Berliner Kurier 25.03.2019
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12 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 25. März2019 *<br />
Grün<br />
kann so<br />
lecker<br />
sein<br />
<strong>Berliner</strong> Start-ups zeigten<br />
auf der Messe Veggie-World<br />
ihreneuen veganen Produkte<br />
Hanf aus<br />
heimischer Produktion<br />
Nutzhanfwirkt nichtberauschend. Trotzdem<br />
isterwertvoll,denndie Samen,kleine<br />
Nussfrüchte, liefernwertvolles Eiweiß. Die<br />
Firma Laia’saus Friedrichshainbietet in ihremLaden<br />
in der Wühlischstraße und in<br />
Biomärkten diverse Hanfprodukte an: ungeschälte<br />
und geschälteHanfnüsse (Herzen),<br />
Öl und Proteinpulver.Das Besondere: Der<br />
Hanf kommt ausschließlich aus Bioanbau in<br />
Europa,wohergenau lässtsich für jedePackung<br />
nachvollziehen. Stolz istdie Firma<br />
vorallem aufdas Proteinpulver,das zur<br />
Hälfteaus Eiweißbesteht und in Shakes<br />
undSmoothiesgemischt werdenkann.<br />
Fotos: Camcop Media/Andreas Klug<br />
Von<br />
ANNE BRÜNING<br />
Alexandra Klingbeil hat<br />
vor zwei Monaten begonnen,<br />
vegan zu leben.<br />
„Auslöser war ein Besuch auf einem<br />
konventionellen Bauernhof.<br />
Wie dort das Milchvieh gehalten<br />
wurde, hat mich sehr<br />
nachdenklich gemacht“,berichtet<br />
sie. Jetzt ist sie mit ihrem<br />
Mann und dem Sohn (4) zur<br />
Messe Veggie-World nach<br />
Kreuzberg gekommen, um sich<br />
über die Angebotefür ihren neuen<br />
Lebensstil zu informieren.<br />
Ihr Mann, der den tierischen<br />
Produkten noch nicht ganz abgeschworen<br />
hat, interessiert<br />
sich zum Beispiel besonders für<br />
vegane Schokolade. Auf der<br />
Messe hatte er am Sonntag<br />
reichlich Gelegenheit, milchfreie<br />
Sorten zu verkosten. Allerdings<br />
war an vielen Ständenanstehen<br />
angesagt, denn die Veggie-World<br />
war gut besucht.<br />
Mehrere Tausend Besucher kamen<br />
am Sonnabend und Sonntag<br />
in die Station Berlin am U-<br />
BahnhofGleisdreieck.<br />
Beim Gang durch die Halle<br />
zeigte sich, dass Veganer nicht<br />
nur ans Essen denken, sondern<br />
sich um einenethisch vertretbaren<br />
und ökologischen Lebensstil<br />
bemühen.<br />
Dementsprechend kamen<br />
rund 40 Prozent der 130 Aussteller<br />
aus dem Bereich jenseits<br />
der Lebensmittel und präsentierten<br />
Gürtel aus Kork, Zellstoff-Rucksäcke<br />
im Leder-Look,<br />
vegane Seifen ohnePalmöl, Lippenpflege<br />
aus Shea-Butter sowie<br />
Bettwäsche aus Hanf.<br />
Die Hauptrolle spielte aber<br />
ganz eindeutig die Ernährung –<br />
und die Frage, welche Alternativen<br />
es zu Fleisch, Milch und<br />
Milchprodukten gibt.Auch viele<br />
kleine, frisch gegründete <strong>Berliner</strong><br />
Unternehmen präsentierten<br />
auf der Messe ihre Produkte:<br />
Von frischer Cashewmilch über<br />
Kichererbsen-Tofu bis zum<br />
Hanf-Proteinpulver.<br />
„Das schmeckt richtig gut“,<br />
fanden die meisten Besucher bei<br />
der Verkostung. Wenn die Produkte<br />
im Alltag so gut ankommen<br />
wie auf der Messe, dürfte<br />
ihnen Erfolg gewiss sein.<br />
Kuh-Konkurrenz:<br />
frische Nussmilch<br />
Das<strong>Berliner</strong> Start-up Bluefarm hat<br />
eine vegane Frischmilch entwickelt,<br />
die so cremig schmeckt,als käme<br />
sie vonder Kuh–und noch dazu gut<br />
aufschäumbar ist.Auf der Messe<br />
gabesCashewmilch. Produziert<br />
wird in Prenzlauer Berg, seit Ende<br />
2018 beliefertBluefarm <strong>Berliner</strong><br />
Cafés mit der frischen Pflanzenmilch.<br />
Ein Produkt für den Lebensmitteleinzelhandel<br />
soll folgen. Es<br />
wird im Kühlregal zu finden sein.<br />
TofuausSojaist<br />
zumKichern<br />
In Myanmar bereitet das Volk der<br />
Shan traditionell aus Kichererbsen<br />
so etwas wie Tofu zu. In Deutschland<br />
gibt es seit einigen Monaten<br />
ein ähnliches Produkt.Ineiner Manufaktur<br />
in der Grenzgrabenstraße<br />
in Marzahn produziertdas Unternehmen<br />
Zeevi„Kofu –das <strong>Berliner</strong><br />
Kichererbsen-Tofu“. Bislang ist die<br />
sojafreie Tofu-Alternativeausschließlich<br />
in Filialen der Kette Bio-<br />
Company erhältlich,<br />
Nichts für<br />
Weizen-Weicheier<br />
Werdas Eiweiß Gluten nicht fürchtet,das<br />
in Weizen und vielen anderenGetreidesorten<br />
enthalten ist,<br />
findet bei der Friedrichshainer Firma<br />
L’HerbivoreAlternativen zum<br />
Fleisch. DasUnternehmen ist spezialisiertauf<br />
Seitanprodukte –und<br />
die Hauptzutat dafür ist Weizenprotein.<br />
Die Bratstreifen, Burgerpatties,<br />
Würstchen und Medaillons<br />
gibt es im Laden in der Petersburger<br />
Straße und im Bioeinzelhandel.<br />
Instant-Nudeln auf<br />
hohem Niveau<br />
Heißes Wasser drauf, drei Minuten<br />
warten,fertig. Instant-Nudeln sind<br />
praktisch. Die 2017 gegründete Firma<br />
Baihu mit Sitz in Prenzlauer<br />
Berghat das schnelle Gericht derartverbessert,dass<br />
es ohne Geschmacksverstärker,künstliche<br />
Aromen und Konservierungsmittel<br />
auskommt.„100 %natürlich, 100 %<br />
vegan, 0% Bullshit“ lautet der Slogan.<br />
Bald startet Baihu den Online-<br />
Verkauf.<br />
Gerste ist mehr als<br />
Bier und Graupen<br />
Die Firma Tsampa mit Sitz am Kurfürstendamm<br />
findet,dassGersteein<br />
heimischesSuperfoodist–idealetwa<br />
für Energieriegel. Neben gerösteter<br />
Gerste enthalten die „Bars“Reissirup,<br />
Mandelmus und zum Beispiel Gojibeeren<br />
oder Cacao-Nibs. Sie sind in<br />
Bio-Supermärkten erhältlich. Bald<br />
gibt es dortauch das Mehl allein. Für<br />
Do-it-yourself-Riegel. Die werden nur<br />
geknetet,nicht gebacken, und sind in<br />
zehn Minuten fertig.