Die Malteser-Zeitung 1/2019
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 1/2019
MALTESER-Pilgerfahrt ins Heilige Land
Welttag der Armen
Integration durch Empowerment
INHALT
IMFOKUS
04 Malteser-Pilgerfahrt ins Heilige Land
06 Gedanken zum Wallfahren
09 „Wallfahren ist das Jahresservice für die Seele“
10 „Nächstes Jahr in Jerusalem!“
VORBILDER
12 Wirtschaft hilft
14 Franz Harnoncourt-Unverzagt: Demütig dienen
und beispielhaft vorangehen
MALTESERWELTWEIT
15 Weltweiter Kampf gegen Lepra
16 Grenzenlos helfen: Die Malteser in Tschechien
18 Nothilfe-Team bereit für den Einsatz
20 Wiederaufbau und Versöhnung
für die Menschen in der Ninewa-Ebene
04 16
23 Weltkindertag 2018
24 Internationale Netzwerk der Malteser-Jugend
25 Welttag der Armen
MEDIZINAKTUELL
26 Wenn zu viel Lärm krank macht
28 Exoskelett – Erstmals bahnbrechende Therapie
LEBENSWERT
30 „Der liebe Gott hat uns Feli nur geborgt“
32 „Standing Ovation“ – Mit der eigenen Erfindung
zurück ins Berufsleben
34 Roboter „vertritt“ kranke Kinder im Klassenzimmer
MALTESERORDEN
36 Neue Botschafterin beim Heiligen Stuhl und
beim SMRO
MALTESERÖSTERREICH
38 Berichte aus den Bundesländern:
Vielfältige Initiativen und Dienste
30
36
RUNDSCHAU
52 Integration durch Empowerment
53 Großzügige Hilfe des Landes Steiermark
54 Der Druck der Männlichkeit
55 Ein Fest für alle
56 Eine Fluchtgeschichte mit Happy End
57 Alter(n)sgerechteres Leben durch
„Mobilitäts-Scouts“
58 Mehr Zeit für freiwilliges Engagement
59 Gewärmt durch die Liebe, die zurückkommt
GELESENEMPFOHLEN
60 Interessante Neuerscheinungen
38 52
TAGEBUCH
65 Ehrung und Auszeichnung
66 Nekrolog
ÜBERBLICK
67 Termine und Kontakte
2
DIE MALTESER 1/2019
EDITORIAL
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“,
heißt es bei Matthias Claudius. Fragen wir uns: Was können
wir erzählen, wenn wir auf Wallfahrt gehen? Viele machen
sich auf, um ihre innere Ruhe zu finden. Das ist einfacher gesagt,
als getan, denn der Weg ist oft steinig und beschwerlich.
Leicht ist man verleitet, bei der ersten Schwierigkeit wieder
umzudrehen.
So entziehen wir uns auch auf unserem Lebensweg immer
wieder Schwierigkeiten, dem Unbekannten, oder hasten von
einem Ziel zum nächsten, um letztlich nirgendwo so richtig
anzukommen. Wir sind in unserer durchökonomisierten,
rationalisierten Welt stark auf Ziele fixiert, die wir mit möglichst
geringem Aufwand möglichst rasch erreichen wollen.
Dabei verlieren wir den Weg, unser Leben, aus den Augen.
Wie viel entgeht uns an wahrhaftem Erleben, an echten
Begegnungen mit Menschen, wenn wir uns immer nur auf
das Ankommen konzentrieren?
Versuchen wir, den Fokus auf das „Dazwischen“, den Weg,
zu legen. Bei einer Wallfahrt wie im ganzen Leben kommen
immer wieder Phasen der Anstrengung. Immer wieder gibt
es einen Punkt, an dem wir meinen, an unserer Grenze an-
IMPRESSUM
Medieninhaber: Souveräner Malteser-Ritter-Orden (Malteserorden),
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: presse@malteser.at.
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren
dieser Ausgabe: Eugenio Ajroldi di Robbiate, Claudia Auzinger,
Sara Brandauer, Katharina Brandner, Susanna Cho, Ursula Czernin,
Edith Holzer, Franziska Honsowitz, Jörg Jakobljevich, Martina Kaps,
Naomi Kienreich, Markus Kirchschlager, Kristina Krumpholz, Lukas
Krupitza, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Anton Kühnelt-Leddihn,
Stefanie Lanzdorf, Maria Lettner, Helmut Lutz, Georg Male, Melanie
Manner, Richard Mischak, Hansjörg Nagelschmidt, Stefan Pleisnitzer,
Martin Prohaska-Marchried, Georg Reichlin-Meldegg, Konstantin
Spiegelfeld, Richard Steeb, Miriam Weigel, Manuel Weinberger,
Susanne Wick, Thierry Zen Ruffinen, Elke Ziegler
Fotos: Farid Bouhatta, Katharina Brandner, Brotherhood of Blessed
Gerard, Ciomal, Hinterramskogler/dm, Emily Kinskey/Malteser
gelangt zu sein. Wir fühlen uns allein gelassen, sind verunsichert,
verzweifelt. Doch dann treffen wir andere Reisende,
die uns im Augenblick der Not wieder Kraft und Halt geben.
Das lässt uns mit neuem Mut weitergehen.
Das bevorstehende Osterfest ist ein wunderbares Beispiel
dafür: Nach dem Tod, einem Ende, folgt die Auferstehung,
ein Neubeginn. Am Ostermontag begegneten die Jünger
Jesus auf dem Weg nach Emmaus. Zuerst erkannten sie
ihn nicht, obwohl er mit ihnen ging und ihnen die gesamte
Schrift darlegte. Erst nachdem er mit ihnen bei Tische saß,
den Lobpreis sprach und das Brot brach, gingen ihnen die
Augen auf. Sie erkannten Christus und verkündeten die
Auferstehung des Herrn.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest.
Norbert Salburg-Falkenstein
Prokurator
Spenden
Bitte verwenden
Sie den beiliegenden
Zahlschein!
IHRE SPENDE IST
STEUERLICH
ABSETZBAR
International, Estera Kluczenko/No Isolation,
Malteser Austria, Malteser International, Philip
Mayer/sitworxx, Philipp Mayr/oeziv.org, Mission UN Vienna,
Markus Morianz, myhighlands.de, Heinz Nußbaumer, Order of
Malta, PKPA, Franz Josef Rupprecht/kathbild.at, Katharina Schiffl/
Life Ball, shutterstock, Steiermark Museen MUSIS, Fabian Steppan,
tech2people, The Orient Face, Verein Life +
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für
beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050
Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und
seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung
der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März 2019
DIE MALTESER 1/2019 3
IMFOKUS
MARANATHA
„UNSER HERR, KOMM!“
Unter diesem Motto reisten Ende November 2018 knapp 90 Pilger, darunter 13 im Rollstuhl, mit den MALTESERN ins
Heilige Land.
Von Manuel Weinberger
Israel, dieses einzigartige Land, die heiligsten Stätten
der Christenheit im Laufe unseres Lebens zu besuchen
– wenn auch nur einmal – war schon immer ein Ziel der
Christen. Speziell für uns Malteser ist es aber mehr – es
ist auch eine Reise zu unseren Wurzeln, eine Reise auf
den Spuren unseres Ordens. Vor nahezu 1000 Jahren
wurde in Jerusalem der Ursprung unseres Ordens gelegt.
In dieser außergewöhnlichen Stadt, in der gleich drei
Weltreligionen neben- und miteinander bestehen, wurde
mit dem damals größten Spital der Welt ein sichtbares
Zeichen der christlichen Nächstenliebe geschaffen. Sie ist
bis heute die Grundlage all unseres Tuns.
Dem Herren Kranken dienen
So kann auch das Motto der Wallfahrt – „Maranatha“ –
als Zeichen dieser Nächstenliebe verstanden werden. Es
heißt in der ersten Ordensregel, dass wir „dem Herrn
Kranken“ dienen sollen. Das ist ein Ziel, das bis heute
jeder Malteser verfolgt. Gemeint ist damit, dass wir den
Bedürftigen, gleich woher sie kommen, mit all unserer
Hingabe, all unserer Liebe, wie unserem Herrn dienen
sollen und wir – noch viel wichtiger – in jedem Menschen
ein Abbild Gottes, unseres Herrn, erkennen sollen.
Es war also selbstverständlich, dass auch auf dieser
Wallfahrt, wie auf jeder Fahrt mit den Maltesern, vielen
betreuungsbedürftigen Personen die Reise ermöglicht
wurde. Und gerade diese Reise war ein schönes Zeichen
dafür, welche Barrieren überwunden, welche Mauern
eingerissen werden können, wenn alle gemeinsam mithelfen,
das Unmögliche möglich zu machen. Denn die
bei uns vielgepriesene Barrierefreiheit und Fußläufig-
4
DIE MALTESER 1/2019
IMFOKUS
keit endet in Israel zwar noch nicht am Flughafen, aber
jedenfalls bei den Pilgerstätten danach. Sei es die Altstadt
von Jerusalem, die Geburtsgrotte in Bethlehem,
die Wüste beim St. Georgs-Kloster, die Taufstelle Jesu
am Jordan oder die Festung in Akkon – überall galt es,
zahlreiche Stufen, Engpässe oder sonstige Unwägbarkeiten
zu überwinden.
Eintauchen in eine andere Welt
Eine Fahrt ins Heilige Land ist eine Pilgerreise zu den
Heiligen Orten unseres Glaubens, von denen jeder seine
eigenen Vorstellungen hat: Nazareth, Bethlehem, der Ölberg.
Seit unserer frühesten Kindheit verbinden wir mit
diesen Orten Geschichten, Bilder, Empfindungen. Diese
spürbar und erfahrbar zu machen, war eines der Ziele unserer
Fahrt.
Eine Reise ins Heilige Land ist aber auch ein Eintauchen
in eine andere Welt, eine andere Kultur. Mit dem Rollstuhl
durch den Basar von Jerusalem oder Akkon ist
ein besonderes Erlebnis, das man so in Europa gar nicht
haben könnte. Die gemeinsamen Gebete und Messfeiern,
die tiefen, bedeutsamen Momente der Ruhe, des Eintauchens
in den Glauben, des Miteinander und Füreinander,
die vielen Köstlichkeiten der lokalen Küche, die zahlreichen
Sehenswürdigkeiten – es ist diese unvergleichliche
Mischung aus spirituellen und weltlichen gemeinschaftlichen
Momenten, die unsere Wallfahrt nach Israel immer
wieder aufs Neue unbeschreiblich und einzigartig gemacht
haben.
Dankbar für das Besondere
Wir durften in einer ganz besonderen Gemeinschaft bewegende
und gnadenreiche Tage im Heiligen Land verbringen,
die Atmosphäre der Orte auf uns wirken lassen,
unsere Sorgen und Anliegen mit Freunden teilen und
ihnen anvertrauen. Und wir dürfen dankbar sein für all
die Erfahrungen, Eindrücke und Begegnungen, die uns
– längst zurück in unserem Alltag – weiterhin begleiten
und erfüllen.
DIE MALTESER 1/2019 5
IMFOKUS
GEDANKEN ZUM WALLFAHREN
von Betreuern und Betreuten. Wir haben einige von ihnen gefragt, warum sie wallfahren. Ihre Antworten berühren und
laden zum Nachdenken ein.
„Wallfahren bedeutet für mich, mir bewusst
ein paar Tage Zeit zu nehmen, um mich
außerhalb des gewohnten Alltags gemeinsam
mit Anderen auf Gott zu konzentrieren.“
„Für mich ist das Besondere an einer
Malteser-Wallfahrt, dass sie nicht von unbekannten
Personen oder einem Reisebüro
organisiert wird, sondern von Maltesern,
die selbst ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei
dieser Wallfahrt mitfahren.“
„An Malteser-Wallfahrten nehme ich gerne
teil, weil das schöne Gelegenheiten für mich
sind, den Glauben zu vertiefen und gleichzeitig
als Betreuer mitzuhelfen, dass auch
Menschen mit Krankheit oder Behinderung
an dieser Wallfahrt teilnehmen können.“
„Neben der perfekten Organisation der Reise
beeindruckt immer wieder, mit welchem
Engagement sich die Malteser um jeden
einzelnen kümmern und durch persönliche
Gespräche das Schicksal der Betroffenen
erleichtern.“
6
DIE MALTESER 1/2019
„Bei jeder Wallfahrt, an der ich bisher teilnehmen
durfte, konnte ich erleben, wie die
von uns betreuten Mitreisenden sich langsam
öffnen und aufblühen. Etwas Schöneres
gibt es gar nicht!“
IMFOKUS
„Verzeiht mir, wenn ich sage, dass mir eine
Wallfahrt an einen speziellen Ort nicht
so viel bedeutet – die äußeren Umstände
bedeuten mir wenig. Die Menschen und die
Gemeinschaft bedeuten mir dagegen sehr
viel!“
„Bei den Maltesern kann man auch mit einem
großen Hilfebedarf an einer Wallfahrt
teilnehmen. Die Gesellschaft der Malteser
strahlt sehr viel Menschlichkeit, Liebe und
Freude aus.“
„Die spirituelle Begleitung lässt alle zu
einer Gemeinschaft zusammenwachsen.
Gerade für Behinderte, die nicht mehr in
ein geregeltes Pfarrleben eingebunden sind,
bedeuten die regelmäßigen Messen, Gebete
und Lieder ein Wiedererleben religiöser
Erfahrungen.“
„Im Leben gibt es etwas, das über mich
hinausgeht, das größer ist als ich selbst
und mein eigener Horizont. Die Suche nach
Gott an Orten, die besondere Bedeutung für
den Glauben haben. So kommen Reise und
Wallfahrt zusammen.“
„Wallfahrten sind für mich die schönsten
Malteser-Dienste, vor allem weil hier so
deutlich wird, dass wir Malteser uns von
unseren Betreuten nicht unterscheiden.
Wir alle nehmen unser „Päckchen“ mit auf
eine Wallfahrt, kommen mit Anliegen und
Sorgen hin und erfahren viel Freude.“
„Wallfahren bedeutet für mich Dank
sagen und bitten.“
DIE MALTESER 1/2019 7
IMFOKUS
MORITZ RÖTTINGER, EIN MALTESER, ZUR FRAGE: WALLFAHREN – WARUM?
„Wir sind ständig unterwegs, auf dem Weg, unserem Lebensweg.
Pilgern – Wallfahren – ist Unterwegs-Sein,
sich einlassen auf den Weg, auf die Reise“, antwortet
Moritz Röttinger auf diese schlichte Frage. „Wie das
Leben ein göttliches Ziel und einen Endpunkt hat, so hat
auch eine Wallfahrt ein Ziel. Und wenn wir auf unserem
Lebensweg oder zumindest in der täglichen Routine
unser letztliches Ziel – Gott – bisweilen vernachlässigen, so
ist eine Wallfahrt das geeignete Mittel, sich auf dieses Ziel zu
konzentrieren, die Begegnung mit Gott intensiver als sonst
zu suchen, das Unwichtige und oft Überschätzte beiseite zu
lassen, sich von allem störenden Ballast zu trennen und den
Weg mit Gott bewusst zu gehen.“
Für Moritz Röttinger ist Pilgern aber nicht nur Innehalten:
„Pilgern ist auch nach vorne schauen und den richtigen
Weg suchen. Pilgern ist in erster Linie die Begegnung
mit dem Herrn, das Sich-Einlassen auf ihn ohne
die Ablenkungen unseres Alltags, das Hören auf den
Herrn. Wallfahren ist Besinnung und Gebet, Wallfahren
ist auch das Teilen von Sorgen und Freuden, das Zuhören
und Stützen der Mitpilger, die Freude an der Gemeinschaft.
Wo zwei oder drei Pilger in Gottes Namen beisammen
sind, ist es weniger wichtig, das Ziel der Wallfahrt
zu erreichen, als den Weg gut zu pilgern. Das ist auch der
Unterschied zur Wanderung oder zur Fernreise.“
Und einen wichtigen praktischen Punkt spricht Moritz
Röttinger zum Abschluss an: „Wallfahren braucht Zeit und
Geduld – Zeit zum Eintauchen und Vorbereiten, Zeit zum
Besinnen und (Eucharistie) Feiern, Zeit zum Danken und
Zeit zur Rückkehr in den Alltag. Wir sind keine Mönche oder
Nonnen, die ihr Leben ganz und ausschließlich Gott zur Verfügung
gestellt haben, deren ganzes Leben Pilgern ist. Umso
mehr hilft uns eine Wallfahrt, Kraft und Freude zu schöpfen,
Vertrauen und Liebe zu tanken, Gott zu loben und uns wieder
auf den Herrn auszurichten. Und manchmal gibt es auch
besondere Höhepunkte und Fügungen für das ganze Leben
– es ist schon vorgekommen, dass man auf einer Pilgerfahrt
seinen Ehepartner findet.“
„Land der Mönche“
eine Pilgerreise nach Schottland
www.myhighlands.de
Von 27. August bis 3. September 2019
veranstaltet die Delegation Kärnten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens diese von
Monsignore Emmanuel Longin geistlich begleitete Reise. Es sind noch Restplätze frei.
Auskunft: Simone Pargfrieder/Moser Reisen • Tel. 0732 / 2240 - 16 • E-Mail: pargfrieder@moser.at
8
DIE MALTESER 1/2019
IMFOKUS
„WALLFAHREN IST
DAS JAHRESSERVICE FÜR DIE SEELE“
Auf einer Wallfahrt haben wir die Chance, Abstand zum Alltag zu gewinnen und zu einem Gebet zu finden. Beten ist
dabei nicht das Aufsagen von Texten, sondern das Gespräch mit Gott und seinen Heiligen.
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn
Eine Wallfahrt ist eine Gelegenheit, einen besseren Überblick
über das eigene Leben zu gewinnen, das Leben zu
ändern – es muss ja nicht gleich radikal sein, oft genügt
eine Kurskorrektur. Wenn wir unsere gewohnte Umgebung
verlassen und uns auf den Weg machen, dann kann
eine Wallfahrt einen Neuanfang mit wenig Altlasten bringen.
Wir dürfen allerdings nicht auf Pilgerreise gehen,
um ein Wunder, ein Zeichen zu sehen, damit wir glauben
können. Es gibt auch unter den Kranken einige, die fest
mit einem großen Wunder an sich selbst rechnen, die mit
Gott um dieses Wunder streiten und dann auf ihn schlecht
zu sprechen sind, wenn es nicht eintritt. Vielmehr sind
es die kleinen Wunder: Die Begegnung mit besonderen
Menschen, die Erleichterung, die sich breit macht nach
dem Abladen der Sorgen am Wallfahrtsort, die Erkenntnis,
dass die eigenen Probleme im Angesicht der größeren
Probleme des Nächsten an Bedeutung verlieren, weil wir
Gottes Heilsplan einfach nicht durchschauen können.
Sich selbst annehmen
Der Herr selbst hat uns das Gebot „Liebe Deinen Nächsten,
er ist wie Du“ gegeben. Pinchas Lapide schreibt: „Wie soll
man aber den Nächsten lieben, wenn man sich selbst
nicht liebt, wenn man mit sich selbst unzufrieden ist?
Sich selbst annehmen heißt „ja“ zu sich sagen, obwohl
man so ist, wie man ist und eigentlich gar nicht sein
möchte. Sein Versagen eingestehen und dennoch weder
in Schuldgefühlen noch in Selbstmitleid ertrinken; seine
Körpergestalt und seine Anlagen ertragen und von dem
heldenhaften Wunschbild Abschied nehmen, das man
von sich selbst entworfen hat; die Richtung und die
Grenzen der eigenen Begabung erkennen und nichts Unmögliches
von sich verlangen, denn Selbstüberforderung
kann rasch in Selbstverachtung münden, die letztendlich
alles Lieben verlernen lässt.“
Aufbrechen, um weiterzukommen
Wallfahrt ist eine Zeit, um sich über sein Leben klar zu
werden, eine Zeit zur Aussprache mit Freunden, aber natürlich
in erster Linie mit Gott – sei es im Gebetsgespräch
oder mit seinem Mittelsmann, dem Priester. Wallfahrt ist
ein Danke und ein Bitte, sie bringt Zufriedenheit. Wallfahren
ist ein Jahresservice für die Seele. All das und noch
viel mehr steckt in der Wallfahrt. Aber am Beginn muss
die Bereitschaft zum Aufbruch stehen, nur dann kann
man auch weiterkommen.
DIE MALTESER 1/2019 9
IMFOKUS
„NÄCHSTES JAHR
IN JERUSALEM!“
In Jerusalem erlebt man die Gläubigen der drei monotheistischen
Religionen, die dieselbe Stadt aufsuchen und dort zu unterschiedlichen
Orten gehen, um durch Gott ihr Leben erneuern zu lassen.
Von Konstantin Spiegelfeld
„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ ist der traditionelle
Wunsch am Schluss des jüdischen Sederabends und des
Versöhnungstags Jom Kippur. In allen Kulturen der Welt
gibt es Stätten, Orte des Heils, die Menschen aller Zeiten
aufsuchten und hofften, damit ihren Lebensweg günstig
zu beeinflussen. Im ersten Bund des Volkes Israel war es
Pflicht, dreimal im Jahr zu Fuß nach Jerusalem zu gehen.
Auch die Heilige Familie hielt sich an diesen Brauch. Er erinnerte
das Volk Israel an sein unstetes Nomadenleben in
der Folge Abrahams und an das Umherirren in der Wüste,
wo Gott Mose unterwies. Im Islam gibt es den Haddsch
als eine der vorgeschriebenen Wallfahrten zur Kaaba in
Mekka. Hindus suchen bekannterweise Städte entlang
des Ganges auf, etwa Varanasi. Buddhisten pilgern zu den
Heiligen Stätten des Lebens von Buddha.
Eine besondere Form des „Peregrinus“-Gedankens
Wie aber hat sich die katholische Wallfahrt entwickelt?
Die ersten Apostel, besonders der Heilige Paulus, haben
große Distanzen überwunden, Gefahren auf sich genommen,
um die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu verbreiten,
zu verkünden und zu bezeugen. Seit dem ersten
Jahrhundert waren die Gräber der Apostel, vor allem
in Rom, Ziel von Wallfahrten. Später haben iroschottische
Asketen vom sechsten bis zum achten und im elften
Jahrhundert auf ihren lebenslangen Wegen durch
West- und Zentraleuropa eine ganz besondere Form des
„Peregrinus“-Gedankens verwirklicht, nämlich die einsame
Pilgerschaft des Fremdseins auf Erden um Christi
Willen.
Ein bedeutender Einschnitt entstand in der ersten Hälfte
des elften Jahrhunderts. Die hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse
Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum
Jakobusgrab in Santiago de Compostela in Galicien führt,
wird als Jakobsweg bezeichnet. 1211 wurde die große
Kathedrale geweiht. Im Mittelalter pilgerten unzählige
Menschen auf den vielen Wegen quer durch Europa nach
Spanien. Die Jakobsmuschel wurde zum wichtigsten Erkennungszeichen
dieser Pilger. Diese Bewegung hatte für
die kirchliche, geistige und kulturelle Entwicklung des
Kontinents eine enorme nachhaltige Bedeutung. Ab 1970
wurden die Pilgerrouten wiederbelebt.
Betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen
Nachdem in der Zeit der Reformation alle Prozessionen,
Reliquienkulte und Ablasstage in Europa in Frage
gestellt und zum Teil verboten wurden, stellte die katholische
Kirche in der katholischen Gegenreformation
ein gezielt betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen
in den Dienst der Volkskatechese und des öffentlichen
Bekentnisses des katholischen Glaubens. Nach teilweisen
Verboten von Wallfahrten, etwa durch Kaiser Joseph II.,
ist seit dem 19. Jahrhundert wieder ein steter Anstieg
der Pilgerreisen und Wallfahrten zu beobachten. Zahlreiche
Marienwallfahrtsorte, wie zum Beispiel Mariazell,
10
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
Guadalupe, Fatima, Lourdes, Kevelaer, Tschenstochau
oder Medjugorje, üben teilweise durch vorangegangene
Marien-Erscheinungen oder Gnadenbilder und Gnadenstatuen
eine enorme Anziehungskraft aus.
Was steht heute im Mittelpunkt? Wir alle sind suchende
Menschen, die für ihr Leben und das Leben der Mitmenschen
Heil für Seele und Leib suchen. Das Verständnis
unseres Menschseins ist geprägt von einem Ursprung
– jeder und jede ist von Gott geliebt und gewollt – und
einer Ausrichtung auf die letzte Erfüllung, das Ziel, bei
Gott zu Hause zu sein. Auf dieser Welt sind wir auf „Wanderschaft“,
auf der uns Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die
Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6). Himmlische Freunde,
die Mutter Gottes Maria, Heilige, Engel, Frauen und
Männer begleiten uns.
Sich in innerer Freiheit zum Guten entscheiden
Als Malteser entdecken wir immer wieder, wie beglückend
es sein kann, mit Betreuten unterwegs zu sein, wenn wir
einander Ermutigung, Ermöglichung und Stütze auf dem
Weg sind und füreinander sorgen. Gott kann uns durch
die Vergebung, durch das vertrauensvolle Gebet, das stille
Verweilen, das Hören auf ihn, die Feier der Eucharistie,
die Gemeinschaft der Kirche und vieles mehr befähigen,
uns in voller innerer Freiheit zum Guten zu entscheiden
und auf diese Weise zum Segen für andere Menschen zu
werden. Dadurch sind wir selbst glückliche Menschen!
PSALM 122:
EIN LIED ZUR WALLFAHRT
NACH JERUSALEM
Ich freute mich, als man mir sagte:
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“
Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:
Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut
und fest gefügt.
Dorthin ziehen die Stämme hinauf,
die Stämme des Herrn,
wie es Israel geboten ist,
den Namen des Herrn zu preisen.
Denn dort stehen Throne bereit für
das Gericht, die Throne des Hauses David.
Erbittet für Jerusalem Frieden!
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.
Friede wohne in deinen Mauern,
in deinen Häusern Geborgenheit.
Wegen meiner Brüder und Freunde
will ich sagen: In dir sei Friede.
Wegen des Hauses des Herrn,
unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.
DIE MALTESER 1/2019 11
VORBILDER
SOZIALES ENGAGEMENT
MIT DOPPELTEM MEHR-
WERT
Die eigenen Mitarbeiter aktiv in nachhaltige Aktivitäten außerhalb des
Unternehmens einzubinden, birgt enormes Potenzial für unsere Gesellschaft
und erhöht die Motivation der Mitarbeiter.
Von Anton Kühnelt-Leddihn
STEIERMARK
GRAZER FAMILIEN-
UNTERNEHMEN
RÄDER NAIS
SPENDIERT NEUE
WINTERREIFEN
Lokal ist es uns bei Philips Austria wichtig, dass wir – über die finanzielle
Unterstützung hinaus – auch selbst aktiv werden. So war es möglich,
dem Hilde Umdasch Haus ein modernes Patienten-Monitoring
zur Verfügung zu stellen. Dazu haben sich unsere Service-Mitarbeiter
neben ihren beruflichen Aufgaben ehrenamtlich um die
Installation gekümmert.
Beeindruckt, begeistert, berührt
Ein besonderes Highlight für zehn Mitarbeiter war die Teilnahme
am Internationalen Malteser Sommercamp 2017 in Salzburg. Als
freiwillige Helfer haben sie hier die außergewöhnliche Arbeit der
Malteser und die völlig neuen Begegnungen erlebt. Die Rückmeldungen
waren unglaublich – begeistert, berührt, vor allem aber nachhaltig
beeindruckt. Ein Unternehmen, das sozial verantwortlich sein
möchte, sollte deshalb immer versuchen, die eigenen Mitarbeiter zu
involvieren. Das Potenzial ist groß, die Freude und Begeisterung sind
oft noch viel größer.
Sicherheit auf der Straße ist das Um und
Auf für Rettungsfahrzeuge, und ohne gute
Reifen ginge das nicht. In einer großzügigen
Sponsoring-Aktion wurden dem Rettungsauto
der Malteser in der Steiermark brandneue
Winterreifen erster Klasse spendiert
und gleich aufgezogen. Dadurch war für die
rein ehrenamtliche Sanitäts- und Behindertenarbeit
der Malteser in der Steiermark in
diesem Winter eine sichere Fahrt gewährleistet.
12
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
dm UNTERSTÜTZT
DIE MALTESER KINDERHILFE
Viele Unternehmen engagieren sich in der Gesellschaft und erreichen damit Gutes. Dieses Engagement ist unverzichtbar, aber
oft zeitlich begrenzt und an Kampagnen gebunden. Nicht so bei dm.
Von Sara Brandauer
Wie schafft es ein Unternehmen, vorbildliches Wirken
dauerhaft in der Gesellschaft zu verankern? Wie schafft
es ein Unternehmen, dass sich Mitarbeiter oder Kunden
auch privat für eine Initiative einsetzen? „Mit Projekten,
die das persönliche Engagement der Menschen – insbesondere
der Mitarbeiter und Kunden – anregen und unterstützen“,
ist dm-Geschäftsführer Harald Bauer überzeugt.
„dm {miteinander}“ und der „mehr vom leben tag“
Miteinander mehr erreichen – das ist das Ziel aller Initiativen
unter dem {miteinander} Dach von dm drogerie
markt. Unterstützt werden vor allem Projekte im Umfeld
von dm Filialen. „Wir wählen Themen und Anliegen, die
unseren Kunden und Mitarbeitern besonders nahestehen.
So schaffen wir persönliches Interesse und haben
gemeinsam bereits viel erreicht“, so Harald Bauer zur
Auswahl von {miteinander} Initiativen.
Ergänzend erhalten dm Mitarbeiter einmal im Jahr einen
zusätzlichen bezahlten Urlaubstag: Den „mehr vom leben
tag“, an dem sie sich für ein soziales oder ökologisches
Projekt einsetzen können. Dieser Tag wird oft im
Rahmen von {miteinander} Projekten genutzt. Eines
davon ist beispielsweise der Kinderhilfelauf zugunsten
des Hilde Umdasch Hauses der Malteser Kinderhilfe in
Amstetten.
Unterstützung für das Hilde Umdasch Haus
Die Kooperation mit dem Hilde Umdasch Haus besteht
seit Beginn der {miteinander} Initiative, die 2016 anlässlich
des 40-jährigen Firmenjubiläums von dm ins
Leben gerufen wurde. Im vergangenen Jahr unterstützte
dm das Hilde Umdasch Haus als finanzieller Partner
für den Lauf der „Knirpse U8“ und durch den tatkräftigen
Einsatz zahlreicher Mitarbeiter vor Ort. Die Filialmitarbeiterinnen
der dm Filialen in Amstetten versorgten
die Kinder und Sportler entlang der Strecke mit Getränken,
frischem Obst und selbstgebackenem Kuchen.
Sie nutzten für die Unterstützung des Kinderhilfelaufes
ihren „mehr vom leben tag“ und engagieren sich seither
immer wieder auch privat für das Projekt – eine gelungene
Verbindung aus unternehmerischer Verantwortung,
die in privates Engagement mündet.
Die MALTESER sagen danke!
Dass sich Unternehmen wie dm für die Kinderhilfe engagieren,
ist nicht selbstverständlich. An dieser Stelle
daher nochmal ein großes Dankeschön der Malteser für
die wunderbare Unterstützung! Wir denken, dass dieser
außerberufliche, freiwillige Einsatz der dm Mitarbeiter
auch einen wertvollen Beitrag im Unternehmen leisten
kann, indem die Motivation der Mitarbeiter und das
Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen gestärkt wird.
DIE MALTESER 1/2019 13
VORBILDER
DEMÜTIG DIENEN
UND BEISPIELHAFT
VORANGEHEN
Franz Harnoncourt-Unverzagt
Porträt eines Vorbilds: Kaum ein anderes Mitglied unseres Großpriorats war in den vergangenen Jahrzehnten in so vielen verantwortungsvollen
Funktionen für den Malteserorden tätig wie Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt.
Der ausgebildete Jurist und erfolgreiche Wirtschaftsmanager
ist seit 1983 Mitglied des Ordens und hat
seither zahlreiche leitende Positionen innerhalb der
Gemeinschaft bekleidet. Unter anderem diente er
als Rezeptor des Großpriorats von Österreich, war
Präsident des Communication Boards und des Rechnungshofs
in Rom und ist bis heute Mitglied im Regierungsrat
beim Großmagisterium in Rom. Zahlreiche
Auszeichnungen begleiten seinen Weg. Zuletzt wurde
dem Oboedienz-Ritter 2015 das Großkreuz „Pro
Merito Melitensi“ verliehen, 2017 wurde er in den
Rang eines Bailli erhoben.
„Franz Harnoncourt-Unverzagt ist einer jener weltoffenen
und direkten Menschen, denen es sofort gelingt, mit Anderen
in Kontakt zu treten. Wegen seines wachen Geistes, seines
wirklichen Interesses am Gegenüber und seiner einnehmenden
und aufrichtigen Art wird er allseits sehr geschätzt. Besonders
zeichnet ihn aus, dass er immer für die Menschen und für ein
gedeihliches Miteinander eintritt. Sein tiefer Glaube und
seine Familie bieten ihm bei seinem vielfachen Engagement
in Wirtschaft, Kultur, in der Öffentlichkeit und beim Malteserorden
Zuversicht und Rückhalt. Den Malteserorden hat er
über Jahrzehnte in hohen Leitungsfunktionen in Österreich
und in Rom mitgeprägt, und dankbar dürfen wir auf seinen
Rat und seine Erfahrung auch heute noch bauen.“
Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator
Begeistert für den Dienst am Nächsten
Dass sich Franz Harnoncourt sein ganzes Leben intensiv
in den Malteserorden einbringen würde, war ihm praktisch
in die Wiege gelegt – waren doch schon sein Ur-Ur-
Großvater und sein Großvater im Dienst der Malteser
tätig. Auch sein Vater war für die Bedürftigen im Einsatz,
wenngleich nicht bei den Maltesern, sondern im Auftrag
der Ritter vom Heiligen Grab. Für Kuno Spiegelfeld, damals
Malteser-Delegat für die Steiermark, war es also Anfang
der 1980er Jahre ein Leichtes, Franz Harnoncourt
für den Orden zu gewinnen. „Kunos gelebtes Beispiel im
Dienst an den Armen und Kranken hat mich überzeugt
und begeistert“, erinnert sich Harnoncourt.
Aus dieser Begeisterung entwickelte sich ein völlig
neuer Lebensabschnitt, kamen doch von nun
an sehr verantwortungsvolle und fordernde Verpflichtungen
auf den gebürtigen Grazer zu. Dabei
hat Harnoncourt niemals das Wichtigste aus dem
Blick verloren – nämlich der klaren Aufgabe des
Ordens, den Charismen „Tuitio fidei et obsequium
pauperum“, gerecht zu werden.
Eine Reform von unten
Neben dem Bezeugen des Glaubens und der Hilfe
für Bedürftige liegt dem Malteser ein weiterer
Aspekt am Herzen. „Wir müssen ganz besonders
auf die Entwicklung unserer Ordensmitglieder
achten. Das sollte auch ein wichtiger Bestandteil
der Ordensreform sein. Jedes Ordensmitglied
14
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
sollte die Reform zuerst bei sich selbst in
Angriff nehmen. Wenn wir „bottom up“ reformieren,
und vor allem das von Ordensprälat
Monsignore Laffitte vorbereitete Gebet
täglich beten, 13.500 Ordensmitglieder
im gleichen Anliegen mit den gleichen
Worten vereint, gibt das unserer so großartigen
Gemeinschaft gewaltige Kraft zur Erneuerung“,
sagt Harnoncourt eindringlich.
Der hochrangige Malteser weiß genau, wovon
er spricht. Im Zuge seiner Visitationen
in den vergangenen fünf Jahren und der
vielen Seminare, die er in den letzten fast
20 Jahren mitorganisieren und -gestalten
durfte, seien ihm doch auch Ordensmitglieder
überall auf der Welt begegnet, denen
nicht klar gewesen ist, worauf sie sich eingelassen
hatten. Harnoncourt: „Da müssen
wir noch viel unternehmen und demütig
dienen. Wir müssen unseren Ordensbrüdern
und Ordensdamen beispielhaft vorleben,
was unser Ordensauftrag ist, und sie
auf diesem Weg mitnehmen in brüderlicher
Gemeinschaft.“
WELTWEITER KAMPF
GEGEN LEPRA
Lepra, so sollte man meinen, sei längst ausgestorben. Leider ist dem nicht
so. Das Internationale Komitee des Malteserordens gegen Lepra, kurz CI-
OMAL, kämpft nach wie vor gegen diese Krankheit.
Von Thierry Zen Ruffinen, Präsident der CIOMAL-Stiftung
CIOMAL wurde im Jahr 1958 im Anschluss an eine vom Großmagisterium
des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens organisierte internationale
Konferenz ins Leben gerufen. Ziel der Konferenz: Die Verteidigung
und soziale Rehabilitierung von Leprakranken. 1966 war
CIOMAL eines der Gründungsmitglieder der Internationalen Vereinigung
der Leprakrankenverbände (ILEP). Der Dachverband koordiniert
weltweit 15 Organisationen, die in insgesamt 67 Ländern aktiv sind.
Herz und Sinne offen halten
Durch seine verschiedenen Funktionen im
Großpriorat von Österreich und im Großmagisterium
in Rom habe Harnoncourt
mehr und mehr erkannt, wie wichtig und
erfolgreich der Orden weltweit im Kampf
gegen die acht Elende ist, und über welch
großes Potential die Malteser verfügen, um
an vorderster Stelle zu helfen, zu lindern,
zu trösten, neue Kraft zu spenden. „Es gibt
keinen Bereich auf der Welt, in dem nicht Not
und Elend auftreten können. Wir müssen
das Herz und alle Sinne offen halten, ganzheitlich
denken und wirken, im privaten wie
im beruflichen Leben“, bringt es Harnoncourt
abschließend auf den Punkt.
Beispiel Kambodscha
CIOMAL finanziert und verwaltet – im Einverständnis mit der Regierung
des jeweiligen Landes – Projekte zur medizinischen Betreuung,
DIE MALTESER 1/2019 15
MALTESERWELTWEIT
sozialen Rehabilitierung und Ausbildung des
behandelnden Personals. Einer dieser Projektschauplätze
ist Kambodscha. Dort betreibt
CIOMAL eine Anlaufstelle zur Früherkennung
der Leprakrankheit, um die irreversiblen
Folgeschäden so weit wie möglich zu vermeiden.
Die Erkrankten werden professionell behandelt
und mit individueller Physiotherapie
versorgt. Bei Bedarf werden Prothesen bzw.
Orthesen angepasst.
Soziale und wirtschaftliche Reintegration
Über CIOMAL haben Lepra-Patienten, die
oftmals von der Gesellschaft ausgegrenzt werden,
die Möglichkeit, sich wieder in ihre lokalen
Gemeinschaften einzugliedern und einer
Arbeit nachzugehen. CIOMAL unterstützt die
berufliche Grundausbildung und die Entwicklung
von wirtschaftlichen Mikroaktivitäten.
Seit Ende 2018 hat CIOMAL Beraterstatus
beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten
Nationen (ECOSOC).
Nähere Informationen: http://ciomal.org
Was ist Lepra?
Lepra ist eine chronische Infektionskrankheit,
die durch Bakterien ausgelöst
wird. Bei dieser Krankheit sterben die
Nerven ab, Arterien und Venen verstopfen
durch eine Verdickung des Blutes. Die
Erkrankten verlieren meist das Gefühl
für Kälte, Wärme und Schmerz, weshalb
Wunden oft unbehandelt bleiben. In der
Folge können sich die betroffenen Körperteile
entzünden und absterben. Die
Krankheit ist nur schwach ansteckend.
Die Ursache für Neuerkrankungen liegt
zumeist in mangelnder Hygiene, Unterernährung
und einem geschwächten
Immunsystem.
GRENZENLOS HELFEN:
Unter dem Titel „Grenzenlos helfen“ berichten wir ab sofort regelmäßig
über das Engagement der MALTESER in anderen Ländern.
Gerade der Blick über den lokalen und nationalen Tellerrand hinaus
kann uns helfen, unsere Gemeinschaft weiter zu stärken, neue
Impulse für unsere Arbeit zu gewinnen und neue Freundschaften zu
knüpfen. Diesmal im Porträt: Die MALTESER in Tschechien.
Von Ursula Czernin
Ein Schlüsseljahr in der Geschichte der böhmischen Malteser war 1938.
Beim Versuch, das tschechoslowakische Ordensvermögen vor den
Nazis zu schützen, wurde das altehrwürdige Großpriorat Böhmen
in die zwei unabhängigen Großpriorate Böhmen und Österreich geteilt.
Die bitteren Jahre des zweiten Weltkrieges und die Herrschaft
des Kommunismus überdauerten die Großpriorate im Exil. Als das
Jahr 1989 den Fall des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei
einleitete, begannen in Prag fast augenblicklich die Vorbereitungen
zur Wiederaufnahme der Tätigkeiten des Malteserordens.
Neben der Erneuerung der diplomatischen Beziehungen und der Sorge
um die Restitution und Verwaltung des Prager Palais und der Kirche
wurde umgehend mit den karitativen und humanitären Aktivitäten
des Ordens begonnen. Der Anfang war schwierig, vor allem die Entwicklung
der professionellen und Freiwilligenarbeit. So waren die ersten
Jahre nach der samtenen Revolution von ebenso viel Enthusiasmus
wie von Rückschlägen geprägt.
Zuverlässig und kompetent
Mehr als 25 Jahre später wachsen die Werke des Großpriorats nun
stetig. Ziel ist es, sich in der Bevölkerung und bei den staatlichen Behörden
weiterhin als zuverlässiger, kompetenter Partner zu etablieren.
Mittlerweile sind innerhalb des Großpriorats viele verschiedene
Hilfsorganisationen und Freiwilligengruppierungen erfolgreich tätig.
Hier ein kleiner Überblick:
• Die Malteser Hilfe (Maltézská Pomoc) ist die wichtigste und größte
Hilfsorganisation. 2017 verfügte die Maltézská Pomoc über 215
Angestellte und 499 Freiwillige, die sich in zwölf Zentren in Prag, in
der Mittelböhmischen Region und in Mähren der Arbeit mit Menschen
mit Behinderungen, älteren Menschen, Obdachlosen und sozial
schwachen Familien am Rande der Gesellschaft widmen.
16
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
DIE MALTESER IN TSCHECHIEN
• Die Böhmische Malteser Hilfe (Česká Maltézská
Pomoc), die Schwesternorganisation der Maltézská
Pomoc, ist seit den Neunzigerjahren in Südböhmen
für Senioren und sozial schwache Familien tätig. Eine
ihrer wichtigsten Aufgaben ist der tägliche Transport
von Kindern mit Behinderungen in Sonderschulen und
Tagesstätten.
• Programm für christliche Flüchtlinge aus dem Irak:
Trotz oder gerade wegen des politischen Unwillens in
Tschechien, sich aktiv mit der Flüchtlingsproblematik
auseinander zu setzen, leitet das Großpriorat ein Pilotprojekt,
in dem 22 christliche Flüchtlinge aus dem Irak
betreut werden.
• Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft – in der
Kirche, in der Gesellschaft und im Orden. Immer wieder
weist die Ordensleitung auf diese Tatsache hin, ebenso
wie auf die Notwendigkeit, mit jungen Menschen zu arbeiten
und ihnen im Charisma des Ordens und in seiner
Spiritualität Sinn und Ausrichtung für ihr eigenes
Leben zu bieten. Aus diesem Grund ist das Großpriorat
auch Träger von drei Schulen. In der Grundschule in
Kladno, im Gymnasium in Skuteč mit einer angeschlossenen
Berufsschule für Sicherheitskräfte sowie in der
Höheren Fachschule für Krankenpflege in Prag wird
größter Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung
gelegt.
• Im Lichte der verstärkten Jugendarbeit ist auch die im
Vorjahr gegründete Malteser Jugend (Česká Maltézská
Mládež) zu sehen, die eine Dachorganisation für alle
von jungen Ordensmitgliedern und Freiwilligen initiierten
Projekten darstellt. Mit Enthusiasmus und Einfallsreichtum
entwickeln die Mitglieder der Malteser
Jugend immer neue Aktivitäten, um ihren kranken und
bedürftigen Altersgenossen jede erdenkliche Hilfe zu
bieten.
• Initiativen der Ordensmitglieder: Wallfahrten, die Verantwortung
für die Krankenhaus-Seelsorge am Universitätsklinikum
Vinohrady in Prag, der Begleitdienst
bei großen kirchlichen Veranstaltungen sowie das
Ausschenken von Suppe an die Obdachlosen in Prag
während der Wintermonate tragen dazu bei, dass der
Malteserorden sowohl in der Kirche als auch im Land
präsent und sichtbar wird und bleibt.
Nähere Informationen:
http://cvp.maltezskyrad.cz
DIE MALTESER 1/2019 17
MALTESERWELTWEIT
MALTESER INTERNATIONAL
NOTHILFE-TEAM BEREIT FÜR DEN EINSATZ
Mit dem internationalen humanitären Hilfswerk Malteser International setzen sich die MALTESER auch weltweit für Menschen
in Not ein. Aktuell betreut Malteser International Hilfsprojekte in 29 krisengebeutelten Ländern in Afrika, Asien, Latein- und
Südamerika sowie Europa.
Von Susanna Cho
Mehr als 900 internationale Experten sorgen in den verschiedenen
Programmen weltweit für ein besseres Leben,
insbesondere durch eine verbesserte Grundversorgung
in den Bereichen Medizin und Gesundheit, Ernährung
sowie Wasser und Hygiene. In vielen Ländern arbeitet
Malteser International eng mit lokalen Partnerorganisationen
zusammen, um von ihren Kenntnissen der
örtlichen Besonderheiten zu profitieren und um die Hilfe
auch langfristig vor Ort zu verankern.
Bei akuten Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten
kann Malteser International schnell und effektiv
Nothilfe zu den Menschen bringen. Viele der über 100
Projekte weltweit sind jedoch langfristig angelegt und
zielen darauf ab, die Kapazitäten der lokalen Gemeinden
nachhaltig zu stärken.
nach dem Ausbruch einer Epidemie – Unterstützung von
Malteser International anfordern kann.
Das EMT besteht aus Ärzten, Pflegern, Hebammen, Logistikern
sowie Experten für Wasser und Hygiene. Die für
den Katastropheneinsatz entwickelte Zeltklinik und das
Equipment entsprechen der Klasse „EMT Type 1 Fixed“:
In nur wenigen Stunden aufgebaut, können in der Klinik
rund 100 Patienten täglich versorgt werden. Spätestens
72 Stunden nach einer Anfrage durch die WHO kann das
Team im Katastrophengebiet eintreffen. Die Helfer sind
zwischen vier und acht Wochen im Einsatz. In den ersten
kritischen Tagen sind sie darauf geschult, sich autark
versorgen zu können, damit die lokalen Strukturen nicht
zusätzlich belastet werden.
Nach dem verheerenden Erdbeben 2010 in Haiti hatte
eine Arbeitsgruppe der WHO Minimumstandards für medizinische
Teams entwickelt, um die Qualität und Koordination
medizinischer Nothilfe-Einsätze zu verbessern.
Seit der Veröffentlichung dieser Minimumstandards im
Jahr 2015 können medizinische Teams ihre Qualitätsstandards
von der WHO überprüfen und zertifizieren
lassen. Malteser International ist weltweit das 22. zertifizierte
medizinische Nothilfe-Team.
WELTGESUNDHEITSORGANISATION
Medizinisches Nothilfe-Team einsatzbereit
Das medizinische Nothilfe-Team von Malteser International
(Emergency Medical Team, EMT) ist seit der
Zertifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) im November vollständig einsatzbereit. Mit der
Zertifizierung wurde das EMT Mitglied im medizinischen
Nothilfe-Pool der Vereinten Nationen, so dass die WHO
im Fall einer Naturkatastrophe – wie zum Beispiel nach
einem Tsunami, einem Erdbeben, einer Überflutung oder
INDONESIEN
Tsunami-Nothilfe kurz vor Weihnachten
Nur knapp drei Monate nach dem schweren Erdbeben und
Tsunami Ende September 2018 wurden Teile Indonesiens
erneut von einem Tsunami überrollt. Der Tsunami, der
dieses Mal kurz vor Weihnachten durch einen Vulkanausbruch
und einen darauffolgenden Erdrutsch unter
Wasser ausgelöst wurde, forderte 437 Tote. Er war ohne
Vorwarnung über Küstenregionen und Touristenstrände
an der Meerenge von Sunda hereingebrochen. Malteser
International stellte Soforthilfe bereit und ließ über die
18
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
lokale Partnerorganisation PKPA dringend benötigte
Güter wie Hygienekits, Küchenutensilien und Unterrichtsmaterial
für Kinder an die Menschen verteilen. Die Begünstigten
der Hilfsaktion waren besonders betroffene Personengruppen
wie Kinder, schwangere und stillende Frauen,
ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.
IRAK
Rehabilitierung für traumatisierte Frauen
Im Irak-Krieg wurden viele Frauen und Mädchen Opfer
brutaler Straftaten. Sie erlebten Entführungen, Vergewaltigungen,
Folter und Missbrauch durch den Islamischen
Staat. Heute benötigen die Frauen und Mädchen
dringend spezielle Betreuung. Malteser International unterstützt
ein Frauen-Center in Dohuk, in dem die Frauen
Therapieangebote, berufliche Weiterbildungen sowie
Sport- und Freizeitangebote wahrnehmen können. „Die
Frauen können gemeinsam ihre Erlebnisse verarbeiten
und sich gegenseitig stärken. Wir wollen ihnen helfen,
den Weg zurück in den Alltag und in das gesellschaftliche
Leben zu finden“, so Stefanie Heil, Programm-Managerin
von Malteser International.
TÜRKEI
Berufliche Perspektiven für syrische Geflüchtete
Schneiderei, Modedesign, Friseurlehre, Handywartung,
IT- und Kochkurse: Mit der Vermittlung dieser Fertigkeiten
will Malteser International syrischen Geflüchteten in
Istanbul die Integration in den türkischen Arbeitsmarkt
ermöglichen. „Viele der Geflüchteten in Istanbul sind arbeitslos
und der Armut ausgesetzt. Neben mangelnden
Sprachkenntnissen und fehlenden Qualifizierungen wissen
die Geflüchteten zu wenig über den türkischen Arbeitsmarkt
und die Möglichkeiten, ihre Perspektiven zu
verbessern“, erklärt Theresa Tesan, Programm-Managerin
bei Malteser International. Das Programm wird von der lokalen
Partnerorganisation The Orient Face durchgeführt.
MYANMAR
Inklusive Katastrophenvorsorge
Wie können sich Menschen, die durch Behinderungen
eingeschränkt sind, effektiv vor einer Naturkatastrophe
schützen? Was sich nach einer schwierigen Aufgabe anhört,
kann meist mit simplen Maßnahmen gelöst werden.
Nach sechs Jahren hat Malteser International das
Partnerprojekt zur inklusiven Katastrophenvorsorge
und Anpassung an den Klimawandel im Rakhine-Staat
in Myanmar erfolgreich abgeschlossen. Die Partnerorganisation
Community Empowerment and Resilience
Association (CERA) entwickelte im Zuge des Programms
ein inklusives Maßnahmenpaket für 68.000 Menschen
in 66 Gemeinden. Der Film „Storm Watchers“ dokumentiert
das Projekt und ist online zu sehen unter:
http://bit.ly/MI-Myanmar-Storm-Watchers
DIE MALTESER 1/2019 19
MALTESERWELTWEIT
IRAK
WIEDERAUFBAU UND
VERSÖHNUNG FÜR DIE
MENSCHEN IN DER
NINEWA-EBENE
Von Stefan Pleisnitzer
Stefan Pleisnitzer ist gebürtiger
Österreicher und Programmverantwortlicher
für den Wiederaufbau
in der Ninewa-Ebene
„Am besten wenden Sie sich an Samaritan’s Purse! Diese Organisation können
wir sehr empfehlen.“ Wir hatten den muslimischen Bürgermeister von Bartella,
einer Kleinstadt in der nordirakischen Ninewa-Ebene, gebeten, uns zuverlässige
Kontakte speziell für den Wiederaufbau zerstörter Häuser und Infrastruktur
in der Region zu geben. Dass er uns in einer Region, die von ethnischen und
religiösen Spannungen geprägt ist, eine christliche Hilfsorganisation nannte,
hat mich gleich zu Beginn unseres Wiederaufbauprogramms beeindruckt und
positiv überrascht.
Irak: Rückkehr in die Ninewa-Ebene
Die Ausgangslage:
Tausende Bewohner der Ninewa-Ebene waren bis zum Ende der Kämpfe im Juli 2017 vor dem IS
geflohen. Sie gingen ins Ausland oder leben in Vertriebenencamps im Irak. Viele sehen sich nicht in
der Lage, nach Hause zurückzukehren.
Wohnen
Einkommen
Bildung
Umfeld
Perspektiven
Die Hindernisse
zurückzukehren
sind vielfältig:
Viele Häuser wurden im
Krieg beschädigt und
zerstört. Die Menschen
haben kein Geld für
Reparaturen und Wiederaufbau.
Nach dem Krieg sind
Lebensgrundlagen und
Einkommensquellen kaum
mehr vorhanden.
Viele Schulen wurden im
Krieg zerstört und die
Ausbildung der Lehrer
genügt den besonderen
Anforderungen traumatisierter
Kinder nicht.
Noch immer gibt es soziokulturelle
und religiöse
Konflikte zwischen den
Bevölkerungsgruppen.
Jugendliche aller Bevölkerungsgruppen
sehen für
sich keine Perspektiven.
Häuserreparatur
& Wiederaufbau
Arbeitsplätze
& Wirtschaftsförderung
Schule
& Erziehung
Nachbarschaft
& Versöhnung
Freizeit
& Ausbildung
Unser Hilfspaket
umfasst vielfältige
Maßnahmen, die
die Ninewa-Ebene
wieder zu einem
attraktiven Zuhause
machen:
Wir reparieren
beschädigte Häuser
Wir bauen komplett zerstörte
Häuser wieder auf
Dabei arbeiten wir eng
mit den Eigentümern
und den Gemeinden zusammen
Wir bilden aus, in Handwerk
und modernen
Berufen
Wir setzen Geflügelhöfe
instand
Wir richten Oliven- und
Obsthaine wieder her
Wir rehabilitieren Brunnen
und Bewässerungsanlagen
Wir unterstützen Landwirte
beim Getreideanbau
und in der Tierhaltung
Wir reparieren Schulgebäude
und erweitern sie
Wir bilden Lehrer, die
oftmals selbst vom Krieg
traumatisiert sind, mit
dem Schwerpunkt auf
psychosoziale Hilfe und
auf gewaltfreie Konfliktlösung
aus
Wir bieten Nachhilfeunterricht
Wir richten Gemeinschaftszentren
ein
Wir organisieren kulturelle
Events, bei denen sich
die Gruppen kennenlernen
und austauschen
können
In unseren Weiterbildungskursen
erlernen
Menschen verschiedener
Bevölkerungsgruppen
gemeinsam Neues
Wir bauen Jugendzentren
und Sportplätze
Wir bieten den Jugendlichen
Weiterbildungen an
(z.B. IT, Englisch, moderne
Landwirtschaft)
© Malteser International
20
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
„Nach dem Krieg“ heißt „Vor dem Wiederaufbau“
Täglich erleben wir in unserer Arbeit Beispiele dafür,
wie sich die Menschen in der Ninewa-Ebene über religiöse
und ethnische Grenzen hinweg verständigen und
sich gemeinsam für ihre Zukunft einsetzen. Seit Oktober
vergangenen Jahres unterstützt Malteser International
den Wiederaufbau der Region mit dem Ziel, den
vom Krieg gezeichneten und vertriebenen Menschen
wieder ein Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen.
Der Irak-Krieg und die Kämpfe mit dem Islamischen
Staat (IS) hatten große Teile der Ninewa-Ebene verwüstet.
Die Region im Norden des Iraks, flächenmäßig kaum
größer als das Burgenland, wurde von einer Vielzahl ethnischer
Minderheiten bewohnt – unter ihnen die im Irak
verbliebenen Christen. Während der Kämpfe mit dem IS
verloren viele Einwohner ihr Leben, Tausende flohen vor
der Gewalt. Sie kamen entweder in Vertriebenencamps
unter, bei Verwandten im Land oder flüchteten ins Ausland.
Im Juli 2017 wurde die Region schließlich vom IS
befreit. Nun sollen die zerstörten und teils leergefegten
Dörfer und Städte wiederbelebt werden.
Sich zu Hause wieder sicher fühlen –
Das geht nur mit Frieden, Arbeit und Schulen
Um den Menschen nach ihrer Rückkehr eine echte Zukunftsperspektive
zu bieten, haben wir ein ganzheitliches
Programm entwickelt: Reparierte Häuser allein
bleiben nur Steine, wenn es sonst keine Sicherheit, keine
Einkommensmöglichkeiten und keine Infrastruktur für
Familien gibt. Erst wenn wieder ein nachbarschaftliches
und friedliches Miteinander gelebt wird, die Eltern zur
Arbeit und die Kinder zur Schule gehen können, kann
die verlassene Heimat wieder ein Zuhause sein, das den
Menschen Perspektiven bietet.
Auf Initiative unseres Partners Kirche in Not und mit
Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelten
wir ein Wiederaufbauprogramm, das auf eine Vielfalt
von untereinander abgestimmten Akzenten für Wiederaufbau
und Versöhnung setzt. Stand am Anfang die
Reparatur von zerstörten oder beschädigten Gebäuden
im Vordergrund, so wurden darüber hinaus seit Jänner
2019 auch Maßnahmen für die Förderung der lokalen
Wirtschaft, für die Bildung sowie für die Förderung des
soziokulturellen Zusammenhalts und interreligiösen
Dialogs gestartet.
Unsere wirtschaftsfördernden Maßnahmen sehen unter
anderem Investitionen in landwirtschaftliche und
verarbeitende Klein- und Mittelbetriebe, Reparaturen
an Bewässerungssystemen sowie die Schaffung von Ausbildungsplätzen
vor. Im Bildungssektor werden Schulen
und Kindergärten repariert und ausgebaut. Die Lehrer
erhalten zudem Fortbildungen, in denen sie speziell den
pädagogischen Umgang mit Schulkindern erlernen, die
durch ihre Erfahrungen mit Krieg, Gewalt und Vertreibung
Traumata erlitten haben.
DIE MALTESER 1/2019 21
MALTESERWELTWEIT
Mit einem breit gefächerten Kursangebot in Gemeinde-
und Jugendzentren werden wir darüber hinaus den
Austausch zwischen den verschiedenen Religionen und
Ethnien sowie das friedliche Zusammenleben der Menschen
weiter fördern. In den Zentren sollen sie regelmäßig
zusammenkommen und gemeinsam Sport- und
Kulturangebote wahrnehmen sowie neue Kenntnisse
und Fertigkeiten für ihre berufliche Zukunft erlernen.
Es ist erfreulich, zu sehen, dass es unter allen Gruppen
Menschen gibt, die offen auf die anderen zugehen wollen
– auch wenn der Weg zur Versöhnung noch weit und
steinig ist.
Das Wiederaufbauprogramm ist zwar noch jung, aber wir
sehen bereits erste Fortschritte und Erfolge. Unser Team
vor Ort ist mittlerweile auf 15 hochmotivierte und kompetente
Mitarbeiter angewachsen. Auch die ersten Rückmeldungen
aus der Bevölkerung bestätigen unseren Ansatz
der interreligiösen Versöhnung: Die muslimischen Familien,
deren Häuser unsere kirchlichen und andere Partner
derzeit reparieren, zeigen sich gerührt.
Wie kann sich eine zerstörte Heimat wieder in eine sichere und attraktive Region für Rückkehrer wandeln? Malteser
International hat ein integriertes Wiederaufbau-Programm für die Ninewa-Ebene im Irak entwickelt. Bei der Umsetzung
arbeiten die Malteser eng mit lokalen und internationalen Partner-NGOs zusammen.
22
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
WELTKINDERTAG 2018
Der 20. November ist ein wichtiger Tag für Kinder auf der ganzen Welt. An diesem besonderen Tag besuchte Botschafter
Prof. Dr. Günther A. Granser die Organisation der MALTESER in Shkodër, Albanien.
Von Katharina Stögner
Prof. Granser war von 1994 bis 2010 Botschafter des
Souveränen Malteserordens in Albanien. Seit 2010 ist
Botschafter Granser Chef der Permanent Mission des
Souveränen Malteserordens bei den Vereinten Nationen
und anderen Internationalen Organisationen in Wien.
Im Jahr 2010 war Botschafter Granser gemeinsam mit
Malteser Austria Initiator des Bildungsprojekts „Kindergarten
für Kinder mit sozioökonomischen Problemen“
in Albanien. Nach acht Jahren kehrte er wieder in den
Kindergarten zurück und spendete 3.000 Euro für
didaktisches Material. Des Weiteren wurde er über die
neuen Programme und Projekte informiert, welche die
albanischen Malteser derzeit vor Ort entwickeln.
Während seiner Tätigkeit als „Ständiger Beobachter“
des Ordens bei den Vereinten Nationen in Wien unterstützte
Botschafter Granser auch andere Programme
im Bereich der Gesundheitserziehung in Albanien.
Eines davon war das PACT-Programm „Prevention of
breast cancer“ in enger Zusammenarbeit mit der IAEA
(International Atomic Energy Agency). Er betonte die
Wichtigkeit dieses Projekts und erklärte sich bereit,
diese Aktivität auch im Jahr 2019 fortzusetzen.
2019 wird auch ein weiteres Programm des Souveränen
Malteserordens in Albanien im Bereich der Jugend
unterstützt. Botschafter Granser hob hervor, dass „die
jungen freiwilligen Helfer ein wichtiges Sprachrohr sind,
um der jungen Generation bürgerliche Werte zu vermitteln.
Im März 2019 wird daher eine junge albanische
Malteser-Helferin an dem von der Mission des Ordens
geförderten UNODC (United Nations Office on Drugs
and Crime) Jugend Forums der Vereinten Nationen
in Wien, das am Rande der hochrangigen Konferenz
Commission on Narcotic Drugs stattfindet, teilnehmen.
Während der 16 Jahre als Botschafter des Souveränen
Malteserordens in der Republik Albanien hat
Prof. Günther A. Granser als Vorbild einen wesentlichen
Beitrag für Albanien geleistet. Dabei hat er sowohl seine
als auch die Werte des Malteserordens weitergegeben.
Er wurde von der Universität von Shkodër für die
große Unterstützung bei der Entwicklung und Zusammenarbeit
in verschiedenen Bereichen Albaniens mit
dem Titel „Honorary Professor“ ausgezeichnet. Er ist
außerdem Ehrenpräsident der Albanischen Organisation
des Malteserordens.
DIE MALTESER 1/2019 23
MALTESERWELTWEIT
DENN SIE MACHEN EINEN UNTERSCHIED
Nach einem Netzwerktreffen im Oktober 2018 in Wien geht das Internationale Netzwerk der MALTESER-Jugend (MYIN)
die nächsten Schritte. Langfristiges Ziel ist die nachhaltige Stärkung der Jugendarbeit in Zentral- und Osteuropa.
Das Internationale Netzwerk der Malteser
Jugend (MYIN) wurde 2013 gegründet,
um die bestehende Jugendarbeit im
Rahmen der Hilfswerke des Ordens in
Zentral- und Osteuropa zu verbessern
und auszuweiten. Aktuell sind Jugendliche
aus neun Ländern im MYIN vertreten.
Sie stammen aus Albanien, der
Tschechischen Republik, Deutschland,
Ungarn, Litauen, Polen, Rumänien, der
Slowakei und der Ukraine.
Von Katharina Stögner
Durch sinnvolle
Tätigkeiten begeistern
Sie alle brennen für ein Ziel: Sie wollen
ihre auf dem christlichen Glauben basierende
Jugend- und Freiwilligenarbeit für
die Ordenswerke durch internationale
Partnerschaften weiter voranbringen und
mit ihrer Tätigkeit einen Unterschied in der Welt machen.
Das Motto „Inspire youth work that matters“ ist dabei
Programm, eine Vielzahl an Maßnahmen sind bereits geplant.
Im Mittelpunkt stehen der länderübergreifende Erfahrungs-
und Wissensaustausch, das Übertragen von Erfolgsmodellen
in der Jugendarbeit auf andere Länder und
Organisationen, das qualitative Verbessern der Jugendund
Freiwilligenarbeit auf nationaler Ebene und das gegenseitige
Unterstützen von Mitgliedern des Netzwerks.
Vorbereitungen auf das erste
MYIN Jugendsommerlager
Viele Projekte von MYIN wurden bereits erfolgreich
umgesetzt – etwa die „World Youth Days“, der
„Malteser Youth International Wheelmap Day“, das
Erasmus+ „Skilful Youth Worker: The Best Motivation
For Your Volunteers“-Programm oder auch „Media In
Volunteering“. Als nächstes ist für 2019 die Organisation
des ersten internationalen Jugendsommerlagers geplant.
24
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERWELTWEIT
WELTTAG DER ARMEN:
„SOLANGE LAZARUS VOR
UNSERER HAUSTÜR LIEGT“
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Grund genug für die Regierung
des Malteserordens in Rom, am „Welttag der Armen“ mit internationalen Aktionen das Bewusstsein
für die Not Bedürftiger zu schärfen und zu lernen, wieder „richtig zuzuhören“ – auch in Österreich.
Der katholische „Welttag der Armen“ wird jeweils Mitte
November begangen. Papst Franziskus hatte ihn 2016,
zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, eingeführt.
Gleich 2017, anlässlich der Vorbereitungen zum
ersten Welttag, richtete Großhospitalier Dominique de la
Eugenio Ajroldi di Robbiate
für die Armen zu zeigen und zu kommunizieren. Ich bitte
Sie, sich an diesem Tag aktiv zu beteiligen, indem Sie besondere
Aktivitäten organisieren und so das Charisma des
Ordens „Obsequium Pauperum“ und sein internationales
Engagement für die Bedürftigen bezeugen.“
Rochefoucauld-Montbel ein Schreiben an alle Großpriorate,
nationalen Assoziationen und Hilfsdienste. Darin
forderte er besondere Anstrengungen, um auf die Initiative
des Papstes zu reagieren. Der von Papst Franziskus
begründete „Welttag der Armen“ ziele darauf ab, „den
Gemeinschaften und jedem Getauften zu helfen, über die
Armut im Herzen des Evangeliums nachzudenken und
darüber, dass es, solange Lazarus vor unserer Haustür
liegt, keine Gerechtigkeit und keinen sozialen Frieden geben
kann“, hieß es in dem Schreiben von 2017.
Global denken, lokal handeln
Im Oktober 2018 wandte sich der Großhospitalier erneut
an alle Organisationen des Malteserordens auf allen fünf
Kontinenten: „Ich möchte, dass der „Welttag der Armen“
von jeder Organisation des Malteserordens angenommen
wird“, schrieb der Großhospitalier, „um unser Engagement
Fast zur gleichen Zeit begann das Kommunikationsbüro
des Großmagisteriums
eine Informationskampagne zu entwickeln,
die in Zusammenarbeit mit den Delegierten
für Kommunikation des Malteserordens
auf der ganzen Welt gemeinsam
verbreitet werden sollte. Es wurden Bilder
und ein Video erstellt, sowie eine Pressemitteilung
in allen Landessprachen entworfen
und an die Medien verteilt. Die Kommunikatoren
des Ordens wurden eingeladen, Interviews mit den lokalen
Medien zu organisieren.
Essen, Medikamente und Lebensnotwendiges
Der Appell wurde mit großer Beteiligung angenommen:
Auf lokaler Ebene wurden zahlreiche Initiativen gestartet,
um der eindrücklichen Botschaft des Papstes zu folgen
und zu zeigen, dass sie gelebt wird. Am 18. November
2018 wurden mehr Mahlzeiten, Medikamente und
lebensnotwendige Güter als sonst verteilt. Auch medizinische
und soziale Hilfeleistungen sowie die Unterstützung
benachteiligter, behinderter, armer und älterer
Menschen wurden intensiviert.
Auch der Großmeister, Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio
di Sanguinetto, wollte persönlich an den Aktivitäten
DIE MALTESER 1/2019 25
MALTESERWELTWEIT
zum „Welttag der Armen“ teilnehmen. Wie so oft im Laufe
des Jahres ging er auch am 18. November mit den Freiwilligen
des Malteserordens, die Mahlzeiten an Obdachlose
verteilen, zur Station Tiburtina in Rom.
„Mit der Armut ist es wie mit der Liebe“
Mehr als acht Prozent der Weltbevölkerung leben unterhalb
der Armutsgrenze. Hilfe bedeutet für sie sowohl materielle
Unterstützung als auch Ausdruck von Brüderlichkeit und
geistiger Nähe. Der Malteserorden folgt hier dem Denken des
Heiligen Vaters: „Der ‚Welttag der Armen‘ soll eine kleine Antwort
der katholischen Kirche für die Armen aller Art und jedes
Landes sein, damit sie nicht glauben, dass ihr Schrei nicht
gehört wird.“ Gefahr, dass der Hilferuf untergeht, bestehe
laut Graham Bell von der Vatikanbehörde für Neuevangelisierung,
die den Welttag organisiert, nicht. Mit der Armut sei es
nämlich so wie mit der Liebe. Beide seien schwer zu definieren,
aber wenn man ihnen begegne, wisse man es.
Vor allem komme es darauf an, so die Botschaft von Papst
Franziskus, Betroffenen wirklich zuzuhören. Der Welttag
sei somit ein guter Anlass, um uns selbst die Frage zu stellen,
ob wir tatsächlich fähig sind, auf die Armen zu hören.
Viele Menschen seien Gefangene einer egozentrischen
Kultur und meinen, dass eine Geste der Selbstlosigkeit
bereits ausreiche, um zufrieden zu sein, ohne sich direkt
verpflichten zu lassen.
Eine perfekt Ergänzung
Die Malteser verpflichten sich in ihrem Wirken durchaus
persönlich und sehr direkt. Der „Welttag der Armen“ ist in
dieser Hinsicht nur eine perfekte Ergänzung zum täglichen
Engagement und zur traditionellen Mission des Malteserordens.
Weltweit sind mehr als 80.000 Freiwillige, rund
13.500 Mitglieder und 42.000 Mitarbeiter der Malteser an
365 Tagen im Jahr in 120 Ländern für Arme, Kranke und
Bedürftige im Einsatz. In Österreich engagieren sich mehr
als 2.000 ehrenamtliche Mitglieder für die Betreuung behinderter
Menschen, sie leisten Besuchsdienste bei kranken
und einsamen Menschen, unterstützen HIV-Betroffene
und begleiten sterbenskranke Menschen und deren
Angehörige. Jungen Menschen geben sie Impulse und Halt
durch gemeinsame spirituelle und karitative Aktivitäten.
WENN ZU VIEL
Immer mehr Geräusche umgeben uns im Alltag. Und
immer mehr Menschen wird das alles zu viel. Sie
klagen über Tinnitus, Konzentrationsstörungen, Herzund
Kreislaufbeschwerden.
Von Kristina Krumpholz
Im Kaufhaus und Restaurant tönt Unterhaltungsmusik
aus den Lautsprechern, auf der Straße rauscht der
Verkehrslärm, im Großraumbüro klingeln die Telefone,
am Arbeitsplatz werden Bau- und Maschinenlärm
zur Dauerbelastung, in der U-Bahn hört das Ohr die
Gespräche der Mitreisenden, im Auto läuft das Radio,
zuhause der Fernseher.
Unser Umfeld ist die meiste Zeit mit Geräuschen aller
Art gefüllt, unser Ohr wird viele Stunden täglich
beschallt. Es kommt praktisch nie zur Ruhe, denn
selbst im Schlaf arbeitet es. Es lässt sich nicht einfach
Die Lautstärke wird in Dezibel angegeben:
0 dB = unhörbar
20 dB = sehr leise (tickende Armbanduhr)
30 dB = leise (Blätterrauschen)
40 dB = leise (ruhiges Büro)
60 dB = laut (belebtes Büro)
80-100 dB = sehr laut (starker Straßenverkehr)
120 dB = unerträglich (Presslufthammer)
140 dB = gehörschädigend (Flugzeugtriebwerk)
26
DIE MALTESER 1/2019
MEDIZINAKTUELL
LÄRM KRANK MACHT
schließen wie die Augen. Jeder Schalleindruck wird verarbeitet
und ans Gehirn weitergeleitet. Jeder Ton gelangt
über das Mittelohr weiter zum Innenohr, wo in der
sogenannten Schnecke alle Töne an bestimmten Orten
weiterverarbeitet werden.
Wenn nie wirklich Stille herrscht
Die Übertragung der hohen Töne erfolgt an der Basis
der Schnecke, die tiefen Töne werden in den oberen
Windungen übertragen. Somit kommt jede Schallwelle
an der Basis vorbei, wo die mikroskopisch kleinen Härchen
an den Zellen bewegt und mit der Zeit abgenützt
werden. Man kann sich diese Härchen wie die oberen
Äste eines Baumes vorstellen. Bei Wind bewegen sie
sich, bei Windstille erholen sie sich. Ist es allerdings nie
windstill, weht ständig ein Lüftchen, dann werden diese
feinen Ästchen permanent bewegt und mit der Zeit immer
dünner.
Werden die Härchen im Ohr ständig beschallt, funktionieren
sie mit der Zeit weniger gut, und es kommt zu
einer fehlerhaften Reizübertragung. So entsteht Tinnitus.
Tinnitus heißt übersetzt eigentlich nur „Ohrgeräusch“
und ist eine rein subjektive Empfindung. Das
bedeutet, man hört eigentlich etwas, das man gar nicht
hört. Diese Art von Tinnitus ist noch nicht wirklich behandelbar
und kann einen enormen Leidensdruck auslösen.
Bislang gibt es lediglich Therapieansätze, die dem
Patienten helfen, besser mit dem Tinnitus umzugehen.
Heilbar ist er (noch) nicht.
Acht Stunden Lärm, acht Stunden Ruhe
Bei durchschnittlicher Lärmbelastung im Alltag ist
nicht gleich eine Tinnitus-Erkrankung zu erwarten,
doch bei einem Lärmberuf, wie zum Beispiel Schlosser
oder Tischler, sollte ein entsprechender Gehörschutz
getragen werden. Grundsätzlich gilt die Regel, dass bei
einer Lärmbelastung mit 80 Dezibel über die Dauer von
Kristina Krumpholz,
HNO-Ärztin
acht Stunden dann auch
acht Stunden Ruhe für das
Ohr folgen sollten. Wichtig
zu beachten ist außerdem,
dass der Schutz durch Ohrstöpsel
nicht ausreicht. Die Schallübertragung findet
auch über den Schädelknochen neben der Ohrmuschel
statt.
Viele Menschen unterschätzen die Folgen von Lärm, da
sie sich oft erst nach vielen Jahren bemerkbar machen.
Insbesondere Jugendliche, die regelmäßig über Kopfhörer
laut Musik hören, unterschätzen diese Gefahr.
Die Zahl von Jugendlichen mit Hörminderungen und/
oder Tinnitus steigt kontinuierlich. Selbst gelegentliche
Disco- und Konzertbesuche können vorübergehend zu
Hörminderungen und Tinnitus führen – man spricht
dann von einem Lärmtrauma. Junge Menschen erholen
sich in 80 Prozent der Fälle wieder von selbst, sofern
dem Ohr entsprechend lange Ruhe gegönnt wird.
Ruheoasen schaffen
Eine Dauerbeschallung führt zu einer dauernden Überlastung
des Systems und setzt den Körper unter Stress.
In der Folge werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin
und Cortisol gebildet, Blutdruck und Herzfrequenz
steigen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge
sein. Bei Kindern führt zu viel Lärm zu Konzentrationsstörungen,
weshalb sich die Lernfähigkeit und Gedächtnisfunktionen
verschlechtern können.
Wichtig ist daher, zwischenzeitlich immer wieder bewusst
Ruheoasen zu schaffen – das heißt: Kein Radio
im Auto oder zuhause, nicht permanent den Fernseher
laufen zu lassen, keine Dauerbeschallung über Kopfhörer,
sondern bewusst Orte der Stille schaffen. Ohr,
Gehirn und Körper werden Ihnen diese Ruhepausen
zwischendurch danken!
DIE MALTESER 1/2019 27
MEDIZINAKTUELL
v.l.n.r. Hinten: PremiQaMed-Vorstandsvorsitzender
J. M. Hadschieff; B. Glatz-
Kremsner; M. Schramböck; D. Veit;
S. Kuhn; Dr. S. Meryn; M. Seitlinger
Vorne: M. Pölzl und G. Demblin
EXOSKELETT – ERSTMALS BAHN-
BRECHENDE THERAPIE FÜR MENSCHEN
MIT LÄHMUNG IN ÖSTERREICH
tech2people-Gründer Gregor Demblin hat das erste österreichische Therapieprogramm mit Exoskelett gestartet, unterstützt
von Saturn Österreich, den Österreichischen Lotterien, der Kapsch AG und dem Bundesministerium für Digitalisierung und
Wirtschaftsstandort. Im nächsten Schritt werden Spender und Sponsoren gesucht: Das Exoskelett soll für alle leistbar werden!
Von Melanie Manner
35 Menschen mit Lähmung und anderen Beeinträchtigungen
der Gehfähigkeit hatten 2018 erstmals die Möglichkeit,
das Exoskelett auszuprobieren und mithilfe des
bionischen Anzugs zum ersten Mal wieder eigene Schritte
zu machen. „Das Ergebnis war überwältigend“, sagt Initiator
Gregor Demblin. Der Wiener Unternehmensberater,
selbst querschnittgelähmt, bringt mit seiner Initiative
tech2people Technologien nach Österreich, um das Leben
von Menschen mit Behinderung zu verändern. „Wir haben
fünfmal so viele Anmeldungen erhalten, als es Plätze zur
Verfügung gab, und wir haben ein unglaubliches Interesse
aller Österreicher erlebt. Wir haben daher im Dezember
2018 das erste Exoskelett-Therapieprogramm in Österreich
aus der Taufe gehoben“, sagt Demblin, der nun stolz
ist, die ersten Erfahrungen zu präsentieren.
Das Exoskelett der US-Firma Ekso Bionics ist ein batteriebetriebener,
über der Kleidung tragbarer bionischer „Anzug“.
Es wiegt 27 Kilogramm. Seine elektrischen Motoren
bewegen die Beine und ergänzen oder ersetzen Muskelfunktionen.
tech2people stellt es in den Räumlichkeiten
des Ordinationszentrums der Privatklinik Döbling für ambulante
Trainings mit Physiotherapeuten allen Menschen
mit eingeschränkter Gehfähigkeit zur Verfügung.
Gemeinsam für alle leistbar: EUR 300.000,- an
Sponsoringgeldern erforderlich
Zu den Hauptsponsoren zählen das Bundesministerium
für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Saturn
Österreich, die Kapsch AG und – als Partner der ersten
Stunde – die Österreichischen Lotterien.
Demblin: „Dank ihres Supports können wir diese bahnbrechende
Therapie zur Verfügung stellen. Nun geht es
darum, sie zu einem für alle leistbaren Preis anzubieten.“
Insgesamt werden EUR 300.000,- benötigt, damit
tech2people die Therapieeinheit zwei Jahre lang zu
einem Preis von EUR 90,- statt um mehr als EUR 200,-
anbieten kann. Mehr als die Hälfte der Summe konnte
bereits mithilfe der Hauptsponsoren eingenommen
werden. „Derzeit bieten wir die Therapie bereits um 90
Euro an, und der Ansturm ist riesengroß. Damit wir
das auch zwei Jahre lang können, rufen wir alle Österreicher
auf: Bitte tragt mit Spenden und Sponsoringbeiträgen
dazu bei, dass dieses Angebot für alle leistbar
wird.“
Weitere Informationen: www.tech2people.at
28
DIE MALTESER 1/2019
MEDIZINAKTUELL
MEINUNGEN &
ERFAHRUNGSBERICHTE
Mediziner Siegfried Meryn, Professor an der Medizinischen
Universität Wien: „Die Bewegung ist für den
menschlichen Körper lebenswichtig – er ist dafür ausgelegt.
Deswegen ist neben dem Muskelschwund auch der
Knochenabbau im Laufe der Zeit ein typisches Symptom
bei Menschen mit Lähmung und beeinträchtigter Gehfähigkeit.
Aber auch die Funktion der inneren Organe,
etwa des Magens oder des Darms, leidet, und der Kreislauf
wird beeinträchtigt. Die ambulante Therapie mit dem
Exoskelett ist daher nicht nur ein psychisch ‚bewegendes‘
Erlebnis – sie hält auch gesund.“ Besonders hilfreich ist
die Therapie auch für die große Zielgruppe der Schlaganfallpatienten,
die damit wieder gehen lernen können.
Der querschnittgelähmte Student Maximilian Pölzl ist
Teilnehmer am Therapieprogramm – und war von der ersten
Stunde an begeistert. „Es ist ein wirklich tolles Gefühl
– auch ziemlich anstrengend. Ich merke, dass sich vor allem
meine Ausdauer gebessert hat. Am Anfang konnte
ich 2.000 Schritte setzen, mittlerweile bereits 4.000!“
Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung
und Wirtschaftsstandort, sagt: „Für mich hat
dieses Projekt nicht nur eine zutiefst emotionale Komponente,
sondern auch einen digitalen, innovativen und
gesellschaftspolitischen Hintergrund. Es ist ein gutes
Beispiel dafür, wie digitale Innovationen und Fortschritte
das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können.
Die Technologie des Exoskeletts ist ein Gamechanger, der
Menschen mit Behinderung ein einfacheres und selbstbestimmteres
Leben ermöglicht. Ich freue mich, dass wir als
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
dieses Projekt mit 60.000 Euro unterstützen.“
Thomas Pöcheim, Chief Category Officer von
MediaMarktSaturn Österreich, erklärt: „Wir verstehen
uns als Unternehmen, das Innovationen und zukunftsorientierte
Lösungen zu den Menschen bringt und dadurch
das tägliche Leben erleichtert. Bei Saturn steht daher
alles unter dem Motto ‚Du kannst mehr‘. Österreichs
Technikplanet feiert dieses Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum
Therapieteilnehmer Maximilian Pölzl im
Exoskelett mit Physiotherapeut Dennis
Veit, Mitinitiator von tech2people
und setzt auch deshalb ein Zeichen. Wir sind davon überzeugt,
dass moderne Technik in vielen Lebensbereichen
und allen Menschen – unabhängig von ihrem Alter oder
ihren Bedürfnissen – vieles ermöglicht. Die Initiative von
Gregor Demblin macht das deutlich sichtbar und spürbar.
Dies unterstützen und fördern wir. Wir möchten dazu
beitragen, diesen zukunftsweisenden Therapieansatz allen
betroffenen Menschen in Österreich zu ermöglichen,
sodass ‚Du kannst mehr‘ in direkter Verbindung mit Lebensqualität
in einer digitalen Zeit steht.“
Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der
Österreichischen Lotterien, betont: „Es ist unglaublich
aufregend, wenn man als Unternehmen mithelfen kann,
solch eine bahnbrechende Technologie nach Österreich
zu holen. Mit dem Exoskelett wird Menschen mit eingeschränkter
Gehfähigkeit physisch eine neue Perspektive
eröffnet und psychisch neue Hoffnung gegeben. Wir sind
sehr stolz darauf, Partner der ersten Stunde zu sein.“
„Es geht hier um viel mehr als eine bahnbrechende Therapiemaßnahme
für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit.
Mit dem Exoskelett geben wir Hoffnung und
die Möglichkeit auf ein einfacheres und selbstbestimmtes
Leben. Ich bin stolz darauf, bei diesem mutigen und visionären
Projekt mitwirken zu dürfen“, so Georg Kapsch,
Kapsch AG.
DIE MALTESER 1/2019 29
LEBENSWERT
„DER LIEBE GOTT HAT UNS
FELI NUR GEBORGT“
Katharina Brandner, bischöfliche Medienreferentin der Diözese St. Pölten, verlor im Dezember 2016 ihre zehn Monate
alte Tochter Felicitas. Für „Kirche bunt“ schreibt sie vom Leben mit ihrer Tochter und der Trauer um sie.
Von Katharina Brandner
Es gibt einen uralten Cartoon von Snoopy und Charlie
Brown, die am Steg sitzen, und Charlie Brown sagt:
„Eines Tages werden wir sterben“ und Snoopy antwortet
ihm: „Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir leben!“.
Vor zwei Jahren ist unsere kleine Tochter Felicitas im Alter
von zehn Monaten gestorben, in meinen Armen. Aus einem
Kind, dem Ärzte zu Beginn keine Chance gegeben hatten,
wurden zehn Monate Leben. Ein langes Leben, das doch
so kurz war. Wir haben mit ihr gelebt, im Wissen um ihren
baldigen Tod. Und die Tage waren trotzdem voller Leben.
„Alle tun, was sie können“
Es ist ein wunderbarer und ungewöhnlich warmer Februartag
im Jahr 2016, als unsere Tochter nach einer unkomplizierten
Schwangerschaft zur Welt kommt. Während
draußen die gleißende Februarsonne leuchtet, kämpfen
drinnen, nach dem Notkaiserschnitt, Ärzte um ihr Leben.
An eines erinnere ich mich sehr konkret: Dass sich im OP,
als es ganz still wird und geschäftiges Treiben rund um
mich losgeht, die Hebamme mit Mundschutz und Haube
über mich beugt und mit fester Stimme sagt: „Alle tun,
was sie können“. Dann endet meine Erinnerung an die
Geburt unserer Tochter.
Als ich wieder aufwache, sehen wir den Ärzten beim Kopfschütteln
zu, tagelang. Keiner kann so recht sagen, was
los ist, was passiert ist, nur eines ist klar: Unsere Tochter
wurde lange reanimiert. Und sie hatte bei ihrer Geburt
körperlich sichtbare massive Behinderungen, die sich im
Laufe der ersten Lebenswochen recht vielfältig manifestieren.
In ihren ersten Lebenswochen nehmen wir die
Tage und Momente, wie sie kommen, immer in der Sorge,
dass jeder Alarm der letzte sein könnte. Mitten in die
Aufregung einer Intensivstation hinein lassen wir sie an
ihrem 5. Lebenstag taufen. Ein Moment, der etwas in uns
macht: Wir spüren physisch und eindringlich, dass wir
nicht allein für sie da sein müssen. Dass Er uns hilft, und
da ist. In ihr ist.
„Wieso gerade ihr?“, das habe ich oft gehört, in den Tagen
nach ihrer Geburt, als wäre das Bestreben, ein halbwegs
geordnetes und gläubiges Leben zu führen irgendwie Garant
dafür, vor allem Unheil verschont zu bleiben. „Wieso
nicht auch wir?“, war dann immer meine Antwort.
Er will Liebe, nicht Leistung
Die große Ruhe, die ich immer hatte, kam auch aus
meiner Gewiss heit, dass Felicitas’ Dasein genau so ist,
wie Er sich das ausgedacht hatte. Sie war und ist genauso
gewollt, geschaffen, geliebt, nach Seinem Abbild, wie
wir alle. Ich glaube schlicht, Gott denkt nicht in so weltlichen
Kategorien wie wir. Funktionierendes Kleinhirn,
Lidschluss, vegetatives Nervensystem,… – wir brauchen
diesen Körper nur einen kurzen Moment unseres Seins in
Gottes Hand. Und ich glaube, er will unser Dasein, nicht unsere
Fähigkeiten. Er will Liebe, nicht Leistung. Er ist Liebe.
Ihr Körper war nicht für diese Welt gemacht, sie war von
Anfang an, sehr sichtbar, und für uns Eltern oft auch sehr
schmerzhaft, ganz Sein Kind. So wie wir alle – nur vergessen
wir selbst das im Zuge unserer Fähigkeiten, unserer
Ambitionen, unserer Bedürfnisse. Wenn Menschen zu
mir gesagt haben: „Das ist jetzt eine große Prüfung“, bin
ich immer innerlich zusammengezuckt. Wie sollte mich
Er, der mich gerade so trug, prüfen wollen? Als wäre es
eine Belohnung, gesund und munter zu sein. Was für ein
Gottesbild ist das? Ein prüfender Gott! Gesundheit als
Belohnung? Krankheit als Konsequenz für Unglauben? Er
will, dass wir in Fülle leben, mit allem, was dazugehört. Er
will, dass das Gebet kein Funktionalismus ist, und trotz-
30
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
Mag. Katharina Brandner
ist seit 2014 bischöfliche
Medienreferentin im
Kommunikationsreferat
der Diözese St. Pölten.
Neben und nach ihrem
Studium der Politik- und
Sozialwissenschaft und Ausbildungen in Pressearbeit
und Public Affairs arbeitete sie zehn Jahre im
PR-Bereich großer Interessenvertretungen wie der
Wirtschaftskammer, der Papierindustrie und einer
Nicht-Regierungsorganisation. Sie ist verheiratet
und Mutter zweier Kinder.
dem die größte Kraft ist, die wir Christen zur Verfügung
haben. Eine Wunderwaffe, die ankommt, die
wirkt, rund um einen und in einem selbst.
Während des vielen Betens am Bett meiner Tochter,
deren Zustand sich nicht änderte, deren Wunderheilung
ausblieb, deren Verfassung mal stabiler, mal instabiler
war, wurde mir jedoch eines klar: Wir wurden alle geheilt
– wenn auch nicht sichtbar und physisch. Wir haben
Ruhe und Frieden gefunden, um mit diesem Leben, dieser
Situation umgehen zu können. Unsere Wunderheilung war
eine Wundenheilung.
Unser Sohn Nikolaus – der vier Jahre alt war, als seine kleine
Schwester starb – hat einmal gesagt, als ich wieder einmal
versucht habe, ihm zu erklären, dass sie sterben wird: „Ah!
Jetzt weiß ich, was du meinst! Der liebe Gott hat uns Feli
nur geborgt. Und irgendwann will er sie zurück. Und dann
müssen wir sie ihm geben, weil sie ihm gehört und nicht
uns.“ Wir sind die Eltern von zwei wundervollen Kindern:
Eines fest an der Hand, das andere fest im Herzen.
Nicht aufhören, über Felicitas zu sprechen
Das wichtigste Ritual ist für uns, nicht aufzuhören, über
Felicitas zu sprechen. Ich empfinde es schmerzhafter, nicht
von ihr zu erzählen, als über sie zu sprechen. Nicht nach
ihr gefragt zu werden, empfinde ich als belas tend, denn ihr
Tod ist, egal wohin ich komme, ohnehin der „Elefant im
Raum“. Die Trauer um Kinder mit Behinderungen stößt
ohnehin auf viel Unverständnis. Wenn nach Felicitas’ Tod
Menschen zu mir gesagt haben, dass sie nun erlöst sei und
sie es nun besser habe im Himmel, hat mich das wirklich
sehr getroffen. Als müsste ich froh sein, dass sie gestorben
ist, weil sie eine Behinderung hatte. Dabei war das das einzige
Leben, das sie hatte und das wir mit ihr hatten.
Ihr Fehlen jeden Tag aushalten
Wir sollten uns von der Vorstellung befreien, dass nur das
Leben gut ist, das der Norm entspricht. Dass nur ein Leben
lebenswert ist, das frei von Schmerzen und Leid ist.
Ihre Behinderung war ein Faktum, aber kein Maßstab.
„Felicitas fehlt überall“, sage ich oft. Die Trauer um sie
bedeutet für uns, ihr Fehlen jeden Tag aufs Neue auszuhalten,
jeden Tag aufs Neue in unser Leben zu integrieren.
Trauer bedeutet eben nicht, eine Zeit lang in einer Ecke
zu sitzen und zu weinen, und irgendwann wird das besser
und man hat es „hinter sich gebracht“. Das ist eine völlig
falsche Vorstellung von Trauer. Auch der Glaube an die
Auferstehung, an ihre Auferstehung, heißt nicht, dass ihr
Fehlen auf dieser Welt nicht an manchen Tagen unerträglich
ist. Traurig zu sein, heißt nicht, kein guter Katholik zu
sein. Getröstet zu sein, heißt ja nicht, nicht mehr traurig
zu sein. Sondern den Schmerz auszuhalten. Trauer ist Liebe,
die nirgends hin kann.
Es liegt eine ungeheure Kraft darin, dem Tod ins Auge zu
blicken. Bis zum Schluss. Wir haben ihm nicht die Kontrolle
über uns überlassen. Er ist Teil unseres Lebens geworden,
aber nicht mehr. Felicitas ist unser Schatz bei
Gott. Wo sie ist, ist unser Himmel.
Ich wurde nicht gefragt bei meiner Geburt
und die mich gebar wurde auch nicht gefragt
bei ihrer Geburt niemand wurde gefragt
außer dem Einen und der sagte Ja.
(Kurt Marti)
DIE MALTESER 1/2019 31
LEBENSWERT
„STANDING OVATION“ – MIT DER
EIGENEN ERFINDUNG ZURÜCK
INS BERUFSLEBEN
Peter Lammer ist Vollblutgastronom. Wenn er von seiner Arbeit in der kleinen Küche des „Johanneskeller“ in der Salzburger
Altstadt unweit der Linzer Gasse erzählt, spürt man die riesengroße Begeisterung für seinen Beruf, der in seinem
Fall Berufung ist.
Von Hansjörg Nagelschmidt
Fast hätte ein schwerer Motorradunfall im Jahr 2010
seine beruflichen Träume zunichte gemacht. Eine Vielzahl
an schweren Knochenbrüchen in den Beinen erforderte
eine langwierige Reha und unzählige Operationen.
Ärzte und Betreuer legten Peter Lammer nahe, ernsthaft
über eine Umschulung nachzudenken, da an eine Rückkehr
in seinen ursprünglichen Beruf, der ja stehend zu
verrichten ist, nicht wirklich zu denken sei. Nicht mehr
in seiner geliebten Küche werken zu können, war aber für
Peter Lammer keine wirkliche Alternative und so kehrte
er nach 650 Krankenstands-Tagen und zehn Operationen
an seine Wirkungsstätte zurück.
Der Wiedereinstieg war sehr hart, denn aufgrund großer
Schmerzen in den Beinen war es Peter Lammer nicht
möglich, acht Stunden am Stück in der Küche zu stehen.
Seine Beine schwollen an und er benötigte eine große
Dosis an Schmerzmitteln, um irgendwie durchzuhalten.
Zudem benötigte er stets Hilfe von Kollegen beim Hantieren
mit schweren Töpfen. 2016 war für ihn dann quasi
die „Schmerzgrenze überschritten“. Für Lammer war klar
„so macht das keinen Spaß, so ist der Alltag unerträglich“,
und er begann darüber nachzudenken, wie er seinen
Arbeitsalltag erleichtern könnte.
Tüfteln für maximale Entlastung
Mit seinem technisch bewanderten Freund Bernhard
Tichy begann er, an einer Lösung zu tüfteln, die seine
Beine entlasten würde. Erste Versuche mit Klettergurten
verliefen nicht optimal, bereits nach kurzer Zeit traten
Einschnürungen und Durchblutungsstörungen in den
Beinen auf. Eine völlig schmerzfreie Nutzung war daher
nicht möglich.
Es dauerte aber nicht allzu lange, bis die neue Grundidee
feststand. Die Umsetzung folgte sogleich: An der
Decke der Küche wurde ein Schienensystem eingebaut,
an dem ein Bügel mit einem Fahrradsattel hängt. Auf
dem Sattel sitzend ist mit wenig Kraftaufwand die Bewegung
in alle Richtungen quasi federleicht und schwebend
möglich – und die Beine können je nach Einstellung
wenig bis maximal entlastet werden. Zudem ist
der Nutzer nicht permanent an das Gerät gebunden
und kann sich daher über größtmögliche Flexibilität
im Einsatz freuen.
Gründung des Unternehmens „sitworxx“
Lammer und Tichy nannten ihre Erfindung „Standing
Ovation“, gründeten das Start-Up-Unternehmen
„Sitworxx“ und meldeten auch gleich das österreichische
sowie das internationale Patent an. Mittlerweile ist ihre
Erfindung als „Medizingerät“ zertifiziert. Das österreichische
Patent wurde eingetragen und finalisiert. Damit
sollten sich auch die Chancen für das noch laufende Verfahren
für das internationale Patent wesentlich verbessert
darstellen.
Innerhalb kurzer Zeit nach Installierung von „Standing
Ovation“ konnte Peter Lammer seine Schmerzmittel
drastisch reduzieren. Dies trug zu einer deutlich verbesserten
Lebensqualität für ihn und sein Umfeld bei.
Er fühlte, endlich wieder einen „klaren Kopf“ zu haben.
32
DIE MALTESER 1/2019
LEBENSWERT
Und das Wichtigste: Er konnte wieder in seiner Küche
schalten und walten, die schweren Kochtöpfe selbst von
da nach dort heben – ohne die Unterstützung von Mitarbeitern
– „und ich war sogar schneller als jemals zuvor“,
freut er sich.
Arbeit wichtig für das Selbstwertgefühl
„Berufstätigkeit und ein erfülltes Arbeitsleben sind ein
wichtiger Bestandteil für ein zufriedenes Leben“, ist Peter
Lammer überzeugt. Deshalb hat der vierfache Familienvater
auch niemals an Frühpensionierung gedacht
– sicher auch aus finanziellen Gründen, aber nicht ausschließlich:
„Die Teilhabe am Arbeitsleben ist auch für
das Selbstwertgefühl eines Menschen ganz wesentlich.“
Er selbst hat sich in der Zeit der Unsicherheit über seine
berufliche Zukunft oft niedergeschlagen gefühlt – deshalb
empfindet er nun „Standing Ovation“ und die Möglichkeit,
in seinem Restaurant wieder voll einsatzfähig zu
sein, als seinen „persönlichen Lotto-Sechser“.
Die beiden Unternehmensgründer glauben fest daran,
dass ihre Erfindung auch vielen anderen Menschen
in stehenden Berufen eine große Erleichterung bieten
könnte – sowohl beim Wiedereinstieg nach Unfällen als
auch ganz grundsätzlich. Auch mit „gesunden“ Beinen ist
ein stehender Beruf mitunter sehr anstrengend – insbesondere,
wenn man nicht mehr 20 Jahre jung ist – „Standing
Ovation“ könnte hier wertvolle Unterstützung bieten,
um den Arbeitstag besser und weniger anstrengend
zu bewältigen und vielleicht sogar Folgeerkrankungen
vorzubeugen.
„Standing Ovation“ im Reha-Einsatz
Peter Lammer und Bernhard Tichy sehen zudem auch
die Einsatzmöglichkeit als unterstützendes Instrument
in Reha-Prozessen. Aktuell wird das Gerät „Standing
Ovation-Konstruktion“ zu Testzwecken im Reha-Zentrum
Bad Häring der AUVA verwendet, die sich sehr für das
Gerät interessierte. Das deckenmontierte Gerät wird
in der Ergotherapie verwendet und ermöglicht es zwei
Patienten gleichzeitig, sich auf 50 m 2 frei zu bewegen.
Das Duo würde sich sehr freuen, wenn seine Erfindung
vielen Menschen bei ihrem Rehabilitationsprozess helfen
könnte – vor allem, wenn herkömmliche Methoden zur
Entlastung der Beine, wie beispielsweise die Wassertherapie,
nicht angewendet werden können oder durch ein
zu hohes Sturzrisiko alternativ außer Betracht gezogen
werden müssen. „Wir werden sehen, was die Zukunft
diesbezüglich bringt.“
Die beiden „Erfinder“ sind von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
von „Standing Ovation“, wie beispielsweise
in der Physiotherapie, überzeugt. Insbesondere
durch das neu konstruierte „freistehende“ Gerät lässt
sich nahezu jeder Arbeitsplatz – unabhängig von Bausubstanz
und Deckenhöhe – leicht adaptieren. Auch
anderen Personen könnte „Standing Ovation“ bei
der Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit von
Nutzen sein. „Die Konstruktion, die mir in meiner
Küche so sehr hilft, könnte auch vielen anderen Menschen
da draußen helfen – entweder Rehaunterstützend
oder, um ihren Beruf möglichst lange ausüben zu können“,
fasst Peter Lammer zusammen. Für die Zukunft
DIE MALTESER 1/2019 33
LEBENSWERT
ç
ROBOTER „VERTRITT“
Wenn Kinder chronisch krank werden, laufen sie Gefahr, den
Anschluss an den Unterricht zu verlieren. Viele fühlen sich
einsam, vermissen ihre Freunde. Ein norwegisches Unternehmen
hat einen Roboter entwickelt, der kranke Kinder im
Unterricht „vertritt“.
Von Elke Ziegler
wäre es jedenfalls wünschenswert, wenn es für die Installation
von „Standing Ovation“ am Arbeitsplatz eine
Förderung geben würde, um mehr Menschen eine Rückkehr
ins Arbeitsleben zu ermöglichen.
Für Peter Lammer, dem ein Ärztegremium im Prinzip
bescheinigt hatte, dass er einen „stehenden Beruf“
nicht mehr ausüben könne, ist es heute eine besondere
Genugtuung, es aus eigener Kraft doch geschafft
zu haben und mit seinem „Johanneskeller“ von den
Nutzern auf der Tourismus-Bewertungs-Plattform
TripAdvisor unter die Top 10 der Salzburger Restaurants
gewählt wurde. „Eine bessere und schönere Anerkennung
kann es nicht geben!“
Informationen sowie ein Video von Standing Ovation:
www.sitworxx.at
Dieser Artikel ist zuerst in der Ausgabe 3/2018 des
ÖZIV INKLUSIV erschienen. Der ÖZIV (Österreichweite
zukunftsorientierte Interessenvertretung)
ist ein seit 1962 tätiger Behindertenverein, dessen
Mitglieds organisationen selbständige Vereine in den
einzelnen Bundesländern sind.
www.oeziv.org
Er ist zirka 30 Zentimeter groß, besteht aus einem Kopf
mit freundlichen Augen, in seinem Rumpf befindet sich ein
Lautsprecher. „Solange ein Kind krank ist, sitzt AV1, so der
Name des kleinen Roboters, in der Klasse“, erklärt Karen
Dolva, Geschäftsführerin des 2015 gegründeten norwegischen
Start-ups „No Isolation“, das aus einem Forschungsprojekt
entstanden ist: „Er ist dort, wo das Kind selbst
nicht sein kann. Der Roboter dient dem Kind als Augen und
Ohren.“
Über den Roboter kann ein Kind zuhause oder im
Krankenhaus sehen und hören, was gerade in der
Schule geübt wird.
Das Kind steuert den Roboter von zuhause oder aus dem
Krankenhaus. Via Smartphone oder Tablet bestimmt es,
wohin er schaut. Es kann über Lautsprecher mit Freunden
sprechen und durch ein eingebautes Mikrofon hören, was
sie sagen. Die Kommunikation ist verschlüsselt, die Informationen
fließen nur nach Eingabe eines Passworts und nur
zwischen Kind und Roboter.
Erweiterung des kindlichen „Ich“
AV1 ist ein sehr unpersönlicher Name, dabei bleibt es aber
meist nicht lange. Die Kinder machen den Roboter zu einem
Teil ihrer selbst, setzen ihm Kappen auf, binden ihm einen
Schal um oder bekleben ihn mit Sticker. „Er wird zu einer
Erweiterung des Ich“, so Karen Dolva.
34
DIE MALTESER 1/2019
LEBENSWERT
KRANKE KINDER IM KLASSENZIMMER
807 Roboter befinden sich bereits in Klassenräumen,
vor allem in Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden.
„Laut Schätzungen gibt es in Europa eine halbe
Million chronisch kranke Kinder – Kinder mit Krebs,
Autoimmunerkrankungen oder Behinderungen. Sie alle
wollen wir erreichen.“ Ein Hindernis könnten die Kosten
sein – die Eltern müssen für Roboter und Wartung zahlen,
außer die Schule übernimmt die monatlichen Kosten
von rund 200 Euro pro Roboter. Auch in Österreich verhandle
man schon mit ersten Schulen, heißt es seitens
„No Isolation“.
Computer für Senioren
Aufbauend auf den Erfahrungen mit Kindern bietet das
Unternehmen auch Senioren technologische Unterstützung
an, in Form eines bewusst einfach gehaltenen Computers:
„Wir haben einen Computer entwickelt, den auch Menschen
mit beginnender Demenz, mit Einschränkungen beim Sehen
oder Hören benutzen können.“
Es gibt nur einen großen Knopf, um den Tablet-ähnlichen
Computer zu bedienen, die Stimme ist laut und klar, es
gibt keinen Touchscreen, keine komplizierte Navigation.
Über eine App können Fotos und Videos mit Familie
und Freunden ausgetauscht werden. Technologie ist für
Karen Dolva alles – von einer Schere über eine Waschmaschine
bis hin eben zu Computer und Roboter. Es
komme immer darauf an, was die Menschen daraus
machen – und da seien die Möglichkeiten besonders
für Menschen mit Einschränkungen noch nicht ausgeschöpft,
ist die norwegische Forscherin überzeugt.
www.noisolation.com
Quelle: science.ORF.at vom 6.12.2018
NUR EINE VERTRETUNG, KEIN ERSATZ!
Von Katharina Stögner
Natürlich sehen wir Malteser den Einsatz von
Robotern im sozialen Umfeld mit einem äußerst
kritischen Auge. Aber ganz ehrlich: Könnte er in
bestimmten Fällen nicht auch eine Erleichterung
bringen? Denken wir an die Kinder mit lebensverkürzender
Diagnose im Hilde Umdasch Haus, an
die vielen Kinder und Jugendlichen mit chronischen
Erkrankungen und Behinderungen, die wir
im Rahmen unserer Inklusionscamps und Wildwassercamps
betreuen. Sie könnten vom gezielten
Einsatz eines Roboters bei kleinen, einfachen
Hilfsdiensten durchaus profitieren – und hätten
womöglich auch noch großen Spaß dabei! Auch
für einsame, ältere Menschen, die wir im Rahmen
unserer Besuchsdienste nicht rund um die Uhr
begleiten können, wäre ein Roboter gelegentlich
eine willkommene Abwechslung. Natürlich soll
eine Maschine den zwischenmenschlichen Kontakt
nicht ersetzen, aber sie könnte den Kontakt
vielleicht im einen oder anderen Fall erleichtern ...
DIE MALTESER 1/2019 35
MALTESERORDEN
NEUE BOTSCHAFTERIN BEIM
HEILIGEN STUHL UND BEIM SMRO
Am 4. Dezember 2018 hat Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg in Rom ihr Beglaubigungsschreiben an Großmeister
Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto überreicht. Sie ist damit die erste Frau, die von Österreich mit der
Vertretung Österreichs beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen Malteser-Ritter-Orden betraut wurde. Die promovierte Juristin,
die auch Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch spricht, arbeitet seit 1984 im österreichischen diplomatischen
Dienst. Ihre bisherigen Auslandseinsätze führten sie zu den Vereinten Nationen nach New York, als Botschaftsrätin für Presse
und Information nach Bonn und zuletzt als Botschafterin nach Algerien.
Frau Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg, wie kam
es dazu, dass Sie sich beruflich für eine Laufbahn
im diplomatischen Dienst entschieden haben? Wie
sehen Sie Ihre neue Aufgabe?
Ich habe meine Tätigkeit im diplomatischen Dienst stets
als große Bereicherung empfunden. Insbesondere die
Kontakte mit Menschen und die Vielfältigkeit der Arbeit,
sei es im Einsatz für österreichische Unternehmen oder
die Verbreitung des Wissens über unser Land und unsere
Kultur, waren für mich immer sehr wichtig. Dialog und
Gesprächsbereitschaft stehen im Zentrum meiner Arbeit.
Die Botschaft beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen
Malteser-Ritter-Orden in Rom sehe ich daher als eine
Plattform des Gesprächs, bei welcher ich mich besonders
über Kontakte mit Besucher- und Pilgergruppen aus
Österreich sehr freue.
Was verbindet Sie mit dem Malteserorden und
welche Berührungspunkte mit dem Orden gab es
bereits in der Vergangenheit?
Bei den Vereinten Nationen und im Außenministerium
bin ich wiederholt mit der wertvollen Arbeit von Organisationen
mit humanitärer Mission, wie dem Malteser
Hospitaldienst Austria, dem Roten Kreuz und anderen,
in Berührung gekommen.
Wichtig war mir immer das ehrenamtliche Engagement.
Dabei hat mich der freiwillige soziale Einsatz von so vielen
jungen Menschen besonders beeindruckt. Ich hoffe,
dass es in Zukunft die Möglichkeit geben wird, dieses
Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg ist die neue österreichische
Botschafterin beim Heiligen Stuhl und beim SMRO, sowie auch
bei der Republik San Marino.
36
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERORDEN
freiwillige Engagement beim Malteserorden auch auf Einsätze
im Ausland auszudehnen und dadurch Jugendlichen
entsprechende Auslandserfahrungen zu ermöglichen.
Ihre beruflichen Stationen sind auf der ganzen Welt
zu finden – unterschiedlichste Kulturen, verschiedene
Religionen und Sprachen. Ich habe gelesen,
Sie bezeichnen sich selbst als neugierig und weltoffen
und sprechen vier Sprachen, das kommt Ihnen
im diplomatischen Dienst bestimmt zugute? Aber
spielt Religion im diplomatischen Dienst eine Rolle?
Neugier, Weltoffenheit und das Einlassen auf das Gastland
sind gute und auch notwendige Voraussetzungen
für erfolgreiche diplomatische Arbeit. Auch Kommunikationsfähigkeit
in möglichst vielen Sprachen ist sehr
hilfreich bei der Herstellung von guten persönlichen Beziehungen
und soliden Arbeitskontakten. Darüber hinaus
sind für die diplomatische Tätigkeit beim Heiligen
Stuhl profunde Kenntnisse von religiösen Hintergründen
und Zusammenhängen unerlässlich.
Vergangenen Dezember hat Papst Franziskus für
österreichisches Medienecho gesorgt, als er sagte,
dass das Lied „Stille Nacht“ sein Lieblingsweihnachtslied
sei und es eine tiefe Friedensbotschaft
in sich trägt. Sie haben das Lied sogar mit dem
Heiligen Vater gemeinsam angestimmt und in der
Botschaft eine Ausstellung darüber initiiert. Kennt
man österreichische Weihnachtsbräuche in Rom?
Ich habe den 200. Jahrestag des Liedes „Stille Nacht“ als
Chance gesehen, österreichische Kultur und österreichisches
Brauchtum auch in Rom und beim Vatikan noch
besser bekannt zu machen. Die von der „Stille Nacht Gesellschaft“
in Oberndorf erstellte Ausstellung über die
Entstehung und Verbreitung dieses Weihnachtsliedes,
das als Friedensbotschaft von Österreich aus um die
Welt ging, ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Der
Vortrag des Liedes durch die Salzburger Sängerin Martina
Mathur vor Papst Franziskus und anschließend auch
zur Ausstellungseröffnung vor einer großen Zahl von
Geistlichen und Diplomaten war sehr berührend.
Sie haben Ihren Dienst in Rom erst kürzlich angetreten.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Mission und
was kann Ihrer Meinung nach der Malteserorden zu
einem besseren Ganzen in der Welt beitragen?
Ich sehe mit dem Heiligen Stuhl und dem Souveränen
Malteser-Ritter-Orden, die ja beide weltweit engagiert
sind, auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Interessen
Potential zur Zusammenarbeit in globalen Fragen.
Dazu zählen Klima- und Umweltschutz, humanitäre
Hilfe und die Wahrung der Menschenrechte.
GRATIS,
aber leider nicht kostenlos.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Die MALTESER“ ist traditionell gratis und
soll es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen,
Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.
Doch die Produktion und der Versand sind leider
nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 3-4/2018
Spatenstich:
MALTESER Ordenshaus – Wohnen wie Zuhause
Wirtschaft hilft – Das Wirken von Engeln
20. MALTESER Wildwassercamp
Die Malteser-Zeitung 21_11 ok.indd 1 23.11.18 14:00
Die
MALTESER
Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich
Ausgabe 2/2018
80. Großmeister: Fra` Giacomo Dalla
Torre del Tempio die Sanguinetto
Libanon: Karawane der Nächstenliebe
„Gaudete et exsultate“
Falls Sie, Ihre
Freunde oder Ihre
Familie über unsere Arbeit
informiert werden wollen,
Die Malteser-Zeitung 2_2018_2806_ok.indd 1 29.06.18 07:45
Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,
Kennwort „Zeitung“ AT65 2011 1800 8087 0800
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!
senden wir Ihnen die Zeitung
gerne regelmäßig zu.
Senden Sie einfach eine
E-Mail an:
zeitung@malteser.at
DIE MALTESER 1/2019 37
XXXXX MALTESERÖSTERREICH
EIN BAYER MIT HERZ FÜR SÜDAFRIKA
Pater Gerhard Lagleder gründete und leitet die größte katholische Hilfsorganisation im südlichsten Land Afrikas – die
Südafrikanischen MALTESER, die sich dort „Brotherhood of Blessed Gérard“ nennen und ein Hospiz betreiben, in dem
größtenteils AIDS-Kranke behandelt und gepflegt werden. Aus Österreich bekam er zuletzt prominente Unterstützung
durch eine Benefizveranstaltung der ganz besonderen Art.
Von Katharina Stögner
„Derzeit halten sich in Südafrika die Zahl der AIDS-
Neuerkrankungen und die Zahl der Todesfälle die Waage“,
sagt Gerhard Lagleder. Der in Regensburg geborene
Benediktiner ist seit 1994 Mitglied im Malteserorden
und seit 1987 als Missionar in Südafrika tätig. 1992 hat
er in der Provinz KwaZulu-Natal die Hilfsorganisation
„Brotherhood of Blessed Gérard“ ins Leben gerufen. Sie
ist nach dem Gründer des Malteserordens, dem Seligen
Gerhard, benannt und betreut vor allem HIV-Infizierte
und AIDS-Kranke.
Die Tatsache, dass die Neuinfektionsrate nicht weiter
steigt, ist der großen Zahl an AIDS-Kranken zu verdanken,
die in hochaktiver antiretroviraler Therapie, kurz
HAART, sind. „Werden die Medikamente regelmäßig
und ohne Unterbrechung eingenommen, dauert es etwa
ein halbes Jahr, bis die Virenbelastung von ein bis eineinhalb
Millionen Viruskopien pro Kubikmillimeter auf
unter 50 – und damit unter die Nachweisgrenze – gefallen
ist. Damit ist der Patient nicht mehr infektiös und
kann andere nicht anstecken. Wir hatten in unserem
Programm deshalb auch noch nie eine HIV-Übertragung
einer Mutter zum Kind, weil wir rechtzeitig die Virenbelastung
unter die Nachweisgrenze senken“, erklärt Pater
Gerhard. Weniger AIDS-Patienten gebe es deshalb aber
nicht, weil alle Erkrankten bis an ihr Lebensende nach
wie vor AIDS-Patienten bleiben, selbst wenn sie aufgrund
der erfolgreichen Behandlung durch die tägliche
Medikamenten-Einnahme nicht mehr ansteckend sind
und sich durchaus wohlfühlen.
Ganzheitliches Hilfssystem
Das AIDS-Behandlungsprogramm erschöpft sich nicht allein
in der Medikamenten-Ausgabe an die rund 700 AIDS-
Patienten, welche die Brotherhood aktuell betreut. Es ist
vielmehr ein ganzheitliches System, das die Diagnose, die
Therapievorbereitung, die Behandlung opportunistischer
Infektionen und Krebserkrankungen, die antiretrovirale
Therapie, die Therapiebegleitung und die soziale Rehabilitation
sowie Existenzsicherung der Patienten und oft auch
deren Angehöriger einschließt. „Außerdem behandeln und
pflegen wir in unserem stationären Hospiz mit 40 Betten
AIDS-Patienten, die wegen Resistenz oder zu weit fortgeschrittener
Infektionskrankheiten nicht mehr gesund
werden können. Dasselbe machen wir im ambulanten
Hospiz mit 364 Patienten pro Jahr“, so Pater Gerhard. Zusätzlich
betreibt die Bruderschaft einen Kindergarten und
eine Kinderklinik, in der sie sich vor allem unterernährter
38
DIE MALTESER 1/2019
Kleinkinder annimmt. Für mehr als hundert Schüler und
Studenten wird eine Schul- bzw. Berufsausbildung finanziert.
Bei ihrer Arbeit ist die Brotherhood ausschließlich auf
Spendengelder angewiesen. Rund 20 Prozent davon kommen
aus Südafrika, die restlichen 80 Prozent stammen aus
Deutschland und Österreich. Anlässlich des Welt-AIDS-Tages
Ende November 2018 wurden im Rahmen einer ganz
besonderen Benefizveranstaltung im Wiener Stephansdom
rund 70.000 Euro eingespielt. Besonders war die Veranstaltung
nicht nur aufgrund der hochkarätigen Besetzung,
sondern auch wegen der ungemein raschen Reaktion
und Einsatzbereitschaft der Gastgeber und Organisatoren
des Abends.
„Jedermann im Dom“
Die Vorgeschichte: Im September 2018 hatte Kardinal
Schönborn der Hilferuf von Pater Gerhard Lagleder aus
Südafrika erreicht. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten
der staatlichen Behörden musste das Hospiz einen Teil
der für die Patienten überlebensnotwendigen Medikamente
vier Monate lang selber beschaffen und bezahlen.
Kardinal Schönborn wandte sich umgehend an Gery
Keszler, den Gründer des Vereins LIFE+, um gemeinsam
nach möglichen Lösungen zu suchen. Wie es der Zufall
wollte, hatte Gery Keszler tags zuvor den Schauspieler
und „Jedermann“-Darsteller Philipp Hochmair kennengelernt.
Innerhalb eines einzigen Tages war die Idee zur
Veranstaltung „Jedermann im Dom“ geboren. Die Einnahmen
aus dem Ticketverkauf und weiteren Spenden
entsprechen den Ausgaben, die notwendig sind, um die
gesamte umfassende Versorgung der rund 700 Patienten
in AIDS-Therapie einen Monat lang sicherzustellen.
Die Rechnung ging auf. Die Vorstellung, zu der Kardinal
Dr. Christoph Schönborn gemeinsam mit Prokurator
Norbert Salburg-Falkenstein und Gery Keszler luden,
war binnen kürzester Zeit ausverkauft. Mit stehenden
Ovationen bedankte sich das begeisterte Publikum bei
Hochmair und seiner Band, der „Elektrohand Gottes“, sowie
den mitwirkenden Gaststars Ulrike Beimpold (Buhlschaft),
Sunnyi Melles (Gott und Teufel), Erni Mangold
(Gute Werke), Konstanze Breitebner (Mutter und Glaube)
und dem Nachwuchstalent Siya Urbanitsch-Schlacher
(Tod). Auch Pater Lagleder war an diesem besonderen
Abend anwesend und nahm den Spendenscheck in der
Höhe von € 68.448,– dankbar entgegen.
Ob der Benediktinermönch seine Entscheidung, nach Südafrika
zu gehen, jemals bereut hat? „Keine Sekunde. Damit
ist ein Lebenstraum von mir erfüllt“, so Pater Gerhard.
FACTBOX
Organisation: Brotherhood of Blessed Gérard
Gründung und Sitz: 1992, KwaZulu-Natal/Südafrika
Mitglieder: 2584, damit größte katholische
Hilfsorganisation Südafrikas
Sozialarbeiter-Konsultationen: 6926
Hausbesuche durch AIDS-Therapieberater: 3328
Pflegerische Hausbesuche: 1308
Patienten im AIDS-Behandlungsprogramm: 703
Hospiz/neue ambulante Patienten: 488
* Angaben 2018, Quelle: Jahresbericht der Brotherhood of Blessed Gérard
Nähere Informationen: www.bsg.org.za
DIE MALTESER 1/2019 39
MALTESERÖSTERREICH
STRASSEN-
SAMMLUNG 2018
Ein herzliches Vergelt’s Gott für die Unterstützung und
Wertschätzung zum Auftakt der jährlichen Straßensammlung,
der größten Spendenaktion für die Malteser
in der Bundeshauptstadt.
40
DIE MALTESER 1/2019
Herzliche Einladung
AUFNAHME 2019
SALZBURG
STILLE NACHT
Auf den Spuren des weltberühmten Weihnachtsliedes,
dessen Zauber seit 200 Jahren ungebrochen ist. Eines Liedes,
das Trost verspricht und Hoffnung schenkt. Immer
und immer wieder. Der Teilnehmer des Malteser Deutschkurses
besuchten die 200 Jahre „Stille Nacht! Heilige
Nacht!“-Ausstellung in der Residenz Salzburg. Die Gäste
waren begeistert, denn dieses Lied ist auch in deren Ländern
sehr bekannt. Was jedoch keiner wusste, war dass
es aus Salzburg stammt. Anschließend gab es traditionell
einen Punsch am Salzburger „Christkindlmarkt“.
© Steirische Museen MUSIS
SPENDE SICHERT
AUSBILDUNG
Spenden in die Zukunft investieren: Der Malteserorden
unterstützte eine Schülerin in Kooperation mit der Wiener
Kinder- und Jugendhilfe (MAG ELF). Die engagierte
Schülerin benötigte für ihre Schul- und Berufsausbildung
einen Laptop, den sich die Familie nicht leisten konnte.
Jetzt kann sie ihre Ausbildung fortsetzen und hoffentlich
schon bald abschließen. Wir danken den Spendern für die
Unterstützung und wünschen der Familie alles Gute, insbesondere
der jungen Dame beruflich viel Erfolg.
Wir freuen uns, zur Aufnahme
unserer neuen Mitglieder in die
Steiermark einzuladen.
Samstag, 22. Juni 2019
11 Uhr HL. MESSE
in der Stiftskirche Leoben-Göss
Glück auf – Gott gebs!
DIE MALTESER 1/2019 41
XXXXX
TIROL
HL. MESSE
Einen besonderen Gast durften die Malteser in Innsbruck bei ihrer Monatsmesse begrüßen: Mit ihnen feierte Bischof
Hermann Glettler die Monatsmesse am 2. November.
WIEN
HOFBURG
Die Malteser zu Besuch bei NAbg. General Karl Mahrer am Heldenplatz, mit einer anschließenden Führung in den
Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Wunderschön das ehemalige Schlafzimmer von Kaiserin Maria Theresia, welches
heute als Empfangsraum des Präsidenten genutzt wird. Großartig, das Probesitzen auf dem berühmten roten Sofa.
STEIERMARK
KÄLTETELEFON
Grazer Malteser helfen, das Kältetelefon der Caritas im Dezember rund um die Uhr zu besetzen.
42
DIE MALTESER 1/2019
1. 2. 3.
XXXX
1. Gemeinsamer Spaß bei Punsch und vorweihnachtlichem Stöbern mit den Bewohnern des Hauses Malta und Betreuten
des Bereiches Burgenland 2. OÖ: Linzer Musiktheater „Ein Amerikaner in Paris“ 3. Nikolo Steiermark 4. Musik für den
guten Zweck in Ebergassing 5. Nikolofeier in Wien 6. Oberösterreich: Gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt
4. 5. 6.
TAG DES EHRENAMTS
Seit 1986 wird an jedem 5. Dezember der internationale
Tag des Ehrenamts begangen. Die Malteser haben diesen
Tag zum Anlass genommen, einmal mehr ein Zeichen zu
setzen – ein sichtbares Zeichen dafür, wie wichtig Freiwilligenarbeit
für unsere Gesellschaft ist. So wurden österreichweit
besondere Ausflüge und Weihnachtsmarktbesuche
initiiert. Die Malteser sind rund um die Uhr, das
ganze Jahr über, für die Not der Menschen ehrenamtlich
im Einsatz. Als eine der größten rein ehrenamtlichen
Organisationen Österreichs engagieren sie sich in der Betreuung
alter und kranker Menschen, im Rettungsdienst,
mit regelmäßigen Besuchsdiensten, sozialer Unterstützung
von Bedürftigen und in der Jugendarbeit. Sie stehen
jederzeit bereit, um dort zu helfen, wo sie gebraucht
werden. Für die Malteser ist eben jeder Tag ein Tag des
Ehrenamtes.
7. 8. 9.
7. Burgenland: Punschtrinken 8. Oberösterreich: Christkindlmarkt Linz 9. Rettungsteam am Tag des Ehrenamts, so
wie immer einsatzbereit.
DIE MALTESER 1/2019 43
MALTESERÖSTERREICH
FONDS SOZIALES WIEN (FSW) UNTER
NEUER FÜHRUNG
Im Mai 2018 wurde Anita Bauer einstimmig an die Spitze des FSW gewählt und ist somit die erste Frau, die den FSW –
das Herzstück der Wiener Sozialpolitik – als Geschäftsführerin leitet. Helmut Lutz im Gespräch mit Anita Bauer.
Frau Bauer, Sie betreten mit Ihrer Funktion kein
Neuland, da Sie ja bereits seit der Gründung des
FSW für die verschiedensten Bereiche des FSW in
führender Funktion tätig waren und als stellvertretende
Geschäftsführerin den FSW auch über den
jeweiligen eigenen Wirkungsbereich hinaus mitgestalten
konnten.
Den FSW zu übernehmen, war für mich eine Bauchentscheidung.
Es ist eine enorme Verantwortung und bedarf
viel Kraft, aber es ist eine sehr schöne Aufgabe und eine
Ehre, es machen zu dürfen. Ich werde von einem so tollen
Team unterstützt, da sind so viele engagierte Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die mit Herzblut bei der Sache
sind.
Wie sehen Sie Ihre zukünftigen Aufgaben? Gibt es
Bereiche, die Ihnen besonders am Herzen liegen,
oder in denen Sie künftig einen noch höheren Unterstützungsbedarf
sehen?
Wir erleben gerade, dass es für alle unsere Zielgruppen
schwieriger wird. Gerade im Bereich der Pflege werden in
den kommenden Jahren noch mehr Menschen in Wien
Unterstützung brauchen. Das heißt, wir brauchen gut
ausgebildete Fachkräfte in den verschiedensten Bereichen.
Dafür benötigt es neben den finanziellen Mitteln
auch die politischen Rahmenbedingungen.
In Anbetracht des demographischen Wandels, einer immer
älter werdenden Gesellschaft, der Veränderung unserer
Gesellschafts- und Familienstrukturen, zunehmender
Urbanisierung und Migration wird eine Organisation
wie der FSW zukünftig mit großen Herausforderungen
konfrontiert sein.
Sehen Sie den FSW dafür gut gerüstet bzw. was ist
aus Ihrer Sicht unbedingt noch zusätzlich zu tun?
Mit dem Strategiekonzept „Pflege 2030“ ist Wien gut aufgestellt.
Dennoch müssen wir natürlich weiterhin flexibel
mit den sich ändernden Rahmenbedingungen umgehen.
Wien ist eine Stadt der Vielfalt. Was wir brauchen, sind
qualitätsvolle, individuelle und flexible Angebote, die vielen
Menschen zur Verfügung stehen. Wir benötigen innovative
Lösungen im Hinblick auf eine immer älter werdende
Gesellschaft. Zielgruppen müssen aber auch neu
definiert werden. Unser Bild vom Alter ändert sich: 60 ist
das neue 50. Und durch die Digitalisierung sinkt zum Beispiel
die Nachfrage nach klassischen Angeboten wie der
Heimhilfe. Welche Angebote braucht die Zielgruppe zwischen
60 und 80 Jahren von der Stadt? Ab wann brauchen
wir welche Pflege- und Betreuungsleistungen und für wie
viele Menschen? Wie viele Spezialangebote werden benötigt
werden? Allein der Bereich Demenz ist ein Kapitel
für sich. Die unterschiedlichsten Disziplinen müssen sich
mit dem Thema des Alterns auseinandersetzen.
Um den künftigen Herausforderungen im sozialen
Bereich begegnen zu können, werden wir eine
noch größere Solidarität, mehr Kooperationen und
mehr ehrenamtliches Engagement benötigen. Der
FSW verfügt bereits jetzt über eine hohe Anzahl an
Partnerorganisationen – auch der Souveräne Malteser-Ritter-Orden
ist seit vielen Jahren mit dem
Haus Malta, Seniorenwohnsitz der Malteser, als an-
44
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERÖSTERREICH
Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW) Anita Bauer im Gespräch mit Helmut Lutz, Geschäftsführer von Malteser Care,
über die Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung in Wien.
erkannte Einrichtung des FSW Teil dieses Partnernetzwerkes.
Derzeit entsteht im dritten Bezirk ein
neues Ordenshaus des Souveränen Malteser-Ritter-
Ordens, welches 2021 bezugsfertig sein soll. Dieses
Haus wird rund 70 Bewohnern Platz bieten.
Begrüßen Sie solche „privaten“ Initiativen, und
können diese aus Ihrer Sicht Vorbildwirkung haben?
Ja unbedingt, denn je mehr unterschiedliche Köpfe sich
Gedanken über eine Herausforderung machen, desto
eher wird sich eine Lösung finden. Um den Anforderungen
unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir die Solidarität
und die Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft
fördern und stärken, damit diejenigen, die Hilfe und
Unterstützung benötigen, diese auch bekommen. Dafür
braucht es professionelle und qualitätsgeprüfte Angebote.
Ehrenamtliches Engagement kann eine wertvolle Ergänzung
sein und eine Leistung abrunden. Ich bin davon
überzeugt, dass das neue Ordenshaus des Malteserordens
diese Komponenten bestens vereinen wird.
Viele pflege- und betreuungsbedürftige Menschen
ziehen es vor, in ihrem eigenen zu Hause betreut
und gepflegt zu werden. Wie sehen Sie die zukünftige
Entwicklung im Bereich der mobilen Dienste?
Der Wunsch geht eindeutig in die Richtung, bis ins hohe
Alter zu Hause bleiben zu können. Somit wird weiterhin
ein Fokus auf die mobile Betreuung zu Hause zu legen
sein. Hier werden wir zukünftig einen noch größeren
Angebotsmix, wie zum Beispiel mehrstündige Alltagsbegleitung,
benötigen. Aber vor allem brauchen wir noch
bessere Entlastungs- und Unterstützungsangebote für
pflegende Angehörige, die ja die große Mehrheit der Pflegenden
darstellen und durch ihren Einsatz das System
enorm entlasten. Und pflegende Kinder und Jugendliche
sollte es bei uns gar nicht geben – diese Verantwortung
darf nicht auf den Schultern von Minderjährigen lasten.
Malteser Care, ein weiteres Hilfswerk des Souveränen
Malteser-Ritter-Ordens, welches individuelle Pflege
und Betreuung für Menschen zu Hause organisiert
und sicherstellt, wird auch immer wieder als
Lösungspartner bei komplexen Problemstellungen
kontaktiert. Wie sehen Sie die Rolle solcher Organisationen,
wie Malteser Care in der künftigen Landschaft
der Angebote des FSW im mobilen Bereich?
Gerade im mobilen Bereich brauchen Einzelfälle oft ein
spezielles Angebot. Eine kleinere aber hochqualifizierte
Organisation wie Malteser Care kann hier flexiblere Lösungen
anbieten, was immer benötigt werden wird, wie
uns die Erfahrung bereits mehrmals gezeigt hat. Darauf
beruht auch unsere Partnerschaft.
Nähere Informationen:
www.malteser.care
www.fsw.at
DIE MALTESER 1/2019 45
MALTESERKINDERHILFE
EIN TAG MIT
EINER CASE UND CARE MANAGERIN
Um den Arbeitsalltag einer Case und Care Managerin live mitzuerleben, habe ich Schwester Mirna einen Tag lang in Wien
begleitet. Hut ab vor den Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Helferinnen!
Von Susanne Wick
Geplant war, gemeinsam in der Früh zu starten. Doch
es kommt anders: Eine telefonische Neuanfrage einer
verzweifelten Angehörigen landet bei Schwester Mirna –
ein dringender Notfall! Selbstverständlich hat das Erstgespräch
vor Ort Vorrang. In der Folge muss Mirna alle
weiteren Termine für den Tag neu organisieren. Schließlich
hat jeder Klient unterschiedliche Tagesabläufe, die
sich ganz nach seinen persönlichen Bedürfnissen richten.
Darauf ist bei der Planung der Besuche ganz besonders
zu achten. Hier sind enormes Organisationstalent
und Flexibilität gefordert.
Gegen Mittag geht unsere gemeinsame Einsatztour
los. Unser erstes Ziel liegt im zweiten Bezirk. Auf
dem Weg dorthin habe ich, zwischen den Anrufen,
die Schwester Mirnas Handy immer wieder läuten lassen,
die Gelegenheit, die engagierte Helferin nach ihrer
eigenen Geschichte zu befragen. Mirna ist sowohl
diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin als
auch diplomierte Kinderkrankenschwester. Für Malteser
Care betreut sie eine Vielzahl von hochbetagten
Klienten sowie sechs Familien mit chronisch kranken
Kindern. Das bedeutet wöchentliche Betreuungs- bzw.
Pflegevisiten vor Ort.
„Am Ende überwiegt das Positive“
Mirna ist verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern
im Alter von sechs und neun Jahren. „Warum hast
du ausgerechnet diesen extrem herausfordernden Beruf
gewählt?“, frage ich sie. Mirna lächelt nur. Für sie seien
immer schon die Menschen mit ihren Bedürfnissen im
Mittelpunkt gestanden. „In meinen 15 Jahren als Krankenschwester
habe ich sehr viele schöne, aber oft auch
sehr schwierige Betreuungssituationen erlebt. Am Ende
überwiegt aber immer das Positive, das zurückkommt“,
sagt Mirna fröhlich.
Es braucht definitiv ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen,
viel Verständnis, aber vor allem auch sehr gute
Nerven, um immer professionell den täglichen und unterschiedlichsten
Anforderungen in der Betreuung der
Klienten gerecht zu werden. Wie wichtig dies ist, erlebe
ich beim Besuch unseres ersten Klienten an diesem Tag:
Es ist Herr P., ein 95-jähriger Witwer, den wir gerade bei
der Nachspeise stören. Wir begrüßen seine Tochter, die
zu Besuch ist, und seine Personenbetreuerin. Die erste
Frage gilt dem Gesundheitszustand von Herrn P., die
er gleich selbst beantwortet. Dank seiner fürsorglichen
„Perlen“ Ionela und Gabriela-Maria, die sich im vierzehn-
46
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERÖSTERREICH
tägigen Rhythmus abwechseln, und „seiner lieben Case
und Care Managerin Mirna“ gehe es ihm sehr gut.
Das war freilich nicht immer so. Während Mirna die
Pflegedokumentation kontrolliert und die Personenbetreuerin
instruiert, erzählt mir Herr P., dass er nach einem
Krankenhausaufenthalt nicht mehr allein bleiben
konnte. Er hatte plötzliche Ohnmachtsanfälle. Dank der
professionellen und stabilen Betreuungssituation durch
Malteser Care seit fast zwei Jahren sei er aber sehr glücklich
darüber, in seinem eigenen Zuhause mit allen seinen
Erinnerungen leben zu können.
Ein eingespieltes Team
Auf dem Weg zu unserem nächsten Termin hört Mirna
die Nachrichten auf ihrer Mobilbox ab. Es geht um organisatorische
Fragen einer Angehörigen zu Anträgen von
Heilmittelbehelfen und den Formularen für die Personenbetreuerinnen.
Dann meldet sich eine Personenbetreuerin,
die erkrankt ist und nicht zu ihrem geplanten
Einsatz kommen kann. Eine weitere Anfrage betrifft
Informationen zum Familienentlastungsdienst. Soweit
es am Telefon möglich ist, erledigt Schwester Mirna die
dringendsten Anfragen sofort, um den Rest kümmert sie
sich später im Büro.
Unser nächster Termin ist in der Brigittenau. Auf uns
wartet Herr B., ein sehr fröhlicher 82-jähriger Herr mit
einer ebenso fröhlichen Betreuerin und einer sehr guten
Freundin, die seinerzeit mit Malteser Care Kontakt aufgenommen
hatte, als Herr B. dringend eine Betreuung
benötigte. Herr B. leidet seit vielen Jahren an schweren
und sehr schmerzhaften, chronischen Rückenschmerzen
und kann sich nur eingeschränkt bewegen. Dank der
fürsorglichen Betreuung durch seine „beiden Damen“ –
Emanuela-Alexandra und Valeria, Mutter und Tochter
aus Rumänien – ist vieles leichter geworden.
Liebe, Engagement und voller Einsatz
Zurück im Büro muss Schwester Mirna noch die Einsatzplanung
für die nächste Woche mit ihren Kolleginnen
besprechen, die Pflegedokumentation des Tages ins elektronische
System eintragen, zahlreiche E-Mails beantworten,
einen Ersatz für die erkrankte Personenbetreuerin
suchen, Termine für Erstgespräche mit Angehörigen
für die nächste Woche vereinbaren und sich dann noch
beeilen, um ihre Kinder von der Nachmittagsbetreuung
in der Schule abzuholen …
Ich bin beeindruckt von der umsichtigen, einfühlsamen
und ruhigen Art und Weise, wie Mirna ihren Job
erledigt. Und sie ist nicht die Einzige: Schwester Mirna
steht für alle Case und Care Managerinnen von Malteser
Care, die sich täglich in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,
Salzburg und der Steiermark mit viel Liebe,
Engagement und vollem Einsatz um das Wohlbefinden
unserer Klienten bemühen. Ihnen allen ein herzliches
Danke!
3.
KINDERHILFELAUF
AMSTETTEN
29. September 2019
DIE MALTESER 1/2019 47
MALTESERKINDERHILFE
DIE HILFE
MIT DER
MAUS
Eine Theatergruppe, rund 100 Gäste, mehr als 4.300 Euro Spendenerlöse und eine blaue Maus: Das sind die Zutaten eines
überaus gelungenen Benefiz-Abends zugunsten des Hilde Umdasch Hauses.
Von Katharina Stögner
Der 13. November 2018 war ein besonderer Tag für die
Theatergruppe Gaflenz. Vor 40 Jahren gegründet, durfte
die Laiengruppe an diesem Abend aus ganz speziellem
Anlass für rund 100 Gäste aus dem Bezirk Amstetten
spielen. Sie alle waren extra angereist, um das Ensemble
in „Die Blaue Maus“, einem Dreiakter nach einem
Schwank von Carl Laufs, Curt Kraatz und Hugo Wiener,
live zu erleben. Die Einnahmen des Abends kamen der
Malteser Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus zugute.
Die Gesamtsumme von rund 4.300 Euro wurde Mitte
Jänner 2019 im Rahmen einer kleinen Feier im Hilde
Umdasch Haus überreicht.
Wenn eine Ärztin und ein Pharmareferent
miteinander reden ...
„Wir wollten zum 40-jährigen Jubiläum unserer Theatergruppe
„etwas Gutes“ tun, daher die Benefiz-Veranstaltung
zugunsten der Malteser Kinderhilfe“, erzählt
Hans-Peter Weiler, Obmann des Theatervereins. Das
Hilde Umdasch Haus als Spendenziel war nicht zufällig
gewählt. Hans-Peter Weiler ist beruflich mit Silvia
Reisner-Reininger, einer Kinderärztin aus Amstetten,
die sich ehrenamtlich um die Betreuung der Kinder im
Hilde Umdasch Haus kümmert, bekannt.
„Frau Dr. Reisner hat mich einmal gefragt, ob sich die Theatergruppe
Gaflenz vorstellen könnte, für die Malteser
Kinderhilfe zu spielen. Dieser Gedanke hat uns nicht mehr
losgelassen“, so Weiler, im Hauptberuf Pharmareferent,
„nach einem Vorgespräch und zwei Besuchen im Hilde
Umdasch Haus stand dann schnell fest, dass wir die Einladung
zu einer Sonderaufführung sehr gerne annehmen.“
Heiteres und Nachdenkliches
Bei der Wahl des Stückes fiel die Entscheidung rasch für
„Die Blaue Maus“, ein sehr heiteres Stück. Hans-Peter Weiler:
„Wir spielen hauptsächlich heitere Stücke, wagen uns
aber immer wieder einmal auch ins ernste und kritische
Lager mit „Besuchszeit“ von Felix Mitterer oder „Amanita“
von Ingo Sax, wo es um Missbrauch und dessen Auswirkungen
in der Familie geht.“
Die Malteser Kinderhilfe und die Theatergruppe Gaflenz
bedanken sich an dieser Stelle ganz besonders bei folgenden
Spendern, welche die Benefiz-Veranstaltung zugunsten
des Hilde Umdasch Hauses ermöglicht haben: Generali
Versicherung, Raiffeisenbank Amstetten, Hotel-Restaurant
Juwel, Autohaus Slawitscheck und Bionorica ethics.
Nähere Infos: www.theatergruppe-gaflenz.com
48
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERÖSTERREICH
SCHÜLERINNEN UNTER-
STÜTZEN DIE MALTESER
KINDERHILFE
Immer wieder hört man: „Was kann ich denn schon ausrichten
oder verändern?“ Nicht so fünf Schülerinnen der
Neuen Mittelschule Seitenstetten. Sie wollten helfen und
etwas bewegen. Also haben sie im Rahmen eines Schulprojekts
einen Weihnachtsbasar organisiert. Der Reinerlös
von 620 Euro kam zur Gänze der Malteser Kinderhilfe
zugute. Mit diesem Spendengeld wurde ein höhenverstellbarer
Spezialduschsessel für die Kinder im Hilde Umdasch
Haus angeschafft. Damit können die Kinder noch besser
bei der Körperpflege unterstützt werden, ihre Selbständigkeit
wird gefördert. Ein herzliches Dankeschön für diese
großartige Initiative!
FRISCHER ANSTRICH – FIT FÜR DEN FRÜHLING
Das Malteser Kinderhilfe-Team tauscht kurzfristig die Pflegekleidung gegen den Blaumann und verpasst einigen Zimmern
einen neuen und farbenfrohen Anstrich. Für die Kinder war es ein riesiger Spaß, gleichzeitig strahlten sie über das ganze
Gesicht, als sie ihre neu ausgemalten Zimmer beziehen konnten.
KEKSE FÜR DEN GUTEN ZWECK
Von Katharina Stögner
Olivier Loudon und Petra Hellmich, Geschäftsführer
der Malteser Kinderhilfe, waren mehr als überrascht
und emotional berührt, als ihnen die Spendensumme
aus dem alljährlichen Weihnachtskekseverkauf
im Hilde Umdasch Haus überreicht wurde. Diesmal
war eine neue Rekordsumme zusammengekommen.
Insgesamt wurden 3.959,59 Euro von zahlreichen
Schulen, Unternehmen und ehrenamtlichen
Helfern „erbacken“. Die Spende wurde feierlich in
Anwesenheit von Landtagsabgeordneter Michaela
Hinterholzer und Ursula Puchebner, Bürgermeisterin
von Amstetten, überreicht. Sie kommt zu 100
Prozent der Malteser Kinderhilfe zugute.
Ein herzliches Dankeschön allen Mitwirkenden und größte Hochachtung,
ein wunderbarer Erfolg und eine wichtige Hilfe für unsere
Kinder.
DIE MALTESER 1/2019 49
MALTESERÖSTERREICH
STEIERMARK
FUNKELNDER ADVENT
Von Naomi Kienreich
Ausflug nach Nechelheim
Bei Tee, Keksen und adventlichen Liedern wurde in der
Obersteiermark das erste Adventwochenende genossen.
Die malerische Kulisse von Schloss Nechelheim war am
Abend auch Treffpunkt für eine Adventkranzweihe.
Nikolauskränzchen
Im Zuge des „Café Malta“ am Tag des Ehrenamts – am
Vorabend zum Fest des Heiligen Nikolaus – trafen sich
Betreute und Malteser zu Punsch und Lebkuchen in der
Zentrale. Nach einigen vorweihnachtlichen Geschichten
und Gedichten besuchte uns pünktlich zur letzten Strophe
von „Lasst uns froh und munter sein“ der Heilige Nikolaus.
Dieser brachte Säckchen gefüllt mit Schokolade,
Nüssen und Mandarinen. Die Freude und Überraschung
über so hohen und großzügigen Besuch war groß!
Bastelworkshop
Die Tischdekoration für die Weihnachtsfeier wurde im
Zuge eines Bastelworkshops von unseren Betreuten ge-
fertigt. An diesem Nachmittag war die Werkstatt des
Christkinds wohl in Graz zu finden. Mit süßer Stärkung,
heißen Getränken und passender Musik wurden Materialien
aus der Natur wie Misteln, Zapfen und Zweige
zu glitzernder Tischdekoration für die nahende Weihnachtsfeier
zusammengefügt.
Weihnachtsfeier
Die Malteser durften auch
2018 ihre Weihnachtsfeier
im Refektorium des bischöflichen
Seminares der Diözese
Graz-Seckau veranstalten.
Nach der feierlichen Messe
im Dom zu Graz wurden die
Gäste – Betreute, Ordensmitglieder,
Bewohner des
betreuten Wohnheimes der
Elisabethinen in Graz sowie zahlreiche Malteser – bereits
vom Duft des Malteser-Punsches und von Weihnachtsliedern
im prachtvollen Saal erwartet.
Für viele unserer betreuten Freunde war diese Weihnachtsfeier
die einzige bzw. familiärste, zu der sie geladen
waren. Aus diesem Grund durfte an diesem späten
Nachmittag im Advent „Stille Nacht“ gesungen werden
und eine Bescherung stattfinden. Vor einem liebevoll geschmückten
und hell erleuchteten Baum befanden sich
verpackte Weihnachtsgeschenke, die von den jüngsten
Gästen verteilt wurden. Das Christkind hat auch im vergangenen
Jahr wieder alle bedacht und sorgfältig über
die Nöte und Bedürfnisse des Beschenkten nachgedacht.
Nach einem dreigängigen, festlichen Essen, der Bescherung
und Punsch verabschiedete sich die Bereichsleitung
im Namen aller Malteser mit einer extra für die Weihnachtsfeier
eingekochten Hagebuttenmarmelade aus
dem Stift Admont und – bereits in jahrzehntelanger Tradition
– mit einem Zyklamenstöcken, einer Spende aus
den eigenen Reihen.
50
DIE MALTESER 1/2019
MALTESERÖSTERREICH
BURGENLAND
BENEFIZLESUNG
Im November fand im Erzbischöflichen Palais in Wien eine Lesung mit Burgschauspieler
Peter Matić zugunsten der Malteser im Burgenland statt. Die Zuhörer,
unter ihnen auch Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein und Kommandant
Richard Wittek-Saltzberg, kamen in den Genuss einer Reihe heiterer Texte von
Kishon bis Roda Roda. Vorgetragen und interpretiert von einer wohl unverkennbaren
Stimme. Die großzügigen Spenden leisten einen wichtigen Beitrag für die
Arbeit mit den Betreuten.
WIEN/NIEDERÖSTERREICH
RIEGELHOF
Ausflug der Delegation Wien/Niederösterreich
und des Johanniterordens für insgesamt 27 betagte
Gäste nach Prein an der Rax zum Riegelhof,
dem Sommerhaus des Heimito von Doderer.
Der Hausherr sowie Doderer-Forscherin Claudia
Girardi führten durch das Haus. Auch ein Film
wurde gezeigt, dazu wurden Texte von Heimito
von Doderer gelesen. Bei einem Gläschen Wein
und köstlichen Brötchen genossen alle das Ambiente
des rückrenovierten Anwesens, mitten im
Wald, mit seinem imposanten Blick auf die Rax.
DIE MALTESER 1/2019 51
RUNDSCHAU
INTEGRATION DURCH EMPOWERMENT
Dank der Unterstützung der MALTESER Sprachkurse und des MALTESER Jobnetzwerks haben in den vergangenen drei
Jahren viele Flüchtlinge aus Krisengebieten Deutsch gelernt und einen Job in Österreich gefunden.
Von Martin Prohaska-Marchried und Markus Kirchschlager
Wir alle haben noch die Bilder der Flüchtenden im Kopf. Zu
Hunderttausenden verließen sie 2015/16 ihre vom Krieg
gebeutelte Heimat. Einige von ihnen fanden Aufnahme in
Österreich – und mit Hilfe des Netzwerkes der Malteser
einen Job. Es war Bärbl Bauer, die sehr bald die Idee hatte,
Deutschkurse für Flüchtlinge anzubieten, denn: Ohne
Deutschkenntnisse kein Job, ohne Job keine Zukunft. Aus
dieser Initiative ist das Malteser Jobnetzwerk entstanden,
im Rahmen dessen Malteser ihre Netzwerk-Kontakte einsetzen,
um für betreute, insbesondere syrische Flüchtlinge,
Kontakte zu Unternehmen herzustellen.
Vom Lebenslauf bis zum Bewerbungsgespräch
Das Malteser Jobnetzwerk bietet Feedback und Hilfe
beim Aufbereiten von Bewerbungsunterlagen, individuelles
Coaching, Kontaktherstellung zu Unternehmen sowie
laufende Begleitung in Bewerbungsprozessen und bei Bewerbungsgesprächen.
Wie läuft das konkret ab?
• Die in den Sprachkursen betreuten Teilnehmer übermitteln
ihre Lebensläufe, die Daten werden im Zuge
eines persönlichen Gespräches ergänzt.
• Die Lebensläufe werden einem professionellen
Screening unterzogen.
• Die Mitglieder des Malteser Jobnetzwerks sprechen
über ihre persönlichen Kontakte Unternehmen an,
dafür stehen DSGVO-konforme Textvorlagen zur
Verfügung.
• Bei Bedarf wird nachtelefoniert, um Vorstellungstermine
zu vereinbaren.
• Und, wo notwendig, begleitet ein Malteser den
Teilnehmer zum Vorstellungstermin.
Die Bilanz dieser ehrenamtlichen Tätigkeit bis heute:
Mehr als 560 Dienststunden, 240 betreute und aktualisierte
Lebensläufe, 140 Teilnehmende und ein starkes
Netzwerk an Partnern: u.a. NESPRESSO Österreich, BDO
Consulting, MABA Fertigteilindustrie, Austria Trend Hotels
(Lassallestrasse) mit einem Programm zur Unterstützung
der Malteser Jobnetzwerk-Teilnehmer bei berufsbegleitender
Lehre, Raiffeisen Bank International, Deloitte,
Österreichischer Integrationsfonds, Caritas/Erzdiözese
Wien, TEDi Warenhandels GmbH, FRONIUS International
GmbH und Kirchdorfer Industrieholding GmbH.
Nächste Schritte und Termine
Als nächstes sollen die bestehenden Ressourcen erweitert
werden. Dazu wird es in Kürze eine einfach verständliche
Broschüre mit den wichtigsten „To do’s für die gelingende
Integration“ geben. Weiters wurde das Malteser Jobnetzwerk
im Rahmen eines Delegationsabends der Delegation
Wien/Niederösterreich am 19. März 2019 präsentiert. In
Kürze wird das als Bundesdienst eingerichtete Malteser
Jobnetzwerk auf die Steiermark und Oberösterreich ausgedehnt.
In Wien findet der Sprachkurs und das Jobnetzwerk
an einem Samstag im Monat in der Burggasse 37 statt.
Der Sprachkurs wird von Elisabeth Varga geleitet, die
Ende 2018 die Koordination der Deutschkurse von Bärbl
Bauer übernommen hat. An dieser Stelle ein herzliches
Dankeschön an Bärbl für ihre wertvolle Aufbauarbeit und
ihr enormes Engagement. Wer Fragen dazu hat oder sich
aktiv in diesen Dienst einbringen möchte, wendet sich in
einer kurzen E-mail an: jobnetzwerk@malteser.at
52
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
(v.l.n.r.): Gem.-Rat P. Stöckler,
Bailli Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt,
Landeshauptfrau a.D. W. Klasnic,
KR M. Auer, Mag. J. Gruchmann-Bernau,
BM Univ.-Prof. Mag. Dr. J. Bogner-Strauß,
Bischofsvikar Domprobst Dr. H. Schnuderl,
P. Mag. C. Grill OSB, P. Stellnberger
GROSSZÜGIGE HILFE DES
LANDES STEIERMARK
Am 17. November 2018 fand unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann
Hermann Schützenhöfer der Benefizabend der Delegation Steiermark
des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens statt. Rund 300 Ehren- und
Festgäste folgten der Einladung in die Aula der Alten Universität Graz.
Zu den Gästen zählten unter anderem Bundesministerin Juliane Bogner-
Strauß, Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, Gemeinderat Peter Stöckler
und Mitglied des Regierungsbeirates der Ordensregierung Bailli Franz
Harnoncourt-Unverzagt. Der Reinerlös des Abends kam ausschließlich
der ehrenamtlichen Arbeit der Malteser des Bereichs Steiermark zugute.
Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für die großzügige Unterstützung!
DIE MALTESER 1/2019 53
RUNDSCHAU
DER DRUCK DER
MÄNNLICHKEIT
Das Männergesundheitszentrum MEN in Wien arbeitet beim Thema Flüchtlingshilfe eng mit den MALTESERN zusammen.
Dazu haben wir bereits für unsere Ausgabe 2/2018 mit MEN-Leiter Romeo Bissuti gesprochen. Anlass für das aktuelle
Interview: Die Betreuungsmöglichkeiten für Männer in Not sind längst noch nicht dort, wo sie sein sollten.
Von Katharina Stögner
In Zeiten steigender Gewalttaten gegenüber Frauen
reden wir hier über Hilfe für Männer. Übersehen
wir etwas in der Diskussion?
Ganz im Gegenteil. Gerade Männer mit Fluchthintergrund
schleppen viele unbearbeitete Themen mit sich herum,
die sich eben aus dem Kontext Flucht oder Kriegstraumatisierung
ergeben. Diese Männer sind durch
äußerst ungewisse Zukunftsperspektiven stark belastet.
Psychische Erkrankungen sind von außen meist nicht
sichtbar, behindern die Menschen aber oft in gleicher
Weise wie schwere Verletzungen oder schmerzhafte chronische
körperliche Erkrankungen. Oft muss darüber hinaus
erst ein Bewusstsein für das Vorhandensein einer
psychischen Erkrankung bei den Betroffenen erzeugt
werden. Hier sind Scham und Unwissenheit die größten
Hürden.
Generell scheinen Männer eher seltener psychologische
Hilfe in Anspruch zu nehmen als Frauen. Woran
könnte das liegen?
Ich denke, dass dies am Männlichkeitsbild liegt. In bestimmten
Gesellschaften und sozialen Schichten herrscht
immer noch die Idealvorstellung einer sehr dominanten
Männlichkeit. Viele Männer leiden unter dem Druck, so
einem Männlichkeitsbild entsprechen zu müssen. Die
meisten unserer männlichen Klienten sind von Gewalt
betroffen und verarbeiten dieses Gewalterlebnis wiederum
in Gewaltausübung, um nie wieder in die Opferrolle
zu gelangen. Diese Männer landen dann aber eher bei der
Polizei als beim Therapeuten.
Wie viele Klienten betreut MEN durchschnittlich
pro Jahr?
Wir können etwa 300 bis 400 Therapiestunden pro Jahr
dank der Unterstützung durch die Malteser ermöglichen.
Das bedeutet eine enorme Hilfe für die Männer, gerade
weil die muttersprachliche psychologische Hilfe rar ist.
Damit ist aber oft auch nur das Notwendigste getan. Der
Bedarf und die Anfragen liegen um ein Vielfaches höher.
Wie viele Männer würden Hilfe brauchen, können
aber aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht behandelt
werden?
Wir machen die Erfahrung, dass die Nachfrage mit dem
Angebot steigt und es auch bei einem Ausbau der Angebote
zu einer gleich bleibend langen Warteliste kommt.
Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an psychologischer
Hilfe auf Grund der prekären Lebenssituation der Zielgruppe
auch noch in den kommenden Jahren sehr hoch
sein wird.
Wie groß ist die Chance, dass Klienten von MEN
eine Arbeitsstelle finden?
Damit die Integration am Arbeitsplatz gelingt, ist zuerst
der erfolgreiche Besuch eines Deutschkurses oder
einer Bildungsmaßnahme erforderlich. Für Menschen
mit Panikattacken, Angststörungen, Depressionen oder
posttraumatischen Belastungsstörungen ist das kaum
möglich. Sie müssen zuerst ihre Geschichte bearbeiten,
bevor sie in der Lage sind, zu lernen und einen Kurs positiv
abzuschließen. Wenn das aber gelingt, eröffnen sich
54
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
plötzlich neue Perspektiven, von denen nicht
nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren
persönliches und familiäres Umfeld profitieren.
Betreut MEN nur Männer oder können sich
auch Frauen an MEN wenden?
In der Praxis kommen durchaus auch immer wieder
Frauen zu uns – etwa wenn es um Familienthemen
oder Erziehungsfragen mit Söhnen geht.
EIN FEST FÜR ALLE
Von Lukas Krupitza
Am 8. Dezember 2018 feierte die Diözese Feldkirch mit einer Messe
im Dom St. Nikolaus ihr 50-jähriges Bestehen. Besonders eindrucksvoll
war die Lesung, welche von einer blinden Frau – unterstützt
durch ein Lektionar in Brailleschrift – vorgetragen wurde. Unter
den Gästen waren zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens sowie Vertreter wichtiger Organisationen und Vereine aus
Vorarlberg. Im Anschluss an die Messe folgte die Festgesellschaft
der Einladung von Bischof Benno Elbs zur Agape ins Montforthaus.
Gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius Exzellenz Dr. Peter S.
Zurbriggen, einem langjährigen Freund der Malteser in Tirol und
Vorarlberg, durften wir uns dort stärken und über einen Rosenkranz
aus dem Vatikan als besonderes Geschenk freuen.
Terminvorschau: Am 21. April 2019 feiern wir um 10:30 Uhr
in der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn unsere Monatsmesse
im Ländle.
ÜBER MEN
Das Männergesundheitszentrum MEN ist eine
niederschwellige Beratungsstelle für Männer,
mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Sie wurde
2002 gegründet. Im Zentrum stehen gesundheitsfördernde
Aktivitäten und Angebote für
sozial benachteiligte männliche Zielgruppen,
da diese die höchsten Gesundheitsrisiken aufweisen.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt im
Bereich der psychischen Gesundheit und Beratung
in mehreren Sprachen. Das MEN bildet
gemeinsam mit den Frauengesundheitszentren
FEM und FEM Süd das Institut für Frauen- und
Männergesundheit. Seit 2017 besteht eine Kooperation
mit den Maltesern, die in menschlicher
und finanzieller Hinsicht eine unverzichtbare
und entscheidende Hilfe darstellt.
Nähere Informationen: www.men-center.at
DIE MALTESER 1/2019 55
RUNDSCHAU
EINE FLUCHTGESCHICHTE MIT HAPPY END
Nastaran und Daniel kommen aus dem Iran. Mit Hilfe der MALTESER, viel Fleiß und Durchhaltevermögen ist ihnen der
Neustart in Österreich geglückt.
Von Stefanie Lanzdorf
Im Sommer 2016 beschloss die junge Iranerin Nastaran,
ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Die Wunden einer
schweren Verbrennung waren verheilt, die seelischen
Wunden nicht. Das Ziel war Deutschland, die Flucht endete
allerdings in Österreich. Vier Monate verbrachte die
junge Frau im Aufnahmelager der Asfinag in Salzburg.
Im Jänner 2017 lernte sie Daniel kennen. Er stammte
aus dem Nordiran und lebte nun in Linz. Trotz einiger
Widerstände gelang sein Transfer nach Salzburg. Das
junge Paar hoffte hier auf ein Leben zu zweit. Dank dem
Kontakt zu „Bauern helfen Bauern“ über Doraja Eberle
konnten sie schließlich ein Zimmer im Kolpinghaus beziehen.
Zwei positive Asylbescheide, eine Hochzeit und
ein Baby
Im Iran hatte Nastaran das Studium der Molekularbiologie
abbrechen müssen. Um hier in Österreich etwas
Gleichwertiges beginnen zu können, war ein Deutschzertifikat
der Stufe B2 oder C1 erforderlich. Damit begann
ein langer Lernweg. Die Malteser sponserten schließlich
die A2-Prüfung. Im November 2017 fand das von Nastaran
und Daniel gefürchtete Asylinterview statt. Nach fünfeinhalb
Stunden war klar, dass es gut ausgehen würde.
Nastaran fand schnell eine Stelle in der Gastronomie
und konnte mit Daniel ihre erste kleine Wohnung beziehen.
Daniel besuchte einen Spezialkurs, um die Voraussetzungen
für ein österreichisches Zeugnis in seinem
Beruf als gelernter Schweißer zu erwerben. Nach
erfolgreichem Abschluss bekam Daniel sehr rasch Arbeit
als Containerschweißer. Der nächste Schritt folgte
am 17. November 2018: An diesem Tag gab sich das
junge Paar, mittlerweile zum katholischen Glauben
übergetreten, das Ja-Wort. 2019 wird nicht nur das
erste Baby zur Welt kommen, auch eine kirchliche
Trauung ist geplant.
56
DIE MALTESER 1/2019
RUNDSCHAU
ALTER(N)SGERECHTERES LEBEN
DURCH „MOBILITÄTS-SCOUTS“
Für Wiener Senioren gibt es jetzt die Möglichkeit, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten: Als Mobilitäts-Scouts setzen
sie Projekte um, die dazu beitragen, den öffentlichen Raum im Grätzel oder im Bezirk im Sinne älterer Menschen zu
verbessern.
Von Claudia Auzinger
Möglichst lange aktiv und mobil zu sein und im vertrauten
Umfeld leben zu können – das wünschen sich die
meisten von uns. Dafür braucht es jedoch auch eine Lebenswelt,
die Menschen aller Altersgruppen gut nutzen
können. Das Team von queraum. kultur- und sozialforschung
führt deshalb in Wien das Projekt „Mobilitäts-
Scouts“ durch. Ziel ist es, den urbanen Raum alter(n)sgerechter
zu gestalten.
Senioren als Mobilitäts-Scouts
Ältere Menschen übernehmen dabei selbst eine entscheidende
Rolle: Als Mobilitäts-Scouts führen sie gemeinsam
mit anderen Senioren und in Kooperation mit lokalen
Institutionen Projekte zur Erkundung, Thematisierung
und Gestaltung des öffentlichen Raums durch. Als Betroffene
wissen sie am besten, wie Dienstleistungen und
öffentliche Räume gestaltet und organisiert werden sollten,
damit die aktive Teilhabe und das Engagement von
Älteren möglich ist. Mobilitäts-Scouts sind ältere Frauen
und Männer, die Freude und Interesse daran haben, sich
in ihrem Lebensumfeld zu engagieren und dazu beizutragen,
dieses Umfeld für ihre Generation lebenswerter zu
gestalten. In kostenlosen Mobilitäts-Scouts-Trainings erhalten
sie Informationen zu Themen wie Barrierefreiheit,
Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung sowie einen
Überblick über relevante lokale Ansprechpartner. Außerdem
werden die Teilnehmer dabei unterstützt, im Rahmen
des Trainings selbst Projekte zu entwickeln.
Nächster Trainingsdurchgang ab März 2019
Zwischen Februar und September 2018 wurde bereits
ein erstes Mobilitäts-Scouts-Training angeboten. Insgesamt
nahmen 13 Personen daran teil. Sie sind auch
weiterhin als Mobilitäts-Scouts aktiv. Ein weiterer Trainingsdurchlauf
findet an fünf Terminen zwischen März
und Juli 2019 statt.
Nähere Informationen:
per E-Mail an auzinger@queraum.org oder im Internet
www.queraum.org
DIE MALTESER 1/2019 57
RUNDSCHAU
MEHR ZEIT FÜR
FREIWILLIGES ENGAGEMENT
Maria Lettner
Referentin für Jugendpolitik und Mitgliedsorganisationen im Büro der BJV
50% der Jugendlichen in Österreich engagieren sich freiwillig
und leisten damit einen wichtigen gesellschaftspolitischen
Beitrag. Besonders die außerschulische
Jugendarbeit hat einen enormen Wert für die Gesellschaft.
Ihr Beitrag zu nicht-formaler und informeller
Bildung ist dabei ebenso wichtig, wie ihre Bedeutung
für die persönliche Entwicklung von jungen Menschen.
Jugendarbeit fördert das Engagement, die Partizipation
und den sozialen Zusammenhalt. Vor allem Kinderund
Jugendorganisationen leben vom freiwilligen
Engagement, welches auch der zentrale Motor der
Bundesjugendvertretung (BJV, www.bjv.at) ist.
Die BJV denkt an einen gesetzlich verankerten Sonderurlaub
für Arbeitnehmer von bis zu fünf Tagen für
nachweisbares freiwilliges Engagement. Einen Rechtsanspruch
auf Sonderfreistellung für freiwillig Engagierte
gibt es in Österreich derzeit nicht. Bei einer Erhebung
des Sozialministeriums hat fast die Hälfte all jener, die
keine Freiwilligenarbeit leisten, angegeben, diese mit
dem Beruf nicht vereinbaren zu können.
Vorbildhaft sieht die BJV die Rahmenbedingungen in
Deutschland, wo es solche Regelungen bereits in fast al-
len Bundesländern gibt, in Bayern sogar seit 1958. Die
BJV hat daher den Experten Martin Holzner vom Bayerischen
Jugendring (www.bjr.de) im November 2018 zu
einem Pressegespräch nach Wien eingeladen. Holzner
stellt Best Practice-Regelungen aus Deutschland vor,
die eine zusätzliche Freistellung für freiwilliges Engagement
im Bereich Jugendarbeit ermöglichen. In Bayern
haben Arbeitnehmer, die sich in Jugend- und Wohlfahrtsverbänden
freiwillig engagieren, demnach einen
Rechtsanspruch auf bis zu 15 Freistellungstage pro Jahr
und können sich ihren Lohnausfall teilweise auch rückerstatten
lassen.
Der BJV geht es vor allem um „eine Diskussion über
mögliche gesetzliche Regelungen in Österreich als ersten
wichtigen Schritt, um die Sichtbarkeit der Freiwilligenarbeit
zu erhöhen“, erklärt BJV-Vorsitzende Martina
Tiwald. Aus Sicht der BJV würde eine gesetzlich
verankerte Freistellungsmöglichkeit, wie es sie in fast
allen deutschen Bundesländern gibt, auch in Österreich
maßgeblich zur Anerkennung und Förderung von
freiwilligem Engagement in der außerschulischen Kinder-
und Jugendarbeit beitragen.
58
DIE MALTESER 1/2019
RUNDSCHAU
GEWÄRMT DURCH
DIE LIEBE, DIE
ZURÜCKKOMMT
Mitglieder des MALTESER Hospitaldienstes haben
Schwester Bernarda vor mehr als 25 Jahren kennengelernt.
Wir erinnern uns an einen besonders warmherzigen
Menschen, der uns allen ein großes Vorbild war.
Von Miriam Weigel
Die heutige Bereichsleiterin des Alten- und Krankendienstes,
Anni Schlanitz, erlebte Schwester Bernarda,
Ordensfrau bei Sta. Christiana, zum ersten Mal im Mai
1992. Damals ging ihr Sohn zur Erstkommunion, deren
musikalische Vorbereitung Schwester Bernarda innehatte.
Kurz zuvor hatte Bernarda einen Schlaganfall erlitten,
durch den sie teilweise gelähmt blieb. Anni Schlanitz holte
daraufhin Schwester Bernarda immer wieder von ihrer
Wohnung im Heim Mater Salvatoris in Pitten ab, um sie
nach Wien zu bringen. Schwester Bernarda nahm an den
monatlichen Jausen für die Betreuten am Kaasgraben
und an allen Ein- und Mehrtagesausflügen des Alten- und
Krankendienstes teil. Während dieser Frühsommerfahrten,
bei denen Anni Schlanitz oft ihre persönliche „Zimmerbetreuerin“
sein durfte, vertiefte sich ihre Bekanntschaft.
Gerne hörte sie Bernarda zu, wenn sie von Musik
erzählte, die neben ihrem Glauben ihr Leben erfüllt hatte.
Als ausgebildete Musikpädagogin hatte sie Kindern Flöten-
und Klavierunterricht gegeben, als Kantorin gewirkt
und Chöre geleitet.
Gelebte Demut und ein starker Glaube
Obwohl Bernarda aufgrund der Verkrampfung ihrer
rechten Hand und der leichten Lähmung ihres rechten
Beines stark beeinträchtigt war und immer wieder
Schmerzen hatte, wusch und kleidete sie sich jeden
Morgen selbstständig und ließ sich nur dort helfen, wo
es nötig war. Es fiel ihr nicht leicht, behindert und auf
andere Menschen angewiesen zu sein. Doch ihre gelebte
Demut und ihr Glaube halfen ihr, es ohne Verbitterung
zu akzeptieren.
Mit dieser Haltung war Schwester Bernarda für Anni
Schlanitz und alle in ihrer Gruppe stets ein großes Vorbild.
Mit Menschen wie Bernarda zusammenzukommen,
die durch das Schicksal von Krankheit oder Armut getroffen
im Leben benachteiligt sind, ihnen zuzuhören,
sie durch Anteilnahme ein wenig aufzumuntern, ihnen
mit ein paar Handgriffen zu helfen, ist für die Malteser
immer eine Bereicherung. Es eröffnen sich Einblicke in
gelebte Schicksale, und die Menschen werden seelisch
durch die Liebe gewärmt, die zurückkommt.
DIE MALTESER 1/2019 59
GELESENEMPFOHLEN
DER BLAUE HIMMEL TRÜGT
80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs bleibt es geboten, die Erinnerung an die Folgen des nationalsozialistischen
Terrorregimes wach zu halten. „Der blaue Himmel trügt“ von Bischof Reinhold Stecher ist ein wichtiger Beitrag
dazu.
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn
„Wenn man mit den Erinnerungen in die unselige Zeit
von 1938 bis 1945 zurückgreift, hat man fast das Bedürfnis,
sich entschuldigen zu müssen. Man fühlt sich
wie ein redseliger Veteran. Und ich bin mir bewusst, dass
diese Zeit, die für mich in der Gesamtbilanz persönlich,
familiär, gesellschaftlich und politisch schrecklich war,
kein Altgold heroischer Verklärung verdient. Aber andererseits
gibt es heute so viele, die wissenschaftlich,
literarisch oder journalistisch über diese Zeiten schreiben.
Und es gibt viele wirklichkeitsverzerrende Filter,
die da über die Darstellungen gelegt werden. Also ist es
vielleicht auch berechtigt, wenn einer der noch verbleibenden
Zeitzeugen das eine oder andere festhält.“
Mit diesen Worten aus der Feder des ehemaligen Bischofs
von Innsbruck wird der Bogen der Erinnerungen
von der „Reichskristallnacht“ des Jahres 1938 bis zur
Kriegsgefangenschaft in Trondheim 1945 gespannt.
Kein Epos eigener oder fremder Heldentaten hat der
ehemalige Schüler Stechers als Herausgeber zusammengestellt,
vielmehr Streiflichter, die die Fratze der
Tyrannis, den Schrecken und die Sinnlosigkeit von
Kriegen im Allgemeinen und des zweiten Weltkrieges
im Besonderen beleuchten.
„Warum ich nicht?“
Nicht Hass oder Zorn haben hier die Feder geführt,
vielmehr die Frage „Warum ich nicht?“. Warum wird
der Autor von der Liste für den Transport ins KZ gestrichen?
Warum wird der Kamerad, der freiwillig an Stelle
eines anderen das Brot für die Einheit geholt hat, beim
Sprung in den schützenden Graben von einer Kugel ins
Herz getroffen? Warum fällt der Sanitäter, der sich liebevoll
der Verletzten annimmt? Warum hat mich der
eigene Schutzengel vor dem „Heldentod“ bewahrt, an-
dere aber nicht? Die sanften, wohlgesetzten Worte des
Seelenhirten lenken das Augenmerk auf die barmherzige
Hand Gottes inmitten des von Menschen verursachten
Grauens.
Respekt vor dem Anderen
Ein angenehm zu lesendes, aber nicht minder beeindruckendes,
wichtiges Buch in Zeiten, in denen versucht
wird, christliche Grundsätze wie die Nächstenliebe zugunsten
materieller Überlegungen aus dem christlichen
Abendland wegzudiskutieren, in denen nach dem Grauen
geborene Politiker sich eine Zigarette neben einem
Pulverfass anzünden, statt die Bevölkerung aufzuklären,
dass Friede nicht geschaffen werden kann durch
„wir zuerst“, sondern nur durch Respekt vor dem Anderen,
durch die offene Hand und nicht die geballte Faust.
Reinhold Stecher, Der blaue Himmel trügt, Erinnerungen
an Diktatur und Krieg, mit Zeichnungen und Aquarellen des
Autors, Hrsg. Paul Ladurner, Tyrolia Verlag 2018, 160 Seiten,
ISBN: 978 3 7022 3687 8, 19,95 Euro
60
DIE MALTESER 1/2019
GELESENEMPFOHLEN
EIN LEBEN ZWISCHEN WELT
UND KLOSTER
Nicht eine bloße Laune oder gar eine verfrühte Midlife Crisis führten ihn nach Heiligenkreuz, sondern der überzeugte
Glaube an Gott. So erzählt es das Buch von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck.
Von Georg Reichlin-Meldegg
Menschen, die den Glaubensverlust um sich als schmerzliches
Manko empfinden, ihr Lebensglück aber nicht in
Gott, sondern in esoterischen Heilslehren oder weltlichem
Hedonismus suchen.
Von Schlesien über Kärnten nach Heiligenkreuz
So kam es, dass Henckel-Donnersmarck am 15. November
1977 in das Stift Heiligenkreuz eintrat und dort den
Ordensnamen Gregor annahm. Nach dem Studium an der
Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz
wurde er Magister der Theologie, am 1. August 1982 erhielt
er in der Stiftskirche durch Bischof Maximilian Aichern von
Linz die Priesterweihe. Außerhalb der Klostermauern von
Stift Heiligenkreuz wirkte Gregor Henckel-Donnersmarck
u.a. als „Trouble Shooter“ im Stift Rein, bei der Missio Österreich
und schließlich auch als Spiritual des Großpriorats
des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens in Österreich.
Zu diesem 190 Seiten starken Band drängt sich gleich zu
Beginn eine ganz besondere Frage auf: Was bewegt einen
durchaus erfolgreichen Manager, der sich in der dynamischen
Speditionsbranche ausgezeichnet und ein – grosso
modo – sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben geführt hat,
dazu, alles Bisherige über Bord zu werfen und ein Klosterleben
zu führen?
Gregor Henckel-Donnersmarck antwortet auf diese Frage
ganz offen verneinend: Es sei weder eine Sinnkrise oder
unglückliche Liebe, noch eine göttliche Eingebung oder Erleuchtung
gewesen. Vielmehr: In einer Zeit, in der Klöster
geschlossen werden, und in einem Land, in dem nur noch
jeder zehnte Katholik regelmäßig die Sonntagsmesse besucht,
bestehe Handlungsbedarf: Es gelte, ein Zeichen der
Solidarität mit der Kirche und dem Papsttum zu setzen.
Der Glaube sollte wieder attraktiviert werden – für all jene
Im Buch von Henckel-Donnersmarck entdeckt der Leser
ein faszinierendes Leben zwischen Welt und Kirche, zwischen
Ökonomie und Theologie, zwischen Gesellschaft und
Kloster. In der Person des heutigen Altabts der Zisterzienser
in Heiligenkreuz werden aber auch eine charismatische
Persönlichkeit und eine faszinierende Lebensgeschichte
sichtbar: In eine schlesische Adelsfamilie hineingeboren,
landete der Autor als Flüchtlingskind 1945 in Kärnten.
Mit Eloquenz und wirtschaftlichem Geschick machte er
als Diplomkaufmann weltliche Karriere. Doch er wurde ein
den Menschen zugewandter Vermittler geistiger Inhalte –
somit ein „himmlisches Buch“ von einem Spediteur Gottes
mit Bodenhaftung.
Gregor Henckel-Donnersmarck, Der Spediteur Gottes, Carl
Ueberreuter Verlag 2018, 192 Seiten, ISBN: 978 3 8000 7706 9,
24,95 Euro
DIE MALTESER 1/2019 61
GELESENEMPFOHLEN
DIE SEHNSUCHT NACH
EINER GEGENWELT
Prof. Heinz Nußbaumer fand auf dem Hl. Berg Athos Stille und Zeitlosigkeit. Die
erfolgreiche Suche nach dem Ich ist nun durch eine Neuauflage seines Buches
„Der Mönch in mir“ neu zu entdecken oder wieder nachzulesen. Ein Gespräch
mit dem Autor bringt das Wesentliche auf den Punkt
Das Gespräch führte Georg Reichlin-Meldegg
Du fährst schon seit vielen Jahren als Pilger auf den
Berg Athos. Was war Dein Beweggrund?
Heinz Nußbaumer: Zunächst war es Flucht aus dem Alltag
– und ein Stück Überlebens-Strategie. Als langjähriger
weltreisender Journalist und später Sprecher zweier
Bundespräsidenten war ich auf dauernde Erreichbarkeit
programmiert. Mit bösen gesundheitlichen Folgen. Also
habe ich einen Platz gesucht, der mir zumindest kurzzeitig
erlaubt hat, nicht erreichbar zu sein. Es macht nämlich
einen gewaltigen Unterschied, ob schon ein Anruf
genügt, um den Tag zum Entgleisen zu bringen oder ob
man sich auf Stille und Zeitlosigkeit einlassen kann.
Die eigentliche Faszination kam für mich erst später: Die
wunderbare Athos-Landschaft, die gewaltigen Klosterbauten,
das ruhige Gleichmaß des Mönchslebens – und
dann die Freundschaft mit „meinen“ Mönchen. Seit nunmehr
32 Jahren ist dort mein „Ruheplatz am Wasser“.
Welche Erfahrungen und Erlebnisse sind es, die diese
Pilgerreisen zu einem so wesentlichen Bestandteil
Deines Lebens gemacht haben?
Gibt es da eine Antwort in der notwendigen Kürze? Wohl
kaum. Ich habe darüber ein ganzes Buch geschrieben –
und auch das beleuchtet bestenfalls die „Außenseite der
Innenseite“. Hier also nur Stichworte, was ich am Athos
unter anderem kennengelernt habe: Die „Heimkehr in die
Stille“. Das „Aus-der-Zeit-Treten“. Das „Ganz-im-Hierund-Jetzt-leben“.
Die Entzauberung des aufgeblähten
Ichs. Das „Alles-mit-dem-ganzen-Ich-Tun“. Die Dankbarkeit
für Schöpfung, Leben und Glauben. Den Wert
des Gebets, der festen Bräuche und Riten. Den Vorrang
des Herzens vor dem Kopf und vieles mehr. Alles wichtige
Wegweiser hin zu einem erfüllten Leben – und eine
ständige Erinnerung daran, wie klein „Der Mönch in mir“
noch immer ist.
Dein Buch ist soeben wieder einmal neu aufgelegt
und in viele Fremdsprachen übersetzt worden. Wie
ist diese Faszination erklärbar?
Schwierige Frage. Zunächst glaube ich, dass es den
„Mönch“, die „Nonne“ in jedem von uns gibt – als eine
tiefe Sehnsucht nach Staunen, Freude und Dankbarkeit
in einer Gegenwelt der Orientierung und Vereinfachung.
Diese Suche nach krisensicheren Haltegriffen bleibt in
unserer unübersichtlich gewordenen Lebenswirklichkeit
trotz der vielfach diagnostizierten „Verdunstung des Religiösen“
weitgehend unberührt.
Natürlich faszinieren auch die Abgeschiedenheit und
Fremdartigkeit des Athos. Alles, was kaum erreichbar ist,
findet bei uns besondere Aufmerksamkeit. Allein, dass
dort mehr als 2.000 Männer für ihren Glauben leben, die
alle keine schrägen Typen oder religiösen Spinner sind,
macht neugierig.
Noch etwas: Viele Menschen suchen heute nach Antworten,
aber sie scheuen die großen sinnstiftenden Institutionen
– in der Angst, überfordert zu werden. Das erklärt
möglicherweise, wieso Pilger wie ich mit der ganzen Einfachheit
ihrer Erfahrungen manchen Lesern näher sind
62
DIE MALTESER 1/2019
XXXX
als viele enorm gescheite, theologisch oder psychologisch
profunde Autoren. Ich habe das in den vergangenen Jahren
immer wieder aus den Reaktionen – Briefen, Anrufen,
Mails – erfahren: Wie sehr Menschen im Lesen nach
„Andockplattformen“ für ihre eigenen existentiellen Fragen
suchen, ohne sich dabei einem „professionellen Urteil“
auszuliefern.
Und was war für Dich das schönste Zeichen der Zustimmung?
Spontan fällt mir dazu ein Wiener Leser ein. Mehrfach
hat er um die Signierung von Büchern gebeten und
sie dann weiter geschenkt. Auf meine Nachfrage, warum
er ein so großzügiger Käufer sei, hat er einen sehr
spannenden Satz gesagt:
„Ihr Buch weckt eine
Sehnsucht in mir – aber
es vereinnahmt mich
nicht!“ Ich halte diesen
Satz für einen tollen
Befund über unsere
Zeit: Viele Menschen
tun sich heute mit Institutionen
und Weltanschauungen schwer,
haben sich aber ein suchendes Herz bewahrt.
Heinz Nußbaumer, Der Mönch in mir, Styria Verlag 2017,
144 Seiten, ISBN 978-3-222-13578-1, 18,00 Euro
DIE MALTESER 1/2019 63
GELESENEMPFOHLEN
KULINARISCHER
WEGBEGLEITER
Wallfahrten sind in letzter Zeit wieder in Mode gekommen. Allerdings
darf auf dem Weg zur inneren Einkehr die kulinarische Einkehr
nicht auf der Strecke bleiben.
Von Richard Mischak
Das Buch mit dem vielversprechenden Titel „Wallfahrtsküche –
kulinarische Entdeckungen am Weg nach Mariazell“ beschreibt
drei von Wien ausgehende Pilgerwege und stellt insgesamt elf
Gasthöfe entlang der Routen vor. Dabei erfährt der Leser, wo
jeder Wirt das Kochen gelernt hat, welche seine Lieblingsspeise
ist und wo sich die besten Inspirationen für neue Küchen-Kreationen
finden lassen.
Das Buch ist bereits das vierte der beiden Autoren, die sich mit
Leib und Seele dem Thema „Küche und Kochen“ verschrieben
haben. Liebevoll werden die Köche und Köchinnen der Gasthöfe
porträtiert und besondere Speisen und kulinarische Spezialitäten
als Rezepte in Wort und Bild festgehalten. Die Berichte
über die Gasthofsbesuche sind sehr persönlich und humorvoll
geschrieben. Der sich wiederholende Fragebogen ist kurz, doch
INDIVIDUELLE PFLEGE UND
BETREUUNG ZU HAUSE
www.malteser.care
erlaubt er ausreichend Einsicht in den „Charakter“
der Gastgeber.
Den Schluss bildet eine nette Zusammenstellung
für die Leser aus der Bundesrepublik Deutschland:
Da werden der Aprikose, der Konfitüre und dem
Pfannkuchen die Marille, die Marmelade und die
Palatschinke gegenübergestellt. Alles in allem ein
sehr schön gestaltetes Buch, das einlädt, die Rezepte
auszuprobieren und – natürlich! – auch die
Pilgerreise nach Mariazell
zu wagen. Wunderbare
Landschaftsaufnahmen
des Ötschers sowie von
Wiesen und Waldlichtungen
lockern die Optik des
Buches auf. Nicht nur als
Geschenk an andere zu
empfehlen!
Bernhard Wieser/Michael
Rathmayer, Wallfahrtsküche –
Kulinarische Entdeckungen am
Weg nach Mariazell,
Pichler Verlag 2018, 160 S.,
ISBN: 978 3 222 14017 4,
26 Euro
64
DIE MALTESER 1/2019
TAGEBUCH
EHRUNG, AUSZEICHNUNG UND PROMESSE
(v.l.n.r.): S.E. Willem Baron Van de Voorde, Botschafter
des Königreichs Belgien in der Bundesrep.
Deutschland; Cornelius Fritzen; Dr. Christof Maria
Fritzen; CMF; S.E. Dr. Peter Huber, Botschafter der
Rep. Österreich in der Bundesrep. Deutschland;
Dr. Gerhard Enver Schrömbgens, Botschafter a.D.,
Berlin; S.E. Maciej Tadeusz Baron Heydel, Botschafter
des SMRO in der Bundesrep. Deutschland; Frank
Schira, Beauftragter in Berlin der Geschäftsführung
der Malteser Deutschland GmbH.
Überreichung des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich am Bande an Dr. Christof Maria
Fritzen, verliehen vom Österreichischen Bundespräsidenten am 8. Mai 2018 und übergeben von S.E. Dr. Peter Huber,
Botschafter der Republik Österreich in der Bundesrepublik Deutschland am 16. November 2018 in der Österreichischen
Botschaft in Berlin.
Am 15. Februar 2019 hat sich DDr. Johannes Brücke im Rahmen einer feierlichen Heiligen
Messe in der Malteserkirche in Wien mit der Ablegung der Promesse näher an den Orden
gebunden. Mit dem Gehorsamsversprechen gegenüber dem Ordensoberen ist er damit in den
Zweiten Stand des Ordens, den die Mitglieder in Oboedienz bilden, aufgenommen worden.
Für seine besonderen
Leistungen
für den Souveränen
Malteser-Ritter-
Orden wurde der Kärntner Delegationsseelsorger
Monsignore Emmanuel Longin mit dem Verdienstkreuz
„pro piis meritis“ ausgezeichnet.
Die Auszeichnung „pro piis meritis“ ist eine Ehrung, die
jenen Geistlichen vorbehalten ist, die sich in besonderer
Weise um Ehre und Ansehen des Souveränen Malteser-
Ritter-Ordens verdient gemacht haben. Der Orden besteht
aus dem Kreuz unter einer goldenen Krone und
wird an einem schwarz-roten Band getragen. Die Verleihung
durch Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain fand
Mitte Oktober 2018 im Rahmen des Festgottesdienstes
zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Soldatenkirche
zum Heiligen Kreuz in der Klagenfurter Khevenhüller-
WIR GRATULIEREN HERZLICH!
Kaserne statt. Unter den Festgästen waren u. a. Militärbischof
Werner Freistetter, Landeshauptmann Peter Kaiser,
Militärkommandant Brigadier Walter Gitschthaler,
Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sowie etliche
Ordensritter und -damen.
Vorrang der christlichen Nächstenliebe
„Verlässlichst hast Du jede der monatlichen Hausmessen
der Delegation würdevoll gestaltet. Du hast die spirituelle
Sorge für das Inklusionsreitercamp in Sankt Paul getragen.
Dabei ist uns besonders Dein liebevoller Umgang
mit den Kindern zum Vorbild geworden. Die jährliche
Wallfahrt der Delegation hast Du zu einem erhebenden
Erlebnis für alle Teilnehmer gemacht. Wir schätzen es
so sehr, dass Du – in jeder Situation – klarmachst, dass
es die christliche Nächstenliebe ist, die den Vorrang verdient“,
so Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain in seiner
Ansprache.
DIE MALTESER 1/2019 65
WIR TRAUERN UM
=
+ 29.01.2019
Alina Katharina Takatsch
Betreute des MHDA in Salzburg
MALTESER
Friedhofsbegleitdienst
Die ehrenamtliche Friedhofsbegleitung
richtet sich (zunächst in Wien) an ältere
Menschen, die sich auf dem Weg zum
Friedhof unsicher fühlen und niemanden
haben, der sie begleitet.
Die MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich
und kostenlos auf den Friedhof.
Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie
auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am
Grab, sind beim Blumentausch und beim Kerzenanzünden
behilflich. Danach bringen wir
Sie wieder zurück nach Hause.
Tel. +43 664 11 88 180
info@friedhofsbegleitdienst.at
Weitere Informationen:
www.friedhofsbegleitdienst.at
Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich
und spenden ihre Zeit, um anderen Menschen
ein Stück Lebensalltag zu schenken. Mit
Ihrer Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen
Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.
MALTESER Hospitaldienst Austria
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800
BIC: GIBAATWWXXX
Informationen über die MALTESER unter
www.malteser.at • www.malteserorden.at
+ 27.01.2019
Elisabeth Herzer
Langjährige Betreute des MBD
+ 21.01.2019
Ernst Graf von Waldstein,
Herr von Wartenberg
Ehren- und Devotionsritter in
Oboedienz
+ 08.01.2019
Erzbischof Msgr.
Dr. Georg Zur,
em. Apostolischer Nuntius
Konventualkaplan Großkreuz
ad Honorem
+ 24.12.2018
Arthur Trolf
Betreuter des MHDA in Tirol
+ 15.12.2018
Sr. Bernarda – Maria Bloms
Langjährige Betreute des
MAKD
+ 13.12.2018
Johann Ulrich
Graf von Goëss
Ehren- und Devotionsritter
66
DIE MALTESER 1/2019
ÜBERBLICK
Termine 2019
MAI 2019
1-2 Generalkapitel Rom SMRO
2-6 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA
5 Kassiansprozession Brixen Delegation T/Vbg
24 Lange Nacht der Kirchen SMRO
JUNI 2019
10 Wallfahrt zur Wallfahrtskirche
St. Antonius und St. Leonhard
SMRO/Delegation Ktn
22 Aufnahme in Göss bei Leoben SMRO/MHDA
JULI 2019
21 Wallfahrt Altötting MHDA Sbg
AUGUST 2019
1-4 21. Wildwassercamp MHDA
3-10 Int. Malteser Sommerlager SMRO/MHDA
27-3.9 Pilgerreise „Land der Mönche“ Schottland
SMRO/Delegation Ktn
SEPTEMBER 2019
27-29 Malteser Bundesübung Oberösterreich MHDA
29 3. Kinderhilfelauf Amstetten
MALTESER Kinderhilfe
OKTOBER 2019
26-2.11 Reise nach Rhodos SMRO/MHDA
NOVEMBER 2019
30-1.12 Sammeln Halbturn MHDA Bgld
DEZEMBER 2019
7-8 Sammeln Halbturn MHDA Bgld
14 Punsch und Kekserlmarkt Amstetten
MALTESER Kinderhilfe
14-15 Sammeln Halbturn MHDA Bgld
Wiederkehrende Termine
Malteserkirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien
„Montag bei den Maltesern“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr
KONTAKT
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95
E: zentrale@malteser.at
I: www.malteser.at
Malteser International
Dipl.-Ing. Richard Steeb
T: +43 1 512 72 44
E: smom@malteser.at
I: www.malteser-international.org
MALTESER Care
Helmut Lutz
T: +43 1 361 97 88 Fax 50
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)
E: office@mcr.or.at
I: www.malteser.care
MALTESER Kinderhilfe
GF Olivier Loudon
Mag. Petra Hellmich, MA
T: +43 7472 98201
E: office@malteser-kinderhilfe.at
I: www.malteser-kinderhilfe.at
Haus Malta
Dir. Bogdan Norbert Bercal
T: +43 1 597 59 91
E: hausmalta@malteser.at
I: www.hausmalta.at
Johannesgemeinschaft
Marie Czernin
T: +43 1 512 72 44
E: info@jg-online.at
I: www.jg-online.at
DIE MALTESER 1/2019 67
Kommt alle zu mir
LOURDES 2019
AUSTRIA
AUSTRIA
OURDES 2019
Kommt alle zu mir
2.- 6. Mai 2019
Schenken Sie
Lebensfreude mit
Ihrer Spende für die
LOURDES
WALLFAHRT 2019
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch
dieses Jahr eine Pilgerreise nach Lourdes. Das
Miteinander von Pilgern, Betreuungsbedürftigen
und Maltesern sowie die Gnaden des südfranzösischen
Marienheiligtums machen diese
Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis.
lourdes.malteser.at
Gemeinsam Lourdes erleben!
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Großpriorat von Österreich
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Katharina Stögner
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90
presse@malteser.at
www.malteserorden.at
MALTESER Austria
Bundeszentrale
Johannesgasse 2, 1010 Wien
Mag. Manuel Weinberger
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78
zentrale@malteser.at
www.malteser.at
Österreichische Post AG
MZ 11Z038858M
Souveräner Malteser-Ritter-Orden
Johannesgasse 2, 1010 Wien
68
DIE MALTESER 1/2019