Berliner Kurier 18.04.2019

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BERLINER KURIER, Donnerstag, 18. April 2019
Fotos: City-Press
Von
SEBASTIAN SCHMITT
und
PATRICK BERGER
Berlin – In den letzten Wochen
als Cheftrainer von
Hertha BSC wird Pal Dardai
(43) nur noch auf Pressekonferenzen
reden. Nicht mehr,
wie zuvor üblich, nach dem
Training. Noch am Tag nach
seiner Entlassung gab der
Ungar aber einer Zeitschrift
in seiner Heimat ein großes
Interview – und gewährte
Einblicke in sein
Seelenleben und seine
Zukunftsplanung.
„Als ich noch Spieler
war, habe ich geglaubt,
ich werde hundert Jahre
spielen. Als der Tag kam,
fiel mir ein großer Stein
vom Herzen, denn die Jahrzehnte
auf dem Spielfeld haben
meine Knöchel geschrottet.
Jetzt habe ich dasselbe Gefühl.
Wenn es auch sonderbar klingt,
es tut mir nicht leid, dass die
Hertha die Vorbereitung auf
die nächste Saison nicht mehr
mit mir in Angriff nimmt“, sagte
Dardai gegenüber der „Nemzeti
Sport“.
Der dauerhafte Druck, in der
Bundesliga bestehen zu müssen,
hätte ihn ein Stück weit
ausgelaugt. „Ich klage normalerweise
nicht, aber letzten
Sommer, als wir mit der Arbeit
angefangen haben, hatte ich das
Abklatschen mit den
Kids! Lazarobegrüßt
seine jüngsten Fans.
Kieztraining
und Pallacht wieder
Gefühl, dass irgendetwas
nicht
stimmt“, sagt
Dardai. Das bemerkte
auch seine
Familie. „Meine liebe Frau Moni
fragte mich im Oktober, was
denn mit mir ist? Was war? Ich
bin müde geworden.“
Sorgen müssen sich Hertha-
Fans aber nicht. Dardai wird
die letzten fünf Spiele genießen
und alles für die Mannschaft
geben. Nach der Bekanntgabe,
dass er zum Sommer aufhört,
könne die Mannschaft nun befreit
aufspielen. Der Druck sei
schließlich weg. „Ich gebe alles
dafür, dass wir die Saison jetzt
noch so erfolgreich wie möglich
zu Ende spielen.“
Stolz ist Dardai rückblickend
auf die vergangenen viereinhalb
Jahre. „Mein Nachfolger
Berlin – Tageins nach der Dardai-Demission.
Als Herthas Noch-Coach beim Kieztraining
in Kreuzbergaus dem Mannschaftsbus
steigt,hatte der Ungar ein Lächeln im Gesicht und
stand für Fotos mit den Fans bereit.Rund 700 Herthaner
verfolgten die einstündige Einheit im Willy-
Kressmann-Stadion. Danach wurde Dardai umzingelt
vonden Anhängern. Er bleibt Herthas Liebling,
auch wenn er nicht mehr Chefcoach ist.Auch ein anderer
geht am Saisonende: Fabian Lustenberger
(30) wechselt zu den Young Boys Bern. Nach seinem
Muskelfaserriss im Oberschenkel will er
aber noch mal im blau-weißen Trikot spielen
und kündigt sein Comeback an: „Ich will
nächste Woche wieder ins Training
einsteigen.“ Dann könnte Lusti
im Saisonendspurtdoch
spielen.
Ab Juni hat PalDardai
wieder mehr Zeit für
seine Frau Monika.
wird ein gutesTeam vorfinden.
Die Basis wurde geschaffen.
Das war zu Beginn im Februar
2015 nicht der Fall. Da haben
wir praktisch von Grund auf
neu begonnen. Der Verein ist
stabil, wir haben zweimal Europa
erreicht. Wir haben vor allem
auf junge deutsche Spieler
Fotos: Imago-Images/Foto2press/Camera4
aus dem eigenen Nachwuchs
gesetzt, das ist in Deutschland
nicht üblich.“
Sein Vertrag als Profitrainer
läuft noch bis Sommer 2020. So
lange wird Dardai auch das Gehalt
beziehen. Er verrät gegenüber
der ungarischen Zeitschrift,
dass er eine Auszeit einlegen
will. Sein jüngster Sohn
Bence (13) habe den Papa darum
gebeten, im Sommer einen
Monat zusammen am Plattensee
Urlaub zu machen. Während
dieser Zeit werde er sein
Telefon ausschalten. „Ich
möchte ein Jahr lang pausieren
und mich voll auf die Zeit mit
der Familie konzentrieren.“
Danach wolle er auch die Chance
nutzen, „zwei Wochen bei
bekannten Klubs zu hospitieren“.
Tatsächlich möchte Dardai
der Hertha-Familie treu bleiben.
Ab 2020 will er als Nachwuchstrainer
zu Hertha zurückkehren.
Kraft wird dienstältester Herthaner
Berlin – Was KURIER-
Leser seit Ende März
wussten, ist jetzt amtlich:
Ersatztorhüter
Thomas Kraft (Foto,
30) hat seinen auslaufenden
blau-weißen
Vertrag um ein Jahr verlängert.
Durch den feststehenden
Abschied von Fabian
Noch immer begehrt: Ein
Foto mit PalDardai! Die
Dame hat den Trainer vor
der Linse.
Lustenberger (30,
Bern) wird Kraft (kam
2011 vom FCBayern)
zum dienstältesten
Herthaner. Manager
Michael Preetz freut’s:
„Sein Wort hatauchin
der Kabine Gewicht,deswegen
sindwir froh, ihn im Verein
halten zu können.“
Die Kinder durften auch
selbst ins Hertha-Tor
schießen und hatten jede
Menge Spaß.
Foto: City-Press
Fotos: Berger
Fans reden über
Pal-Trennung
Berlin –Der KURIER
machte eine kurze Blitz-
Umfrage über die Trennung
von Pal Dardai zum Saisonende
bei Herthas Fans. So
denken sie über das Pal-Aus.
Thomas
(31) aus
Tempelhof:
„Es
ist die
vierte
Rückrunde
in Folge,
in der wir
schlecht spielen.
Das liegt auch an ihm. Der
nächste Schritt ist mit ihm
nicht möglich. Aber natürlich
ist es Pal, unser Rekordspieler.
Ich bin ihm auf ewig
für alles dankbar.“
Mike (28)
aus Kreuzberg:
„Schade,
dass Pal
aufhört.
Es ist aber
nachvollziehbar.
Wir
brauchen neue
Impulse und einen frischen
Trainer, der mit jungen
Spielern umgehen kann.“
Roman (34)
aus Tempelhof:
„Man
hätte ihm
noch eine
Chance
geben
können.
Es ist auch
nicht so, dass
wir abstiegsgefährdet
sind. Die Entwicklung,
der nächste Schritt, fehlt.
Das stimmt. Aber Pal ist jemand,
der voll auf die Jugend
setzt und das wollen
wir in Berlin sehen. So jemanden
muss man erst finden.“
Mandy (30)
aus Neukölln:
„Ich
finde die
Trennung
gut.
Es waran
der Zeit.
Pal hat oft
zu spät gewechselt.
Für den neuen Impuls
wünsche ich mir einen
Trainervon außen.“
Vincent (40) aus Neukölln:
„Am Anfang war Dardai
richtig hungrig. Aber
nachdem er
Hertha
nach Europa
geführt
hatte,
wirkte er
satt, als
hätte er alles
erreicht.“