30 gilt: „Die meisten<br />

halten sich an diese Regelung.“<br />

Zweifel an dem jetzigen Konzept<br />

lassen sich aber auch aus einer anderen<br />

Richtung äußern. Schon vor einem<br />

Vierteljahrhundertwar damaligen<br />

Umweltfachleuten im Senat klar,<br />

dass Stickstoffdioxide ein Problem<br />

sind. 1992 und 1994 sahen Konzepte<br />

der Senatoren Volker Hassemer und<br />

Herwig Haase vor, Fahrzeuge mit<br />

schlechten Abgaswerten aus dem<br />

gesamten Zentrum auszusperren.<br />

DiePläne der CDU-Politiker erscheinen<br />

heute radikaler als das, was der<br />

rot-rot-grüne Senat jetzt vorhat.<br />

Regine Günther bekräftigte am<br />

Montag, dass sie die Dieselbesitzer<br />

„nicht mehr belasten wolle als zwingend<br />

notwendig“. Das sei auch deshalb<br />

geboten, weil es im Rechtsstaat<br />

den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit<br />

gebe.„Daher wirdesinBerlin so<br />

wenig Fahrverbote wie möglich geben<br />

–und nur so viele wie nötig“. Sie<br />

A100<br />

A111<br />

Alt-Moabit<br />

Gotzkowskystr. –<br />

Beusselstr.<br />

Spandauer Damm*<br />

Klausenerplatz –<br />

Sophie-Charlotte-Str.<br />

Der Entwurf des Luftreinhalteplans stößt auf Kritik.<br />

Doch so autofeindlich, wie er wirkt, ist er nicht.<br />

Der Senat bemüht sich, die Autofahrer möglichst zu schonen.<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Joachimsthaler Str.<br />

Kurfürstendamm –<br />

Hardenbergplatz<br />

Potsdamer Str./Hauptstr.<br />

Markgrafenstr. –Innsbrucker Platz<br />

REINICKENDORF<br />

A103<br />

Luxemburger Str.<br />

Genter Str. –<br />

Müllerstr.<br />

Stromstr.<br />

(Bugenhagenstr. –<br />

Turmstr.)<br />

MITTE<br />

Residenzstr.<br />

Amendestr. –<br />

Lindauer Allee<br />

Wilhelmstr.<br />

Unter den Linden –<br />

Dorotheenstr.<br />

Umweltpolitik<br />

Keine Angst<br />

vor Fahrverboten<br />

Invalidenstr.<br />

Alexanderufer –<br />

Scharnhorststr.<br />

Dominicusstr.<br />

Ebersstr.–Hauptstr.<br />

Tempelhofer Damm<br />

Ordensmeisterstr.<br />

–Alt-Tempelhof<br />

Leonorenstr.<br />

Kaiser-Wilhelm-Str.–<br />

Bernkastlerstr.<br />

VonPeter Neumann<br />

Leipziger Str.<br />

Leipziger Platz<br />

bis Charlottenstr.<br />

TEMPELHOF-<br />

SCHÖNEBERG<br />

Schönholzer Str.<br />

Wollankstr. –Parkstr.<br />

Danziger Str.<br />

Schönhauser Allee –<br />

Schliemannstr.<br />

Torstr.<br />

Prenzlauer Allee –Chausseestr.<br />

Reinhardtstr.<br />

Charitéstr.–Kapelle-Ufer<br />

Mehringdamm<br />

Yorckstr. –Bergmannstr.<br />

A100<br />

Brückenstr.<br />

Köpenicker Str.–<br />

Holzmarktstr.<br />

Oranienstr.<br />

Moritzplatz bis<br />

Oranienplatz<br />

Friedrichstr.*<br />

Mittelstr. –<br />

Dorotheenstr.<br />

Hermannstr.<br />

Silbersteinstr.–Emser Str.<br />

Elsenstr./Erkstr.<br />

Karl-Marx-Str.–Beermannstr.<br />

NEUKÖLLN<br />

Silbersteinstr.<br />

Herrmannstr.–Karl-Marx-Str.<br />

Hier müssen Autofahrer<br />

mit Fahrbeschränkungen rechnen<br />

Durchfahrverbote für Diesel-Pkw<br />

und -Lkw bis Euro 5abJuli 2019<br />

und Tempo 30<br />

*im Beteiligungsverfahren sind noch<br />

Änderungen möglich<br />

neueTempo-30-Bereiche (Auswahl)<br />

betonte,dass die ebenfalls geplanten<br />

85 Tempo-30-Bereiche und Änderungen<br />

der Ampelschaltungen der<br />

„Verstetigung“ des Autoverkehrs dienen.<br />

Für flüssigen Verkehr setzt sich<br />

auch der ADACein.„Uns ist es lieber,<br />

wenn der Verkehr rollt, als wenn er<br />

steht“, entgegnete die Politikerin.<br />

Zwar sei klar:„Dass wir die Grenzwerte<br />

einhalten müssen, nimmt uns<br />

keiner ab“, sagte die Senatorin. Doch<br />

der Senat bemühe sich, die mildesten<br />

wirksamen Mittel zu wählen.<br />

Auch seien für die Straßen mit<br />

Durchfahrverboten zahlreiche Ausnahmen<br />

vorgesehen –etwa für Anwohner,Lieferfahrzeuge<br />

und Taxis.<br />

„Wir könnten uns auch ganz andere<br />

Sachen überlegen“ –eine Fahrbahn<br />

proRichtung sperren, sagte die<br />

Senatorin. Oder die ganze Straße.<br />

Aber so etwas sei derzeit nicht geplant.<br />

Regine Günther hat also ein<br />

Problem: Aus der Nähe mutet ihre<br />

Politik gar nicht so autofeindlich an,<br />

doch andere Akteure haben einen<br />

anderen Eindruck. „Mobilitätswende<br />

statt Fahrverbote“: Mitdieser<br />

Forderung traten am Montag zum<br />

Beispiel mehrereregionaleVerbände<br />

an die Öffentlichkeit. Unterschrieben<br />

wurde sie vomADAC, der Handwerkskammer<br />

Berlin, der Industrieund<br />

Handelskammer, der Fachgemeinschaft<br />

Bau, der Fuhrgewerbe-<br />

Innung und den Unternehmensverbänden<br />

Berlin-Brandenburg.<br />

Verschärfungen 2021 möglich<br />

Siealle warnen vorden Folgen möglicher<br />

Fahrverbote –„insbesondere<br />

für die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft, die mangels<br />

Alternativen häufig noch nicht<br />

umsteigen kann“, wie es hieß. Die<br />

Verbände forderten die <strong>Berliner</strong> Politik<br />

auf, „weitere Potenziale zur Luftverbesserung<br />

zügig auszuschöpfen,<br />

die helfen, Fahrverbote zu vermeiden“.<br />

So müsse das U- und Straßenbahnnetz<br />

ausgebaut werden, auch<br />

mehr Ladesäulen für Elektroautos<br />

seien notwendig. Im stärkerem<br />

Maße als bisher müsse die Verwaltung<br />

E-Fahrzeuge nutzen, hieß es.<br />

Für die AfD ist klar: Der Luftreinhalteplan<br />

sei „Öko-Unsinn“. „Er ist<br />

eine Mischung aus linksgrünem Autohass,<br />

kombiniert mit Fantasiegrenzwerten<br />

von EU-Bürokraten“,<br />

wetterte Frank Scholtysek, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der Fraktion.<br />

„Einziges Ziel des Senats scheint es<br />

zu sein, Fahrverbote und die unterlassene<br />

Berufung gegen das Verbotsurteil<br />

zu rechtfertigen. Diese Umerziehungspolitik<br />

verurteilen wir.“<br />

Die Partei forderte, Fahrverbote<br />

mit allen Mitteln zu verhindern:<br />

„Sonst rast Berlin mit offenen Augen<br />

ins Mobilitätschaos. Wir wollen den<br />

rot-rot-grünen Ökowahn stoppen<br />

und so den Verkehrskollaps der<br />

deutschen Hauptstadt verhindern.“<br />

Doch die Entwicklung könnte<br />

stattdessen in die andere Richtung<br />

gehen. 2020 müsse der Grenzwert<br />

für Stickstoffdioxid eingehalten werden,<br />

sagte die Senatorin. 2021 werde<br />

also festgestellt, ob die Maßnahmen<br />

im neuen Luftreinhalteplan ausreichen.<br />

„Wenn nicht, müssten wir<br />

nachsteuern“, sagte Günther. Nicht<br />

ausgeschlossen, dass Fahrverbote<br />

dann auch Euro-6-Diesel treffen.<br />

„Wir müssten dann auch fragen:<br />

Nehmen wir in bestimmten Straßen<br />

eine Fahrbahn proRichtung weg?“<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute scheint zuweilen die Sonne. Hier und da hängt der Himmel aber voller<br />

Wolken. Die Temperaturen erreichen 6bis 8Grad, und der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus West. In der Nacht verstecken sich die Sterne gelegentlich<br />

hinter Wolken. Dabei belaufen sich die Tiefsttemperaturen auf<br />

1bis minus 2Grad.<br />

Biowetter: Konzentrationsvermögen<br />

und Leistungsfähigkeit werden positiv<br />

von der Witterung beeinflusst.<br />

Menschen mit hohem Blutdruck<br />

Wittenberge<br />

sollten sich schonen und Anstrengungen<br />

1°/7°<br />

vermeiden.<br />

Pollenflug: Die Konzentration von<br />

Erlen-, Weiden-, Hasel- und Pappelpollen<br />

ist mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 3Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/7° 2°/6°<br />

Luckenwalde<br />

-2°/7°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig stark bewölkt heiter<br />

2°/13° 7°/14° 9°/18°<br />

Prenzlau<br />

1°/7°<br />

Cottbus<br />

-1°/7°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

0°/8°<br />

Tief Igor ist zum Baltikum gewandert. Dabei dringt kühle Meeresluft über die<br />

Alpen bis nach Nordalgerien vor. Sie verursacht von Mitteleuropa bis in den<br />

westlichen Mittelmeerraum Schauer, inhöheren Lagen mit Schnee. Unterdessen<br />

wandern Regenwolken über die Britischen Inseln und haben wieder deutlich<br />

mildere Luft im Schlepptau.<br />

Köln<br />

1°/13°<br />

Sylt<br />

2°/11°<br />

Saarbrücken<br />

-1°/12°<br />

Hannover<br />

1°/9°<br />

Konstanz<br />

-1°/10°<br />

Hamburg<br />

2°/10°<br />

Erfurt<br />

-2°/9°<br />

Frankfurt/Main<br />

0°/11°<br />

Stuttgart<br />

0°/10°<br />

Rostock<br />

2°/7°<br />

Magdeburg<br />

1°/8°<br />

Nürnberg<br />

-2°/10°<br />

München<br />

-1°/8°<br />

Rügen<br />

1°/8°<br />

Dresden<br />

1°/8°<br />

Deutschland: Heute gibt es stellenweise<br />

reichlich Wolken. Sonst<br />

scheint jedoch die Sonne, und die<br />

Temperaturen steigen amTage auf<br />

6bis 13 Grad. Nachts sinken die<br />

Wertedann auf 4bis minus 2Grad.<br />

Der Wind weht nur schwach aus<br />

westlichen Richtungen. Morgen gibt<br />

es sonnige Abschnitte, zeitweise<br />

aber auch Wolken, und die Höchstwerte<br />

steigen auf 9bis 16 Grad. Der<br />

Wind weht schwach aus West.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 43 cm<br />

Harz bis 40 cm<br />

Erzgebirge bis 100 cm<br />

Bayerische Alpen bis 400 cm<br />

Mondphasen: 21.03. 28.03. 05.04. 12.04.<br />

Sonnenaufgang: 06:12 Uhr Sonnenuntergang: 18:17 Uhr Mondaufgang: 16:03 Uhr Monduntergang: 05:54 Uhr<br />

Lissabon<br />

21°<br />

Las Palmas<br />

21°<br />

Madrid<br />

15°<br />

Reykjavik<br />

6°<br />

Dublin<br />

13°<br />

London<br />

16°<br />

Paris<br />

13°<br />

Bordeaux<br />

15°<br />

Palma<br />

14°<br />

Algier<br />

15°<br />

Nizza<br />

16°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

5°<br />

Stockholm<br />

6°<br />

Kopenhagen<br />

7°<br />

Berlin<br />

6°<br />

Mailand<br />

16°<br />

Tunis<br />

17°<br />

Rom<br />

16°<br />

Warschau<br />

9°<br />

Wien<br />

10° Budapest<br />

13°<br />

Palermo<br />

19°<br />

Kiruna<br />

-4°<br />

Oulu<br />

2°<br />

Dubrovnik<br />

17°<br />

Athen<br />

22°<br />

St. Petersburg<br />

6°<br />

Wilna<br />

6°<br />

Kiew<br />

10°<br />

Odessa<br />

11°<br />

Varna<br />

17°<br />

Istanbul<br />

19°<br />

Iraklio<br />

18°<br />

Archangelsk<br />

3°<br />

Moskau<br />

7°<br />

Ankara<br />

19°<br />

Antalya<br />

22°<br />

Acapulco 33° sonnig<br />

Bali 31° Gewitter<br />

Bangkok 35° sonnig<br />

Barbados 27° sonnig<br />

Buenos Aires 23° Schauer<br />

Casablanca 19° sonnig<br />

Chicago 12° wolkig<br />

Dakar 29° sonnig<br />

Dubai 23° wolkig<br />

Hongkong 27° sonnig<br />

Jerusalem 21° sonnig<br />

Johannesburg 29° heiter<br />

Kairo 26° sonnig<br />

Kapstadt 27° heiter<br />

Los Angeles 20° heiter<br />

Manila 33° wolkig<br />

Miami 23° Regen<br />

Nairobi 31° sonnig<br />

Neu Delhi 33° sonnig<br />

New York 10° wolkig<br />

Peking 25° wolkig<br />

Perth 35° heiter<br />

Phuket 36° sonnig<br />

Rio de Janeiro 35° wolkig<br />

San Francisco 17° bedeckt<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 29° bewölkt<br />

Singapur 35° heiter<br />

Sydney 24° Schauer<br />

Tokio 18° wolkig<br />

Toronto 6° Regen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

So nah,<br />

so fern,<br />

so verwandt<br />

Die Türme der Kathedrale von Brünn<br />

IMAGO/KTH<br />

Abends in Brünn sind wir mit dem<br />

Schriftsteller Jaroslav Rudis verabredet.<br />

Er ist wie kein anderer Repräsentant<br />

der tschechischen Literaturszene<br />

als Brückenbauer zwischen seinem<br />

Land und Deutschland geeignet. Seit Jahren<br />

lebt er in Kreuzberg. Hier hat er den Roman<br />

geschrieben, von dem er glaubt, dass er den<br />

tschechischen Berlin-Hype befördert hat:<br />

„Der Himmel unter Berlin“, zuerst erschienen<br />

im Jahr 2002. Der Held ist vor seinem Leben<br />

aus Prag geflohen und macht Straßenmusik<br />

in der <strong>Berliner</strong> U-Bahn. Inzwischen gibt es das<br />

Buch in der zehnten Auflage.<br />

Dieser Tage ist Rudis’ Roman „Winterbergs<br />

letzte Reise“ herausgekommen. Es<br />

ist der erste, den er auf Deutsch geschrieben<br />

hat. Winterbergs Reise führtdurch ein<br />

verschwundenes Mitteleuropa, als Reiseführer<br />

dient ein Baedeker aus dem Jahr<br />

1913. Es ist eine Reise in eine Zeit, einen<br />

Kulturraum, in dem viele Tschechen ganz<br />

selbstverständlich sowohl Deutsch als<br />

auch Tschechisch sprachen oder die Sprachen<br />

nebeneinander existierten. Rudis<br />

nennt Max Brod, Franz Kafka. Es ist diese<br />

Zeit, an die er mit seiner Zweisprachigkeit<br />

anknüpfen möchte.<br />

Wasserleichen in der Kneipe<br />

In der Kneipe,indie er uns führt, überlegt jemand,<br />

Wein zu bestellen. Jaroslav Rudis<br />

winkt ab. Wenn es um Bier geht, ist er ganz<br />

Tscheche. Als die Gläser auf dem Tisch stehen,<br />

kommentiert ersehr ernsthaft die Beschaffenheit<br />

des Schaums. Dazu bestellt er<br />

für uns Utopenci, Wasserleichen. Es sind<br />

Brühwürste,die zusammen mit Gewürzenin<br />

Essigsud eingelegt werden, ein Kneipenessen.<br />

Kalt und bleich liegen sie auf dem Teller.<br />

Es ist der Imbiss, den die beiden Helden in<br />

„Winterbergs letzte Reise“ öfter zu sich nehmen.<br />

„Wir gingen auf ein Bier und eine Wasserleiche“<br />

,heißt es. Auf der Speisekarte stehen<br />

die Wasserleichen nicht. Manmuss wissen,<br />

dass es sie gibt.<br />

Brückenbauer wie Rudis braucht es.<br />

Denn um das Wissen über das Nachbarland<br />

ist es in Deutschland nicht gut bestellt. Tomas<br />

Kubicek macht dazu manchmal einen<br />

Test. Er fragt dann, welche zeitgenössischen<br />

tschechischen Autoren sein Gegenüber<br />

denn kenne,welche Neuerscheinungen. Die<br />

Antwortweiß Kubicek eigentlich schon, und<br />

sie ist niederschmetternd: Die Befragten<br />

sind ratlos. Höchstens Namen aus der Vergangenheit<br />

fallen ihnen ein: der des 1997<br />

verstorbenen Bohumil Hrabal, der vonMilan<br />

Kundera, der seit 1975 in Frankreich zu<br />

Hause ist, der von Pavel Kohout, der 91 wird<br />

und vorwiegend in Wien lebt.<br />

Vor30, 40 Jahren sei das anders gewesen,<br />

sagt Kubicek, und gefragt nach dem Grund,<br />

kommt er auf die Zeit nach der Niederschlagung<br />

des Prager Frühlings zu sprechen, in<br />

der zahlreiche Autoren ins Exil gezwungen<br />

wurden, auch in die Bundesrepublik. „Dadurch<br />

war die tschechische Literatur Teil der<br />

deutschen, der europäischen Literatur.“<br />

Tschechien ist in dieser Woche Ehrengast auf der Leipziger Buchmesse.<br />

Es ist ein Versuch, für die tschechische Literatur zu werben,<br />

die den Deutschen fremd geworden ist. Und auch für das Land selbst.<br />

Ein Besuch in Brünn<br />

VonSusanne Lenz, Brünn<br />

DEUTSCHLAND<br />

Dresden<br />

Prag<br />

Plzeň (Pilsen)<br />

Brno (Brünn)<br />

ÖSTERREICH<br />

50 km<br />

POLEN<br />

TSCHECHIEN<br />

SLOWAKEI<br />

BLZ/GALANTY, REEG<br />

Das ist lange her. Seit Jahrzehnten erscheint<br />

höchstens eine Handvoll tschechischer<br />

Bücher in deutscher Sprache pro Jahr.<br />

Erstaunlich angesichts der engen Nachbarschaft,<br />

der geteilten Geschichte.„Wir haben<br />

vergessen, wie wichtig Nachbarschaft ist“,<br />

sagt Kubicek. Der Satz gilt für die Menschen<br />

in beiden Ländern.<br />

An diesem Morgen steht Tomas Kubicek<br />

im Vortragssaal der Mährischen Landesbibliothek<br />

in Brünn. Sieist die zweitgrößte Bibliothek<br />

des Landes,Kubicek ihr Direktor.Erträgt<br />

einen schwarzen Anzug, wartet hinter dem<br />

Rednerpult. Sein Publikum: eine Gruppe<br />

deutscher Journalisten. Sie sind nach Brünn<br />

eingeladen worden, weil Tschechien Ehrengast<br />

bei der Leipziger Buchmesse sein wird.<br />

Und diesen Auftritt in Deutschland, der am<br />

Donnerstag beginnt, hat Kubicek mit den<br />

Mitarbeitern seiner Bibliothek vorbereitet.<br />

Tomas Kubicek spricht von Lipski, Lipska,<br />

Lipsko, wie Leipzig je nach grammatikalischem<br />

Fall auf Tschechisch heißt. Durch den<br />

Auftritt in Leipzig soll die aktuelle tschechische<br />

Literatur im Nachbarland wieder bekannter<br />

werden. Es ist einVersuch.<br />

Zwei Tage später in Prag ist es der Kulturminister,der<br />

vorden deutschen Journalisten<br />

für die tschechische Literatur wirbt. Freimütig<br />

bekennt er, die Initiative für den Messeauftritt<br />

sei aus Leipzig gekommen.<br />

Der Auftritt dort ist eingebettet in das<br />

Tschechische Kulturjahr, das bereits im<br />

Herbst in Deutschland begonnen hat. Ein<br />

ganzes Jahr lang finden in diesem Rahmen<br />

Lesungen, Konzerte,Ausstellungen statt.<br />

Seit 2017 gibt es zudem CzechLit, ein Zentrum,<br />

dessen Aufgabe es ist, tschechische Literatur<br />

im Ausland bekanntzumachen. Der<br />

Leiter Ondreij Buddeus ist noch keine 40,<br />

trägt einen Hipsterdutt und sagt, dass die<br />

Tschechen 30 Jahrelang nichts gemacht hätten.<br />

CzechLit nun vermittelt Kontakte, vergibt<br />

Stipendien für Auslandreisen, hat eigene<br />

Residenzprogramme.<br />

Auch Tomas Kubicek in Brünn sieht die<br />

Verantwortung für die schlechte Ausgangslage<br />

durchaus bei den Tschechen. 1995 warensie<br />

schon einmal in Leipzig zu Gast.„Aber<br />

mit den alten Autoren, so als hätten wir<br />

nichts Neues“, sagt Kubicek. „Das war der<br />

Anfang des Desinteresses an der tschechischen<br />

Literatur.“ DenFehler wollen sie nicht<br />

noch einmal machen.<br />

Diesmal werden in Leipzig 70 Neuerscheinungen<br />

präsentiert, 60 Autoren werden<br />

zur Messe kommen. Diemeisten Namen hat<br />

man in Deutschland noch nie gehört, auch<br />

wenn die Schriftsteller in Tschechien Bestseller<br />

veröffentlicht haben.<br />

Eine von diesen unbekannt-bekannten<br />

Autorinnen ist Katerina Tuckova,38, geboren<br />

in Brünn. Sieführtuns tags darauf durch ihre<br />

Stadt –und das auf ungewöhnlichen Wegen.<br />

Es ist eine abgerissene Gegend, in die sie uns<br />

bringt, die Bronx von Brünn, wie sie sagt.<br />

Ceijl heißt das Viertel, das kommt vomDeutschen<br />

Zeil. Viele Roma leben heute hier, wo<br />

einst die Textilfabriken standen, die die<br />

Stadt, die zweitgrößte Tschechiens, reich<br />

machten. Das Geld für die außerordentlich<br />

schöne und außerordentlich teure Villa Tugendhat,<br />

ein Funktionalismus-Kleinod, erbaut<br />

Ende der 20er-Jahre nach den Plänen<br />

vonMies vander Rohe,wurde hier verdient.<br />

Es waren Deutsche aus der Gegend um Aachen,<br />

die sich in Brünn schon im 13. Jahrhundertniederließen.<br />

Später kamen Fabrikantensöhne,<br />

Zweit- oder Drittgeborene, darunter<br />

zahlreiche Juden. Sie erbten nichts, aber das<br />

Wissen hatten sie,und in Brünn bauten sie jenseits<br />

der Stadtgrenzeinden Sümpfen Produktionsstätten.<br />

Man nannte Brünn das mährische<br />

Manchester. All das erzählt Katerina Tuckova,<br />

während wir durch dasViertel gehen.<br />

Die Gebäude repräsentieren diese Geschichte.Hier<br />

stehen Fabriken, Fabrikantenvillen,<br />

billige Arbeiterwohnungen. Die Synagoge<br />

wurde einen Tag, bevor Hitler nach<br />

Brünn kam, niedergebrannt. Der Textilindustrie<br />

machte nicht die Verstaatlichung,<br />

sondern endgültig erst der Fall des Eisernen<br />

Vorhangs den Garaus.<br />

Wie vielerorts in Böhmen und Mähren<br />

sind in Brünn tschechische und deutsche,<br />

auch deutsch-jüdische Geschichte miteinander<br />

verwoben. Unddie geteilte Geschichte ist<br />

eine Geschichte des Verlusts. Bis 1918 waren<br />

die Hälfte der Einwohner Deutsche. „Im<br />

Theater wurde an sechs Tagen auf Deutsch<br />

und an einem Tagauf Tschechisch gespielt“,<br />

erzählt Katerina Tuckova.Als dann die umliegenden<br />

Dörfer eingemeindet wurden, waren<br />

die Tschechen in der Mehrzahl, was auch am<br />

Theater zu Änderungen führte. Als 1939 die<br />

Wehrmacht einmarschierte und das „Protektorat<br />

Böhmen und Mähren“ errichtet wurde,<br />

gab es ab sofort nur noch Vorstellungen auf<br />

Deutsch. Im Jahr 1945 versuchten die Tschechen,<br />

alles Deutsche zu tilgen im Stadtbild, in<br />

der Bewohnerschaft. Es ist dies die Zeit, um<br />

die es in Katerina TuckovasBuch geht:„Gerta.<br />

DasdeutscheMädchen“.<br />

Tuckova bleibt vor einer Inschrift an einem<br />

Haus stehen, die sich nur mit Mühe entziffernlässt.Mährische<br />

Glas-und Spiegelindustrie,<br />

steht da. Als Studentin hat Tuckova<br />

in der Nähe gewohnt und ist täglich hier vorbeigekommen.<br />

Sie hat dann angefangen,<br />

sich mit der Geschichte des Viertels zu beschäftigen,stieß<br />

auf die Spuren einer 21-Jährigen,<br />

die in ihrem Haus lebte und vertrieben<br />

wurde. Nach ihr hat sie Gerta geformt, ihre<br />

Protagonistin. DerTodesmarsch von Brünn,<br />

die gewalttätige Vertreibung der deutschsprachigen<br />

Bevölkerung inden letzten Maitagen<br />

des Jahres 1945, war lange ein Thema,<br />

das in Tschechien keiner anrührte.Bis heute<br />

ist es strittig, wie viele der 20 000 Menschen –<br />

vorallem Alte,Frauen und Kinder –starben.<br />

An Krankheiten, aber auch durch Gewalt. Es<br />

gab auch Vergewaltigungen.<br />

Ihre Großeltern, die sie als Erste fragte,<br />

weigerten sich, über diese Zeit Auskunft zu<br />

geben. Katerina Tuckova ließ sich davon<br />

nicht abhalten. Und dann wurde ihr Buch,<br />

das 2009 erschien, zum Bestseller. Die Zeit<br />

war offenbar reif. Nur die Politik brauchte<br />

noch ein paar Jahre. Erst 2015, 70 Jahrenach<br />

den Ereignissen, entschuldigte sich die Stadt<br />

Brünn zum ersten Malfür diese unmenschliche<br />

Vertreibungsaktion.<br />

Nun gibt es „Gerta“ auch in deutscher<br />

Übersetzung. Es ist ein Buch, das geeignet<br />

ist, das Desinteresse in Deutschland an der<br />

Literatur aus dem Nachbarland zu überwinden,<br />

gerade weil es in diesem Buch um die<br />

geteilte Geschichte geht.<br />

Katerina Tuckovas Bücher erscheinen im<br />

Brünner Host Verlag, der passenderweise in<br />

einer ehemaligenTextilfabrik residiert. DieInneneinrichtung<br />

ist edel, viel Holz, Glas und<br />

eine hervorragende Kaffeemaschine. Drei Literaturbegeisterte<br />

haben Host Anfang der<br />

90er-Jahrekurznach ihrem Studium gegründet<br />

mit dem jugendlich-maßlosen Anspruch,<br />

die tschechische Literaturszene total zu verändern.<br />

140Titelerscheinen bei ihnen im Jahr<br />

und auch die traditionsreiche Literaturzeitschrift<br />

Host, nach der sie ihr Haus benannten.<br />

Einwenig bitter<br />

Miroslav Balastik ist 47, ein smartwirkender<br />

Mann mit einem Dreitagebart, er ist der<br />

Host-Direktor.Erkann sich an die Zeit, in der<br />

die tschechische Literatur in Deutschland<br />

erfolgreich war,kaumerinnern. „Zur Zeit der<br />

samtenen Revolution war Tschechien interessant.<br />

Und nun, da wir politisch Teil Europas<br />

sind, sind wir es nicht mehr.“ Das klingt<br />

ein wenig bitter. Damals regierte mit Vaclav<br />

Havelein Dichter das Land, heute herrschen<br />

in der Tschechischen Republik Populismus<br />

und Abschottung.<br />

Außerhalb der Literaturszene möchte<br />

man mit Europa nichts zu tun haben. Dass<br />

die Tschechen stolz auf ihre Zugehörigkeit<br />

zur Europäischen Union waren, ist lange her,<br />

auch wenn das Land davon profitiert. Nur<br />

wahrhaben wollen ganz viele das nicht. In<br />

keinem EU-Land gibt es niedrigere Zustimmungswerte.<br />

Manche Tschechen überkleben<br />

sogar die europäische Flagge auf dem<br />

Autoschild mit einem rotenPunkt.Keine der<br />

neun Parteien im tschechischen Parlament<br />

unterstützt die deutsche Flüchtlingspolitik.<br />

Dabei geht es dem Land wirtschaftlich gut,<br />

die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie nirgendwo<br />

sonst in der EU.<br />

Wasbedeutetder deutsche Marktfür den<br />

Verlag? „Er ist sehr wichtig, er ist grundlegend“,<br />

sagt der Host-Direktor Miroslav Balastik.<br />

Die tschechische Literatur empfinde<br />

sich als Teil der europäischen Literatur, und<br />

Deutsch sei die nächste große Sprache.„Aber<br />

es ist schwer, einen Wegdorthin zu finden.“<br />

Leipzig ist ein Anfang.<br />

Susanne Lenz<br />

findet es toll, sich Tschechien über<br />

die aktuelle Literatur zu nähern.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Merkelverurteilt<br />

Gelbwesten-Krawalle<br />

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat<br />

die erneuten Krawalle bei Protesten<br />

der„Gelbwesten“ in Frankreich verurteilt.„Der<br />

Ausbruch vonGewalt<br />

und vonZerstörungswut in Parisam<br />

vergangenenWochenende ist erschreckend,<br />

mit friedlichem demokratischen<br />

Protest hat das nichts zu<br />

tun“, sagte Regierungssprecher Steffen<br />

SeibertamMontag in Berlin. Die<br />

Bundesregierung stehe an der Seite<br />

der französischen Regierung in deren<br />

Bemühen, die öffentliche Sicherheit<br />

und Ordnung zu gewährleisten. (dpa)<br />

Russischer<br />

Menschenrechtler verurteilt<br />

Derrussische Menschenrechtler<br />

Ojub Titijew ist wegen angeblichen<br />

Drogenbesitzes zu vier Jahren Strafkolonie<br />

verurteilt worden. Dasentschied<br />

am Montag ein Gericht in der<br />

tschetschenischen Hauptstadt<br />

Grosny.Titijew leitete das Büroder<br />

Menschenrechtsorganisation Memorial<br />

in der russischen Teilrepublik<br />

Tschetschenien. DerAktivist wies die<br />

Vorwürfe stets zurück. Memorial warf<br />

der Polizei vor, Titijew die Drogen untergeschoben<br />

zu haben. (dpa)<br />

Grünen-Chef Habeck<br />

verteidigt Schüler-Demos<br />

DieSchülerstreiks für den Klimaschutz<br />

könnten noch wachsen,<br />

glaubt RobertHabeck –vor allem,<br />

wenn die Bundesregierung bei dem<br />

Thema so untätig bleibe.Das sagte<br />

der Grünen-Chef in der neuen Gesprächsreihe„<strong>Berliner</strong><br />

Salon“ des RedaktionsnetzwerkDeutschland<br />

(RND) am Montag im Hotel Adlon.<br />

Dass die Demonstranten dafür den<br />

Unterricht schwänzen, finde er nicht<br />

falsch –immerhin zeigten die jungen<br />

Leute,dass sie in der Schule„die Zusammenhänge“<br />

kapierthätten.„Man<br />

darfdieser Generation nicht die<br />

Ernsthaftigkeit absprechen!“ (sgey.)<br />

US-Geheimdienste nehmen<br />

Prinz Salman ins Visier<br />

Der saudische Kronprinz soll die Ermordung<br />

Jamal Khashoggis genehmigt haben. DPA<br />

Im Fall des ermordeten Journalisten<br />

Jamal Khashoggi erhärten US-Geheimdienstberichte<br />

einem <strong>Zeitung</strong>sbericht<br />

zufolge den Verdacht<br />

gegen den saudiarabischen Kronprinzen<br />

Mohammed bin Salman.<br />

DieNew York Times berichtete,der<br />

mächtige Thronfolger habe mehr als<br />

ein Jahr vorKhashoggis Ermordung<br />

eine Geheimaktion genehmigt, um<br />

Regierungskritiker zum Schweigen<br />

zu bringen. Im Zuge dieser Aktion<br />

wurden die Dissidenten dem Bericht<br />

zufolge überwacht, entführt, festgenommen<br />

und gefoltert. (AFP)<br />

Nato prangertrussische<br />

Aufrüstung auf Krim an<br />

Zumfünften Jahrestag der Krim-Annexion<br />

durch Moskau hat die Nato<br />

die Aufrüstung des russischen Militärs<br />

auf der Schwarzmeer-Halbinsel<br />

kritisiert. DasBündnis verurteile die<br />

„allgemeineVerstärkung der militärischen<br />

Mittel“ Russlands auf der Krim,<br />

hieß es in einer Stellungnahme.Zugleich<br />

zeigte sich die Nato besorgt angesichts<br />

russischer Bemühungen, die<br />

Militärpräsenz im SchwarzenMeer<br />

zu vergrößern. (AFP)<br />

Trauerdemonstration<br />

1000 Menschen kommen zur Beerdigung eines verstorbenen Neonazis und Hooligan nach Chemnitz<br />

VonMatthias Puppe und JanSternberg,<br />

Chemnitz<br />

Knapp 1000 Menschen haben<br />

am Montag in Chemnitz<br />

vondem verstorbenen<br />

Neonazi Thomas Haller<br />

Abschied genommen. Der Gründer<br />

des berüchtigten rechtsextremen<br />

Netzwerks HooNaRa („Hooligans,<br />

Nazis, Rassisten“) wurde auf dem<br />

Friedhof der St.-Michaelis-Kirche im<br />

Stadtteil Altchemnitz beigesetzt. Haller,<br />

neben seiner einflussreichen Tätigkeit<br />

in der rechtsradikalen Fanszene<br />

des Chemnitzer FC auch jahrelang<br />

Chef der Stadionsecurity des<br />

Vereins,war Anfang Märzgestorben.<br />

Bereits amVormittag hatte sich auf<br />

dem Parkplatz eines nahen Einkaufszentrums<br />

ein Trauerzug gebildet, der<br />

nach Schätzungen der Polizei allmählich<br />

auf 800 bis 1000 Menschen<br />

anwuchs. „Unter den Teilnehmern<br />

waren neben zahlreichen Personen<br />

aus dem gewaltbereiten Fußballumfeld<br />

auch Zugereiste aus dem Bundesgebiet,<br />

den osteuropäischen<br />

Nachbarländern und der Schweiz“,<br />

sagte Polizeisprecherin Jana Ulbricht.<br />

Eine Mobilisierung Tausender Hooligans<br />

aus dem In-und Ausland, so wie<br />

es die Behörden imVorfeld befürchtet<br />

hatten, blieb allerdings aus.<br />

Die Hooligans zogen eine Chemnitzer<br />

Ausfallstraße entlang. Aufeiner<br />

Schleife prangte ein Reichsadler, ein<br />

Eisernes Kreuz in der Mitte. „Möge<br />

die Heimaterde dir leicht sein“, stand<br />

auf der Schleife, unterzeichnet mit<br />

„Kreuzeiche Germania“.<br />

Zugereist aus Berlin und Dortmund<br />

Vordem Eingang zum Friedhof blieb<br />

derTrauerzug stehen, im Blick der Kamerateams<br />

und einer <strong>Berliner</strong> Polizei-Hundertschaft<br />

in Schutzausrüstung.<br />

Die Senioren am Fenster eines<br />

Hauses reckten die Köpfe. „Das sind<br />

doch ganz friedliche Menschen, die<br />

dort trauern“, sagte eine von ihnen<br />

und wirkte erleichtert. Ein anderer<br />

Chemnitzer schaute mit Wohlwollen<br />

auf die Hooligans.Ersagte: „Thomas<br />

Haller hat viel für Chemnitz getan. Er<br />

hat für Sicherheit und Ordnung gesorgt.<br />

Undnun verunglimpft ihn die<br />

Stadt als Nazi. Haben wir uns voneinem<br />

Nazi beschützen lassen?“<br />

Neben ihm stand der Hooligan-<br />

Experte RobertClaus.Erscannte die<br />

Gruppe,entdeckte Dortmunder und<br />

<strong>Berliner</strong> Hooligans unter den Trauernden.<br />

Wiesoll es jetzt weitergehen<br />

beim Chemnitzer FC? „Der Verein<br />

Die Teilnehmer des Trauerzugs am Montag in Chemnitz stammen aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet, aus osteuropäischen Nachbarländernund der Schweiz.<br />

DPA<br />

„Chemnitz ist seit Jahrzehnten das ruhige<br />

Hinterland für militante Neonazis.“<br />

Tim Detzner,<br />

Sprecher von „Chemnitz nazifrei“ und Linke-Politiker<br />

Mangelnde Beweislage<br />

hat immer nur symbolische Aktionen<br />

gemacht“, kritisierte Claus. „Er<br />

braucht jetzt eine vernetzte Fanarbeit<br />

zwischen Club, Fanprojekt und<br />

Polizei. Claus sprach von einer „etablierten<br />

toxischen Mischung von<br />

Hooligans, Neonazis, Security- und<br />

anderen Unternehmen“.<br />

Der Chemnitzer Linken-Politiker<br />

und Sprecher des Bündnisses<br />

„Chemnitz nazifrei“, Tim Detzner,<br />

forderte eine klarereHaltung vonPolizei<br />

und Staat gegenüber rechten<br />

Kräften in Chemnitz. Im Radioprogramm<br />

SWR Aktuell sagte er,bei vielen<br />

Verantwortlichen komme „immer<br />

wieder das Gefühl hoch, Chemnitz<br />

würde in eine negative Ecke gestellt.<br />

Genau dort liegt das Problem,<br />

denn Chemnitz hat nun mal gefestigte<br />

Nazi-Strukturen seit Jahren.“<br />

Polizei: Insgesamt störungsfrei<br />

In den Marsch selbst griff die Polizei<br />

nicht ein. „Dadie Trauer hier im Vordergrund<br />

stand, gab es für uns keinen<br />

Anlass“, sagte Ulbricht. Im Falle<br />

einer Eskalation seien die Kollegen<br />

aber gewappnet gewesen.<br />

Als der Sarg des verstorbenen Neonazis<br />

am Nachmittag den Friedhof<br />

erreichte, mussten die Beamten kurz<br />

einschreiten. Einige Begleiter waren<br />

auf Journalisten losgegangen und nötigten<br />

diese mit Drohgebärden zum<br />

Verschwinden. „Bis auf diese kurze<br />

Auseinandersetzung blieb es insgesamt<br />

allerdings störungsfrei“, so die<br />

Behördensprecherin weiter.<br />

Anfang März hatte eine Trauerfeier<br />

für den bekannten Neonazi im<br />

Stadion des Chemnitzer FC bundesweit<br />

für Aufsehen gesorgt. Beim Regionalliga-Spiel<br />

gegen den VSG Altglienicke<br />

zeigten die Fans eine Choreografie<br />

in Gedenken an Thomas<br />

Haller, auf der Anzeigetafel wurde<br />

eine Trauerbotschaft eingeblendet.<br />

CFC-Stürmer Daniel Frahn zeigte<br />

beim Torjubel ein T-Shirt mit der<br />

Aufschrift „SupportYour Local Hooligan“.<br />

Das Textil wird der Gruppe<br />

HooNaRazugeordnet.<br />

Am Montag erstattete der Chemnitzer<br />

FC wegen des angeblichen<br />

Missbrauchs seines Vereinslogos<br />

Strafanzeige gegen Unbekannt. Wie<br />

der Club auf seiner Homepage erklärte,<br />

seien bei der Bestattung von<br />

Thomas Haller „unter Verwendung<br />

des offiziellen Vereinslogos des<br />

Chemnitzer FC Trauerbekundungen<br />

aufgetaucht“. Das Vereinslogo sei<br />

dabei widerrechtlich gebraucht worden.<br />

(mit dpa, AFP)<br />

Im Prozess um die tödliche Messerattacke von Chemnitz beantragt die Verteidigung die Einstellung des Verfahrens<br />

VonAndreas Debski, Dresden<br />

Die Szene mutet martialisch an:<br />

DerStaatsanwalt liegt rücklings<br />

im Gerichtssaal, auf die rechte Seite<br />

gestützt. Dmitri M.steht breitbeinig<br />

über ihm, holt mit dem rechten Arm<br />

immer wieder aus –so, als würde er<br />

mehrfach zustechen. M. (38) ist einer<br />

der wichtigsten Zeugen im Prozess<br />

um die tödliche Messerattacke<br />

von Chemnitz: Der Russlanddeutsche<br />

stand nur wenige Meter entfernt,<br />

als sein Freund Daniel H. am<br />

26. August 2018 gegen 3.15 Uhr niedergestochen<br />

wurde.Der damals 35-<br />

Jährige starb kurze Zeit später an<br />

Herz-und Lungenverletzungen. Danach<br />

hatte es in Chemnitz Aufmärsche<br />

von Rechtsextremen und Ausschreitungen<br />

gegeben.<br />

Seit Montag soll nun die Tatvom<br />

Landgericht Chemnitz aufgerollt<br />

werden, das aus Sicherheitsgründen<br />

in Sachsens einzigen Hochsicherheitssaal<br />

am Oberlandesgericht Dresden<br />

umgezogen ist. MitAlaa S. (23) ist<br />

ein Asylbewerber aus Syrien angeklagt,<br />

auf Daniel H. eingestochen zu<br />

haben. Der Hauptverdächtige Fahrhad<br />

A. (22), ein Asylbewerber aus dem<br />

Irak, ist weiterhin auf der Flucht und<br />

Der Angeklagte Alaa S. (r.) wird am Montag in Dresden in den Gerichtssaal geführt. GETTY<br />

halb, dass das Verfahren wegen fehlenden<br />

Tatverdachts eingestellt werden<br />

soll. Sie sagt: „Es mangelt an<br />

handfesten Beweisen. Für eine Verurteilung<br />

bedarfesder Substanz, die<br />

für uns aktuell nicht ersichtlich ist.“<br />

Zudem betonte sie, dass ihr Mandant<br />

unschuldig sei. Über den Antrag<br />

ist vom Gericht noch nicht entschieden<br />

worden.<br />

Wieunübersichtlich die Situation<br />

in jener Nacht gewesen sein muss<br />

und wie schwierig das Verfahren<br />

werden wird, verdeutlicht schon die<br />

wird per internationalem Haftbefehl<br />

gesucht. DieAnklage lautet unter anderem<br />

auf gemeinschaftlichen Totschlag,<br />

weil bis heute unklar ist, wessen<br />

Messerstiche tödlich gewesen<br />

sind. Alaa S. bestreitet eine Tatbeteiligung,<br />

will sich laut den Anwälten<br />

momentan nicht äußern.<br />

DieVerteidiger werfen der Staatsanwaltschaft<br />

gleich zu Beginn „eklatante<br />

Ungereimtheiten“ in der Anklageschrift<br />

vor sowie „an sorgfältiger<br />

Aufklärung gespart“ zu haben.<br />

Anwältin Ricarda Lang fordert deserste<br />

Zeugenbefragung am Montag:<br />

Dmitri M., der ebenfalls von einem<br />

Messer am Rücken verletzt worden<br />

war, verstrickt sich in Widersprüche<br />

–seine kurz nach der Tatnacht zu<br />

Protokoll gegebenen Aussagen passen<br />

nicht immer zu dem, was er am<br />

Montag vor dem Gericht angibt. „Es<br />

war Chaos“, sagt Dmitri M.fast entschuldigend<br />

und wiederholt auf<br />

mehrfache Nachfrage der Vorsitzenden<br />

Richterin Simone Herberger:<br />

„Ich bin nicht sicher.“ Zwar kann der<br />

35-Jährige drei Asylbewerber auf Fotos<br />

identifizieren, die er nach dem<br />

Chemnitzer Stadtfest gesehen hat –<br />

allerdings ist fraglich, ob einer von<br />

ihnen tatsächlich an der Tatbeteiligt<br />

gewesen ist. DmitriM.kann dem Gericht<br />

nur mit Hilfe des Staatsanwaltes<br />

demonstrieren, dass jemand auf<br />

seinen Freund eingestochen hat –<br />

mehr nicht.<br />

Für den Prozess, der nächsten<br />

Dienstag fortgesetzt werden soll,<br />

sind bereits zwei Dutzend Verhandlungstage<br />

bis Oktober terminiert.<br />

Zum Auftakt waren sowohl Vertreter<br />

der als rechtsextrem eingestuften<br />

Bewegung „Pro Chemnitz“ als auch<br />

Asylbewerber im Sicherheitssaal als<br />

Zuschauer anwesend.<br />

Chaos<br />

im<br />

Königreich<br />

Brexit-Deal-Abstimmung<br />

droht erneut zu scheitern<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Im Königreich kann man derzeit<br />

leicht den Überblick verlieren.<br />

Wird der Brexit verschoben? Oder<br />

doch nicht? Treten die Briten mit<br />

Deal aus? Oder ohne Vertrag? Wird<br />

am Ende der Brexit ganz annulliert?<br />

Könnte alles passieren.<br />

Möglicherweise kommt es darauf<br />

an, ob das Parlament diese Woche<br />

noch einmal über das zwischen London<br />

und Brüssel verhandelte Scheidungsabkommen<br />

abstimmen darf.<br />

DasBrexit-Drama zieht sich vonWoche<br />

zu Woche,das Chaos wirdimmer<br />

komplexer. Und nun schaltete sich<br />

auch noch Unterhaussprecher John<br />

Bercow ein und warnte May mit Verweis<br />

auf eine Regel aus dem 17. Jahrhundert,<br />

sie könne nicht den „im Wesentlichen<br />

gleichen“ Deal ein drittes<br />

Mal dem Parlament vorlegen, ohne<br />

dass dieser zuvor verändert wurde.<br />

Die Premierministerin muss am<br />

Donnerstag wohl mit leeren Händen<br />

zum EU-Gipfel reisen. Für weniger<br />

Eingeweihte mutete es ohnehin<br />

merkwürdig an, dass dieser Tage<br />

viele Polit-Beobachter bereits voneiner<br />

vierten Unterhausabstimmung<br />

sprachen, obwohl das von May angekündigte<br />

dritte Votum noch nicht<br />

einmal stattgefunden hat. Eigentlich<br />

sollte die Entscheidung an diesem<br />

Dienstag fallen. So lautete der Plan.<br />

Nicht ohne die Stimmen der DUP<br />

Doch wieder einmal schien die Regierungschefin<br />

in letzter Minute ihr Versprechen<br />

zu kassieren. Medien berichteten,<br />

dass die Abstimmung kurzfristig<br />

abgesagt werden soll, da hatte<br />

Bercow noch nicht einmal gesprochen.<br />

May wolle den Deal erst dem<br />

Parlament vorlegen, wenn es bei diesem<br />

dritten Anlauf eine Aussicht auf<br />

Erfolg gebe, bestätigten mehrere Minister.<br />

Der aber führt nach Ansicht<br />

der Konservativen nur über die erzkonservativenordirische<br />

Unionistenpartei<br />

DUP, auf deren Stimmen die<br />

Minderheitsregierung der Premierministerin<br />

angewiesen ist. Die EU-<br />

Skeptiker aus dem Norden lehnen<br />

jegliche Sonderrolle Nordirlands ab.<br />

Bislang auch das Abkommen.<br />

Seit Tagen laufen hinter den Kulissen<br />

die Gespräche. Mit der Unterstützung<br />

der DUP könnten auch<br />

viele bislang rebellierenden Brexit-<br />

Hardliner in einem Domino-Effekt<br />

ihren Widerstand aufgeben und<br />

doch für den Vertrag stimmen.<br />

Knapp würde es für May trotzdem<br />

werden. Erst am Dienstag vergangenerWoche<br />

hatte das in etliche Brexit-<br />

Lager zersplitterte Parlament den<br />

Kompromiss mit großer Mehrheit<br />

zum zweiten Mal abgelehnt und der<br />

Premierministerin erneut eine krachende<br />

Niederlage beschert.<br />

Ständiger Streitpunkt ist der sogenannte<br />

Backstop. Es handelt sich<br />

hierbei um die im Vertrag festgeschriebene<br />

Garantie für eine offene<br />

Grenzezwischen der Republik Irland<br />

und der zum Königreich gehörenden<br />

Provinz Nordirland. Die Brexit-Hardliner<br />

befürchten, Großbritannien<br />

könnte auf Dauer an die EU gekettet<br />

bleiben. Sie fordern eine rechtlich<br />

bindende zeitliche Befristung oder<br />

ein einseitiges Kündigungsrecht des<br />

Backstop. Das lehnt die EU ab, wie<br />

auch den Wunsch, das Vertragspaket<br />

noch einmal aufzuschnüren.<br />

Noch ist nicht einmal klar, obdie<br />

übrigen 27 Mitgliedstaaten einer<br />

vom britischen Parlament geforderten<br />

Verlängerung der Scheidungsfrist<br />

zustimmen wollen. Zumindest<br />

ein dreimonatiger Aufschub scheint<br />

unausweichlich, selbst wenn in den<br />

nächsten Tagen der Austrittsdeal<br />

vom Parlament gebilligt werden<br />

sollte. Zuknapp ist die Zeit, um den<br />

Brexit bis zum 29. März formal korrekt<br />

abzuwickeln und die innerstaatliche<br />

Gesetzgebung anzupassen, wie<br />

Experten betonen. Aber auch sie halten<br />

nichts mehr für ausgeschlossen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 5 **<br />

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Politik<br />

Terrorakt oder Beziehungstat?<br />

Bei einem Angriff in einerStraßenbahn in Utrecht werden dreiMenschen getötet,weitere schwerverletzt.Der mutmaßliche Täter ist gefasst. SeinMotiv bleibt unklar<br />

Ein 37-jähriger Mann soll in<br />

einer Straßenbahn im niederländischen<br />

Utrecht am<br />

Montagmorgen drei Menschen<br />

erschossen haben. Fünf weitere<br />

Fahrgäste wurden verletzt, drei<br />

von ihnen befanden sich in kritischem<br />

Zustand, teilte die Polizei mit.<br />

Am Abend wurde der Hauptverdächtige<br />

bei einer Wohnungsdurchsuchung<br />

in Utrecht festgenommen. Bei<br />

ihm handelt es sich um den gebürtigen<br />

Türken Gökmen T.. Über das<br />

Motiv des Täters wurde gerätselt.<br />

Bundespolizei im Einsatz<br />

DiePolizei hält einen Terrorakt, aber<br />

auch eine Beziehungstat für möglich.<br />

Utrecht liegt 75 Kilometer entfernt<br />

von der deutschen Grenze,<br />

auch die Bundespolizei war im Einsatz.<br />

Zunächst hatte Utrechts Bürgermeister<br />

Jan van Zanen in einer Videobotschaft<br />

gesagt: „Wir gehen<br />

von einem terroristischen Motiv<br />

aus.“ Am Nachmittag sagte dann<br />

Polizeisprecher Bernard Jens dem<br />

niederländischen NOS-Rundfunk:<br />

„Es könnte auch sein, dass es eine<br />

Beziehungstat ist.“<br />

Der niederländische Ministerpräsident<br />

Mark Rutte sprach voneinem<br />

„Anschlag“ und fügte am<br />

Abend hinzu: „Aber ob es ein terroristisches<br />

Motiv gab, das müssen<br />

wir noch herausfinden.“ Rutker Jeuken<br />

vom Innenministerium sagte:<br />

„Im Augenblick denken wir, dass es<br />

Polizisten sichernamMontag den TatortinUtrecht. Die Straßenbahn, in der Schüsse fielen, steht etwaeinen Kilometer von der Altstadt entfernt.<br />

ein terroristisches Motiv sein<br />

könnte, aber wir können auch anderes<br />

nicht ausschließen.“<br />

VonZeugen gab es unterschiedliche<br />

Hinweise zu der Tat. Augenzeuge<br />

Daan Molenaar erklärte im NOS-Radio,<br />

nach seinem Eindruck habe es<br />

der Täter gezielt auf eine Frau abgesehen<br />

gehabt. AndereZeugen wollen<br />

dagegen gehört haben, dass vier<br />

Männer „Allahu Akbar“ (Gott ist<br />

groß) bei der Tatgerufen hätten, wie<br />

die Amsterdamer <strong>Zeitung</strong> HetParool<br />

berichtete. Eine Sprecherin der Polizei<br />

Utrecht sagte dazu der Deutschen<br />

Presse-Agentur: „Das können<br />

wir nicht bestätigen.“<br />

Die Hinweise auf eine mögliche<br />

Beziehungstat mehrten sich aber.<br />

Nach Informationen des niederländischen<br />

Fernsehens vernahm die<br />

Polizei den Bruder des 37-Jährigen,<br />

ohne dass zunächst Details bekannt<br />

wurden. Die staatliche türkische<br />

Nachrichtenagentur Anadolu berichtete<br />

unter Berufung auf nicht<br />

näher benannte Verwandte von T.,<br />

dass er in der Straßenbahn auf eine<br />

Frau wegen einer Familienangelegenheit<br />

geschossen habe. Dann<br />

habe er das Feuer auf die Menschen<br />

eröffnet, die der Frau hätten helfen<br />

wollen.<br />

AFP/ROBIN VAN LONKHUIJSEN<br />

T. ist polizeibekannt. „Wir wissen<br />

relativ viel über ihn“, sagte Jeuken<br />

vom Innenministerium. Der mutmaßliche<br />

Täter hat nach Medienberichten<br />

ein langes Vorstrafenregister,<br />

im Dezember 2013 wurde er wegen<br />

versuchten Mords verurteilt, vor<br />

zwei Wochen begann eine Verhandlung<br />

wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs.<br />

Darüber hinaus wurde er<br />

wegen Ladendiebstahls, Sachbeschädigung<br />

und Beleidigung vorGericht<br />

gestellt.<br />

Im Zusammenhang mit der Tat<br />

wurde nach Angaben der Polizei ein<br />

zweiterVerdächtiger festgenommen.<br />

Es sei aber unklar,inwieweit er beteiligt<br />

gewesen sei. Der Vorwurf laute<br />

auf Verdacht des Totschlags mit einem<br />

terroristischen Motiv.<br />

Nach dem Angriff hatte die zuständige<br />

Behörde bereits die höchste<br />

Terrorwarnstufe für die Provinz ausgerufen,<br />

die am Abend aber wieder<br />

etwas herabgestuft wurde. In<br />

Deutschland hatte die Bundespolizei<br />

ander Grenze zuden Niederlanden<br />

daraufhin ihre Kontrollen an<br />

Straßen und in Zügen verstärkt.<br />

Fahndung nach rotem Auto<br />

Die niederländische Polizei veröffentlichte<br />

auch Fotos des verdächtigen<br />

Mannes aus der Straßenbahn.<br />

Darüber hinaus entdeckte die Polizei<br />

ein nach dem Anschlag gesuchtes,<br />

rotes Fahrzeug. Zuvorhatte es geheißen,<br />

es würden Berichte geprüft, wonach<br />

ein Verdächtiger mit einem roten<br />

Auto geflohen sein soll. Es gab<br />

mehrere Wohnungsdurchsuchungen.<br />

Die Menschen wurden aufgefordert,<br />

in ihren Wohnungen zu bleiben,<br />

später gab es Entwarnung.<br />

Nach Angaben der Polizei fielen<br />

die Schüsse gegen 10.45 Uhr. Der<br />

Vorfall ereignete sich im Westen der<br />

Stadt, etwa ein Kilometer entfernt<br />

von der Altstadt. Utrecht hat etwa<br />

350 000 Einwohner. (dpa)<br />

Neuseelands Regierung<br />

verschärft Waffengesetze<br />

Moschee-Attentäter will sich selbst verteidigen<br />

Neuseeland hat nach dem rassistisch<br />

motivierten Anschlag auf<br />

zwei Moscheen in Christchurch mit<br />

der Verschärfung seiner Waffengesetze<br />

begonnen. Premierministerin<br />

Jacinda Ardernkündigte am Montag<br />

nach einer Krisensitzung des Kabinetts<br />

strengere Regelungen an, die<br />

„so schnell wie möglich“ in Kraft treten<br />

sollten. Ihre Koalition sei sich<br />

darin einig. Aus Respekt vor den 50<br />

Todesopfern des Doppelanschlags<br />

wurde Neuseelands größte Waffenmesse<br />

abgesagt, die am nächsten<br />

Wochenende stattfinden sollte.<br />

Im Krankenhaus werden noch 31<br />

Verletzte behandelt. Nahe einer der<br />

betroffenen Moscheen in der Deans<br />

Avenue legten Menschen Blumen<br />

und Trauerbekundungen ab. Am<br />

Abend versammelten sich Hunderte<br />

Schüler am Park gegenüber zu einer<br />

„Unsere Welt hat<br />

sich für immer<br />

geändert. Deshalb<br />

werden sich auch<br />

unsere Gesetze<br />

ändern.“<br />

Außenminister Winston Peters<br />

Mahnwache. Der mutmaßliche Täter<br />

Brenton Tarrant war am Freitag<br />

von der Polizei gestellt und festgenommen<br />

worden. Dem 28-jährigen<br />

Rechtsextremisten aus Australien<br />

droht wegen vielfachen Mordes lebenslange<br />

Haft. Nach Einschätzung<br />

der Polizei hat Tarrant keine Komplizenfür<br />

sein Doppelattentat gehabt.<br />

Ardern sagte in der Hauptstadt<br />

Wellington, das Kabinett sei sich „im<br />

Prinzip“ über härtere Gesetze einig.<br />

Details sollen innerhalb der nächsten<br />

zehn Tage folgen. Außenminister<br />

Winston Peters vom populistischen<br />

Koalitionspartner NZF, der solche<br />

Pläne bislang abgelehnt hatte, sagte:<br />

„Unsere Welt hat sich für immer verändert.<br />

Deshalb werden sich auch unsere<br />

Gesetze ändern.“ In Neuseeland<br />

darfman bislang nach einer Überprüfung<br />

schon mit 16 JahrenWaffen besitzen.<br />

DieRegierung ermunterte Besitzer<br />

imLand, ihre Waffen der Polizei<br />

freiwillig auszuhändigen.<br />

Der Australier hatte bei seiner<br />

Festnahme nach dem Überfall auf<br />

die beiden Moscheen fünf Waffen<br />

und auch Sprengstoff bei sich. Er besitzt<br />

seit 2017 einen neuseeländischen<br />

Waffenschein. Derneuseeländische<br />

Online-Waffenhändler Gun<br />

City bestätigte, dass Tarrant sich<br />

mindestens vier Waffen sowie Munition<br />

übers Internet bestellt habe. Alles<br />

sei legal vonstatten gegangen.<br />

Eine Halbautomatik-Waffe, die in<br />

Aufnahmen der Bluttat zu sehen war,<br />

müsse der Täter jedoch anderswo erworben<br />

haben, sagte der Gun-City-<br />

Betreiber David Tipple.<br />

Tarrant will sich vorGericht selbst<br />

verteidigen. Derbisherige Pflichtverteidiger<br />

Richard Peters sagte dem<br />

New Zealand Herald, der Australier<br />

habe ihn von seinem Mandat entbunden.<br />

Peters äußerte die Vermutung,<br />

dass der ehemalige Fitnesstrainer<br />

den Prozess als Plattform für<br />

seine „ziemlich extremen Ansichten“<br />

nutzen will. „Aufgabe des Richters<br />

wird sein, damit umzugehen.“<br />

Tarrant habe auf ihn den Eindruck<br />

gemacht, bei klarem Verstand und<br />

psychisch stabil zu sein. Er habe weder<br />

Reue noch Mitleid gezeigt.<br />

Indessen hat die Terrormiliz Islamischer<br />

Staat (IS) Vergeltung angekündigt.<br />

Die„Anführer der Ungläubigen“<br />

hätten über die Opfer des „Massakers“<br />

nur Krokodilstränen vergossen,<br />

sagte IS-Sprecher Abual-Hassan<br />

al-Muhadschir in einer am Montagabend<br />

verbreiten Audiobotschaft.Die<br />

Tötungsszenen aus den beiden Moscheen<br />

spornten jedoch die IS-Anhänger<br />

an, ihre Glaubensbrüder zu<br />

rächen. Die Echtheit der mehr als 40<br />

Minuten langen Botschaft konnte zunächst<br />

nicht überprüft werden. (dpa)<br />

Fossilfrei leben<br />

innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />

vattenfall.de/fossilfrei


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Autozulieferer Leoni will<br />

2000 Stellen streichen<br />

Derangeschlagene Autozulieferer<br />

und Kabelhersteller Leoni rutscht<br />

immer tiefer in die Krise.2000 Stellen<br />

sollen nun gestrichen werden,<br />

500 davon in Hochlohnländernwie<br />

Deutschland, wie das Unternehmen<br />

mitteilte.Mit einem Sparprogramm<br />

sollen die strukturellen Kosten bis<br />

2022 um 500 Millionen Euro im Vergleich<br />

zu 2018 gesenkt werden. Ziel<br />

sei es,profitabler zu werden, erläuterte<br />

der seit September amtierende<br />

Konzernchef Aldo Kamper am Montag.<br />

Im vergangenen Jahr war der<br />

Gewinn vorZinsen und Steuernum<br />

gut ein Drittel auf 144 Millionen<br />

Euro abgerutscht. Unter dem Strich<br />

halbierte sich der Konzernüberschuss<br />

auf 73 Millionen Euro. (dpa)<br />

EU fordert Gratisölwechsel<br />

bei Autorückrufen<br />

Im Zuge des Abgasskandals sollten<br />

Autobauer aus Sicht der EU-Kommission<br />

den Kunden mehr Anreize<br />

bei Fahrzeugrückrufen geben. Dazu<br />

gehörten etwa kostenlose Ölwechsel,<br />

kostenlose Abholung sowie die<br />

Bereitstellung vonErsatzfahrzeugen,<br />

hieß es in einem am Montag<br />

vonIndustriekommissarin Elzbieta<br />

Bienkowska vorgestellten Strategiepapier.EU-Staaten<br />

sollten zudem<br />

verpflichtende Rückrufe für Updates<br />

erwägen. Bienkowska war im Skandal<br />

um zu hohe Stickoxidwerte bereits<br />

in der Vergangenheit hartmit<br />

Autobauernins Gericht gegangen.<br />

DerSkandal war durch das Bekanntwerden<br />

vonAbgasmanipulationen<br />

bei VW ins Rollen geraten. (dpa)<br />

7Prozent der importierten<br />

Waren sind gefälscht<br />

Immer wieder ziehtder Zoll gefälschte<br />

Turnschuhe ein. FOTO: JULIAN STRATENSCHULTE/DPA<br />

Weltweit werden gefälschte und unerlaubt<br />

hergestellte WarenimWert<br />

gut 460 Milliarden Euro gehandelt–<br />

allein in der EU liegt der Anteil von<br />

Fälschungen am Importbei fast<br />

7Prozent. Dasentspricht einem<br />

Wert von121 Milliarden Euro,wie<br />

aus einer Studie der Organisation für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) hervorgeht.<br />

DieDaten des Berichts beziehen<br />

sich auf das Jahr 2016. DenBerechnungen<br />

nach ist der Anteil gefälschter<br />

WarenamWelthandel seit<br />

2013 um 0,8 Prozentpunkte auf<br />

3,3 Prozent gestiegen. (dpa)<br />

Arbeitsagentur plant<br />

bessere Datenerfassung<br />

DieBundesagentur für Arbeit (BA)<br />

in Nürnbergwill nach Kritik aus<br />

dem Bundesrechnungshof die<br />

Datenerfassung für die Arbeitslosenstatistik<br />

verbessern. Jobcenter<br />

sollen anders als bisher dazu verpflichtet<br />

werden, IT-Abfragesysteme<br />

zu nutzen, um die Fehler bei der Erfassung<br />

vonHartz-IV-Empfängern<br />

zu vermeiden, sagte eine BA-Sprecherin.<br />

Eine entsprechende Weisung<br />

sei in Arbeit. DerBundesrechnungshof<br />

hatte bemängelt, dass im April<br />

2017 rund 115000 Menschen Leistungen<br />

erhielten, obwohl sie nicht<br />

als arbeitslos gemeldet waren. Die<br />

BA erklärte,dass es sich weder um<br />

Manipulationen noch um systematische<br />

Fehler handle. (dpa)<br />

Die Nationalkickerhabenihren Auftrittnun in VW-Werbespots.<br />

Von Frank Hellmann<br />

Nein, es klebte am Montag<br />

kein Konterfei eines<br />

deutschen Nationalspielers<br />

an einem der mächtigen<br />

Schornsteine, die der Autostadt<br />

Wolfsburg ihre Silhouette verleihen.<br />

Die vier markanten Erkennungszeichen<br />

am Mittellandkanal werden bei<br />

Bedarf auch mal gesondert illuminiert,<br />

aber so viel Strahlkraft besitzt<br />

der Fußball dann doch nicht.<br />

Gleichwohl wird der Schulterschluss<br />

unübersehbar demonstriert,<br />

den die Volkswagen AG als größter<br />

deutscher Autobauer mit rund<br />

655 000 Mitarbeitern weltweit und<br />

der Deutsche Fußball-Bund (DFB)<br />

als größter deutscher Sportverband<br />

mit mehr als sieben Millionen Mitgliedern<br />

eingegangen sind: Vorder<br />

werkseigenen Arena stand schon vor<br />

der Mannschaftsbus bereit, mit dem<br />

künftig deutsche Nationalspieler zu<br />

ihren Länderspielen chauffiert werden.<br />

Vorder ersten Trainingseinheit<br />

wurde die Übergabe des Luxusgefährts<br />

feierlich zelebriert.<br />

Zugleich ist die lange Partnerschaft<br />

mit Mercedes-Benz zu Ende<br />

gegangen. Luxuskarossen aus<br />

schwäbischer Produktion begleiteten<br />

den DFB seit 1972, als Generalsponsor<br />

waren die Stuttgarter seit<br />

1992 dabei. Speziell der smarten<br />

Weltmeistergeneration mit Philipp<br />

Lahm, Bastian Schweinsteiger und<br />

Spielgefährten passte der Stern irgendwann<br />

prima.<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Als Autovermieter kann Sixt eine<br />

ausgesprochene Erfolgssträhne<br />

vorweisen. „Wir haben 2018 Europcar<br />

überholt und sind jetzt in Europa<br />

die Nummer eins“, sagte Firmenpatriarch<br />

Erich Sixt zur Bilanzvorlage in<br />

München. Das fünfte Rekordjahr in<br />

Folge brachte gut 12 Prozent Umsatzplus<br />

auf mehr als 2,9 Milliarden<br />

Euro und mehr als eine Verdoppelung<br />

des Jahresüberschusses auf<br />

439 MillionenEuro.Selbstwennman<br />

den Verkaufserlös beim Ausstieg aus<br />

der BMW-Carsharing-Firma Drive<br />

Now abzieht, bleibt noch ein üppiges<br />

Gewinnplus.<br />

Glaubt man dem Senior von Sixt,<br />

kommen die wirklich guten Zeiten<br />

aber erst noch. Denn vor zwei Wo-<br />

Zwei in der Sinnkrise<br />

Volkswagenlöst Daimler als Sponsor der Fußball-Nationalmannschaft ab<br />

Der auf Trainingsanzügen und<br />

Trikots sichtbare Wachwechsel fällt<br />

nun mitten in die größte Sinnkrise<br />

des deutschen Fußballs der Neuzeit.<br />

Fast kurios, dass ein Konzern mit<br />

235 Milliarden Euro Jahresumsatz<br />

seine mit dem hausgemachten Abgasskandal<br />

verlorene Reputation<br />

nun über die im Ansehen ebenfalls<br />

tief gestürzte deutsche Nationalelf<br />

wiedergutmachen will.<br />

„Wir wollen über den Fußball wieder<br />

nahbarer werden“, sagt der für<br />

die VW-Sportkommunikation zuständige<br />

Gerd Voss, ehemals Pressechef<br />

beim FC Schalke 04. Ähnlich<br />

klingt auch der DFB-Generalsekretär<br />

Friedrich Curtius: „Wir befinden uns<br />

beide in einem Wandel.“ Niemand<br />

macht im Verband einen Hehl daraus,dassderneueMobilitätspartner<br />

besser zahlt als der alte: Kolportiert<br />

werden 25 bis 30 Millionen Euro pro<br />

Jahr –ungefähr das Dreifache des bisherigen<br />

Betrags. Vor der Verbandszentrale<br />

in der Otto-Fleck-Schneise<br />

im Frankfurter Stadtwald stehen auf<br />

den reservierten Parkplätzen längst<br />

Sixt expandiert –auch digital<br />

Der Autovermietersieht sichauf dem Weg zum globalen Mobilitätsdienstleister<br />

chen hat das börsennotierte Familienunternehmen<br />

eine Digitaloffensive<br />

gestartet, die das Wachstum<br />

noch beschleunigen soll. DieRendite<br />

wird darunter allerdings zunächst<br />

leiden: 2019 soll deutlich mehr Umsatz<br />

bei stabilem Gewinn bringen.<br />

Genauer wollte der 74-Jährige nicht<br />

werden, weil die Konjunktur derzeit<br />

unwägbar und die Auslastung<br />

schwer vorhersehbar sei. Zudem<br />

kostet die Digitalisierung des Geschäfts<br />

auch Geld. Andererseits sind<br />

die Prognosen der Bayern traditionell<br />

sehr zurückhaltend und werden<br />

meist während des Jahres erhöht.<br />

Die Ungewissheiten wachsen<br />

aber fraglos auch, weil Sixt bekannte<br />

Pfade verlässt. Sinnbild dafür ist eine<br />

Appfür die neue Mobilitätsplattform<br />

Sixt One, die von Autovermietung<br />

Modelle aus der VW-Luxusklasse.<br />

Richtig aktiviert wird das Engagement<br />

aber erst jetzt, mit dem Länderspielauftakt<br />

2019 in Wolfsburg –die<br />

Vergabe in die Stadt der Autos ist eine<br />

kleine Verbeugung vor dem Geldgeber,der<br />

sich gleich bis 2024 den DFB<br />

gebunden hat.<br />

Fußball-Deutschland blickt mit<br />

dem Freundschaftsspiel gegen Serbien<br />

zwangsläufig auf den Standort<br />

„Wir wollen über den Fußball<br />

wieder nahbarer werden.“<br />

Gerd Voss,VW-Sportkommunikation<br />

im östlichen Niedersachsen. Niemand<br />

kann sich in der 130000-Einwohnerstadt<br />

dem Dreiklang Unternehmen-Verein-Stadt<br />

entziehen,<br />

weil fast 60 000 Menschen am<br />

Stammsitz beschäftigt sind. Am Freitagvormittag<br />

werden Manuel Neuer<br />

und Kollegen zusätzlich einen<br />

Werksbesuch unternehmen.<br />

VW-Marketingchef Jochen Sengpiehl<br />

hat auf einer Sportbusinessmesse<br />

kürzlich ausführlich erläutert,<br />

was sich die Firmenkommunikation<br />

von solchen Doppelpässen erhofft:<br />

„Natürlich spielt die Imagekomponente<br />

eine große Rolle. Wir geben<br />

weltweit 1,6 Milliarden Dollar für<br />

über Carsharing bis zu Fahrtdiensten<br />

alles unter ein digitales Dach bringt.<br />

Mit ihr können Sixt-Kunden per<br />

Smartphone Autos ab wenigen Minuten<br />

(Carsharing) bis zu mehreren<br />

Wochen (klassische Autovermietung)ausleihen,sobalddieFlottevon<br />

global 270 000 Fahrzeugen entsprechend<br />

ausgerüstet ist. In Berlin und<br />

neuerdings auch in Hamburgist das<br />

bereits der Fall.<br />

Genauer wird Sixt nicht, um die<br />

Konkurrenz nicht vorzuwarnen. In<br />

Deutschland ist das vor allem die<br />

jüngst geschmiedete Mobilitätsallianz<br />

aus BMW und Daimler.Als Konkurrent<br />

des US-Fahrtenvermittlers<br />

Uber sieht sich Sixt dagegen nicht. In<br />

diesem Segment setzen die Bayern<br />

auf Kooperation und haben sich dabei<br />

unter anderem mit dem Uber-<br />

FOTO: VOLKSWAGEN AG/ FIRO SPORTPHOTO/RALF IBING<br />

MarketingundMediaaus.Esgehtdarum,<br />

die höchstmögliche Effizienz zu<br />

erzielen, um nicht mit der Schrotflinte<br />

auf Spatzen zu schießen.“ In der<br />

Firmenzentrale wurde dazu eigens<br />

eine Arbeitsgruppe namens „Volkswagen<br />

FC“ eingerichtet.<br />

Der Fußball soll VW in Krisenzeiten<br />

noch mehr als Kommunikationsvehikel<br />

dienen, um die Transformation<br />

ins digitale Zeitalter und den<br />

Einstieg in die Elektromobilität<br />

glaubwürdiger zu gestalten, wie Voss<br />

erläutert. DenDFB-Pokal präsentiert<br />

der Konzern seit 2012, die Nationalmannschaftswettbewerbe<br />

der UEFA<br />

seit 2018. Und eswird versichert, in<br />

Zukunft noch mehr auf Fans,Frauen<br />

und Jugend einzugehen. DerLeitsatz<br />

des Chefvermarkters Sengpiehl entstammt<br />

einer PR-Lehrfibel: „Fußball<br />

begeistert Menschen aller Couleur.<br />

Volkswagen steht für Volkssport.“<br />

Die von ihm als „Wertekampagne“<br />

titulierte Imagepolitur würde allerdings<br />

noch überzeugender klingen,<br />

gäbe es nicht das neueste Sparprogramm<br />

bei VW. Bereits 2016 war<br />

der Abbau von weltweit 30 000 Stellen<br />

verabschiedet worden, nun sollen<br />

wegen der Investitionen in Elektromobilität<br />

und Digitalisierung weitere<br />

5000 bis 7000 Arbeitsplätze in<br />

Produktion und Verwaltung entbehrlich<br />

sein. Diemeisten davon gibt<br />

es in Wolfsburg, wo am Mittwoch<br />

eine brisante Betriebsversammlung<br />

stattfindet, bei der 20 000 Mitarbeiter<br />

erwartet werden. Es gibt auch mal<br />

Wichtigeres als den Fußball.<br />

Konkurrenten Lyft sowie weltweit<br />

1500 anderen Partnernverbündet.<br />

DasKerngeschäft der Vermietung<br />

verschmelze mit Carsharing, die<br />

Fahrtenvermittlung solle diesem Geschäft<br />

neue Kunden zuführen, erklärte<br />

Firmenjunior Alexander Sixt<br />

die Strategie. Fahrtenvermittlung<br />

gegen Provision bringe zwar keine<br />

nennenswerten Umsätze oder Gewinne<br />

–aber Kundenkontakte.<br />

Ziel ist es, alle Mietwagen künftig<br />

per App und Smartphone ausleihen<br />

und die Wagen öffnen zu können.<br />

Dasbeschleunige auch die Auslandsexpansion.<br />

So rechnet Sixt damit,<br />

dass die USA in etwa fünf Jahren vor<br />

Deutschland zum wichtigsten Einzelmarkt<br />

aufsteigen. Derzeit steuert<br />

der deutsche Heimatmarkt noch das<br />

Vierfache an Umsätzen bei.<br />

Per ICE<br />

in vier Stunden<br />

nach Köln<br />

BahnplantNeubau<br />

einer Schnellfahrstrecke<br />

Von Michael Evers<br />

Die Deutsche Bahn will auf einer<br />

ihrer am stärksten nachgefragten<br />

Strecken von Berlin Richtung<br />

Ruhrgebiet richtig Tempo machen.<br />

Um innerhalb von vier Stunden von<br />

der Bundeshauptstadt nach Köln zu<br />

kommen,isteineneue ICE-Trassefür<br />

Tempo 300 zwischen Hannover und<br />

Bielefeld in Planung, sagte der Bahnbeauftragte<br />

der Bundesregierung,<br />

Enak Ferlemann (CDU).<br />

Bisher war lediglich ein Ausbau<br />

für maximal 230 Kilometer proStunde<br />

geplant. Dies reicht nach neuen<br />

Überlegungen aber nicht aus, um<br />

den vom Bundesverkehrsministerium<br />

geplanten „Deutschlandtakt“<br />

mit schnellen Anschlüssen in alle<br />

Landesteile umzusetzen.<br />

Mit der neuen ICE-Trasse, deren<br />

Bau knapp 1,9 Milliarden Euro kosten<br />

soll, könnten mehr Fahrgäste für<br />

die schnelle und ökologische Schiene<br />

gewonnen und weniger an den innerdeutschen<br />

Flugverkehr abgegeben<br />

werden, sagte Ferlemann. „Heraus<br />

kommt nachher ein Halbstundentakt,<br />

das ist doch ein Traum für<br />

die Gesamtregion.“ Bisher pendelt<br />

der ICE stündlich zwischen Köln und<br />

Berlin und benötigt rund vier Stunden<br />

und 40 Minuten.<br />

Berlin–Münchenist Vorbild<br />

Als Vorbild nannte Ferlemann die<br />

Ende2017inBetriebgegangeneneue<br />

ICE-Trasse von Berlin nach München.<br />

Aufder Verbindung verdoppelte<br />

die Bahn im ersten Jahr die Zahl<br />

ihrer Fahrgäste und löste das Flugzeug<br />

als meistgenutztes Verkehrsmittel<br />

ab.Die Fahrzeit sank dank der<br />

neuen Strecke von sechs auf vier<br />

Stunden in den schnellsten Zügen,<br />

den sogenannten Sprintern.<br />

DiePlanungen für die neue Trasse<br />

zwischen Hannover und Bielefeld<br />

sollten in diesem Jahr so weit vorangetrieben<br />

werden, dass im kommenden<br />

Jahr bei einem Dialogforum mit<br />

Bürgern und Kommunen über eine<br />

Vorzugsvariante beraten werden<br />

könne, sagte Ferlemann. Bevorzugt<br />

werde eine Trassenführung entlang<br />

der Autobahn 2. Die Deutsche Bahn<br />

wollte sich zu den Planungen noch<br />

nicht äußern, auch die Verkehrsministerien<br />

in Düsseldorf und Hannover<br />

verwiesen auf die Planungshoheit<br />

des Bunds.<br />

„Wir müssen zwischen Hannover<br />

und Bielefeld mit 300 Kilometernpro<br />

Stunde fahren, um die Fahrzeit zwischen<br />

Hannover und Hamm auf<br />

unter eine Stunde zu drücken“, sagte<br />

Ferlemann. Dann könnten die großen<br />

Knotenbahnhöfe so angefahren<br />

werden, dass auch der Umstieg in andere<br />

Regionen funktioniert und alle<br />

von dem schnellen Zug profitieren.<br />

Zwischen Hannover und Hamm ist<br />

die Bahn dafür derzeit noch zu langsam,<br />

die Fahrzeit beträgt im Moment<br />

eine Stunde und 35 Minuten.<br />

Schneller nachAmsterdam<br />

Auch die Züge zwischen Berlin und<br />

Amsterdam sollen von der Neubautrasse<br />

profitieren. Die Niederländer<br />

hatten sich kürzlich in Berlin vehement<br />

für eine Beschleunigung starkgemacht.<br />

Bereits vor dem Bau der<br />

neuen ICE-Trasse soll der Wegfall<br />

kleinerer Halte in beiden Länderngeprüft<br />

werden, sagte der Bahnbeauftragte.Ab2023<br />

soll zudem ein neuer,<br />

beim spanischen Hersteller Talgo georderter<br />

Zug auf der Strecke fahren,<br />

womit der zeitraubende Lokwechsel<br />

an der Grenzewegfällt.<br />

In der Region, durch die die neue<br />

Bahnstrecke verlaufen soll, formiert<br />

sich unterdessen Protest. Sieben<br />

Kommunen vonPorta Westfalica bis<br />

Seelze haben sich zusammengeschlossen<br />

und in einer „Nenndorfer<br />

Erklärung“ eine Neubaustrecke fernab<br />

der bestehenden Strecke abgelehnt,<br />

die die Natur zerschneide und<br />

Wohngebiete beeinträchtige.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11657,06 (–0,25 %)<br />

9.12.18<br />

18.3.191<br />

Die Deutsche Bank und die<br />

Commerzbank wollen<br />

über eine Fusion verhandeln.<br />

Doch mehr haben<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

▲ 67,46 (+0,66 %) die beiden Institute noch nicht herausgelassen.<br />

Wir erklären Motive<br />

und mögliche Folgen:<br />

9.12.18<br />

Euro in US-Dollar<br />

9.12.18<br />

Stand der Daten:18.03.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

aus DAXund MDAX vom18.03.zum Vortag<br />

Commerzbank 7,66 +7,21 WWWWWWWWWWW<br />

Deutsche Bank NA 8,14 +4,15 WWWWWWW<br />

thyssenkrupp 12,92 +2,83 WWWWW<br />

Metro St. 14,63 +2,27 WWWW<br />

Wirecard 107,30 +2,19 WWWW<br />

Dt. Pfandbriefbank 11,18<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom18.03.zum Vortag<br />

Software 31,22 WWWWWWW –4,53<br />

Covestro 47,38 WWWWWW –3,37<br />

Infineon NA 19,29 WWWWW –2,58<br />

MorphoSys 83,70 WWWWW –2,56<br />

Hella 40,86 WWWWW –2,53<br />

Puma 502,00 WWWWW –2,52<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 18.03. ±% z. 15.03.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +0,05<br />

3596/2909 3387,94<br />

CAC 40(FR) +0,14<br />

5657/4556 5412,83<br />

S&P UK(UK) +1,03<br />

1590/1323 1481,06<br />

RTS (RU) +1,39<br />

1283/1033 1213,35<br />

IBEX (ES) +0,72<br />

10291/8286 9409,10<br />

Dow Jones (US) +0,25<br />

26952/21713 25914,10<br />

Bovespa (BR) +0,48<br />

99704/69069 99611,50<br />

Nikkei (JP) +0,62<br />

24448/18949 21584,50<br />

Hang Seng (HK) +1,15<br />

31978/24541 29394,86<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,35<br />

1583/1350 1532,11<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

NIBC Direct */**<br />

akbank.de 0,75 0,75 0,75<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,55 0,55 0,55<br />

ING *<br />

ing-diba.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />

*Neukunden<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Fusionsplan mit vielen Unbekannten<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

und Stefan Winter<br />

ADAC sieht Schwächen bei Hardwarenachrüstung<br />

Von Nico Esch<br />

Deutsche Bank und Commerzbank ernten gemischte Reaktionen<br />

Warum wollen die beiden Banken gerade<br />

jetzt zusammengehen?<br />

18.3.191<br />

Beide Institute kämpfen mit den<br />

Umwälzungen im Bankenmarkt und<br />

▲ 1,1349 (+0,36 %)<br />

mit hausgemachten Problemen. Die<br />

Commerzbank hatte kurzvor der Finanzkrise<br />

die Dresdner Bank gekauft<br />

und konnte in den anschließenden<br />

Turbulenzen nur durch den Einstieg<br />

des Staats gerettet werden. DieDeutsche<br />

Bank verdankte ihre Gewinne<br />

18.3.191<br />

vorder Finanzkrise vorallem dem Investmentbanking,<br />

das danach schär-<br />

Quelle<br />

fer reguliert wurde und deutlich<br />

schrumpfte. Zudem hinterließ es<br />

Milliardenstrafen.<br />

Immer noch sind beide Institute<br />

ertragsschwach, sodass mehrereBeteiligte<br />

nervös werden: Die Bewertung<br />

an der Börse ist niedrig, Großaktionäre<br />

wie das Emirat Katar bei der<br />

Deutschen Bank oder der bei beiden<br />

Konzernen beteiligte US-Fonds Cerberus<br />

warten auf Kurssteigerungen.<br />

+2,01 WWWW<br />

Gleichzeitig fürchtet die Bundesregierung,<br />

dass die Institute zu Übernahmeopfern<br />

werden. Die deutsche<br />

Industrie brauche eine weltweit agierende<br />

Großbank, heißt es.<br />

Wasspricht für die Fusion und wasdagegen?<br />

Größe ist im Geldgeschäft einiges<br />

wert. Die Kosten für Filialnetz und<br />

Informationstechnik können dann<br />

auf mehr Kunden verteilt werden.<br />

Auch bei der Refinanzierung, also der<br />

Geldbeschaffung am Kapitalmarkt,<br />

könnten beide Institute gemeinsam<br />

Vorteile haben, heißt es in einer Studie<br />

der Investmentbank Goldman<br />

Sachs, die – „sofern erfolgreich<br />

durchgeführt“ – auch eine höhere<br />

Eigenkapitalrendite erwartet.<br />

Die Durchführung ist auch der<br />

größte Haken: DieFusionwirdbeide<br />

Banken jahrelang beschäftigen, während<br />

sich ihr Geschäft gerade sehr<br />

schnell verändert. Zudem sind hohe<br />

Investitionen nötig, bevor die Einsparungen<br />

greifen können. Einige individuelle<br />

Baustellen hat jedes Haus<br />

danach immer noch.<br />

Wie sind die Reaktionen?<br />

Gerüchte um eine Fusion gibt es<br />

schon seit Monaten, und die meisten<br />

Experten haben sich im Vorfeld skeptisch<br />

geäußert. EinZusammengehen<br />

löse kaum Probleme und bringe nur<br />

dann Kostenvorteile, wenn radikal<br />

Stellen abgebaut würden, hieß es.<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz<br />

(SPD) soll hinter den Kulissen zur Fusion<br />

gedrängt haben, hielt sich am<br />

Nochist derWeg zur Fusionnicht frei.<br />

Montag aber zurück: Es handele sich<br />

um Privatunternehmen, „sie treffen<br />

ihre eigenen Entscheidungen“. Das<br />

Wirtschaftsforum seiner Partei begrüßte<br />

den Plan. „Die deutsche Wirtschaft<br />

braucht ein global operierendes<br />

Bankhaus,das in der Topliga der<br />

international führenden Banken<br />

mitspielt“, sagte Präsidiumsmitglied<br />

Harald Christ.<br />

Die Gewerkschaft Verdi sieht jedoch<br />

Zehntausende Arbeitsplätze in<br />

80 ProzentStickoxidminderung bei Dieselfahrzeugensind möglich –aber nur im Sommer<br />

FOTO: JAN HÜBNER/IMAGO<br />

Gefahr. „Dass da einfach zugeguckt<br />

wird, davon kann niemand ernsthaft<br />

ausgehen“, sagte Verdi-Chef Frank<br />

Bsirske. Kanzleramtsminister Helge<br />

Braun bezeichnete die Arbeitsplätze<br />

als „sehr,sehr relevanten Punkt“. Der<br />

Industrieverband BDI reagiert vorsichtig:<br />

„Nur wenn das Zusammengehen<br />

eine stärkere Institution<br />

schafft, ist es zielführend.“ Die<br />

Monopolkommission warnte davor,<br />

dass die neu entstehende Bank ein<br />

tungen hatte der ADACschon vorgut<br />

einem Jahr per Test belegt. Bei der<br />

neuen Untersuchung ging es nun um<br />

den Langzeiteffekt.<br />

„Die gute Nachricht ist: 80 Prozent<br />

Minderung sind möglich“, sagte<br />

ReinhardKolke,der Leiter des ADAC-<br />

Technikzentrums im bayerischen<br />

Landsberg amLech, wo die nachgerüsteten<br />

Fahrzeuge getestet wurden.<br />

Bei sommerlichen Temperaturen<br />

hätten es die Systeme geschafft, den<br />

Stickoxidausstoß unter den mittlerweile<br />

festgesetzten Grenzwert von<br />

270 Milligramm pro Kilometer zu<br />

drücken.<br />

Diese Grenzehatte die Bundesregierung<br />

zum Jahreswechsel als eine<br />

von diversen Voraussetzungen für<br />

eine Zulassung von Nachrüstsystemen<br />

festgelegt. Sinken die Außentemperaturen<br />

allerdings unter fünf<br />

Grad Celsius,dürfen es zwar 540 Milligramm<br />

sein –das schafften die etwa<br />

1500bis3000Euro teurenSystemeim<br />

Test aber nicht. Das ist aus Sicht des<br />

ADACbesondersärgerlich,weilniedrige<br />

Temperaturen nicht automatisch<br />

einen höheren Schadstoffausstoß<br />

bedeuten. Vielmehr fahren<br />

demnach die ab Werk eingebauten<br />

Abgasnachbehandlungen bei Kälte<br />

ihreLeistung herunter.<br />

In welchem Ausmaß sie das tun,<br />

sei aber unklar –weil die Fahrzeughersteller<br />

die Werte nicht verraten,<br />

wie es beim ADAC heißt. Die Folge:<br />

DieHersteller der Nachrüstsätzeseien<br />

nicht in der Lage, die Katalysatorenpräzise<br />

anzupassen. Auch sei der<br />

Spritverbrauch stärker gestiegen, als<br />

es bei den Nachrüstungen eigentlich<br />

Systemrisikoseinkönnte.AnderBörse<br />

stiegen die beiden Aktien um mehrere<br />

Prozent.<br />

Wie viele Stellen können wegfallen?<br />

DieSchätzungen gehen weit auseinander.Verdi-Chef<br />

Bsirske sagte,es<br />

stünden bis zu 30000 Arbeitsplätze<br />

„imFeuer“.KlausNiedingvomAktionärsverein<br />

DSW spricht sogar davon,<br />

dass bis zu 50000 Stellen wegfallen<br />

könnten. Bei diesen Kalkulationen<br />

spielt eine Rolle,wie die Überschneidungen<br />

in den geschäftlichen Aktivitäten<br />

beurteilt werden.<br />

Zusammengerechnet haben beide<br />

Institute 130000 Beschäftigte.Offensichtlich<br />

ist, dass eine große Zahl<br />

von Filialen dichtgemacht würde.<br />

Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung<br />

zahlreiche Dienstleistungen<br />

ins Internet verlagert werden<br />

können. Auch in der Verwaltung<br />

dürfte es einen Jobabbau geben. Die<br />

Banken unterhalten riesige Verwaltungsapparate,<br />

auch weil Aufsicht<br />

und Regulierung ausgebaut wurden.<br />

Wasbedeutet das für die Kunden?<br />

Filialen würden sicher zusammengelegt,<br />

sodass die Wege hier und<br />

dalängerwerden.Schwerabzuschätzen<br />

ist das wegen der Postbank, die<br />

zur Deutschen Bank gehört, mit<br />

ihren Filialen aber oft in Zweigstellen<br />

der Deutschen Post untergebracht<br />

ist. Die Konditionen würden sich<br />

wohl nicht verschlechtern, denn gerade<br />

bei Privatkunden gibt es mit<br />

Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken<br />

sowie Onlineanbietern weiterhin<br />

eine starke Konkurrenz.<br />

Anders kann das bei den Firmenkunden<br />

aussehen, die meist auf zwei<br />

Finanzpartner Wert legen, um nicht<br />

von einem abhängig zu sein. Sitzen<br />

Deutsche Bank und Commerzbank<br />

unter einem Dach, dürften sich viele<br />

Unternehmen noch ein konkurrierendes<br />

Institut ins Haus holen.<br />

Welche Rolle spielt der Staat?<br />

DerStaat ist mit 15 Prozent an der<br />

Commerzbank beteiligt. Gleichzeitig<br />

ist die Deutsche Bank so bedeutsam,<br />

dass auch dortnichts Grundlegendes<br />

ohneRücksprachemitderBundesregierung<br />

geschieht. Vermutlich würde<br />

der Staat seine Beteiligung in einem<br />

neuen Institut behalten, es wären<br />

dann wohl rund 5Prozent. Ein Verkauf<br />

brächte im Moment einen hohen<br />

Verlust und würde an den Kapitalmärkten<br />

als Misstrauen gegen die<br />

fusionierte Bank verstanden.<br />

Und wenn die Fusion scheitert?<br />

Einfach wieder zur bisherigen<br />

Strategie des Alleingangs zurückzukehren<br />

wäre dann wenig überzeugend.<br />

Der Druck des Kapitalmarkts<br />

auf die Institute,eine zukunftsträchtige<br />

Lösung zu finden, würde steigen.<br />

Dann könnten über kurz oder lang<br />

doch Übernahmen durch ausländische<br />

Institute zur Debatte stehen.<br />

Die ersten Nachrüstsysteme für<br />

Dieselfahrzeuge dürften nach<br />

Ansicht des ADAC indiesem Herbst<br />

auf den Markt kommen. Untersuchungen<br />

des Autofahrerclubs zufolge<br />

sind die Hardwarelösungen in der<br />

Lage,den Stickoxidausstoß der Autos<br />

dauerhaft um bis zu 80 Prozent zu<br />

senken.<br />

Im Langzeitalltagstest über 50000<br />

Kilometer zeigten sich allerdings<br />

noch einige Konstruktionsschwächen<br />

und vorallem ein entscheidendes<br />

Manko: Wenn es draußen kühler<br />

wird, reicht auch die Nachrüstung<br />

nicht aus,umdie vonder Bundesregierung<br />

vorgegebenen Grenzwerte<br />

einzuhalten. Die grundsätzliche<br />

Wirksamkeit von Hardwarenachrüserlaubt<br />

ist. DieBilanz des ADACfällt<br />

deshalb durchwachsen aus.Die Hersteller<br />

der Nachrüstsysteme sollten<br />

nachbessern –und die Hersteller täten<br />

gut daran, dabei mit ihnen zusammenzuarbeiten.<br />

Diese seien jetzt<br />

in der Pflicht, sagte der Vorstandsvorsitzende<br />

des ADAC Württemberg,<br />

Dieter Roßkopf.<br />

Er warnte auch davor,sich darauf<br />

zu verlassen, dass es schon keine weiteren<br />

Fahrverbote geben werde. Sie<br />

sollen künftig in der Regel erst ab<br />

einer Belastung von50Mikrogramm<br />

Stickoxid (NO 2 )pro Kubikmeter Luft<br />

als verhältnismäßig gelten. Der<br />

Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.<br />

„Man sollte nicht vergessen, dass wir<br />

Teil der EU sind“, sagte Roßkopf. Und<br />

dortgehe der Trend eindeutig eher zu<br />

noch schärferen Grenzwerten. (dpa)<br />

5G-Auktion<br />

soll heute<br />

beginnen<br />

DerStreit um dasneue<br />

Datennetz ebbt nichtab<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Noch nie war die Vergabe von<br />

Funklizenzen so umstritten.<br />

Pünktlich um 10 Uhr soll an diesem<br />

Dienstag in einer ehemaligen Kaserne<br />

in Mainz-Gonsenheim die Versteigerung<br />

der Frequenzen für die<br />

neue superschnelle Mobilfunktechnik<br />

5G beginnen. Doch es gibt heftige<br />

Kritik an dem Verfahren. Vielfach<br />

wurde gefordert, die Auktion zumindest<br />

zu vertagen, um Fragwürdiges<br />

zu klären. Auch die Rolle des umstrittenen<br />

Netzwerkausrüsters Huawei<br />

wirdweiterfür Diskussionen sorgen.<br />

In letzter Minute warnt nun auch<br />

noch die mächtige Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Verdi, die unter anderemstarkbei<br />

der Deutschen Telekom<br />

und bei Vodafone vertreten ist. „Jetzt<br />

ist politische Entschlusskraft gefragt:<br />

Die Frequenzauktion muss verschoben<br />

werden, und Rahmenbedingungen<br />

müssen neu sortiert werden“,<br />

sagte Christoph Heil, Telekommunikationsexperte<br />

bei Verdi. Er befürchtet,<br />

dass die Versteigerung zum Rohrkrepierer<br />

wird, der letztlich dazu führe,<br />

dass sich der Netzausbau „über<br />

Jahre“ verzögere.<br />

HintergrundsinddievonderBundesnetzagentur<br />

festgelegten Spielregeln,<br />

gegen die unter anderem auch<br />

die drei Mobilfunknetzbetreiber (Telekom,<br />

Vodafone, Telefónica) in<br />

einem Eilverfahren erfolglos geklagt<br />

hatten. Der Stein des Anstoßes: Die<br />

Behörde hat ein sogenanntes Verhandlungsgebot<br />

festgezurrt.<br />

DenFirmen wirdvorgeschrieben,<br />

dass sie Konkurrenten die Möglichkeit<br />

einräumen müssen, gegen eine<br />

Gebühr ersteigerte Frequenzen mit<br />

zu nutzen. Gibt es beim Mietpreis<br />

keine Einigung, will sich die Netzagentur<br />

als Schiedsrichter einschalten.<br />

Aus Sicht der Konzerne schafft<br />

eine solche Regelung rechtliche Unsicherheit,<br />

weil nicht klar sei, was<br />

letztlich bei diesem Prozedere herauskommt.<br />

Das Teilen von Frequenzen kann<br />

nicht nur den Wert erworbener Lizenzen<br />

verringern. Heil befürchtet,<br />

dass „Banken und Investoren nicht<br />

bereit sein könnten, die Risiken im<br />

regulatorischen Umfeld zu finanzieren“.HinzukämenKostenfürdenErwerb<br />

derLizenzenselbst. Es geht um<br />

Milliarden. Wobei Branchenkenner<br />

vermuten, dass der Vierte im Bieterbunde,die<br />

FirmaDrillisch, die Preise<br />

nach oben treiben könnte. Welche<br />

Mechanismen wirken werden, ist<br />

schwer vorherzusehen.<br />

Bei der legendären Versteigerung<br />

der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000<br />

wurden rund 50 Milliarden Euro fällig.<br />

Beider jüngsten Auktion 2015 waren<br />

des 5,1 Milliarden. Heil befürchtet<br />

jedenfalls „Schuldendruck und<br />

Umsatzrisiken“ für Netzbetreiber.<br />

Das seien die größten Gefahren für<br />

die Arbeitsplätze in den Unternehmen.<br />

Und: „Geld, das für die Auktion<br />

ausgegeben wird, kann nicht mehr in<br />

die Infrastruktur gesteckt werden.“<br />

Gleichwohl gibt die Netzagentur den<br />

Erwerbern der Lizenzen auch noch<br />

vor, dass sie bis Ende 2022 die Versorgung<br />

mit mobilen Breitbandzugängen<br />

deutlich ausbauen sollen.<br />

Netzagenturchef Jochen Homannvergibt<br />

die Funklizenzen.<br />

FOTO: BORIS ROESSLER/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Meinung<br />

Fahrverbot<br />

ZITAT<br />

Es hätte auch anders<br />

kommen können<br />

Peter Neumann<br />

hält den Senatsplan für saubere<br />

Luft für relativ autofahrerfreundlich.<br />

Was Senatorin Regine Günther am<br />

Montag präsentierte,scheint aus einer<br />

Folterkammer für Kraftfahrer zu<br />

stammen. Mehr Parkzonen, höhere Parkgebühren,<br />

mehr Tempo 30 und 15 Durchfahrverbote<br />

für Diesel bis Euro 5: Das<br />

sieht der Entwurf des Luftreinhalteplans<br />

vor. Er wird viele <strong>Berliner</strong> aufschrecken<br />

und der Opposition als Munition dienen.<br />

Doch so verständlich die Verärgerung<br />

auch ist: Bei diesem Thema ist der Senat<br />

nicht der vorrangige Ansprechpartner.<br />

Bereits seit 1999 gibt es aus Brüssel die Ansage,<br />

dass die Stickoxidbelastung gesenkt<br />

werden muss. Seit 2010 gilt der jetzige<br />

Grenzwert, seit 2014 akzeptiert die EU<br />

keine Überschreitungen mehr. Doch anstatt<br />

zu handeln, lavierte der Bund. Autohersteller<br />

nahmen sein Zaudernals Einladung,<br />

um Manipulationstechniken zur<br />

Umgehung der Umweltanforderungen zu<br />

entwickeln. Weil andere nicht oder falsch<br />

handelten, muss der Senat handeln –und<br />

die Dieselnutzer müssen das ausbaden.<br />

ZurWahrheit gehörtaber auch, dass es<br />

für die Kraftfahrer trotz allem glimpflich<br />

ausgeht. Vonfrüheren Senatskonzepten,<br />

die gesamte Innenstadt für Autos mit hohen<br />

Abgaswerten zu sperren, ist keine<br />

Rede mehr.Dass Parken Geld kostet, ist in<br />

Metropolen die Regel, der <strong>Berliner</strong> Anwohnerparkausweis<br />

bleibt mit 20,40 Euro<br />

für zwei Jahre sehr preiswert. Nur auf 2,4<br />

Kilometern des 6500 Kilometer langen<br />

Straßennetzes werden Durchfahrverbote<br />

für Diesel verhängt, die Abschnitte sind<br />

von symbolischer Länge. Für intensive<br />

Kontrollen hat die Polizei genauso wenig<br />

Personal wie für die Überwachung der<br />

Tempo-30-Bereiche.Bei Licht besehen ist<br />

es also ein Konzept, das KraftfahrernHärten<br />

ersparen will. Für Berlins Autonutzer<br />

hätte es auch anders kommen können.<br />

Bankenfusion<br />

Nichts aus<br />

der Krise gelernt<br />

Andreas Niesmann<br />

glaubt nicht, dass ein neues deutsches<br />

Großinstitut Vorteile bringt.<br />

Wie sich die Debatte gedreht hat:<br />

Noch vor zehn Jahren gab es praktisch<br />

keinen Politiker,der nicht vorzugroßen<br />

Banken gewarnt hätte. Ein neuer Begriff<br />

wurde geprägt: „systemrelevant“. Die<br />

Pleite der US-Bank Lehman Brothers<br />

hatte das Problem offensichtlich werden<br />

lassen: Zu große Geldhäuser können bei<br />

einer Insolvenz die gesamte Finanzarchitektur<br />

zum Einsturz bringen, weshalb sie<br />

nicht mehr pleitegehen dürfen. Im Zweifel<br />

rettet der Staat eine schlingernde Bank<br />

mit Steuermilliarden, weil deren Bankrott<br />

für die Gesellschaft noch viel teurer<br />

würde. Wenn es eine Lehre aus der Finanzkrise<br />

gab,dann diese: DerStaat sollte<br />

sich nie wieder durch Banken erpressen<br />

lassen. Dasist alles vergessen.<br />

Heute sendet ein sozialdemokratischer<br />

Finanzminister seit Monaten Signale<br />

aus, dass die Bundesregierung eine<br />

Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank<br />

begrüßen würde. Deren Vorstände<br />

lassen sich vonder Politik zu etwas<br />

drängen, dass sie selbst bereits mehrfach<br />

verworfen hatten. Und die Aktienmärkte<br />

bejubeln auch noch das Einknicken<br />

zweier ehemals stolzer Institute vor der<br />

staatlichen Kuppelei. Offenbar haben sie<br />

alle nichts aus der Bankenkrise gelernt.<br />

Das wichtigste Argument der Fusionsbefürworter<br />

ist die vage Hoffnung, eine<br />

Deutsche Commerzbank könne den Finanzriesen<br />

aus den USA und Asien die<br />

Stirnbieten. Doch selbst wenn die Fusion<br />

gelingt, selbst wenn nach vielen Jahren<br />

der Integration und immenser Restrukturierungskosten<br />

ein konsolidiertes Institut<br />

entstehen sollte, gehört es noch lange<br />

nicht zur Weltspitze. Viel wahrscheinlicher<br />

ist, dass die Wettbewerber bis dahin<br />

noch weiter davongezogen sind.<br />

Der Kater ist schon da<br />

Eine Schicksalswoche für die EU? Bei<br />

aller Zurückhaltung, was Superlativedieser<br />

Artangeht: Diese Woche<br />

wird inder Tatdarüber entscheiden,<br />

wie die Europäische Union in der näheren<br />

Zukunft aussehen wird. Es geht um die<br />

Frage, obdie Briten den Klub verlassen werden<br />

oder nicht –und wenn ja, wann?<br />

Undesgeht um die Verfasstheit einer Parteienfamilie,<br />

die bislang zu den stützenden<br />

Säulen der EU gehörte, wie wir sie kennen.<br />

Schmeißen die Konservativen die Fidesz-<br />

Partei des ungarischen Ministerpräsidenten<br />

Viktor Orbán aus der Europäischen Volkspartei<br />

und legen damit vielleicht den Grundstein<br />

für eine Neuordnung des Europäischen<br />

Parlaments, die den Rechtspopulisten auf<br />

dem Kontinent mehr Einfluss geben könnte,<br />

als gut wärefür die EU?<br />

DieEUsteckt in einer existenziellen Krise.<br />

Sieist gefährlicher als 2005, dem Jahr,als der<br />

Verfassungsvertrag scheiterte, weil die Franzosen<br />

und die Niederländer in Volksabstimmungen<br />

eine Reform der Union ablehnten.<br />

Im Vergleich zur verzwickten Lage,inder die<br />

EU heute steckt, war das nur ein Problemchen.<br />

DieEUhat das überstanden. Ob sie die<br />

aktuelle Krise übersteht, vor allem aber ob<br />

sie nach dieserWoche und den Europa-Wahlen<br />

Ende Mainoch aussehen wirdwie heute,<br />

das ist dagegen längst noch nicht ausgemacht.<br />

Wenn Großbritannien am 29. Märzungeregelt<br />

aus der EU austreten sollte, weil etwa<br />

die Rechtspopulisten in der italienischen Regierung<br />

beim EU-Gipfel Ende derWoche ihre<br />

Zustimmung zu einer Verlängerung der Austrittsfrist<br />

verweigern, dann werden auch die<br />

Kontinentaleuropäer vomBrexit-Chaos mitgerissen.<br />

Dieses Szenario ist zumindest<br />

denkbar, denn die Brexiteers im Vereinigten<br />

Esist billig, ja primitiv, wenn sich ausgerechnet<br />

Deutsche über die sehr kontrovers<br />

geführten Brexit-Debatten im britischen<br />

Unterhaus erheben. Der Spiegel tönt vom<br />

„House of Chaos“, andere belassen es beim<br />

„Trauerspiel“. Beialler Freude an Satire–esist<br />

grenzwertig, wenn Oliver Welke das Unterhaus<br />

als„Demenzklinik“ und Theresa Mayals<br />

„Sado-Mayso“-Tante schmäht, die sich in Demütigungen<br />

bade,anstatt zurückzutreten.<br />

Zum einen verdient der in Jahrhunderten<br />

entwickelte britische Parlamentarismus<br />

höchsten Respekt; zum anderen gilt es zu verstehen,<br />

dass es Zeit erfordert, um die tiefgehende<br />

Spaltung des Landes mit den Mitteln<br />

der repräsentativen Demokratie zu überwinden.<br />

In den vergangenen Wochen sahen wir<br />

von dieser kräftezehrenden Prozedur immer<br />

wieder durchaus beeindruckende Ausschnitte<br />

im Fernsehen.Wo bitte erlebt man in<br />

Deutschland je derart engagierte Debatten?<br />

Wiewürde Angela Merkel aussehen, wenn sie<br />

tagelang Auge in Auge mit den Oppositionsführern,<br />

zudem bedrängt aus den eigenen<br />

Reihen, in ständigem und öffentlichem Wortwechsel<br />

Rede und Antwort stehen müsste?<br />

Gemessen an den althergebrachten Gepflogenheiten<br />

und der Sitzordnung des Unterhauses<br />

ist unser Bundestag eine sterile,autoritärverregelte<br />

Zwangsveranstaltung.<br />

Das Unterhaus pflegt die schnelle Rede<br />

und Gegenrede, nicht das vorgestanzte Bekenntnis.<br />

Im Bundestag gilt es als „Sternstunde<br />

des Parlaments“, wenn alle zwei Jahre<br />

der Fraktionszwang wegen materiell neben-<br />

Brexit und EVP<br />

EU in der<br />

Klemme<br />

Damir Fras<br />

sieht das Bündnis voreiner entscheidenden Woche, an<br />

deren Ende es für immer verändertsein könnte.<br />

Königreich und die Populisten in Europa eint<br />

die Lust an der Zerstörung.<br />

Wird der Brexit verschoben, ist nicht ausgeschlossen,<br />

dass die Briten an der Europa-<br />

Wahl teilnehmen werden. Ein Land, dessen<br />

Wählerschaft 2016 mehrheitlich für den Austritt<br />

aus der EU gestimmt hat, könnte dann<br />

mitreden, wenn um die neue EU-Kommission<br />

gestritten werden. Es ist, das darf man<br />

nicht vergessen, ein Land, in dem die Mehrheit<br />

derWählerinnen undWähler nicht mehr<br />

Teil der EU sein will, weil sie einer in der EU-<br />

Geschichte beispiellosen Lügen- und Desinformationskampagne<br />

aufgesessen sind. Und<br />

ausgerechnet dieses Land würde dann mitentscheiden<br />

können, wer künftig wie viel<br />

Geld aus Brüssel bekommen soll. Bizarr.<br />

KOLUMNE<br />

Brexit:<br />

Dem Unterhaus<br />

gebührt Respekt<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

sächlicher Entscheidungen aufgehoben und<br />

über kleine Änderungen im Abtreibungsoder<br />

Eherecht abgestimmt wird. Andererseits<br />

werden zentrale Fragen wie das Abschalten<br />

der Atomkraftwerke,der Einigungsvertrag mit<br />

der DDR, der Kohleausstieg oder die Grenzöffnung<br />

für eine Million Flüchtlinge entweder<br />

mit teutonischem Furor durchgezogen oder<br />

in öffentlichkeitsscheuen Kommissionen verhandelt.<br />

Die politischen Verwerfungen, die<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Das Dilemma, in dem die Europäische<br />

Volkspartei wegen Viktor Orbán steckt, ist<br />

nicht minder brisant. Mitte der Woche wird<br />

sich entscheiden, ob der nationalkonservative<br />

Regierungschef Ungarns, der sich mit<br />

anti-europäischen Kampagnen die Macht in<br />

seinem Land gesichert hat, aus der EVP geworfen<br />

wird oder nicht. Darf Orbáns Partei<br />

Mitglied der EVP bleiben, wäre der Wahlkampf<br />

des Deutschen Manfred Weber<br />

schwer belastet. Noch ist der CSU-Mann ein<br />

aussichtsreicher Anwärter auf den Posten<br />

des neuen EU-Kommissionspräsidenten.<br />

Wenn er sich allerdings auch vonden Fidesz-<br />

Leuten zum Chef der Brüsseler Behörde<br />

wählen lassen sollte, dann würde das von<br />

Webers politischen Gegnern als Einknicken<br />

vorden Europa-Feinden gewertet.<br />

Muss Fidesz die EVP verlassen, sieht es<br />

nicht besser aus.Schon heute träumen Europas<br />

Populisten voneiner Allianz der EU-Gegner,die<br />

theoretisch die zweitstärkste Kraft im<br />

Europäischen Parlament hinter den Konservativen<br />

werden könnte.Webers Pläne,die EU<br />

zu reformieren, könnten sich damit schnell<br />

erledigt haben.<br />

DieEUhat längst ihreBindungskraft verloren,<br />

und die wichtigsten Mitgliedsstaaten<br />

Deutschland und Frankreich sind sich nicht<br />

einig. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel<br />

Macron schlägt, auch um die Gelbwesten-Bewegung<br />

in seinem Land in den Griff<br />

zu bekommen, der EU einen Linkskurs vor.<br />

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

antwortet darauf mit einer Ideensammlung,<br />

die bestenfalls den Status quo bewahrt–abgesehen<br />

einmal vomVorschlag, einen europäischen<br />

Flugzeugträger zu bauen. Auch das<br />

ist bizarr,mehr gibt es dazu nicht zu sagen –<br />

leider.Vor allem aber ist es keine Antwortauf<br />

die existenzielle Krise der EU.<br />

solchen Hauruckaktionen folgen, müssen<br />

hinterher,oft jahrzehntelang, bearbeitet werden,<br />

ohne dass sich jemand zu seiner Verantwortung<br />

bekennen würde.<br />

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn<br />

die Legislative–hier dasbritische Unterhaus<br />

– in einer schwierigen Frage die Führung<br />

übernimmt und die Regierung in ihren<br />

Handlungsmöglichkeiten bindet. Immerhin<br />

erreichte Winston Churchill im Frühjahr<br />

1940 so, dass die bequeme Politik des Appeasements<br />

gegenüber dem verbrecherischen<br />

Nazideutschland ihr Ende fand! Jedoch<br />

muss die parlamentarische Einschränkung<br />

ihrer Macht für Theresa May kein<br />

Grund zum Rücktritt sein. Sie akzeptiert die<br />

Lage und trägt ihren kleiner gewordenen Teil<br />

dazu bei, einen Konsens zu erstreiten, mit<br />

dem die tiefe Gespaltenheit des Parlaments<br />

und der Nation überwunden werden kann.<br />

Die britischen Parlamentarier und die britische<br />

Gesellschaft benötigen für eine hochkomplexe<br />

Entscheidung noch mehr Zeit. Die<br />

sollten sie bekommen.<br />

Später wäredann zu fragen, wie schädlich<br />

der Versuch des May-Vorgängers David Cameron<br />

gewesen ist, eine gut funktionierende<br />

parlamentarische Ordnung mittels Ja-Nein-<br />

Volksabstimmung auszuhebeln. Merke: Unter<br />

dem verführerischen Stichwort „Partizipation“<br />

propagieren SPD, Linke, Grüne und<br />

AfD die Ausweitung plebiszitärer Entscheidungen<br />

inDeutschland –damit schwächen<br />

sie die sehr viel bessere repräsentative Ordnung.<br />

„Männer<br />

sahnen oft<br />

das Lob ab,<br />

wenn Frauen gute<br />

Ideen haben.“<br />

Sheryl Sandberg,<br />

Facebook-Geschäftsführerin,<br />

im Interview mit dem Handelsblatt<br />

zum bundesweiten<br />

„Equal Pay Day“ amMontag<br />

AUSLESE<br />

Der Kreuzzug<br />

von Erdogan<br />

In der Türkei ist der rassistisch motivierte<br />

Anschlag im neuseeländischen<br />

Christchurch zum Wahlkampfthema<br />

avanciert. Staatspräsident Recep Tayyip<br />

Erdogan interpretierte die Nachricht vom<br />

Mord an 50 Menschen in seiner Kampagne<br />

zu den landesweiten Kommunalwahlen<br />

als Fortsetzung der christlichen Bedrohung<br />

seit den Kreuzzügen. „Ich will<br />

keinen neuen Krieg zwischen Kreuzfahrern<br />

und dem Halbmond, aber wir werden<br />

nicht zögern zutun, was nötig ist“,<br />

sagte er laut regierungsnahen Medien.<br />

Zuvorhatte ein Sprecher vonErdogans<br />

islamischer Regierungspartei AKP unter<br />

Bezug auf ein Manifest des Rechts-Terroristen<br />

Brenton Tarrant, der die Türkei offenbar<br />

mehrfach besucht hatte, erklärt,<br />

dass eine „Atmosphärevon Islamophobie<br />

und Turkophobie“ im Westen den Anschlag<br />

erst ermöglicht habe.„Verbrennen,<br />

zerstören, töten. Die Islamophobie der<br />

westlichen Kreuzzügler wächst weiter“, so<br />

die islamistische <strong>Zeitung</strong> Yeni Akit.<br />

DieOpposition übte allerdings scharfe<br />

Kritik daran, dass Erdogan bei mehreren<br />

Wahlreden die international geächteten<br />

Videoaufnahmen der Tat, die Tarrant<br />

selbst drehte, abspielen ließ, um damit<br />

Wählerstimmen zu gewinnen. Die unabhängige<br />

Nachrichtenwebseite T24 zitierte<br />

den Sprecher der größten Oppositionspartei<br />

CHP, Faik Öztrak, mit den Worten:<br />

„Videos zu zeigen, die mit dem Ziel der<br />

Propaganda in den Medien gemacht wurden,<br />

ist inakzeptabel.“ Frank Nordhausen<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Fall Rebecca: Polizei<br />

geht auch Hinweisen<br />

von Hellsehernnach<br />

Seite 13<br />

Kultursenator prüft Rettung des Rockhauses in Lichtenberg Seite 10<br />

CDU und ADFC fordern Sammelstelle für Schrottfahrräder Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Helden<br />

der Kindheit<br />

Martin Klesmann<br />

staunt über die Mottopartys<br />

der Abiturienten.<br />

Überall in Berlin fallen jetzt wieder<br />

verkleidete, teilweise angetrunkene<br />

junge Menschen auf. Es<br />

handelt sich um Abiturienten, die<br />

ihre letzte Schulwoche haben und<br />

das zum Anlass nehmen, schon morgens<br />

zu feiern: mit Mottotagen. Eine<br />

ganzeWoche lang. Jeden Tagein anderes<br />

Motto: „Bad taste“ bedeutet,<br />

dass die Jugendlichen sich so hässlich<br />

wie möglich kleiden. Beim viel<br />

belachten „Geschlechtertausch“-<br />

Klamauk ziehen sich die Jungs Kleider<br />

oder Röcke an und schminken<br />

sich, während die Mädchen Anzug<br />

tragen und sich gerne noch einen<br />

Bart ins Gesicht malen. Unter dem<br />

Motto „Flowerpower“ gehen alle als<br />

Hippies,einen Tagspäter werden sie<br />

zu „Zwillingen“, und tags drauf ahmen<br />

sie den Kleidungsstil ihrer Lehrernach.<br />

Ein besonders beliebtes Motto<br />

heißt „Helden der Kindheit“. Die<br />

mehr oder weniger volljährigen<br />

Abiturienten kleiden sich an diesem<br />

Tagnach den Lieblingsfiguren ihrer<br />

ganz jungen Jahre: Viele gehen als<br />

Bobder Baumeister,als HarryPotter,<br />

als Teletubbies oder auch als Conni<br />

mit der Schleife im Haar. ImSüden<br />

der Stadt ging am Montag sogar ein<br />

Abiturient als sein eigener Großvater.Sein<br />

Held der Kindheit eben. Für<br />

Elternist es anrührend zu sehen, wie<br />

sich die widerspenstigen Teenager<br />

noch einmal in die kleinen Kinder<br />

voneinst verwandeln.<br />

Viel Lehrer sind indes recht genervt<br />

von diesen überschwänglichlauten<br />

Festivitäten, zumal nicht wenige<br />

Schüler tatsächlich alkoholisiert<br />

am Unterricht teilnehmen.<br />

Pädagogen fragen sich, wieso die<br />

Schüler noch vor den Abi-Prüfungen<br />

so hart feiern müssen. Nicht<br />

wenige Schulen versuchen, ein<br />

striktes Alkoholverbot durchzusetzen.<br />

Meist vergeblich. Verschärft<br />

wird die ohnehin angespannte Situation<br />

noch, wenn der Mottotag<br />

„Assis“ dran ist und alle Schüler<br />

mit Jogginghose, Discounter-Plastiktüte<br />

oder Unterhemd in der<br />

Schule auftauchen. Klar ist, dass<br />

diese Mottotage allerlei Klischees<br />

bemühen und keinesfalls politisch<br />

korrekt sind. Womöglich liegt darin<br />

sogar der besondere Spaß, den einige<br />

Abiturienten dabei verspüren.<br />

Auffällig auch, dass anlässlich des<br />

Mottotages „Zeitkapsel“ Abiturienten<br />

die Zukunftsthemen lieber ausblenden.<br />

Nurwenige stellen dar,was<br />

sie in ein paar Jahren beruflich erreicht<br />

haben wollen. Viel wichtiger<br />

ist ihnen anlässlich der Mottowochen<br />

der infantile Regress: Einfach<br />

noch einmal Quatsch machen.<br />

Motto „Zeitreise“: So feierten <strong>Berliner</strong><br />

Abiturienten einst in Pankow. DAVID OLIVEIRA<br />

Vorbild Rummelsburger Bucht: Die Obdachlosen im Camp werden bis Ende April geduldet, Sozialarbeiter von Karuna kümmernsich jeden Tagumsie.<br />

VonStefan Strauß<br />

Ihr Vorschlag kommt überraschend:<br />

Sozialsenatorin Elke<br />

Breitenbach (Linke) will obdachlose<br />

Menschen vorübergehend<br />

in Zelten unterbringen. In<br />

anderen Ländernhabe man mit diesen<br />

Zeltstädten gute Erfahrungen<br />

gemacht, sagte die Senatorin.<br />

Grundsätzlich seien alle Brachen als<br />

Standorte für solche Camps geeignet,<br />

heißt es in einem internen Arbeitspapier,das<br />

Breitenbach mit den<br />

Sozialstadträten der Bezirke und den<br />

Einrichtungen der Obdachlosenhilfe<br />

abgestimmt hat. Ihre Koalitionspartner<br />

dagegen hat sie mit ihrer Ankündigung<br />

überrascht und irritiert. Und<br />

das sorgt für Missstimmung in der<br />

Koalition.<br />

„Mir fehlt die Fantasie, was an<br />

diesem Konzept der Lösungsansatz<br />

sein soll“, sagt zum Beispiel die<br />

sozialpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion,<br />

Fatos Topaç. Es wäre<br />

schön gewesen, hätte die Senatorin<br />

mit den Koalitionspartnern imVorfeld<br />

darüber diskutiert.„Nun bleiben<br />

viele Fragen.“ Fatos Topaç sagt,<br />

Campingplätze für Obdachlose<br />

seien keine angemessene sozialpolitische<br />

Antwort. „Es muss andere<br />

Möglichkeiten der Hilfe geben. Zeltstädte<br />

wären der allerletzte Schritt<br />

und eine Bankrotterklärung.“<br />

BezirkMitte räumte rabiat<br />

Zeltlager für Obdachlose<br />

Sozialsenatorin Breitenbach irritiert mit ihrem Vorschlag die Koalitionspartner<br />

Die sozialpolitische Sprecherin der<br />

SPD-Fraktion, Ülker Radziwill, sagte<br />

am Montag, sie sei irritiert gewesen,<br />

als sie von Breitenbachs Idee gehört<br />

habe. „Ich wusste davon nichts und<br />

würde mir das Konzept vonder Senatorin<br />

gernmal erklären lassen.“ Ülker<br />

Radziwill meint, ganzjährige Unterkünfte<br />

und reguläre Wohnungen für<br />

Obdachlose seien sinnvoller.Aber sie<br />

wisse auch, dass es sehr schwierig sei,<br />

in Berlin geeignete Räume zu finden.<br />

Immer wieder hat es Zeltlager von<br />

Obdachlosen in der Stadt gegeben.<br />

Und immer wieder wurden sie geräumt,<br />

ohne sich mit Sozialarbeitern<br />

zu beraten und Hilfe anzubieten.<br />

Meist sind es Menschen aus östlichen<br />

EU-Ländern, die in Berlin ihr<br />

Glück gesucht haben und gescheitert<br />

sind. Sie campieren in Parks wie<br />

dem Tiergarten, am Berghain, an der<br />

Spree, in Unterführungen und unter<br />

Brücken. Vorallem der Bezirksbürgermeister<br />

von Mitte, Stephan von<br />

Dassel (Grüne) ging bisher rabiat gegen<br />

solche Camps vor. Er räumte sie,<br />

und die Obdachlosen zogen an andereOrteweiter.<br />

Ein berlinweit einheitliches Vorgehen<br />

aller Bezirke soll solche Alleingänge<br />

künftig verhindern. „Die Obdachlosen<br />

sind nicht weg, wenn wir<br />

„In Zeltstädten<br />

haben wir Zeit, um<br />

den Obdachlosen<br />

einen anderen<br />

Wegzuzeigen,<br />

als auf der Straße<br />

zu leben.“<br />

Elke Breitenbach (Linke),<br />

Senatorin für Arbeit, Integration<br />

und Soziales<br />

sie vonParkzuParkvertreiben“, sagt<br />

Elke Breitenbach. „Diese Realität<br />

müssen wir zur Kenntnis nehmen<br />

und neue Ideen entwickeln.“Wiedas<br />

gehen kann, ist Thema der Arbeitsgruppe,<br />

die sich an diesem Freitag<br />

erneut zusammenfindet.<br />

Die Zeit drängt, denn die Behörden<br />

vermuten, dass im Frühjahr,<br />

wenn die Notunterkünfte der Kältehilfe<br />

schließen, wieder mehr Menschen<br />

auf der Straße übernachten<br />

werden. DieSenatorin meint, für die<br />

Obdachlosen wäre es hilfreicher,<br />

wenn sie eine gewisse Zeit –imGe-<br />

spräch sind drei bis sechs Monate –<br />

in einem geduldeten Camp in Zelten<br />

leben und von Sozialarbeitern versorgt<br />

und betreut werden. In den<br />

Camps wird es Toiletten geben,<br />

Wasch- und Duschgelegenheiten sowie<br />

Müllbehälter.<br />

Erste Erfahrungen für solch eine<br />

Zeltstadt gibt es in der Rummelsburger<br />

Bucht. Dortprobieren Senat und<br />

der Bezirk Lichtenberg seit einigen<br />

Monaten so ein Hilfeprojekt aus. Es<br />

ist das erste seiner ArtinBerlin.<br />

„Es muss andere<br />

Möglichkeiten der<br />

Hilfe geben. Zeltstädte<br />

wären der<br />

allerletzte Schritt<br />

und eine Bankrotterklärung.“<br />

Fatos Topaç (Grüne),<br />

sozialpolitische<br />

Sprecherin der Fraktion<br />

Sozialarbeiter von Karuna bringen<br />

den Obdachlosen, meist sind es<br />

junge Menschen, Frühstück und<br />

Kohlen für den Ofen im Gemeinschaftszelt.<br />

Sie bieten ihnen jeden<br />

TagHilfe an, damit sie in das soziale<br />

Hilfesystem eingebunden werden,<br />

sich beraten lassen, zum Arzt gehen,<br />

eine Ausbildung starten und eine reguläreUnterkunft<br />

finden.<br />

Das Gelände gehört dem Land<br />

Berlin. BisEnde Aprildürfen die Obdachlosen<br />

dort bleiben, ohne dass<br />

sie geräumt werden. Dann allerdings<br />

sollen sie das Camp freiwillig verlas-<br />

BLZ/WÄCHTER; DIE GRÜNEN<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

sen, im besten Falle mit einer festen<br />

Bleibe in einer sozialen Einrichtung.<br />

Und einer Perspektive, die weiterführt<br />

als bis zum nächsten Schlafplatz<br />

auf der Straße.<br />

Einigen Obdachlosen konnten<br />

die Sozialarbeiter schon helfen. „Es<br />

gibt jetzt den Vorschlag, weitere solcher<br />

zeitlich befristeten Camps in<br />

der Stadt zu errichten,“ sagt die Sprecherin<br />

der Sozialverwaltung, Regina<br />

Kneiding. Wo genau und wann solche<br />

Zeltstädte entstehen könnten,<br />

wie viele Menschen dort leben und<br />

wer sie betreut, das sind Fragen, die<br />

noch geklärt werden müssen.<br />

Ebenso, obdie Stadt die Zelte aufstellt<br />

–oder ob es sogar Container<br />

sein werden. Fest steht, dass die Zeltstädte<br />

nicht in Wohngebieten liegen<br />

sollen, Konflikte mit Anwohnernwill<br />

der Senat vermeiden.<br />

Alle Bezirke werden in das gesamtstädtische<br />

Konzept einbezogen,<br />

denn Zeltstädte soll es nicht nur<br />

in der Innenstadt geben, sondern<br />

auch am Stadtrand. „Solche Zeltstädte<br />

werden immer nur eine Übergangslösung<br />

sein. Sie sind kein Ersatz<br />

für ein menschenwürdiges Leben“,<br />

sagt Behördensprecherin<br />

Kneiding. Und kein Obdachloser<br />

müsse dort leben, wenn er es nicht<br />

möchte.<br />

Orte der Ruhe und Zeit<br />

Die <strong>Berliner</strong> Stadtmission, die etliche<br />

Obdachlose betreut, etwa in<br />

der Bahnhofsmission am Zoo, unterstützt<br />

die Pläne der Senatorin.<br />

„Es ist gut, dass nicht mehr weggeschaut<br />

wird“, sagt Sprecherin Ortrud<br />

Wohlwend. „Wir begrüßen das<br />

Gesamtkonzept für ein stadtweit<br />

einheitliches Vorgehen.“ Zeltstädte<br />

könnten Orte sein, an denen die<br />

Obdachlosen Zeit, Ruhe und Vertrauen<br />

finden. Sozialarbeiter begegnen<br />

ihnen dort „auf Augenhöhe“<br />

und mit Verständnis. „Für<br />

manche Obdachlose ist das ein<br />

Licht am Ende des Tunnels.“<br />

Stefan Strauß<br />

ist gespannt, ob das Konzept<br />

der Zeltstädte aufgeht<br />

NACHRICHTEN<br />

Greta Thunberg kommt zu<br />

Kundgebung in Mitte<br />

Dieschwedische Umweltaktivistin<br />

Greta Thunberg, die die weltweiten<br />

„Fridays-for-Future-Demonstration<br />

ausgelöst hat, kommt zur <strong>Berliner</strong><br />

Klimastreik-Kundgebung am<br />

29. Märzinden Invalidenparkin<br />

Mitte.Das teilte das <strong>Berliner</strong> Organisationskomitee<br />

am Montag mit. Die<br />

16-jährige Schwedin hatte mit ihrem<br />

„Schulstreik für das Klima“ 2018 vor<br />

dem schwedischen Reichstag begonnen,<br />

daraus erwuchs die Fridaysfor-Future-Bewegung.<br />

(mak.)<br />

Fortschritt in<br />

Tarifverhandlung bei der BVG<br />

Im Streit um höhereLöhne und andereVerbesserungen<br />

für die Beschäftigten<br />

der <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />

(BVG)ist eine Einigung weiterhin<br />

nicht ausgeschlossen. Nach einem<br />

Gespräch am Montag meldeten<br />

der Kommunale Arbeitgeberverband<br />

Berlin und die Gewerkschaft<br />

Verdieinen „Fortschritt in schwierigen<br />

Tarifverhandlungen“. Beide Seiten<br />

seien aufeinander zugegangen.<br />

Es sei deutlich geworden, dass „trotz<br />

auch gegensätzlicher Positionen<br />

eine Einigung über ein Gesamtpaket<br />

möglich erscheint“, sagte die KAV-<br />

Chefin Claudia Pfeiffer. (pn.)<br />

Jura-Studenten beraten<br />

Verbraucher kostenlos<br />

Falsch gelieferte Bestellungen, Ärger<br />

mit der Fluggesellschaft oder Abzocke<br />

bei Handyverträgen: Ab dem<br />

1. Aprilbieten Studenten der Humboldt-Universität<br />

eine kostenlose<br />

Rechtsberatung für Verbraucher an.<br />

Angenommen werden Fälle mit einem<br />

Streitwertvon bis zu 1000 Euro,<br />

teilte die Hochschule mit. Beider Arbeit<br />

in der sogenannten Humboldt<br />

Consumer Law Clinic sollen die Studenten<br />

Praxiserfahrungen sammeln.<br />

Siewerden vonerfahrenen Juristen<br />

angeleitet. Interessenten können<br />

ihreFälle per Mail schicken an:<br />

hclc@rewi.hu-berlin.de (dpa)<br />

Journalist Billy Six<br />

wieder in der Heimat<br />

Nach 119 Tagen Einzelhaft in einem<br />

venezolanischen Gefängnis ist der<br />

Journalist Billy SixamMontag nach<br />

Deutschland zurückgekehrt. Er landete<br />

gegen 16 UhrinTegel und<br />

wurde vonFreunden, Kollegen und<br />

AfD-Politikernbegrüßt. Er sagte,die<br />

Bundesregierung habe ihm wegen<br />

seiner politischen Einstellung die<br />

Hilfe verweigert. Dagegen würden er<br />

und seine Familie juristisch vorgehen.<br />

DasAuswärtige Amt wies die<br />

Anschuldigungen zurück. Dem<br />

32-Jährigen wirdSpionage und Landesverrat<br />

vorgeworfen. (ls.)<br />

Billy Six auf dem Wegvon Venezuela<br />

über Panama nach Berlin.<br />

SIX


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Berlin<br />

Etwatausend Musiker sollen das Lichtenberger Rockhaus nutzen.<br />

GETTY IMAGES; BLZ/WÄCHTER; DPA<br />

Das Rockhaus wirft seine Musiker raus<br />

Einer der größten Anbieter von Proberäumen will schließen –Kultursenator prüft Aufkauf des Gebäudes<br />

„Für mich ist<br />

ein nicht mehr<br />

tragbares<br />

finanzielles Risiko<br />

eingetreten.<br />

Daher muss ich<br />

eure Mietverträge<br />

zum 31. Mai 2019<br />

kündigen.“<br />

Dirk Kümmele,<br />

Rockhaus-Betreiber, ineiner Mail an<br />

seine Mieter<br />

VonAnnika Leister<br />

Aus dem Erdgeschoss klingen<br />

Gitarren, aus dem Nebenraum<br />

Trommeln, mittendrin<br />

ein Staubsauger. Giancarlo<br />

reinigt gerade den roten Teppich<br />

rund um sein Schlagzeug, gleich<br />

kommt sein nächster Schüler.Seit sieben<br />

Jahren gibt der 36-Jährige Musikunterricht<br />

im Lichtenberger Rockhaus,indem<br />

rund 1000 Künstler proben,<br />

unterrichten und Aufnahmen<br />

machen. Doch damit ist bald Schluss.<br />

Vorzwei Tagen haben die Mieter des<br />

Rockhauses eine Kündigung erhalten.<br />

PerMail. Siemüssen ausziehen –und<br />

zwar bis Ende Mai. „Wir sind ziemlich<br />

schockiert“, sagt Giancarlo,der seinen<br />

Nachnamen lieber nicht verraten will.<br />

„Nur zwei Monate –das ist sehr, sehr<br />

kurzfristig.“<br />

DasRockhaus ist ein alter Plattenbau<br />

in der Buchberger Straße in<br />

Lichtenberg. Die rund 200 Räume<br />

darin machte Dirk Kümmele, selbst<br />

Musiker, für jene fit, die sonst als<br />

Nachbarn nicht gern gesehen sind,<br />

weil sie zu laut sind. Es ist eines der<br />

größten Proberaum-Projekte in Berlin.<br />

Doch es steht schon seit langem<br />

unter Beschuss.<br />

Streit mit dem Eigentümer<br />

Noch ist die Buchberger Straße nicht<br />

besonders attraktiv,Brachen, Platten<br />

und die Deutsche Telekom gibt es<br />

hier.Doch in direkter Nähe rings um<br />

das Rockhaus sind für die kommenden<br />

Jahregroße Bauprojekte geplant<br />

– unter anderem ein Riesen-Bürokomplex<br />

für Start-ups.Die Platte des<br />

Rockhauses passt da nicht mehr<br />

rein, Musiker sind auch keine besonders<br />

lohnenswerte Zielgruppe.<br />

2015 kaufte Investor Shai Scharfstein<br />

das Rockhaus –kündigte erst<br />

und drohte danach sogar mit<br />

Zwangsräumung. Daskonnte Betreiber<br />

Dirk Kümmele vor Gericht abwenden.<br />

Das entschied: Der Mietvertraghabe<br />

Bestand –und zwar wie<br />

geplant bis 2023. Jetzt aber schickte<br />

Kümmele selbst den Mietern die<br />

Kündigung.<br />

Leider sei das Verhältnis zum Eigentümer<br />

nach den Streitigkeiten vor<br />

Gericht stark belastet, schreibt Kümmele.Neue<br />

Streitigkeiten folgten.„Ich<br />

spare mir die Details. Fakt ist aber,<br />

dass für mich ein nicht mehr tragbaresfinanzielles<br />

beziehungsweise existenzielles<br />

Risiko eingetreten ist. Auch<br />

und vor allem zum Schutze meiner<br />

Familie kann ich diese Risiken nicht<br />

mehr weiter eingehen.“ Das Rockhaus<br />

müsse Ende Juni „komplett geräumt<br />

und besenrein“ übergeben<br />

werden. „Daher muss ich eure Mietverträge<br />

entsprechend in Kürze zum<br />

31.05.2019 kündigen.“<br />

Weiter schreibt Kümmele,dass er<br />

seit einem halben Jahr intensiv nach<br />

einem Objekt suche, umdas Rockhaus<br />

zu verlegen. Doch auf dem<br />

Marktsei nichts zu finden, das ähnliche<br />

Mieten wie bisher ermögliche.Er<br />

GESCHICHTE<br />

2007 2016 2017<br />

• • •<br />

Dirk Kümmele gründet in einem<br />

Lichtenberger Plattenbau<br />

das Rockhaus. Er versieht<br />

das frühere Bürogebäude<br />

mit Schallschutz und<br />

erhält schließlich die Genehmigung,dortProberäume<br />

für<br />

Musiker einzurichten.<br />

Shai Scharfstein, dem das<br />

Haus an der Buchberger<br />

Straße seit 2015 gehört,<br />

kündigt dem Rockhaus-Betreiber<br />

im Februar 2016 –<br />

weil er sich angeblich nicht<br />

ausreichend um den Brandschutz<br />

gekümmerthat.<br />

Das Kammergericht hebt Anfang<br />

Dezember ein Urteil des<br />

Landgerichts auf, das in erster<br />

Instanz gegenden Rockhaus-Betreiber<br />

entschieden<br />

hatte. Dirk Kümmele kann<br />

weitermachen, das Rockhaus<br />

scheint gerettet.<br />

habe um Hilfe beim Bezirksamt und<br />

der Senatskulturverwaltung gebeten<br />

– herausgesprungen seien dabei<br />

aber bisher „nur vereinzelt Lippenbekenntnisse“.<br />

Weder Kümmele<br />

noch Besitzer Scharfstein wollten<br />

sich auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am Montag eingehender zu<br />

dem Thema äußern. Man bereite<br />

eine gemeinsame Presseerklärung<br />

vor, hieß es.<br />

Kein Platz für Musiker in einer<br />

Stadt, in der es ohnehin an Wohnund<br />

Gewerberaum mangelt –vor diesem<br />

Problem stehen jetzt auch die<br />

Mieter des Rockhauses.Giancarlo hat<br />

sich gleich auf die Suche nach Ersatz<br />

gemacht. Denn er wusste: „Gut 1000<br />

Musiker, alle zur selben Zeit auf der<br />

Suche nach Proberäumen –das wird<br />

extrem schwer.“ Alternativen, die<br />

schallgeschützte Räume haben, gibt<br />

es in Berlin ohnehin nur wenige –und<br />

die seien meistens schon voll. Für den<br />

Schlagzeuglehrer steht damit auch<br />

seine Existenz auf dem Spiel. Er spiele<br />

eben nicht Blockflöte. „Ich bin komplett<br />

abhängig vonden Räumlichkeiten.“<br />

Für Hobbymusiker wie John<br />

Smith bedeutet das Ende des Rockhauses<br />

vermutlich, dass sie zu Hause<br />

weiterfrickeln –oder ganz aufhören.<br />

Der Brite ist seit 2016 im Rockhaus<br />

eingemietet, in einem nur 6,5 Quadratmeter<br />

großen Raum für 65 Euro<br />

pro Monat. Hier spielt er Elektround<br />

Gitarrenstücke ein. Er wünscht<br />

sich vonKümmele mehr Informationen<br />

zum Grund des Rauswurfs.„Der<br />

Mietvertrag sollte doch bis 2023 laufen<br />

–warum gilt das plötzlich nicht<br />

mehr?“<br />

Hoffnungsschimmer<br />

Als Kümmele vor Gericht Unterstützung<br />

brauchte, habe er die Musiker<br />

auf dem Laufenden gehalten –jetzt<br />

aber heiße es nur „Ich spareeuch die<br />

Details“. Smith will nur ungern raus<br />

aus dem Rockhaus. Essei praktisch<br />

gewesen, jederzeit zugänglich. Vor<br />

allem aber:ein „Ortfür Musik, Kunst<br />

und Kreativität“ in Berlin.<br />

Dieses Potenzial will auch die<br />

Kulturverwaltung nicht verloren geben.<br />

Auf Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

erklärte Kultursenator Klaus<br />

Lederer am Montag: „Die Kulturverwaltung<br />

prüft die Anmietung des<br />

Hauses –auf Grundlage eines aktuellen<br />

Angebots vom15. März–oder einen<br />

Alternativstandort in Eigenregie.“<br />

Dazu würden Gespräche und<br />

Berechnungen durchgeführt. Auch<br />

Lichtenbergs Bezirksbürgermeister<br />

Michael Grunst (Linke) sagt: „Der<br />

Verlust des Hauses wäre sehr ärgerlich.“<br />

Da sich Betreiber und Eigentümer<br />

aber auf ein Vertragsende geeinigt<br />

hätten, sei es schwierig, politisch<br />

zu intervenieren. Aber auch er<br />

„suche weiter nach Ersatz.“<br />

Ein Hoffnungsschimmer –allerdings<br />

nicht allzu groß:„Es kann noch<br />

keine Lösung in Aussicht gestellt<br />

werden“, sagt Lederer.<br />

„Die Kulturverwaltung<br />

prüft die<br />

Anmietung des<br />

Hauses –auf<br />

Grundlage eines<br />

aktuellen Angebots<br />

vom 15. März –<br />

oder einen<br />

Alternativstandort<br />

in Eigenregie.“<br />

Klaus Lederer (Linke),<br />

Kultursenator<br />

Unverkennbar:Musiker „John Smith“ beim Üben im Rockhaus. Unübersehbar:das frühere Bürohaus an der Buchberger Straße in Lichtenberg. Übersichtlich: weißes Brett mit Kleinanzeigen der Musiker. BLZ/PONIZAK (3)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Fahrgast mit Messer attackiert.<br />

Ein26Jahrealter Mann aus dem Irak<br />

ist in der Nacht zum Sonnabend zwischen<br />

den S-Bahnhöfen Greifswalder<br />

Straße und und Prenzlauer Allee<br />

vonvier Männernangegriffen und<br />

verletzt worden. DieGruppe war<br />

Greifswalder Straße eingestiegen,<br />

die Männer gaben sich als Fahrkartenkontrolleureaus.Als<br />

der Iraker<br />

Zweifel daran äußerte,wurde er angegriffen.<br />

Einer der angeblichen<br />

Kontrolleurezog ein Messer und verletzte<br />

den Fahrgast im Gesicht. Mitreisende<br />

forderten die Angreifer<br />

lautstarkauf, den Mann in Ruhe zu<br />

lassen. Daraufhin flüchteten die Täter<br />

am Bahnhof Prenzlauer Allee aus<br />

der S-Bahn. DasOpfer erlitt eine<br />

Schnittwunde über dem Auge und<br />

musste ambulant in einem Krankenhaus<br />

versorgt werden. DieBundespolizei<br />

fahndet nach den Schlägern.<br />

Passanten überfallen.<br />

Vier Jugendliche und ein 13 Jahre<br />

altes Kind haben am Sonntagabend<br />

auf der Breiten Straße in Pankow<br />

zwei Passanten überfallen. Zunächst<br />

schlugen die Angreifer die beiden<br />

Opfer zu Boden. Dann besprühten<br />

sie sie mit Pfefferspray.Währenddessen<br />

versuchten die Schläger,den Opferndie<br />

Jacken zu entreißen. Diebeiden<br />

17 und 18 Jahrealten Überfallenen<br />

riefen die Polizei. Eine Streife<br />

hielt einen 13 Jahrealten Jungen sowie<br />

einen 15-Jährigen fest. Diedrei<br />

anderen Täter konnten zunächst<br />

entkommen. Siewurden am Abend<br />

festgenommen. Dabei handelt es<br />

sich um zwei 14-Jährige und einen<br />

15 Jahrealten Jungen. Siewurden in<br />

Deutschland geboren und haben einen<br />

Migrationshintergrund. Das<br />

Kind und die vier Jugendlichen wurden<br />

nach der Identitätsfeststellung<br />

ihren Elternübergeben.<br />

Die Polizei bittet mit Fotos um Hinweise<br />

zu den Räubern.<br />

POLIZEI<br />

Tatverdächtige gesucht.<br />

DiePolizei hat Fotos vonzweiUnbekannten<br />

veröffentlicht. DieFotos<br />

stammen aus der Überwachungskameraeines<br />

Tabak- und Schreibwarengeschäfts<br />

in der Sandstraße im<br />

Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt.<br />

DieTäter hatten am Mittag des<br />

15. Dezember versucht, den Laden<br />

zu überfallen. Siebetraten gegen<br />

13.30 Uhrdas Geschäft, um angeblich<br />

Zigaretten zu kaufen. Als die<br />

55-jährige Angestellte die Ausweise<br />

kontrollieren wollte,verließen die<br />

beiden Täter das Geschäft. Kurz darauf<br />

kamen sie wieder,versprühten<br />

Reizgas und bedrohten die Frau mit<br />

einer Hantelstange.Dann versuchten<br />

sie,die Kasse aufzubrechen. Als<br />

das nicht gelang, verließen sie den<br />

Verkaufsraum. DiePolizei bittet um<br />

Hinweise zur Identität der gesuchten<br />

Täter.Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle<br />

entgegen.<br />

Kind angegriffen.<br />

Einangeblicher Polizist hat am<br />

Sonntagabend einen Zwölfjährigen<br />

in Spandau attackiert. DerMann<br />

nahm den Jungen am U-Bahnhof<br />

Haselhorst in den Schwitzkasten<br />

und forderte ihn auf, seinen Mund<br />

zu öffnen. Er vermutete darin Drogen.<br />

Als er nichts fand, flüchtete er.<br />

Am Abend erkannte der Junge den<br />

Täter am U-Bahnhof Spandau wieder<br />

und alarmierte die Polizei. Eine<br />

Streife nahm den 29-Jährigen fest.<br />

Wiesich später herausstellte,lagen<br />

drei Haftbefehle gegen den Mann<br />

vor. DieBeamten fanden bei ihm zudem<br />

Drogen und einen gestohlenen<br />

Personalausweis.Der zwölfjährige<br />

Junge blieb bei dem Angriff unverletzt.<br />

(ls.)<br />

Idyllisch ist das nicht. Eine Schrottleiche am Spreeufer<br />

VonLukas Dubro und Christina Spitzmüller<br />

Fahrradleichen gehören zum<br />

Stadtbild. Sie stehen an<br />

Brückengeländern und Laternenmasten.<br />

Besonders<br />

für Radfahrer sind sie ein Ärgernis:<br />

Die Schrotträder blockieren überall<br />

in der Stadt Anschließmöglichkeiten<br />

–und das dauerhaft. Denn die Bezirke<br />

kommen mit der Entsorgung<br />

nicht hinterher. Die Politik fordert<br />

mehr Engagement und hat Ideen für<br />

eine schnellereBeseitigung.<br />

Zum Frühlingsbeginn haben die<br />

CDU und der Allgemeine Deutsche<br />

Fahrrad-Club (ADFC) eine zentrale<br />

Stelle zur Beseitigung von Schrottfahrrädern<br />

gefordert. Die „Fahrradleichen“<br />

gehörten nicht zum schönen<br />

Stadtbild, sagte der verkehrspolitische<br />

Sprecher der CDU-Fraktion,<br />

Oliver Friederici. Auch die Grünen<br />

plädieren dafür, das Thema ernster<br />

zu nehmen. Im vergangenen Jahr<br />

sammelten die Bezirksämter Tausende<br />

Schrotträder ein.<br />

Zentrale Stelle gefordert<br />

Friederici hatte eine Anfrage zum<br />

Umgang mit den Schrotträdern an<br />

das Abgeordnetenhaus gerichtet.<br />

Dafür stellten vier von zwölf Bezirken<br />

Zahlen zurVerfügung. Dies zeige<br />

das Desinteresse der Bezirke für das<br />

Problem, sagte Friederici. Nur eine<br />

zentrale Stelle zur Beseitigung der<br />

Räder kann seiner Meinung nach<br />

Abhilfe schaffen. Zudem schlägt<br />

Schrott am Geländer<br />

CDU und ADFC fordern zentrale Sammelstelle für ausrangierte Fahrräder<br />

Friederici vor, an jeder Bushaltestelle<br />

Fahrradstellplätze zu installieren.<br />

Dann könnten Fahrradfahrer ihre<br />

Räder sicher abschließen und es<br />

gebe keinen „Wildwuchs“.<br />

Der ADFC unterstützt das Vorhaben.<br />

Es gebe in Berlin zu wenige sichere<br />

Abstellanlagen für die Fahrräder,<br />

sagte Lara Eckstein vom<br />

ADFC. „Da ist es natürlich ärgerlich,<br />

wenn dann auch noch alte Fahrräder<br />

die wenigen sicheren Fahrradparkplätze<br />

blockieren.“ In den Niederlanden<br />

sei es üblich, dass Fahrradparkplätze<br />

an Bahnhöfen bewacht<br />

würden. „Dieses Personal kümmert<br />

sich dann auch darum, dass Räder,<br />

die wochenlang nicht in Gebrauch<br />

sind, entfernt werden.“<br />

Wie die CDU appellierte auch<br />

Stefan Taschner, Radverkehrsexperte<br />

der Grünen-Fraktion, das<br />

Thema ernster zu nehmen: „Angesichts<br />

dessen, wie viele Räder gefühlt<br />

auf den Straßen stehen, sind die tatsächlichen<br />

Abräumzahlen sehr gering.“<br />

In Berlin sind die Bezirke für<br />

die Beseitigung von Schrotträdern<br />

aus dem öffentlichen Raum zuständig.<br />

Nicht mehr fahrtüchtige Fahrräder<br />

werden vomOrdnungsamt farbig<br />

markiert und müssen von den<br />

Besitzern innerhalb von drei Wochen<br />

entfernt werden.Verstreicht die<br />

Frist, werden die Räder in Zusam-<br />

„Es ist natürlich ärgerlich,<br />

wenn alte Fahrräder<br />

die wenigen sicheren<br />

Fahrradparkplätze blockieren.“<br />

Lara Eckstein (ADFC)<br />

menarbeit mit der <strong>Berliner</strong> Stadtreinigung<br />

(BSR) und der Polizei abgeräumt.<br />

Das Ordnungsamt wird<br />

durch Bürgerbeschwerden oder<br />

Kontrollen auf die Schrotträder aufmerksam.<br />

Christian Berg, Sprecher des Bezirksamts<br />

Neukölln, erklärte: „Die<br />

Beseitigung von „Fahrradleichen“<br />

hat in Neukölln eine hohe Priorität.“<br />

Das Ordnungsamt prüfe bei seinen<br />

Streifen stets auch Schrotträder. Die<br />

vielen Meldungen der Bürger würden<br />

innerhalb von drei Tagen bearbeitet.<br />

Sarah Lühmann, Sprecherin<br />

Kriminelle Zahlenspiele<br />

CHROMORANGE/KARL-HEINZ SPREMBERG<br />

des Amtes in Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

ergänzte: „Das zuständige Amt<br />

ist mit dem aktuellen Vorgehen sehr<br />

zufrieden und sieht keine Notwendigkeit<br />

für die Überarbeitung der<br />

funktionierenden Prozesse zum<br />

Thema Schrotträder.“<br />

Nach Angaben der Bezirksämter<br />

werden die Räder in Friedrichshain-<br />

Kreuzberg wöchentlich entfernt, in<br />

Neukölln monatlich, in Tempelhof-<br />

Schöneberg zweimal pro Jahr. In<br />

Treptow-Köpenick werden Fahrräder<br />

nur dann beseitigt, wenn diese<br />

die Verkehrssicherheit gefährden –<br />

was im Jahr 2018 dreimal vorkam.<br />

Für regelmäßige Sammeltouren<br />

gebe es keine Kapazitäten, sagte<br />

Ilona Tews vomdortigen Bezirksamt.<br />

Gemeinnütziger Zweck<br />

2018 haben die Ämter eigenen Angaben<br />

zufolge mehrereTausend Räder<br />

eingesammelt. In Neukölln wurden<br />

etwa 500 Schrotträder markiert und<br />

entsorgt. Mehr als 500 Räder waren<br />

es in Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

und in Friedrichshain-Kreuzberg<br />

mehr als 900. Dortwerden die Räder<br />

kostenlos von einem gemeinnützigen<br />

Unternehmen eingesammelt,<br />

das daraus Fahrräder für gemeinnützige<br />

Einrichtungen baut. Auch in<br />

Tempelhof-Schöneberg werden die<br />

noch nutzbaren Teile von einem sozialen<br />

Träger übernommen. Dort<br />

wurden im vergangenen Jahr 152<br />

Schrotträder beseitigt, etwa halb so<br />

viele wie 2017. (dpa)<br />

Innenausschuss diskutiert Polizeibericht und Ausstattung der Beamten. Rot-rot-grüne Koalition hat deutliche Differenzen<br />

VonElmar Schütze<br />

Straftaten in Berlin in Tausend, gerundet<br />

600000<br />

500000<br />

400000<br />

543,2<br />

496,5 494,4 475,0 495,3 503,2 Die <strong>Berliner</strong> Polizei hat im vergangenen<br />

Jahr 511 677 Straftaten registriert.<br />

Das sind 8760 Fälle beziehungsweise<br />

1,7 Prozent weniger als<br />

im Jahr davor. 44,4 Prozent der Fälle<br />

wurden aufgeklärt –ein Jahr zuvor<br />

waren es 44,2 Prozent. Der einfache<br />

und der schwereDiebstahl (zum Beispiel<br />

Raub) blieben unter den Top-3-<br />

Delikten. So viel, ganz grob, zuden<br />

nackten Zahlen, wie sie aus der polizeilichen<br />

Kriminalitätsstatistik für<br />

2018 hervorgehen.<br />

Die Zahlen unterscheiden sich<br />

also nur marginal vondenen aus dem<br />

Jahr zuvor –umso wichtiger, sie einzuordnen<br />

und zu interpretieren: Was<br />

ist gut gelaufen im vergangenen Jahr?<br />

Was schlecht? Was kann und muss<br />

besser werden? Diese Fragen zu stellen<br />

–und manchmal auch zu beantworten<br />

– ist im Parlamentsbetrieb<br />

rollengemäß Aufgabe der Opposition.<br />

Also fand CDU-Fraktionschef<br />

Burkard Dregger am Montag im Innenausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses<br />

kaum ein gutes Wort für Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD) –<br />

und damit auch für die Polizei.<br />

Insbesondere die Aufklärungsquote<br />

hält Dregger für zu niedrig,<br />

schließlich ist Berlin mit 44,4 Prozent<br />

weiter Schlusslicht aller Bundesländer.<br />

„Dies ist inakzeptabel, denn die<br />

erfolgreiche Verfolgung von Straftaten<br />

in der Stadt bleibt die Ausnahme.“<br />

569,5 568,9<br />

520,4 511,7<br />

’09 ’10 ’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />

BLZ/REEG; QUELLE: POLIZEI BERLIN<br />

Außerdem zählte der Innenpolitiker<br />

auf, was <strong>Berliner</strong> Polizisten an<br />

Ausrüstung und Befugnissen bräuchten,<br />

um der gestiegenen Zahl vonGewaltvorfällen<br />

gegen sie selbst Herr zu<br />

werden. „Wir müssen endlich dafür<br />

sorgen, dass Polizisten mit Bodycams<br />

ihre Einsätze aufzeichnen können“,<br />

sagte Dregger. Aus anderen Bundesländern<br />

wisse man, dass solche Körperkameras<br />

auch präventiv wirkten.<br />

„Deshalb fordernwir die Stärkung der<br />

Polizeirechte und die Ausstattung mit<br />

Bodycams,umder Gewaltspirale Einhalt<br />

zugebieten“, sagte er. Das Gleiche<br />

gelte für Elektroschockpistolen,<br />

sogenannte Taser.<br />

Die rot-rot-grünen Koalitionäre<br />

reagierten auffallend uneinheitlich<br />

auf Dreggers Aufrüstungswünsche.<br />

Während die innenpolitischen Sprecher<br />

der Linken (Niklas Schrader)<br />

und der Grünen (Benjamin Lux) die<br />

Vorschläge als „komplett absurd“<br />

(Schrader) und als„popelig“ (Lux) zurückwiesen,<br />

zeigte sich ihr Kollege<br />

Frank Zimmermann von der SPD<br />

deutlich zugänglicher. Natürlich<br />

seien Bodycams nötig, sagte er. Und<br />

auchTaser,die in Berlin vonzweiPolizeiabschnitten<br />

und dem SEK benutzt<br />

werden, hätten sich bewehrt.<br />

Wie esaussieht, stehen der Koalition<br />

noch schwierige Gespräche bei<br />

der Ausgestaltung des Allgemeinen<br />

Sicherheits- und Ordnungsgesetzes<br />

(Asog) ins Haus,das noch im Sommer<br />

verabschiedet werden soll.<br />

SPD will<br />

Deckel auf<br />

Mieten legen<br />

Fraktionschef Saleh stützt<br />

sich auf neues Gutachten<br />

VonUlrich Paul<br />

Inder Debatte um die Einführung<br />

eines Mietendeckels auf Landesebene<br />

haben die Unterstützer der<br />

Idee juristisch Rückendeckung bekommen.<br />

Die Mietrechts- und Verfassungsexperten<br />

Franz Mayer und<br />

Markus Artz vonder Universität Bielefeld<br />

kommen in einem am Montag<br />

präsentierten Gutachten im Auftrag<br />

der SPD-Fraktion zum Ergebnis,<br />

dass das Land Berlin die Mieten<br />

selbst begrenzen kann.<br />

„Zur Sicherung des landesverfassungsrechtlich<br />

verbürgten Rechts<br />

auf Wohnen ist es verhältnismäßig,<br />

Vermietern zeitlich befristet durch<br />

Landesrecht zu untersagen, bestimmte<br />

Ansprüche aus dem Miethöherecht<br />

des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />

geltend machen zu dürfen“,<br />

erklärt Markus Artz, der unter anderem<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches<br />

Recht, Europäisches Privatrecht<br />

und Direktor der Forschungsstelle<br />

für Immobilienrecht<br />

an der UniBielefeld ist. Sinnvoll und<br />

angemessen erscheine ein öffentlich-rechtliches<br />

Eingreifen sowohl<br />

hinsichtlich der zulässigen Miethöhe<br />

bei Beginn des Mietverhältnisses<br />

als auch bei der Mieterhöhung<br />

im Bestand. Die Mieterhöhungsspielräume<br />

der Vermieter könnten<br />

also umfassend begrenzt werden.<br />

SPD-Fraktionschef Raed Saleh<br />

begrüßte das Ergebnis des Gutachtens<br />

und sagte:„Ich bin froh, dass wir<br />

es jetzt schwarz auf weiß haben und<br />

uns zwei hochangesehene Experten<br />

bestätigen: Der Mietendeckel kann<br />

kommen.“ Ein Mietendeckel bedeute<br />

Schutz für die Menschen. „Es<br />

ist die ganz zentrale Aufgabe unserer<br />

politischen Generation, unsereStadt<br />

Berlin bezahlbar zu halten“, sagte<br />

Saleh. Freier Markt bedeute eben<br />

nicht, dass alles erlaubt sei und dass<br />

die Menschen „wie eine Zitrone ausgequetscht“<br />

werden dürften. „Soziale<br />

Marktwirtschaft heißt, dass der<br />

Gier Grenzen gesetzt werden“, stellte<br />

Saleh fest. Die SPD-Fraktion sei fest<br />

entschlossen, die Mietenspirale aufzuhalten<br />

und, wo notwendig, klare<br />

Schranken zu setzen.<br />

Rechtlich umstritten<br />

Anders als Saleh sagte, herrscht indes<br />

keineswegs rechtliche Klarheit,<br />

ob das Land Berlin einen Mietendeckel<br />

beschließen darf. Es gibt auch<br />

Studien, die zu anderen Schlüssen<br />

kommen. Dazu gehört ein Gutachten<br />

des wissenschaftlichen Dienstes<br />

des Bundestages sowie eine Expertise,die<br />

im Auftrag der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung erarbeitet<br />

wurde. Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher (Linke) will dem<br />

rot-rot-grünen Senat an diesem<br />

Dienstag vorschlagen, eine ressortübergreifende<br />

Arbeitsgruppe einzurichten,<br />

die die Fragen zum Mietendeckel<br />

klären soll.<br />

Lompscher selbst steht hinter der<br />

Idee des Mietendeckels. „Wir müssen<br />

den exorbitanten Mietsteigerungen<br />

der letzten Jahrewirksam begegnen“,<br />

sagte sie am Montag. „Der<br />

Mietendeckel kann hierbei ein wichtiges<br />

zusätzliches Instrument sein.“<br />

Wegen seiner großen Auswirkungen<br />

auf alle <strong>Berliner</strong> Haushalte müssten<br />

die verfassungsrechtliche Zulässigkeit<br />

seiner Einführung sorgfältig geprüft<br />

und die Umsetzung sowie<br />

mögliche Folgen genau analysiert<br />

werden.<br />

Die Idee eines Mietendeckels<br />

hatte vor einigen Monaten eine<br />

Gruppe von SPD-Politikern mit der<br />

Bundestagsabgeordneten Eva Högl<br />

ins Spiel gebracht. Zwar sei der Bund<br />

für das Mietenrecht zuständig, argumentierten<br />

sie. Die Rechtsetzung<br />

beim Wohnungswesen sei indes seit<br />

der Föderalismusreform 2006 Ländersache.<br />

Zuvor hatte der <strong>Berliner</strong><br />

Jurist Peter Weber den Gedanken in<br />

einer Fachzeitschrift geäußert.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Eine Lösung, zwei Varianten<br />

Im Streit um den Bau eines 150 Meter hohen Wohnturms auf dem Alexanderplatz nähern sich der Investor Hines und die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG) an<br />

VonUlrich Paul<br />

Lange wurde verhandelt,<br />

jetzt zeichnet sich ab: Der<br />

Bau eines 150 Meter hohen<br />

Wohnturms des US-Investors<br />

Hines auf dem Alexanderplatz<br />

ist offenbar doch machbar, ohne<br />

dass der Betrieb der nahe gelegenen<br />

U-Bahn gefährdet wird. Zu diesem<br />

Ergebnis sind jedenfalls Vertreter der<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG)und<br />

des Investors bei einem Workshop<br />

mit Bau-Sachverständigen gekommen,<br />

wie aus Teilnehmerkreisen verlautete.<br />

Damit ist im Streit um den<br />

Bau des Hochhauses eine große<br />

Hürde genommen, aber Baurecht<br />

besteht noch nicht.<br />

Hines-Geschäftsführer Christoph<br />

Reschke zeigt sich dennoch<br />

zufrieden: „Der konstruktive Dialog<br />

aller Beteiligten ebnet den Weg<br />

zum Bau unseres Wohnturms“,<br />

sagt er. „Eindeutig bestätigt ist<br />

nun, dass sich das Projekt realisieren<br />

lässt, ohne den U-Bahnverkehr<br />

zu beeinträchtigen.“ Das sei<br />

„eine gute Nachricht –für Berlin,<br />

die BVG und für uns.“<br />

Überflutung befürchtet<br />

Voretwa einem Jahr sah es noch<br />

ganz anders aus. Dahatte die BVG<br />

davor gewarnt, dass es durch eine<br />

Havariebeim Baudes Hochhauses<br />

zu einem Grundwassereinbruch<br />

kommen könnte, indessen Folge<br />

bis zu 17 U-Bahnhöfe geflutet werden.<br />

Grund: Das Hochhaus von<br />

Hines soll auf einem aus dem Jahr<br />

1930 stammenden Fundamentblock<br />

errichtet werden. Durch diesen<br />

Block verläuft der Tunnel der<br />

U-Bahn-Linie 5. Ursprünglich<br />

wurde der Fundamentblock für<br />

den Bau eines 40 Meter hohen Gebäudes<br />

geplant. Zusätzliche Absicherungen<br />

hat es laut BVG inder<br />

Zwischenzeit nicht gegeben. BVG-<br />

Chefin Sigrid Evelyn Nikutta<br />

warnte deswegen Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke), dass es durch den Bau des<br />

Turms zu Schäden am U-Bahn-<br />

Tunnel kommen könnte –und dadurch<br />

zum Wassereinbruch, denn<br />

der Tunnel liegt im Grundwasser.<br />

Um den alten U-Bahn-Tunnel<br />

vor dem Gewicht des neuen Hochhauses<br />

zu schützen, kommen<br />

nach den vorliegenden Informationen<br />

zwei Varianten in Betracht:<br />

Eine sieht vor, dass über dem U-<br />

Bahn-Tunnel eine etwa ein Meter<br />

dicke Verstärkungsplatte errichtet<br />

wird, um die Last des Hochhauses<br />

abzutragen und den Tunnel zu<br />

schonen. Die zweite Variante sieht<br />

vor, innerhalb des alten Tunnels<br />

einfach einen neuen Tunnel zu<br />

bauen –umdie Röhrezuschützen.<br />

BVG-Sprecherin Petra Nelken will<br />

U-Bahn-Tunnel unter<br />

dem Alexanderplatz<br />

Galeria Kaufhof<br />

sich auf Anfrage zwar nicht näher<br />

äußern, bestätigt aber, „dass zwei<br />

Varianten, die die Experten für<br />

umsetzbar einschätzen, noch einmal<br />

geprüft werden.“ Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop (Grüne),<br />

Aufsichtsratsvorsitzende der BVG,<br />

sagt: „Der Vorstand der BVG wird<br />

die Ergebnisse der Expertenprüfungen<br />

bewerten und dem Aufsichtsrat<br />

vorlegen.“ Das Risiko,<br />

dass es zu Havarien in den U-<br />

Bahnanlagen kommt, müsse ausgeschlossen<br />

werden. „Oberste<br />

Priorität haben die Sicherheit der<br />

Fahrgäste und die Betriebssicherheit<br />

der U-Bahn“, so Pop.<br />

Zustimmen muss zudem die<br />

Technische Aufsichtsbehörde Berlins,<br />

die bei der Senatsverwaltung<br />

für Umwelt und Verkehr angesiedelt<br />

ist. Ohne ihr Okay läuft nichts.<br />

Wenn sie ebenfalls beide Varianten<br />

für machbar einstuft, könnte<br />

U-Bahnlinie 8<br />

Grunerstr.<br />

Hotel<br />

Park Inn<br />

U-Bahnlinie 2<br />

Berolinahaus<br />

Alexanderhaus<br />

Autotunnel<br />

In sich verdreht: der geplante 150 Meter<br />

hohe Wohnturmvon Hines. GEHRY PARTNERS<br />

Alexanderstr.<br />

Alexan<br />

Tiefgarage<br />

U-Bahnlinie 5<br />

Alexa<br />

Einkaufscenter<br />

sich der Investor sogar eine aussuchen.<br />

Bezahlen muss der Investor,<br />

heißt es in BVG-Kreisen. Schließlich<br />

sei Hines für den Bau verantwortlich.<br />

Insider vermuten, dass die BVG<br />

den Bau eines neuen Tunnels im<br />

alten Tunnel favorisiert. Sokäme<br />

das Verkehrsunternehmen günstig<br />

zu einer neuen Röhre und könnte<br />

dies dem Investor noch damit<br />

schmackhaft machen, dass vor<br />

späteren Bauarbeiten sicher sei.<br />

Kann Hines doch damit verhindern,<br />

dass nach Fertigstellung des<br />

Hochhauses vor der Tür eine U-<br />

Bahn-Baustelle entsteht. Der jetzige<br />

U-Bahn-Tunnel ist dem Vernehmen<br />

nach groß genug, um einen<br />

neuen aufzunehmen. Für Hines<br />

könnte die Tunnellösung<br />

ebenfalls interessanter sein, weil<br />

das Unternehmen für die andere<br />

Variante, den Bau einer Platte, of-<br />

Alexanderstr.<br />

Hines-Hochhaus<br />

geplant<br />

Otto-Braun-Str.<br />

Haus des<br />

Lehrers<br />

Berlin<br />

Congress<br />

Center<br />

BLZ/BÖTTCH<br />

fenbar anliegende Grundstück ankaufen<br />

müsste.<br />

Und sogeht es weiter:Wenn die<br />

Technische Aufsichtsbehörde grünes<br />

Licht geben sollte, müssen<br />

BVG und Hines eine Nachbarschaftliche<br />

Grundsatzvereinbarung<br />

schließen. Sie ist Voraussetzung<br />

dafür, dass das Bebauungsplanverfahren<br />

der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung zum<br />

Abschluss gebracht wird. Am Ende<br />

steht das Baurecht –dann könnte<br />

es auf der Baustelle losgehen.<br />

Hines will das Hochhaus am Alex<br />

nach Plänen des US-Star-Architekten<br />

Frank O. Gehry errichten. Er hatte<br />

sich mit seinem Entwurf für einen in<br />

sich verdrehten Turm im Jahr 2014 in<br />

einem Wettbewerb durchgesetzt. In<br />

dem 39-stöckigen Hochhaus sollen in<br />

den unteren Geschossen ein Hotel<br />

und inden oberen Etagen zirka 300<br />

Eigentumswohnungen entstehen.<br />

Neben Hines gibt es verschiedene<br />

Pläne für Hochhäuser am<br />

Alexanderplatz. Am weitesten ist<br />

der russische Investor Monarch.<br />

Er verfügt bereits über eine Baugenehmigung<br />

für die Errichtung eines<br />

150 Meter hohen Turms neben<br />

dem Einkaufszentrum Alexa, hat<br />

mit den Arbeiten bisher aber noch<br />

nicht begonnen. Derzeit laufen<br />

unter Federführung der <strong>Berliner</strong><br />

Immobilienmanagement GmbH<br />

(BIM) Verhandlungen über eine<br />

Verlängerung der im Kaufvertrag<br />

vereinbarten Fertigstellungsfrist.<br />

Siewar aufden 31. Dezember 2018<br />

datiert. Durch strikte Termin-Vorgaben<br />

will der Senat dem Vernehmen<br />

nach erreichen, dass mit der<br />

Baugenehmigung nicht spekuliert<br />

wird und es zu weiteren Verkäufen<br />

kommt.<br />

Nurnoch 130 Meter<br />

Aufdie Tube drückt unterdessen das<br />

Unternehmen Covivio. Es will auf<br />

der Fläche zwischen dem HotelPark<br />

Inn und dem Hines-Grundstück einen<br />

Büroturm sowie Wohnungen<br />

und Geschäfte errichten. Den im<br />

vergangenen Jahr entschiedenen<br />

Wettbewerb gewann das ArchitekturbüroSauerbruch&Hutton.<br />

Nach<br />

Angaben der Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung laufen derzeit<br />

bauvorbereitende Maßnahmen.<br />

Außerdem wird ein neuer städtebaulicher<br />

Vertrag mit Fertigstellungsfrist<br />

verhandelt. Auf der anderen<br />

Seite des Park Inn könnte Covivio<br />

ein zweites Hochhaus bauen.<br />

Überlegungen für weitere Hochhäuser<br />

anderer Eigentümer gibt es<br />

zudem für die Flächen neben dem<br />

Kaufhof und im Büroblock der TLG<br />

Immobilien, dem großen langen<br />

Gebäuderiegel entlang der Alexanderstraße.<br />

Ziel von Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher (Linke)<br />

ist es, die Hochhausgrenze am<br />

Alex von ursprünglich 150 Metern<br />

auf rund 130 Meter zureduzieren.<br />

Das entspricht in etwa der Höhe<br />

des Hotels Park Inn. Das Covivio-<br />

Projekt orientiert sich bereits an<br />

der neuen Höhe.<br />

Die 150-Meter-Grenze stammt<br />

noch aus dem Jahr 1993. Damals<br />

hatte der Architekt Hans Kollhoff<br />

den städtebaulichen Wettbewerb für<br />

den Alex mit einer Hochhausvision<br />

gewonnen, die eine Skyline dieser<br />

Höhe vorsah. Durch das spätere<br />

Baurecht stieg zwar der Wert der<br />

Grundstücke, doch keines der Projekte<br />

wurde bisher realisiert.<br />

Ulrich Paul<br />

verfolgt die Alex-Pläne<br />

seit mehr als 25 Jahren.<br />

Flächen mit Potenzial<br />

Berlin hat bisher kein öffentlich zugängliches zentrales Baulückenkataster.Nun hat die FDP ein Zahlenwerk veröffentlicht –dochdieses wirft Fragen auf<br />

VonElmar Schütze<br />

Das ThemaWohnen ist und bleibt<br />

das zentrale soziale Thema in<br />

Berlin. In der Debatte um steigende<br />

Mieten, drohende Wohnungsnot<br />

und eine mögliche Enteignung großer<br />

privater Immobilienkonzerne<br />

droht jedoch manchmal in Vergessenheit<br />

zu geraten, dass die Stadt<br />

wächst – jedes Jahr um rund<br />

40 000 Bewohner. Also müssen logischerweise<br />

mehr Wohnungen gebaut<br />

werden. Die Rede ist von<br />

194 000 Wohnungen bis zum Jahr<br />

2030. Aber gibt es überhaupt genug<br />

Platz dafür? Undwenn ja, wo sind die<br />

Potenziale dafür?<br />

Einige Antworten gibt jetzt die<br />

FDP, kleinste aller Oppositionsparteien<br />

im Parlament. Am Montag<br />

stellte sie ein neues, öffentlich zugängliches<br />

Baulückenkataster vor,<br />

am Mittwoch will sie es in den Bauausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses<br />

einbringen.<br />

In mühsamer Kleinarbeit hat die<br />

Agentur CBRE im Auftrag der FDP<br />

öffentlich zugängliche Daten aus allen<br />

Bezirken gesammelt und aufbereitet.<br />

Daraus geht hervor, dass Potenzial<br />

für rund 162 000 Wohneinheiten<br />

bis 2030 vorhanden wäre.<br />

Die größten Potenziale (siehe<br />

Grafik) weist demnach das Bezirksamt<br />

Pankow mit 44 900 Wohnungen<br />

auf, gefolgt von Treptow-Köpenick<br />

(19 500) und Lichtenberg (15 700).<br />

Am geringsten sind die Potenziale<br />

nach Angaben der Bezirksverwaltungen<br />

von Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

(7100), Tempelhof-Schöneberg<br />

(5400) und Steglitz-Zehlendorf(5100<br />

Wohnungen).<br />

Das Problem an dem Kataster ist<br />

jedoch, dass seine Daten zum Teil<br />

veraltet sind. So werden etwa Potenziale<br />

am Ostrand des Tempelhofer<br />

Wohnungsbaupotential bis 2030<br />

in Berlin, in Tausend, gerundet<br />

Pankow<br />

Treptow-Köpenick<br />

Lichtenberg<br />

Mitte<br />

Spandau<br />

Friedrichshain-K.<br />

Reinickendorf<br />

Neukölln<br />

Marzahn-Hellersd.<br />

Charlottenburg-W.<br />

Tempelhof-Schöneb.<br />

Steglitz-Zehlendorf<br />

19,5<br />

15,7<br />

15,1<br />

14,4<br />

11,7<br />

8,4<br />

8,0<br />

7,2<br />

7,1<br />

5,4<br />

5,1<br />

44,9<br />

BLZ/REEG; QUELLE: PB3C<br />

Feldes im Bezirk Neukölln aufgeführt.<br />

Offenbar stammen diese Daten<br />

aus der Zeit vor 2014, als das<br />

Tempelhof-Gesetz verabschiedet<br />

wurde. Dieses sieht bekanntlich vor,<br />

dass das gesamte Areal des ehemaligen<br />

Flughafens unbebaut bleiben<br />

muss.Eine vomdamaligen Senat favorisierte<br />

Randbebauung war in einem<br />

Volksentscheid abgelehnt worden.<br />

Sollte man das Gesetz ändern<br />

wollen, bräuchte es dafür also nicht<br />

nur eine parlamentarische Mehrheit,<br />

sondern auch eine deutliche<br />

Willensbekundung der <strong>Berliner</strong>.<br />

Auch die Flächen der Elisabeth-<br />

Aue imNorden Pankows werden in<br />

dem CBRE-Kataster aufgeführt. Tatsächlich<br />

gab es dort zurot-schwarzen<br />

Zeiten umfassende Neubaupläne.<br />

Inder nach 2016 gebildeten<br />

rot-rot-grünen Koalition konnte sich<br />

die SPD damit jedoch nicht durchsetzen:<br />

Die Elisabeth-Aue bleibt aus<br />

politischen Gründen vorerst frei. Allein<br />

deswegen schon kann keine<br />

Rede davon sein, dass es sich dabei<br />

etwa um bisher unbekannte Möglichkeiten<br />

handelt.<br />

Datenschutz führtzuÄnderung<br />

Trotz dieser Einschränkungen<br />

dient die Studie nach Worten des<br />

Auftraggebers, FDP-Fraktionschef<br />

Sebastian Czaja, als Grundlage für<br />

eine „mietensenkende Neubauoffensive“.<br />

Zum Beispiel könnte ein<br />

solches Kataster in der Debatte um<br />

die Bebauung von Kleingartenflächen<br />

helfen.<br />

Wie sooft beim politisch belastetenWohnen<br />

ist auch Czajas Initiative<br />

umstritten. Insbesondere dann,<br />

wenn der FDP-Chef der Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung die<br />

Schuld daran gibt, dass es derzeit<br />

kein zentrales, öffentliches Baulückenkataster<br />

gibt.<br />

Tatsächlich hat die Senatsverwaltung<br />

2014 ihr eigenes Kataster abgeschaltet.<br />

Seit 2015 fließen die Informationen<br />

über geeignete und verfügbare<br />

Wohnbauflächen aus den<br />

Bezirken in das ausschließlich behördeninterne<br />

Wohnbauflächen-Informationssystem<br />

(WoFIS). Nach<br />

Angaben von Bausenatorin Katrin<br />

Lompscher (Linke) geschah die Änderung<br />

vor allem aus Datenschutzgründen.<br />

Im Übrigen sei das nun<br />

vorgestellte Produkt gegenüber dem<br />

aktuellen Wofis veraltetet, so Lompscher.„DieimWofis<br />

enthaltenen Daten<br />

werden halbjährlich aktualisiert<br />

und beziehen alle Standorte mit<br />

mehr als 50 potenziellen Wohneinheiten<br />

ein.“ Undauchbeim Gesamtpotenzial<br />

geht der Senat weiter. Im<br />

jüngst vorgestellten Stadtentwicklungsplan<br />

(Step) Wohnen ist ein Potenzial<br />

von rund 200 000 Wohneinheiten<br />

bis 2030 aufgeführt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Flüchtlingsamt<br />

bietet mehr als<br />

100 neue Jobs<br />

Behörde reagiert auf<br />

Beschwerden der Kollegen<br />

VonStefan Strauß<br />

Soschnell findet man selten einen<br />

neuen Jobinder <strong>Berliner</strong> Verwaltung:<br />

unbefristet, gut bezahlt und<br />

krisensicher. Das Landesamt für<br />

Flüchtlingsangelegenheiten (LAF)<br />

stellt mehr als 100 neue Mitarbeiter<br />

ein. Gesucht werden Sozialarbeiter<br />

und Sachbearbeiter. Die Behörde<br />

hofft auf Umsteiger und Quereinsteiger.<br />

Am 27. März veranstaltet das<br />

Landesamt für sie einen „Karrieretag“.<br />

Mit den Neueinstellungen reagiert<br />

der Senat auf die massiven Beschwerden<br />

der Angestellten. Im November<br />

2018 hatten sich Mitarbeiter<br />

beim Abgeordnetenhaus über den<br />

Arbeitsstress beschwert, denn etliche<br />

Mitarbeiter hatten die Behörde<br />

deswegen verlassen. Im LAF mussten<br />

manche Kollegen statt der empfohlenen<br />

sechs bis acht Fälle am Tag<br />

bis zu 20 Fälle bearbeiten. Die reguläre<br />

Arbeitszeit reichte nicht mehr<br />

aus.Massenhaft blieben Asylanträge<br />

liegen, Ansprüche wurden nicht<br />

rechtzeitig bewilligt, Mails nicht beantwortet.<br />

Personalrat ist zufrieden<br />

Der Vorsitzende des Personalrates,<br />

Marco Olbrich, sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> im November 2018, unter<br />

der angespannten Situation hätten<br />

die Mitarbeiter und die Flüchtlinge<br />

zu leiden. CDU-Fraktionschef Burkard<br />

Dregger sprach von einem<br />

Skandal. Grünen-Politikerin Bettina<br />

Jarasch sagte,sie erwarte einen Neustart<br />

und eine Wertschätzung im<br />

Umgang mit den Mitarbeitern. Zu<br />

den aktuell geplanten 106 Neueinstellungen<br />

sagt Personalratschef<br />

Olbrich: „Damit ist uns sehr geholfen.<br />

Jetzt geht es um eine schnelle<br />

Einarbeitung der neuen Kollegen.“<br />

DieAuswirkungen der andauernden<br />

Arbeitsüberlastung sind immer<br />

noch zu spüren. Vonden 450 Mitarbeiternwaren<br />

etwa 150 im Jahr 2018<br />

mehr als 30 Tage krank. Ihnen werden<br />

jetzt Gespräche angeboten, um<br />

die Ursachen zu erforschen.<br />

In den Unterkünften des LAF leben<br />

derzeit 22 000 Menschen, jeden<br />

Monat erreichen bis zu 700 Flüchtlinge<br />

die Stadt. Ende Juni wird das<br />

Containerdorf auf dem Tempelhofer<br />

Feld aufgegeben. Die 850 Bewohner<br />

ziehen in andereFlüchtlingseinrichtungen<br />

der Stadt.<br />

Die Polizei sucht am Montag auf dem Wolziger See nach der verschwundenen Rebecca.<br />

Seltsame Seher<br />

SuchenachRebecca:Bislanghabensich18WahrsagerbeiderPolizeigemeldet.AuchihreHinweisewerdengeprüft<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Diesmal suchte die Polizei<br />

auf dem Wolziger See<br />

unweit von Storkow<br />

(Dahme-Spreewald)<br />

nach der verschwundenen Rebecca.<br />

Am Montag waren dortvier Ermittler<br />

der Mordkommission mit zwei Spürhunden<br />

für einige Stunden unterwegs.Wieder<br />

ohne Ergebnis.Amfrühen<br />

Nachmittag beendete die Polizei<br />

die Aktion.<br />

Einen Monat ist es jetzt her, dass<br />

die 15-jährige Schülerin aus Rudow<br />

verschwand. Obwohl die Polizei mit<br />

Florian R., dem Schwager des Mädchens,<br />

einen Tatverdächtigen hat,<br />

fehlt noch immer jede Spur von der<br />

Schülerin. Mehr als 1500 Hinweise<br />

sind bislang bei der Polizei eingegangen,<br />

vielen davon sind die Ermittler<br />

nachgegangen.<br />

Klassische Betrüger<br />

Auch 18 selbsternannte Hellseher<br />

haben sich bislang zu dem Fall gemeldet.<br />

Deren angebliche Eingebungen<br />

werden tatsächlich ebenfalls<br />

von der Polizei bearbeitet. Auch in<br />

anderen Vermisstenfällen melden<br />

sich Hellseher und Wahrsager bei<br />

den Mordkommissionen.<br />

Solche Hinweise würden „wie alle<br />

anderen Hinweise auch entgegen<br />

genommen, bearbeitet und bewertet“,<br />

heißt es bei der <strong>Berliner</strong> Polizei.<br />

Ein solches Vorgehen mag zunächst<br />

seltsam klingen. Man könne „nie<br />

ganz ausschließen, dass ein angeblicher<br />

Seher tatsächlich etwas weiß,<br />

wenn auch aus ganz irdischen Gründen“,<br />

sagt ein erfahrener<br />

Ermittler.Etwa, weil er„etwas<br />

Reelles mit seinen<br />

ganz normalen Augen gesehen“<br />

habe,eresaber als<br />

übersinnliche Eingebung<br />

verkaufen würde. Außerdem,<br />

so der Ermittler, sei<br />

es zumindest theoretisch<br />

möglich, dass ein „Hinweisgeber<br />

etwas mit dem<br />

Fall zu tun habe und daher<br />

etwas weiß, was wir nicht<br />

wissen“. Natürlich seien<br />

„auch typische Scharlatane“ unter<br />

den Sehern, die entweder aus Profilierungssucht<br />

oder sogar aus finanziellen<br />

Interessen handeln würden.<br />

Einer der Seher,die angeblich aus<br />

Überzeugung statt aus Geldgier handeln,<br />

ist der frühere Journalist Michael<br />

Schneider. Der 48-Jährige<br />

glaubt tatsächlich, dass er übersinnliche<br />

Fähigkeiten hat. Er stürzt sich<br />

seit Jahren auf Vermisstenfälle in<br />

Deutschland und Europa.<br />

„Anders als teure Hunde, Hubschrauberflüge<br />

und tagelange Hundertschaftsabordnungen<br />

(der Polizei,<br />

Anm. d. Red.) ist mein Angebot<br />

Michael<br />

Schneider<br />

für den Steuerzahler kostenlos“, sagt<br />

Schneider.Erwehrtsich dagegen, als<br />

„esoterischer Spinner“ abgetan zu<br />

werden und verweist gerne auf seine<br />

familiäre Herkunft. So habe er mehrere<br />

Richter in der Verwandtschaft,<br />

in seinem Freundeskreis<br />

seien zudem zahlreiche<br />

Polizisten, sagt er. Sein<br />

Großonkel sei der Spiegel-<br />

Gründer Rudolf Augstein.<br />

Weshalb diese Verbindungen<br />

die Glaubwürdigkeit<br />

des Hellsehers untermauern<br />

sollen, kann Schneider<br />

nicht sagen.<br />

ERHARD PAUL<br />

Oftmals verweist<br />

Schneider darauf, dass er<br />

der Polizei Misserfolge voraussage,<br />

wenn diese in einem<br />

Gebiet eine Suche beginnen.<br />

Bleibt der Erfolg der Polizei dann tatsächlich<br />

aus, ist das für Michael<br />

Schneider der Beweis: Ich hatte<br />

recht! Dennoch ist der Mann kein<br />

skrupelloser Abzocker. Er verlangt<br />

kein Geld für seinen Einsatz und verspricht<br />

immer wieder, mögliche Belohnungen<br />

„in jedem Fall“ zu spenden.<br />

Schneider ist einfach nur fest<br />

davon überzeugt, tatsächlich helfen<br />

zu können.<br />

Doch es gibt auch andere. Klassische<br />

Betrüger,die ihreDienste direkt<br />

bezahlt haben wollen oder sich mediale<br />

Aufmerksamkeit erhoffen, um<br />

dann anschließend in den diversen<br />

Talkshows der deutschen Fernsehlandschaft<br />

aufzutauchen –natürlich<br />

gegen Bezahlung.<br />

Für die Kölner Kriminalpsychologin<br />

Lydia Benecke macht die Motivation<br />

keinen Unterschied. In dem im<br />

vergangenen Jahr erschienenen<br />

Buch „Wer’s glaubt, wird selig“ stellt<br />

sie klar: „Die Betrüger wollen Geld<br />

und Anerkennung und versuchen<br />

mit allen Mitteln in Kontakt mit den<br />

Familien zu treten. Das gibt ihnen<br />

ein Gefühl der Wichtigkeit und der<br />

Macht über andere.“<br />

Narzisstische Persönlichkeiten<br />

PUDWELL<br />

Auch denjenigen, die unentgeltlich<br />

arbeiten, geht es Lydia Benecke zufolge<br />

„darum, im Mittelpunkt zu<br />

stehen und einen wichtigen Beitrag<br />

zu leisten“. Zudem haben nach Beneckes<br />

Ansicht alle Hellseher eines<br />

gemeinsam: „Sie haben narzisstische<br />

Persönlichkeitsmerkmale“ sowie<br />

ein „übermäßiges Bedürfnis<br />

nach Aufmerksamkeit, Anerkennung<br />

und Lob“. Zusammengefasst<br />

würden alle objektiven Fakten, die<br />

Erfahrungswerte der Wissenschaft<br />

und die der Polizei eindeutig belegen,<br />

so die Kölner Kriminalpsychologin:<br />

„Es gibt nicht einen einzigen<br />

Vermisstenfall auf der Welt, der aufgrund<br />

der konkreten Angabe eines<br />

Hellsehers gelöst wurde.“<br />

Ein Chor singt<br />

gegen hohe<br />

Mieten<br />

Erster Auftritt<br />

in der Hasenheide<br />

VonMikeWilms<br />

Berlins erster Mieterchor tritt mit<br />

Melodien und Rhythmen gegen<br />

steigende Mieten auf. Diesingenden<br />

Aktivisten aus der Hasenheide haben<br />

sich zusammengefunden, um<br />

Proteste gegen Gentrifizierung musikalisch<br />

zu unterstützen. Sein Debüt<br />

gab der 20-köpfige Mieterchor<br />

am Sonnabend beim „Ersten Kreuzköllner<br />

Rudelsingen“, einer Demonstration<br />

in eigener Sache. Die<br />

Bewohner des Hauses Hasenheide<br />

71, die den Chor gegründet<br />

haben, wollen eine Luxusmodernisierung<br />

verhindern.<br />

150 <strong>Berliner</strong> aus der Nachbarschaft<br />

waren der Einladung gefolgt,<br />

nicht nur zuzuhören, sondern auch<br />

mitzusingen: „Bruder Jakob“, „Kleiner<br />

grüner Kaktus“ oder„You’llnever<br />

walk alone“. Zwei Leierkastenmänner,die<br />

Sängerin Ingrid Johanna und<br />

mehrere Grünen-Politiker reihten<br />

sich ein. „Wem gehört die Hasenheide?<br />

Unsgehörtdie Hasenheide!“,<br />

riefen die Teilnehmer.Die Bewohner<br />

hatten im vergangenen Jahr mit Erfolg<br />

gegen eine Luxusmodernisierung<br />

des Hauses gekämpft. Nungibt<br />

es einen neuen Eigentümer, ein Unternehmen<br />

mit 1500 Wohneinheiten.<br />

„Wir möchten nicht, dass das<br />

Spiel nun von vorne losgeht“, sagte<br />

Mieter Hans vonMaydell.<br />

Seinen nächsten Auftritt hat der<br />

Mieterchor am 6. Aprilbei der „Mietenwahnsinn-Demo“<br />

in Berlin. Im<br />

vergangenen Jahr kamen 25 000<br />

Menschen zu der Protestveranstaltung.<br />

Diesmal findet sie in mehreren<br />

Städten in Europa statt. „Unser Mieterchor<br />

ist noch für neue Mitglieder<br />

offen“, sagt Hans vonMaydell.<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Berlin<br />

Ex-Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko<br />

gibt in Potsdam die Buhlschaft. IMAGO/TAMCKE<br />

Regisseur Alireza Golafshan (links, mit Kida Khodr Ramadan) glaubt an freundschaftliche<br />

Zusammenarbeit beim Drehen.<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

TomSchilling recherchierte für seine Rolle im Krankenhaus. Kollegin Jella Haase freut<br />

sich, „dass die Menschen mit Behinderung im Film die Helden sind“. CHRISTIAN SCHULZ<br />

Max Schautzer bei der Probe zum Theaterstück<br />

„Jedermann“<br />

IMAGO/GARTNER<br />

Goldfisch im Rollstuhl<br />

TOM SCHILLING<br />

durfte sich am Ende einer kleinen<br />

Premierentournee seines neuesten<br />

Films „Die Goldfische“ am Montagabend<br />

auch im neuen UCI Luxe Kino<br />

gegenüber der East Side Gallery verbeugen.<br />

In diesem Film, der am<br />

Donnerstag in die Kinos kommt,<br />

spielt er einen Geldmenschen, der<br />

durch einen Unfall an den Rollstuhl<br />

gefesselt wird. Der Schauspieler hat<br />

sich auf diese Rolle intensiv vorbereitet,<br />

erzählt er:„Manmuss sich damit<br />

richtig befassen und lange im<br />

Rollstuhl sitzen, um so richtig zu kapieren,<br />

was das für Probleme sind,<br />

die man in einer solchen Situation<br />

meistern muss.“ Ihm haben dabei<br />

zwei <strong>Berliner</strong> Institutionen besonders<br />

geholfen: „Die BVGund das Unfallkrankenhaus<br />

in Marzahn, wo ich<br />

eine Woche hospitierthabe.“ Für das<br />

Drehbuch, das Regisseur AlirezaGolafshan<br />

selbst geschrieben hatte,<br />

konnte sich Schilling besonders aus<br />

einem Grund sofortbegeistern: „Das<br />

war der Humor. Entweder packt er<br />

einen oder nicht.“ Der von Golafshan<br />

hat ihn gepackt: „Das hat so eine<br />

Wahrhaftigkeit und so eine Warmherzigkeit.“<br />

Auch für die Stimmung<br />

zu Hause bei den Schillings war dieses<br />

Filmprojekt perfekt: „Meine Frau<br />

hat gesagt, ich soll nur noch Komödien<br />

drehen, weil ich wahnsinnig<br />

entspannt war.“<br />

Regisseur Alireza Golafshan war<br />

für Schilling ein großer Glücksfall:<br />

„Ali ist unheimlich souverän und<br />

entspannt, ein wahnsinnig toller<br />

Chef, ein starker Regisseur. Seit<br />

drei Jahren weiß Ali, wie dieser Film<br />

aussehen soll. Diese Sicherheit,<br />

dieses Selbstbewusstsein strahlt<br />

einfach aus. Erist, wie ich glaube,<br />

ein großes Glück für die deutsche<br />

und hoffentlich auch internationale<br />

Filmindustrie.“<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

TomSchilling hat für seine neueste<br />

Rolle lange trainiert<br />

JELLA HAASE<br />

spielt in „Die Goldfische“ eine Betreuerin<br />

in einem Wohnprojekt.<br />

„Für mich war ganz ausschlaggebend,<br />

dass die Menschen mit Behinderung<br />

am Ende die Helden<br />

sind.“ Auch die Schauspielerin<br />

schwärmt vom Regisseur: „Ali ist<br />

großartig. Ali ist der Dalai Lama, er<br />

hat die Ruhe weg.“<br />

ALIREZA GOLAFSHAN<br />

gibt das Kompliment zurück: „Ich<br />

würde mit jedem aus dem Ensemble<br />

sofortwieder einen Film drehen.“ Er<br />

hat auch schon mal gehört, dass andere<br />

Regisseure auf die Methode<br />

schwören, zunächst den Willen der<br />

Schauspieler zu brechen und hart<br />

durchzugreifen. Er kann damit<br />

nichts anfangen: „Ich glaube eher an<br />

eine freundschaftliche Zusammenarbeit.“<br />

TANJA SZEWCZENKO<br />

ist die Neue an der Seite vonTimothy<br />

Peach. Bevordie Kollegen vomBoulevard<br />

jetzt hyperventilieren: Die Ex-<br />

Eiskunstläuferin hat für die 2019er<br />

Saison die Rolle der Buhlschaft an der<br />

Seite von„Jedermann“ Peach in Potsdam<br />

übernommen. Und kann auch<br />

begründen, warum: „Als Schauspielerin<br />

suche ich immer nach neuen<br />

Herausforderungen, guten Rollen<br />

und interessanten Geschichten. Das<br />

Stück ‚Jedermann‘ verbindet dies alles<br />

für mich.“ Gespielt wird vom 17.<br />

bis zum 30. Oktoberinder Nikolaikirche<br />

der brandenburgischen Landeshauptstadt.<br />

Nach dem Ende der „Jedermann“-Tradition<br />

im <strong>Berliner</strong><br />

Dom im Jahr 2014 kam der 2018er<br />

StartimPotsdam auch beim <strong>Berliner</strong><br />

Publikum gut an.<br />

MAX SCHAUTZER<br />

hat sich als Gott bewährtund wird in<br />

dieser Rolle auch dieses Jahr wieder<br />

am Alten Mark in Potsdam dabei<br />

sein. Bei der <strong>Berliner</strong> Inszenierung<br />

gab es Gott nur als Tonkonserve. So<br />

konnte man Erich Schellow auch<br />

noch in den zwei Jahrzehnten nach<br />

dessen Tod hören. Dorit Gäbler<br />

spielt wieder Jedermanns Mutter<br />

undGeorgette Deehat 2019 zum ersten<br />

Mal die Rolle des Todes in Potsdamübernommen.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 15 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Künstliche<br />

Intelligenz in<br />

der Verwaltung<br />

FDP fordert Arbeitsgruppe<br />

unter Leitung von Müller<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) steht im Spannungsfeld<br />

zwischen Arbeitserleichterung<br />

und Diskussionen um Datenschutz<br />

und Transparenz.<br />

Auch die <strong>Berliner</strong> Verwaltung versucht<br />

zunehmend, mit KI zu experimentieren<br />

und sie in Arbeitsaufläufe<br />

zu integrieren, wie aus der Antwort<br />

der Innenverwaltung auf eine<br />

schriftliche Anfrage des FDP-Abgeordneten<br />

Stefan Förster hervorgeht.<br />

ZumBeispiel informiertseit 2017<br />

ein virtueller Bürger-Service-Assistent<br />

–ein sogenannter Chatbot –die<br />

Bürger rund um die Uhr über<br />

Dienstleistungen oder Öffnungszeiten<br />

der <strong>Berliner</strong> Verwaltung.<br />

Zudem soll Künstliche Intelligenz<br />

künftig zum Beispiel bei der Parkplatzsuche<br />

helfen, um verlässliche<br />

Informationen über die aktuelle und<br />

zu erwartende Parkraumsituation zu<br />

liefern. „Der Einsatz von KIinder<br />

<strong>Berliner</strong> Verwaltung befindet sich<br />

noch in der Anfangsphase“, heißt es<br />

aus der Innenverwaltung. Dennoch<br />

werdedie Entwicklung vonKImitgedacht.<br />

Dazu würden auch die europaweiten<br />

Erfahrungen im sozialen<br />

Bereich beobachtet und hinterfragt.<br />

Die Senatsverwaltung nannte ein<br />

Beispiel aus dem schwedischen Trelleborg,<br />

wo Teile des Entscheidungsprozesses<br />

in Bezug auf Sozialleistungen<br />

automatisiert seien. Auch das<br />

Landeskriminalamt prüft den Einsatz<br />

solcher Systeme, vor allem bei<br />

der Aufbereitung von Massendaten<br />

bei schweren Straftaten.<br />

Bei KI handelt es sich meist um Programme,<br />

nicht um Roboter. IMAGO/HUBERT STARKE<br />

Die Verwaltung verbindet mit<br />

Künstlicher Intelligenz einerseits die<br />

Hoffnung, dass die Dienstleistungsqualität<br />

des Staates gegenüber den<br />

Bürgern und der Wirtschaft erhöht<br />

werde. Zum anderen verspricht sie<br />

sich eine Entlastung der Mitarbeiter<br />

in der Verwaltung. Ausder Innenverwaltung<br />

heißt es, dass ein besonderer<br />

Fokus auf Rechtssicherheit, Datenschutz<br />

und Nachvollziehbarkeit<br />

gelegt werde.<br />

Denn der Einsatz Künstlicher Intelligenz<br />

kann auch negative Folgen<br />

haben, etwa, wenn es vorrangig um<br />

die Einsparung von Mitarbeitern<br />

geht, der Datenschutz zu kurz<br />

kommt oder Einzelfälle durch das<br />

System rutschen. So musste zum<br />

Beispiel in Dänemarknach massiver<br />

öffentlicher Kritik ein Projekt abgebrochen<br />

werden: Ein Programm berechnete<br />

anhand vonverschiedenen<br />

Kriterien wie Arbeitslosigkeit, Krankheiten<br />

oder verpassten Arztterminen<br />

die Kindswohlgefährdung.<br />

Stefan Förster, Sprecher für Wissenschaft<br />

und Forschung, begrüßt<br />

es, dass der Senat sich Gedanken<br />

darüber mache, Künstliche Intelligenz<br />

an sinnvollen Stellen in derVerwaltung<br />

einzusetzen. „Es reicht jedoch<br />

nicht, die Steuerung nur der<br />

Senatsverwaltung für Inneres und<br />

Sportzuüberlassen“, betonte er.Der<br />

Regierende Bürgermeister solle das<br />

Thema zur Chefsache machen und<br />

eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung<br />

einrichten, in der alle Verwaltungen<br />

und die Bezirksebene vertreten<br />

seien, forderte er.<br />

Mehr Polizeipräsenz: Cottbus ist der Schwerpunkt rechtsextremer Gewalt. Dortgab es aber auch einige Gewalttaten von AsylbewerbernanEinheimischen.<br />

Acht von zehn Tätern sind rechtsextrem<br />

Die politisch motivierte Kriminalität in Brandenburg ging 2018 insgesamt aber leicht zurück<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Die ruhigen Zeiten sind<br />

genauso vorbei wie die<br />

Zeiten der ganz harten,<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen.<br />

So in etwa kann man<br />

die Entwicklung der politischen Kriminalität<br />

im Land Brandenburg in<br />

den vergangenen Jahren zusammenfassen.<br />

Grundsätzlich gilt, dass im<br />

Jahr 2018 fast genau 80 Prozent aller<br />

politisch motivierten Straftaten von<br />

Tätern aus dem Rechtsaußen-Lager<br />

verübt wurden, zehn Prozent von<br />

Linksextremisten, der Rest war nicht<br />

klar zuzuordnen oder wurde vonAusländern<br />

begangen. Das geht aus der<br />

Statistik hervor, die Innenminister<br />

Karl-Heinz Schröter (SPD) am Montag<br />

vorstellte. Die Zahl rechter Taten<br />

ist demnach 2018 gegenüber dem<br />

Jahr davor um fünf Prozent auf 1562<br />

Taten gestiegen. Schröter (SPD) hob<br />

aber hervor, dass die Gesamtzahl aller<br />

politisch motivierten Straftaten um<br />

13 Prozent auf 1953 gesunken ist.<br />

Eine einzige Gewalttat weniger<br />

„Aber es gibt keinen Anlass zur Entwarnung“,<br />

sagte Minister Schröter.<br />

Der Rückgang der Gesamtzahlen sei<br />

zwar gut, aber die Entwicklung seit<br />

trotzdem weder beruhigend noch<br />

befriedigend. „Der Rechtsstaat muss<br />

weiterhinklareKante zeigen.WerGewalt<br />

als Mittel der politischen Auseinandersetzung<br />

einsetzt, stellt sich außerhalb<br />

der demokratischen Grundordnung<br />

und muss mit aller Härte des<br />

Rechtsstaates zur Verantwortung gezogen<br />

werden.“<br />

Denn ein Blick auf die langjährige<br />

Entwicklung zeigt, dass die Zahlen<br />

noch immer auf einem hohen Niveau<br />

sind. Sieentsprechen nun in etwa den<br />

Politisch motivierte Kriminalität in Brandenburg<br />

Gewalttaten<br />

300<br />

200<br />

100<br />

gesamt rechtsradikal linksradikal<br />

97<br />

260<br />

Zahlen des Jahres 2015 –also dem Beginn<br />

der Flüchtlingswelle.Der leichte<br />

Rückgang im vergangenen Jahr<br />

wurde nicht nur von Fachleuten erwartet:<br />

Denn im Jahr 2018 gab es<br />

keine größeren Wahlen im Land<br />

Brandenburg. Klassischerweise steigt<br />

inWahlzeiten die Zahl der politischen<br />

Delikte an, weil sich dann jene Taten<br />

häufen, bei denen die Täter Wahlplakate<br />

beschmieren oder zerstören. Die<br />

Zahlen von2018 werden mit dem Jahr<br />

2017 verglichen, und da war Bundestagswahl<br />

– damals gab es allein<br />

400 Taten mehr, die direkt mit den<br />

Wahlen zu tun hatten.<br />

Dass sich an der Gewaltbereitschaft<br />

von Rechtsradikalen nicht so<br />

viel geändert hat, zeigt sich an der<br />

Zahl der politisch motivierten Gewalttaten:<br />

Dielag 2018 genau um eine<br />

einzigeTatniedriger als im Jahr davor.<br />

Als Gewalttaten gelten Tötungsdelikte<br />

–von denen es keine gab –sowie<br />

Körperverletzungen, Brandstiftungen,<br />

Raub,Erpressung, Landfriedensbruch,<br />

Widerstand gegen die Polizei<br />

157<br />

0<br />

’10 ’12 ’14 ’16 ’18<br />

Angriffe auf Asylunterkünfte<br />

14<br />

’14<br />

67<br />

’15<br />

72<br />

’16<br />

19<br />

’17<br />

’18<br />

BLZ/REEG; QUELLE: LAND BRANDENBURG<br />

13 Stunden in der Notaufnahme<br />

5<br />

oder Eingriffe in den Bahnverkehr –<br />

zum Beispiel durch die Zerstörung<br />

von Kabelschächten entlang von<br />

Gleisen.<br />

Immerhin ist der Höhepunkt der<br />

Gewalt vorerst vorbei. Im Jahr 2016,<br />

als die Einwanderungspolitik der<br />

Bundesregierung und die Aufnahme<br />

vonAsylbewerbernfür besonders hitzige<br />

Debatten sorgten, wurden 167<br />

Gewalttaten von Rechtsradikalen gezählt<br />

–das waren viermal mehr als im<br />

Jahr 2011.<br />

DiePolizei geht voneinem klar erkennbaren<br />

Muster bei den Gewalttaten<br />

von Rechts und Links aus. Insgesamt<br />

84 Prozent der Gewalttaten von<br />

Rechtsextremisten sind fremdenfeindlich<br />

motiviert und richten sich<br />

gegen Asylbewerber oder Ausländer.<br />

„Der Großteil linker Gewalttaten wird<br />

in der Regel im Zusammenhang mit<br />

rechten Demonstrationen verübt“,<br />

sagte Polizeipräsident Hans-Jürgen<br />

Mörke.<br />

Minister Schröter lobte ausdrücklich<br />

das hohe Strafmaß im ersten Prozess<br />

gegen den ehemaligen NPD-Abgeordneten<br />

Maik Schneider, der wegen<br />

der Brandstiftung an einer Turnhalle<br />

für Asylbewerber in Nauen<br />

(Havelland) in einem ersten Verfahrenzuneun<br />

Jahren und sechs Monaten<br />

verurteilt worden war.„Das hatte<br />

ganz klar eine abschreckende und<br />

heilsameWirkung“, sagte Schröter.So<br />

gingen auch die Angriffe auf Asylunterkünfte<br />

zurück: 2016 waren es noch<br />

72 Angriffe, imvergangenen Jahr nur<br />

noch fünf. Der Minister sagte, ein<br />

Richter habe eine recht große Spannbreite,<br />

Täter zu verurteilen: besonders<br />

mild oder besonders hart. „Ich<br />

habe das Gefühl, dass Richter zu oft<br />

auf das untereStrafmaß schauen. Ich<br />

würde es begrüßen, wenn sie öfter<br />

vom oberen Strafmaß Gebrauch machen<br />

würden.“<br />

Latente terroristische Gefahr<br />

Der Minister sagte, esgäbe eine latente<br />

Gefahr des islamistischen Terrorismus<br />

in Brandenburg. „Aber es<br />

gibt keinen konkreten Anlass anzunehmen,<br />

dass eine Tatbevorsteht.“<br />

DieZahl der sogenannten Gefährder<br />

liege landesweit im oberen einstelligen<br />

oder niedrigen zweistelligen Bereich.<br />

Das richte sich danach, ob einer<br />

aus Brandenburg weg gehe –in<br />

ein anderes Bundesland oder ins<br />

Ausland –oder ob er in Haft komme.<br />

Im Jahr 2018 gab es zwölf Fälle,<br />

die mit Terrorismus zu tun hatten. In<br />

acht Fällen hatten Asylbewerber bei<br />

den Überprüfungsgesprächen gesagt,<br />

dass sie in ihren Herkunftsländern<br />

bei Terrororganisationen waren.<br />

Vier Verdachtsfälle ergaben sich<br />

durch Ermittlungen der Polizei in<br />

Brandenburg. Dabei handelt es sich<br />

meist um Leute,die hier Geld für Terrorgruppen<br />

wie den IS sammelten.<br />

Eine 40-Jährige erhebt schwere Vorwürfe gegen die <strong>Berliner</strong> Charité wegen überlanger Wartezeiten<br />

VonKerstin Hense, Berlin<br />

Claudia Dornath hat eine Klinik-<br />

Odyssee hinter sich. Die40-Jährige<br />

wurde vom Orthopäden in die<br />

Notaufnahme der Charité in Mitte<br />

geschickt, weil er einen schweren<br />

Bandscheibenvorfall vermutete: Sie<br />

solle sich dringend beim Neurologen<br />

vorstellen. „Bis zur Diagnose musste<br />

ich 13 Stunden ausharren“, sagt sie.<br />

„Ich bekam nicht mal ein Glas Wasser.“<br />

Sieerhebt schwereVorwürfe gegen<br />

das Krankenhaus.„Ichhabe total<br />

überfordertes Personal erlebt. Sie<br />

haben auf Nachfragen sehr barsch<br />

reagiert und waren sehr hektisch“,<br />

behauptet sie.<br />

Dieser Fall zeigt, in welchem Dilemma<br />

alle Beteiligten –Patienten,<br />

Pfleger und Ärzte – in Notaufnahmen<br />

stecken: Da kommen schwere<br />

Fälle, Eltern mit mal mehr oder weniger<br />

kranken Kindern, da liegen<br />

aber auch Leute, die sich geprügelt<br />

haben oder besoffen sind.<br />

Zu den Vorwürfen von Claudia<br />

Dornath will sich die Charité nicht<br />

äußern – wegen der ärztlichen<br />

Schweigepflicht. Aus ihrer Sicht verlief<br />

ihr Arzt-Besuch folgendermaßen:<br />

Gegen 9.45 Uhr nahm die Anmeldung<br />

ihre Daten auf. Sie fragte<br />

eine Schwester, obsie sich hinlegen<br />

könne,daihr das Sitzen schwer falle.<br />

Irgendwann die Nerven verloren<br />

„Sie antwortete mir, dass sie das<br />

nicht wüsste und mal schauen<br />

müsste, obdas geht.“ Sie habe geweint<br />

vor Schmerzen und sich im<br />

Wartebereich auf eine Bank gelegt.<br />

Nach einer halben Stunde habe<br />

ihr eine Schwester Blut abgenommen<br />

und ihr ohne Erklärung eine<br />

Spritze gegeben. „Ich habe gefragt,<br />

was sie mir da spritzt. Siehat gesagt,<br />

das ist was gegen die Schmerzen.“<br />

Sie fand es befremdlich, dass sie<br />

gar nicht gefragt wurde. Gegen Mittag<br />

sei ihr ein leeres Bett mitten auf<br />

dem Flur angeboten worden –ohne<br />

Decke und Kissen. Um kurz nach 15<br />

Uhr habe sich ein junger Mann in<br />

weißer Arztkleidung bei ihr als „Studienabgänger“<br />

vorgestellt und gesagt:<br />

„Ich mache jetzt eine erste Untersuchung<br />

bei ihnen.“ Er habe ihre<br />

Schmerzstellen mit den Händen abgetastet.<br />

Gegen 18 Uhr habe sie die<br />

Nerven verloren, sagt Claudia Dornath<br />

und wollte die Station verlassen.<br />

„Da hat mich eine Schwester angeherrscht,<br />

dass ich doch nicht einfach<br />

gehen könnte.Ich sei jetzt dran.“<br />

Sie sei einem Neurologen vorgestellt<br />

worden, der sie nochmals an einen<br />

Kollegen aus der Orthopädie<br />

verwies. Nach diversen Untersu-<br />

IMAGO/RAINER WEISFLOG<br />

chungen habe sie die Klinik gegen 23<br />

Uhrverlassen können.<br />

IhrVater schrieb eine Beschwerde<br />

an den ärztlichen Direktor der<br />

Charité, bekam aber bisher keine<br />

Antwortdarauf.<br />

Jann Ohlendorf von der bundesweiten<br />

unabhängigen Patientenberatung<br />

sagt:„Leider hören wir immer<br />

wieder Beschwerden von Patienten<br />

über langeWartezeiten.“ DieGründe<br />

für die Überlastung seien vielfältig,<br />

unabhängig von der Ursache müsse<br />

entsprechend der Dringlichkeit behandelt<br />

werden.<br />

Claudia Dornath hatte nach<br />

13 Stunden in der Notaufnahme<br />

endlich eine Diagnose: Fersensporn<br />

und Achillessehnenverletzung. Sie<br />

sagt:„Ich möchte auf Missstände unseres<br />

Gesundheitssystems aufmerksam<br />

machen. Die Politiker müssten<br />

endlich etwas tun.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Großteil der Charité-Ärzte<br />

hat befristete Verträge<br />

An der <strong>Berliner</strong> Charité sind 74 Prozent<br />

der Ärzte nur befristet angestellt.<br />

2077 der 2812 Mediziner haben<br />

einen solchen Vertrag, darunter<br />

auch fast 80 Oberärzte.Das geht aus<br />

einer Antwortvon Wissenschaftsstaatssekretär<br />

Steffen Krach (SPD)<br />

auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten<br />

Catherina Pieroth hervor,<br />

über die derTagesspiegel am Montag<br />

berichtete.Krachs Antwortberuht<br />

auf Angaben der Universitätsklinik.<br />

Pieroth kritisierte,dass die Charité<br />

seit Ende 2017 auch 83Verträge ohne<br />

konkreten Grund befristet abgeschlossen<br />

hat, obwohl das Land<br />

diese Verträge abschaffen will. (dpa)<br />

Tausende Wahlhelfer für<br />

Europawahl gesucht<br />

Für die Europawahl am 26. Maisind<br />

bereits 17 000 Helfer für die Wahllokale<br />

und die Briefwahl gefunden. Allerdings<br />

werden etwa 21 000 gebraucht,<br />

teilte Landeswahlleiterin<br />

PetraMichaelis am Montag mit. Interessenten<br />

können sich bei den<br />

Bürgerämtern, über die Webseite<br />

www.wahlen.berlin.de oder über das<br />

Servicetelefon 030/902 23 18 70<br />

melden und weitereInformationen<br />

erhalten. Für eine Tätigkeit im Wahllokal<br />

erhalten sie 50 Euro,als Briefwahlhelfer<br />

35 Euro. (dpa)<br />

Mit Regionalexpress von<br />

Frankfurt(Oder) nach Leipzig<br />

Bald sollen Regionalexpress-Linien<br />

erweitertwerden. AGENTUR ZENIT/PAUL LANGROCK<br />

Bahnreisende können ab Dezember<br />

2022 voraussichtlich vonFrankfurt<br />

(Oder) bis nach Leipzig fahren, ohne<br />

umsteigen zu müssen. Dassieht einem<br />

Bericht der Märkischen Oderzeitung<br />

zufolge das erweiterte Nahverkehrsnetz<br />

Lausitz vor, das in dieser<br />

Woche europaweit ausgeschrieben<br />

wird. Laut der Ausschreibung<br />

wirddie Regionalexpresslinie RE 10,<br />

die bisher nur zwischen Cottbus und<br />

Leipzig fährt, verlängert–und künftig<br />

bereits in Frankfurt(Oder) beginnen.<br />

Damit würden auch Eisenhüttenstadt<br />

und Guben an die Direktverbindung<br />

nach Leipzig angeschlossen.<br />

Neueingerichtet werde<br />

ab Dezember 2022 zudem die Regionalexpresslinie<br />

RE 13, heißt es.Sie<br />

werdevon Cottbus nach Senftenberg<br />

fahren; laut der Ausschreibung mit<br />

der Option einer Verlängerung bis<br />

nach Elsterwerda. DasNahverkehrsnetz<br />

Lausitz wirdfür die Dauer von<br />

13 Jahren ausgeschrieben. (dpa)<br />

Lotto-Gewinner räumt mehr<br />

als acht Millionen Euro ab<br />

Denmit etwa 8,35 Millionen Euro<br />

gefüllten Jackpot im Lotto 6aus 49<br />

hat am Wochenende ein Glückspilz<br />

aus dem Havelland geknackt. Wie<br />

die Lotto BrandenburgGmbH am<br />

Montag mitteilte,hatte der Spieler<br />

oder die Spielerin am Vormittag des<br />

12. Märzineinem Lotto-Shop für<br />

10,25 Euro mehrereTipps abgegeben.<br />

Einer davon enthielt die richtigen<br />

Zahlen 10, 14, 20, 22, 39 und 46<br />

sowie die korrekte Superzahl 1. Die<br />

Kombination wurde bundesweit nur<br />

ein einziges Malgespielt, so dass der<br />

Gewinner den gesamten Jackpot allein<br />

abgeräumt hat. Es ist bereits der<br />

dritte Millionen-Lotto-Gewinn in<br />

Brandenburgindiesem Jahr. (dpa)


16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Teurer Kampf gegen Hepatitis C<br />

Das Virus, das Leberentzündungen auslöst, kann mit modernen Medikamenten besiegt werden. Kosten und Aufwand sind jedoch enorm<br />

VonWalter Willems<br />

Grundlegende Durchbrüche<br />

in der Medizin sind<br />

selten. Einer dieser seltenen<br />

Meilensteine war<br />

nach Ansicht des Leberspezialisten<br />

Michael Manns die Entwicklung des<br />

Wirkstoffs Sofosbuvir gegen Hepatitis<br />

Cvor wenigen Jahren.„Die neuen Hepatitis-C-Therapien<br />

gehören zu den<br />

größten medizinischen Revolutionen,<br />

die ich erlebt habe“, sagt der Leiter<br />

der Klinik für Gastroenterologie,<br />

Hepatologie und Endokrinologie der<br />

Medizinischen Hochschule Hannover.„Damit<br />

ist die Hepatitis Cdie erste<br />

chronische Viruserkrankung, die geheilt<br />

werden kann“, ergänzt er. Zwei<br />

Studien im Fachblatt Lancet zeigten<br />

jüngst: Dieneuen Therapien könnten<br />

den Kampf gegen Hepatitis Crevolutionieren<br />

–aber mit enormem finanziellen<br />

Aufwand.<br />

EinRückblick: Weil die US-Zulassungsbehörde<br />

FDA die neue Behandlung<br />

als Durchbruch-Therapie<br />

einstufte, ließ sie Sofosbuvir in einem<br />

beschleunigten Verfahren Ende<br />

2013 in den USA zu. Im Folgejahr<br />

kam es auch in Deutschland auf den<br />

Markt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) führt Sofosbuvir auf<br />

der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel,<br />

die Heilungsrate liegt –in<br />

Kombination mit anderen Mitteln –<br />

bei mehr als 90 Prozent.<br />

Weltweit 71 Millionen Infizierte<br />

Vorkommen von Hepatitis C<br />

in der Bevölkerung<br />

über 5%<br />

2bis unter 5%<br />

1,5 bis unter 2%<br />

1bis unter 1,5%<br />

0bis unter 1%<br />

NORDAMERIKA<br />

Ein engagierter Kampf gegen Hepatitis<br />

C wäre wichtig: Weltweit sind<br />

schätzungsweise 71 Millionen Menschen<br />

mit dem Virus infiziert, in<br />

Deutschland geht Manns von etwa<br />

250 000 Infizierten aus.„DieDunkelziffer<br />

ist sehr hoch“, sagt der Vorsitzende<br />

der Deutschen Leberstiftung.<br />

„Viele Betroffene wissen nichts von<br />

ihrer Infektion.“<br />

Übertragen wirddas Hepatitis-C-<br />

Virus (HCV) vor allem durch Blut<br />

und Blutprodukte,zum Beispiel verunreinigte<br />

Blutpräparate, schlecht<br />

sterilisierte medizinische Instrumente<br />

und kontaminiertes Spritzbesteck<br />

bei intravenösem Drogenkonsum.<br />

„Die Erkrankung verläuft jahrzehntelang<br />

unbemerkt. Sie kann zu<br />

Leber- und Nierenversagen führen<br />

sowie zu Leberzirrhose und Leberkrebs<br />

“, sagt Manns.Erkannt wirddie<br />

Infektion meist erst dann, wenn jemand<br />

massiveProbleme hat.<br />

ProJahr sterben Schätzungen zufolge<br />

weltweit zwischen 400 000 und<br />

490 000 Menschen an den Folgen der<br />

Infektion, die Zahl könnte sogar<br />

noch steigen. Daher gab dieWHO im<br />

Jahr 2016, nach der Einführung von<br />

Sofosbuvir und anderen sogenannten<br />

Direkt wirkenden antiviralen<br />

Mitteln, kurz DAA, das ehrgeizige<br />

Ziel aus,bis zum Jahr 2030 die Infektion<br />

global bei 90 Prozent der Betroffenen<br />

festzustellen, bei 80 Prozent zu<br />

behandeln und die Mortalität um 65<br />

Prozent zu senken.<br />

Diese Maßgabe lasse sich allenfalls<br />

mit einem umfassenden Vorgehen<br />

erreichen, schrieben Forscher<br />

um Timothy Hallett vom Imperial<br />

College London kürzlich im Fachblatt<br />

Lancet. Anhand der Daten von<br />

190 Ländern berechnete das Team,<br />

dass man bis 2030 mehr als 15 Millionen<br />

Neuinfektionen und 1,5 Millionen<br />

Todesfälle durch Leberzirrhose<br />

und Leberkrebs verhindern könnte.<br />

Das wäre eine Verringerung der Erkrankungsraten<br />

um 80 Prozent und<br />

der Mortalität um 60 Prozent.<br />

„Auch wenn das die WHO-Ziele<br />

für 2030 knapp verfehlt, wäre esein<br />

enormer Schritt nach vorne“, sagt<br />

Erstautor Alastair Heffernan. Der<br />

Aufwand wäre allerdings gewaltig:<br />

Blutpräparate wären weltweit auf<br />

das Virus zu kontrollieren. Menschen,<br />

die Drogen injizieren, müssten<br />

sauberes Besteck erhalten. Vor<br />

allem aber ginge es darum, die bereits<br />

Infizierten zu ermitteln und<br />

umgehend mit den neuen Präparaten<br />

zu behandeln. Wichtig wäre dies<br />

vorallem in den am stärksten betroffenen<br />

Ländern, insbesondereChina,<br />

Indien, Pakistan und Ägypten –aber<br />

natürlich auch in Deutschland.<br />

„Eine solche Senkung zu erreichen,<br />

erfordert ein massives Untersuchungsprogramm<br />

und eine<br />

schnelle kurzfristige Ausweitung<br />

neuer Therapien“, sagt Hallett. Bis<br />

2030 müssten demnach knapp 52<br />

Millionen Menschen behandelt werden.<br />

In den 20 Jahren danach würde<br />

der Bedarf an Therapien deutlich<br />

sinken –auf etwa 12 Millionen.<br />

DenNutzen einer solchen Strategie<br />

stellten Ärzte jetzt ebenfalls im<br />

Fachmagazin Lancet vor. In ihreBeobachtungsstudie<br />

nahmen die französischen<br />

Forscher Daten von rund<br />

10 000 Patienten auf, von denen<br />

etwa drei Viertel mit DAA therapiert<br />

Mali<br />

Niger<br />

Tschad<br />

Senegal<br />

Guinea-Bissau<br />

Guinea<br />

Sierra-Leone<br />

Liberia<br />

Ghana<br />

Togo<br />

SÜDAMERIKA<br />

Nigeria<br />

Äquatorial<br />

Guinea<br />

Gabun<br />

EUROPA<br />

AFRIKA<br />

Armenien<br />

Georgien<br />

Hepatitis-C-Viren in einer schematischen Darstellung<br />

Die Erreger: Hepatitisviren<br />

sind Viren, die eine Leberentzündung<br />

auslösen, Hepatitis<br />

genannt. Sie kommen<br />

aus unterschiedlichen Familien<br />

vonErregernund gehören<br />

etwa zu Picornaviren,<br />

Flaviviren oder Hepeviren.<br />

VON A BIS E<br />

Die Unterschiede: Zu den<br />

klassischen Hepatitisviren<br />

gehören die Viren A, B, C, D<br />

und E. Gegen Hepatitis Aund<br />

B, in manchen Ländernauch<br />

E, gibt es Schutzimpfungen,<br />

gegenHepatitis Cnicht. D<br />

tritt nur zusammen mit Bauf.<br />

Ägypten<br />

Usbekistan<br />

Turkmenistan<br />

Zentralafrik. Rep.<br />

Kamerun<br />

Kongo<br />

D. R. Kongo<br />

Mongolei<br />

wurden. Die übrigen blieben unbehandelt.<br />

Demnach senkte die Therapie<br />

bereits mittelfristig –nach einem<br />

Zeitraum vondurchschnittlich<br />

33 Monaten –das Risiko für einen<br />

frühen Todummehr als die Hälfte<br />

und das Risiko für Leberkrebs um<br />

ein Drittel. „Diese Therapie sollte<br />

für alle Patienten mit chronischer<br />

Hepatitis-C-Infektion in Betracht<br />

gezogen werden“, rät Erstautor Fabrice<br />

Carrat von der Sorbonne<br />

Université in Paris.<br />

Das dürfte schwierig werden, wie<br />

die WHO selbst einräumt: „Obwohl<br />

die Produktionskosten von DAA<br />

niedrig sind, bleiben diese Arzneien<br />

in vielen Ländern mit hohem oder<br />

oberem mittlerem Einkommen sehr<br />

teuer.“ Daserste Präparat Sofosbuvir<br />

sorgt seit seiner Einführung vor fünf<br />

Jahren für Streit.<br />

ASIEN<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: CDC/JOURNAL OF HEPATOLOGY 2014<br />

PICTUE ALLIANCE/DPA<br />

Die Ansteckung: Hepatitis A<br />

und Everbreiten sich über<br />

Wasser und Nahrungsmittel,<br />

die Hepatitiden B, Cund D<br />

vorallem über Blut.Vor1991<br />

waren kontaminierte Blutprodukte<br />

eine häufigeInfektionsquelle<br />

für Hepatitis C.<br />

Pakistan<br />

AUSTRALIEN<br />

Der Pharmakonzern Gilead Sciences<br />

forderte damals für einen Therapiezyklus<br />

–zwölf Wochen lang täglich<br />

eine Tablette, insgesamt also 84<br />

Pillen –inden USA bis zu 84 000 US-<br />

Dollar (gut 74 000 Euro). In Deutschland<br />

lag der Einführungspreis der<br />

seit 2014 unter dem Markennamen<br />

Sovaldi verkauften Arznei bei 60 000<br />

Euro.<br />

In der Zwischenzeit senkte Gilead<br />

nach Angaben der Techniker Krankenkasse<br />

die Kosten für das Mittel<br />

auf nunmehr gut 43 000 Euro. Der<br />

Preis für die Therapie mit dem Sofosbuvir-Kombinationspräparat<br />

liegt in<br />

Deutschland bei etwa 30 000 Euro,<br />

ähnlich viel kosten die Konkurrenzprodukte<br />

Maviret von Abbvie und<br />

Zepatier von MSD. Inden meisten<br />

Ländern kosten die Präparate zwar<br />

weniger. Die Herstellungskosten jedoch<br />

werden auf weniger als 100<br />

Euro geschätzt.<br />

Wegen der hohen Preise für Sofosbuvir<br />

haben die Hilfsorganisation<br />

Ärzte ohne Grenzen und 32 weitere<br />

Gruppen im März 2017 ein Patent<br />

von Gilead auf den Wirkstoff angefochten.<br />

Nachdem das Europäische<br />

Patentamt in München die Klage abgewiesen<br />

hatte, legten Ärzte ohne<br />

Grenzen und fünf weitere Gruppen<br />

Ende 2018 Berufung ein. „Die Berufung<br />

zielt darauf ab,den Missbrauch<br />

des Patentsystems durch Pharmaunternehmen<br />

zum Zweck der eigenen<br />

Profitmaximierung zu stoppen“,<br />

betont Ärzte ohne Grenzen. Mitarbeiterin<br />

Gaëlle Krikorian erläutert:<br />

„Es handelt sich um gute Produkte,<br />

aber sie sollten zu einem fairen Preis<br />

verkauft werden.“<br />

Gilead sieht sich zu unrecht an<br />

den Pranger gestellt. In Entwicklungsländern<br />

habe das Unternehmen<br />

Partnerschaften mit regionalen<br />

Generika-Herstellern, dadurch würden<br />

die Medikamente in mehr als<br />

130 Ländern kostengünstig abgegeben,<br />

heißt es auf Anfrage. Details<br />

nennt das Unternehmen nicht. Krikorian<br />

widerspricht: Die Kosten<br />

führten in vielen Ländern weltweit<br />

dazu, dass das lebensrettende Mittel<br />

Menschen vorenthalten werde, auch<br />

in Europa. Vielerorts würden Therapien<br />

aufgeschoben, um die Gesundheitssysteme<br />

nicht zu überlasten.<br />

Zudem drosseln die hohen Preise die<br />

Bestrebung, HCV-Infektionen überhaupt<br />

festzustellen. In Deutschland<br />

würde die Therapierung aller Infizierten<br />

etliche Milliarden kosten.<br />

Doch was wäre ein fairer Preis?<br />

„Bei einem funktionierenden Wettbewerb<br />

orientiert sich der Preis an<br />

den Produktionskosten“, sagt Georg<br />

Marckmann vom Institut für Ethik,<br />

Geschichte und Theorie der Medizin<br />

der Universität München. Doch bei<br />

Medikamenten sei nicht die Produktion<br />

teuer, sondern die Erforschung<br />

und die Entwicklung. „Pharmaunternehmen<br />

müssen die Möglichkeit<br />

haben, diese Kosten zu decken, zumal<br />

es nur die wenigsten Produkte<br />

auf den Markt schaffen“, sagt der<br />

Medizinethiker. Daher müsse es ein<br />

Patent ermöglichen, ein Vielfaches<br />

der Entwicklungskosten einzuspielen.<br />

Das sei aber kein Blankoscheck<br />

für exorbitante Preise – zumal die<br />

Entwicklung von Sofosbuvir zu einem<br />

Teil mit öffentlichen Mitteln gefördertworden<br />

sei.<br />

Zwangslizenzen für arme Länder<br />

Ursprünglich hatte das US-Unternehmen<br />

Pharmasset den Wirkstoff<br />

entwickelt und schon bis in die<br />

Phase großer klinischer Studien vorangetrieben.<br />

Gilead kaufte das Unternehmen<br />

Ende 2011 für elf Milliarden<br />

US-Dollar und finanzierte dann<br />

die Zulassungsstudien. An dem<br />

Wirkstoff verdiente das Unternehmen<br />

laut Ärzte ohne Grenzen bis<br />

zum vorigen Jahr 58 Milliarden Dollar<br />

(gut 51 Milliarden Euro). DasUnternehmen<br />

selbst möchte dazu auf<br />

Nachfrage keine Angaben machen.<br />

„Der hohe Preis für Sofosbuvir ist<br />

nicht mehr im Rahmen“, sagt<br />

Marckmann. „Denn er bedeutet,<br />

dass der Zugang eingeschränkt ist.<br />

DasMittel ist nicht für alle finanzierbar.“<br />

Unter Umständen, so Marckmann,<br />

sei ethisch gesehen sogar eine<br />

Zwangslizenzierung für Generika gerechtfertigt,<br />

wenn sich Menschen<br />

das Mittel nicht leisten könnten.<br />

Genau das haben Länder wie<br />

China, Brasilien, Ägypten und die<br />

Ukraine getan. Dortkoste die Therapie<br />

mit Generika inzwischen weit<br />

unter 100 US-Dollar, sagt Krikorian<br />

vonÄrzte ohne Grenzen. Dass Mittel<br />

in reichen Ländernwie Deutschland<br />

deutlich teurer sind als in ärmeren<br />

Regionen, hält sie,ebenso wie Medizinethiker<br />

Marckmann, grundsätzlich<br />

nicht für verwerflich –solange<br />

die Therapie für Patienten erschwinglich<br />

bleibt. (dpa/fwt)<br />

BERLINER EXPERIMENTE<br />

Autonomes Fahren im Test<br />

Tagder Insekten<br />

Forschung unter den Sternen<br />

Die Einführung des schnelleren<br />

Mobilfunkstandards 5G könnte<br />

zu einer sprunghaften Entwicklung<br />

im Bereich des autonomen Fahrens<br />

führen. Der derzeitige Standard 4G<br />

reiche dafür nicht aus,sagt Sahin Albayrak,<br />

Professor der Technischen<br />

Universität (TU) Berlin.<br />

Damit autonom fahrende Autos<br />

und Transporter künftig allerdings<br />

nicht an europäischen Grenzen halt<br />

machen müssen, forschen EU-weit<br />

46 Partner im neuen Projekt 5G-Mobix<br />

daran, autonomes vernetztes<br />

Fahren auch grenzüberschreitend sicherzustellen.<br />

In Deutschland wird<br />

das Projekt von Sahin Albayrak und<br />

seinen Kollegen vom <strong>Berliner</strong> TU-<br />

Labor für DAI (Distributed Artificial<br />

Intelligence) geleitet.<br />

Im Zuge von 5G-Mobix werden<br />

zunächst eine Teststrecke in Berlin<br />

sowie ein Testlabor in Stuttgart mit<br />

5G ausgestattet, um autonomes Fahreninseiner<br />

ganzen Komplexität abbilden<br />

und testen zu können.<br />

MFN<br />

Am Donnerstag veranstaltet<br />

das Naturkundemuseum<br />

einen Aktionstag<br />

rund um dieVielfalt der<br />

Insekten. Im Mikroskopierzentrum<br />

können Besucher<br />

Insekten aus <strong>Berliner</strong><br />

Gewässern und Böden untersuchen.<br />

Die Künstlerin Marlene Bart<br />

lädt an einer Zeichenstation zur<br />

künstlerischen Annäherung an die<br />

Insektenvielfalt ein. Außerdem wird<br />

die Digitalisierungsstraße vorgestellt,<br />

an der zum Beispiel<br />

heimische Bienen digitalisiert<br />

werden, um weltweit<br />

Forschungsarbeiten zu<br />

den Themen Insektensterben<br />

oder Biodiversität zur<br />

Verfügung zu ermöglichen.<br />

Für Fragen zur Umsiedlung<br />

von Hummeln und Wespen, zum<br />

Schmetterlingsschutz sowie zu<br />

Blühstreifen stehen an Informationsständen<br />

Insektenschutz-Experten<br />

zur Verfügung.<br />

Die Einstein Stiftung Berlin und<br />

das Zeiss-Großplanetarium laden<br />

am Mittwoch zum dritten Mal<br />

zu einem Vortrag der gemeinsamen<br />

Veranstaltungsreihe „Einstein in the<br />

Dome“ ein: Herausragende Wissenschaftler<br />

präsentieren, analog zur<br />

Reise zu den Sternen, ihre Reise zu<br />

den neuesten Forschungserkenntnissen.<br />

In dieser Woche wird der Mediziner<br />

Florian Sennlaub Einblicke in die<br />

Augenheilkunde geben. In seinem<br />

Vortrag „Im Auge des Betrachters“<br />

stellt er vor, wie Umwelt und genetische<br />

Faktoren zu chronischen Entzündungen<br />

führen können und<br />

langfristig Netzhaut und Sehschärfe<br />

zerstören. Seine Forschungsarbeit<br />

eröffnet neue therapeutische Wege<br />

zur Aufrechterhaltung der Sehschärfe<br />

im Alter.<br />

DerEintritt ist frei, um eine Registrierung<br />

auf der Internetseite imVorfeld<br />

der Veranstaltung wird jedoch<br />

gebeten. Ronja Wenchel<br />

Weitere Informationen zur Zukunft des autonomen Fahrens mit 5G:<br />

www.tu-berlin.de/?203847<br />

Tagder Insekten am Donnerstag,21. März, im Naturkundemuseum, Invalidenstr.43, 10115 Berlin.<br />

Eintritt 8Euro, ermäßigt 5Euro: www.museumfuernaturkunde.berlin<br />

Vortrag „Im Auge des Betrachters“ am Mittwoch, 20. März, 20 Uhr,imZeiss-Großplanetarium, Prenzlauer<br />

Allee 80, 10405 Berling:www.einsteinfoundation.de/veranstaltungen/einstein-in-the-dome/


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Nur<br />

im Hier<br />

und Jetzt<br />

Albas Dennis Clifford erlebt<br />

eine schwierige Zeit<br />

VonChristian Kattner<br />

Eigentlich war alles wie immer.<br />

Einlustiger Spruch hier,ein kleiner<br />

Spaß da. Das Training bei Alba<br />

Berlin hatte begonnen und Dennis<br />

Clifford konnte sofort den Schalter<br />

umgelegen. Trainer und Mitspieler<br />

bekamen mal wieder all das, was sie<br />

vonihrem Center gewohnt sind: vollen<br />

Einsatz, hohe und vorallem positive<br />

Energie. Esspricht für den Charakter<br />

des US-Amerikaners, dass er<br />

sich in einer Situation, in der er nicht<br />

erste Wahl ist, die Enttäuschung<br />

nicht anmerken lässt. Bis zum<br />

101:96-Sieg am Sonntag in Gießen<br />

war Clifford inder Bundesliga seit<br />

dem 2. Februar nicht mehr zum Einsatz<br />

gekommen, auch beim Pokalfinale<br />

in Bamberg hatte er zuschauen<br />

müssen. Undselbst im Eurocup gab<br />

es zuletzt nur noch fünf Minuten für<br />

den Center.„Dasist die härteste Zeit<br />

für mich, auf und neben dem Feld“,<br />

sagt Dennis Clifford.<br />

Der Blick und die Stimme wirken<br />

in diesem Moment ernster als sonst.<br />

Nur selten sieht man ein Lächeln<br />

über sein sonst so fröhliches Gesicht<br />

huschen. Die vergangenen Wochen<br />

haben ihn nachdenklich gemacht.<br />

„Man denkt über das Spiel nach, darüber<br />

wie das Team einen braucht,<br />

wie man in das Puzzle passt“, sagt er.<br />

In der Liga sind nur sechs Nicht-EU-<br />

Ausländer einsatzberechtigt.<br />

NurPlatz, wenn einer fehlt<br />

Alba verfügt im Moment über deren<br />

sieben. Mit dem verletzten Stefan<br />

Peno sind es sogar acht. Da Derrick<br />

Walton, der erst Mitte Februar verpflichtet<br />

wurde, aber nicht im Eurocup<br />

spielberechtigt ist, darfdieser in<br />

der Bundesliga ran, Clifford spielt<br />

dagegen auf europäischer Bühne.<br />

Am Dienstagabend (20 Uhr) wird er<br />

in der Arena am Ostbahnhof im<br />

Halbfinalhinspiel gegen Andorra,<br />

dem ersten in der Best-of-three-Serie,<br />

also wieder auflaufen.<br />

Volle Körperkraft voraus: Dennis Clifford<br />

gegen Malaga<br />

CAMERA4/WIEDENSOHLER<br />

Dass CliffordinGießen für 18 Minuten<br />

zum Einsatz kam und sechs<br />

Punkte erzielte, lag am Ausfall von<br />

Landry Nnoko. Der ist auf der Centerposition<br />

derzeit gesetzt, auch an<br />

Peyton Siva, Martin Hermannsson,<br />

Rokas Giedraitis und Luke Sikma<br />

führtkeinWegvorbei. In der Bundesliga<br />

scheint nur dann Platz für Clifford<br />

zusein, wenn ein anderer Ausländer<br />

ausfällt. Für einen Spieler,der<br />

in der vergangenen Saison knapp 22<br />

Minuten Einsatzzeit erhielt, ist das<br />

ein Rückschritt. „Für einen Wettkämpfer<br />

wie mich ist das eine<br />

schwere Situation, es zwingt dich<br />

daran zu wachsen“, sagt er,„aber das<br />

ist nicht das Ende für mich. Ich mache<br />

weiter die Dinge,die ich machen<br />

kann, um dem Team zu helfen, denn<br />

ich liebe es,indiesem Team zu sein.“<br />

Er denke nicht rund um die Uhr<br />

nur an sich, auch noch nicht an die<br />

kommende Saison. Immerhin läuft<br />

sein VertragimSommer aus.Esgeht<br />

um das Hier und Jetzt. Denn auch<br />

wenn die laufende Saison schwierig<br />

ist,„könnte es auch schlimmer sein“,<br />

sagt Dennis Clifford, „ich wache jeden<br />

Morgen auf, bin gesund und gehörezueinem<br />

Team, das gewinnt.“<br />

In die Falle getappt<br />

Das 1:4 in München war eine klassische Niederlage der Eisbären gegen dieses Team. Waslernen sie daraus?<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Nie in einer Saison ist ein<br />

wenig spielfreie Zeit so<br />

wichtig wie in den Playoffs.<br />

Weil es noch deutlich<br />

ruppiger zugeht als in der<br />

Hauptrunde,brauchen Muskeln und<br />

Knochen noch mehr Pflege. Dazu<br />

sieht der eng gestaffelte Spielplan<br />

wenig Erholung vor. Dass in diesem<br />

Jahr zwischen den Spielen drei und<br />

fünf an Sonntagen jeweils vier freie<br />

Tage folgen, ist vielen aber auch<br />

nicht recht. Gerade Teams wie die<br />

Eisbären, die am Sonntag eine Niederlage<br />

hinnehmen mussten, können<br />

nicht sofort Revanche nehmen.<br />

Verteidiger KaiWissmann sagt nach<br />

dem 1:4 in München: „Mir persönlich<br />

wäre eslieber, einfach durchzuspielen.<br />

Immerhin können wir eine<br />

gute Trainingswoche hinlegen.“<br />

Bei der Analyse der bisherigen<br />

drei Spiele (2:3 n. V.,4:0, 1:4) wirdvor<br />

allem eine Rolle spielen, wie die Eisbären<br />

künftig dem Münchener<br />

Druck entgegenwirken. Wie längst<br />

bekannt, gehört dieser zum Matchplan<br />

des Dreifachmeisters,den Gegner<br />

gleich zu Spielbeginn einzuschüchtern.<br />

In den ersten beiden<br />

Spielen ist diese Strategie nicht aufgegangen,<br />

weil die Angriffe nicht<br />

ganz so zielgerichtet vorgetragen<br />

wurden, zudem wussten die <strong>Berliner</strong><br />

damit umzugehen.<br />

Wütende Reaktion<br />

Am Sonntag aber war das der vielleicht<br />

entscheidende Knackpunkt<br />

aus Sicht der Eisbären. „Nach dem<br />

guten Heimsieg von uns war klar,<br />

dass München eine Reaktion zeigen<br />

will. Entsprechend hart sind sie aus<br />

der Kabine gekommen“, sagt Wissmann.<br />

Seiner Mannschaft gelang es<br />

kaum, aus der eigenen Zone herauszukommen.<br />

Insgesamt brachten die<br />

<strong>Berliner</strong> im ersten Drittel nur zwei<br />

Schüsse aufs Münchener Tor.<br />

In der Vorbereitung auf Spiel vier<br />

geht es darum, körperlich und mental<br />

bereit zu sein, um nicht wieder in<br />

diese Falle zu tappen. „Man muss<br />

wissen, dass man eigentlich gar<br />

keine Zeit hat, wenn man den Puck<br />

bekommt“, weiß der 22 Jahre alte<br />

Abwehrspieler.„Undman darf nicht<br />

drei bis vier Wechsel brauchen, bis<br />

man richtig da ist.“ Bestenfalls kennt<br />

jeder Spieler seine Optionen schon,<br />

bevor er an den Puck kommt.<br />

Aggressive Zweikampfführung: Eisbär Kai Wissmann (r.) und Frank Mauer<br />

„Wenn einer am anderen<br />

vorbeiläuft, haut er ihm noch mal in die<br />

Hacken rein. Da darf man sich nicht<br />

provozieren lassen.“<br />

Kai Wissmann weiß, wie schwer es einem Eishockeyprofi fällt,<br />

in den Play-offs straffrei zu bleiben.<br />

Korrekturen am Kader<br />

IMAGO/ENGLER<br />

Dashilft dann auch, Fouls,die zu<br />

Strafen führen, erst gar nicht zu begehen.<br />

Denn es war nicht nur der<br />

Münchener Druck, der den Eisbären<br />

zu schaffen machte.Zuviele Strafminuten<br />

(insgesamt 38) verhinderten,<br />

dass Rhythmus ins Spiel kam. „Wir<br />

haben sechs der ersten zehn Minuten<br />

in Unterzahl gespielt, da wird es<br />

schwer, reinzukommen“, monierte<br />

Trainer Stéphane Richer richtig.<br />

Fast noch ärgerlicher sind die<br />

Strafzeiten, die passieren, weil man<br />

sich von einem Gegenspieler provozieren<br />

lässt. „Wenn einer am anderen<br />

vorbeiläuft, haut er ihm noch<br />

mal in die Hacken rein. Da darfman<br />

sich nicht provozieren lassen“, sagt<br />

Wissmann. „Man muss halt auch<br />

mal einstecken und nicht sofort zurückschlagen,<br />

denn das sieht der<br />

Schiedsrichter dann.“ Aber gerade<br />

das fällt in den Play-offs noch schwererals<br />

sonst.<br />

Zu große Lücken<br />

Nach drei Spielen lässt sich sagen,<br />

dass die Eisbären keinesfalls chancenlos<br />

sind in dieser Serie. Aber es<br />

muss eben zusammenkommen,<br />

dass München Nachlässigkeiten<br />

zeigt wie in den Partien eins und<br />

zwei und die Eisbären gleichzeitig<br />

ihre eigenen Stärken vortragen. Zu<br />

verhindern, dass der Gegner sich<br />

entfalten kann, ist das eine.Beim 4:0<br />

offenbarten die Eisbären auf höchstem<br />

Niveau, dass sie auch die Qualität<br />

haben, ein Eishockeyspiel zu gestalten.<br />

„Wir müssen selbst mehr<br />

Druck machen und die Checks zu<br />

Ende fahren“, gibt Wissmann als<br />

Plan vor.<br />

Beim Fore-Check waren am<br />

Sonntag doch qualitative Unterschiede<br />

zu beobachten. „Bei ihnen<br />

sind immer fünf Mann da, sie unterstützen<br />

sich gegenseitig“, hat Wissmann<br />

erkannt. „UnsereStürmer hatten<br />

kaum Zeit an der Scheibe.“<br />

Gleichzeitig waren die Eisbären<br />

beim Fore-Check „teilweise zu weit<br />

weg, die Lücken waren zu groß.“<br />

Diese Feststellungen sind nicht<br />

besorgniserregend. Nach katastrophalen<br />

Diagnosen, die man zu vielen<br />

Zeitpunkten der Saison stellen<br />

musste, sind es eben die taktischen<br />

Besonderheiten, die jetzt den Unterschied<br />

machen. Vielleicht werden<br />

die Eisbären also noch froh sein, dass<br />

dank des veränderten Terminplans<br />

viel Zeit zum Trainieren besteht.<br />

Die Füchse geben den Abschied von Erik Schmidt sowie die Verpflichtung von Martin Ziemer und Michael Müller bekannt<br />

VonCarolin Paul<br />

Esherrschte reges Treiben, als die<br />

Füchse am Montagmorgen zur<br />

Pressekonferenz in die Räume des<br />

Berlin Capital Club einluden. Personelle<br />

Veränderungen lagen in der<br />

Luft, so viel war klar, doch in welche<br />

Richtung sich das Wechselkarussell<br />

drehen würde, war die Frage.„Nein,<br />

ich darf noch ein wenig bleiben“,<br />

scherzte Trainer Velimir Petkovic<br />

und nahm dabei seinen Geschäftsführer<br />

Bob Hanning freundschaftlich<br />

in den Arm.<br />

Allerdings war in den letzten Wochen<br />

augenscheinlich geworden,<br />

dass sich die Füchse noch nicht am<br />

gewünschten Punkt befinden. Allein<br />

im Kalenderjahr 2019 stehen drei<br />

Auswärtsniederlagen zu Buche. Der<br />

Negativeindruck wird zudem verstärkt<br />

durch die enttäuschenden,<br />

wenngleich siegreichen Heimauftritte.Zufriedenstellend<br />

ist hingegen<br />

die Ausbeute im Pokal, wo die <strong>Berliner</strong><br />

sowohl im deutschen als auch im<br />

europäischen Wettbewerb noch immer<br />

mitspielen. Für Hanning ist das<br />

allerdings eine nur teilweise akzeptable<br />

Ausbeute: „Wir haben gezeigt,<br />

dass wir punktuell in der Lage sind,<br />

jede Mannschaft zu schlagen, aber<br />

wir haben in der Liga zu viele Spiele<br />

Bald beide im <strong>Berliner</strong> Trikot zu sehen: Paul Drux und Michael Müller (r.). DPA/M. SKOLIMOWSKA<br />

aus der Hand gegeben.“ Sein Ziel,<br />

formulierte der Füchse-Boss weiter,<br />

sei immer noch die Champions<br />

League und um die erreichen zu<br />

können, müssten gewisse Korrekturenvorgenommen<br />

werden.<br />

„Das hat nicht funktioniert“<br />

ten nicht so,dass beide Seiten glücklich<br />

sind und ich habe nicht den Eindruck,<br />

dass sich daran etwas ändern<br />

wird“, erklärte Hanning die Entscheidung,<br />

die der Coach mitträgt:<br />

„Erik hat sich leider nicht so entwickelt,<br />

wie ich es mir erhofft habe.Ich<br />

wollte ihn zu einem der besten Kreisläufer<br />

machen, doch das hat irgendwie<br />

nicht funktioniert.“ Die Füchse-<br />

Deckung soll in Zukunft beweglicher<br />

und schneller werden –ein Prozess,<br />

der ohne Schmidt vollzogen wird.<br />

Um die Abwehr in der nächsten<br />

Spielzeit bestmöglich zu unterstüt-<br />

Dahingehend wurde zunächst der<br />

Vertrag mit Erik Schmidt vorzeitig<br />

aufgelöst. Der Europameister von<br />

2016 sollte eigentlich noch ein Jahr<br />

in Berlin bleiben, wechselt jedoch<br />

schon im Sommer zum SC Magdeburg.<br />

„Es ist zwischen den Beteiligzen,<br />

wurde zudem ein neuer Torhüter<br />

angeheuert. Knapp zwei Wochen,<br />

nachdem bekannt wurde,dass Malte<br />

Semisch den Verein Richtung Minden<br />

verlassen wird, präsentierten die<br />

<strong>Berliner</strong> seinen Nachfolger: Martin<br />

Ziemer.Wie schon zuvor kommt der<br />

Neue von der TSV Hannover-Burgdorf.<br />

„Es ist schön, dass ich die Möglichkeit<br />

bekomme, Teil der Füchse-<br />

Geschichte zu werden. Ich werde alles<br />

versuchen, um dem Team beim<br />

Erreichen der sportlichen Ziele zu<br />

helfen“, freut sich der gebürtige Rostocker<br />

über die neue Herausforderung.<br />

Neben dem 35-Jährigen wird ein<br />

weiterer Routinier den Kader ergänzen.<br />

Vonder MT Melsungen zieht es<br />

Rückraumspieler Michael Müller in<br />

die Hauptstadt. Für Petkovic eine Alternative,<br />

die vorallem FabianWiede<br />

entlasten soll: „Natürlich bleibt Fabi<br />

auf der Position unser erster Mann.<br />

Ichwill, dass jeder Top-Verein in Europa<br />

irgendwann über ihn spricht,<br />

aber wenn wir ihn weiter so fordern,<br />

machen wir ihn kaputt. Michael<br />

kann ihn da gut ersetzen und bringt<br />

eine neue Qualität in die Mannschaft.“<br />

In Sachen Trashtalk und Aggressivität<br />

hat sich Müller in der Liga<br />

über die Jahre bekanntermaßen einen<br />

Namen gemacht.<br />

NACHRICHTEN<br />

Japans Olympiachef will<br />

Rücktritt ankündigen<br />

SPORTPOLITIK. Derunter Korruptionsverdacht<br />

stehende Präsident des<br />

Japanischen Olympischen Komitees,Tsunekazu<br />

Takeda, will japanischen<br />

Medienberichten zufolge zurücktreten.<br />

Wiedie Nachrichtenagentur<br />

Kyodo berichtet, werdeder<br />

71 Jahrealte NOK-Präsident an diesem<br />

Dienstag seinen Rücktritt ankündigen.<br />

Diefranzösische Justiz ermittelt<br />

gegen Takeda wegen Korruptionsverdachts.Die<br />

japanische<br />

Hauptstadt ist kommendes Jahr<br />

Olympiagastgeber.Bei dem Korruptionsverdacht<br />

gegen Takeda geht es<br />

um eine Zahlung in Höhe vonzwei<br />

Millionen Dollar an die Beraterfirma<br />

Black Tidings.Diese soll in Verbindung<br />

zum einst mächtigen früheren<br />

Leichtathletik-Weltverbandspräsidenten<br />

Lamine Diack gestanden haben.<br />

DerSenegalese wurde 2015<br />

nach Ermittlungen wegen Geldwäsche<br />

und Bestechlichkeit gestürzt.<br />

Kerber verliertFinale gegen<br />

18-jährige Kanadierin<br />

TENNIS. Angelique Kerber (Kiel) hat<br />

beim WTA-Turnier in Indian Wells<br />

den ersten Titel seit ihrem Wimbledonsieg<br />

im Juli 2018 verpasst. Die<br />

Nummer acht der Weltrangliste verlor<br />

das Finale mit 4:6, 6:3, 4:6 gegen<br />

das kanadische Talent Bianca Andreescu,<br />

18, verbessertsich aber dennoch<br />

im Ranking auf Position vier.<br />

Schwimmer Rogan wird<br />

Mentalcoach bei Fußballern<br />

FUSSBALL. Derfrühereösterreichische<br />

Schwimmer Markus Rogan, 36,<br />

wirdMentaltrainer für Israels Fußball-Nationalelf.<br />

Derzweimalige<br />

Olympia-Silbermedaillengewinner<br />

steht dortTeamchef Andreas Herzog<br />

zur Seite.Israel ist Österreichs Gegner<br />

in der EM-Qualifikation.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL, Viertelfinale, best of seven<br />

Augsburger Panther -Düsseldorfer EG 3:4<br />

Play-off-Stand: 1:2<br />

Kölner Haie -ERC Ingolstadt<br />

3:2 n.V.<br />

Play-off-Stand: 1:2<br />

Red Bull München -Eisbären Berlin 4:1<br />

Play-off-Stand: 2:1<br />

Adler Mannheim -Nürnberg Ice Tigers 4:1<br />

Play-off-Stand: 3:0<br />

Fußball<br />

2. Liga, 26. Spieltag<br />

Holstein Kiel −ErzgebirgeAue 5:1<br />

1. FC Heidenheim −1.FCUnion Berlin 2:1<br />

Hamburger SV −SVDarmstadt 98 2:3<br />

SV Sandhausen−FCSt. Pauli 4:0<br />

Dynamo Dresden −1.FCMagdeburg 1:1<br />

Arminia Bielefeld −VfL Bochum 3:1<br />

MSV Duisburg−1.FCKöln<br />

abges.<br />

SC Paderborn07−FCIngolstadt 04 3:1<br />

Jahn Regensburg –SpVgg Greuther Fürth 0:2<br />

11. FC Köln 25 64: 31 51<br />

2 Hamburger SV 26 38: 29 50<br />

3 1. FC Union Berlin 26 42: 23 47<br />

4 FC St. Pauli 26 38: 40 43<br />

5 Holstein Kiel 26 51: 37 42<br />

6 1. FC Heidenheim 26 40: 32 42<br />

7 SC Paderborn07 26 58: 40 41<br />

8 SSV Jahn Regensburg 26 38: 38 37<br />

9 VfL Bochum 26 37: 39 34<br />

10 Arminia Bielefeld 26 38: 41 34<br />

11 ErzgebirgeAue 26 33: 35 32<br />

12 SV Darmstadt 98 26 37: 45 32<br />

13 SpVgg Greuther Fürth 25 26: 41 32<br />

14 Dynamo Dresden 25 29: 38 28<br />

15 SV Sandhausen 26 29: 38 23<br />

16 1. FC Magdeburg 26 28: 41 23<br />

17 MSV Duisburg 25 24: 42 21<br />

18 FC Ingolstadt 04 26 25: 45 19<br />

Tennis<br />

ATP-Turnier in Indian Wells, Finale<br />

Dominic Thiem (Österreich/7) -Roger Federer<br />

(Schweiz/4) 3:6, 6:3, 7:5<br />

WTA-Turnier in Indian Wells, Finale<br />

Bianca Andreescu (Kanada) -Angelique Kerber<br />

(Kiel/8) 6:4, 3:6, 6:4


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Trikotnummern<br />

Ja, Himmel<br />

noch mal<br />

Karin Bühler<br />

findet die Nummer 17 von<br />

Niklas Stark stark.<br />

Der Schlagersänger Chris Roberts<br />

hatte offenbar schon in den<br />

Siebzigerjahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts eine hellseherische<br />

Vorahnung, als er folgenden Ralph-<br />

Siegel-Titel trällerte, der zum größten<br />

Hitseiner Karrierewerden sollte:<br />

„Du kannst nicht immer 17 sein.“<br />

Gut möglich, dass Jérôme Boateng<br />

dieser Tage seine gigantischen Kopfhörer<br />

über die Ohrenzieht, heimlich<br />

die Schlagermucke vonanno dunnemals<br />

ein bisschen lauter regelt und<br />

bei der Zeile zur eigenen Beruhigung<br />

mitsummt: „Nein Liebling, das<br />

kannst du nicht.“ Denn nach der<br />

Ausmusterung von Bundestrainer<br />

Joachim Löw wurde seine Trikotnummer<br />

sofortneu vergeben.<br />

17 hin, 17 her. Inder Nationalmannschaft<br />

trägt Boateng sie nicht<br />

mehr. Stattdessen darf jetzt Herthas<br />

Defensivspieler Niklas Stark die Trikotnummer<br />

tragen, um am Mittwoch<br />

beim Spiel der Deutschen gegen<br />

Serbien mit 23 Jahren 17 Augenblicke<br />

des Frühlings zu erleben.<br />

Thomas Müller hingegen wird<br />

sich denken: „Jetzt schlägt’s dreizehn.“<br />

Auch er ist seine Nummer im<br />

Nationaltrikot losgeworden, die 13,<br />

an, äh, wen noch mal? Ach: Lukas<br />

Klostermann, 22, Außenverteidiger<br />

vonRBLeipzig, der hoffentlich nicht<br />

unter Triskaidekaphobie zu leiden<br />

hat. Das ist eine irrationale Furcht<br />

vor der Zahl 13, die Menschen, die<br />

von ihr befallen sind, veranlasst,<br />

Stockwerke, Hausnummern, Sitzreihen<br />

oder Trikots mit der Zahl 13 zu<br />

meiden. Sollte Klostermann als Neuling<br />

lieber nicht machen. Schließlich<br />

muss die 13 keine Unglückszahl sein.<br />

Sie kann auch Glück bedeuten. Bei<br />

den Maya zum Beispiel. Dort gab’s<br />

immerhin 13 himmlische Himmel.<br />

Ja, Himmel noch mal. Und dann<br />

hat Joachim Löw noch fünf Minuten<br />

nachgedacht, das Leibchen von<br />

Mats Hummels an Jonathan Tahweitergereicht<br />

und doziert: „Wir haben<br />

uns entschieden, mit Spielern indie<br />

EM-Qualifikation zu gehen, die Perspektivehaben.“<br />

Tah, 23, Innenverteidiger bei<br />

BayerLeverkusen, könnte daher tatsächlich<br />

bei einem Einsatz in den<br />

ersten Länderspielen des Jahres an<br />

diesem Mittwoch in Wolfsburg<br />

(20.45 Uhr) gegen Serbien sowie am<br />

Sonntag zum Auftakt der EM-Qualifikation<br />

in Amsterdam gegen die<br />

Niederlande mit der Nummer 5von<br />

Hummels auflaufen.<br />

Dass er sich dabei nicht wie das<br />

fünfte RadamWagen fühlen möchte,<br />

kann wohl jeder an fünf Fingern abzählen.<br />

Aber anstatt das Thema<br />

„Ausmusterung des Bayern-Trios“<br />

fünfmal am Tagin13Variationen mit<br />

17-maligem Augenrollen zu diskutieren,<br />

ist es unter Umständen angenehmer,<br />

einen Schlager von Chris<br />

Roberts anzuhören. Oder einfach<br />

Fünfe gerade sein zu lassen.<br />

Noch in zivil mit Kapuze, bald im Nationaltrikot:<br />

Herthas Niklas Stark DPA/PETER STEFFEN<br />

Augen<br />

geradeaus<br />

Die Nationalmannschaft<br />

beginnt das Länderspieljahr.<br />

Der Test gegen Serbien im<br />

Zeichen des Umbruchs –<br />

jetzt aber wirklich<br />

VonFrank Hellmann, Wolfsburg<br />

Men in black: Joachim Löw und Oliver Bierhoff<br />

Ein Stück vomTrainingsareal<br />

vor der Arena des VfL<br />

Wolfsburg ist derzeit<br />

zweckentfremdet. Direkt<br />

vor den Eingangspforten liegt eine<br />

temporär errichtete Begegnungsstätte,<br />

anderen Wänden der rasche<br />

Veränderungsprozess bei der deutschen<br />

Nationalmannschaft besonders<br />

offenkundig ist: Dort hängen<br />

fein säuberlich an zwei langen Leinen<br />

die Trikots jener Fußballer, die<br />

nun im Freundschaftsspiel gegen<br />

Serbien (Mittwoch, 20.45 Uhr) und<br />

im ersten Qualifikationsspiel für die<br />

Europameisterschaft 2020 in den<br />

Niederlanden (Sonntag, 20.45 Uhr)<br />

antreten werden.<br />

DieNummer fünf trägt künftig Jonathan<br />

Tah, die 13 ist neuerdings Lukas<br />

Klostermann zugeteilt und die 17<br />

hat Niklas Stark bekommen (siehe<br />

Glosse links). Kombinationen, an die<br />

sich die deutsche Fußballöffentlichkeit<br />

erst noch gewöhnen muss. Es<br />

sind die Nachfolger für Mats Hummels<br />

(5), Thomas Müller (13) und Jérôme<br />

Boateng (17), denen DFB-Präsident<br />

Reinhard Grindel bereits einen<br />

Abschied „in angemessener<br />

Form“ inAussicht gestellt hat. Wie<br />

sehr die Absenz der Führungskräfte<br />

die gegenwärtige Akteure jedoch<br />

noch beschäftigt, verriet ein Statement<br />

des neuen Hoffnungsträgers<br />

Julian Brandt, der weiterhin nicht an<br />

einige „endgültige Entscheidung“<br />

glauben möchte: „Im Fußball kann<br />

so viel passieren. Man sieht sich immer<br />

zweimal im Leben.“<br />

Aber in der Löw-Dekade sind eigentlich<br />

andere auserkoren, zu prägenden<br />

Figuren zu reifen. Was sicherlich<br />

dauert: DieLeipziger Marcel<br />

Halstenberg und Klubkollege Klostermann<br />

konnten am Montagmittag<br />

bei der Anreise am Bahnhof Braunschweig<br />

unerkannt in den ICE zusteigen<br />

und in Wolfsburg ungestört<br />

gleich wieder aussteigen. Niemand,<br />

der im Waggon oder am Bahnsteig<br />

um ein Selfie bat. Bei ihrem Eintreffen<br />

im feudalen Hotel Ritz Carlton<br />

gegenüber vomAutowerk kamen im<br />

DFB-Tross so viele neue Gesichter<br />

Noch nicht: Oliver Bierhoff<br />

hält die Diskussion um ein<br />

Abschiedsspiel für Müller,<br />

Hummels, Boateng für verfrüht.<br />

„So langeein Spieler<br />

nicht aus der Nationalmannschaft<br />

zurücktritt, werde ich<br />

ihn nicht verabschieden.“<br />

wie lange nicht mehr zusammen,<br />

aber die prominenteste Persönlichkeit<br />

fehlte bei der Zusammenkunft<br />

erst einmal. Bundestrainer Joachim<br />

Löw musste sich noch der Nachuntersuchung<br />

aufgrund einer kurzfristigen<br />

Zahnoperation unterziehen,<br />

teilte der Verband mit. Der 59-Jährige<br />

Trainer – Au Backe! – konnte<br />

auch nicht am Montagabend die<br />

erste öffentliche Einheit im Amateurstadion<br />

des VfL Wolfsburg vor<br />

1500 Zuschauernleiten.<br />

Gesten wie dieses frei zugängliche<br />

Training sollen der Nationalmannschaft<br />

wieder mehr Bodenhaftung<br />

ABSCHIEDSGEDANKEN<br />

Erst noch: Diese Aussageist<br />

laut Bierhoff kein Widerspruch<br />

zu der vonJoachim<br />

Löw verkündeten Ausmusterung<br />

des Trios. Über ein Abschiedsspiel<br />

könne man erst<br />

sprechen, wenn „die Spieler<br />

sagen, dass die Zeit reif sei“.<br />

verleihen.„Fußball, das sind wir alle“,<br />

lautet die neue Kampagne, die der<br />

neue DFB-Sponsor Volkswagen ins<br />

Leben gerufen hat. Dass hinter Leroy<br />

Sané allerdings immer noch Mats<br />

Hummels vomPlakat grinst, passt ins<br />

etwas unstimmige Bild, das die DFB-<br />

Auswahl nach außen nach wie vor<br />

vermittelt. Manager Oliver Bierhoff<br />

war insofernsehrdaran gelegen, den<br />

Aber dann: Es komme darauf<br />

an, werwelchen Abschied<br />

präferiere. Manche<br />

wünschten einen großen<br />

Rahmen, anderen ein privates<br />

Ambiente. DFB-Präsident<br />

Grindel hat ein Abschiedsspiel<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

Kritikern der bei Stil und Form fragwürdigen<br />

Ausbootung der drei<br />

Münchner Weltmeisterspieler keine<br />

weitereMunition zu liefern–erstellte<br />

sich absolut hinter LöwsVorgehen.<br />

„Nach der ersten Verärgerung ist<br />

Ruhe eingekehrt“, meinte Bierhoff,<br />

der als Bindeglied zum nörgelnden<br />

DFB-Boss Grindel nach eigenem Bekunden<br />

„keine Verteidigungslinie“<br />

aufbauen müsse. Erhabe sich auch<br />

gefragt,„wie wir es hätten besser machen<br />

können“. Hätte eine Pressekonferenz<br />

am selben Tag wirklich<br />

das mediale Echo abgefedert? Bierhoff<br />

dürfte vernommen haben, dass<br />

Studio statt Strafraum<br />

IMAGO/WÄLISCHMILLER<br />

allgemein der Druck auf die Nationalmannschaft<br />

(und seine Direktion)<br />

gestiegen ist. Nurmuss die Last<br />

nicht mit voller Vehemenz an die<br />

„vielen interessanten jungen Spielern“<br />

(Bierhoff) weitergegeben werden,<br />

wie Löw („niemand darf sich<br />

verstecken“) es am vergangenen<br />

Freitag getan hatte.<br />

Der Nationalmannschaftsdirektor<br />

setzte sich eher für einenVertrauensvorschuss<br />

beim zeitverzögerten<br />

Radikalumbruch ein. „Ich sehe es als<br />

meine Aufgabe an, die jungen Kerle<br />

in allen Bereichen zu unterstützen,<br />

ihnen den Rücken freizuhalten.“<br />

Aber: „Es ist ein Prozess. Wir haben<br />

viele Spieler mit großem Potenzial,<br />

aber wie werden auch Fehler machen.<br />

Am Ende weiß jeder,wir bauen<br />

eine neue Mannschaft zusammen,<br />

die muss sich finden.“ DasPublikum<br />

solle bitte Geduld aufbringen und<br />

„verzeihen, wenn Dinge nicht so<br />

ganz laufen“. Untergangsszenarien<br />

müsse niemand entwerfen.<br />

Und wenn der 50-Jährige eine<br />

„souveräne EM-Qualifikation“ einfordert,<br />

dann kann diese auch über<br />

den zweiten Gruppenplatz erfolgen;<br />

die Niederlande hätten sich durch<br />

ihren Auftritt in der Nations League<br />

(3:0 und 2:2 gegen Deutschland) und<br />

nicht zuletzt den Vorstoß von Ajax<br />

Amsterdam ins Champions-League-<br />

Viertelfinale nach vorne geschoben.<br />

Bierhoff: „Da sind wir bestimmt<br />

nicht der Favorit.“ Wohl aber beim<br />

Jahresauftakt gegen Serbien. EinDuell<br />

zweier in der Vorrunde gestrauchelter<br />

WM-Teilnehmer,für das sich<br />

in Wolfsburg und Umgebung übrigens<br />

Abnehmer vonrund23000 der<br />

insgesamt 26 000 Karten gefunden<br />

haben.<br />

Jürgen Klinsmann gibt am Mittwoch sein Debüt als TV-Experte bei RTL–ein Engländer dient ihm dabei als Vorbild<br />

Ersei kein Kritiker und kein Besserwisser.<br />

Er diskutiere halt<br />

gerne über Fußball, sagt Jürgen Klinsmann,<br />

54, vorseinem Debüt als neuer<br />

Fernsehexperte bei RTL am Mittwochabend<br />

(20.45 Uhr) beim Länderspiel<br />

Deutschlands gegen Serbien in<br />

Wolfsburg. Da trifft es sich gut, dass es<br />

bei der derzeitigen Lage der Dinge<br />

reichlich zu diskutieren gibt. Dafür<br />

hat Bundestrainer Joachim Löw mit<br />

seiner Ausbootung vonThomas Müller,Mats<br />

Hummels und Jérôme Boateng<br />

gesorgt. Undauch, wenn er sich<br />

scheinbar nicht als Kritiker sieht, will<br />

Klinsmann seinen früheren Co-Trainer<br />

Löw nicht in Watte packen. „Das<br />

Schöne am Fußball ist, dass du immer<br />

über Fakten redest –über das,<br />

was du siehst“, sagte er. „Wenn das<br />

gut ist, dann gibst du Komplimente.<br />

Wenn es schlecht ist, musst du es kritisch<br />

ansprechen. Und dahat kein<br />

Fußballtrainer ein Problem mit. Auch<br />

Jogi nicht.“<br />

So scharfwie Scholl<br />

Klinsmann geht ganz offensichtlich<br />

in der Expertenrolle auf. Das ist<br />

schnell zu merken, als er markige<br />

Worte für den Zustand des Fußballs<br />

in seinem Heimatland findet. Das<br />

WM-Aus und der Abstieg in der Nations<br />

League seien beides „Katastrophen“<br />

gewesen, ein Champions-<br />

League-Viertelfinale ohne deutsche<br />

Beteiligung nennt er „ein verheerendes<br />

Bild für die Bundesliga“. Schärfer<br />

hätte es auch Mehmet Scholl nur<br />

schwerlich formulieren können.<br />

Beisoviel Meinungkönnte der geneigte<br />

Zuschauer auf die Idee kommen,<br />

Klinsmann würde gerne selbst<br />

schon bald das TV-Mikrofon wieder<br />

gegenTrillerpfeife undStoppuhr tauschen.<br />

Aber Klinsmann isteben auch<br />

Familienmensch und nimmt Rücksicht.<br />

Denn daheim im kalifornischen<br />

Huntington Beach büffelt seine<br />

TochterLaila in der High School.<br />

„Ich habe immer gesagt, dass –solange<br />

sie drüben zur Schule geht –nur<br />

ein Nationaltrainerjob infrage<br />

kommt. Da war Amerika optimal“,<br />

sagt Klinsmann. Doch Nationalcoach<br />

der USA ist er schon 2016 nicht mehr,<br />

danach ergab sich bislang nichts.<br />

Und Vereinstrainer kann sich Klinsmann<br />

erst vorstellen, wenn die 18-<br />

jährige Laila auf dem College ist. Bis<br />

dahin gefällt er sich in der Expertenrolle.„Es<br />

ist eine schöne Aufgabe für<br />

mich, um mal wieder nah dran zu<br />

sein“, sagt Klinsmann. Undganzneu<br />

ist sie ja auch nicht.<br />

Für ZDF und RTL hat er schon<br />

2002 und 2010 Weltmeisterschaften<br />

begleitet –und letztes Jahr berichtete<br />

er mit Gary Lineker für die BBC aus<br />

Russland. Englands Fußball-Ikone ist<br />

für den ehemaligen Tottenham-Profi<br />

Klinsmann so etwas wie ein Vorbild.<br />

„Der hat eine Medienkarriere hingelegt“,<br />

sagt er,„das ist echt vom Allerfeinsten.“<br />

Mal sehen, was sich Klinsmann<br />

abgeschaut hat. (sid)<br />

Der<br />

erste<br />

Nachrücker<br />

Brandt will in der DFB-Elf<br />

Verantwortung übernehmen<br />

Esist schon ein bisschen her, dass<br />

Julian Brandt beim VfL Wolfsburg<br />

gespielt hat. Aber die Jugendzeit ist<br />

nun einmal eine besonders prägende,<br />

und insofern hatte er noch abrufbereit,<br />

was ihn an die Autostadt erinnert.<br />

„Für mich ist es ein besonderer Fleck,<br />

denn hier gibt es einige Leute, die einen<br />

Riesenanteil an meiner Karriere<br />

haben“, sagte der Fußballprofi von<br />

BayerLeverkusen.<br />

Er war ja gerade 15 Jahrealt geworden,<br />

als er sein gutbürgerliches Elternhaus<br />

in seiner Geburtsstadt Bremen<br />

und den kleinen Stadtteilklub FC<br />

Oberneuland verließ, um im Nachwuchsleistungszentrum<br />

des niedersächsischen<br />

Bundesligisten anzuheuern.<br />

Beiden B-Junioren des VfL Wolfsburgentwickelte<br />

er sich dann dermaßen<br />

prächtig, dass Bayerihn imWinter<br />

2014 abwarb. Was unter den Werksklubs<br />

übrigens massiveVerstimmung<br />

hervorrief.<br />

Nunist Brandt am Montag als 23-<br />

facher Nationalspieler zurückgekehrt<br />

und durfte gleich als erster DFB-Akteur<br />

Auskunft erteilen. Ein Zeichen<br />

von Wertschätzung. Genau wie die<br />

Nummer zehn, die ihm in Verein und<br />

Nationalelf angetragen wurde.Brandt<br />

erklärte glaubhaft, wie sehr ihn die<br />

Ausmusterung von Mats Hummels,<br />

Jérôme Boateng und Thomas Müller<br />

überrascht habe. Dieses Trio habe er<br />

für sich alsVorbild genommen,„um zu<br />

reifen“. Nunsteht er aufeinmal selbst<br />

in der Verantwortung. „Wir werden<br />

eine gute Truppe bilden“, glaubt<br />

Brandt.„Wirwerdendas über die Zeit<br />

schon schaffen, dieses Führungsthema:Wirsind<br />

nicht alle nur 22.“<br />

NurKurzeinsätzebei derWM 2018<br />

Der bei derWM2018 noch mit Kurzeinsätzen<br />

abgespeiste Offensivallrounder<br />

gehört zujener Generation,<br />

die ad hoc mit dem Freundschaftsspiel<br />

gegen Serbien (Mittwoch, 20.45<br />

Uhr/RTL) mehr Verantwortung schultern<br />

muss. Die Nachrücker, verlangte<br />

Bundestrainer Joachim Löw, stünden<br />

jetzt an vorderster Stelle.„Siemüssen<br />

mehr geben und mehr investieren.“<br />

Jeder dieser Spieler müsse „jetzt noch<br />

einen Schritt nach vornemachen und<br />

das Gefühl vermitteln: ‚Hallo ich bin<br />

jetzt da.‘“<br />

Brandt hat kein Problem damit,<br />

diese Bürde anzunehmen. Auch wenn<br />

es am Sonntag gegen Bremen einen<br />

Rückschlag gab, sich endlich wieder<br />

für die Champions League zu qualifizieren.<br />

Er sieht sich indieser Spielzeit<br />

auf dem richtigen Weg. Leverkusens<br />

neuer Trainer Peter Bosz hat Brandt<br />

auf eine zentralere Mittelfeldposition<br />

verfrachtet, die womöglich auch fürs<br />

Nationalteam in Betracht kommt.<br />

Dort hat Löw zuletzt im Angriff den<br />

Sprintern Leroy Sané, Timo Werner<br />

und Serge Gnabry vertraut. „Dass ich<br />

im Verein ins Zentrum versetzt worden<br />

bin, hat mir gutgetan.“ Brandts<br />

Botschaft: Er hatmal gar nichts dagegen,<br />

wenn sich der Bundestrainer seinenVereinscoach<br />

orientiert. (hel.)<br />

Selfie muss sein: Julian Brandt bei der Ankunft<br />

in Wolfsburg.<br />

IMAGO/SIMKA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 19 *<br />

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Feuilleton<br />

Totalitarismuspop:<br />

Laibach spielen<br />

im Admiralspalast<br />

Seite 21<br />

„Meisterwerke ohne Verlegenheitsschnörkel“<br />

Martin Z. Schröder blättert das Werk des gestorbenen Gebrauchsgrafikers Axel Bertram auf. Der Nachruf Seite 21<br />

Herkunft<br />

Wo führt<br />

das hin?<br />

Harry Nutt<br />

hält nichts vonapodiktischen<br />

Diskursregeln.<br />

Eine sich oft wiederholende Diskriminierung,<br />

die der Schriftsteller<br />

Saša Stanišic hinnehmen<br />

muss, seit er Texte veröffentlicht,<br />

ist die unvollständige Schreibweise<br />

seines Namens. Weil viele Textverarbeitungsprogramme<br />

die für die<br />

richtige Schreibung notwendigen<br />

Sonderzeichen nur schwer zugänglich<br />

machen, muss er es hinnehmen,<br />

dass sein Name der Einfachheit<br />

halber in gedruckter Form oft<br />

als Sasa Stanisic erscheint. (In der<br />

oben gedruckten Form fehlt auf<br />

dem kleinen „c“ ein Acut.)<br />

Im Gespräch mit dem Literaturkritiker<br />

Denis Scheck über seinen<br />

neuen Roman„Herkunft“ kam in der<br />

Sendung „Druckfrisch“ eine weitere<br />

Erfahrung zur Sprache, die viele<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

immer schwerer ertragen. Sie<br />

möchten nicht mehr gefragt werden,<br />

woher sie kommen. Manche unterstellen<br />

den derart Fragenden nicht<br />

nur eine Portion Naivität, sondern<br />

rassistisch herabsetzende Motive.<br />

Soeben ist ein Buch zum Thema erschienen,<br />

in dem die Journalistin<br />

FerdaAtaman plakativ fordert: „Hört<br />

auf zu fragen. Ichbin vonhier“ (S. Fischer).<br />

Ganz ähnlich sehen es auch<br />

viele Autorinnen und Autoren der<br />

Aufsatzsammlung „Eure Heimat ist<br />

unser Albtraum“, den die Journalistin<br />

Fatma Aydemir zusammen mit<br />

Hengameh Yaghoobifarah im Ullstein-Verlag<br />

herausgegeben hat.<br />

So wertvoll und wichtig diese Berichte<br />

über Desintegrationserfahrungen<br />

und gesellschaftliche Differenz<br />

sind, so hilflos wirken sie doch<br />

auch in ihrem Versuch einer apodiktischen<br />

Kommunikationssteuerung<br />

(„Hört auf!“). Wie esaussieht, wird<br />

das Nachdenken über Heimat und<br />

Herkunft weiterhin ein hart umkämpftes<br />

gesellschaftspolitisches<br />

Terrain bleiben, und nicht selten<br />

setzt es sich als Selbstgespräch fort.<br />

Die Frage nach der Herkunft wird in<br />

vielen Tonlagen aufgeworfen.<br />

Manchmal gibt es gute Gründe, ein<br />

Gespräch abrupt zu beenden. Oft<br />

aber fängt es gerade da erst an.<br />

Wasist wichtiger als Muttersein?<br />

Die kanadische Autorin Sheila Heti schreibt in ihrem neuen Buch über selbstgewählte Kinderlosigkeit<br />

VonSabine Rennefanz<br />

Am Anfang war ich skeptisch,<br />

als ich von dem<br />

neuen Buch der kanadischen<br />

Schriftstellerin<br />

Sheila Heti hörte. „Mutterschaft“<br />

heißt es und es geht um Kinderlosigkeit.<br />

Gerade gibt es viele Texte darüber,<br />

wie toll es ist, keine Kinder zu<br />

haben, wie egoistisch, nervig und<br />

klimaschädlich Eltern sind. Ich bin<br />

den anderenWeggegangen, ich habe<br />

Kinder bekommen. Würde auch<br />

Sheila Heti, die seit ihrem Bestseller<br />

„Wie wir sein sollten“ als eine der<br />

wichtigsten Autorinnen der Gegenwartgilt,<br />

Mütter runtermachen?<br />

Ihr Buch wird damit beworben,<br />

dass es darin um die Kinderfrage<br />

geht. „In ihren späten 30ern, als die<br />

Freundinnen sich fragen, wann sie<br />

endlich Mutter werden, fragt Sheila<br />

Heti sich, ob sie es eigentlich werden<br />

will“, steht auf dem Buchdeckel.<br />

Doch wenn man das Buch liest,<br />

merkt man sehr schnell, dass das so<br />

nicht stimmt. Sheila Heti will nicht<br />

herausfinden, ob sie Mutter werden<br />

will oder nicht. An einer Stelle<br />

schreibt sie, dass sie schon als kleines<br />

Mädchen wusste,dass sie später<br />

keine Kinder haben wolle. Sheila<br />

Heti, Jahrgang 1978, will untersuchen,<br />

woher es kommt, dass sie kein<br />

Bedürfnis nach Kindern hat. Und<br />

warum sie sich dabei so schuldig<br />

fühlt. IstesinOrdnung, keine Kinder<br />

zu haben? „Es liegt eine Art Traurigkeit<br />

darin, etwas nicht zu wollen, was<br />

dem Leben so vieler anderer Bedeutung<br />

verleiht“, heißt es an einer Stelle<br />

gleich am Anfang.<br />

Ihr Buch ist kein Ratgeber, auch<br />

kein typischer Roman, eher ein Monolog,<br />

der sich mal wie ein Essay,mal<br />

wie ein Tagebuch liest. Autofiktion<br />

sagen Literaturwissenschaftler dazu.<br />

Man folgt dem Gedankenstrom der<br />

Protagonistin, die mit Sheila Heti<br />

mehr oder weniger identisch ist: 36<br />

Jahre alt, Schriftstellerin, sie lebt mit<br />

ihrem Freund Miles in Toronto. Miles,<br />

ein aufstrebender Anwalt, hat<br />

eine Tochter aus einer früheren Affäre,<br />

weitereKinder will er nur,wenn<br />

sie es unbedingt wolle.Erkommt rüber<br />

wie der TypMann, der sich schon<br />

vorher für seine spätereAbwesenheit<br />

als Vater entschuldigt.<br />

Ichhabe die ersten Seiten schnell<br />

gelesen, Sheila Hetis Erzählweise<br />

Sheila Heti, Autorin des Buchs „Mutterschaft“<br />

entwickelt einen großen Sog, man ist<br />

nah dabei bei ihrem Ringen, ihrer<br />

Selbstbefragung. Das Beste ist vielleicht,<br />

dass sie nicht polemisch oder<br />

ausgrenzend schreibt, sie gibt keiner<br />

Lebensform den Vorzug, sondern<br />

lässt Raum für alle Entscheidungen.<br />

Sie sinniert darüber, warum sie<br />

sich so unter Druck und in die Enge<br />

getrieben fühlt, jedes Mal, wenn eine<br />

Freundin ein Baby bekommt. Ich<br />

mochte ihreklugen Beobachtungen,<br />

wie sie über die neuen Normen von<br />

Weiblichkeit schreibt, die nahezu re-<br />

PICTURE ALLIANCE/SVENSKA DAGBL<br />

ligiöse Verehrung von Mutterschaft,<br />

die seit ein paar Jahren zu beobachten<br />

ist. Sie findet zur Beschreibung<br />

ihrer Gefühle viele treffende Sätze:<br />

„Was hatte ich so Dringendes vor?<br />

Wastut eine Frau, die keine Mutter<br />

ist, das wichtiger wäre als das Muttersein?<br />

Darf man überhaupt sagen,<br />

dass es Wichtigeres geben könnte als<br />

das Muttersein? Ich weiß, dass eine<br />

Frau, die das Muttersein ablehnt, das<br />

Allerwichtigste ablehnt, und damit<br />

zur unwichtigsten Frau wird. Und<br />

doch sind auch Mütter nicht wichtig.<br />

Niemand vonuns ist wichtig.“ Wenn<br />

man ein Typist, der Sätze ineinem<br />

Buch anstreicht, kann man bei<br />

Sheila Heti viel anstreichen.<br />

Doch je mehr ich las, desto mehr<br />

hatte ich das Gefühl, das sich einstellt,<br />

wenn man mit Freundinnen<br />

das immer gleiche Thema bespricht<br />

und nicht vom Fleck kommt. Ab der<br />

Mitte des Buches wiederholt sich<br />

vieles. Bei bestimmten Themen befragt<br />

sie chinesische Münzen, die<br />

mit ja oder nein antworten, das wirkt<br />

sperrig. „Wird dieses Buch meiner<br />

Seele helfen?“ −„Ja“. „Handle ich in<br />

meiner Beziehung falsch?“ −„Nein“.<br />

Am stärksten ist der Text, wenn es<br />

um ihre jüdischen Vorfahren geht.<br />

„Ich weiß, dass von jüdischen<br />

Frauen erwartet wird, dass sie die<br />

durch den Holocaust erlittenen Verluste<br />

reproduktiv ausgleichen. Wenn<br />

du keine Kinder kriegst, dann haben<br />

die Nazis gewonnen“, schreibt sie.<br />

Hetis Mutter war die Tochter vonungarischen<br />

Holocaust-Überlebenden.<br />

Sie arbeitete sich hoch, wurde eine<br />

erfolgreiche Ärztin. Doch als Mutter<br />

blieb sie kühl, unnahbar,weinte viel.<br />

Später nahm sie sich eine eigene<br />

Wohnung, in der sie in Ruhe arbeiten<br />

konnte, und ihre Kinder und ihr<br />

Mann durften sie ab und zu besuchen.<br />

Sheila Heti schreibt davon, wie<br />

die Trauer von Generation zu Generation,<br />

von Tochter zu Tochter weiterwandert.<br />

Sie sieht ihre Aufgabe<br />

darin, das Problem der Tränen ihrer<br />

Mutter zu lösen.<br />

In der Psychoanalyse ist es ein bekanntes,aber<br />

wenig erforschtes Phänomen,<br />

dass Frauen, deren Mütter<br />

oder Großmütter Gewalt oder ähnliche<br />

Traumen erlebt haben, oft keine<br />

Kinder bekommen wollen. Auch<br />

Sheila Heti möchte die Familienreihe<br />

beenden: Sie möchte Bücher<br />

schaffen, keine Babys, weil Bücher<br />

mehr bewirken können. Am Ende<br />

des Buches schickt sie ihrer Mutter<br />

das Manuskript. „Es ist magisch“,<br />

schreibt die Mutter zurück. Mehr<br />

wünscht sich die Tochter nicht.<br />

„Mutterschaft“ ist doch ein Mutter-<br />

Kind-Buch geworden.<br />

SheilaHeti: Mutterschaft. Ausdem Englischen<br />

vonThomasÜberhoff. Rowohlt, Reinbek 2019.<br />

320 S.,22Euro.<br />

Lesungund Gespräch mit SheilaHeti, am 21.3.<br />

19.30Uhr,Literaturhaus Fasanenstr. 23<br />

NACHRICHTEN<br />

Preußenstiftung gibt<br />

KunstwerkanErben zurück<br />

DieStiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

restituierte eine Zeichnung des<br />

Romantikers Carl Philipp Fohr<br />

(1795−1818), einer der maßgeblichen<br />

Landschaftsmaler jener Epoche,andie<br />

Erben des einstigen jüdischen<br />

Eigentümers Karl Mayer. Der<br />

Eisenwarengroßhändler und Sammler<br />

war noch vor1933 aus dem bereits<br />

vonJudenfeindlichkeit geprägten<br />

Deutschland ins Exil gegangen.<br />

Die<strong>Berliner</strong> Museen hatten das Blatt<br />

des mit nur 22 Jahren in Rom, im Tiber,ertrunkenen<br />

Fohr –„Wunderkind<br />

der Heidelberger Romantik“ –<br />

im Jahr 1941 auf dem Kunstmarkt gekauft.<br />

DieZeichnung befand sich im<br />

Kupferstichkabinett.(dpa/BLZ)<br />

FAZtrennt sich von<br />

Mit-Herausgeber Steltzner<br />

DerJournalist Holger Steltzner ist<br />

nicht mehr Mit-Herausgeber der<br />

Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong><br />

(FAZ). DieGrundlage für eine weiterevertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit<br />

sei nicht mehr gegeben, teilte<br />

die <strong>Zeitung</strong> am Montag mit. Steltzner<br />

war einer vonvier Herausgebern,<br />

die das Blatt journalistisch führen.<br />

Der56-Jährige war seit 1993 bei der<br />

FAZ, seit 2002 in der Rolle des Herausgebers,der<br />

für Wirtschaft und<br />

Sportverantwortlich war. (dpa)<br />

Mailänder Scala sagt nein<br />

zu Geld aus Saudi-Arabien<br />

DieMailänder Scala will nach einer<br />

wochenlangen Debatte nun doch<br />

kein Geld aus Saudi-Arabien. „Wir<br />

werden zum Punkt null zurückkehren.<br />

Wirgeben den Saudis das Geld<br />

zurück. Wirwerden sehen, ob es andereMöglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit<br />

gibt“, sagte Mailands Bürgermeister<br />

Giuseppe Sala nach einer<br />

Aufsichtsratssitzung an dem berühmten<br />

Opernhaus am Montag<br />

laut italienischen Nachrichtenagenturen.<br />

Diegeplante Kooperation<br />

hatte in Italien vorallem wegen der<br />

Menschenrechtslage in dem erzkonservativen<br />

arabischen Land große<br />

Empörung ausgelöst. Bisher sollen<br />

bereits 3,1 Millionen Euro geflossen<br />

seien, die nun zurückgegeben werden<br />

sollen. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Unsere Lehrer<br />

Frau Rogge:<br />

Staatsbürgerkunde<br />

VonKaroline Klemke<br />

Frau Rogge war eine kleine Person. Ihr<br />

Kopf war rund, ihr Bauch war rund, ihre<br />

Augen waren rund, und selbst ihreaschblonden<br />

Haare waren in kurze runde Locken gedreht.<br />

Nurihr Mund war ein schmaler breiter<br />

Strich. Die kurzen, dicken Beine steckten in<br />

ausgewaschenen Jeans,die hoch in der Taille<br />

saßen und dazu trug sie geblümte Blusen,<br />

geschoppt sagte man damals. Sie hatte es<br />

sich zu ihrer Aufgabe gemacht, uns zu allseits<br />

entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten<br />

zu formen, vermutlich nach ihrem eigenen<br />

Vorbild, und sie sächselte dabei stark.<br />

„Guten Morgen“, sagte sie,und los ging’s.<br />

DieLehrevon Marx ist allmächtig, weil sie<br />

wahr ist. Mein Arbeitsplatz, Kampfplatz für<br />

den Frieden. Aggressive imperialistische<br />

Kräfte bedrohen die Errungenschaften der<br />

sozialistischen Einheitspartei für dieWerktätigen.<br />

Der Sieg ist unaufhaltsam, der Untergang<br />

des Kapitalismus unausweichlich, die<br />

Freundschaft zur Sowjetunion unverbrüchlich,<br />

der Widerspruch unauflöslich, der Plan<br />

dagegen übererfüllt.<br />

Ein paar Stunden hörten wir ihr schweigend<br />

zu. Dann starteten wir mit der ideologischen<br />

Gegenoffensive. Janmeldete sich und,<br />

nachdem Frau Rogge ihn eineWeile ignoriert<br />

hatte, wahrscheinlich wegen Bedenken in<br />

Bezug auf seine sozialistische Reife,nahm sie<br />

ihn doch ran. Jan fragte, was man gegen ein<br />

Zitat von Rosa Luxemburg haben konnte,<br />

NADIA BUDDE<br />

zum Beispiel das vonder Freiheit, die immer<br />

Freiheit des Andersdenkenden sei. Die Stasi<br />

hatte eine Demo brutal aufgelöst, bei der das<br />

Zitat auf einem Transparent zu sehen war −<br />

im Westfernsehen natürlich. Frau Rogge griff<br />

nach dem Stuhl, das Fett quoll über den breiten<br />

goldenen Ehering.„Das ist völlig aus dem<br />

Zusammenhang gerissen“, sagte sie schließlich<br />

langsam.<br />

Am nächsten Tagkam sie uns auf demWeg<br />

zum Russischraum entgegen, kugelförmig<br />

wie immer.„Halt!“, sagte sie streng, sah mich<br />

an. „Sie tragen eine Tüte mit kapitalistischer<br />

Propaganda“. Es war der Gegenschlag. Mein<br />

Sportzeug steckte in einer roten Tüte mit gelber<br />

Kaffeekanne.Herrje. DerMut unddie Entschlossenheit,<br />

mit der sie den Sozialismus vor<br />

mir beschützte,legte ihr eine senkrechte Falte<br />

auf die Stirn. „Bitte entfernen Sie sofort diese<br />

Tüte!“ −„Aber wo soll ich dann mit meinem<br />

Sportzeug hin?“ −„Auspacken! Tüte umdrehen!<br />

Einpacken!“ Ich tat, wie mir geheißen,<br />

Jansagte fröhlich: „Das ist ja gerade nochmal<br />

gut gegangen, jetzt müssen wir aber zu Russisch.“<br />

Undwir rannten grinsend davon.<br />

Ein paar Jahre später erstellten wir einen<br />

Fragenkatalog für die Abschlusszeitung, die<br />

später zwar zensiert wurde, aber doch erschien:<br />

Wir machten es wie Spiegel-Investigatoren<br />

und stellten zum Beispiel eine Frage,<br />

die eine bis dato lieber nicht thematisierte<br />

Tatsache einfach so unterstellte:„Warum reisen<br />

so viele Menschen aus unserem schönen<br />

Heimatland aus?“ Würde Frau Rogge in die<br />

Falle gehen? Ja.Seitdiesem Taghaben wireinen<br />

offiziellen schriftlichen Beleg für die tabuisierte<br />

Ausreisewelle,ausgefertigt von unserer<br />

Stabü-Lehrerin persönlich. Aber so<br />

richtig freuen konnten wir uns über unseren<br />

Scoop doch nicht, weil uns ihre scharfsinnige<br />

Analyse keiner abnehmen würde: „Weil<br />

es −dortfünf Sorten Waschmittel gibt.“<br />

Kurz nach derWende sah ich sie noch einmal.<br />

Sieschob ihren vollbeladenen Einkaufskorb<br />

durch die Kaufhalle,die nun ein Supermarkt<br />

mit gelber Kanne war. Noch an der<br />

Kasse stopfte sie sich traurig zwei Schokoriegel<br />

in den Mund. Wird fortgesetzt.


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

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Feuilleton<br />

Die irische Komponistin und Vokalistin Jennifer Walshe tritt in Berlin beim Maerz-Musik-Festival auf.<br />

DPA/PATRICK SEEGER<br />

Hetz dich ab bis in die Ewigkeit<br />

Aus Freude am Plappern: „Time Time Time“, Jennifer Walshes Zeit-Oper,wird im Rahmen des Maerz-Musik-Festivals aufgeführt<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Auf YouTube findet man ein<br />

kurzes Video, das die irische<br />

Komponistin und Vokalistin<br />

Jennifer Walshe bei<br />

einem Musikfestival zeigt. In knapp<br />

einer Minute singt sie an die hundert<br />

Pop-Lieder an; nicht nur ein eindrucksvoller<br />

Beweis ihrer stimmlichen<br />

Vielfalt, sondernauch eine Meditation<br />

über Zeit an sich.<br />

Da Musik in der Essenz organisierte<br />

Zeit ist, liegt es nah, dass Musiker<br />

sich mit ihr besonders gern auseinandersetzen<br />

– und Walshe hat<br />

sich über die Jahre mit Kompositionen<br />

und Performances einen Namen<br />

gemacht, in denen verschiedene<br />

Musikarten mit anderen Medien<br />

kollidieren und stets in lustvoller<br />

Gleichzeitigkeit mehrere<br />

Zeitgefühle zusammenkommen:<br />

trashig schnelllebige Popzitate treffen<br />

auf zeitdehnende Drones; pointiertes<br />

Spoken-Word-Timing synchronisiert<br />

Smartphonekameravideoschnitte<br />

und wird von freien Improvisationen<br />

vernebelt. Es gab<br />

Stücke, deren Partituren aus Snapchat-Bildern<br />

bestanden, zu denen<br />

versucht wurde, telepathisch zu<br />

komponieren sowie ein über zwei<br />

Jahre sich entfaltendes Projekt namens<br />

Grúpat, in dem Walshe neun<br />

verschieden Künstler-Alter-Egos annahm,<br />

für die sie Installationen und<br />

freie Performances ersann.<br />

Nunhat Walshe,die 1974 in Dublin<br />

geboren wurde und nach Aufenthalten<br />

in Chicago, Stuttgart, Berlin<br />

und New York inLondon lebt, ihre<br />

Faszination für die künstlerische<br />

Dehnbarkeit der Zeit, die in vielen<br />

ihrer Projekte anklingt, selbst zum<br />

Thema gemacht: „Time Time Time“<br />

heißt ihre neuste Produktion, die im<br />

Auftrag mehrerer europäischer Festivals<br />

entstanden ist und am kommenden<br />

Sonntag im Haus der <strong>Berliner</strong><br />

Festspiele aufgeführtwird.<br />

Anlässlich der Weltpremiere des<br />

Stücks beim Sonic-Acts-Festival in<br />

Amsterdam im Februar erklärte uns<br />

Walshe, sie habe ein Buch über die<br />

Relativitätstheorie gelesen und ein<br />

Zeitreise-Drama im Kino gesehen.<br />

Danach stand fest, sie müsse eine<br />

„Zeit-Oper“ schreiben. Dabei stieß<br />

sie auf den britischen Philosophen<br />

Timothy Morton, der neben zeitphilosophischen<br />

auch Umwelttechnik<br />

oder etwa romantische Literatur erörtert,<br />

also ein ähnliches gelagertes<br />

Interessenspektrum bearbeitet wie<br />

Walshe. Nachdem Walshe Morton<br />

bat, einige seiner Textpassagen verwenden<br />

zu dürfen, ergab sich ein reger<br />

Austausch, und bald arbeiteten<br />

beide am Skript zusammen.<br />

Ein weiterer Mit-Autor ist M.C.<br />

Schmidt, den Fans experimenteller<br />

Popmusik als eine Hälfte des einst<br />

kosmetische Chirurgie sampelnden,<br />

„Ich komme so gut mit M.C. Schmidt aus,<br />

weil er einer der wenigen Menschen ist, die<br />

genauso viel reden wie ich.“<br />

Die irische Komponistin Jennifer Walshe<br />

über den kalifornischen Musiker M.C. Schmidt, die eine Hälfte des Elektronikduos Matmos,<br />

mit dem sie bei ihrem Stück „Time, Time, Time“ zusammengearbeitet hat.<br />

mit stets erfrischend frivoler Intelligenz<br />

ausgestatteten Elektronik-<br />

Duos Matmos kennen, der konzeptuelle<br />

Klangkünstler Lee Patterson<br />

steuerte Drone-Arbeit bei, ebenso<br />

wie die irische Harfenistin Áine<br />

O’Dwyer und einige norwegische<br />

Musiker. Nachdem Walshe in Zusammenarbeit<br />

mit Morton und<br />

Schmidt die Grundbausteine geformt<br />

hatte, kam das gesamte Ensemble<br />

in Amsterdam zusammen<br />

und erarbeitete eine Struktur, die<br />

dem vielschichtigen Anspruch Walshes<br />

treu bleibt:Walshe und Schmidt<br />

sprechen sich um Kopf und Kragen,<br />

Letzterer demonstriert dabei an einer<br />

Stelle einen erstaunlich überzeugenden<br />

italienischen Akzent im Englischen,<br />

spatiale Improvisationen<br />

münden in klaren Hit-Points, Dinosaurier<br />

kommen in Bild und Ton<br />

ebenso vorwie Zeitmanagementfragen<br />

unseres Selbstoptimierungszeit<br />

alters. Man solle um seine Liebsten<br />

trauern, solange diese noch leben,<br />

damit man nach ihrem Ableben wieder<br />

maximale Produktivität erreiche,<br />

so eine der lustigsten und gleichzeitig<br />

deprimierendsten Passagen.<br />

„Grieficciency“ nennen Schmidt<br />

und Walshe das, also eine Mischung<br />

aus den englischen Wörtern für<br />

Trauer (Grieving) und Effizienz (Efficiency).<br />

So geht es Walshe eben auch vor<br />

allem um Empathie für Menschen,<br />

die durch Krankheit, Tododer anderes<br />

Weltgeschehen aus der Zeit fallen;<br />

nichts anderes sei ja auch das<br />

Spannende an Zeitreise-Geschichten,<br />

so Walshe: „Der Held in dem<br />

Film‚Interstellar‘ kommt zurück und<br />

seine Tochter ist eine uralte Frau auf<br />

dem Sterbebett, das ist doch<br />

schrecklich traurig!“, erklärte die<br />

wortreich-amüsante Walshe neben<br />

weiteren Ausführungen zu den physiskalisch-philosophischen<br />

Implikationen<br />

ihres Themas.Walshe hat keinerlei<br />

Berührungsängste, weder mit<br />

gröbster Popkultur noch mit Theorieabstrahierung.<br />

Und sie weiß um<br />

ihre Mitteilungsfreude: „Deswegen<br />

komme ich auch so gut mit M.C.<br />

Schmidt aus. Erist einer der wenigen,<br />

die genauso viel reden wie ich!<br />

Zu kargen Stellen des Stücks müsse<br />

er sich auf den Boden legen. Anders<br />

könne er dem Impuls nicht widerstehen,<br />

sofort loszuplappern, und das<br />

wäre unpassend.“ Als Gegenpol zur<br />

Freude am Plappern fungiert Timothy<br />

Morton, der unter Beweis stellt,<br />

dass er in der Lage ist, sehr lange<br />

schweigend im Schneidersitz zu verharren<br />

–eine herausfordernde Tätigkeit,<br />

wie man sich nach geglückter<br />

Uraufführung überzeugen konnte:<br />

Morton war schweißgebadet. Die<br />

vom Harmonischen ins Pointillistische<br />

und von dort zurückfindenden<br />

Fragmente haben trotz aller Unfertigkeit<br />

eine eigene Ruhe, insbesondere<br />

Passagen der beiden norwegischen<br />

Duos Streifenjunko (Bläser)<br />

und Vilde&Inga (Streicher), die<br />

klangmeditativeInterventionen einspielen.<br />

Noch statischer das Eingangsritual:<br />

Jeder Zuschauer bekommt<br />

einen versteinerten Ammoniten<br />

in die Hand gedrückt. Mitsolch<br />

popkulturellem Avantgardemischmasch,<br />

mit dem Walshe zu einer der<br />

interessantesten Komponistinnen<br />

unserer Zeit geworden ist, soll über<br />

ein uraltes Fossil wohl eine vage Ahnung<br />

von Ewigkeit vermittelt werden.<br />

Schön übrigens auch Walshes<br />

Anekdote, mit der vormaligen Besitzerin<br />

der Ammonitensammlung auf<br />

Ebay verhandeln zu müssen. Zur<br />

Überprüfung der Fakten bleibt nun<br />

aber keine Zeit.<br />

Aus Liebe zur Kunst<br />

Farbenfrohe Gefühle<br />

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„senecio (Baldgreis)“, 1922<br />

paul Klee<br />

Klees Bilder stecken voll Ironie und Witz, wie bei<br />

diesem originellen Selbstporträt. Eine hochwertige<br />

Reproduktion im Fine Art Giclée-Verfahren direkt auf<br />

Künstlerleinwand und wie ein Originalgemälde auf<br />

verstellbarem Massivholzkeilrahmen gespannt. Mit<br />

edler Atelierrahmung und nummeriert auf rückseitigem<br />

Zertifikat.<br />

Limitiert auf 499 Exemplare.<br />

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(bis 31.03.2019, danach 420 €)<br />

Maße: 76 ×70cm(H/B)<br />

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Trencadis-Mosaikfigur „el Toro Mosaico“<br />

Antoni Gaudí<br />

Antoni Gaudí<br />

(1852 –1926)<br />

entwickelte mit seinen<br />

weltbekannten Mosaiken<br />

aus Keramikscherben,<br />

den sogenannten Trencadis,<br />

eine Kunstform weiter,<br />

deren Ursprung in der<br />

maurischen Kunst liegt.<br />

Der prachtvolle,<br />

farbenfrohe Stier<br />

ist unverwechselbar von<br />

Gaudí inspiriert.<br />

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Nach der chinesischen Feng-Shui-Lehre ist der Frosch<br />

ein Glückssymbol, der, richtig platziert, dem Haushalt zu<br />

Geldsegen verhelfen soll. In jedem Fall ist dieser Frosch ein<br />

Gute-Laune-Accessoire. Rotgussbronze, patiniert.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Der<br />

Sound der<br />

Verwirrung<br />

Laibach spielten im<br />

Admiralspalast<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

AmSonntag waren wieder einmal<br />

die slowenischen Pop-und-Totalitarismus-Experten<br />

der Band Laibach<br />

in Berlin. Schon in den 80er-<br />

Jahren reüssierten sie mit Reinterpretationen<br />

damals aktueller Pophits<br />

wie „Life is life“ von Opus oder<br />

„One Vision“ von Queen, und<br />

hauchten ihnen (ohne ein Wort am<br />

Text zu ändern) qua industriell<br />

scheppernder Tempi, neoklassizistischer<br />

Akkordarrangements und mit<br />

Milan Fras’ ikonischem Hörspielmonster-Growlen,<br />

das für den, der es<br />

heraushören wollte, leicht faschistoid<br />

ausschlug.<br />

Die sogezeigten Parallelen zwischen<br />

Popkonzert und totalitärer<br />

Kundgebung rüttelten damals unangenehm<br />

auf. Allerdings passt ihr<br />

postmoderner Diktatur-Kritik-Kuddelmuddel<br />

inzwischen sehr gut ins<br />

Heute hinein, wo manche Medienrealität<br />

Laibachs Brachialkitsch durchaus<br />

ähnelt. Keine geeignetere Band<br />

also, um in Pjöngjang aufzutreten!<br />

Genau das tat Laibach 2015, es lohnt<br />

sich, den dabei entstandenen Dokumentarfilm<br />

„Liberation Day“ anzusehen!<br />

Toll zu beobachten, wie Konzepte<br />

von künstlerischer und politischer<br />

Freiheit auf verwirrende Weise<br />

durcheinander geraten, nicht zuletzt,<br />

da Laibach unter strenger Beobachtung<br />

von Kulturbeauftragten<br />

ihre Interpretationen von Liedern<br />

aus„The Sound Of Music“ darbieten,<br />

jenes die liberalenWertedesWestens<br />

feiernde Musical, welches in Nordkorea<br />

zum Englischunterrichten verwendet<br />

wird!<br />

In der ersten Hälfte des Konzerts<br />

spielte die Band eben diese Lieder;<br />

erstaunlich, wie sie in „The Lonely<br />

Goatherd“ mit schwerem, aber doch<br />

federndem Groovekoreanische Kinderchoreographien<br />

auf der Leinwand<br />

über die Rodgers-und- Hammerstein’sche<br />

Melodiensicherheit zu<br />

etwas erstaunlich Berührendem<br />

machten –nicht ohne ein gegrunztes<br />

„Jodeley“ vonFraszum Ende.<br />

Laibach-Sänger Milan Fras mit Kopfgewand,<br />

aber ohne Stetson. ROLAND OWSNITZKI<br />

Einwenig vermisste man die düstere<br />

Bühnenpräsenz von Sängerin<br />

und Keyboarderin Mina Špiler, die<br />

gerade eine Auszeit nimmt. Doch<br />

dank eines oberkellnerhaften Tenors<br />

und der wildbehaarten Sängerin<br />

Marina Mårtensson wurde die nötige<br />

Melodiestärke bewahrt, um Industrial-Rock<br />

und Musical-Trash zu<br />

optimalem Verwirrungseffekt auszubalancieren.<br />

In der zweiten Hälfte widmeten<br />

sich Laibach dann älteren Stücken<br />

aus dem Album „Nova Akropola“.<br />

Höhepunkt dieses teils etwas zu Böses-Jungs-Sound-behafteten<br />

Konzertsegments<br />

waren die Stücke „Vier<br />

Personen“ und „Ti, ki izzivaš“, welche<br />

Metal, Hollywood, Noise und<br />

Jazz aufs Intensivste zusammenwirbelten.<br />

Schön dann auch in der Zugabe<br />

die exzellent „huhu“-besungene<br />

Coverversion von „Sympathy<br />

For The Devil“ sowie das Country-<br />

Lied „Surfing Through The Galaxy“,<br />

in welchem Fras über sein Kopfgewand<br />

einen Stetsonhut gestülpt<br />

hatte und uns anriet: „Make earth<br />

great again“.<br />

Im Zeichen der gedrehten Null<br />

Elegante Münzen und moderne Zeitschriften: Zum Toddes Grafikdesigners Axel Bertram<br />

VonMartin Z. Schröder<br />

Indie Druckerei Rapputan, Ost-<br />

<strong>Berliner</strong> Friedrichstraße, wo<br />

ich Anfang der 90er-Jahre als<br />

Schriftsetzer BleiletternzuZeilen<br />

fügte,kam oft prominente Kundschaft.<br />

Wir druckten für die Komische<br />

Oper, das <strong>Berliner</strong> Ensemble,<br />

das Metropol-Theater;imBürobeim<br />

Buchdruckmeister Rapputan saßen<br />

Schriftsteller, Intendanten und<br />

Opernsänger.Esgab keine Angst vor<br />

Prominenz. Aber manchmal erschien<br />

ein Gast, in dessen Gegenwart<br />

man gewissermaßen den Kopf<br />

einzog. Dabei war der kleine rundliche<br />

Herr mit Vollbart und Brille ein<br />

freundlicher und leiser Mensch.<br />

Sammeln oder telefonieren?<br />

Er kam mit sorgfältig gezeichneten<br />

Skizzen, und ich wurde vom Meister<br />

angewiesen, für ihn die Wortabstände<br />

enger als gewöhnlich in die<br />

Zeilen aus Blei zu setzen. Es war wie<br />

in einem Lokal, wo für einen besonderen<br />

Gast nach eigenem Rezept gekocht<br />

wird. Und der Gast brachte<br />

dann noch seine Gewürze mit. In<br />

diesem Fall waren es die Korrekturen<br />

um Zehntelmillimeter, die in einer<br />

kalligrafie-artigen Handschrift meinen<br />

Schriftsatz verbesserten. Ich<br />

wusste nicht einmal, dass es sich bei<br />

dem feinsinnigen Herrn um einen<br />

Professor handelte, denn einen bedeutenderen<br />

Klang als sein Titel<br />

hatte in den Buchverlagen und <strong>Zeitung</strong>sredaktionen,<br />

in großen Werbeagenturen<br />

und kleinen Druckereien<br />

sein Name: Axel Bertram.<br />

Er hatte als Professor in Berlin-<br />

Weißensee kein Lehrbuch geschrieben,<br />

aber sein Name hallte durch die<br />

grafischen Berufsschulen, denn<br />

seine Arbeiten gehörten zur Inneneinrichtung<br />

der DDR. Beispielsweise<br />

die einzige Messingmünze im ostdeutschen<br />

Hartgeld: Sie war so<br />

schön, dass sie nach ihrer Erstausgabe<br />

1969 erst einmal gesammelt<br />

wurde, nicht nur für die Münzfernsprecher,für<br />

die sie gedacht war.<br />

Der noch junge Axel Bertram<br />

durfte von den fetten Ziffern mit<br />

Eichenlaub auf dem Aluminium-<br />

Geld abrücken und setzte eine<br />

schlanke, elegant gebogene Zwei<br />

und eine für Kenner spektakulär<br />

gedrehte Null im Stile der klassizistischen<br />

Bodoni auf die Fläche,<br />

ohne altertümliche Belaubung.<br />

Man begegnete seinen Arbeiten<br />

überall und ohne etwas vom Urheber<br />

zu ahnen, wenn man beispielsweise<br />

auf der Reiseschreibmaschine<br />

Erika tippte, eine Buchhandlung<br />

durchstreifte,amKiosk die Wochenpost,<br />

die Neue <strong>Berliner</strong> Illustrierte<br />

oder das Modemagazin Sibylle anschaute.Wenn<br />

man an Bertrams Pla-<br />

VonTorsten Wahl<br />

Zu schön für den Münzfernsprecher:Münzgeld aus Messing. AXEL BERTRAM (3)<br />

Das Logo der X. Weltfestspiele der Jugend,<br />

1973 in Berlin (oben). Rechts die<br />

Titelseite der Wochenpost im Layout und<br />

mit einer Grafik von Axel Bertram<br />

Axel Bertram wurde in<br />

Dresden geboren, studierte<br />

in Weißensee und arbeitete<br />

seit 1960 freischaffend.<br />

Einen Überblick über sein<br />

Werk bietet der im Text erwähnte<br />

Band: Axel Bertram.<br />

Grafisches Gestalten in fünf<br />

Jahrzehnten. Lehmstedt Verlag,Leipzig,39,90<br />

Euro<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG<br />

Axel Bertram<br />

1936–2019<br />

MATHIAS BERTRAM<br />

Martin Z. Schröder,geboren<br />

1967, ist gelernter<br />

Schriftsetzer und betreibt<br />

seit 1994 eine Druckerei<br />

mit Bleisatz und Buchdruck.<br />

Als Autor tritt Schröder u.a.<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in Erscheinung,aktuell<br />

mit<br />

seiner Unterm-Strich-Serie<br />

„Genau genommen“.<br />

Klingonisch für Kleinkinder<br />

Die TNT-Serie „Andere Eltern“ begleitet eine turbulente Kita-Gründung<br />

Immer wieder hat der Kameramann<br />

Mühe, die aufgeregten Diskussionen<br />

einzufangen. Einknappes<br />

Dutzend Eltern streitet darüber, wie<br />

ihre neue biodynamische, nachhaltige<br />

und vegane Kita denn nun heißen<br />

soll. DerName „Tofu Tiger“ wird<br />

verworfen –denn er sei nicht „genderneutral“.<br />

Schließlich einigt man<br />

sich auf „KrimsKramsKids“, ausgesprochen<br />

„Kakaka“. Ebenso heftig<br />

wird darüber gestritten, welche<br />

Sprachen den Kleinkindernangeboten<br />

werden sollen: Neben Englisch,<br />

Mandarin und Hindi werden auch<br />

Elbisch und Klingonisch ernsthaft in<br />

Betracht gezogen.<br />

Im Stile einer Doku begleitet die<br />

fiktive Serie „Andere Eltern“ die hyperaufgeregten<br />

Eltern, die die Filmemacherin,<br />

gespielt von Johanna<br />

Gastdorf, zu den „Helikopter-Eltern“<br />

zählt und deren Anspruch sie so zusammenfasst:„Das<br />

Aufzuchtgelände<br />

wird millimetergenau an den Nachwuchs<br />

angepasst.“ Angesiedelt ist<br />

die Serie inKöln-Nippes, inBerlin<br />

passt sie wohl am ehesten ins Eltern-<br />

Milieu des Prenzlauer Bergs. Dabei<br />

ist das Thema –die Kitaplätzeknappheit<br />

in Großstädten ruft nach Eigeninitiative<br />

– durchaus für weitere<br />

Schichten interessant. Und selbst<br />

wer Elternabende hinter sich gelassen<br />

hat, dürfte sich erinnern: Das<br />

Schlimmste sind immer die anderen<br />

Eltern.<br />

Im Zentrum stehen drei Paare, die<br />

sich nicht nur mit den anderen auseinandersetzen,<br />

sondern auch untereinander<br />

fetzen. So geht die Kita-<br />

Gründerin, die Yogalehrerin Nina<br />

(Lavinia Wilson), hochschwanger<br />

auf eine „Masern-Party“, während<br />

ihr Mann Jannos (Jasin Challah) die<br />

beiden Kinder heimlich hat impfen<br />

lassen. Als Super-Hausmann profiliertsich<br />

Björn(Serkan Kaya). Er geht<br />

immer mit einem 15-kg-Notfall-<br />

Rucksack auf Spielplätze und hat<br />

stets „Eigenurin vom Mittelstrahl“<br />

der Kinder zur Desinfizierung dabei.<br />

Er bestreitet nicht nur erfolgreich die<br />

„Königsdisziplin“ Kindergeburtstag,<br />

sondern häkelt auch Mützchen, die<br />

seine berufstätige Frau (Rebecca<br />

Lina) dann bei Instagram als „WorkingMum“<br />

präsentiert.<br />

Noch gar keine Kinder haben die<br />

Lehrerin Anita (Nadja Becker) und<br />

der Anwalt Lars (Sebastian Schwarz),<br />

obwohl sie laut Lars schon das„Bruttoinlandsprodukt<br />

von Haiti“ in Versuche<br />

der künstlichen Befruchtung<br />

gesteckt haben. Der Anwalt gibt mit<br />

seinen rassistischen Untertönen der<br />

politisch überkorrekten Mehrheit<br />

immer wieder herzhaft Kontra.<br />

Die Methode der Pseudo-Doku,<br />

einer sogenannten „Mockumentary“,<br />

treibt die Duelle an. Denn in<br />

den Interviews vor der Kamera ziehen<br />

alle leidlich gern über die ande-<br />

katen für Kino,Theater,und Museen<br />

vorbeiging, auch an der politischen<br />

Propaganda. Signets wie das berühmte<br />

Symbol für das Jugendradio<br />

DT 64 gehören zum Werk von Axel<br />

Bertram, Schallplattenhüllen, Gedenkmünzen,<br />

Briefmarken.<br />

Sowohl Buchumschläge als auch<br />

Illustrationen schuf er, aber man erkannte<br />

seine Bilder nicht. Dasunterschied<br />

ihn vonKünstlernwie EvaJohanna<br />

Rubin, Hans Ticha oder seinem<br />

Lehrer Werner Klemke.<br />

Axel Bertrams Illustrationen warennicht<br />

typisch in der Technik mit<br />

Bleistift, Feder, Schabwerkzeug<br />

und Pinsel –sein Duktus zeigte sich<br />

in der Idee: „Das Ausprägen einer<br />

individuellen Handschrift erscheint<br />

mir weniger reizvoll als die<br />

bewusste und zielstrebige Handhabung<br />

sehr verschiedener formaler<br />

Ausdrucksmittel.“<br />

Ohne Verlegenheitsschnörkel<br />

Blättert man durch den 2012 im<br />

Leipziger Lehmstedt-Verlag erschienenen<br />

Bildband, mag man kaum<br />

glauben, dass alle diese Meisterwerkeeiner<br />

einzigen Hand entstammen,<br />

aber man wird einen wiederkehrenden<br />

Zugdes grafischen Ideals<br />

erkennen: das Auslichten, Tarieren,<br />

Ordnen, Konzentrieren. Jede grafische<br />

Darstellung ist eine durchgearbeitete<br />

Komposition vonBild, Schrift<br />

und unbedruckter Fläche ohne Verlegenheitsschnörkel.<br />

Im Leben Axel Bertrams stießen<br />

eine bürgerliche Existenz, das intellektuelle,<br />

forschende Vergnügen<br />

an allen Künsten und der Glaube<br />

an den Sozialismus scheinbar konfliktfrei<br />

aufeinander, bis die DDR<br />

an ihr Ende gelangte. In unserer<br />

Korrespondenz gestand er nach<br />

Jahren mir, dem jüngeren Bewunderer,<br />

zögerlich ein, dass er Zweifel<br />

am realen Sozialismus ausgeblendet<br />

hatte, uminseiner Arbeit nicht<br />

gestörtzuwerden.<br />

Für die Kraft zu diesen Überlegungen<br />

zollte ich ihm zusätzlich Respekt.<br />

Glaube gestattet Wirklichkeitsflucht.<br />

Nur gläubig konnte er<br />

dieses enorme Werk erschaffen, und<br />

es bekam nach 1989 durch den Zusammenbruch<br />

des Staates noch einmal<br />

einen neuen Zug. Er änderte<br />

sich, um seinen grafischen Anspruch<br />

erfüllen zu können. Nicht nur durch<br />

die neuen technischen Mittel, die er<br />

sich rasch aneignete,sondernetwa in<br />

freien Blättern, die seinen Kummer<br />

und seine Irritation ans Licht brachten.<br />

Die neue Freiheit der Komposition<br />

zeigte sich aber ebenso in den<br />

modernen, auch als spielerisch-heiter<br />

interpretierbaren Arbeiten für die<br />

Musikalien Kurt Schwaens. Am<br />

Sonnabend ist Axel Bertram 82-jähriginBerlin<br />

gestorben.<br />

renher.Dabei haben die Serienerfinder<br />

um Produzent und Regisseur<br />

Lutz Heineking jr., von denen schon<br />

die witzige Serie „Oase des Scheiterns“<br />

stammt, den Schauspielern<br />

zwar Vorgaben gemacht, die Dialoge<br />

aber improvisieren lassen. Dasfunktioniert<br />

mal mehr, mal weniger gut,<br />

rasend komische Momente wechseln,<br />

wie im wahren Leben, mit eher<br />

quälenden Szenen ab.Turbulent gerät<br />

die Einweihung: Ein Schamane<br />

soll die Räume „reinigen“, löst mit<br />

seinen Rauchschwaden aber die<br />

Sprinkleranlage aus, die alles flutet.<br />

Kinder sind übrigens fast nie zu sehen,<br />

denn alle Elternsind sich einig,<br />

dass sie nicht vordie Kameragestellt<br />

werden dürfen. Dafür sind sie in den<br />

Zwischenbildern zu hören: Sie<br />

glucksen vorLachen, egal, ob wegen<br />

oder trotz ihrer überdrehten Eltern.<br />

AndereEltern sieben Folgen, dienstags20.15<br />

bei TNT Comedy<br />

Zuchtmeister<br />

der<br />

Saiten<br />

Zum Toddes Gitarristen<br />

Dick Dale<br />

VonChristian Schlüter<br />

Umdie Kunst von Dick Dale zu<br />

verstehen, müssen wir uns das<br />

Gitarrenspiel als Gewaltakt vorstellen.<br />

Vergessen wir also all die anderenAttribute,mit<br />

denen der Künstler<br />

ansonsten bedacht wird, allen voran<br />

die Sache mit der sogenannten Surf<br />

Musik, die uns zumeist an junge frische<br />

Männer in luftigen Hemden<br />

und weiten Hosen erinnert, an unbeschwerte<br />

Wellenreiter-Laune und<br />

überhaupt an die legendären Beach<br />

Boys und ihre windseligen, luftigleichten<br />

Strandchoräle.<br />

Gitarre und Gewalt also. Kein<br />

Zweifel, Dick Dale hat Surf Music gespielt,<br />

seine ersten beiden Alben geben<br />

das unmissverständlich und vor<br />

allem selbstbewusst zu verstehen: Sie<br />

heißen „Surfers’ Choice“ (1962) und<br />

„King of the Surf<br />

Guitar“ (1963)<br />

und versammeln<br />

all die surfigen<br />

Klangklischees,<br />

die sehr viel später<br />

noch einmal<br />

eine retroselige<br />

Wiederauferstehung<br />

erlebten, Dick Dale<br />

als Hollywood- 1937−2019<br />

Regisseur Quentin<br />

Tarantino seinen Film „Pulp Fiction“<br />

(1994) mit Dales berühmtesten<br />

Titel„Misirlou“ eröffnete.<br />

Tarantino wählte für seine Gewaltorgie<br />

die passende Musik. Denn<br />

Dick Dale war vorallem dies: ein Berserker<br />

an der Gitarre. Mit schnellen<br />

kräftigen Schlägen bearbeitete der<br />

Linkshänder sein Instrument, er benutzte<br />

sehr dicke, kräftig klingende<br />

Saiten, er spielte in den Sechzigernals<br />

erster einen über 100 Watt starken<br />

Verstärker,erbrutalisierte den metallenen<br />

Klang seiner Stratocaster durch<br />

eine übermäßige Hinzugabe von<br />

Halleffekten –den tropfend schmatzenden<br />

Federhall seines Fender<br />

Showman Amps. Diese Klangwucht<br />

beeindruckte Gitarristen wie Jimi<br />

Hendrix und Eddie vanHalen.<br />

Der 1937 in Boston, Massachusetts,<br />

geborene Richard Anthony<br />

Monsour, wie Dick Dale eigentlich<br />

hieß, war seiner musikalischen Auffassung<br />

nach ein Punk. Dazu passte<br />

auch, dass er von sich selbst glaubte,<br />

gar nicht Gitarre spielen zu können,<br />

sonderneher zu lärmen, eben laut zu<br />

sein. Der Gitarrenbauer Leo Fender,<br />

mit dem Dick Dale eine tiefe Freundschaft<br />

verband, sagte einmal über<br />

dessen rustikale Spielweise: „Wenn<br />

ein neues Instrument sein Sperrfeuer<br />

körperlicher Züchtigung (barrage of<br />

punishment) überlebt hatte, war es<br />

für den Gebrauch durch normale<br />

Menschen geeignet.“<br />

Unddas Surfen? Washat das alles<br />

mit Surf Music zu tun? Nichts. Oder,<br />

sagen wir,eswar ein Zufall: Als Teenager<br />

zog Dale mit seiner Familie<br />

nach Kalifornien und entdeckte dort<br />

seine Leidenschaft fürsWellenreiten.<br />

Dann wurde er Musiker.Erstarb bereits<br />

am Sonnabend, wie sein Bassist<br />

Sam Bolle jetzt dem Guardian sagte.<br />

Dale wurde 81 Jahrealt.<br />

RICHARD DREW<br />

TOP 10<br />

Sonntag,17. März<br />

1 Tatort ARD 13,58 36 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,11 21 %<br />

3 Biathlon, Herren ZDF 5,40 28 %<br />

4 Biathlon, Damen ZDF 4,98 29 %<br />

5 Terra X ZDF 4,85 15 %<br />

6 IngaLindström ZDF 4,51 12 %<br />

7 heute-journal ZDF 4,45 14 %<br />

8 ZDF-Sport, Ski ZDF 4,23 25 %<br />

9 heute ZDF 4,16 15 %<br />

10 Anne Will ARD 4,10 14 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

bat-Studiotheater (✆ 755 41 77 77)<br />

20.00: Ein Erinnerungsstück<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Endspiel<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Blutroter Waschgang<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: De Janeiro –ein Punk ertrinkt in Weißensee<br />

(Jesse Garon, Stefan Kreissig)<br />

BühnenRausch (✆ 44 67 32 64)<br />

20.00: IMPRO2019: Playground<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

18.30 Rang-Foyer: Opernwerkstatt: Der Zwerg<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Drei Schwestern<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.00: König Ubu<br />

19.30: Katzelmacher (Junges DT)<br />

English Theatre Berlin (✆ 691 12 11)<br />

20.00: IMPRO2019: Theatersport<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande àPart: The GloryOfDecay(Polyxeni<br />

Angelidou, Sofia Karagiorgou)<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />

20.00: Die Kunst der Verführung (Compagnie des<br />

Artistes et Fous)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Monsieur Pierre geht online<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Die Nacht vonLissabon<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: IMPRO2019: Am Wasser<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Studio: He? She? Me!Free<br />

20.00 Saal C: Stück Plastik<br />

Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: SonnyBoys<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Der Nazi &der Friseur<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00 3. Stock: MobyDick<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Cafe Spreeblick /Zille Stube (✆ 242 52 47)<br />

15.00: Mit Zille in der juten Stube (Albrecht Hoffmann).<br />

Anm. erf.<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Weltretten für Anfänger<br />

Filmbühne am Steinplatz (Hardenbergstr.12)<br />

20.00: 4moreTime –Sie haben mehr Zeit als Sie<br />

denken! (Dr.SvenSebastian –Neurokabarett Berlin)<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />

(Timo Wopp)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22) 15.00: KMD Kilian Nauhaus,<br />

30 Minuten Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen<br />

Epochen<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

19.00 Salon: Orania.Classical: Carla Huhtanen<br />

(Sopran), Ben Cruchley(Klavier), Werkevon Schubert,<br />

Schumann, Brahms und Wolf<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(✆ 254 88 -1 32) 18.00: Stipendiaten der Karajan-Akademie<br />

der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Carte<br />

blanche<br />

Silent Green Kulturquartier (✆ 46 06 73 24)<br />

19.00 Kuppelhalle: Peter Gregson, Bach: The Cello<br />

Suites recomposed<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

10.00, 19.00 Uferstudios 1: KNMContemporaries<br />

–Music in theMaking 2019: Ensemble KNM Berlin,<br />

KNM campus ensemble, Kompositionen vonMartin<br />

Hiendl, Stellan Veloce, Giulia Lorusso<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys, Workshop<br />

16.00 Lernzentrum: Zeig’sihnen! Beratung für deine<br />

Präsentation!, Workshop<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Oh wie schönist Panama (ab 4bis<br />

8J.)<br />

10.30: Emil und die Detektive(ab 6bis 12 J.)<br />

Buchlokal (✆ 40 04 73 33)<br />

10.00: Märchentrilogie vonSebastian Meschenmoser,Illustration<br />

(ab 3J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Jetzt hab’ ich mich! (ab 4J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Mathilde, dieMathe-Ratte, Eine mathemusische<br />

Lesung zum Mitmachen<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Bremer Stadtmusikanten, RikeSchuberty,<br />

Figurentheater (ab 4J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Das Höhlenkind, Figurentheater (ab 6bis 11<br />

J.). Anm. erf.<br />

Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />

10.30: Schiff ahoi!,mimicus, die Kinderliedermacher,<br />

Kindertheater (ab 3bis 8J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Ausdie Maus (ab 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

14.00: Villa Global.The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />

Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />

3bis 12 J.)<br />

10.00: Rote-Taschen-Aktion zum Equal PayDay,<br />

MitMach-Aktion!<br />

10.00: Ex Libris-Stempelfür Lieblingsbücher<br />

14.00: Federmäppchen für Geschichtenerfinder*innen<br />

Lichtbildervortrag<br />

Dokumente<br />

vom<br />

Völkermord<br />

An seinem Körper hat Armin<br />

T. Wegener die Platten<br />

mit den Fotos von der mörderischen<br />

Vertreibung des armenischen<br />

Volkes in die syrische<br />

Wüste nach Berlin geschmuggelt.<br />

Heute vor100 Jahren hielt<br />

er einen Vortrag inder Urania<br />

zu den Geschehnissen, bei denen<br />

knapp zwei Millionen<br />

Menschen ums Leben kamen<br />

und die deshalb als Völkermordindie<br />

Geschichte eingingen<br />

−was noch heute in türkischen<br />

Schulbüchern geleugnet<br />

wird. Wegner riskierte viel<br />

mit der Ausfuhr seiner Bilder;<br />

die osmanische Armee hatte<br />

die fotografische Dokumentation<br />

bei Todesstrafe verboten −<br />

das macht seine Bilder so selten<br />

und wertvoll. DerLichtbildervortrag<br />

wurde rekonstruiert,<br />

Ulrich Noethen hat die<br />

Texte eingelesen, die Bilder<br />

sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Ulrich Seidler<br />

Lichtbildervortrag 17 Uhr:Bundesplatzkino,<br />

fsk (17 Uhr); Brotfabrik (18 Uhr);<br />

Filmmuseum Potsdam (19 Uhr);<br />

Guardini-Galerie (19.30Uhr)<br />

Der nigerianische Afrobeat-Erbe Femi Kuti tritt zum Schluss des Festivals „Find the File“ am Sonntag im HKW auf.<br />

Keine leichte Kost gibt es<br />

wie gewohnt bei der diesjährigen<br />

Maerz-Musik der<br />

<strong>Berliner</strong> Festspiele.<br />

„Furchtlos intellektuell“ schreibt<br />

Festspielchef Thomas Oberender<br />

korrekt im Geleitwort, sei die Richtung,<br />

die der Maerz-Musik-Kurator<br />

Berno Odo Polzer der Veranstaltung<br />

seit 2015 gibt, aber schönerweise<br />

auch Anlass für „große Gefühle“.<br />

Die „Zeitfragen“, denen sich das<br />

Festival laut Untertitel stellt, gelten<br />

in diesem Jahr der Geschichte, die,<br />

so Polzer im Programm sinngemäß,<br />

angesichts einer ziemlich vollgestellten<br />

Gegenwart einen schweren<br />

Stand habe: ihre Errungenschaften<br />

von der kaputten Umwelt kontaminiert,<br />

vermeintlich verdaute Kapitel<br />

allenthalben hochgerülpst, die stolzenMomente<br />

vonNostalgie erledigt.<br />

Dazu Diskurs und Diskussion von<br />

Twitter-Manifesten abgewürgt.<br />

Demgegenüber solle Geschichte<br />

auf der Maerz-Musik als lebendiger<br />

Raum erfahrbar werden, nicht als<br />

Fixpunkt für die Zukunft, sondern<br />

aus der historischen Perspektive ihrerseits<br />

als verhandelbarer Raum,<br />

beweglich, vorläufig. Sehr gut.<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt die diesjährigeMaerz-Musik,<br />

die sich um die bedrohte<br />

Geschichte kümmert. Außerdem das<br />

„Find the File“-Festival im HKW,woesum<br />

die moderne Natur des Archivs und entsprechende<br />

Sounds geht.<br />

Poppig oder gar populär im eigentlichen<br />

Sinn sind die Werkewirklich<br />

nicht. Aber jede der Aufführungen<br />

zeugt natürlich davon, dass Musik<br />

auch dort sinnlich und sinnhaft<br />

wirken kann, wo sie abseits wohltemperierter<br />

Linearität wirkt. So gibt<br />

es etwa zur Eröffnung eine Musique<br />

concrète von Frederic Rzewski, der<br />

sozialistisches Liedgut collagiert,<br />

und, aus dem Jahr 1981, aber uraufgeführt:<br />

„Clepsydra“ vonHoratio Radulescu,<br />

der aus der krassen Oberton-Szene<br />

der französischen Spektralmusik<br />

kommt, also mit reiner<br />

Klanglichkeit befasst ist. George E.<br />

Lewis wird vorbeischauen, der in<br />

den Siebzigern imChicagoer Free-<br />

Jazz-Umfeld begann, aber seit langem<br />

auch mit elektronischer Musik<br />

arbeitet und ein tolles Feld aus Jazzavantgarde<br />

und Neuer Musik bestellt.<br />

In „Recital“ erinnerter, mit Archivaufnahmen,<br />

neuen Texten von<br />

Fred Molten und Live-Elektronik an<br />

den 2014 gestorbenen afroamerikanischen<br />

Künstler Terry Adkins, der<br />

sich in seinem Werk mit den weniger<br />

ikonischen Momenten im Leben<br />

afroamerikanischer Ikonen beschäftigte.UmBenjamins<br />

Begriff des Ein-<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Green Book –<br />

Eine besondere Freundschaft 14.40,17.30, 20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft 14.30, 17.30, 20.30<br />

DelphiFilmpalast (✆ 3121026) Vice –Der zweite<br />

Mann 14.45, 20.30; Trautmann 17.45<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40)Asche istreines Weiß<br />

14.00, 17.00, 20.00; Trautmann15.00, 20.20;Beale<br />

Street –IfBealeStreetCouldTalk(OmU) 17.40;<br />

Capernaum –Stadt der Hoffnung 15.10; Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 17.50, 20.40; The Favourite –<br />

Intrigen und Irrsinn –The Favourite (OmU) 14.00,<br />

18.20; The Sisters Brothers (OmU) 15.40, 21.20;<br />

Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe<br />

Basis ofSex (OmU) 13.30,19.00; Reiß aus –Zwei<br />

Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum 16.30; Captain<br />

Marvel (OF) 21.00; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft (OmU) 14.20, 17.10, 20.00; Mid90s<br />

13.40; Der verlorene Sohn –Boy Erased (OmU)<br />

16.00; Bohemian Rhapsody (OmU) 18.30; Mid90s<br />

(OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53)Ein königlicher Tausch<br />

18.00; The Sisters Brothers 20.00; Helmut Berger,<br />

meine Mutter und ich 17.00; Vakuum 18.30; The<br />

Mule 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 13.50, 15.50; Die Berufung:<br />

Ihr Kampf für Gerechtigkeit 17.50, 20.30; Beale<br />

Street 14.45, 17.45, 20.30; Lampenfieber 15.30;<br />

Ailos Reise: Große Abenteuer beginnen mit kleinen<br />

Schritten 14.15; Yuli 16.15; Can You Ever Forgive<br />

Me? 18.30; Bohemian Rhapsody 20.50; The Favourite<br />

–Intrigen und Irrsinn 17.20, 20.00; Vom Lokführer,<br />

der die Liebe suchte 14.00, 18.45; Wie gut<br />

ist deine Beziehung? 16.20, 20.50<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Captain<br />

Marvel 14.00, 16.45, 20.00, 23.05; Ostwind 4–<br />

Aris Ankunft 14.10; Trautmann 16.40; Bohemian<br />

Rhapsody 19.45; Captain Marvel (OF) 22.50; A<br />

Star Is Born 14.30; The Hate UGive 17.30; Escape<br />

Room 20.30, 23.00; Captain Marvel 14.20;<br />

3D: Alita: Battle Angel 17.20, 23.00; Trautmann<br />

20.10; TheLegoMovie II 14.45; BohemianRhapsody<br />

17.20; Der Goldene Handschuh 20.20, 23.00;<br />

Sweethearts 14.30; Der Junge muss andie frische<br />

Luft 17.00; Hard Powder 20.10, 23.00; Trautmann<br />

14.30; Kirschblüten & Dämonen 17.15, 20.00;<br />

Glass 22.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Can You Ever<br />

Forgive Me? 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />

–The Wife (OmU) 13.00; #Female Pleasure (OmU)<br />

14.40; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 16.15; Vice –Der zweite Mann 18.00;<br />

Der Goldene Handschuh (DFmenglU) 20.20; Lords<br />

of Chaos (OmU) 22.15; Drei Gesichter –Serokh<br />

(OmU) 11.00; Cold War: Der Breitengrad derLiebe –<br />

Zimna wojna (OmU) 12.45; Hi,AI–Liebesgeschichten<br />

aus der Zukunft (OmU) 14.15;The Lego Movie II<br />

15.45;Can YouEverForgive Me?(OmU) 17.45; The<br />

Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU) 19.45; Bohemian<br />

Rhapsody (OmU) 21.45; Westwood: Punk.<br />

Ikone. Aktivistin. –Westwood: Punk, Icon, Activist<br />

(OmU) 11.00; Glücklich wie Lazzaro –Lazzaro felice<br />

(OmU) 12.25; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />

White (OmenglU) 14.30; Beautiful Boy (OmU)<br />

16.50; Der Junge muss an die frische Luft 18.50;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />

20.30; The Sisters Brothers (OmU) 22.40<br />

Intimes (✆ 29 77 76 40) Plötzlich Familie 16.45;<br />

Kirschblüten & Dämonen 19.00; Der verlorene<br />

Sohn (OmU) 21.15; Eins, zwei, drei (DFmenglU)<br />

23.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Der Vorname<br />

16.00; The Favourite –Intrigen und Irrsinn (OmU)<br />

17.45; Vice –Der zweite Mann (OmU) 20.00; The<br />

Mule (OmU) 22.30; Helmut Berger, meine Mutter<br />

und ich 16.15; Germania 18.00; Hi, AI –Liebesgeschichten<br />

aus der Zukunft (OmU) 19.35; Winter in<br />

Havanna (OmU) 21.15<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Trautmann 13.45,<br />

16.45, 19.45; Checker Tobi und das Geheimnis<br />

unseres Planeten 13.45; IMAX 3D: Captain Marvel<br />

13.45, 16.45, 19.45, 23.00; The Lego Movie II<br />

14.00;Ostwind 4–ArisAnkunft 14.00; Mia und der<br />

weiße Löwe 14.00; Rate Your Date 14.15, 20.00;<br />

Plötzlich Familie 14.15; 3D: Captain Marvel 14.15,<br />

17.15, 20.30; Rocca verändert die Welt 14.30,<br />

17.00; Ralph reichts2:Chaos im Netz 14.30;Misfit<br />

14.45, 17.15; Drachenzähmen leicht gemacht 3:<br />

Die geheime Welt 14.45; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.45,17.15; Captain Marvel<br />

(OF) 16.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft16.30,19.30;3D:<br />

Drachenzähmenleicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 16.30; Captain Marvel<br />

16.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />

17.00; 100 Dinge 17.00; Escape Room 17.30,<br />

20.15, 22.30; Der Goldene Handschuh 17.30,<br />

20.15; 3D: Captain Marvel (OF) 19.00; Bohemian<br />

Rhapsody19.30; 3D: Alita:BattleAngel 19.30;Vice<br />

–Der zweite Mann 19.45,22.45;<br />

Hard Powder 20.00; Destroyer 20.00, 23.00; Was<br />

Männer wollen 20.15; The Sisters Brothers (OF)<br />

22.30; Glass 22.30;The Hate UGive 22.45<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Der Junge muss<br />

an diefrische Luft 18.00;Sweethearts20.00;Lords<br />

of Chaos (OmU) 22.05; Luft 18.00; Der Fall Sarah<br />

& Saleem –The Reports on Sarah and Saleem<br />

(OmU) 19.45; Fahrenheit 11/9 (OmU) 22.10<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Captain<br />

Marvel 13.40, 16.40, 20.00; Rocca verändert die<br />

Welt 13.50, 16.30; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.00, 17.00, 20.15; The Lego Movie<br />

II 14.10; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.15, 16.50;<br />

Drachenzähmenleichtgemacht 3: Diegeheime Welt<br />

14.20,17.10; Misfit 14.30; Der Junge muss andie<br />

frische Luft 16.50; Captain Marvel 17.15, 19.30;<br />

Hard Powder 19.20; Escape Room19.40; Rate Your<br />

Date 19.45; 3D: Alita: Battle Angel 19.50<br />

Kino Kiste (✆ 9987481) Die Winzlinge:Abenteuer<br />

in der Karibik 15.50; Asche ist reines Weiß 17.35;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Misfit 14.15,<br />

16.15, 18.15; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />

14.20; The Lego Movie II 14.30; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3:Die geheime Welt 14.30;<br />

3D: Captain Marvel 14.40, 17.00, 20.00; Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 14.45,16.50; Rocca verändert die<br />

Welt 14.50, 17.15; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheimeWelt 15.00, 17.30; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 15.10, 17.30; Alita:<br />

Battle Angel 17.00; Captain Marvel 17.20, 20.15;<br />

Der Junge muss andie frische Luft 17.40; Bohemian<br />

Rhapsody 19.30; Hard Powder 19.40; Destroyer<br />

19.50; Aquaman 19.50; Escape Room 20.00;Was<br />

Männer wollen 20.10; Rate Your Date 20.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 17.20, 20.15, 22.15; B Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.50; The Favourite –Intrigenund Irrsinn<br />

(OmU) 19.40<br />

fsk amOranienplatz (✆ 614 24 64) Die Austreibung<br />

des armenischen Volkes in die Wüste 17.00;<br />

Die Maske –Twarz (OmU) 17.45, 19.45; Vakuum<br />

19.00; Der Fall Sarah &Saleem –The Reports on<br />

Sarah and Saleem (OmU) 20.45; Asche ist reines<br />

Weiß –Ash Is Purest White (OmU) 21.30<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Die Winzlinge 13.00;<br />

The Sisters Brothers (OmU) 15.15, 18.00, 20.45;<br />

Der kleine Maulwurf 10.00; The Sisters Brothers<br />

(OmU) 11.30; Der kleine Drache Kokosnuss 14.15;<br />

Checker Tobi 16.15; Vom Lokführer, der die Liebe<br />

suchte 18.15; #Female Pleasure (OmU) 20.15;<br />

Cold War (OmenglU) 22.30; Der kleine Drache Kokosnuss<br />

10.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />

unseres Planeten 12.00;Yuli (OmU) 14.00,19.00;<br />

The Favourite (OmU) 16.30, 21.30<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Capernaum (OmU) 17.30;<br />

Can You Ever Forgive Me? 19.30; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 21.30; Stell Dir vor, Du müsstest fliehen<br />

(OmU) 17.30; Green Book (OmU) 19.00; Der<br />

Goldene Handschuh (DFmenglU) 21.30; Kinobar<br />

im Sputnik Hi, AI –Liebesgeschichten aus der Zukunft<br />

(OmU) 18.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Lampenfieber 15.30; Green<br />

Book –Eine besondere Freundschaft 17.40,20.30;<br />

New Asche ist reines Weiß 17.10; Vice –Der zweite<br />

Mann 20.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.00, 16.00, 18.00;<br />

3D: Captain Marvel 14.45, 17.30, 20.30; Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 15.00, 17.30; Rocca verändert die<br />

Welt 15.15, 17.45; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 15.15; Misfit 17.45; Green<br />

Book –Eine besondere Freundschaft 20.00; Bohemian<br />

Rhapsody 20.00; Alita: Battle Angel 20.15;<br />

RateYour Date 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Kirschblüten<br />

&Dämonen 13.00, 17.45; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 13.00; Vom Lokführer, der die Liebe<br />

suchte 13.15; Destroyer 15.20, 20.15; Ein königlicher<br />

Tausch 15.30; Die Schneekönigin: Im Spiegelland<br />

15.30; Sweethearts 17.30; Can You Ever<br />

Forgive Me? 18.00; Winter inHavanna 20.00; Reiß<br />

aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre.Ein Traum 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3D:<br />

Captain Marvel 14.00, 17.15, 20.15; The Lego<br />

Movie II14.15; Rocca verändert die Welt 14.15,<br />

17.00; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.30, 17.00; Mia<br />

und der weiße Löwe 14.30; Misfit 14.45, 17.15;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />

15.00;Asterixund das Geheimnis desZaubertranks<br />

15.00, 17.30; Trautmann 16.45, 19.45; Escape<br />

Room 17.15, 20.00; 3D: Drachenzähmen leicht<br />

gemacht3:Die geheime Welt 17.30; Rate Your Date<br />

19.45;Green Book 19.50;HardPowder 20.00;3D:<br />

Alita: BattleAngel 20.00; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Die Winzlinge: Abenteuer<br />

in der Karibik 17.00; ColdWar: Der Breitengrad der<br />

Liebe 18.45; Gegen den Strom –Kona fer istrio<br />

(OmU) 20.30; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre<br />

Bauhaus (OmU) 18.00; Hotel Jugoslavija (OmU)<br />

19.45; HaveANice Day 21.30<br />

Babylon (✆ 2425969) Let‘sDance: Carmen (OmU)<br />

17.15; Let‘s Dance: Footloose (OmU) 17.45; Let‘s<br />

Dance: Rhythm is it! 18.00; Prenzlauerberginale<br />

#4: Sommer vorm Balkon (m. Gast) 19.30; Let‘s<br />

Dance: Chicago (OmU) 20.00; Let‘s Dance: Pina<br />

(OmU) 20.00; Let‘s Dance: Grease (OmU) 22.15;<br />

Let‘s Dance: Suspiria (OmenglU) 22.15<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Der<br />

verlorene Sohn –Boy Erased (OmU) 13.30; Checker<br />

Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 15.45;<br />

White Boy Rick (OmU) 17.30;AStar Is Born (OmU)<br />

20.00; The Sisters Brothers (OmU) 10.30, 13.00,<br />

15.30,18.15, 21.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />

Winzlinge:Abenteuer in derKaribik 11.00;3D: Captain<br />

Marvel 11.00, 13.20, 16.50, 20.00, 22.40;<br />

Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 11.00,<br />

13.15,17.00; Mia und der weiße Löwe 11.10; 3D:<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: DiegeheimeWelt<br />

11.15; Wie gut ist deine Beziehung? 11.40; Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 12.00,14.40; The Lego Movie<br />

II 12.10; Manou –flieg‘ flink! 12.15; Ralph reichts<br />

2: Chaos imNetz 13.50; Club der roten Bänder –<br />

Wie alles begann 14.00; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.10, 16.40; Misfit<br />

14.20, 17.55; Rocca verändert die Welt 14.30,<br />

17.10; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

14.50; Der Junge muss andie frische Luft 15.30;<br />

Bohemian Rhapsody 16.20; Green Book – Eine<br />

besondere Freundschaft 16.30, 19.40; Trautmann<br />

17.15, 20.10; Captain Marvel 17.20, 19.30; Rate<br />

Your Date 19.20; Was Männer wollen 19.30; Glass<br />

19.50,22.55; 3D: Alita: Battle Angel 20.15, 23.10;<br />

Escape Room 20.20, 23.00; 3D: Aquaman 22.10;<br />

The Possession of Hannah Grace 22.20; Creed 2–<br />

Rocky‘s Legacy 22.50; Happy Deathday 2U23.10;<br />

Hard Powder 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03)Vice –Der zweite<br />

Mann (OmU) 14.30; Beale Street –IfBeale Street<br />

CouldTalk (OmU) 17.15, 19.45; DerGoldene Handschuh<br />

(DFmenglU) 22.15; Mid90s (OmU) 14.30,<br />

19.15; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

(OmU) 16.30, 21.15; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />

14.30; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –<br />

On theBasis of Sex (OmU)16.30, 19.00;Vice –Der<br />

zweite Mann (OmU) 21.30;<br />

Die Maske –Twarz (OmU) 14.45, 19.00; Der Goldene<br />

Handschuh (DFmenglU) 16.45; Destroyer (OmU)<br />

21.00; Kirschblüten &Dämonen (OmenglU) 14.30,<br />

19.00; Vom Lokführer, der die Liebe suchte 17.00,<br />

21.30<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) Retrospektive Jean Rollin:<br />

Die nackten Vampire 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Un etaj mai jos –<br />

One Floor Below: Ein Stockwerk tiefer 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Mia und der weiße Löwe 14.00; Captain Marvel<br />

14.00, 16.30, 19.30; The Lego Movie II 14.15;<br />

Rocca verändert die Welt 14.30, 17.10; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30,<br />

17.10; Die Winzlinge: Abenteuer in der Karibik<br />

14.30; Misfit 14.40, 17.45; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 14.45, 17.15; Ralph<br />

reichts 2:Chaos im Netz 14.55, 17.00; Ostwind 4<br />

–Aris Ankunft 17.00; Escape Room 17.00, 20.00;<br />

Das Schmuckstück 17.30; Destroyer 19.45; Captain<br />

Marvel (OF) 19.45; Hard Powder 19.50; 3D:<br />

Captain Marvel 19.50; Alita: Battle Angel 19.50;<br />

Rate Your Date 20.00; Öldür beni sevgilim (OmU)<br />

20.15<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Sisters Brothers<br />

(OmU) 10.00, 20.15; Ohrensausen – Orecchie<br />

(OmU) 12.30, 22.30; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) 14.15; Hotel Jugoslavija (OmU)<br />

16.30; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

(OmU) 18.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Mid90s (OmU) 15.40;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft (OmU)<br />

17.50,20.45<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Beale Street –IfBeale<br />

Street Could Talk (OmU) 15.20, 18.00, 20.45;<br />

Sneak Preview 22.30; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) 15.20, 18.40, 20.45; Reiß aus –Zwei<br />

Menschen. Zwei Jahre. Ein Traum 18.00; Der Goldene<br />

Handschuh 17.20, 20.00; Vice –Der zweite<br />

Mann (OmU) 15.50, 21.20<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Destroyer (OmU) 16.20,<br />

21.10;Die Maske–Twarz(OmenglU)19.00, 22.30;<br />

Captain Marvel (OF) 17.10, 21.50; Captain Marvel<br />

(OmU) 19.50; The Sisters Brothers (OmU) 16.00,<br />

20.50;Can YouEverForgive Me?(OmU) 18.30;Die<br />

Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit –Onthe Basis<br />

ofSex (OmU) 16.45, 19.15; Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft (OF) 16.10, 21.30; Beale<br />

Street –IfBeale Street Could Talk (OF) 19.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

OPTIMUS DAMMY<br />

Furchtlose<br />

Musik,<br />

große Gefühle<br />

MUSIK<br />

Maerz Musik 22.–30. 3.,<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele,<br />

Silent Green und andere Spielorte.<br />

Programm: www.berlinerfestspiele.de<br />

Find the File 21.–24. 3.,<br />

Haus der Kulturen der Welt.<br />

Programm: www.hkw.de<br />

Zwei anregend besetzte Festivals<br />

schauen in die Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft von Geschichte und Archiv<br />

gedenkens als gleichsam nachhaltige<br />

Form der Erinnerung wird es<br />

wiederum in einer choreographierten<br />

Performance der Sängerin Elaine<br />

Michener gehen.<br />

Einamtliches Programm also,das<br />

noch breit vonKünstlertalks gerahmt<br />

sowie um Filmvorführungen und einer<br />

Art Festival im Festival ergänzt<br />

wird: „Tele-Visions“ untersucht die<br />

Geschichte der Repräsentation von<br />

Neuer Musik iminternationalen TV,<br />

es werden Arbeiten von Endbossen<br />

der zeitgenössischen Musik wie Xenakis<br />

(„Persepolis“) und Stockhausen<br />

(„Telemusik“) zu hören sein, während<br />

u.a. die Kuratoren Diedrich Diederichsen,<br />

Anke Charton und Nicolas<br />

Siepen das Licht des Diskurses (alias<br />

Race, Class, Gender) ins Flimmern<br />

scheinen lassen.<br />

Detlef Diederichsen (der Bruder<br />

von Diedrich) hat als musikalischer<br />

Leiter des HKW ein thematisch naheliegendes,aber<br />

auf die Ränder der<br />

Diskurszonen gerichtetes Festival<br />

gebaut. In„Find the File“ geht es mit<br />

ethnomusikologischer Drift um den<br />

Wandel des Archivs von der Sammlung<br />

zum Datenspeicher, umAneigung<br />

und Organisation von digitalem<br />

Wissen, um die Entscheidung<br />

über Bewahren und Verschwinden<br />

vonKollektivgedächtnissen, die entweder<br />

von prekären Zuständen bedroht<br />

oder zum Beispiel in westlichen<br />

Institutionen gesichertsind. Einen<br />

samplevollen Reim darauf machen<br />

sich dabei u.a. zur Eröffnung<br />

die Singer/Songwriterin Bernadette<br />

La Hengst und Barbara Morgensterns<br />

Chor des HKW; die großartigen<br />

Altstars der somalischen Dur<br />

DurBandtretenmit ihrem flink pulsierenden<br />

Funk auf, türkische und<br />

westafrikanische Schützlinge seines<br />

Sublime-Frequencies-Labels bringt<br />

Sun-City-Girls-Psychedeliker Alan<br />

Bishop mit, der selbst ein DJ-Set mit<br />

indonesischen Singles bestreitet.<br />

Zum Abschluss tritt der nigerianische<br />

Afrobeat-Erbe Femi Kuti auf.<br />

Auch hier pflastern Installationen,<br />

Filme und Gesprächsrunden<br />

den Konzertweg, besetzt mit klangvollen<br />

ethnomusikologischen Expertinnen<br />

und Experten wie Jayce<br />

Clayton (der auch als DJ auflegen<br />

wird) und Diane Thram oder dem<br />

eminenten Popchronisten Simon<br />

Reynolds, die sich Gedanken zum<br />

globalen digitalen Archiv machen.<br />

Jazz<br />

Für einen<br />

Sohn des<br />

Lichts<br />

Children of the Night“ ist<br />

der Titel eines Stückes des<br />

Jazz-Saxofonisten Wayne<br />

Shorter, das 1961 auf dem Album<br />

„Mosaic“ von Art Blakey<br />

& The Jazz Messengers erschien.<br />

Unter diesem Namen<br />

haben sich nun Danilo Pérez,<br />

John Patitucci und Terri Lyne<br />

Carrington zusammengetan,<br />

um die Musik ihres inzwischen<br />

85 Jahre alten Mentors und<br />

Freundes zu präsentieren. Bevor<br />

er selbst zu einem Fixpunkt<br />

der Jazz-Szene wurde,<br />

spielte Shorter von1964 –1969<br />

neben Herbie Hancock, Ron<br />

Carter und Tony Williams im<br />

Miles-Davis-Quintett, für das<br />

er auch komponierte. Anfang<br />

der 70er-Jahre gründete er mit<br />

Joe Zawinul und Miroslav Vitouš<br />

die Formation Weather<br />

Report, die als die einflussreichste<br />

Jazzrockgruppe aller<br />

Zeiten gilt und den Fusion-<br />

Jazz begründete. Sospielte er<br />

u.a. mit den Rolling Stones<br />

und Joni Mitchell. HarryNutt<br />

Children of the Light 19.30Uhr,Pierre-<br />

Boulez-Saal, Französische Straße 33 d<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Hänsel undGretel (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />

Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Stühlchen Himmelblau, Die Pyromantiker,<br />

clowneskes Objekttheater mit Live-Musik, (ab 4bis<br />

6J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Dornröschen, Vera Pachale, Marionettentheater<br />

Staatsoper Unter denLinden (✆ 20 35 45 55)<br />

11.00 alter Orchesterprobensaal: Schneewittchen<br />

(ab 6J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Die Reise um die Erde in 80 Tagen(ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />

10.00: Das Märchenvom Baron vonHüpfenstich<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchhandlung Uslar &Rai (Schönhauser Allee 43)<br />

19.30: Gastfreundschaft, PriyaBasil, <strong>Berliner</strong> Buchpremiere,<br />

Moderation: Shelly Kupferberg<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />

18.00: LEA Leseklub<br />

Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />

19.30: Ausdem Haus, Kenah Cusanit, Yannic<br />

Han Biao Federer und Angela Lehner,Lesung und<br />

Gespräch, Moderation Thorsten Dönges.<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 2822003)<br />

20.00: Troll, Michal Hvorecky,Lesung undGespräch<br />

Moderation: Tomas Fitzel<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

20.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Tschechisches Zentrum (✆ 206 09 89 11)<br />

19.00: Prag –Eineliterarische Einladung<br />

Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />

20.00: Absurdistan &Neuzeitfabeln V, Leseshowvon<br />

und mit Thomas Korn<br />

Zwingli-Kirche (Rudolfstr.14)<br />

19.00: 1919 –Das Jahr der Frauen, mit Unda Hörner<br />

FÜHRUNG<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

EWA Frauenzentrum (✆ 442 55 42)<br />

10.00: EWAonTour:Hexentanz im Wrangelschlösschen.<br />

Anm.erf.<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

16.00: Mantegna undBellini. Meister der Renaissance,<br />

Treff: Information. Anm.erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in der Kunst, Treff: Foyer<br />

Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />

10.00, 14.00: Einmal quer durch!, Ausstellungsparcours<br />

durch „A wie jüdisch“. Treff: Libeskind-Bau EG,<br />

Eric F. Ross Galerie<br />

Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />

14.00: LeuchtendesWeinbergsviertel am Rosenthaler<br />

Platzbis ins Innere vonSchinkels schönster Kirche St.<br />

Elisabeth, Bernd S. Meyer, Treff: Apotheke, Torstr./Ecke<br />

Weinbergsweg. Anm. erf.<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

15.00: Die Geschichte Berlins kennenlernen, Führungenauf<br />

Farsi und Arabisch<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Mirna Gobdanovic Group<br />

Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />

19.00: Marker &Friends –Berlin Residency &<br />

Festival 2019<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Andreas Arnold (g), Petros Klampanis (b),<br />

Miguel Hiroshi (dr, perc), Odisea<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Walter Gauchel &Veronika Vogel, Spring is<br />

here<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />

20.00: Bosse<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />

20.00: Moka Efti Orchestra<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

21.00: Shahin Najafi<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

18.30: Korpiklaani, Turisas, Trollfest<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Flavien Berger<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.30: Klaus Johann Grobe (Indie-Kraut-Disco)<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Declan Forde<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: Children of the Light<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Bosque Mágico<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

20.00: Youjin Sung (Sanjo-Gayageum, Stahlsaiten-Gayageum),<br />

Il-Ryun Chung (Gitarre, Janggu), RAD<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Turbostaat<br />

vabali spa Berlin (✆ 911 48 60)<br />

17.00 Am Innenpool: Geordie Little (Fingerstyle-Gitarre)<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

20.30: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />

Gincel<br />

CLUB<br />

Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />

19.00: Bailacomoquieras –Dancelikeyouwant,<br />

Damian Ketterer<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria, Nikklaas, Oelv<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Iluv2bang!, Soel, MC Caramel<br />

Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />

19.00: Farout After Work Party, Tiefton, Dee Noe Ree<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: #lsb02 experimental a/v lounge, Liquid Sky<br />

Berlin Kollektiv (live)<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Beatgeeks<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Stojche,<br />

Echoes Of October,Sabine Hoffmann, Lilly Deupré<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Ralph reichts 2:Chaos im Netz 14.00; 3D: Captain<br />

Marvel 14.10, 17.00, 20.00; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 14.20, 16.55; Rocca verändert die Welt<br />

14.30, 17.35; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.40, 17.20; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 14.50, 17.10; Alita:<br />

Battle Angel 16.40; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 19.30; 3D: Alita: Battle Angel 19.40;<br />

Hard Powder 19.50; Glass 20.10; Happy Deathday<br />

2U 20.15<br />

Wolf (✆ 921 039333) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Mid90s (OmU) 10.30; Kommissar Gordon &Buffy<br />

12.00, 16.00; Mid90s (OmU) 12.10, 19.10; Roma<br />

(OmU) 13.20; Shoplifters:Familienbande–Manbiki<br />

kazoku (OmU) 13.50; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) 16.30; Rafiki (Omdt+englU) 17.20;<br />

Beale Street –IfBeale Street Could Talk (OmU)<br />

19.00; Die Maske –Twarz (OmU) 21.00; Asche ist<br />

reines Weiß –Ash Is Purest White (OmenglU) 21.20<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Checker<br />

Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 15.50;<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft 17.50,<br />

20.10; Lampenfieber 15.30; Die Berufung: Ihr<br />

Kampf für Gerechtigkeit 17.30; Bohemian Rhapsody<br />

20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.00,<br />

16.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

(OmU) 17.40, 20.40; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 14.20,17.10,20.00; Beale Street<br />

16.00; Reiß aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre. Ein<br />

Traum 18.00; Beale Street –IfBeale Street Could<br />

Talk (OmU) 21.15; Lampenfieber 15.40; Vice –<br />

Der zweite Mann 18.30; Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 20.30; Matinee: Die Berufung: Ihr Kampf<br />

für Gerechtigkeit15.00; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn 17.40; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />

(OmU) 20.20<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 0200)<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft 13.45,<br />

19.40; Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit<br />

14.00, 20.05; Rocca verändert die Welt 14.10,<br />

17.45; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.15, 17.10; Captain Marvel (OmU)<br />

14.15, 17.10, 20.05, 23.00; Kirschblüten &Dämonen<br />

14.20; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.50, 16.40; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

15.10,16.50; Beale Street 16.45;<br />

Trautmann 16.50, 19.25; Vice –Der zweite Mann<br />

17.05; Destroyer 19.35; The Sisters Brothers<br />

19.40, 23.00; Preview: Frau Mutter Tier 20.00;<br />

Der Goldene Handschuh 20.15; Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft (OmU) 22.15; Destroyer<br />

(OmU) 22.30; Bohemian Rhapsody (OmU) 22.35;<br />

The Mule (OmU) 22.45; Vice –Der zweite Mann<br />

(OmU) 22.50; Trautmann (OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Vom Lokführer, der die<br />

Liebe suchte 18.45; Die Maske – Twarz (OmU)<br />

20.15; Cold War: Der Breitengradder Liebe –Zimna<br />

wojna (OmU) 21.45<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Der letzte Jolly<br />

Boy 18.15; Berlinized –Sexy anEis –Berlinized<br />

(OmU) 20.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />

White (OmU) 21.45<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 14.15, 17.00; Mia und der<br />

weiße Löwe 14.15;The Lego Movie II 14.20, 17.00;<br />

Ralphreichts 2: Chaos im Netz 14.20; Misfit 14.25,<br />

16.45; 3D: Captain Marvel 14.25, 16.50, 20.00,<br />

22.35; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.30; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.30, 16.45; Der Junge muss an die<br />

frische Luft 14.35; Rocca verändert die Welt 14.45,<br />

17.10;Alita: Battle Angel 16.40; Trautmann 16.50,<br />

19.40; Escape Room 16.55, 19.35, 22.45; 3D:<br />

Drachenzähmenleicht gemacht 3: Die geheime Welt<br />

17.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

19.30; Vice –Der zweite Mann 19.35,22.40; Hard<br />

Powder 19.35, 22.40; Bohemian Rhapsody 19.40;<br />

Der verlorene Sohn 19.45; 3D: Alita: Battle Angel<br />

19.50, 22.40; Rate Your Date 20.00; 3D: Aquaman<br />

22.30; Sweethearts 22.35; Glass 22.35; The Possession<br />

of Hannah Grace 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Rocca verändert<br />

die Welt 13.40, 16.45; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 13.45, 17.40;<br />

Ralph reichts 2: Chaos im Netz 13.50; 3D: Captain<br />

Marvel 14.10, 16.50, 20.00; Mia und der weiße<br />

Löwe 14.15; The Lego Movie II 14.30; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 14.40, 17.10,<br />

19.40; Ostwind 4–Aris Ankunft 15.00, 17.30; Misfit15.20,<br />

17.45;Der Jungemuss an diefrischeLuft<br />

16.30; Trautmann 16.40, 19.45; Captain Marvel<br />

17.20; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

19.20; Vice –Der zweite Mann 19.30; 3D: Alita:<br />

Battle Angel 20.10; Rate Your Date 20.15; Hard<br />

Powder 20.20; Escape Room 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Die Berufung: Ihr Kampf für Gerechtigkeit 14.50,<br />

20.30; Bohemian Rhapsody 17.35<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Maria Stuart, Königin<br />

von Schottland 18.00; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn 20.00<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Beale Street – If Beale<br />

Street Could Talk (OmU) 15.00, 20.30; The Sisters<br />

Brothers (OmU) 17.45<br />

Urania-Filmbühne (✆ 218 9091) Die Frau des<br />

Nobelpreisträgers 16.30, 19.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) RBG –Ein Leben für die<br />

Gerechtigkeit (OmU) 18.15; Der verlorene Sohn –<br />

Boy Erased (OmU) 20.30<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 0211) Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 10.00, 12.30, 15.00; Mia und der<br />

weiße Löwe 10.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 10.00, 12.20, 15.10, 17.30;<br />

Asterix unddas Geheimnis des Zaubertranks 10.00,<br />

12.05, 14.30, 17.40; Captain Marvel12.15,17.00,<br />

19.30; Rocca verändert die Welt 14.40, 17.10; 3D:<br />

Captain Marvel16.30,20.00; Escape Room 19.40;<br />

3D:Alita: Battle Angel 20.00; Hard Powder 20.10<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />

Junge muss an diefrischeLuft 13.15; Green Book –<br />

Eine besondere Freundschaft 15.15, 20.15; Kirschblüten<br />

&Dämonen 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/5050711) Der Jungemuss an die<br />

frische Luft 15.00; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 17.30,20.30<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) 3D: Captain<br />

Marvel 15.30, 17.45, 20.30; Rocca verändert die<br />

Welt 15.30, 18.15; Asterix und das Geheimnis<br />

des Zaubertranks 15.45, 18.15; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 15.45; Der Junge muss an die frische Luft<br />

18.15, 20.30; Lampenfieber 18.15; Hard Powder<br />

20.30; RateYour Date 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00)Youssef Chahine: Sultan<br />

Saladin –ElNaser Salah el Dine (OmenglU) 20.00;<br />

Magical HistoryTour: Meek‘s Cutoff (OmU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Rocca verändert die Welt 12.30, 17.25; Beale<br />

Street 12.30; AStar IsBorn 12.40, 19.30, 22.50;<br />

Kirschblüten &Dämonen 12.50; 3D: Captain Marvel<br />

12.50, 14.15, 16.00, 17.40, 19.00, 20.30,<br />

22.30; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

12.50, 14.45, 16.50, 19.20;<br />

Mary Poppins‘ Rückkehr 13.10; Die Berufung: Ihr<br />

Kampf für Gerechtigkeit 13.10; Ralph reichts 2:<br />

Chaos im Netz 13.20; The Sisters Brothers 13.30,<br />

22.25; Misfit 13.30, 16.30; Mia und der weiße<br />

Löwe 13.40; Manhattan Queen 13.40; Lampenfieber<br />

13.50, 16.40; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.35;<br />

Drachenzähmenleichtgemacht3:Die geheime Welt<br />

14.50; The Lego Movie II15.30; Captain Marvel<br />

15.30, 18.00, 21.15; GreenBook–Eine besondere<br />

Freundschaft 16.00, 19.30;The HateUGive16.10;<br />

Rate Your Date 16.20, 19.50, 23.00; Vice –Der<br />

zweite Mann 16.30, 19.50; Hard Powder 16.30,<br />

19.30, 22.50; Trautmann 16.40, 19.40; Escape<br />

Room 16.40, 19.50, 22.40; 3D: Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 17.30; Der<br />

Junge muss an die frische Luft 18.35; Was Männer<br />

wollen 19.10; The Mule 19.30; Der Goldene Handschuh<br />

19.40, 22.30; Bohemian Rhapsody 20.15;<br />

Glass 21.00, 23.00; Destroyer 21.20, 23.00; Creed<br />

2 – Rocky‘s Legacy 22.40; Happy Deathday 2U<br />

22.50;The Possession of Hannah Grace 23.00<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) The Sisters Brothers<br />

(OmU) 17.45; Music for Cinemas: Film- und<br />

Musikprogramm 20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 1650) Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

14.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 14.00; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.00, 16.00; Rocca verändert die<br />

Welt 14.30, 16.45; 3D: Captain Marvel 14.30,<br />

17.15,20.15,22.00; Misfit 16.00, 18.00; Captain<br />

Marvel16.15, 19.00; Der Jungemuss an die frische<br />

Luft 18.00; 3D: Alita: Battle Angel 19.00, 22.00;<br />

Hard Powder 20.00, 22.30; Escape Room 20.15,<br />

22.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Fahrenheit 11/9<br />

15.30; Gundermann 18.00; Kirschblüten &Dämonen<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

Drachenzähmen leicht gemacht3:Die geheime Welt<br />

13.50, 16.55; Rocca verändert die Welt 14.00,<br />

16.50; 3D: Captain Marvel 14.00, 17.00, 20.00;<br />

Ostwind 4–Aris Ankunft 14.10, 17.15; The Lego<br />

Movie II 14.15; Asterix und das Geheimnis des<br />

Zaubertranks 14.15, 17.05, 20.00; Ralph reichts<br />

2: Chaos im Netz 14.30; Der Junge muss andie<br />

frische Luft 14.40; Misfit 14.50, 17.30; Captain<br />

Marvel 16.30, 19.30; Bohemian Rhapsody 16.40;<br />

Escape Room 17.20, 20.10; Phantastische Tierwesen:<br />

Grindelwalds Verbrechen 19.30; Hard Powder<br />

19.40; Glass 20.05; Rate Your Date 20.10; 3D:<br />

Alita: BattleAngel 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Captain<br />

Marvel 14.00, 16.55, 19.30; Rocca verändert die<br />

Welt 14.30,17.10; Ralph reichts 2: Chaos im Netz<br />

14.30; Ostwind 4–Aris Ankunft 14.30; Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 14.30,<br />

17.10;Asterixund das Geheimnis desZaubertranks<br />

14.30, 17.00; Misfit 15.00, 17.15; Escape Room<br />

17.00, 20.15; The Lego Movie II 17.20; Hard Powder19.45;<br />

Captain Marvel (OF)19.45; 3D: Captain<br />

Marvel 19.50; Rate Your Date 20.15; Öldür beni<br />

sevgilim (OmU) 20.30<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 1976) Roma<br />

18.30; Die Maske 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01)Die Austreibung des<br />

armenischen Volkes in die Wüste 18.00; Vakuum<br />

(OmU) 20.00; Asche ist reines Weiß –Ash Is Purest<br />

White (OmU) 21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) BFG: Big Friendly<br />

Giant 10.00; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 13.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 15.30; Ballett aus dem<br />

Royal Opera House London: Don Quixote 18.00;<br />

Asterix und das Geheimnisdes Zaubertranks 11.00,<br />

13.00,15.00, 17.00;Green Book–Eine besondere<br />

Freundschaft 19.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Yuli 15.00; Die<br />

Austreibung des armenischen Volkes in die Wüste<br />

17.00; Capernaum–Stadt der Hoffnung 18.15; The<br />

Sisters Brothers 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Green Book –<br />

Eine besondere Freundschaft 15.00, 20.15; Vice –<br />

Der zweite Mann 17.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Der Junge muss an die frische<br />

Luft 18.00; Joy in Iran 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 14.50, 20.30; Die Berufung: Ihr<br />

Kampf für Gerechtigkeit 17.45<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Rey<br />

(OmU) 17.00; Premiere: Die Austreibung des armenischen<br />

Volkes in die Wüste (m. Gast) 19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderWagenKino:<br />

Trautmann 10.30; Lampenfieber 13.00;<br />

Vice –Der zweite Mann 13.30; Ostwind 4–Aris Ankunft<br />

13.30;Destroyer 13.45, 20.45; Die Berufung:<br />

Ihr Kampf für Gerechtigkeit 15.00;<br />

Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime<br />

Welt 15.45; Reiß aus –Zwei Menschen. Zwei Jahre.<br />

Ein Traum 16.15; Beale Street 16.15; Trautmann<br />

17.30; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

18.00, 20.45; Vakuum 18.45; Mid90s (OmU)<br />

18.45; Hi, AI –Liebesgeschichten aus der Zukunft<br />

(m.Gast) 20.00; Kirschblüten &Dämonen 20.30<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

3D: Captain Marvel 13.45, 16.50, 20.15; Rocca<br />

verändert die Welt 14.00, 17.00; Ostwind 4–Aris<br />

Ankunft 14.00, 17.00; The Lego Movie II 14.10;<br />

Ralph reichts 2: Chaos im Netz 14.10; Mia und der<br />

weiße Löwe 14.15; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 14.15,17.00; Asterix und das<br />

Geheimnis des Zaubertranks 14.30, 17.20; Trautmann<br />

16.50, 19.50; Misfit 17.00; Der Junge muss<br />

an die frische Luft 17.15; 3D: Alita: Battle Angel<br />

19.30; Hard Powder 19.45; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft 19.45; Escape Room 20.00;<br />

Rate Your Date 20.10; Der Goldene Handschuh<br />

20.10<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Ostwind<br />

4–Aris Ankunft 15.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 17.30; Green Book –<br />

Eine besondere Freundschaft 20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Ben is Back 17.15; Das Mädchen, das lesen konnte<br />

20.00<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) 3D:<br />

Captain Marvel 15.15, 17.45, 20.30; Asterix und<br />

das Geheimnis des Zaubertranks 15.30, 18.00;<br />

Ostwind 4–Aris Ankunft 15.30; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 18.15; Escape Room 20.30; Green<br />

Book –Eine besondere Freundschaft 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Ostwind 4–Aris Ankunft 15.00; 3D: Captain Marvel<br />

15.10, 17.40, 20.15; Rocca verändert die Welt<br />

15.15, 17.15;Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

15.30, 17.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />

3: Die geheime Welt 17.45; Captain Marvel<br />

19.45; Hard Powder 20.00; Happy Deathday 2U<br />

20.20<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Green Book –Eine besondere Freundschaft 17.00;<br />

Bohemian Rhapsody 19.15<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Drachenzähmen<br />

leicht gemacht 3: Die geheime Welt 15.00;<br />

Mia und der weiße Löwe 15.45; Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft 17.15; Maria Stuart, Königin<br />

vonSchottland 18.00; Hard Powder20.00;Vice<br />

–Der zweite Mann 20.30


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

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einem<br />

Roboter-Hund<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort,die sich in der digitalen<br />

Welt bewegen und die Innovationen<br />

beobachten. Dana Newman ist<br />

eine amerikanische Autorin, die sich<br />

in dem Buch „You go me on the cookie!“<br />

(Goldmann, 10 Euro) mit dem<br />

Leben in Deutschland beschäftigt.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Oft damit, YouTube zu checken!<br />

Wasdasoinder Nacht passiertist.<br />

Eingroßes Thema zurzeit ist Künstliche<br />

Intelligenz. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Uhm (mit einem nervösen Kichern),<br />

ich kann nur hoffen, dass wir<br />

zufrieden miteinander leben! Da ich<br />

eine Allergie gegen Hundehaare<br />

habe,würde ich mich über einen AI-<br />

Roboter-Hund sehr freuen.<br />

Werden nur wir eines Tages über unsereDaten<br />

verfügen können?<br />

Ichglaube nicht. Es ist wie mit der<br />

Büchse der Pandora. For better or<br />

worse, wir haben die Tür geöffnet<br />

und die Daten über uns herausgelassen,<br />

man kann nicht alles hundertprozentig<br />

wieder zurückbekommen.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Wenn die digitalen Informationen<br />

dazu benutzt werden, unschuldige<br />

Personen zu verfolgen und zu<br />

bedrängen. Wie zum Beispiel, wenn<br />

Familienmitglieder von ihren Angehörigen<br />

überwacht werden wegen<br />

ihrer sexuellen Identität oder religiösen<br />

Ansichten.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

Den ersten Teil von „Jurassic<br />

Park“. Ich hoffe, dass wir nie versuchen<br />

werden, Dinosaurier zurückzubringen.<br />

Ich finde Dinosaurier aber<br />

total faszinierend. Ich habe auch<br />

„Contact“ mehrmals gesehen. Ich<br />

bekomme eine Gänsehaut, wenn ich<br />

nur daran denke.<br />

Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />

gedruckten Version?<br />

Beides. Romane oder Sachbücher<br />

lese ich digital. Weniger Papier,weniger<br />

Platz. Wenn ich aber was in das<br />

Buch reinschreiben oder notieren<br />

will, wie bei einem Textbuch oder<br />

Workbook, oder wenn ich schnell was<br />

finden möchte bei einem Fachbuch,<br />

dann halte ich es lieber in der Hand.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Klar! Unter anderem bin ich ein<br />

großer Fanvon der Uncharted-Serie,<br />

vor allem „Uncharted: The Lost Legacy“.<br />

Undnatürlich mag ich immer<br />

noch Oldschool-Spiele,vor allem die<br />

Super-Mario-Spielereihe.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Absolut. Da ich mit meinem You-<br />

Tube-Kanal und anderen Accounts<br />

im Netz aktiv bin, fällt es mir sehr<br />

schwer, abends zur Ruhe zu kommen.<br />

Dana Newman<br />

ist bei Twitter aktiv unter:<br />

@WantedAdventure<br />

Google oder ein anderes Unternehmen des Mutterkonzerns Alphabet könnte zum ständigen Begleiter in Toronto werden.<br />

Der perfekte Großstadtmensch<br />

Vonwegen anonym: Googles-Mutterkonzern testet in Toronto, was er über die Bürger erfahren kann<br />

VonAdrian Lobe<br />

In Toronto wird die Stadt der<br />

Zukunft gebaut. Aus dem Hafenareal<br />

soll nach den Plänen<br />

der Google-Städtetochter Sidewalk<br />

Labs ein vernetzter Stadtteil mit<br />

modularen Gebäudeeinheiten entstehen,<br />

die sich wahlweise in Ladenoder<br />

Wohnflächen umfunktionieren<br />

lassen. Selbstfahrende Shuttle-Busse<br />

und Taxibots sollen die Bewohner<br />

von Anach Bkutschieren; beheizbare<br />

Radwege sollen dafür sorgen,<br />

dass Radfahrer auch im Winter bei<br />

Eis und Schnee sorgenfrei radeln<br />

können. Smarte Mülltonnen melden<br />

automatisch ihren Füllstand.<br />

Beraterin legte Amt nieder<br />

In den ersten Entwürfen ist eine<br />

Tech-Idylle zu sehen, in der sich Roboterfahrzeuge<br />

die Straßen mit Radfahrern<br />

und Fußgänger teilen und<br />

Bürger zwischen begrünten Holzhäusern<br />

flanieren, Eltern haben Zeit<br />

für ihre Kinder und Menschen im<br />

Rollstuhl werden liebevoll gepflegt.<br />

Schöne heile Welt. Eine ArtRaum gewordene<br />

Hippie-Utopie, wie sie Ernest<br />

Callenbach in seinem Roman<br />

„Ecotopia“ beschrieb. Dachgärten<br />

dämmen Gebäude, Familien flanieren<br />

an der begrünten Uferpromenade,<br />

Kajakfahrer paddeln auf sauberem<br />

Wasser. Sidewalk Toronto soll<br />

zur Blaupause für einen nachhaltigen<br />

Urbanismus werden: autark, klimaneutral,<br />

menschenfreundlich.<br />

Auch Facebook baut gerade eine<br />

neue Siedlung (Willow Campus):<br />

Neben dem Hauptquartier in Menlo<br />

Park soll in den nächsten Jahren ein<br />

Firmencampus mit 1500 neuen<br />

Wohnungen entstehen. „Zucktown“,<br />

wie das Dorf inAnspielung<br />

an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg<br />

genannt wird, soll ein Ort<br />

des „sozialen Zusammenkommens“<br />

werden.<br />

Es ist ja schon erstaunlich, dass<br />

die urbanen Utopien ausgerechnet<br />

von Konzernen kommen, die an ihren<br />

Wirkungsstätten für die drängendsten<br />

Probleme der Stadt verantwortlich<br />

gemacht werden: Wohnungsnot,<br />

Obdachlosigkeit, Gentrifizierung.<br />

In SanFrancisco bewarfen<br />

Aktivisten aus Protest gegen steigende<br />

Mieten Google-Busse mit<br />

Steinen. In Menlo Park werden Bewohner<br />

von der Polizei kontrolliert<br />

und angezeigt, wenn sie Facebook-<br />

Leihräder nutzen, was Zuckerbergs<br />

Community-Gedanken auf eine<br />

schwereBelastungsprobe stellt. Und<br />

in NewYork liefen Anwohner Sturm<br />

gegen Amazons Pläne eines zweiten<br />

Hauptquartiers – der Online-Riese<br />

wurde mit Schimpf und Schande<br />

Der Plan: Schon 2017 sicherte<br />

sich Sidewalk Labs im<br />

Rahmen eines Bieterverfahrens<br />

das Recht, einen Stadtbezirk<br />

in Toronto zu erschließen.<br />

Sidewalk Labs gehört<br />

wie Google zum Alphabet-<br />

Konzernund setzt bei dem<br />

Bauprojekt auf viel Hightech.<br />

nach Hause gejagt. Aus nachvollziehbaren<br />

Gründen: Seattle, der<br />

Hauptsitz von Amazon, ist im Zentrum<br />

faktisch eine Privatstadt. Der<br />

Online-Riese okkupiert 19 Prozent<br />

aller Büroflächen, ganze Häuserblöcke<br />

sind im Besitz vonAmazon.<br />

Es ähnelt einer Company-Town,<br />

wie sie der Schlafwagen-Fabrikant<br />

George Pullman 1880 im Süden Chicagos<br />

errichten ließ –eine patriarchalisch<br />

geplante Werksiedlung, die<br />

sich um die Fabrik im Zentrum gruppierte.<br />

Wasdie historischen von den aktuellen<br />

Projekten unterscheidet: Ein<br />

Konzern (Alphabet) kontrolliert mit<br />

seinen Tochtergesellschaften die gesamte<br />

städtische Infrastruktur.<br />

Waymo steht für autonome Fahrzeuge,<br />

Flow für Transportplanung,<br />

Waze wertetVerkehrsdaten aus,Cityblock<br />

kümmert sich um Sozialdienste,<br />

Link NYC sorgt für das öffentliche<br />

WLAN, und Nest reguliert<br />

die Zimmertemperatur zu Hause.<br />

Alle Firmen gehören zum Alphabet-<br />

Konzern. Die Bewohner sollen ihr<br />

gesamtes Leben mit den Diensten<br />

des US-Giganten verbringen – on-<br />

BEHEIZBARE RADWEGE<br />

Das Versprechen: Beheizte<br />

Radwege sollen auch im<br />

Winter dafür sorgen, dass<br />

die Bewohner ihre Räder nutzen<br />

können. Außerdem sollen<br />

selbstfahrende Busse<br />

und Taxibots für ein funktionierendes<br />

Nahverkehrsnetz<br />

sorgen.<br />

Die Risiken: Kritiker fürchten,<br />

dass beim Betreten des<br />

High-Tech-Areals Daten über<br />

Personen gespeichertwerden.<br />

Wann jemand nach<br />

Hause kommt oder die Wohnung<br />

verlässt und einkaufen<br />

geht,diese Daten ließen sich<br />

gut vermarkten.<br />

3000 Wohneinheiten sollen auf dem Areal in Toronto entstehen. SIDEWALK LAPS<br />

line und offline. Experten befürchten,<br />

Google könne inmitten einer lebendigen<br />

Metropole eine privatisierte<br />

Überwachungssiedlung errichten.<br />

DieDatenschutzbeauftragte<br />

der Region Ontario, Ann Cavoukian,<br />

legte ihre Beratertätigkeit für Sidewalk<br />

Toronto mit der Begründung<br />

nieder, sie wolle eine smarte Stadt<br />

der Privatsphäreund nicht der Überwachung.<br />

Jim Balsillie, der Ex-Chef<br />

des Smartphone-Herstellers Blackberry,<br />

nannte das Städtebauprojekt<br />

„ein Kolonisierungsexperiment des<br />

Überwachungskapitalismus, das<br />

versucht, wichtige urbane, bürgerschaftliche<br />

und politische Angelegenheiten<br />

mit einem Bulldozer<br />

plattzuwalzen“.<br />

Stellt sich also die Frage: Werkontrolliert<br />

die Daten? Die Bürger? Die<br />

Stadt? Oder der Google-Konzern?<br />

Mit wem werden die Daten geteilt?<br />

Wie sicher sind sie? Zwar hat Sidewalk<br />

Labs auf Drängen von Datenschützern<br />

klargestellt, dass Daten<br />

aus Sensoren, die auf Gehwegen, in<br />

Parks und in Einkaufspassagen installiert<br />

sind, anonymisiert würden.<br />

Trotzdem muss wohl davon ausgegangen<br />

werden, dass beim Betreten<br />

des High-Tech-Areals einzelne Daten<br />

über Personen (zumindest Metadaten<br />

wie Datum, Ort und Verweildauer)<br />

gespeichert werden. Fraglich<br />

ist auch, ob Google Suchdaten mit<br />

Raumdaten verknüpft. Wenn das intelligente<br />

Stadtnetz weiß, dass Person<br />

XY häufig die Shopping-Mall betritt<br />

und nach Kleidungsstücken<br />

sucht, könnte Google personalisierte<br />

Werbung für Textilien ausspielen.<br />

„Privatleben ist wichtig“<br />

GETTY/LEON NEAL<br />

Der knapp 200 Seiten lange Entwurf<br />

von Sidewalk Toronto sieht auch einen<br />

persönlichen Account vor, mit<br />

dem jeder Bewohner Zugang zu<br />

städtischen Einrichtungen wie Kindertagesstätten,<br />

Schulen oder Bibliotheken<br />

erhält. Mit dem Account<br />

könnte man zum Beispiel auch einem<br />

Handwerker Zugang zu seiner<br />

Wohnung gewähren. Auch Gäste<br />

könnten einen digitalen Besucherausweis<br />

beantragen. So etwas<br />

brächte sicher auch Annehmlichkeiten,<br />

aber vor allem stellt sich die<br />

Frage: Werden die Bewohner zu Maschinisten,<br />

die mit ihren Handlungen<br />

und Bewegungen –vom Müll bis<br />

zum Verkehr –wertvolle Trainingsdaten<br />

für KI-Systeme produzieren?<br />

Jane Jacobs schrieb in ihrem Buch<br />

„Tod und Leben großer amerikanischer<br />

Städte“ (1961), einem Klassiker<br />

der Stadtsoziologie, dass es für die<br />

Funktionalität einer Stadt vor allem<br />

auf den offenen Zugang und den<br />

Ausgleich zwischen informellem öffentlichen<br />

Leben und Privatsphäre<br />

ankomme.„Privatleben ist wichtig in<br />

Großstädten. Es ist unentbehrlich.<br />

Vielleicht ist es überall wichtig und<br />

unentbehrlich, aber an den meisten<br />

Orten bekommt man es nicht. In<br />

kleinen Siedlungen weiß jeder über<br />

den anderen Bescheid; in der Großstadt<br />

nicht; da wissen es nur diejenigen,<br />

die man sich selbst zu Vertrautengewählt<br />

hat.“<br />

Googles Modellstadt in Toronto<br />

könnte bloß die Simulation von<br />

Großstadtsein: Zwar ist an der Oberfläche<br />

alles urban und anonym.<br />

Doch im Innern ist alles hypertransparent.<br />

Nicht jeder kennt jeden,<br />

aber dafür einer alle: nämlich Google.<br />

Sowie der Pfarrer im Dorf. Eine<br />

Stadt aber,inder es kein Privatleben<br />

mehr gibt, das macht die Lektürevon<br />

Jacobs’ immer noch aktuellem Klassiker<br />

klar, bricht irgendwann in sich<br />

zusammen.<br />

Adrian Lobe lebt in Heidelberg<br />

,woesnoch keine<br />

smarten Mülltonnen gibt.<br />

Drohungen im<br />

Streit über<br />

Urheberrecht<br />

Polizei sucht Sprengsatz<br />

bei CDU-Politiker<br />

Gegen das Bonner Bürodes Europaabgeordneten<br />

Axel Voss<br />

(CDU) ist am Donnerstag, 14. März,<br />

eine Bombendrohung eingegangen.<br />

Dasbestätigte die Polizei. Voss ist ein<br />

prominenter Befürworter der umstrittenen<br />

Urheberrechtsrichtlinie,<br />

über die das EU-Parlament Ende<br />

Märzabstimmen wird. Aufeinem Internetforum<br />

hatte ein Unbekannter<br />

behauptet, einen Sprengsatz in der<br />

Prinz-Albert-Straße in Bonn angebracht<br />

zu haben. Falls das EU-Parlament<br />

in der geplanten Abstimmung<br />

für die umstrittene Änderung des EU-<br />

Urheberrechts stimme, wolle er die<br />

Bombezünden. Im Umfeld des Bonner<br />

Büros jedoch wurde kein Sprengsatz<br />

gefunden. Die Ermittlungen gegen<br />

den Urheber der Drohung laufen.<br />

Voss hat vor einem Scheitern der<br />

Urheberrechtsreform auf europäischer<br />

Ebenegewarnt. Falls das Europaparlament<br />

dem Vorhaben nicht<br />

zustimme, ginge „die Machtprobe<br />

(…) zugunsten amerikanischer<br />

Plattformen aus“, sagteVoss.Erhatte<br />

den vorliegenden Reform-Kompromiss<br />

für das Parlament federführend<br />

mit den EU-Staaten ausgehandelt.<br />

EinScheiternwürde bedeuten, „dass<br />

eine Demokratie nicht mehr in der<br />

Lage ist, die Machtfülle einer Plattform<br />

entsprechend zu regulieren in<br />

diesem Bereich“, sagte Voss. Dann<br />

müssten sich Gerichte mit dem<br />

Thema beschäftigen.<br />

Unterhändler des Parlaments<br />

und der EU-Staaten hatten sich<br />

Mitte Februar auf einen Entwurf der<br />

Urheberrechtsreform geeinigt. Umstritten<br />

ist vor allem Artikel 13. Er<br />

sieht vor, dass Plattformen wie You-<br />

Tube künftig sicherstellen müssen,<br />

dass urheberrechtlich geschützte Inhalte<br />

nicht mehr unerlaubt ins Netz<br />

gelangen.<br />

Kreativ-Verbände wünschen<br />

eine Lizenzvergabe, die Tech-Unternehmen<br />

lehnen das ab. Sie haben<br />

sogenannte Upload-Filter ins<br />

Gespräch gebracht. Damit soll es<br />

technisch möglich sein, beim Hochladen<br />

zu prüfen, ob Bilder, Videos<br />

oder Musik urheberrechtlich geschützt<br />

sind. Dadurch drohe Zensur,sagen<br />

Kritiker. (pic./dpa)<br />

Lenas Leben<br />

mit dem<br />

Smartphone<br />

Videoder Musikerin im<br />

Hochformat aufgenommen<br />

L<br />

ena Meyer-Landrut hat ihr neues<br />

Musikvideo ganz smartphonegerecht<br />

produziert –also komplett im<br />

Hochformat aufgenommen. DerFotograf<br />

Paul Ripke schrieb bei Instagram<br />

zu einem Bild, das Meyer-<br />

Landrut und ihn zeigt: „Ich habe ein<br />

hochformatiges Video für Lena<br />

Meyer-Landrut gedreht.“ DerClip ist<br />

somit perfekt angepasst für die<br />

handybegeisterte Zielgruppe.<br />

Unddas Video zum Lied „Don’t lie<br />

to me“ geht noch weiter –der Zuschauer<br />

begleitet Meyer-Landrut bei<br />

ihrem täglichen Social-Media-Konsum.<br />

So sind etwa die Oberfläche der<br />

Kameraeinstellung zu sehen, eine Instagram-Timeline<br />

und eine fiktive<br />

WhatsApp-Unterhaltung. Die Ebenen<br />

verschwimmen, wenn Meyer-<br />

Landrut vor einem Spiegel im Bad<br />

steht und scheinbar voneinem Foto-<br />

Filter zum nächsten wischt. Undimmer<br />

taucht der Hinweis auf, dass der<br />

Batterie-Speicher bald leer ist. Lena<br />

zeige mit diesemVideo,was los ist bei<br />

ihren Fans,schrieb das Online-Magazin<br />

Bento dazu. Sie wisse, dass viele<br />

von ihnen einen Großteil ihrer Zeit<br />

am Smartphone verbringen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 25<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (fürHG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (fürHG) LivenachNeun 9.55<br />

(fürHG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

12.00 (für HG)Tagesschau 12.15 (für HG)<br />

ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (fürHG) Tagesschau 14.10 (fürHG) Rote<br />

Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10 (für HG)<br />

Sturmder Liebe 16.00 (für HG)Tagesschau<br />

16.10 (für HG)Hallo Schatz –Vom Plunder zum<br />

Prachtstück 17.00 (für HG) Tagesschau 17.15<br />

(für HG) Brisant 18.00 (fürHG) Werweiß denn<br />

sowas? 18.50 (für HG) WaPo Bodensee 19.45<br />

(für HG)Wissen voracht –Natur 19.55 (für HG)<br />

Börse voracht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Charité<br />

Stunde Null. Historienserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Perfekte Paare. Arztserie<br />

21.45 (für HG) Report München<br />

Moderation: Andreas Bachmann<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Terror in Hengasch. Krimiserie<br />

23.35 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Und ewig singt das Blaukehlchen<br />

0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.45 (für HG) Charité Stunde Null<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Der<br />

Blaulicht-Report. Doku-Soap 11.00 Der Blaulicht-Report<br />

12.00 Punkt 12. Moderation: Roberta<br />

Bieling 14.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 16.00 Schätze aus Schrott 17.00<br />

Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv<br />

–Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Beck is back!<br />

Das gekaufte Kind.Anwaltsserie<br />

Mit BertTischendorf, Annika Ernst u.a.<br />

21.15 (für HG) Die Klempnerin<br />

Am meistenAngst haben wir vor dem<br />

Leben. Krimiserie<br />

22.15 Doctor's Diary –Männer sind die<br />

beste Medizin Yippie: Noch mehr<br />

Arsch, noch weniger Sex.Comedyserie<br />

23.15 Doctor's Diary –Männer sind die<br />

beste Medizin Na toll: Ohne Marc ist<br />

alles doof! Comedyserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) MDR umvier 17.45 (für HG) Aktuell<br />

18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />

(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial<br />

20.15 (für HG) Umschau 21.00 (für HG) Der<br />

Osten –Entdecke wodulebst 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.05 (für HG) Sex-Shop DDR 22.50<br />

(für HG) Polizeiruf 110. Im Alter von ...TV-Kriminalfilm,DDR<br />

1974/2011 0.00 Eyewitness –<br />

Die Augenzeugen 1.00 (für HG) Umschau 1.45<br />

(für HG) Der Osten –Entdecke wo du lebst<br />

Bayern<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />

in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />

is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Tatort. Rebecca. TV-Kriminalfilm, D<br />

2015 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Gottschalk liest? 22.45 (für<br />

HG) Capriccio 23.15 nacht:sicht 23.45<br />

KlickKlack 0.15 Der Dirigent Christoph Eschenbach<br />

1.15 (für HG) Dahoam is Dahoam 1.45<br />

(für HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

14.00 MeinKind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />

und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 EwigeHelden. Sven Hannawald. Treffsicher<br />

/Hin undHer /Auf dem Sprung 22.40 Der<br />

Vertretungslehrer 23.40 Goodbye Deutschland!<br />

Die Auswanderer. HartmutBergmann, Dominikanische<br />

Republik 0.45 nachrichten 1.05 (für HG)<br />

MedicalDetectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin.<br />

Nachricht aus dem Jenseits<br />

Super RTL<br />

14.05 Angelo! 14.35 Zak Storm –Super Pirat<br />

14.55 Dragons –Auf zu neuen Ufern 15.25<br />

ALVINNN!!! und die Chipmunks 15.50 Ninjago<br />

–Garmadons Motorrad-Gang 16.15 Sally<br />

Bollywood 16.45 Voll zu spät! 17.10 What's<br />

New Scooby-Doo? 17.35 Zak Storm –Super<br />

Pirat 18.00 Die Tomund Jerry Show 18.35<br />

WOW Die Entdeckerzone 19.05 ALVINNN!!!<br />

und die Chipmunks 19.40 Angelo! 20.15 (für<br />

HG) The Tuxedo –Gefahr imAnzug. Actionfilm,<br />

USA 2002 22.15 Cold Justice –Verdeckte<br />

Spuren 23.10 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />

Sport1<br />

14.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und Medien 15.00 StorageWars<br />

–Die Geschäftemacher. Grenzenlose<br />

Schätze 16.30 Flip Wars –Buying Blind. Die<br />

Größe machts 17.30 StorageWars –Geschäfte<br />

in Texas. Unter Cowboys 18.30 StorageWars –<br />

Geschäfte in Texas. Torschlusspanik 19.00<br />

ContainerWars 22.00 FC Bayern Inside 22.30<br />

Scooore! –Internationales Fußball-Magazin<br />

23.15 Bundesliga aktuell. Die tägliche News-<br />

Sendung für Fußballfans 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Die tätowierte<br />

Frau 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Kindergeburtstag<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />

–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />

Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />

16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Tod<br />

eines Lüftlmalers 17.00 (für HG) heute 17.10<br />

(für HG) hallodeutschland 17.45 (für HG) Leute<br />

heute 18.00 (für HG) SOKO Köln. Richtfest<br />

19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Ein Fall von Zauberei<br />

20.15 (für HG) Ziemlich beste Nachbarn<br />

Wir und die Briten<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Klimawandel auf der Straße /Die<br />

Drahtzieher des Brexits<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Plattgemacht –Wenn ein<br />

Stadtteil verschwindet<br />

22.45 Mann, Sieber!<br />

Mit Tobias Mann, Christoph Sieber<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Neu imKino „Wir” von Jordan Peele<br />

5.30 Frühstücksfernsehen 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />

Streife.Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />

Annett Möller,Matthias Killing 19.00 Genial<br />

daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Navy CIS<br />

Tanten und Onkel. Krimiserie<br />

Mit Mark Harmon, Sean Murray, Emily<br />

Wickersham u.a.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Das geheime Fach. Krimiserie<br />

22.10 Hawaii Five-0<br />

Nach eigenen Regeln.Krimiserie<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Emergency Room Essen –Wodie Not<br />

am größten ist! Reportagereihe<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Gast: Mundstuhl (Comedy-Duo)<br />

13.05 (für HG) Planet Wissen 14.05 In aller<br />

Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.55 In aller<br />

Freundschaft –Die jungenÄrzte 15.45 (für HG)<br />

Aktuell 16.05 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45<br />

(für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Drei Väter sind<br />

besser als keiner. TV-Komödie, D2016 23.40<br />

(für HG) Alles inButter. Komödie, USA 2011<br />

1.00 (für HG) Quarks 1.45 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) aktuell 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,<br />

Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Visite –Spezial 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) aktuell<br />

22.00 (für HG) Tatort. Hundstage.TV-Kriminalfilm,<br />

D2016 23.30 (für HG) Weltbilder 0.00<br />

Lehrkraft imVorbereitungsdienst. Dokumentarfilm,<br />

D2016 1.25 (für HG) NDRTalk Show<br />

Kabel eins<br />

7.45 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />

8.35 Blue Bloods –Crime Scene NewYork<br />

9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS 11.15<br />

Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.10 Castle<br />

14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS: L.A.<br />

15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal,Dein Lokal –<br />

Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />

kümmern uns drum 20.15 16 Blocks. Actionfilm,<br />

USA/D 2006 22.30 Last Boy Scout –Das<br />

Ziel ist Überleben. Actionfilm,USA 1991 0.25<br />

Hostage –Entführt. Actionfilm,USA/D 2005<br />

RTL 2<br />

12.10 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />

Familie! 13.10 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 14.10 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie!<br />

15.10 DieWollnys –Eine schrecklich große<br />

Familie! 16.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer<br />

17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –<br />

Tag&Nacht 20.15 „Die Schnäppchenhäuser”<br />

Spezial 22.15 „Die Schnäppchenhäuser” Spezial<br />

0.10 Die Schnäppchenhäuser –Jeder Cent<br />

zählt 1.05 Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

13.45 Radsport: Tirreno Adriatico. 7. Etappe<br />

16.45 Snooker: World Main Tour 17.55 Feldhockey.<br />

Pro League 18.00 Dressurreiten: Weltcup<br />

18.55 Eurosport News 19.00 Springreiten:<br />

Rolex Grand Slam 20.05 Radsport: Tirreno<br />

Adriatico 21.00 Skifliegen: Weltcup 22.00 Formel<br />

E: FIA-Meisterschaft 22.30 Motorsport:<br />

FIA-Langstrecken-WM 23.00 Eurosport News<br />

23.15 Radsport: Tirreno Adriatico 0.00 Biathlon:<br />

Weltmeisterschaften 0.30 Biathlon: Weltmeisterschaften<br />

1.00 Ski alpin: Weltcup-Finale<br />

KABELEINS, 20.15 UHR ACTIONFILM<br />

16 Blocks<br />

Einst warder NewYorkerPolizist Jack Mosley(Bruce Willis, l.) einVorzeige-<br />

Cop wieaus dem Bilderbuch,dochvon den einstigen Idealensinddem abgehalfterten<br />

Cop heute kaum welche geblieben.AuchseinneuerAuftrag scheint<br />

Mosleywieder quälendeRoutinezusein, als er den KleinkriminellenEddie Bunker(MosDef,r.)<br />

füreine Zeugenaussage ins16Blocks entfernte Gerichtsgebäude<br />

eskortieren soll. Doch dervermeintlich einfache Auftragwirdbald zumlebensgefährlichen<br />

Spießroutenlauf,als Mosleyund Bunker vonzweiAttentätern unter<br />

Beschuss genommen werden. MitreißenderActionkracher vonGenrefachmann<br />

RichardDonner,der sich hier erfolgreich an einer Neuverfilmung desClint-Eastwood-Klassikers<br />

„Der Mann,der niemalsaufgibt“ ausdem Jahr 1977 versuchte.<br />

Im Anschlussfolgt mit „LastBoy Scout“ ein weiterer Bruce-Willis-Streifen.<br />

(USA/Dtl./2006)<br />

Foto: Kabeleins<br />

Anzeige<br />

RBB, 22.00 UHR TV-DRAMA<br />

Die Kinder meines Bruders<br />

unveu-news.de<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

9 8 4<br />

5 1<br />

6 2<br />

2 8 7<br />

4 7 5<br />

1 9<br />

9 1 7<br />

8 1<br />

3 7<br />

5<br />

7<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

2 1<br />

JETZT<br />

Der <strong>Berliner</strong>EricSteiner (David Rott,r.,<br />

m. MaxHegewald) genießtseinLeben<br />

in vollen Zügen. Verantwortung fürandere<br />

ist dem egoistischen Großstädter fremdund<br />

würdeauch garnichtsorecht zu seinem<br />

unstetenLebensstil passen. Als sein Bruder<br />

überraschend stirbt,reist Eric nach Sach-<br />

MDR WDR sen-Anhalt,umdessen insolventenBau-<br />

Arte<br />

ernhof zu verkaufen. Als er jedoch erkennt,<br />

dassdas Preisdumpingder Milchkartelle<br />

seinen Bruder in den Todgetriebenhaben,<br />

am Kiosk<br />

setztersich fürseineFamilieein und sagt<br />

den Großmolkereien denKampf an.TV-Familiendramamit<br />

David Rott,der vomSaulus<br />

zum Pauluswird.<br />

(Dtl./2016)<br />

Foto:RBB<br />

SUDOKU<br />

9<br />

2 8<br />

3 1 7<br />

4<br />

1 9 3<br />

5 8<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom VOM 18.3.2019<br />

MITTEL mittel<br />

8 4 6 3 1 7 2 9 5<br />

1 3 7 2 5 9 6 4 8<br />

9 5 2 8 6 4 1 7 3<br />

6 1 4 5 9 3 8 2 7<br />

2 9 5 4 7 8 3 1 6<br />

7 8 3 1 2 6 9 5 4<br />

4 2 8 9 3 5 7 6 1<br />

3 6 9 7 4 1 5 8 2<br />

5 7 1 6 8 2 4 3 9<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 18. 3. 2019<br />

vom 18.3.2019<br />

SCHWER<br />

schwer<br />

7 3 5 8 6 1 2 4 9<br />

1 2 6 9 7 4 5 8 3<br />

4 9 8 3 2 5 1 6 7<br />

6 4 9 1 8 2 7 3 5<br />

2 5 7 4 3 6 9 1 8<br />

3 8 1 7 5 9 4 2 6<br />

8 7 4 5 1 3 6 9 2<br />

9 6 3 2 4 7 8 5 1<br />

5 1 2 6 9 8 3 7 4<br />

5.35 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Die<br />

Stein 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach Meer<br />

14.00 Kesslers Expedition 14.45 Schnitzel in<br />

der Wüste –Deutsche in Marokko 15.15 Panda,<br />

Gorilla &Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />

Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Nashorn, Zebra &<br />

Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das<br />

Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in berlin<br />

&brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Schloss Liebenberg<br />

Dokumentationsreihe<br />

21.00 Die Havel von oben<br />

Dokumentation<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Die Kinder meines Bruders<br />

TV-Drama, D2016<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Krömer –Die internationale Show<br />

Gäste: Hannelore Hoger,Thorsten<br />

Havener,Heinz Buschkowsky<br />

0.45 Abendshow<br />

ProSieben<br />

8.55 The Middle 9.45 Fresh off the Boat<br />

10.40 Mike &Molly 11.05 How IMet Your Mother.<br />

Der Magier-Kodex/Farhampton 11.55 2<br />

Broke Girls. Der Schildkröteninstinkt/Das dritte<br />

Date 12.45 Mom 13.05 Twoand aHalf Men.<br />

Der Herr imHaus/Alles einsteigen/Pinocchios<br />

Mund 14.25 The Middle. Die bittere Pille/Die<br />

überflüssige Farbe 15.20 The Big Bang Theory.<br />

Der Verführungskünstler/Das Freund-Feind-<br />

Dilemma/Die Eigentums-Verteilungs-Problematik/Immer<br />

zum Geburtstag 17.00 taff. Springbreak<br />

–Fluch und Segen 18.00 Newstime<br />

18.10 Die Simpsons. Drei nasse Geschichten/<br />

Gleichung mit einem Unbekannten 19.05 Galileo.<br />

Doppelleben Priester und Bodybuilder<br />

20.15 Das Ding des Jahres<br />

Jury: Lena Gercke,JokoWinterscheidt,<br />

Hans-Jürgen Moog,Lea-Sophie Cramer<br />

Moderation: Janin Ullmann<br />

In der Show geht es um Erfinder,die<br />

ihre Ideen vorstellen.<br />

22.50 Die Simpsons Angst vorm Fliegen<br />

23.20 Die Simpsons Homer,der Auserwählte<br />

23.50 Die Simpsons Und Maggie macht drei<br />

0.15 Die Simpsons Barts Komet<br />

0.45 Das Ding des Jahres<br />

Jury: Lena Gercke,JokoWinterscheidt,<br />

Hans-Jürgen Moog,Lea-Sophie Cramer<br />

16.40 (für HG) X:enius 17.10 Leben mitVulkanen<br />

17.40 Nepal –Die Stimme der Frauen<br />

18.35 (für HG)Wilde Ostsee 19.20 Arte Journal<br />

19.40 (für HG) Re: 20.15 (für HG) Resistance<br />

Fighters. Dokumentarfilm,D2018<br />

21.50 Antibiotika-Krise: Gespräch mit Prof.<br />

Didier Raoult und Dr. Tim Eckmanns 22.10<br />

Alte Freunde –neue Feinde –Was unsere Kinder<br />

chronisch krank macht 23.45 Ausgebrannt<br />

–Kollaps im Krankenhaus. Dokumentarfilm,B2016<br />

1.10 Arte Journal 1.30 Im<br />

Krieg. Dokumentarfilm,D2014<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.15 Der Dinosaurierjäger<br />

–Warum Köbi Siber sein Leben alten Knochen<br />

verschreibt 13.35 Panamericana (1-7/7)<br />

18.30 nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Die Toten vom Bodensee. TV-Thriller,D/A<br />

2014 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Bali und Lombok –Inseln der Sehnsucht<br />

23.15 Sri Lanka –Insel der Hoffnung<br />

0.10 Reporter 0.30 10vor10 1.00 Der Dinosaurierjäger<br />

–Warum Köbi Siber sein Leben<br />

alten Knochen verschreibt<br />

Phoenix<br />

9.30 phoenix plus 10.00 phoenix vor ort<br />

10.30 phoenix plus 12.00 phoenix vor ort<br />

12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />

15.15 phoenix plus 16.00 Dokumentation<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 Aktuelle Reportage<br />

18.30 Berlin und Brandenburg von oben.<br />

Dokumentarfilm,D2016 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Napoleon –Die wahre<br />

Geschichte 21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) phoenix runde 23.00 phoenix<br />

der tag 0.00 (für HG) phoenix runde 0.45 Napoleon<br />

–Die wahre Geschichte<br />

Kika<br />

11.40 Die unglaublichen Abenteuer von Blinky<br />

Bill 12.05 Der kleine Nick 12.30 The Garfield<br />

Show 12.55 SherlockYack –Der Zoodetektiv<br />

13.20 Miss Moon 13.40 Tiere bis unters Dach<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 Wendy 15.50<br />

Pound Puppies –Der Pfotenclub 16.30 (für<br />

HG) 4½Freunde 17.20 Belle und Sebastian<br />

17.55 Shaun das Schaf 18.10 (für HG) Die<br />

Biene Maja 18.35 Mama Fuchs und Papa<br />

Dachs 18.50 Sandmann 19.00 Nils Holgersson<br />

19.25 Dein Song 2019 19.50 (für HG)<br />

logo! 20.00 (für HG) Live 20.10 My Move<br />

Dmax<br />

13.15 Alaskan Bush People 14.15 Abenteuer<br />

Survival 15.10 Ultimate Airport Dubai 16.10<br />

Border Control –Spaniens Grenzschützer<br />

17.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />

Alaskas 19.15 Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte<br />

21.15 Wingmen –Zwei Brüder heben<br />

ab 22.15 Hellfire Heroes –Einsatz in Kanada<br />

23.15 Clandestino –Undercover inder Unterwelt<br />

0.15 Wingmen –Zwei Brüder heben ab<br />

1.10 Hellfire Heroes –Einsatz in Kanada 1.55<br />

Body Cam Cops 2.40 Body Cam Cops<br />

5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 Die Akte<br />

BND 20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair.Moderation:<br />

Moderation: Frank Plasberg 21.32 Gott<br />

statt Drogen 22.00 Marktcheck 22.45 DieTagesschau<br />

vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />

ReportMünchen 0.00 Umschau 0.45 Schätzeder<br />

Welt 1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage... 1.50<br />

Abendschau 2.20 Thüringen Journal 2.50 Extra<br />

3.02 Aktuelle Stunde 3.47 Extra 4.02 Brandenburg<br />

aktuell 4.30 buten un binnen<br />

ONE<br />

9.00 Brisant 9.40 Bezaubernde Jeannie 10.05 Bezaubernde<br />

Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00 In<br />

aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 11.50 Verrückt<br />

nachMeer 12.40 Sturmder Liebe 13.25<br />

Sturmder Liebe 14.15 Praxis mitMeerblick. TV-<br />

Komödie, D2018 15.40 In aller Freundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 16.30 Bezaubernde Jeannie<br />

16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Der Dicke 18.40 Sturmder Liebe 19.25<br />

Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who 21.15 Doctor<br />

Who 22.30 Hustle –Unehrlich währtamlängsten<br />

23.20 Torchwood 0.10 Doctor Who 1.10 Doctor<br />

Who 2.30 Hustle–Unehrlich währtamlängsten<br />

3.20 Torchwood 4.10 Der Dicke<br />

ZDF NEO<br />

5.00 TerraXpress 5.25 TerraX6.10 TerraX6.55<br />

TerraX7.40 Topfgeldjäger 8.35 Lafer! Lichter!<br />

Lecker! 9.20 Bares fürRares 10.10 Bares für Rares<br />

11.05 kaputt und ... zugenäht! 11.50 Die Rettungsflieger<br />

12.35 Die Rettungsflieger 13.15<br />

Monk 13.55 Monk 14.40 Kommissar Stolberg<br />

15.35 Die Rettungsflieger 16.20 Die Rettungsflieger<br />

17.05 Monk 17.45 Monk 18.30 Bares für<br />

Rares 19.20 Bares fürRares 20.15 (für HG) Friesland.<br />

Irrfeuer.TV-Kriminalfilm, D2017 21.45 Dead<br />

End 22.30 Parfum 23.30 (für HG) TheTeam. TV-<br />

Kriminalfilm, CH/A/D/B/DK 2018 1.25 Lobbyistin<br />

2.00 Lobbyistin 2.30 DieJagd. Drama, DK/S<br />

2012 4.20 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

9.15 Aufgeklärt–SpektakuläreKriminalfälle 10.45<br />

Scientology: Aufder Spur mysteriöser Todesfälle<br />

11.30 Mythosauf dem Prüfstand 12.15 Auf der<br />

Spur desVerbrechens –ForensikerimEinsatz<br />

13.00 ZDF-History 14.15 Die Akte Tutanchamun<br />

15.45 Time Scanners:Geheimnisse in 3D 17.15<br />

Geheimnisvolle Unterwelt 18.00 Das unsichtbare<br />

Rom –Geheimnisvolle Unterwelt 18.45 Schüsse<br />

auf demPetersplatz –Wer wollte den Papst ermorden?<br />

19.30 Entführung ausdem Vatikan –Der Fall<br />

Emanuela Orlandi 20.15 Deadly Intelligence –WissenschaftlerimFadenkreuz<br />

0.45 heute-journal<br />

1.15 Die Akte Tutanchamun 2.45 Time Scanners:<br />

Geheimnisse in 3D<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Absolut Strawinsky!, ca.117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Ludwig XIV.und das „Ballet<br />

royal delaNuit”, ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik In pace inidpisum.Martin Luther,<br />

der Todund die Musik.Von Stefan Menzel Mit<br />

seinem ‚Widerruf vom Fegefeuer' brach Luther<br />

radikal mit dem traditionellen Jenseitsbild seiner<br />

Zeit.., ca.30Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Der Fall Maurizius” Hörspiel nach Jakob<br />

Wassermann.Mit Gert Westphal,Willy Trenk-<br />

Trebitsch,Hermann Menschell,Marianne Hoppe,<br />

Fritz Kortner,Paul Hoffmann,Hans-Joachim<br />

Horn, Mathilde Einzig,Hans Caninenberg.Regie:<br />

Palma,ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Julian Barnes: „Die einzige Geschichte”(2/22),<br />

ca.31Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Christen proben den Ungehorsam.Die<br />

Realität des Kirchenasyls inDeutschland.<br />

Von Rupert Neudeck, ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Schattenwirtschaft. Wie sich der Terror<br />

in Westafrika finanziert.Mit Katja Bürkle,RobertArnold,<br />

Christian Büsen, Volker Düker, Andreas<br />

Klaue, Abak Safaei-Rad, Uwe-Peter<br />

Spinner. Von Bettina Rühl,ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzüge durch das klassische<br />

Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser, ca. 56 Minuten<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Laura Cahen., ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Mambo Kings &Latin<br />

Legends.Mit Peter Rixen,ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Eyolf Dale Quintet. Mit Atle Nymo<br />

(Saxofon,Klarinette), Adrian Løseth Waade<br />

(Violine),Eyolf Dale (Klavier), Per Zanussi<br />

(Kontrabass), Andreas Bye (Schlagzeug).Mit<br />

Michael Kuhlmann,ca. 55 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Märkische Wandlungen Kultur in Brandenburg<br />

–aktuell. u.a.Gespräch zuAusstellung im<br />

Literaturmuseum Rheinsberg Fontane/Tucholsky.Von<br />

Danuta Görnandt, ca. 56 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 65 · D ienstag, 19. März 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Diane Kruger (42) ist stolz auf sich<br />

selbst, darauf, was sie mit harter Körperzucht<br />

aus sich gemacht hat.Vier<br />

Monate nach der Geburtihres ersten<br />

Kindes zeigte die Schauspielerin auf<br />

der Schau-mal-wie-toll-ich-bin-<br />

PlattformInstagram ein Bild vonsich<br />

–mit Sporthose und Bikini-Top in einem<br />

Fitnessstudio.Wir sehen: Krugers<br />

Bauchmuskeln sind wohltrainiert,<br />

ihreBauchpartie ist wohlgeglättet.<br />

Dassei„harte Arbeit“ gewesen,<br />

führtsie aus,nach der Schwangerschaft<br />

habe sie das nicht für möglich<br />

gehalten,„und ganz bestimmt nicht<br />

in meinem Alter“. Krugers Selbstoptimierungsstolz<br />

angesichts der weiblichen<br />

Schönheits- und Körpernormerfüllung<br />

ist grenzenlos: Kein Trainer<br />

habe ihr zur Seite gestanden und sie<br />

angetrieben, alles sei ihrer eigenen<br />

Willenskraft entsprungen.<br />

Sheryl Sandberg (49) hadertmit den<br />

Normen unserer Zeit, nicht unbedingt<br />

insoweit sie die Schönheit betreffen,<br />

wohl aber,wenn sie Frauen<br />

auf Schönheit reduzieren. Zumbundesweiten„Equal<br />

PayDay“ am Montag<br />

erklärte die Facebook-Geschäftsführerin<br />

dem Handelsblatt: DasÜbel<br />

ungleicher Bezahlung vonMännern<br />

und Frauen sei in der unterschiedlichen<br />

Erziehung vonKindernbegründet.<br />

Selbstbewussten Mädchen<br />

würde man sagen,„dass sie ,bossy‘<br />

seien, dass sie herumkommandieren“,<br />

während selbstbewusste Jungs<br />

nicht ,bossy‘ sind, die sieht man als<br />

natürliche Anführer“.<br />

LeroySané (23) entgeht der für Männer<br />

in der Regel farb- und formarmen<br />

Kleidungsnormauf lässigcoole<br />

Weise.Der Fußballprofi von<br />

Manchester City zeigte sich am<br />

Montag beim Treffen der deutschen<br />

Nationalmannschaft<br />

in Wolfsburg<br />

mit einer bemalten<br />

Jacke in weißer<br />

Fell-Optik: Flausch<br />

und Farbe finden<br />

hier auf vorzügliche<br />

Weise zusammen.<br />

Vorbildlich!<br />

(schl./mit<br />

dpa)<br />

Flausch und Farbe<br />

für den modernen<br />

Mann. IMAGO<br />

TIERE<br />

Armando im Züchterkatalog.Ein<br />

teures Täubchen.<br />

PIPA.BE<br />

Oh, eine Bahnhofstaube, werden Sie<br />

unter Umständen denken und sich<br />

vielleicht ein wenig ekeln. Weit gefehlt,<br />

das Tier auf unserem Bild hört<br />

auf den edlen Namen Armando und<br />

ist nicht weniger als die teuerste<br />

Brieftaube der Welt. Beieiner Auktion<br />

wechselte sie jetzt den Besitzer<br />

für sage und schreibe 1,25 Millionen<br />

Euro und ist nun Eigentum eines<br />

Chinesen. Derflämische Vogel gehörte<br />

Joël Verschoot, einem der angesehensten<br />

Taubenzüchter Belgiens.Armando<br />

ist damit mehr als<br />

dreimal so teuer wie der bisherige<br />

,Rekordpreisträger' NewBliksem,<br />

der im vergangenen November<br />

376 000 Euro einbrachte. (mpw.)<br />

Flamboyant für deutsche Verhältnisse: Die Gottschalks im vergangenen Jahr bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth<br />

Szenen einer Ehe<br />

Es ist das Ende einer langen Liebe: Thomas und Thea Gottschalk haben ihre Trennung bekanntgegeben<br />

VonMarcus Weingärtner<br />

und Christian Schlüter<br />

Damit hatte niemand gerechnet,<br />

es schien eine<br />

besondere Verbindung<br />

zu sein, wie man sie nur<br />

selten findet, vor allem in dem lärmend-grellen<br />

Showgeschäft. Nunist<br />

es vorbei: Thea und Thomas Gottschalk<br />

gaben ihre Trennung bekannt.<br />

Die Nachricht kam am Montagnachmittag,<br />

Gottschalks Rechtsanwalt<br />

bestätigte die Meldung auf<br />

Anfrage der Bild-<strong>Zeitung</strong>. Am Mittwoch<br />

soll die erste Folge von Gottschalks<br />

neuer Sendung „Gottschalk<br />

liest“ im Bayrischen Rundfunk ausgestrahlt<br />

werden.<br />

Mustergültige Ehe<br />

Die Trennung kam, zumindest für<br />

die Öffentlichkeit, völlig unerwartet.<br />

DasPaar,das sich 1972 kennengelernt<br />

hatte, heiratete<br />

vier Jahre später und galt seit<br />

über 40 Jahren als mustergültig<br />

in der Eheführung –keine Skandale,<br />

keine Affäre schienen das<br />

Bild von Thea und Thomas Gottschalk<br />

als glückliche Ehepartner zu<br />

trüben. Zwei Söhne hat das Paar,<br />

die laut Bild-<strong>Zeitung</strong> vor einigen<br />

Wochen von der bevorstehenden<br />

Trennung ihrer Eltern informiert<br />

worden sein sollen. Sohn Roman<br />

kam 1982 zur Welt, sieben Jahre<br />

später adoptieren die Gottschalks<br />

ihren Sohn Tristan, mittlerweile<br />

sind die Gottschalks zweifache<br />

Großeltern.<br />

Ein Feuer zertörte 2018 das Anwesen der Gottschalks in Malibu.<br />

Für den Entertainer, der lange<br />

Jahre lang als Lichtgestalt des deutschen<br />

Fernsehens galt und dessen<br />

frisch-freche Moderation der angestaubten<br />

Familiensendung „Wetten,<br />

dass..?“ in der Nachfolge von Frank<br />

Elstner neues Ansehen und fantastische<br />

Quoten bescherte, ist es eine<br />

Zeit der Zäsuren. DieÄra der großen<br />

Samstagabend-Fernsehshows ist im<br />

Allgemeinen vorbei, von Schlagersendungen<br />

einmal abgesehen, mit<br />

einstigen Erfolgskonzepten wie dem<br />

von „Wetten, dass..?“ bindet man<br />

längst schon keinen Familienverbund<br />

mehr an den Fernseher.<br />

Dabei war Gottschalk von allen<br />

Moderatoren der Sendung der erfolgreichste<br />

und wohl auch beliebteste.Von<br />

1987 bis 1992 führte er kalauernd<br />

durch die Sendung, um im<br />

Anschluss zum Privatsender RTL zu<br />

wechseln, wo weder seine Moderation<br />

der Konservensendung „Disney<br />

Filmparade“ noch seine nach amerikanischem<br />

Vorbild aufgezogene<br />

Late-Night-Show „Gottschalk Late<br />

Night“ auch nur annähernd an die<br />

Erfolge seiner Zeit beim ZDF heranreichen<br />

konnte. Nach einem recht<br />

glücklosen Wolfgang Lippert kehrte<br />

Gottschalk dann am 15. Januar 1994<br />

zurück ins Zweite und zur Sendung<br />

„Wetten, dass..?“, der er noch einmal<br />

bis 2011 gute Jahre bescherte, bis er<br />

nach dem schweren Unfall des 23-<br />

jährigen Wettkandidaten Samuel<br />

Koch das Handtuch warf –seitdem<br />

habe „ein Schatten auf der Sendung“<br />

gelegen.<br />

Gottschalk moderierte insgesamt<br />

151 Ausgaben der Show. Kein<br />

Fernsehschaffender war in<br />

Deutschland so beliebt und bekannt.<br />

Das aber hieß auch: Gottschalk<br />

blieb als öffentliche Person<br />

Blond in Bollywood<br />

AP/REED SAXON<br />

nirgends unerkannt. Nicht zuletzt<br />

deswegen zog es ihn in die USA:<br />

Um die Kinder ungestört vom Medientrubel<br />

aufwachsen zu lassen,<br />

ging die Familie Mitte der 90er<br />

Jahre vom Weßlinger See inBayern<br />

nach Malibu in Kalifornien. 1993<br />

erwarben er und seine Frau Thea<br />

dort ein stattliches Anwesen. Hier,<br />

in einer wohlhabenden Promigegend,<br />

so sagte Gottschalk einmal,<br />

würde ihn niemand kennen.<br />

DasFeuer in Malibu<br />

DPA/MATTHIAS BALK<br />

In den Fokus der Öffentlichkeit geriet<br />

der Rückzugsort allerdings<br />

2018: Bei einem Waldbrand im November<br />

wurde die Villa, deren Wert<br />

mehr als 10 Millionen Euro betrug,<br />

bis auf die Grundmauern zerstört.<br />

Äußerlich gab sich der für seine lockeren<br />

Sprüche bekannte Moderator<br />

unbekümmert und kommentierte<br />

die Katastrophe so: „Letzte<br />

Woche war ich noch herbstblond,<br />

jetzt bin ich aschblond.“ Beobachtern<br />

fiel allerdings auf, dass sich<br />

Thea und Thomas Gottschalk nach<br />

dem Verlust ihres Anwesens nur<br />

noch selten in Malibu sahen. Thea<br />

sollte sich häufig in einem Apartment<br />

in New York aufhalten, während<br />

für Thomas dort zuleben „eigentlich<br />

nicht vorstellbar“ war.<br />

DerBild-<strong>Zeitung</strong> erklärte er in der<br />

vergangenen Woche noch: „Ich weiß<br />

wirklich nicht, wo mein Leben weitergeht.“<br />

Das klang nicht so, als würde<br />

sichThomas Gottschalk lediglich Sorgen<br />

um seinen künftigen Wohnort<br />

machen.<br />

Die deutsche Schauspielerin Suzanne Bernert macht in Indien Karriere –eine seltene Ausnahme auf dem Kontinent<br />

VonNick Kaiser<br />

Applaus brandet auf im Festsaal<br />

des Luxus-Hotels SeaPrincess in<br />

Mumbai, als Suzanne Bernertinperfektem<br />

Hindi zu reden beginnt. „Indien<br />

hat mir den roten Teppich ausgerollt<br />

und mir so viel Liebe gegeben,<br />

dass ich mein Leben lang dankbar<br />

sein werde“, betont sie. Als die –für<br />

indische Verhältnisse – große, rotblonde<br />

Frau dann auch noch einen<br />

Satz in der Lokalsprache Marathi<br />

sagt, kommt das Publikum aus dem<br />

Staunen nicht mehr heraus.<br />

Bernert hat gerade den „Preis für<br />

Errungenschaften vonFrauen“ einer<br />

Umweltschutzorganisation entgegen<br />

genommen. Schon im vergangenen<br />

Jahr bekam sie einige Auszeichnungen,<br />

darunter eine als „internationale<br />

Diva vonBollywood“.<br />

Nach 14 Jahren in Indien,<br />

24 Fernsehserien und Filmen<br />

in drei indischen<br />

Sprachen erfährt Bernert<br />

nun all diese Anerkennung,<br />

weil sie ihrebislang<br />

meistbeachtete Rolle in<br />

dem Film „The Accidental<br />

Prime Minister“ gespielt<br />

hat, der im Januar in die<br />

Kinos kam.<br />

Bernert wurde im ostwestfälischen<br />

Detmold<br />

geboren, ihre Familie zog<br />

ins bayerische Westallgäu, als sie<br />

noch zur Grundschule ging. Dass<br />

sie nach einer Schauspielausbildung<br />

in Berlin und einem ersten En-<br />

gagement am Theater in Neu-Ulm<br />

in Indien landete, sei so nicht geplant<br />

gewesen, sagt sie: Bei einem<br />

Filmdreh mit einer indischen<br />

Crew in Dubai<br />

lernte sie einen Produzenten<br />

kennen, der ihr 2005<br />

eine Rolle in einer indischen<br />

Fernsehserie vermittelte.Bald<br />

darauf folgte<br />

in einer Seifenoper ihr<br />

DPA/NICK KAISER<br />

Durchbruch als „erste ausländische<br />

Schwiegertochter<br />

Nicht die<br />

typische Inderin. im indischen Fernse-<br />

hen“, wie Bernertsagt.<br />

„Ich habe meinen jetzigen<br />

Mann getroffen, und der Rest ist<br />

Geschichte –ich bin hängengeblieben“,<br />

erzählt Bernert, die mit dem<br />

indischen Schauspieler Akhil<br />

Mishra verheiratet ist. „Ich habe so<br />

viele Angebote gekriegt, dass ich<br />

dann eben hier war und die behaltene<br />

Wohnung in Berlin dann irgendwann<br />

von meinen Eltern aufgelöst<br />

wurde.“<br />

Bernert kam, wie sie erzählt, in<br />

einer Zeit nach Indien, als es für<br />

Ausländer meist nur Rollen als Statisten<br />

oder Tänzer gab. Auch Suzanne<br />

Bernert wünscht sich, ihr Talent<br />

mal in der Heimat zeigen zu<br />

können. „Ich würde sehr gerne in<br />

der eigenen Sprache arbeiten“, sagt<br />

sie. Früher sei ihr in Deutschland<br />

aber immer gesagt worden: „Wir haben<br />

Nina Hoss, wir brauchen dich<br />

nicht.“ In Bollywood hingegen ist<br />

sie ein Unikat –als „internationale<br />

Diva“. (dpa)<br />

Toter Walmit 40 Kilogramm<br />

Plastik im Bauch gefunden<br />

Einjunger Walmit rund 40 Kilogramm<br />

Plastikmüll im Magen ist verendet<br />

an der Küste der Philippinen<br />

entdeckt worden. DerCuvier-Schnabelwal<br />

habe unter anderem 16 Reissäcke<br />

aus Kunststoff, vier Säcke aus<br />

dem Bananenanbau und etliche Einkaufstüten<br />

verschluckt, berichteten<br />

Meeresbiologen in Davaoüber den<br />

Fund vomSonnabend. DieRegierung<br />

müsse endlich etwas gegen diejenigen<br />

unternehmen, die die Wasserstraßen<br />

und Ozeane als Müllkippe<br />

verwendeten, hieß es vom<br />

D' Bone Collector Museum, das Fotos<br />

desWales und der Massen an verschlucktem<br />

Plastik bei Facebook veröffentlichte.„Dasist<br />

so traurig zu sehen<br />

und zeigt, dass wir alle entschieden<br />

etwas tun müssen, um unsere<br />

Meerevor Plastik zu schützen“, twitterte<br />

die britische Tierschutzorganisation<br />

Orca am Montag. DerWal ist<br />

bei weitem nicht das erste Meerestier,das<br />

an Plastikmüll verendet gefunden<br />

wurde.Ende vergangenen<br />

Jahres war an der Küste Indonesiens<br />

ein toter Pottwal mit knapp sechs Kilogramm<br />

Plastik im Magen angespült<br />

worden –darunter 115 Becher,<br />

25 Tüten und mehr als 1000 weitere<br />

Plastikteile.Indonesien, die Philippinen<br />

und China zählen zu den größten<br />

Verursachernvon Plastikverschmutzung<br />

in den Ozeanen. (dpa)<br />

Zyklon „Idai“ –bis zu 1000<br />

Todesopfer befürchtet<br />

Auch der Flughafen in Beira wurde vom<br />

Zyklon verwüstet.<br />

AFP/DEBORAH NGUYEN<br />

Nach dem schweren tropischen Wirbelsturm„Idai“<br />

könnte es in Mosambik<br />

nach Angaben vonPräsident Filipe<br />

Nyusi bis zu 1000 Todesopfer geben.<br />

Daserklärte Nyusi am Montag<br />

im staatlichen Radiosender Radio<br />

Moçambique.Zuvor hatte er das Katastrophengebiet<br />

im Zentrum des<br />

Landes besucht. (dpa)<br />

Betrüger wollen Profit aus<br />

Anschlag schlagen<br />

Betrüger versuchen mit Phishing-<br />

Mails,Profit aus dem Anschlag in<br />

Christchurch zu schlagen. Dabei fordernsie<br />

ihreAdressaten zu Spenden<br />

auf, die auf gefälschte Bankkonten<br />

überwiesen werden sollen, wie Neuseelands<br />

Behörde für Cyber-Sicherheit<br />

CERTNZamMontag mitteilte.<br />

DieAttacke auf zwei Moscheen, bei<br />

der 50 Gläubige mutmaßlich voneinem<br />

Rechtsextremisten ermordet<br />

wurden, hat in Neuseeland zu einer<br />

Flut vonSpenden für die Opfer und<br />

Angehörigen geführt. (AFP)<br />

34 Tote bei<br />

Güterzug-Unglück im Kongo<br />

Beieinem Eisenbahnunglück im<br />

Kongo sind 34 Menschen ums Leben<br />

gekommen, die als blinde Passagiere<br />

bei einem Güterzug mitgereist waren.<br />

Beider Entgleisung seien mehrere<br />

Waggons voneiner Brücke gestürzt,<br />

erklärte am Montag der stellvertretende<br />

Provinzgouverneur HubertMbingho.Etwa<br />

80 weitere<br />

Menschen seien bei dem Unglück in<br />

der zentralen Provinz Kasai teils<br />

schwer verletzt worden. (dpa)

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