26.03.2019 Aufrufe

Bahnsport 04/2019

Rock ’n’ roll on ice...wir begrüßen Sie herzlich zu unserer April-Aus-gabe. Und ich kann Ihnen versichern, es ist und war mal wieder viel los. So verläuft die aktuelle Eis-Saison spannend und voller Turbulenzen. Zu Redaktionsschluss befinden wir uns gerade unmittelbar vor dem Finale und bis dato ist noch alles offen den WM-Titel betreffend. Hee-renveen verspricht also Spannung pur...

Rock ’n’ roll on ice...wir begrüßen Sie herzlich zu unserer April-Aus-gabe. Und ich kann Ihnen versichern, es ist und war mal wieder viel los. So verläuft die aktuelle Eis-Saison spannend und voller Turbulenzen. Zu Redaktionsschluss befinden wir uns gerade unmittelbar vor dem Finale und bis dato ist noch alles offen den WM-Titel betreffend. Hee-renveen verspricht also Spannung pur...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wann kriegen wir sowas<br />

zu sehen? Hans Weber<br />

führt fast drei Runden<br />

lang vor dem noch<br />

amtierenden Weltmeister<br />

Dimitri Koltakow<br />

Enge Kiste 2:<br />

Dimitri Koltakow<br />

zwischen Ove Ledström<br />

und Dinar Walejew<br />

Nachdem sich der WM-Tross von Almaty über<br />

Schadrinsk nach Berlin aufgemacht hatte,<br />

musste man damit rechnen, dass die deutsche<br />

Hauptstadt von der russischen Walze<br />

überrollt werden würde. Lagen doch fünf<br />

Russen in der WM-Wertung an der Spitze.<br />

Doch dann rockte Hans Weber Berlin. Der<br />

Bayer sprengte Grenzen und zog am ersten<br />

Tag ins Finale ein. Zwar blieben Dimitri Koltakow,<br />

Dinar Walejew und Dimitri Komisewitsch<br />

vor ihm, doch die 10 Punkte waren<br />

Gold wert. Und beim GP 6 am nächsten Tag<br />

sprangen sogar 12 Punkte heraus. Bravo!!!!!!<br />

Bei bedecktem Wetter und vor 4200 Zuschauern,<br />

erneut mehr als im Vorjahr, begann am Samstag<br />

pünktlich um 17:00 Uhr der erste Lauf, der in der<br />

Reihenfolge Daniil Iwanow, Niclas Svensson, Nikita<br />

Toloknow und Max Niedermaier noch unspektakulär<br />

endete. Erwartungsgemäß auch die Sieger<br />

der weiteren Läufe mit Dimitri Komisewitsch<br />

und Andrej Schischegow, ehe es zum Abschluss<br />

des ersten Durchgangs in den Strohballen gewaltig<br />

rauschte. Weltmeister Dimitri Koltakow, ganz<br />

außen fahrend, ging die Kurve aus, er begab sich<br />

in die blauen Säcke und deponierte dort mögliche<br />

Punkte, während der bis dahin bestplatzierte<br />

Nicht-Russe Martin Haarahiltunen, unabhängig<br />

von Koltakows Abstieg, fast zum gleichen Zeitpunkt<br />

kurvenausgangs innen in ein Loch geriet,<br />

einen Aufsteiger hatte, spektakulär abflog und<br />

mit dem Kopf auf dem Eis landete. Nach kurzer<br />

Behandlung durch den Rennarzt musste er mit<br />

dem Sanitätswagen aus dem Rund gefahren werden.<br />

Beide Fahrer wurden disqualifiziert. Aber<br />

Koltakow gewann seine weiteren vier Läufe und<br />

zog ins Finale ein. Dort holte er sich den Tagessieg<br />

vor Dinar Walejew, Komisewitsch und Hans<br />

Weber. Auch der Schwede fuhr weiter, holte zwei<br />

Laufsiege, zwei Zweier und zog ins Halbfinale ein,<br />

das Dimitri Komisewitsch vor „Eishans“ Weber<br />

gewann, während zuerst Daniil Iwanow stürzte<br />

und dann Haarahiltunen. Der Schwede hatte sich<br />

bei seinem Abflug die Hand gebrochen und die<br />

war nun nicht mehr „betriebsfähig“, er konnte<br />

sein Bike einfach nicht mehr steuern. Damit war<br />

für ihn Endstation, auch für den Sonntag.<br />

Während am ersten Tag das Eis eher spröde wirkte<br />

und auf der Außenbahn reichlich abgefahrenes<br />

Material lagerte, gab es am Sonntag bei kurzzeitig<br />

leichtem Regen eine wässrige Bahn. Das Wetter<br />

war auch dafür verantwortlich, dass an diesem<br />

Tag weniger Zuschauer (3800) die durchweg<br />

spannenden Rennen verfolgten.<br />

Die Binsenweisheit, erstes Rennen = schnellstes<br />

Rennen, galt hier wie am Vortag und lag an der<br />

Minutengrenze. Nach vier Stürzen im GP 5 – nämlich<br />

von Haarahiltunen und Koltakow sowie Stefan<br />

Svensson/Andrej Schischegow und Iwanow<br />

(in ihren Halbfinalläufen) – musste nun nur Nikita<br />

Toloknow aus dem Sattel. Mit den ins Geschehen<br />

eingreifenden Ersatzfahrern (statt Haarahiltunen<br />

und Schischegow) respektive Wildcardfahrer Tobias<br />

Busch, Marc Geyer und Markus Jell erhöhte<br />

sich die Anzahl der im GP involvierten Deutschen<br />

auf sechs.<br />

Für Koltakow verlief der Tag nicht ganz nach<br />

Wunsch. Nach den Berlin-Siegen 2017 und 2018<br />

sowie dem Erfolg am Samstag schnitten ihm Iwanow<br />

(Lauf 9) sowie Komisewitsch und Walejew<br />

(Lauf 19) den Faden ab. Zwar reichte es für das Finale,<br />

aber dort waren nun Walejew und Iwanow<br />

vorne. Vom Start weg im Hintertreffen, schaffte er<br />

auf seiner bevorzugten Außenbahn nicht mehr<br />

als Rang 3. Dieser Ausgang bescherte der WM-<br />

Wertung eine Spitzentroika mit den nach Berlin<br />

gleichauf liegenden 97 Punktern, nämlich Koltakow,<br />

Iwanow und Walejew. Letztgenannter konnte<br />

als Einziger in allen sechs bisherigen Grand Prix<br />

ins Finale kommen und feierte seinen zweiten GP-<br />

Sieg. Weiterhin ist er mit der Teilnahme an<br />

40 Läufen innerhalb dieses Championats Spitzenreiter<br />

vor Koltakow, Iwanow und Komisewitsch<br />

(jeweils 39). Diese vier Cracks legen mit einem<br />

Punkteschnitt von rund 2,5 einen deutlichen<br />

Abstand zum Fünftplatzierten Nikita Toloknow,<br />

der nach 34 Laufteilnahmen auf einen Schnitt von<br />

1,73 kommt, vor.<br />

Eindeutiger Aufsteiger in Berlin war Hans Weber,<br />

der sich mit seiner feinen Leistung auf Platz 6 der<br />

WM festsetzte und nun das Prädikat „Bester<br />

Nicht-Russe“ führen kann. Nach anfänglichen<br />

kleinen Problemen griff man auf das alte Set-up<br />

zurück, denn zu diesem Zeitpunkt „waren 9 Punkte<br />

zu holen“, so der Eis-Hans zum ersten Tag befragt.<br />

Sechs zusätzliche holte er in den folgenden<br />

drei Läufen heraus und sah sich im Halbfinale gegen<br />

Iwanow, Komisewitsch und Haarahiltunen.<br />

Nach einem Sturz von Iwanow und einem weiteren<br />

von Haarahiltunen, nachdem das Rennen<br />

schon gestoppt war und bei dem er sich die Hand<br />

brach, war die Sensation im Re-run perfekt – Weber<br />

im Finale! Das war der Zeitpunkt, wo der<br />

„Hab’ nichts zu verlieren“-Modus eingriff. So<br />

startete Weber ganz relaxt in den Heat, in dem<br />

sich „das Problem ergab, dass ich den Drehgriff<br />

nur mit drei Fingern hatte und nachgreifen musste“.<br />

Ende gut, alles gut; für den schnellen sowie<br />

ebenso sympathischen Bayern war die Finalteilnahme<br />

die Krönung der bisherigen Laufbahn. Am<br />

zweiten Tag schrammte er trotz 2 Punkten mehr<br />

am Finale vorbei, doch Tagesrang 5 vor dem<br />

Schweden-Trio war auch nicht schlecht.<br />

Was gab es noch Deutschsprachiges? Nach Nullern<br />

am Eröffnungstag konnten sowohl Busch als<br />

auch Geyer einen Zähler verbuchen. Marc Geyer<br />

musste, nachdem er keine einsatzfähigen Vorderräder<br />

mehr hatte, auf den Bikes von Haarahiltunen<br />

und Busch starten, mit denen er sichtlich Probleme<br />

hatte und lediglich darauf bedacht war, die<br />

Maschinen und sich heil ins Ziel zu bringen. Markus<br />

Jell, der neue deutsche Eisspeedwaymeister,<br />

konnte sich auf 4 Zähler steigern und hinterließ<br />

einen durchaus positiven Eindruck im Feld der<br />

„Großen“. Max Niedermaier war mit seiner Performance<br />

(Platz 13 bzw. 11) nicht zufrieden und<br />

wartet auf Inzell, wo ihm das Eis mehr taugt. Bereits<br />

nicht fit angetreten, waren für Stefan Pletschacher<br />

beide Tage leere Kilometer. Ein eingeklemmter<br />

Nerv verhinderte ein normales Fahren<br />

und das vorzeitige Aus war vorprogrammiert.<br />

Auch die ehemalige Speerspitze der österreichischen<br />

Fahrer Franz Zorn war stumpf. Die Nachwirkungen<br />

des Almaty-Sturzes waren offensichtlich,<br />

womit es bei einem Zuwachs von insgesamt<br />

12 Punkten blieb, was derzeit Rang 14 in den<br />

Charts bedeutet. Zwei Ränge dahinter rangiert<br />

sein Landsmann Charly Eber, der in allen bisherigen<br />

GP punktete, aber in der harten Ice-Gladiators-Welt<br />

noch Lehrgeld zahlt.<br />

Die schwedische Fraktion verkraftete den Ausfall<br />

Haarahiltunens einigermaßen. Nach den Rängen<br />

6 (Haarahiltunen), 8 (Stefan Svensson) 9 (Niclas<br />

Svensson) und 11 (Ledström) gab es am Sonntag<br />

ein geschlossenes Trio Niclas Svensson, Stefan<br />

Svensson, Ove Ledström auf den Plätzen 6 bis 8.<br />

In der WM-Wertung hieß es nach Berlin Siebter<br />

Haarahiltunen, Achter Stefan Svensson vor dem<br />

Filius und Ledström als Elfter.<br />

• Text: Alfred Domes;<br />

• Fotos: David Reygondeau/good-shoot.com<br />

Samstag (v.l.): Dinar Walejew, Dimitri Koltakow, Dimitri Komisewitsch; Sonntag (v.l.): Daniil Iwanow, Walejw und Koltakow<br />

April '19 BAHNSPORT AKTUELL 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!