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Berliner Kurier 01.04.2019

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10 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 1. April 2019*<br />

Wolf Biermann<br />

warschon immer<br />

scharfzüngig: In<br />

seinem neuen<br />

Buch lästerter<br />

über Manne Krug.<br />

Daniel Krug<br />

schießt gegen<br />

Wolf Biermann<br />

zurück.Erist<br />

sauer über dessen<br />

Aussagen.<br />

Krug-Sohn kontraBiermann<br />

„Es wird dir wurscht sein,<br />

aber meinen Respekt<br />

hast du verspielt“<br />

Daniel Krug antwortet in einem Wut-Brief<br />

auf Läster-Attacke gegen seinen Vater<br />

Berlin – In der DDR waren<br />

Schauspieler Manfred Krug<br />

(1937–2016) und Sänger Wolf<br />

Biermann (82) führende Figuren<br />

der Künstlerszene. Um<br />

die Frage, wie fähig sie auf ihren<br />

Gebieten waren und was<br />

der eine insgeheim vom anderen<br />

dachte, ist jetzt ein Riesen-Streit<br />

entbrannt. Krug-<br />

Sohn Daniel und Wolf Biermann<br />

zoffen sich wegen heftiger<br />

Aussagen im neuen<br />

Biermann-Buch. Darin lässt<br />

sich der bissige Liedermacher<br />

über Krug senior aus.<br />

Fotos: Imago/Frank Sorge, Imago/Star-Media, Imago/photothek<br />

Schauspieler Manfred<br />

Krug sitzt 1963 in der<br />

DDR auf einem Fahrrad.<br />

Die Ankündigung des Buchs<br />

mit dem Titel „Barbara“ las sich<br />

eigentlich völlig harmlos. Der<br />

Verlag beschrieb es als ein<br />

Werk, das „Herzblatt-Novellen“<br />

über außergewöhnliche<br />

Menschen enthält, denen Biermann<br />

begegnet ist. Aber: Im<br />

Kapitel über den vor drei Jahren<br />

verstorbenen Schauspieler<br />

Manfred Krug zieht der Autor<br />

vom Leder. „So originell wie<br />

Hunderte anderer Einfaltspinsel,<br />

billig und beschissen gequirlt“,<br />

schimpft Biermann auf<br />

Manne Krug. Diese Attacke<br />

macht Krug junior wütend.<br />

Stellvertretend für die ganze<br />

Familie hat Daniel Krug jetzt<br />

einen offenen Brief an Biermann<br />

gerichtet. Das Schreiben<br />

beginnt mit den Worten: „Es<br />

wird dir wurscht sein, aber meinen<br />

Respekt hast du verspielt.“<br />

Biermann dürfe sich nicht anmaßen,<br />

Manfred Krug wahrheitswidrig<br />

als Freund zu bezeichnen<br />

–und dann auch noch<br />

über ihn zu lästern. „Mein Vater<br />

nannte niemanden Freund,<br />

den er bloß einmal jährlich auf<br />

’ner Party traf“, schreibt Daniel<br />

Krug. Der Begriff „Freund“ sei<br />

nur für ganz wenige Menschen<br />

reserviert und eine echte Auszeichnung<br />

gewesen.<br />

Krug junior wirft Biermann<br />

vor, dass er die Geschichte erst<br />

drei Jahre nach dem Tod seines<br />

Vaters veröffentliche. Jetzt, wo<br />

sich der Attackierte nicht mehr<br />

selbst wehren könne. „Sag’, kesser<br />

Schreiber, vor einigen Jahren<br />

–als er noch gut im Saft<br />

stand –warst du da noch nicht<br />

ganz am Bodensatz deiner geschwätzigen<br />

Tagebücher angelangt,<br />

oder hinderte dich die<br />

schiere Angst vor seinen unberechenbaren<br />

Reflexen?“<br />

Krug junior geht auch auf eine<br />

Läster-Geschichte ein, die<br />

schon länger über seinen Vater<br />

kursiert und die Biermann jetzt<br />

im Buch wieder aufwärmt. Im<br />

Kern enthält sie den Vorwurf,<br />

dass Manfred Krug vor Freunden<br />

damit geprahlt habe, Millionär<br />

zu sein. Dazu schreibt<br />

Daniel Krug am Ende seines<br />

Briefs an Biermann: „Dass der<br />

persiflierende Charakter seiner<br />

Millionen-Ansprache vor<br />

Freunden in deinem Text überhaupt<br />

nicht herauskommt, ist<br />

das, was den größten Schaden<br />

anrichtet –anunseren Gefühlen,<br />

wie an seinem Gedenken.“<br />

Biermann weiß wohl selbst,<br />

dass er es sich mit der Familie<br />

Krug verscherzt hat. Angesprochen<br />

auf seine große Klappe<br />

sagte er kürzlich: „Es ist nicht<br />

gerade ein Akt der Bescheidenheit,<br />

wenn man sich vor tausend<br />

Leuten hinstellt und Lieder<br />

singt.“ Aber er betont auch,<br />

er habe nicht nur eine große<br />

Klappe, sondern sei immer<br />

auch mit offenen Ohren durchs<br />

Leben gegangen. Mike Wilms

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