* BERLIN Shisha-Bars Neue Razzia gegen Clan-Kriminalität SEITEN 10-11 DER ROTE TEPPICH Ehre, wemEhregebührt! „Micha“ Koch, 60 Jahrealt,ist Künstler und Weißenseer mit Leib und Seele. Fragen? Wünsche? Tipps? Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456 (Mo.–Fr. 10–18 Uhr) 10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105 E-Mail: leser-bk@dumont.de Abo-Service: Tel. 030/232777 Foto: privat Das Strandbad Weißensee kennt fast jeder in Berlin. Auch den Schriftzug, mit dem das Bad gerne wirbt, haben viele sofort vor Augen. Der Urheber des Schriftzuges „Weissensee“ ist gar nicht so bekannt. Es ist der Installationskünstler Michael „Micha“ Koch, der vor Kurzem seinen 60. Geburtstag gefeiert hat (Der KURIER wünscht nachträglich alles Gute). Und so unbekannt ist „Micha“ Koch dann doch nicht: In der Kunstszene ist er jedem ein Begriff –gerade im Osten natürlich. Einige im Kiez nennen ihn scherzhaft den König von Weißensee. Klar, „Micha“ ist in Weißensee aufgewachsen, hat an der Kunsthochschule Weißensee studiert und wohnt heute noch dort. Ans Wegziehen ist nicht zu denken. „Die Deutsche Filmindustrie hatte in Weißensee ihre Wiege“, verteidigt er eisern seinen Ortsteil. Den Schriftzug hat er auf ein T- Shirt drucken lassen. Und trägt die Heimat so raus in die Welt. Sein Studio in der Streustraße 42 steht für Besucher offen, sagt er. Dort fand seine Geburtstagsfete statt. Über 60 Gäste kamen. Künstler-Kollegin Nicola Rubinstein war auch dabei: „Micha ist ein unglaublich guter Netzwerker. Er bringt viele zusammen.“ CHG Haushaltnettoeinkommen der Privathaushalte, in Tausend unter 900 Euro 900 -1300 Euro 1300 -1500 Euro 1500 -2000 Euro 2000 -2600 Euro 2600 -3200 Euro Charlottenburg-Wilmersdorf 31,5 27,9 13,7 26,3 24,7 18,4 40,1 2013 18,5 27,8 14,9 24,9 24,3 17,8 56,1 2017 Neukölln 2013 2017 Lichtenberg 2013 2017 Steglitz-Zehlendorf 16,3 20,5 12,9 23,8 27,2 15,9 36,8 2013 11,1 17,9 9,6 23,9 23,8 15,2 51,9 2017 2013 2017 2013 2017 Reinickendorf 2013 2017 38,9 35,5 13,5 27,2 24,1 12,9 16,3 22,4 33,5 14,5 28,8 29,7 17,6 27,4 25,4 26,1 15,1 29,7 24,4 12,0 16,5 16,1 22,3 22,3 29,5 28,6 18,1 28,9 Treptow-Köpenick 19,4 23,6 13,4 24,9 22,3 12,8 21,6 12,4 17,7 11,1 22,5 22,9 15,7 37,4 Marzahn-Hellersdorf 21,7 25,7 11,6 23,0 20,7 12,3 18,5 14,3 19,6 12,0 23,0 20,9 17,2 29,1 17,0 19,6 11,2 22,3 18,4 12,8 23,7 9,6 20,5 10,0 26,6 18,7 14,2 36,1 Spandau 23,3 23,1 12,8 22,9 19,8 9,2 15,9 2013 13,5 18,6 11,3 20,7 17,7 12,9 25,2 2017 124,9 127,0 120,2 138,0 139,7 133,6 136,2 135,8 149,1 158,6 153,3 153,4 über 3200 Euro Pankow Angaben in Tausend 2013 2017 33,1 11,1 38,9 29,8 20,5 14,0 39,7 40,2 30,8 35,5 19,4 26,0 40,9 66,2 Mitte 2013 2017 45,4 33,8 15,2 31,7 28,5 14,2 25,0 Tempelhof-Schöneberg 2013 2017 24,8 19,5 24,8 28,3 14,4 13,9 30,8 30,4 27,9 27,1 17,9 20,9 39,1 47,9 Friedrichshain-Kreuzberg 32,1 30,5 13,0 24,6 23,1 10,9 21,9 2013 19,4 29,4 13,0 27,8 25,2 17,6 37,1 2017 155,9 168,5 174,0 169,7 182,4 184,5 193,8 33,0 36,1 15,4 35,6 31,4 24,5 44,0 182,6 188,1 223,3 222,8 220,1 Grafik/Galanty (2); Quelle: Abgeordnetenhaus Berlin Von MARTIN KLESMANN Berlin – Die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft brummt und die Arbeitslosigkeit sinkt. Seit Jahren! Und doch ist das Armutsrisiko für <strong>Berliner</strong> in den vergangenen Jahren noch gestiegen. Das ergibt eine Datenauswertung, die dem KURIER exklusiv vorliegt. Und das liegt vor allem an den steigenden Mieten. Die fressen bei vielen Bürgern den Lohnzuwachs auf. Genau 17,4 Prozent der <strong>Berliner</strong> sind laut Mikrozensus 2017 armutsgefährdet, vor zehn Jahren waren es noch gut drei Prozent weniger. Das teilte die Senatsverwaltung für Arbeit nun auf Anfrage des Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg (Linke) mit. Für Schlüsselburg ist klar: „Ein wesentlicher Grund dafür ist der Mietenwahnsinn in dieser Stadt.“ Es seien <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong>, die hier seit Jahren faktisch trotz Lohnsteigerungen enteignet würden. Tatsächlich geht zunehmend ein Riss durch Berlin. Für Pankower Bürger hat sich das Risiko, arm zu werden, seit 2005 halbiert hat. Die Armutsquote fiel ivon seinerzeit 13 Prozent auf 6,8 Prozent. Das ist übrigens der niedrigste Wert in Berlin. Auch in Friedrichshain-Kreuzberg sank sie deutlich. In Spandau hingegen stieg sie am stärksten (von 15,7 auf 24,1 Prozent). Das liegt auch daran, dass viele ärmere <strong>Berliner</strong> inzwischen wegen der noch günstigen Mieten in Spandauer Großsiedlungen gezogen sind. Es geht um Verdrängung. Als armutsgefährdet gilt, wer mit 60 Prozent des mittleren Durchschnittseinkommens auskommen muss. In Spandau ist es nun bereits jeder Vierte. „Wir müssen verhindern, dass die Stadt zwischen Zentrum und Peripherie weiter auseinanderdriftet“, sagt Schlüsselburg. Das klingt schon so, als würde sich Berlin wie Paris entwickeln, wo viele Armen längst außerhalb des Autobahnrings wohnen. Der Reichtum verteilt sich tatsächlich sehr un- Fotos: Imago Gerade im Südwesten der Stadt haben viele hohe Kapitaleinkünfte.
* SEITE7 BERLINER KURIER, Donnerstag, 18. April 2019 Im Südwesten Geld-Regen, im Nordosten Konto-Dürre Einsamer Ausreißer beim <strong>Berliner</strong> Gehaltsatlas ist Spandau, dortstieg die Armutsquote besondersstark gleichmäßig über Berlin: Dafür gibt es sogar eine Reichen-Statisik. Und die wird vom <strong>Berliner</strong> Südwesten angeführt: In Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf gelten jeweils gut 16 Prozent als reich. Das heißt: Sie haben mindestens 200 Prozent mehr Geld zur Verfügung als der <strong>Berliner</strong> Durchschnittsverdiener. Die niedrigste Reichen-Quote haben Marzahn-Hellersdorf (5 Prozent), Lichtenberg 3,8 Prozent) und Neukölln (3,5 Prozent). Dabei ist der <strong>Berliner</strong> Osten sogar beruflich besonders qualifiziert. Das zeigt die Quote zur Bildungsarmut. Sie markiert den Anteil der Menschen, die keinen Beruf gelernt haben. Diese Quote ist in Pankow (6,1 Prozent) besonders niedrig und auch in Treptow-Köpenick (9,4 Prozent). Schon an dritter und vierter Stelle folgen Lichtenberg (10,4 Prozent) und Marzahn-Hellersdorf (11,4 Prozent). Der <strong>Berliner</strong> Osten hat also hier bessere Werte als die westlichen Bezirke. Besser auch als das wohlhabende Geringqualifizierte Anteil der über 25-Jährigen mit niedrigem Bildungsstand 2005 18,8% 2008 17,4% 2011 16,2% 2014 15,6% 2017 14,3% Steglitz-Zehlendorf. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass zu DDR- Zeiten nahezu jeder Bürger einen Beruf erlernen musste, und diese Haltung an die Nachfahren weitergegeben hat, heißt es unter Experten. Generell hat die Anzahl der Geringqualifizierten in Berlin in den letzten Jahren abgenommen. Insgesamt verdienen <strong>Berliner</strong> aber mehr. In allen Bezirken stieg die Zahl der Haushalte, die netto mehr als 3200 Euro zur Verfügung haben an. Spitzenreiter ist Steglitz-Zehlendorf mit 33 Prozent, Schlusslicht Neukölln hat 15 Prozent. Und es gibt weniger Haushalte, die mit weniger als 900 Euro auskommen müssen. Im Jahr 2013 waren das in Pankow noch 14 Prozent aller Haushalt. Jetzt nur noch vier Prozent. In Randbezirken wie Spandau oder Marzahn, aber vor allem in Mitte und Neukölln sind viele Bürger klamm.