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Berliner Kurier 20.03.2019

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12 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 20. März2019<br />

Berlin autofrei<br />

Jetzt rollt<br />

der Ärger an<br />

Der Entwurfdes Luftreinhalteplans<br />

stößt auf Kritik.Wird er wirklich wahr?<br />

Von<br />

PETER NEUMANN<br />

Berlin – Die Nachricht hat die<br />

Autofahrer aufgeschreckt.<br />

Fast doppelt so viele Parkzonen,<br />

höhere Parkgebühren,<br />

85 neue Tempo-30-Abschnitte<br />

und 15 Durchfahrverbote<br />

für Diesel bis einschließlich<br />

Euro 5: Das sieht der Entwurf<br />

des neuen Luftreinhalteplans<br />

vor, den Umweltsenatorin<br />

Regine Günther (parteilos,<br />

für Grüne) vorgelegt<br />

hat. Doch es gibt viel Kritik.<br />

Benjamin Jendro ahnt schon,<br />

wie viele Dieselnutzer auf die<br />

Durchfahrverbote in der Leipziger,<br />

der Brücken-, der Hermannstraße<br />

und anderswo reagieren<br />

werden. „Die tippen nur<br />

kurz aufs Gas –und dann sind<br />

sie auch schon durch“, sagte der<br />

Sprecher der Gewerkschaft der<br />

Polizei (GdP) in Berlin am<br />

Montag. Mit einer durchschnittlichen<br />

Länge von 160<br />

Metern werden die Verbotszonen,<br />

die zum 1. Juli auf neun<br />

<strong>Berliner</strong> Hauptverkehrsstraßen<br />

beschildert werden sollen,<br />

äußerst übersichtlich sein.<br />

So lange es keine blaue Plakette<br />

gibt, die Polizeibeamte relativ<br />

einfach überprüfen können,<br />

werde eine wirkungsvolle<br />

Überwachung kaum möglich<br />

sein.„Die Kollegen müssten jedes<br />

einzelne Fahrzeug anhalten,<br />

um anhand der Papiere<br />

festzustellen, ob es auf dem be-<br />

treffenden Abschnitt unterwegs<br />

sein darf“, sagte der Polizeigewerkschafter.<br />

Für so aufwendige<br />

Überprüfungen fehle<br />

das Personal. „So etwas wäre<br />

bestenfalls im Rahmen von medienwirksamen<br />

Schwerpunktkontrollen<br />

möglich“, so Jendro.<br />

„Berlins Anti-Auto-Senatorin<br />

Regine Günther pestet weiter<br />

gegen alle <strong>Berliner</strong>, die mobil<br />

bleiben wollen“, sagte Oliver<br />

Friederici, verkehrspolitischer<br />

Sprecher der CDU. „Sie und ihre<br />

grüne Auto-Hasser-Lobby<br />

wollen Berlin zur Hauptstadt<br />

der Fahrverbote und mit noch<br />

mehr Tempo 30 die <strong>Berliner</strong><br />

zur Schnecke machen.“<br />

Doch es gibt auch Kritiker, die<br />

den Blick auf den Bund und die<br />

Autoindustrie lenken. Seit 1999<br />

gibt es aus Brüssel die Ansage,<br />

dass mehr gegen die gesundheitsschädlichen<br />

Stickstoffdioxide<br />

getan werden muss, seit<br />

2010 gibt es die Pflicht zur Einhaltung<br />

der Grenzwerte. Doch<br />

der Bund lavierte herum, und<br />

Bei Tempo 30 wird gleichmäßiger gefahren, die<br />

Abgaswerte sinken. 85 Abschnitte sind geplant.<br />

Regine<br />

Günther muss<br />

die Stickstoffdioxidbelastung<br />

der Luft<br />

senken.<br />

Autohersteller tüftelten<br />

Manipulationstechni-<br />

aus. „Auch die<br />

ken<br />

<strong>Berliner</strong><br />

Autofahrer<br />

müssen nun ausba-<br />

was sich seit<br />

den,<br />

vielen Jahren abge-<br />

hat“, sagte<br />

zeichnet<br />

Anselm Lotz, stell-<br />

Obermeister<br />

der<br />

vertretender<br />

Kfz-Innung Berlin.<br />

„Die Politik<br />

hat versäumt zu<br />

handeln und sich<br />

von der Industrie<br />

einlullen lassen.“<br />

Wird das, was<br />

Günther den Auto-<br />

auftischt, am<br />

fahrern<br />

Ende nicht so heiß<br />

gegessen wie ge-<br />

Im kocht? Roten<br />

Rathaus sieht man auf jeden<br />

Fall noch Diskussionsbedarf.<br />

Erst am Ende des Beteiligungsverfahrens<br />

werde klar sein, was<br />

tatsächlich im Plan stehen<br />

wird, sagte Senatssprecherin<br />

Claudia Sünder. „Es wird ergebnisoffen<br />

diskutiert.“<br />

Zwar hat der Senat die Bezirke<br />

aufgerufen, die Parkgebühren<br />

zu erhöhen –auf drei Euro<br />

pro Stunde. Doch ob das so<br />

kommt, ist etwa in Friedrichshain-Kreuzberg<br />

noch nicht<br />

klar. Bezirksamtssprecherin<br />

Sara Lühmann: „Wenn die Gebühren<br />

sehr hoch sind, besteht<br />

teilweise die Gefahr, dass unser<br />

Wirtschaftsplan ins Defizit<br />

rutscht, weil dann kaum noch<br />

jemand von extern in den bewirtschafteten<br />

Zonen parkt.“<br />

Dann sei nichts gewonnen.<br />

Geld zurück,wenn die Liebe geht?<br />

Bundesgerichtshof entscheidet über Rückzahlung eines großen Geschenks<br />

Karlsruhe – Ein Ehepaar aus<br />

Brandenburg verlangt vom Ex-<br />

Freund seiner Tochter 47 040,77<br />

Euro zurück, nachdem es dem<br />

Paar kurz vorder Trennung Geld<br />

für den Hauskauf geschenkt hat.<br />

Jetzt wurde der Fall indritter<br />

und letzterInstanz vor dem Bundesgerichtshof<br />

verhandelt. Der<br />

wird wohl neue rechtliche<br />

Grundsätze für solche Fälle festlegen.<br />

Das Paar warseit 2002 zusammen,<br />

kaufte 2011 ein Haus im<br />

<strong>Berliner</strong> Umland. Die Eltern der<br />

Frau schossen etwas mehr als<br />

104 000 Euro dazu. 2013 aber<br />

ging diePartnerschaft in die Brüche,<br />

die Eltern verlangten im<br />

Jahr 2014 vom Mann die Hälfte<br />

des geschenkten Geldes zurück.<br />

Die „Geschäftsgrundlage“, –die<br />

Erwartung, die Beziehung werde<br />

dauerhaft halten –sei weggefallen.<br />

Landgericht Potsdam und<br />

Oberlandesgericht Brandenburg<br />

hattenden Eltern Recht gegeben,<br />

das Oberlandesgericht zog aber<br />

für die vier Jahre, diedie Tochter<br />

in dem Haus gelebt hatte, 6,4<br />

Prozent vom Anteil des Mannes<br />

ab. Sokam es zu dem seltsamen<br />

Betrag von 47 040,77 Euro. Damit<br />

war der Ex, der das Haus<br />

nach der Trennung für 220 500<br />

Euro ersteigert hatte, nicht einverstanden.Erging<br />

in Revision.<br />

Die Karlsruher Richterstellten<br />

bei der Verhandlung die Frage,<br />

ob Ehenund Partnerschaften ohne<br />

Trauschein in solchen Fällen<br />

unterschiedlich zu bewerten<br />

sind.Siehinterfragtenauch,obes<br />

sinnvoll ist, die Höhe von Rückzahlungen<br />

wie bisher üblich an<br />

der Dauer der Beziehung zu bemessen.<br />

Das Urteil soll am 4. Juni verkündet<br />

werden.<br />

GL

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