Die Malteser-Zeitung 1/2019
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 1/<strong>2019</strong><br />
MALTESER-Pilgerfahrt ins Heilige Land<br />
Welttag der Armen<br />
Integration durch Empowerment
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 <strong>Malteser</strong>-Pilgerfahrt ins Heilige Land<br />
06 Gedanken zum Wallfahren<br />
09 „Wallfahren ist das Jahresservice für die Seele“<br />
10 „Nächstes Jahr in Jerusalem!“<br />
VORBILDER<br />
12 Wirtschaft hilft<br />
14 Franz Harnoncourt-Unverzagt: Demütig dienen<br />
und beispielhaft vorangehen<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
15 Weltweiter Kampf gegen Lepra<br />
16 Grenzenlos helfen: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> in Tschechien<br />
18 Nothilfe-Team bereit für den Einsatz<br />
20 Wiederaufbau und Versöhnung<br />
für die Menschen in der Ninewa-Ebene<br />
04 16<br />
23 Weltkindertag 2018<br />
24 Internationale Netzwerk der <strong>Malteser</strong>-Jugend<br />
25 Welttag der Armen<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
26 Wenn zu viel Lärm krank macht<br />
28 Exoskelett – Erstmals bahnbrechende Therapie<br />
LEBENSWERT<br />
30 „Der liebe Gott hat uns Feli nur geborgt“<br />
32 „Standing Ovation“ – Mit der eigenen Erfindung<br />
zurück ins Berufsleben<br />
34 Roboter „vertritt“ kranke Kinder im Klassenzimmer<br />
MALTESERORDEN<br />
36 Neue Botschafterin beim Heiligen Stuhl und<br />
beim SMRO<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
38 Berichte aus den Bundesländern:<br />
Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
30<br />
36<br />
RUNDSCHAU<br />
52 Integration durch Empowerment<br />
53 Großzügige Hilfe des Landes Steiermark<br />
54 Der Druck der Männlichkeit<br />
55 Ein Fest für alle<br />
56 Eine Fluchtgeschichte mit Happy End<br />
57 Alter(n)sgerechteres Leben durch<br />
„Mobilitäts-Scouts“<br />
58 Mehr Zeit für freiwilliges Engagement<br />
59 Gewärmt durch die Liebe, die zurückkommt<br />
GELESENEMPFOHLEN<br />
60 Interessante Neuerscheinungen<br />
38 52<br />
TAGEBUCH<br />
65 Ehrung und Auszeichnung<br />
66 Nekrolog<br />
ÜBERBLICK<br />
67 Termine und Kontakte<br />
2<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“,<br />
heißt es bei Matthias Claudius. Fragen wir uns: Was können<br />
wir erzählen, wenn wir auf Wallfahrt gehen? Viele machen<br />
sich auf, um ihre innere Ruhe zu finden. Das ist einfacher gesagt,<br />
als getan, denn der Weg ist oft steinig und beschwerlich.<br />
Leicht ist man verleitet, bei der ersten Schwierigkeit wieder<br />
umzudrehen.<br />
So entziehen wir uns auch auf unserem Lebensweg immer<br />
wieder Schwierigkeiten, dem Unbekannten, oder hasten von<br />
einem Ziel zum nächsten, um letztlich nirgendwo so richtig<br />
anzukommen. Wir sind in unserer durchökonomisierten,<br />
rationalisierten Welt stark auf Ziele fixiert, die wir mit möglichst<br />
geringem Aufwand möglichst rasch erreichen wollen.<br />
Dabei verlieren wir den Weg, unser Leben, aus den Augen.<br />
Wie viel entgeht uns an wahrhaftem Erleben, an echten<br />
Begegnungen mit Menschen, wenn wir uns immer nur auf<br />
das Ankommen konzentrieren?<br />
Versuchen wir, den Fokus auf das „Dazwischen“, den Weg,<br />
zu legen. Bei einer Wallfahrt wie im ganzen Leben kommen<br />
immer wieder Phasen der Anstrengung. Immer wieder gibt<br />
es einen Punkt, an dem wir meinen, an unserer Grenze an-<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />
Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,<br />
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: presse@malteser.at.<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren<br />
dieser Ausgabe: Eugenio Ajroldi di Robbiate, Claudia Auzinger,<br />
Sara Brandauer, Katharina Brandner, Susanna Cho, Ursula Czernin,<br />
Edith Holzer, Franziska Honsowitz, Jörg Jakobljevich, Martina Kaps,<br />
Naomi Kienreich, Markus Kirchschlager, Kristina Krumpholz, Lukas<br />
Krupitza, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Anton Kühnelt-Leddihn,<br />
Stefanie Lanzdorf, Maria Lettner, Helmut Lutz, Georg Male, Melanie<br />
Manner, Richard Mischak, Hansjörg Nagelschmidt, Stefan Pleisnitzer,<br />
Martin Prohaska-Marchried, Georg Reichlin-Meldegg, Konstantin<br />
Spiegelfeld, Richard Steeb, Miriam Weigel, Manuel Weinberger,<br />
Susanne Wick, Thierry Zen Ruffinen, Elke Ziegler<br />
Fotos: Farid Bouhatta, Katharina Brandner, Brotherhood of Blessed<br />
Gerard, Ciomal, Hinterramskogler/dm, Emily Kinskey/<strong>Malteser</strong><br />
gelangt zu sein. Wir fühlen uns allein gelassen, sind verunsichert,<br />
verzweifelt. Doch dann treffen wir andere Reisende,<br />
die uns im Augenblick der Not wieder Kraft und Halt geben.<br />
Das lässt uns mit neuem Mut weitergehen.<br />
Das bevorstehende Osterfest ist ein wunderbares Beispiel<br />
dafür: Nach dem Tod, einem Ende, folgt die Auferstehung,<br />
ein Neubeginn. Am Ostermontag begegneten die Jünger<br />
Jesus auf dem Weg nach Emmaus. Zuerst erkannten sie<br />
ihn nicht, obwohl er mit ihnen ging und ihnen die gesamte<br />
Schrift darlegte. Erst nachdem er mit ihnen bei Tische saß,<br />
den Lobpreis sprach und das Brot brach, gingen ihnen die<br />
Augen auf. Sie erkannten Christus und verkündeten die<br />
Auferstehung des Herrn.<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
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STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
International, Estera Kluczenko/No Isolation,<br />
<strong>Malteser</strong> Austria, <strong>Malteser</strong> International, Philip<br />
Mayer/sitworxx, Philipp Mayr/oeziv.org, Mission UN Vienna,<br />
Markus Morianz, myhighlands.de, Heinz Nußbaumer, Order of<br />
Malta, PKPA, Franz Josef Rupprecht/kathbild.at, Katharina Schiffl/<br />
Life Ball, shutterstock, Steiermark Museen MUSIS, Fabian Steppan,<br />
tech2people, The Orient Face, Verein Life +<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050<br />
Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />
über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />
seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung<br />
der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2019</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 3
IMFOKUS<br />
MARANATHA<br />
„UNSER HERR, KOMM!“<br />
Unter diesem Motto reisten Ende November 2018 knapp 90 Pilger, darunter 13 im Rollstuhl, mit den MALTESERN ins<br />
Heilige Land.<br />
Von Manuel Weinberger<br />
Israel, dieses einzigartige Land, die heiligsten Stätten<br />
der Christenheit im Laufe unseres Lebens zu besuchen<br />
– wenn auch nur einmal – war schon immer ein Ziel der<br />
Christen. Speziell für uns <strong>Malteser</strong> ist es aber mehr – es<br />
ist auch eine Reise zu unseren Wurzeln, eine Reise auf<br />
den Spuren unseres Ordens. Vor nahezu 1000 Jahren<br />
wurde in Jerusalem der Ursprung unseres Ordens gelegt.<br />
In dieser außergewöhnlichen Stadt, in der gleich drei<br />
Weltreligionen neben- und miteinander bestehen, wurde<br />
mit dem damals größten Spital der Welt ein sichtbares<br />
Zeichen der christlichen Nächstenliebe geschaffen. Sie ist<br />
bis heute die Grundlage all unseres Tuns.<br />
Dem Herren Kranken dienen<br />
So kann auch das Motto der Wallfahrt – „Maranatha“ –<br />
als Zeichen dieser Nächstenliebe verstanden werden. Es<br />
heißt in der ersten Ordensregel, dass wir „dem Herrn<br />
Kranken“ dienen sollen. Das ist ein Ziel, das bis heute<br />
jeder <strong>Malteser</strong> verfolgt. Gemeint ist damit, dass wir den<br />
Bedürftigen, gleich woher sie kommen, mit all unserer<br />
Hingabe, all unserer Liebe, wie unserem Herrn dienen<br />
sollen und wir – noch viel wichtiger – in jedem Menschen<br />
ein Abbild Gottes, unseres Herrn, erkennen sollen.<br />
Es war also selbstverständlich, dass auch auf dieser<br />
Wallfahrt, wie auf jeder Fahrt mit den <strong>Malteser</strong>n, vielen<br />
betreuungsbedürftigen Personen die Reise ermöglicht<br />
wurde. Und gerade diese Reise war ein schönes Zeichen<br />
dafür, welche Barrieren überwunden, welche Mauern<br />
eingerissen werden können, wenn alle gemeinsam mithelfen,<br />
das Unmögliche möglich zu machen. Denn die<br />
bei uns vielgepriesene Barrierefreiheit und Fußläufig-<br />
4<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
IMFOKUS<br />
keit endet in Israel zwar noch nicht am Flughafen, aber<br />
jedenfalls bei den Pilgerstätten danach. Sei es die Altstadt<br />
von Jerusalem, die Geburtsgrotte in Bethlehem,<br />
die Wüste beim St. Georgs-Kloster, die Taufstelle Jesu<br />
am Jordan oder die Festung in Akkon – überall galt es,<br />
zahlreiche Stufen, Engpässe oder sonstige Unwägbarkeiten<br />
zu überwinden.<br />
Eintauchen in eine andere Welt<br />
Eine Fahrt ins Heilige Land ist eine Pilgerreise zu den<br />
Heiligen Orten unseres Glaubens, von denen jeder seine<br />
eigenen Vorstellungen hat: Nazareth, Bethlehem, der Ölberg.<br />
Seit unserer frühesten Kindheit verbinden wir mit<br />
diesen Orten Geschichten, Bilder, Empfindungen. <strong>Die</strong>se<br />
spürbar und erfahrbar zu machen, war eines der Ziele unserer<br />
Fahrt.<br />
Eine Reise ins Heilige Land ist aber auch ein Eintauchen<br />
in eine andere Welt, eine andere Kultur. Mit dem Rollstuhl<br />
durch den Basar von Jerusalem oder Akkon ist<br />
ein besonderes Erlebnis, das man so in Europa gar nicht<br />
haben könnte. <strong>Die</strong> gemeinsamen Gebete und Messfeiern,<br />
die tiefen, bedeutsamen Momente der Ruhe, des Eintauchens<br />
in den Glauben, des Miteinander und Füreinander,<br />
die vielen Köstlichkeiten der lokalen Küche, die zahlreichen<br />
Sehenswürdigkeiten – es ist diese unvergleichliche<br />
Mischung aus spirituellen und weltlichen gemeinschaftlichen<br />
Momenten, die unsere Wallfahrt nach Israel immer<br />
wieder aufs Neue unbeschreiblich und einzigartig gemacht<br />
haben.<br />
Dankbar für das Besondere<br />
Wir durften in einer ganz besonderen Gemeinschaft bewegende<br />
und gnadenreiche Tage im Heiligen Land verbringen,<br />
die Atmosphäre der Orte auf uns wirken lassen,<br />
unsere Sorgen und Anliegen mit Freunden teilen und<br />
ihnen anvertrauen. Und wir dürfen dankbar sein für all<br />
die Erfahrungen, Eindrücke und Begegnungen, die uns<br />
– längst zurück in unserem Alltag – weiterhin begleiten<br />
und erfüllen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 5
IMFOKUS<br />
GEDANKEN ZUM WALLFAHREN<br />
von Betreuern und Betreuten. Wir haben einige von ihnen gefragt, warum sie wallfahren. Ihre Antworten berühren und<br />
laden zum Nachdenken ein.<br />
„Wallfahren bedeutet für mich, mir bewusst<br />
ein paar Tage Zeit zu nehmen, um mich<br />
außerhalb des gewohnten Alltags gemeinsam<br />
mit Anderen auf Gott zu konzentrieren.“<br />
„Für mich ist das Besondere an einer<br />
<strong>Malteser</strong>-Wallfahrt, dass sie nicht von unbekannten<br />
Personen oder einem Reisebüro<br />
organisiert wird, sondern von <strong>Malteser</strong>n,<br />
die selbst ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei<br />
dieser Wallfahrt mitfahren.“<br />
„An <strong>Malteser</strong>-Wallfahrten nehme ich gerne<br />
teil, weil das schöne Gelegenheiten für mich<br />
sind, den Glauben zu vertiefen und gleichzeitig<br />
als Betreuer mitzuhelfen, dass auch<br />
Menschen mit Krankheit oder Behinderung<br />
an dieser Wallfahrt teilnehmen können.“<br />
„Neben der perfekten Organisation der Reise<br />
beeindruckt immer wieder, mit welchem<br />
Engagement sich die <strong>Malteser</strong> um jeden<br />
einzelnen kümmern und durch persönliche<br />
Gespräche das Schicksal der Betroffenen<br />
erleichtern.“<br />
6<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong><br />
„Bei jeder Wallfahrt, an der ich bisher teilnehmen<br />
durfte, konnte ich erleben, wie die<br />
von uns betreuten Mitreisenden sich langsam<br />
öffnen und aufblühen. Etwas Schöneres<br />
gibt es gar nicht!“
IMFOKUS<br />
„Verzeiht mir, wenn ich sage, dass mir eine<br />
Wallfahrt an einen speziellen Ort nicht<br />
so viel bedeutet – die äußeren Umstände<br />
bedeuten mir wenig. <strong>Die</strong> Menschen und die<br />
Gemeinschaft bedeuten mir dagegen sehr<br />
viel!“<br />
„Bei den <strong>Malteser</strong>n kann man auch mit einem<br />
großen Hilfebedarf an einer Wallfahrt<br />
teilnehmen. <strong>Die</strong> Gesellschaft der <strong>Malteser</strong><br />
strahlt sehr viel Menschlichkeit, Liebe und<br />
Freude aus.“<br />
„<strong>Die</strong> spirituelle Begleitung lässt alle zu<br />
einer Gemeinschaft zusammenwachsen.<br />
Gerade für Behinderte, die nicht mehr in<br />
ein geregeltes Pfarrleben eingebunden sind,<br />
bedeuten die regelmäßigen Messen, Gebete<br />
und Lieder ein Wiedererleben religiöser<br />
Erfahrungen.“<br />
„Im Leben gibt es etwas, das über mich<br />
hinausgeht, das größer ist als ich selbst<br />
und mein eigener Horizont. <strong>Die</strong> Suche nach<br />
Gott an Orten, die besondere Bedeutung für<br />
den Glauben haben. So kommen Reise und<br />
Wallfahrt zusammen.“<br />
„Wallfahrten sind für mich die schönsten<br />
<strong>Malteser</strong>-<strong>Die</strong>nste, vor allem weil hier so<br />
deutlich wird, dass wir <strong>Malteser</strong> uns von<br />
unseren Betreuten nicht unterscheiden.<br />
Wir alle nehmen unser „Päckchen“ mit auf<br />
eine Wallfahrt, kommen mit Anliegen und<br />
Sorgen hin und erfahren viel Freude.“<br />
„Wallfahren bedeutet für mich Dank<br />
sagen und bitten.“<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 7
IMFOKUS<br />
MORITZ RÖTTINGER, EIN MALTESER, ZUR FRAGE: WALLFAHREN – WARUM?<br />
„Wir sind ständig unterwegs, auf dem Weg, unserem Lebensweg.<br />
Pilgern – Wallfahren – ist Unterwegs-Sein,<br />
sich einlassen auf den Weg, auf die Reise“, antwortet<br />
Moritz Röttinger auf diese schlichte Frage. „Wie das<br />
Leben ein göttliches Ziel und einen Endpunkt hat, so hat<br />
auch eine Wallfahrt ein Ziel. Und wenn wir auf unserem<br />
Lebensweg oder zumindest in der täglichen Routine<br />
unser letztliches Ziel – Gott – bisweilen vernachlässigen, so<br />
ist eine Wallfahrt das geeignete Mittel, sich auf dieses Ziel zu<br />
konzentrieren, die Begegnung mit Gott intensiver als sonst<br />
zu suchen, das Unwichtige und oft Überschätzte beiseite zu<br />
lassen, sich von allem störenden Ballast zu trennen und den<br />
Weg mit Gott bewusst zu gehen.“<br />
Für Moritz Röttinger ist Pilgern aber nicht nur Innehalten:<br />
„Pilgern ist auch nach vorne schauen und den richtigen<br />
Weg suchen. Pilgern ist in erster Linie die Begegnung<br />
mit dem Herrn, das Sich-Einlassen auf ihn ohne<br />
die Ablenkungen unseres Alltags, das Hören auf den<br />
Herrn. Wallfahren ist Besinnung und Gebet, Wallfahren<br />
ist auch das Teilen von Sorgen und Freuden, das Zuhören<br />
und Stützen der Mitpilger, die Freude an der Gemeinschaft.<br />
Wo zwei oder drei Pilger in Gottes Namen beisammen<br />
sind, ist es weniger wichtig, das Ziel der Wallfahrt<br />
zu erreichen, als den Weg gut zu pilgern. Das ist auch der<br />
Unterschied zur Wanderung oder zur Fernreise.“<br />
Und einen wichtigen praktischen Punkt spricht Moritz<br />
Röttinger zum Abschluss an: „Wallfahren braucht Zeit und<br />
Geduld – Zeit zum Eintauchen und Vorbereiten, Zeit zum<br />
Besinnen und (Eucharistie) Feiern, Zeit zum Danken und<br />
Zeit zur Rückkehr in den Alltag. Wir sind keine Mönche oder<br />
Nonnen, die ihr Leben ganz und ausschließlich Gott zur Verfügung<br />
gestellt haben, deren ganzes Leben Pilgern ist. Umso<br />
mehr hilft uns eine Wallfahrt, Kraft und Freude zu schöpfen,<br />
Vertrauen und Liebe zu tanken, Gott zu loben und uns wieder<br />
auf den Herrn auszurichten. Und manchmal gibt es auch<br />
besondere Höhepunkte und Fügungen für das ganze Leben<br />
– es ist schon vorgekommen, dass man auf einer Pilgerfahrt<br />
seinen Ehepartner findet.“<br />
„Land der Mönche“<br />
eine Pilgerreise nach Schottland<br />
www.myhighlands.de<br />
Von 27. August bis 3. September <strong>2019</strong><br />
veranstaltet die Delegation Kärnten des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens diese von<br />
Monsignore Emmanuel Longin geistlich begleitete Reise. Es sind noch Restplätze frei.<br />
Auskunft: Simone Pargfrieder/Moser Reisen • Tel. 0732 / 2240 - 16 • E-Mail: pargfrieder@moser.at<br />
8<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
IMFOKUS<br />
„WALLFAHREN IST<br />
DAS JAHRESSERVICE FÜR DIE SEELE“<br />
Auf einer Wallfahrt haben wir die Chance, Abstand zum Alltag zu gewinnen und zu einem Gebet zu finden. Beten ist<br />
dabei nicht das Aufsagen von Texten, sondern das Gespräch mit Gott und seinen Heiligen.<br />
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Eine Wallfahrt ist eine Gelegenheit, einen besseren Überblick<br />
über das eigene Leben zu gewinnen, das Leben zu<br />
ändern – es muss ja nicht gleich radikal sein, oft genügt<br />
eine Kurskorrektur. Wenn wir unsere gewohnte Umgebung<br />
verlassen und uns auf den Weg machen, dann kann<br />
eine Wallfahrt einen Neuanfang mit wenig Altlasten bringen.<br />
Wir dürfen allerdings nicht auf Pilgerreise gehen,<br />
um ein Wunder, ein Zeichen zu sehen, damit wir glauben<br />
können. Es gibt auch unter den Kranken einige, die fest<br />
mit einem großen Wunder an sich selbst rechnen, die mit<br />
Gott um dieses Wunder streiten und dann auf ihn schlecht<br />
zu sprechen sind, wenn es nicht eintritt. Vielmehr sind<br />
es die kleinen Wunder: <strong>Die</strong> Begegnung mit besonderen<br />
Menschen, die Erleichterung, die sich breit macht nach<br />
dem Abladen der Sorgen am Wallfahrtsort, die Erkenntnis,<br />
dass die eigenen Probleme im Angesicht der größeren<br />
Probleme des Nächsten an Bedeutung verlieren, weil wir<br />
Gottes Heilsplan einfach nicht durchschauen können.<br />
Sich selbst annehmen<br />
Der Herr selbst hat uns das Gebot „Liebe Deinen Nächsten,<br />
er ist wie Du“ gegeben. Pinchas Lapide schreibt: „Wie soll<br />
man aber den Nächsten lieben, wenn man sich selbst<br />
nicht liebt, wenn man mit sich selbst unzufrieden ist?<br />
Sich selbst annehmen heißt „ja“ zu sich sagen, obwohl<br />
man so ist, wie man ist und eigentlich gar nicht sein<br />
möchte. Sein Versagen eingestehen und dennoch weder<br />
in Schuldgefühlen noch in Selbstmitleid ertrinken; seine<br />
Körpergestalt und seine Anlagen ertragen und von dem<br />
heldenhaften Wunschbild Abschied nehmen, das man<br />
von sich selbst entworfen hat; die Richtung und die<br />
Grenzen der eigenen Begabung erkennen und nichts Unmögliches<br />
von sich verlangen, denn Selbstüberforderung<br />
kann rasch in Selbstverachtung münden, die letztendlich<br />
alles Lieben verlernen lässt.“<br />
Aufbrechen, um weiterzukommen<br />
Wallfahrt ist eine Zeit, um sich über sein Leben klar zu<br />
werden, eine Zeit zur Aussprache mit Freunden, aber natürlich<br />
in erster Linie mit Gott – sei es im Gebetsgespräch<br />
oder mit seinem Mittelsmann, dem Priester. Wallfahrt ist<br />
ein Danke und ein Bitte, sie bringt Zufriedenheit. Wallfahren<br />
ist ein Jahresservice für die Seele. All das und noch<br />
viel mehr steckt in der Wallfahrt. Aber am Beginn muss<br />
die Bereitschaft zum Aufbruch stehen, nur dann kann<br />
man auch weiterkommen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 9
IMFOKUS<br />
„NÄCHSTES JAHR<br />
IN JERUSALEM!“<br />
In Jerusalem erlebt man die Gläubigen der drei monotheistischen<br />
Religionen, die dieselbe Stadt aufsuchen und dort zu unterschiedlichen<br />
Orten gehen, um durch Gott ihr Leben erneuern zu lassen.<br />
Von Konstantin Spiegelfeld<br />
„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ ist der traditionelle<br />
Wunsch am Schluss des jüdischen Sederabends und des<br />
Versöhnungstags Jom Kippur. In allen Kulturen der Welt<br />
gibt es Stätten, Orte des Heils, die Menschen aller Zeiten<br />
aufsuchten und hofften, damit ihren Lebensweg günstig<br />
zu beeinflussen. Im ersten Bund des Volkes Israel war es<br />
Pflicht, dreimal im Jahr zu Fuß nach Jerusalem zu gehen.<br />
Auch die Heilige Familie hielt sich an diesen Brauch. Er erinnerte<br />
das Volk Israel an sein unstetes Nomadenleben in<br />
der Folge Abrahams und an das Umherirren in der Wüste,<br />
wo Gott Mose unterwies. Im Islam gibt es den Haddsch<br />
als eine der vorgeschriebenen Wallfahrten zur Kaaba in<br />
Mekka. Hindus suchen bekannterweise Städte entlang<br />
des Ganges auf, etwa Varanasi. Buddhisten pilgern zu den<br />
Heiligen Stätten des Lebens von Buddha.<br />
Eine besondere Form des „Peregrinus“-Gedankens<br />
Wie aber hat sich die katholische Wallfahrt entwickelt?<br />
<strong>Die</strong> ersten Apostel, besonders der Heilige Paulus, haben<br />
große Distanzen überwunden, Gefahren auf sich genommen,<br />
um die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu verbreiten,<br />
zu verkünden und zu bezeugen. Seit dem ersten<br />
Jahrhundert waren die Gräber der Apostel, vor allem<br />
in Rom, Ziel von Wallfahrten. Später haben iroschottische<br />
Asketen vom sechsten bis zum achten und im elften<br />
Jahrhundert auf ihren lebenslangen Wegen durch<br />
West- und Zentraleuropa eine ganz besondere Form des<br />
„Peregrinus“-Gedankens verwirklicht, nämlich die einsame<br />
Pilgerschaft des Fremdseins auf Erden um Christi<br />
Willen.<br />
Ein bedeutender Einschnitt entstand in der ersten Hälfte<br />
des elften Jahrhunderts. <strong>Die</strong> hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse<br />
Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum<br />
Jakobusgrab in Santiago de Compostela in Galicien führt,<br />
wird als Jakobsweg bezeichnet. 1211 wurde die große<br />
Kathedrale geweiht. Im Mittelalter pilgerten unzählige<br />
Menschen auf den vielen Wegen quer durch Europa nach<br />
Spanien. <strong>Die</strong> Jakobsmuschel wurde zum wichtigsten Erkennungszeichen<br />
dieser Pilger. <strong>Die</strong>se Bewegung hatte für<br />
die kirchliche, geistige und kulturelle Entwicklung des<br />
Kontinents eine enorme nachhaltige Bedeutung. Ab 1970<br />
wurden die Pilgerrouten wiederbelebt.<br />
Betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen<br />
Nachdem in der Zeit der Reformation alle Prozessionen,<br />
Reliquienkulte und Ablasstage in Europa in Frage<br />
gestellt und zum Teil verboten wurden, stellte die katholische<br />
Kirche in der katholischen Gegenreformation<br />
ein gezielt betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen<br />
in den <strong>Die</strong>nst der Volkskatechese und des öffentlichen<br />
Bekentnisses des katholischen Glaubens. Nach teilweisen<br />
Verboten von Wallfahrten, etwa durch Kaiser Joseph II.,<br />
ist seit dem 19. Jahrhundert wieder ein steter Anstieg<br />
der Pilgerreisen und Wallfahrten zu beobachten. Zahlreiche<br />
Marienwallfahrtsorte, wie zum Beispiel Mariazell,<br />
10<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
Guadalupe, Fatima, Lourdes, Kevelaer, Tschenstochau<br />
oder Medjugorje, üben teilweise durch vorangegangene<br />
Marien-Erscheinungen oder Gnadenbilder und Gnadenstatuen<br />
eine enorme Anziehungskraft aus.<br />
Was steht heute im Mittelpunkt? Wir alle sind suchende<br />
Menschen, die für ihr Leben und das Leben der Mitmenschen<br />
Heil für Seele und Leib suchen. Das Verständnis<br />
unseres Menschseins ist geprägt von einem Ursprung<br />
– jeder und jede ist von Gott geliebt und gewollt – und<br />
einer Ausrichtung auf die letzte Erfüllung, das Ziel, bei<br />
Gott zu Hause zu sein. Auf dieser Welt sind wir auf „Wanderschaft“,<br />
auf der uns Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die<br />
Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6). Himmlische Freunde,<br />
die Mutter Gottes Maria, Heilige, Engel, Frauen und<br />
Männer begleiten uns.<br />
Sich in innerer Freiheit zum Guten entscheiden<br />
Als <strong>Malteser</strong> entdecken wir immer wieder, wie beglückend<br />
es sein kann, mit Betreuten unterwegs zu sein, wenn wir<br />
einander Ermutigung, Ermöglichung und Stütze auf dem<br />
Weg sind und füreinander sorgen. Gott kann uns durch<br />
die Vergebung, durch das vertrauensvolle Gebet, das stille<br />
Verweilen, das Hören auf ihn, die Feier der Eucharistie,<br />
die Gemeinschaft der Kirche und vieles mehr befähigen,<br />
uns in voller innerer Freiheit zum Guten zu entscheiden<br />
und auf diese Weise zum Segen für andere Menschen zu<br />
werden. Dadurch sind wir selbst glückliche Menschen!<br />
PSALM 122:<br />
EIN LIED ZUR WALLFAHRT<br />
NACH JERUSALEM<br />
Ich freute mich, als man mir sagte:<br />
„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“<br />
Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:<br />
Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut<br />
und fest gefügt.<br />
Dorthin ziehen die Stämme hinauf,<br />
die Stämme des Herrn,<br />
wie es Israel geboten ist,<br />
den Namen des Herrn zu preisen.<br />
Denn dort stehen Throne bereit für<br />
das Gericht, die Throne des Hauses David.<br />
Erbittet für Jerusalem Frieden!<br />
Wer dich liebt, sei in dir geborgen.<br />
Friede wohne in deinen Mauern,<br />
in deinen Häusern Geborgenheit.<br />
Wegen meiner Brüder und Freunde<br />
will ich sagen: In dir sei Friede.<br />
Wegen des Hauses des Herrn,<br />
unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 11
VORBILDER<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
MIT DOPPELTEM MEHR-<br />
WERT<br />
<strong>Die</strong> eigenen Mitarbeiter aktiv in nachhaltige Aktivitäten außerhalb des<br />
Unternehmens einzubinden, birgt enormes Potenzial für unsere Gesellschaft<br />
und erhöht die Motivation der Mitarbeiter.<br />
Von Anton Kühnelt-Leddihn<br />
STEIERMARK<br />
GRAZER FAMILIEN-<br />
UNTERNEHMEN<br />
RÄDER NAIS<br />
SPENDIERT NEUE<br />
WINTERREIFEN<br />
Lokal ist es uns bei Philips Austria wichtig, dass wir – über die finanzielle<br />
Unterstützung hinaus – auch selbst aktiv werden. So war es möglich,<br />
dem Hilde Umdasch Haus ein modernes Patienten-Monitoring<br />
zur Verfügung zu stellen. Dazu haben sich unsere Service-Mitarbeiter<br />
neben ihren beruflichen Aufgaben ehrenamtlich um die<br />
Installation gekümmert.<br />
Beeindruckt, begeistert, berührt<br />
Ein besonderes Highlight für zehn Mitarbeiter war die Teilnahme<br />
am Internationalen <strong>Malteser</strong> Sommercamp 2017 in Salzburg. Als<br />
freiwillige Helfer haben sie hier die außergewöhnliche Arbeit der<br />
<strong>Malteser</strong> und die völlig neuen Begegnungen erlebt. <strong>Die</strong> Rückmeldungen<br />
waren unglaublich – begeistert, berührt, vor allem aber nachhaltig<br />
beeindruckt. Ein Unternehmen, das sozial verantwortlich sein<br />
möchte, sollte deshalb immer versuchen, die eigenen Mitarbeiter zu<br />
involvieren. Das Potenzial ist groß, die Freude und Begeisterung sind<br />
oft noch viel größer.<br />
Sicherheit auf der Straße ist das Um und<br />
Auf für Rettungsfahrzeuge, und ohne gute<br />
Reifen ginge das nicht. In einer großzügigen<br />
Sponsoring-Aktion wurden dem Rettungsauto<br />
der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark brandneue<br />
Winterreifen erster Klasse spendiert<br />
und gleich aufgezogen. Dadurch war für die<br />
rein ehrenamtliche Sanitäts- und Behindertenarbeit<br />
der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark in<br />
diesem Winter eine sichere Fahrt gewährleistet.<br />
12<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
dm UNTERSTÜTZT<br />
DIE MALTESER KINDERHILFE<br />
Viele Unternehmen engagieren sich in der Gesellschaft und erreichen damit Gutes. <strong>Die</strong>ses Engagement ist unverzichtbar, aber<br />
oft zeitlich begrenzt und an Kampagnen gebunden. Nicht so bei dm.<br />
Von Sara Brandauer<br />
Wie schafft es ein Unternehmen, vorbildliches Wirken<br />
dauerhaft in der Gesellschaft zu verankern? Wie schafft<br />
es ein Unternehmen, dass sich Mitarbeiter oder Kunden<br />
auch privat für eine Initiative einsetzen? „Mit Projekten,<br />
die das persönliche Engagement der Menschen – insbesondere<br />
der Mitarbeiter und Kunden – anregen und unterstützen“,<br />
ist dm-Geschäftsführer Harald Bauer überzeugt.<br />
„dm {miteinander}“ und der „mehr vom leben tag“<br />
Miteinander mehr erreichen – das ist das Ziel aller Initiativen<br />
unter dem {miteinander} Dach von dm drogerie<br />
markt. Unterstützt werden vor allem Projekte im Umfeld<br />
von dm Filialen. „Wir wählen Themen und Anliegen, die<br />
unseren Kunden und Mitarbeitern besonders nahestehen.<br />
So schaffen wir persönliches Interesse und haben<br />
gemeinsam bereits viel erreicht“, so Harald Bauer zur<br />
Auswahl von {miteinander} Initiativen.<br />
Ergänzend erhalten dm Mitarbeiter einmal im Jahr einen<br />
zusätzlichen bezahlten Urlaubstag: Den „mehr vom leben<br />
tag“, an dem sie sich für ein soziales oder ökologisches<br />
Projekt einsetzen können. <strong>Die</strong>ser Tag wird oft im<br />
Rahmen von {miteinander} Projekten genutzt. Eines<br />
davon ist beispielsweise der Kinderhilfelauf zugunsten<br />
des Hilde Umdasch Hauses der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in<br />
Amstetten.<br />
Unterstützung für das Hilde Umdasch Haus<br />
<strong>Die</strong> Kooperation mit dem Hilde Umdasch Haus besteht<br />
seit Beginn der {miteinander} Initiative, die 2016 anlässlich<br />
des 40-jährigen Firmenjubiläums von dm ins<br />
Leben gerufen wurde. Im vergangenen Jahr unterstützte<br />
dm das Hilde Umdasch Haus als finanzieller Partner<br />
für den Lauf der „Knirpse U8“ und durch den tatkräftigen<br />
Einsatz zahlreicher Mitarbeiter vor Ort. <strong>Die</strong> Filialmitarbeiterinnen<br />
der dm Filialen in Amstetten versorgten<br />
die Kinder und Sportler entlang der Strecke mit Getränken,<br />
frischem Obst und selbstgebackenem Kuchen.<br />
Sie nutzten für die Unterstützung des Kinderhilfelaufes<br />
ihren „mehr vom leben tag“ und engagieren sich seither<br />
immer wieder auch privat für das Projekt – eine gelungene<br />
Verbindung aus unternehmerischer Verantwortung,<br />
die in privates Engagement mündet.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER sagen danke!<br />
Dass sich Unternehmen wie dm für die Kinderhilfe engagieren,<br />
ist nicht selbstverständlich. An dieser Stelle<br />
daher nochmal ein großes Dankeschön der <strong>Malteser</strong> für<br />
die wunderbare Unterstützung! Wir denken, dass dieser<br />
außerberufliche, freiwillige Einsatz der dm Mitarbeiter<br />
auch einen wertvollen Beitrag im Unternehmen leisten<br />
kann, indem die Motivation der Mitarbeiter und das<br />
Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen gestärkt wird.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 13
VORBILDER<br />
DEMÜTIG DIENEN<br />
UND BEISPIELHAFT<br />
VORANGEHEN<br />
Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />
Porträt eines Vorbilds: Kaum ein anderes Mitglied unseres Großpriorats war in den vergangenen Jahrzehnten in so vielen verantwortungsvollen<br />
Funktionen für den <strong>Malteser</strong>orden tätig wie Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt.<br />
Der ausgebildete Jurist und erfolgreiche Wirtschaftsmanager<br />
ist seit 1983 Mitglied des Ordens und hat<br />
seither zahlreiche leitende Positionen innerhalb der<br />
Gemeinschaft bekleidet. Unter anderem diente er<br />
als Rezeptor des Großpriorats von Österreich, war<br />
Präsident des Communication Boards und des Rechnungshofs<br />
in Rom und ist bis heute Mitglied im Regierungsrat<br />
beim Großmagisterium in Rom. Zahlreiche<br />
Auszeichnungen begleiten seinen Weg. Zuletzt wurde<br />
dem Oboedienz-Ritter 2015 das Großkreuz „Pro<br />
Merito Melitensi“ verliehen, 2017 wurde er in den<br />
Rang eines Bailli erhoben.<br />
„Franz Harnoncourt-Unverzagt ist einer jener weltoffenen<br />
und direkten Menschen, denen es sofort gelingt, mit Anderen<br />
in Kontakt zu treten. Wegen seines wachen Geistes, seines<br />
wirklichen Interesses am Gegenüber und seiner einnehmenden<br />
und aufrichtigen Art wird er allseits sehr geschätzt. Besonders<br />
zeichnet ihn aus, dass er immer für die Menschen und für ein<br />
gedeihliches Miteinander eintritt. Sein tiefer Glaube und<br />
seine Familie bieten ihm bei seinem vielfachen Engagement<br />
in Wirtschaft, Kultur, in der Öffentlichkeit und beim <strong>Malteser</strong>orden<br />
Zuversicht und Rückhalt. Den <strong>Malteser</strong>orden hat er<br />
über Jahrzehnte in hohen Leitungsfunktionen in Österreich<br />
und in Rom mitgeprägt, und dankbar dürfen wir auf seinen<br />
Rat und seine Erfahrung auch heute noch bauen.“<br />
Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator<br />
Begeistert für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />
Dass sich Franz Harnoncourt sein ganzes Leben intensiv<br />
in den <strong>Malteser</strong>orden einbringen würde, war ihm praktisch<br />
in die Wiege gelegt – waren doch schon sein Ur-Ur-<br />
Großvater und sein Großvater im <strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong><br />
tätig. Auch sein Vater war für die Bedürftigen im Einsatz,<br />
wenngleich nicht bei den <strong>Malteser</strong>n, sondern im Auftrag<br />
der Ritter vom Heiligen Grab. Für Kuno Spiegelfeld, damals<br />
<strong>Malteser</strong>-Delegat für die Steiermark, war es also Anfang<br />
der 1980er Jahre ein Leichtes, Franz Harnoncourt<br />
für den Orden zu gewinnen. „Kunos gelebtes Beispiel im<br />
<strong>Die</strong>nst an den Armen und Kranken hat mich überzeugt<br />
und begeistert“, erinnert sich Harnoncourt.<br />
Aus dieser Begeisterung entwickelte sich ein völlig<br />
neuer Lebensabschnitt, kamen doch von nun<br />
an sehr verantwortungsvolle und fordernde Verpflichtungen<br />
auf den gebürtigen Grazer zu. Dabei<br />
hat Harnoncourt niemals das Wichtigste aus dem<br />
Blick verloren – nämlich der klaren Aufgabe des<br />
Ordens, den Charismen „Tuitio fidei et obsequium<br />
pauperum“, gerecht zu werden.<br />
Eine Reform von unten<br />
Neben dem Bezeugen des Glaubens und der Hilfe<br />
für Bedürftige liegt dem <strong>Malteser</strong> ein weiterer<br />
Aspekt am Herzen. „Wir müssen ganz besonders<br />
auf die Entwicklung unserer Ordensmitglieder<br />
achten. Das sollte auch ein wichtiger Bestandteil<br />
der Ordensreform sein. Jedes Ordensmitglied<br />
14<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
sollte die Reform zuerst bei sich selbst in<br />
Angriff nehmen. Wenn wir „bottom up“ reformieren,<br />
und vor allem das von Ordensprälat<br />
Monsignore Laffitte vorbereitete Gebet<br />
täglich beten, 13.500 Ordensmitglieder<br />
im gleichen Anliegen mit den gleichen<br />
Worten vereint, gibt das unserer so großartigen<br />
Gemeinschaft gewaltige Kraft zur Erneuerung“,<br />
sagt Harnoncourt eindringlich.<br />
Der hochrangige <strong>Malteser</strong> weiß genau, wovon<br />
er spricht. Im Zuge seiner Visitationen<br />
in den vergangenen fünf Jahren und der<br />
vielen Seminare, die er in den letzten fast<br />
20 Jahren mitorganisieren und -gestalten<br />
durfte, seien ihm doch auch Ordensmitglieder<br />
überall auf der Welt begegnet, denen<br />
nicht klar gewesen ist, worauf sie sich eingelassen<br />
hatten. Harnoncourt: „Da müssen<br />
wir noch viel unternehmen und demütig<br />
dienen. Wir müssen unseren Ordensbrüdern<br />
und Ordensdamen beispielhaft vorleben,<br />
was unser Ordensauftrag ist, und sie<br />
auf diesem Weg mitnehmen in brüderlicher<br />
Gemeinschaft.“<br />
WELTWEITER KAMPF<br />
GEGEN LEPRA<br />
Lepra, so sollte man meinen, sei längst ausgestorben. Leider ist dem nicht<br />
so. Das Internationale Komitee des <strong>Malteser</strong>ordens gegen Lepra, kurz CI-<br />
OMAL, kämpft nach wie vor gegen diese Krankheit.<br />
Von Thierry Zen Ruffinen, Präsident der CIOMAL-Stiftung<br />
CIOMAL wurde im Jahr 1958 im Anschluss an eine vom Großmagisterium<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens organisierte internationale<br />
Konferenz ins Leben gerufen. Ziel der Konferenz: <strong>Die</strong> Verteidigung<br />
und soziale Rehabilitierung von Leprakranken. 1966 war<br />
CIOMAL eines der Gründungsmitglieder der Internationalen Vereinigung<br />
der Leprakrankenverbände (ILEP). Der Dachverband koordiniert<br />
weltweit 15 Organisationen, die in insgesamt 67 Ländern aktiv sind.<br />
Herz und Sinne offen halten<br />
Durch seine verschiedenen Funktionen im<br />
Großpriorat von Österreich und im Großmagisterium<br />
in Rom habe Harnoncourt<br />
mehr und mehr erkannt, wie wichtig und<br />
erfolgreich der Orden weltweit im Kampf<br />
gegen die acht Elende ist, und über welch<br />
großes Potential die <strong>Malteser</strong> verfügen, um<br />
an vorderster Stelle zu helfen, zu lindern,<br />
zu trösten, neue Kraft zu spenden. „Es gibt<br />
keinen Bereich auf der Welt, in dem nicht Not<br />
und Elend auftreten können. Wir müssen<br />
das Herz und alle Sinne offen halten, ganzheitlich<br />
denken und wirken, im privaten wie<br />
im beruflichen Leben“, bringt es Harnoncourt<br />
abschließend auf den Punkt.<br />
Beispiel Kambodscha<br />
CIOMAL finanziert und verwaltet – im Einverständnis mit der Regierung<br />
des jeweiligen Landes – Projekte zur medizinischen Betreuung,<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 15
MALTESERWELTWEIT<br />
sozialen Rehabilitierung und Ausbildung des<br />
behandelnden Personals. Einer dieser Projektschauplätze<br />
ist Kambodscha. Dort betreibt<br />
CIOMAL eine Anlaufstelle zur Früherkennung<br />
der Leprakrankheit, um die irreversiblen<br />
Folgeschäden so weit wie möglich zu vermeiden.<br />
<strong>Die</strong> Erkrankten werden professionell behandelt<br />
und mit individueller Physiotherapie<br />
versorgt. Bei Bedarf werden Prothesen bzw.<br />
Orthesen angepasst.<br />
Soziale und wirtschaftliche Reintegration<br />
Über CIOMAL haben Lepra-Patienten, die<br />
oftmals von der Gesellschaft ausgegrenzt werden,<br />
die Möglichkeit, sich wieder in ihre lokalen<br />
Gemeinschaften einzugliedern und einer<br />
Arbeit nachzugehen. CIOMAL unterstützt die<br />
berufliche Grundausbildung und die Entwicklung<br />
von wirtschaftlichen Mikroaktivitäten.<br />
Seit Ende 2018 hat CIOMAL Beraterstatus<br />
beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten<br />
Nationen (ECOSOC).<br />
Nähere Informationen: http://ciomal.org<br />
Was ist Lepra?<br />
Lepra ist eine chronische Infektionskrankheit,<br />
die durch Bakterien ausgelöst<br />
wird. Bei dieser Krankheit sterben die<br />
Nerven ab, Arterien und Venen verstopfen<br />
durch eine Verdickung des Blutes. <strong>Die</strong><br />
Erkrankten verlieren meist das Gefühl<br />
für Kälte, Wärme und Schmerz, weshalb<br />
Wunden oft unbehandelt bleiben. In der<br />
Folge können sich die betroffenen Körperteile<br />
entzünden und absterben. <strong>Die</strong><br />
Krankheit ist nur schwach ansteckend.<br />
<strong>Die</strong> Ursache für Neuerkrankungen liegt<br />
zumeist in mangelnder Hygiene, Unterernährung<br />
und einem geschwächten<br />
Immunsystem.<br />
GRENZENLOS HELFEN:<br />
Unter dem Titel „Grenzenlos helfen“ berichten wir ab sofort regelmäßig<br />
über das Engagement der MALTESER in anderen Ländern.<br />
Gerade der Blick über den lokalen und nationalen Tellerrand hinaus<br />
kann uns helfen, unsere Gemeinschaft weiter zu stärken, neue<br />
Impulse für unsere Arbeit zu gewinnen und neue Freundschaften zu<br />
knüpfen. <strong>Die</strong>smal im Porträt: <strong>Die</strong> MALTESER in Tschechien.<br />
Von Ursula Czernin<br />
Ein Schlüsseljahr in der Geschichte der böhmischen <strong>Malteser</strong> war 1938.<br />
Beim Versuch, das tschechoslowakische Ordensvermögen vor den<br />
Nazis zu schützen, wurde das altehrwürdige Großpriorat Böhmen<br />
in die zwei unabhängigen Großpriorate Böhmen und Österreich geteilt.<br />
<strong>Die</strong> bitteren Jahre des zweiten Weltkrieges und die Herrschaft<br />
des Kommunismus überdauerten die Großpriorate im Exil. Als das<br />
Jahr 1989 den Fall des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei<br />
einleitete, begannen in Prag fast augenblicklich die Vorbereitungen<br />
zur Wiederaufnahme der Tätigkeiten des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
Neben der Erneuerung der diplomatischen Beziehungen und der Sorge<br />
um die Restitution und Verwaltung des Prager Palais und der Kirche<br />
wurde umgehend mit den karitativen und humanitären Aktivitäten<br />
des Ordens begonnen. Der Anfang war schwierig, vor allem die Entwicklung<br />
der professionellen und Freiwilligenarbeit. So waren die ersten<br />
Jahre nach der samtenen Revolution von ebenso viel Enthusiasmus<br />
wie von Rückschlägen geprägt.<br />
Zuverlässig und kompetent<br />
Mehr als 25 Jahre später wachsen die Werke des Großpriorats nun<br />
stetig. Ziel ist es, sich in der Bevölkerung und bei den staatlichen Behörden<br />
weiterhin als zuverlässiger, kompetenter Partner zu etablieren.<br />
Mittlerweile sind innerhalb des Großpriorats viele verschiedene<br />
Hilfsorganisationen und Freiwilligengruppierungen erfolgreich tätig.<br />
Hier ein kleiner Überblick:<br />
• <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Hilfe (Maltézská Pomoc) ist die wichtigste und größte<br />
Hilfsorganisation. 2017 verfügte die Maltézská Pomoc über 215<br />
Angestellte und 499 Freiwillige, die sich in zwölf Zentren in Prag, in<br />
der Mittelböhmischen Region und in Mähren der Arbeit mit Menschen<br />
mit Behinderungen, älteren Menschen, Obdachlosen und sozial<br />
schwachen Familien am Rande der Gesellschaft widmen.<br />
16<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
DIE MALTESER IN TSCHECHIEN<br />
• <strong>Die</strong> Böhmische <strong>Malteser</strong> Hilfe (Česká Maltézská<br />
Pomoc), die Schwesternorganisation der Maltézská<br />
Pomoc, ist seit den Neunzigerjahren in Südböhmen<br />
für Senioren und sozial schwache Familien tätig. Eine<br />
ihrer wichtigsten Aufgaben ist der tägliche Transport<br />
von Kindern mit Behinderungen in Sonderschulen und<br />
Tagesstätten.<br />
• Programm für christliche Flüchtlinge aus dem Irak:<br />
Trotz oder gerade wegen des politischen Unwillens in<br />
Tschechien, sich aktiv mit der Flüchtlingsproblematik<br />
auseinander zu setzen, leitet das Großpriorat ein Pilotprojekt,<br />
in dem 22 christliche Flüchtlinge aus dem Irak<br />
betreut werden.<br />
• Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft – in der<br />
Kirche, in der Gesellschaft und im Orden. Immer wieder<br />
weist die Ordensleitung auf diese Tatsache hin, ebenso<br />
wie auf die Notwendigkeit, mit jungen Menschen zu arbeiten<br />
und ihnen im Charisma des Ordens und in seiner<br />
Spiritualität Sinn und Ausrichtung für ihr eigenes<br />
Leben zu bieten. Aus diesem Grund ist das Großpriorat<br />
auch Träger von drei Schulen. In der Grundschule in<br />
Kladno, im Gymnasium in Skuteč mit einer angeschlossenen<br />
Berufsschule für Sicherheitskräfte sowie in der<br />
Höheren Fachschule für Krankenpflege in Prag wird<br />
größter Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung<br />
gelegt.<br />
• Im Lichte der verstärkten Jugendarbeit ist auch die im<br />
Vorjahr gegründete <strong>Malteser</strong> Jugend (Česká Maltézská<br />
Mládež) zu sehen, die eine Dachorganisation für alle<br />
von jungen Ordensmitgliedern und Freiwilligen initiierten<br />
Projekten darstellt. Mit Enthusiasmus und Einfallsreichtum<br />
entwickeln die Mitglieder der <strong>Malteser</strong><br />
Jugend immer neue Aktivitäten, um ihren kranken und<br />
bedürftigen Altersgenossen jede erdenkliche Hilfe zu<br />
bieten.<br />
• Initiativen der Ordensmitglieder: Wallfahrten, die Verantwortung<br />
für die Krankenhaus-Seelsorge am Universitätsklinikum<br />
Vinohrady in Prag, der Begleitdienst<br />
bei großen kirchlichen Veranstaltungen sowie das<br />
Ausschenken von Suppe an die Obdachlosen in Prag<br />
während der Wintermonate tragen dazu bei, dass der<br />
<strong>Malteser</strong>orden sowohl in der Kirche als auch im Land<br />
präsent und sichtbar wird und bleibt.<br />
Nähere Informationen:<br />
http://cvp.maltezskyrad.cz<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 17
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
NOTHILFE-TEAM BEREIT FÜR DEN EINSATZ<br />
Mit dem internationalen humanitären Hilfswerk <strong>Malteser</strong> International setzen sich die MALTESER auch weltweit für Menschen<br />
in Not ein. Aktuell betreut <strong>Malteser</strong> International Hilfsprojekte in 29 krisengebeutelten Ländern in Afrika, Asien, Latein- und<br />
Südamerika sowie Europa.<br />
Von Susanna Cho<br />
Mehr als 900 internationale Experten sorgen in den verschiedenen<br />
Programmen weltweit für ein besseres Leben,<br />
insbesondere durch eine verbesserte Grundversorgung<br />
in den Bereichen Medizin und Gesundheit, Ernährung<br />
sowie Wasser und Hygiene. In vielen Ländern arbeitet<br />
<strong>Malteser</strong> International eng mit lokalen Partnerorganisationen<br />
zusammen, um von ihren Kenntnissen der<br />
örtlichen Besonderheiten zu profitieren und um die Hilfe<br />
auch langfristig vor Ort zu verankern.<br />
Bei akuten Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten<br />
kann <strong>Malteser</strong> International schnell und effektiv<br />
Nothilfe zu den Menschen bringen. Viele der über 100<br />
Projekte weltweit sind jedoch langfristig angelegt und<br />
zielen darauf ab, die Kapazitäten der lokalen Gemeinden<br />
nachhaltig zu stärken.<br />
nach dem Ausbruch einer Epidemie – Unterstützung von<br />
<strong>Malteser</strong> International anfordern kann.<br />
Das EMT besteht aus Ärzten, Pflegern, Hebammen, Logistikern<br />
sowie Experten für Wasser und Hygiene. <strong>Die</strong> für<br />
den Katastropheneinsatz entwickelte Zeltklinik und das<br />
Equipment entsprechen der Klasse „EMT Type 1 Fixed“:<br />
In nur wenigen Stunden aufgebaut, können in der Klinik<br />
rund 100 Patienten täglich versorgt werden. Spätestens<br />
72 Stunden nach einer Anfrage durch die WHO kann das<br />
Team im Katastrophengebiet eintreffen. <strong>Die</strong> Helfer sind<br />
zwischen vier und acht Wochen im Einsatz. In den ersten<br />
kritischen Tagen sind sie darauf geschult, sich autark<br />
versorgen zu können, damit die lokalen Strukturen nicht<br />
zusätzlich belastet werden.<br />
Nach dem verheerenden Erdbeben 2010 in Haiti hatte<br />
eine Arbeitsgruppe der WHO Minimumstandards für medizinische<br />
Teams entwickelt, um die Qualität und Koordination<br />
medizinischer Nothilfe-Einsätze zu verbessern.<br />
Seit der Veröffentlichung dieser Minimumstandards im<br />
Jahr 2015 können medizinische Teams ihre Qualitätsstandards<br />
von der WHO überprüfen und zertifizieren<br />
lassen. <strong>Malteser</strong> International ist weltweit das 22. zertifizierte<br />
medizinische Nothilfe-Team.<br />
WELTGESUNDHEITSORGANISATION<br />
Medizinisches Nothilfe-Team einsatzbereit<br />
Das medizinische Nothilfe-Team von <strong>Malteser</strong> International<br />
(Emergency Medical Team, EMT) ist seit der<br />
Zertifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) im November vollständig einsatzbereit. Mit der<br />
Zertifizierung wurde das EMT Mitglied im medizinischen<br />
Nothilfe-Pool der Vereinten Nationen, so dass die WHO<br />
im Fall einer Naturkatastrophe – wie zum Beispiel nach<br />
einem Tsunami, einem Erdbeben, einer Überflutung oder<br />
INDONESIEN<br />
Tsunami-Nothilfe kurz vor Weihnachten<br />
Nur knapp drei Monate nach dem schweren Erdbeben und<br />
Tsunami Ende September 2018 wurden Teile Indonesiens<br />
erneut von einem Tsunami überrollt. Der Tsunami, der<br />
dieses Mal kurz vor Weihnachten durch einen Vulkanausbruch<br />
und einen darauffolgenden Erdrutsch unter<br />
Wasser ausgelöst wurde, forderte 437 Tote. Er war ohne<br />
Vorwarnung über Küstenregionen und Touristenstrände<br />
an der Meerenge von Sunda hereingebrochen. <strong>Malteser</strong><br />
International stellte Soforthilfe bereit und ließ über die<br />
18<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
lokale Partnerorganisation PKPA dringend benötigte<br />
Güter wie Hygienekits, Küchenutensilien und Unterrichtsmaterial<br />
für Kinder an die Menschen verteilen. <strong>Die</strong> Begünstigten<br />
der Hilfsaktion waren besonders betroffene Personengruppen<br />
wie Kinder, schwangere und stillende Frauen,<br />
ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.<br />
IRAK<br />
Rehabilitierung für traumatisierte Frauen<br />
Im Irak-Krieg wurden viele Frauen und Mädchen Opfer<br />
brutaler Straftaten. Sie erlebten Entführungen, Vergewaltigungen,<br />
Folter und Missbrauch durch den Islamischen<br />
Staat. Heute benötigen die Frauen und Mädchen<br />
dringend spezielle Betreuung. <strong>Malteser</strong> International unterstützt<br />
ein Frauen-Center in Dohuk, in dem die Frauen<br />
Therapieangebote, berufliche Weiterbildungen sowie<br />
Sport- und Freizeitangebote wahrnehmen können. „<strong>Die</strong><br />
Frauen können gemeinsam ihre Erlebnisse verarbeiten<br />
und sich gegenseitig stärken. Wir wollen ihnen helfen,<br />
den Weg zurück in den Alltag und in das gesellschaftliche<br />
Leben zu finden“, so Stefanie Heil, Programm-Managerin<br />
von <strong>Malteser</strong> International.<br />
TÜRKEI<br />
Berufliche Perspektiven für syrische Geflüchtete<br />
Schneiderei, Modedesign, Friseurlehre, Handywartung,<br />
IT- und Kochkurse: Mit der Vermittlung dieser Fertigkeiten<br />
will <strong>Malteser</strong> International syrischen Geflüchteten in<br />
Istanbul die Integration in den türkischen Arbeitsmarkt<br />
ermöglichen. „Viele der Geflüchteten in Istanbul sind arbeitslos<br />
und der Armut ausgesetzt. Neben mangelnden<br />
Sprachkenntnissen und fehlenden Qualifizierungen wissen<br />
die Geflüchteten zu wenig über den türkischen Arbeitsmarkt<br />
und die Möglichkeiten, ihre Perspektiven zu<br />
verbessern“, erklärt Theresa Tesan, Programm-Managerin<br />
bei <strong>Malteser</strong> International. Das Programm wird von der lokalen<br />
Partnerorganisation The Orient Face durchgeführt.<br />
MYANMAR<br />
Inklusive Katastrophenvorsorge<br />
Wie können sich Menschen, die durch Behinderungen<br />
eingeschränkt sind, effektiv vor einer Naturkatastrophe<br />
schützen? Was sich nach einer schwierigen Aufgabe anhört,<br />
kann meist mit simplen Maßnahmen gelöst werden.<br />
Nach sechs Jahren hat <strong>Malteser</strong> International das<br />
Partnerprojekt zur inklusiven Katastrophenvorsorge<br />
und Anpassung an den Klimawandel im Rakhine-Staat<br />
in Myanmar erfolgreich abgeschlossen. <strong>Die</strong> Partnerorganisation<br />
Community Empowerment and Resilience<br />
Association (CERA) entwickelte im Zuge des Programms<br />
ein inklusives Maßnahmenpaket für 68.000 Menschen<br />
in 66 Gemeinden. Der Film „Storm Watchers“ dokumentiert<br />
das Projekt und ist online zu sehen unter:<br />
http://bit.ly/MI-Myanmar-Storm-Watchers<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 19
MALTESERWELTWEIT<br />
IRAK<br />
WIEDERAUFBAU UND<br />
VERSÖHNUNG FÜR DIE<br />
MENSCHEN IN DER<br />
NINEWA-EBENE<br />
Von Stefan Pleisnitzer<br />
Stefan Pleisnitzer ist gebürtiger<br />
Österreicher und Programmverantwortlicher<br />
für den Wiederaufbau<br />
in der Ninewa-Ebene<br />
„Am besten wenden Sie sich an Samaritan’s Purse! <strong>Die</strong>se Organisation können<br />
wir sehr empfehlen.“ Wir hatten den muslimischen Bürgermeister von Bartella,<br />
einer Kleinstadt in der nordirakischen Ninewa-Ebene, gebeten, uns zuverlässige<br />
Kontakte speziell für den Wiederaufbau zerstörter Häuser und Infrastruktur<br />
in der Region zu geben. Dass er uns in einer Region, die von ethnischen und<br />
religiösen Spannungen geprägt ist, eine christliche Hilfsorganisation nannte,<br />
hat mich gleich zu Beginn unseres Wiederaufbauprogramms beeindruckt und<br />
positiv überrascht.<br />
Irak: Rückkehr in die Ninewa-Ebene<br />
<strong>Die</strong> Ausgangslage:<br />
Tausende Bewohner der Ninewa-Ebene waren bis zum Ende der Kämpfe im Juli 2017 vor dem IS<br />
geflohen. Sie gingen ins Ausland oder leben in Vertriebenencamps im Irak. Viele sehen sich nicht in<br />
der Lage, nach Hause zurückzukehren.<br />
Wohnen<br />
Einkommen<br />
Bildung<br />
Umfeld<br />
Perspektiven<br />
<strong>Die</strong> Hindernisse<br />
zurückzukehren<br />
sind vielfältig:<br />
Viele Häuser wurden im<br />
Krieg beschädigt und<br />
zerstört. <strong>Die</strong> Menschen<br />
haben kein Geld für<br />
Reparaturen und Wiederaufbau.<br />
Nach dem Krieg sind<br />
Lebensgrundlagen und<br />
Einkommensquellen kaum<br />
mehr vorhanden.<br />
Viele Schulen wurden im<br />
Krieg zerstört und die<br />
Ausbildung der Lehrer<br />
genügt den besonderen<br />
Anforderungen traumatisierter<br />
Kinder nicht.<br />
Noch immer gibt es soziokulturelle<br />
und religiöse<br />
Konflikte zwischen den<br />
Bevölkerungsgruppen.<br />
Jugendliche aller Bevölkerungsgruppen<br />
sehen für<br />
sich keine Perspektiven.<br />
Häuserreparatur<br />
& Wiederaufbau<br />
Arbeitsplätze<br />
& Wirtschaftsförderung<br />
Schule<br />
& Erziehung<br />
Nachbarschaft<br />
& Versöhnung<br />
Freizeit<br />
& Ausbildung<br />
Unser Hilfspaket<br />
umfasst vielfältige<br />
Maßnahmen, die<br />
die Ninewa-Ebene<br />
wieder zu einem<br />
attraktiven Zuhause<br />
machen:<br />
Wir reparieren<br />
beschädigte Häuser<br />
Wir bauen komplett zerstörte<br />
Häuser wieder auf<br />
Dabei arbeiten wir eng<br />
mit den Eigentümern<br />
und den Gemeinden zusammen<br />
Wir bilden aus, in Handwerk<br />
und modernen<br />
Berufen<br />
Wir setzen Geflügelhöfe<br />
instand<br />
Wir richten Oliven- und<br />
Obsthaine wieder her<br />
Wir rehabilitieren Brunnen<br />
und Bewässerungsanlagen<br />
Wir unterstützen Landwirte<br />
beim Getreideanbau<br />
und in der Tierhaltung<br />
Wir reparieren Schulgebäude<br />
und erweitern sie<br />
Wir bilden Lehrer, die<br />
oftmals selbst vom Krieg<br />
traumatisiert sind, mit<br />
dem Schwerpunkt auf<br />
psychosoziale Hilfe und<br />
auf gewaltfreie Konfliktlösung<br />
aus<br />
Wir bieten Nachhilfeunterricht<br />
Wir richten Gemeinschaftszentren<br />
ein<br />
Wir organisieren kulturelle<br />
Events, bei denen sich<br />
die Gruppen kennenlernen<br />
und austauschen<br />
können<br />
In unseren Weiterbildungskursen<br />
erlernen<br />
Menschen verschiedener<br />
Bevölkerungsgruppen<br />
gemeinsam Neues<br />
Wir bauen Jugendzentren<br />
und Sportplätze<br />
Wir bieten den Jugendlichen<br />
Weiterbildungen an<br />
(z.B. IT, Englisch, moderne<br />
Landwirtschaft)<br />
© <strong>Malteser</strong> International<br />
20<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
„Nach dem Krieg“ heißt „Vor dem Wiederaufbau“<br />
Täglich erleben wir in unserer Arbeit Beispiele dafür,<br />
wie sich die Menschen in der Ninewa-Ebene über religiöse<br />
und ethnische Grenzen hinweg verständigen und<br />
sich gemeinsam für ihre Zukunft einsetzen. Seit Oktober<br />
vergangenen Jahres unterstützt <strong>Malteser</strong> International<br />
den Wiederaufbau der Region mit dem Ziel, den<br />
vom Krieg gezeichneten und vertriebenen Menschen<br />
wieder ein Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen.<br />
Der Irak-Krieg und die Kämpfe mit dem Islamischen<br />
Staat (IS) hatten große Teile der Ninewa-Ebene verwüstet.<br />
<strong>Die</strong> Region im Norden des Iraks, flächenmäßig kaum<br />
größer als das Burgenland, wurde von einer Vielzahl ethnischer<br />
Minderheiten bewohnt – unter ihnen die im Irak<br />
verbliebenen Christen. Während der Kämpfe mit dem IS<br />
verloren viele Einwohner ihr Leben, Tausende flohen vor<br />
der Gewalt. Sie kamen entweder in Vertriebenencamps<br />
unter, bei Verwandten im Land oder flüchteten ins Ausland.<br />
Im Juli 2017 wurde die Region schließlich vom IS<br />
befreit. Nun sollen die zerstörten und teils leergefegten<br />
Dörfer und Städte wiederbelebt werden.<br />
Sich zu Hause wieder sicher fühlen –<br />
Das geht nur mit Frieden, Arbeit und Schulen<br />
Um den Menschen nach ihrer Rückkehr eine echte Zukunftsperspektive<br />
zu bieten, haben wir ein ganzheitliches<br />
Programm entwickelt: Reparierte Häuser allein<br />
bleiben nur Steine, wenn es sonst keine Sicherheit, keine<br />
Einkommensmöglichkeiten und keine Infrastruktur für<br />
Familien gibt. Erst wenn wieder ein nachbarschaftliches<br />
und friedliches Miteinander gelebt wird, die Eltern zur<br />
Arbeit und die Kinder zur Schule gehen können, kann<br />
die verlassene Heimat wieder ein Zuhause sein, das den<br />
Menschen Perspektiven bietet.<br />
Auf Initiative unseres Partners Kirche in Not und mit<br />
Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelten<br />
wir ein Wiederaufbauprogramm, das auf eine Vielfalt<br />
von untereinander abgestimmten Akzenten für Wiederaufbau<br />
und Versöhnung setzt. Stand am Anfang die<br />
Reparatur von zerstörten oder beschädigten Gebäuden<br />
im Vordergrund, so wurden darüber hinaus seit Jänner<br />
<strong>2019</strong> auch Maßnahmen für die Förderung der lokalen<br />
Wirtschaft, für die Bildung sowie für die Förderung des<br />
soziokulturellen Zusammenhalts und interreligiösen<br />
Dialogs gestartet.<br />
Unsere wirtschaftsfördernden Maßnahmen sehen unter<br />
anderem Investitionen in landwirtschaftliche und<br />
verarbeitende Klein- und Mittelbetriebe, Reparaturen<br />
an Bewässerungssystemen sowie die Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
vor. Im Bildungssektor werden Schulen<br />
und Kindergärten repariert und ausgebaut. <strong>Die</strong> Lehrer<br />
erhalten zudem Fortbildungen, in denen sie speziell den<br />
pädagogischen Umgang mit Schulkindern erlernen, die<br />
durch ihre Erfahrungen mit Krieg, Gewalt und Vertreibung<br />
Traumata erlitten haben.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 21
MALTESERWELTWEIT<br />
Mit einem breit gefächerten Kursangebot in Gemeinde-<br />
und Jugendzentren werden wir darüber hinaus den<br />
Austausch zwischen den verschiedenen Religionen und<br />
Ethnien sowie das friedliche Zusammenleben der Menschen<br />
weiter fördern. In den Zentren sollen sie regelmäßig<br />
zusammenkommen und gemeinsam Sport- und<br />
Kulturangebote wahrnehmen sowie neue Kenntnisse<br />
und Fertigkeiten für ihre berufliche Zukunft erlernen.<br />
Es ist erfreulich, zu sehen, dass es unter allen Gruppen<br />
Menschen gibt, die offen auf die anderen zugehen wollen<br />
– auch wenn der Weg zur Versöhnung noch weit und<br />
steinig ist.<br />
Das Wiederaufbauprogramm ist zwar noch jung, aber wir<br />
sehen bereits erste Fortschritte und Erfolge. Unser Team<br />
vor Ort ist mittlerweile auf 15 hochmotivierte und kompetente<br />
Mitarbeiter angewachsen. Auch die ersten Rückmeldungen<br />
aus der Bevölkerung bestätigen unseren Ansatz<br />
der interreligiösen Versöhnung: <strong>Die</strong> muslimischen Familien,<br />
deren Häuser unsere kirchlichen und andere Partner<br />
derzeit reparieren, zeigen sich gerührt.<br />
Wie kann sich eine zerstörte Heimat wieder in eine sichere und attraktive Region für Rückkehrer wandeln? <strong>Malteser</strong><br />
International hat ein integriertes Wiederaufbau-Programm für die Ninewa-Ebene im Irak entwickelt. Bei der Umsetzung<br />
arbeiten die <strong>Malteser</strong> eng mit lokalen und internationalen Partner-NGOs zusammen.<br />
22<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
WELTKINDERTAG 2018<br />
Der 20. November ist ein wichtiger Tag für Kinder auf der ganzen Welt. An diesem besonderen Tag besuchte Botschafter<br />
Prof. Dr. Günther A. Granser die Organisation der MALTESER in Shkodër, Albanien.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Prof. Granser war von 1994 bis 2010 Botschafter des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens in Albanien. Seit 2010 ist<br />
Botschafter Granser Chef der Permanent Mission des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens bei den Vereinten Nationen<br />
und anderen Internationalen Organisationen in Wien.<br />
Im Jahr 2010 war Botschafter Granser gemeinsam mit<br />
<strong>Malteser</strong> Austria Initiator des Bildungsprojekts „Kindergarten<br />
für Kinder mit sozioökonomischen Problemen“<br />
in Albanien. Nach acht Jahren kehrte er wieder in den<br />
Kindergarten zurück und spendete 3.000 Euro für<br />
didaktisches Material. Des Weiteren wurde er über die<br />
neuen Programme und Projekte informiert, welche die<br />
albanischen <strong>Malteser</strong> derzeit vor Ort entwickeln.<br />
Während seiner Tätigkeit als „Ständiger Beobachter“<br />
des Ordens bei den Vereinten Nationen in Wien unterstützte<br />
Botschafter Granser auch andere Programme<br />
im Bereich der Gesundheitserziehung in Albanien.<br />
Eines davon war das PACT-Programm „Prevention of<br />
breast cancer“ in enger Zusammenarbeit mit der IAEA<br />
(International Atomic Energy Agency). Er betonte die<br />
Wichtigkeit dieses Projekts und erklärte sich bereit,<br />
diese Aktivität auch im Jahr <strong>2019</strong> fortzusetzen.<br />
<strong>2019</strong> wird auch ein weiteres Programm des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>ordens in Albanien im Bereich der Jugend<br />
unterstützt. Botschafter Granser hob hervor, dass „die<br />
jungen freiwilligen Helfer ein wichtiges Sprachrohr sind,<br />
um der jungen Generation bürgerliche Werte zu vermitteln.<br />
Im März <strong>2019</strong> wird daher eine junge albanische<br />
<strong>Malteser</strong>-Helferin an dem von der Mission des Ordens<br />
geförderten UNODC (United Nations Office on Drugs<br />
and Crime) Jugend Forums der Vereinten Nationen<br />
in Wien, das am Rande der hochrangigen Konferenz<br />
Commission on Narcotic Drugs stattfindet, teilnehmen.<br />
Während der 16 Jahre als Botschafter des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>ordens in der Republik Albanien hat<br />
Prof. Günther A. Granser als Vorbild einen wesentlichen<br />
Beitrag für Albanien geleistet. Dabei hat er sowohl seine<br />
als auch die Werte des <strong>Malteser</strong>ordens weitergegeben.<br />
Er wurde von der Universität von Shkodër für die<br />
große Unterstützung bei der Entwicklung und Zusammenarbeit<br />
in verschiedenen Bereichen Albaniens mit<br />
dem Titel „Honorary Professor“ ausgezeichnet. Er ist<br />
außerdem Ehrenpräsident der Albanischen Organisation<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 23
MALTESERWELTWEIT<br />
DENN SIE MACHEN EINEN UNTERSCHIED<br />
Nach einem Netzwerktreffen im Oktober 2018 in Wien geht das Internationale Netzwerk der MALTESER-Jugend (MYIN)<br />
die nächsten Schritte. Langfristiges Ziel ist die nachhaltige Stärkung der Jugendarbeit in Zentral- und Osteuropa.<br />
Das Internationale Netzwerk der <strong>Malteser</strong><br />
Jugend (MYIN) wurde 2013 gegründet,<br />
um die bestehende Jugendarbeit im<br />
Rahmen der Hilfswerke des Ordens in<br />
Zentral- und Osteuropa zu verbessern<br />
und auszuweiten. Aktuell sind Jugendliche<br />
aus neun Ländern im MYIN vertreten.<br />
Sie stammen aus Albanien, der<br />
Tschechischen Republik, Deutschland,<br />
Ungarn, Litauen, Polen, Rumänien, der<br />
Slowakei und der Ukraine.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Durch sinnvolle<br />
Tätigkeiten begeistern<br />
Sie alle brennen für ein Ziel: Sie wollen<br />
ihre auf dem christlichen Glauben basierende<br />
Jugend- und Freiwilligenarbeit für<br />
die Ordenswerke durch internationale<br />
Partnerschaften weiter voranbringen und<br />
mit ihrer Tätigkeit einen Unterschied in der Welt machen.<br />
Das Motto „Inspire youth work that matters“ ist dabei<br />
Programm, eine Vielzahl an Maßnahmen sind bereits geplant.<br />
Im Mittelpunkt stehen der länderübergreifende Erfahrungs-<br />
und Wissensaustausch, das Übertragen von Erfolgsmodellen<br />
in der Jugendarbeit auf andere Länder und<br />
Organisationen, das qualitative Verbessern der Jugendund<br />
Freiwilligenarbeit auf nationaler Ebene und das gegenseitige<br />
Unterstützen von Mitgliedern des Netzwerks.<br />
Vorbereitungen auf das erste<br />
MYIN Jugendsommerlager<br />
Viele Projekte von MYIN wurden bereits erfolgreich<br />
umgesetzt – etwa die „World Youth Days“, der<br />
„<strong>Malteser</strong> Youth International Wheelmap Day“, das<br />
Erasmus+ „Skilful Youth Worker: The Best Motivation<br />
For Your Volunteers“-Programm oder auch „Media In<br />
Volunteering“. Als nächstes ist für <strong>2019</strong> die Organisation<br />
des ersten internationalen Jugendsommerlagers geplant.<br />
24<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
WELTTAG DER ARMEN:<br />
„SOLANGE LAZARUS VOR<br />
UNSERER HAUSTÜR LIEGT“<br />
<strong>Die</strong> Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Grund genug für die Regierung<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens in Rom, am „Welttag der Armen“ mit internationalen Aktionen das Bewusstsein<br />
für die Not Bedürftiger zu schärfen und zu lernen, wieder „richtig zuzuhören“ – auch in Österreich.<br />
Der katholische „Welttag der Armen“ wird jeweils Mitte<br />
November begangen. Papst Franziskus hatte ihn 2016,<br />
zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, eingeführt.<br />
Gleich 2017, anlässlich der Vorbereitungen zum<br />
ersten Welttag, richtete Großhospitalier Dominique de la<br />
Eugenio Ajroldi di Robbiate<br />
für die Armen zu zeigen und zu kommunizieren. Ich bitte<br />
Sie, sich an diesem Tag aktiv zu beteiligen, indem Sie besondere<br />
Aktivitäten organisieren und so das Charisma des<br />
Ordens „Obsequium Pauperum“ und sein internationales<br />
Engagement für die Bedürftigen bezeugen.“<br />
Rochefoucauld-Montbel ein Schreiben an alle Großpriorate,<br />
nationalen Assoziationen und Hilfsdienste. Darin<br />
forderte er besondere Anstrengungen, um auf die Initiative<br />
des Papstes zu reagieren. Der von Papst Franziskus<br />
begründete „Welttag der Armen“ ziele darauf ab, „den<br />
Gemeinschaften und jedem Getauften zu helfen, über die<br />
Armut im Herzen des Evangeliums nachzudenken und<br />
darüber, dass es, solange Lazarus vor unserer Haustür<br />
liegt, keine Gerechtigkeit und keinen sozialen Frieden geben<br />
kann“, hieß es in dem Schreiben von 2017.<br />
Global denken, lokal handeln<br />
Im Oktober 2018 wandte sich der Großhospitalier erneut<br />
an alle Organisationen des <strong>Malteser</strong>ordens auf allen fünf<br />
Kontinenten: „Ich möchte, dass der „Welttag der Armen“<br />
von jeder Organisation des <strong>Malteser</strong>ordens angenommen<br />
wird“, schrieb der Großhospitalier, „um unser Engagement<br />
Fast zur gleichen Zeit begann das Kommunikationsbüro<br />
des Großmagisteriums<br />
eine Informationskampagne zu entwickeln,<br />
die in Zusammenarbeit mit den Delegierten<br />
für Kommunikation des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
auf der ganzen Welt gemeinsam<br />
verbreitet werden sollte. Es wurden Bilder<br />
und ein Video erstellt, sowie eine Pressemitteilung<br />
in allen Landessprachen entworfen<br />
und an die Medien verteilt. <strong>Die</strong> Kommunikatoren<br />
des Ordens wurden eingeladen, Interviews mit den lokalen<br />
Medien zu organisieren.<br />
Essen, Medikamente und Lebensnotwendiges<br />
Der Appell wurde mit großer Beteiligung angenommen:<br />
Auf lokaler Ebene wurden zahlreiche Initiativen gestartet,<br />
um der eindrücklichen Botschaft des Papstes zu folgen<br />
und zu zeigen, dass sie gelebt wird. Am 18. November<br />
2018 wurden mehr Mahlzeiten, Medikamente und<br />
lebensnotwendige Güter als sonst verteilt. Auch medizinische<br />
und soziale Hilfeleistungen sowie die Unterstützung<br />
benachteiligter, behinderter, armer und älterer<br />
Menschen wurden intensiviert.<br />
Auch der Großmeister, Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio<br />
di Sanguinetto, wollte persönlich an den Aktivitäten<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 25
MALTESERWELTWEIT<br />
zum „Welttag der Armen“ teilnehmen. Wie so oft im Laufe<br />
des Jahres ging er auch am 18. November mit den Freiwilligen<br />
des <strong>Malteser</strong>ordens, die Mahlzeiten an Obdachlose<br />
verteilen, zur Station Tiburtina in Rom.<br />
„Mit der Armut ist es wie mit der Liebe“<br />
Mehr als acht Prozent der Weltbevölkerung leben unterhalb<br />
der Armutsgrenze. Hilfe bedeutet für sie sowohl materielle<br />
Unterstützung als auch Ausdruck von Brüderlichkeit und<br />
geistiger Nähe. Der <strong>Malteser</strong>orden folgt hier dem Denken des<br />
Heiligen Vaters: „Der ‚Welttag der Armen‘ soll eine kleine Antwort<br />
der katholischen Kirche für die Armen aller Art und jedes<br />
Landes sein, damit sie nicht glauben, dass ihr Schrei nicht<br />
gehört wird.“ Gefahr, dass der Hilferuf untergeht, bestehe<br />
laut Graham Bell von der Vatikanbehörde für Neuevangelisierung,<br />
die den Welttag organisiert, nicht. Mit der Armut sei es<br />
nämlich so wie mit der Liebe. Beide seien schwer zu definieren,<br />
aber wenn man ihnen begegne, wisse man es.<br />
Vor allem komme es darauf an, so die Botschaft von Papst<br />
Franziskus, Betroffenen wirklich zuzuhören. Der Welttag<br />
sei somit ein guter Anlass, um uns selbst die Frage zu stellen,<br />
ob wir tatsächlich fähig sind, auf die Armen zu hören.<br />
Viele Menschen seien Gefangene einer egozentrischen<br />
Kultur und meinen, dass eine Geste der Selbstlosigkeit<br />
bereits ausreiche, um zufrieden zu sein, ohne sich direkt<br />
verpflichten zu lassen.<br />
Eine perfekt Ergänzung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> verpflichten sich in ihrem Wirken durchaus<br />
persönlich und sehr direkt. Der „Welttag der Armen“ ist in<br />
dieser Hinsicht nur eine perfekte Ergänzung zum täglichen<br />
Engagement und zur traditionellen Mission des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />
Weltweit sind mehr als 80.000 Freiwillige, rund<br />
13.500 Mitglieder und 42.000 Mitarbeiter der <strong>Malteser</strong> an<br />
365 Tagen im Jahr in 120 Ländern für Arme, Kranke und<br />
Bedürftige im Einsatz. In Österreich engagieren sich mehr<br />
als 2.000 ehrenamtliche Mitglieder für die Betreuung behinderter<br />
Menschen, sie leisten Besuchsdienste bei kranken<br />
und einsamen Menschen, unterstützen HIV-Betroffene<br />
und begleiten sterbenskranke Menschen und deren<br />
Angehörige. Jungen Menschen geben sie Impulse und Halt<br />
durch gemeinsame spirituelle und karitative Aktivitäten.<br />
WENN ZU VIEL<br />
Immer mehr Geräusche umgeben uns im Alltag. Und<br />
immer mehr Menschen wird das alles zu viel. Sie<br />
klagen über Tinnitus, Konzentrationsstörungen, Herzund<br />
Kreislaufbeschwerden.<br />
Von Kristina Krumpholz<br />
Im Kaufhaus und Restaurant tönt Unterhaltungsmusik<br />
aus den Lautsprechern, auf der Straße rauscht der<br />
Verkehrslärm, im Großraumbüro klingeln die Telefone,<br />
am Arbeitsplatz werden Bau- und Maschinenlärm<br />
zur Dauerbelastung, in der U-Bahn hört das Ohr die<br />
Gespräche der Mitreisenden, im Auto läuft das Radio,<br />
zuhause der Fernseher.<br />
Unser Umfeld ist die meiste Zeit mit Geräuschen aller<br />
Art gefüllt, unser Ohr wird viele Stunden täglich<br />
beschallt. Es kommt praktisch nie zur Ruhe, denn<br />
selbst im Schlaf arbeitet es. Es lässt sich nicht einfach<br />
<strong>Die</strong> Lautstärke wird in Dezibel angegeben:<br />
0 dB = unhörbar<br />
20 dB = sehr leise (tickende Armbanduhr)<br />
30 dB = leise (Blätterrauschen)<br />
40 dB = leise (ruhiges Büro)<br />
60 dB = laut (belebtes Büro)<br />
80-100 dB = sehr laut (starker Straßenverkehr)<br />
120 dB = unerträglich (Presslufthammer)<br />
140 dB = gehörschädigend (Flugzeugtriebwerk)<br />
26<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
LÄRM KRANK MACHT<br />
schließen wie die Augen. Jeder Schalleindruck wird verarbeitet<br />
und ans Gehirn weitergeleitet. Jeder Ton gelangt<br />
über das Mittelohr weiter zum Innenohr, wo in der<br />
sogenannten Schnecke alle Töne an bestimmten Orten<br />
weiterverarbeitet werden.<br />
Wenn nie wirklich Stille herrscht<br />
<strong>Die</strong> Übertragung der hohen Töne erfolgt an der Basis<br />
der Schnecke, die tiefen Töne werden in den oberen<br />
Windungen übertragen. Somit kommt jede Schallwelle<br />
an der Basis vorbei, wo die mikroskopisch kleinen Härchen<br />
an den Zellen bewegt und mit der Zeit abgenützt<br />
werden. Man kann sich diese Härchen wie die oberen<br />
Äste eines Baumes vorstellen. Bei Wind bewegen sie<br />
sich, bei Windstille erholen sie sich. Ist es allerdings nie<br />
windstill, weht ständig ein Lüftchen, dann werden diese<br />
feinen Ästchen permanent bewegt und mit der Zeit immer<br />
dünner.<br />
Werden die Härchen im Ohr ständig beschallt, funktionieren<br />
sie mit der Zeit weniger gut, und es kommt zu<br />
einer fehlerhaften Reizübertragung. So entsteht Tinnitus.<br />
Tinnitus heißt übersetzt eigentlich nur „Ohrgeräusch“<br />
und ist eine rein subjektive Empfindung. Das<br />
bedeutet, man hört eigentlich etwas, das man gar nicht<br />
hört. <strong>Die</strong>se Art von Tinnitus ist noch nicht wirklich behandelbar<br />
und kann einen enormen Leidensdruck auslösen.<br />
Bislang gibt es lediglich Therapieansätze, die dem<br />
Patienten helfen, besser mit dem Tinnitus umzugehen.<br />
Heilbar ist er (noch) nicht.<br />
Acht Stunden Lärm, acht Stunden Ruhe<br />
Bei durchschnittlicher Lärmbelastung im Alltag ist<br />
nicht gleich eine Tinnitus-Erkrankung zu erwarten,<br />
doch bei einem Lärmberuf, wie zum Beispiel Schlosser<br />
oder Tischler, sollte ein entsprechender Gehörschutz<br />
getragen werden. Grundsätzlich gilt die Regel, dass bei<br />
einer Lärmbelastung mit 80 Dezibel über die Dauer von<br />
Kristina Krumpholz,<br />
HNO-Ärztin<br />
acht Stunden dann auch<br />
acht Stunden Ruhe für das<br />
Ohr folgen sollten. Wichtig<br />
zu beachten ist außerdem,<br />
dass der Schutz durch Ohrstöpsel<br />
nicht ausreicht. <strong>Die</strong> Schallübertragung findet<br />
auch über den Schädelknochen neben der Ohrmuschel<br />
statt.<br />
Viele Menschen unterschätzen die Folgen von Lärm, da<br />
sie sich oft erst nach vielen Jahren bemerkbar machen.<br />
Insbesondere Jugendliche, die regelmäßig über Kopfhörer<br />
laut Musik hören, unterschätzen diese Gefahr.<br />
<strong>Die</strong> Zahl von Jugendlichen mit Hörminderungen und/<br />
oder Tinnitus steigt kontinuierlich. Selbst gelegentliche<br />
Disco- und Konzertbesuche können vorübergehend zu<br />
Hörminderungen und Tinnitus führen – man spricht<br />
dann von einem Lärmtrauma. Junge Menschen erholen<br />
sich in 80 Prozent der Fälle wieder von selbst, sofern<br />
dem Ohr entsprechend lange Ruhe gegönnt wird.<br />
Ruheoasen schaffen<br />
Eine Dauerbeschallung führt zu einer dauernden Überlastung<br />
des Systems und setzt den Körper unter Stress.<br />
In der Folge werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin<br />
und Cortisol gebildet, Blutdruck und Herzfrequenz<br />
steigen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge<br />
sein. Bei Kindern führt zu viel Lärm zu Konzentrationsstörungen,<br />
weshalb sich die Lernfähigkeit und Gedächtnisfunktionen<br />
verschlechtern können.<br />
Wichtig ist daher, zwischenzeitlich immer wieder bewusst<br />
Ruheoasen zu schaffen – das heißt: Kein Radio<br />
im Auto oder zuhause, nicht permanent den Fernseher<br />
laufen zu lassen, keine Dauerbeschallung über Kopfhörer,<br />
sondern bewusst Orte der Stille schaffen. Ohr,<br />
Gehirn und Körper werden Ihnen diese Ruhepausen<br />
zwischendurch danken!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 27
MEDIZINAKTUELL<br />
v.l.n.r. Hinten: PremiQaMed-Vorstandsvorsitzender<br />
J. M. Hadschieff; B. Glatz-<br />
Kremsner; M. Schramböck; D. Veit;<br />
S. Kuhn; Dr. S. Meryn; M. Seitlinger<br />
Vorne: M. Pölzl und G. Demblin<br />
EXOSKELETT – ERSTMALS BAHN-<br />
BRECHENDE THERAPIE FÜR MENSCHEN<br />
MIT LÄHMUNG IN ÖSTERREICH<br />
tech2people-Gründer Gregor Demblin hat das erste österreichische Therapieprogramm mit Exoskelett gestartet, unterstützt<br />
von Saturn Österreich, den Österreichischen Lotterien, der Kapsch AG und dem Bundesministerium für Digitalisierung und<br />
Wirtschaftsstandort. Im nächsten Schritt werden Spender und Sponsoren gesucht: Das Exoskelett soll für alle leistbar werden!<br />
Von Melanie Manner<br />
35 Menschen mit Lähmung und anderen Beeinträchtigungen<br />
der Gehfähigkeit hatten 2018 erstmals die Möglichkeit,<br />
das Exoskelett auszuprobieren und mithilfe des<br />
bionischen Anzugs zum ersten Mal wieder eigene Schritte<br />
zu machen. „Das Ergebnis war überwältigend“, sagt Initiator<br />
Gregor Demblin. Der Wiener Unternehmensberater,<br />
selbst querschnittgelähmt, bringt mit seiner Initiative<br />
tech2people Technologien nach Österreich, um das Leben<br />
von Menschen mit Behinderung zu verändern. „Wir haben<br />
fünfmal so viele Anmeldungen erhalten, als es Plätze zur<br />
Verfügung gab, und wir haben ein unglaubliches Interesse<br />
aller Österreicher erlebt. Wir haben daher im Dezember<br />
2018 das erste Exoskelett-Therapieprogramm in Österreich<br />
aus der Taufe gehoben“, sagt Demblin, der nun stolz<br />
ist, die ersten Erfahrungen zu präsentieren.<br />
Das Exoskelett der US-Firma Ekso Bionics ist ein batteriebetriebener,<br />
über der Kleidung tragbarer bionischer „Anzug“.<br />
Es wiegt 27 Kilogramm. Seine elektrischen Motoren<br />
bewegen die Beine und ergänzen oder ersetzen Muskelfunktionen.<br />
tech2people stellt es in den Räumlichkeiten<br />
des Ordinationszentrums der Privatklinik Döbling für ambulante<br />
Trainings mit Physiotherapeuten allen Menschen<br />
mit eingeschränkter Gehfähigkeit zur Verfügung.<br />
Gemeinsam für alle leistbar: EUR 300.000,- an<br />
Sponsoringgeldern erforderlich<br />
Zu den Hauptsponsoren zählen das Bundesministerium<br />
für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Saturn<br />
Österreich, die Kapsch AG und – als Partner der ersten<br />
Stunde – die Österreichischen Lotterien.<br />
Demblin: „Dank ihres Supports können wir diese bahnbrechende<br />
Therapie zur Verfügung stellen. Nun geht es<br />
darum, sie zu einem für alle leistbaren Preis anzubieten.“<br />
Insgesamt werden EUR 300.000,- benötigt, damit<br />
tech2people die Therapieeinheit zwei Jahre lang zu<br />
einem Preis von EUR 90,- statt um mehr als EUR 200,-<br />
anbieten kann. Mehr als die Hälfte der Summe konnte<br />
bereits mithilfe der Hauptsponsoren eingenommen<br />
werden. „Derzeit bieten wir die Therapie bereits um 90<br />
Euro an, und der Ansturm ist riesengroß. Damit wir<br />
das auch zwei Jahre lang können, rufen wir alle Österreicher<br />
auf: Bitte tragt mit Spenden und Sponsoringbeiträgen<br />
dazu bei, dass dieses Angebot für alle leistbar<br />
wird.“<br />
Weitere Informationen: www.tech2people.at<br />
28<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
MEINUNGEN &<br />
ERFAHRUNGSBERICHTE<br />
Mediziner Siegfried Meryn, Professor an der Medizinischen<br />
Universität Wien: „<strong>Die</strong> Bewegung ist für den<br />
menschlichen Körper lebenswichtig – er ist dafür ausgelegt.<br />
Deswegen ist neben dem Muskelschwund auch der<br />
Knochenabbau im Laufe der Zeit ein typisches Symptom<br />
bei Menschen mit Lähmung und beeinträchtigter Gehfähigkeit.<br />
Aber auch die Funktion der inneren Organe,<br />
etwa des Magens oder des Darms, leidet, und der Kreislauf<br />
wird beeinträchtigt. <strong>Die</strong> ambulante Therapie mit dem<br />
Exoskelett ist daher nicht nur ein psychisch ‚bewegendes‘<br />
Erlebnis – sie hält auch gesund.“ Besonders hilfreich ist<br />
die Therapie auch für die große Zielgruppe der Schlaganfallpatienten,<br />
die damit wieder gehen lernen können.<br />
Der querschnittgelähmte Student Maximilian Pölzl ist<br />
Teilnehmer am Therapieprogramm – und war von der ersten<br />
Stunde an begeistert. „Es ist ein wirklich tolles Gefühl<br />
– auch ziemlich anstrengend. Ich merke, dass sich vor allem<br />
meine Ausdauer gebessert hat. Am Anfang konnte<br />
ich 2.000 Schritte setzen, mittlerweile bereits 4.000!“<br />
Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung<br />
und Wirtschaftsstandort, sagt: „Für mich hat<br />
dieses Projekt nicht nur eine zutiefst emotionale Komponente,<br />
sondern auch einen digitalen, innovativen und<br />
gesellschaftspolitischen Hintergrund. Es ist ein gutes<br />
Beispiel dafür, wie digitale Innovationen und Fortschritte<br />
das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können.<br />
<strong>Die</strong> Technologie des Exoskeletts ist ein Gamechanger, der<br />
Menschen mit Behinderung ein einfacheres und selbstbestimmteres<br />
Leben ermöglicht. Ich freue mich, dass wir als<br />
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort<br />
dieses Projekt mit 60.000 Euro unterstützen.“<br />
Thomas Pöcheim, Chief Category Officer von<br />
MediaMarktSaturn Österreich, erklärt: „Wir verstehen<br />
uns als Unternehmen, das Innovationen und zukunftsorientierte<br />
Lösungen zu den Menschen bringt und dadurch<br />
das tägliche Leben erleichtert. Bei Saturn steht daher<br />
alles unter dem Motto ‚Du kannst mehr‘. Österreichs<br />
Technikplanet feiert dieses Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum<br />
Therapieteilnehmer Maximilian Pölzl im<br />
Exoskelett mit Physiotherapeut Dennis<br />
Veit, Mitinitiator von tech2people<br />
und setzt auch deshalb ein Zeichen. Wir sind davon überzeugt,<br />
dass moderne Technik in vielen Lebensbereichen<br />
und allen Menschen – unabhängig von ihrem Alter oder<br />
ihren Bedürfnissen – vieles ermöglicht. <strong>Die</strong> Initiative von<br />
Gregor Demblin macht das deutlich sichtbar und spürbar.<br />
<strong>Die</strong>s unterstützen und fördern wir. Wir möchten dazu<br />
beitragen, diesen zukunftsweisenden Therapieansatz allen<br />
betroffenen Menschen in Österreich zu ermöglichen,<br />
sodass ‚Du kannst mehr‘ in direkter Verbindung mit Lebensqualität<br />
in einer digitalen Zeit steht.“<br />
Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der<br />
Österreichischen Lotterien, betont: „Es ist unglaublich<br />
aufregend, wenn man als Unternehmen mithelfen kann,<br />
solch eine bahnbrechende Technologie nach Österreich<br />
zu holen. Mit dem Exoskelett wird Menschen mit eingeschränkter<br />
Gehfähigkeit physisch eine neue Perspektive<br />
eröffnet und psychisch neue Hoffnung gegeben. Wir sind<br />
sehr stolz darauf, Partner der ersten Stunde zu sein.“<br />
„Es geht hier um viel mehr als eine bahnbrechende Therapiemaßnahme<br />
für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit.<br />
Mit dem Exoskelett geben wir Hoffnung und<br />
die Möglichkeit auf ein einfacheres und selbstbestimmtes<br />
Leben. Ich bin stolz darauf, bei diesem mutigen und visionären<br />
Projekt mitwirken zu dürfen“, so Georg Kapsch,<br />
Kapsch AG.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 29
LEBENSWERT<br />
„DER LIEBE GOTT HAT UNS<br />
FELI NUR GEBORGT“<br />
Katharina Brandner, bischöfliche Medienreferentin der Diözese St. Pölten, verlor im Dezember 2016 ihre zehn Monate<br />
alte Tochter Felicitas. Für „Kirche bunt“ schreibt sie vom Leben mit ihrer Tochter und der Trauer um sie.<br />
Von Katharina Brandner<br />
Es gibt einen uralten Cartoon von Snoopy und Charlie<br />
Brown, die am Steg sitzen, und Charlie Brown sagt:<br />
„Eines Tages werden wir sterben“ und Snoopy antwortet<br />
ihm: „Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir leben!“.<br />
Vor zwei Jahren ist unsere kleine Tochter Felicitas im Alter<br />
von zehn Monaten gestorben, in meinen Armen. Aus einem<br />
Kind, dem Ärzte zu Beginn keine Chance gegeben hatten,<br />
wurden zehn Monate Leben. Ein langes Leben, das doch<br />
so kurz war. Wir haben mit ihr gelebt, im Wissen um ihren<br />
baldigen Tod. Und die Tage waren trotzdem voller Leben.<br />
„Alle tun, was sie können“<br />
Es ist ein wunderbarer und ungewöhnlich warmer Februartag<br />
im Jahr 2016, als unsere Tochter nach einer unkomplizierten<br />
Schwangerschaft zur Welt kommt. Während<br />
draußen die gleißende Februarsonne leuchtet, kämpfen<br />
drinnen, nach dem Notkaiserschnitt, Ärzte um ihr Leben.<br />
An eines erinnere ich mich sehr konkret: Dass sich im OP,<br />
als es ganz still wird und geschäftiges Treiben rund um<br />
mich losgeht, die Hebamme mit Mundschutz und Haube<br />
über mich beugt und mit fester Stimme sagt: „Alle tun,<br />
was sie können“. Dann endet meine Erinnerung an die<br />
Geburt unserer Tochter.<br />
Als ich wieder aufwache, sehen wir den Ärzten beim Kopfschütteln<br />
zu, tagelang. Keiner kann so recht sagen, was<br />
los ist, was passiert ist, nur eines ist klar: Unsere Tochter<br />
wurde lange reanimiert. Und sie hatte bei ihrer Geburt<br />
körperlich sichtbare massive Behinderungen, die sich im<br />
Laufe der ersten Lebenswochen recht vielfältig manifestieren.<br />
In ihren ersten Lebenswochen nehmen wir die<br />
Tage und Momente, wie sie kommen, immer in der Sorge,<br />
dass jeder Alarm der letzte sein könnte. Mitten in die<br />
Aufregung einer Intensivstation hinein lassen wir sie an<br />
ihrem 5. Lebenstag taufen. Ein Moment, der etwas in uns<br />
macht: Wir spüren physisch und eindringlich, dass wir<br />
nicht allein für sie da sein müssen. Dass Er uns hilft, und<br />
da ist. In ihr ist.<br />
„Wieso gerade ihr?“, das habe ich oft gehört, in den Tagen<br />
nach ihrer Geburt, als wäre das Bestreben, ein halbwegs<br />
geordnetes und gläubiges Leben zu führen irgendwie Garant<br />
dafür, vor allem Unheil verschont zu bleiben. „Wieso<br />
nicht auch wir?“, war dann immer meine Antwort.<br />
Er will Liebe, nicht Leistung<br />
<strong>Die</strong> große Ruhe, die ich immer hatte, kam auch aus<br />
meiner Gewiss heit, dass Felicitas’ Dasein genau so ist,<br />
wie Er sich das ausgedacht hatte. Sie war und ist genauso<br />
gewollt, geschaffen, geliebt, nach Seinem Abbild, wie<br />
wir alle. Ich glaube schlicht, Gott denkt nicht in so weltlichen<br />
Kategorien wie wir. Funktionierendes Kleinhirn,<br />
Lidschluss, vegetatives Nervensystem,… – wir brauchen<br />
diesen Körper nur einen kurzen Moment unseres Seins in<br />
Gottes Hand. Und ich glaube, er will unser Dasein, nicht unsere<br />
Fähigkeiten. Er will Liebe, nicht Leistung. Er ist Liebe.<br />
Ihr Körper war nicht für diese Welt gemacht, sie war von<br />
Anfang an, sehr sichtbar, und für uns Eltern oft auch sehr<br />
schmerzhaft, ganz Sein Kind. So wie wir alle – nur vergessen<br />
wir selbst das im Zuge unserer Fähigkeiten, unserer<br />
Ambitionen, unserer Bedürfnisse. Wenn Menschen zu<br />
mir gesagt haben: „Das ist jetzt eine große Prüfung“, bin<br />
ich immer innerlich zusammengezuckt. Wie sollte mich<br />
Er, der mich gerade so trug, prüfen wollen? Als wäre es<br />
eine Belohnung, gesund und munter zu sein. Was für ein<br />
Gottesbild ist das? Ein prüfender Gott! Gesundheit als<br />
Belohnung? Krankheit als Konsequenz für Unglauben? Er<br />
will, dass wir in Fülle leben, mit allem, was dazugehört. Er<br />
will, dass das Gebet kein Funktionalismus ist, und trotz-<br />
30<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
Mag. Katharina Brandner<br />
ist seit 2014 bischöfliche<br />
Medienreferentin im<br />
Kommunikationsreferat<br />
der Diözese St. Pölten.<br />
Neben und nach ihrem<br />
Studium der Politik- und<br />
Sozialwissenschaft und Ausbildungen in Pressearbeit<br />
und Public Affairs arbeitete sie zehn Jahre im<br />
PR-Bereich großer Interessenvertretungen wie der<br />
Wirtschaftskammer, der Papierindustrie und einer<br />
Nicht-Regierungsorganisation. Sie ist verheiratet<br />
und Mutter zweier Kinder.<br />
dem die größte Kraft ist, die wir Christen zur Verfügung<br />
haben. Eine Wunderwaffe, die ankommt, die<br />
wirkt, rund um einen und in einem selbst.<br />
Während des vielen Betens am Bett meiner Tochter,<br />
deren Zustand sich nicht änderte, deren Wunderheilung<br />
ausblieb, deren Verfassung mal stabiler, mal instabiler<br />
war, wurde mir jedoch eines klar: Wir wurden alle geheilt<br />
– wenn auch nicht sichtbar und physisch. Wir haben<br />
Ruhe und Frieden gefunden, um mit diesem Leben, dieser<br />
Situation umgehen zu können. Unsere Wunderheilung war<br />
eine Wundenheilung.<br />
Unser Sohn Nikolaus – der vier Jahre alt war, als seine kleine<br />
Schwester starb – hat einmal gesagt, als ich wieder einmal<br />
versucht habe, ihm zu erklären, dass sie sterben wird: „Ah!<br />
Jetzt weiß ich, was du meinst! Der liebe Gott hat uns Feli<br />
nur geborgt. Und irgendwann will er sie zurück. Und dann<br />
müssen wir sie ihm geben, weil sie ihm gehört und nicht<br />
uns.“ Wir sind die Eltern von zwei wundervollen Kindern:<br />
Eines fest an der Hand, das andere fest im Herzen.<br />
Nicht aufhören, über Felicitas zu sprechen<br />
Das wichtigste Ritual ist für uns, nicht aufzuhören, über<br />
Felicitas zu sprechen. Ich empfinde es schmerzhafter, nicht<br />
von ihr zu erzählen, als über sie zu sprechen. Nicht nach<br />
ihr gefragt zu werden, empfinde ich als belas tend, denn ihr<br />
Tod ist, egal wohin ich komme, ohnehin der „Elefant im<br />
Raum“. <strong>Die</strong> Trauer um Kinder mit Behinderungen stößt<br />
ohnehin auf viel Unverständnis. Wenn nach Felicitas’ Tod<br />
Menschen zu mir gesagt haben, dass sie nun erlöst sei und<br />
sie es nun besser habe im Himmel, hat mich das wirklich<br />
sehr getroffen. Als müsste ich froh sein, dass sie gestorben<br />
ist, weil sie eine Behinderung hatte. Dabei war das das einzige<br />
Leben, das sie hatte und das wir mit ihr hatten.<br />
Ihr Fehlen jeden Tag aushalten<br />
Wir sollten uns von der Vorstellung befreien, dass nur das<br />
Leben gut ist, das der Norm entspricht. Dass nur ein Leben<br />
lebenswert ist, das frei von Schmerzen und Leid ist.<br />
Ihre Behinderung war ein Faktum, aber kein Maßstab.<br />
„Felicitas fehlt überall“, sage ich oft. <strong>Die</strong> Trauer um sie<br />
bedeutet für uns, ihr Fehlen jeden Tag aufs Neue auszuhalten,<br />
jeden Tag aufs Neue in unser Leben zu integrieren.<br />
Trauer bedeutet eben nicht, eine Zeit lang in einer Ecke<br />
zu sitzen und zu weinen, und irgendwann wird das besser<br />
und man hat es „hinter sich gebracht“. Das ist eine völlig<br />
falsche Vorstellung von Trauer. Auch der Glaube an die<br />
Auferstehung, an ihre Auferstehung, heißt nicht, dass ihr<br />
Fehlen auf dieser Welt nicht an manchen Tagen unerträglich<br />
ist. Traurig zu sein, heißt nicht, kein guter Katholik zu<br />
sein. Getröstet zu sein, heißt ja nicht, nicht mehr traurig<br />
zu sein. Sondern den Schmerz auszuhalten. Trauer ist Liebe,<br />
die nirgends hin kann.<br />
Es liegt eine ungeheure Kraft darin, dem Tod ins Auge zu<br />
blicken. Bis zum Schluss. Wir haben ihm nicht die Kontrolle<br />
über uns überlassen. Er ist Teil unseres Lebens geworden,<br />
aber nicht mehr. Felicitas ist unser Schatz bei<br />
Gott. Wo sie ist, ist unser Himmel.<br />
Ich wurde nicht gefragt bei meiner Geburt<br />
und die mich gebar wurde auch nicht gefragt<br />
bei ihrer Geburt niemand wurde gefragt<br />
außer dem Einen und der sagte Ja.<br />
(Kurt Marti)<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 31
LEBENSWERT<br />
„STANDING OVATION“ – MIT DER<br />
EIGENEN ERFINDUNG ZURÜCK<br />
INS BERUFSLEBEN<br />
Peter Lammer ist Vollblutgastronom. Wenn er von seiner Arbeit in der kleinen Küche des „Johanneskeller“ in der Salzburger<br />
Altstadt unweit der Linzer Gasse erzählt, spürt man die riesengroße Begeisterung für seinen Beruf, der in seinem<br />
Fall Berufung ist.<br />
Von Hansjörg Nagelschmidt<br />
Fast hätte ein schwerer Motorradunfall im Jahr 2010<br />
seine beruflichen Träume zunichte gemacht. Eine Vielzahl<br />
an schweren Knochenbrüchen in den Beinen erforderte<br />
eine langwierige Reha und unzählige Operationen.<br />
Ärzte und Betreuer legten Peter Lammer nahe, ernsthaft<br />
über eine Umschulung nachzudenken, da an eine Rückkehr<br />
in seinen ursprünglichen Beruf, der ja stehend zu<br />
verrichten ist, nicht wirklich zu denken sei. Nicht mehr<br />
in seiner geliebten Küche werken zu können, war aber für<br />
Peter Lammer keine wirkliche Alternative und so kehrte<br />
er nach 650 Krankenstands-Tagen und zehn Operationen<br />
an seine Wirkungsstätte zurück.<br />
Der Wiedereinstieg war sehr hart, denn aufgrund großer<br />
Schmerzen in den Beinen war es Peter Lammer nicht<br />
möglich, acht Stunden am Stück in der Küche zu stehen.<br />
Seine Beine schwollen an und er benötigte eine große<br />
Dosis an Schmerzmitteln, um irgendwie durchzuhalten.<br />
Zudem benötigte er stets Hilfe von Kollegen beim Hantieren<br />
mit schweren Töpfen. 2016 war für ihn dann quasi<br />
die „Schmerzgrenze überschritten“. Für Lammer war klar<br />
„so macht das keinen Spaß, so ist der Alltag unerträglich“,<br />
und er begann darüber nachzudenken, wie er seinen<br />
Arbeitsalltag erleichtern könnte.<br />
Tüfteln für maximale Entlastung<br />
Mit seinem technisch bewanderten Freund Bernhard<br />
Tichy begann er, an einer Lösung zu tüfteln, die seine<br />
Beine entlasten würde. Erste Versuche mit Klettergurten<br />
verliefen nicht optimal, bereits nach kurzer Zeit traten<br />
Einschnürungen und Durchblutungsstörungen in den<br />
Beinen auf. Eine völlig schmerzfreie Nutzung war daher<br />
nicht möglich.<br />
Es dauerte aber nicht allzu lange, bis die neue Grundidee<br />
feststand. <strong>Die</strong> Umsetzung folgte sogleich: An der<br />
Decke der Küche wurde ein Schienensystem eingebaut,<br />
an dem ein Bügel mit einem Fahrradsattel hängt. Auf<br />
dem Sattel sitzend ist mit wenig Kraftaufwand die Bewegung<br />
in alle Richtungen quasi federleicht und schwebend<br />
möglich – und die Beine können je nach Einstellung<br />
wenig bis maximal entlastet werden. Zudem ist<br />
der Nutzer nicht permanent an das Gerät gebunden<br />
und kann sich daher über größtmögliche Flexibilität<br />
im Einsatz freuen.<br />
Gründung des Unternehmens „sitworxx“<br />
Lammer und Tichy nannten ihre Erfindung „Standing<br />
Ovation“, gründeten das Start-Up-Unternehmen<br />
„Sitworxx“ und meldeten auch gleich das österreichische<br />
sowie das internationale Patent an. Mittlerweile ist ihre<br />
Erfindung als „Medizingerät“ zertifiziert. Das österreichische<br />
Patent wurde eingetragen und finalisiert. Damit<br />
sollten sich auch die Chancen für das noch laufende Verfahren<br />
für das internationale Patent wesentlich verbessert<br />
darstellen.<br />
Innerhalb kurzer Zeit nach Installierung von „Standing<br />
Ovation“ konnte Peter Lammer seine Schmerzmittel<br />
drastisch reduzieren. <strong>Die</strong>s trug zu einer deutlich verbesserten<br />
Lebensqualität für ihn und sein Umfeld bei.<br />
Er fühlte, endlich wieder einen „klaren Kopf“ zu haben.<br />
32<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
LEBENSWERT<br />
Und das Wichtigste: Er konnte wieder in seiner Küche<br />
schalten und walten, die schweren Kochtöpfe selbst von<br />
da nach dort heben – ohne die Unterstützung von Mitarbeitern<br />
– „und ich war sogar schneller als jemals zuvor“,<br />
freut er sich.<br />
Arbeit wichtig für das Selbstwertgefühl<br />
„Berufstätigkeit und ein erfülltes Arbeitsleben sind ein<br />
wichtiger Bestandteil für ein zufriedenes Leben“, ist Peter<br />
Lammer überzeugt. Deshalb hat der vierfache Familienvater<br />
auch niemals an Frühpensionierung gedacht<br />
– sicher auch aus finanziellen Gründen, aber nicht ausschließlich:<br />
„<strong>Die</strong> Teilhabe am Arbeitsleben ist auch für<br />
das Selbstwertgefühl eines Menschen ganz wesentlich.“<br />
Er selbst hat sich in der Zeit der Unsicherheit über seine<br />
berufliche Zukunft oft niedergeschlagen gefühlt – deshalb<br />
empfindet er nun „Standing Ovation“ und die Möglichkeit,<br />
in seinem Restaurant wieder voll einsatzfähig zu<br />
sein, als seinen „persönlichen Lotto-Sechser“.<br />
<strong>Die</strong> beiden Unternehmensgründer glauben fest daran,<br />
dass ihre Erfindung auch vielen anderen Menschen<br />
in stehenden Berufen eine große Erleichterung bieten<br />
könnte – sowohl beim Wiedereinstieg nach Unfällen als<br />
auch ganz grundsätzlich. Auch mit „gesunden“ Beinen ist<br />
ein stehender Beruf mitunter sehr anstrengend – insbesondere,<br />
wenn man nicht mehr 20 Jahre jung ist – „Standing<br />
Ovation“ könnte hier wertvolle Unterstützung bieten,<br />
um den Arbeitstag besser und weniger anstrengend<br />
zu bewältigen und vielleicht sogar Folgeerkrankungen<br />
vorzubeugen.<br />
„Standing Ovation“ im Reha-Einsatz<br />
Peter Lammer und Bernhard Tichy sehen zudem auch<br />
die Einsatzmöglichkeit als unterstützendes Instrument<br />
in Reha-Prozessen. Aktuell wird das Gerät „Standing<br />
Ovation-Konstruktion“ zu Testzwecken im Reha-Zentrum<br />
Bad Häring der AUVA verwendet, die sich sehr für das<br />
Gerät interessierte. Das deckenmontierte Gerät wird<br />
in der Ergotherapie verwendet und ermöglicht es zwei<br />
Patienten gleichzeitig, sich auf 50 m 2 frei zu bewegen.<br />
Das Duo würde sich sehr freuen, wenn seine Erfindung<br />
vielen Menschen bei ihrem Rehabilitationsprozess helfen<br />
könnte – vor allem, wenn herkömmliche Methoden zur<br />
Entlastung der Beine, wie beispielsweise die Wassertherapie,<br />
nicht angewendet werden können oder durch ein<br />
zu hohes Sturzrisiko alternativ außer Betracht gezogen<br />
werden müssen. „Wir werden sehen, was die Zukunft<br />
diesbezüglich bringt.“<br />
<strong>Die</strong> beiden „Erfinder“ sind von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />
von „Standing Ovation“, wie beispielsweise<br />
in der Physiotherapie, überzeugt. Insbesondere<br />
durch das neu konstruierte „freistehende“ Gerät lässt<br />
sich nahezu jeder Arbeitsplatz – unabhängig von Bausubstanz<br />
und Deckenhöhe – leicht adaptieren. Auch<br />
anderen Personen könnte „Standing Ovation“ bei<br />
der Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit von<br />
Nutzen sein. „<strong>Die</strong> Konstruktion, die mir in meiner<br />
Küche so sehr hilft, könnte auch vielen anderen Menschen<br />
da draußen helfen – entweder Rehaunterstützend<br />
oder, um ihren Beruf möglichst lange ausüben zu können“,<br />
fasst Peter Lammer zusammen. Für die Zukunft<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 33
LEBENSWERT<br />
ç<br />
ROBOTER „VERTRITT“<br />
Wenn Kinder chronisch krank werden, laufen sie Gefahr, den<br />
Anschluss an den Unterricht zu verlieren. Viele fühlen sich<br />
einsam, vermissen ihre Freunde. Ein norwegisches Unternehmen<br />
hat einen Roboter entwickelt, der kranke Kinder im<br />
Unterricht „vertritt“.<br />
Von Elke Ziegler<br />
wäre es jedenfalls wünschenswert, wenn es für die Installation<br />
von „Standing Ovation“ am Arbeitsplatz eine<br />
Förderung geben würde, um mehr Menschen eine Rückkehr<br />
ins Arbeitsleben zu ermöglichen.<br />
Für Peter Lammer, dem ein Ärztegremium im Prinzip<br />
bescheinigt hatte, dass er einen „stehenden Beruf“<br />
nicht mehr ausüben könne, ist es heute eine besondere<br />
Genugtuung, es aus eigener Kraft doch geschafft<br />
zu haben und mit seinem „Johanneskeller“ von den<br />
Nutzern auf der Tourismus-Bewertungs-Plattform<br />
TripAdvisor unter die Top 10 der Salzburger Restaurants<br />
gewählt wurde. „Eine bessere und schönere Anerkennung<br />
kann es nicht geben!“<br />
Informationen sowie ein Video von Standing Ovation:<br />
www.sitworxx.at<br />
<strong>Die</strong>ser Artikel ist zuerst in der Ausgabe 3/2018 des<br />
ÖZIV INKLUSIV erschienen. Der ÖZIV (Österreichweite<br />
zukunftsorientierte Interessenvertretung)<br />
ist ein seit 1962 tätiger Behindertenverein, dessen<br />
Mitglieds organisationen selbständige Vereine in den<br />
einzelnen Bundesländern sind.<br />
www.oeziv.org<br />
Er ist zirka 30 Zentimeter groß, besteht aus einem Kopf<br />
mit freundlichen Augen, in seinem Rumpf befindet sich ein<br />
Lautsprecher. „Solange ein Kind krank ist, sitzt AV1, so der<br />
Name des kleinen Roboters, in der Klasse“, erklärt Karen<br />
Dolva, Geschäftsführerin des 2015 gegründeten norwegischen<br />
Start-ups „No Isolation“, das aus einem Forschungsprojekt<br />
entstanden ist: „Er ist dort, wo das Kind selbst<br />
nicht sein kann. Der Roboter dient dem Kind als Augen und<br />
Ohren.“<br />
Über den Roboter kann ein Kind zuhause oder im<br />
Krankenhaus sehen und hören, was gerade in der<br />
Schule geübt wird.<br />
Das Kind steuert den Roboter von zuhause oder aus dem<br />
Krankenhaus. Via Smartphone oder Tablet bestimmt es,<br />
wohin er schaut. Es kann über Lautsprecher mit Freunden<br />
sprechen und durch ein eingebautes Mikrofon hören, was<br />
sie sagen. <strong>Die</strong> Kommunikation ist verschlüsselt, die Informationen<br />
fließen nur nach Eingabe eines Passworts und nur<br />
zwischen Kind und Roboter.<br />
Erweiterung des kindlichen „Ich“<br />
AV1 ist ein sehr unpersönlicher Name, dabei bleibt es aber<br />
meist nicht lange. <strong>Die</strong> Kinder machen den Roboter zu einem<br />
Teil ihrer selbst, setzen ihm Kappen auf, binden ihm einen<br />
Schal um oder bekleben ihn mit Sticker. „Er wird zu einer<br />
Erweiterung des Ich“, so Karen Dolva.<br />
34<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
LEBENSWERT<br />
KRANKE KINDER IM KLASSENZIMMER<br />
807 Roboter befinden sich bereits in Klassenräumen,<br />
vor allem in Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden.<br />
„Laut Schätzungen gibt es in Europa eine halbe<br />
Million chronisch kranke Kinder – Kinder mit Krebs,<br />
Autoimmunerkrankungen oder Behinderungen. Sie alle<br />
wollen wir erreichen.“ Ein Hindernis könnten die Kosten<br />
sein – die Eltern müssen für Roboter und Wartung zahlen,<br />
außer die Schule übernimmt die monatlichen Kosten<br />
von rund 200 Euro pro Roboter. Auch in Österreich verhandle<br />
man schon mit ersten Schulen, heißt es seitens<br />
„No Isolation“.<br />
Computer für Senioren<br />
Aufbauend auf den Erfahrungen mit Kindern bietet das<br />
Unternehmen auch Senioren technologische Unterstützung<br />
an, in Form eines bewusst einfach gehaltenen Computers:<br />
„Wir haben einen Computer entwickelt, den auch Menschen<br />
mit beginnender Demenz, mit Einschränkungen beim Sehen<br />
oder Hören benutzen können.“<br />
Es gibt nur einen großen Knopf, um den Tablet-ähnlichen<br />
Computer zu bedienen, die Stimme ist laut und klar, es<br />
gibt keinen Touchscreen, keine komplizierte Navigation.<br />
Über eine App können Fotos und Videos mit Familie<br />
und Freunden ausgetauscht werden. Technologie ist für<br />
Karen Dolva alles – von einer Schere über eine Waschmaschine<br />
bis hin eben zu Computer und Roboter. Es<br />
komme immer darauf an, was die Menschen daraus<br />
machen – und da seien die Möglichkeiten besonders<br />
für Menschen mit Einschränkungen noch nicht ausgeschöpft,<br />
ist die norwegische Forscherin überzeugt.<br />
www.noisolation.com<br />
Quelle: science.ORF.at vom 6.12.2018<br />
NUR EINE VERTRETUNG, KEIN ERSATZ!<br />
Von Katharina Stögner<br />
Natürlich sehen wir <strong>Malteser</strong> den Einsatz von<br />
Robotern im sozialen Umfeld mit einem äußerst<br />
kritischen Auge. Aber ganz ehrlich: Könnte er in<br />
bestimmten Fällen nicht auch eine Erleichterung<br />
bringen? Denken wir an die Kinder mit lebensverkürzender<br />
Diagnose im Hilde Umdasch Haus, an<br />
die vielen Kinder und Jugendlichen mit chronischen<br />
Erkrankungen und Behinderungen, die wir<br />
im Rahmen unserer Inklusionscamps und Wildwassercamps<br />
betreuen. Sie könnten vom gezielten<br />
Einsatz eines Roboters bei kleinen, einfachen<br />
Hilfsdiensten durchaus profitieren – und hätten<br />
womöglich auch noch großen Spaß dabei! Auch<br />
für einsame, ältere Menschen, die wir im Rahmen<br />
unserer Besuchsdienste nicht rund um die Uhr<br />
begleiten können, wäre ein Roboter gelegentlich<br />
eine willkommene Abwechslung. Natürlich soll<br />
eine Maschine den zwischenmenschlichen Kontakt<br />
nicht ersetzen, aber sie könnte den Kontakt<br />
vielleicht im einen oder anderen Fall erleichtern ...<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 35
MALTESERORDEN<br />
NEUE BOTSCHAFTERIN BEIM<br />
HEILIGEN STUHL UND BEIM SMRO<br />
Am 4. Dezember 2018 hat Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg in Rom ihr Beglaubigungsschreiben an Großmeister<br />
Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto überreicht. Sie ist damit die erste Frau, die von Österreich mit der<br />
Vertretung Österreichs beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden betraut wurde. <strong>Die</strong> promovierte Juristin,<br />
die auch Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch spricht, arbeitet seit 1984 im österreichischen diplomatischen<br />
<strong>Die</strong>nst. Ihre bisherigen Auslandseinsätze führten sie zu den Vereinten Nationen nach New York, als Botschaftsrätin für Presse<br />
und Information nach Bonn und zuletzt als Botschafterin nach Algerien.<br />
Frau Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg, wie kam<br />
es dazu, dass Sie sich beruflich für eine Laufbahn<br />
im diplomatischen <strong>Die</strong>nst entschieden haben? Wie<br />
sehen Sie Ihre neue Aufgabe?<br />
Ich habe meine Tätigkeit im diplomatischen <strong>Die</strong>nst stets<br />
als große Bereicherung empfunden. Insbesondere die<br />
Kontakte mit Menschen und die Vielfältigkeit der Arbeit,<br />
sei es im Einsatz für österreichische Unternehmen oder<br />
die Verbreitung des Wissens über unser Land und unsere<br />
Kultur, waren für mich immer sehr wichtig. Dialog und<br />
Gesprächsbereitschaft stehen im Zentrum meiner Arbeit.<br />
<strong>Die</strong> Botschaft beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in Rom sehe ich daher als eine<br />
Plattform des Gesprächs, bei welcher ich mich besonders<br />
über Kontakte mit Besucher- und Pilgergruppen aus<br />
Österreich sehr freue.<br />
Was verbindet Sie mit dem <strong>Malteser</strong>orden und<br />
welche Berührungspunkte mit dem Orden gab es<br />
bereits in der Vergangenheit?<br />
Bei den Vereinten Nationen und im Außenministerium<br />
bin ich wiederholt mit der wertvollen Arbeit von Organisationen<br />
mit humanitärer Mission, wie dem <strong>Malteser</strong><br />
Hospitaldienst Austria, dem Roten Kreuz und anderen,<br />
in Berührung gekommen.<br />
Wichtig war mir immer das ehrenamtliche Engagement.<br />
Dabei hat mich der freiwillige soziale Einsatz von so vielen<br />
jungen Menschen besonders beeindruckt. Ich hoffe,<br />
dass es in Zukunft die Möglichkeit geben wird, dieses<br />
Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg ist die neue österreichische<br />
Botschafterin beim Heiligen Stuhl und beim SMRO, sowie auch<br />
bei der Republik San Marino.<br />
36<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERORDEN<br />
freiwillige Engagement beim <strong>Malteser</strong>orden auch auf Einsätze<br />
im Ausland auszudehnen und dadurch Jugendlichen<br />
entsprechende Auslandserfahrungen zu ermöglichen.<br />
Ihre beruflichen Stationen sind auf der ganzen Welt<br />
zu finden – unterschiedlichste Kulturen, verschiedene<br />
Religionen und Sprachen. Ich habe gelesen,<br />
Sie bezeichnen sich selbst als neugierig und weltoffen<br />
und sprechen vier Sprachen, das kommt Ihnen<br />
im diplomatischen <strong>Die</strong>nst bestimmt zugute? Aber<br />
spielt Religion im diplomatischen <strong>Die</strong>nst eine Rolle?<br />
Neugier, Weltoffenheit und das Einlassen auf das Gastland<br />
sind gute und auch notwendige Voraussetzungen<br />
für erfolgreiche diplomatische Arbeit. Auch Kommunikationsfähigkeit<br />
in möglichst vielen Sprachen ist sehr<br />
hilfreich bei der Herstellung von guten persönlichen Beziehungen<br />
und soliden Arbeitskontakten. Darüber hinaus<br />
sind für die diplomatische Tätigkeit beim Heiligen<br />
Stuhl profunde Kenntnisse von religiösen Hintergründen<br />
und Zusammenhängen unerlässlich.<br />
Vergangenen Dezember hat Papst Franziskus für<br />
österreichisches Medienecho gesorgt, als er sagte,<br />
dass das Lied „Stille Nacht“ sein Lieblingsweihnachtslied<br />
sei und es eine tiefe Friedensbotschaft<br />
in sich trägt. Sie haben das Lied sogar mit dem<br />
Heiligen Vater gemeinsam angestimmt und in der<br />
Botschaft eine Ausstellung darüber initiiert. Kennt<br />
man österreichische Weihnachtsbräuche in Rom?<br />
Ich habe den 200. Jahrestag des Liedes „Stille Nacht“ als<br />
Chance gesehen, österreichische Kultur und österreichisches<br />
Brauchtum auch in Rom und beim Vatikan noch<br />
besser bekannt zu machen. <strong>Die</strong> von der „Stille Nacht Gesellschaft“<br />
in Oberndorf erstellte Ausstellung über die<br />
Entstehung und Verbreitung dieses Weihnachtsliedes,<br />
das als Friedensbotschaft von Österreich aus um die<br />
Welt ging, ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Der<br />
Vortrag des Liedes durch die Salzburger Sängerin Martina<br />
Mathur vor Papst Franziskus und anschließend auch<br />
zur Ausstellungseröffnung vor einer großen Zahl von<br />
Geistlichen und Diplomaten war sehr berührend.<br />
Sie haben Ihren <strong>Die</strong>nst in Rom erst kürzlich angetreten.<br />
Welche Pläne haben Sie für Ihre Mission und<br />
was kann Ihrer Meinung nach der <strong>Malteser</strong>orden zu<br />
einem besseren Ganzen in der Welt beitragen?<br />
Ich sehe mit dem Heiligen Stuhl und dem Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, die ja beide weltweit engagiert<br />
sind, auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Interessen<br />
Potential zur Zusammenarbeit in globalen Fragen.<br />
Dazu zählen Klima- und Umweltschutz, humanitäre<br />
Hilfe und die Wahrung der Menschenrechte.<br />
GRATIS,<br />
aber leider nicht kostenlos.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und<br />
soll es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen,<br />
Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />
Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />
nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2018<br />
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MALTESER Ordenshaus – Wohnen wie Zuhause<br />
Wirtschaft hilft – Das Wirken von Engeln<br />
20. MALTESER Wildwassercamp<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 21_11 ok.indd 1 23.11.18 14:00<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/2018<br />
80. Großmeister: Fra` Giacomo Dalla<br />
Torre del Tempio die Sanguinetto<br />
Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />
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Falls Sie, Ihre<br />
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DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 37
XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />
EIN BAYER MIT HERZ FÜR SÜDAFRIKA<br />
Pater Gerhard Lagleder gründete und leitet die größte katholische Hilfsorganisation im südlichsten Land Afrikas – die<br />
Südafrikanischen MALTESER, die sich dort „Brotherhood of Blessed Gérard“ nennen und ein Hospiz betreiben, in dem<br />
größtenteils AIDS-Kranke behandelt und gepflegt werden. Aus Österreich bekam er zuletzt prominente Unterstützung<br />
durch eine Benefizveranstaltung der ganz besonderen Art.<br />
Von Katharina Stögner<br />
„Derzeit halten sich in Südafrika die Zahl der AIDS-<br />
Neuerkrankungen und die Zahl der Todesfälle die Waage“,<br />
sagt Gerhard Lagleder. Der in Regensburg geborene<br />
Benediktiner ist seit 1994 Mitglied im <strong>Malteser</strong>orden<br />
und seit 1987 als Missionar in Südafrika tätig. 1992 hat<br />
er in der Provinz KwaZulu-Natal die Hilfsorganisation<br />
„Brotherhood of Blessed Gérard“ ins Leben gerufen. Sie<br />
ist nach dem Gründer des <strong>Malteser</strong>ordens, dem Seligen<br />
Gerhard, benannt und betreut vor allem HIV-Infizierte<br />
und AIDS-Kranke.<br />
<strong>Die</strong> Tatsache, dass die Neuinfektionsrate nicht weiter<br />
steigt, ist der großen Zahl an AIDS-Kranken zu verdanken,<br />
die in hochaktiver antiretroviraler Therapie, kurz<br />
HAART, sind. „Werden die Medikamente regelmäßig<br />
und ohne Unterbrechung eingenommen, dauert es etwa<br />
ein halbes Jahr, bis die Virenbelastung von ein bis eineinhalb<br />
Millionen Viruskopien pro Kubikmillimeter auf<br />
unter 50 – und damit unter die Nachweisgrenze – gefallen<br />
ist. Damit ist der Patient nicht mehr infektiös und<br />
kann andere nicht anstecken. Wir hatten in unserem<br />
Programm deshalb auch noch nie eine HIV-Übertragung<br />
einer Mutter zum Kind, weil wir rechtzeitig die Virenbelastung<br />
unter die Nachweisgrenze senken“, erklärt Pater<br />
Gerhard. Weniger AIDS-Patienten gebe es deshalb aber<br />
nicht, weil alle Erkrankten bis an ihr Lebensende nach<br />
wie vor AIDS-Patienten bleiben, selbst wenn sie aufgrund<br />
der erfolgreichen Behandlung durch die tägliche<br />
Medikamenten-Einnahme nicht mehr ansteckend sind<br />
und sich durchaus wohlfühlen.<br />
Ganzheitliches Hilfssystem<br />
Das AIDS-Behandlungsprogramm erschöpft sich nicht allein<br />
in der Medikamenten-Ausgabe an die rund 700 AIDS-<br />
Patienten, welche die Brotherhood aktuell betreut. Es ist<br />
vielmehr ein ganzheitliches System, das die Diagnose, die<br />
Therapievorbereitung, die Behandlung opportunistischer<br />
Infektionen und Krebserkrankungen, die antiretrovirale<br />
Therapie, die Therapiebegleitung und die soziale Rehabilitation<br />
sowie Existenzsicherung der Patienten und oft auch<br />
deren Angehöriger einschließt. „Außerdem behandeln und<br />
pflegen wir in unserem stationären Hospiz mit 40 Betten<br />
AIDS-Patienten, die wegen Resistenz oder zu weit fortgeschrittener<br />
Infektionskrankheiten nicht mehr gesund<br />
werden können. Dasselbe machen wir im ambulanten<br />
Hospiz mit 364 Patienten pro Jahr“, so Pater Gerhard. Zusätzlich<br />
betreibt die Bruderschaft einen Kindergarten und<br />
eine Kinderklinik, in der sie sich vor allem unterernährter<br />
38<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
Kleinkinder annimmt. Für mehr als hundert Schüler und<br />
Studenten wird eine Schul- bzw. Berufsausbildung finanziert.<br />
Bei ihrer Arbeit ist die Brotherhood ausschließlich auf<br />
Spendengelder angewiesen. Rund 20 Prozent davon kommen<br />
aus Südafrika, die restlichen 80 Prozent stammen aus<br />
Deutschland und Österreich. Anlässlich des Welt-AIDS-Tages<br />
Ende November 2018 wurden im Rahmen einer ganz<br />
besonderen Benefizveranstaltung im Wiener Stephansdom<br />
rund 70.000 Euro eingespielt. Besonders war die Veranstaltung<br />
nicht nur aufgrund der hochkarätigen Besetzung,<br />
sondern auch wegen der ungemein raschen Reaktion<br />
und Einsatzbereitschaft der Gastgeber und Organisatoren<br />
des Abends.<br />
„Jedermann im Dom“<br />
<strong>Die</strong> Vorgeschichte: Im September 2018 hatte Kardinal<br />
Schönborn der Hilferuf von Pater Gerhard Lagleder aus<br />
Südafrika erreicht. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten<br />
der staatlichen Behörden musste das Hospiz einen Teil<br />
der für die Patienten überlebensnotwendigen Medikamente<br />
vier Monate lang selber beschaffen und bezahlen.<br />
Kardinal Schönborn wandte sich umgehend an Gery<br />
Keszler, den Gründer des Vereins LIFE+, um gemeinsam<br />
nach möglichen Lösungen zu suchen. Wie es der Zufall<br />
wollte, hatte Gery Keszler tags zuvor den Schauspieler<br />
und „Jedermann“-Darsteller Philipp Hochmair kennengelernt.<br />
Innerhalb eines einzigen Tages war die Idee zur<br />
Veranstaltung „Jedermann im Dom“ geboren. <strong>Die</strong> Einnahmen<br />
aus dem Ticketverkauf und weiteren Spenden<br />
entsprechen den Ausgaben, die notwendig sind, um die<br />
gesamte umfassende Versorgung der rund 700 Patienten<br />
in AIDS-Therapie einen Monat lang sicherzustellen.<br />
<strong>Die</strong> Rechnung ging auf. <strong>Die</strong> Vorstellung, zu der Kardinal<br />
Dr. Christoph Schönborn gemeinsam mit Prokurator<br />
Norbert Salburg-Falkenstein und Gery Keszler luden,<br />
war binnen kürzester Zeit ausverkauft. Mit stehenden<br />
Ovationen bedankte sich das begeisterte Publikum bei<br />
Hochmair und seiner Band, der „Elektrohand Gottes“, sowie<br />
den mitwirkenden Gaststars Ulrike Beimpold (Buhlschaft),<br />
Sunnyi Melles (Gott und Teufel), Erni Mangold<br />
(Gute Werke), Konstanze Breitebner (Mutter und Glaube)<br />
und dem Nachwuchstalent Siya Urbanitsch-Schlacher<br />
(Tod). Auch Pater Lagleder war an diesem besonderen<br />
Abend anwesend und nahm den Spendenscheck in der<br />
Höhe von € 68.448,– dankbar entgegen.<br />
Ob der Benediktinermönch seine Entscheidung, nach Südafrika<br />
zu gehen, jemals bereut hat? „Keine Sekunde. Damit<br />
ist ein Lebenstraum von mir erfüllt“, so Pater Gerhard.<br />
FACTBOX<br />
Organisation: Brotherhood of Blessed Gérard<br />
Gründung und Sitz: 1992, KwaZulu-Natal/Südafrika<br />
Mitglieder: 2584, damit größte katholische<br />
Hilfsorganisation Südafrikas<br />
Sozialarbeiter-Konsultationen: 6926<br />
Hausbesuche durch AIDS-Therapieberater: 3328<br />
Pflegerische Hausbesuche: 1308<br />
Patienten im AIDS-Behandlungsprogramm: 703<br />
Hospiz/neue ambulante Patienten: 488<br />
* Angaben 2018, Quelle: Jahresbericht der Brotherhood of Blessed Gérard<br />
Nähere Informationen: www.bsg.org.za<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
STRASSEN-<br />
SAMMLUNG 2018<br />
Ein herzliches Vergelt’s Gott für die Unterstützung und<br />
Wertschätzung zum Auftakt der jährlichen Straßensammlung,<br />
der größten Spendenaktion für die <strong>Malteser</strong><br />
in der Bundeshauptstadt.<br />
40<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
Herzliche Einladung<br />
AUFNAHME <strong>2019</strong><br />
SALZBURG<br />
STILLE NACHT<br />
Auf den Spuren des weltberühmten Weihnachtsliedes,<br />
dessen Zauber seit 200 Jahren ungebrochen ist. Eines Liedes,<br />
das Trost verspricht und Hoffnung schenkt. Immer<br />
und immer wieder. Der Teilnehmer des <strong>Malteser</strong> Deutschkurses<br />
besuchten die 200 Jahre „Stille Nacht! Heilige<br />
Nacht!“-Ausstellung in der Residenz Salzburg. <strong>Die</strong> Gäste<br />
waren begeistert, denn dieses Lied ist auch in deren Ländern<br />
sehr bekannt. Was jedoch keiner wusste, war dass<br />
es aus Salzburg stammt. Anschließend gab es traditionell<br />
einen Punsch am Salzburger „Christkindlmarkt“.<br />
© Steirische Museen MUSIS<br />
SPENDE SICHERT<br />
AUSBILDUNG<br />
Spenden in die Zukunft investieren: Der <strong>Malteser</strong>orden<br />
unterstützte eine Schülerin in Kooperation mit der Wiener<br />
Kinder- und Jugendhilfe (MAG ELF). <strong>Die</strong> engagierte<br />
Schülerin benötigte für ihre Schul- und Berufsausbildung<br />
einen Laptop, den sich die Familie nicht leisten konnte.<br />
Jetzt kann sie ihre Ausbildung fortsetzen und hoffentlich<br />
schon bald abschließen. Wir danken den Spendern für die<br />
Unterstützung und wünschen der Familie alles Gute, insbesondere<br />
der jungen Dame beruflich viel Erfolg.<br />
Wir freuen uns, zur Aufnahme<br />
unserer neuen Mitglieder in die<br />
Steiermark einzuladen.<br />
Samstag, 22. Juni <strong>2019</strong><br />
11 Uhr HL. MESSE<br />
in der Stiftskirche Leoben-Göss<br />
Glück auf – Gott gebs!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 41
XXXXX<br />
TIROL<br />
HL. MESSE<br />
Einen besonderen Gast durften die <strong>Malteser</strong> in Innsbruck bei ihrer Monatsmesse begrüßen: Mit ihnen feierte Bischof<br />
Hermann Glettler die Monatsmesse am 2. November.<br />
WIEN<br />
HOFBURG<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> zu Besuch bei NAbg. General Karl Mahrer am Heldenplatz, mit einer anschließenden Führung in den<br />
Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Wunderschön das ehemalige Schlafzimmer von Kaiserin Maria Theresia, welches<br />
heute als Empfangsraum des Präsidenten genutzt wird. Großartig, das Probesitzen auf dem berühmten roten Sofa.<br />
STEIERMARK<br />
KÄLTETELEFON<br />
Grazer <strong>Malteser</strong> helfen, das Kältetelefon der Caritas im Dezember rund um die Uhr zu besetzen.<br />
42<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
1. 2. 3.<br />
XXXX<br />
1. Gemeinsamer Spaß bei Punsch und vorweihnachtlichem Stöbern mit den Bewohnern des Hauses Malta und Betreuten<br />
des Bereiches Burgenland 2. OÖ: Linzer Musiktheater „Ein Amerikaner in Paris“ 3. Nikolo Steiermark 4. Musik für den<br />
guten Zweck in Ebergassing 5. Nikolofeier in Wien 6. Oberösterreich: Gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt<br />
4. 5. 6.<br />
TAG DES EHRENAMTS<br />
Seit 1986 wird an jedem 5. Dezember der internationale<br />
Tag des Ehrenamts begangen. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> haben diesen<br />
Tag zum Anlass genommen, einmal mehr ein Zeichen zu<br />
setzen – ein sichtbares Zeichen dafür, wie wichtig Freiwilligenarbeit<br />
für unsere Gesellschaft ist. So wurden österreichweit<br />
besondere Ausflüge und Weihnachtsmarktbesuche<br />
initiiert. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sind rund um die Uhr, das<br />
ganze Jahr über, für die Not der Menschen ehrenamtlich<br />
im Einsatz. Als eine der größten rein ehrenamtlichen<br />
Organisationen Österreichs engagieren sie sich in der Betreuung<br />
alter und kranker Menschen, im Rettungsdienst,<br />
mit regelmäßigen Besuchsdiensten, sozialer Unterstützung<br />
von Bedürftigen und in der Jugendarbeit. Sie stehen<br />
jederzeit bereit, um dort zu helfen, wo sie gebraucht<br />
werden. Für die <strong>Malteser</strong> ist eben jeder Tag ein Tag des<br />
Ehrenamtes.<br />
7. 8. 9.<br />
7. Burgenland: Punschtrinken 8. Oberösterreich: Christkindlmarkt Linz 9. Rettungsteam am Tag des Ehrenamts, so<br />
wie immer einsatzbereit.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 43
MALTESERÖSTERREICH<br />
FONDS SOZIALES WIEN (FSW) UNTER<br />
NEUER FÜHRUNG<br />
Im Mai 2018 wurde Anita Bauer einstimmig an die Spitze des FSW gewählt und ist somit die erste Frau, die den FSW –<br />
das Herzstück der Wiener Sozialpolitik – als Geschäftsführerin leitet. Helmut Lutz im Gespräch mit Anita Bauer.<br />
Frau Bauer, Sie betreten mit Ihrer Funktion kein<br />
Neuland, da Sie ja bereits seit der Gründung des<br />
FSW für die verschiedensten Bereiche des FSW in<br />
führender Funktion tätig waren und als stellvertretende<br />
Geschäftsführerin den FSW auch über den<br />
jeweiligen eigenen Wirkungsbereich hinaus mitgestalten<br />
konnten.<br />
Den FSW zu übernehmen, war für mich eine Bauchentscheidung.<br />
Es ist eine enorme Verantwortung und bedarf<br />
viel Kraft, aber es ist eine sehr schöne Aufgabe und eine<br />
Ehre, es machen zu dürfen. Ich werde von einem so tollen<br />
Team unterstützt, da sind so viele engagierte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die mit Herzblut bei der Sache<br />
sind.<br />
Wie sehen Sie Ihre zukünftigen Aufgaben? Gibt es<br />
Bereiche, die Ihnen besonders am Herzen liegen,<br />
oder in denen Sie künftig einen noch höheren Unterstützungsbedarf<br />
sehen?<br />
Wir erleben gerade, dass es für alle unsere Zielgruppen<br />
schwieriger wird. Gerade im Bereich der Pflege werden in<br />
den kommenden Jahren noch mehr Menschen in Wien<br />
Unterstützung brauchen. Das heißt, wir brauchen gut<br />
ausgebildete Fachkräfte in den verschiedensten Bereichen.<br />
Dafür benötigt es neben den finanziellen Mitteln<br />
auch die politischen Rahmenbedingungen.<br />
In Anbetracht des demographischen Wandels, einer immer<br />
älter werdenden Gesellschaft, der Veränderung unserer<br />
Gesellschafts- und Familienstrukturen, zunehmender<br />
Urbanisierung und Migration wird eine Organisation<br />
wie der FSW zukünftig mit großen Herausforderungen<br />
konfrontiert sein.<br />
Sehen Sie den FSW dafür gut gerüstet bzw. was ist<br />
aus Ihrer Sicht unbedingt noch zusätzlich zu tun?<br />
Mit dem Strategiekonzept „Pflege 2030“ ist Wien gut aufgestellt.<br />
Dennoch müssen wir natürlich weiterhin flexibel<br />
mit den sich ändernden Rahmenbedingungen umgehen.<br />
Wien ist eine Stadt der Vielfalt. Was wir brauchen, sind<br />
qualitätsvolle, individuelle und flexible Angebote, die vielen<br />
Menschen zur Verfügung stehen. Wir benötigen innovative<br />
Lösungen im Hinblick auf eine immer älter werdende<br />
Gesellschaft. Zielgruppen müssen aber auch neu<br />
definiert werden. Unser Bild vom Alter ändert sich: 60 ist<br />
das neue 50. Und durch die Digitalisierung sinkt zum Beispiel<br />
die Nachfrage nach klassischen Angeboten wie der<br />
Heimhilfe. Welche Angebote braucht die Zielgruppe zwischen<br />
60 und 80 Jahren von der Stadt? Ab wann brauchen<br />
wir welche Pflege- und Betreuungsleistungen und für wie<br />
viele Menschen? Wie viele Spezialangebote werden benötigt<br />
werden? Allein der Bereich Demenz ist ein Kapitel<br />
für sich. <strong>Die</strong> unterschiedlichsten Disziplinen müssen sich<br />
mit dem Thema des Alterns auseinandersetzen.<br />
Um den künftigen Herausforderungen im sozialen<br />
Bereich begegnen zu können, werden wir eine<br />
noch größere Solidarität, mehr Kooperationen und<br />
mehr ehrenamtliches Engagement benötigen. Der<br />
FSW verfügt bereits jetzt über eine hohe Anzahl an<br />
Partnerorganisationen – auch der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
ist seit vielen Jahren mit dem<br />
Haus Malta, Seniorenwohnsitz der <strong>Malteser</strong>, als an-<br />
44<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW) Anita Bauer im Gespräch mit Helmut Lutz, Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong> Care,<br />
über die Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung in Wien.<br />
erkannte Einrichtung des FSW Teil dieses Partnernetzwerkes.<br />
Derzeit entsteht im dritten Bezirk ein<br />
neues Ordenshaus des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens, welches 2021 bezugsfertig sein soll. <strong>Die</strong>ses<br />
Haus wird rund 70 Bewohnern Platz bieten.<br />
Begrüßen Sie solche „privaten“ Initiativen, und<br />
können diese aus Ihrer Sicht Vorbildwirkung haben?<br />
Ja unbedingt, denn je mehr unterschiedliche Köpfe sich<br />
Gedanken über eine Herausforderung machen, desto<br />
eher wird sich eine Lösung finden. Um den Anforderungen<br />
unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir die Solidarität<br />
und die Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft<br />
fördern und stärken, damit diejenigen, die Hilfe und<br />
Unterstützung benötigen, diese auch bekommen. Dafür<br />
braucht es professionelle und qualitätsgeprüfte Angebote.<br />
Ehrenamtliches Engagement kann eine wertvolle Ergänzung<br />
sein und eine Leistung abrunden. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass das neue Ordenshaus des <strong>Malteser</strong>ordens<br />
diese Komponenten bestens vereinen wird.<br />
Viele pflege- und betreuungsbedürftige Menschen<br />
ziehen es vor, in ihrem eigenen zu Hause betreut<br />
und gepflegt zu werden. Wie sehen Sie die zukünftige<br />
Entwicklung im Bereich der mobilen <strong>Die</strong>nste?<br />
Der Wunsch geht eindeutig in die Richtung, bis ins hohe<br />
Alter zu Hause bleiben zu können. Somit wird weiterhin<br />
ein Fokus auf die mobile Betreuung zu Hause zu legen<br />
sein. Hier werden wir zukünftig einen noch größeren<br />
Angebotsmix, wie zum Beispiel mehrstündige Alltagsbegleitung,<br />
benötigen. Aber vor allem brauchen wir noch<br />
bessere Entlastungs- und Unterstützungsangebote für<br />
pflegende Angehörige, die ja die große Mehrheit der Pflegenden<br />
darstellen und durch ihren Einsatz das System<br />
enorm entlasten. Und pflegende Kinder und Jugendliche<br />
sollte es bei uns gar nicht geben – diese Verantwortung<br />
darf nicht auf den Schultern von Minderjährigen lasten.<br />
<strong>Malteser</strong> Care, ein weiteres Hilfswerk des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, welches individuelle Pflege<br />
und Betreuung für Menschen zu Hause organisiert<br />
und sicherstellt, wird auch immer wieder als<br />
Lösungspartner bei komplexen Problemstellungen<br />
kontaktiert. Wie sehen Sie die Rolle solcher Organisationen,<br />
wie <strong>Malteser</strong> Care in der künftigen Landschaft<br />
der Angebote des FSW im mobilen Bereich?<br />
Gerade im mobilen Bereich brauchen Einzelfälle oft ein<br />
spezielles Angebot. Eine kleinere aber hochqualifizierte<br />
Organisation wie <strong>Malteser</strong> Care kann hier flexiblere Lösungen<br />
anbieten, was immer benötigt werden wird, wie<br />
uns die Erfahrung bereits mehrmals gezeigt hat. Darauf<br />
beruht auch unsere Partnerschaft.<br />
Nähere Informationen:<br />
www.malteser.care<br />
www.fsw.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 45
MALTESERKINDERHILFE<br />
EIN TAG MIT<br />
EINER CASE UND CARE MANAGERIN<br />
Um den Arbeitsalltag einer Case und Care Managerin live mitzuerleben, habe ich Schwester Mirna einen Tag lang in Wien<br />
begleitet. Hut ab vor den Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Helferinnen!<br />
Von Susanne Wick<br />
Geplant war, gemeinsam in der Früh zu starten. Doch<br />
es kommt anders: Eine telefonische Neuanfrage einer<br />
verzweifelten Angehörigen landet bei Schwester Mirna –<br />
ein dringender Notfall! Selbstverständlich hat das Erstgespräch<br />
vor Ort Vorrang. In der Folge muss Mirna alle<br />
weiteren Termine für den Tag neu organisieren. Schließlich<br />
hat jeder Klient unterschiedliche Tagesabläufe, die<br />
sich ganz nach seinen persönlichen Bedürfnissen richten.<br />
Darauf ist bei der Planung der Besuche ganz besonders<br />
zu achten. Hier sind enormes Organisationstalent<br />
und Flexibilität gefordert.<br />
Gegen Mittag geht unsere gemeinsame Einsatztour<br />
los. Unser erstes Ziel liegt im zweiten Bezirk. Auf<br />
dem Weg dorthin habe ich, zwischen den Anrufen,<br />
die Schwester Mirnas Handy immer wieder läuten lassen,<br />
die Gelegenheit, die engagierte Helferin nach ihrer<br />
eigenen Geschichte zu befragen. Mirna ist sowohl<br />
diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin als<br />
auch diplomierte Kinderkrankenschwester. Für <strong>Malteser</strong><br />
Care betreut sie eine Vielzahl von hochbetagten<br />
Klienten sowie sechs Familien mit chronisch kranken<br />
Kindern. Das bedeutet wöchentliche Betreuungs- bzw.<br />
Pflegevisiten vor Ort.<br />
„Am Ende überwiegt das Positive“<br />
Mirna ist verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern<br />
im Alter von sechs und neun Jahren. „Warum hast<br />
du ausgerechnet diesen extrem herausfordernden Beruf<br />
gewählt?“, frage ich sie. Mirna lächelt nur. Für sie seien<br />
immer schon die Menschen mit ihren Bedürfnissen im<br />
Mittelpunkt gestanden. „In meinen 15 Jahren als Krankenschwester<br />
habe ich sehr viele schöne, aber oft auch<br />
sehr schwierige Betreuungssituationen erlebt. Am Ende<br />
überwiegt aber immer das Positive, das zurückkommt“,<br />
sagt Mirna fröhlich.<br />
Es braucht definitiv ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen,<br />
viel Verständnis, aber vor allem auch sehr gute<br />
Nerven, um immer professionell den täglichen und unterschiedlichsten<br />
Anforderungen in der Betreuung der<br />
Klienten gerecht zu werden. Wie wichtig dies ist, erlebe<br />
ich beim Besuch unseres ersten Klienten an diesem Tag:<br />
Es ist Herr P., ein 95-jähriger Witwer, den wir gerade bei<br />
der Nachspeise stören. Wir begrüßen seine Tochter, die<br />
zu Besuch ist, und seine Personenbetreuerin. <strong>Die</strong> erste<br />
Frage gilt dem Gesundheitszustand von Herrn P., die<br />
er gleich selbst beantwortet. Dank seiner fürsorglichen<br />
„Perlen“ Ionela und Gabriela-Maria, die sich im vierzehn-<br />
46<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
tägigen Rhythmus abwechseln, und „seiner lieben Case<br />
und Care Managerin Mirna“ gehe es ihm sehr gut.<br />
Das war freilich nicht immer so. Während Mirna die<br />
Pflegedokumentation kontrolliert und die Personenbetreuerin<br />
instruiert, erzählt mir Herr P., dass er nach einem<br />
Krankenhausaufenthalt nicht mehr allein bleiben<br />
konnte. Er hatte plötzliche Ohnmachtsanfälle. Dank der<br />
professionellen und stabilen Betreuungssituation durch<br />
<strong>Malteser</strong> Care seit fast zwei Jahren sei er aber sehr glücklich<br />
darüber, in seinem eigenen Zuhause mit allen seinen<br />
Erinnerungen leben zu können.<br />
Ein eingespieltes Team<br />
Auf dem Weg zu unserem nächsten Termin hört Mirna<br />
die Nachrichten auf ihrer Mobilbox ab. Es geht um organisatorische<br />
Fragen einer Angehörigen zu Anträgen von<br />
Heilmittelbehelfen und den Formularen für die Personenbetreuerinnen.<br />
Dann meldet sich eine Personenbetreuerin,<br />
die erkrankt ist und nicht zu ihrem geplanten<br />
Einsatz kommen kann. Eine weitere Anfrage betrifft<br />
Informationen zum Familienentlastungsdienst. Soweit<br />
es am Telefon möglich ist, erledigt Schwester Mirna die<br />
dringendsten Anfragen sofort, um den Rest kümmert sie<br />
sich später im Büro.<br />
Unser nächster Termin ist in der Brigittenau. Auf uns<br />
wartet Herr B., ein sehr fröhlicher 82-jähriger Herr mit<br />
einer ebenso fröhlichen Betreuerin und einer sehr guten<br />
Freundin, die seinerzeit mit <strong>Malteser</strong> Care Kontakt aufgenommen<br />
hatte, als Herr B. dringend eine Betreuung<br />
benötigte. Herr B. leidet seit vielen Jahren an schweren<br />
und sehr schmerzhaften, chronischen Rückenschmerzen<br />
und kann sich nur eingeschränkt bewegen. Dank der<br />
fürsorglichen Betreuung durch seine „beiden Damen“ –<br />
Emanuela-Alexandra und Valeria, Mutter und Tochter<br />
aus Rumänien – ist vieles leichter geworden.<br />
Liebe, Engagement und voller Einsatz<br />
Zurück im Büro muss Schwester Mirna noch die Einsatzplanung<br />
für die nächste Woche mit ihren Kolleginnen<br />
besprechen, die Pflegedokumentation des Tages ins elektronische<br />
System eintragen, zahlreiche E-Mails beantworten,<br />
einen Ersatz für die erkrankte Personenbetreuerin<br />
suchen, Termine für Erstgespräche mit Angehörigen<br />
für die nächste Woche vereinbaren und sich dann noch<br />
beeilen, um ihre Kinder von der Nachmittagsbetreuung<br />
in der Schule abzuholen …<br />
Ich bin beeindruckt von der umsichtigen, einfühlsamen<br />
und ruhigen Art und Weise, wie Mirna ihren Job<br />
erledigt. Und sie ist nicht die Einzige: Schwester Mirna<br />
steht für alle Case und Care Managerinnen von <strong>Malteser</strong><br />
Care, die sich täglich in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,<br />
Salzburg und der Steiermark mit viel Liebe,<br />
Engagement und vollem Einsatz um das Wohlbefinden<br />
unserer Klienten bemühen. Ihnen allen ein herzliches<br />
Danke!<br />
3.<br />
KINDERHILFELAUF<br />
AMSTETTEN<br />
29. September <strong>2019</strong><br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 47
MALTESERKINDERHILFE<br />
DIE HILFE<br />
MIT DER<br />
MAUS<br />
Eine Theatergruppe, rund 100 Gäste, mehr als 4.300 Euro Spendenerlöse und eine blaue Maus: Das sind die Zutaten eines<br />
überaus gelungenen Benefiz-Abends zugunsten des Hilde Umdasch Hauses.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Der 13. November 2018 war ein besonderer Tag für die<br />
Theatergruppe Gaflenz. Vor 40 Jahren gegründet, durfte<br />
die Laiengruppe an diesem Abend aus ganz speziellem<br />
Anlass für rund 100 Gäste aus dem Bezirk Amstetten<br />
spielen. Sie alle waren extra angereist, um das Ensemble<br />
in „<strong>Die</strong> Blaue Maus“, einem Dreiakter nach einem<br />
Schwank von Carl Laufs, Curt Kraatz und Hugo Wiener,<br />
live zu erleben. <strong>Die</strong> Einnahmen des Abends kamen der<br />
<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus zugute.<br />
<strong>Die</strong> Gesamtsumme von rund 4.300 Euro wurde Mitte<br />
Jänner <strong>2019</strong> im Rahmen einer kleinen Feier im Hilde<br />
Umdasch Haus überreicht.<br />
Wenn eine Ärztin und ein Pharmareferent<br />
miteinander reden ...<br />
„Wir wollten zum 40-jährigen Jubiläum unserer Theatergruppe<br />
„etwas Gutes“ tun, daher die Benefiz-Veranstaltung<br />
zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe“, erzählt<br />
Hans-Peter Weiler, Obmann des Theatervereins. Das<br />
Hilde Umdasch Haus als Spendenziel war nicht zufällig<br />
gewählt. Hans-Peter Weiler ist beruflich mit Silvia<br />
Reisner-Reininger, einer Kinderärztin aus Amstetten,<br />
die sich ehrenamtlich um die Betreuung der Kinder im<br />
Hilde Umdasch Haus kümmert, bekannt.<br />
„Frau Dr. Reisner hat mich einmal gefragt, ob sich die Theatergruppe<br />
Gaflenz vorstellen könnte, für die <strong>Malteser</strong><br />
Kinderhilfe zu spielen. <strong>Die</strong>ser Gedanke hat uns nicht mehr<br />
losgelassen“, so Weiler, im Hauptberuf Pharmareferent,<br />
„nach einem Vorgespräch und zwei Besuchen im Hilde<br />
Umdasch Haus stand dann schnell fest, dass wir die Einladung<br />
zu einer Sonderaufführung sehr gerne annehmen.“<br />
Heiteres und Nachdenkliches<br />
Bei der Wahl des Stückes fiel die Entscheidung rasch für<br />
„<strong>Die</strong> Blaue Maus“, ein sehr heiteres Stück. Hans-Peter Weiler:<br />
„Wir spielen hauptsächlich heitere Stücke, wagen uns<br />
aber immer wieder einmal auch ins ernste und kritische<br />
Lager mit „Besuchszeit“ von Felix Mitterer oder „Amanita“<br />
von Ingo Sax, wo es um Missbrauch und dessen Auswirkungen<br />
in der Familie geht.“<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe und die Theatergruppe Gaflenz<br />
bedanken sich an dieser Stelle ganz besonders bei folgenden<br />
Spendern, welche die Benefiz-Veranstaltung zugunsten<br />
des Hilde Umdasch Hauses ermöglicht haben: Generali<br />
Versicherung, Raiffeisenbank Amstetten, Hotel-Restaurant<br />
Juwel, Autohaus Slawitscheck und Bionorica ethics.<br />
Nähere Infos: www.theatergruppe-gaflenz.com<br />
48<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
SCHÜLERINNEN UNTER-<br />
STÜTZEN DIE MALTESER<br />
KINDERHILFE<br />
Immer wieder hört man: „Was kann ich denn schon ausrichten<br />
oder verändern?“ Nicht so fünf Schülerinnen der<br />
Neuen Mittelschule Seitenstetten. Sie wollten helfen und<br />
etwas bewegen. Also haben sie im Rahmen eines Schulprojekts<br />
einen Weihnachtsbasar organisiert. Der Reinerlös<br />
von 620 Euro kam zur Gänze der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />
zugute. Mit diesem Spendengeld wurde ein höhenverstellbarer<br />
Spezialduschsessel für die Kinder im Hilde Umdasch<br />
Haus angeschafft. Damit können die Kinder noch besser<br />
bei der Körperpflege unterstützt werden, ihre Selbständigkeit<br />
wird gefördert. Ein herzliches Dankeschön für diese<br />
großartige Initiative!<br />
FRISCHER ANSTRICH – FIT FÜR DEN FRÜHLING<br />
Das <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe-Team tauscht kurzfristig die Pflegekleidung gegen den Blaumann und verpasst einigen Zimmern<br />
einen neuen und farbenfrohen Anstrich. Für die Kinder war es ein riesiger Spaß, gleichzeitig strahlten sie über das ganze<br />
Gesicht, als sie ihre neu ausgemalten Zimmer beziehen konnten.<br />
KEKSE FÜR DEN GUTEN ZWECK<br />
Von Katharina Stögner<br />
Olivier Loudon und Petra Hellmich, Geschäftsführer<br />
der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe, waren mehr als überrascht<br />
und emotional berührt, als ihnen die Spendensumme<br />
aus dem alljährlichen Weihnachtskekseverkauf<br />
im Hilde Umdasch Haus überreicht wurde. <strong>Die</strong>smal<br />
war eine neue Rekordsumme zusammengekommen.<br />
Insgesamt wurden 3.959,59 Euro von zahlreichen<br />
Schulen, Unternehmen und ehrenamtlichen<br />
Helfern „erbacken“. <strong>Die</strong> Spende wurde feierlich in<br />
Anwesenheit von Landtagsabgeordneter Michaela<br />
Hinterholzer und Ursula Puchebner, Bürgermeisterin<br />
von Amstetten, überreicht. Sie kommt zu 100<br />
Prozent der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute.<br />
Ein herzliches Dankeschön allen Mitwirkenden und größte Hochachtung,<br />
ein wunderbarer Erfolg und eine wichtige Hilfe für unsere<br />
Kinder.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 49
MALTESERÖSTERREICH<br />
STEIERMARK<br />
FUNKELNDER ADVENT<br />
Von Naomi Kienreich<br />
Ausflug nach Nechelheim<br />
Bei Tee, Keksen und adventlichen Liedern wurde in der<br />
Obersteiermark das erste Adventwochenende genossen.<br />
<strong>Die</strong> malerische Kulisse von Schloss Nechelheim war am<br />
Abend auch Treffpunkt für eine Adventkranzweihe.<br />
Nikolauskränzchen<br />
Im Zuge des „Café Malta“ am Tag des Ehrenamts – am<br />
Vorabend zum Fest des Heiligen Nikolaus – trafen sich<br />
Betreute und <strong>Malteser</strong> zu Punsch und Lebkuchen in der<br />
Zentrale. Nach einigen vorweihnachtlichen Geschichten<br />
und Gedichten besuchte uns pünktlich zur letzten Strophe<br />
von „Lasst uns froh und munter sein“ der Heilige Nikolaus.<br />
<strong>Die</strong>ser brachte Säckchen gefüllt mit Schokolade,<br />
Nüssen und Mandarinen. <strong>Die</strong> Freude und Überraschung<br />
über so hohen und großzügigen Besuch war groß!<br />
Bastelworkshop<br />
<strong>Die</strong> Tischdekoration für die Weihnachtsfeier wurde im<br />
Zuge eines Bastelworkshops von unseren Betreuten ge-<br />
fertigt. An diesem Nachmittag war die Werkstatt des<br />
Christkinds wohl in Graz zu finden. Mit süßer Stärkung,<br />
heißen Getränken und passender Musik wurden Materialien<br />
aus der Natur wie Misteln, Zapfen und Zweige<br />
zu glitzernder Tischdekoration für die nahende Weihnachtsfeier<br />
zusammengefügt.<br />
Weihnachtsfeier<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> durften auch<br />
2018 ihre Weihnachtsfeier<br />
im Refektorium des bischöflichen<br />
Seminares der Diözese<br />
Graz-Seckau veranstalten.<br />
Nach der feierlichen Messe<br />
im Dom zu Graz wurden die<br />
Gäste – Betreute, Ordensmitglieder,<br />
Bewohner des<br />
betreuten Wohnheimes der<br />
Elisabethinen in Graz sowie zahlreiche <strong>Malteser</strong> – bereits<br />
vom Duft des <strong>Malteser</strong>-Punsches und von Weihnachtsliedern<br />
im prachtvollen Saal erwartet.<br />
Für viele unserer betreuten Freunde war diese Weihnachtsfeier<br />
die einzige bzw. familiärste, zu der sie geladen<br />
waren. Aus diesem Grund durfte an diesem späten<br />
Nachmittag im Advent „Stille Nacht“ gesungen werden<br />
und eine Bescherung stattfinden. Vor einem liebevoll geschmückten<br />
und hell erleuchteten Baum befanden sich<br />
verpackte Weihnachtsgeschenke, die von den jüngsten<br />
Gästen verteilt wurden. Das Christkind hat auch im vergangenen<br />
Jahr wieder alle bedacht und sorgfältig über<br />
die Nöte und Bedürfnisse des Beschenkten nachgedacht.<br />
Nach einem dreigängigen, festlichen Essen, der Bescherung<br />
und Punsch verabschiedete sich die Bereichsleitung<br />
im Namen aller <strong>Malteser</strong> mit einer extra für die Weihnachtsfeier<br />
eingekochten Hagebuttenmarmelade aus<br />
dem Stift Admont und – bereits in jahrzehntelanger Tradition<br />
– mit einem Zyklamenstöcken, einer Spende aus<br />
den eigenen Reihen.<br />
50<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
BURGENLAND<br />
BENEFIZLESUNG<br />
Im November fand im Erzbischöflichen Palais in Wien eine Lesung mit Burgschauspieler<br />
Peter Matić zugunsten der <strong>Malteser</strong> im Burgenland statt. <strong>Die</strong> Zuhörer,<br />
unter ihnen auch Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein und Kommandant<br />
Richard Wittek-Saltzberg, kamen in den Genuss einer Reihe heiterer Texte von<br />
Kishon bis Roda Roda. Vorgetragen und interpretiert von einer wohl unverkennbaren<br />
Stimme. <strong>Die</strong> großzügigen Spenden leisten einen wichtigen Beitrag für die<br />
Arbeit mit den Betreuten.<br />
WIEN/NIEDERÖSTERREICH<br />
RIEGELHOF<br />
Ausflug der Delegation Wien/Niederösterreich<br />
und des Johanniterordens für insgesamt 27 betagte<br />
Gäste nach Prein an der Rax zum Riegelhof,<br />
dem Sommerhaus des Heimito von Doderer.<br />
Der Hausherr sowie Doderer-Forscherin Claudia<br />
Girardi führten durch das Haus. Auch ein Film<br />
wurde gezeigt, dazu wurden Texte von Heimito<br />
von Doderer gelesen. Bei einem Gläschen Wein<br />
und köstlichen Brötchen genossen alle das Ambiente<br />
des rückrenovierten Anwesens, mitten im<br />
Wald, mit seinem imposanten Blick auf die Rax.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 51
RUNDSCHAU<br />
INTEGRATION DURCH EMPOWERMENT<br />
Dank der Unterstützung der MALTESER Sprachkurse und des MALTESER Jobnetzwerks haben in den vergangenen drei<br />
Jahren viele Flüchtlinge aus Krisengebieten Deutsch gelernt und einen Job in Österreich gefunden.<br />
Von Martin Prohaska-Marchried und Markus Kirchschlager<br />
Wir alle haben noch die Bilder der Flüchtenden im Kopf. Zu<br />
Hunderttausenden verließen sie 2015/16 ihre vom Krieg<br />
gebeutelte Heimat. Einige von ihnen fanden Aufnahme in<br />
Österreich – und mit Hilfe des Netzwerkes der <strong>Malteser</strong><br />
einen Job. Es war Bärbl Bauer, die sehr bald die Idee hatte,<br />
Deutschkurse für Flüchtlinge anzubieten, denn: Ohne<br />
Deutschkenntnisse kein Job, ohne Job keine Zukunft. Aus<br />
dieser Initiative ist das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk entstanden,<br />
im Rahmen dessen <strong>Malteser</strong> ihre Netzwerk-Kontakte einsetzen,<br />
um für betreute, insbesondere syrische Flüchtlinge,<br />
Kontakte zu Unternehmen herzustellen.<br />
Vom Lebenslauf bis zum Bewerbungsgespräch<br />
Das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk bietet Feedback und Hilfe<br />
beim Aufbereiten von Bewerbungsunterlagen, individuelles<br />
Coaching, Kontaktherstellung zu Unternehmen sowie<br />
laufende Begleitung in Bewerbungsprozessen und bei Bewerbungsgesprächen.<br />
Wie läuft das konkret ab?<br />
• <strong>Die</strong> in den Sprachkursen betreuten Teilnehmer übermitteln<br />
ihre Lebensläufe, die Daten werden im Zuge<br />
eines persönlichen Gespräches ergänzt.<br />
• <strong>Die</strong> Lebensläufe werden einem professionellen<br />
Screening unterzogen.<br />
• <strong>Die</strong> Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerks sprechen<br />
über ihre persönlichen Kontakte Unternehmen an,<br />
dafür stehen DSGVO-konforme Textvorlagen zur<br />
Verfügung.<br />
• Bei Bedarf wird nachtelefoniert, um Vorstellungstermine<br />
zu vereinbaren.<br />
• Und, wo notwendig, begleitet ein <strong>Malteser</strong> den<br />
Teilnehmer zum Vorstellungstermin.<br />
<strong>Die</strong> Bilanz dieser ehrenamtlichen Tätigkeit bis heute:<br />
Mehr als 560 <strong>Die</strong>nststunden, 240 betreute und aktualisierte<br />
Lebensläufe, 140 Teilnehmende und ein starkes<br />
Netzwerk an Partnern: u.a. NESPRESSO Österreich, BDO<br />
Consulting, MABA Fertigteilindustrie, Austria Trend Hotels<br />
(Lassallestrasse) mit einem Programm zur Unterstützung<br />
der <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk-Teilnehmer bei berufsbegleitender<br />
Lehre, Raiffeisen Bank International, Deloitte,<br />
Österreichischer Integrationsfonds, Caritas/Erzdiözese<br />
Wien, TEDi Warenhandels GmbH, FRONIUS International<br />
GmbH und Kirchdorfer Industrieholding GmbH.<br />
Nächste Schritte und Termine<br />
Als nächstes sollen die bestehenden Ressourcen erweitert<br />
werden. Dazu wird es in Kürze eine einfach verständliche<br />
Broschüre mit den wichtigsten „To do’s für die gelingende<br />
Integration“ geben. Weiters wurde das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk<br />
im Rahmen eines Delegationsabends der Delegation<br />
Wien/Niederösterreich am 19. März <strong>2019</strong> präsentiert. In<br />
Kürze wird das als Bundesdienst eingerichtete <strong>Malteser</strong><br />
Jobnetzwerk auf die Steiermark und Oberösterreich ausgedehnt.<br />
In Wien findet der Sprachkurs und das Jobnetzwerk<br />
an einem Samstag im Monat in der Burggasse 37 statt.<br />
Der Sprachkurs wird von Elisabeth Varga geleitet, die<br />
Ende 2018 die Koordination der Deutschkurse von Bärbl<br />
Bauer übernommen hat. An dieser Stelle ein herzliches<br />
Dankeschön an Bärbl für ihre wertvolle Aufbauarbeit und<br />
ihr enormes Engagement. Wer Fragen dazu hat oder sich<br />
aktiv in diesen <strong>Die</strong>nst einbringen möchte, wendet sich in<br />
einer kurzen E-mail an: jobnetzwerk@malteser.at<br />
52<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
(v.l.n.r.): Gem.-Rat P. Stöckler,<br />
Bailli Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt,<br />
Landeshauptfrau a.D. W. Klasnic,<br />
KR M. Auer, Mag. J. Gruchmann-Bernau,<br />
BM Univ.-Prof. Mag. Dr. J. Bogner-Strauß,<br />
Bischofsvikar Domprobst Dr. H. Schnuderl,<br />
P. Mag. C. Grill OSB, P. Stellnberger<br />
GROSSZÜGIGE HILFE DES<br />
LANDES STEIERMARK<br />
Am 17. November 2018 fand unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann<br />
Hermann Schützenhöfer der Benefizabend der Delegation Steiermark<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens statt. Rund 300 Ehren- und<br />
Festgäste folgten der Einladung in die Aula der Alten Universität Graz.<br />
Zu den Gästen zählten unter anderem Bundesministerin Juliane Bogner-<br />
Strauß, Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, Gemeinderat Peter Stöckler<br />
und Mitglied des Regierungsbeirates der Ordensregierung Bailli Franz<br />
Harnoncourt-Unverzagt. Der Reinerlös des Abends kam ausschließlich<br />
der ehrenamtlichen Arbeit der <strong>Malteser</strong> des Bereichs Steiermark zugute.<br />
Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für die großzügige Unterstützung!<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 53
RUNDSCHAU<br />
DER DRUCK DER<br />
MÄNNLICHKEIT<br />
Das Männergesundheitszentrum MEN in Wien arbeitet beim Thema Flüchtlingshilfe eng mit den MALTESERN zusammen.<br />
Dazu haben wir bereits für unsere Ausgabe 2/2018 mit MEN-Leiter Romeo Bissuti gesprochen. Anlass für das aktuelle<br />
Interview: <strong>Die</strong> Betreuungsmöglichkeiten für Männer in Not sind längst noch nicht dort, wo sie sein sollten.<br />
Von Katharina Stögner<br />
In Zeiten steigender Gewalttaten gegenüber Frauen<br />
reden wir hier über Hilfe für Männer. Übersehen<br />
wir etwas in der Diskussion?<br />
Ganz im Gegenteil. Gerade Männer mit Fluchthintergrund<br />
schleppen viele unbearbeitete Themen mit sich herum,<br />
die sich eben aus dem Kontext Flucht oder Kriegstraumatisierung<br />
ergeben. <strong>Die</strong>se Männer sind durch<br />
äußerst ungewisse Zukunftsperspektiven stark belastet.<br />
Psychische Erkrankungen sind von außen meist nicht<br />
sichtbar, behindern die Menschen aber oft in gleicher<br />
Weise wie schwere Verletzungen oder schmerzhafte chronische<br />
körperliche Erkrankungen. Oft muss darüber hinaus<br />
erst ein Bewusstsein für das Vorhandensein einer<br />
psychischen Erkrankung bei den Betroffenen erzeugt<br />
werden. Hier sind Scham und Unwissenheit die größten<br />
Hürden.<br />
Generell scheinen Männer eher seltener psychologische<br />
Hilfe in Anspruch zu nehmen als Frauen. Woran<br />
könnte das liegen?<br />
Ich denke, dass dies am Männlichkeitsbild liegt. In bestimmten<br />
Gesellschaften und sozialen Schichten herrscht<br />
immer noch die Idealvorstellung einer sehr dominanten<br />
Männlichkeit. Viele Männer leiden unter dem Druck, so<br />
einem Männlichkeitsbild entsprechen zu müssen. <strong>Die</strong><br />
meisten unserer männlichen Klienten sind von Gewalt<br />
betroffen und verarbeiten dieses Gewalterlebnis wiederum<br />
in Gewaltausübung, um nie wieder in die Opferrolle<br />
zu gelangen. <strong>Die</strong>se Männer landen dann aber eher bei der<br />
Polizei als beim Therapeuten.<br />
Wie viele Klienten betreut MEN durchschnittlich<br />
pro Jahr?<br />
Wir können etwa 300 bis 400 Therapiestunden pro Jahr<br />
dank der Unterstützung durch die <strong>Malteser</strong> ermöglichen.<br />
Das bedeutet eine enorme Hilfe für die Männer, gerade<br />
weil die muttersprachliche psychologische Hilfe rar ist.<br />
Damit ist aber oft auch nur das Notwendigste getan. Der<br />
Bedarf und die Anfragen liegen um ein Vielfaches höher.<br />
Wie viele Männer würden Hilfe brauchen, können<br />
aber aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht behandelt<br />
werden?<br />
Wir machen die Erfahrung, dass die Nachfrage mit dem<br />
Angebot steigt und es auch bei einem Ausbau der Angebote<br />
zu einer gleich bleibend langen Warteliste kommt.<br />
Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an psychologischer<br />
Hilfe auf Grund der prekären Lebenssituation der Zielgruppe<br />
auch noch in den kommenden Jahren sehr hoch<br />
sein wird.<br />
Wie groß ist die Chance, dass Klienten von MEN<br />
eine Arbeitsstelle finden?<br />
Damit die Integration am Arbeitsplatz gelingt, ist zuerst<br />
der erfolgreiche Besuch eines Deutschkurses oder<br />
einer Bildungsmaßnahme erforderlich. Für Menschen<br />
mit Panikattacken, Angststörungen, Depressionen oder<br />
posttraumatischen Belastungsstörungen ist das kaum<br />
möglich. Sie müssen zuerst ihre Geschichte bearbeiten,<br />
bevor sie in der Lage sind, zu lernen und einen Kurs positiv<br />
abzuschließen. Wenn das aber gelingt, eröffnen sich<br />
54<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
plötzlich neue Perspektiven, von denen nicht<br />
nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren<br />
persönliches und familiäres Umfeld profitieren.<br />
Betreut MEN nur Männer oder können sich<br />
auch Frauen an MEN wenden?<br />
In der Praxis kommen durchaus auch immer wieder<br />
Frauen zu uns – etwa wenn es um Familienthemen<br />
oder Erziehungsfragen mit Söhnen geht.<br />
EIN FEST FÜR ALLE<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Am 8. Dezember 2018 feierte die Diözese Feldkirch mit einer Messe<br />
im Dom St. Nikolaus ihr 50-jähriges Bestehen. Besonders eindrucksvoll<br />
war die Lesung, welche von einer blinden Frau – unterstützt<br />
durch ein Lektionar in Brailleschrift – vorgetragen wurde. Unter<br />
den Gästen waren zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen<br />
Lebens sowie Vertreter wichtiger Organisationen und Vereine aus<br />
Vorarlberg. Im Anschluss an die Messe folgte die Festgesellschaft<br />
der Einladung von Bischof Benno Elbs zur Agape ins Montforthaus.<br />
Gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius Exzellenz Dr. Peter S.<br />
Zurbriggen, einem langjährigen Freund der <strong>Malteser</strong> in Tirol und<br />
Vorarlberg, durften wir uns dort stärken und über einen Rosenkranz<br />
aus dem Vatikan als besonderes Geschenk freuen.<br />
Terminvorschau: Am 21. April <strong>2019</strong> feiern wir um 10:30 Uhr<br />
in der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn unsere Monatsmesse<br />
im Ländle.<br />
ÜBER MEN<br />
Das Männergesundheitszentrum MEN ist eine<br />
niederschwellige Beratungsstelle für Männer,<br />
mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Sie wurde<br />
2002 gegründet. Im Zentrum stehen gesundheitsfördernde<br />
Aktivitäten und Angebote für<br />
sozial benachteiligte männliche Zielgruppen,<br />
da diese die höchsten Gesundheitsrisiken aufweisen.<br />
Ein besonderer Schwerpunkt liegt im<br />
Bereich der psychischen Gesundheit und Beratung<br />
in mehreren Sprachen. Das MEN bildet<br />
gemeinsam mit den Frauengesundheitszentren<br />
FEM und FEM Süd das Institut für Frauen- und<br />
Männergesundheit. Seit 2017 besteht eine Kooperation<br />
mit den <strong>Malteser</strong>n, die in menschlicher<br />
und finanzieller Hinsicht eine unverzichtbare<br />
und entscheidende Hilfe darstellt.<br />
Nähere Informationen: www.men-center.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 55
RUNDSCHAU<br />
EINE FLUCHTGESCHICHTE MIT HAPPY END<br />
Nastaran und Daniel kommen aus dem Iran. Mit Hilfe der MALTESER, viel Fleiß und Durchhaltevermögen ist ihnen der<br />
Neustart in Österreich geglückt.<br />
Von Stefanie Lanzdorf<br />
Im Sommer 2016 beschloss die junge Iranerin Nastaran,<br />
ihrer Heimat den Rücken zu kehren. <strong>Die</strong> Wunden einer<br />
schweren Verbrennung waren verheilt, die seelischen<br />
Wunden nicht. Das Ziel war Deutschland, die Flucht endete<br />
allerdings in Österreich. Vier Monate verbrachte die<br />
junge Frau im Aufnahmelager der Asfinag in Salzburg.<br />
Im Jänner 2017 lernte sie Daniel kennen. Er stammte<br />
aus dem Nordiran und lebte nun in Linz. Trotz einiger<br />
Widerstände gelang sein Transfer nach Salzburg. Das<br />
junge Paar hoffte hier auf ein Leben zu zweit. Dank dem<br />
Kontakt zu „Bauern helfen Bauern“ über Doraja Eberle<br />
konnten sie schließlich ein Zimmer im Kolpinghaus beziehen.<br />
Zwei positive Asylbescheide, eine Hochzeit und<br />
ein Baby<br />
Im Iran hatte Nastaran das Studium der Molekularbiologie<br />
abbrechen müssen. Um hier in Österreich etwas<br />
Gleichwertiges beginnen zu können, war ein Deutschzertifikat<br />
der Stufe B2 oder C1 erforderlich. Damit begann<br />
ein langer Lernweg. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sponserten schließlich<br />
die A2-Prüfung. Im November 2017 fand das von Nastaran<br />
und Daniel gefürchtete Asylinterview statt. Nach fünfeinhalb<br />
Stunden war klar, dass es gut ausgehen würde.<br />
Nastaran fand schnell eine Stelle in der Gastronomie<br />
und konnte mit Daniel ihre erste kleine Wohnung beziehen.<br />
Daniel besuchte einen Spezialkurs, um die Voraussetzungen<br />
für ein österreichisches Zeugnis in seinem<br />
Beruf als gelernter Schweißer zu erwerben. Nach<br />
erfolgreichem Abschluss bekam Daniel sehr rasch Arbeit<br />
als Containerschweißer. Der nächste Schritt folgte<br />
am 17. November 2018: An diesem Tag gab sich das<br />
junge Paar, mittlerweile zum katholischen Glauben<br />
übergetreten, das Ja-Wort. <strong>2019</strong> wird nicht nur das<br />
erste Baby zur Welt kommen, auch eine kirchliche<br />
Trauung ist geplant.<br />
56<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
RUNDSCHAU<br />
ALTER(N)SGERECHTERES LEBEN<br />
DURCH „MOBILITÄTS-SCOUTS“<br />
Für Wiener Senioren gibt es jetzt die Möglichkeit, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten: Als Mobilitäts-Scouts setzen<br />
sie Projekte um, die dazu beitragen, den öffentlichen Raum im Grätzel oder im Bezirk im Sinne älterer Menschen zu<br />
verbessern.<br />
Von Claudia Auzinger<br />
Möglichst lange aktiv und mobil zu sein und im vertrauten<br />
Umfeld leben zu können – das wünschen sich die<br />
meisten von uns. Dafür braucht es jedoch auch eine Lebenswelt,<br />
die Menschen aller Altersgruppen gut nutzen<br />
können. Das Team von queraum. kultur- und sozialforschung<br />
führt deshalb in Wien das Projekt „Mobilitäts-<br />
Scouts“ durch. Ziel ist es, den urbanen Raum alter(n)sgerechter<br />
zu gestalten.<br />
Senioren als Mobilitäts-Scouts<br />
Ältere Menschen übernehmen dabei selbst eine entscheidende<br />
Rolle: Als Mobilitäts-Scouts führen sie gemeinsam<br />
mit anderen Senioren und in Kooperation mit lokalen<br />
Institutionen Projekte zur Erkundung, Thematisierung<br />
und Gestaltung des öffentlichen Raums durch. Als Betroffene<br />
wissen sie am besten, wie <strong>Die</strong>nstleistungen und<br />
öffentliche Räume gestaltet und organisiert werden sollten,<br />
damit die aktive Teilhabe und das Engagement von<br />
Älteren möglich ist. Mobilitäts-Scouts sind ältere Frauen<br />
und Männer, die Freude und Interesse daran haben, sich<br />
in ihrem Lebensumfeld zu engagieren und dazu beizutragen,<br />
dieses Umfeld für ihre Generation lebenswerter zu<br />
gestalten. In kostenlosen Mobilitäts-Scouts-Trainings erhalten<br />
sie Informationen zu Themen wie Barrierefreiheit,<br />
Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung sowie einen<br />
Überblick über relevante lokale Ansprechpartner. Außerdem<br />
werden die Teilnehmer dabei unterstützt, im Rahmen<br />
des Trainings selbst Projekte zu entwickeln.<br />
Nächster Trainingsdurchgang ab März <strong>2019</strong><br />
Zwischen Februar und September 2018 wurde bereits<br />
ein erstes Mobilitäts-Scouts-Training angeboten. Insgesamt<br />
nahmen 13 Personen daran teil. Sie sind auch<br />
weiterhin als Mobilitäts-Scouts aktiv. Ein weiterer Trainingsdurchlauf<br />
findet an fünf Terminen zwischen März<br />
und Juli <strong>2019</strong> statt.<br />
Nähere Informationen:<br />
per E-Mail an auzinger@queraum.org oder im Internet<br />
www.queraum.org<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 57
RUNDSCHAU<br />
MEHR ZEIT FÜR<br />
FREIWILLIGES ENGAGEMENT<br />
Maria Lettner<br />
Referentin für Jugendpolitik und Mitgliedsorganisationen im Büro der BJV<br />
50% der Jugendlichen in Österreich engagieren sich freiwillig<br />
und leisten damit einen wichtigen gesellschaftspolitischen<br />
Beitrag. Besonders die außerschulische<br />
Jugendarbeit hat einen enormen Wert für die Gesellschaft.<br />
Ihr Beitrag zu nicht-formaler und informeller<br />
Bildung ist dabei ebenso wichtig, wie ihre Bedeutung<br />
für die persönliche Entwicklung von jungen Menschen.<br />
Jugendarbeit fördert das Engagement, die Partizipation<br />
und den sozialen Zusammenhalt. Vor allem Kinderund<br />
Jugendorganisationen leben vom freiwilligen<br />
Engagement, welches auch der zentrale Motor der<br />
Bundesjugendvertretung (BJV, www.bjv.at) ist.<br />
<strong>Die</strong> BJV denkt an einen gesetzlich verankerten Sonderurlaub<br />
für Arbeitnehmer von bis zu fünf Tagen für<br />
nachweisbares freiwilliges Engagement. Einen Rechtsanspruch<br />
auf Sonderfreistellung für freiwillig Engagierte<br />
gibt es in Österreich derzeit nicht. Bei einer Erhebung<br />
des Sozialministeriums hat fast die Hälfte all jener, die<br />
keine Freiwilligenarbeit leisten, angegeben, diese mit<br />
dem Beruf nicht vereinbaren zu können.<br />
Vorbildhaft sieht die BJV die Rahmenbedingungen in<br />
Deutschland, wo es solche Regelungen bereits in fast al-<br />
len Bundesländern gibt, in Bayern sogar seit 1958. <strong>Die</strong><br />
BJV hat daher den Experten Martin Holzner vom Bayerischen<br />
Jugendring (www.bjr.de) im November 2018 zu<br />
einem Pressegespräch nach Wien eingeladen. Holzner<br />
stellt Best Practice-Regelungen aus Deutschland vor,<br />
die eine zusätzliche Freistellung für freiwilliges Engagement<br />
im Bereich Jugendarbeit ermöglichen. In Bayern<br />
haben Arbeitnehmer, die sich in Jugend- und Wohlfahrtsverbänden<br />
freiwillig engagieren, demnach einen<br />
Rechtsanspruch auf bis zu 15 Freistellungstage pro Jahr<br />
und können sich ihren Lohnausfall teilweise auch rückerstatten<br />
lassen.<br />
Der BJV geht es vor allem um „eine Diskussion über<br />
mögliche gesetzliche Regelungen in Österreich als ersten<br />
wichtigen Schritt, um die Sichtbarkeit der Freiwilligenarbeit<br />
zu erhöhen“, erklärt BJV-Vorsitzende Martina<br />
Tiwald. Aus Sicht der BJV würde eine gesetzlich<br />
verankerte Freistellungsmöglichkeit, wie es sie in fast<br />
allen deutschen Bundesländern gibt, auch in Österreich<br />
maßgeblich zur Anerkennung und Förderung von<br />
freiwilligem Engagement in der außerschulischen Kinder-<br />
und Jugendarbeit beitragen.<br />
58<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
RUNDSCHAU<br />
GEWÄRMT DURCH<br />
DIE LIEBE, DIE<br />
ZURÜCKKOMMT<br />
Mitglieder des MALTESER Hospitaldienstes haben<br />
Schwester Bernarda vor mehr als 25 Jahren kennengelernt.<br />
Wir erinnern uns an einen besonders warmherzigen<br />
Menschen, der uns allen ein großes Vorbild war.<br />
Von Miriam Weigel<br />
<strong>Die</strong> heutige Bereichsleiterin des Alten- und Krankendienstes,<br />
Anni Schlanitz, erlebte Schwester Bernarda,<br />
Ordensfrau bei Sta. Christiana, zum ersten Mal im Mai<br />
1992. Damals ging ihr Sohn zur Erstkommunion, deren<br />
musikalische Vorbereitung Schwester Bernarda innehatte.<br />
Kurz zuvor hatte Bernarda einen Schlaganfall erlitten,<br />
durch den sie teilweise gelähmt blieb. Anni Schlanitz holte<br />
daraufhin Schwester Bernarda immer wieder von ihrer<br />
Wohnung im Heim Mater Salvatoris in Pitten ab, um sie<br />
nach Wien zu bringen. Schwester Bernarda nahm an den<br />
monatlichen Jausen für die Betreuten am Kaasgraben<br />
und an allen Ein- und Mehrtagesausflügen des Alten- und<br />
Krankendienstes teil. Während dieser Frühsommerfahrten,<br />
bei denen Anni Schlanitz oft ihre persönliche „Zimmerbetreuerin“<br />
sein durfte, vertiefte sich ihre Bekanntschaft.<br />
Gerne hörte sie Bernarda zu, wenn sie von Musik<br />
erzählte, die neben ihrem Glauben ihr Leben erfüllt hatte.<br />
Als ausgebildete Musikpädagogin hatte sie Kindern Flöten-<br />
und Klavierunterricht gegeben, als Kantorin gewirkt<br />
und Chöre geleitet.<br />
Gelebte Demut und ein starker Glaube<br />
Obwohl Bernarda aufgrund der Verkrampfung ihrer<br />
rechten Hand und der leichten Lähmung ihres rechten<br />
Beines stark beeinträchtigt war und immer wieder<br />
Schmerzen hatte, wusch und kleidete sie sich jeden<br />
Morgen selbstständig und ließ sich nur dort helfen, wo<br />
es nötig war. Es fiel ihr nicht leicht, behindert und auf<br />
andere Menschen angewiesen zu sein. Doch ihre gelebte<br />
Demut und ihr Glaube halfen ihr, es ohne Verbitterung<br />
zu akzeptieren.<br />
Mit dieser Haltung war Schwester Bernarda für Anni<br />
Schlanitz und alle in ihrer Gruppe stets ein großes Vorbild.<br />
Mit Menschen wie Bernarda zusammenzukommen,<br />
die durch das Schicksal von Krankheit oder Armut getroffen<br />
im Leben benachteiligt sind, ihnen zuzuhören,<br />
sie durch Anteilnahme ein wenig aufzumuntern, ihnen<br />
mit ein paar Handgriffen zu helfen, ist für die <strong>Malteser</strong><br />
immer eine Bereicherung. Es eröffnen sich Einblicke in<br />
gelebte Schicksale, und die Menschen werden seelisch<br />
durch die Liebe gewärmt, die zurückkommt.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 59
GELESENEMPFOHLEN<br />
DER BLAUE HIMMEL TRÜGT<br />
80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs bleibt es geboten, die Erinnerung an die Folgen des nationalsozialistischen<br />
Terrorregimes wach zu halten. „Der blaue Himmel trügt“ von Bischof Reinhold Stecher ist ein wichtiger Beitrag<br />
dazu.<br />
Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
„Wenn man mit den Erinnerungen in die unselige Zeit<br />
von 1938 bis 1945 zurückgreift, hat man fast das Bedürfnis,<br />
sich entschuldigen zu müssen. Man fühlt sich<br />
wie ein redseliger Veteran. Und ich bin mir bewusst, dass<br />
diese Zeit, die für mich in der Gesamtbilanz persönlich,<br />
familiär, gesellschaftlich und politisch schrecklich war,<br />
kein Altgold heroischer Verklärung verdient. Aber andererseits<br />
gibt es heute so viele, die wissenschaftlich,<br />
literarisch oder journalistisch über diese Zeiten schreiben.<br />
Und es gibt viele wirklichkeitsverzerrende Filter,<br />
die da über die Darstellungen gelegt werden. Also ist es<br />
vielleicht auch berechtigt, wenn einer der noch verbleibenden<br />
Zeitzeugen das eine oder andere festhält.“<br />
Mit diesen Worten aus der Feder des ehemaligen Bischofs<br />
von Innsbruck wird der Bogen der Erinnerungen<br />
von der „Reichskristallnacht“ des Jahres 1938 bis zur<br />
Kriegsgefangenschaft in Trondheim 1945 gespannt.<br />
Kein Epos eigener oder fremder Heldentaten hat der<br />
ehemalige Schüler Stechers als Herausgeber zusammengestellt,<br />
vielmehr Streiflichter, die die Fratze der<br />
Tyrannis, den Schrecken und die Sinnlosigkeit von<br />
Kriegen im Allgemeinen und des zweiten Weltkrieges<br />
im Besonderen beleuchten.<br />
„Warum ich nicht?“<br />
Nicht Hass oder Zorn haben hier die Feder geführt,<br />
vielmehr die Frage „Warum ich nicht?“. Warum wird<br />
der Autor von der Liste für den Transport ins KZ gestrichen?<br />
Warum wird der Kamerad, der freiwillig an Stelle<br />
eines anderen das Brot für die Einheit geholt hat, beim<br />
Sprung in den schützenden Graben von einer Kugel ins<br />
Herz getroffen? Warum fällt der Sanitäter, der sich liebevoll<br />
der Verletzten annimmt? Warum hat mich der<br />
eigene Schutzengel vor dem „Heldentod“ bewahrt, an-<br />
dere aber nicht? <strong>Die</strong> sanften, wohlgesetzten Worte des<br />
Seelenhirten lenken das Augenmerk auf die barmherzige<br />
Hand Gottes inmitten des von Menschen verursachten<br />
Grauens.<br />
Respekt vor dem Anderen<br />
Ein angenehm zu lesendes, aber nicht minder beeindruckendes,<br />
wichtiges Buch in Zeiten, in denen versucht<br />
wird, christliche Grundsätze wie die Nächstenliebe zugunsten<br />
materieller Überlegungen aus dem christlichen<br />
Abendland wegzudiskutieren, in denen nach dem Grauen<br />
geborene Politiker sich eine Zigarette neben einem<br />
Pulverfass anzünden, statt die Bevölkerung aufzuklären,<br />
dass Friede nicht geschaffen werden kann durch<br />
„wir zuerst“, sondern nur durch Respekt vor dem Anderen,<br />
durch die offene Hand und nicht die geballte Faust.<br />
Reinhold Stecher, Der blaue Himmel trügt, Erinnerungen<br />
an Diktatur und Krieg, mit Zeichnungen und Aquarellen des<br />
Autors, Hrsg. Paul Ladurner, Tyrolia Verlag 2018, 160 Seiten,<br />
ISBN: 978 3 7022 3687 8, 19,95 Euro<br />
60<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
GELESENEMPFOHLEN<br />
EIN LEBEN ZWISCHEN WELT<br />
UND KLOSTER<br />
Nicht eine bloße Laune oder gar eine verfrühte Midlife Crisis führten ihn nach Heiligenkreuz, sondern der überzeugte<br />
Glaube an Gott. So erzählt es das Buch von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck.<br />
Von Georg Reichlin-Meldegg<br />
Menschen, die den Glaubensverlust um sich als schmerzliches<br />
Manko empfinden, ihr Lebensglück aber nicht in<br />
Gott, sondern in esoterischen Heilslehren oder weltlichem<br />
Hedonismus suchen.<br />
Von Schlesien über Kärnten nach Heiligenkreuz<br />
So kam es, dass Henckel-Donnersmarck am 15. November<br />
1977 in das Stift Heiligenkreuz eintrat und dort den<br />
Ordensnamen Gregor annahm. Nach dem Studium an der<br />
Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz<br />
wurde er Magister der Theologie, am 1. August 1982 erhielt<br />
er in der Stiftskirche durch Bischof Maximilian Aichern von<br />
Linz die Priesterweihe. Außerhalb der Klostermauern von<br />
Stift Heiligenkreuz wirkte Gregor Henckel-Donnersmarck<br />
u.a. als „Trouble Shooter“ im Stift Rein, bei der Missio Österreich<br />
und schließlich auch als Spiritual des Großpriorats<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich.<br />
Zu diesem 190 Seiten starken Band drängt sich gleich zu<br />
Beginn eine ganz besondere Frage auf: Was bewegt einen<br />
durchaus erfolgreichen Manager, der sich in der dynamischen<br />
Speditionsbranche ausgezeichnet und ein – grosso<br />
modo – sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben geführt hat,<br />
dazu, alles Bisherige über Bord zu werfen und ein Klosterleben<br />
zu führen?<br />
Gregor Henckel-Donnersmarck antwortet auf diese Frage<br />
ganz offen verneinend: Es sei weder eine Sinnkrise oder<br />
unglückliche Liebe, noch eine göttliche Eingebung oder Erleuchtung<br />
gewesen. Vielmehr: In einer Zeit, in der Klöster<br />
geschlossen werden, und in einem Land, in dem nur noch<br />
jeder zehnte Katholik regelmäßig die Sonntagsmesse besucht,<br />
bestehe Handlungsbedarf: Es gelte, ein Zeichen der<br />
Solidarität mit der Kirche und dem Papsttum zu setzen.<br />
Der Glaube sollte wieder attraktiviert werden – für all jene<br />
Im Buch von Henckel-Donnersmarck entdeckt der Leser<br />
ein faszinierendes Leben zwischen Welt und Kirche, zwischen<br />
Ökonomie und Theologie, zwischen Gesellschaft und<br />
Kloster. In der Person des heutigen Altabts der Zisterzienser<br />
in Heiligenkreuz werden aber auch eine charismatische<br />
Persönlichkeit und eine faszinierende Lebensgeschichte<br />
sichtbar: In eine schlesische Adelsfamilie hineingeboren,<br />
landete der Autor als Flüchtlingskind 1945 in Kärnten.<br />
Mit Eloquenz und wirtschaftlichem Geschick machte er<br />
als Diplomkaufmann weltliche Karriere. Doch er wurde ein<br />
den Menschen zugewandter Vermittler geistiger Inhalte –<br />
somit ein „himmlisches Buch“ von einem Spediteur Gottes<br />
mit Bodenhaftung.<br />
Gregor Henckel-Donnersmarck, Der Spediteur Gottes, Carl<br />
Ueberreuter Verlag 2018, 192 Seiten, ISBN: 978 3 8000 7706 9,<br />
24,95 Euro<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 61
GELESENEMPFOHLEN<br />
DIE SEHNSUCHT NACH<br />
EINER GEGENWELT<br />
Prof. Heinz Nußbaumer fand auf dem Hl. Berg Athos Stille und Zeitlosigkeit. <strong>Die</strong><br />
erfolgreiche Suche nach dem Ich ist nun durch eine Neuauflage seines Buches<br />
„Der Mönch in mir“ neu zu entdecken oder wieder nachzulesen. Ein Gespräch<br />
mit dem Autor bringt das Wesentliche auf den Punkt<br />
Das Gespräch führte Georg Reichlin-Meldegg<br />
Du fährst schon seit vielen Jahren als Pilger auf den<br />
Berg Athos. Was war Dein Beweggrund?<br />
Heinz Nußbaumer: Zunächst war es Flucht aus dem Alltag<br />
– und ein Stück Überlebens-Strategie. Als langjähriger<br />
weltreisender Journalist und später Sprecher zweier<br />
Bundespräsidenten war ich auf dauernde Erreichbarkeit<br />
programmiert. Mit bösen gesundheitlichen Folgen. Also<br />
habe ich einen Platz gesucht, der mir zumindest kurzzeitig<br />
erlaubt hat, nicht erreichbar zu sein. Es macht nämlich<br />
einen gewaltigen Unterschied, ob schon ein Anruf<br />
genügt, um den Tag zum Entgleisen zu bringen oder ob<br />
man sich auf Stille und Zeitlosigkeit einlassen kann.<br />
<strong>Die</strong> eigentliche Faszination kam für mich erst später: <strong>Die</strong><br />
wunderbare Athos-Landschaft, die gewaltigen Klosterbauten,<br />
das ruhige Gleichmaß des Mönchslebens – und<br />
dann die Freundschaft mit „meinen“ Mönchen. Seit nunmehr<br />
32 Jahren ist dort mein „Ruheplatz am Wasser“.<br />
Welche Erfahrungen und Erlebnisse sind es, die diese<br />
Pilgerreisen zu einem so wesentlichen Bestandteil<br />
Deines Lebens gemacht haben?<br />
Gibt es da eine Antwort in der notwendigen Kürze? Wohl<br />
kaum. Ich habe darüber ein ganzes Buch geschrieben –<br />
und auch das beleuchtet bestenfalls die „Außenseite der<br />
Innenseite“. Hier also nur Stichworte, was ich am Athos<br />
unter anderem kennengelernt habe: <strong>Die</strong> „Heimkehr in die<br />
Stille“. Das „Aus-der-Zeit-Treten“. Das „Ganz-im-Hierund-Jetzt-leben“.<br />
<strong>Die</strong> Entzauberung des aufgeblähten<br />
Ichs. Das „Alles-mit-dem-ganzen-Ich-Tun“. <strong>Die</strong> Dankbarkeit<br />
für Schöpfung, Leben und Glauben. Den Wert<br />
des Gebets, der festen Bräuche und Riten. Den Vorrang<br />
des Herzens vor dem Kopf und vieles mehr. Alles wichtige<br />
Wegweiser hin zu einem erfüllten Leben – und eine<br />
ständige Erinnerung daran, wie klein „Der Mönch in mir“<br />
noch immer ist.<br />
Dein Buch ist soeben wieder einmal neu aufgelegt<br />
und in viele Fremdsprachen übersetzt worden. Wie<br />
ist diese Faszination erklärbar?<br />
Schwierige Frage. Zunächst glaube ich, dass es den<br />
„Mönch“, die „Nonne“ in jedem von uns gibt – als eine<br />
tiefe Sehnsucht nach Staunen, Freude und Dankbarkeit<br />
in einer Gegenwelt der Orientierung und Vereinfachung.<br />
<strong>Die</strong>se Suche nach krisensicheren Haltegriffen bleibt in<br />
unserer unübersichtlich gewordenen Lebenswirklichkeit<br />
trotz der vielfach diagnostizierten „Verdunstung des Religiösen“<br />
weitgehend unberührt.<br />
Natürlich faszinieren auch die Abgeschiedenheit und<br />
Fremdartigkeit des Athos. Alles, was kaum erreichbar ist,<br />
findet bei uns besondere Aufmerksamkeit. Allein, dass<br />
dort mehr als 2.000 Männer für ihren Glauben leben, die<br />
alle keine schrägen Typen oder religiösen Spinner sind,<br />
macht neugierig.<br />
Noch etwas: Viele Menschen suchen heute nach Antworten,<br />
aber sie scheuen die großen sinnstiftenden Institutionen<br />
– in der Angst, überfordert zu werden. Das erklärt<br />
möglicherweise, wieso Pilger wie ich mit der ganzen Einfachheit<br />
ihrer Erfahrungen manchen Lesern näher sind<br />
62<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
XXXX<br />
als viele enorm gescheite, theologisch oder psychologisch<br />
profunde Autoren. Ich habe das in den vergangenen Jahren<br />
immer wieder aus den Reaktionen – Briefen, Anrufen,<br />
Mails – erfahren: Wie sehr Menschen im Lesen nach<br />
„Andockplattformen“ für ihre eigenen existentiellen Fragen<br />
suchen, ohne sich dabei einem „professionellen Urteil“<br />
auszuliefern.<br />
Und was war für Dich das schönste Zeichen der Zustimmung?<br />
Spontan fällt mir dazu ein Wiener Leser ein. Mehrfach<br />
hat er um die Signierung von Büchern gebeten und<br />
sie dann weiter geschenkt. Auf meine Nachfrage, warum<br />
er ein so großzügiger Käufer sei, hat er einen sehr<br />
spannenden Satz gesagt:<br />
„Ihr Buch weckt eine<br />
Sehnsucht in mir – aber<br />
es vereinnahmt mich<br />
nicht!“ Ich halte diesen<br />
Satz für einen tollen<br />
Befund über unsere<br />
Zeit: Viele Menschen<br />
tun sich heute mit Institutionen<br />
und Weltanschauungen schwer,<br />
haben sich aber ein suchendes Herz bewahrt.<br />
Heinz Nußbaumer, Der Mönch in mir, Styria Verlag 2017,<br />
144 Seiten, ISBN 978-3-222-13578-1, 18,00 Euro<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 63
GELESENEMPFOHLEN<br />
KULINARISCHER<br />
WEGBEGLEITER<br />
Wallfahrten sind in letzter Zeit wieder in Mode gekommen. Allerdings<br />
darf auf dem Weg zur inneren Einkehr die kulinarische Einkehr<br />
nicht auf der Strecke bleiben.<br />
Von Richard Mischak<br />
Das Buch mit dem vielversprechenden Titel „Wallfahrtsküche –<br />
kulinarische Entdeckungen am Weg nach Mariazell“ beschreibt<br />
drei von Wien ausgehende Pilgerwege und stellt insgesamt elf<br />
Gasthöfe entlang der Routen vor. Dabei erfährt der Leser, wo<br />
jeder Wirt das Kochen gelernt hat, welche seine Lieblingsspeise<br />
ist und wo sich die besten Inspirationen für neue Küchen-Kreationen<br />
finden lassen.<br />
Das Buch ist bereits das vierte der beiden Autoren, die sich mit<br />
Leib und Seele dem Thema „Küche und Kochen“ verschrieben<br />
haben. Liebevoll werden die Köche und Köchinnen der Gasthöfe<br />
porträtiert und besondere Speisen und kulinarische Spezialitäten<br />
als Rezepte in Wort und Bild festgehalten. <strong>Die</strong> Berichte<br />
über die Gasthofsbesuche sind sehr persönlich und humorvoll<br />
geschrieben. Der sich wiederholende Fragebogen ist kurz, doch<br />
INDIVIDUELLE PFLEGE UND<br />
BETREUUNG ZU HAUSE<br />
www.malteser.care<br />
erlaubt er ausreichend Einsicht in den „Charakter“<br />
der Gastgeber.<br />
Den Schluss bildet eine nette Zusammenstellung<br />
für die Leser aus der Bundesrepublik Deutschland:<br />
Da werden der Aprikose, der Konfitüre und dem<br />
Pfannkuchen die Marille, die Marmelade und die<br />
Palatschinke gegenübergestellt. Alles in allem ein<br />
sehr schön gestaltetes Buch, das einlädt, die Rezepte<br />
auszuprobieren und – natürlich! – auch die<br />
Pilgerreise nach Mariazell<br />
zu wagen. Wunderbare<br />
Landschaftsaufnahmen<br />
des Ötschers sowie von<br />
Wiesen und Waldlichtungen<br />
lockern die Optik des<br />
Buches auf. Nicht nur als<br />
Geschenk an andere zu<br />
empfehlen!<br />
Bernhard Wieser/Michael<br />
Rathmayer, Wallfahrtsküche –<br />
Kulinarische Entdeckungen am<br />
Weg nach Mariazell,<br />
Pichler Verlag 2018, 160 S.,<br />
ISBN: 978 3 222 14017 4,<br />
26 Euro<br />
64<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
TAGEBUCH<br />
EHRUNG, AUSZEICHNUNG UND PROMESSE<br />
(v.l.n.r.): S.E. Willem Baron Van de Voorde, Botschafter<br />
des Königreichs Belgien in der Bundesrep.<br />
Deutschland; Cornelius Fritzen; Dr. Christof Maria<br />
Fritzen; CMF; S.E. Dr. Peter Huber, Botschafter der<br />
Rep. Österreich in der Bundesrep. Deutschland;<br />
Dr. Gerhard Enver Schrömbgens, Botschafter a.D.,<br />
Berlin; S.E. Maciej Tadeusz Baron Heydel, Botschafter<br />
des SMRO in der Bundesrep. Deutschland; Frank<br />
Schira, Beauftragter in Berlin der Geschäftsführung<br />
der <strong>Malteser</strong> Deutschland GmbH.<br />
Überreichung des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich am Bande an Dr. Christof Maria<br />
Fritzen, verliehen vom Österreichischen Bundespräsidenten am 8. Mai 2018 und übergeben von S.E. Dr. Peter Huber,<br />
Botschafter der Republik Österreich in der Bundesrepublik Deutschland am 16. November 2018 in der Österreichischen<br />
Botschaft in Berlin.<br />
Am 15. Februar <strong>2019</strong> hat sich DDr. Johannes Brücke im Rahmen einer feierlichen Heiligen<br />
Messe in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien mit der Ablegung der Promesse näher an den Orden<br />
gebunden. Mit dem Gehorsamsversprechen gegenüber dem Ordensoberen ist er damit in den<br />
Zweiten Stand des Ordens, den die Mitglieder in Oboedienz bilden, aufgenommen worden.<br />
Für seine besonderen<br />
Leistungen<br />
für den Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Orden wurde der Kärntner Delegationsseelsorger<br />
Monsignore Emmanuel Longin mit dem Verdienstkreuz<br />
„pro piis meritis“ ausgezeichnet.<br />
<strong>Die</strong> Auszeichnung „pro piis meritis“ ist eine Ehrung, die<br />
jenen Geistlichen vorbehalten ist, die sich in besonderer<br />
Weise um Ehre und Ansehen des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens verdient gemacht haben. Der Orden besteht<br />
aus dem Kreuz unter einer goldenen Krone und<br />
wird an einem schwarz-roten Band getragen. <strong>Die</strong> Verleihung<br />
durch Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain fand<br />
Mitte Oktober 2018 im Rahmen des Festgottesdienstes<br />
zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Soldatenkirche<br />
zum Heiligen Kreuz in der Klagenfurter Khevenhüller-<br />
WIR GRATULIEREN HERZLICH!<br />
Kaserne statt. Unter den Festgästen waren u. a. Militärbischof<br />
Werner Freistetter, Landeshauptmann Peter Kaiser,<br />
Militärkommandant Brigadier Walter Gitschthaler,<br />
Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sowie etliche<br />
Ordensritter und -damen.<br />
Vorrang der christlichen Nächstenliebe<br />
„Verlässlichst hast Du jede der monatlichen Hausmessen<br />
der Delegation würdevoll gestaltet. Du hast die spirituelle<br />
Sorge für das Inklusionsreitercamp in Sankt Paul getragen.<br />
Dabei ist uns besonders Dein liebevoller Umgang<br />
mit den Kindern zum Vorbild geworden. <strong>Die</strong> jährliche<br />
Wallfahrt der Delegation hast Du zu einem erhebenden<br />
Erlebnis für alle Teilnehmer gemacht. Wir schätzen es<br />
so sehr, dass Du – in jeder Situation – klarmachst, dass<br />
es die christliche Nächstenliebe ist, die den Vorrang verdient“,<br />
so Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain in seiner<br />
Ansprache.<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 65
WIR TRAUERN UM<br />
=<br />
+ 29.01.<strong>2019</strong><br />
Alina Katharina Takatsch<br />
Betreute des MHDA in Salzburg<br />
MALTESER<br />
Friedhofsbegleitdienst<br />
<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung<br />
richtet sich (zunächst in Wien) an ältere<br />
Menschen, die sich auf dem Weg zum<br />
Friedhof unsicher fühlen und niemanden<br />
haben, der sie begleitet.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />
und kostenlos auf den Friedhof.<br />
Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />
auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />
Grab, sind beim Blumentausch und beim Kerzenanzünden<br />
behilflich. Danach bringen wir<br />
Sie wieder zurück nach Hause.<br />
Tel. +43 664 11 88 180<br />
info@friedhofsbegleitdienst.at<br />
Weitere Informationen:<br />
www.friedhofsbegleitdienst.at<br />
Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />
und spenden ihre Zeit, um anderen Menschen<br />
ein Stück Lebensalltag zu schenken. Mit<br />
Ihrer Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />
Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
Informationen über die MALTESER unter<br />
www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />
+ 27.01.<strong>2019</strong><br />
Elisabeth Herzer<br />
Langjährige Betreute des MBD<br />
+ 21.01.<strong>2019</strong><br />
Ernst Graf von Waldstein,<br />
Herr von Wartenberg<br />
Ehren- und Devotionsritter in<br />
Oboedienz<br />
+ 08.01.<strong>2019</strong><br />
Erzbischof Msgr.<br />
Dr. Georg Zur,<br />
em. Apostolischer Nuntius<br />
Konventualkaplan Großkreuz<br />
ad Honorem<br />
+ 24.12.2018<br />
Arthur Trolf<br />
Betreuter des MHDA in Tirol<br />
+ 15.12.2018<br />
Sr. Bernarda – Maria Bloms<br />
Langjährige Betreute des<br />
MAKD<br />
+ 13.12.2018<br />
Johann Ulrich<br />
Graf von Goëss<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
66<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>
ÜBERBLICK<br />
Termine <strong>2019</strong><br />
MAI <strong>2019</strong><br />
1-2 Generalkapitel Rom SMRO<br />
2-6 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA<br />
5 Kassiansprozession Brixen Delegation T/Vbg<br />
24 Lange Nacht der Kirchen SMRO<br />
JUNI <strong>2019</strong><br />
10 Wallfahrt zur Wallfahrtskirche<br />
St. Antonius und St. Leonhard<br />
SMRO/Delegation Ktn<br />
22 Aufnahme in Göss bei Leoben SMRO/MHDA<br />
JULI <strong>2019</strong><br />
21 Wallfahrt Altötting MHDA Sbg<br />
AUGUST <strong>2019</strong><br />
1-4 21. Wildwassercamp MHDA<br />
3-10 Int. <strong>Malteser</strong> Sommerlager SMRO/MHDA<br />
27-3.9 Pilgerreise „Land der Mönche“ Schottland<br />
SMRO/Delegation Ktn<br />
SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />
27-29 <strong>Malteser</strong> Bundesübung Oberösterreich MHDA<br />
29 3. Kinderhilfelauf Amstetten<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
OKTOBER <strong>2019</strong><br />
26-2.11 Reise nach Rhodos SMRO/MHDA<br />
NOVEMBER <strong>2019</strong><br />
30-1.12 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />
DEZEMBER <strong>2019</strong><br />
7-8 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />
14 Punsch und Kekserlmarkt Amstetten<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
14-15 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
GF Olivier Loudon<br />
Mag. Petra Hellmich, MA<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Marie Czernin<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 67
Kommt alle zu mir<br />
LOURDES <strong>2019</strong><br />
AUSTRIA<br />
AUSTRIA<br />
OURDES <strong>2019</strong><br />
Kommt alle zu mir<br />
2.- 6. Mai <strong>2019</strong><br />
Schenken Sie<br />
Lebensfreude mit<br />
Ihrer Spende für die<br />
LOURDES<br />
WALLFAHRT <strong>2019</strong><br />
Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch<br />
dieses Jahr eine Pilgerreise nach Lourdes. Das<br />
Miteinander von Pilgern, Betreuungsbedürftigen<br />
und <strong>Malteser</strong>n sowie die Gnaden des südfranzösischen<br />
Marienheiligtums machen diese<br />
Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis.<br />
lourdes.malteser.at<br />
Gemeinsam Lourdes erleben!<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>