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Die Malteser-Zeitung 1/2019

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 1/<strong>2019</strong><br />

MALTESER-Pilgerfahrt ins Heilige Land<br />

Welttag der Armen<br />

Integration durch Empowerment


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 <strong>Malteser</strong>-Pilgerfahrt ins Heilige Land<br />

06 Gedanken zum Wallfahren<br />

09 „Wallfahren ist das Jahresservice für die Seele“<br />

10 „Nächstes Jahr in Jerusalem!“<br />

VORBILDER<br />

12 Wirtschaft hilft<br />

14 Franz Harnoncourt-Unverzagt: Demütig dienen<br />

und beispielhaft vorangehen<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

15 Weltweiter Kampf gegen Lepra<br />

16 Grenzenlos helfen: <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> in Tschechien<br />

18 Nothilfe-Team bereit für den Einsatz<br />

20 Wiederaufbau und Versöhnung<br />

für die Menschen in der Ninewa-Ebene<br />

04 16<br />

23 Weltkindertag 2018<br />

24 Internationale Netzwerk der <strong>Malteser</strong>-Jugend<br />

25 Welttag der Armen<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

26 Wenn zu viel Lärm krank macht<br />

28 Exoskelett – Erstmals bahnbrechende Therapie<br />

LEBENSWERT<br />

30 „Der liebe Gott hat uns Feli nur geborgt“<br />

32 „Standing Ovation“ – Mit der eigenen Erfindung<br />

zurück ins Berufsleben<br />

34 Roboter „vertritt“ kranke Kinder im Klassenzimmer<br />

MALTESERORDEN<br />

36 Neue Botschafterin beim Heiligen Stuhl und<br />

beim SMRO<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

38 Berichte aus den Bundesländern:<br />

Vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

30<br />

36<br />

RUNDSCHAU<br />

52 Integration durch Empowerment<br />

53 Großzügige Hilfe des Landes Steiermark<br />

54 Der Druck der Männlichkeit<br />

55 Ein Fest für alle<br />

56 Eine Fluchtgeschichte mit Happy End<br />

57 Alter(n)sgerechteres Leben durch<br />

„Mobilitäts-Scouts“<br />

58 Mehr Zeit für freiwilliges Engagement<br />

59 Gewärmt durch die Liebe, die zurückkommt<br />

GELESENEMPFOHLEN<br />

60 Interessante Neuerscheinungen<br />

38 52<br />

TAGEBUCH<br />

65 Ehrung und Auszeichnung<br />

66 Nekrolog<br />

ÜBERBLICK<br />

67 Termine und Kontakte<br />

2<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“,<br />

heißt es bei Matthias Claudius. Fragen wir uns: Was können<br />

wir erzählen, wenn wir auf Wallfahrt gehen? Viele machen<br />

sich auf, um ihre innere Ruhe zu finden. Das ist einfacher gesagt,<br />

als getan, denn der Weg ist oft steinig und beschwerlich.<br />

Leicht ist man verleitet, bei der ersten Schwierigkeit wieder<br />

umzudrehen.<br />

So entziehen wir uns auch auf unserem Lebensweg immer<br />

wieder Schwierigkeiten, dem Unbekannten, oder hasten von<br />

einem Ziel zum nächsten, um letztlich nirgendwo so richtig<br />

anzukommen. Wir sind in unserer durchökonomisierten,<br />

rationalisierten Welt stark auf Ziele fixiert, die wir mit möglichst<br />

geringem Aufwand möglichst rasch erreichen wollen.<br />

Dabei verlieren wir den Weg, unser Leben, aus den Augen.<br />

Wie viel entgeht uns an wahrhaftem Erleben, an echten<br />

Begegnungen mit Menschen, wenn wir uns immer nur auf<br />

das Ankommen konzentrieren?<br />

Versuchen wir, den Fokus auf das „Dazwischen“, den Weg,<br />

zu legen. Bei einer Wallfahrt wie im ganzen Leben kommen<br />

immer wieder Phasen der Anstrengung. Immer wieder gibt<br />

es einen Punkt, an dem wir meinen, an unserer Grenze an-<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (<strong>Malteser</strong>orden),<br />

Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,<br />

Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: presse@malteser.at.<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner Mitarbeiter bzw. Autoren<br />

dieser Ausgabe: Eugenio Ajroldi di Robbiate, Claudia Auzinger,<br />

Sara Brandauer, Katharina Brandner, Susanna Cho, Ursula Czernin,<br />

Edith Holzer, Franziska Honsowitz, Jörg Jakobljevich, Martina Kaps,<br />

Naomi Kienreich, Markus Kirchschlager, Kristina Krumpholz, Lukas<br />

Krupitza, Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn, Anton Kühnelt-Leddihn,<br />

Stefanie Lanzdorf, Maria Lettner, Helmut Lutz, Georg Male, Melanie<br />

Manner, Richard Mischak, Hansjörg Nagelschmidt, Stefan Pleisnitzer,<br />

Martin Prohaska-Marchried, Georg Reichlin-Meldegg, Konstantin<br />

Spiegelfeld, Richard Steeb, Miriam Weigel, Manuel Weinberger,<br />

Susanne Wick, Thierry Zen Ruffinen, Elke Ziegler<br />

Fotos: Farid Bouhatta, Katharina Brandner, Brotherhood of Blessed<br />

Gerard, Ciomal, Hinterramskogler/dm, Emily Kinskey/<strong>Malteser</strong><br />

gelangt zu sein. Wir fühlen uns allein gelassen, sind verunsichert,<br />

verzweifelt. Doch dann treffen wir andere Reisende,<br />

die uns im Augenblick der Not wieder Kraft und Halt geben.<br />

Das lässt uns mit neuem Mut weitergehen.<br />

Das bevorstehende Osterfest ist ein wunderbares Beispiel<br />

dafür: Nach dem Tod, einem Ende, folgt die Auferstehung,<br />

ein Neubeginn. Am Ostermontag begegneten die Jünger<br />

Jesus auf dem Weg nach Emmaus. Zuerst erkannten sie<br />

ihn nicht, obwohl er mit ihnen ging und ihnen die gesamte<br />

Schrift darlegte. Erst nachdem er mit ihnen bei Tische saß,<br />

den Lobpreis sprach und das Brot brach, gingen ihnen die<br />

Augen auf. Sie erkannten Christus und verkündeten die<br />

Auferstehung des Herrn.<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

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International, Estera Kluczenko/No Isolation,<br />

<strong>Malteser</strong> Austria, <strong>Malteser</strong> International, Philip<br />

Mayer/sitworxx, Philipp Mayr/oeziv.org, Mission UN Vienna,<br />

Markus Morianz, myhighlands.de, Heinz Nußbaumer, Order of<br />

Malta, PKPA, Franz Josef Rupprecht/kathbild.at, Katharina Schiffl/<br />

Life Ball, shutterstock, Steiermark Museen MUSIS, Fabian Steppan,<br />

tech2people, The Orient Face, Verein Life +<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />

beiderlei Geschlecht. Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse 10–12, 1050<br />

Wien. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung<br />

über nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und<br />

seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung<br />

der Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: März <strong>2019</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 3


IMFOKUS<br />

MARANATHA<br />

„UNSER HERR, KOMM!“<br />

Unter diesem Motto reisten Ende November 2018 knapp 90 Pilger, darunter 13 im Rollstuhl, mit den MALTESERN ins<br />

Heilige Land.<br />

Von Manuel Weinberger<br />

Israel, dieses einzigartige Land, die heiligsten Stätten<br />

der Christenheit im Laufe unseres Lebens zu besuchen<br />

– wenn auch nur einmal – war schon immer ein Ziel der<br />

Christen. Speziell für uns <strong>Malteser</strong> ist es aber mehr – es<br />

ist auch eine Reise zu unseren Wurzeln, eine Reise auf<br />

den Spuren unseres Ordens. Vor nahezu 1000 Jahren<br />

wurde in Jerusalem der Ursprung unseres Ordens gelegt.<br />

In dieser außergewöhnlichen Stadt, in der gleich drei<br />

Weltreligionen neben- und miteinander bestehen, wurde<br />

mit dem damals größten Spital der Welt ein sichtbares<br />

Zeichen der christlichen Nächstenliebe geschaffen. Sie ist<br />

bis heute die Grundlage all unseres Tuns.<br />

Dem Herren Kranken dienen<br />

So kann auch das Motto der Wallfahrt – „Maranatha“ –<br />

als Zeichen dieser Nächstenliebe verstanden werden. Es<br />

heißt in der ersten Ordensregel, dass wir „dem Herrn<br />

Kranken“ dienen sollen. Das ist ein Ziel, das bis heute<br />

jeder <strong>Malteser</strong> verfolgt. Gemeint ist damit, dass wir den<br />

Bedürftigen, gleich woher sie kommen, mit all unserer<br />

Hingabe, all unserer Liebe, wie unserem Herrn dienen<br />

sollen und wir – noch viel wichtiger – in jedem Menschen<br />

ein Abbild Gottes, unseres Herrn, erkennen sollen.<br />

Es war also selbstverständlich, dass auch auf dieser<br />

Wallfahrt, wie auf jeder Fahrt mit den <strong>Malteser</strong>n, vielen<br />

betreuungsbedürftigen Personen die Reise ermöglicht<br />

wurde. Und gerade diese Reise war ein schönes Zeichen<br />

dafür, welche Barrieren überwunden, welche Mauern<br />

eingerissen werden können, wenn alle gemeinsam mithelfen,<br />

das Unmögliche möglich zu machen. Denn die<br />

bei uns vielgepriesene Barrierefreiheit und Fußläufig-<br />

4<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


IMFOKUS<br />

keit endet in Israel zwar noch nicht am Flughafen, aber<br />

jedenfalls bei den Pilgerstätten danach. Sei es die Altstadt<br />

von Jerusalem, die Geburtsgrotte in Bethlehem,<br />

die Wüste beim St. Georgs-Kloster, die Taufstelle Jesu<br />

am Jordan oder die Festung in Akkon – überall galt es,<br />

zahlreiche Stufen, Engpässe oder sonstige Unwägbarkeiten<br />

zu überwinden.<br />

Eintauchen in eine andere Welt<br />

Eine Fahrt ins Heilige Land ist eine Pilgerreise zu den<br />

Heiligen Orten unseres Glaubens, von denen jeder seine<br />

eigenen Vorstellungen hat: Nazareth, Bethlehem, der Ölberg.<br />

Seit unserer frühesten Kindheit verbinden wir mit<br />

diesen Orten Geschichten, Bilder, Empfindungen. <strong>Die</strong>se<br />

spürbar und erfahrbar zu machen, war eines der Ziele unserer<br />

Fahrt.<br />

Eine Reise ins Heilige Land ist aber auch ein Eintauchen<br />

in eine andere Welt, eine andere Kultur. Mit dem Rollstuhl<br />

durch den Basar von Jerusalem oder Akkon ist<br />

ein besonderes Erlebnis, das man so in Europa gar nicht<br />

haben könnte. <strong>Die</strong> gemeinsamen Gebete und Messfeiern,<br />

die tiefen, bedeutsamen Momente der Ruhe, des Eintauchens<br />

in den Glauben, des Miteinander und Füreinander,<br />

die vielen Köstlichkeiten der lokalen Küche, die zahlreichen<br />

Sehenswürdigkeiten – es ist diese unvergleichliche<br />

Mischung aus spirituellen und weltlichen gemeinschaftlichen<br />

Momenten, die unsere Wallfahrt nach Israel immer<br />

wieder aufs Neue unbeschreiblich und einzigartig gemacht<br />

haben.<br />

Dankbar für das Besondere<br />

Wir durften in einer ganz besonderen Gemeinschaft bewegende<br />

und gnadenreiche Tage im Heiligen Land verbringen,<br />

die Atmosphäre der Orte auf uns wirken lassen,<br />

unsere Sorgen und Anliegen mit Freunden teilen und<br />

ihnen anvertrauen. Und wir dürfen dankbar sein für all<br />

die Erfahrungen, Eindrücke und Begegnungen, die uns<br />

– längst zurück in unserem Alltag – weiterhin begleiten<br />

und erfüllen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 5


IMFOKUS<br />

GEDANKEN ZUM WALLFAHREN<br />

von Betreuern und Betreuten. Wir haben einige von ihnen gefragt, warum sie wallfahren. Ihre Antworten berühren und<br />

laden zum Nachdenken ein.<br />

„Wallfahren bedeutet für mich, mir bewusst<br />

ein paar Tage Zeit zu nehmen, um mich<br />

außerhalb des gewohnten Alltags gemeinsam<br />

mit Anderen auf Gott zu konzentrieren.“<br />

„Für mich ist das Besondere an einer<br />

<strong>Malteser</strong>-Wallfahrt, dass sie nicht von unbekannten<br />

Personen oder einem Reisebüro<br />

organisiert wird, sondern von <strong>Malteser</strong>n,<br />

die selbst ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei<br />

dieser Wallfahrt mitfahren.“<br />

„An <strong>Malteser</strong>-Wallfahrten nehme ich gerne<br />

teil, weil das schöne Gelegenheiten für mich<br />

sind, den Glauben zu vertiefen und gleichzeitig<br />

als Betreuer mitzuhelfen, dass auch<br />

Menschen mit Krankheit oder Behinderung<br />

an dieser Wallfahrt teilnehmen können.“<br />

„Neben der perfekten Organisation der Reise<br />

beeindruckt immer wieder, mit welchem<br />

Engagement sich die <strong>Malteser</strong> um jeden<br />

einzelnen kümmern und durch persönliche<br />

Gespräche das Schicksal der Betroffenen<br />

erleichtern.“<br />

6<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong><br />

„Bei jeder Wallfahrt, an der ich bisher teilnehmen<br />

durfte, konnte ich erleben, wie die<br />

von uns betreuten Mitreisenden sich langsam<br />

öffnen und aufblühen. Etwas Schöneres<br />

gibt es gar nicht!“


IMFOKUS<br />

„Verzeiht mir, wenn ich sage, dass mir eine<br />

Wallfahrt an einen speziellen Ort nicht<br />

so viel bedeutet – die äußeren Umstände<br />

bedeuten mir wenig. <strong>Die</strong> Menschen und die<br />

Gemeinschaft bedeuten mir dagegen sehr<br />

viel!“<br />

„Bei den <strong>Malteser</strong>n kann man auch mit einem<br />

großen Hilfebedarf an einer Wallfahrt<br />

teilnehmen. <strong>Die</strong> Gesellschaft der <strong>Malteser</strong><br />

strahlt sehr viel Menschlichkeit, Liebe und<br />

Freude aus.“<br />

„<strong>Die</strong> spirituelle Begleitung lässt alle zu<br />

einer Gemeinschaft zusammenwachsen.<br />

Gerade für Behinderte, die nicht mehr in<br />

ein geregeltes Pfarrleben eingebunden sind,<br />

bedeuten die regelmäßigen Messen, Gebete<br />

und Lieder ein Wiedererleben religiöser<br />

Erfahrungen.“<br />

„Im Leben gibt es etwas, das über mich<br />

hinausgeht, das größer ist als ich selbst<br />

und mein eigener Horizont. <strong>Die</strong> Suche nach<br />

Gott an Orten, die besondere Bedeutung für<br />

den Glauben haben. So kommen Reise und<br />

Wallfahrt zusammen.“<br />

„Wallfahrten sind für mich die schönsten<br />

<strong>Malteser</strong>-<strong>Die</strong>nste, vor allem weil hier so<br />

deutlich wird, dass wir <strong>Malteser</strong> uns von<br />

unseren Betreuten nicht unterscheiden.<br />

Wir alle nehmen unser „Päckchen“ mit auf<br />

eine Wallfahrt, kommen mit Anliegen und<br />

Sorgen hin und erfahren viel Freude.“<br />

„Wallfahren bedeutet für mich Dank<br />

sagen und bitten.“<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 7


IMFOKUS<br />

MORITZ RÖTTINGER, EIN MALTESER, ZUR FRAGE: WALLFAHREN – WARUM?<br />

„Wir sind ständig unterwegs, auf dem Weg, unserem Lebensweg.<br />

Pilgern – Wallfahren – ist Unterwegs-Sein,<br />

sich einlassen auf den Weg, auf die Reise“, antwortet<br />

Moritz Röttinger auf diese schlichte Frage. „Wie das<br />

Leben ein göttliches Ziel und einen Endpunkt hat, so hat<br />

auch eine Wallfahrt ein Ziel. Und wenn wir auf unserem<br />

Lebensweg oder zumindest in der täglichen Routine<br />

unser letztliches Ziel – Gott – bisweilen vernachlässigen, so<br />

ist eine Wallfahrt das geeignete Mittel, sich auf dieses Ziel zu<br />

konzentrieren, die Begegnung mit Gott intensiver als sonst<br />

zu suchen, das Unwichtige und oft Überschätzte beiseite zu<br />

lassen, sich von allem störenden Ballast zu trennen und den<br />

Weg mit Gott bewusst zu gehen.“<br />

Für Moritz Röttinger ist Pilgern aber nicht nur Innehalten:<br />

„Pilgern ist auch nach vorne schauen und den richtigen<br />

Weg suchen. Pilgern ist in erster Linie die Begegnung<br />

mit dem Herrn, das Sich-Einlassen auf ihn ohne<br />

die Ablenkungen unseres Alltags, das Hören auf den<br />

Herrn. Wallfahren ist Besinnung und Gebet, Wallfahren<br />

ist auch das Teilen von Sorgen und Freuden, das Zuhören<br />

und Stützen der Mitpilger, die Freude an der Gemeinschaft.<br />

Wo zwei oder drei Pilger in Gottes Namen beisammen<br />

sind, ist es weniger wichtig, das Ziel der Wallfahrt<br />

zu erreichen, als den Weg gut zu pilgern. Das ist auch der<br />

Unterschied zur Wanderung oder zur Fernreise.“<br />

Und einen wichtigen praktischen Punkt spricht Moritz<br />

Röttinger zum Abschluss an: „Wallfahren braucht Zeit und<br />

Geduld – Zeit zum Eintauchen und Vorbereiten, Zeit zum<br />

Besinnen und (Eucharistie) Feiern, Zeit zum Danken und<br />

Zeit zur Rückkehr in den Alltag. Wir sind keine Mönche oder<br />

Nonnen, die ihr Leben ganz und ausschließlich Gott zur Verfügung<br />

gestellt haben, deren ganzes Leben Pilgern ist. Umso<br />

mehr hilft uns eine Wallfahrt, Kraft und Freude zu schöpfen,<br />

Vertrauen und Liebe zu tanken, Gott zu loben und uns wieder<br />

auf den Herrn auszurichten. Und manchmal gibt es auch<br />

besondere Höhepunkte und Fügungen für das ganze Leben<br />

– es ist schon vorgekommen, dass man auf einer Pilgerfahrt<br />

seinen Ehepartner findet.“<br />

„Land der Mönche“<br />

eine Pilgerreise nach Schottland<br />

www.myhighlands.de<br />

Von 27. August bis 3. September <strong>2019</strong><br />

veranstaltet die Delegation Kärnten des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens diese von<br />

Monsignore Emmanuel Longin geistlich begleitete Reise. Es sind noch Restplätze frei.<br />

Auskunft: Simone Pargfrieder/Moser Reisen • Tel. 0732 / 2240 - 16 • E-Mail: pargfrieder@moser.at<br />

8<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


IMFOKUS<br />

„WALLFAHREN IST<br />

DAS JAHRESSERVICE FÜR DIE SEELE“<br />

Auf einer Wallfahrt haben wir die Chance, Abstand zum Alltag zu gewinnen und zu einem Gebet zu finden. Beten ist<br />

dabei nicht das Aufsagen von Texten, sondern das Gespräch mit Gott und seinen Heiligen.<br />

Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Eine Wallfahrt ist eine Gelegenheit, einen besseren Überblick<br />

über das eigene Leben zu gewinnen, das Leben zu<br />

ändern – es muss ja nicht gleich radikal sein, oft genügt<br />

eine Kurskorrektur. Wenn wir unsere gewohnte Umgebung<br />

verlassen und uns auf den Weg machen, dann kann<br />

eine Wallfahrt einen Neuanfang mit wenig Altlasten bringen.<br />

Wir dürfen allerdings nicht auf Pilgerreise gehen,<br />

um ein Wunder, ein Zeichen zu sehen, damit wir glauben<br />

können. Es gibt auch unter den Kranken einige, die fest<br />

mit einem großen Wunder an sich selbst rechnen, die mit<br />

Gott um dieses Wunder streiten und dann auf ihn schlecht<br />

zu sprechen sind, wenn es nicht eintritt. Vielmehr sind<br />

es die kleinen Wunder: <strong>Die</strong> Begegnung mit besonderen<br />

Menschen, die Erleichterung, die sich breit macht nach<br />

dem Abladen der Sorgen am Wallfahrtsort, die Erkenntnis,<br />

dass die eigenen Probleme im Angesicht der größeren<br />

Probleme des Nächsten an Bedeutung verlieren, weil wir<br />

Gottes Heilsplan einfach nicht durchschauen können.<br />

Sich selbst annehmen<br />

Der Herr selbst hat uns das Gebot „Liebe Deinen Nächsten,<br />

er ist wie Du“ gegeben. Pinchas Lapide schreibt: „Wie soll<br />

man aber den Nächsten lieben, wenn man sich selbst<br />

nicht liebt, wenn man mit sich selbst unzufrieden ist?<br />

Sich selbst annehmen heißt „ja“ zu sich sagen, obwohl<br />

man so ist, wie man ist und eigentlich gar nicht sein<br />

möchte. Sein Versagen eingestehen und dennoch weder<br />

in Schuldgefühlen noch in Selbstmitleid ertrinken; seine<br />

Körpergestalt und seine Anlagen ertragen und von dem<br />

heldenhaften Wunschbild Abschied nehmen, das man<br />

von sich selbst entworfen hat; die Richtung und die<br />

Grenzen der eigenen Begabung erkennen und nichts Unmögliches<br />

von sich verlangen, denn Selbstüberforderung<br />

kann rasch in Selbstverachtung münden, die letztendlich<br />

alles Lieben verlernen lässt.“<br />

Aufbrechen, um weiterzukommen<br />

Wallfahrt ist eine Zeit, um sich über sein Leben klar zu<br />

werden, eine Zeit zur Aussprache mit Freunden, aber natürlich<br />

in erster Linie mit Gott – sei es im Gebetsgespräch<br />

oder mit seinem Mittelsmann, dem Priester. Wallfahrt ist<br />

ein Danke und ein Bitte, sie bringt Zufriedenheit. Wallfahren<br />

ist ein Jahresservice für die Seele. All das und noch<br />

viel mehr steckt in der Wallfahrt. Aber am Beginn muss<br />

die Bereitschaft zum Aufbruch stehen, nur dann kann<br />

man auch weiterkommen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 9


IMFOKUS<br />

„NÄCHSTES JAHR<br />

IN JERUSALEM!“<br />

In Jerusalem erlebt man die Gläubigen der drei monotheistischen<br />

Religionen, die dieselbe Stadt aufsuchen und dort zu unterschiedlichen<br />

Orten gehen, um durch Gott ihr Leben erneuern zu lassen.<br />

Von Konstantin Spiegelfeld<br />

„Nächstes Jahr in Jerusalem!“ ist der traditionelle<br />

Wunsch am Schluss des jüdischen Sederabends und des<br />

Versöhnungstags Jom Kippur. In allen Kulturen der Welt<br />

gibt es Stätten, Orte des Heils, die Menschen aller Zeiten<br />

aufsuchten und hofften, damit ihren Lebensweg günstig<br />

zu beeinflussen. Im ersten Bund des Volkes Israel war es<br />

Pflicht, dreimal im Jahr zu Fuß nach Jerusalem zu gehen.<br />

Auch die Heilige Familie hielt sich an diesen Brauch. Er erinnerte<br />

das Volk Israel an sein unstetes Nomadenleben in<br />

der Folge Abrahams und an das Umherirren in der Wüste,<br />

wo Gott Mose unterwies. Im Islam gibt es den Haddsch<br />

als eine der vorgeschriebenen Wallfahrten zur Kaaba in<br />

Mekka. Hindus suchen bekannterweise Städte entlang<br />

des Ganges auf, etwa Varanasi. Buddhisten pilgern zu den<br />

Heiligen Stätten des Lebens von Buddha.<br />

Eine besondere Form des „Peregrinus“-Gedankens<br />

Wie aber hat sich die katholische Wallfahrt entwickelt?<br />

<strong>Die</strong> ersten Apostel, besonders der Heilige Paulus, haben<br />

große Distanzen überwunden, Gefahren auf sich genommen,<br />

um die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu verbreiten,<br />

zu verkünden und zu bezeugen. Seit dem ersten<br />

Jahrhundert waren die Gräber der Apostel, vor allem<br />

in Rom, Ziel von Wallfahrten. Später haben iroschottische<br />

Asketen vom sechsten bis zum achten und im elften<br />

Jahrhundert auf ihren lebenslangen Wegen durch<br />

West- und Zentraleuropa eine ganz besondere Form des<br />

„Peregrinus“-Gedankens verwirklicht, nämlich die einsame<br />

Pilgerschaft des Fremdseins auf Erden um Christi<br />

Willen.<br />

Ein bedeutender Einschnitt entstand in der ersten Hälfte<br />

des elften Jahrhunderts. <strong>Die</strong> hochmittelalterliche Hauptverkehrsachse<br />

Nordspaniens, die von den Pyrenäen zum<br />

Jakobusgrab in Santiago de Compostela in Galicien führt,<br />

wird als Jakobsweg bezeichnet. 1211 wurde die große<br />

Kathedrale geweiht. Im Mittelalter pilgerten unzählige<br />

Menschen auf den vielen Wegen quer durch Europa nach<br />

Spanien. <strong>Die</strong> Jakobsmuschel wurde zum wichtigsten Erkennungszeichen<br />

dieser Pilger. <strong>Die</strong>se Bewegung hatte für<br />

die kirchliche, geistige und kulturelle Entwicklung des<br />

Kontinents eine enorme nachhaltige Bedeutung. Ab 1970<br />

wurden die Pilgerrouten wiederbelebt.<br />

Betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen<br />

Nachdem in der Zeit der Reformation alle Prozessionen,<br />

Reliquienkulte und Ablasstage in Europa in Frage<br />

gestellt und zum Teil verboten wurden, stellte die katholische<br />

Kirche in der katholischen Gegenreformation<br />

ein gezielt betreutes Wallfahrts- und Prozessionswesen<br />

in den <strong>Die</strong>nst der Volkskatechese und des öffentlichen<br />

Bekentnisses des katholischen Glaubens. Nach teilweisen<br />

Verboten von Wallfahrten, etwa durch Kaiser Joseph II.,<br />

ist seit dem 19. Jahrhundert wieder ein steter Anstieg<br />

der Pilgerreisen und Wallfahrten zu beobachten. Zahlreiche<br />

Marienwallfahrtsorte, wie zum Beispiel Mariazell,<br />

10<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

Guadalupe, Fatima, Lourdes, Kevelaer, Tschenstochau<br />

oder Medjugorje, üben teilweise durch vorangegangene<br />

Marien-Erscheinungen oder Gnadenbilder und Gnadenstatuen<br />

eine enorme Anziehungskraft aus.<br />

Was steht heute im Mittelpunkt? Wir alle sind suchende<br />

Menschen, die für ihr Leben und das Leben der Mitmenschen<br />

Heil für Seele und Leib suchen. Das Verständnis<br />

unseres Menschseins ist geprägt von einem Ursprung<br />

– jeder und jede ist von Gott geliebt und gewollt – und<br />

einer Ausrichtung auf die letzte Erfüllung, das Ziel, bei<br />

Gott zu Hause zu sein. Auf dieser Welt sind wir auf „Wanderschaft“,<br />

auf der uns Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die<br />

Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6). Himmlische Freunde,<br />

die Mutter Gottes Maria, Heilige, Engel, Frauen und<br />

Männer begleiten uns.<br />

Sich in innerer Freiheit zum Guten entscheiden<br />

Als <strong>Malteser</strong> entdecken wir immer wieder, wie beglückend<br />

es sein kann, mit Betreuten unterwegs zu sein, wenn wir<br />

einander Ermutigung, Ermöglichung und Stütze auf dem<br />

Weg sind und füreinander sorgen. Gott kann uns durch<br />

die Vergebung, durch das vertrauensvolle Gebet, das stille<br />

Verweilen, das Hören auf ihn, die Feier der Eucharistie,<br />

die Gemeinschaft der Kirche und vieles mehr befähigen,<br />

uns in voller innerer Freiheit zum Guten zu entscheiden<br />

und auf diese Weise zum Segen für andere Menschen zu<br />

werden. Dadurch sind wir selbst glückliche Menschen!<br />

PSALM 122:<br />

EIN LIED ZUR WALLFAHRT<br />

NACH JERUSALEM<br />

Ich freute mich, als man mir sagte:<br />

„Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern.“<br />

Schon stehen wir in deinen Toren, Jerusalem:<br />

Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut<br />

und fest gefügt.<br />

Dorthin ziehen die Stämme hinauf,<br />

die Stämme des Herrn,<br />

wie es Israel geboten ist,<br />

den Namen des Herrn zu preisen.<br />

Denn dort stehen Throne bereit für<br />

das Gericht, die Throne des Hauses David.<br />

Erbittet für Jerusalem Frieden!<br />

Wer dich liebt, sei in dir geborgen.<br />

Friede wohne in deinen Mauern,<br />

in deinen Häusern Geborgenheit.<br />

Wegen meiner Brüder und Freunde<br />

will ich sagen: In dir sei Friede.<br />

Wegen des Hauses des Herrn,<br />

unseres Gottes, will ich dir Glück erflehen.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 11


VORBILDER<br />

SOZIALES ENGAGEMENT<br />

MIT DOPPELTEM MEHR-<br />

WERT<br />

<strong>Die</strong> eigenen Mitarbeiter aktiv in nachhaltige Aktivitäten außerhalb des<br />

Unternehmens einzubinden, birgt enormes Potenzial für unsere Gesellschaft<br />

und erhöht die Motivation der Mitarbeiter.<br />

Von Anton Kühnelt-Leddihn<br />

STEIERMARK<br />

GRAZER FAMILIEN-<br />

UNTERNEHMEN<br />

RÄDER NAIS<br />

SPENDIERT NEUE<br />

WINTERREIFEN<br />

Lokal ist es uns bei Philips Austria wichtig, dass wir – über die finanzielle<br />

Unterstützung hinaus – auch selbst aktiv werden. So war es möglich,<br />

dem Hilde Umdasch Haus ein modernes Patienten-Monitoring<br />

zur Verfügung zu stellen. Dazu haben sich unsere Service-Mitarbeiter<br />

neben ihren beruflichen Aufgaben ehrenamtlich um die<br />

Installation gekümmert.<br />

Beeindruckt, begeistert, berührt<br />

Ein besonderes Highlight für zehn Mitarbeiter war die Teilnahme<br />

am Internationalen <strong>Malteser</strong> Sommercamp 2017 in Salzburg. Als<br />

freiwillige Helfer haben sie hier die außergewöhnliche Arbeit der<br />

<strong>Malteser</strong> und die völlig neuen Begegnungen erlebt. <strong>Die</strong> Rückmeldungen<br />

waren unglaublich – begeistert, berührt, vor allem aber nachhaltig<br />

beeindruckt. Ein Unternehmen, das sozial verantwortlich sein<br />

möchte, sollte deshalb immer versuchen, die eigenen Mitarbeiter zu<br />

involvieren. Das Potenzial ist groß, die Freude und Begeisterung sind<br />

oft noch viel größer.<br />

Sicherheit auf der Straße ist das Um und<br />

Auf für Rettungsfahrzeuge, und ohne gute<br />

Reifen ginge das nicht. In einer großzügigen<br />

Sponsoring-Aktion wurden dem Rettungsauto<br />

der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark brandneue<br />

Winterreifen erster Klasse spendiert<br />

und gleich aufgezogen. Dadurch war für die<br />

rein ehrenamtliche Sanitäts- und Behindertenarbeit<br />

der <strong>Malteser</strong> in der Steiermark in<br />

diesem Winter eine sichere Fahrt gewährleistet.<br />

12<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

dm UNTERSTÜTZT<br />

DIE MALTESER KINDERHILFE<br />

Viele Unternehmen engagieren sich in der Gesellschaft und erreichen damit Gutes. <strong>Die</strong>ses Engagement ist unverzichtbar, aber<br />

oft zeitlich begrenzt und an Kampagnen gebunden. Nicht so bei dm.<br />

Von Sara Brandauer<br />

Wie schafft es ein Unternehmen, vorbildliches Wirken<br />

dauerhaft in der Gesellschaft zu verankern? Wie schafft<br />

es ein Unternehmen, dass sich Mitarbeiter oder Kunden<br />

auch privat für eine Initiative einsetzen? „Mit Projekten,<br />

die das persönliche Engagement der Menschen – insbesondere<br />

der Mitarbeiter und Kunden – anregen und unterstützen“,<br />

ist dm-Geschäftsführer Harald Bauer überzeugt.<br />

„dm {miteinander}“ und der „mehr vom leben tag“<br />

Miteinander mehr erreichen – das ist das Ziel aller Initiativen<br />

unter dem {miteinander} Dach von dm drogerie<br />

markt. Unterstützt werden vor allem Projekte im Umfeld<br />

von dm Filialen. „Wir wählen Themen und Anliegen, die<br />

unseren Kunden und Mitarbeitern besonders nahestehen.<br />

So schaffen wir persönliches Interesse und haben<br />

gemeinsam bereits viel erreicht“, so Harald Bauer zur<br />

Auswahl von {miteinander} Initiativen.<br />

Ergänzend erhalten dm Mitarbeiter einmal im Jahr einen<br />

zusätzlichen bezahlten Urlaubstag: Den „mehr vom leben<br />

tag“, an dem sie sich für ein soziales oder ökologisches<br />

Projekt einsetzen können. <strong>Die</strong>ser Tag wird oft im<br />

Rahmen von {miteinander} Projekten genutzt. Eines<br />

davon ist beispielsweise der Kinderhilfelauf zugunsten<br />

des Hilde Umdasch Hauses der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe in<br />

Amstetten.<br />

Unterstützung für das Hilde Umdasch Haus<br />

<strong>Die</strong> Kooperation mit dem Hilde Umdasch Haus besteht<br />

seit Beginn der {miteinander} Initiative, die 2016 anlässlich<br />

des 40-jährigen Firmenjubiläums von dm ins<br />

Leben gerufen wurde. Im vergangenen Jahr unterstützte<br />

dm das Hilde Umdasch Haus als finanzieller Partner<br />

für den Lauf der „Knirpse U8“ und durch den tatkräftigen<br />

Einsatz zahlreicher Mitarbeiter vor Ort. <strong>Die</strong> Filialmitarbeiterinnen<br />

der dm Filialen in Amstetten versorgten<br />

die Kinder und Sportler entlang der Strecke mit Getränken,<br />

frischem Obst und selbstgebackenem Kuchen.<br />

Sie nutzten für die Unterstützung des Kinderhilfelaufes<br />

ihren „mehr vom leben tag“ und engagieren sich seither<br />

immer wieder auch privat für das Projekt – eine gelungene<br />

Verbindung aus unternehmerischer Verantwortung,<br />

die in privates Engagement mündet.<br />

<strong>Die</strong> MALTESER sagen danke!<br />

Dass sich Unternehmen wie dm für die Kinderhilfe engagieren,<br />

ist nicht selbstverständlich. An dieser Stelle<br />

daher nochmal ein großes Dankeschön der <strong>Malteser</strong> für<br />

die wunderbare Unterstützung! Wir denken, dass dieser<br />

außerberufliche, freiwillige Einsatz der dm Mitarbeiter<br />

auch einen wertvollen Beitrag im Unternehmen leisten<br />

kann, indem die Motivation der Mitarbeiter und das<br />

Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen gestärkt wird.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 13


VORBILDER<br />

DEMÜTIG DIENEN<br />

UND BEISPIELHAFT<br />

VORANGEHEN<br />

Franz Harnoncourt-Unverzagt<br />

Porträt eines Vorbilds: Kaum ein anderes Mitglied unseres Großpriorats war in den vergangenen Jahrzehnten in so vielen verantwortungsvollen<br />

Funktionen für den <strong>Malteser</strong>orden tätig wie Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt.<br />

Der ausgebildete Jurist und erfolgreiche Wirtschaftsmanager<br />

ist seit 1983 Mitglied des Ordens und hat<br />

seither zahlreiche leitende Positionen innerhalb der<br />

Gemeinschaft bekleidet. Unter anderem diente er<br />

als Rezeptor des Großpriorats von Österreich, war<br />

Präsident des Communication Boards und des Rechnungshofs<br />

in Rom und ist bis heute Mitglied im Regierungsrat<br />

beim Großmagisterium in Rom. Zahlreiche<br />

Auszeichnungen begleiten seinen Weg. Zuletzt wurde<br />

dem Oboedienz-Ritter 2015 das Großkreuz „Pro<br />

Merito Melitensi“ verliehen, 2017 wurde er in den<br />

Rang eines Bailli erhoben.<br />

„Franz Harnoncourt-Unverzagt ist einer jener weltoffenen<br />

und direkten Menschen, denen es sofort gelingt, mit Anderen<br />

in Kontakt zu treten. Wegen seines wachen Geistes, seines<br />

wirklichen Interesses am Gegenüber und seiner einnehmenden<br />

und aufrichtigen Art wird er allseits sehr geschätzt. Besonders<br />

zeichnet ihn aus, dass er immer für die Menschen und für ein<br />

gedeihliches Miteinander eintritt. Sein tiefer Glaube und<br />

seine Familie bieten ihm bei seinem vielfachen Engagement<br />

in Wirtschaft, Kultur, in der Öffentlichkeit und beim <strong>Malteser</strong>orden<br />

Zuversicht und Rückhalt. Den <strong>Malteser</strong>orden hat er<br />

über Jahrzehnte in hohen Leitungsfunktionen in Österreich<br />

und in Rom mitgeprägt, und dankbar dürfen wir auf seinen<br />

Rat und seine Erfahrung auch heute noch bauen.“<br />

Norbert Salburg-Falkenstein, Prokurator<br />

Begeistert für den <strong>Die</strong>nst am Nächsten<br />

Dass sich Franz Harnoncourt sein ganzes Leben intensiv<br />

in den <strong>Malteser</strong>orden einbringen würde, war ihm praktisch<br />

in die Wiege gelegt – waren doch schon sein Ur-Ur-<br />

Großvater und sein Großvater im <strong>Die</strong>nst der <strong>Malteser</strong><br />

tätig. Auch sein Vater war für die Bedürftigen im Einsatz,<br />

wenngleich nicht bei den <strong>Malteser</strong>n, sondern im Auftrag<br />

der Ritter vom Heiligen Grab. Für Kuno Spiegelfeld, damals<br />

<strong>Malteser</strong>-Delegat für die Steiermark, war es also Anfang<br />

der 1980er Jahre ein Leichtes, Franz Harnoncourt<br />

für den Orden zu gewinnen. „Kunos gelebtes Beispiel im<br />

<strong>Die</strong>nst an den Armen und Kranken hat mich überzeugt<br />

und begeistert“, erinnert sich Harnoncourt.<br />

Aus dieser Begeisterung entwickelte sich ein völlig<br />

neuer Lebensabschnitt, kamen doch von nun<br />

an sehr verantwortungsvolle und fordernde Verpflichtungen<br />

auf den gebürtigen Grazer zu. Dabei<br />

hat Harnoncourt niemals das Wichtigste aus dem<br />

Blick verloren – nämlich der klaren Aufgabe des<br />

Ordens, den Charismen „Tuitio fidei et obsequium<br />

pauperum“, gerecht zu werden.<br />

Eine Reform von unten<br />

Neben dem Bezeugen des Glaubens und der Hilfe<br />

für Bedürftige liegt dem <strong>Malteser</strong> ein weiterer<br />

Aspekt am Herzen. „Wir müssen ganz besonders<br />

auf die Entwicklung unserer Ordensmitglieder<br />

achten. Das sollte auch ein wichtiger Bestandteil<br />

der Ordensreform sein. Jedes Ordensmitglied<br />

14<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

sollte die Reform zuerst bei sich selbst in<br />

Angriff nehmen. Wenn wir „bottom up“ reformieren,<br />

und vor allem das von Ordensprälat<br />

Monsignore Laffitte vorbereitete Gebet<br />

täglich beten, 13.500 Ordensmitglieder<br />

im gleichen Anliegen mit den gleichen<br />

Worten vereint, gibt das unserer so großartigen<br />

Gemeinschaft gewaltige Kraft zur Erneuerung“,<br />

sagt Harnoncourt eindringlich.<br />

Der hochrangige <strong>Malteser</strong> weiß genau, wovon<br />

er spricht. Im Zuge seiner Visitationen<br />

in den vergangenen fünf Jahren und der<br />

vielen Seminare, die er in den letzten fast<br />

20 Jahren mitorganisieren und -gestalten<br />

durfte, seien ihm doch auch Ordensmitglieder<br />

überall auf der Welt begegnet, denen<br />

nicht klar gewesen ist, worauf sie sich eingelassen<br />

hatten. Harnoncourt: „Da müssen<br />

wir noch viel unternehmen und demütig<br />

dienen. Wir müssen unseren Ordensbrüdern<br />

und Ordensdamen beispielhaft vorleben,<br />

was unser Ordensauftrag ist, und sie<br />

auf diesem Weg mitnehmen in brüderlicher<br />

Gemeinschaft.“<br />

WELTWEITER KAMPF<br />

GEGEN LEPRA<br />

Lepra, so sollte man meinen, sei längst ausgestorben. Leider ist dem nicht<br />

so. Das Internationale Komitee des <strong>Malteser</strong>ordens gegen Lepra, kurz CI-<br />

OMAL, kämpft nach wie vor gegen diese Krankheit.<br />

Von Thierry Zen Ruffinen, Präsident der CIOMAL-Stiftung<br />

CIOMAL wurde im Jahr 1958 im Anschluss an eine vom Großmagisterium<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens organisierte internationale<br />

Konferenz ins Leben gerufen. Ziel der Konferenz: <strong>Die</strong> Verteidigung<br />

und soziale Rehabilitierung von Leprakranken. 1966 war<br />

CIOMAL eines der Gründungsmitglieder der Internationalen Vereinigung<br />

der Leprakrankenverbände (ILEP). Der Dachverband koordiniert<br />

weltweit 15 Organisationen, die in insgesamt 67 Ländern aktiv sind.<br />

Herz und Sinne offen halten<br />

Durch seine verschiedenen Funktionen im<br />

Großpriorat von Österreich und im Großmagisterium<br />

in Rom habe Harnoncourt<br />

mehr und mehr erkannt, wie wichtig und<br />

erfolgreich der Orden weltweit im Kampf<br />

gegen die acht Elende ist, und über welch<br />

großes Potential die <strong>Malteser</strong> verfügen, um<br />

an vorderster Stelle zu helfen, zu lindern,<br />

zu trösten, neue Kraft zu spenden. „Es gibt<br />

keinen Bereich auf der Welt, in dem nicht Not<br />

und Elend auftreten können. Wir müssen<br />

das Herz und alle Sinne offen halten, ganzheitlich<br />

denken und wirken, im privaten wie<br />

im beruflichen Leben“, bringt es Harnoncourt<br />

abschließend auf den Punkt.<br />

Beispiel Kambodscha<br />

CIOMAL finanziert und verwaltet – im Einverständnis mit der Regierung<br />

des jeweiligen Landes – Projekte zur medizinischen Betreuung,<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 15


MALTESERWELTWEIT<br />

sozialen Rehabilitierung und Ausbildung des<br />

behandelnden Personals. Einer dieser Projektschauplätze<br />

ist Kambodscha. Dort betreibt<br />

CIOMAL eine Anlaufstelle zur Früherkennung<br />

der Leprakrankheit, um die irreversiblen<br />

Folgeschäden so weit wie möglich zu vermeiden.<br />

<strong>Die</strong> Erkrankten werden professionell behandelt<br />

und mit individueller Physiotherapie<br />

versorgt. Bei Bedarf werden Prothesen bzw.<br />

Orthesen angepasst.<br />

Soziale und wirtschaftliche Reintegration<br />

Über CIOMAL haben Lepra-Patienten, die<br />

oftmals von der Gesellschaft ausgegrenzt werden,<br />

die Möglichkeit, sich wieder in ihre lokalen<br />

Gemeinschaften einzugliedern und einer<br />

Arbeit nachzugehen. CIOMAL unterstützt die<br />

berufliche Grundausbildung und die Entwicklung<br />

von wirtschaftlichen Mikroaktivitäten.<br />

Seit Ende 2018 hat CIOMAL Beraterstatus<br />

beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten<br />

Nationen (ECOSOC).<br />

Nähere Informationen: http://ciomal.org<br />

Was ist Lepra?<br />

Lepra ist eine chronische Infektionskrankheit,<br />

die durch Bakterien ausgelöst<br />

wird. Bei dieser Krankheit sterben die<br />

Nerven ab, Arterien und Venen verstopfen<br />

durch eine Verdickung des Blutes. <strong>Die</strong><br />

Erkrankten verlieren meist das Gefühl<br />

für Kälte, Wärme und Schmerz, weshalb<br />

Wunden oft unbehandelt bleiben. In der<br />

Folge können sich die betroffenen Körperteile<br />

entzünden und absterben. <strong>Die</strong><br />

Krankheit ist nur schwach ansteckend.<br />

<strong>Die</strong> Ursache für Neuerkrankungen liegt<br />

zumeist in mangelnder Hygiene, Unterernährung<br />

und einem geschwächten<br />

Immunsystem.<br />

GRENZENLOS HELFEN:<br />

Unter dem Titel „Grenzenlos helfen“ berichten wir ab sofort regelmäßig<br />

über das Engagement der MALTESER in anderen Ländern.<br />

Gerade der Blick über den lokalen und nationalen Tellerrand hinaus<br />

kann uns helfen, unsere Gemeinschaft weiter zu stärken, neue<br />

Impulse für unsere Arbeit zu gewinnen und neue Freundschaften zu<br />

knüpfen. <strong>Die</strong>smal im Porträt: <strong>Die</strong> MALTESER in Tschechien.<br />

Von Ursula Czernin<br />

Ein Schlüsseljahr in der Geschichte der böhmischen <strong>Malteser</strong> war 1938.<br />

Beim Versuch, das tschechoslowakische Ordensvermögen vor den<br />

Nazis zu schützen, wurde das altehrwürdige Großpriorat Böhmen<br />

in die zwei unabhängigen Großpriorate Böhmen und Österreich geteilt.<br />

<strong>Die</strong> bitteren Jahre des zweiten Weltkrieges und die Herrschaft<br />

des Kommunismus überdauerten die Großpriorate im Exil. Als das<br />

Jahr 1989 den Fall des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei<br />

einleitete, begannen in Prag fast augenblicklich die Vorbereitungen<br />

zur Wiederaufnahme der Tätigkeiten des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />

Neben der Erneuerung der diplomatischen Beziehungen und der Sorge<br />

um die Restitution und Verwaltung des Prager Palais und der Kirche<br />

wurde umgehend mit den karitativen und humanitären Aktivitäten<br />

des Ordens begonnen. Der Anfang war schwierig, vor allem die Entwicklung<br />

der professionellen und Freiwilligenarbeit. So waren die ersten<br />

Jahre nach der samtenen Revolution von ebenso viel Enthusiasmus<br />

wie von Rückschlägen geprägt.<br />

Zuverlässig und kompetent<br />

Mehr als 25 Jahre später wachsen die Werke des Großpriorats nun<br />

stetig. Ziel ist es, sich in der Bevölkerung und bei den staatlichen Behörden<br />

weiterhin als zuverlässiger, kompetenter Partner zu etablieren.<br />

Mittlerweile sind innerhalb des Großpriorats viele verschiedene<br />

Hilfsorganisationen und Freiwilligengruppierungen erfolgreich tätig.<br />

Hier ein kleiner Überblick:<br />

• <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Hilfe (Maltézská Pomoc) ist die wichtigste und größte<br />

Hilfsorganisation. 2017 verfügte die Maltézská Pomoc über 215<br />

Angestellte und 499 Freiwillige, die sich in zwölf Zentren in Prag, in<br />

der Mittelböhmischen Region und in Mähren der Arbeit mit Menschen<br />

mit Behinderungen, älteren Menschen, Obdachlosen und sozial<br />

schwachen Familien am Rande der Gesellschaft widmen.<br />

16<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

DIE MALTESER IN TSCHECHIEN<br />

• <strong>Die</strong> Böhmische <strong>Malteser</strong> Hilfe (Česká Maltézská<br />

Pomoc), die Schwesternorganisation der Maltézská<br />

Pomoc, ist seit den Neunzigerjahren in Südböhmen<br />

für Senioren und sozial schwache Familien tätig. Eine<br />

ihrer wichtigsten Aufgaben ist der tägliche Transport<br />

von Kindern mit Behinderungen in Sonderschulen und<br />

Tagesstätten.<br />

• Programm für christliche Flüchtlinge aus dem Irak:<br />

Trotz oder gerade wegen des politischen Unwillens in<br />

Tschechien, sich aktiv mit der Flüchtlingsproblematik<br />

auseinander zu setzen, leitet das Großpriorat ein Pilotprojekt,<br />

in dem 22 christliche Flüchtlinge aus dem Irak<br />

betreut werden.<br />

• Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft – in der<br />

Kirche, in der Gesellschaft und im Orden. Immer wieder<br />

weist die Ordensleitung auf diese Tatsache hin, ebenso<br />

wie auf die Notwendigkeit, mit jungen Menschen zu arbeiten<br />

und ihnen im Charisma des Ordens und in seiner<br />

Spiritualität Sinn und Ausrichtung für ihr eigenes<br />

Leben zu bieten. Aus diesem Grund ist das Großpriorat<br />

auch Träger von drei Schulen. In der Grundschule in<br />

Kladno, im Gymnasium in Skuteč mit einer angeschlossenen<br />

Berufsschule für Sicherheitskräfte sowie in der<br />

Höheren Fachschule für Krankenpflege in Prag wird<br />

größter Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung<br />

gelegt.<br />

• Im Lichte der verstärkten Jugendarbeit ist auch die im<br />

Vorjahr gegründete <strong>Malteser</strong> Jugend (Česká Maltézská<br />

Mládež) zu sehen, die eine Dachorganisation für alle<br />

von jungen Ordensmitgliedern und Freiwilligen initiierten<br />

Projekten darstellt. Mit Enthusiasmus und Einfallsreichtum<br />

entwickeln die Mitglieder der <strong>Malteser</strong><br />

Jugend immer neue Aktivitäten, um ihren kranken und<br />

bedürftigen Altersgenossen jede erdenkliche Hilfe zu<br />

bieten.<br />

• Initiativen der Ordensmitglieder: Wallfahrten, die Verantwortung<br />

für die Krankenhaus-Seelsorge am Universitätsklinikum<br />

Vinohrady in Prag, der Begleitdienst<br />

bei großen kirchlichen Veranstaltungen sowie das<br />

Ausschenken von Suppe an die Obdachlosen in Prag<br />

während der Wintermonate tragen dazu bei, dass der<br />

<strong>Malteser</strong>orden sowohl in der Kirche als auch im Land<br />

präsent und sichtbar wird und bleibt.<br />

Nähere Informationen:<br />

http://cvp.maltezskyrad.cz<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 17


MALTESERWELTWEIT<br />

MALTESER INTERNATIONAL<br />

NOTHILFE-TEAM BEREIT FÜR DEN EINSATZ<br />

Mit dem internationalen humanitären Hilfswerk <strong>Malteser</strong> International setzen sich die MALTESER auch weltweit für Menschen<br />

in Not ein. Aktuell betreut <strong>Malteser</strong> International Hilfsprojekte in 29 krisengebeutelten Ländern in Afrika, Asien, Latein- und<br />

Südamerika sowie Europa.<br />

Von Susanna Cho<br />

Mehr als 900 internationale Experten sorgen in den verschiedenen<br />

Programmen weltweit für ein besseres Leben,<br />

insbesondere durch eine verbesserte Grundversorgung<br />

in den Bereichen Medizin und Gesundheit, Ernährung<br />

sowie Wasser und Hygiene. In vielen Ländern arbeitet<br />

<strong>Malteser</strong> International eng mit lokalen Partnerorganisationen<br />

zusammen, um von ihren Kenntnissen der<br />

örtlichen Besonderheiten zu profitieren und um die Hilfe<br />

auch langfristig vor Ort zu verankern.<br />

Bei akuten Naturkatastrophen und gewaltsamen Konflikten<br />

kann <strong>Malteser</strong> International schnell und effektiv<br />

Nothilfe zu den Menschen bringen. Viele der über 100<br />

Projekte weltweit sind jedoch langfristig angelegt und<br />

zielen darauf ab, die Kapazitäten der lokalen Gemeinden<br />

nachhaltig zu stärken.<br />

nach dem Ausbruch einer Epidemie – Unterstützung von<br />

<strong>Malteser</strong> International anfordern kann.<br />

Das EMT besteht aus Ärzten, Pflegern, Hebammen, Logistikern<br />

sowie Experten für Wasser und Hygiene. <strong>Die</strong> für<br />

den Katastropheneinsatz entwickelte Zeltklinik und das<br />

Equipment entsprechen der Klasse „EMT Type 1 Fixed“:<br />

In nur wenigen Stunden aufgebaut, können in der Klinik<br />

rund 100 Patienten täglich versorgt werden. Spätestens<br />

72 Stunden nach einer Anfrage durch die WHO kann das<br />

Team im Katastrophengebiet eintreffen. <strong>Die</strong> Helfer sind<br />

zwischen vier und acht Wochen im Einsatz. In den ersten<br />

kritischen Tagen sind sie darauf geschult, sich autark<br />

versorgen zu können, damit die lokalen Strukturen nicht<br />

zusätzlich belastet werden.<br />

Nach dem verheerenden Erdbeben 2010 in Haiti hatte<br />

eine Arbeitsgruppe der WHO Minimumstandards für medizinische<br />

Teams entwickelt, um die Qualität und Koordination<br />

medizinischer Nothilfe-Einsätze zu verbessern.<br />

Seit der Veröffentlichung dieser Minimumstandards im<br />

Jahr 2015 können medizinische Teams ihre Qualitätsstandards<br />

von der WHO überprüfen und zertifizieren<br />

lassen. <strong>Malteser</strong> International ist weltweit das 22. zertifizierte<br />

medizinische Nothilfe-Team.<br />

WELTGESUNDHEITSORGANISATION<br />

Medizinisches Nothilfe-Team einsatzbereit<br />

Das medizinische Nothilfe-Team von <strong>Malteser</strong> International<br />

(Emergency Medical Team, EMT) ist seit der<br />

Zertifizierung durch die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) im November vollständig einsatzbereit. Mit der<br />

Zertifizierung wurde das EMT Mitglied im medizinischen<br />

Nothilfe-Pool der Vereinten Nationen, so dass die WHO<br />

im Fall einer Naturkatastrophe – wie zum Beispiel nach<br />

einem Tsunami, einem Erdbeben, einer Überflutung oder<br />

INDONESIEN<br />

Tsunami-Nothilfe kurz vor Weihnachten<br />

Nur knapp drei Monate nach dem schweren Erdbeben und<br />

Tsunami Ende September 2018 wurden Teile Indonesiens<br />

erneut von einem Tsunami überrollt. Der Tsunami, der<br />

dieses Mal kurz vor Weihnachten durch einen Vulkanausbruch<br />

und einen darauffolgenden Erdrutsch unter<br />

Wasser ausgelöst wurde, forderte 437 Tote. Er war ohne<br />

Vorwarnung über Küstenregionen und Touristenstrände<br />

an der Meerenge von Sunda hereingebrochen. <strong>Malteser</strong><br />

International stellte Soforthilfe bereit und ließ über die<br />

18<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

lokale Partnerorganisation PKPA dringend benötigte<br />

Güter wie Hygienekits, Küchenutensilien und Unterrichtsmaterial<br />

für Kinder an die Menschen verteilen. <strong>Die</strong> Begünstigten<br />

der Hilfsaktion waren besonders betroffene Personengruppen<br />

wie Kinder, schwangere und stillende Frauen,<br />

ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen.<br />

IRAK<br />

Rehabilitierung für traumatisierte Frauen<br />

Im Irak-Krieg wurden viele Frauen und Mädchen Opfer<br />

brutaler Straftaten. Sie erlebten Entführungen, Vergewaltigungen,<br />

Folter und Missbrauch durch den Islamischen<br />

Staat. Heute benötigen die Frauen und Mädchen<br />

dringend spezielle Betreuung. <strong>Malteser</strong> International unterstützt<br />

ein Frauen-Center in Dohuk, in dem die Frauen<br />

Therapieangebote, berufliche Weiterbildungen sowie<br />

Sport- und Freizeitangebote wahrnehmen können. „<strong>Die</strong><br />

Frauen können gemeinsam ihre Erlebnisse verarbeiten<br />

und sich gegenseitig stärken. Wir wollen ihnen helfen,<br />

den Weg zurück in den Alltag und in das gesellschaftliche<br />

Leben zu finden“, so Stefanie Heil, Programm-Managerin<br />

von <strong>Malteser</strong> International.<br />

TÜRKEI<br />

Berufliche Perspektiven für syrische Geflüchtete<br />

Schneiderei, Modedesign, Friseurlehre, Handywartung,<br />

IT- und Kochkurse: Mit der Vermittlung dieser Fertigkeiten<br />

will <strong>Malteser</strong> International syrischen Geflüchteten in<br />

Istanbul die Integration in den türkischen Arbeitsmarkt<br />

ermöglichen. „Viele der Geflüchteten in Istanbul sind arbeitslos<br />

und der Armut ausgesetzt. Neben mangelnden<br />

Sprachkenntnissen und fehlenden Qualifizierungen wissen<br />

die Geflüchteten zu wenig über den türkischen Arbeitsmarkt<br />

und die Möglichkeiten, ihre Perspektiven zu<br />

verbessern“, erklärt Theresa Tesan, Programm-Managerin<br />

bei <strong>Malteser</strong> International. Das Programm wird von der lokalen<br />

Partnerorganisation The Orient Face durchgeführt.<br />

MYANMAR<br />

Inklusive Katastrophenvorsorge<br />

Wie können sich Menschen, die durch Behinderungen<br />

eingeschränkt sind, effektiv vor einer Naturkatastrophe<br />

schützen? Was sich nach einer schwierigen Aufgabe anhört,<br />

kann meist mit simplen Maßnahmen gelöst werden.<br />

Nach sechs Jahren hat <strong>Malteser</strong> International das<br />

Partnerprojekt zur inklusiven Katastrophenvorsorge<br />

und Anpassung an den Klimawandel im Rakhine-Staat<br />

in Myanmar erfolgreich abgeschlossen. <strong>Die</strong> Partnerorganisation<br />

Community Empowerment and Resilience<br />

Association (CERA) entwickelte im Zuge des Programms<br />

ein inklusives Maßnahmenpaket für 68.000 Menschen<br />

in 66 Gemeinden. Der Film „Storm Watchers“ dokumentiert<br />

das Projekt und ist online zu sehen unter:<br />

http://bit.ly/MI-Myanmar-Storm-Watchers<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 19


MALTESERWELTWEIT<br />

IRAK<br />

WIEDERAUFBAU UND<br />

VERSÖHNUNG FÜR DIE<br />

MENSCHEN IN DER<br />

NINEWA-EBENE<br />

Von Stefan Pleisnitzer<br />

Stefan Pleisnitzer ist gebürtiger<br />

Österreicher und Programmverantwortlicher<br />

für den Wiederaufbau<br />

in der Ninewa-Ebene<br />

„Am besten wenden Sie sich an Samaritan’s Purse! <strong>Die</strong>se Organisation können<br />

wir sehr empfehlen.“ Wir hatten den muslimischen Bürgermeister von Bartella,<br />

einer Kleinstadt in der nordirakischen Ninewa-Ebene, gebeten, uns zuverlässige<br />

Kontakte speziell für den Wiederaufbau zerstörter Häuser und Infrastruktur<br />

in der Region zu geben. Dass er uns in einer Region, die von ethnischen und<br />

religiösen Spannungen geprägt ist, eine christliche Hilfsorganisation nannte,<br />

hat mich gleich zu Beginn unseres Wiederaufbauprogramms beeindruckt und<br />

positiv überrascht.<br />

Irak: Rückkehr in die Ninewa-Ebene<br />

<strong>Die</strong> Ausgangslage:<br />

Tausende Bewohner der Ninewa-Ebene waren bis zum Ende der Kämpfe im Juli 2017 vor dem IS<br />

geflohen. Sie gingen ins Ausland oder leben in Vertriebenencamps im Irak. Viele sehen sich nicht in<br />

der Lage, nach Hause zurückzukehren.<br />

Wohnen<br />

Einkommen<br />

Bildung<br />

Umfeld<br />

Perspektiven<br />

<strong>Die</strong> Hindernisse<br />

zurückzukehren<br />

sind vielfältig:<br />

Viele Häuser wurden im<br />

Krieg beschädigt und<br />

zerstört. <strong>Die</strong> Menschen<br />

haben kein Geld für<br />

Reparaturen und Wiederaufbau.<br />

Nach dem Krieg sind<br />

Lebensgrundlagen und<br />

Einkommensquellen kaum<br />

mehr vorhanden.<br />

Viele Schulen wurden im<br />

Krieg zerstört und die<br />

Ausbildung der Lehrer<br />

genügt den besonderen<br />

Anforderungen traumatisierter<br />

Kinder nicht.<br />

Noch immer gibt es soziokulturelle<br />

und religiöse<br />

Konflikte zwischen den<br />

Bevölkerungsgruppen.<br />

Jugendliche aller Bevölkerungsgruppen<br />

sehen für<br />

sich keine Perspektiven.<br />

Häuserreparatur<br />

& Wiederaufbau<br />

Arbeitsplätze<br />

& Wirtschaftsförderung<br />

Schule<br />

& Erziehung<br />

Nachbarschaft<br />

& Versöhnung<br />

Freizeit<br />

& Ausbildung<br />

Unser Hilfspaket<br />

umfasst vielfältige<br />

Maßnahmen, die<br />

die Ninewa-Ebene<br />

wieder zu einem<br />

attraktiven Zuhause<br />

machen:<br />

Wir reparieren<br />

beschädigte Häuser<br />

Wir bauen komplett zerstörte<br />

Häuser wieder auf<br />

Dabei arbeiten wir eng<br />

mit den Eigentümern<br />

und den Gemeinden zusammen<br />

Wir bilden aus, in Handwerk<br />

und modernen<br />

Berufen<br />

Wir setzen Geflügelhöfe<br />

instand<br />

Wir richten Oliven- und<br />

Obsthaine wieder her<br />

Wir rehabilitieren Brunnen<br />

und Bewässerungsanlagen<br />

Wir unterstützen Landwirte<br />

beim Getreideanbau<br />

und in der Tierhaltung<br />

Wir reparieren Schulgebäude<br />

und erweitern sie<br />

Wir bilden Lehrer, die<br />

oftmals selbst vom Krieg<br />

traumatisiert sind, mit<br />

dem Schwerpunkt auf<br />

psychosoziale Hilfe und<br />

auf gewaltfreie Konfliktlösung<br />

aus<br />

Wir bieten Nachhilfeunterricht<br />

Wir richten Gemeinschaftszentren<br />

ein<br />

Wir organisieren kulturelle<br />

Events, bei denen sich<br />

die Gruppen kennenlernen<br />

und austauschen<br />

können<br />

In unseren Weiterbildungskursen<br />

erlernen<br />

Menschen verschiedener<br />

Bevölkerungsgruppen<br />

gemeinsam Neues<br />

Wir bauen Jugendzentren<br />

und Sportplätze<br />

Wir bieten den Jugendlichen<br />

Weiterbildungen an<br />

(z.B. IT, Englisch, moderne<br />

Landwirtschaft)<br />

© <strong>Malteser</strong> International<br />

20<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

„Nach dem Krieg“ heißt „Vor dem Wiederaufbau“<br />

Täglich erleben wir in unserer Arbeit Beispiele dafür,<br />

wie sich die Menschen in der Ninewa-Ebene über religiöse<br />

und ethnische Grenzen hinweg verständigen und<br />

sich gemeinsam für ihre Zukunft einsetzen. Seit Oktober<br />

vergangenen Jahres unterstützt <strong>Malteser</strong> International<br />

den Wiederaufbau der Region mit dem Ziel, den<br />

vom Krieg gezeichneten und vertriebenen Menschen<br />

wieder ein Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen.<br />

Der Irak-Krieg und die Kämpfe mit dem Islamischen<br />

Staat (IS) hatten große Teile der Ninewa-Ebene verwüstet.<br />

<strong>Die</strong> Region im Norden des Iraks, flächenmäßig kaum<br />

größer als das Burgenland, wurde von einer Vielzahl ethnischer<br />

Minderheiten bewohnt – unter ihnen die im Irak<br />

verbliebenen Christen. Während der Kämpfe mit dem IS<br />

verloren viele Einwohner ihr Leben, Tausende flohen vor<br />

der Gewalt. Sie kamen entweder in Vertriebenencamps<br />

unter, bei Verwandten im Land oder flüchteten ins Ausland.<br />

Im Juli 2017 wurde die Region schließlich vom IS<br />

befreit. Nun sollen die zerstörten und teils leergefegten<br />

Dörfer und Städte wiederbelebt werden.<br />

Sich zu Hause wieder sicher fühlen –<br />

Das geht nur mit Frieden, Arbeit und Schulen<br />

Um den Menschen nach ihrer Rückkehr eine echte Zukunftsperspektive<br />

zu bieten, haben wir ein ganzheitliches<br />

Programm entwickelt: Reparierte Häuser allein<br />

bleiben nur Steine, wenn es sonst keine Sicherheit, keine<br />

Einkommensmöglichkeiten und keine Infrastruktur für<br />

Familien gibt. Erst wenn wieder ein nachbarschaftliches<br />

und friedliches Miteinander gelebt wird, die Eltern zur<br />

Arbeit und die Kinder zur Schule gehen können, kann<br />

die verlassene Heimat wieder ein Zuhause sein, das den<br />

Menschen Perspektiven bietet.<br />

Auf Initiative unseres Partners Kirche in Not und mit<br />

Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) entwickelten<br />

wir ein Wiederaufbauprogramm, das auf eine Vielfalt<br />

von untereinander abgestimmten Akzenten für Wiederaufbau<br />

und Versöhnung setzt. Stand am Anfang die<br />

Reparatur von zerstörten oder beschädigten Gebäuden<br />

im Vordergrund, so wurden darüber hinaus seit Jänner<br />

<strong>2019</strong> auch Maßnahmen für die Förderung der lokalen<br />

Wirtschaft, für die Bildung sowie für die Förderung des<br />

soziokulturellen Zusammenhalts und interreligiösen<br />

Dialogs gestartet.<br />

Unsere wirtschaftsfördernden Maßnahmen sehen unter<br />

anderem Investitionen in landwirtschaftliche und<br />

verarbeitende Klein- und Mittelbetriebe, Reparaturen<br />

an Bewässerungssystemen sowie die Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

vor. Im Bildungssektor werden Schulen<br />

und Kindergärten repariert und ausgebaut. <strong>Die</strong> Lehrer<br />

erhalten zudem Fortbildungen, in denen sie speziell den<br />

pädagogischen Umgang mit Schulkindern erlernen, die<br />

durch ihre Erfahrungen mit Krieg, Gewalt und Vertreibung<br />

Traumata erlitten haben.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 21


MALTESERWELTWEIT<br />

Mit einem breit gefächerten Kursangebot in Gemeinde-<br />

und Jugendzentren werden wir darüber hinaus den<br />

Austausch zwischen den verschiedenen Religionen und<br />

Ethnien sowie das friedliche Zusammenleben der Menschen<br />

weiter fördern. In den Zentren sollen sie regelmäßig<br />

zusammenkommen und gemeinsam Sport- und<br />

Kulturangebote wahrnehmen sowie neue Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten für ihre berufliche Zukunft erlernen.<br />

Es ist erfreulich, zu sehen, dass es unter allen Gruppen<br />

Menschen gibt, die offen auf die anderen zugehen wollen<br />

– auch wenn der Weg zur Versöhnung noch weit und<br />

steinig ist.<br />

Das Wiederaufbauprogramm ist zwar noch jung, aber wir<br />

sehen bereits erste Fortschritte und Erfolge. Unser Team<br />

vor Ort ist mittlerweile auf 15 hochmotivierte und kompetente<br />

Mitarbeiter angewachsen. Auch die ersten Rückmeldungen<br />

aus der Bevölkerung bestätigen unseren Ansatz<br />

der interreligiösen Versöhnung: <strong>Die</strong> muslimischen Familien,<br />

deren Häuser unsere kirchlichen und andere Partner<br />

derzeit reparieren, zeigen sich gerührt.<br />

Wie kann sich eine zerstörte Heimat wieder in eine sichere und attraktive Region für Rückkehrer wandeln? <strong>Malteser</strong><br />

International hat ein integriertes Wiederaufbau-Programm für die Ninewa-Ebene im Irak entwickelt. Bei der Umsetzung<br />

arbeiten die <strong>Malteser</strong> eng mit lokalen und internationalen Partner-NGOs zusammen.<br />

22<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

WELTKINDERTAG 2018<br />

Der 20. November ist ein wichtiger Tag für Kinder auf der ganzen Welt. An diesem besonderen Tag besuchte Botschafter<br />

Prof. Dr. Günther A. Granser die Organisation der MALTESER in Shkodër, Albanien.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Prof. Granser war von 1994 bis 2010 Botschafter des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens in Albanien. Seit 2010 ist<br />

Botschafter Granser Chef der Permanent Mission des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>ordens bei den Vereinten Nationen<br />

und anderen Internationalen Organisationen in Wien.<br />

Im Jahr 2010 war Botschafter Granser gemeinsam mit<br />

<strong>Malteser</strong> Austria Initiator des Bildungsprojekts „Kindergarten<br />

für Kinder mit sozioökonomischen Problemen“<br />

in Albanien. Nach acht Jahren kehrte er wieder in den<br />

Kindergarten zurück und spendete 3.000 Euro für<br />

didaktisches Material. Des Weiteren wurde er über die<br />

neuen Programme und Projekte informiert, welche die<br />

albanischen <strong>Malteser</strong> derzeit vor Ort entwickeln.<br />

Während seiner Tätigkeit als „Ständiger Beobachter“<br />

des Ordens bei den Vereinten Nationen in Wien unterstützte<br />

Botschafter Granser auch andere Programme<br />

im Bereich der Gesundheitserziehung in Albanien.<br />

Eines davon war das PACT-Programm „Prevention of<br />

breast cancer“ in enger Zusammenarbeit mit der IAEA<br />

(International Atomic Energy Agency). Er betonte die<br />

Wichtigkeit dieses Projekts und erklärte sich bereit,<br />

diese Aktivität auch im Jahr <strong>2019</strong> fortzusetzen.<br />

<strong>2019</strong> wird auch ein weiteres Programm des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>ordens in Albanien im Bereich der Jugend<br />

unterstützt. Botschafter Granser hob hervor, dass „die<br />

jungen freiwilligen Helfer ein wichtiges Sprachrohr sind,<br />

um der jungen Generation bürgerliche Werte zu vermitteln.<br />

Im März <strong>2019</strong> wird daher eine junge albanische<br />

<strong>Malteser</strong>-Helferin an dem von der Mission des Ordens<br />

geförderten UNODC (United Nations Office on Drugs<br />

and Crime) Jugend Forums der Vereinten Nationen<br />

in Wien, das am Rande der hochrangigen Konferenz<br />

Commission on Narcotic Drugs stattfindet, teilnehmen.<br />

Während der 16 Jahre als Botschafter des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>ordens in der Republik Albanien hat<br />

Prof. Günther A. Granser als Vorbild einen wesentlichen<br />

Beitrag für Albanien geleistet. Dabei hat er sowohl seine<br />

als auch die Werte des <strong>Malteser</strong>ordens weitergegeben.<br />

Er wurde von der Universität von Shkodër für die<br />

große Unterstützung bei der Entwicklung und Zusammenarbeit<br />

in verschiedenen Bereichen Albaniens mit<br />

dem Titel „Honorary Professor“ ausgezeichnet. Er ist<br />

außerdem Ehrenpräsident der Albanischen Organisation<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 23


MALTESERWELTWEIT<br />

DENN SIE MACHEN EINEN UNTERSCHIED<br />

Nach einem Netzwerktreffen im Oktober 2018 in Wien geht das Internationale Netzwerk der MALTESER-Jugend (MYIN)<br />

die nächsten Schritte. Langfristiges Ziel ist die nachhaltige Stärkung der Jugendarbeit in Zentral- und Osteuropa.<br />

Das Internationale Netzwerk der <strong>Malteser</strong><br />

Jugend (MYIN) wurde 2013 gegründet,<br />

um die bestehende Jugendarbeit im<br />

Rahmen der Hilfswerke des Ordens in<br />

Zentral- und Osteuropa zu verbessern<br />

und auszuweiten. Aktuell sind Jugendliche<br />

aus neun Ländern im MYIN vertreten.<br />

Sie stammen aus Albanien, der<br />

Tschechischen Republik, Deutschland,<br />

Ungarn, Litauen, Polen, Rumänien, der<br />

Slowakei und der Ukraine.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Durch sinnvolle<br />

Tätigkeiten begeistern<br />

Sie alle brennen für ein Ziel: Sie wollen<br />

ihre auf dem christlichen Glauben basierende<br />

Jugend- und Freiwilligenarbeit für<br />

die Ordenswerke durch internationale<br />

Partnerschaften weiter voranbringen und<br />

mit ihrer Tätigkeit einen Unterschied in der Welt machen.<br />

Das Motto „Inspire youth work that matters“ ist dabei<br />

Programm, eine Vielzahl an Maßnahmen sind bereits geplant.<br />

Im Mittelpunkt stehen der länderübergreifende Erfahrungs-<br />

und Wissensaustausch, das Übertragen von Erfolgsmodellen<br />

in der Jugendarbeit auf andere Länder und<br />

Organisationen, das qualitative Verbessern der Jugendund<br />

Freiwilligenarbeit auf nationaler Ebene und das gegenseitige<br />

Unterstützen von Mitgliedern des Netzwerks.<br />

Vorbereitungen auf das erste<br />

MYIN Jugendsommerlager<br />

Viele Projekte von MYIN wurden bereits erfolgreich<br />

umgesetzt – etwa die „World Youth Days“, der<br />

„<strong>Malteser</strong> Youth International Wheelmap Day“, das<br />

Erasmus+ „Skilful Youth Worker: The Best Motivation<br />

For Your Volunteers“-Programm oder auch „Media In<br />

Volunteering“. Als nächstes ist für <strong>2019</strong> die Organisation<br />

des ersten internationalen Jugendsommerlagers geplant.<br />

24<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

WELTTAG DER ARMEN:<br />

„SOLANGE LAZARUS VOR<br />

UNSERER HAUSTÜR LIEGT“<br />

<strong>Die</strong> Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Grund genug für die Regierung<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens in Rom, am „Welttag der Armen“ mit internationalen Aktionen das Bewusstsein<br />

für die Not Bedürftiger zu schärfen und zu lernen, wieder „richtig zuzuhören“ – auch in Österreich.<br />

Der katholische „Welttag der Armen“ wird jeweils Mitte<br />

November begangen. Papst Franziskus hatte ihn 2016,<br />

zum Ende des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit, eingeführt.<br />

Gleich 2017, anlässlich der Vorbereitungen zum<br />

ersten Welttag, richtete Großhospitalier Dominique de la<br />

Eugenio Ajroldi di Robbiate<br />

für die Armen zu zeigen und zu kommunizieren. Ich bitte<br />

Sie, sich an diesem Tag aktiv zu beteiligen, indem Sie besondere<br />

Aktivitäten organisieren und so das Charisma des<br />

Ordens „Obsequium Pauperum“ und sein internationales<br />

Engagement für die Bedürftigen bezeugen.“<br />

Rochefoucauld-Montbel ein Schreiben an alle Großpriorate,<br />

nationalen Assoziationen und Hilfsdienste. Darin<br />

forderte er besondere Anstrengungen, um auf die Initiative<br />

des Papstes zu reagieren. Der von Papst Franziskus<br />

begründete „Welttag der Armen“ ziele darauf ab, „den<br />

Gemeinschaften und jedem Getauften zu helfen, über die<br />

Armut im Herzen des Evangeliums nachzudenken und<br />

darüber, dass es, solange Lazarus vor unserer Haustür<br />

liegt, keine Gerechtigkeit und keinen sozialen Frieden geben<br />

kann“, hieß es in dem Schreiben von 2017.<br />

Global denken, lokal handeln<br />

Im Oktober 2018 wandte sich der Großhospitalier erneut<br />

an alle Organisationen des <strong>Malteser</strong>ordens auf allen fünf<br />

Kontinenten: „Ich möchte, dass der „Welttag der Armen“<br />

von jeder Organisation des <strong>Malteser</strong>ordens angenommen<br />

wird“, schrieb der Großhospitalier, „um unser Engagement<br />

Fast zur gleichen Zeit begann das Kommunikationsbüro<br />

des Großmagisteriums<br />

eine Informationskampagne zu entwickeln,<br />

die in Zusammenarbeit mit den Delegierten<br />

für Kommunikation des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

auf der ganzen Welt gemeinsam<br />

verbreitet werden sollte. Es wurden Bilder<br />

und ein Video erstellt, sowie eine Pressemitteilung<br />

in allen Landessprachen entworfen<br />

und an die Medien verteilt. <strong>Die</strong> Kommunikatoren<br />

des Ordens wurden eingeladen, Interviews mit den lokalen<br />

Medien zu organisieren.<br />

Essen, Medikamente und Lebensnotwendiges<br />

Der Appell wurde mit großer Beteiligung angenommen:<br />

Auf lokaler Ebene wurden zahlreiche Initiativen gestartet,<br />

um der eindrücklichen Botschaft des Papstes zu folgen<br />

und zu zeigen, dass sie gelebt wird. Am 18. November<br />

2018 wurden mehr Mahlzeiten, Medikamente und<br />

lebensnotwendige Güter als sonst verteilt. Auch medizinische<br />

und soziale Hilfeleistungen sowie die Unterstützung<br />

benachteiligter, behinderter, armer und älterer<br />

Menschen wurden intensiviert.<br />

Auch der Großmeister, Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio<br />

di Sanguinetto, wollte persönlich an den Aktivitäten<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 25


MALTESERWELTWEIT<br />

zum „Welttag der Armen“ teilnehmen. Wie so oft im Laufe<br />

des Jahres ging er auch am 18. November mit den Freiwilligen<br />

des <strong>Malteser</strong>ordens, die Mahlzeiten an Obdachlose<br />

verteilen, zur Station Tiburtina in Rom.<br />

„Mit der Armut ist es wie mit der Liebe“<br />

Mehr als acht Prozent der Weltbevölkerung leben unterhalb<br />

der Armutsgrenze. Hilfe bedeutet für sie sowohl materielle<br />

Unterstützung als auch Ausdruck von Brüderlichkeit und<br />

geistiger Nähe. Der <strong>Malteser</strong>orden folgt hier dem Denken des<br />

Heiligen Vaters: „Der ‚Welttag der Armen‘ soll eine kleine Antwort<br />

der katholischen Kirche für die Armen aller Art und jedes<br />

Landes sein, damit sie nicht glauben, dass ihr Schrei nicht<br />

gehört wird.“ Gefahr, dass der Hilferuf untergeht, bestehe<br />

laut Graham Bell von der Vatikanbehörde für Neuevangelisierung,<br />

die den Welttag organisiert, nicht. Mit der Armut sei es<br />

nämlich so wie mit der Liebe. Beide seien schwer zu definieren,<br />

aber wenn man ihnen begegne, wisse man es.<br />

Vor allem komme es darauf an, so die Botschaft von Papst<br />

Franziskus, Betroffenen wirklich zuzuhören. Der Welttag<br />

sei somit ein guter Anlass, um uns selbst die Frage zu stellen,<br />

ob wir tatsächlich fähig sind, auf die Armen zu hören.<br />

Viele Menschen seien Gefangene einer egozentrischen<br />

Kultur und meinen, dass eine Geste der Selbstlosigkeit<br />

bereits ausreiche, um zufrieden zu sein, ohne sich direkt<br />

verpflichten zu lassen.<br />

Eine perfekt Ergänzung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> verpflichten sich in ihrem Wirken durchaus<br />

persönlich und sehr direkt. Der „Welttag der Armen“ ist in<br />

dieser Hinsicht nur eine perfekte Ergänzung zum täglichen<br />

Engagement und zur traditionellen Mission des <strong>Malteser</strong>ordens.<br />

Weltweit sind mehr als 80.000 Freiwillige, rund<br />

13.500 Mitglieder und 42.000 Mitarbeiter der <strong>Malteser</strong> an<br />

365 Tagen im Jahr in 120 Ländern für Arme, Kranke und<br />

Bedürftige im Einsatz. In Österreich engagieren sich mehr<br />

als 2.000 ehrenamtliche Mitglieder für die Betreuung behinderter<br />

Menschen, sie leisten Besuchsdienste bei kranken<br />

und einsamen Menschen, unterstützen HIV-Betroffene<br />

und begleiten sterbenskranke Menschen und deren<br />

Angehörige. Jungen Menschen geben sie Impulse und Halt<br />

durch gemeinsame spirituelle und karitative Aktivitäten.<br />

WENN ZU VIEL<br />

Immer mehr Geräusche umgeben uns im Alltag. Und<br />

immer mehr Menschen wird das alles zu viel. Sie<br />

klagen über Tinnitus, Konzentrationsstörungen, Herzund<br />

Kreislaufbeschwerden.<br />

Von Kristina Krumpholz<br />

Im Kaufhaus und Restaurant tönt Unterhaltungsmusik<br />

aus den Lautsprechern, auf der Straße rauscht der<br />

Verkehrslärm, im Großraumbüro klingeln die Telefone,<br />

am Arbeitsplatz werden Bau- und Maschinenlärm<br />

zur Dauerbelastung, in der U-Bahn hört das Ohr die<br />

Gespräche der Mitreisenden, im Auto läuft das Radio,<br />

zuhause der Fernseher.<br />

Unser Umfeld ist die meiste Zeit mit Geräuschen aller<br />

Art gefüllt, unser Ohr wird viele Stunden täglich<br />

beschallt. Es kommt praktisch nie zur Ruhe, denn<br />

selbst im Schlaf arbeitet es. Es lässt sich nicht einfach<br />

<strong>Die</strong> Lautstärke wird in Dezibel angegeben:<br />

0 dB = unhörbar<br />

20 dB = sehr leise (tickende Armbanduhr)<br />

30 dB = leise (Blätterrauschen)<br />

40 dB = leise (ruhiges Büro)<br />

60 dB = laut (belebtes Büro)<br />

80-100 dB = sehr laut (starker Straßenverkehr)<br />

120 dB = unerträglich (Presslufthammer)<br />

140 dB = gehörschädigend (Flugzeugtriebwerk)<br />

26<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

LÄRM KRANK MACHT<br />

schließen wie die Augen. Jeder Schalleindruck wird verarbeitet<br />

und ans Gehirn weitergeleitet. Jeder Ton gelangt<br />

über das Mittelohr weiter zum Innenohr, wo in der<br />

sogenannten Schnecke alle Töne an bestimmten Orten<br />

weiterverarbeitet werden.<br />

Wenn nie wirklich Stille herrscht<br />

<strong>Die</strong> Übertragung der hohen Töne erfolgt an der Basis<br />

der Schnecke, die tiefen Töne werden in den oberen<br />

Windungen übertragen. Somit kommt jede Schallwelle<br />

an der Basis vorbei, wo die mikroskopisch kleinen Härchen<br />

an den Zellen bewegt und mit der Zeit abgenützt<br />

werden. Man kann sich diese Härchen wie die oberen<br />

Äste eines Baumes vorstellen. Bei Wind bewegen sie<br />

sich, bei Windstille erholen sie sich. Ist es allerdings nie<br />

windstill, weht ständig ein Lüftchen, dann werden diese<br />

feinen Ästchen permanent bewegt und mit der Zeit immer<br />

dünner.<br />

Werden die Härchen im Ohr ständig beschallt, funktionieren<br />

sie mit der Zeit weniger gut, und es kommt zu<br />

einer fehlerhaften Reizübertragung. So entsteht Tinnitus.<br />

Tinnitus heißt übersetzt eigentlich nur „Ohrgeräusch“<br />

und ist eine rein subjektive Empfindung. Das<br />

bedeutet, man hört eigentlich etwas, das man gar nicht<br />

hört. <strong>Die</strong>se Art von Tinnitus ist noch nicht wirklich behandelbar<br />

und kann einen enormen Leidensdruck auslösen.<br />

Bislang gibt es lediglich Therapieansätze, die dem<br />

Patienten helfen, besser mit dem Tinnitus umzugehen.<br />

Heilbar ist er (noch) nicht.<br />

Acht Stunden Lärm, acht Stunden Ruhe<br />

Bei durchschnittlicher Lärmbelastung im Alltag ist<br />

nicht gleich eine Tinnitus-Erkrankung zu erwarten,<br />

doch bei einem Lärmberuf, wie zum Beispiel Schlosser<br />

oder Tischler, sollte ein entsprechender Gehörschutz<br />

getragen werden. Grundsätzlich gilt die Regel, dass bei<br />

einer Lärmbelastung mit 80 Dezibel über die Dauer von<br />

Kristina Krumpholz,<br />

HNO-Ärztin<br />

acht Stunden dann auch<br />

acht Stunden Ruhe für das<br />

Ohr folgen sollten. Wichtig<br />

zu beachten ist außerdem,<br />

dass der Schutz durch Ohrstöpsel<br />

nicht ausreicht. <strong>Die</strong> Schallübertragung findet<br />

auch über den Schädelknochen neben der Ohrmuschel<br />

statt.<br />

Viele Menschen unterschätzen die Folgen von Lärm, da<br />

sie sich oft erst nach vielen Jahren bemerkbar machen.<br />

Insbesondere Jugendliche, die regelmäßig über Kopfhörer<br />

laut Musik hören, unterschätzen diese Gefahr.<br />

<strong>Die</strong> Zahl von Jugendlichen mit Hörminderungen und/<br />

oder Tinnitus steigt kontinuierlich. Selbst gelegentliche<br />

Disco- und Konzertbesuche können vorübergehend zu<br />

Hörminderungen und Tinnitus führen – man spricht<br />

dann von einem Lärmtrauma. Junge Menschen erholen<br />

sich in 80 Prozent der Fälle wieder von selbst, sofern<br />

dem Ohr entsprechend lange Ruhe gegönnt wird.<br />

Ruheoasen schaffen<br />

Eine Dauerbeschallung führt zu einer dauernden Überlastung<br />

des Systems und setzt den Körper unter Stress.<br />

In der Folge werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin<br />

und Cortisol gebildet, Blutdruck und Herzfrequenz<br />

steigen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge<br />

sein. Bei Kindern führt zu viel Lärm zu Konzentrationsstörungen,<br />

weshalb sich die Lernfähigkeit und Gedächtnisfunktionen<br />

verschlechtern können.<br />

Wichtig ist daher, zwischenzeitlich immer wieder bewusst<br />

Ruheoasen zu schaffen – das heißt: Kein Radio<br />

im Auto oder zuhause, nicht permanent den Fernseher<br />

laufen zu lassen, keine Dauerbeschallung über Kopfhörer,<br />

sondern bewusst Orte der Stille schaffen. Ohr,<br />

Gehirn und Körper werden Ihnen diese Ruhepausen<br />

zwischendurch danken!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 27


MEDIZINAKTUELL<br />

v.l.n.r. Hinten: PremiQaMed-Vorstandsvorsitzender<br />

J. M. Hadschieff; B. Glatz-<br />

Kremsner; M. Schramböck; D. Veit;<br />

S. Kuhn; Dr. S. Meryn; M. Seitlinger<br />

Vorne: M. Pölzl und G. Demblin<br />

EXOSKELETT – ERSTMALS BAHN-<br />

BRECHENDE THERAPIE FÜR MENSCHEN<br />

MIT LÄHMUNG IN ÖSTERREICH<br />

tech2people-Gründer Gregor Demblin hat das erste österreichische Therapieprogramm mit Exoskelett gestartet, unterstützt<br />

von Saturn Österreich, den Österreichischen Lotterien, der Kapsch AG und dem Bundesministerium für Digitalisierung und<br />

Wirtschaftsstandort. Im nächsten Schritt werden Spender und Sponsoren gesucht: Das Exoskelett soll für alle leistbar werden!<br />

Von Melanie Manner<br />

35 Menschen mit Lähmung und anderen Beeinträchtigungen<br />

der Gehfähigkeit hatten 2018 erstmals die Möglichkeit,<br />

das Exoskelett auszuprobieren und mithilfe des<br />

bionischen Anzugs zum ersten Mal wieder eigene Schritte<br />

zu machen. „Das Ergebnis war überwältigend“, sagt Initiator<br />

Gregor Demblin. Der Wiener Unternehmensberater,<br />

selbst querschnittgelähmt, bringt mit seiner Initiative<br />

tech2people Technologien nach Österreich, um das Leben<br />

von Menschen mit Behinderung zu verändern. „Wir haben<br />

fünfmal so viele Anmeldungen erhalten, als es Plätze zur<br />

Verfügung gab, und wir haben ein unglaubliches Interesse<br />

aller Österreicher erlebt. Wir haben daher im Dezember<br />

2018 das erste Exoskelett-Therapieprogramm in Österreich<br />

aus der Taufe gehoben“, sagt Demblin, der nun stolz<br />

ist, die ersten Erfahrungen zu präsentieren.<br />

Das Exoskelett der US-Firma Ekso Bionics ist ein batteriebetriebener,<br />

über der Kleidung tragbarer bionischer „Anzug“.<br />

Es wiegt 27 Kilogramm. Seine elektrischen Motoren<br />

bewegen die Beine und ergänzen oder ersetzen Muskelfunktionen.<br />

tech2people stellt es in den Räumlichkeiten<br />

des Ordinationszentrums der Privatklinik Döbling für ambulante<br />

Trainings mit Physiotherapeuten allen Menschen<br />

mit eingeschränkter Gehfähigkeit zur Verfügung.<br />

Gemeinsam für alle leistbar: EUR 300.000,- an<br />

Sponsoringgeldern erforderlich<br />

Zu den Hauptsponsoren zählen das Bundesministerium<br />

für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Saturn<br />

Österreich, die Kapsch AG und – als Partner der ersten<br />

Stunde – die Österreichischen Lotterien.<br />

Demblin: „Dank ihres Supports können wir diese bahnbrechende<br />

Therapie zur Verfügung stellen. Nun geht es<br />

darum, sie zu einem für alle leistbaren Preis anzubieten.“<br />

Insgesamt werden EUR 300.000,- benötigt, damit<br />

tech2people die Therapieeinheit zwei Jahre lang zu<br />

einem Preis von EUR 90,- statt um mehr als EUR 200,-<br />

anbieten kann. Mehr als die Hälfte der Summe konnte<br />

bereits mithilfe der Hauptsponsoren eingenommen<br />

werden. „Derzeit bieten wir die Therapie bereits um 90<br />

Euro an, und der Ansturm ist riesengroß. Damit wir<br />

das auch zwei Jahre lang können, rufen wir alle Österreicher<br />

auf: Bitte tragt mit Spenden und Sponsoringbeiträgen<br />

dazu bei, dass dieses Angebot für alle leistbar<br />

wird.“<br />

Weitere Informationen: www.tech2people.at<br />

28<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

MEINUNGEN &<br />

ERFAHRUNGSBERICHTE<br />

Mediziner Siegfried Meryn, Professor an der Medizinischen<br />

Universität Wien: „<strong>Die</strong> Bewegung ist für den<br />

menschlichen Körper lebenswichtig – er ist dafür ausgelegt.<br />

Deswegen ist neben dem Muskelschwund auch der<br />

Knochenabbau im Laufe der Zeit ein typisches Symptom<br />

bei Menschen mit Lähmung und beeinträchtigter Gehfähigkeit.<br />

Aber auch die Funktion der inneren Organe,<br />

etwa des Magens oder des Darms, leidet, und der Kreislauf<br />

wird beeinträchtigt. <strong>Die</strong> ambulante Therapie mit dem<br />

Exoskelett ist daher nicht nur ein psychisch ‚bewegendes‘<br />

Erlebnis – sie hält auch gesund.“ Besonders hilfreich ist<br />

die Therapie auch für die große Zielgruppe der Schlaganfallpatienten,<br />

die damit wieder gehen lernen können.<br />

Der querschnittgelähmte Student Maximilian Pölzl ist<br />

Teilnehmer am Therapieprogramm – und war von der ersten<br />

Stunde an begeistert. „Es ist ein wirklich tolles Gefühl<br />

– auch ziemlich anstrengend. Ich merke, dass sich vor allem<br />

meine Ausdauer gebessert hat. Am Anfang konnte<br />

ich 2.000 Schritte setzen, mittlerweile bereits 4.000!“<br />

Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung<br />

und Wirtschaftsstandort, sagt: „Für mich hat<br />

dieses Projekt nicht nur eine zutiefst emotionale Komponente,<br />

sondern auch einen digitalen, innovativen und<br />

gesellschaftspolitischen Hintergrund. Es ist ein gutes<br />

Beispiel dafür, wie digitale Innovationen und Fortschritte<br />

das Leben der Menschen nachhaltig verbessern können.<br />

<strong>Die</strong> Technologie des Exoskeletts ist ein Gamechanger, der<br />

Menschen mit Behinderung ein einfacheres und selbstbestimmteres<br />

Leben ermöglicht. Ich freue mich, dass wir als<br />

Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort<br />

dieses Projekt mit 60.000 Euro unterstützen.“<br />

Thomas Pöcheim, Chief Category Officer von<br />

MediaMarktSaturn Österreich, erklärt: „Wir verstehen<br />

uns als Unternehmen, das Innovationen und zukunftsorientierte<br />

Lösungen zu den Menschen bringt und dadurch<br />

das tägliche Leben erleichtert. Bei Saturn steht daher<br />

alles unter dem Motto ‚Du kannst mehr‘. Österreichs<br />

Technikplanet feiert dieses Jahr sein 25-Jahr-Jubiläum<br />

Therapieteilnehmer Maximilian Pölzl im<br />

Exoskelett mit Physiotherapeut Dennis<br />

Veit, Mitinitiator von tech2people<br />

und setzt auch deshalb ein Zeichen. Wir sind davon überzeugt,<br />

dass moderne Technik in vielen Lebensbereichen<br />

und allen Menschen – unabhängig von ihrem Alter oder<br />

ihren Bedürfnissen – vieles ermöglicht. <strong>Die</strong> Initiative von<br />

Gregor Demblin macht das deutlich sichtbar und spürbar.<br />

<strong>Die</strong>s unterstützen und fördern wir. Wir möchten dazu<br />

beitragen, diesen zukunftsweisenden Therapieansatz allen<br />

betroffenen Menschen in Österreich zu ermöglichen,<br />

sodass ‚Du kannst mehr‘ in direkter Verbindung mit Lebensqualität<br />

in einer digitalen Zeit steht.“<br />

Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der<br />

Österreichischen Lotterien, betont: „Es ist unglaublich<br />

aufregend, wenn man als Unternehmen mithelfen kann,<br />

solch eine bahnbrechende Technologie nach Österreich<br />

zu holen. Mit dem Exoskelett wird Menschen mit eingeschränkter<br />

Gehfähigkeit physisch eine neue Perspektive<br />

eröffnet und psychisch neue Hoffnung gegeben. Wir sind<br />

sehr stolz darauf, Partner der ersten Stunde zu sein.“<br />

„Es geht hier um viel mehr als eine bahnbrechende Therapiemaßnahme<br />

für Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit.<br />

Mit dem Exoskelett geben wir Hoffnung und<br />

die Möglichkeit auf ein einfacheres und selbstbestimmtes<br />

Leben. Ich bin stolz darauf, bei diesem mutigen und visionären<br />

Projekt mitwirken zu dürfen“, so Georg Kapsch,<br />

Kapsch AG.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 29


LEBENSWERT<br />

„DER LIEBE GOTT HAT UNS<br />

FELI NUR GEBORGT“<br />

Katharina Brandner, bischöfliche Medienreferentin der Diözese St. Pölten, verlor im Dezember 2016 ihre zehn Monate<br />

alte Tochter Felicitas. Für „Kirche bunt“ schreibt sie vom Leben mit ihrer Tochter und der Trauer um sie.<br />

Von Katharina Brandner<br />

Es gibt einen uralten Cartoon von Snoopy und Charlie<br />

Brown, die am Steg sitzen, und Charlie Brown sagt:<br />

„Eines Tages werden wir sterben“ und Snoopy antwortet<br />

ihm: „Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir leben!“.<br />

Vor zwei Jahren ist unsere kleine Tochter Felicitas im Alter<br />

von zehn Monaten gestorben, in meinen Armen. Aus einem<br />

Kind, dem Ärzte zu Beginn keine Chance gegeben hatten,<br />

wurden zehn Monate Leben. Ein langes Leben, das doch<br />

so kurz war. Wir haben mit ihr gelebt, im Wissen um ihren<br />

baldigen Tod. Und die Tage waren trotzdem voller Leben.<br />

„Alle tun, was sie können“<br />

Es ist ein wunderbarer und ungewöhnlich warmer Februartag<br />

im Jahr 2016, als unsere Tochter nach einer unkomplizierten<br />

Schwangerschaft zur Welt kommt. Während<br />

draußen die gleißende Februarsonne leuchtet, kämpfen<br />

drinnen, nach dem Notkaiserschnitt, Ärzte um ihr Leben.<br />

An eines erinnere ich mich sehr konkret: Dass sich im OP,<br />

als es ganz still wird und geschäftiges Treiben rund um<br />

mich losgeht, die Hebamme mit Mundschutz und Haube<br />

über mich beugt und mit fester Stimme sagt: „Alle tun,<br />

was sie können“. Dann endet meine Erinnerung an die<br />

Geburt unserer Tochter.<br />

Als ich wieder aufwache, sehen wir den Ärzten beim Kopfschütteln<br />

zu, tagelang. Keiner kann so recht sagen, was<br />

los ist, was passiert ist, nur eines ist klar: Unsere Tochter<br />

wurde lange reanimiert. Und sie hatte bei ihrer Geburt<br />

körperlich sichtbare massive Behinderungen, die sich im<br />

Laufe der ersten Lebenswochen recht vielfältig manifestieren.<br />

In ihren ersten Lebenswochen nehmen wir die<br />

Tage und Momente, wie sie kommen, immer in der Sorge,<br />

dass jeder Alarm der letzte sein könnte. Mitten in die<br />

Aufregung einer Intensivstation hinein lassen wir sie an<br />

ihrem 5. Lebenstag taufen. Ein Moment, der etwas in uns<br />

macht: Wir spüren physisch und eindringlich, dass wir<br />

nicht allein für sie da sein müssen. Dass Er uns hilft, und<br />

da ist. In ihr ist.<br />

„Wieso gerade ihr?“, das habe ich oft gehört, in den Tagen<br />

nach ihrer Geburt, als wäre das Bestreben, ein halbwegs<br />

geordnetes und gläubiges Leben zu führen irgendwie Garant<br />

dafür, vor allem Unheil verschont zu bleiben. „Wieso<br />

nicht auch wir?“, war dann immer meine Antwort.<br />

Er will Liebe, nicht Leistung<br />

<strong>Die</strong> große Ruhe, die ich immer hatte, kam auch aus<br />

meiner Gewiss heit, dass Felicitas’ Dasein genau so ist,<br />

wie Er sich das ausgedacht hatte. Sie war und ist genauso<br />

gewollt, geschaffen, geliebt, nach Seinem Abbild, wie<br />

wir alle. Ich glaube schlicht, Gott denkt nicht in so weltlichen<br />

Kategorien wie wir. Funktionierendes Kleinhirn,<br />

Lidschluss, vegetatives Nervensystem,… – wir brauchen<br />

diesen Körper nur einen kurzen Moment unseres Seins in<br />

Gottes Hand. Und ich glaube, er will unser Dasein, nicht unsere<br />

Fähigkeiten. Er will Liebe, nicht Leistung. Er ist Liebe.<br />

Ihr Körper war nicht für diese Welt gemacht, sie war von<br />

Anfang an, sehr sichtbar, und für uns Eltern oft auch sehr<br />

schmerzhaft, ganz Sein Kind. So wie wir alle – nur vergessen<br />

wir selbst das im Zuge unserer Fähigkeiten, unserer<br />

Ambitionen, unserer Bedürfnisse. Wenn Menschen zu<br />

mir gesagt haben: „Das ist jetzt eine große Prüfung“, bin<br />

ich immer innerlich zusammengezuckt. Wie sollte mich<br />

Er, der mich gerade so trug, prüfen wollen? Als wäre es<br />

eine Belohnung, gesund und munter zu sein. Was für ein<br />

Gottesbild ist das? Ein prüfender Gott! Gesundheit als<br />

Belohnung? Krankheit als Konsequenz für Unglauben? Er<br />

will, dass wir in Fülle leben, mit allem, was dazugehört. Er<br />

will, dass das Gebet kein Funktionalismus ist, und trotz-<br />

30<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

Mag. Katharina Brandner<br />

ist seit 2014 bischöfliche<br />

Medienreferentin im<br />

Kommunikationsreferat<br />

der Diözese St. Pölten.<br />

Neben und nach ihrem<br />

Studium der Politik- und<br />

Sozialwissenschaft und Ausbildungen in Pressearbeit<br />

und Public Affairs arbeitete sie zehn Jahre im<br />

PR-Bereich großer Interessenvertretungen wie der<br />

Wirtschaftskammer, der Papierindustrie und einer<br />

Nicht-Regierungsorganisation. Sie ist verheiratet<br />

und Mutter zweier Kinder.<br />

dem die größte Kraft ist, die wir Christen zur Verfügung<br />

haben. Eine Wunderwaffe, die ankommt, die<br />

wirkt, rund um einen und in einem selbst.<br />

Während des vielen Betens am Bett meiner Tochter,<br />

deren Zustand sich nicht änderte, deren Wunderheilung<br />

ausblieb, deren Verfassung mal stabiler, mal instabiler<br />

war, wurde mir jedoch eines klar: Wir wurden alle geheilt<br />

– wenn auch nicht sichtbar und physisch. Wir haben<br />

Ruhe und Frieden gefunden, um mit diesem Leben, dieser<br />

Situation umgehen zu können. Unsere Wunderheilung war<br />

eine Wundenheilung.<br />

Unser Sohn Nikolaus – der vier Jahre alt war, als seine kleine<br />

Schwester starb – hat einmal gesagt, als ich wieder einmal<br />

versucht habe, ihm zu erklären, dass sie sterben wird: „Ah!<br />

Jetzt weiß ich, was du meinst! Der liebe Gott hat uns Feli<br />

nur geborgt. Und irgendwann will er sie zurück. Und dann<br />

müssen wir sie ihm geben, weil sie ihm gehört und nicht<br />

uns.“ Wir sind die Eltern von zwei wundervollen Kindern:<br />

Eines fest an der Hand, das andere fest im Herzen.<br />

Nicht aufhören, über Felicitas zu sprechen<br />

Das wichtigste Ritual ist für uns, nicht aufzuhören, über<br />

Felicitas zu sprechen. Ich empfinde es schmerzhafter, nicht<br />

von ihr zu erzählen, als über sie zu sprechen. Nicht nach<br />

ihr gefragt zu werden, empfinde ich als belas tend, denn ihr<br />

Tod ist, egal wohin ich komme, ohnehin der „Elefant im<br />

Raum“. <strong>Die</strong> Trauer um Kinder mit Behinderungen stößt<br />

ohnehin auf viel Unverständnis. Wenn nach Felicitas’ Tod<br />

Menschen zu mir gesagt haben, dass sie nun erlöst sei und<br />

sie es nun besser habe im Himmel, hat mich das wirklich<br />

sehr getroffen. Als müsste ich froh sein, dass sie gestorben<br />

ist, weil sie eine Behinderung hatte. Dabei war das das einzige<br />

Leben, das sie hatte und das wir mit ihr hatten.<br />

Ihr Fehlen jeden Tag aushalten<br />

Wir sollten uns von der Vorstellung befreien, dass nur das<br />

Leben gut ist, das der Norm entspricht. Dass nur ein Leben<br />

lebenswert ist, das frei von Schmerzen und Leid ist.<br />

Ihre Behinderung war ein Faktum, aber kein Maßstab.<br />

„Felicitas fehlt überall“, sage ich oft. <strong>Die</strong> Trauer um sie<br />

bedeutet für uns, ihr Fehlen jeden Tag aufs Neue auszuhalten,<br />

jeden Tag aufs Neue in unser Leben zu integrieren.<br />

Trauer bedeutet eben nicht, eine Zeit lang in einer Ecke<br />

zu sitzen und zu weinen, und irgendwann wird das besser<br />

und man hat es „hinter sich gebracht“. Das ist eine völlig<br />

falsche Vorstellung von Trauer. Auch der Glaube an die<br />

Auferstehung, an ihre Auferstehung, heißt nicht, dass ihr<br />

Fehlen auf dieser Welt nicht an manchen Tagen unerträglich<br />

ist. Traurig zu sein, heißt nicht, kein guter Katholik zu<br />

sein. Getröstet zu sein, heißt ja nicht, nicht mehr traurig<br />

zu sein. Sondern den Schmerz auszuhalten. Trauer ist Liebe,<br />

die nirgends hin kann.<br />

Es liegt eine ungeheure Kraft darin, dem Tod ins Auge zu<br />

blicken. Bis zum Schluss. Wir haben ihm nicht die Kontrolle<br />

über uns überlassen. Er ist Teil unseres Lebens geworden,<br />

aber nicht mehr. Felicitas ist unser Schatz bei<br />

Gott. Wo sie ist, ist unser Himmel.<br />

Ich wurde nicht gefragt bei meiner Geburt<br />

und die mich gebar wurde auch nicht gefragt<br />

bei ihrer Geburt niemand wurde gefragt<br />

außer dem Einen und der sagte Ja.<br />

(Kurt Marti)<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 31


LEBENSWERT<br />

„STANDING OVATION“ – MIT DER<br />

EIGENEN ERFINDUNG ZURÜCK<br />

INS BERUFSLEBEN<br />

Peter Lammer ist Vollblutgastronom. Wenn er von seiner Arbeit in der kleinen Küche des „Johanneskeller“ in der Salzburger<br />

Altstadt unweit der Linzer Gasse erzählt, spürt man die riesengroße Begeisterung für seinen Beruf, der in seinem<br />

Fall Berufung ist.<br />

Von Hansjörg Nagelschmidt<br />

Fast hätte ein schwerer Motorradunfall im Jahr 2010<br />

seine beruflichen Träume zunichte gemacht. Eine Vielzahl<br />

an schweren Knochenbrüchen in den Beinen erforderte<br />

eine langwierige Reha und unzählige Operationen.<br />

Ärzte und Betreuer legten Peter Lammer nahe, ernsthaft<br />

über eine Umschulung nachzudenken, da an eine Rückkehr<br />

in seinen ursprünglichen Beruf, der ja stehend zu<br />

verrichten ist, nicht wirklich zu denken sei. Nicht mehr<br />

in seiner geliebten Küche werken zu können, war aber für<br />

Peter Lammer keine wirkliche Alternative und so kehrte<br />

er nach 650 Krankenstands-Tagen und zehn Operationen<br />

an seine Wirkungsstätte zurück.<br />

Der Wiedereinstieg war sehr hart, denn aufgrund großer<br />

Schmerzen in den Beinen war es Peter Lammer nicht<br />

möglich, acht Stunden am Stück in der Küche zu stehen.<br />

Seine Beine schwollen an und er benötigte eine große<br />

Dosis an Schmerzmitteln, um irgendwie durchzuhalten.<br />

Zudem benötigte er stets Hilfe von Kollegen beim Hantieren<br />

mit schweren Töpfen. 2016 war für ihn dann quasi<br />

die „Schmerzgrenze überschritten“. Für Lammer war klar<br />

„so macht das keinen Spaß, so ist der Alltag unerträglich“,<br />

und er begann darüber nachzudenken, wie er seinen<br />

Arbeitsalltag erleichtern könnte.<br />

Tüfteln für maximale Entlastung<br />

Mit seinem technisch bewanderten Freund Bernhard<br />

Tichy begann er, an einer Lösung zu tüfteln, die seine<br />

Beine entlasten würde. Erste Versuche mit Klettergurten<br />

verliefen nicht optimal, bereits nach kurzer Zeit traten<br />

Einschnürungen und Durchblutungsstörungen in den<br />

Beinen auf. Eine völlig schmerzfreie Nutzung war daher<br />

nicht möglich.<br />

Es dauerte aber nicht allzu lange, bis die neue Grundidee<br />

feststand. <strong>Die</strong> Umsetzung folgte sogleich: An der<br />

Decke der Küche wurde ein Schienensystem eingebaut,<br />

an dem ein Bügel mit einem Fahrradsattel hängt. Auf<br />

dem Sattel sitzend ist mit wenig Kraftaufwand die Bewegung<br />

in alle Richtungen quasi federleicht und schwebend<br />

möglich – und die Beine können je nach Einstellung<br />

wenig bis maximal entlastet werden. Zudem ist<br />

der Nutzer nicht permanent an das Gerät gebunden<br />

und kann sich daher über größtmögliche Flexibilität<br />

im Einsatz freuen.<br />

Gründung des Unternehmens „sitworxx“<br />

Lammer und Tichy nannten ihre Erfindung „Standing<br />

Ovation“, gründeten das Start-Up-Unternehmen<br />

„Sitworxx“ und meldeten auch gleich das österreichische<br />

sowie das internationale Patent an. Mittlerweile ist ihre<br />

Erfindung als „Medizingerät“ zertifiziert. Das österreichische<br />

Patent wurde eingetragen und finalisiert. Damit<br />

sollten sich auch die Chancen für das noch laufende Verfahren<br />

für das internationale Patent wesentlich verbessert<br />

darstellen.<br />

Innerhalb kurzer Zeit nach Installierung von „Standing<br />

Ovation“ konnte Peter Lammer seine Schmerzmittel<br />

drastisch reduzieren. <strong>Die</strong>s trug zu einer deutlich verbesserten<br />

Lebensqualität für ihn und sein Umfeld bei.<br />

Er fühlte, endlich wieder einen „klaren Kopf“ zu haben.<br />

32<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


LEBENSWERT<br />

Und das Wichtigste: Er konnte wieder in seiner Küche<br />

schalten und walten, die schweren Kochtöpfe selbst von<br />

da nach dort heben – ohne die Unterstützung von Mitarbeitern<br />

– „und ich war sogar schneller als jemals zuvor“,<br />

freut er sich.<br />

Arbeit wichtig für das Selbstwertgefühl<br />

„Berufstätigkeit und ein erfülltes Arbeitsleben sind ein<br />

wichtiger Bestandteil für ein zufriedenes Leben“, ist Peter<br />

Lammer überzeugt. Deshalb hat der vierfache Familienvater<br />

auch niemals an Frühpensionierung gedacht<br />

– sicher auch aus finanziellen Gründen, aber nicht ausschließlich:<br />

„<strong>Die</strong> Teilhabe am Arbeitsleben ist auch für<br />

das Selbstwertgefühl eines Menschen ganz wesentlich.“<br />

Er selbst hat sich in der Zeit der Unsicherheit über seine<br />

berufliche Zukunft oft niedergeschlagen gefühlt – deshalb<br />

empfindet er nun „Standing Ovation“ und die Möglichkeit,<br />

in seinem Restaurant wieder voll einsatzfähig zu<br />

sein, als seinen „persönlichen Lotto-Sechser“.<br />

<strong>Die</strong> beiden Unternehmensgründer glauben fest daran,<br />

dass ihre Erfindung auch vielen anderen Menschen<br />

in stehenden Berufen eine große Erleichterung bieten<br />

könnte – sowohl beim Wiedereinstieg nach Unfällen als<br />

auch ganz grundsätzlich. Auch mit „gesunden“ Beinen ist<br />

ein stehender Beruf mitunter sehr anstrengend – insbesondere,<br />

wenn man nicht mehr 20 Jahre jung ist – „Standing<br />

Ovation“ könnte hier wertvolle Unterstützung bieten,<br />

um den Arbeitstag besser und weniger anstrengend<br />

zu bewältigen und vielleicht sogar Folgeerkrankungen<br />

vorzubeugen.<br />

„Standing Ovation“ im Reha-Einsatz<br />

Peter Lammer und Bernhard Tichy sehen zudem auch<br />

die Einsatzmöglichkeit als unterstützendes Instrument<br />

in Reha-Prozessen. Aktuell wird das Gerät „Standing<br />

Ovation-Konstruktion“ zu Testzwecken im Reha-Zentrum<br />

Bad Häring der AUVA verwendet, die sich sehr für das<br />

Gerät interessierte. Das deckenmontierte Gerät wird<br />

in der Ergotherapie verwendet und ermöglicht es zwei<br />

Patienten gleichzeitig, sich auf 50 m 2 frei zu bewegen.<br />

Das Duo würde sich sehr freuen, wenn seine Erfindung<br />

vielen Menschen bei ihrem Rehabilitationsprozess helfen<br />

könnte – vor allem, wenn herkömmliche Methoden zur<br />

Entlastung der Beine, wie beispielsweise die Wassertherapie,<br />

nicht angewendet werden können oder durch ein<br />

zu hohes Sturzrisiko alternativ außer Betracht gezogen<br />

werden müssen. „Wir werden sehen, was die Zukunft<br />

diesbezüglich bringt.“<br />

<strong>Die</strong> beiden „Erfinder“ sind von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten<br />

von „Standing Ovation“, wie beispielsweise<br />

in der Physiotherapie, überzeugt. Insbesondere<br />

durch das neu konstruierte „freistehende“ Gerät lässt<br />

sich nahezu jeder Arbeitsplatz – unabhängig von Bausubstanz<br />

und Deckenhöhe – leicht adaptieren. Auch<br />

anderen Personen könnte „Standing Ovation“ bei<br />

der Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit von<br />

Nutzen sein. „<strong>Die</strong> Konstruktion, die mir in meiner<br />

Küche so sehr hilft, könnte auch vielen anderen Menschen<br />

da draußen helfen – entweder Rehaunterstützend<br />

oder, um ihren Beruf möglichst lange ausüben zu können“,<br />

fasst Peter Lammer zusammen. Für die Zukunft<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 33


LEBENSWERT<br />

ç<br />

ROBOTER „VERTRITT“<br />

Wenn Kinder chronisch krank werden, laufen sie Gefahr, den<br />

Anschluss an den Unterricht zu verlieren. Viele fühlen sich<br />

einsam, vermissen ihre Freunde. Ein norwegisches Unternehmen<br />

hat einen Roboter entwickelt, der kranke Kinder im<br />

Unterricht „vertritt“.<br />

Von Elke Ziegler<br />

wäre es jedenfalls wünschenswert, wenn es für die Installation<br />

von „Standing Ovation“ am Arbeitsplatz eine<br />

Förderung geben würde, um mehr Menschen eine Rückkehr<br />

ins Arbeitsleben zu ermöglichen.<br />

Für Peter Lammer, dem ein Ärztegremium im Prinzip<br />

bescheinigt hatte, dass er einen „stehenden Beruf“<br />

nicht mehr ausüben könne, ist es heute eine besondere<br />

Genugtuung, es aus eigener Kraft doch geschafft<br />

zu haben und mit seinem „Johanneskeller“ von den<br />

Nutzern auf der Tourismus-Bewertungs-Plattform<br />

TripAdvisor unter die Top 10 der Salzburger Restaurants<br />

gewählt wurde. „Eine bessere und schönere Anerkennung<br />

kann es nicht geben!“<br />

Informationen sowie ein Video von Standing Ovation:<br />

www.sitworxx.at<br />

<strong>Die</strong>ser Artikel ist zuerst in der Ausgabe 3/2018 des<br />

ÖZIV INKLUSIV erschienen. Der ÖZIV (Österreichweite<br />

zukunftsorientierte Interessenvertretung)<br />

ist ein seit 1962 tätiger Behindertenverein, dessen<br />

Mitglieds organisationen selbständige Vereine in den<br />

einzelnen Bundesländern sind.<br />

www.oeziv.org<br />

Er ist zirka 30 Zentimeter groß, besteht aus einem Kopf<br />

mit freundlichen Augen, in seinem Rumpf befindet sich ein<br />

Lautsprecher. „Solange ein Kind krank ist, sitzt AV1, so der<br />

Name des kleinen Roboters, in der Klasse“, erklärt Karen<br />

Dolva, Geschäftsführerin des 2015 gegründeten norwegischen<br />

Start-ups „No Isolation“, das aus einem Forschungsprojekt<br />

entstanden ist: „Er ist dort, wo das Kind selbst<br />

nicht sein kann. Der Roboter dient dem Kind als Augen und<br />

Ohren.“<br />

Über den Roboter kann ein Kind zuhause oder im<br />

Krankenhaus sehen und hören, was gerade in der<br />

Schule geübt wird.<br />

Das Kind steuert den Roboter von zuhause oder aus dem<br />

Krankenhaus. Via Smartphone oder Tablet bestimmt es,<br />

wohin er schaut. Es kann über Lautsprecher mit Freunden<br />

sprechen und durch ein eingebautes Mikrofon hören, was<br />

sie sagen. <strong>Die</strong> Kommunikation ist verschlüsselt, die Informationen<br />

fließen nur nach Eingabe eines Passworts und nur<br />

zwischen Kind und Roboter.<br />

Erweiterung des kindlichen „Ich“<br />

AV1 ist ein sehr unpersönlicher Name, dabei bleibt es aber<br />

meist nicht lange. <strong>Die</strong> Kinder machen den Roboter zu einem<br />

Teil ihrer selbst, setzen ihm Kappen auf, binden ihm einen<br />

Schal um oder bekleben ihn mit Sticker. „Er wird zu einer<br />

Erweiterung des Ich“, so Karen Dolva.<br />

34<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


LEBENSWERT<br />

KRANKE KINDER IM KLASSENZIMMER<br />

807 Roboter befinden sich bereits in Klassenräumen,<br />

vor allem in Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden.<br />

„Laut Schätzungen gibt es in Europa eine halbe<br />

Million chronisch kranke Kinder – Kinder mit Krebs,<br />

Autoimmunerkrankungen oder Behinderungen. Sie alle<br />

wollen wir erreichen.“ Ein Hindernis könnten die Kosten<br />

sein – die Eltern müssen für Roboter und Wartung zahlen,<br />

außer die Schule übernimmt die monatlichen Kosten<br />

von rund 200 Euro pro Roboter. Auch in Österreich verhandle<br />

man schon mit ersten Schulen, heißt es seitens<br />

„No Isolation“.<br />

Computer für Senioren<br />

Aufbauend auf den Erfahrungen mit Kindern bietet das<br />

Unternehmen auch Senioren technologische Unterstützung<br />

an, in Form eines bewusst einfach gehaltenen Computers:<br />

„Wir haben einen Computer entwickelt, den auch Menschen<br />

mit beginnender Demenz, mit Einschränkungen beim Sehen<br />

oder Hören benutzen können.“<br />

Es gibt nur einen großen Knopf, um den Tablet-ähnlichen<br />

Computer zu bedienen, die Stimme ist laut und klar, es<br />

gibt keinen Touchscreen, keine komplizierte Navigation.<br />

Über eine App können Fotos und Videos mit Familie<br />

und Freunden ausgetauscht werden. Technologie ist für<br />

Karen Dolva alles – von einer Schere über eine Waschmaschine<br />

bis hin eben zu Computer und Roboter. Es<br />

komme immer darauf an, was die Menschen daraus<br />

machen – und da seien die Möglichkeiten besonders<br />

für Menschen mit Einschränkungen noch nicht ausgeschöpft,<br />

ist die norwegische Forscherin überzeugt.<br />

www.noisolation.com<br />

Quelle: science.ORF.at vom 6.12.2018<br />

NUR EINE VERTRETUNG, KEIN ERSATZ!<br />

Von Katharina Stögner<br />

Natürlich sehen wir <strong>Malteser</strong> den Einsatz von<br />

Robotern im sozialen Umfeld mit einem äußerst<br />

kritischen Auge. Aber ganz ehrlich: Könnte er in<br />

bestimmten Fällen nicht auch eine Erleichterung<br />

bringen? Denken wir an die Kinder mit lebensverkürzender<br />

Diagnose im Hilde Umdasch Haus, an<br />

die vielen Kinder und Jugendlichen mit chronischen<br />

Erkrankungen und Behinderungen, die wir<br />

im Rahmen unserer Inklusionscamps und Wildwassercamps<br />

betreuen. Sie könnten vom gezielten<br />

Einsatz eines Roboters bei kleinen, einfachen<br />

Hilfsdiensten durchaus profitieren – und hätten<br />

womöglich auch noch großen Spaß dabei! Auch<br />

für einsame, ältere Menschen, die wir im Rahmen<br />

unserer Besuchsdienste nicht rund um die Uhr<br />

begleiten können, wäre ein Roboter gelegentlich<br />

eine willkommene Abwechslung. Natürlich soll<br />

eine Maschine den zwischenmenschlichen Kontakt<br />

nicht ersetzen, aber sie könnte den Kontakt<br />

vielleicht im einen oder anderen Fall erleichtern ...<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 35


MALTESERORDEN<br />

NEUE BOTSCHAFTERIN BEIM<br />

HEILIGEN STUHL UND BEIM SMRO<br />

Am 4. Dezember 2018 hat Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg in Rom ihr Beglaubigungsschreiben an Großmeister<br />

Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto überreicht. Sie ist damit die erste Frau, die von Österreich mit der<br />

Vertretung Österreichs beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden betraut wurde. <strong>Die</strong> promovierte Juristin,<br />

die auch Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch spricht, arbeitet seit 1984 im österreichischen diplomatischen<br />

<strong>Die</strong>nst. Ihre bisherigen Auslandseinsätze führten sie zu den Vereinten Nationen nach New York, als Botschaftsrätin für Presse<br />

und Information nach Bonn und zuletzt als Botschafterin nach Algerien.<br />

Frau Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg, wie kam<br />

es dazu, dass Sie sich beruflich für eine Laufbahn<br />

im diplomatischen <strong>Die</strong>nst entschieden haben? Wie<br />

sehen Sie Ihre neue Aufgabe?<br />

Ich habe meine Tätigkeit im diplomatischen <strong>Die</strong>nst stets<br />

als große Bereicherung empfunden. Insbesondere die<br />

Kontakte mit Menschen und die Vielfältigkeit der Arbeit,<br />

sei es im Einsatz für österreichische Unternehmen oder<br />

die Verbreitung des Wissens über unser Land und unsere<br />

Kultur, waren für mich immer sehr wichtig. Dialog und<br />

Gesprächsbereitschaft stehen im Zentrum meiner Arbeit.<br />

<strong>Die</strong> Botschaft beim Heiligen Stuhl und beim Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden in Rom sehe ich daher als eine<br />

Plattform des Gesprächs, bei welcher ich mich besonders<br />

über Kontakte mit Besucher- und Pilgergruppen aus<br />

Österreich sehr freue.<br />

Was verbindet Sie mit dem <strong>Malteser</strong>orden und<br />

welche Berührungspunkte mit dem Orden gab es<br />

bereits in der Vergangenheit?<br />

Bei den Vereinten Nationen und im Außenministerium<br />

bin ich wiederholt mit der wertvollen Arbeit von Organisationen<br />

mit humanitärer Mission, wie dem <strong>Malteser</strong><br />

Hospitaldienst Austria, dem Roten Kreuz und anderen,<br />

in Berührung gekommen.<br />

Wichtig war mir immer das ehrenamtliche Engagement.<br />

Dabei hat mich der freiwillige soziale Einsatz von so vielen<br />

jungen Menschen besonders beeindruckt. Ich hoffe,<br />

dass es in Zukunft die Möglichkeit geben wird, dieses<br />

Dr. Franziska Honsowitz-Friessnigg ist die neue österreichische<br />

Botschafterin beim Heiligen Stuhl und beim SMRO, sowie auch<br />

bei der Republik San Marino.<br />

36<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERORDEN<br />

freiwillige Engagement beim <strong>Malteser</strong>orden auch auf Einsätze<br />

im Ausland auszudehnen und dadurch Jugendlichen<br />

entsprechende Auslandserfahrungen zu ermöglichen.<br />

Ihre beruflichen Stationen sind auf der ganzen Welt<br />

zu finden – unterschiedlichste Kulturen, verschiedene<br />

Religionen und Sprachen. Ich habe gelesen,<br />

Sie bezeichnen sich selbst als neugierig und weltoffen<br />

und sprechen vier Sprachen, das kommt Ihnen<br />

im diplomatischen <strong>Die</strong>nst bestimmt zugute? Aber<br />

spielt Religion im diplomatischen <strong>Die</strong>nst eine Rolle?<br />

Neugier, Weltoffenheit und das Einlassen auf das Gastland<br />

sind gute und auch notwendige Voraussetzungen<br />

für erfolgreiche diplomatische Arbeit. Auch Kommunikationsfähigkeit<br />

in möglichst vielen Sprachen ist sehr<br />

hilfreich bei der Herstellung von guten persönlichen Beziehungen<br />

und soliden Arbeitskontakten. Darüber hinaus<br />

sind für die diplomatische Tätigkeit beim Heiligen<br />

Stuhl profunde Kenntnisse von religiösen Hintergründen<br />

und Zusammenhängen unerlässlich.<br />

Vergangenen Dezember hat Papst Franziskus für<br />

österreichisches Medienecho gesorgt, als er sagte,<br />

dass das Lied „Stille Nacht“ sein Lieblingsweihnachtslied<br />

sei und es eine tiefe Friedensbotschaft<br />

in sich trägt. Sie haben das Lied sogar mit dem<br />

Heiligen Vater gemeinsam angestimmt und in der<br />

Botschaft eine Ausstellung darüber initiiert. Kennt<br />

man österreichische Weihnachtsbräuche in Rom?<br />

Ich habe den 200. Jahrestag des Liedes „Stille Nacht“ als<br />

Chance gesehen, österreichische Kultur und österreichisches<br />

Brauchtum auch in Rom und beim Vatikan noch<br />

besser bekannt zu machen. <strong>Die</strong> von der „Stille Nacht Gesellschaft“<br />

in Oberndorf erstellte Ausstellung über die<br />

Entstehung und Verbreitung dieses Weihnachtsliedes,<br />

das als Friedensbotschaft von Österreich aus um die<br />

Welt ging, ist auf sehr großes Interesse gestoßen. Der<br />

Vortrag des Liedes durch die Salzburger Sängerin Martina<br />

Mathur vor Papst Franziskus und anschließend auch<br />

zur Ausstellungseröffnung vor einer großen Zahl von<br />

Geistlichen und Diplomaten war sehr berührend.<br />

Sie haben Ihren <strong>Die</strong>nst in Rom erst kürzlich angetreten.<br />

Welche Pläne haben Sie für Ihre Mission und<br />

was kann Ihrer Meinung nach der <strong>Malteser</strong>orden zu<br />

einem besseren Ganzen in der Welt beitragen?<br />

Ich sehe mit dem Heiligen Stuhl und dem Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, die ja beide weltweit engagiert<br />

sind, auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Interessen<br />

Potential zur Zusammenarbeit in globalen Fragen.<br />

Dazu zählen Klima- und Umweltschutz, humanitäre<br />

Hilfe und die Wahrung der Menschenrechte.<br />

GRATIS,<br />

aber leider nicht kostenlos.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und<br />

soll es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen,<br />

Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />

Doch die Produktion und der Versand sind leider<br />

nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie uns.<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3-4/2018<br />

Spatenstich:<br />

MALTESER Ordenshaus – Wohnen wie Zuhause<br />

Wirtschaft hilft – Das Wirken von Engeln<br />

20. MALTESER Wildwassercamp<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 21_11 ok.indd 1 23.11.18 14:00<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/2018<br />

80. Großmeister: Fra` Giacomo Dalla<br />

Torre del Tempio die Sanguinetto<br />

Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />

„Gaudete et exsultate“<br />

Falls Sie, Ihre<br />

Freunde oder Ihre<br />

Familie über unsere Arbeit<br />

informiert werden wollen,<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 2_2018_2806_ok.indd 1 29.06.18 07:45<br />

Konto lautend auf MALTESER Hospitaldienst Austria,<br />

Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“ AT65 2011 1800 8087 0800<br />

Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind von der Steuer absetzbar!<br />

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gerne regelmäßig zu.<br />

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DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 37


XXXXX MALTESERÖSTERREICH<br />

EIN BAYER MIT HERZ FÜR SÜDAFRIKA<br />

Pater Gerhard Lagleder gründete und leitet die größte katholische Hilfsorganisation im südlichsten Land Afrikas – die<br />

Südafrikanischen MALTESER, die sich dort „Brotherhood of Blessed Gérard“ nennen und ein Hospiz betreiben, in dem<br />

größtenteils AIDS-Kranke behandelt und gepflegt werden. Aus Österreich bekam er zuletzt prominente Unterstützung<br />

durch eine Benefizveranstaltung der ganz besonderen Art.<br />

Von Katharina Stögner<br />

„Derzeit halten sich in Südafrika die Zahl der AIDS-<br />

Neuerkrankungen und die Zahl der Todesfälle die Waage“,<br />

sagt Gerhard Lagleder. Der in Regensburg geborene<br />

Benediktiner ist seit 1994 Mitglied im <strong>Malteser</strong>orden<br />

und seit 1987 als Missionar in Südafrika tätig. 1992 hat<br />

er in der Provinz KwaZulu-Natal die Hilfsorganisation<br />

„Brotherhood of Blessed Gérard“ ins Leben gerufen. Sie<br />

ist nach dem Gründer des <strong>Malteser</strong>ordens, dem Seligen<br />

Gerhard, benannt und betreut vor allem HIV-Infizierte<br />

und AIDS-Kranke.<br />

<strong>Die</strong> Tatsache, dass die Neuinfektionsrate nicht weiter<br />

steigt, ist der großen Zahl an AIDS-Kranken zu verdanken,<br />

die in hochaktiver antiretroviraler Therapie, kurz<br />

HAART, sind. „Werden die Medikamente regelmäßig<br />

und ohne Unterbrechung eingenommen, dauert es etwa<br />

ein halbes Jahr, bis die Virenbelastung von ein bis eineinhalb<br />

Millionen Viruskopien pro Kubikmillimeter auf<br />

unter 50 – und damit unter die Nachweisgrenze – gefallen<br />

ist. Damit ist der Patient nicht mehr infektiös und<br />

kann andere nicht anstecken. Wir hatten in unserem<br />

Programm deshalb auch noch nie eine HIV-Übertragung<br />

einer Mutter zum Kind, weil wir rechtzeitig die Virenbelastung<br />

unter die Nachweisgrenze senken“, erklärt Pater<br />

Gerhard. Weniger AIDS-Patienten gebe es deshalb aber<br />

nicht, weil alle Erkrankten bis an ihr Lebensende nach<br />

wie vor AIDS-Patienten bleiben, selbst wenn sie aufgrund<br />

der erfolgreichen Behandlung durch die tägliche<br />

Medikamenten-Einnahme nicht mehr ansteckend sind<br />

und sich durchaus wohlfühlen.<br />

Ganzheitliches Hilfssystem<br />

Das AIDS-Behandlungsprogramm erschöpft sich nicht allein<br />

in der Medikamenten-Ausgabe an die rund 700 AIDS-<br />

Patienten, welche die Brotherhood aktuell betreut. Es ist<br />

vielmehr ein ganzheitliches System, das die Diagnose, die<br />

Therapievorbereitung, die Behandlung opportunistischer<br />

Infektionen und Krebserkrankungen, die antiretrovirale<br />

Therapie, die Therapiebegleitung und die soziale Rehabilitation<br />

sowie Existenzsicherung der Patienten und oft auch<br />

deren Angehöriger einschließt. „Außerdem behandeln und<br />

pflegen wir in unserem stationären Hospiz mit 40 Betten<br />

AIDS-Patienten, die wegen Resistenz oder zu weit fortgeschrittener<br />

Infektionskrankheiten nicht mehr gesund<br />

werden können. Dasselbe machen wir im ambulanten<br />

Hospiz mit 364 Patienten pro Jahr“, so Pater Gerhard. Zusätzlich<br />

betreibt die Bruderschaft einen Kindergarten und<br />

eine Kinderklinik, in der sie sich vor allem unterernährter<br />

38<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


Kleinkinder annimmt. Für mehr als hundert Schüler und<br />

Studenten wird eine Schul- bzw. Berufsausbildung finanziert.<br />

Bei ihrer Arbeit ist die Brotherhood ausschließlich auf<br />

Spendengelder angewiesen. Rund 20 Prozent davon kommen<br />

aus Südafrika, die restlichen 80 Prozent stammen aus<br />

Deutschland und Österreich. Anlässlich des Welt-AIDS-Tages<br />

Ende November 2018 wurden im Rahmen einer ganz<br />

besonderen Benefizveranstaltung im Wiener Stephansdom<br />

rund 70.000 Euro eingespielt. Besonders war die Veranstaltung<br />

nicht nur aufgrund der hochkarätigen Besetzung,<br />

sondern auch wegen der ungemein raschen Reaktion<br />

und Einsatzbereitschaft der Gastgeber und Organisatoren<br />

des Abends.<br />

„Jedermann im Dom“<br />

<strong>Die</strong> Vorgeschichte: Im September 2018 hatte Kardinal<br />

Schönborn der Hilferuf von Pater Gerhard Lagleder aus<br />

Südafrika erreicht. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten<br />

der staatlichen Behörden musste das Hospiz einen Teil<br />

der für die Patienten überlebensnotwendigen Medikamente<br />

vier Monate lang selber beschaffen und bezahlen.<br />

Kardinal Schönborn wandte sich umgehend an Gery<br />

Keszler, den Gründer des Vereins LIFE+, um gemeinsam<br />

nach möglichen Lösungen zu suchen. Wie es der Zufall<br />

wollte, hatte Gery Keszler tags zuvor den Schauspieler<br />

und „Jedermann“-Darsteller Philipp Hochmair kennengelernt.<br />

Innerhalb eines einzigen Tages war die Idee zur<br />

Veranstaltung „Jedermann im Dom“ geboren. <strong>Die</strong> Einnahmen<br />

aus dem Ticketverkauf und weiteren Spenden<br />

entsprechen den Ausgaben, die notwendig sind, um die<br />

gesamte umfassende Versorgung der rund 700 Patienten<br />

in AIDS-Therapie einen Monat lang sicherzustellen.<br />

<strong>Die</strong> Rechnung ging auf. <strong>Die</strong> Vorstellung, zu der Kardinal<br />

Dr. Christoph Schönborn gemeinsam mit Prokurator<br />

Norbert Salburg-Falkenstein und Gery Keszler luden,<br />

war binnen kürzester Zeit ausverkauft. Mit stehenden<br />

Ovationen bedankte sich das begeisterte Publikum bei<br />

Hochmair und seiner Band, der „Elektrohand Gottes“, sowie<br />

den mitwirkenden Gaststars Ulrike Beimpold (Buhlschaft),<br />

Sunnyi Melles (Gott und Teufel), Erni Mangold<br />

(Gute Werke), Konstanze Breitebner (Mutter und Glaube)<br />

und dem Nachwuchstalent Siya Urbanitsch-Schlacher<br />

(Tod). Auch Pater Lagleder war an diesem besonderen<br />

Abend anwesend und nahm den Spendenscheck in der<br />

Höhe von € 68.448,– dankbar entgegen.<br />

Ob der Benediktinermönch seine Entscheidung, nach Südafrika<br />

zu gehen, jemals bereut hat? „Keine Sekunde. Damit<br />

ist ein Lebenstraum von mir erfüllt“, so Pater Gerhard.<br />

FACTBOX<br />

Organisation: Brotherhood of Blessed Gérard<br />

Gründung und Sitz: 1992, KwaZulu-Natal/Südafrika<br />

Mitglieder: 2584, damit größte katholische<br />

Hilfsorganisation Südafrikas<br />

Sozialarbeiter-Konsultationen: 6926<br />

Hausbesuche durch AIDS-Therapieberater: 3328<br />

Pflegerische Hausbesuche: 1308<br />

Patienten im AIDS-Behandlungsprogramm: 703<br />

Hospiz/neue ambulante Patienten: 488<br />

* Angaben 2018, Quelle: Jahresbericht der Brotherhood of Blessed Gérard<br />

Nähere Informationen: www.bsg.org.za<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 39


MALTESERÖSTERREICH<br />

STRASSEN-<br />

SAMMLUNG 2018<br />

Ein herzliches Vergelt’s Gott für die Unterstützung und<br />

Wertschätzung zum Auftakt der jährlichen Straßensammlung,<br />

der größten Spendenaktion für die <strong>Malteser</strong><br />

in der Bundeshauptstadt.<br />

40<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


Herzliche Einladung<br />

AUFNAHME <strong>2019</strong><br />

SALZBURG<br />

STILLE NACHT<br />

Auf den Spuren des weltberühmten Weihnachtsliedes,<br />

dessen Zauber seit 200 Jahren ungebrochen ist. Eines Liedes,<br />

das Trost verspricht und Hoffnung schenkt. Immer<br />

und immer wieder. Der Teilnehmer des <strong>Malteser</strong> Deutschkurses<br />

besuchten die 200 Jahre „Stille Nacht! Heilige<br />

Nacht!“-Ausstellung in der Residenz Salzburg. <strong>Die</strong> Gäste<br />

waren begeistert, denn dieses Lied ist auch in deren Ländern<br />

sehr bekannt. Was jedoch keiner wusste, war dass<br />

es aus Salzburg stammt. Anschließend gab es traditionell<br />

einen Punsch am Salzburger „Christkindlmarkt“.<br />

© Steirische Museen MUSIS<br />

SPENDE SICHERT<br />

AUSBILDUNG<br />

Spenden in die Zukunft investieren: Der <strong>Malteser</strong>orden<br />

unterstützte eine Schülerin in Kooperation mit der Wiener<br />

Kinder- und Jugendhilfe (MAG ELF). <strong>Die</strong> engagierte<br />

Schülerin benötigte für ihre Schul- und Berufsausbildung<br />

einen Laptop, den sich die Familie nicht leisten konnte.<br />

Jetzt kann sie ihre Ausbildung fortsetzen und hoffentlich<br />

schon bald abschließen. Wir danken den Spendern für die<br />

Unterstützung und wünschen der Familie alles Gute, insbesondere<br />

der jungen Dame beruflich viel Erfolg.<br />

Wir freuen uns, zur Aufnahme<br />

unserer neuen Mitglieder in die<br />

Steiermark einzuladen.<br />

Samstag, 22. Juni <strong>2019</strong><br />

11 Uhr HL. MESSE<br />

in der Stiftskirche Leoben-Göss<br />

Glück auf – Gott gebs!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 41


XXXXX<br />

TIROL<br />

HL. MESSE<br />

Einen besonderen Gast durften die <strong>Malteser</strong> in Innsbruck bei ihrer Monatsmesse begrüßen: Mit ihnen feierte Bischof<br />

Hermann Glettler die Monatsmesse am 2. November.<br />

WIEN<br />

HOFBURG<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> zu Besuch bei NAbg. General Karl Mahrer am Heldenplatz, mit einer anschließenden Führung in den<br />

Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Wunderschön das ehemalige Schlafzimmer von Kaiserin Maria Theresia, welches<br />

heute als Empfangsraum des Präsidenten genutzt wird. Großartig, das Probesitzen auf dem berühmten roten Sofa.<br />

STEIERMARK<br />

KÄLTETELEFON<br />

Grazer <strong>Malteser</strong> helfen, das Kältetelefon der Caritas im Dezember rund um die Uhr zu besetzen.<br />

42<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


1. 2. 3.<br />

XXXX<br />

1. Gemeinsamer Spaß bei Punsch und vorweihnachtlichem Stöbern mit den Bewohnern des Hauses Malta und Betreuten<br />

des Bereiches Burgenland 2. OÖ: Linzer Musiktheater „Ein Amerikaner in Paris“ 3. Nikolo Steiermark 4. Musik für den<br />

guten Zweck in Ebergassing 5. Nikolofeier in Wien 6. Oberösterreich: Gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt<br />

4. 5. 6.<br />

TAG DES EHRENAMTS<br />

Seit 1986 wird an jedem 5. Dezember der internationale<br />

Tag des Ehrenamts begangen. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> haben diesen<br />

Tag zum Anlass genommen, einmal mehr ein Zeichen zu<br />

setzen – ein sichtbares Zeichen dafür, wie wichtig Freiwilligenarbeit<br />

für unsere Gesellschaft ist. So wurden österreichweit<br />

besondere Ausflüge und Weihnachtsmarktbesuche<br />

initiiert. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sind rund um die Uhr, das<br />

ganze Jahr über, für die Not der Menschen ehrenamtlich<br />

im Einsatz. Als eine der größten rein ehrenamtlichen<br />

Organisationen Österreichs engagieren sie sich in der Betreuung<br />

alter und kranker Menschen, im Rettungsdienst,<br />

mit regelmäßigen Besuchsdiensten, sozialer Unterstützung<br />

von Bedürftigen und in der Jugendarbeit. Sie stehen<br />

jederzeit bereit, um dort zu helfen, wo sie gebraucht<br />

werden. Für die <strong>Malteser</strong> ist eben jeder Tag ein Tag des<br />

Ehrenamtes.<br />

7. 8. 9.<br />

7. Burgenland: Punschtrinken 8. Oberösterreich: Christkindlmarkt Linz 9. Rettungsteam am Tag des Ehrenamts, so<br />

wie immer einsatzbereit.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 43


MALTESERÖSTERREICH<br />

FONDS SOZIALES WIEN (FSW) UNTER<br />

NEUER FÜHRUNG<br />

Im Mai 2018 wurde Anita Bauer einstimmig an die Spitze des FSW gewählt und ist somit die erste Frau, die den FSW –<br />

das Herzstück der Wiener Sozialpolitik – als Geschäftsführerin leitet. Helmut Lutz im Gespräch mit Anita Bauer.<br />

Frau Bauer, Sie betreten mit Ihrer Funktion kein<br />

Neuland, da Sie ja bereits seit der Gründung des<br />

FSW für die verschiedensten Bereiche des FSW in<br />

führender Funktion tätig waren und als stellvertretende<br />

Geschäftsführerin den FSW auch über den<br />

jeweiligen eigenen Wirkungsbereich hinaus mitgestalten<br />

konnten.<br />

Den FSW zu übernehmen, war für mich eine Bauchentscheidung.<br />

Es ist eine enorme Verantwortung und bedarf<br />

viel Kraft, aber es ist eine sehr schöne Aufgabe und eine<br />

Ehre, es machen zu dürfen. Ich werde von einem so tollen<br />

Team unterstützt, da sind so viele engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die mit Herzblut bei der Sache<br />

sind.<br />

Wie sehen Sie Ihre zukünftigen Aufgaben? Gibt es<br />

Bereiche, die Ihnen besonders am Herzen liegen,<br />

oder in denen Sie künftig einen noch höheren Unterstützungsbedarf<br />

sehen?<br />

Wir erleben gerade, dass es für alle unsere Zielgruppen<br />

schwieriger wird. Gerade im Bereich der Pflege werden in<br />

den kommenden Jahren noch mehr Menschen in Wien<br />

Unterstützung brauchen. Das heißt, wir brauchen gut<br />

ausgebildete Fachkräfte in den verschiedensten Bereichen.<br />

Dafür benötigt es neben den finanziellen Mitteln<br />

auch die politischen Rahmenbedingungen.<br />

In Anbetracht des demographischen Wandels, einer immer<br />

älter werdenden Gesellschaft, der Veränderung unserer<br />

Gesellschafts- und Familienstrukturen, zunehmender<br />

Urbanisierung und Migration wird eine Organisation<br />

wie der FSW zukünftig mit großen Herausforderungen<br />

konfrontiert sein.<br />

Sehen Sie den FSW dafür gut gerüstet bzw. was ist<br />

aus Ihrer Sicht unbedingt noch zusätzlich zu tun?<br />

Mit dem Strategiekonzept „Pflege 2030“ ist Wien gut aufgestellt.<br />

Dennoch müssen wir natürlich weiterhin flexibel<br />

mit den sich ändernden Rahmenbedingungen umgehen.<br />

Wien ist eine Stadt der Vielfalt. Was wir brauchen, sind<br />

qualitätsvolle, individuelle und flexible Angebote, die vielen<br />

Menschen zur Verfügung stehen. Wir benötigen innovative<br />

Lösungen im Hinblick auf eine immer älter werdende<br />

Gesellschaft. Zielgruppen müssen aber auch neu<br />

definiert werden. Unser Bild vom Alter ändert sich: 60 ist<br />

das neue 50. Und durch die Digitalisierung sinkt zum Beispiel<br />

die Nachfrage nach klassischen Angeboten wie der<br />

Heimhilfe. Welche Angebote braucht die Zielgruppe zwischen<br />

60 und 80 Jahren von der Stadt? Ab wann brauchen<br />

wir welche Pflege- und Betreuungsleistungen und für wie<br />

viele Menschen? Wie viele Spezialangebote werden benötigt<br />

werden? Allein der Bereich Demenz ist ein Kapitel<br />

für sich. <strong>Die</strong> unterschiedlichsten Disziplinen müssen sich<br />

mit dem Thema des Alterns auseinandersetzen.<br />

Um den künftigen Herausforderungen im sozialen<br />

Bereich begegnen zu können, werden wir eine<br />

noch größere Solidarität, mehr Kooperationen und<br />

mehr ehrenamtliches Engagement benötigen. Der<br />

FSW verfügt bereits jetzt über eine hohe Anzahl an<br />

Partnerorganisationen – auch der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

ist seit vielen Jahren mit dem<br />

Haus Malta, Seniorenwohnsitz der <strong>Malteser</strong>, als an-<br />

44<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW) Anita Bauer im Gespräch mit Helmut Lutz, Geschäftsführer von <strong>Malteser</strong> Care,<br />

über die Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung in Wien.<br />

erkannte Einrichtung des FSW Teil dieses Partnernetzwerkes.<br />

Derzeit entsteht im dritten Bezirk ein<br />

neues Ordenshaus des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens, welches 2021 bezugsfertig sein soll. <strong>Die</strong>ses<br />

Haus wird rund 70 Bewohnern Platz bieten.<br />

Begrüßen Sie solche „privaten“ Initiativen, und<br />

können diese aus Ihrer Sicht Vorbildwirkung haben?<br />

Ja unbedingt, denn je mehr unterschiedliche Köpfe sich<br />

Gedanken über eine Herausforderung machen, desto<br />

eher wird sich eine Lösung finden. Um den Anforderungen<br />

unserer Zeit gerecht zu werden, müssen wir die Solidarität<br />

und die Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft<br />

fördern und stärken, damit diejenigen, die Hilfe und<br />

Unterstützung benötigen, diese auch bekommen. Dafür<br />

braucht es professionelle und qualitätsgeprüfte Angebote.<br />

Ehrenamtliches Engagement kann eine wertvolle Ergänzung<br />

sein und eine Leistung abrunden. Ich bin davon<br />

überzeugt, dass das neue Ordenshaus des <strong>Malteser</strong>ordens<br />

diese Komponenten bestens vereinen wird.<br />

Viele pflege- und betreuungsbedürftige Menschen<br />

ziehen es vor, in ihrem eigenen zu Hause betreut<br />

und gepflegt zu werden. Wie sehen Sie die zukünftige<br />

Entwicklung im Bereich der mobilen <strong>Die</strong>nste?<br />

Der Wunsch geht eindeutig in die Richtung, bis ins hohe<br />

Alter zu Hause bleiben zu können. Somit wird weiterhin<br />

ein Fokus auf die mobile Betreuung zu Hause zu legen<br />

sein. Hier werden wir zukünftig einen noch größeren<br />

Angebotsmix, wie zum Beispiel mehrstündige Alltagsbegleitung,<br />

benötigen. Aber vor allem brauchen wir noch<br />

bessere Entlastungs- und Unterstützungsangebote für<br />

pflegende Angehörige, die ja die große Mehrheit der Pflegenden<br />

darstellen und durch ihren Einsatz das System<br />

enorm entlasten. Und pflegende Kinder und Jugendliche<br />

sollte es bei uns gar nicht geben – diese Verantwortung<br />

darf nicht auf den Schultern von Minderjährigen lasten.<br />

<strong>Malteser</strong> Care, ein weiteres Hilfswerk des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens, welches individuelle Pflege<br />

und Betreuung für Menschen zu Hause organisiert<br />

und sicherstellt, wird auch immer wieder als<br />

Lösungspartner bei komplexen Problemstellungen<br />

kontaktiert. Wie sehen Sie die Rolle solcher Organisationen,<br />

wie <strong>Malteser</strong> Care in der künftigen Landschaft<br />

der Angebote des FSW im mobilen Bereich?<br />

Gerade im mobilen Bereich brauchen Einzelfälle oft ein<br />

spezielles Angebot. Eine kleinere aber hochqualifizierte<br />

Organisation wie <strong>Malteser</strong> Care kann hier flexiblere Lösungen<br />

anbieten, was immer benötigt werden wird, wie<br />

uns die Erfahrung bereits mehrmals gezeigt hat. Darauf<br />

beruht auch unsere Partnerschaft.<br />

Nähere Informationen:<br />

www.malteser.care<br />

www.fsw.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 45


MALTESERKINDERHILFE<br />

EIN TAG MIT<br />

EINER CASE UND CARE MANAGERIN<br />

Um den Arbeitsalltag einer Case und Care Managerin live mitzuerleben, habe ich Schwester Mirna einen Tag lang in Wien<br />

begleitet. Hut ab vor den Leistungen unserer Mitarbeiterinnen und Helferinnen!<br />

Von Susanne Wick<br />

Geplant war, gemeinsam in der Früh zu starten. Doch<br />

es kommt anders: Eine telefonische Neuanfrage einer<br />

verzweifelten Angehörigen landet bei Schwester Mirna –<br />

ein dringender Notfall! Selbstverständlich hat das Erstgespräch<br />

vor Ort Vorrang. In der Folge muss Mirna alle<br />

weiteren Termine für den Tag neu organisieren. Schließlich<br />

hat jeder Klient unterschiedliche Tagesabläufe, die<br />

sich ganz nach seinen persönlichen Bedürfnissen richten.<br />

Darauf ist bei der Planung der Besuche ganz besonders<br />

zu achten. Hier sind enormes Organisationstalent<br />

und Flexibilität gefordert.<br />

Gegen Mittag geht unsere gemeinsame Einsatztour<br />

los. Unser erstes Ziel liegt im zweiten Bezirk. Auf<br />

dem Weg dorthin habe ich, zwischen den Anrufen,<br />

die Schwester Mirnas Handy immer wieder läuten lassen,<br />

die Gelegenheit, die engagierte Helferin nach ihrer<br />

eigenen Geschichte zu befragen. Mirna ist sowohl<br />

diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin als<br />

auch diplomierte Kinderkrankenschwester. Für <strong>Malteser</strong><br />

Care betreut sie eine Vielzahl von hochbetagten<br />

Klienten sowie sechs Familien mit chronisch kranken<br />

Kindern. Das bedeutet wöchentliche Betreuungs- bzw.<br />

Pflegevisiten vor Ort.<br />

„Am Ende überwiegt das Positive“<br />

Mirna ist verheiratet und selbst Mutter von zwei Kindern<br />

im Alter von sechs und neun Jahren. „Warum hast<br />

du ausgerechnet diesen extrem herausfordernden Beruf<br />

gewählt?“, frage ich sie. Mirna lächelt nur. Für sie seien<br />

immer schon die Menschen mit ihren Bedürfnissen im<br />

Mittelpunkt gestanden. „In meinen 15 Jahren als Krankenschwester<br />

habe ich sehr viele schöne, aber oft auch<br />

sehr schwierige Betreuungssituationen erlebt. Am Ende<br />

überwiegt aber immer das Positive, das zurückkommt“,<br />

sagt Mirna fröhlich.<br />

Es braucht definitiv ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen,<br />

viel Verständnis, aber vor allem auch sehr gute<br />

Nerven, um immer professionell den täglichen und unterschiedlichsten<br />

Anforderungen in der Betreuung der<br />

Klienten gerecht zu werden. Wie wichtig dies ist, erlebe<br />

ich beim Besuch unseres ersten Klienten an diesem Tag:<br />

Es ist Herr P., ein 95-jähriger Witwer, den wir gerade bei<br />

der Nachspeise stören. Wir begrüßen seine Tochter, die<br />

zu Besuch ist, und seine Personenbetreuerin. <strong>Die</strong> erste<br />

Frage gilt dem Gesundheitszustand von Herrn P., die<br />

er gleich selbst beantwortet. Dank seiner fürsorglichen<br />

„Perlen“ Ionela und Gabriela-Maria, die sich im vierzehn-<br />

46<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

tägigen Rhythmus abwechseln, und „seiner lieben Case<br />

und Care Managerin Mirna“ gehe es ihm sehr gut.<br />

Das war freilich nicht immer so. Während Mirna die<br />

Pflegedokumentation kontrolliert und die Personenbetreuerin<br />

instruiert, erzählt mir Herr P., dass er nach einem<br />

Krankenhausaufenthalt nicht mehr allein bleiben<br />

konnte. Er hatte plötzliche Ohnmachtsanfälle. Dank der<br />

professionellen und stabilen Betreuungssituation durch<br />

<strong>Malteser</strong> Care seit fast zwei Jahren sei er aber sehr glücklich<br />

darüber, in seinem eigenen Zuhause mit allen seinen<br />

Erinnerungen leben zu können.<br />

Ein eingespieltes Team<br />

Auf dem Weg zu unserem nächsten Termin hört Mirna<br />

die Nachrichten auf ihrer Mobilbox ab. Es geht um organisatorische<br />

Fragen einer Angehörigen zu Anträgen von<br />

Heilmittelbehelfen und den Formularen für die Personenbetreuerinnen.<br />

Dann meldet sich eine Personenbetreuerin,<br />

die erkrankt ist und nicht zu ihrem geplanten<br />

Einsatz kommen kann. Eine weitere Anfrage betrifft<br />

Informationen zum Familienentlastungsdienst. Soweit<br />

es am Telefon möglich ist, erledigt Schwester Mirna die<br />

dringendsten Anfragen sofort, um den Rest kümmert sie<br />

sich später im Büro.<br />

Unser nächster Termin ist in der Brigittenau. Auf uns<br />

wartet Herr B., ein sehr fröhlicher 82-jähriger Herr mit<br />

einer ebenso fröhlichen Betreuerin und einer sehr guten<br />

Freundin, die seinerzeit mit <strong>Malteser</strong> Care Kontakt aufgenommen<br />

hatte, als Herr B. dringend eine Betreuung<br />

benötigte. Herr B. leidet seit vielen Jahren an schweren<br />

und sehr schmerzhaften, chronischen Rückenschmerzen<br />

und kann sich nur eingeschränkt bewegen. Dank der<br />

fürsorglichen Betreuung durch seine „beiden Damen“ –<br />

Emanuela-Alexandra und Valeria, Mutter und Tochter<br />

aus Rumänien – ist vieles leichter geworden.<br />

Liebe, Engagement und voller Einsatz<br />

Zurück im Büro muss Schwester Mirna noch die Einsatzplanung<br />

für die nächste Woche mit ihren Kolleginnen<br />

besprechen, die Pflegedokumentation des Tages ins elektronische<br />

System eintragen, zahlreiche E-Mails beantworten,<br />

einen Ersatz für die erkrankte Personenbetreuerin<br />

suchen, Termine für Erstgespräche mit Angehörigen<br />

für die nächste Woche vereinbaren und sich dann noch<br />

beeilen, um ihre Kinder von der Nachmittagsbetreuung<br />

in der Schule abzuholen …<br />

Ich bin beeindruckt von der umsichtigen, einfühlsamen<br />

und ruhigen Art und Weise, wie Mirna ihren Job<br />

erledigt. Und sie ist nicht die Einzige: Schwester Mirna<br />

steht für alle Case und Care Managerinnen von <strong>Malteser</strong><br />

Care, die sich täglich in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich,<br />

Salzburg und der Steiermark mit viel Liebe,<br />

Engagement und vollem Einsatz um das Wohlbefinden<br />

unserer Klienten bemühen. Ihnen allen ein herzliches<br />

Danke!<br />

3.<br />

KINDERHILFELAUF<br />

AMSTETTEN<br />

29. September <strong>2019</strong><br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 47


MALTESERKINDERHILFE<br />

DIE HILFE<br />

MIT DER<br />

MAUS<br />

Eine Theatergruppe, rund 100 Gäste, mehr als 4.300 Euro Spendenerlöse und eine blaue Maus: Das sind die Zutaten eines<br />

überaus gelungenen Benefiz-Abends zugunsten des Hilde Umdasch Hauses.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Der 13. November 2018 war ein besonderer Tag für die<br />

Theatergruppe Gaflenz. Vor 40 Jahren gegründet, durfte<br />

die Laiengruppe an diesem Abend aus ganz speziellem<br />

Anlass für rund 100 Gäste aus dem Bezirk Amstetten<br />

spielen. Sie alle waren extra angereist, um das Ensemble<br />

in „<strong>Die</strong> Blaue Maus“, einem Dreiakter nach einem<br />

Schwank von Carl Laufs, Curt Kraatz und Hugo Wiener,<br />

live zu erleben. <strong>Die</strong> Einnahmen des Abends kamen der<br />

<strong>Malteser</strong> Kinderhilfe im Hilde Umdasch Haus zugute.<br />

<strong>Die</strong> Gesamtsumme von rund 4.300 Euro wurde Mitte<br />

Jänner <strong>2019</strong> im Rahmen einer kleinen Feier im Hilde<br />

Umdasch Haus überreicht.<br />

Wenn eine Ärztin und ein Pharmareferent<br />

miteinander reden ...<br />

„Wir wollten zum 40-jährigen Jubiläum unserer Theatergruppe<br />

„etwas Gutes“ tun, daher die Benefiz-Veranstaltung<br />

zugunsten der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe“, erzählt<br />

Hans-Peter Weiler, Obmann des Theatervereins. Das<br />

Hilde Umdasch Haus als Spendenziel war nicht zufällig<br />

gewählt. Hans-Peter Weiler ist beruflich mit Silvia<br />

Reisner-Reininger, einer Kinderärztin aus Amstetten,<br />

die sich ehrenamtlich um die Betreuung der Kinder im<br />

Hilde Umdasch Haus kümmert, bekannt.<br />

„Frau Dr. Reisner hat mich einmal gefragt, ob sich die Theatergruppe<br />

Gaflenz vorstellen könnte, für die <strong>Malteser</strong><br />

Kinderhilfe zu spielen. <strong>Die</strong>ser Gedanke hat uns nicht mehr<br />

losgelassen“, so Weiler, im Hauptberuf Pharmareferent,<br />

„nach einem Vorgespräch und zwei Besuchen im Hilde<br />

Umdasch Haus stand dann schnell fest, dass wir die Einladung<br />

zu einer Sonderaufführung sehr gerne annehmen.“<br />

Heiteres und Nachdenkliches<br />

Bei der Wahl des Stückes fiel die Entscheidung rasch für<br />

„<strong>Die</strong> Blaue Maus“, ein sehr heiteres Stück. Hans-Peter Weiler:<br />

„Wir spielen hauptsächlich heitere Stücke, wagen uns<br />

aber immer wieder einmal auch ins ernste und kritische<br />

Lager mit „Besuchszeit“ von Felix Mitterer oder „Amanita“<br />

von Ingo Sax, wo es um Missbrauch und dessen Auswirkungen<br />

in der Familie geht.“<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe und die Theatergruppe Gaflenz<br />

bedanken sich an dieser Stelle ganz besonders bei folgenden<br />

Spendern, welche die Benefiz-Veranstaltung zugunsten<br />

des Hilde Umdasch Hauses ermöglicht haben: Generali<br />

Versicherung, Raiffeisenbank Amstetten, Hotel-Restaurant<br />

Juwel, Autohaus Slawitscheck und Bionorica ethics.<br />

Nähere Infos: www.theatergruppe-gaflenz.com<br />

48<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

SCHÜLERINNEN UNTER-<br />

STÜTZEN DIE MALTESER<br />

KINDERHILFE<br />

Immer wieder hört man: „Was kann ich denn schon ausrichten<br />

oder verändern?“ Nicht so fünf Schülerinnen der<br />

Neuen Mittelschule Seitenstetten. Sie wollten helfen und<br />

etwas bewegen. Also haben sie im Rahmen eines Schulprojekts<br />

einen Weihnachtsbasar organisiert. Der Reinerlös<br />

von 620 Euro kam zur Gänze der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe<br />

zugute. Mit diesem Spendengeld wurde ein höhenverstellbarer<br />

Spezialduschsessel für die Kinder im Hilde Umdasch<br />

Haus angeschafft. Damit können die Kinder noch besser<br />

bei der Körperpflege unterstützt werden, ihre Selbständigkeit<br />

wird gefördert. Ein herzliches Dankeschön für diese<br />

großartige Initiative!<br />

FRISCHER ANSTRICH – FIT FÜR DEN FRÜHLING<br />

Das <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe-Team tauscht kurzfristig die Pflegekleidung gegen den Blaumann und verpasst einigen Zimmern<br />

einen neuen und farbenfrohen Anstrich. Für die Kinder war es ein riesiger Spaß, gleichzeitig strahlten sie über das ganze<br />

Gesicht, als sie ihre neu ausgemalten Zimmer beziehen konnten.<br />

KEKSE FÜR DEN GUTEN ZWECK<br />

Von Katharina Stögner<br />

Olivier Loudon und Petra Hellmich, Geschäftsführer<br />

der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe, waren mehr als überrascht<br />

und emotional berührt, als ihnen die Spendensumme<br />

aus dem alljährlichen Weihnachtskekseverkauf<br />

im Hilde Umdasch Haus überreicht wurde. <strong>Die</strong>smal<br />

war eine neue Rekordsumme zusammengekommen.<br />

Insgesamt wurden 3.959,59 Euro von zahlreichen<br />

Schulen, Unternehmen und ehrenamtlichen<br />

Helfern „erbacken“. <strong>Die</strong> Spende wurde feierlich in<br />

Anwesenheit von Landtagsabgeordneter Michaela<br />

Hinterholzer und Ursula Puchebner, Bürgermeisterin<br />

von Amstetten, überreicht. Sie kommt zu 100<br />

Prozent der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe zugute.<br />

Ein herzliches Dankeschön allen Mitwirkenden und größte Hochachtung,<br />

ein wunderbarer Erfolg und eine wichtige Hilfe für unsere<br />

Kinder.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 49


MALTESERÖSTERREICH<br />

STEIERMARK<br />

FUNKELNDER ADVENT<br />

Von Naomi Kienreich<br />

Ausflug nach Nechelheim<br />

Bei Tee, Keksen und adventlichen Liedern wurde in der<br />

Obersteiermark das erste Adventwochenende genossen.<br />

<strong>Die</strong> malerische Kulisse von Schloss Nechelheim war am<br />

Abend auch Treffpunkt für eine Adventkranzweihe.<br />

Nikolauskränzchen<br />

Im Zuge des „Café Malta“ am Tag des Ehrenamts – am<br />

Vorabend zum Fest des Heiligen Nikolaus – trafen sich<br />

Betreute und <strong>Malteser</strong> zu Punsch und Lebkuchen in der<br />

Zentrale. Nach einigen vorweihnachtlichen Geschichten<br />

und Gedichten besuchte uns pünktlich zur letzten Strophe<br />

von „Lasst uns froh und munter sein“ der Heilige Nikolaus.<br />

<strong>Die</strong>ser brachte Säckchen gefüllt mit Schokolade,<br />

Nüssen und Mandarinen. <strong>Die</strong> Freude und Überraschung<br />

über so hohen und großzügigen Besuch war groß!<br />

Bastelworkshop<br />

<strong>Die</strong> Tischdekoration für die Weihnachtsfeier wurde im<br />

Zuge eines Bastelworkshops von unseren Betreuten ge-<br />

fertigt. An diesem Nachmittag war die Werkstatt des<br />

Christkinds wohl in Graz zu finden. Mit süßer Stärkung,<br />

heißen Getränken und passender Musik wurden Materialien<br />

aus der Natur wie Misteln, Zapfen und Zweige<br />

zu glitzernder Tischdekoration für die nahende Weihnachtsfeier<br />

zusammengefügt.<br />

Weihnachtsfeier<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> durften auch<br />

2018 ihre Weihnachtsfeier<br />

im Refektorium des bischöflichen<br />

Seminares der Diözese<br />

Graz-Seckau veranstalten.<br />

Nach der feierlichen Messe<br />

im Dom zu Graz wurden die<br />

Gäste – Betreute, Ordensmitglieder,<br />

Bewohner des<br />

betreuten Wohnheimes der<br />

Elisabethinen in Graz sowie zahlreiche <strong>Malteser</strong> – bereits<br />

vom Duft des <strong>Malteser</strong>-Punsches und von Weihnachtsliedern<br />

im prachtvollen Saal erwartet.<br />

Für viele unserer betreuten Freunde war diese Weihnachtsfeier<br />

die einzige bzw. familiärste, zu der sie geladen<br />

waren. Aus diesem Grund durfte an diesem späten<br />

Nachmittag im Advent „Stille Nacht“ gesungen werden<br />

und eine Bescherung stattfinden. Vor einem liebevoll geschmückten<br />

und hell erleuchteten Baum befanden sich<br />

verpackte Weihnachtsgeschenke, die von den jüngsten<br />

Gästen verteilt wurden. Das Christkind hat auch im vergangenen<br />

Jahr wieder alle bedacht und sorgfältig über<br />

die Nöte und Bedürfnisse des Beschenkten nachgedacht.<br />

Nach einem dreigängigen, festlichen Essen, der Bescherung<br />

und Punsch verabschiedete sich die Bereichsleitung<br />

im Namen aller <strong>Malteser</strong> mit einer extra für die Weihnachtsfeier<br />

eingekochten Hagebuttenmarmelade aus<br />

dem Stift Admont und – bereits in jahrzehntelanger Tradition<br />

– mit einem Zyklamenstöcken, einer Spende aus<br />

den eigenen Reihen.<br />

50<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

BURGENLAND<br />

BENEFIZLESUNG<br />

Im November fand im Erzbischöflichen Palais in Wien eine Lesung mit Burgschauspieler<br />

Peter Matić zugunsten der <strong>Malteser</strong> im Burgenland statt. <strong>Die</strong> Zuhörer,<br />

unter ihnen auch Prokurator Norbert Salburg-Falkenstein und Kommandant<br />

Richard Wittek-Saltzberg, kamen in den Genuss einer Reihe heiterer Texte von<br />

Kishon bis Roda Roda. Vorgetragen und interpretiert von einer wohl unverkennbaren<br />

Stimme. <strong>Die</strong> großzügigen Spenden leisten einen wichtigen Beitrag für die<br />

Arbeit mit den Betreuten.<br />

WIEN/NIEDERÖSTERREICH<br />

RIEGELHOF<br />

Ausflug der Delegation Wien/Niederösterreich<br />

und des Johanniterordens für insgesamt 27 betagte<br />

Gäste nach Prein an der Rax zum Riegelhof,<br />

dem Sommerhaus des Heimito von Doderer.<br />

Der Hausherr sowie Doderer-Forscherin Claudia<br />

Girardi führten durch das Haus. Auch ein Film<br />

wurde gezeigt, dazu wurden Texte von Heimito<br />

von Doderer gelesen. Bei einem Gläschen Wein<br />

und köstlichen Brötchen genossen alle das Ambiente<br />

des rückrenovierten Anwesens, mitten im<br />

Wald, mit seinem imposanten Blick auf die Rax.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 51


RUNDSCHAU<br />

INTEGRATION DURCH EMPOWERMENT<br />

Dank der Unterstützung der MALTESER Sprachkurse und des MALTESER Jobnetzwerks haben in den vergangenen drei<br />

Jahren viele Flüchtlinge aus Krisengebieten Deutsch gelernt und einen Job in Österreich gefunden.<br />

Von Martin Prohaska-Marchried und Markus Kirchschlager<br />

Wir alle haben noch die Bilder der Flüchtenden im Kopf. Zu<br />

Hunderttausenden verließen sie 2015/16 ihre vom Krieg<br />

gebeutelte Heimat. Einige von ihnen fanden Aufnahme in<br />

Österreich – und mit Hilfe des Netzwerkes der <strong>Malteser</strong><br />

einen Job. Es war Bärbl Bauer, die sehr bald die Idee hatte,<br />

Deutschkurse für Flüchtlinge anzubieten, denn: Ohne<br />

Deutschkenntnisse kein Job, ohne Job keine Zukunft. Aus<br />

dieser Initiative ist das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk entstanden,<br />

im Rahmen dessen <strong>Malteser</strong> ihre Netzwerk-Kontakte einsetzen,<br />

um für betreute, insbesondere syrische Flüchtlinge,<br />

Kontakte zu Unternehmen herzustellen.<br />

Vom Lebenslauf bis zum Bewerbungsgespräch<br />

Das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk bietet Feedback und Hilfe<br />

beim Aufbereiten von Bewerbungsunterlagen, individuelles<br />

Coaching, Kontaktherstellung zu Unternehmen sowie<br />

laufende Begleitung in Bewerbungsprozessen und bei Bewerbungsgesprächen.<br />

Wie läuft das konkret ab?<br />

• <strong>Die</strong> in den Sprachkursen betreuten Teilnehmer übermitteln<br />

ihre Lebensläufe, die Daten werden im Zuge<br />

eines persönlichen Gespräches ergänzt.<br />

• <strong>Die</strong> Lebensläufe werden einem professionellen<br />

Screening unterzogen.<br />

• <strong>Die</strong> Mitglieder des <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerks sprechen<br />

über ihre persönlichen Kontakte Unternehmen an,<br />

dafür stehen DSGVO-konforme Textvorlagen zur<br />

Verfügung.<br />

• Bei Bedarf wird nachtelefoniert, um Vorstellungstermine<br />

zu vereinbaren.<br />

• Und, wo notwendig, begleitet ein <strong>Malteser</strong> den<br />

Teilnehmer zum Vorstellungstermin.<br />

<strong>Die</strong> Bilanz dieser ehrenamtlichen Tätigkeit bis heute:<br />

Mehr als 560 <strong>Die</strong>nststunden, 240 betreute und aktualisierte<br />

Lebensläufe, 140 Teilnehmende und ein starkes<br />

Netzwerk an Partnern: u.a. NESPRESSO Österreich, BDO<br />

Consulting, MABA Fertigteilindustrie, Austria Trend Hotels<br />

(Lassallestrasse) mit einem Programm zur Unterstützung<br />

der <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk-Teilnehmer bei berufsbegleitender<br />

Lehre, Raiffeisen Bank International, Deloitte,<br />

Österreichischer Integrationsfonds, Caritas/Erzdiözese<br />

Wien, TEDi Warenhandels GmbH, FRONIUS International<br />

GmbH und Kirchdorfer Industrieholding GmbH.<br />

Nächste Schritte und Termine<br />

Als nächstes sollen die bestehenden Ressourcen erweitert<br />

werden. Dazu wird es in Kürze eine einfach verständliche<br />

Broschüre mit den wichtigsten „To do’s für die gelingende<br />

Integration“ geben. Weiters wurde das <strong>Malteser</strong> Jobnetzwerk<br />

im Rahmen eines Delegationsabends der Delegation<br />

Wien/Niederösterreich am 19. März <strong>2019</strong> präsentiert. In<br />

Kürze wird das als Bundesdienst eingerichtete <strong>Malteser</strong><br />

Jobnetzwerk auf die Steiermark und Oberösterreich ausgedehnt.<br />

In Wien findet der Sprachkurs und das Jobnetzwerk<br />

an einem Samstag im Monat in der Burggasse 37 statt.<br />

Der Sprachkurs wird von Elisabeth Varga geleitet, die<br />

Ende 2018 die Koordination der Deutschkurse von Bärbl<br />

Bauer übernommen hat. An dieser Stelle ein herzliches<br />

Dankeschön an Bärbl für ihre wertvolle Aufbauarbeit und<br />

ihr enormes Engagement. Wer Fragen dazu hat oder sich<br />

aktiv in diesen <strong>Die</strong>nst einbringen möchte, wendet sich in<br />

einer kurzen E-mail an: jobnetzwerk@malteser.at<br />

52<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

(v.l.n.r.): Gem.-Rat P. Stöckler,<br />

Bailli Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt,<br />

Landeshauptfrau a.D. W. Klasnic,<br />

KR M. Auer, Mag. J. Gruchmann-Bernau,<br />

BM Univ.-Prof. Mag. Dr. J. Bogner-Strauß,<br />

Bischofsvikar Domprobst Dr. H. Schnuderl,<br />

P. Mag. C. Grill OSB, P. Stellnberger<br />

GROSSZÜGIGE HILFE DES<br />

LANDES STEIERMARK<br />

Am 17. November 2018 fand unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann<br />

Hermann Schützenhöfer der Benefizabend der Delegation Steiermark<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens statt. Rund 300 Ehren- und<br />

Festgäste folgten der Einladung in die Aula der Alten Universität Graz.<br />

Zu den Gästen zählten unter anderem Bundesministerin Juliane Bogner-<br />

Strauß, Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, Gemeinderat Peter Stöckler<br />

und Mitglied des Regierungsbeirates der Ordensregierung Bailli Franz<br />

Harnoncourt-Unverzagt. Der Reinerlös des Abends kam ausschließlich<br />

der ehrenamtlichen Arbeit der <strong>Malteser</strong> des Bereichs Steiermark zugute.<br />

Ein herzliches „Vergelt’s Gott“ für die großzügige Unterstützung!<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 53


RUNDSCHAU<br />

DER DRUCK DER<br />

MÄNNLICHKEIT<br />

Das Männergesundheitszentrum MEN in Wien arbeitet beim Thema Flüchtlingshilfe eng mit den MALTESERN zusammen.<br />

Dazu haben wir bereits für unsere Ausgabe 2/2018 mit MEN-Leiter Romeo Bissuti gesprochen. Anlass für das aktuelle<br />

Interview: <strong>Die</strong> Betreuungsmöglichkeiten für Männer in Not sind längst noch nicht dort, wo sie sein sollten.<br />

Von Katharina Stögner<br />

In Zeiten steigender Gewalttaten gegenüber Frauen<br />

reden wir hier über Hilfe für Männer. Übersehen<br />

wir etwas in der Diskussion?<br />

Ganz im Gegenteil. Gerade Männer mit Fluchthintergrund<br />

schleppen viele unbearbeitete Themen mit sich herum,<br />

die sich eben aus dem Kontext Flucht oder Kriegstraumatisierung<br />

ergeben. <strong>Die</strong>se Männer sind durch<br />

äußerst ungewisse Zukunftsperspektiven stark belastet.<br />

Psychische Erkrankungen sind von außen meist nicht<br />

sichtbar, behindern die Menschen aber oft in gleicher<br />

Weise wie schwere Verletzungen oder schmerzhafte chronische<br />

körperliche Erkrankungen. Oft muss darüber hinaus<br />

erst ein Bewusstsein für das Vorhandensein einer<br />

psychischen Erkrankung bei den Betroffenen erzeugt<br />

werden. Hier sind Scham und Unwissenheit die größten<br />

Hürden.<br />

Generell scheinen Männer eher seltener psychologische<br />

Hilfe in Anspruch zu nehmen als Frauen. Woran<br />

könnte das liegen?<br />

Ich denke, dass dies am Männlichkeitsbild liegt. In bestimmten<br />

Gesellschaften und sozialen Schichten herrscht<br />

immer noch die Idealvorstellung einer sehr dominanten<br />

Männlichkeit. Viele Männer leiden unter dem Druck, so<br />

einem Männlichkeitsbild entsprechen zu müssen. <strong>Die</strong><br />

meisten unserer männlichen Klienten sind von Gewalt<br />

betroffen und verarbeiten dieses Gewalterlebnis wiederum<br />

in Gewaltausübung, um nie wieder in die Opferrolle<br />

zu gelangen. <strong>Die</strong>se Männer landen dann aber eher bei der<br />

Polizei als beim Therapeuten.<br />

Wie viele Klienten betreut MEN durchschnittlich<br />

pro Jahr?<br />

Wir können etwa 300 bis 400 Therapiestunden pro Jahr<br />

dank der Unterstützung durch die <strong>Malteser</strong> ermöglichen.<br />

Das bedeutet eine enorme Hilfe für die Männer, gerade<br />

weil die muttersprachliche psychologische Hilfe rar ist.<br />

Damit ist aber oft auch nur das Notwendigste getan. Der<br />

Bedarf und die Anfragen liegen um ein Vielfaches höher.<br />

Wie viele Männer würden Hilfe brauchen, können<br />

aber aufgrund der fehlenden Ressourcen nicht behandelt<br />

werden?<br />

Wir machen die Erfahrung, dass die Nachfrage mit dem<br />

Angebot steigt und es auch bei einem Ausbau der Angebote<br />

zu einer gleich bleibend langen Warteliste kommt.<br />

Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an psychologischer<br />

Hilfe auf Grund der prekären Lebenssituation der Zielgruppe<br />

auch noch in den kommenden Jahren sehr hoch<br />

sein wird.<br />

Wie groß ist die Chance, dass Klienten von MEN<br />

eine Arbeitsstelle finden?<br />

Damit die Integration am Arbeitsplatz gelingt, ist zuerst<br />

der erfolgreiche Besuch eines Deutschkurses oder<br />

einer Bildungsmaßnahme erforderlich. Für Menschen<br />

mit Panikattacken, Angststörungen, Depressionen oder<br />

posttraumatischen Belastungsstörungen ist das kaum<br />

möglich. Sie müssen zuerst ihre Geschichte bearbeiten,<br />

bevor sie in der Lage sind, zu lernen und einen Kurs positiv<br />

abzuschließen. Wenn das aber gelingt, eröffnen sich<br />

54<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

plötzlich neue Perspektiven, von denen nicht<br />

nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren<br />

persönliches und familiäres Umfeld profitieren.<br />

Betreut MEN nur Männer oder können sich<br />

auch Frauen an MEN wenden?<br />

In der Praxis kommen durchaus auch immer wieder<br />

Frauen zu uns – etwa wenn es um Familienthemen<br />

oder Erziehungsfragen mit Söhnen geht.<br />

EIN FEST FÜR ALLE<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Am 8. Dezember 2018 feierte die Diözese Feldkirch mit einer Messe<br />

im Dom St. Nikolaus ihr 50-jähriges Bestehen. Besonders eindrucksvoll<br />

war die Lesung, welche von einer blinden Frau – unterstützt<br />

durch ein Lektionar in Brailleschrift – vorgetragen wurde. Unter<br />

den Gästen waren zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen<br />

Lebens sowie Vertreter wichtiger Organisationen und Vereine aus<br />

Vorarlberg. Im Anschluss an die Messe folgte die Festgesellschaft<br />

der Einladung von Bischof Benno Elbs zur Agape ins Montforthaus.<br />

Gemeinsam mit dem Apostolischen Nuntius Exzellenz Dr. Peter S.<br />

Zurbriggen, einem langjährigen Freund der <strong>Malteser</strong> in Tirol und<br />

Vorarlberg, durften wir uns dort stärken und über einen Rosenkranz<br />

aus dem Vatikan als besonderes Geschenk freuen.<br />

Terminvorschau: Am 21. April <strong>2019</strong> feiern wir um 10:30 Uhr<br />

in der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn unsere Monatsmesse<br />

im Ländle.<br />

ÜBER MEN<br />

Das Männergesundheitszentrum MEN ist eine<br />

niederschwellige Beratungsstelle für Männer,<br />

mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Sie wurde<br />

2002 gegründet. Im Zentrum stehen gesundheitsfördernde<br />

Aktivitäten und Angebote für<br />

sozial benachteiligte männliche Zielgruppen,<br />

da diese die höchsten Gesundheitsrisiken aufweisen.<br />

Ein besonderer Schwerpunkt liegt im<br />

Bereich der psychischen Gesundheit und Beratung<br />

in mehreren Sprachen. Das MEN bildet<br />

gemeinsam mit den Frauengesundheitszentren<br />

FEM und FEM Süd das Institut für Frauen- und<br />

Männergesundheit. Seit 2017 besteht eine Kooperation<br />

mit den <strong>Malteser</strong>n, die in menschlicher<br />

und finanzieller Hinsicht eine unverzichtbare<br />

und entscheidende Hilfe darstellt.<br />

Nähere Informationen: www.men-center.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 55


RUNDSCHAU<br />

EINE FLUCHTGESCHICHTE MIT HAPPY END<br />

Nastaran und Daniel kommen aus dem Iran. Mit Hilfe der MALTESER, viel Fleiß und Durchhaltevermögen ist ihnen der<br />

Neustart in Österreich geglückt.<br />

Von Stefanie Lanzdorf<br />

Im Sommer 2016 beschloss die junge Iranerin Nastaran,<br />

ihrer Heimat den Rücken zu kehren. <strong>Die</strong> Wunden einer<br />

schweren Verbrennung waren verheilt, die seelischen<br />

Wunden nicht. Das Ziel war Deutschland, die Flucht endete<br />

allerdings in Österreich. Vier Monate verbrachte die<br />

junge Frau im Aufnahmelager der Asfinag in Salzburg.<br />

Im Jänner 2017 lernte sie Daniel kennen. Er stammte<br />

aus dem Nordiran und lebte nun in Linz. Trotz einiger<br />

Widerstände gelang sein Transfer nach Salzburg. Das<br />

junge Paar hoffte hier auf ein Leben zu zweit. Dank dem<br />

Kontakt zu „Bauern helfen Bauern“ über Doraja Eberle<br />

konnten sie schließlich ein Zimmer im Kolpinghaus beziehen.<br />

Zwei positive Asylbescheide, eine Hochzeit und<br />

ein Baby<br />

Im Iran hatte Nastaran das Studium der Molekularbiologie<br />

abbrechen müssen. Um hier in Österreich etwas<br />

Gleichwertiges beginnen zu können, war ein Deutschzertifikat<br />

der Stufe B2 oder C1 erforderlich. Damit begann<br />

ein langer Lernweg. <strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> sponserten schließlich<br />

die A2-Prüfung. Im November 2017 fand das von Nastaran<br />

und Daniel gefürchtete Asylinterview statt. Nach fünfeinhalb<br />

Stunden war klar, dass es gut ausgehen würde.<br />

Nastaran fand schnell eine Stelle in der Gastronomie<br />

und konnte mit Daniel ihre erste kleine Wohnung beziehen.<br />

Daniel besuchte einen Spezialkurs, um die Voraussetzungen<br />

für ein österreichisches Zeugnis in seinem<br />

Beruf als gelernter Schweißer zu erwerben. Nach<br />

erfolgreichem Abschluss bekam Daniel sehr rasch Arbeit<br />

als Containerschweißer. Der nächste Schritt folgte<br />

am 17. November 2018: An diesem Tag gab sich das<br />

junge Paar, mittlerweile zum katholischen Glauben<br />

übergetreten, das Ja-Wort. <strong>2019</strong> wird nicht nur das<br />

erste Baby zur Welt kommen, auch eine kirchliche<br />

Trauung ist geplant.<br />

56<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


RUNDSCHAU<br />

ALTER(N)SGERECHTERES LEBEN<br />

DURCH „MOBILITÄTS-SCOUTS“<br />

Für Wiener Senioren gibt es jetzt die Möglichkeit, ihren Lebensraum aktiv mitzugestalten: Als Mobilitäts-Scouts setzen<br />

sie Projekte um, die dazu beitragen, den öffentlichen Raum im Grätzel oder im Bezirk im Sinne älterer Menschen zu<br />

verbessern.<br />

Von Claudia Auzinger<br />

Möglichst lange aktiv und mobil zu sein und im vertrauten<br />

Umfeld leben zu können – das wünschen sich die<br />

meisten von uns. Dafür braucht es jedoch auch eine Lebenswelt,<br />

die Menschen aller Altersgruppen gut nutzen<br />

können. Das Team von queraum. kultur- und sozialforschung<br />

führt deshalb in Wien das Projekt „Mobilitäts-<br />

Scouts“ durch. Ziel ist es, den urbanen Raum alter(n)sgerechter<br />

zu gestalten.<br />

Senioren als Mobilitäts-Scouts<br />

Ältere Menschen übernehmen dabei selbst eine entscheidende<br />

Rolle: Als Mobilitäts-Scouts führen sie gemeinsam<br />

mit anderen Senioren und in Kooperation mit lokalen<br />

Institutionen Projekte zur Erkundung, Thematisierung<br />

und Gestaltung des öffentlichen Raums durch. Als Betroffene<br />

wissen sie am besten, wie <strong>Die</strong>nstleistungen und<br />

öffentliche Räume gestaltet und organisiert werden sollten,<br />

damit die aktive Teilhabe und das Engagement von<br />

Älteren möglich ist. Mobilitäts-Scouts sind ältere Frauen<br />

und Männer, die Freude und Interesse daran haben, sich<br />

in ihrem Lebensumfeld zu engagieren und dazu beizutragen,<br />

dieses Umfeld für ihre Generation lebenswerter zu<br />

gestalten. In kostenlosen Mobilitäts-Scouts-Trainings erhalten<br />

sie Informationen zu Themen wie Barrierefreiheit,<br />

Bürgerbeteiligung und Stadtentwicklung sowie einen<br />

Überblick über relevante lokale Ansprechpartner. Außerdem<br />

werden die Teilnehmer dabei unterstützt, im Rahmen<br />

des Trainings selbst Projekte zu entwickeln.<br />

Nächster Trainingsdurchgang ab März <strong>2019</strong><br />

Zwischen Februar und September 2018 wurde bereits<br />

ein erstes Mobilitäts-Scouts-Training angeboten. Insgesamt<br />

nahmen 13 Personen daran teil. Sie sind auch<br />

weiterhin als Mobilitäts-Scouts aktiv. Ein weiterer Trainingsdurchlauf<br />

findet an fünf Terminen zwischen März<br />

und Juli <strong>2019</strong> statt.<br />

Nähere Informationen:<br />

per E-Mail an auzinger@queraum.org oder im Internet<br />

www.queraum.org<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 57


RUNDSCHAU<br />

MEHR ZEIT FÜR<br />

FREIWILLIGES ENGAGEMENT<br />

Maria Lettner<br />

Referentin für Jugendpolitik und Mitgliedsorganisationen im Büro der BJV<br />

50% der Jugendlichen in Österreich engagieren sich freiwillig<br />

und leisten damit einen wichtigen gesellschaftspolitischen<br />

Beitrag. Besonders die außerschulische<br />

Jugendarbeit hat einen enormen Wert für die Gesellschaft.<br />

Ihr Beitrag zu nicht-formaler und informeller<br />

Bildung ist dabei ebenso wichtig, wie ihre Bedeutung<br />

für die persönliche Entwicklung von jungen Menschen.<br />

Jugendarbeit fördert das Engagement, die Partizipation<br />

und den sozialen Zusammenhalt. Vor allem Kinderund<br />

Jugendorganisationen leben vom freiwilligen<br />

Engagement, welches auch der zentrale Motor der<br />

Bundesjugendvertretung (BJV, www.bjv.at) ist.<br />

<strong>Die</strong> BJV denkt an einen gesetzlich verankerten Sonderurlaub<br />

für Arbeitnehmer von bis zu fünf Tagen für<br />

nachweisbares freiwilliges Engagement. Einen Rechtsanspruch<br />

auf Sonderfreistellung für freiwillig Engagierte<br />

gibt es in Österreich derzeit nicht. Bei einer Erhebung<br />

des Sozialministeriums hat fast die Hälfte all jener, die<br />

keine Freiwilligenarbeit leisten, angegeben, diese mit<br />

dem Beruf nicht vereinbaren zu können.<br />

Vorbildhaft sieht die BJV die Rahmenbedingungen in<br />

Deutschland, wo es solche Regelungen bereits in fast al-<br />

len Bundesländern gibt, in Bayern sogar seit 1958. <strong>Die</strong><br />

BJV hat daher den Experten Martin Holzner vom Bayerischen<br />

Jugendring (www.bjr.de) im November 2018 zu<br />

einem Pressegespräch nach Wien eingeladen. Holzner<br />

stellt Best Practice-Regelungen aus Deutschland vor,<br />

die eine zusätzliche Freistellung für freiwilliges Engagement<br />

im Bereich Jugendarbeit ermöglichen. In Bayern<br />

haben Arbeitnehmer, die sich in Jugend- und Wohlfahrtsverbänden<br />

freiwillig engagieren, demnach einen<br />

Rechtsanspruch auf bis zu 15 Freistellungstage pro Jahr<br />

und können sich ihren Lohnausfall teilweise auch rückerstatten<br />

lassen.<br />

Der BJV geht es vor allem um „eine Diskussion über<br />

mögliche gesetzliche Regelungen in Österreich als ersten<br />

wichtigen Schritt, um die Sichtbarkeit der Freiwilligenarbeit<br />

zu erhöhen“, erklärt BJV-Vorsitzende Martina<br />

Tiwald. Aus Sicht der BJV würde eine gesetzlich<br />

verankerte Freistellungsmöglichkeit, wie es sie in fast<br />

allen deutschen Bundesländern gibt, auch in Österreich<br />

maßgeblich zur Anerkennung und Förderung von<br />

freiwilligem Engagement in der außerschulischen Kinder-<br />

und Jugendarbeit beitragen.<br />

58<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


RUNDSCHAU<br />

GEWÄRMT DURCH<br />

DIE LIEBE, DIE<br />

ZURÜCKKOMMT<br />

Mitglieder des MALTESER Hospitaldienstes haben<br />

Schwester Bernarda vor mehr als 25 Jahren kennengelernt.<br />

Wir erinnern uns an einen besonders warmherzigen<br />

Menschen, der uns allen ein großes Vorbild war.<br />

Von Miriam Weigel<br />

<strong>Die</strong> heutige Bereichsleiterin des Alten- und Krankendienstes,<br />

Anni Schlanitz, erlebte Schwester Bernarda,<br />

Ordensfrau bei Sta. Christiana, zum ersten Mal im Mai<br />

1992. Damals ging ihr Sohn zur Erstkommunion, deren<br />

musikalische Vorbereitung Schwester Bernarda innehatte.<br />

Kurz zuvor hatte Bernarda einen Schlaganfall erlitten,<br />

durch den sie teilweise gelähmt blieb. Anni Schlanitz holte<br />

daraufhin Schwester Bernarda immer wieder von ihrer<br />

Wohnung im Heim Mater Salvatoris in Pitten ab, um sie<br />

nach Wien zu bringen. Schwester Bernarda nahm an den<br />

monatlichen Jausen für die Betreuten am Kaasgraben<br />

und an allen Ein- und Mehrtagesausflügen des Alten- und<br />

Krankendienstes teil. Während dieser Frühsommerfahrten,<br />

bei denen Anni Schlanitz oft ihre persönliche „Zimmerbetreuerin“<br />

sein durfte, vertiefte sich ihre Bekanntschaft.<br />

Gerne hörte sie Bernarda zu, wenn sie von Musik<br />

erzählte, die neben ihrem Glauben ihr Leben erfüllt hatte.<br />

Als ausgebildete Musikpädagogin hatte sie Kindern Flöten-<br />

und Klavierunterricht gegeben, als Kantorin gewirkt<br />

und Chöre geleitet.<br />

Gelebte Demut und ein starker Glaube<br />

Obwohl Bernarda aufgrund der Verkrampfung ihrer<br />

rechten Hand und der leichten Lähmung ihres rechten<br />

Beines stark beeinträchtigt war und immer wieder<br />

Schmerzen hatte, wusch und kleidete sie sich jeden<br />

Morgen selbstständig und ließ sich nur dort helfen, wo<br />

es nötig war. Es fiel ihr nicht leicht, behindert und auf<br />

andere Menschen angewiesen zu sein. Doch ihre gelebte<br />

Demut und ihr Glaube halfen ihr, es ohne Verbitterung<br />

zu akzeptieren.<br />

Mit dieser Haltung war Schwester Bernarda für Anni<br />

Schlanitz und alle in ihrer Gruppe stets ein großes Vorbild.<br />

Mit Menschen wie Bernarda zusammenzukommen,<br />

die durch das Schicksal von Krankheit oder Armut getroffen<br />

im Leben benachteiligt sind, ihnen zuzuhören,<br />

sie durch Anteilnahme ein wenig aufzumuntern, ihnen<br />

mit ein paar Handgriffen zu helfen, ist für die <strong>Malteser</strong><br />

immer eine Bereicherung. Es eröffnen sich Einblicke in<br />

gelebte Schicksale, und die Menschen werden seelisch<br />

durch die Liebe gewärmt, die zurückkommt.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 59


GELESENEMPFOHLEN<br />

DER BLAUE HIMMEL TRÜGT<br />

80 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs bleibt es geboten, die Erinnerung an die Folgen des nationalsozialistischen<br />

Terrorregimes wach zu halten. „Der blaue Himmel trügt“ von Bischof Reinhold Stecher ist ein wichtiger Beitrag<br />

dazu.<br />

Von Fra’ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

„Wenn man mit den Erinnerungen in die unselige Zeit<br />

von 1938 bis 1945 zurückgreift, hat man fast das Bedürfnis,<br />

sich entschuldigen zu müssen. Man fühlt sich<br />

wie ein redseliger Veteran. Und ich bin mir bewusst, dass<br />

diese Zeit, die für mich in der Gesamtbilanz persönlich,<br />

familiär, gesellschaftlich und politisch schrecklich war,<br />

kein Altgold heroischer Verklärung verdient. Aber andererseits<br />

gibt es heute so viele, die wissenschaftlich,<br />

literarisch oder journalistisch über diese Zeiten schreiben.<br />

Und es gibt viele wirklichkeitsverzerrende Filter,<br />

die da über die Darstellungen gelegt werden. Also ist es<br />

vielleicht auch berechtigt, wenn einer der noch verbleibenden<br />

Zeitzeugen das eine oder andere festhält.“<br />

Mit diesen Worten aus der Feder des ehemaligen Bischofs<br />

von Innsbruck wird der Bogen der Erinnerungen<br />

von der „Reichskristallnacht“ des Jahres 1938 bis zur<br />

Kriegsgefangenschaft in Trondheim 1945 gespannt.<br />

Kein Epos eigener oder fremder Heldentaten hat der<br />

ehemalige Schüler Stechers als Herausgeber zusammengestellt,<br />

vielmehr Streiflichter, die die Fratze der<br />

Tyrannis, den Schrecken und die Sinnlosigkeit von<br />

Kriegen im Allgemeinen und des zweiten Weltkrieges<br />

im Besonderen beleuchten.<br />

„Warum ich nicht?“<br />

Nicht Hass oder Zorn haben hier die Feder geführt,<br />

vielmehr die Frage „Warum ich nicht?“. Warum wird<br />

der Autor von der Liste für den Transport ins KZ gestrichen?<br />

Warum wird der Kamerad, der freiwillig an Stelle<br />

eines anderen das Brot für die Einheit geholt hat, beim<br />

Sprung in den schützenden Graben von einer Kugel ins<br />

Herz getroffen? Warum fällt der Sanitäter, der sich liebevoll<br />

der Verletzten annimmt? Warum hat mich der<br />

eigene Schutzengel vor dem „Heldentod“ bewahrt, an-<br />

dere aber nicht? <strong>Die</strong> sanften, wohlgesetzten Worte des<br />

Seelenhirten lenken das Augenmerk auf die barmherzige<br />

Hand Gottes inmitten des von Menschen verursachten<br />

Grauens.<br />

Respekt vor dem Anderen<br />

Ein angenehm zu lesendes, aber nicht minder beeindruckendes,<br />

wichtiges Buch in Zeiten, in denen versucht<br />

wird, christliche Grundsätze wie die Nächstenliebe zugunsten<br />

materieller Überlegungen aus dem christlichen<br />

Abendland wegzudiskutieren, in denen nach dem Grauen<br />

geborene Politiker sich eine Zigarette neben einem<br />

Pulverfass anzünden, statt die Bevölkerung aufzuklären,<br />

dass Friede nicht geschaffen werden kann durch<br />

„wir zuerst“, sondern nur durch Respekt vor dem Anderen,<br />

durch die offene Hand und nicht die geballte Faust.<br />

Reinhold Stecher, Der blaue Himmel trügt, Erinnerungen<br />

an Diktatur und Krieg, mit Zeichnungen und Aquarellen des<br />

Autors, Hrsg. Paul Ladurner, Tyrolia Verlag 2018, 160 Seiten,<br />

ISBN: 978 3 7022 3687 8, 19,95 Euro<br />

60<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


GELESENEMPFOHLEN<br />

EIN LEBEN ZWISCHEN WELT<br />

UND KLOSTER<br />

Nicht eine bloße Laune oder gar eine verfrühte Midlife Crisis führten ihn nach Heiligenkreuz, sondern der überzeugte<br />

Glaube an Gott. So erzählt es das Buch von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck.<br />

Von Georg Reichlin-Meldegg<br />

Menschen, die den Glaubensverlust um sich als schmerzliches<br />

Manko empfinden, ihr Lebensglück aber nicht in<br />

Gott, sondern in esoterischen Heilslehren oder weltlichem<br />

Hedonismus suchen.<br />

Von Schlesien über Kärnten nach Heiligenkreuz<br />

So kam es, dass Henckel-Donnersmarck am 15. November<br />

1977 in das Stift Heiligenkreuz eintrat und dort den<br />

Ordensnamen Gregor annahm. Nach dem Studium an der<br />

Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz<br />

wurde er Magister der Theologie, am 1. August 1982 erhielt<br />

er in der Stiftskirche durch Bischof Maximilian Aichern von<br />

Linz die Priesterweihe. Außerhalb der Klostermauern von<br />

Stift Heiligenkreuz wirkte Gregor Henckel-Donnersmarck<br />

u.a. als „Trouble Shooter“ im Stift Rein, bei der Missio Österreich<br />

und schließlich auch als Spiritual des Großpriorats<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens in Österreich.<br />

Zu diesem 190 Seiten starken Band drängt sich gleich zu<br />

Beginn eine ganz besondere Frage auf: Was bewegt einen<br />

durchaus erfolgreichen Manager, der sich in der dynamischen<br />

Speditionsbranche ausgezeichnet und ein – grosso<br />

modo – sorgenfreies, selbstbestimmtes Leben geführt hat,<br />

dazu, alles Bisherige über Bord zu werfen und ein Klosterleben<br />

zu führen?<br />

Gregor Henckel-Donnersmarck antwortet auf diese Frage<br />

ganz offen verneinend: Es sei weder eine Sinnkrise oder<br />

unglückliche Liebe, noch eine göttliche Eingebung oder Erleuchtung<br />

gewesen. Vielmehr: In einer Zeit, in der Klöster<br />

geschlossen werden, und in einem Land, in dem nur noch<br />

jeder zehnte Katholik regelmäßig die Sonntagsmesse besucht,<br />

bestehe Handlungsbedarf: Es gelte, ein Zeichen der<br />

Solidarität mit der Kirche und dem Papsttum zu setzen.<br />

Der Glaube sollte wieder attraktiviert werden – für all jene<br />

Im Buch von Henckel-Donnersmarck entdeckt der Leser<br />

ein faszinierendes Leben zwischen Welt und Kirche, zwischen<br />

Ökonomie und Theologie, zwischen Gesellschaft und<br />

Kloster. In der Person des heutigen Altabts der Zisterzienser<br />

in Heiligenkreuz werden aber auch eine charismatische<br />

Persönlichkeit und eine faszinierende Lebensgeschichte<br />

sichtbar: In eine schlesische Adelsfamilie hineingeboren,<br />

landete der Autor als Flüchtlingskind 1945 in Kärnten.<br />

Mit Eloquenz und wirtschaftlichem Geschick machte er<br />

als Diplomkaufmann weltliche Karriere. Doch er wurde ein<br />

den Menschen zugewandter Vermittler geistiger Inhalte –<br />

somit ein „himmlisches Buch“ von einem Spediteur Gottes<br />

mit Bodenhaftung.<br />

Gregor Henckel-Donnersmarck, Der Spediteur Gottes, Carl<br />

Ueberreuter Verlag 2018, 192 Seiten, ISBN: 978 3 8000 7706 9,<br />

24,95 Euro<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 61


GELESENEMPFOHLEN<br />

DIE SEHNSUCHT NACH<br />

EINER GEGENWELT<br />

Prof. Heinz Nußbaumer fand auf dem Hl. Berg Athos Stille und Zeitlosigkeit. <strong>Die</strong><br />

erfolgreiche Suche nach dem Ich ist nun durch eine Neuauflage seines Buches<br />

„Der Mönch in mir“ neu zu entdecken oder wieder nachzulesen. Ein Gespräch<br />

mit dem Autor bringt das Wesentliche auf den Punkt<br />

Das Gespräch führte Georg Reichlin-Meldegg<br />

Du fährst schon seit vielen Jahren als Pilger auf den<br />

Berg Athos. Was war Dein Beweggrund?<br />

Heinz Nußbaumer: Zunächst war es Flucht aus dem Alltag<br />

– und ein Stück Überlebens-Strategie. Als langjähriger<br />

weltreisender Journalist und später Sprecher zweier<br />

Bundespräsidenten war ich auf dauernde Erreichbarkeit<br />

programmiert. Mit bösen gesundheitlichen Folgen. Also<br />

habe ich einen Platz gesucht, der mir zumindest kurzzeitig<br />

erlaubt hat, nicht erreichbar zu sein. Es macht nämlich<br />

einen gewaltigen Unterschied, ob schon ein Anruf<br />

genügt, um den Tag zum Entgleisen zu bringen oder ob<br />

man sich auf Stille und Zeitlosigkeit einlassen kann.<br />

<strong>Die</strong> eigentliche Faszination kam für mich erst später: <strong>Die</strong><br />

wunderbare Athos-Landschaft, die gewaltigen Klosterbauten,<br />

das ruhige Gleichmaß des Mönchslebens – und<br />

dann die Freundschaft mit „meinen“ Mönchen. Seit nunmehr<br />

32 Jahren ist dort mein „Ruheplatz am Wasser“.<br />

Welche Erfahrungen und Erlebnisse sind es, die diese<br />

Pilgerreisen zu einem so wesentlichen Bestandteil<br />

Deines Lebens gemacht haben?<br />

Gibt es da eine Antwort in der notwendigen Kürze? Wohl<br />

kaum. Ich habe darüber ein ganzes Buch geschrieben –<br />

und auch das beleuchtet bestenfalls die „Außenseite der<br />

Innenseite“. Hier also nur Stichworte, was ich am Athos<br />

unter anderem kennengelernt habe: <strong>Die</strong> „Heimkehr in die<br />

Stille“. Das „Aus-der-Zeit-Treten“. Das „Ganz-im-Hierund-Jetzt-leben“.<br />

<strong>Die</strong> Entzauberung des aufgeblähten<br />

Ichs. Das „Alles-mit-dem-ganzen-Ich-Tun“. <strong>Die</strong> Dankbarkeit<br />

für Schöpfung, Leben und Glauben. Den Wert<br />

des Gebets, der festen Bräuche und Riten. Den Vorrang<br />

des Herzens vor dem Kopf und vieles mehr. Alles wichtige<br />

Wegweiser hin zu einem erfüllten Leben – und eine<br />

ständige Erinnerung daran, wie klein „Der Mönch in mir“<br />

noch immer ist.<br />

Dein Buch ist soeben wieder einmal neu aufgelegt<br />

und in viele Fremdsprachen übersetzt worden. Wie<br />

ist diese Faszination erklärbar?<br />

Schwierige Frage. Zunächst glaube ich, dass es den<br />

„Mönch“, die „Nonne“ in jedem von uns gibt – als eine<br />

tiefe Sehnsucht nach Staunen, Freude und Dankbarkeit<br />

in einer Gegenwelt der Orientierung und Vereinfachung.<br />

<strong>Die</strong>se Suche nach krisensicheren Haltegriffen bleibt in<br />

unserer unübersichtlich gewordenen Lebenswirklichkeit<br />

trotz der vielfach diagnostizierten „Verdunstung des Religiösen“<br />

weitgehend unberührt.<br />

Natürlich faszinieren auch die Abgeschiedenheit und<br />

Fremdartigkeit des Athos. Alles, was kaum erreichbar ist,<br />

findet bei uns besondere Aufmerksamkeit. Allein, dass<br />

dort mehr als 2.000 Männer für ihren Glauben leben, die<br />

alle keine schrägen Typen oder religiösen Spinner sind,<br />

macht neugierig.<br />

Noch etwas: Viele Menschen suchen heute nach Antworten,<br />

aber sie scheuen die großen sinnstiftenden Institutionen<br />

– in der Angst, überfordert zu werden. Das erklärt<br />

möglicherweise, wieso Pilger wie ich mit der ganzen Einfachheit<br />

ihrer Erfahrungen manchen Lesern näher sind<br />

62<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


XXXX<br />

als viele enorm gescheite, theologisch oder psychologisch<br />

profunde Autoren. Ich habe das in den vergangenen Jahren<br />

immer wieder aus den Reaktionen – Briefen, Anrufen,<br />

Mails – erfahren: Wie sehr Menschen im Lesen nach<br />

„Andockplattformen“ für ihre eigenen existentiellen Fragen<br />

suchen, ohne sich dabei einem „professionellen Urteil“<br />

auszuliefern.<br />

Und was war für Dich das schönste Zeichen der Zustimmung?<br />

Spontan fällt mir dazu ein Wiener Leser ein. Mehrfach<br />

hat er um die Signierung von Büchern gebeten und<br />

sie dann weiter geschenkt. Auf meine Nachfrage, warum<br />

er ein so großzügiger Käufer sei, hat er einen sehr<br />

spannenden Satz gesagt:<br />

„Ihr Buch weckt eine<br />

Sehnsucht in mir – aber<br />

es vereinnahmt mich<br />

nicht!“ Ich halte diesen<br />

Satz für einen tollen<br />

Befund über unsere<br />

Zeit: Viele Menschen<br />

tun sich heute mit Institutionen<br />

und Weltanschauungen schwer,<br />

haben sich aber ein suchendes Herz bewahrt.<br />

Heinz Nußbaumer, Der Mönch in mir, Styria Verlag 2017,<br />

144 Seiten, ISBN 978-3-222-13578-1, 18,00 Euro<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 63


GELESENEMPFOHLEN<br />

KULINARISCHER<br />

WEGBEGLEITER<br />

Wallfahrten sind in letzter Zeit wieder in Mode gekommen. Allerdings<br />

darf auf dem Weg zur inneren Einkehr die kulinarische Einkehr<br />

nicht auf der Strecke bleiben.<br />

Von Richard Mischak<br />

Das Buch mit dem vielversprechenden Titel „Wallfahrtsküche –<br />

kulinarische Entdeckungen am Weg nach Mariazell“ beschreibt<br />

drei von Wien ausgehende Pilgerwege und stellt insgesamt elf<br />

Gasthöfe entlang der Routen vor. Dabei erfährt der Leser, wo<br />

jeder Wirt das Kochen gelernt hat, welche seine Lieblingsspeise<br />

ist und wo sich die besten Inspirationen für neue Küchen-Kreationen<br />

finden lassen.<br />

Das Buch ist bereits das vierte der beiden Autoren, die sich mit<br />

Leib und Seele dem Thema „Küche und Kochen“ verschrieben<br />

haben. Liebevoll werden die Köche und Köchinnen der Gasthöfe<br />

porträtiert und besondere Speisen und kulinarische Spezialitäten<br />

als Rezepte in Wort und Bild festgehalten. <strong>Die</strong> Berichte<br />

über die Gasthofsbesuche sind sehr persönlich und humorvoll<br />

geschrieben. Der sich wiederholende Fragebogen ist kurz, doch<br />

INDIVIDUELLE PFLEGE UND<br />

BETREUUNG ZU HAUSE<br />

www.malteser.care<br />

erlaubt er ausreichend Einsicht in den „Charakter“<br />

der Gastgeber.<br />

Den Schluss bildet eine nette Zusammenstellung<br />

für die Leser aus der Bundesrepublik Deutschland:<br />

Da werden der Aprikose, der Konfitüre und dem<br />

Pfannkuchen die Marille, die Marmelade und die<br />

Palatschinke gegenübergestellt. Alles in allem ein<br />

sehr schön gestaltetes Buch, das einlädt, die Rezepte<br />

auszuprobieren und – natürlich! – auch die<br />

Pilgerreise nach Mariazell<br />

zu wagen. Wunderbare<br />

Landschaftsaufnahmen<br />

des Ötschers sowie von<br />

Wiesen und Waldlichtungen<br />

lockern die Optik des<br />

Buches auf. Nicht nur als<br />

Geschenk an andere zu<br />

empfehlen!<br />

Bernhard Wieser/Michael<br />

Rathmayer, Wallfahrtsküche –<br />

Kulinarische Entdeckungen am<br />

Weg nach Mariazell,<br />

Pichler Verlag 2018, 160 S.,<br />

ISBN: 978 3 222 14017 4,<br />

26 Euro<br />

64<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


TAGEBUCH<br />

EHRUNG, AUSZEICHNUNG UND PROMESSE<br />

(v.l.n.r.): S.E. Willem Baron Van de Voorde, Botschafter<br />

des Königreichs Belgien in der Bundesrep.<br />

Deutschland; Cornelius Fritzen; Dr. Christof Maria<br />

Fritzen; CMF; S.E. Dr. Peter Huber, Botschafter der<br />

Rep. Österreich in der Bundesrep. Deutschland;<br />

Dr. Gerhard Enver Schrömbgens, Botschafter a.D.,<br />

Berlin; S.E. Maciej Tadeusz Baron Heydel, Botschafter<br />

des SMRO in der Bundesrep. Deutschland; Frank<br />

Schira, Beauftragter in Berlin der Geschäftsführung<br />

der <strong>Malteser</strong> Deutschland GmbH.<br />

Überreichung des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich am Bande an Dr. Christof Maria<br />

Fritzen, verliehen vom Österreichischen Bundespräsidenten am 8. Mai 2018 und übergeben von S.E. Dr. Peter Huber,<br />

Botschafter der Republik Österreich in der Bundesrepublik Deutschland am 16. November 2018 in der Österreichischen<br />

Botschaft in Berlin.<br />

Am 15. Februar <strong>2019</strong> hat sich DDr. Johannes Brücke im Rahmen einer feierlichen Heiligen<br />

Messe in der <strong>Malteser</strong>kirche in Wien mit der Ablegung der Promesse näher an den Orden<br />

gebunden. Mit dem Gehorsamsversprechen gegenüber dem Ordensoberen ist er damit in den<br />

Zweiten Stand des Ordens, den die Mitglieder in Oboedienz bilden, aufgenommen worden.<br />

Für seine besonderen<br />

Leistungen<br />

für den Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Orden wurde der Kärntner Delegationsseelsorger<br />

Monsignore Emmanuel Longin mit dem Verdienstkreuz<br />

„pro piis meritis“ ausgezeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Auszeichnung „pro piis meritis“ ist eine Ehrung, die<br />

jenen Geistlichen vorbehalten ist, die sich in besonderer<br />

Weise um Ehre und Ansehen des Souveränen <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens verdient gemacht haben. Der Orden besteht<br />

aus dem Kreuz unter einer goldenen Krone und<br />

wird an einem schwarz-roten Band getragen. <strong>Die</strong> Verleihung<br />

durch Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain fand<br />

Mitte Oktober 2018 im Rahmen des Festgottesdienstes<br />

zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Soldatenkirche<br />

zum Heiligen Kreuz in der Klagenfurter Khevenhüller-<br />

WIR GRATULIEREN HERZLICH!<br />

Kaserne statt. Unter den Festgästen waren u. a. Militärbischof<br />

Werner Freistetter, Landeshauptmann Peter Kaiser,<br />

Militärkommandant Brigadier Walter Gitschthaler,<br />

Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sowie etliche<br />

Ordensritter und -damen.<br />

Vorrang der christlichen Nächstenliebe<br />

„Verlässlichst hast Du jede der monatlichen Hausmessen<br />

der Delegation würdevoll gestaltet. Du hast die spirituelle<br />

Sorge für das Inklusionsreitercamp in Sankt Paul getragen.<br />

Dabei ist uns besonders Dein liebevoller Umgang<br />

mit den Kindern zum Vorbild geworden. <strong>Die</strong> jährliche<br />

Wallfahrt der Delegation hast Du zu einem erhebenden<br />

Erlebnis für alle Teilnehmer gemacht. Wir schätzen es<br />

so sehr, dass Du – in jeder Situation – klarmachst, dass<br />

es die christliche Nächstenliebe ist, die den Vorrang verdient“,<br />

so Delegat Ulrich Glaunach-Kazenstain in seiner<br />

Ansprache.<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 65


WIR TRAUERN UM<br />

=<br />

+ 29.01.<strong>2019</strong><br />

Alina Katharina Takatsch<br />

Betreute des MHDA in Salzburg<br />

MALTESER<br />

Friedhofsbegleitdienst<br />

<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung<br />

richtet sich (zunächst in Wien) an ältere<br />

Menschen, die sich auf dem Weg zum<br />

Friedhof unsicher fühlen und niemanden<br />

haben, der sie begleitet.<br />

<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />

und kostenlos auf den Friedhof.<br />

Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />

auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />

Grab, sind beim Blumentausch und beim Kerzenanzünden<br />

behilflich. Danach bringen wir<br />

Sie wieder zurück nach Hause.<br />

Tel. +43 664 11 88 180<br />

info@friedhofsbegleitdienst.at<br />

Weitere Informationen:<br />

www.friedhofsbegleitdienst.at<br />

Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />

und spenden ihre Zeit, um anderen Menschen<br />

ein Stück Lebensalltag zu schenken. Mit<br />

Ihrer Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />

Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />

MALTESER Hospitaldienst Austria<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

Informationen über die MALTESER unter<br />

www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />

+ 27.01.<strong>2019</strong><br />

Elisabeth Herzer<br />

Langjährige Betreute des MBD<br />

+ 21.01.<strong>2019</strong><br />

Ernst Graf von Waldstein,<br />

Herr von Wartenberg<br />

Ehren- und Devotionsritter in<br />

Oboedienz<br />

+ 08.01.<strong>2019</strong><br />

Erzbischof Msgr.<br />

Dr. Georg Zur,<br />

em. Apostolischer Nuntius<br />

Konventualkaplan Großkreuz<br />

ad Honorem<br />

+ 24.12.2018<br />

Arthur Trolf<br />

Betreuter des MHDA in Tirol<br />

+ 15.12.2018<br />

Sr. Bernarda – Maria Bloms<br />

Langjährige Betreute des<br />

MAKD<br />

+ 13.12.2018<br />

Johann Ulrich<br />

Graf von Goëss<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

66<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>


ÜBERBLICK<br />

Termine <strong>2019</strong><br />

MAI <strong>2019</strong><br />

1-2 Generalkapitel Rom SMRO<br />

2-6 Lourdes-Wallfahrt SMRO/MHDA<br />

5 Kassiansprozession Brixen Delegation T/Vbg<br />

24 Lange Nacht der Kirchen SMRO<br />

JUNI <strong>2019</strong><br />

10 Wallfahrt zur Wallfahrtskirche<br />

St. Antonius und St. Leonhard<br />

SMRO/Delegation Ktn<br />

22 Aufnahme in Göss bei Leoben SMRO/MHDA<br />

JULI <strong>2019</strong><br />

21 Wallfahrt Altötting MHDA Sbg<br />

AUGUST <strong>2019</strong><br />

1-4 21. Wildwassercamp MHDA<br />

3-10 Int. <strong>Malteser</strong> Sommerlager SMRO/MHDA<br />

27-3.9 Pilgerreise „Land der Mönche“ Schottland<br />

SMRO/Delegation Ktn<br />

SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

27-29 <strong>Malteser</strong> Bundesübung Oberösterreich MHDA<br />

29 3. Kinderhilfelauf Amstetten<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

OKTOBER <strong>2019</strong><br />

26-2.11 Reise nach Rhodos SMRO/MHDA<br />

NOVEMBER <strong>2019</strong><br />

30-1.12 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />

DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

7-8 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />

14 Punsch und Kekserlmarkt Amstetten<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

14-15 Sammeln Halbturn MHDA Bgld<br />

Wiederkehrende Termine<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />

„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />

Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />

Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@mcr.or.at<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

GF Olivier Loudon<br />

Mag. Petra Hellmich, MA<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

Johannesgemeinschaft<br />

Marie Czernin<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: info@jg-online.at<br />

I: www.jg-online.at<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong> 67


Kommt alle zu mir<br />

LOURDES <strong>2019</strong><br />

AUSTRIA<br />

AUSTRIA<br />

OURDES <strong>2019</strong><br />

Kommt alle zu mir<br />

2.- 6. Mai <strong>2019</strong><br />

Schenken Sie<br />

Lebensfreude mit<br />

Ihrer Spende für die<br />

LOURDES<br />

WALLFAHRT <strong>2019</strong><br />

Der MALTESER Hospitaldienst organisiert auch<br />

dieses Jahr eine Pilgerreise nach Lourdes. Das<br />

Miteinander von Pilgern, Betreuungsbedürftigen<br />

und <strong>Malteser</strong>n sowie die Gnaden des südfranzösischen<br />

Marienheiligtums machen diese<br />

Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis.<br />

lourdes.malteser.at<br />

Gemeinsam Lourdes erleben!<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

68<br />

DIE MALTESER 1/<strong>2019</strong>

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