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AKTUELL<br />

03/<strong>2019</strong><br />

29<br />

Entwicklung gelassen. Es gab nie auch nur den geringsten<br />

Druck, dass wir in den Betrieb einsteigen sollten. Und das<br />

war genau die richtige Strategie. Nach dem Wirtschaftsstudium<br />

und verschiedenen Arbeitserfahrungen im Ausland,<br />

reifte mein Wunsch wieder in die Heimat zurückzukommen.<br />

Dann gab ich mir, dem Betrieb und dem Leben in Südtirol<br />

eine 6-monatige Probezeit. Die darauffolgende Entscheidung,<br />

die über 100-jährige Tradition fortzuführen, lag vollkommen<br />

bei mir und wurde nicht von meinem Vater beeinflusst. Ich<br />

denke, dass ich ansonsten heute auch nicht hier wäre.<br />

Radius: Vielen potenziellen Nachfolgern ist die Verantwortung<br />

einer Unternehmensnachfolge heute zu groß ist. Wie<br />

sehen Sie das?<br />

I. Eisendle: Natürlich ist es nicht immer ein Zuckerschlecken.<br />

Man glaubt in einigen Momenten überfordert zu sein<br />

und dem Druck nicht standzuhalten, aber prinzipiell sehe<br />

ich es als große Chance. Ich finde es sehr spannend, einen<br />

Betrieb mit einer so langen Geschichte mit neuen Ideen<br />

und Herangehensweisen fit für die Zukunft zu machen. Ich<br />

wurde dabei von meinem Vater auch von Anfang an voll<br />

unterstützt und Aussagen wie, „das haben wir immer so<br />

gemacht, deshalb werden wir es auch weiterhin so machen“<br />

habe ich in den letzten fünf Jahren zum Glück kein einziges<br />

Mal gehört. Ich bin der Meinung, dass ein Austausch unter<br />

„Gleichgesinnten“ sehr guttut. Deshalb spreche ich oft mit<br />

Freunden, die sich in ähnlichen Situationen befinden.<br />

Radius: Sie haben das Unternehmen in den 1970er Jahren<br />

von Ihrem Vater übernommen. Wie hat sich die Unternehmensnachfolge<br />

von damals auf heute verändert?<br />

Arno Eisendle: Bei mir war der Weg<br />

vorbestimmt: Als einziger Sohn – das<br />

war damals noch ein Kriterium – führten<br />

die Gespräche am Mittagstisch mit<br />

meinen Eltern, die beide im Versicherungsbüro<br />

gearbeitet haben, über<br />

Ferienjobs im elterlichen Betrieb zum<br />

Studium der Versicherungswissenschaften.<br />

Über Alternativen habe ich nie<br />

nachgedacht. Darüber hinaus war<br />

das Traditionsbewusstsein viel ausgeprägter<br />

und deshalb eine Betriebsnachfolge<br />

logischer als zur heutigen Zeit.<br />

Radius: Glauben Sie es ist heute schwieriger oder<br />

einfacher geworden eine Unternehmensnachfolge<br />

anzutreten?<br />

A. Eisendle: Ich bin davon überzeugt,<br />

dass es heute viel schwieriger ist. Es gibt<br />

viel mehr Möglichkeiten als damals,<br />

etwa schon beim Studium oder dem Jobangebot.<br />

Die Welt ist kleiner geworden<br />

und dreht sich schneller. Die jungen<br />

Generationen legen sich nicht gerne<br />

Arno Eisendle<br />

fest, probieren vieles aus und wollen aufgrund der rasanten<br />

Veränderungen flexibel bleiben. Dazu kommt, dass heute<br />

praktisch jeder Betrieb unter extremen Konkurrenzkampf<br />

und überbordender Bürokratie leidet. Die Jungen sehen mit<br />

welchem Druck und welchem Risiko ihre Eltern arbeiten<br />

müssen, um Erfolg zu haben. Und davor haben viele Angst.<br />

Vom Loslassen und Verantwortung übernehmen<br />

In der Unternehmensnachfolge trifft die junge Generation,<br />

die in große Fußstapfen treten und viel Verantwortung<br />

übernehmen soll, auf einen Unternehmer, dem das Loslassen<br />

oft schwerfällt. Mit einem eigenen Unternehmensnachfolge-<br />

Service sensibilisiert die Handelskammer Bozen für das Thema<br />

und unterstützt Unternehmen dabei, sich rechtzeitig mit der<br />

Nachfolge auseinanderzusetzen. Haben Betriebe keine Nachfolge,<br />

werden die Banken und die Kunden nervös. Auch Coach<br />

Birgit Dissertori weiß aus Erfahrung, wie wichtig eine frühzeitige<br />

Planung des gesamten Prozesses ist: Auch für den Junior-<br />

Chef, der nachfolgen soll. „Ich denke, es ist wichtig, dass die<br />

Kinder eines Unternehmers/einer Unternehmerin sich früh mit<br />

dem Gedanken an eine Nachfolge auseinandersetzen. Sie<br />

sollten aber genügend Zeit in ihre Ausbildung investieren<br />

und anschließend auch Erfahrungen in anderen Betrieben<br />

sammeln. Schließlich werden sie im elterlichen Betrieb nie<br />

ein ‚ganz normaler Mitarbeiter‘ sein.“ Sich dann in einer<br />

Übergangsphase in das Unternehmen einzuarbeiten und<br />

auf die neue Rolle vorzubereiten ist für Coach Dissertori<br />

das richtige Rezept für eine erfolgreiche<br />

Isabel Eisendle Nachfolge.<br />

„Ich arbeite gerne bei systems, weil mir die<br />

Rahmenbedingungen die Möglichkeit<br />

geben, eigenständig zu arbeiten.“<br />

Jürgen<br />

Seit 23 Jahren bei systems<br />

www.systems.bz/jobs

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