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03/<strong>2019</strong><br />
59<br />
Berufe im Hotel- & Gastgewerbe …<br />
… wo Menschen für Menschen arbeiten. Ein Gespräch mit<br />
Matteo Lattanzi. Er ist Vorsitzender des Vereines Gastlichkeit<br />
in Südtirol und Maître d’Hôtel im 5-Sterne-Hotel „Quellenhof<br />
Luxury Resort Passeier“ in St. Martin in Passeier.<br />
Dort trägt er Verantwortung für über 60 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Service.<br />
Foto © HotelQuellenhof<br />
Radius: Herr Lattanzi, welche Anforderungen stellt ein<br />
5-Sterne-Hotel an die Mitarbeiter?<br />
Matteo Lattanzi: In der Spitzenhotellerie ist die Klientel<br />
naturgemäß sehr anspruchsvoll. Dort steigen Gäste ab, die<br />
teilweise schon in renommierten Hotels auf der ganzen Welt<br />
genächtigt hatten. Dementsprechend hoch sind auch meine<br />
Ansprüche und die Ansprüche an unsere Mitarbeiter.<br />
Radius: Sie leiten den Service im Hotel Quellenhof. Welche<br />
Anforderungen stellen Sie an das Serviceteam?<br />
M. Lattanzi: Das Gastgewerbe braucht fachlich sehr gut<br />
ausgebildete und vor allem motivierte Servicefachkräfte. Diese<br />
sind heute nicht mehr so leicht zu finden, wie viele Hotels<br />
und Gastbetriebe immer öfter feststellen. Das kann man nun<br />
kritisieren und bedauern. Wir müssen aber verstärkt der Realität<br />
ins Auge blicken und erkennen, dass für die Jugend neben<br />
dem Beruf und der Arbeit auch die Freizeit eine wichtige<br />
Rolle spielt. Der jungen Generation ist die Freizeit vielfach<br />
wichtiger als Geld. Sie möchten nicht mehr als neun Stunden<br />
täglich arbeiten und nicht mehr jedes Wochenende im Betrieb<br />
verbringen.<br />
Radius: Was im Hotel- und Gastgewerbe nicht einfach ist,<br />
weil dort an den Wochenenden am meisten läuft …<br />
M. Lattanzi: Das stimmt. Ich denke, die Arbeitgeber müssen<br />
flexibler werden, vor allem bei den Arbeitszeiten. Die Urlaubsund<br />
Überstundenregelung muss transparenter werden. Ebenso<br />
sollen Überstunden so weit wie möglich eingeschränkt werden.<br />
Das ist im Gastgewerbe zwar nicht einfach zu handhaben, da<br />
man den Gast ja nicht ab einer bestimmten Uhrzeit hinauskomplimentieren<br />
kann. Hier sind die Betriebe gefordert, indem sie<br />
interessante Rahmenbedingungen für ihre Mitarbeiter schaffen.<br />
Grundsätzlich sollte es darum gehen, gut ausgebildete und<br />
motivierte Fachkräfte zu finden und auch zu halten.<br />
Radius: Stichwort Gäste: Haben diese Verständnis für die<br />
Wünsche der Mitarbeiter?<br />
M. Lattanzi: Natürlich spielt der Gast eine wichtige Rolle;<br />
denn auch der Gast kann ein Motivationskiller für die jungen<br />
Nachwuchskräfte sein. Zum Beispiel, wenn er kein „Bitte“<br />
und „Danke“ kennt und in den Servicefachkräften nur „Tellerträger“<br />
sieht. Oft würden wir uns etwas mehr Wertschätzung<br />
vonseiten des Gastes wünschen. Deshalb hat der Verein Gastlichkeit<br />
auch die Initiative „Das nenne ich Service! DANKE!“<br />
ins Leben gerufen, wo unsere Gäste sich auf der Website<br />
Matteo Lattanzi<br />
www.gastlichkeit.it bedanken können, wenn sie in einem Gastbetrieb<br />
besonders engagiert und professionell bedient worden<br />
sind. Natürlich erhält der Service vom Gast auch Anerkennung,<br />
etwa in Form von Lob oder Trinkgeld.<br />
Radius: Wie sieht nun der ideale Mitarbeiter aus?<br />
M. Lattanzi: In unserer Branche arbeiten Menschen für<br />
Menschen. Der korrekte menschliche Umgang und der<br />
Respekt sind damit mal eine Grundvoraussetzung. Mitarbeiter<br />
sollen zielstrebig sein, Freude am Beruf und am Lernen<br />
haben. Das ist dann schon die halbe Miete. Daneben wären<br />
noch Pünktlichkeit, sauberes Arbeiten und ein gepflegtes<br />
Äußeres zu nennen.<br />
Radius: Klingt selbstverständlich. Aber wie sieht es damit aus?<br />
M. Lattanzi: Ich muss sagen, die Ausbildungsschulen bemühen<br />
sich sehr, der Jugend aufzuzeigen, warum im Gastgewerbe<br />
Pünktlichkeit, Respekt, gepflegtes Äußeres, kurz gesagt, die<br />
guten Benimmregeln notwendig sind. Oftmals haben wir in<br />
den Hotels aber schon das Gefühl, dass das Elternhaus seinen<br />
Part zu wenig erfüllt. Wenn ein junger Mitarbeiter im Betrieb<br />
anfängt, heißt es nicht selten, erst mal an den Basics zu arbeiten,<br />
wie grüßen oder morgens rasiert und gekämmt erscheinen.<br />
Ein gewisses Fachwissen und Interesse sollten natürlich<br />
auch noch vorhanden sein. Ich kann verstehen, dass manche<br />
Führungskräfte sagen, warum muss ich mir das alles antun …<br />
Radius: … und wie reagieren Sie darauf?<br />
M. Lattanzi: Meine Passion für den Serviceberuf und für die<br />
Ausbildung der Nachwuchskräfte ist ungebrochen. Denn<br />
es gibt sie nach wie vor – die leuchtenden Sterne unter den<br />
Lehrlingen. Die ehrgeizig und wissbegierig sind, die sich mit<br />
ihrem Wunschberuf identifizieren, die bereit sind, mehr zu<br />
geben als das Soll, weil sie ein Auge und ein Herz für die<br />
Arbeit haben. Für die es sich lohnt, Perspektiven zu schaffen.<br />
Dabei ist es wichtig, als Führungskraft den Mitarbeitern<br />
Freiraum zu lassen, damit sie sich entfalten können. Das<br />
inspiriert und motiviert.