Gustav-Meyrink Meister Leonhard
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<strong>Gustav</strong> <strong>Meyrink</strong> • <strong>Meister</strong> <strong>Leonhard</strong> • Novelle<br />
<strong>Leonhard</strong> ist ein Jüngling mit keimendem Flaum auf<br />
der Lippe und bereits so groß wie seine Mutter. Wenn<br />
er ihr gegenübersteht, sind seine Augen auf gleicher<br />
Höhe wie die ihrigen, aber immer muß er wegschauen,<br />
wagt den Versuch nicht, zu dem es ihn beständig<br />
reizt und stachelt: ihren leeren fahrigen Blick zu bannen<br />
und den tödlichen Haß hineinzusengen, den er<br />
gegen sie empfindet; jedesmal würgt er es herunter,<br />
fühlt, daß der Speichel in seinem Munde bitter wie<br />
Galle wird und sein Blut vergiftet.<br />
Er sucht und scharrt in seinem Innern und kann<br />
doch die Ursache nicht finden, die ihn so ohnmächtig<br />
macht gegen diese Frau mit ihrem unsteten fledermaushaften<br />
Zickzackflug.<br />
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