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Heidi

Das Gäste- und Freizeitmagazin der Dübener Heide Frühjahr/Sommer 2019 Ausgabe 21

Das Gäste- und Freizeitmagazin der Dübener Heide
Frühjahr/Sommer 2019
Ausgabe 21

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41<br />

Die Tour mit der MS „Reudnitz“ dauert anderthalb Stunden.<br />

Es ist einer dieser Tage nach Maß für<br />

Ingo Otto. Die Sonne scheint, die Temperaturen<br />

sind angenehm. Der Skipper<br />

macht noch einen letzten Check<br />

auf dem Motorsegler „Reudnitz“. Die<br />

Maschine läuft. Schwimmwesten sind<br />

an Ort und Stelle. „Es kann losgehen“,<br />

blickt Otto voraus. Mit Ehefrau Simone<br />

an der Seite ist der Skipper auf dem<br />

Großen Goitzschesee unterwegs.<br />

Kopftuch, Pluderhose und Weste<br />

Die aktuelle Saison ist die mittlerweile<br />

14. vor den Toren Bitterfelds.<br />

„Hoffentlich wird es wieder eine so<br />

gute wie die letzte.“ Ingo Otto hält<br />

nicht viel von Aberglauben. Die 13 hat<br />

Glück gebracht. Viele Rundfahrten<br />

waren ausgebucht. Die Anfragen zum<br />

Boots charter reißen nicht ab.<br />

Es läuft. Und Ingo Otto ist auch 2019<br />

der Pirat der Goitzsche. Er trägt Kopftuch,<br />

Pluderhose, Weste. Hat Messer<br />

und Pistolen bei der Hand, raucht Pfeife.<br />

Er liebt die Rolle. „Die Leute freuen<br />

sich darauf. Sie sehen in der ‚Reudnitz’<br />

von Anfang an das Piratenschiff. Ich<br />

finde das in Ordnung.“<br />

Die Piratenflagge flattert im Wind.<br />

Otto gibt den rauen Seebären. Hinter<br />

den Kulissen hat er sich an klare Regeln<br />

zu halten. Deshalb greift der Pirat<br />

Bester Blick auf die Bitterfelder Wasserfront samt „Villa am Bernsteinsee“<br />

vorm ersten Böllerschuss zum Handy,<br />

informiert die Polizei. Niemand soll<br />

Schlimmes befürchten an der Goitzsche.<br />

Knochenjob an Land<br />

Die Touren mit der „Reudnitz“ kommen<br />

dem Skipper gelegen. Er liebt das<br />

Wasser mehr als die Zeit an Land. Die<br />

stand zuletzt für einen Knochenjob.<br />

Die „Reudnitz“ ist optisch anders als<br />

alle anderen Schiffe auf der Goitzsche.<br />

Aber auch sie muss gewartet und repariert<br />

werden. Sie braucht die technische<br />

Überprüfung. Bevor der Gutachter<br />

alles kritisch beäugte, wurde<br />

ordentlich Hand angelegt. Der Unterwasseranstrich<br />

ist neu. Unter Deck<br />

sorgt ab sofort eine Dieselheizung für<br />

Wärme. „Es gibt eigentlich immer<br />

was zu tun. Hier steht nie alles still.“<br />

Ingo Otto ist zufrieden. Der Motor<br />

läuft rund. Das Ablegemanöver kann<br />

beginnen. Vorher wird noch kräftig<br />

mit dem Signalhorn gegrüßt. Die vorbeifahrende<br />

„Vineta“ und die Besucher<br />

der Goitzsche sollen wissen, dass der<br />

Pirat auf Tour geht.<br />

Die normale Runde dauert anderthalb<br />

Stunden. Zeit genug, um über den<br />

See und seine Ufer zu berichten. „Da<br />

blicke ich schon einmal voraus. Eine<br />

Ferienhaussiedlung auf<br />

der Halbinsel Pouch: Das<br />

darf man doch erwähnen.“<br />

In einer anderen<br />

Angelegenheit holt Ingo<br />

Otto deutlich weiter aus.<br />

Er lobt „Lucia“, den neuen<br />

Stern auf der Goitzsche,<br />

in höchsten Tönen.<br />

Er war selbst dabei, als<br />

das Schiff von Frankreich<br />

nach Bitterfeld<br />

überführt worden war.<br />

Der Blick geht übers<br />

Wasser. „Da ist er, der<br />

verrückte Andreas Beuster. Der hat<br />

‚Lucia‘ hierhergeholt.“<br />

Ein wenig verrückt<br />

Verrückt? Ist das nicht zu derb? Der<br />

Skipper sagt Nein. „Ist doch verrückt,<br />

einen Hochseekatamaran auf einen<br />

Binnensee zu holen. Genauso verrückt<br />

wie wir waren, als wir unser Schiff<br />

holten.“ Die „Reudnitz“ sei der einzige<br />

Hochseelastensegler auf einem See.<br />

Die Goitzsche ist Ottos Revier. Er will<br />

sie nicht missen. „Sie ist besonders. Ich<br />

muss den Leuten immer wieder sagen,<br />

dass das hier ein Tagebau war. Wenn<br />

du es nicht weißt, siehst du das nicht<br />

mehr.“<br />

Gebaut in Holland<br />

Die MS „Reudnitz“ wurde 1890 als<br />

Zwei-Mast-Segler in Groningen gebaut.<br />

Das 26 Meter lange, fünf Meter<br />

breite und 82 Tonnen schwere Schiff<br />

war über Jahrzehnte im Wattenmeer<br />

unterwegs. Vor 40 Jahren kam es nach<br />

Deutschland. Seit 2006 ist es als Passagierschiff<br />

auf der Goitzsche im Einsatz<br />

und bietet bis zu 70 Gästen Platz.<br />

Das Schiff legt außer montags täglich<br />

ab. Wochentags steht es allein für<br />

Charterfahrten zur Verfügung. An den<br />

Wochenenden beginnen die Rundfahrten<br />

13, 15 und 17 Uhr. Skipper Ingo<br />

Otto und Ehefrau Simone empfehlen<br />

dringend, Plätze im Vorhinein zu buchen.<br />

<br />

Text und Fotos: Ulf Rostalsky<br />

MS Reudnitz<br />

Ingo Otto, Bootsshop „Skipper“<br />

Thalheimer Straße 2<br />

06803 Bitterfeld-Wolfen<br />

Tel.: 0172 / 7 97 90 55<br />

www.msreudnitz.de<br />

info@msreudnitz.de

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